Energie-effiziente lüftungstechnische Anlagen - Energie.ch
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RAVEL · ENERGIE-EFFIZIENTE LÜFTUNGSTECHNISCHE ANLAGEN<br />
<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong><br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
RAVEL<br />
Impulsprogramm RAVEL<br />
Bundesamt für Konjunkturfragen
<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />
Trägers<strong>ch</strong>aft:<br />
SIA S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itektenverein<br />
Patronatsorganisationen:<br />
SBHI S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Beratende Hauste<strong>ch</strong>nikund<br />
<strong>Energie</strong>-Ingenieure<br />
STV S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Verband<br />
SWKI S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />
Klima-Ingenieuren<br />
VSHL Verein S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Heizungs- und<br />
Lüftungsfirmen<br />
2<br />
Projektleiter:<br />
Urs Steinemann, Ingenieurbüro US<br />
8832 Wollerau<br />
Autoren:<br />
Anton De Martin, Ai<strong>ch</strong>er De Martin Zweng AG<br />
6006 Luzern<br />
Robert Meierhans, Meierhans & Partner AG<br />
8117 Fällanden<br />
Urs Steinemann, Ingenieurbüro US<br />
8832 Wollerau<br />
RAVEL<br />
Begleitende Projektgruppe:<br />
– Thomas Baumgartner, Ingenieurbüro für<br />
Hauste<strong>ch</strong>nik, 8600 Dübendorf<br />
– Fritz W. Berg, ABB Normelectric AG<br />
8953 Dietikon<br />
– Christoph Brunner, E + B-Concept<br />
1113 St-Saphorin s/Morges<br />
– Rudolf Furter, ZTL, 6048 Horw<br />
– Heinri<strong>ch</strong> Gugerli, INTEP, 8034 Züri<strong>ch</strong><br />
– Werner Ho<strong>ch</strong>strasser, Ho<strong>ch</strong>strasser Consulting<br />
AG, 8152 Glattbrugg<br />
– Miklos Kiss, Elektrowatt Ingenieurunternehmung<br />
AG, 8022 Züri<strong>ch</strong><br />
– Jürg Nipkow, ARENA, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />
– Eri<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>adegg, Gruenberg & Partner AG<br />
8027 Züri<strong>ch</strong><br />
– Bendi<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>ütz, ZTL, 6048 Horw<br />
– Heinz Villa, Amt für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> und<br />
Lufthygiene, 8090 Züri<strong>ch</strong><br />
– Charles Weinmann, Weinmann - <strong>Energie</strong>s<br />
1040 E<strong>ch</strong>allens<br />
– Daniel Wolfisberg, Team-Kader AG, 6304 Zug<br />
Gestaltung<br />
APUI, Ho<strong>ch</strong>feldstrasse 113, 3000 Bern 26<br />
Copyright Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
3003 Bern, September 1993.<br />
Auszugsweiser Na<strong>ch</strong>druck mit Quellenangabe erlaubt.<br />
Zu beziehen bei der Eidg. Drucksa<strong>ch</strong>en- und<br />
Materialzentrale (Best.-Nr. 724.307 d)<br />
Form. 724.307 d 9.93 2000 U13745
RAVEL<br />
Vorwort<br />
Das Aktionsprogramm «Bau und <strong>Energie</strong>» ist auf<br />
se<strong>ch</strong>s Jahre befristet (1990 - 1995) und setzt si<strong>ch</strong><br />
aus den drei Impulsprogrammen (IP) zusammen:<br />
• IP BAU - Erhaltung und Erneuerung<br />
• RAVEL - Rationelle Verwendung von Elektrizität<br />
• PACER - Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />
Mit den Impulsprogrammen, die in enger Kooperation<br />
von Wirts<strong>ch</strong>aft, S<strong>ch</strong>ulen und Bund dur<strong>ch</strong>geführt<br />
werden, soll der qualitative Werts<strong>ch</strong>öpfungsprozess<br />
unterstützt werden. Dieser ist gekennzei<strong>ch</strong>net<br />
dur<strong>ch</strong> geringen Aufwand an ni<strong>ch</strong>t erneuerbaren<br />
Rohstoffen und <strong>Energie</strong> sowie abnehmende<br />
Umweltbelastung, dafür gesteigerten Einsatz<br />
von Fähigkeitskapital.<br />
Im Zentrum der Aktivität von RAVEL steht die<br />
Verbesserung der fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kompetenz, Strom<br />
rationell zu verwenden. Neben den bisher im Vordergrund<br />
stehenden Produktions- und Si<strong>ch</strong>erheitsaspekten<br />
soll verstärkt die wirkungsgradorientierte<br />
Si<strong>ch</strong>t treten. Aufgrund einer Verbrau<strong>ch</strong>smatrix<br />
hat RAVEL die zu behandelnden Themen<br />
breit abgesteckt. Neben den Stromanwendungen<br />
in Gebäuden kommen au<strong>ch</strong> Prozesse in der Industrie,<br />
im Gewerbe und im Dienstleistungsberei<strong>ch</strong><br />
zum Zuge. Entspre<strong>ch</strong>end vielfältig sind die angespro<strong>ch</strong>enen<br />
Zielgruppen: Sie umfassen Fa<strong>ch</strong>leute<br />
auf allen Ausbildungsstufen wie au<strong>ch</strong> die Ents<strong>ch</strong>eidungsträger,<br />
die über stromrelevante Abläufe und<br />
Investitionen zu befinden haben.<br />
Kurse, Veranstaltungen, Publikationen,<br />
Videos, etc.<br />
Umgesetzt werden sollen die Ziele von RAVEL<br />
dur<strong>ch</strong> Untersu<strong>ch</strong>ungsprojekte zur Verbreiterung<br />
der Wissensbasis und – darauf aufbauend – Ausund<br />
Weiterbildung sowie Informationen. Die Wissensvermittlung<br />
ist auf die Verwendung in der<br />
tägli<strong>ch</strong>en Praxis ausgeri<strong>ch</strong>tet. Sie baut hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
auf Publikationen, Kursen und Veranstaltungen<br />
auf. Es ist vorgesehen, jährli<strong>ch</strong> eine RAVEL-<br />
Tagung dur<strong>ch</strong>zuführen, an der jeweils – zu einem<br />
Leitthema – umfassend über neue Ergebnisse, Entwicklungen<br />
und Tendenzen in der jungen, faszinierenden<br />
Disziplin der rationellen Verwendung von<br />
Elektrizität informiert und diskutiert wird. Interessenten<br />
können si<strong>ch</strong> über das breitgefä<strong>ch</strong>erte, zielgruppenorientierte<br />
Weiterbildungsangebot in der<br />
Zeits<strong>ch</strong>rift IMPULS informieren. Sie ers<strong>ch</strong>eint<br />
zwei- bis dreimal jährli<strong>ch</strong> und ist (im Abonnement)<br />
beim Bundesamt für Konjunkturfragen, 3003 Bern,<br />
gratis erhältli<strong>ch</strong>. Jedem Kurs- oder Veranstal-<br />
<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />
tungsteilnehmer wird jeweils eine Dokumentation<br />
abgegeben. Diese besteht zur Hauptsa<strong>ch</strong>e auf der<br />
für den entspre<strong>ch</strong>enden Anlass erarbeiteten Fa<strong>ch</strong>publikation.<br />
Die Publikationen können au<strong>ch</strong> unabhängig<br />
von Kursbesu<strong>ch</strong>en bei der Eidg. Drucksa<strong>ch</strong>en-<br />
und Materialzentrale (EDMZ), 3000 Bern,<br />
bezogen werden.<br />
Zuständigkeiten<br />
Um das ambitiöse Bildungsprogramm bewältigen<br />
zu können, wurde ein Organisations- und Bearbeitungskonzept<br />
gewählt, das neben der kompetenten<br />
Bearbeitung dur<strong>ch</strong> Spezialisten au<strong>ch</strong> die Bea<strong>ch</strong>tung<br />
der S<strong>ch</strong>nittstellen im Berei<strong>ch</strong> der Stromanwendung<br />
sowie die erforderli<strong>ch</strong>e Abstützung<br />
bei Verbänden und S<strong>ch</strong>ulen der beteiligten Bran<strong>ch</strong>en<br />
si<strong>ch</strong>erstellt. Eine aus Vertretern der interessierten<br />
Verbände, S<strong>ch</strong>ulen und Organisationen<br />
bestehende Kommission legt die Inhalte des Programmes<br />
fest und stellt die Koordination mit den<br />
übrigen Aktivitäten, die den rationellen Einsatz der<br />
Elektrizität anstreben, si<strong>ch</strong>er. Bran<strong>ch</strong>enorganisationen<br />
übernehmen die Dur<strong>ch</strong>führung der Weiterbildungs-<br />
und Informationsangebote. Für deren<br />
Vorbereitung ist das Programmleitungsteam (Dr.<br />
Roland Walthert, Werner Böhi, Dr. Eric Bush, Jean-<br />
Marc Chuard, Hans-Ruedi Gabathuler, Jürg Nipkow,<br />
Ruedi Spalinger, Dr. Daniel Spreng, Felix<br />
Walter, Dr. Charles Weinmann sowie Eric Mosimann,<br />
BfK) verantwortli<strong>ch</strong>. Die Sa<strong>ch</strong>bearbeitung<br />
wird im Rahmen von Ressorts dur<strong>ch</strong> Projektgruppen<br />
erbra<strong>ch</strong>t, die inhaltli<strong>ch</strong>, zeitli<strong>ch</strong> und kostenmässig<br />
definierte Einzelaufgaben (Untersu<strong>ch</strong>ungs-<br />
und Umsetzungsprojekte) zu lösen haben.<br />
Dokumentation<br />
Die vorliegende Dokumentation behandelt die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Aspekte, wel<strong>ch</strong>e in der Planung, im Betrieb<br />
und beim Unterhalt von Iüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en <strong>Anlagen</strong><br />
zu bea<strong>ch</strong>ten sind, um die gestellten Anforderungen<br />
an das Raumklima mit mögli<strong>ch</strong>st kleinem <strong>Energie</strong>aufwand<br />
errei<strong>ch</strong>en zu können. Besonderen Wert<br />
wurde auf die Vermittlung der neuesten Erkenntnisse<br />
und Entwicklungen gelegt. Zu erwähnen sind<br />
z.B. die im Jahr 1992 ers<strong>ch</strong>ienenen Empfehlungen<br />
SIA V382/1–3, die Erkenntnisse aus dem Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm<br />
«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen<br />
in Gebäuden» (ERL) und diverse zukunftsweisende<br />
neue Komponenten und Systeme.<br />
3
<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />
Na<strong>ch</strong> einer Vernehmlassung und dem Anwendungstest<br />
in einer pilotveranstaltung ist die vorliegende<br />
Dokumentation sorgfältig überarbeitet worden.<br />
Denno<strong>ch</strong> hatten die Autoren freie Hand, unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Ansi<strong>ch</strong>ten über einzelne Fragen na<strong>ch</strong><br />
eigenem Ermessen zu beurteilen und zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Sie tragen denn au<strong>ch</strong> die Verantwortung<br />
für die Texte. Unzulängli<strong>ch</strong>keiten, die si<strong>ch</strong> bei der<br />
praktis<strong>ch</strong>en Anwendung ergeben, können bei einer<br />
allfälligen Überarbeitung behoben werden.<br />
4<br />
RAVEL<br />
Anregungen nehmen das Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
oder der verantwortli<strong>ch</strong>e Projektleiter<br />
(vgl. S. 2) entgegen.<br />
Für die wertvolle Mitarbeit zum Gelingen der vorliegenden<br />
Publikation sei an dieser Stelle allen<br />
Beteiligten bestens gedankt.<br />
September 1993 Dr. H. Kneubühler<br />
Stv. Direktor des Bundesamtes<br />
für Konjukturfragen
RAVEL<br />
Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t<br />
Vorwort 3<br />
Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t 5<br />
Zusammenfassung 7<br />
1 Inhalt und Zweck der Dokumentation 9<br />
1.1 Problemstellung, Anwendungsgebiet 11<br />
1.2 Zweck der Dokumentation 11<br />
1.3 Führer für die Anwendung der Dokumentation 11<br />
1.4 Hinweise auf andere Unterlagen und Projekte 12<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1 15<br />
2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential 17<br />
2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz 19<br />
2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen 19<br />
2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> 20<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2 20<br />
3 Grundlagen 21<br />
3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit 23<br />
3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung 29<br />
3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er Luftvolumenstrom 32<br />
3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung 34<br />
3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» 39<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3 42<br />
4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme 43<br />
4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen 45<br />
4.2 Systemwahl 47<br />
4.3 Wärmerückgewinnung 52<br />
4.4 Wohnungslüftung 56<br />
4.5 Notwendigkeit einer Kühlung der Raumluft 58<br />
4.6 Notwendigkeit einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft 58<br />
4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung 59<br />
4.8 Betonkernkühlung 60<br />
4.9 Kühldecken 62<br />
4.10 Lufterdregister 63<br />
4.11 Erdsonden 66<br />
4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Steuerung und Regelung 68<br />
4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom (VAV) 69<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4 70<br />
5
6<br />
RAVEL<br />
5 Ventilatoren 73<br />
5.1 Bauarten von Ventilatoren 76<br />
5.2 Ventilatorkennlinien 80<br />
5.3 Gas-, Proportionalitäts- und Affinitätsgesetze 88<br />
5.4 Netzkennlinie und Betriebspunkt 90<br />
5.5 Regelbarkeit 91<br />
5.6 Verluste beim Einbau 98<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5 98<br />
6 Antriebssysteme für Ventilatoren 99<br />
6.1 <strong>Energie</strong>versorgung 101<br />
6.2 Elektromotoren (Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren) 103<br />
6.3 Leistungsmessung 113<br />
6.4 Transmission 114<br />
6.5 Drehzahlsteuerung 115<br />
6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz 120<br />
6.7 Akustik 120<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6 121<br />
7 Checklisten 123<br />
Checkliste für die Planung des Gebäudes 125<br />
Checkliste für die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage 128<br />
Checkliste für die Planung einzelner Komponenten 130<br />
Checkliste für die Betriebsphase 132<br />
Publikationen des Impulsprogrammes RAVEL 135
RAVEL<br />
Zusammenfassung<br />
Eine grobe S<strong>ch</strong>ätzung ergibt, dass heute die gesamte<br />
Hauste<strong>ch</strong>nik inkl. Beleu<strong>ch</strong>tung rund einen<br />
Viertel des gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz, also rund 12 500 von total<br />
etwa 50 000 GWh/a, verursa<strong>ch</strong>t. Der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
der Motoren für Pumpen und Ventilatoren,<br />
Steuerantriebe und Personenlifte wird<br />
auf 8% des Gesamtverbrau<strong>ch</strong>s oder rund<br />
4000 GWh/a ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />
Die vorliegende Dokumentation will dazu beitragen,<br />
dass in Zukunft der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> für<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz reduziert<br />
werden kann.<br />
Im Sinne einer ganzheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung kann es<br />
allerdings ni<strong>ch</strong>t darum gehen, den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
einseitig auf Kosten anderer <strong>Energie</strong>träger<br />
zu reduzieren. Es ist vielmehr anzustreben, den<br />
Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong> zu reduzieren, wobei die<br />
Wertigkeit der vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Energie</strong>träger angemessen<br />
zu berücksi<strong>ch</strong>tigen ist.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten Elemente dieser Strategie zur<br />
<strong>Energie</strong>einsparung sind:<br />
– Bauli<strong>ch</strong>e, betriebli<strong>ch</strong>e und organisatoris<strong>ch</strong>e Voraussetzungen<br />
s<strong>ch</strong>affen, zur Ermögli<strong>ch</strong>ung eines<br />
geringen <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s der <strong>Anlagen</strong>.<br />
– Grundsätzli<strong>ch</strong>e Überprüfung der Notwendigkeit<br />
der vorgesehenen Anwendung.<br />
– Dimensionierungskriterien bedarfsgere<strong>ch</strong>t festlegen.<br />
Verzi<strong>ch</strong>t auf unnötige Funktionen, überdimensionierte<br />
<strong>Anlagen</strong> und Komponenten.<br />
– Komponenten mit guten Wirkungsgraden im<br />
ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />
– <strong>Anlagen</strong> für einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />
konzipieren und so betreiben. Bereits mit einer<br />
einfa<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>altuhr sind wesentli<strong>ch</strong>e Einsparungen<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
– Messung der relevanten Betriebsparameter und<br />
<strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e ermögli<strong>ch</strong>en und im Betrieb<br />
regelmässig vornehmen. Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung.<br />
Das Kapitel 7 der vorliegenden Dokumentation<br />
enthält Checklisten für<br />
– die Planung des Gebäudes,<br />
– die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage,<br />
– die Planung einzelner Komponenten und<br />
– die Betriebsphase.<br />
Die Checklisten in Kapitel 7 eignen si<strong>ch</strong> gut als<br />
Einstieg in die Thematik und sie sollen bei Anwendung<br />
in den vers<strong>ch</strong>iedenen Phasen von der Projektierung<br />
bis zum Betrieb der Anlage dazu beitragen,<br />
dass die mögli<strong>ch</strong>en Massnahmen zur Reduktion<br />
des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s genutzt werden.<br />
7
RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
1 Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
1.1 Problemstellung, Anwendungsgebiet 11<br />
1.2 Zweck der Dokumentation 11<br />
1.3 Führer für die Anwendung der Dokumentation 11<br />
1.4 Hinweise auf andere Unterlagen und Projekte 12<br />
1.4.1 Normen und Empfehlungen des SIA 12<br />
1.4.2 Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL 12<br />
1.4.3 Weiterführende Literatur 13<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1 15<br />
9
RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
1 Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
1.1 Problemstellung,<br />
Anwendungsgebiet<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Untersu<strong>ch</strong>ungen zeigen, dass der<br />
Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von Lüftungs- und Klimaanlagen<br />
für die Luftförderung und Luftaufbereitung<br />
ni<strong>ch</strong>t zu verna<strong>ch</strong>lässigen ist. Insbesondere dank<br />
den Aktivitäten des Impulsprogrammes RAVEL<br />
konnten vers<strong>ch</strong>iedene <strong>Anlagen</strong> ausgemessen und<br />
analysiert werden. Einige dieser Arbeiten werden<br />
als Fallstudien im zweitägigen Kurs zur vorliegenden<br />
Dokumentation vorgestellt und mit separaten<br />
Unterlagen dokumentiert [1.7]. Von Interesse ist<br />
insbesondere die Feststellung, dass der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
von Lüftungs- und Klimaanlagen in<br />
Gebäuden mit ähnli<strong>ch</strong>er Nutzung und damit verglei<strong>ch</strong>baren<br />
Anforderungen an die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
Anlage sehr stark variiert. Dies weist auf ein<br />
grosses Sparpotential bei vielen bestehenden <strong>Anlagen</strong><br />
hin. Allgemeine Anforderungen an den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
je na<strong>ch</strong> Nutzung werden von der<br />
Kommission SIA 380/4 "Elektrizität im Ho<strong>ch</strong>bau"<br />
erarbeitet. Ein erster Entwurf einer entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Empfehlung des SIA war bis Ende 1992 in<br />
Erprobung [1.1].<br />
Die vorliegende Dokumentation will zusammen<br />
mit den vers<strong>ch</strong>iedenen anderen Unterlagen des<br />
Impulsprogrammes RAVEL und der künftigen<br />
Empfehlung SIA 380/4 dazu beitragen, dass in<br />
Zukunft der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von neuen und<br />
von bestehenden <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz reduziert werden kann. Die Dokumentation<br />
gilt in erster Linie für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong> in einem von Personen belegten Gebäude<br />
(Büro, Verwaltung, Versammlungsraum, S<strong>ch</strong>ule,<br />
Wohnraum etc.). Eine sinngemässe Anwendung<br />
für Spezialanlagen wie Industrie, Spital, Verkehr,<br />
Gaststätten, Zivils<strong>ch</strong>utz etc. ist unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der besonderen Anforderungen an die jeweiligen<br />
Spezialanlagen aber weitgehend mögli<strong>ch</strong><br />
und sehr erwüns<strong>ch</strong>t. Ni<strong>ch</strong>t behandelt werden die<br />
Aspekte der me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Kälteerzeugung.<br />
1.2 Zweck der Dokumentation<br />
Die Dokumentation bezweckt eine themenübergreifende<br />
Darstellung der Aspekte, wel<strong>ch</strong>e den<br />
Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> beeinflussen. Sie ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> in erster<br />
Linie an Planer und Planerinnen auf dem Gebiet<br />
der Lüftungste<strong>ch</strong>nik. Viele Angaben sind jedo<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> für Hersteller von Lüftungskomponenten,<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten, Bauherren und <strong>Anlagen</strong>betreiber von<br />
Interesse.<br />
1.3 Führer für die Anwendung<br />
der Dokumentation<br />
Am Anfang der Dokumentation, auf den Seiten 5<br />
und 6, findet si<strong>ch</strong> ein Gesamt-Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis,<br />
wel<strong>ch</strong>es als guter Einstieg verwendet werden<br />
kann. Jedes Hauptkapitel beginnt mit einem eigenen<br />
Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis und enthält am S<strong>ch</strong>luss<br />
eine Zusammenstellung von Literaturhinweisen<br />
zu den behandelten Themen. Am Anfang eines<br />
umfangrei<strong>ch</strong>eren zweistelligen Unterkapitels sind<br />
jeweils die wi<strong>ch</strong>tigsten Aussagen des Kapitels zusammengefasst.<br />
In vielen Fällen kann ein Einstieg in die Thematik<br />
über die Checklisten im Kapitel 7 zweckmässig<br />
sein. Diese gelten für folgende Phasen:<br />
– Checkliste für die Planung des Gebäudes<br />
– Checkliste für die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
Anlage<br />
– Checkliste für die Planung einzelner Komponenten<br />
– Checkliste für die Betriebsphase.<br />
11
Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
1.4 Hinweise auf andere<br />
Unterlagen und Projekte<br />
1.4.1 Normen und Empfehlungen des SIA<br />
Für die Behandlung von Fragen im Zusammenhang<br />
mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> stellt der<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA drei Empfehlungen zur Verfügung:<br />
Empfehlung SIA V382/1 «Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen<br />
an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»<br />
[1.2]<br />
– Festlegung der Bezei<strong>ch</strong>nungen für Luftarten<br />
und Anlagetypen<br />
– Anforderungen an die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />
unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Aspekte Behagli<strong>ch</strong>keit,<br />
Hygiene und <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />
– Definition der Garantiewerte und Vorgehen bei<br />
der Abnahme<br />
– Allgemeine Hinweise zur Planung und Ausführung<br />
von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />
Empfehlung SIA V382/2 «Kühlleistungsbedarf<br />
von Gebäuden» [1.3]<br />
– Bere<strong>ch</strong>nungsgang zur Bestimmung der Anlagegrösse,<br />
um die Garantiewerte der Raumkonditionen<br />
halten zu können<br />
– Angaben zu den massgebenden Aussenkonditionen<br />
und Aussenlasten<br />
– Typis<strong>ch</strong>e Werte von internen Lasten.<br />
Empfehlung SIA V382/3 «Bedarfsermittlung<br />
für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>» [1.5]<br />
– Bedarfsermittlung für eine Luftkühlung (inkl.<br />
bauli<strong>ch</strong>e Anforderungen)<br />
– Bedarfsermittlung für eine Luftbefeu<strong>ch</strong>tung<br />
– Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen für energetis<strong>ch</strong><br />
gute <strong>Anlagen</strong>.<br />
Eine erste Fassung der Empfehlungen SIA V382/1<br />
und V382/3 wurde im April 1989 publiziert und<br />
einer verlängerten Vernehmlassung bis Ende 1991<br />
12<br />
RAVEL<br />
unterzogen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />
sowie die in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit verfügbar gewordenen<br />
neuen Erkenntnisse sind in der aktuellen Fassung<br />
der Ausgabe 1992 berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />
Die Empfehlung SIA V382/2 ersetzt die Dokumentation<br />
SIA D 70 «Kühlleistungsbedarf von Gebäuden»<br />
aus dem Jahr 1983. Eine ergänzende Bes<strong>ch</strong>reibung<br />
der in SIA V382/2 verwendeten Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik<br />
findet si<strong>ch</strong> in der Dokumentation<br />
D 088 des SIA [1.4].<br />
Die Empfehlungen SIA V382/1 und V382/2, evtl.<br />
au<strong>ch</strong> V382/3, werden in einigen Jahren dur<strong>ch</strong> europäis<strong>ch</strong>e<br />
CEN-Normen ersetzt. Die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Arbeiten sind unter Mitarbeit der S<strong>ch</strong>weiz in CEN/<br />
TC 156 im Gang. Alle drei Empfehlungen sind darum<br />
vom SIA als V-Version (Gelbdruck) publiziert<br />
worden. Sie entspre<strong>ch</strong>en aber ausdrückli<strong>ch</strong> dem<br />
heutigen Wissensstand und sollen angewendet<br />
werden, bis die entspre<strong>ch</strong>enden CEN-Normen in<br />
Kraft treten.<br />
Ein grosser Beitrag für die Minimierung des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />
von Gebäuden kann von der<br />
Empfehlung SIA 380/4 erwartet werden:<br />
Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong><br />
im Ho<strong>ch</strong>bau» [1.1]<br />
– Vorausbestimmung des elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
– Best- und Grenzwerte für die Beurteilung von<br />
bere<strong>ch</strong>neten oder gemessenen Elektrizitätsverbräu<strong>ch</strong>en<br />
– Aufstellung und Na<strong>ch</strong>führung eines <strong>Energie</strong>budgets<br />
– Planungs- und Betriebshinweise.<br />
Ein Entwurf der Empfehlung SIA 380/4 war bis<br />
Ende 1992 in Erprobung (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.5).<br />
1.4.2 Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL<br />
Das Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm «<strong>Energie</strong>relevante<br />
Luftströmungen in Gebäuden» (ERL) wurde 1985<br />
im Zusammenhang mit dem Konzept für eine <strong>Energie</strong>fors<strong>ch</strong>ungspolitik<br />
des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulrates<br />
angeregt, seine Realisierung begann 1986.<br />
Hauptthemen des Fors<strong>ch</strong>ungsprogrammes waren<br />
der Transport von Luft und S<strong>ch</strong>adstoffen innerhalb
RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
von Gebäuden und seiner Umgebung unter besonderer<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung der energetis<strong>ch</strong>en<br />
Aspekte.<br />
Mit dem Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL sollen den<br />
Planern von Gebäuden und hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en <strong>Anlagen</strong><br />
Instrumente zur Verfügung gestellt werden,<br />
die es erlauben, alle relevanten Parameter der<br />
Luftströmung in und um das Gebäude s<strong>ch</strong>on in der<br />
Planungsphase derart zu ermitteln, dass<br />
– Wohlbefinden, Komfort und Si<strong>ch</strong>erheit der Benützer<br />
gewährleistet sind,<br />
– angepasste Systeme mit guter Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
zur Lüftung und Heizung eingesetzt werden,<br />
– die Sonneneinstrahlung und die freie Wärme<br />
weitgehend genutzt werden können,<br />
– im ganzen ein optimaler <strong>Energie</strong>einsatz erzielt<br />
wird.<br />
Den s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Randbedingungen von Klima,<br />
Witterung und Gebäudearten wird dabei besondere<br />
Aufmerksamkeit ges<strong>ch</strong>enkt. Um diese<br />
Ziele zu errei<strong>ch</strong>en, sind folgende S<strong>ch</strong>ritte ausgeführt<br />
worden:<br />
Nr. Titel Inhalt<br />
– Mathematis<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung des Luft- und<br />
Stofftransportes im Einzelraum und zwis<strong>ch</strong>en<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Zonen eines Gebäudes.<br />
– Bereitstellen von Methoden zur Messung der<br />
Luftges<strong>ch</strong>windigkeit, ihrer S<strong>ch</strong>wankung, der<br />
Lufttemperatur und der Konzentration von<br />
S<strong>ch</strong>adstoffen.<br />
– Abklärungen zu Systemen für die Lüftung, Heizung<br />
und Kühlung von Gebäuden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
Nutzung.<br />
– Umsetzung der Ergebnisse in Planungsunterlagen,<br />
die wenn mögli<strong>ch</strong> ohne Einsatz von Grossre<strong>ch</strong>nern<br />
eingesetzt werden können.<br />
Zur Umsetzung der umfangrei<strong>ch</strong>en Resultate des<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms ERL in die Praxis ist die<br />
Publikation einer siebenteiligen ERL-Dokumentationsreihe<br />
gemäss Tabelle 1.1 vorgesehen. Der<br />
Vertrieb dieser Unterlagen wird ab ca. Anfang 1994<br />
dur<strong>ch</strong> den VSHL erfolgen [1.6].<br />
1.4.3 Weiterführende Literatur<br />
Alle Hauptkapitel enthalten am S<strong>ch</strong>luss eine Zusammenstellung<br />
von Literaturhinweisen zu den<br />
behandelten Themen.<br />
ERL 1 Gesamtübersi<strong>ch</strong>t ERL – Einleitung, Problemstellung<br />
– Zielsetzungen<br />
– Organisation und Ablauf (Koordination, Organigramm,<br />
Budget, Ablauf)<br />
– Arbeiten und Ergebnisse der Teilberei<strong>ch</strong>e (Zusammenfassung)<br />
– Umsetzung, (Konzept, Zielgruppen, Veranst., Unterlagen für<br />
Praxis)<br />
– Ausblick (Dienstleistungen, zukünftige Projekte)<br />
ERL 1A Anhang – Liste der Einzelprojekte<br />
– Liste der beteiligten Institutionen<br />
– Liste der Publikationen<br />
– Verzei<strong>ch</strong>nis der Abkürzungen<br />
ERL 2 Begriffe der Lüftungs- – Lexikon wi<strong>ch</strong>tiger Begriffe der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />
te<strong>ch</strong>nik – Liste der Fa<strong>ch</strong>ausdrücke<br />
– Literatur<br />
13
Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
Nr. Titel Inhalt<br />
14<br />
RAVEL<br />
ERL 3 Physik der – Einleitung<br />
Raumluftströmung – Physik der Raumströmung (Grundgesetze)<br />
– Die Strömung im Einzelraum<br />
– Luft- und S<strong>ch</strong>adstoffaustaus<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en einzelnen Gebäudezonen<br />
und mit der Aussenluft<br />
– Thermis<strong>ch</strong>e Kopplung mit der Gebäudehülle<br />
– Thermis<strong>ch</strong>er Komfort und Luftqualität<br />
– Beurteilung der Lüftung<br />
– Literatur<br />
ERL 4 Raumströmungsatlas – Einleitung<br />
– Numeris<strong>ch</strong>e und physikalis<strong>ch</strong>e Grundlagen<br />
– Strömungsbilder bei vers<strong>ch</strong>iedenen Lüftungssystemen<br />
– Struktur des Atlas<br />
– Interpolation der Resultate und Sensitivitätsstudie<br />
– Literatur<br />
ERL 4A Anhang – Atlas mit Bedienungsanleitung und Katalogen für Quell- und<br />
Mis<strong>ch</strong>lüftungsfälle<br />
ERL 5 Re<strong>ch</strong>enprogramme zur – Einleitung<br />
Bestimmung der – Übersi<strong>ch</strong>t und Wegleitung<br />
Luftströmungen – Einzelzonenmodelle<br />
in Gebäuden – Multizonenmodelle<br />
– Kopplung zwis<strong>ch</strong>en Einzelzonen- und Multizonenmodellen<br />
ERL 5A Anhang – Beispiele von Bere<strong>ch</strong>nungen mit dem Multizonenprogramm<br />
– Beispiele zur Kopplung zwis<strong>ch</strong>en Einzelzonen- und<br />
Multizonenmodellen<br />
ERL 6 Messmethoden zur – Einleitung<br />
Beurteilung des <strong>Energie</strong>- – Wahl der geeigneten Messmethode<br />
verbrau<strong>ch</strong>s und des – Allgemeine messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfsmittel<br />
Komforts – Messungen zur thermis<strong>ch</strong>en und strömungsbedingten<br />
Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
– Messungen zur Qualifikation eines Raumes<br />
– Messungen zur Qualifikation einer Lüftungsanlage<br />
– Messungen in und an Mehrzonengebäuden<br />
– Literatur/Index<br />
ERL 7 Zeitgemässe Lüftungs- – Thermis<strong>ch</strong>er Komfort<br />
systeme – Aktuelles – Raumluftqualität<br />
Wissen und Leitfaden – Luftströmung in Räumen<br />
für die Projektierung bei – Systemwahl und Anwendungsberei<strong>ch</strong>e<br />
Dienstleistungsgebäuden – Quellüftungen<br />
– Mis<strong>ch</strong>lüftungen<br />
– Kühldecken<br />
Tabelle 1.1<br />
Verzei<strong>ch</strong>nis der ERL–Dokumentationsreihe [1.6]
RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1<br />
[1.1] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau<br />
Empfehlung SIA 380/4, Entwurf für die Erprobungsphase<br />
vom Januar bis Dezember<br />
1992<br />
[1.2] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />
[1.3] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />
Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />
[1.4] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />
der Empfehlung SIA V382/2<br />
Dokumentation D 088, Ausgabe 1992<br />
[1.5] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />
[1.6] Verband S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Heizungs- und<br />
Lüftungsfirmen VSHL<br />
Dokumentationsreihe zum Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm<br />
«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen<br />
in Gebäuden»<br />
ERL 1 Gesamtübersi<strong>ch</strong>t<br />
ERL 2 Begriffe der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />
ERL 3 Physik der Raumluftströmung<br />
ERL 4 Raumströmungsatlas<br />
ERL 5 Re<strong>ch</strong>enprogramme zur Bestimmung<br />
der Luftströmungen in Gebäuden<br />
ERL 6 Messmethoden zur Beurteilung des<br />
<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s und des Komforts<br />
ERL 7 Zeitgemässe Lüftungssysteme –<br />
Aktuelles Wissen und Leitfaden für<br />
die Projektierung bei Dienstleistungsgebäuden<br />
In Vorbereitung, Publikation Anfang<br />
1994<br />
[1.7] Ch. Weinmann, Chr. Brunner<br />
Fallstudien<br />
Unterlagen zum RAVEL-Kurs «<strong>Energie</strong><strong>effiziente</strong><br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»<br />
15
RAVEL Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />
2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />
2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz 19<br />
2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen 19<br />
2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> 20<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2 20<br />
17
RAVEL Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />
2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />
2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz<br />
In Figur 2.1 ist der Endenergieverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
<strong>Energie</strong>trägern in der S<strong>ch</strong>weiz für die Jahre von<br />
1910 bis 1990 dargestellt.<br />
Figur 2.1<br />
Endenergieverbrau<strong>ch</strong> 1910 bis 1990 na<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong>trägern<br />
[2.1]<br />
Seit der Mitte unseres Jahrhunderts nimmt der<br />
Endenergieverbrau<strong>ch</strong> stetig zu und hat ledigli<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> die Erdölkrise anfang der Siebzigerjahre<br />
einen kleinen Einbru<strong>ch</strong> erlitten. Die Elektrizität gehört<br />
zu den <strong>Energie</strong>trägern mit einem ungebro<strong>ch</strong>enen<br />
Wa<strong>ch</strong>stum von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> fast 3% pro<br />
Jahr während der A<strong>ch</strong>tzigerjahre. Au<strong>ch</strong> für die<br />
Neunzigerjahre wird eine weitere, wenn mögli<strong>ch</strong><br />
gedämpfte, Zunahme des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />
erwartet und erst ab der Jahrhundertwende<br />
s<strong>ch</strong>eint eine Stabilisierung mögli<strong>ch</strong>.<br />
2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen<br />
Aufgrund einer groben S<strong>ch</strong>ätzung wurde in [2.2]<br />
eine Verbrau<strong>ch</strong>smatrix für den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
in der S<strong>ch</strong>weiz erstellt. Dana<strong>ch</strong> verursa<strong>ch</strong>t<br />
die Hauste<strong>ch</strong>nik einen Viertel des gesamten elektris<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s in der S<strong>ch</strong>weiz, also<br />
rund 12 500 von total etwa 50 000 GWh/a (Figur<br />
2.2).<br />
Der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> der Motoren für Pumpen<br />
und Ventilatoren, Steuerantriebe und Personenlifte<br />
wird auf 8% des Gesamtverbrau<strong>ch</strong>s oder<br />
rund 4000 GWh/a ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />
Figur 2.2<br />
Grobe Aufteilung des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz [2.2]<br />
19
Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />
2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Beim Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> besteht ohne Zweifel ein bedeutendes<br />
Sparpotential. Messungen des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />
bestehender <strong>Anlagen</strong> für verglei<strong>ch</strong>bare<br />
Nutzungen zeigen z.B. eine Variation der spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Kennwerte für den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
der Lüftförderung in der Grössenordnung von 1:5<br />
und für den gesamten Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> in der<br />
Grössenordnung von 1:8 [2.3].<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten Massnahmen zur Reduktion des<br />
Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> sind:<br />
– Bauli<strong>ch</strong>e, betriebli<strong>ch</strong>e und organisatoris<strong>ch</strong>e Voraussetzungen<br />
s<strong>ch</strong>affen zur Ermögli<strong>ch</strong>ung eines<br />
geringen <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s der Anlage.<br />
– Grundsätzli<strong>ch</strong>e Überprüfung der Notwendigkeit<br />
der vorgesehenen Anwendung.<br />
– Dimensionierungskriterien bedarfsgere<strong>ch</strong>t festlegen.<br />
Verzi<strong>ch</strong>t auf unnötige Funktionen, überdimensionierte<br />
<strong>Anlagen</strong> und Komponenten.<br />
– Komponenten mit guten Wirkungsgraden im<br />
ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />
– <strong>Anlagen</strong> für einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />
konzipieren und so betreiben. Bereits mit einer<br />
einfa<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>altuhr sind wesentli<strong>ch</strong>e Einsparungen<br />
mögli<strong>ch</strong>.<br />
– Messung der relevanten Betriebsparameter und<br />
<strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e ermögli<strong>ch</strong>en und im Betrieb<br />
regelmässig vornehmen. Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung.<br />
20<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2<br />
[2.1] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL-Handbu<strong>ch</strong><br />
Strom rationell nutzen<br />
ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />
[2.2] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
Impulsprogramm RAVEL<br />
Konzept 89<br />
RAVEL<br />
[2.3] Ch. Weinmann, Chr. Brunner<br />
Fallstudien<br />
Unterlagen zum RAVEL-Kurs «<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong><br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»
RAVEL Grundlagen<br />
3 Grundlagen<br />
3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit 23<br />
3.1.1 Allgemeines 23<br />
3.1.2 Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> 23<br />
3.1.3 Thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit 24<br />
3.1.4 Raumluftqualität 26<br />
3.1.5 Akustis<strong>ch</strong>e Anforderungen 28<br />
3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung 29<br />
3.2.1 Allgemeines 29<br />
3.2.2 Bere<strong>ch</strong>nungsgang 31<br />
3.2.3 Luftvolumenstrom zur Wärmeabfuhr 31<br />
3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er Luftvolumenstrom 32<br />
3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung 34<br />
3.4.1 Anforderungen gemäss SIA V382/3 34<br />
3.4.2 Spezifis<strong>ch</strong>er Leistungsbedarf 34<br />
3.4.3 Spezifis<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf 35<br />
3.4.4 Massnahmen zur Reduktion der Druckverluste 37<br />
3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» 39<br />
3.5.1 Zielsetzung 39<br />
3.5.2 Stand der Einführung 39<br />
3.5.3 Grundideen 39<br />
3.5.4 <strong>Energie</strong>budget Li<strong>ch</strong>t, Kraft, Prozesse 39<br />
3.5.5 Systemanforderung 41<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3 42<br />
21
RAVEL Grundlagen<br />
3 Grundlagen<br />
3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
Grundsätze<br />
– Die Anforderungen an die Behagli<strong>ch</strong>keit und die<br />
Definition des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s sind re<strong>ch</strong>tzeitig<br />
und vollständig mit dem Bauherrn zu vereinbaren.<br />
Im allgemeinen ist von den Festlegungen<br />
in SIA V382/1 auszugehen.<br />
– Erhöhte Anforderungen verursa<strong>ch</strong>en meist einen<br />
höheren <strong>Energie</strong>aufwand und sind nur in<br />
begründeten Ausnahmefällen zu wählen.<br />
3.1.1 Allgemeines<br />
Eine <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage bestimmt massgebli<strong>ch</strong><br />
– die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit,<br />
– die Raumluftqualität,<br />
– den S<strong>ch</strong>allpegel.<br />
Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von<br />
Personen in einem Raum hängen aber au<strong>ch</strong> ab von<br />
weiteren Einflussgrössen, wie<br />
– Art der Tätigkeit,<br />
– Gestaltung des Arbeitsplatzes,<br />
– Raumgrösse, Möblierung,<br />
– Beleu<strong>ch</strong>tung und Farbgebung,<br />
– Si<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> aussen,<br />
– Arbeitsklima,<br />
– persönli<strong>ch</strong>es Wohlbefinden.<br />
In den Abs<strong>ch</strong>nitten 3.1.3 bis 3.1.5 werden die Anforderungen<br />
formuliert, wel<strong>ch</strong>e aus heutiger Si<strong>ch</strong>t<br />
im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.2 im<br />
allgemeinen eingehalten werden sollen. Diese<br />
Angaben beruhen auf der Empfehlung SIA V382/1<br />
[3.8].<br />
Bei ergonomis<strong>ch</strong> ungünstig konzipierten Arbeitsplätzen<br />
(z.B. fixierte Arbeitshaltung) können au<strong>ch</strong><br />
bei Einhaltung der na<strong>ch</strong>folgend genannten Anforderungen<br />
Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen des Komfortempfindens<br />
eintreten. In diesen Fällen ist eine<br />
Änderung der Arbeitsplätze und -abläufe anzustreben<br />
und nur in Ausnahmefällen sollen erhöhte<br />
Komfortanforderungen gestellt werden.<br />
Die Anforderungen an die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
sind in Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.3, analog der SIA V382/1,<br />
unter Anwendung einiger Vereinfa<strong>ch</strong>ungen für ei-<br />
nen PPD-Index von 10 % bestimmt worden. Für<br />
detailliertere Abklärungen kann auf die ISO 7730<br />
[3.2] zurückgegriffen werden.<br />
3.1.2 Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />
Die na<strong>ch</strong>folgend genannten Behagli<strong>ch</strong>keitsbedingungen<br />
müssen ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum, sondern<br />
nur im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> eingehalten werden.<br />
Entspre<strong>ch</strong>end sind die Abnahmemessungen innerhalb<br />
des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />
Die Definition des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> der Nutzung des Raums und ist von Fall zu<br />
Fall festzulegen.<br />
Im allgemeinen kann der Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> wie<br />
folgt definiert werden (verglei<strong>ch</strong>e Figur 3.1):<br />
– 1.00 m Abstand von Fenstern<br />
– 0.50 m Abstand von allen Innenwänden und von<br />
fensterlosen Aussenwänden<br />
– 0.10 m Abstand vom Boden (Untergrenze)<br />
– 1.30 m Abstand vom Boden bei vorwiegend<br />
sitzender Tätigkeit<br />
– 1.80 m Abstand vom Boden bei vorwiegend<br />
stehender Tätigkeit.<br />
Figur 3.1<br />
Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> [3.8]<br />
Folgende Raumberei<strong>ch</strong>e gehören ohne besondere<br />
Abma<strong>ch</strong>ungen ni<strong>ch</strong>t zum Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>:<br />
– Dur<strong>ch</strong>gangszonen<br />
– Berei<strong>ch</strong>e in der Nähe häufig benutzter oder offenstehender<br />
Türen<br />
– Nahberei<strong>ch</strong> von Luftauslässen (z.B. bei Bodenauslässen)<br />
– Berei<strong>ch</strong>e in der Nähe von Geräten mit grosser<br />
Wärmeabgabe oder Luftumwälzung (z.B. Kopiergerät)<br />
23
Grundlagen<br />
3.1.3 Thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
Die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit eines Mens<strong>ch</strong>en in<br />
einem Raum hängt ab von<br />
a) den Einflüssen des Raums selber:<br />
– der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur (Strahlungstemperatur)<br />
der umgebenden Flä<strong>ch</strong>en<br />
– den örtli<strong>ch</strong>en Wärmestrahlungen<br />
b) den Einflüssen des Mens<strong>ch</strong>en:<br />
– seiner Tätigkeit, d.h. der Wärmeabgabe des<br />
Körpers (met-Wert)<br />
– seiner Bekleidung, d.h. deren Wärmedämmwert<br />
(clo-Wert)<br />
c) den Einflüssen der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage:<br />
– der Raumlufttemperatur<br />
– der Luftbewegung (Ges<strong>ch</strong>windigkeit, Ri<strong>ch</strong>tung,<br />
Turbulenz)<br />
– der relativen Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeit.<br />
Die Grundsätze der thermis<strong>ch</strong>en Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
sind in der Norm SIA 180 «Wärmes<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />
festgelegt [3.4]. Für Räume mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> gelten zusätzli<strong>ch</strong> die na<strong>ch</strong>folgenden<br />
Festlegungen, wel<strong>ch</strong>e der Empfehlung<br />
SIA V382/1 entnommen sind.<br />
Für Bürotätigkeit wird im allgemeinen mit einem<br />
met-Wert von 1.2 gere<strong>ch</strong>net und für die Bekleidung<br />
wird bei Winterbetrieb ein clo-Wert von 1.0, bei<br />
Sommerbetrieb ein clo-Wert von 0.5 eingesetzt.<br />
Als Winterbetrieb gelten alle Zustände mit Wärmeerzeugung<br />
für die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage<br />
oder die statis<strong>ch</strong>e Heizung, sofern diese ni<strong>ch</strong>t nur<br />
der Errei<strong>ch</strong>ung eines angenehmen Fensterkomforts<br />
dient. Situationen mit alleiniger Wärmezufuhr<br />
dur<strong>ch</strong> die Nutzung von Abwärme oder dur<strong>ch</strong><br />
den Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen<br />
gelten ni<strong>ch</strong>t als Winterbetrieb.<br />
Als Sommerbetrieb gelten alle Zustände ohne<br />
primäre Wärmezufuhr dur<strong>ch</strong> die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
Anlage mit und ohne Kühlung. Bei grossen<br />
internen Lasten ergibt si<strong>ch</strong> damit au<strong>ch</strong> im Winter<br />
ein Sommerbetrieb.<br />
3.1.3.1 Raumlufttemperatur ti und Raumtemperatur<br />
tR<br />
Die Wärmeabgabe des Körpers dur<strong>ch</strong> Strahlung<br />
wird von der Temperatur der Umgebungsflä<strong>ch</strong>en<br />
24<br />
RAVEL<br />
und die Wärmeabgabe dur<strong>ch</strong> Konvektion von der<br />
Lufttemperatur und Luftges<strong>ch</strong>windigkeit bestimmt.<br />
Als Kenngrösse zur Beurteilung des Strahlungskomforts<br />
des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Körpers unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der oben genannten Einflüsse dient die<br />
Raumtemperatur tR gemäss SIA 180 [3.4] (na<strong>ch</strong> ISO<br />
7730 als «operative temperature» bezei<strong>ch</strong>net). Die<br />
Raumtemperatur tR in einem Raum entspri<strong>ch</strong>t<br />
ni<strong>ch</strong>t der Raumlufttemperatur ti und die Unters<strong>ch</strong>iede<br />
zwis<strong>ch</strong>en tR und ti sind räumli<strong>ch</strong> und zeitli<strong>ch</strong><br />
vers<strong>ch</strong>ieden.<br />
Da die Dimensionierung und Regelung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> aufgrund der Raumlufttemperatur<br />
ti erfolgt, gilt ti als primäres Komfortkriterium<br />
und wird au<strong>ch</strong> bei der Abnahme überprüft.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong> muss die Einhaltung des Strahlungskomforts<br />
anhand der Raumtemperatur tR<br />
resp. der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur toi geprüft<br />
werden.<br />
Planungswerte für die Raumlufttemperatur<br />
ti<br />
Bei gut wärmegedämmten Bauten und bei geeignetem<br />
Sonnens<strong>ch</strong>utz gelten für normale Büroaktivität<br />
(met-Wert = 1.2) und angepasste Kleidung<br />
bei Winterbetrieb (clo-Wert = 1.0) und Sommerbetrieb<br />
(clo-Wert = 0.5) die Raumlufttemperaturen<br />
gemäss Tabelle 3.1 als Planungswerte. Alle<br />
diese Werte berücksi<strong>ch</strong>tigen das Wärmeempfinden<br />
des ganzen Körpers.<br />
Bei speziellen Nutzungen mit anderen clo- und<br />
met-Werten können die Planungswerte für die<br />
Raumlufttemperatur anhand der ISO 7730 bestimmt<br />
werden, wobei die Planungswerte analog<br />
Tabelle 3.1 festzulegen sind.<br />
Winterbetrieb Sommerbetrieb<br />
clo = 1.0 clo = 0.5<br />
Planungswert = 20 °C Planungswert = 26 °C<br />
Betriebsberei<strong>ch</strong> = 19–24°C Betriebsberei<strong>ch</strong> =22–28 °C*<br />
* Während Hitzetagen (ta max > 30 °C) darf die Raumlufttemperatur<br />
während der Nutzungszeit auf über<br />
28 °C ansteigen. Für diese Ausnahmesituationen<br />
bestehen keine Garantieansprü<strong>ch</strong>e.<br />
Tabelle 3.1<br />
Planungswerte und Betriebsberei<strong>ch</strong>e der Raumlufttemperatur<br />
ti bei Büroaktivität (met= 1.2) [3.8]
RAVEL Grundlagen<br />
Die Planungswerte sind bei den Dimensionierungsbedingungen<br />
gemäss Empfehlung SIA<br />
V382/2 einzuhalten.<br />
Kontrolle des Strahlungskomforts<br />
Im Winter ist auf die Vermeidung eines Kaltluftabfalls<br />
bei Fenstern zu a<strong>ch</strong>ten und es sind die Anforderungen<br />
der Empfehlung SIA 384/2 einzuhalten<br />
[3.12].<br />
Zur Errei<strong>ch</strong>ung der gewüns<strong>ch</strong>ten thermis<strong>ch</strong>en Behagli<strong>ch</strong>keit<br />
beim Sommerbetrieb müssen die Temperaturunters<strong>ch</strong>iede<br />
zwis<strong>ch</strong>en der mittleren Temperatur<br />
der Umgebungsflä<strong>ch</strong>en und der Luft kleiner<br />
als 4 K sein und die Raumtemperatur tR soll<br />
zwis<strong>ch</strong>en 22 und 28 °C liegen. Zusätzli<strong>ch</strong> dürfen die<br />
Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten die in Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.1.3.2 genannten Grenzwerte ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten.<br />
In diesen Fällen stellt die Raumtemperatur den<br />
Mittelwert zwis<strong>ch</strong>en der Lufttemperatur und dem<br />
Flä<strong>ch</strong>enmittel der inneren Oberfä<strong>ch</strong>entemperatur<br />
aller Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en dar (siehe au<strong>ch</strong><br />
Norm SIA 180 [3.4]).<br />
tR = t i + t oi<br />
2<br />
tR<br />
ti<br />
toi<br />
Raumtemperatur<br />
Raumlufttemperatur<br />
Flä<strong>ch</strong>enmittel der inneren Oberflä<strong>ch</strong>entemperaturen<br />
aller Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en<br />
In Figur 3.2 ist der zulässige Berei<strong>ch</strong> der mittleren<br />
Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur toi bei Sommerbetrieb je<br />
na<strong>ch</strong> der Raumlufttemperatur ti dargestellt. Darin<br />
eingetragen ist au<strong>ch</strong> die resultierende Raumtemperatur<br />
tR.<br />
Figur 3.2<br />
Zulässige Berei<strong>ch</strong>e der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur<br />
toi bei Sommerbetrieb je na<strong>ch</strong> Raumlufttemperatur<br />
ti [3.8]<br />
3.1.3.2 Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
Die einem Raum dur<strong>ch</strong> Luftstrahlen zugeführte<br />
Zuluft induziert darin turbulente Luftbewegungen<br />
mit zeitli<strong>ch</strong> variierender Ges<strong>ch</strong>windigkeit. Die Turbulenz<br />
der Raumströmumg wird dur<strong>ch</strong> den Turbulenzgrad<br />
Tu <strong>ch</strong>arakterisiert.<br />
Tu = w 84% – w 50%<br />
w 50%<br />
Tu Turbulenzgrad [–]<br />
w 84% 84%-Wert der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit (wird<br />
während 84% der Zeit ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ritten)<br />
w 50% 50%-Wert der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit (wird<br />
während 50% der Zeit ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ritten)<br />
25
Grundlagen<br />
Bei turbulenzarmer Strömung (z.B. Reinräume)<br />
sind höhere Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten, bei sehr turbulenter<br />
Strömung geringere Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
zulässig. Generell sind bei höheren Raumlufttemperaturen<br />
höhere Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
zulässig als bei tieferen Temperaturen. Diese<br />
Zusammenhänge sind in Figur 3.3 dargestellt.<br />
Das verwendete Modell wurde von CEN/TC 156/<br />
WG 6 erarbeitet und gilt für Personen, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />
insgesamt thermis<strong>ch</strong> neutral fühlen.<br />
Figur 3.3<br />
Zulässige Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten je na<strong>ch</strong><br />
Raumlufttemperatur und Turbulenzgrad [3.8]<br />
In Räumen mit konventionellen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> liegt der Turbulenzgrad zwis<strong>ch</strong>en<br />
etwa 0.3 und 0.6. Für diese Fälle gelten die Grenzwerte<br />
der Tabelle 3.2.<br />
Bei den oben genannten zulässigen Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
handelt es si<strong>ch</strong> um strenge Anforderungen,<br />
wel<strong>ch</strong>e nur mit einem entspre<strong>ch</strong>enden Aufwand<br />
errei<strong>ch</strong>t werden können. Sie sind die Voraussetzung,<br />
dass bei den Raumlufttemperaturen<br />
26<br />
Winterbetrieb Sommerbetrieb<br />
clo = 1.0 clo = 0.5<br />
ti = 19–24 °C ti = 22–28 °C<br />
0.12 m/s 0.15 m/s<br />
Tabelle 3.2<br />
Zulässige 50%-Zeitwerte der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
bei Büroaktivität (met = 1.2) [3.8]<br />
RAVEL<br />
na<strong>ch</strong> Tabelle 3.1 angenehme Komfortbedingungen<br />
herrs<strong>ch</strong>en.<br />
Bei kritis<strong>ch</strong>en Räumen (z.B. mit grossen Fensterflä<strong>ch</strong>en<br />
oder komplizierter Geometrie) empfiehlt es<br />
si<strong>ch</strong>, das vorgesehene Luftauslass-System in einem<br />
Laborversu<strong>ch</strong> auszutesten.<br />
3.1.3.3 Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />
Im Temperaturberei<strong>ch</strong> von 19–28°C ist der Verdunstungsanteil<br />
in der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wärmehaushalt-<br />
Regulierung gering. Der Behagli<strong>ch</strong>keitsberei<strong>ch</strong> erstreckt<br />
si<strong>ch</strong> daher für die relative Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />
von ϕi = 30% r.F. (im Winterbetrieb bei ti = 19–24 °C)<br />
bis 65% r.F. (im Sommerbetrieb bei ti = 22–28 °C).<br />
Gelegentli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>reitungen an wenigen<br />
Tagen pro Jahr bis 20% r.F. und gelegentli<strong>ch</strong>e<br />
Übers<strong>ch</strong>reitungen bis 75% r.F. sind physiologis<strong>ch</strong><br />
zulässig.<br />
Ohne besondere Anforderungen an das Raumklima<br />
ist eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Luft im allgemeinen<br />
ni<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong> (Empfehlung SIA V382/3 [3.11]).<br />
Die Erfahrung zeigt, dass Klagen wegen zu trockener<br />
Luft in Räumen ohne Befeu<strong>ch</strong>tung häufig auf<br />
zu hohe Aussenluftraten, zu hohe Raumlufttemperaturen,<br />
einen zu hohen Staubgehalt der Luft<br />
oder auf andere Luftfremdstoffe, z.B. Formaldehyd,<br />
zurückzuführen sind. Diese Luftverunreinigungen<br />
sind dur<strong>ch</strong> Massnahmen an den entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Quellen zu bekämpfen.<br />
Sofern eine Befeu<strong>ch</strong>tung erforderli<strong>ch</strong> ist, kann der<br />
begrenzte Einsatz örtli<strong>ch</strong>er Befeu<strong>ch</strong>tungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
zweckmässiger sein als eine generelle Befeu<strong>ch</strong>tung<br />
dur<strong>ch</strong> die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage.<br />
Eine Luftkühlung kann eine Luftentfeu<strong>ch</strong>tung zur<br />
Folge haben. Eine weitergehende Entfeu<strong>ch</strong>tung<br />
oder eine Wiederbefeu<strong>ch</strong>tung ist nur gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />
in Räumen mit besonderen Anforderungen.<br />
3.1.4 Raumluftqualität<br />
Die Raumluft muss so bes<strong>ch</strong>affen sein, dass<br />
– keine gesundheitli<strong>ch</strong>en Störungen,<br />
– keine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Wohlbefindens,<br />
– keine S<strong>ch</strong>äden im Raum<br />
entstehen. Glei<strong>ch</strong>zeitig soll der <strong>Energie</strong>bedarf der<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage mögli<strong>ch</strong>st gering<br />
sein.<br />
Die zweite Forderung verlangt, dass vermeidbare<br />
Emissionen dur<strong>ch</strong> Massnahmen an der Quelle so
RAVEL Grundlagen<br />
weit reduziert werden, dass die ohnehin benötigten<br />
Aussenluftraten zur Verdünnung genügen.<br />
Dies gilt insbesondere für Emissionen von Inneneinri<strong>ch</strong>tungen,<br />
Baumaterialien und Reinigungsarbeiten,<br />
sowie das Eindringen von Radon in bewohnte<br />
Räume. Bei verbleibenden markanten Einzelquellen<br />
ist eine bauli<strong>ch</strong>e Unterteilung oder eine<br />
lokale Absaugung anzustreben, damit die Emissionen<br />
ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum spürbar sind.<br />
Im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.2 gelten<br />
die na<strong>ch</strong>folgend zusammengestellten Anforderungen<br />
an die Raumluftqualität.<br />
Massgebend für die erforderli<strong>ch</strong>e Aussenluftzufuhr<br />
sind in Räumen, in denen ni<strong>ch</strong>t gerau<strong>ch</strong>t wird,<br />
die dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong> an die Raumluft abgegebenen<br />
Körpergerü<strong>ch</strong>e und, je na<strong>ch</strong> Region und Aussentemperatur,<br />
die Feu<strong>ch</strong>tigkeit. Als Indikator für<br />
die Körpergerü<strong>ch</strong>e kann der dur<strong>ch</strong> Stoffwe<strong>ch</strong>selprozesse<br />
verursa<strong>ch</strong>te Kohlendioxid-Gehalt herangezogen<br />
werden.<br />
Zur sensoris<strong>ch</strong>en Beurteilung der Luftqualität<br />
kann au<strong>ch</strong> das Dezipol verwendet werden, als<br />
Masseinheit für die Emissionsraten von Raumluftverunreinigungen<br />
das Olf. Zwis<strong>ch</strong>en den Dezipol-<br />
Werten und der Akzeptabilität der Luftqualität besteht<br />
wie zwis<strong>ch</strong>en den Lüftungsraten und der<br />
Akzeptabilität eine Beziehung. Den Dezipol-Werten<br />
kann somit die für die erwüns<strong>ch</strong>te Luftqualität<br />
erforderli<strong>ch</strong>e Aussenluftmenge zugeordnet werden.<br />
Bei den Bewertungen der Luftqualität mittels<br />
Dezipol-Werten ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass nur die wahrnehmbaren<br />
Belastungen der Raumluft erfasst werden<br />
und dass eine Addition von Luftverunreinigungen<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Art problematis<strong>ch</strong> sein<br />
kann.<br />
In Räumen, in denen gerau<strong>ch</strong>t wird, sind höhere<br />
Luftmengen erforderli<strong>ch</strong>. Die Verwendung von Indikatoren<br />
für Tabakrau<strong>ch</strong> wie zum Beispiel Kohlenmonoxid<br />
ist fragli<strong>ch</strong>, da mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Sensoren in der Regel nur eine mittlere Konzentration<br />
im Raum erfasst werden kann und ni<strong>ch</strong>t die<br />
Konzentration im Umfeld der betroffenen Person,<br />
die für die Belästigung dur<strong>ch</strong> Tabakrau<strong>ch</strong> massgebend<br />
ist.<br />
Bei den heute übli<strong>ch</strong>en <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />
sind für die Verdünnung und Abführung der<br />
unvermeidbaren Emissionen wie CO2, Gerü<strong>ch</strong>e,<br />
Feu<strong>ch</strong>tigkeit und evtl. Tabakrau<strong>ch</strong> die Aussenluftraten<br />
gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.4.1 einzuhalten, wobei<br />
au<strong>ch</strong> die Hinweise in 3.1.4.2 zu bea<strong>ch</strong>ten sind. Bei<br />
Systemen mit guter Raumdur<strong>ch</strong>spülung kann die<br />
geforderte Raumluftqualität im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />
eventuell au<strong>ch</strong> mit kleineren Aussenluftraten<br />
errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
3.1.4.1 Empfohlene Aussenluftraten<br />
Die Aussenluftraten in Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erräumen ri<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den Komfortansprü<strong>ch</strong>en. Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Anlagen</strong> sind im allgemeinen auf die<br />
Einhaltung eines Kohlendioxidgehaltes der Raumluft<br />
von 0.10% (entspre<strong>ch</strong>end einer Differenz von<br />
0.06 bis 0.07% zwis<strong>ch</strong>en Innen- und Aussenluft)<br />
auszulegen, wozu eine Aussenluftrate von 25–<br />
30 m 3 pro Stunde und Person notwendig ist. Aus<br />
hygienis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist au<strong>ch</strong> ein Kohlendioxidgehalt<br />
von 0.15% (entspre<strong>ch</strong>end einer Differenz von 0.11–<br />
0.12%) no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus genügend; dazu sind 12–<br />
15 m 3 pro Stunde und Person erforderli<strong>ch</strong>.<br />
Befragungen haben ergeben, dass in einem Raum<br />
mit einem Kohlendioxidgehalt von 0.15% die Luftqualität<br />
von 85% der Anwesenden als genügend<br />
beurteilt wird.<br />
Je grösser das verfügbare Raumvolumen ist, desto<br />
langsamer steigt bei glei<strong>ch</strong>bleibender Aussenluftzufuhr<br />
der Kohlendioxidgehalt bis zur jeweiligen<br />
Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tskonzentration an. Die empfohlenen<br />
Aussenluftmengen zur Einhaltung einer<br />
Kohlendioxidkonzentration von 0.10% bzw. 0.15%<br />
basieren auf einer konventionellen Lüftung und<br />
können dur<strong>ch</strong> eine Optimierung der Luftführung<br />
eventuell reduziert werden.<br />
In Räumen, in denen gerau<strong>ch</strong>t wird, sind zur Vermeidung<br />
von akuten Reizwirkungen etwa 30–<br />
40 m 3 pro Stunde und Person erforderli<strong>ch</strong>, zur<br />
Vermeidung von Belästigungen etwa 60–70 m 3<br />
pro Stunde und Person. In grossen, öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Räumen und grossen Büros mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> soll si<strong>ch</strong> die Aussenluftzufuhr na<strong>ch</strong><br />
der Anzahl der pro Stunde gerau<strong>ch</strong>ten Zigaretten<br />
ri<strong>ch</strong>ten. Wenn jegli<strong>ch</strong>e Belästigung und gesundheitli<strong>ch</strong>e<br />
Gefährdung vermieden werden soll, ist<br />
ein Rau<strong>ch</strong>verbot einzuführen. Wo es mögli<strong>ch</strong> ist,<br />
sollten Rau<strong>ch</strong>ersalons bzw. Rau<strong>ch</strong>erbüros ges<strong>ch</strong>affen<br />
werden.<br />
In kleinen Räumen (bis ca. 100 m 3 ) können au<strong>ch</strong><br />
mittels Luftreiniger die Belastungen dur<strong>ch</strong> Tabakrau<strong>ch</strong><br />
reduziert werden, sofern diese Geräte über<br />
wirksame Filter verfügen und das Raumvolumen<br />
mindestens 2- bis 3mal pro Stunde umwälzen.<br />
27
Grundlagen<br />
Wenn den Grundsätzen der Emissionsverminderung<br />
ni<strong>ch</strong>t genügend Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt wird,<br />
kann die Raumluft in den ersten 2–3 Nutzungsjahren<br />
dur<strong>ch</strong> störende oder sogar giftige organis<strong>ch</strong>e<br />
Substanzen verunreinigt sein, was ein verstärktes<br />
Lüften erfordert.<br />
Bei Einhaltung der oben genannten Aussenluftraten<br />
ist bei Wohn- und Bürobauten, wel<strong>ch</strong>e die<br />
Anforderungen der Norm SIA 180 erfüllen, au<strong>ch</strong><br />
die Vermeidung von Feu<strong>ch</strong>tes<strong>ch</strong>äden und S<strong>ch</strong>immelpilzen<br />
an Aussenwänden gewährleistet.<br />
Zusammenfassend wird je na<strong>ch</strong> Nutzung die Einhaltung<br />
der Aussenluftraten gemäss Tabelle 3.3<br />
empfohlen.<br />
Rau<strong>ch</strong>en Empfohlene Aussenluftraten pro Person<br />
verboten für 0.15% CO2: v = 12–15 m 3 /h.Person<br />
Tabelle 3.3<br />
Empfohlene Aussenluftraten pro Person [3.8]<br />
Bei s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> oder ni<strong>ch</strong>t besetzten Räumen empfiehlt<br />
si<strong>ch</strong> aus hygienis<strong>ch</strong>en Gründen die Einhaltung<br />
eines Aussenluftwe<strong>ch</strong>sels von mindestens<br />
etwa 0.3 h –1 oder eine ausrei<strong>ch</strong>ende Vorspülung<br />
des Raums vor der Belegung.<br />
28<br />
für 0.10% CO2: v = 25–30 m 3 /h.Person*<br />
gestattet v = 30–70 m 3 /h.Person<br />
* Allgemeine Basis für Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erräume<br />
RAVEL<br />
3.1.4.2 Aussenluftbelastung<br />
Die Raumluft in Wohn- und Büroräumen sollte den<br />
Anforderungen der Luftreinhalte-Verordnung<br />
(LRV) genügen. Als Leitsubstanz zur Beurteilung<br />
der Aussenluftqualität dient das Stickstoffdioxid<br />
NO2, für wel<strong>ch</strong>es im Anhang 7 der LRV folgende<br />
Immissionsgrenzwerte festgelegt sind.<br />
Immissionsgrenzwerte<br />
Statistis<strong>ch</strong>e Definition<br />
30 μg NO2/m 3 Jahresmittelwert<br />
(arithmetis<strong>ch</strong>er Mittelwert)<br />
100 μg NO2/m 3 95% der 1 /2-h-Mittelwerte<br />
eines Jahres < 100 μg NO2/m 3<br />
80 μg NO2/m 3 24-h-Mittelwert, darf hö<strong>ch</strong>stens einmal<br />
pro Jahr übers<strong>ch</strong>ritten werden<br />
Tabelle 3.4<br />
Immissionsgrenzwerte der LRV für die Leitsubstanz<br />
NO2 [3.13]<br />
Die Grenzwerte der LRV gelten für die messbare<br />
Gesamtbelastung, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Quellen und die allgemeine Hintergrundbelastung<br />
verursa<strong>ch</strong>t wird. Angaben über die lokale Immissionssituation<br />
können meist von den kantonalen<br />
Fa<strong>ch</strong>stellen zur Verfügung gestellt werden.<br />
Sofern im Raum selber keine nennenswerten<br />
Stickoxidemissionen anfallen, errei<strong>ch</strong>en die NO2-<br />
Konzentrationen in Räumen mit natürli<strong>ch</strong>er Lüftung<br />
oder mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> ohne<br />
besondere Luftreinigung etwa die Hälfte der NO2-<br />
Konzentrationen der Aussenluft. Da in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Belastungen der Aussenluft mit Konzentrationswerten<br />
über dem doppelten LRV-Grenzwert heute<br />
praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr auftreten, ist die Notwendigkeit<br />
für den Bau einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />
infolge hoher S<strong>ch</strong>adstoffbelastungen der<br />
Aussenluft nur in Ausnahmesituationen, z.B. bei<br />
aussergewöhnli<strong>ch</strong>en Geru<strong>ch</strong>s- oder Staubbelastungen,<br />
gegeben.<br />
3.1.5 Akustis<strong>ch</strong>e Anforderungen<br />
Die Anforderungen an den S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utz an Gebäuden<br />
(inkl. hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong>) mit Räumen,<br />
die eine lärmempfindli<strong>ch</strong>e Nutzung aufweisen,<br />
gegen Aussen- und Innenlärm, ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
der Norm SIA 181 [3.5]. Räume in Wohn- und<br />
Bürobauten sind im allgemeinen der mittleren
RAVEL Grundlagen<br />
Lärmempfindli<strong>ch</strong>keit zuzuordnen und ohne besondere<br />
Vereinbarungen gelten die Mindestanforderungen<br />
der Norm SIA 181.<br />
Die Lärms<strong>ch</strong>utz-Verordnung LSV des Bundes soll<br />
vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>em und lästigem Lärm im Freien und<br />
in Gebäuden bei offenem Fenster s<strong>ch</strong>ützen. Eine zu<br />
hohe äussere Lärmbelastung liegt vor, wenn die<br />
Immissionsgrenzwerte der LSV für die massgebende<br />
Empfindli<strong>ch</strong>keitsstufe übers<strong>ch</strong>ritten sind; in<br />
diesem Fall kann der Einbau einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
Anlage zweckmässig sein, um die erforderli<strong>ch</strong>e<br />
Aussenluftzufuhr bei ges<strong>ch</strong>lossenen Fenstern<br />
zu gewährleisten. Für viele Planungsregionen<br />
stehen Lärmkataster zur Verfügung, denen die<br />
interessierenden Werte entnommen werden können.<br />
3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung<br />
Grundsätze<br />
– Vorgängig zur Kühllastbere<strong>ch</strong>nung ist na<strong>ch</strong>zuweisen,<br />
dass eine Kühlung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong><br />
ist. Die entspre<strong>ch</strong>enden Regelungen finden<br />
si<strong>ch</strong> in SIA V382/3 und den Vors<strong>ch</strong>riften der<br />
Behörden.<br />
– Die Grundsätze der Kühllastbere<strong>ch</strong>nung sind in<br />
SIA V382/2 bes<strong>ch</strong>rieben. Die Bere<strong>ch</strong>nung kann<br />
na<strong>ch</strong> der Hand- oder EDV-Methode erfolgen.<br />
– Zur Minimierung der Kühllast sind au<strong>ch</strong> die<br />
bauli<strong>ch</strong>en Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten. Dies gilt<br />
insbesondere für einen wirksamen äusseren<br />
Sonnens<strong>ch</strong>utz und eine hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit<br />
der Baukonstruktion.<br />
– Die Bere<strong>ch</strong>nung aller Kühllastkomponenten erfolgt<br />
im 1-h-S<strong>ch</strong>ritt und soll insbesondere die zu<br />
erwartenden tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en internen Lasten in<br />
ihrem Tagesgang berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
– Der gesamte Kühlleistungsbedarf eines Gebäudes<br />
ist das Resultat der Addition der Kühllastprofile<br />
pro Raum und ni<strong>ch</strong>t etwa die Summe der<br />
Maximallasten pro Raum.<br />
3.2.1 Allgemeines<br />
Die Bestimmung des Kühlleistungsbedarfs von<br />
einzelnen Räumen und ganzen Gebäuden ist eine<br />
re<strong>ch</strong>t komplexe Aufgabe, für wel<strong>ch</strong>e heute vers<strong>ch</strong>iedene<br />
dynamis<strong>ch</strong>e Simulationsmodelle zur<br />
Verfügung stehen. Das glei<strong>ch</strong>e gilt au<strong>ch</strong> für die<br />
Beurteilung der si<strong>ch</strong> ohne eine Kühlung ergebenden<br />
Raumlufttemperaturen im Sommer.<br />
Für die praktis<strong>ch</strong>e Anwendung haben si<strong>ch</strong> bei der<br />
EMPA u.a. die Computerprogramme HELIOS und<br />
DOE-2 gut bewährt.<br />
Computerprogramm HELIOS<br />
Das Re<strong>ch</strong>enprogramm HELIOS wurde dur<strong>ch</strong> die<br />
EMPA, Abteilung Bauphysik, entwickelt und wird<br />
heute als PC-Version angeboten. Es handelt si<strong>ch</strong><br />
um ein dynamis<strong>ch</strong>es 1-Zonen-Simulationsmodell<br />
zur Erfassung des thermis<strong>ch</strong>en Verhaltens von<br />
29
Grundlagen<br />
Gebäuden im 1-h-S<strong>ch</strong>ritt unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der kurz- und langwelligen Strahlungsvorgänge.<br />
Das Re<strong>ch</strong>enmodell verwendet die <strong>Energie</strong>bilanzmethode,<br />
die instationären Spei<strong>ch</strong>ervorgänge<br />
werden na<strong>ch</strong> dem Response-Faktoren-Verfahren<br />
gelöst.<br />
Ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt werden u.a. der Feu<strong>ch</strong>tigkeitshaushalt<br />
des Gebäudes, mehrdimensionale Wärmeleitungsvorgänge<br />
(Wärmebrücken), Tagesli<strong>ch</strong>tbere<strong>ch</strong>nungen,<br />
S<strong>ch</strong>attenbere<strong>ch</strong>nungen, Systemeinflüsse.<br />
Das Programm HELIOS ist relativ einfa<strong>ch</strong> und insbesondere<br />
für den weniger geübten Anwender<br />
entspre<strong>ch</strong>end übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> handhabbar. Es ist gut<br />
geeignet zur Bere<strong>ch</strong>nung der Heiz- und Kühllast<br />
einzelner Zonen sowie zur Beurteilung des sommerli<strong>ch</strong>en<br />
Wärmes<strong>ch</strong>utzes, resp. zur Dur<strong>ch</strong>führung<br />
eines Bedarfsna<strong>ch</strong>weises für eine Kühlung.<br />
Computerprogramm DOE-2<br />
Beim DOE-2 handelt es si<strong>ch</strong> um ein Gebäude- und<br />
Hauste<strong>ch</strong>nik-Simulationsprogramm, das die thermis<strong>ch</strong>en<br />
Vorgänge mit einem konstanten Zeits<strong>ch</strong>ritt<br />
von 1 Stunde detailliert na<strong>ch</strong>bilden kann.<br />
Entwickelt wurde es dur<strong>ch</strong> die Simulation Resear<strong>ch</strong><br />
Group am Lawrence Berkeley Laboratory in<br />
Berkeley, CA, USA, in Zusammenarbeit mit weiteren<br />
Institutionen und mit finanzieller Unterstützung<br />
des US Department of Energy.<br />
Die erste Version des Programms stammt aus dem<br />
Jahre 1978 (DOE-1). Seither wurde das Programm<br />
laufend weiterentwickelt und verbessert. Insbesondere<br />
diverse amerikanis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>versorgungsgesells<strong>ch</strong>aften<br />
unterstützen laufend Programmerweiterungen,<br />
um neuen Anforderungen<br />
begegnen zu können. Die gegenwärtig im Einsatz<br />
stehende Version DOE-2.1D existiert seit 1989.<br />
Seit einigen Jahren wird das Programm, das im<br />
Original unter dem Betriebssystem UNIX entwikkelt<br />
wird, dur<strong>ch</strong> mindestens eine unabhängige<br />
Privatfirma au<strong>ch</strong> für PC angeboten. Dabei ist jedo<strong>ch</strong><br />
nur die mit «Extended DOS» kompilierte<br />
Version «DX» in der Lage, alle Mögli<strong>ch</strong>keiten des<br />
Programms voll auszunützen.<br />
Das Programm steht heute vor allem in den USA<br />
sehr verbreitet im Einsatz, ist aber au<strong>ch</strong> in der<br />
übrigen Welt breit gestreut. In der S<strong>ch</strong>weiz ist das<br />
Programm bei der EMPA Dübendorf seit vielen<br />
30<br />
RAVEL<br />
Jahren im Einsatz im Rahmen von Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten<br />
und Re<strong>ch</strong>enaufträgen. Seit einigen Jahren –<br />
vor allem seit dem Ers<strong>ch</strong>einen der PC-Version – ist<br />
es in zunehmender Anzahl (Anfangs 1992 waren es<br />
ca. 30) bei Ingenieurbüros und <strong>Energie</strong>beratungsfirmen<br />
im Einsatz. Seit dieser Zeit bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong><br />
die EMPA auf die Unterstützung externer Anwender<br />
dur<strong>ch</strong> die Beratung bei Problemfällen und die<br />
Abgabe von s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wetterdaten, neuer<br />
Programmversionen und Dokumentationen sowie<br />
notwendigen Programmverbesserungen.<br />
Als Folge der sehr vielfältigen Mögli<strong>ch</strong>keiten verlangt<br />
das Programm DOE-2 eine längere Einarbeitungszeit<br />
und einen ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzenden<br />
Aufwand für die Aufbereitung der Inputdaten und<br />
Plausibilitätskontrolle der Resultate. Eine gewisse<br />
Vereinfa<strong>ch</strong>ung kann von der menügeführten Version<br />
DOE-PLUS erwartet werden. Zusätzli<strong>ch</strong> stellt<br />
die EMPA für typis<strong>ch</strong>e Anwendungsfälle Standardinputs<br />
zur Verfügung.<br />
Empfehlung SIA V382/2<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz erfolgt die Ermittlung des Kühlleistungsbedarfs<br />
von einzelnen Räumen und ganzen<br />
Gebäuden na<strong>ch</strong> der Empfehlung SIA V382/2 «Kühlleistungsbedarf<br />
von Gebäuden» [3.9]. Diese bes<strong>ch</strong>reibt<br />
eine Handmethode mittels Kühllasttemperaturdifferenzen<br />
und Kühllastfaktoren, wel<strong>ch</strong>e<br />
von der EMPA für einige typis<strong>ch</strong>e Fälle mit dem<br />
Simulationsprogramm DOE-2 bere<strong>ch</strong>net worden<br />
sind. Glei<strong>ch</strong>zeitig werden die Randbedingungen<br />
festgelegt, wel<strong>ch</strong>e bei der Bere<strong>ch</strong>nung des Kühlleistungsbedarfs<br />
mit dem Programm DOE-2 oder<br />
anderen Simulationsprogrammen anzuwenden<br />
sind. Eine ausführli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung der Randbedingungen<br />
und der dur<strong>ch</strong>geführten Bere<strong>ch</strong>nungen<br />
findet si<strong>ch</strong> in der SIA-Dokumentation<br />
D 088 «Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />
der Empfehlung SIA V382/2» [3.10].
RAVEL Grundlagen<br />
Wetterdaten<br />
Die Kühllastbere<strong>ch</strong>nung na<strong>ch</strong> SIA V382/2 erfolgt<br />
für die Monate Juli (Sommer) und September<br />
(Herbst). Es werden synthetis<strong>ch</strong>e Wetterdaten verwendet<br />
mit den folgenden Randbedingungen:<br />
– Aussenlufttemperatur<br />
Sinusförmiger Tagesgang<br />
Juli: Mittelwert = 22.5 °C<br />
Maximalwert = 30.0 °C<br />
September Mittelwert = 19.0 °C<br />
Maximalwert = 26.0 °C<br />
Die Bere<strong>ch</strong>nung erfolgt für den einges<strong>ch</strong>wungenen<br />
Zustand (5. Tag).<br />
– Strahlung<br />
Strahlung an klaren Tagen für 23. Juli (Sommer)<br />
und 23. September (Herbst). Die Empfehlung<br />
SIA V382/2 enthält diese Daten für die Station<br />
Züri<strong>ch</strong>-Kloten in Tabellenform, zusätzli<strong>ch</strong> steht<br />
das Programm SOLAR 1 zur Verfügung (Bezug<br />
dur<strong>ch</strong> SIA), mit wel<strong>ch</strong>em die Strahlungsdaten<br />
für beliebig orientierte Flä<strong>ch</strong>en und beliebige<br />
Orte in der S<strong>ch</strong>weiz bere<strong>ch</strong>net werden können.<br />
Für erweiterte Fragestellungen können von der<br />
EMPA vers<strong>ch</strong>iedene Klimadatensätze bezogen<br />
werden.<br />
3.2.2 Bere<strong>ch</strong>nungsgang<br />
Der Kühlleistungsbedarf eines Raums setzt si<strong>ch</strong><br />
zusammen aus dem<br />
– im Raum selbst anfallenden Wärmestrom (interne<br />
Lasten) und dem<br />
– von aussen in den Raum eindringenden Wärmestrom<br />
(externe Lasten).<br />
Im Beharrungszustand mit konstanter Raumlufttemperatur<br />
wird der an die Raumluft abgegebene<br />
Wärmestrom dur<strong>ch</strong> die Raumlüftung gerade wieder<br />
abgeführt. Interne und externe Lasten werden<br />
positiv gere<strong>ch</strong>net, wenn sie dem Raum zugeführt<br />
werden.<br />
Der gesamte Kühlleistungsbedarf eines Gebäudes<br />
setzt si<strong>ch</strong> aus einer grossen Zahl einzelner Quellen<br />
zusammen, die sorgfältig zu bere<strong>ch</strong>nen sind. Insbesondere<br />
ist der zeitli<strong>ch</strong>e Anfall der Wärmeströme<br />
und die Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit der aus den einzelnen<br />
Räumen anfallenden Wärmeströme zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Es werden Angaben zu den folgenden Wärmequellen<br />
gema<strong>ch</strong>t:<br />
Interne Lasten (Abs<strong>ch</strong>nitt 6 in SIA V382/2)<br />
Personenwärme QP<br />
Beleu<strong>ch</strong>tungswärme QB<br />
Abwärme von Bürogeräten QG<br />
Transmission dur<strong>ch</strong> Innenflä<strong>ch</strong>en QIF<br />
Sonstige Wärmequellen Qdiv<br />
Externe Lasten (Abs<strong>ch</strong>nitt 7 in SIA V382/2)<br />
Transmission dur<strong>ch</strong> undur<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>tige<br />
Aussenflä<strong>ch</strong>en QAW,D<br />
Transmission dur<strong>ch</strong> Fenster QF<br />
Einstrahlung dur<strong>ch</strong> Fenster QFS<br />
Der dur<strong>ch</strong> die Lüftungs- bzw. Klimaanlage aus dem<br />
Raum bzw. dem ganzen Gebäude abzuführende<br />
sensible Wärmestrom beträgt:<br />
Q = (QP + QB + QG + QIF + Qdiv) +<br />
(QAW + QD + QF + QFS)<br />
3.2.3 Luftvolumenstrom zur Wärmeabfuhr<br />
Zur Abführung des in Abs<strong>ch</strong>nitt 3.2.2 bere<strong>ch</strong>neten<br />
Wärmestroms Q ist der folgende Zuluftvolumenstrom<br />
erforderli<strong>ch</strong>:<br />
VZUL =<br />
VZUL Zuluftvolumenstrom [m3 /h]<br />
Q Sensibler Wärmestrom [W]<br />
ρ Luftdi<strong>ch</strong>te [kg/m3 ]<br />
cp<br />
Spezifis<strong>ch</strong>e Wärmekapazität der Luft<br />
[J/kg.K]<br />
ti Raumlufttemperatur [°C]<br />
tZUL Temperatur der Zuluft beim Luftauslass [°C]<br />
Vereinfa<strong>ch</strong>t können die folgenden Formeln verwendet<br />
werden.<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es<br />
Mittelland:<br />
in 1000 m ü.M.<br />
Q · 3600<br />
ρ · c p (t i – t ZUL)<br />
V ZUL =<br />
V ZUL =<br />
Q<br />
0.32 (ti – tZUL) Q<br />
0.30 (ti – tZUL) 31
Grundlagen<br />
3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er<br />
Luftvolumenstrom<br />
Grundsätze<br />
– Den Luftvolumenstrom na<strong>ch</strong> der erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Aussenluftrate pro Person bemessen.<br />
– Im Raum anfallende Wärme-, S<strong>ch</strong>adstoff- und<br />
Feu<strong>ch</strong>tequellen reduzieren oder örtli<strong>ch</strong> absaugen.<br />
– Bei grösseren Wärmelasten den Einsatz eines<br />
Wassersystems oder einer örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlung<br />
prüfen.<br />
Folgende Kriterien können den erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Luftvolumenstrom bestimmen:<br />
– Aussenluftrate pro Person (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.4)<br />
– Wärmeabfuhr mit dem Luftsystem (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.2.3)<br />
– Abfuhr von S<strong>ch</strong>adstoffen und Feu<strong>ch</strong>te<br />
– Raumströmung.<br />
Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist anzustreben, den Aussenluftstrom<br />
aufgrund der erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftrate<br />
pro Person zu bemessen und auf einen<br />
Umluftbetrieb zu verzi<strong>ch</strong>ten, d.h. Zuluftstrom =<br />
Aussenluftstrom. Wenn die anfallende Wärmelast<br />
mit diesem Zuluftstrom ni<strong>ch</strong>t abgeführt werden<br />
kann, ist der Einsatz eines Wassersystems oder<br />
einer örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlung zu prüfen. Eine Erhöhung<br />
des Zuluftvolumenstroms zur Abfuhr von<br />
S<strong>ch</strong>adstoffen und Feu<strong>ch</strong>te oder zur Errei<strong>ch</strong>ung der<br />
gewüns<strong>ch</strong>ten Raumströmung sollte bei Wohnund<br />
Bürobauten im allgemeinen ni<strong>ch</strong>t notwendig<br />
sein.<br />
32<br />
RAVEL<br />
In Figur 3.4 sind die hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>en<br />
Luftvolumenströme, ausgedrückt als stündli<strong>ch</strong>er<br />
Luftwe<strong>ch</strong>sel in einem 2.5 m hohen Raum, dargestellt.<br />
Bei einer mittleren Belegung eines Büroraums mit<br />
10 m 2 Bodenflä<strong>ch</strong>e pro Person führt z.B. eine Aussenluftrate<br />
von 50 m 3 /h pro Person auf einen<br />
2fa<strong>ch</strong>en stündli<strong>ch</strong>en Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel. Bei einer<br />
Temperaturdifferenz von 10 K zwis<strong>ch</strong>en Zu- und<br />
Raumluft kann damit eine dauernde sensible<br />
Wärmelast von etwa 16 W/m 2 abgeführt werden.
RAVEL Grundlagen<br />
Luftwe<strong>ch</strong>sel zur Aussenluftzufuhr<br />
Luftwe<strong>ch</strong>sel zur Wärmeabfuhr<br />
Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist anzustreben, den Aussenluftstrom aufgrund der Aussenluftrate pro Person zu<br />
bemessen und auf einen Umluftbetrieb zu verzi<strong>ch</strong>ten. Wenn die anfallende Wärmelast damit ni<strong>ch</strong>t<br />
abgeführt werden kann, ist der Einsatz eines Wassersystems zu prüfen.<br />
Figur 3.4 Berei<strong>ch</strong>e typis<strong>ch</strong>er Luftwe<strong>ch</strong>sel (li<strong>ch</strong>te Raumhöhe = 2.50 m)<br />
33
Grundlagen<br />
3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die<br />
Luftförderung<br />
Grundsätze<br />
– Die Luftförderung verursa<strong>ch</strong>t einen massgebenden<br />
Anteil am gesamten Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />
– Massnahmen zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
sind:<br />
• Betriebszeiten der Anlage minimieren.<br />
• Reduktion der Luftvolumenströme auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
erforderli<strong>ch</strong>e Mass. Dazu u.a. unnötige<br />
S<strong>ch</strong>adstoff-, Wärme- und Feu<strong>ch</strong>teemissionen<br />
im Raum vermeiden (siehe Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.3).<br />
• Bei we<strong>ch</strong>selnden Anforderungen bedarfsabhängige<br />
Aussenluftzufuhr, z.B. über CO2- oder<br />
Mis<strong>ch</strong>gassensor, vorsehen.<br />
• Druckverluste in der Anlage minimieren dur<strong>ch</strong><br />
kleine Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten in Kanälen und<br />
Apparaten, kurze Wege, strömungsgünstige<br />
Ausbildung des Kanalnetzes und der Komponenten.<br />
• Ventilatoren und Motoren mit hohem Wirkungsgrad<br />
im häufigsten Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />
– Die Luftverteilung soll die Vorgaben zur Aufteilung<br />
der Luft auf die anges<strong>ch</strong>lossenen Räume<br />
mögli<strong>ch</strong>st zuverlässig erfüllen. Dies ist besonders<br />
wi<strong>ch</strong>tig bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Festlegung<br />
der Luftmengen.<br />
– Die Druckverluste müssen mögli<strong>ch</strong>st genau vorausbere<strong>ch</strong>net<br />
werden, um auf unnötige Drosselelemente<br />
zu verzi<strong>ch</strong>ten und die Ventilatoren<br />
und Motoren energetis<strong>ch</strong> optimal dimensionieren<br />
zu können.<br />
3.4.1 Anforderungen gemäss SIA V382/3<br />
In der Empfehlung SIA V382/3 [3.11] werden die<br />
folgenden allgemeinen und erhöhten Anforderungen<br />
vorges<strong>ch</strong>lagen, wel<strong>ch</strong>e für den Leistungsbedarf<br />
der Luftförderung relevant sind:<br />
34<br />
Anforderungen gemäss SIA V382/3<br />
RAVEL<br />
Kenngrösse Allgemein Erhöht<br />
(Ziffer 5 4) (Ziffer 5 2 6 2)<br />
Gesamter Druckverlust<br />
(Summe der Zu- und<br />
Abluftanlagen) ≤ 1200 Pa ≤ 900 Pa<br />
Aussenluftrate<br />
pro Person<br />
– Rau<strong>ch</strong>en erlaubt ≤ 70 m 3 /h.P ≤ 50 m 3 /h.P<br />
– Rau<strong>ch</strong>en verboten ≤ 30 m 3 /h.P ≤ 25 m 3 /h.P<br />
Gesamtwirkungsgrad<br />
im Optimalpunkt je<br />
na<strong>ch</strong> Nennluftstrom<br />
> 15 000 m 3 /h > 65% > 70%<br />
10 000 m 3 /h > 60% > 65%<br />
5000 m 3 /h > 55% > 60%<br />
Tabelle 3.5<br />
Anforderungen zur Reduktion des Leistungsbedarfs<br />
für die Luftförderung [3.11]<br />
3.4.2 Spezifis<strong>ch</strong>er Leistungsbedarf<br />
Der auf die Netto-Bodenflä<strong>ch</strong>e bezogene spezifis<strong>ch</strong>e<br />
Leistungsbedarf für die Luftförderung bere<strong>ch</strong>net<br />
si<strong>ch</strong> zu<br />
v · Δp<br />
PAL =<br />
Belegung · ηges · 3600<br />
PAL Leistungsbedarf pro m2 Bodenflä<strong>ch</strong>e<br />
für die Luftförderung [W/m2 ]<br />
(Summe von Zu- und Abluft)<br />
v Aussenluftrate pro Person<br />
[m3 /h pro Person]<br />
Δp Druckdifferenz [Pa]<br />
(Summe von Zu- und Abluft)<br />
Belegung Personenbelegung [Netto-m 2 /Person]<br />
ηges<br />
Mittlerer Gesamtwirkungsgrad von<br />
Ventilator, Motor und Antrieb [–]<br />
(Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Abluft- und Zuluftventilator)<br />
In Figur 3.5 ist der Leistungsbedarf der Luftförderung<br />
für eine Aussenluftrate von 50 m 3 /h pro<br />
Person (untere Grafik, erhöhte Anforderung gemäss<br />
Tabelle 3.5 wenn Rau<strong>ch</strong>en erlaubt) und von<br />
25 m 3 /h pro Person (obere Grafik, erhöhte Anforderung<br />
wenn Rau<strong>ch</strong>en verboten) dargestellt.
RAVEL Grundlagen<br />
Aussenluftrate = 25 m 3 /h.Person<br />
Aussenluftrate = 50 m 3 /h.Person<br />
Figur 3.5<br />
Leistungsbedarf der Luftförderung (Gesamtwirkungsgrad der Ventilatoren = .65)<br />
35
Grundlagen<br />
3.4.3 Spezifis<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf<br />
Der Leistungsbedarf für die Luftförderung ist in<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.2 bes<strong>ch</strong>rieben worden. Bei konstantem<br />
Betrieb während der Nutzungszeit ergibt si<strong>ch</strong><br />
damit der na<strong>ch</strong>folgend genannte jährli<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf<br />
für die Luftförderung. Dieser wird in<br />
Anlehnung an die Kennwerte der künftigen Empfehlung<br />
SIA 380/4 (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.5) auf die <strong>Energie</strong>bezugsflä<strong>ch</strong>e<br />
(Bruttobodenflä<strong>ch</strong>e) bezogen.<br />
Q LF =<br />
QLF<br />
36<br />
<strong>Energie</strong>bedarf Luftförderung<br />
[MJ/m 2 .a] (Bezogen auf Brutto-m 2 )<br />
v Aussenluftrate pro Person<br />
[m 3 /h pro Person]<br />
Δp Druckdifferenz [Pa]<br />
(Summe von Zu- und Abluft<br />
inkl. WRG)<br />
z Betriebszeit der Luftförderung [h/a]<br />
Belegung Personenbelegung [Netto-m 2 /Person]<br />
ηges<br />
v · Δp · z<br />
Belegung · η ges · (EBF/NBF) · 10 6<br />
Mittlerer Gesamtwirkungsgrad von<br />
Ventilator, Motor und Antrieb [–]<br />
(Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Abluft- und Zuluftventilator)<br />
EBF/NBF Verhältnis von Brutto- zu Netto-Bodenflä<strong>ch</strong>e<br />
[–] (typis<strong>ch</strong>er Wert = 1.1)<br />
RAVEL<br />
Falls die WRG mit einer Umgehung ausgerüstet<br />
ist, kann die Druckdifferenz während der Betriebszeit<br />
ausserhalb der Heizperiode entspre<strong>ch</strong>end reduziert<br />
eingesetzt werden. Diese Massnahme ist<br />
jedo<strong>ch</strong> nur sinnvoll, wenn dur<strong>ch</strong> eine Drehzahlregulierung<br />
des Ventilators der Luftstrom bei der<br />
reduzierten Druckdifferenz konstant gehalten werden<br />
kann.<br />
Die Betra<strong>ch</strong>tung der obenstehenden Formel zeigt,<br />
dass der <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung<br />
dur<strong>ch</strong> die folgenden Massnahmen klein gehalten<br />
werden kann:<br />
– Minimierung der Betriebszeit.<br />
– Reduktion des Luftvolumenstroms auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
erforderli<strong>ch</strong>e Mass.<br />
– Minimierung der Druckverluste.<br />
– Wahl von Ventilatoren, Motoren und Antrieben<br />
mit hohem Wirkungsgrad im ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong>.
RAVEL Grundlagen<br />
3.4.4 Massnahmen zur Reduktion der<br />
Druckverluste<br />
Die Empfehlung SIA V382/3 verlangt, dass der<br />
gesamte Druckverlust (Summe der Zu- und Abluftanlagen)<br />
im allgemeinen ni<strong>ch</strong>t mehr als 1200 Pa,<br />
bei energetis<strong>ch</strong> sehr guten <strong>Anlagen</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr als<br />
900 Pa errei<strong>ch</strong>t (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.1). Dazu sind die<br />
folgenden Hinweise zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
3.4.4.1 Standortwahl<br />
Zur Vermeidung unnötiger Druckverluste ist auf<br />
kurze Wege zwis<strong>ch</strong>en Aussenluftfassung resp.<br />
Fortluftaustritt und Zentrale sowie zwis<strong>ch</strong>en Zentrale<br />
und Räumen zu a<strong>ch</strong>ten.<br />
Die Aussenluftfassung soll in der Nähe der Lüftungszentrale<br />
liegen und so plaziert werden, dass<br />
die Vorbelastung der Luft mögli<strong>ch</strong>st gering ist.<br />
Dabei sind die folgenden Hinweise zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
– Ni<strong>ch</strong>t an verkehrsrei<strong>ch</strong>en Fassaden ansaugen.<br />
– Auf die Vermeidung eines Strömungskurzs<strong>ch</strong>lusses<br />
mit der Fortluft oder anderen Abgasoder<br />
Geru<strong>ch</strong>semittenten a<strong>ch</strong>ten.<br />
– Ni<strong>ch</strong>t direkt über dem Boden ansaugen, sondern<br />
untere Einlasskante mindestens 1 m über<br />
Boden.<br />
– Zugang zum Reinigen vorsehen.<br />
Bei grösseren <strong>Anlagen</strong> kann eine Aufteilung in<br />
mehrere Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zweckmässig<br />
sein. Dabei ist au<strong>ch</strong> das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept zu<br />
bea<strong>ch</strong>ten. Je feingliedriger das Kanalnetz gewählt<br />
wird, desto besser ist eine Anpassung auf die<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Brandabs<strong>ch</strong>nitte mögli<strong>ch</strong> und desto<br />
flexibler ist das System bei späteren Änderungen.<br />
3.4.4.2 Filtrierung<br />
Bei Zuluftanlagen für Büro- und Verwaltungsbauten<br />
genügt im Normalfall eine Filterstufe der Klasse<br />
EU 5/6. Vorfilter (z.B. Grobstaubfilter EU 3) erhöhen<br />
den <strong>Anlagen</strong>widerstand und bringen in der<br />
Regel keine Verlängerung der Standzeit der na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>alteten<br />
Filter. Filter sollten sowieso na<strong>ch</strong> 1 bis<br />
1 1 /2 Jahren gewe<strong>ch</strong>selt werden, um Geru<strong>ch</strong>sprobleme<br />
auszus<strong>ch</strong>liessen.<br />
Wesentli<strong>ch</strong> für eine gute Wirksamkeit der Filter ist<br />
ein di<strong>ch</strong>ter Einbau. Glei<strong>ch</strong>zeitig müssen au<strong>ch</strong> das<br />
Luftaufbereitungsgerät und das Kanalnetz di<strong>ch</strong>t<br />
sein. Dur<strong>ch</strong> Bypass-Luft beim Filter oder zu grosse<br />
Leckverluste beim Gerät kann si<strong>ch</strong> die gewüns<strong>ch</strong>te<br />
Filterstufe bis um zwei Klassen vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern.<br />
Bei der Festlegung des Filterwiderstandes für die<br />
<strong>Anlagen</strong>dimensionierung ist von einem geringeren<br />
Endwiderstand auszugehen als der Filterfabrikant<br />
übli<strong>ch</strong>erweise angibt. Empfehlenswert ist bei<br />
einem Anfangswiderstand von ca. 70 Pa bei einem<br />
Filter EU 5/6 ein Endwiderstand von 150 Pa bzw.<br />
ein Dimensionierungswiderstand von ca. 100 Pa.<br />
3.4.4.3 Luftaufbereitungsgerät<br />
Bei der Anordnung und Gestaltung der Luftaufbereitungsgeräte<br />
ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass unnötige<br />
örtli<strong>ch</strong>e Erhöhungen der Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit,<br />
Strömungswiderstände dur<strong>ch</strong> unnötige Versperrungen<br />
und ungünstige Anströmungen des<br />
Ventilators mit Drall vermieden werden.<br />
Untersu<strong>ch</strong>ungen über die Gesamtkosten von Luftaufbereitungsgeräten<br />
je na<strong>ch</strong> Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
ergeben ein fla<strong>ch</strong>es Minimum im<br />
Berei<strong>ch</strong> von 2 bis 4 m/s (siehe Beispiel Figur 3.6).<br />
Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t wird darum heute für Lüftungsanlagen<br />
in Büro- und Verwaltungsbauten im<br />
allgemeinen eine Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit im<br />
Luftaufbereitungsgerät von 2 m/s (bezogen auf<br />
den Nettoquers<strong>ch</strong>nitt des Monoblocs) empfohlen<br />
und im Kanton Züri<strong>ch</strong> z.B. vorges<strong>ch</strong>rieben [3.3]. In<br />
Spezialfällen mit besonderen Anforderungen, z.B.<br />
aussergewöhnli<strong>ch</strong> langen oder kurzen Betriebszeiten,<br />
kann die optimale Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
von diesem Ri<strong>ch</strong>twert abwei<strong>ch</strong>en, was dur<strong>ch</strong> eine<br />
objektspezifis<strong>ch</strong>e Optimierung zu prüfen ist.<br />
Figur 3.6<br />
Jahreskosten in Abhängigkeit der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
für das Luftaufbereitungsgerät (Fallbeispiel<br />
aus [3.1])<br />
37
Grundlagen<br />
Ansaugs<strong>ch</strong>alldämpfer sollten, sofern sie erforderli<strong>ch</strong><br />
sind, im Luftaufbereitungsgerät angeordnet<br />
werden, da dort die Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten und<br />
somit au<strong>ch</strong> die Druckverluste klein sind.<br />
3.4.4.4 Kanalnetz<br />
Die Druckverluste im Kanalnetz können klein gehalten<br />
werden dur<strong>ch</strong> kurze Wege, niedrige Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
bzw. niedrige R-Werte und kleine<br />
Einzelwiderstände. Wi<strong>ch</strong>tig ist eine zuverlässige<br />
Druckverlustbere<strong>ch</strong>nung au<strong>ch</strong>, um auf unnötige<br />
Drosselelemente zur Errei<strong>ch</strong>ung der gewüns<strong>ch</strong>ten<br />
Luftmengenverteilung verzi<strong>ch</strong>ten zu können.<br />
Ein Beispiel für die Gesamtkosten in einem Kanalnetz<br />
je na<strong>ch</strong> Luftges<strong>ch</strong>windigkeit zeigt Figur 3.7.<br />
Wie bei den Luftaufbereitungsgeräten gilt, dass<br />
die Kurve der Gesamtkosten ein fla<strong>ch</strong>es Minimum<br />
aufweist und dass aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t die<br />
Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten so weit reduziert<br />
werden sollen, bis si<strong>ch</strong> ein massgebender Anstieg<br />
der Gesamtkosten ergibt.<br />
Figur 3.7<br />
Jahreskosten in Abhängigkeit der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
für das Kanalnetz (Fallbeispiel aus [3.1])<br />
38<br />
RAVEL<br />
Im Kanton Züri<strong>ch</strong> dürfen z.B. aufgrund der Besonderen<br />
Bauverordnung I [3.3], die Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
in Kanälen von Luft- und Klimaanlagen die<br />
folgenden Werte ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten:<br />
bis 1000 m3 /h 3 m/s<br />
bis 2000 m3 /h 4 m/s<br />
bis 4000 m3 /h 5 m/s<br />
bis 10 000 m3 /h 6 m/s<br />
über 10 000 m3 /h 7 m/s<br />
Besondere Bea<strong>ch</strong>tung ist der strömungsgünstigen<br />
Ausbildung der Kanäle und Formstücke zu s<strong>ch</strong>enken.<br />
– Bei glei<strong>ch</strong>er Flä<strong>ch</strong>e, glei<strong>ch</strong>er Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
und Rauhigkeit ergeben si<strong>ch</strong> mit<br />
runden Kanälen die geringsten Druckverluste.<br />
Re<strong>ch</strong>teckige Kanäle werden mit zunehmendem<br />
Verhältnis von Länge zu Breite ungünstiger, Verhältnisse<br />
über 5:1 sind unbedingt zu vermeiden.<br />
– Für Kanäle aus Eternit muss im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />
Kanälen aus verzinktem Ble<strong>ch</strong> mit Korrekturfaktor<br />
für die Rohrrauhigkeit von 1.5, bei innen<br />
isolierten Kanälen von 1.5 bis 2.0 gere<strong>ch</strong>net<br />
werden.<br />
– Re<strong>ch</strong>teckbogen sollten mit Radien und Leitble<strong>ch</strong>en<br />
ausgeführt werden.<br />
– Rohrbogen sollten aus mögli<strong>ch</strong>st vielen Segmenten<br />
bestehen.
RAVEL Grundlagen<br />
3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />
Grundsätze<br />
– Zur Zeit wird eine Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» erarbeitet.<br />
– Die SIA 380/4 stellt ein Instrument dar, um vereinfa<strong>ch</strong>t<br />
den gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>bedarf<br />
zu ermitteln und zu beurteilen.<br />
– Um einen Verglei<strong>ch</strong> der Verbrau<strong>ch</strong>skennwerte<br />
zu ermögli<strong>ch</strong>en, werden diese für Infrastrukturfunktionen<br />
(z.B. Aussenluftzufuhr oder Raumkonditionierung)<br />
bei glei<strong>ch</strong>er Nutzung (z.B. Büroräume)<br />
angegeben.<br />
– Für die Beurteilung der Verbrau<strong>ch</strong>skennwerte<br />
werden Grenz- und Bestwerte angegeben. Bei<br />
energetis<strong>ch</strong> guten Bauten und <strong>Anlagen</strong> sollen<br />
die Grenzwerte eingehalten werden. Die Bestwerte<br />
sind na<strong>ch</strong> dem heutigen Wissensstand zu<br />
errei<strong>ch</strong>en, wenn die bestmögli<strong>ch</strong>e Kombination<br />
der besten Komponenten und Systeme realisiert<br />
wird.<br />
3.5.1 Zielsetzung<br />
Die Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im<br />
Ho<strong>ch</strong>bau» [3.7] hat einen rationellen Einsatz von<br />
elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> für Li<strong>ch</strong>t, Kraft und Prozesse<br />
(LKP) in Ho<strong>ch</strong>bauten zum Ziel. Sie ergänzt die<br />
Empfehlung SIA 380/1 «<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />
[3.6], wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>werpunktmässig die Nutzung der<br />
<strong>Energie</strong> für Wärme behandelt. Die Empfehlung SIA<br />
380/4 stellt ein globales Instrument dar, um vereinfa<strong>ch</strong>t<br />
den gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>bedarf zu<br />
ermitteln. Sie ersetzt aber ni<strong>ch</strong>t die SIA-Empfehlungen<br />
SIA V382/1–3 oder andere bestehende Normen<br />
und Empfehlungen.<br />
3.5.2 Stand der Einführung<br />
Ein Entwurf der Empfehlung SIA 380/4 war vom<br />
1.1.1992 bis 31.12.1992 in Erprobung. Zur Zeit erfolgt<br />
die Überarbeitung der Empfehlung und des<br />
Bere<strong>ch</strong>nungsverfahrens aufgrund der Ergebnisse<br />
der Erprobungsphase.<br />
3.5.3 Grundideen<br />
Im Gegensatz zum Berei<strong>ch</strong> Wärme wird der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />
von einer Vielzahl von Verbrau<strong>ch</strong>ern<br />
bestimmt. Die <strong>Energie</strong>kennzahl Elektrizität<br />
von vers<strong>ch</strong>iedenen Gebäuden ist nur dann verglei<strong>ch</strong>bar,<br />
wenn die Verbrau<strong>ch</strong>erstruktur ähnli<strong>ch</strong><br />
ist.<br />
Gut verglei<strong>ch</strong>bar sind Werte der einzelnen Infrastrukturfunktionen<br />
gemäss Figur 3.8 bei glei<strong>ch</strong>er<br />
Nutzung.<br />
Dementspre<strong>ch</strong>end sind als Systemanforderungen<br />
die mittleren Leistungen pro Infrastrukturfunktion<br />
und Betriebseinheit mit Grenz- bzw. Bestwerten zu<br />
verglei<strong>ch</strong>en. Auf Stufe <strong>Energie</strong>kennzahl bestehen<br />
keine Anforderungen. Alle Kennwerte sind auf die<br />
versorgte Bruttobodenflä<strong>ch</strong>e bezogen.<br />
Im folgenden werden das <strong>Energie</strong>budget und die<br />
Systemanforderungen näher erläutert.<br />
3.5.4 <strong>Energie</strong>budget Li<strong>ch</strong>t, Kraft, Prozesse<br />
Im <strong>Energie</strong>budget (Tabelle 3.6) werden die absoluten<br />
<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>swerte aufgeteilt na<strong>ch</strong> Betriebseinheiten<br />
und Infrastrukturfunktionen dargestellt.<br />
Diese Darstellung zeigt grosse Beiträge<br />
des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s einzelner Betriebseinheiten<br />
oder Infrastrukturfunktionen.<br />
Tabelle 3.6<br />
<strong>Energie</strong>budget na<strong>ch</strong> SIA 380/4 [3.7]<br />
39
Grundlagen<br />
3.5.4.1 Infrastrukturfunktion<br />
Die Infrastrukturfunktion deckt mit einem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
System einen Bedarf. Dabei entsteht ein<br />
<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>.<br />
Figur 3.8<br />
Infrastrukturfunktionen und ihre Zuteilung zu SIA 380/1 und 380/4 [3.7]<br />
40<br />
RAVEL<br />
Die Infrastrukturfunktionen (Verbrau<strong>ch</strong>ergruppen)<br />
und ihre Zuteilung zu SIA 380/1 und 380/4 sind in<br />
Figur 3.8 dargestellt.
RAVEL Grundlagen<br />
3.5.4.2 Betriebseinheit<br />
In einer Betriebseinheit sind Gebäudeteile mit verglei<strong>ch</strong>barer<br />
Nutzung zusammengefasst, z.B.<br />
– Büro<br />
– Verkauf<br />
– S<strong>ch</strong>ulräume<br />
– Restaurant<br />
– Kü<strong>ch</strong>e etc.<br />
3.5.4.3 Verwendungszweck<br />
Das <strong>Energie</strong>budget stellt die Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur für die<br />
Projektierung dar, wel<strong>ch</strong>e in mehreren Projektphasen<br />
und bei jeder relevanten Projektänderung<br />
überprüft wird. Mit der Na<strong>ch</strong>führung des <strong>Energie</strong>budgets<br />
können Abwei<strong>ch</strong>ungen erkannt und mit<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Massnahmen korrigiert werden.<br />
Im <strong>Energie</strong>budget werden Kontrollwerte festgelegt.<br />
Diese müssen messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> erfassbar sein<br />
und während des Betriebes gemessen werden.<br />
Ziel der Na<strong>ch</strong>kontrolle ist der Verglei<strong>ch</strong> von Objektwerten<br />
gemäss Projekt sowie die Korrektur von<br />
Betriebsfehlern. Das periodis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>führen des<br />
<strong>Energie</strong>budgets soll erlauben, die Einflüsse von<br />
Nutzungsänderungen zu erfassen und einen Verglei<strong>ch</strong><br />
von Projektziel und Objektwert im Betrieb zu<br />
ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Während der Abnahme der Anlage werden in der<br />
Regel ni<strong>ch</strong>t <strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e gemessen, sondern<br />
Leistungen und einzelne Werte, wie z.B.<br />
Druckverluste und Luftvolumenströme, wel<strong>ch</strong>e<br />
zur Bere<strong>ch</strong>nung des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s verwendet<br />
worden sind.<br />
3.5.5 Systemanforderung<br />
Mit der Systemanforderung wird die maximal zulässige<br />
mittlere Leistung der Betriebseinheit bezogen<br />
auf deren Standardnutzungszeit festgelegt.<br />
Einheit = W/m 2 .<br />
Intensive <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>er (spezifis<strong>ch</strong>e Werte)<br />
sind aus der Zusammenstellung der mittleren Leistungen<br />
in W/m 2 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Zur einheitli<strong>ch</strong>en Erfassung<br />
und Darstellung dieser Kenngrössen werden<br />
in der SIA 380/4 Formulare zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
3.5.5.1 Klassen<br />
Als Grundlage für die Festlegung von Systemanforderungen<br />
werden in der SIA 380/4 Klassen festgelegt.<br />
Für die Raumkonditionierung (KO) in Büro-<br />
räumen wird z.B. folgende Klasseneinteilung vorges<strong>ch</strong>lagen:<br />
Raumkonditionierung in Büroräumen<br />
Klasse Freie Wärme<br />
KO 1 0–20 W/m 2<br />
KO 2 20–30 W/m 2<br />
Tabelle 3.7<br />
Klasseneinteilung für freie Wärme in Büroräumen<br />
[3.7]<br />
3.5.5.2 Grenz- und Bestwert<br />
Grenzwert<br />
Wert für energetis<strong>ch</strong> gute Bauten und <strong>Anlagen</strong>,<br />
wel<strong>ch</strong>e die Anforderungen des Bauherrn erfüllen<br />
sowie wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> erstellt und betrieben werden<br />
können. Der Grenzwert muss bei der Anwendung<br />
der Systemanforderungen eingehalten werden.<br />
Bestwert<br />
Wert, wel<strong>ch</strong>er dur<strong>ch</strong> die bestmögli<strong>ch</strong>e Kombination<br />
der besten, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> ausgereiften Einzelkomponenten,<br />
resp. Systeme errei<strong>ch</strong>t werden kann.<br />
Eine Mehrinvestition im Verglei<strong>ch</strong> zum wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Optimum kann erforderli<strong>ch</strong> sein. Die Ma<strong>ch</strong>barkeit<br />
muss von Fall zu Fall überprüft werden. Der<br />
Begriff Bestwert entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t dem Begriff Zielwert<br />
der SIA 380/1.<br />
Objektwert<br />
Wert, wel<strong>ch</strong>er während der Projektierung bestimmt<br />
oder während des Betriebes gemessen<br />
wird. In der Regel liegt er zwis<strong>ch</strong>en Grenz- und<br />
Bestwert.<br />
3.5.5.3 Verwendungszweck<br />
Die Objektwerte gemäss Projekt werden Verglei<strong>ch</strong>swerten<br />
gegenübergestellt. Als Mindestanforderung<br />
muss der Grenzwert eingehalten werden.<br />
Der Massstab für die energetis<strong>ch</strong>e Qualität<br />
der Planung wird mit der Lage des Projektwertes<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem Grenz- und dem Bestwert sowie mit<br />
der Klasse gegeben.<br />
41
Grundlagen<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3<br />
[3.1] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL Handbu<strong>ch</strong><br />
Strom rationell nutzen<br />
ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />
[3.2] ISO/IS 7730<br />
Moderate thermal environments – determination<br />
of the PMV und PPD indices and<br />
specifications of the conditions for thermal<br />
comfort.<br />
Zu beziehen bei: S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Normen-<br />
Vereinigung SNV, 8032 Züri<strong>ch</strong><br />
[3.3] Regierungsrat des Kantons Züri<strong>ch</strong><br />
Besondere Bauverordnung I<br />
Ausgabe März 1991<br />
[3.4] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Wärmes<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau<br />
Norm SIA 180, Ausgabe 1988<br />
[3.5] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau<br />
Norm SIA 181, Ausgabe 1988<br />
[3.6] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau<br />
Empfehlung SIA 380/1, Ausgabe 1988<br />
[3.7] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Entwurf SIA 380/4, Entwurf für die Erprobungsphase<br />
von Januar 1992 bis Dezember<br />
1992<br />
[3.8] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />
[3.9] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />
Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />
42<br />
RAVEL<br />
[3.10] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />
der Empfehlung SIA V382/2<br />
Dokumentation D 088, Ausgabe 1992<br />
[3.11] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />
[3.12] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />
SIA<br />
Wärmeleistungsbedarf von Gebäuden<br />
Empfehlung SIA 384/2, Ausgabe 1982<br />
[3.13] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Bundesrat<br />
Luftreinhalte-Verordnung vom 16. Dezember<br />
1985 mit Änderung vom 20. November<br />
1991
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen 45<br />
4.1.1 Wettbewerbsre<strong>ch</strong>t 45<br />
4.1.2 Konzeptionelle Vorarbeiten 45<br />
4.1.3 Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong> 46<br />
4.1.4 Inbetriebnahme, Abnahme, Na<strong>ch</strong>kontrolle 46<br />
4.2 Systemwahl 47<br />
4.2.1 Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Fensterlüftung 49<br />
4.2.2 Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen 50<br />
4.2.3 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit Zu- und Abluft 50<br />
4.2.4 Abführen von Wärme und S<strong>ch</strong>adstoffen 50<br />
4.3 Wärmerückgewinnung 52<br />
4.4 Wohnungslüftung 56<br />
4.5 Notwendigkeit einer Kühlung der Raumluft 58<br />
4.6 Notwendigkeit einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft 58<br />
4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung 59<br />
4.8 Betonkernkühlung 60<br />
4.9 Kühldecken 62<br />
4.10 Lufterdregister 63<br />
4.11 Erdsonden 66<br />
4.11.1 Heizung im Winter 66<br />
4.11.2 Kühlung im Sommer 67<br />
4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Steuerung und Regelung 68<br />
4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom (VAV) 69<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4 70<br />
43
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen<br />
Grundsätze<br />
– Bei einer gesamtheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung der<br />
energetis<strong>ch</strong>en Aspekte ist das Zusammenspiel<br />
von Gebäude und Hauste<strong>ch</strong>nik von ents<strong>ch</strong>eidender<br />
Bedeutung.<br />
– Da viele energierelevante Grundsatzfragen bereits<br />
in einer sehr frühen Planungsphase zu<br />
ents<strong>ch</strong>eiden sind, ist eine mögli<strong>ch</strong>st frühe Zusammenarbeit<br />
zwis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itekt und Hauste<strong>ch</strong>nikplaner<br />
anzustreben.<br />
– In allen Planungsphasen müssen gute und aufwendige<br />
Planungsarbeiten angemessen honoriert<br />
werden. Eine Honorierung allein aufgrund<br />
der Bausumme bietet oft wenig Anreiz für die<br />
Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong>.<br />
– Damit die <strong>Anlagen</strong> wie geplant arbeiten, ist der<br />
Inbetriebnahme, Abnahme und Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />
die notwendige Aufmerksamkeit zu s<strong>ch</strong>enken.<br />
4.1.1 Wettbewerbsre<strong>ch</strong>t<br />
Bei der Dur<strong>ch</strong>führung von Wettbewerben ist anzustreben,<br />
dass die Veranstalter au<strong>ch</strong> die energetis<strong>ch</strong><br />
relevanten Vorgaben bezei<strong>ch</strong>nen und dass bei der<br />
Bewertung der Projekte die Aspekte <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />
und Umweltbelastung gebührend berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden. Dabei geht es ni<strong>ch</strong>t um die Erstellung<br />
detaillierter Hauste<strong>ch</strong>nikkonzepte sondern<br />
um die Festlegung und Überprüfung der massgebenden<br />
Grundsätze. Gut bewährt hat si<strong>ch</strong> die Beurteilung<br />
der Wettbewerbsprojekte na<strong>ch</strong> den folgenden<br />
Kriterien:<br />
– <strong>Energie</strong>konzept (vorgesehene Te<strong>ch</strong>nologien,<br />
Einsatz erneuerbarer <strong>Energie</strong>quellen, Ma<strong>ch</strong>barkeit,<br />
Komplexität). Gute Tagesli<strong>ch</strong>tkonzepte führen<br />
au<strong>ch</strong> zu günstigen Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
für die <strong>Anlagen</strong>, die für das Raumklima verantwortli<strong>ch</strong><br />
sind. Gute <strong>Energie</strong>konzepte nutzen mit<br />
den <strong>Anlagen</strong> für das Raumklima (Heizung, Lüftung,<br />
evtl. Kühlung) das dynamis<strong>ch</strong>e Spei<strong>ch</strong>erverhalten<br />
des Gebäudes.<br />
– Zonierung na<strong>ch</strong> Raumtypen resp. Nutzungen<br />
(Aufteilung in natürli<strong>ch</strong> und me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> belüf-<br />
tete Zonen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anforderungen).<br />
– Zentralen- und S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tkonzept (horizontale<br />
und vertikale Ers<strong>ch</strong>liessung). Dieses soll mögli<strong>ch</strong>st<br />
kurze Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en Aussenluftfassung,<br />
Zentrale und Räumen ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
– Flexibilität bezügli<strong>ch</strong> Erst- und Na<strong>ch</strong>installationen.<br />
– Investitionen und Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit.<br />
Zur Errei<strong>ch</strong>ung dieser Zielsetzung sollte bei der<br />
Abfassung der Wettbewerbsgrundlagen ein Experte<br />
für <strong>Energie</strong>- und Hauste<strong>ch</strong>nikfragen mitarbeiten<br />
und in der Jury vertreten sein.<br />
4.1.2 Konzeptionelle Vorarbeiten<br />
Vorabklärungen bezügli<strong>ch</strong> Notwendigkeit und Art<br />
einer Lüftungs- oder Klimaanlage sowie übrige<br />
konzeptionelle Vorarbeiten im Berei<strong>ch</strong> Hauste<strong>ch</strong>nik,<br />
insbesondere au<strong>ch</strong> Abklärungen über den Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en Hauste<strong>ch</strong>nik und Gebäude<br />
(Gesamtkonzept), werden au<strong>ch</strong> heute bei vielen<br />
Bauvorhaben gar ni<strong>ch</strong>t oder nur sehr rudimentär<br />
dur<strong>ch</strong>geführt. Ein Grund für diesen Zustand mag<br />
sein, dass heute oft die Honorierung sol<strong>ch</strong>er konzeptioneller<br />
Vorarbeiten ni<strong>ch</strong>t zufriedenstellend<br />
geregelt ist und dass als Folge davon gar kein<br />
Hauste<strong>ch</strong>nikplaner resp. -berater beigezogen wird.<br />
Das Problem der angemessenen Honorierung<br />
konzeptioneller Vorarbeiten kann im Rahmen der<br />
bestehenden Honorarordnung SIA 108 [4.16] gelöst<br />
werden, indem diese Aufwendungen der Phase<br />
0 (Vorstudienphase) zugeordnet und separat<br />
ents<strong>ch</strong>ädigt werden.<br />
Die Bedeutung dieser Vorabklärungen wird heute<br />
von Bauherren, Ar<strong>ch</strong>itekten und au<strong>ch</strong> Hauste<strong>ch</strong>nikplanern<br />
no<strong>ch</strong> häufig zu wenig erkannt. Entspre<strong>ch</strong>end<br />
fehlt die Bereits<strong>ch</strong>aft zum re<strong>ch</strong>tzeitigen Beizug<br />
des Hauste<strong>ch</strong>nikfa<strong>ch</strong>mannes und zur separaten<br />
Ents<strong>ch</strong>ädigung dieser Aufwendungen. Im allgemeinen<br />
ni<strong>ch</strong>t zu befriedigen vermag eine Lösung,<br />
wona<strong>ch</strong> die Arbeiten in der Phase 0 als Vorarbeiten<br />
für die späteren Phasen betra<strong>ch</strong>tet werden<br />
mit entspre<strong>ch</strong>enden Honorarabzügen in den<br />
späteren Phasen. Mit einer sol<strong>ch</strong>en Regelung würden<br />
neutrale und sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Abklärungen in der<br />
Phase 0 stark ers<strong>ch</strong>wert und im Falle des Beizugs<br />
45
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
eines externen Beraters für die Phase 0 würden<br />
si<strong>ch</strong> unnötige Konflikte mit dem Planer für die<br />
späteren Phasen ergeben.<br />
4.1.3 Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong><br />
Eine energiesparend konzipierte und knapp dimensionierte<br />
Anlage verursa<strong>ch</strong>t häufig kleinere<br />
Investitionskosten, ist aber unter Umständen mit<br />
einem höheren Planungsaufwand und au<strong>ch</strong> mit<br />
einem höheren Risiko für den Planer verbunden.<br />
Das Interesse vieler Planer an energiesparend konzipierten<br />
<strong>Anlagen</strong> ist darum eher gering, da sie<br />
mehr Aufwand bei geringerem Honorar befür<strong>ch</strong>ten.<br />
Längerfristig sollte wohl die Honorarordnung unter<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung dieser Problematik überarbeitet<br />
werden. Eine Lösung innerhalb der bestehenden<br />
Honorarordnung besteht darin, dass einerseits<br />
die Auftraggeber überzeugt werden, dass<br />
einfa<strong>ch</strong>ere oder kleinere <strong>Anlagen</strong> eher einem höheren<br />
S<strong>ch</strong>wierigkeitsgrad zuzuordnen sind als<br />
grosszügig dimensionierte konventionelle <strong>Anlagen</strong><br />
und anderseits die Planer selbstsi<strong>ch</strong>er genug<br />
werden, au<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>ere <strong>Anlagen</strong> mit einem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
hohen Standard zu planen. Gemeint ist aber<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> hoher Planungsstandard<br />
und ni<strong>ch</strong>t in erster Linie ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
hoher Standard der geplanten Anlage. Allenfalls<br />
müssen für besondere Abklärungen Zusatzaufträge<br />
verlangt werden.<br />
4.1.4 Inbetriebnahme, Abnahme, Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />
Die Grundsätze der Abnahme von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> sind in Kapitel 4 der Empfehlung<br />
SIA V382/1 [4.17] festgelegt.<br />
Messungen an bestehenden, au<strong>ch</strong> konventionellen,<br />
<strong>Anlagen</strong> zeigen häufig, dass diese ni<strong>ch</strong>t wie<br />
geplant arbeiten. Aufgrund der wenigen ausführli<strong>ch</strong>en<br />
Messungen muss vermutet werden, dass<br />
Mängel vielfa<strong>ch</strong> unerkannt bleiben, weil gar keine<br />
aussagefähigen Abnahmemessungen dur<strong>ch</strong>geführt<br />
werden.<br />
Die Honorarordnung SIA 108 enthält für den Berei<strong>ch</strong><br />
Lüftung, Klima, Kälte für die Teilleistung 12<br />
«Fa<strong>ch</strong>bauleitung» einen Honoraranteil von 10%<br />
und in der Abs<strong>ch</strong>lussphase inkl. der Teilleistung 15<br />
«Garantiearbeiten» einen Honoraranteil von 10%.<br />
46<br />
RAVEL<br />
Diese Honorare sollten eine zuverlässige Abnahme<br />
und Überwa<strong>ch</strong>ung der Mängelbehebung ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t besteht die Problematik eher<br />
darin, dass si<strong>ch</strong> mit dem Planer und Installateur<br />
zwei direkt beteiligte und aufeinander angewiesene<br />
Parteien gegenseitig kontrollieren sollten.<br />
Zur Verbesserung dieser Situation sind die folgenden<br />
zwei Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
– Konsequentere Dur<strong>ch</strong>setzung der bekannten<br />
Abnahmeprozeduren, d.h. vollständiges Ausfüllen<br />
des SWKI-Abnahmeprotokolls 88-1 Lüftung<br />
[4.20] und Dur<strong>ch</strong>führung der dazu notwendigen<br />
Messungen und Feststellungen bei den<br />
einzelnen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />
– Dur<strong>ch</strong>führung einer Na<strong>ch</strong>kontrolle. Diese kann<br />
dur<strong>ch</strong> den Bauherrn, den Planer oder einen unabhängigen<br />
Dritten erfolgen. Im letztgenannten<br />
Fall wäre es vorteilhaft, wenn dieser, z.B. aus der<br />
Mitarbeit in der Phase 0, die Anlage bereits<br />
kennt. Die Ents<strong>ch</strong>ädigung dieser Aufwendungen<br />
kann z.B. so erfolgen, dass die erste Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />
als Zusatzaufwand zu Lasten des Bauherrn<br />
geht. Falls aufgrund von Mängeln Wiederholungen<br />
notwendig sind, gehen diese zu Lasten<br />
des Verursa<strong>ch</strong>ers.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.2 Systemwahl<br />
Grundsätze<br />
– Mit neuen <strong>Energie</strong>gesetzen und den Empfehlungen<br />
SIA V382/1–3 soll errei<strong>ch</strong>t werden, dass in<br />
Zukunft energie<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong> geplant werden und dass die Notwendigkeit<br />
einer Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung der<br />
Raumluft kritis<strong>ch</strong> geprüft wird.<br />
– Änderungen in der Planungsweise ergeben si<strong>ch</strong><br />
vor allem für die bisher eher sorglosen Planer.<br />
Empfehlungen bezügli<strong>ch</strong> hö<strong>ch</strong>ste zulässige<br />
Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten oder Druckverluste<br />
sind für eine Mehrheit der <strong>Anlagen</strong> zweckmässige<br />
Vorgaben (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.4). In Einzelfällen<br />
sind begründete Abwei<strong>ch</strong>ungen na<strong>ch</strong> oben<br />
oder unten jedo<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>.<br />
– Bei einer Beurteilung des Gesamtenergiebedarfs<br />
ist die höhere Wertigkeit der elektris<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Energie</strong> zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Als allgemeine<br />
Empfehlung gilt, dass der elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf<br />
(z.B. für die Luftförderung) mit einer Wertigkeit<br />
von 3, der thermis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf für<br />
Heizen und Kühlen mit einer Wertigkeit von 1 zu<br />
gewi<strong>ch</strong>ten ist.<br />
– Es ist anzustreben, dass der Zuluftstrom der<br />
<strong>Anlagen</strong> dem hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftstrom<br />
entspri<strong>ch</strong>t. Die Mögli<strong>ch</strong>keiten zur<br />
Reduktion der im Raum anfallenden Wärmeund<br />
S<strong>ch</strong>adstoffemissionen sind unbedingt auszus<strong>ch</strong>öpfen<br />
(Quellenbekämpfung). Falls zur Abführung<br />
höherer Wärmelasten ein grösserer Zuluftstrom<br />
erforderli<strong>ch</strong> wäre, ist eine Strahlungskühlung<br />
oder eine örtli<strong>ch</strong>e Umluftkühlung vorzusehen<br />
(Abs<strong>ch</strong>nitt 3.3).<br />
Die Figur 4.1 gibt eine Übersi<strong>ch</strong>t über das allgemeine<br />
Vorgehen bei der Planung gemäss SIA V382/3<br />
[4.19].<br />
Alle drei Lüftungsstrategien – Fensterlüftung, me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />
Abluftanlage, <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage<br />
mit Zu- und Abluft – sind grundsätzli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>,<br />
wenn Fenster vorhanden sind und wenn die Aussenbelastung<br />
(massgebend ist gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.1.4 der vorliegenden Dokumentation resp. Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3 der SIA V382/3 vor allem die Lärmbelastung)<br />
ein Oeffnen der Fenster erlaubt.<br />
Bei hohen Aussenbelastungen, bei fensterlosen<br />
Räumen oder bei erhöhten Anforderungen an die<br />
Nutzung ist der Bau von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />
oder von me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Abluftanlagen zweckmässig.<br />
Diese Argumente begründen no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
die Notwendigkeit einer Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung<br />
der Raumluft; diese ist na<strong>ch</strong> den Vorgaben<br />
von SIA V382/3 separat zu prüfen (Abs<strong>ch</strong>nitte 4.5<br />
und 4.6).<br />
47
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Figur 4.1<br />
Übersi<strong>ch</strong>t über das Vorgehen bei der Planung gemäss SIA V382/3 [4.19]<br />
(Die Abs<strong>ch</strong>nittsbezei<strong>ch</strong>nungen beziehen si<strong>ch</strong> auf die SIA V382/3)<br />
48<br />
RAVEL
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.2.1 Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der<br />
Fensterlüftung<br />
Bei der Fensterlüftung erfolgt die Lufterneuerung<br />
dur<strong>ch</strong> das Öffnen von Fenstern als Stosslüftung.<br />
Im Winter, wenn die Luft aussen kälter ist als innen,<br />
strömt bei Windstille die kalte Aussenluft dur<strong>ch</strong><br />
den unteren Teil der Öffnung ein und dur<strong>ch</strong> den<br />
oberen Teil strömt die warme Raumluft aus. Dabei<br />
sind im Raum, au<strong>ch</strong> mit Heizkörpern unter den<br />
Fenstern, Zugsers<strong>ch</strong>einungen unvermeidli<strong>ch</strong>, so<br />
dass die Fensterlüftung im Winter nur zur kurzzeitigen,<br />
s<strong>ch</strong>nellen Lufterneuerung und ni<strong>ch</strong>t zur Dauerlüftung<br />
geeignet ist. Kurzes intensives Lüften ist<br />
im Winter aber au<strong>ch</strong> aus energetis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
zweckmässig, da damit eine zu starke Abkühlung<br />
der Bauteile vermieden wird.<br />
Im Sommer hängt die Intensität der Fensterlüftung<br />
bei gegebenen Fensteröffnungen im wesentli<strong>ch</strong>en<br />
vom Windanfall ab, zu einem Teil au<strong>ch</strong> von den<br />
dur<strong>ch</strong> die Sonnenstrahlung bewirkten Temperaturunters<strong>ch</strong>ieden<br />
zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Seiten des Gebäudes.<br />
Bei Querlüftung, d.h. bei der glei<strong>ch</strong>zeitigen Öffnung<br />
von Fenstern auf zwei oder mehr Fassadenseiten,<br />
ist die Lufterneuerung besonders gross und<br />
es kann in wenigen Minuten ein vollständiger Luftaustaus<strong>ch</strong><br />
im Raum errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Die Tabelle 4.1 enthält grobe Ri<strong>ch</strong>twerte der stündli<strong>ch</strong>en<br />
Luftwe<strong>ch</strong>sel, wel<strong>ch</strong>e im Mittel mit der Fensterlüftung<br />
errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
Die günstigste Lüftung erhält man mit S<strong>ch</strong>iebefenstern<br />
oder anderen Lösungen, wel<strong>ch</strong>e eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />
Einstellung der Öffnungsgrösse erlauben.<br />
Allerdings lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei dieser Lüftungsart<br />
(Dauerlüftung) kein kontrollierter Luftaustaus<strong>ch</strong><br />
gewährleisten.<br />
Zustand der Fenster Luftwe<strong>ch</strong>sel<br />
Fenster, Türen ges<strong>ch</strong>lossen * 0–0.5 h -1<br />
Fenster gekippt, kein Rolladen 0.3–1.5 h -1<br />
Fenster halb offen 5–10 h -1<br />
Fenster ganz offen 10–15 h -1<br />
Fenster, gegenüberliegend offen bis 40 h -1<br />
* Fugenlüftung<br />
Tabelle 4.1<br />
Grobe Ri<strong>ch</strong>twerte für Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel bei Fensterlüftung<br />
[4.13]<br />
Vorteile der Fensterlüftung<br />
– Einfa<strong>ch</strong>ste und kostengünstigste Lufterneuerung<br />
– Kein <strong>Energie</strong>bedarf für eine Luftförderung<br />
– Gute Akzeptanz bei den Benutzern<br />
– Im Sommer Na<strong>ch</strong>tlüftung und intensive Lüftung<br />
am Morgen mögli<strong>ch</strong>.<br />
Na<strong>ch</strong>teile der Fensterlüftung<br />
– Kein kontrollierter Luftaustaus<strong>ch</strong><br />
– Zugsers<strong>ch</strong>einungen im Winter<br />
– Evtl. Konflikte in grösseren Gruppenbüros<br />
– Keine Wärmerückgewinnung<br />
– Keine Luftbehandlung<br />
– Evtl. Belastung dur<strong>ch</strong> Lärm und Abgase<br />
– Evtl. Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme (Na<strong>ch</strong>tlüftung).<br />
Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist bei der Frage, ob anstelle<br />
einer Fensterlüftung eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Lüftung<br />
eingebaut werden soll, die <strong>Energie</strong>einsparung<br />
dur<strong>ch</strong> die Wärmerückgewinnung im Winter dem<br />
<strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung gegenüberzustellen.<br />
Dabei sollte entspre<strong>ch</strong>end den Vorgaben in<br />
Ziffer 5 2 6 der Empfehlung SIA V382/3 zur Definition<br />
energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong>, der elektris<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Energie</strong>bedarf für die Medienförderung (Luft und<br />
Wasser) mit einer Wertigkeit von 3, der thermis<strong>ch</strong>e<br />
<strong>Energie</strong>bedarf für Heizen und allenfalls Kühlen mit<br />
einer Wertigkeit von 1 gewi<strong>ch</strong>tet werden.<br />
Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sind die Grenzen der Fensterlüftung<br />
im allgemeinen errei<strong>ch</strong>t, wenn infolge<br />
di<strong>ch</strong>ter Personenbelegung (weniger als etwa<br />
15 m 2 /Person) oder hoher S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />
(wenn z.B. bei einer spezifis<strong>ch</strong>en Bodenflä<strong>ch</strong>e von<br />
weniger als etwa 30 m 2 /Person gerau<strong>ch</strong>t wird) ein<br />
mittlerer Aussenluftstrom während der Nutzungszeit<br />
von über etwa 1.7 m 3 /h m 2 (entspri<strong>ch</strong>t einem<br />
mittleren Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von ca. 0.7 h –1 bei<br />
49
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
einer li<strong>ch</strong>ten Raumhöhe von 2.50 m) benötigt wird.<br />
Einige Beispielre<strong>ch</strong>nungen zu dieser Fragestellung<br />
finden si<strong>ch</strong> in [4.22].<br />
Bei aussenliegenden Einzelbüros und kleineren<br />
Gruppenbüros stellt häufig die Fensterlüftung die<br />
von den Benutzern am besten akzeptierte Lösung<br />
dar. Müssen si<strong>ch</strong> allerdings zu viele Personen über<br />
das Öffnen der Fenster einigen, kann dies zu Konflikten<br />
führen.<br />
4.2.2 Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen<br />
Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen sind mit Ventilatoren<br />
betriebene Zwangsentlüftungen (me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />
Entlüftungen). Die Luft wird mit einem Ventilator<br />
aus dem Raum ins Freie geblasen, während glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
als Folge des erzeugten Unterdrucks dur<strong>ch</strong><br />
zufällige oder bewusst angeordnete Öffnungen<br />
aus den bena<strong>ch</strong>barten Räumen oder aus dem Freien<br />
Luft na<strong>ch</strong>strömt. Wird dafür gesorgt, dass die<br />
Luft auf geeigneten Wegen na<strong>ch</strong>strömen kann, so<br />
sind me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen das einfa<strong>ch</strong>ste<br />
Mittel zur Luftverbesserung.<br />
Für diese Lüftungsanlagen ohne Luftbehandlung<br />
und ohne me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Aussenluftzufuhr gelten<br />
gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 4 der SIA V382/3 [4.19] die folgenden<br />
Grundsätze:<br />
– Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen sollen so ausgelegt<br />
werden, dass für die anges<strong>ch</strong>lossenen Räume<br />
der Abluftstrom benutzungsabhängig gesteuert<br />
werden kann.<br />
– Bei der Dimensionierung zentraler Ventilatoren<br />
soll die Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit der Benützung berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />
werden. Zur Anpassung des Betriebes<br />
an den jeweiligen Bedarf ist die Wahl mehrstufig<br />
oder stufenlos regulierbarer Antriebe zweckmässig.<br />
– Bei Abluftströmen über etwa 2500 m 3 /h aus beheizten<br />
Räumen ist eine kontrollierte Zuführung<br />
der Ersatzluft mit Wärmerückgewinnung anzustreben.<br />
– Es dürfen keine bauli<strong>ch</strong>en Brandabs<strong>ch</strong>nitte unges<strong>ch</strong>ützt<br />
miteinander verbunden werden.<br />
50<br />
RAVEL<br />
4.2.3 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit Zuund<br />
Abluft<br />
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> enthalten im Sinne<br />
von SIA V382/1 ein Zuluft- und ein Abluftsystem. Je<br />
na<strong>ch</strong> Luftbehandlung werden die vier Anlagetypen<br />
gemäss Tabelle 4.2 unters<strong>ch</strong>ieden.<br />
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Zuluftbehandlung *<br />
<strong>Anlagen</strong> F H B K<br />
Lüftungsanlage • •<br />
Lüftungsanlage<br />
mit Befeu<strong>ch</strong>tung • • •<br />
Lüftungsanlage<br />
mit Kühlung • • •<br />
Klimaanlage • • • •<br />
* F = Filtern<br />
H = Heizen<br />
B = Befeu<strong>ch</strong>ten<br />
K = Kühlen, Entfeu<strong>ch</strong>ten<br />
(geregelt oder mit Kühlung)<br />
Tabelle 4.2<br />
Bezei<strong>ch</strong>nung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />
[4.17]<br />
Eine Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft soll<br />
nur vorgenommen werden, wenn dies erforderli<strong>ch</strong><br />
ist. Hinweise dazu finden si<strong>ch</strong> in den Abs<strong>ch</strong>nitten<br />
4.5 und 4.6.<br />
4.2.4 Abführen von Wärme und S<strong>ch</strong>adstoffen<br />
Als wesentli<strong>ch</strong>er Grundsatz für energie<strong>effiziente</strong><br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong> gilt, dass die Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
zur Reduktion der im Raum anfallenden<br />
Wärme- und S<strong>ch</strong>adstoffemissionen unbedingt<br />
auszus<strong>ch</strong>öpfen sind (Quellenbekämpfung). Vermeidbare<br />
Emissionen sollen ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> einen erhöhten<br />
Luftstrom verdünnt und abgeführt werden<br />
müssen.<br />
Massnahmen zur Reduktion der Wärmelasten im<br />
Raum:<br />
– Sämtli<strong>ch</strong>e Fensterflä<strong>ch</strong>en von gekühlten Räumen<br />
sollen über einen wirksamen Sonnen-
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
s<strong>ch</strong>utz oder eine entspre<strong>ch</strong>ende Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung<br />
verfügen. Im allgemeinen soll<br />
ein Gesamtenergiedur<strong>ch</strong>lassgrad für die Sonnenstrahlung<br />
dur<strong>ch</strong> die Verglasung inkl. Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />
von g = 0.15 oder kleiner errei<strong>ch</strong>t<br />
werden. Ri<strong>ch</strong>twerte typis<strong>ch</strong>er Konstruktionen<br />
finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 7 3 2 der Empfehlung SIA<br />
V382/2 (siehe au<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>nitt 4.5).<br />
– Wahl von stromsparenden Mas<strong>ch</strong>inen und Apparaten<br />
sowie eines geeigneten Beleu<strong>ch</strong>tungskonzepts.<br />
Betrieb nur bei Bedarf.<br />
– Bei grösseren Einzelquellen ist eine Wasserkühlung<br />
oder eine direkte Abführung der Wärme in<br />
einem ges<strong>ch</strong>lossenen Luftsystem oder mit Absaughauben<br />
anzustreben, damit die Abwärme<br />
ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum spürbar wird. Eventuell<br />
ist au<strong>ch</strong> ein Aufstellen von Geräten mit hoher<br />
Wärmeproduktion in Nebenräumen mit höheren<br />
zulässigen Raumlufttemperaturen mögli<strong>ch</strong>.<br />
Massnahmen zur Reduktion der S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />
im Raum:<br />
– Auf die Wahl emissionsarmer Baustoffe und<br />
Inneneinri<strong>ch</strong>tungen a<strong>ch</strong>ten. Informationen über<br />
die Emissionen der wi<strong>ch</strong>tigsten Baustoffe werden<br />
zur Zeit erarbeitet und dur<strong>ch</strong> den SIA veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />
– Bei unvermeidbaren grösseren Einzelquellen ist<br />
eine direkte Abführung der S<strong>ch</strong>adstoffe in einem<br />
ges<strong>ch</strong>lossenen Luftsystem oder mit Absaughauben<br />
anzustreben. Eventuell ist au<strong>ch</strong> ein<br />
Aufstellen sol<strong>ch</strong>er Quellen in Nebenräumen<br />
zweckmässig.<br />
– Bei Nutzungen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />
(z.B. mit und ohne Rau<strong>ch</strong>er) ist<br />
eine bauli<strong>ch</strong>e Trennung anzustreben.<br />
Wenn zur Abführung der vorhandenen Wärmelasten<br />
der hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>e Luftstrom erhöht<br />
werden sollte, empfiehlt si<strong>ch</strong> aus energetis<strong>ch</strong>er<br />
Si<strong>ch</strong>t die Anwendung von örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlgeräten<br />
oder einer Strahlungskühlung mit Wasser als<br />
Wärmeträger.<br />
Die Lage und Wirkungsweise der Zuluft- und Abluftöffnungen,<br />
die Art und Anordnung von Wärmequellen<br />
sowie die Temperaturen der Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en<br />
bestimmen die Raumströmung<br />
und damit die Effizienz einer Lüftung im<br />
Raum. Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sind Systeme zu<br />
wählen, wel<strong>ch</strong>e ohne Erhöhung der hygienis<strong>ch</strong><br />
erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftraten eine gute Lüftungseffizienz<br />
ergeben. Dies kann sowohl mit den<br />
klassis<strong>ch</strong>en Mis<strong>ch</strong>lüftungssystemen als au<strong>ch</strong> mit<br />
den heute stark aufkommenden Quellüftungen<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Zu vermeiden sind Kurzs<strong>ch</strong>lussströmungen,<br />
bei denen Zuluft in die Abluftöffnungen<br />
gelangt, ohne vorher die Aufenthaltszone<br />
gelüftet zu haben.<br />
Bei der Quellüftung wird die Raumströmung beim<br />
Vorhandensein von Wärmequellen dur<strong>ch</strong> die Auftriebsströmungen<br />
dominiert. Ohne Wärmequellen<br />
im Raum ergibt si<strong>ch</strong> mit der Quellüftung eine<br />
Verdrängungslüftung, indem die kühlere und damit<br />
s<strong>ch</strong>werere Zuluft in Bodennähe sanft einströmt<br />
und die wärmere Raumluft na<strong>ch</strong> oben zu den gut<br />
verteilten Abluftöffnungen drängt. Diese Verdrängungslüftung<br />
ist aber ni<strong>ch</strong>t zu verwe<strong>ch</strong>seln mit der<br />
aus der Verfahrens- und Medizinte<strong>ch</strong>nik bekannten<br />
turbulenzarmen Verdrängungslüftung, wo mit<br />
sehr grossen Luftraten immer eine kolbenartige<br />
Strömung dur<strong>ch</strong> genau definierte Raumberei<strong>ch</strong>e<br />
erzwungen wird.<br />
Ausgelöst dur<strong>ch</strong> norwegis<strong>ch</strong>e und dänis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten<br />
[4.10] hat man in der S<strong>ch</strong>weiz in<br />
den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen,<br />
um die Strömungsvorgänge in belüfteten<br />
Räumen und die Wirkung neuartiger Systeme<br />
wie Quellüftungen und Kühldecken besser zu verstehen.<br />
Die Resultate dieses Fors<strong>ch</strong>ungsprojektes<br />
«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen in Gebäuden»<br />
werden für die Praxis in einer siebenbändigen<br />
Dokumentationsreihe publiziert (siehe Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
1.4.2, insbesondere ERL 7).<br />
51
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.3 Wärmerückgewinnung<br />
Grundsätze<br />
– Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind Lüftungsanlagen<br />
immer mit einer Wärmerückgewinnung<br />
auszurüsten.<br />
– Die Systemwahl ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den objektspezifis<strong>ch</strong>en<br />
Randbedingungen. Es gibt kein herausragendes<br />
System.<br />
– Die Wärmerückgewinnung in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />
steht und fällt mit der sorgfältigen Dimensionierung,<br />
wobei der jährli<strong>ch</strong>e Netto-<strong>Energie</strong>gewinn<br />
massgebend ist. Dabei ist ein allfälliger<br />
Elektrizitätsbedarf mit einer Wertigkeit von etwa<br />
3 gegenüber der thermis<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong> zu gewi<strong>ch</strong>ten.<br />
– Na<strong>ch</strong> ökonomis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten gehören<br />
gut ausgelegte WRG-<strong>Anlagen</strong> selbst bei den<br />
heutigen (zu tiefen) <strong>Energie</strong>preisen in den allermeisten<br />
Anwendungsfällen zu den rentablen<br />
Investitionen.<br />
Bei Wärmerückgewinnungsanlagen sind aus energetis<strong>ch</strong>er<br />
Si<strong>ch</strong>t die folgenden Effekte zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
– Der <strong>Energie</strong>bedarf zur Erwärmung und evtl. Befeu<strong>ch</strong>tung<br />
der Aussenluft wird reduziert.<br />
– Der <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung wird<br />
infolge des Druckverlustes des WRG-Systems<br />
(evtl. inkl. zusätzli<strong>ch</strong>em Abluftfilter) erhöht und<br />
evtl. ergibt si<strong>ch</strong> ein zusätzli<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf<br />
für Hilfsbetriebe (z.B. für einen Wasser-Glykol-<br />
Zwis<strong>ch</strong>enkreislauf).<br />
Wärmerückgewinnungsanlagen sparen Heizenergie<br />
und führen zusätzli<strong>ch</strong> bei geeigneter Dimensionierung<br />
au<strong>ch</strong> zu einer günstigeren Bemessung<br />
weiterer Anlagekomponenten, indem die WRG-<br />
Systeme ihre grössten Leistungen bei den Extrembedingungen<br />
(grösste Temperatur- resp. Enthalpiedifferenz)<br />
abgeben und damit Spitzen bre<strong>ch</strong>en.<br />
Um Wärmerückgewinnungsanlagen ri<strong>ch</strong>tig zu planen,<br />
muss man ni<strong>ch</strong>t nur die Wirkungsgrade der<br />
Komponenten im idealen Betriebspunkt kennen,<br />
sondern ihr Verhalten unter vers<strong>ch</strong>iedenen Be-<br />
52<br />
RAVEL<br />
triebsbedingungen verstehen. Da Wärmerückgewinnungsanlagen<br />
au<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong> benötigen, interessiert<br />
letztli<strong>ch</strong> der Nettoertrag. Wärmerückgewinnungsanlagen<br />
sollen darum ni<strong>ch</strong>t für die tiefste<br />
(oder hö<strong>ch</strong>ste) Aussentemperatur ausgelegt werden,<br />
für wel<strong>ch</strong>e die Lüftungsanlage no<strong>ch</strong> genügen<br />
muss, sondern für den besten Jahresnutzungsgrad.<br />
Man unters<strong>ch</strong>eidet zwis<strong>ch</strong>en einem maximal mögli<strong>ch</strong>en<br />
und einem optimalen <strong>Energie</strong>rückgewinn.<br />
In einer Lüftungsanlage mit hohem Fremdwärmeanfall<br />
wird die optimale Wärmerückgewinnungs-<br />
Einri<strong>ch</strong>tung anders aussehen als in einer anderen,<br />
wo nur wenig Fremdwärme vorhanden ist.<br />
Bei der Auslegung müssen aber au<strong>ch</strong> viele ni<strong>ch</strong>tte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
Voraussetzungen berücksi<strong>ch</strong>tigt werden.<br />
Dazu gehören die in Re<strong>ch</strong>nung zu setzenden<br />
Preise für fossile Brennstoffe und Strom, die<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Teuerungsraten, der momentane<br />
und der künftige Kapitalzins, die Amortisationsdauer<br />
und die generelle Zielsetzung der Sparbemühung.<br />
Die optimale Wärmerückgewinnungsanlage<br />
wird also ni<strong>ch</strong>t nur aufgrund von te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Daten, sondern au<strong>ch</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
von vielen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und umweltpolitis<strong>ch</strong>en<br />
Annahmen gefunden.<br />
Voraussetzung für die Planung der WRG-Anlage<br />
und der ganzen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage muss<br />
eine vorangegangene Bedarfsminimierung sein.<br />
Weiter sind eine vernünftige Aufteilung der <strong>Anlagen</strong><br />
und geeignete Regel- und Steuermögli<strong>ch</strong>keiten<br />
wi<strong>ch</strong>tige Voraussetzungen für eine sparsame<br />
und bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsweise.<br />
Für die Vorstudien kann si<strong>ch</strong> der Planer auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />
neuere Publikationen abstützen. Nützli<strong>ch</strong>e<br />
Grundlagen vermittelt das Heft «Wärmerückgewinnung<br />
in Lüftungs- und Klimaanlagen» aus<br />
dem Impulsprogramm Hauste<strong>ch</strong>nik 1987 [4.8]. Die<br />
SWKI-Ri<strong>ch</strong>tlinie 89-1 gehört ebenso zum Grundlagenwissen<br />
des Planers [4.21].<br />
Eine erste Übersi<strong>ch</strong>t über die je na<strong>ch</strong> Situation<br />
mögli<strong>ch</strong>en WRG-Systeme gibt Figur 4.2.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Figur 4.2<br />
Ents<strong>ch</strong>eidungsbaum als erste Eingrenzung der Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten [4.8 ergänzt]<br />
Aufgrund der örtli<strong>ch</strong>en und der anwendungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Randbedingungen sollten die in Frage<br />
kommenden Systeme anhand von Auswahlgraphiken<br />
der Hersteller dimensioniert und optimiert<br />
werden.<br />
Leider ist es bis heute aber so, dass si<strong>ch</strong> nur die<br />
Kreislaufverbundsysteme re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> zuverlässig<br />
optimieren lassen. Für die anderen Systeme (insbesondere<br />
für die regenerativen Rotoren) fehlen<br />
die Grundlagen dazu no<strong>ch</strong> weitgehend resp. werden<br />
zur Zeit no<strong>ch</strong> erarbeitet.<br />
In Figur 4.3 wird dargestellt, dass die Rückwärmzahlen<br />
und die Druckverluste vers<strong>ch</strong>iedener WRG-<br />
Komponenten unter glei<strong>ch</strong>en Anströmverhältnissen<br />
vergli<strong>ch</strong>en werden müssen.<br />
1 Rotationstaus<strong>ch</strong>er ET12, RT10, PT10<br />
2 Rotationstaus<strong>ch</strong>er ET7, PT5<br />
3 Glykoltaus<strong>ch</strong>er 10RR / 2.5 mm, A (netto) = h•B<br />
4 Wärmerohr 6RR / 3.2 mm, gerade<br />
* Prospektangabe unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
Figur 4.3<br />
Beispiel für einen Leistungsverglei<strong>ch</strong> [4.8]<br />
53
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
In der Praxis setzen oft die Platzverhältnisse klare<br />
Grenzen. Die realen räumli<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />
führen dazu, dass der Verglei<strong>ch</strong> relativiert werden<br />
muss. Soll beispielsweise die Kreislaufvariante<br />
mit der Rotorvariante vergli<strong>ch</strong>en werden, so muss<br />
zuerst gefragt werden, bei wel<strong>ch</strong>en Anströmges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
der Betrieb erfolgt. In einem Lüftungsgerät<br />
liegt die Anströmges<strong>ch</strong>windigkeit für<br />
den Rotor ca. 1,5- bis 1,7mal höher als bei einem<br />
Glykolwärmetaus<strong>ch</strong>er, wo der zur Verfügung stehende<br />
Platz besser ausgenutzt wird. Diese Ges<strong>ch</strong>windigkeitserhöhung<br />
bewirkt eine platzbedingte<br />
Minderleistung des Rotors um 5 bis 10%.<br />
Sol<strong>ch</strong>e, im Routine-Planungsbetrieb ni<strong>ch</strong>t sofort<br />
erkennbaren Zusammenhänge, lassen es dringend<br />
ratsam ers<strong>ch</strong>einen, jeweils konkrete Varianten<br />
offerieren zu lassen.<br />
Bei kleinen <strong>Anlagen</strong> bietet si<strong>ch</strong> aus wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Gründen praktis<strong>ch</strong> nur der Plattenwärmetaus<strong>ch</strong>er<br />
an. Aber au<strong>ch</strong> über diese Komponente fehlen<br />
bis heute zufriedenstellende Planungsunterlagen.<br />
Vor allem müsste über Einfriervorgänge und<br />
die entspre<strong>ch</strong>enden Gegenmassnahmen dur<strong>ch</strong><br />
die Hersteller no<strong>ch</strong> Genaueres publiziert werden<br />
[4.2].<br />
Im praktis<strong>ch</strong>en Planungsbetrieb geht der HLK-Ingenieur<br />
in der Regel s<strong>ch</strong>rittweise vor. Als hilfrei<strong>ch</strong>es<br />
Instrument erweist si<strong>ch</strong> für die ersten Systemstudien<br />
die Temperatur-Summenhäufigkeitskurve<br />
des vorgesehenen Einsatzortes (siehe Figur<br />
4.4). Wenn Be- und Entfeu<strong>ch</strong>tungsvorgänge mitspielen,<br />
eignet si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> die Summenhäufigkeitskurve<br />
für die absolute Feu<strong>ch</strong>te, die aus dem<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Temperatur<br />
und Feu<strong>ch</strong>te hervorgeht. Im Gegensatz zur<br />
Anwendung der Enthalpie-Summenhäufigkeitskurve<br />
können damit die Vorgänge bei Temperaturund<br />
bei Feu<strong>ch</strong>te-Zustandsänderungen getrennt<br />
dargestellt und beurteilt werden. Angaben zu den<br />
Meteodaten für vers<strong>ch</strong>iedene Orte in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
finden si<strong>ch</strong> in [4.14].<br />
54<br />
RAVEL<br />
Figur 4.4<br />
Beispiel für die Auslegung eines WRG-Systems<br />
mit Temperatur- und Feu<strong>ch</strong>tesummenhäufigkeitskurven<br />
Im Fall 2 des Beispiels von Figur 4.4 (Zieltemperatur<br />
12 °C) genügt eine WRG mit 50% genausogut<br />
(oder sogar lei<strong>ch</strong>t besser) als eine WRG mit 75% im<br />
Fall 1, wo die Luft auf eine Zieltemperatur von 20 °C<br />
erwärmt werden muss.<br />
Die Wirkungsgrade der Komponenten können in<br />
diesem Stadium mit genügender Genauigkeit als<br />
S<strong>ch</strong>ätzungen eingesetzt werden. Ni<strong>ch</strong>t selten führt<br />
diese Projektierungsarbeit zu einer Überarbeitung<br />
des Gesamtsystems und damit zur Verbesserung<br />
der Randbedingungen für die WRG – unter Umständen<br />
mit Auswirkungen bis hin zum ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en<br />
Entwurf.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Ein Vorteil dieser Planungste<strong>ch</strong>nik liegt darin, dass<br />
sie einen graphis<strong>ch</strong>en Verglei<strong>ch</strong> der resultierenden<br />
Gradstunden pro Jahr für vers<strong>ch</strong>iedene Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
zulässt. Multipliziert mit dem<br />
Massenstrom und der mittleren spezifis<strong>ch</strong>en Wärmekapazität,<br />
lässt si<strong>ch</strong> aus der Temperaturgraphik<br />
die Jahreswärmearbeit ermitteln. Wenn Be- und<br />
Entfeu<strong>ch</strong>tung au<strong>ch</strong> eine Rolle spielen, wird zusätzli<strong>ch</strong><br />
die entspre<strong>ch</strong>ende Summenhäufigkeitskurve<br />
für die absolute Feu<strong>ch</strong>te verwendet, wobei dann<br />
Grammstunden pro Jahr das Flä<strong>ch</strong>enäquivalent<br />
darstellen.<br />
Wenn diese Studien vorliegen, wird es sinnvoll,<br />
mit den Lieferanten der einzelnen Komponenten<br />
Kontakt aufzunehmen. Je na<strong>ch</strong>dem, über wel<strong>ch</strong>e<br />
Kenntnisse und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten diese<br />
verfügen, können sie mit einer mehr oder weniger<br />
vertrauenswürdigen Optimierung aufwarten. Spätestens<br />
jetzt muss der Planer deutli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en,<br />
dass im zweiten Planungss<strong>ch</strong>ritt, der Ausführungsplanung,<br />
nur Komponenten in Betra<strong>ch</strong>t gezogen<br />
werden, deren Hersteller in der Lage sind,<br />
ganz bestimmte Fragen zu beantworten:<br />
– Dazu gehört bei mittleren und grösseren <strong>Anlagen</strong><br />
eine detaillierte, na<strong>ch</strong>vollziehbare Optimierung<br />
innerhalb der mögli<strong>ch</strong>en Ausführungsvarianten<br />
na<strong>ch</strong> wählbaren Optimierungskriterien. In<br />
diesen Berei<strong>ch</strong> fallen beispielsweise geometris<strong>ch</strong>e<br />
Variationen von Lamellen, Plattenformen,<br />
Wellungen, hydraulis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>altungen der<br />
Medienwege, Widerstände, Hilfsenergieverbrau<strong>ch</strong>,<br />
Amortisationen, usw.<br />
– Dazu gehören Angaben über den Korrosionss<strong>ch</strong>utz<br />
und die zu erwartende Lebensdauer mit<br />
der entspre<strong>ch</strong>enden Beeinflussung der Leistung<br />
und der Ans<strong>ch</strong>affungskosten.<br />
– Dazu gehören Angaben über den <strong>Energie</strong>bedarf<br />
und die Umweltbelastung bei der Herstellung<br />
und der Entsorgung der Komponenten.<br />
Die Figur 4.5 zeigt den Verlauf des Netto-<strong>Energie</strong>rückgewinns<br />
in Abhängigkeit der Rückwärmzahl<br />
für zwei vers<strong>ch</strong>iedene Grenztemperaturen. Bei der<br />
Anlage A kann die Wärme nur bis zu einer Temperatur<br />
von 12 °C ausgenützt werden, weil z.B. der<br />
behandelten Aussenluft no<strong>ch</strong> Umluft beigemis<strong>ch</strong>t<br />
wird. Dies bedeutet, dass die WRG-Anlage nur bei<br />
Aussenlufttemperaturen unter ca. 11 °C in Betrieb<br />
ist. Die optimale Rückwärmzahl beträgt darum φ =<br />
60%. Bei der Anlage B jedo<strong>ch</strong> kann die Wärme bis<br />
zu einer Temperatur von 20 °C ausgenutzt werden.<br />
Dies ergibt eine optimale Rückwärmzahl von φ =<br />
82%, die dadur<strong>ch</strong> begrenzt ist, dass die Fortluft<br />
wegen der Vereisungsgefahr ni<strong>ch</strong>t weiter abgekühlt<br />
werden darf.<br />
Figur 4.5<br />
Abhängigkeit der optimalen Ausführung von den<br />
Einsatzgebieten [4.8]<br />
Eine WRG-Anlage sollte deshalb nie nur mit einer<br />
Leistung oder einem Wirkungsgrad bei nur einem<br />
Betriebspunkt, sondern dur<strong>ch</strong> den jährli<strong>ch</strong>en Netto-<strong>Energie</strong>rückgewinn<br />
definiert werden. Bei Auss<strong>ch</strong>reibungen<br />
ist dem Re<strong>ch</strong>nung zu tragen (siehe<br />
[4.21]).<br />
55
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.4 Wohnungslüftung<br />
56<br />
Grundsätze<br />
– Die Wohnungslüftung erfolgt in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
traditionsgemäss dur<strong>ch</strong> mehr oder weniger<br />
sinnvolles Fensterlüften und dur<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>e Undi<strong>ch</strong>tigkeiten.<br />
Eine Wärmerückgewinnung ist<br />
bei dieser Lüftungsart ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />
– In Ländern mit langen Heizperioden erfolgt die<br />
Grundlüftung der Wohnungen meist dur<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>e<br />
me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit WRG.<br />
– Wenn man in der S<strong>ch</strong>weiz aufgrund besonderer<br />
Randbedingungen (Lärm, S<strong>ch</strong>mutz, Si<strong>ch</strong>erheit,<br />
niedriger Gesamtenergiebedarf) den Einsatz<br />
me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>er Wohnungslüftungen prüft, so<br />
muss die Hilfsenergie Strom entspre<strong>ch</strong>end ihrem<br />
Stellenwert berücksi<strong>ch</strong>tigt werden (siehe<br />
Kasten am Ende des Kapitels).<br />
– Na<strong>ch</strong> rein ökonomis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten gehören<br />
me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Wohnungslüftungen bei<br />
den heutigen <strong>Energie</strong>preisen eher zu den weniger<br />
rentablen Investitionen. Sie können jedo<strong>ch</strong><br />
bei geeigneter Dimensionierung einen Beitrag<br />
leisten zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
von Gebäuden.<br />
Die Vermeidung von Wärmebrücken und sonstwie<br />
ungenügender Aussendämmung führt ni<strong>ch</strong>t nur<br />
zu einer Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s und der<br />
Umweltbelastung, sondern steigert au<strong>ch</strong> den<br />
Wohnkomfort in vers<strong>ch</strong>iedener Hinsi<strong>ch</strong>t:<br />
– Höhere Temperaturen der inneren Oberflä<strong>ch</strong>en<br />
erlauben behagli<strong>ch</strong>e Bedingungen bei tieferen<br />
Raumlufttemperaturen.<br />
– Dank kleinerer Wärmeleistungen der Heizkörper<br />
ergeben si<strong>ch</strong> weniger Luft- und Feinstaubaufwirbelungen.<br />
– Tiefere Raumlufttemperaturen und geringere<br />
Feinstaubbelastungen lassen wesentli<strong>ch</strong> tiefere<br />
Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeiten als komfortabel genug<br />
ers<strong>ch</strong>einen.<br />
– Tiefere Heizkörpertemperaturen erlauben die<br />
Verwendung von Wärmeerzeugern mit tieferem<br />
RAVEL<br />
Temperaturniveau und damit die Nutzung von<br />
Umwelt- und Abwärme mit Wärmepumpen.<br />
Wenn das Fenster mit seinem Rahmen no<strong>ch</strong> so<br />
gestaltet ist, dass es zusammen mit flexiblen Isolations-<br />
und Bes<strong>ch</strong>attungsmögli<strong>ch</strong>keiten optimiert<br />
wird, so werden au<strong>ch</strong> hier mit den <strong>Energie</strong>sparmassnahmen<br />
Komfortverbesserungen und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
Vereinfa<strong>ch</strong>ungen erzielt:<br />
– Das energetis<strong>ch</strong> gute Fenster gewinnt während<br />
der Heizperiode Sonnenwärme im erwüns<strong>ch</strong>ten<br />
Mass und vermeidet zu hohe Einstrahlungen im<br />
Sommer.<br />
– Das gut dämmende und di<strong>ch</strong>te Fenster lässt es<br />
zu, dass die Heizkörper ni<strong>ch</strong>t nur in ihrer Grösse<br />
reduziert werden, sondern dass sie au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr über die ganze Fassade verteilt unter jedem<br />
Fenster aufgestellt werden müssen.<br />
Unter diesen Voraussetzungen kann sogar die Bodenheizung<br />
wieder ein dur<strong>ch</strong>aus vernünftiges<br />
Heizsystem werden, weil die Bodentemperatur<br />
nur 1–2 K über der Raumlufttemperatur liegen<br />
muss. Bei begrenzter Vorlauftemperatur würde<br />
si<strong>ch</strong> zudem ein Wärmeaustaus<strong>ch</strong> von Räumen mit<br />
höherem Wärmeanfall zu Räumen mit kühleren<br />
Bedingungen ergeben.<br />
Wie die notwendige Aussenluft mögli<strong>ch</strong>st bedarfsangepasst<br />
in das Gebäudeinnere und von da unter<br />
Mitnahme mögli<strong>ch</strong>st sämtli<strong>ch</strong>er Emissionen wieder<br />
ins Freie gelangt, hängt von etli<strong>ch</strong>en Randbedingungen<br />
ab. Bei der Wohnungslüftung muss<br />
zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Haustypen und zwis<strong>ch</strong>en<br />
Miet- und Eigentümerverhältnissen unters<strong>ch</strong>ieden<br />
werden. Ein weiterer, ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzender<br />
Parameter ist die Frage, ob eine Wohneinheit<br />
mehr oder weniger ständig bewohnt und beaufsi<strong>ch</strong>tigt<br />
ist, oder ob alle Nutzer berufsbedingt<br />
tagsüber länger abwesend sind.<br />
Der im Einfamilienhausbau engagierte Ar<strong>ch</strong>itekt<br />
kombiniert die notwendige Aussenluftversorgung<br />
oft mit passiver Solarnutzung, indem die Luft über<br />
strahlungserwärmte Aussenhautelemente angesaugt<br />
und vorgewärmt wird. Meistens sind die zur<br />
Verfügung stehenden «Kollektorflä<strong>ch</strong>en» und der<br />
Platz für grosszügig dimensionierte Luftwege<br />
gross genug, um ohne elektris<strong>ch</strong> angetriebene<br />
Ventilatoren auszukommen. Die grössere Bauhöhe<br />
und die internen Verbindungen über mehrere<br />
Stockwerke gestatten es, natürli<strong>ch</strong>e Auftriebskräf-
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
te auszunutzen. Die damit verbundenen Bemühungen<br />
sind aber dur<strong>ch</strong>aus angebra<strong>ch</strong>t, da der<br />
freistehende Einfamilienhaustyp im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />
verdi<strong>ch</strong>teteren Bauformen ohnehin energetis<strong>ch</strong><br />
ungünstiger ist. Ventilatoren irgendwel<strong>ch</strong>er Art<br />
sollten nur dann zur Anwendung gelangen, wenn<br />
ein guter thermoelektris<strong>ch</strong>er Verstärkungsfaktor<br />
na<strong>ch</strong>gewiesen wird (siehe Kasten am S<strong>ch</strong>luss dieses<br />
Abs<strong>ch</strong>nitts).<br />
Im Mehrfamilienhaus zwingen die engeren Platzverhältnisse<br />
und die wesentli<strong>ch</strong> intensivere Belegungsdi<strong>ch</strong>te<br />
meistens zu me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> unterstützten<br />
Lüftungssystemen. Hier muss si<strong>ch</strong> der Planer<br />
entweder für eine mehr oder weniger dezentrale<br />
oder aber für eine zentrale Lösung ents<strong>ch</strong>eiden.<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> soll au<strong>ch</strong> hier mit minimierten<br />
Zuluftraten gearbeitet werden. Die Abluftfassung<br />
konzentriert si<strong>ch</strong> auf die Räume mit höherem Luftwe<strong>ch</strong>selbedarf,<br />
nämli<strong>ch</strong> auf Kü<strong>ch</strong>e, Bad und WC.<br />
Abgesehen vom höheren Aufwand für die Planung<br />
und für die Bauführung, haben vernünftig zentralisierte<br />
Lüftungssysteme im Verglei<strong>ch</strong> zu dezentralen<br />
Lösungen ganz erhebli<strong>ch</strong>e Vorteile:<br />
– Die Aussenluftfassung und die Fortluftöffnungen<br />
sind lufthygienis<strong>ch</strong> besser kontrollierbar.<br />
– Saisonal- und Tag/Na<strong>ch</strong>t-bedingte Zyklen lassen<br />
si<strong>ch</strong> zur Wärmerückgewinnung nutzen (z.B.<br />
Erdkoppelung).<br />
– Grössere WRG-Systeme sind <strong>effiziente</strong>r als kleine<br />
Einzelsysteme.<br />
– Grössere Ventilatoren und Antriebe haben deutli<strong>ch</strong><br />
bessere Wirkungsgrade als Kleinventilatoren.<br />
– Die etwas höheren Druckverluste für die Luftführung<br />
haben den Vorteil, dass die Luftverteilung<br />
von äusseren Einflüssen wie Wind und<br />
Auftriebskräften nur wenig gestört werden<br />
kann.<br />
– Der Filtrierung der Luft kann grössere Bea<strong>ch</strong>tung<br />
ges<strong>ch</strong>enkt werden.<br />
– Aufwand und Ertrag von zentralen Systemen<br />
können einfa<strong>ch</strong>er messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> erfasst und<br />
beurteilt werden.<br />
In Bezug auf den ökonomis<strong>ch</strong>/ökologis<strong>ch</strong>en Sinngehalt<br />
sollte ein Wohnungslüftungssystem pro<br />
jährli<strong>ch</strong> einsparbare Megawattstunde ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
als etwa 450 Franken kosten (Erfahrungszahl der<br />
<strong>Energie</strong>fa<strong>ch</strong>stelle des Kantons Züri<strong>ch</strong>, Stand<br />
1992).<br />
In Bezug auf die rationelle Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Energie</strong> muss das geplante System auf jeden<br />
Fall auf seinen elektrothermis<strong>ch</strong>en Verstärkungsfaktor<br />
hin überprüft und notfalls korrigiert werden!<br />
Der Begriff des Elektro-Thermo-Verstärkers wurde<br />
in [4.4] eingeführt und definiert. Er bezei<strong>ch</strong>net das<br />
Verhältnis der erzeugten Wärme oder der entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Einsparung an fossiler <strong>Energie</strong> zur eingesetzten<br />
Elektrizität. Typis<strong>ch</strong>e Werte für Elektro-<br />
Thermo-Verstärkungen sind:<br />
ETV = ca. 3 für Elektromotor-Wärmepumpen<br />
ETV = ca. 7–25 für Wärmerückgewinnung<br />
oder Abwärmenutzung mit als<br />
Hilfsenergie eingesetzter Elektrizität<br />
ETV = ca. 5–10 für moderne Ersatzluftanlagen<br />
im Verglei<strong>ch</strong> zu konventionellen<br />
<strong>Anlagen</strong><br />
ETV = ca. 7.5–15 für Elektro-Lei<strong>ch</strong>tfahrzeuge im<br />
Verglei<strong>ch</strong> zu konventionellen<br />
Autos mit Benzinmotor<br />
Um der hohen Wertigkeit der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong><br />
und den Risiken bei deren Bereitstellung Re<strong>ch</strong>nung<br />
zu tragen, sollte der mittlere ETV rationeller<br />
Systeme über 3 liegen.<br />
57
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.5 Notwendigkeit einer<br />
Kühlung der Raumluft<br />
Grundsätze Grundsätze<br />
– Die Kriterien zur Beurteilung der Notwendigkeit<br />
einer Kühlung der Raumluft finden si<strong>ch</strong> in Ziffer<br />
5.2 der SIA V 382/3 [4.19]. Zusätzli<strong>ch</strong> sind au<strong>ch</strong><br />
die Vors<strong>ch</strong>riften der Behörden zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
– Grundvoraussetzung zur Erbringung des Bedarfsna<strong>ch</strong>weises<br />
für eine Kühlung der Raumluft<br />
ist die Einhaltung minimaler bauli<strong>ch</strong>er Anforderungen.<br />
Dies gilt insbesondere für einen wirksamen<br />
äusseren Sonnens<strong>ch</strong>utz und eine genügende<br />
Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baukonstruktion.<br />
– Der Bedarf für eine Kühlung der Raumluft ist<br />
gegeben, wenn eines der folgenden Kriterien<br />
erfüllt ist:<br />
• Spezialfall mit besonderen Anforderungen an<br />
das Raumklima<br />
• Hohe interne Lasten<br />
• Maximale sommerli<strong>ch</strong>e Raumlufttemperatur<br />
ohne Kühlung zu ho<strong>ch</strong> (verglei<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.1.3.1)<br />
• Energetis<strong>ch</strong> sehr gute Anlage au<strong>ch</strong> mit Kühlung.<br />
Vor allem bei Anwendung der neuen<br />
Te<strong>ch</strong>nologien mit Strahlungskühlung und mit<br />
Gebäudemassenkühlung kann eine Kühlung<br />
häufig ohne erhöhten Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong><br />
realisiert werden.<br />
– Der <strong>Energie</strong>bedarf für eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kühlung<br />
kann reduziert werden oder ganz entfallen<br />
bei Anwendung der folgenden Te<strong>ch</strong>niken:<br />
• Na<strong>ch</strong>tlüftung (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.7)<br />
• Betonkernkühlung (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.8)<br />
• Kühldecken (4.9)<br />
• Lufterdregister (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.10)<br />
• Erdsonden (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.11)<br />
58<br />
RAVEL<br />
4.6 Notwendigkeit einer<br />
Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft<br />
– Die Kriterien zur Beurteilung der Notwendigkeit<br />
einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft finden si<strong>ch</strong> in<br />
Ziffer 5.3 der SIA V 382/3 [4.19]. Zusätzli<strong>ch</strong> sind<br />
au<strong>ch</strong> die Vors<strong>ch</strong>riften der Behörden zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />
– Der Bedarfsna<strong>ch</strong>weis für eine Befeu<strong>ch</strong>tung der<br />
Raumluft ist gegeben, wenn eines der folgenden<br />
Kriterien erfüllt ist:<br />
• Spezialfall mit besonderen Anforderungen an<br />
das Raumklima<br />
• Minimale Feu<strong>ch</strong>te der Raumluft ohne Befeu<strong>ch</strong>tung<br />
zu tief (verglei<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
3.1.3.3).<br />
– In Büro- und Wohnbauten ist im allgemeinen<br />
keine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong>.<br />
Klagen wegen zu trockener Luft sind häufig auf<br />
zu hohe Raumlufttemperaturen, zu hohe Aussenluftraten,<br />
einen zu hohen Staubgehalt der<br />
Luft oder auf andere Luftfremdstoffe zurückzuführen.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />
Grundsätze<br />
– Im Sommer kann mit Hilfe einer geeigneten<br />
Na<strong>ch</strong>tlüftung die Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der<br />
Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en und des Mobiliars<br />
aktiviert werden, womit eine spürbare Reduktion<br />
der maximalen sommerli<strong>ch</strong>en Raumlufttemperaturen<br />
mögli<strong>ch</strong> ist.<br />
– Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung müssen die<br />
Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en eine genügende<br />
Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit aufweisen und während<br />
der Na<strong>ch</strong>tstunden muss mit der Fensterlüftung<br />
oder einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage ein<br />
Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von mindestens etwa 3 h –1<br />
errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
– Im Falle einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Lüftung ist bei der<br />
Beurteilung der Zweckmässigkeit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />
der erhöhte <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung<br />
zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Leistungsfähige Lüftungsanlagen mit Kühlung<br />
oder Klimaanlagen wurden bis vor kurzem mehr<br />
oder weniger bedenkenlos eingebaut. Heute versu<strong>ch</strong>t<br />
man auf intelligentere und sanftere Art dafür<br />
zu sorgen, dass unkomfortabel hohe Raumlufttemperaturen<br />
au<strong>ch</strong> ohne eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kühlung<br />
vermieden werden können. Eine davon ist die<br />
Na<strong>ch</strong>tlüftung.<br />
Wer an warmen Sommertagen das Glück hat, seine<br />
Fenster na<strong>ch</strong>tsüber offenstehen lassen zu können,<br />
kennt den hohen Nutzen der kühlenden<br />
Na<strong>ch</strong>tluft. Die Gebäudemasse im Rauminnern und<br />
das Mobiliar geben ihre tagsüber gespei<strong>ch</strong>erte<br />
Wärme an die Na<strong>ch</strong>tluft ab. Am Morgen startet der<br />
Nutzer mit einer abgekühlten Spei<strong>ch</strong>ermasse, die<br />
tagsüber wieder Wärme aufnehmen kann, ohne<br />
dass die Raumlufttemperatur zu hohe Werte annehmen<br />
muss.<br />
Die Figur 4.6 zeigt einen typis<strong>ch</strong>en Tagesgang der<br />
Aussenlufttemperatur an einem warmen Sommertag<br />
mit einer Maximaltemperatur von 30 °C<br />
und einer Amplitude von 7.5 K [4.18]. Das Maximum<br />
der Aussenlufttemperatur tritt etwa um<br />
16 Uhr, das Minimum um 4 Uhr auf (Sommerzeit).<br />
Figur 4.6<br />
Tagesgang der Aussenlufttemperatur an einem<br />
warmen Sommertag [4.18]<br />
Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung müssen die folgenden<br />
Bedingungen erfüllt sein:<br />
– Die Aussenluft muss mindestens um etwa 2 K<br />
kühler sein als die Raumluft. Gemäss Figur 4.6<br />
sind gute Voraussetzungen für eine wirksame<br />
Na<strong>ch</strong>tlüftung meist in der Zeit von etwa 23 Uhr<br />
bis Arbeitsbeginn gegeben.<br />
– Die Bauweise muss mindestens mittels<strong>ch</strong>wer<br />
sein mit einer spei<strong>ch</strong>erwirksamen Masse pro<br />
Raum von m > 350 kg/m 2 gemäss SIA V382/2<br />
Ziffer 5.2. Besonders günstig sind Si<strong>ch</strong>tbetondecken<br />
und massive Wände, ungünstig sind<br />
thermis<strong>ch</strong>e oder akustis<strong>ch</strong>e Verkleidungen auf<br />
der Innenseite der Bauteile.<br />
– Die kühle Na<strong>ch</strong>tluft muss mögli<strong>ch</strong>st direkt entlang<br />
der spei<strong>ch</strong>ernden Bauteile strömen. Für<br />
eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung ist während dieser<br />
begrenzten Zeit ein Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von mindestens<br />
etwa 3 h -1 erforderli<strong>ch</strong>. Die Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />
kann mit einer Fensterlüftung (Querlüftung)<br />
oder mit einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />
realisiert werden. Bei der Fensterlüftung sind<br />
die Aspekte Si<strong>ch</strong>erheit, Wetters<strong>ch</strong>utz, Lärm- und<br />
S<strong>ch</strong>mutzbelastung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Im Falle<br />
einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Lüftung ist der <strong>Energie</strong>bedarf<br />
für die Luftförderung in Re<strong>ch</strong>nung zu setzen.<br />
Zu dessen Reduktion ist im Na<strong>ch</strong>tlüftungsbetrieb<br />
eine Umgehung der Luftaufbereitungskomponenten<br />
empfehlenswert. Eventuell ist<br />
au<strong>ch</strong> der Betrieb des Abluftsystems allein<br />
zweckmässig. Au<strong>ch</strong> hier ist der elektrothermis<strong>ch</strong>e<br />
Verstärkungsfaktor (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.4) ein<br />
brau<strong>ch</strong>bares Beurteilungsinstrument.<br />
59
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.8 Betonkernkühlung<br />
Grundsätze<br />
– Eine gegenüber der Na<strong>ch</strong>tlüftung (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
4.7) no<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> bessere Aktivierung der<br />
Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit ist mögli<strong>ch</strong> mit der<br />
Kernkühlung von Si<strong>ch</strong>tbetondecken mit wasserdur<strong>ch</strong>strömten<br />
einbetonierten Rohren. Diese<br />
Lösung hat zwei ents<strong>ch</strong>eidende Vorteile:<br />
• Der Wärmetransport erfolgt mittels Wasser<br />
und ist damit wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>r als mit<br />
Luft.<br />
• Der Abtransport der Wärme erfolgt ni<strong>ch</strong>t am<br />
Tag, denn dann wird gespei<strong>ch</strong>ert, sondern<br />
na<strong>ch</strong>ts, wenn kühle Na<strong>ch</strong>tluft für Freecoolingbetrieb<br />
zur Verfügung steht.<br />
– Im Gegensatz zu den stark in Mode gekommenen<br />
direkten Strahlungskühldecken (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />
4.9), verbietet die phasenvers<strong>ch</strong>obene Betonkernkühlung<br />
sorgloses Nutzerverhalten, weil<br />
tagsüber keine Kältemas<strong>ch</strong>ine zur Verfügung<br />
steht, die jede Last abführt.<br />
60<br />
RAVEL<br />
Bei Neubauten und bei Umbauten mit neuen Betondecken<br />
kann mit der Betonkernkühlung die<br />
grosse Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit des Betons no<strong>ch</strong><br />
wesentli<strong>ch</strong> besser aktiviert werden als mit der<br />
Na<strong>ch</strong>tlüftung von Abs<strong>ch</strong>nitt 4.7.<br />
Bei der Betonkernkühlung wird über einbetonierte<br />
Kühlrohre die tagsüber eingespei<strong>ch</strong>erte Wärme<br />
aus dem Beton abtransportiert. Als Transportmedium<br />
wird Wasser verwendet, was zu einem<br />
wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>ren Wärmetransport als mit<br />
Luft führt und zudem au<strong>ch</strong> eine höhere Leistungsfähigkeit<br />
ermögli<strong>ch</strong>t. Die vom Wasser aufgenommene<br />
Wärme kann beispielsweise über ventilatorgetriebene<br />
Luftkühler an die Na<strong>ch</strong>tluft abgegeben<br />
werden. Oft rei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> das Temperaturniveau<br />
des Untergrundes, um das zirkulierende<br />
Wasser auf die gewüns<strong>ch</strong>te Temperatur von ca.<br />
19 °C abzukühlen. In diesem Fall wird der thermoelektris<strong>ch</strong>e<br />
Verstärkungsfaktor no<strong>ch</strong> günstiger<br />
ausfallen als mit Luftkühlern.<br />
Die Figur 4.7 zeigt den Verglei<strong>ch</strong> einer eindimensionalen<br />
dynamis<strong>ch</strong>en Simulation für die Kühlung<br />
einer Betondecke mit Luft an den Oberflä<strong>ch</strong>en und<br />
mit Wasserrohren im Kern. Unter der Annahme,<br />
dass das Kühlmedium Luft mit 17 °C und das<br />
Wasser aufgrund der Verluste im Wärmetaus<strong>ch</strong>er<br />
mit 19 °C zur Verfügung stehen, wird die Überlegenheit<br />
der Betonkernkühlung gegenüber einer<br />
konventionellen Na<strong>ch</strong>tlüftung deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Figur 4.7<br />
Verglei<strong>ch</strong> der Kühlung einer Betondecke mit Luft an den Oberflä<strong>ch</strong>en und mit Wasserrohren im Kern<br />
für vers<strong>ch</strong>iedene Zeits<strong>ch</strong>ritte [4.11] (M = Minuten, h = Stunden)<br />
61
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
62<br />
RAVEL<br />
4.9 Kühldecken Dabei wird aber häufig ni<strong>ch</strong>t bea<strong>ch</strong>tet, dass die<br />
sehr komfortable und leistungsstarke Kühldecke<br />
Grundsätze<br />
– Kühldecken bestehen aus Wasser- oder luftdur<strong>ch</strong>strömten<br />
Elementen, wel<strong>ch</strong>e unter der<br />
Decke angeordnet werden. Sie sind in ihrer Ers<strong>ch</strong>einung<br />
sanfte aber wirksame Mittel zur<br />
Raumkühlung.<br />
– Bei der Auslegung der Kühldecken ist darauf zu<br />
a<strong>ch</strong>ten, dass eine S<strong>ch</strong>witzwasserbildung vermieden<br />
wird.<br />
– Die komfortablen und leistungsstarken Kühldecken<br />
verleiten zu höheren Komfortansprü<strong>ch</strong>en<br />
und zu sorgloserem Nutzerverhalten. Die<br />
Begrenzung der Kühlleistung auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
erforderli<strong>ch</strong>e Mass ist darum eine wi<strong>ch</strong>tige<br />
Massnahme zur Vermeidung eines unnötigen<br />
<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s.<br />
Vor zehn oder fünfzehn Jahren kam die gelo<strong>ch</strong>te<br />
Lüftungsdecke vor allem aus hygienis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
aus der Mode. Sie wurde ersetzt dur<strong>ch</strong> Systeme,<br />
bei denen die Zuluft in Kanälen oder Rohren zu<br />
den Zuluft-Dur<strong>ch</strong>lässen geführt wurde. Kaum jemandem<br />
fiel es auf, dass dadur<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine wirksame<br />
Kühlflä<strong>ch</strong>e an der Decke verloren ging. Die<br />
Zuluft wurde nämli<strong>ch</strong> mit 16 °C dur<strong>ch</strong> das Deckenplenum<br />
geblasen, so dass die Decke ganz nebenbei<br />
als Strahlungsflä<strong>ch</strong>e ihren guten Dienst versah.<br />
Na<strong>ch</strong>dem man diese «Kühldecke» einige Jahre<br />
vergessen hatte, wurde sie in einer anderen Form<br />
neu entdeckt. Anstelle der Luftkühlung erhielt sie<br />
vor allem für höhere Lasten eine wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>re<br />
Wasserkühlung. Ein weiterer, viellei<strong>ch</strong>t<br />
no<strong>ch</strong> grösserer «Vorteil» liegt darin, dass das mühsame<br />
Bere<strong>ch</strong>nen der meist s<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>brettartig angeordneten<br />
Perforationen entfällt. Im Gegenteil, die<br />
heutigen Hersteller von Kühldecken greifen den<br />
begeisterten Planern mit Rat und Tat unter die<br />
Arme!<br />
Es ist natürli<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig, dass die Wärme mit einer<br />
wassergekühlten Strahlungsdecke wesentli<strong>ch</strong><br />
günstiger aus einem Raum abtransportiert werden<br />
kann als mit einem reinen Luftsystem.<br />
unbemerkt zu höheren Komfortansprü<strong>ch</strong>en und zu<br />
sorglosem Nutzerverhalten verleitet. Zu spät gezogene<br />
Sonnens<strong>ch</strong>utzlamellen führen ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
unverzügli<strong>ch</strong> zu Diskomfort!<br />
Zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass die direkt gekühlten Strahlungsdecken<br />
ihr Kühlmedium immer dann benötigen,<br />
wenn es am wärmsten ist und wenn die<br />
Kälteerzeugung spezifis<strong>ch</strong> am meisten Strom<br />
brau<strong>ch</strong>t.<br />
Zur Bewältigung von s<strong>ch</strong>wierigen Kühlaufgaben<br />
sind die modernen, wassergekühlten Decken sehr<br />
willkommen. Allerdings muss darauf gea<strong>ch</strong>tet<br />
werden, dass diese bedarfsgere<strong>ch</strong>t dimensioniert<br />
werden und dass der darüberliegende Beton ungehindert<br />
am dynamis<strong>ch</strong>en Spiel der Spei<strong>ch</strong>erpufferung<br />
teilnehmen kann.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.10 Lufterdregister<br />
Grundsätze<br />
– Mit Lufterdregistern wird die Aussenluft über<br />
ein erdverlegtes Rohrsystem angesaugt. Dadur<strong>ch</strong><br />
wird die Aussenluft im Winter erwärmt,<br />
im Sommer gekühlt.<br />
– Das energetis<strong>ch</strong>e Potential der Lufterdregister<br />
ist sehr ho<strong>ch</strong>, weil der Zusatz-Aufwand an Hilfsenergie<br />
(Strom) relativ klein ist.<br />
– Um eine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der hygienis<strong>ch</strong>en<br />
Qualität der Zuluft zu vermeiden, müssen Kondensationsreservoire<br />
im Lufterdregister vermieden<br />
und gute Kontroll- und Reinigungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
si<strong>ch</strong>ergestellt werden.<br />
In Ersatzluftanlagen mit Lufterdregistern wird die<br />
Aussenluft über Rohre angesaugt, die im Erdrei<strong>ch</strong>,<br />
z.B. unterhalb der Bodenplatte verlegt sind. Die<br />
Aussenluft wird dabei im Sommer gekühlt und im<br />
Winter erwärmt. Die Erdrei<strong>ch</strong>temperatur um die<br />
Rohre und damit die Leistung des Lufterdregisters<br />
wird sehr stark von der Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit<br />
(Wassergehalt) und von der Temperatur des darüberliegenden<br />
Raumes (unbeheizte Keller oder<br />
Garagen) beeinflusst. Lufterdregister eignen si<strong>ch</strong><br />
sehr gut, um die im Sommer und Winter kurzfristig<br />
auftretenden Spitzenleistungen zu reduzieren.<br />
In Figur 4.8 ist ein Beispiel eines Lufterdregisters<br />
mit 43 im Grundwasser verlegten Rohren in der<br />
Bauphase dargestellt. Die 23 m langen Kunststoffrohre<br />
mit einem Rohrinnendur<strong>ch</strong>messer von<br />
23 cm sind mit einem Abstand von 1.15 m quer<br />
zum Gebäude 0.8 m unterhalb der Bodenplatte im<br />
Gefälle verlegt.<br />
Mit diesem Lufterdregister sind folgende Leistungen<br />
errei<strong>ch</strong>t worden (Messwerte):<br />
– Sommer (Aussenlufttemperatur = 32 °C):<br />
Austrittstemperatur Lufterdregister = 22 °C<br />
Kühlleistung = 55 kW (17 150 m 3 /h)<br />
– Winter (Aussenlufttemperatur = -11 °C):<br />
Austrittstemperatur Lufterdregister = 6 °C<br />
Wärmeleistung = 65 kW (12 000 m 3 /h)<br />
In Gebäuden mit Ersatzluftanlagen ist der Einsatz<br />
eines Lufterdregisters dann wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>, wenn in<br />
Kombination mit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung auf eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />
Kälteanlage verzi<strong>ch</strong>tet werden kann. Mit<br />
geringem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Aufwand können energiesparende<br />
Gebäude mit hohem Nutzungskomfort<br />
erstellt werden, wie z.B.:<br />
– Bürogebäude<br />
– Industrie- und Gewerbebauten<br />
– S<strong>ch</strong>ulen<br />
– Ein- und Mehrfamilienhäuser.<br />
Das Lufterdregister wird im Sommer und Winter<br />
betrieben. In der Übergangszeit mit Aussenlufttemperaturen<br />
zwis<strong>ch</strong>en etwa 6 und 21 °C ist das<br />
Lufterdregister ni<strong>ch</strong>t in Betrieb, da die Wärmerückgewinnung<br />
ausrei<strong>ch</strong>t, um die notwendigen Zulufttemperaturen<br />
zu gewährleisten. Im Sommer wird<br />
das Lufterdregister erst in Betrieb genommen,<br />
wenn die Raumlufttemperatur eine gewisse Grenze<br />
(z.B. 24 °C) übers<strong>ch</strong>reitet.<br />
Im Winter erfolgt die Regelung der Zulufttemperatur<br />
in Kaskade von Wärmerückgewinnung, Zus<strong>ch</strong>altung<br />
des Lufterdregisters (stufenlose Klappenregelung),<br />
allfälliges Zus<strong>ch</strong>alten des Na<strong>ch</strong>wärmers.<br />
Sind Zulufttemperaturen
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Figur 4.9<br />
Luftführung in einem Büro- und Gewerbegebäude<br />
mit einem Lufterdregister<br />
Mit Hilfe des Lufterdregisters kann die Zulufttemperatur<br />
immer unterhalb der Raumlufttemperatur<br />
gehalten werden (Voraussetzung für Quelluftsysteme).<br />
Die na<strong>ch</strong>folgend zusammengestellten einfa<strong>ch</strong>en<br />
Dimensionierungshinweise sollten bei einer Vordimensionierung<br />
für eine erste Kostens<strong>ch</strong>ätzung<br />
bea<strong>ch</strong>tet werden.<br />
– Max. Luftges<strong>ch</strong>windigkeit:<br />
< 4 m/s<br />
– Rohrmaterial:<br />
Abwasser-Zementrohre (trockenes Erdrei<strong>ch</strong>)<br />
HDPE-Kunststoffrohre (nasses Erdrei<strong>ch</strong>)<br />
– Minimale Rohrlänge:<br />
trockenes Erdrei<strong>ch</strong> > 30 m<br />
nasses Erdrei<strong>ch</strong> > 20 m<br />
– Optimaler Rohrdur<strong>ch</strong>messer:<br />
trockenes Erdrei<strong>ch</strong> ≥ 30 cm<br />
nasses Erdrei<strong>ch</strong> < 25 cm<br />
64<br />
– Rohrabstände seitli<strong>ch</strong>:<br />
minimal: 1 m<br />
optimal: > 2 m<br />
– Rohrabstand von der Bodenplatte so gross<br />
wie mögli<strong>ch</strong> (mindestens 0.6 m).<br />
Es gilt weiterhin folgendes zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
RAVEL<br />
– Die Rohre und die Querkanäle sind mit Gefälle<br />
zu verlegen, um allfälliges Kondensat abführen<br />
zu können.<br />
– Die Querkanäle müssen für eine optis<strong>ch</strong>e Kontrolle<br />
der Rohre und Rohreinführungen bekrie<strong>ch</strong>bar<br />
sein.<br />
– Die Rohreinführungen in den Querkanal sind im<br />
nassen Erdrei<strong>ch</strong> mit 2 aussenliegenden Di<strong>ch</strong>tungsmans<strong>ch</strong>etten<br />
auszuführen.<br />
Im Rahmen von Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten ist geplant,<br />
den Planern ein PC-Programm zur Dimensionierung<br />
von Lufterdregistern für trockenes und nasses<br />
Erdrei<strong>ch</strong> zur Verfügung zu stellen. Das Programm<br />
wird es ermögli<strong>ch</strong>en, den stündli<strong>ch</strong>en Verlauf<br />
der Erdregisterleistungen mit Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der wi<strong>ch</strong>tigsten Randbedingungen (Luftsystem,<br />
Erdrei<strong>ch</strong>, Gebäude) zu bere<strong>ch</strong>nen.<br />
Lufterdregister weisen eine optimale Elektro-Thermo-Verstärkung<br />
auf (Definition in Abs<strong>ch</strong>nitt 4.4).<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> mit konventionellen Systemen errei<strong>ch</strong>en<br />
Lufterdregister im Sommer und Winter Elektro-Thermo-Verstärkungen<br />
von 60–80 (Arbeitszahl<br />
von Wärmepumpen < 3 und Kältemas<strong>ch</strong>inen < 4).
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Figur 4.10<br />
Prinzips<strong>ch</strong>ema einer Ersatzluftanlage mit Lufterdregister<br />
65
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.11 Erdsonden<br />
Grundsätze<br />
– Erdsonden sind vertikale Sonden über wel<strong>ch</strong>e<br />
die relativ konstante Bodentemperatur in Tiefen<br />
von einigen dutzend bis wenigen hundert Metern<br />
genutzt wird.<br />
– Dem Boden kann so im Winter Wärme entzogen,<br />
im Sommer Wärme zugeführt werden. Für die<br />
Errei<strong>ch</strong>ung der erforderli<strong>ch</strong>en Temperaturniveaus<br />
wird im Winter eine Wärmepumpe eingesetzt.<br />
Im Sommer kann das in den Erdsonden<br />
zirkulierende Wasser/Glykol-Gemis<strong>ch</strong> direkt<br />
über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er zur Kühlung eingesetzt<br />
werden.<br />
– Bei der Beurteilung der Zweckmässigkeit einer<br />
Erdsondenanlage ist der <strong>Energie</strong>bedarf für die<br />
Medienförderung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Figur 4.11<br />
Prinzipskizze einer Erdsondenanlage<br />
66<br />
4.11.1 Heizung im Winter<br />
RAVEL<br />
Für die Nutzung von Erdwärme aus Tiefen von<br />
einigen dutzend bis wenigen hundert Metern<br />
(«Untiefe Geothermie») werden vertikale Erdwärmesonden<br />
(EWS) eingesetzt. In diesem Berei<strong>ch</strong> ist<br />
nutzbare <strong>Energie</strong> in Form von Wärme von meist<br />
weniger als 20 °C vorhanden. Diese Wärme wird<br />
dem im allgemeinen trockenen, d.h. grundwasserfreien<br />
Erdrei<strong>ch</strong> entzogen. Eine Erdwärmesonde<br />
besteht im wesentli<strong>ch</strong>en aus einem ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Wasserkreislauf, dem sogenannten Wärmequellenkreislauf.<br />
Das dazu benötigte Rohrsystem<br />
wird mittels einer oder mehrerer, meist vertikaler<br />
Bohrungen in die Tiefe gebra<strong>ch</strong>t. Der Wärmeträger,<br />
Wasser mit einem Zusatz von ca. 25 Vol-<br />
% Frosts<strong>ch</strong>utz, wird zur Wärmeaufnahme aus dem<br />
Erdrei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das System gepumpt. Das Wasser-<br />
Frosts<strong>ch</strong>utz-Gemis<strong>ch</strong> gibt die so aufgenommene<br />
Wärme über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er an eine Wärmepumpe<br />
ab. Dabei kommt es zu keinem direkten<br />
Kontakt zwis<strong>ch</strong>en dem Arbeitsmittel in der Wärmepumpe<br />
und dem Wärmeträgermedium aus der<br />
Erdwärmesonde. Die auf diese Art dem Wärmequellenkreislauf<br />
entzogene <strong>Energie</strong> wird in der<br />
Wärmepumpe auf ein für ein Heizungs- bzw. Lüftungssystem<br />
brau<strong>ch</strong>bares Temperaturniveau angehoben.<br />
Mit diesem System sind mittlere Anlageleistungsziffern<br />
von über 3 ma<strong>ch</strong>bar [4.3, 4.15].<br />
Kritis<strong>ch</strong>e Auslegungsgrössen<br />
Die tägli<strong>ch</strong> und au<strong>ch</strong> langfristig variierende Temperaturverteilung<br />
des Erdrei<strong>ch</strong>s, und damit des<br />
eigentli<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>lieferanten, ers<strong>ch</strong>weren die<br />
optimale Auslegung einer Erdwärmesondenanlage.<br />
Bei der Planung einer Anlage sind deshalb die<br />
folgenden Grössen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />
– Der <strong>Energie</strong>bedarf des Hauses. Er wird bestimmt<br />
dur<strong>ch</strong> Grösse, Bauart sowie Orientierung<br />
und klimatis<strong>ch</strong>e Lage des Gebäudes.<br />
– Die vom Heizkreislauf verlangte hö<strong>ch</strong>ste Vorlauftemperatur.<br />
Sie wird beeinflusst dur<strong>ch</strong> die<br />
Wahl des Heizsystems (z.B. Niedertemperaturheizung)<br />
und dessen Dimensionierung.<br />
– Die zu erzielende <strong>Energie</strong>ersparnis. Je weniger<br />
Fremdenergieverbrau<strong>ch</strong> erwüns<strong>ch</strong>t ist, desto<br />
höher sind die Anlagekosten.<br />
– Die Temperatur im Wärmequellenkreislauf. Sie<br />
wird im wesentli<strong>ch</strong>en bestimmt dur<strong>ch</strong> die Geo-
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
metrie der Erdwärmesonde, dur<strong>ch</strong> den Flüssigkeitsdur<strong>ch</strong>satz<br />
im Wärmequellenkreislauf sowie<br />
dur<strong>ch</strong> die Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit. Faustformel:<br />
Bei einer Betriebszeit der Wärmepumpe von ca.<br />
2000 h/a muss pro kW erforderli<strong>ch</strong>e Wärmeleistung<br />
mit ca. 20 m Sondenlänge gere<strong>ch</strong>net werden<br />
(50 W/m).<br />
Heizleistung der Wärmepumpe<br />
Die Heizleistung der Wärmepumpe darf ni<strong>ch</strong>t zu<br />
knapp gewählt werden. Zu klein dimensionierte<br />
Wärmepumpen verursa<strong>ch</strong>en lange Betriebszeiten<br />
und überlasten die Erdwärmesondenanlage. Infolge<br />
fehlender «Erholungszeiten» (Wärmezufluss)<br />
sinkt die Nutzungstemperatur der Wärmequelle<br />
und damit die Heizleistung. Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
wird beeinträ<strong>ch</strong>tigt, und die gewüns<strong>ch</strong>ten<br />
Raumtemperaturen können ni<strong>ch</strong>t mehr errei<strong>ch</strong>t<br />
werden.<br />
Die Wahl der ri<strong>ch</strong>tig dimensionierten Wärmepumpe<br />
aus einer bestehenden Baureihe bildet deshalb<br />
die erste wi<strong>ch</strong>tige Bedingung für die Planung und<br />
Realisierung einer funktionstü<strong>ch</strong>tigen Wärmepumpenheizungsanlage.<br />
Die Betriebssi<strong>ch</strong>erheit<br />
wird damit für ein breites Spektrum von Auslegungsvarianten<br />
der Erdwärmesonde(n) gewährleistet.<br />
Eine Wärmepumpe ist aber nur dann ökonomis<strong>ch</strong><br />
interessant und energiewirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
sinnvoll, wenn sie effizient arbeiten kann. Je kleiner<br />
die Temperaturdifferenz zwis<strong>ch</strong>en Wärmequelle<br />
und Wärmenutzung ist, desto grösser wird<br />
der Anteil der von der Wärmequelle gelieferten<br />
Wärme, desto kleiner ist der Anteil der Fremdenergie<br />
und desto positiver zeigt si<strong>ch</strong> die <strong>Energie</strong>bilanz.<br />
4.11.2 Kühlung im Sommer<br />
Die Erdsonden, die für die Wärmepumpe während<br />
der Heizperiode als Wärmequelle benutzt werden,<br />
können im Sommer für die Kühlung der Aussenluft<br />
eingesetzt werden. Dazu wird das in den Erdsonden<br />
zirkulierende Wasser/Glykol-Gemis<strong>ch</strong> während<br />
den Sommermonaten, d.h. bei Aussentemperaturen<br />
grösser als etwa 24 °C, auf ein Kühlnetz<br />
geführt. Gesi<strong>ch</strong>erte Angaben über die zu erwartenden<br />
Kälteleistungen liegen ni<strong>ch</strong>t vor, da bisher<br />
keine systematis<strong>ch</strong>en Messungen dur<strong>ch</strong>geführt<br />
worden sind. S<strong>ch</strong>ätzungsweise kann bei etwa 1000<br />
Betriebsstunden im Sommerbetrieb eine Kälteleistung<br />
von etwa 50% der Wärmeleistung im Winterbetrieb<br />
bezogen werden, also ca. 25 W/m.<br />
Dur<strong>ch</strong> diese Kombination von Wärmeentzug im<br />
Winter für Heizzwecke und Wärmeeintrag zu Kühlzwecken<br />
im Sommer wird der Wirkungsgrad der<br />
Wärmepumpe verbessert.<br />
Der Leistungsbedarf für den Antrieb von Umwälzpumpen<br />
und Ventilator (erhöhter Widerstand des<br />
Kühlers wegen grösserer Austaus<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>e bei<br />
höheren Kühlwassertemperaturen) beträgt<br />
gegenüber einer konventionellen Kälteanlage ca.<br />
10–15%.<br />
67
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />
Steuerung und Regelung<br />
Grundsätze<br />
– Dur<strong>ch</strong> geeignete Massnahmen ist zunä<strong>ch</strong>st si<strong>ch</strong>erzustellen,<br />
dass die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />
nur in Betrieb sind, wenn dies erforderli<strong>ch</strong><br />
ist.<br />
– Beim Betrieb der <strong>Anlagen</strong> ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten,<br />
dass diese mögli<strong>ch</strong>st bedarfsgere<strong>ch</strong>t arbeiten<br />
und ihre Aufgabe mit mögli<strong>ch</strong>st geringem <strong>Energie</strong>aufwand<br />
erfüllen.<br />
– Häufig sind die einfa<strong>ch</strong>sten Massnahmen wie<br />
Hands<strong>ch</strong>alter und Zeits<strong>ch</strong>altuhr die wirksamsten.<br />
Bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Dimensionierung<br />
der <strong>Anlagen</strong> haben aufwendige Lösungen mit<br />
variablem Volumenstrom eine weniger grosse<br />
Bedeutung als no<strong>ch</strong> vor wenigen Jahren postuliert<br />
wurde.<br />
Die einfa<strong>ch</strong>ste Art der Anpassung des Lüftungsbetriebs<br />
an den Bedarf ist die Ein- und Auss<strong>ch</strong>altung.<br />
Dies kann wie folgt erfolgen:<br />
– Hands<strong>ch</strong>alter<br />
Wird betätigt beim Betreten oder Verlassen des<br />
Raumes oder bei Lüftung via Fenster. Die Wirksamkeit<br />
des Hands<strong>ch</strong>alters steht und fällt mit der<br />
Disziplin der Benützer.<br />
– Zeits<strong>ch</strong>altuhr<br />
Bei Nutzungen mit definiertem Tages- und Wo<strong>ch</strong>engang<br />
leistet eine Zeits<strong>ch</strong>altuhr mit wenig<br />
Aufwand sehr wertvolle Dienste.<br />
– Fensterkontakt<br />
Bei geöffneten Fenstern stellt der Betrieb einer<br />
Lüftungsanlage eine <strong>Energie</strong>vers<strong>ch</strong>wendung<br />
dar. Mit Fensterkontakten kann ein automatis<strong>ch</strong>es<br />
Auss<strong>ch</strong>alten der Lüftungsanlage beim<br />
Öffnen der Fenster errei<strong>ch</strong>t werden.<br />
– Bewegungsmelder<br />
Die Anwesenheit von Personen in einem Raum<br />
kann mit Bewegungsmeldern (Infrarotmelder)<br />
zuverlässig erfasst werden. Dieses Signal kann<br />
gut zur Steuerung (Ein- und Auss<strong>ch</strong>alten) der<br />
Lüftungsanlage verwendet werden.<br />
68<br />
RAVEL<br />
Bei variabler Nutzung kann die Luftmenge aufgrund<br />
eines S<strong>ch</strong>adstoffmelders so reguliert werden,<br />
dass bestimmte Grenzwerte eingehalten werden<br />
können. Als S<strong>ch</strong>adstoffmelder können eingesetzt<br />
werden:<br />
– CO2-Sensoren<br />
CO2-Melder eignen si<strong>ch</strong> für Räume, in denen<br />
ni<strong>ch</strong>t gerau<strong>ch</strong>t wird (bewährter Grenzwert =<br />
800 ppm CO2 + zusätzli<strong>ch</strong>er Spülbetrieb vor<br />
Nutzungsbeginn).<br />
– Mis<strong>ch</strong>gas-Sensoren<br />
Mis<strong>ch</strong>gas-Sensoren sind geeignet für Räume, in<br />
denen gerau<strong>ch</strong>t wird.
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem<br />
Volumenstrom (VAV)<br />
Grundsätze<br />
– VAV-<strong>Anlagen</strong> eignen si<strong>ch</strong> bei stark variierenden<br />
Nutzungen zur Errei<strong>ch</strong>ung eines bedarfsgere<strong>ch</strong>ten<br />
Betriebs. Bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Dimensionierung<br />
ist die Notwendigkeit von VAV-<strong>Anlagen</strong><br />
nur in diesen Ausnahmefällen gegeben.<br />
– Bei VAV-<strong>Anlagen</strong> sind alle Komponenten auf<br />
den variablen Luftstrom zu dimensionieren. Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />
VAV-Regler sind infolge des hohen<br />
Druckverlustes zu vermeiden.<br />
Variablen Volumenstrom hat man s<strong>ch</strong>on angewendet,<br />
als mit der Zuluft no<strong>ch</strong> leistungsstark gekühlt<br />
wurde. Wenn eine konstante Zulufttemperaturregelung<br />
erwüns<strong>ch</strong>t war, so musste man die Leistungsanpassung<br />
notgedrungenerweise mit dem<br />
variablen Volumenstrom vornehmen.<br />
Bei einer bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Dimensionierung werden<br />
die maximalen Luftvolumenströme auf das<br />
vertretbare Minimum reduziert (Abs<strong>ch</strong>nitte 3.3<br />
und 4.2.4). Dabei soll der bei früheren Auslegungen<br />
mit grösseren Volumenströmen übli<strong>ch</strong>e Platzbedarf<br />
dur<strong>ch</strong>aus beibehalten werden. Es können<br />
so die Massnahmen zur Reduktion der Druckverluste<br />
gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.4 lei<strong>ch</strong>t erfüllt werden.<br />
Der Bau von <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom<br />
(VAV) ist zweckmässig, um bei stark variierenden<br />
Nutzungen einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />
zu ermögli<strong>ch</strong>en. Bei der oben erwähnten<br />
bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Dimensionierung der <strong>Anlagen</strong><br />
ist die Notwendigkeit von VAV-<strong>Anlagen</strong> nur no<strong>ch</strong> in<br />
diesen Ausnahmefällen gegeben.<br />
An eine VAV-Anlage wird die Forderung gestellt,<br />
dass sie unabhängig vom jeweiligen Betriebszustand<br />
der Anlage die vers<strong>ch</strong>iedenen Räume individuell<br />
mit dem jeweils benötigten Luftstrom versorgt.<br />
Dazu sind alle Komponenten auf den variablen<br />
Luftstrom zu dimensionieren.<br />
Volumenstromregler<br />
Die Volumenstromregler müssen gewährleisten,<br />
dass den Räumen die notwendigen Luftvolumen-<br />
ströme unabhängig vom jeweiligen Druck im Kanalnetz<br />
zugeführt werden.<br />
Die Figur 4.12 zeigt das Prinzip eines Volumenstromreglers<br />
mit Messung des Volumenstroms<br />
(z.B. über eine Blende) und entspre<strong>ch</strong>end geregelter<br />
Klappe. In Figur 4.13 ist das Prinzip eines me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en<br />
Volumenstromreglers mit selbsttätiger<br />
Regelung mit Hilfe des Kanaldruckes dargestellt.<br />
Bei der Auswahl der Volumenstromregler ist darauf<br />
zu a<strong>ch</strong>ten, dass der zur Regelung erforderli<strong>ch</strong>e<br />
minimale Vordruck mögli<strong>ch</strong>st gering bleibt. Da<br />
dieser bei me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en VAV-Reglern deutli<strong>ch</strong><br />
grösser ist als bei VAV-Reglern mit Messung, sind<br />
me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e VAV-Regler aus energetis<strong>ch</strong>en Gründen<br />
zu vermeiden.<br />
1 Volumenstromregler<br />
2 Messung (Blende, Messkreuz etc.)<br />
3 Klappe<br />
4 Regler<br />
5 Klappenmotor<br />
Figur 4.12<br />
VAV-Regler mit Messung (Δpmin = ca. 20 Pa)<br />
1 Volumenstromregler<br />
2 Regulierkegel<br />
3 Feder<br />
Figur 4.13<br />
VAV-Regler me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> (Δpmin = ca. 80 Pa bei kleinster<br />
Luftmenge)<br />
69
Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
Ventilator<br />
Au<strong>ch</strong> der Ventilator muss si<strong>ch</strong> dem Bedarf anpassen<br />
können.<br />
Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass im gesamten Kanalnetz genügend<br />
Druck vorhanden ist, damit die Volumenstromregler<br />
funktionieren. Evtl. sind mehrere<br />
Druckmessstellen notwendig.<br />
Zuluftdur<strong>ch</strong>lässe<br />
Bei der Wahl des Zuluftdur<strong>ch</strong>lasses und bei dessen<br />
Dimensionierung ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass er für variable<br />
Volumenströme geeignet ist (100%–30%),<br />
um au<strong>ch</strong> im Teillastberei<strong>ch</strong> eine genügende Raumdur<strong>ch</strong>spülung<br />
zu erhalten. Ho<strong>ch</strong> induzierende System-<br />
und Quellüftungen erfüllen diese Aufgabe<br />
ohne besondere me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Hilfen.<br />
70<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4<br />
RAVEL<br />
[4.1] Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft Wärmepumpen AWP<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Dokumentation der TK über<br />
Wärmepumpenheizungsanlagen<br />
AWP Züri<strong>ch</strong>, Oktober 1991<br />
[4.2] E. Beck<br />
Über das Einfrieren von Plattenwärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />
HLH Band 43 (1992) Nr. 7, Seiten 370–374<br />
[4.3] Bundesamt für <strong>Energie</strong>wirts<strong>ch</strong>aft BEW<br />
Erdwärmesonden-Heizanlagen<br />
Studie Nr. 46, September 1989<br />
[4.4] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL im Wärmesektor – Heft 1<br />
Elektrizität und Wärme<br />
Bestell-Nr. 724.357-d<br />
[4.5] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL im Wärmesektor – Heft 2<br />
Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung<br />
Bestell-Nr. 724.355-d<br />
[4.6] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL im Wärmesektor – Heft 3<br />
Wärmepumpen<br />
Bestell-Nr. 724.356-d<br />
[4.7] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL im Wärmesektor – Heft 4<br />
Wärmekraftkopplung<br />
Bestell-Nr. 724.358-d<br />
[4.8] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
Impulsprogramm Hauste<strong>ch</strong>nik 1987<br />
Wärmerückgewinnung in Lüftungs- und<br />
Klimaanlagen<br />
Form. 724.709d 12.87 1000 41945<br />
[4.9] F. Haberda, V. Meyringer, L. Trepte<br />
Bestandesaufnahme zur Ausführung von<br />
Lüftungsanlagen im Wohnungsbau<br />
Bundesministerium für Fors<strong>ch</strong>ung und<br />
Te<strong>ch</strong>nologie BMFT-FB-T 86-230<br />
[4.10] Hans Martin Mathisen<br />
Analysis and Evaluation of Displacement<br />
Ventilation<br />
Dissertation NTH Trondheim<br />
VVS-rapport 1989:2
RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />
[4.11] R. Meierhans, D. Brühwiler<br />
Intensive Nutzung der Gebäudespei<strong>ch</strong>ermasse<br />
zur nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kühlung<br />
7. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Statusseminar 1992<br />
<strong>Energie</strong>fors<strong>ch</strong>ung im Ho<strong>ch</strong>bau<br />
[4.12] V. Meyringer<br />
Voraussetzungen für den energiewirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
sinnvollen Einsatz von Lüftungsanlagen<br />
im Wohnungsbau<br />
Bundesministerium für Fors<strong>ch</strong>ung und<br />
Te<strong>ch</strong>nologie BMFT-FB-T 86-240<br />
[4.13] Recknagel, Sprenger, Hönmann<br />
Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> für Heizung und Klimate<strong>ch</strong>nik<br />
Verlag Oldenbourg, Ausgabe 1992/93<br />
ISBN 3-486-26212-2<br />
[4.14] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />
Meteodaten für die Hauste<strong>ch</strong>nik<br />
Dokumentation D 012, Januar 1987<br />
[4.15] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA und Bundesamt für<br />
<strong>Energie</strong>wirts<strong>ch</strong>aft BEW<br />
Base de dimensionnement des systèmes<br />
exploitant la <strong>ch</strong>aleur du sol à base température<br />
Dokumentation D 025, Mai 1988<br />
[4.16] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />
Ordnung für Leistungen und Honorare der<br />
Mas<strong>ch</strong>inen- und Elektroingenieure sowie<br />
der Fa<strong>ch</strong>ingenieure für Gebäudeinstallationen,<br />
Ordnung SIA 108, Ausgabe 1984<br />
[4.17] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />
Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />
[4.18] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />
Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />
Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />
[4.19] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />
Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />
Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>Anlagen</strong><br />
Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />
[4.20] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />
Klima-Ingenieuren SWKI<br />
Abnahmeprotokoll für Heizungs-, Lüftungs-,<br />
Kälte- und Wärmepumpenanlagen<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinie SWKI 88-1<br />
[4.21] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />
Klima-Ingenieuren SWKI<br />
Wärmerückgewinnungsanlagen in luftte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Anlagen</strong><br />
SWKI-Ri<strong>ch</strong>tlinie 89-1<br />
[4.22] Urs Steinemann<br />
Arbeitsberi<strong>ch</strong>t zur Definition energetis<strong>ch</strong><br />
guter <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>r <strong>Anlagen</strong><br />
Beri<strong>ch</strong>t US 92-14-01 vom Dezember 1992<br />
im Auftrag des SIA und des BEW<br />
[4.23] TüV Rheinland<br />
Lüftung im Wohnungsbau<br />
Beri<strong>ch</strong>t Statusseminar, ISBN 3-88585-172-5<br />
Dokumentation D 025, Mai 1988<br />
[4.24] Carl-Georg Ungerland<br />
Die Lüftung als notwendige Voraussetzung<br />
für ein gesundes Wohnklima<br />
Bu<strong>ch</strong>enweg 7, D-8200 Rosenheim<br />
[4.25] H. Werner, W. Fies<br />
Forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Systeme für die<br />
Wohnungslüftung, Teil B<br />
IPB-Beri<strong>ch</strong>t EB-21, 1989<br />
Fraunhoferinstitut für Bauphysik, Stuttgart<br />
71
RAVEL Ventilatoren<br />
5 Ventilatoren<br />
5.1 Bauarten von Ventilatoren 76<br />
5.1.1 Typisierung 76<br />
5.1.2 Druck-, Volumenstrom- und Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>e 77<br />
5.1.3 Geräus<strong>ch</strong>erzeugung 79<br />
5.2 Ventilatorkennlinien 80<br />
5.2.1 Radialventilatoren 80<br />
5.2.2 Axialventilatoren 85<br />
5.2.3 Querstromventilatoren 87<br />
5.3 Gas-, Proportionalitäts- und Affinitätsgesetze 88<br />
5.3.1 Einfluss der Luftdi<strong>ch</strong>te 88<br />
5.3.2 Proportionalitätsgesetze 89<br />
5.3.3 Affinitätsgesetze 90<br />
5.4 Netzkennlinie und Betriebspunkt 90<br />
5.5 Regelbarkeit 91<br />
5.6 Verluste beim Einbau 98<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5 98<br />
73
RAVEL Ventilatoren<br />
5 Ventilatoren<br />
Die in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik zur Anwendung kommenden<br />
Strömungsmas<strong>ch</strong>inen haben die Aufgabe,<br />
elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> mögli<strong>ch</strong>st geräus<strong>ch</strong>arm<br />
und verlustfrei in Druck- und Bewegungsenergie<br />
eines Luftvolumenstroms umzusetzen. Im Druckberei<strong>ch</strong><br />
bis zu etwa 25 kPa bezei<strong>ch</strong>net man diese<br />
als Ventilatoren, bei höheren Drücken als Gebläse.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Verbesserungen beim sommerli<strong>ch</strong>en<br />
und winterli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utz der Gebäude hat<br />
der <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong> für Heizen und Kühlen in<br />
den letzten Jahren stark abgenommen. Damit<br />
steht der Verbrau<strong>ch</strong> von elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> für<br />
die Luftförderung zunehmend im Mittelpunkt der<br />
Sparbemühungen.<br />
Heute ist der <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong> für die Lüftförderung<br />
häufig viel zu ho<strong>ch</strong>. Um diese Verhältnisse zu<br />
verbessern, müssen die Ventilatoren besser ausgewählt,<br />
unter Umständen vernünftig kombiniert,<br />
ri<strong>ch</strong>tig angetrieben und verlustarm geregelt werden.<br />
Vor allem bei kleineren Ventilatoren und Motoren<br />
sind Gesamtwirkungsgrade im Berei<strong>ch</strong> von<br />
25% no<strong>ch</strong> weit verbreitet. Wesentli<strong>ch</strong>e Grundvoraussetzung<br />
für einen energie-<strong>effiziente</strong>n Betrieb<br />
ist, dass die Luftvolumenströme ohnehin s<strong>ch</strong>on<br />
den Bedürfnissen entspre<strong>ch</strong>end minimiert, gesteuert<br />
oder reguliert werden und dass die Druckverluste<br />
bei der Luftaufbereitung und Verteilung<br />
so klein wie wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gerade no<strong>ch</strong> vertretbar<br />
geplant sind. Zu bea<strong>ch</strong>ten ist au<strong>ch</strong>, dass Ventilatoren<br />
und Motoren nur dann ri<strong>ch</strong>tig gewählt werden<br />
können, wenn eine zuverlässige Druckverlustbere<strong>ch</strong>nung<br />
dur<strong>ch</strong>geführt worden ist.<br />
75
Ventilatoren<br />
5.1 Bauarten von Ventilatoren<br />
5.1.1 Typisierung<br />
Obs<strong>ch</strong>on die einzelnen Bauarten der Ventilatoren<br />
ineinander übergehen, unters<strong>ch</strong>eidet man grob<br />
zwis<strong>ch</strong>en Axialventilatoren und Radialventilatoren.<br />
Axialventilatoren<br />
Die Bauart der Axialventilatoren erstreckt si<strong>ch</strong> vom<br />
langsam laufenden Deckenventilator über den<br />
grossflä<strong>ch</strong>igen Propeller bis zum ho<strong>ch</strong>tourigen<br />
Axialläufer mit verstellbarem S<strong>ch</strong>aufelwinkel und<br />
Leitapparaten.<br />
Figur 5.1<br />
Langsam laufender Deckenventilator<br />
Figur 5.2<br />
Grossflä<strong>ch</strong>iger Propeller<br />
76<br />
RAVEL<br />
Figur 5.3<br />
Ho<strong>ch</strong>touriger, zweistufiger Axialventilator mit<br />
wählbarem S<strong>ch</strong>aufelwinkel
RAVEL Ventilatoren<br />
Radialventilatoren<br />
Die Bauart der Radialventilatoren rei<strong>ch</strong>t vom<br />
relativ lei<strong>ch</strong>t gebauten Trommelläufer über Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
mit rückwärtsgekrümmten<br />
S<strong>ch</strong>aufeln und Leitapparaten bis zu den<br />
ho<strong>ch</strong>tourigen Ho<strong>ch</strong>druck-Radialventilatoren.<br />
Figur 5.4<br />
Trommelläufer – Radialventilator<br />
Figur 5.5<br />
Ho<strong>ch</strong>druck-Radialventilator<br />
Figur 5.6<br />
Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />
(S<strong>ch</strong>aufeln profiliert oder unprofiliert)<br />
Als weitere Variante der Radialventilatoren wird<br />
hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zur Anwendung mit Wärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />
zusammen oder zur Apparatekühlung der<br />
Querstromventilator verwendet.<br />
Figur 5.7<br />
Querstromventilator<br />
5.1.2 Druck-, Volumenstrom- und Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>e<br />
Die Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren mit den<br />
rückwärtsgekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln (unprofiliert<br />
oder profiliert) zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> gegenüber den anderen<br />
Bauarten von Radialventilatoren dur<strong>ch</strong> ihre<br />
deutli<strong>ch</strong> besseren Wirkungsgrade und dur<strong>ch</strong> ihre<br />
steileren Kennlinien aus. Zudem decken die Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
einen grösseren<br />
Druckberei<strong>ch</strong> ab. Die Trommelläufer liefern hingegen<br />
bei glei<strong>ch</strong>er Baugrösse nahezu zweimal soviel<br />
Volumenstrom wie die Ho<strong>ch</strong>leistungsläufer [5.3].<br />
77
Ventilatoren<br />
78<br />
RAVEL<br />
Figur 5.8<br />
Einsatzberei<strong>ch</strong>e und maximale Wirkungsgrade von Trommelläufern (TE-Baureihe, links) und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
(ME-Baureihe, re<strong>ch</strong>ts) [5.5]<br />
Figur 5.9<br />
Kennlinienfelder eines Trommelläufers (TE 31, links) und eines Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilators (ME 31,<br />
re<strong>ch</strong>ts) im direktem Verglei<strong>ch</strong> [5.5]
RAVEL Ventilatoren<br />
Figur 5.10<br />
Einsatzberei<strong>ch</strong>e von Axialventilatoren [5.4]<br />
5.1.3 Geräus<strong>ch</strong>erzeugung<br />
Verglei<strong>ch</strong>t man die Geräus<strong>ch</strong>entwicklung einzelner<br />
Ventilatoren von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart in<br />
ihren jeweils besten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>en, so<br />
sind nahezu keine systematis<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iede<br />
auszuma<strong>ch</strong>en. Trotzdem, oder um so mehr, ist man<br />
auf die Herstellerangaben angewiesen, weil Ausführungsdetails<br />
und Herstellungstoleranzen zu<br />
deutli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>ieden führen können.<br />
In kritis<strong>ch</strong>en Fällen lohnt es si<strong>ch</strong>, einen Reserveplatz<br />
vorzusehen, um bei Bedarf später gegenüber<br />
der Bere<strong>ch</strong>nung resp. Auss<strong>ch</strong>reibung verlängerte<br />
S<strong>ch</strong>alldämpfer einbauen zu können. Generell<br />
gilt, dass das zusätzli<strong>ch</strong>e Geräus<strong>ch</strong>, das dur<strong>ch</strong><br />
den Einfügungswiderstand eines S<strong>ch</strong>alldämpfers<br />
am Ventilator erzeugt wird, etwa zehnmal kleiner<br />
ist als die gewonnene Einfügungsdämpfung.<br />
79
Ventilatoren<br />
5.2 Ventilatorkennlinien<br />
Grundsätze<br />
– Ri<strong>ch</strong>tig ausgewählte Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
mit rückwärtsgekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />
sind energiesparender und leiser als die billigeren<br />
Trommelläufer.<br />
– Bei den in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik übli<strong>ch</strong>en Anwendungen<br />
sind au<strong>ch</strong> die Axialventilatoren im Wirkungsgrad<br />
den Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
meistens unterlegen.<br />
Wenn der Planer die spezifis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften<br />
der vers<strong>ch</strong>iedenen Ventilatoren ri<strong>ch</strong>tig beurteilen<br />
und einsetzen will, so brau<strong>ch</strong>t er die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
strömungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Grundkenntnisse. Um hier<br />
aber auf dem Boden der praxisnahen Hilfestellung<br />
zu bleiben, wird auf die Herleitungen der Hauptglei<strong>ch</strong>ungen,<br />
die in jedem Fa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>lesbar<br />
sind, verzi<strong>ch</strong>tet. Das Glei<strong>ch</strong>e gilt für die dimensionslosen<br />
Kennlinien, die vom Praktiker weniger<br />
verwendet werden.<br />
5.2.1 Radialventilatoren<br />
Bei den Radialventilatoren unters<strong>ch</strong>eidet man vorerst<br />
zwis<strong>ch</strong>en unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>aufelwinkeln<br />
am Laufradaustritt.<br />
Figur 5.11<br />
Laufrad mit rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />
[5.3] (Wirkungsgrad 70–85 %)<br />
80<br />
RAVEL<br />
Figur 5.12<br />
Laufrad mit radial endenden S<strong>ch</strong>aufeln [5.3] (für<br />
die Förderte<strong>ch</strong>nik)<br />
Figur 5.13<br />
Laufrad mit vorwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />
[5.3] (Trommelläufer, Wirkungsgrad 50–70 %)<br />
Während das Laufrad mit rückwärts gekrümmten<br />
S<strong>ch</strong>aufeln den besten Wirkungsgrad errei<strong>ch</strong>t, erzeugt<br />
das Trommel-Laufrad mit seinen vorwärts<br />
gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln den glei<strong>ch</strong>en statis<strong>ch</strong>en<br />
Druck bei einer kleineren Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />
Das Trommel-Laufrad erzeugt damit bei glei<strong>ch</strong>er<br />
Baugrösse und Leistung weniger Geräus<strong>ch</strong>e,<br />
obs<strong>ch</strong>on sein Wirkungsgrad s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter und seine<br />
Leistungsaufnahme höher ist als beim Laufrad mit<br />
rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln. Dieser Ver-
RAVEL Ventilatoren<br />
glei<strong>ch</strong> ist zwar gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, darf aber ni<strong>ch</strong>t so im<br />
Raum stehen gelassen werden (siehe Figuren 5.20<br />
und 5.21).<br />
Die radial endenden S<strong>ch</strong>aufeln werden wegen ihrer<br />
Resistenz gegenüber Vers<strong>ch</strong>mutzungen hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
in der Förderte<strong>ch</strong>nik eingesetzt. Auf ihre<br />
weitere Erwähnung wird im vorliegenden Dokument<br />
verzi<strong>ch</strong>tet.<br />
Die Luftströmung im Laufrad<br />
Da es im Radialventilator darum geht, den Luftstrom<br />
mit dem Laufrad zu bes<strong>ch</strong>leunigen und seine<br />
gewonnene kinetis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im ans<strong>ch</strong>liessenden<br />
Spiralgehäuse in Druckenergie umzuwandeln,<br />
könnte die relative Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
im S<strong>ch</strong>aufelkanal bereits heruntergesetzt<br />
und dynamis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> in Druckenergie umgewandelt<br />
werden. Dem sind aber klare Grenzen<br />
gesetzt, weil der Diffusoröffnungswinkel eng begrenzt<br />
ist.<br />
Aus diesem Grund wird bei grösseren Dur<strong>ch</strong>messerverhältnissen<br />
dur<strong>ch</strong> Verjüngung der Laufradbreite<br />
für einen nahezu glei<strong>ch</strong>bleibenden Strömungsquers<strong>ch</strong>nitt<br />
gesorgt. Bei den Trommelläufern<br />
ist dies aufgrund des geringen Unters<strong>ch</strong>iedes<br />
in der Ein- und Austrittsflä<strong>ch</strong>e der S<strong>ch</strong>aufelkanäle<br />
bedeutungslos.<br />
Figur 5.14<br />
Ausführung von Laufrädern mit und ohne<br />
Verjüngung<br />
Der S<strong>ch</strong>aufelwinkel am Laufradeintritt unterliegt<br />
bei allen Laufradtypen den glei<strong>ch</strong>en Anforderungen.<br />
Da der ungestörte Lufteintritt radial erfolgt,<br />
ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>aufelwinkel na<strong>ch</strong> dem Volumenstrom<br />
(d.h. na<strong>ch</strong> der radialen Eintrittsges<strong>ch</strong>windigkeit,<br />
die si<strong>ch</strong> aus dem Volumenstrom<br />
und der Eintrittsflä<strong>ch</strong>e aller S<strong>ch</strong>aufelkanäle ergibt)<br />
und der Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit der S<strong>ch</strong>aufelinnenkanten.<br />
Er beträgt bei den meisten Konstruktionen<br />
ca. 35°. Der Luftstrom hat dann mit den<br />
Bezei<strong>ch</strong>nungen von Figur 5.15 in Bezug auf die<br />
Umgebung am S<strong>ch</strong>aufelkanaleintritt die absolute<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit c1 und in Bezug auf das Laufrad<br />
die relative Ges<strong>ch</strong>windigkeit w1.<br />
u Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit des Rades<br />
w Relativges<strong>ch</strong>windigkeit in Ri<strong>ch</strong>tung der<br />
S<strong>ch</strong>aufelkrümmung<br />
c Resultierende Absolutges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
aus w und u<br />
cu Umfangskomponente von c<br />
Radialkomponente von c<br />
cm<br />
Bei allen Grössen bezei<strong>ch</strong>net der Index 1 den<br />
Beginn, der Index 2 das Ende des S<strong>ch</strong>aufelkanals<br />
Figur 5.15<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreieck am Laufrad<br />
Es leu<strong>ch</strong>tet ohne weiteres ein, dass die stärker<br />
gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln beim Trommelläufer zu<br />
einer relativ höheren absoluten Austrittsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
c2 führen, als die weniger stark gebogenen<br />
S<strong>ch</strong>aufeln eines rückwärts gekrümmten<br />
Laufrades, das mit glei<strong>ch</strong>er Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />
läuft (Figuren 5.11 und 5.13). Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
wird aber klar, dass beim Trommelläufer dur<strong>ch</strong> die<br />
rigorosere Luftumlenkung auf kurzem Weg die<br />
Stossverluste grösser sind und damit der Wirkungsgrad<br />
kleiner sein muss. Dass der Trommelläufer<br />
trotzdem den Ruf hat, bei glei<strong>ch</strong>er Baugrösse<br />
geräus<strong>ch</strong>armer zu laufen, ergibt si<strong>ch</strong> aus<br />
der deutli<strong>ch</strong> niedrigeren Drehzahl.<br />
81
Ventilatoren<br />
Theoretis<strong>ch</strong>e und wirkli<strong>ch</strong>e Kennlinie<br />
Die bei unendli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>aufelzahl und ohne Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
von Stossverlusten theoretis<strong>ch</strong> erzielbare<br />
Druckerhöhung setzt si<strong>ch</strong> aus drei Anteilen<br />
zusammen:<br />
– Statis<strong>ch</strong>e Druckerhöhung<br />
Sie ergibt si<strong>ch</strong> aus der Differenz von u2 2 - u1 2 und<br />
ist somit vom Dur<strong>ch</strong>messerverhältnis und von<br />
der Drehzahl abhängig.<br />
– Dynamis<strong>ch</strong>e Druckerhöhung<br />
Sie ergibt si<strong>ch</strong> aus der Differenz von c2 2 - c1 2 und<br />
ist abhängig vom S<strong>ch</strong>aufelwinkel β2, vom<br />
Dur<strong>ch</strong>messerverhältnis und von der Drehzahl.<br />
– Statis<strong>ch</strong>er Druckrückgewinn<br />
Dieser ergäbe si<strong>ch</strong> aus der Differenz der relativen<br />
Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit der Luft im<br />
82<br />
S<strong>ch</strong>aufelkanal w 1<br />
2 -w2<br />
2 . Der Betrag ist allerdings<br />
gering, weil die Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdifferenz aus<br />
den früher erläuterten Gründen konstruktiv<br />
klein gehalten wird.<br />
Δp th∞ = ρ [(u 2 2 – u1 2 ) + (c2 2 – c1 2 ) +<br />
2<br />
(w 1 2 – w2 2 )]<br />
Aufgrund der geometris<strong>ch</strong>en Haupteinflussfaktoren<br />
ergibt si<strong>ch</strong> für die vers<strong>ch</strong>iedenen Laufradtypen<br />
ein typis<strong>ch</strong>er Verlauf der theoretis<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>baren<br />
Druckdifferenz Δpth in Funktion des Volumendur<strong>ch</strong>satzes<br />
V gemäss Figur 5.16. Vollständigkeitshalber<br />
sei hier das Laufrad mit radialem S<strong>ch</strong>aufelende<br />
do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einmal erwähnt.<br />
Figur 5.16<br />
Typis<strong>ch</strong>er Verlauf von Δpth<br />
RAVEL<br />
Bei der wirkli<strong>ch</strong>en Strömung im Ventilator ergibt<br />
si<strong>ch</strong> infolge vers<strong>ch</strong>iedener Verluste eine wesentli<strong>ch</strong>e<br />
Änderung der theoretis<strong>ch</strong>en Kennlinie. Die<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kennlinie eines Ventilators kann stetig<br />
fallend sein oder au<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>eitel- oder Wendepunkt<br />
aufweisen.<br />
Figur 5.17<br />
Änderung der theoretis<strong>ch</strong>en Kennlinie dur<strong>ch</strong> Verluste<br />
[5.6]
RAVEL Ventilatoren<br />
Da die Einsatzgebiete einzelner Ventilatortypen<br />
bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gross sind, werden die Kennlinien in der<br />
Regel aus Platzgründen auf doppelt logarithmis<strong>ch</strong>es<br />
Papier aufgetragen. Für die in Frage kommenden<br />
Drehzahlen werden die Kurven im Berei<strong>ch</strong><br />
der optimalen Wirkungsgrade und Betriebspunkte<br />
dargestellt. Kurven zur Bestimmung von Leistungsbedarf,<br />
Wirkungsgrad und S<strong>ch</strong>alleistung<br />
sind in der Regel ebenfalls in den Kennlinienfeldern<br />
eingetragen. Ein Beispiel für ein vollständiges<br />
Kennlinienfeld eines Radialventilators zeigt Figur<br />
5.18.<br />
Figur 5.18<br />
Beispiel eines Kennlinienfeldes [5.5]<br />
Aus dem Volumenstrom, dem aufzubringenden<br />
Gesamtdruck und dem Wirkungsgrad kann die<br />
Wellenleistung P des Ventilators bere<strong>ch</strong>net werden.<br />
P = Δpges · V<br />
ηv · 3600<br />
P Wellenleistung des Ventilator [W]<br />
Δpges Gesamtdruckdifferenz [Pa]<br />
V Volumenstrom [m 3 /h]<br />
η V<br />
Wirkungsgrad des Ventilators [–]<br />
Wirkli<strong>ch</strong>e Kennlinien im Verglei<strong>ch</strong><br />
Zum besseren Verständnis der spezifis<strong>ch</strong>en Ventilatoreigens<strong>ch</strong>aften<br />
folgen einige praxisnahe Gegenüberstellungen.<br />
Figur 5.19<br />
Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad [5.3]<br />
Nehmen wir an, ein Spiralgehäuse für ein einseitig<br />
saugendes Laufrad der Grösse ME 31 sei gegeben.<br />
Wir verglei<strong>ch</strong>en die Ventilatoreigens<strong>ch</strong>aften, wenn<br />
wahlweise ein Trommelläufer oder ein Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad<br />
eingesetzt wird.<br />
83
Ventilatoren<br />
Figur 5.20<br />
Kennlinienfelder von Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />
glei<strong>ch</strong>er Baugrösse [5.5]<br />
Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Eigens<strong>ch</strong>aften der zwei<br />
Laufräder in den meisten Lehrbü<strong>ch</strong>ern bei glei<strong>ch</strong>er<br />
Baugrösse vergli<strong>ch</strong>en werden, führt oft zu Verständnisproblemen<br />
und zu Fehleins<strong>ch</strong>ätzungen. In<br />
der Figur 5.20 ist klar ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass die besten<br />
Wirkungsgrade der beiden Laufräder weit voneinander<br />
entfernt sind. Demna<strong>ch</strong> können sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t für den glei<strong>ch</strong>en Betriebspunkt eignen! Wenn<br />
aber beispielsweise eine Anlage mit einem bestimmten<br />
Volumenstrom dur<strong>ch</strong> den Einbau besserer<br />
Filter und einer WRG mehr Druckverlust aufweist,<br />
so kann si<strong>ch</strong> ein Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad glei<strong>ch</strong>er<br />
Baugrösse im glei<strong>ch</strong>en Gehäuse aufdrängen.<br />
Beispiel:<br />
Nehmen wir an, dass der alte Betriebspunkt bei<br />
einem Volumenstrom von 2500 m 3 /h und einem<br />
Gesamtdruckverlust von 300 Pa lag. Würde nun<br />
der neue Druckverlust nur geringfügig auf 400 Pa<br />
erhöht werden müssen, so ergäbe si<strong>ch</strong> für beide<br />
Laufräder immerhin der glei<strong>ch</strong>e, ni<strong>ch</strong>t aber der<br />
beste Wirkungsgrad (58%). Bei Druckverlusten bis<br />
zu 1500 Pa wird jetzt das Ho<strong>ch</strong>leistungsrad immer<br />
besser, während der Trommelläufer mit zunehmendem<br />
Druckbedarf auf einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teren Wirkungsgrad<br />
arbeitet.<br />
84<br />
RAVEL<br />
Kenngrösse TE 31 ME 31 TE 31 ME 31 TE 31 ME 31<br />
V [m3 /h] 2'500 2'500 2'500 2'500 2'500 2'500<br />
Δpges [Pa] 300 300 500 500 1'200 1'200<br />
η V [%] 60.0 52.0 60.5 60.5 55.0 71.0<br />
LWA [dB(A)] 72.5 87.5 76.5 88.0 86.0 92.0<br />
n [min –1 ] 830 2'000 1'120 2'300 1'780 3'000<br />
P [W] 345 400 575 575 1'515 1'175<br />
Tabelle 5.1<br />
Kenndaten des Trommelläufers TE 31 und des<br />
Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilators ME 31 [5.5]<br />
Wenn hingegen im Planungsstadium zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem Trommelläufer und dem Ho<strong>ch</strong>leistungsrad<br />
gewählt werden kann, so muss der Verglei<strong>ch</strong> beider<br />
Bauarten im jeweils besten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong><br />
erfolgen. Deshalb wird der Ventilator mit<br />
rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln meistens eine<br />
oder zwei Baugrössen grösser gewählt werden<br />
müssen.<br />
Figur 5.21<br />
Kennlinienfelder von Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Baugrösse<br />
[5.5]
RAVEL Ventilatoren<br />
Am oben dargestellten Beispiel vom Verglei<strong>ch</strong> eines<br />
Trommelläufers der Baugrösse TE 31 mit einem<br />
Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator der Baugrösse<br />
ME 45 lässt si<strong>ch</strong> zeigen, dass si<strong>ch</strong> jetzt die<br />
jeweils optimalen Betriebspunkte nahezu decken.<br />
Beim Verglei<strong>ch</strong> in einem praxisnahen Betriebspunkt<br />
wird sofort klar, dass der um zwei Baugrössen<br />
grössere (und deshalb natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> etwas<br />
teurere) Ventilator deutli<strong>ch</strong>e Vorteile aufweist. Bei<br />
4500 m 3 /h und 800 Pa ist P = 1430 W anstatt 2025 W<br />
und LW ist 77.5 dB(A) statt 84.5 dB(A). Der ri<strong>ch</strong>tig<br />
ausgewählte Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator ist<br />
demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur energetis<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> besser<br />
sondern au<strong>ch</strong> leiser! Einzig bei der Anwendung<br />
von Drosselregulierungen kann das Teillastverhalten<br />
des Trommelläufers wieder günstiger werden<br />
(siehe Kapitel 5.5).<br />
5.2.2 Axialventilatoren<br />
Mit dem letzten Verglei<strong>ch</strong> ist der Übergang zu den<br />
Axialventilatoren gegeben, die im Zeitalter der<br />
Monoblockgeräte eine etwas untergeordnete Rolle<br />
spielen. Zumindest aber bei den neueren Lüftungste<strong>ch</strong>niken,<br />
die die Na<strong>ch</strong>tlüftung zur Gebäudekühlung<br />
einbeziehen, dürfte der Axialventilator<br />
als Deckenmodell eine Renaissance erleben.<br />
Aber au<strong>ch</strong> zur Massenspei<strong>ch</strong>erbewirts<strong>ch</strong>aftung in<br />
Aktiv- und Passiv-Solaranwendungen dürften in<br />
Zukunft einfa<strong>ch</strong>ere Ausführungsformen des Axialventilators<br />
mehr und mehr angewendet werden.<br />
Bei den Axialventilatoren können die Bauarten<br />
ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> ihren S<strong>ch</strong>aufelwinkeln eingeordnet<br />
werden. Man unters<strong>ch</strong>eidet daher eher<br />
zwis<strong>ch</strong>en:<br />
– Propeller- oder Umwälzventilatoren ohne Rohrgehäuse,<br />
– Wand- und Fensterventilatoren mit einem Ring<br />
oder einem Gehäuse und<br />
– aufwendigeren Ausführungen mit verstellbaren<br />
S<strong>ch</strong>aufeln, Leiträdern, Diffusoren oder gar Gegenlaufrädern.<br />
Figur 5.22<br />
Bauarten von Axialventilatoren (Deckenventilator, Wandventilator, Rohreinbauventilator, Mitteldruckventilator<br />
mit Na<strong>ch</strong>leitrad und Nabendiffusor)<br />
Figur 5.23<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreiecke von Axialventilatoren mit und ohne Leitapparat<br />
85
Ventilatoren<br />
Die Strömung im Laufrad wird au<strong>ch</strong> beim Axialventilator<br />
dur<strong>ch</strong> die Ein- und Austrittsdreiecke dargestellt.<br />
Vom Laufrad wird dem Luftstrom ein Drall<br />
aufgeprägt, der bei der Anwendung eines Leitrades<br />
(vor oder hinter dem Laufrad) aufgehoben und<br />
in zusätzli<strong>ch</strong>e Druckenergie umgesetzt wird.<br />
Der theoretis<strong>ch</strong> erzielbare Druck, ohne Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der Strömungsverluste, kann wie beim Radialventilator<br />
wie folgt dargestellt werden:<br />
Δp th∞ = ρ [(w 1 2 – w2 2 ) + (c2 2 – c1 2 )]<br />
2<br />
Im Gegensatz zu Radialventilatoren haben Axialventilatoren<br />
innerhalb ihres Kennlinienfeldes ein<br />
ausgeprägtes Abrissgebiet, den sogenannten instabilen<br />
Berei<strong>ch</strong> (Figur 5.24).<br />
a Bei der Förderung Null füllen die Wirbel auf der<br />
Eintritts- und Austrittsseite den ganzen Saugund<br />
Druckraum aus.<br />
b Betrieb im tiefsten Punkt der Kennlinie mit Ablösungen<br />
am S<strong>ch</strong>aufelrücken und am Eintritt.<br />
c Betrieb im S<strong>ch</strong>eitel der Kennlinie mit Ablösung<br />
am S<strong>ch</strong>aufelrücken.<br />
d Betrieb bei maximalem Wirkungsgrad mit<br />
glei<strong>ch</strong>mässiger Dur<strong>ch</strong>strömung.<br />
e Betrieb bei Überlast mit Vers<strong>ch</strong>iebung der Strömung<br />
na<strong>ch</strong> innen.<br />
Figur 5.24<br />
S<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>e Darstellung der Strömungszustände<br />
eines Axialventilators bei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Drosselzuständen [5.2]<br />
Die meisten Axialventilator-Hersteller geben in ihren<br />
Kennlinienfeldern nur den stabilen Berei<strong>ch</strong> an<br />
oder markieren die Grenzen des stabilen Berei<strong>ch</strong>s<br />
deutli<strong>ch</strong>. Die linke Grenze des stabilen Berei<strong>ch</strong>s<br />
wird häufig als Pumpgrenze bezei<strong>ch</strong>net.<br />
86<br />
RAVEL<br />
Zur Vermeidung von Betriebsstörungen ist es für<br />
den Lüftungste<strong>ch</strong>niker erforderli<strong>ch</strong>, die Problematik<br />
des instabilen Berei<strong>ch</strong>es zu kennen. Vers<strong>ch</strong>iebt<br />
si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine fehlerhafte Auslegung oder dur<strong>ch</strong><br />
anlagenseitige Veränderungen ein Betriebspunkt<br />
in Ri<strong>ch</strong>tung Abrissgebiet, kann es zu Bes<strong>ch</strong>ädigungen<br />
von me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Komponenten des<br />
Ventilators kommen.<br />
Bei einem Betrieb im instabilen Berei<strong>ch</strong> liegt die<br />
erhöhte Gefahr einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>ädigung<br />
des Ventilators darin, dass si<strong>ch</strong> bei geringsten<br />
Veränderungen im System Wirbel ganz oder<br />
teilweise s<strong>ch</strong>lagartig ablösen und si<strong>ch</strong> dabei die<br />
Luftleistungen ebenso s<strong>ch</strong>nell ändern. Dies bedeutet<br />
ein s<strong>ch</strong>lagartiges Auftreffen von Kräften auf die<br />
Laufrads<strong>ch</strong>aufeln. Da si<strong>ch</strong> beim Betrieb im instabilen<br />
Berei<strong>ch</strong> die Wirbel immer wieder neu aufbauen,<br />
führt dies zu einem steten Hin- und Herpendeln<br />
des Betriebspunktes.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass der Bestpunkt d eines<br />
Axialventilators immer relativ nahe am S<strong>ch</strong>eitelpunkt<br />
c und damit am Beginn des Abrissgebietes<br />
liegt, wird die Notwendigkeit einer äusserst sorgfältigen<br />
und genauen Auslegung deutli<strong>ch</strong>. Dies gilt<br />
insbesondere für den Betrieb von Axialventilatoren<br />
in Parallels<strong>ch</strong>altung.<br />
Die Pumpgrenze der Axialventialtoren kann dur<strong>ch</strong><br />
einen Stabilisierungsring weitgehend vermieden<br />
werden. Dabei handelt es si<strong>ch</strong> um eine ringförmige<br />
Kammer oder einen zylindris<strong>ch</strong>en Ring vor dem<br />
Laufrad. Vor allem bei Parallelbetrieb mehrerer<br />
Axialventilatoren wird der Einbau von Stabilisierungsringen<br />
dringend empfohlen. Nähere Angaben<br />
dazu finden si<strong>ch</strong> in den Unterlagen der Hersteller.<br />
Die Figur 5.25 zeigt das Kennlinienfeld eines Axialventilators<br />
mit 6 und 8 S<strong>ch</strong>aufeln. Der Ventilator<br />
mit 6 S<strong>ch</strong>aufeln errei<strong>ch</strong>t einen Maximalwirkunsgrad<br />
um 83%, jener mit 8 S<strong>ch</strong>aufeln um 78%.
RAVEL Ventilatoren<br />
Figur 5.25<br />
Beispiel des Kennlinienfeldes eines Axialventilators mit 6 (links) und 8 (re<strong>ch</strong>ts) verstellbaren Laufrads<strong>ch</strong>aufeln<br />
[5.4]<br />
5.2.3 Querstromventilatoren<br />
Querstromventilatoren gibt es in den folgenden<br />
zwei Ausführungsformen:<br />
– Mit Innenleitrad (Figur 5.26).<br />
– Ohne Innenleitanordnung aber mit speziell geformten<br />
Gehäusen (Figur 5.27).<br />
Figur 5.26<br />
Querstromventilator mit Innenleitrad [5.2]<br />
87
Ventilatoren<br />
Figur 5.27<br />
Querstromventilator mit Gehäuse [5.2]<br />
Die Figur 5.28 zeigt ein Beispiel für die Kennlinien<br />
eines Querstromventilators mit Gehäuse.<br />
Figur 5.28<br />
Kennlinien für einen Querstromventilator mit Gehäuse<br />
[5.2]<br />
Aufgrund des bes<strong>ch</strong>eidenen Wirkungsgrades von<br />
maximal etwa 60% und der zu Instabilität neigenden<br />
Kennlinie bleibt die Anwendung der Querstromventilatoren<br />
eng begrenzt. Typis<strong>ch</strong>e Einsatzgebiete<br />
von Querstromventilatoren in der Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />
sind:<br />
– Induktionsgeräte<br />
– Klimatruhen<br />
– Türlufts<strong>ch</strong>leier<br />
88<br />
5.3 Gas-, Proportionalitätsund<br />
Affinitätsgesetze<br />
Grundsatz<br />
RAVEL<br />
– Die Umre<strong>ch</strong>nungsgesetze dienen der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>en<br />
Voraussage, wenn aus der Nennkennlinie<br />
eines Ventilators auf andere Betriebsbedingung<br />
oder auf ähnli<strong>ch</strong>e Modelle (grössere oder kleinere)<br />
umgere<strong>ch</strong>net werden muss.<br />
5.3.1 Einfluss der Luftdi<strong>ch</strong>te<br />
Die Angaben der Hersteller gelten immer für eine<br />
bestimmte Luftdi<strong>ch</strong>te, wel<strong>ch</strong>e auf den Unterlagen<br />
vermerkt ist.<br />
Änderungen der Luftdi<strong>ch</strong>te bei glei<strong>ch</strong>bleibender<br />
Drehzahl (bzw. Änderung der absoluten Temperatur<br />
bei glei<strong>ch</strong>em Fördermedium) haben keine Veränderung<br />
des Luftvolumenstroms zur Folge. Ventilatoren<br />
werden darum man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> als<br />
Volumenstrommas<strong>ch</strong>inen bezei<strong>ch</strong>net. Die Drücke<br />
(statis<strong>ch</strong>, dynamis<strong>ch</strong>, gesamt) und damit au<strong>ch</strong> der<br />
Leistungsbedarf ändern si<strong>ch</strong> proportional der<br />
Di<strong>ch</strong>te.<br />
V = konstant<br />
Δp 1 = ρ 1 = T 2<br />
Δp 2 ρ 2 T 1<br />
P 1 = ρ 1 = T 2<br />
P 2 ρ 2 T 1
RAVEL Ventilatoren<br />
5.3.2 Proportionalitätsgesetze<br />
Die Proportionalitätsgesetze kommen zur Anwendung,<br />
wenn die Drehzahl eines bestimmten Ventilators<br />
verändert wird.<br />
Da die Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreiecke aufgrund der<br />
glei<strong>ch</strong>bleibenden S<strong>ch</strong>aufelwinkel bei Drehzahländerungen<br />
proportional grösser oder kleiner werden,<br />
so ändert si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der Volumenstrom proportional.<br />
Weil si<strong>ch</strong> der Druck aus w 2 · ρ/2 bere<strong>ch</strong>net,<br />
ändert si<strong>ch</strong> die Druckerhöhung im Ventilator<br />
mit dem Quadrat des Volumenstroms, bzw. des<br />
Drehzahlverhältnisses. Entspre<strong>ch</strong>end ändert si<strong>ch</strong><br />
der Leistungsbedarf proportional zur dritten Potenz<br />
des Drehzahlverhältnisses.<br />
V 1 = ( n 1 ) 1<br />
V 2<br />
n 2<br />
Δp 1 = ( n 1 ) 2<br />
Δp 2<br />
P 1 = ( n 1 ) 3<br />
P 2<br />
Beispiel<br />
n 2<br />
n 2<br />
Ein Ventilator dreht mit 2000 min-1 und fördert nur<br />
80 % des gewüns<strong>ch</strong>ten Luftvolumenstroms. Auf<br />
wel<strong>ch</strong>e Drehzahl muss er gebra<strong>ch</strong>t werden, um<br />
den Sollwert zu errei<strong>ch</strong>en?<br />
V1 n1 =<br />
V2 n2 => n 2 = n 1 · V 2<br />
V 1<br />
=> n 2 = 2000 ·100 = 2500 min –1<br />
80<br />
Beispiel<br />
Der Luftvolumenstrom eines Ventilators kann aufgrund<br />
einer besseren Einblaste<strong>ch</strong>nik in die Räume<br />
von 3600 m 3 /h auf die Hälfte reduziert werden. Bei<br />
3600 m 3 /h hatte er bei einem Gesamtwirkungsgrad<br />
von 70% einen Gesamtdruck von 400 Pa aufzubringen.<br />
Es ist kein Gegendruck für Volumenstromregler<br />
oder ähnli<strong>ch</strong>es aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten.<br />
P 1 = Δp ges · V = 400 · 3600 = 571 W<br />
η 0.7 · 3600<br />
V 1 = n 1 = 3600 = 2<br />
V 2 n 2 1800<br />
P1 n1 3<br />
= ( ) = 2 3 = 8<br />
P 2<br />
n 2<br />
=> P 2 = P 1 = 571 = 71 W<br />
8 8<br />
Es wäre nun no<strong>ch</strong> zu prüfen, ob der für den ersten<br />
Betriebspunkt gültige Ventilatorwirkungsgrad<br />
beim neuen Betriebspunkt no<strong>ch</strong> zutrifft, oder ob<br />
eine Berücksi<strong>ch</strong>tigung des unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Wirkungsgrades<br />
notwendig ist. Diese Umre<strong>ch</strong>nung<br />
würde wie folgt ges<strong>ch</strong>ehen:<br />
P 2 eff = P 2 ·η 1<br />
η 2<br />
89
Ventilatoren<br />
5.3.3 Affinitätsgesetze<br />
Die Affinitätsgesetze kommen zur Anwendung,<br />
wenn ein Ventilator bei glei<strong>ch</strong>er Drehzahl geometris<strong>ch</strong><br />
ähnli<strong>ch</strong> vergrössert oder verkleinert wird.<br />
Das heisst, wenn die Winkel glei<strong>ch</strong> bleiben und alle<br />
Abmessungen mit einem konstanten Faktor verändert<br />
werden.<br />
V 1 = ( d 1 ) 3<br />
V 2<br />
90<br />
d 2<br />
Δp ges1 = ( d 1 ) 2<br />
Δp ges2<br />
P 1 = ( d 1 ) 5<br />
P 2<br />
Beispiel<br />
d 2<br />
Ein Ventilator mit dem Laufraddur<strong>ch</strong>messer d1 =<br />
315 mm fördert bei n = 1000 min -1 einen Volumenstrom<br />
von V1 = 1500 m 3 /h. Wie s<strong>ch</strong>nell müsste ein<br />
ähnli<strong>ch</strong>er Ventilator mit dem Laufraddur<strong>ch</strong>messer<br />
d2 = 250 mm laufen, um glei<strong>ch</strong> viel zu fördern?<br />
Na<strong>ch</strong> dem Affinitätsgesetz:<br />
V 1 =( d 1 ) 3<br />
V 2' d 2<br />
=> V 2' =<br />
=> V 2' =<br />
=> n 2 =<br />
d 2<br />
V 1<br />
(d 1/d 2) 3<br />
1500<br />
(315/250) 3<br />
1000<br />
750/1500<br />
= 750 m 3 /h<br />
Na<strong>ch</strong> dem Proportionalitätsgesetz:<br />
n2' V2' =<br />
n2 V2 n<br />
=> n<br />
2'<br />
2 =<br />
V2'/V2 = 2000 min –1<br />
5.4 Netzkennlinie und<br />
Betriebspunkt<br />
Grundsatz<br />
RAVEL<br />
– Die Festlegung des Betriebspunktes ist die<br />
Grundlage für das Verständnis der hydraulis<strong>ch</strong>en<br />
Zusammenhänge. Im Rahmen von RA-<br />
VEL wird allerdings nur auf weiterführende Literatur<br />
hingewiesen.<br />
Der Druckverlust, der einem Luftvolumenstrom in<br />
einem bestimmten Kanalnetz entgegengesetzt<br />
wird, addiert si<strong>ch</strong> aus allen Einzel- und Rohrwiderständen<br />
auf dem gesamten Luftweg. Die meisten<br />
dieser Widerstandselemente werden turbulent<br />
dur<strong>ch</strong>strömt und ändern ihren Widerstand proportional<br />
zum dynamis<strong>ch</strong>en Druck und somit im Quadrat<br />
zur Volumenstromänderung. Laminar dur<strong>ch</strong>strömte<br />
Einzelwiderstände mit einer linearen Abhängigkeit<br />
des Druckverlustes vom Luftvolumenstrom<br />
sind aufgrund der übli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
sehr selten. Sie kommen praktis<strong>ch</strong> nur in<br />
S<strong>ch</strong>webstoffiltern vor, wo die Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
im Filtervlies um 2 cm/s betragen.<br />
Figur 5.29<br />
Netzkennlinie bei turbulenter Strömung<br />
1: ohne Vordruck<br />
2: mit konstantem Vordruck<br />
(z.B. für selbsttätige Volumenstromregler)
RAVEL Ventilatoren<br />
Hat ein Ventilator seinen Volumenstrom dur<strong>ch</strong> ein<br />
Rohrnetz mit einer bestimmten Netzkennlinie zu<br />
fördern, so stellt si<strong>ch</strong> der Betriebspunkt im S<strong>ch</strong>nittpunkt<br />
von Ventilatorkennlinie und Netzkennlinie<br />
ein.<br />
Figur 5.30<br />
Betriebspunkt im S<strong>ch</strong>nittpunkt von Ventilatorkennlinie<br />
und Netzkennlinie<br />
1: Netzkennlinie ohne Vordruck<br />
2: Netzkennlinie mit konstantem Vordruck<br />
3: Ventilatorkennlinie<br />
Figur 5.31<br />
Betriebspunkt, Darstellung auf doppelt logarithmis<strong>ch</strong>em<br />
Papier<br />
Eine differenzierte Darstellung vers<strong>ch</strong>iedenster<br />
Kombinationen von Netz- und Ventilatorkennlinien<br />
findet si<strong>ch</strong> z.B. in [5.1, Kapitel 7.7].<br />
5.5 Regelbarkeit<br />
Grundsätze<br />
Die Regelbarkeit spielt beim Sparen von elektris<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Energie</strong> eine sehr wi<strong>ch</strong>tige Rolle.<br />
– Die Bypassregelung muss vermieden werden.<br />
– Die Drallregelung hat bei Radialventilatoren einen<br />
eng begrenzten Anwendungsberei<strong>ch</strong> und<br />
wird wegen ihres me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Aufwandes zunehmend<br />
von der Drehzahlregelung verdrängt.<br />
– Die Drosselregelung hat bei kleinen Trommelläufer-Ventilatoren<br />
immer no<strong>ch</strong> ihre Bere<strong>ch</strong>tigung.<br />
– Die Drehzahlregelung ist für Ventilatoren die<br />
eleganteste Lösung.<br />
Bei modernen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> gibt<br />
es mehrere Gründe, um den Luftvolumenstrom in<br />
Stufen oder stufenlos zu variieren. Bei extremen<br />
Wetterbedingungen im Sommer und Winter ermögli<strong>ch</strong>t<br />
eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Anpassung des<br />
Luftvolumenstroms eine Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
für die Luftaufbereitung. Da si<strong>ch</strong> gemäss<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt 5.3.2 der Leistungsbedarf an der<br />
Welle des Ventilators proportional zur dritten Potenz<br />
des Drehzahlverhältnisses resp. des Luftvolumenstroms<br />
ändert, ist ein bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Betrieb<br />
aber vor allem zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />
für die Luftförderung von grosser Bedeutung.<br />
Für Radialventilatoren bieten si<strong>ch</strong> folgende Regelverfahren<br />
an:<br />
– Drehzahlregelung • Verstellbare Keilriemenantriebe<br />
• Änderung der Motordrehzahl<br />
(Kapitel 6)<br />
– Drallregelung • Leitapparate für Eintrittswinkel<br />
– Bypassregelung • Kurzs<strong>ch</strong>lussklappe<br />
– Drosselregelung • Drosselklappe<br />
91
Ventilatoren<br />
Für die rationelle Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er<br />
<strong>Energie</strong> interessiert ni<strong>ch</strong>t nur die erforderli<strong>ch</strong>e Antriebsleistung<br />
an der Ventilatorwelle, sondern die<br />
elektris<strong>ch</strong>e Leistung, die aus dem Netz bezogen<br />
wird. Die folgenden Figuren geben qualitativ einen<br />
Überblick über die Zusammenhänge. Die Betra<strong>ch</strong>tung<br />
dieser Figuren zeigt, dass die Drehzahlregelung<br />
ni<strong>ch</strong>t nur Vorteile bezügli<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />
sondern au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>allpegel aufweist.<br />
Figur 5.32<br />
Leistungsbedarf bei veränderli<strong>ch</strong>em Volumenstrom<br />
[5.3]<br />
92<br />
Figur 5.33<br />
Wirkleistungsaufnahme bei veränderli<strong>ch</strong>em<br />
Volumenstrom [5.3]<br />
RAVEL
RAVEL Ventilatoren<br />
Figur 5.34<br />
S<strong>ch</strong>allpegel bei veränderli<strong>ch</strong>em Volumenstrom<br />
[5.3]<br />
Bypassregelung<br />
Die Bypassregelung kann im Rahmen rationeller<br />
Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> niemals zur<br />
Anwendung kommen. Während zwar der Luftvolumenstrom<br />
zum Netz reduziert werden kann, erhöht<br />
si<strong>ch</strong> der Volumenstrom über dem Ventilator.<br />
Die Stromaufnahme kann dabei ganz erhebli<strong>ch</strong><br />
ansteigen.<br />
Im Beispiel von Figur 5.35 zeigt si<strong>ch</strong>, dass dur<strong>ch</strong><br />
das Öffnen des Bypassweges der Volumenstrom<br />
im Netz von 1 na<strong>ch</strong> 4 (von 60 000 auf 48 000 m 3 /h)<br />
zurückgeht und glei<strong>ch</strong>zeitig der Ventilator aufgrund<br />
des abgesenkten Druckniveaus mehr Luft<br />
(76 000 m 3 /h) fördert. Der Wirkungsgrad sinkt von<br />
80% auf 59%. Als Resultat der Bypassregelung<br />
wird also weniger Luft gefördert und mehr Strom<br />
verbrau<strong>ch</strong>t!<br />
Bei Trommelläufern könnte es sogar vorkommen,<br />
dass si<strong>ch</strong> der Betriebspunkt dur<strong>ch</strong> das Öffnen des<br />
Bypasses so vers<strong>ch</strong>iebt, dass ein grösserer Netzvolumenstrom<br />
resultiert.<br />
Figur 5.35<br />
Beispiel einer Bypassregelung [5.3]<br />
93
Ventilatoren<br />
Drosselregelung<br />
Bei kleinen Ventilatoren ist im konkreten Fall zu<br />
prüfen, wie si<strong>ch</strong> die Leistungsaufnahme bei einer<br />
simplen Drosselung im vorgesehenen Volumenstromberei<strong>ch</strong><br />
verhält. Die Drosselregelung kann<br />
gegenüber der Drehzahlregelung evtl. energetis<strong>ch</strong><br />
besser sein, weil die Verluste der Drehzahlregelung<br />
bei kleinen Motoren und bei kleinen Abwei<strong>ch</strong>ungen<br />
vom Nennluftstrom grösser sein können.<br />
Wenn bei kleineren Ventilatoren die Drosselregelung<br />
zur Anwendung kommen soll, so muss<br />
darauf gea<strong>ch</strong>tet werden, dass der häufigste Betriebspunkt<br />
in dem Berei<strong>ch</strong> des optimalen Wirkungsgrades<br />
zu liegen kommt. Auf jeden Fall ist<br />
der maximale Volumenstrom wenn mögli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts<br />
vom optimalen Wirkungsgradberei<strong>ch</strong> zu wählen.<br />
Die Figuren 5.36 und 5.37 zeigen, dass si<strong>ch</strong> der<br />
Trommelläufer für die einfa<strong>ch</strong>e Drosselregelung<br />
besser eignet als der Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator,<br />
der im gedrosselten Zustand zwangsläufig<br />
unnötig Druckenergie verni<strong>ch</strong>tet.<br />
Figur 5.36<br />
Drosselregelung bei einem Trommelläufer. Volumenstrom<br />
von 100 auf 50%, Leistungsaufnahme<br />
von 100 auf 46%<br />
94<br />
RAVEL<br />
Figur 5.37<br />
Drosselregelung bei einem Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator.<br />
Volumenstrom von 100 auf 50%, Leistungsaufnahme<br />
von 100 auf 77%
RAVEL Ventilatoren<br />
Drallregelung<br />
Ein wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Mittel, Volumenströme stufenlos<br />
auf etwa 2 /3 des Maximalwertes zu reduzieren,<br />
besteht in der Drallregelung mit der Hilfe von<br />
verstellbaren Leits<strong>ch</strong>aufeln. Je na<strong>ch</strong> Ans<strong>ch</strong>lussart<br />
und Platzverhältnissen am Ansaugstutzen kann<br />
zwis<strong>ch</strong>en zwei axial dur<strong>ch</strong>strömten und einem radial<br />
dur<strong>ch</strong>strömten Leitapparat gewählt werden.<br />
Bei Axialventilatoren wird der Drall auf das Laufrad<br />
entweder dur<strong>ch</strong> einen Leitapparat oder dur<strong>ch</strong> ein<br />
vorausges<strong>ch</strong>altetes, erstes Laufrad erzeugt.<br />
Figur 5.38<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Drallregler [5.1]<br />
Der Drallregler erzeugt am Laufradeintritt einen<br />
Drall und ändert damit die Lufteintrittsri<strong>ch</strong>tung in<br />
den S<strong>ch</strong>aufelkanal. Dabei kann ein Glei<strong>ch</strong>drall oder<br />
ein Gegendrall erzeugt werden.<br />
Figur 5.39<br />
Glei<strong>ch</strong>drall [5.3] (positives c1u, Volumenstromverminderung)<br />
Figur 5.40<br />
Gegendrall (negatives c1u, Volumenstromvergrösserung.<br />
Praktis<strong>ch</strong> aber nur bei Axialventilatoren<br />
angewendet) [5.3]<br />
Drallregler sind nur für Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />
und für Axialventilatoren geeignet. Bei den<br />
relativ breiten S<strong>ch</strong>aufelkanälen eines Trommelläufers<br />
würden si<strong>ch</strong> starke dreidimensionale<br />
Sekundärströmungen mit den entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Verlusten und Instabilitäten ergeben.<br />
Für jede Stellung der Leits<strong>ch</strong>aufeln ergibt si<strong>ch</strong> eine<br />
neue Ventilatorkennlinie, die unterhalb der Kennlinie<br />
bei völlig geöffnetem Regler liegt.<br />
Abgesehen davon, dass si<strong>ch</strong> die Betriebspunkte<br />
bei der Drallregelung im optimalen Wirkungsgradberei<strong>ch</strong><br />
bewegen, nehmen sowohl Volumenstrom<br />
wie au<strong>ch</strong> Druckerhöhung im erwüns<strong>ch</strong>ten Mass<br />
ab. Beides ganz im Gegensatz zur Drosselregelung.<br />
Die Figur 5.41 enthält ein Beispiel für die Wirkung<br />
einer Drall- und Drosselregelung zur Reduktion<br />
des Luftvolumenstroms auf ca. 2 /3 des Ausgangswertes.<br />
Mit der Drallregelung vers<strong>ch</strong>iebt si<strong>ch</strong> der<br />
Betriebspunkt von 1 na<strong>ch</strong> 3, mit der Drosselregelung<br />
von 1 na<strong>ch</strong> 2. Damit reduziert si<strong>ch</strong> die Stromaufnahme<br />
bei der Drosselregelung nur auf ca.<br />
70%, bei der Drallregelung auf ca. 50%.<br />
Wenn bei konstantem Druck oder bei konstantem<br />
Volumenstrom geregelt werden muss, ist darauf<br />
95
Ventilatoren<br />
1 Betriebspunkt bei Nennvolumenstrom und<br />
Nenndruck<br />
2 Betriebspunkt bei reduziertem Volumenstrom<br />
bei Drosselregelung<br />
3 Betriebspunkt bei reduziertem Volumenstrom<br />
bei Drallregelung<br />
Figur 5.41<br />
Drallregelung im Verglei<strong>ch</strong> zur Drosselregelung<br />
[5.3]<br />
zu a<strong>ch</strong>ten, dass die häufigsten Betriebsfälle in den<br />
günstigsten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong> zu liegen kommen.<br />
Wenn auf der Netzkennlinie geregelt werden soll,<br />
kann zur Erzielung eines grösseren Regelberei<strong>ch</strong>s<br />
ein zweistufiger Ventilatormotor eingesetzt werden.<br />
96<br />
Figur 5.42<br />
Kontrolle der Betriebspunkte innerhalb des<br />
Regelberei<strong>ch</strong>s [5.3]<br />
RAVEL
RAVEL Ventilatoren<br />
Figur 5.43<br />
Kombination von Drehzahl- und Drallregelung<br />
[5.3]<br />
Drehzahlregelung<br />
Die für den Ventilator zweifellos eleganteste Lösung<br />
ist die Drehzahlregelung. Die bereits vollzogenen<br />
und no<strong>ch</strong> zu erwartenden Forts<strong>ch</strong>ritte auf<br />
dem Gebiet der Motorregelung (siehe Kapitel 6)<br />
geben dem drehzahlgeregelten Ventilator die besten<br />
Zukunfts<strong>ch</strong>ancen. Eine weitere Verbesserung<br />
kann dur<strong>ch</strong> den Verzi<strong>ch</strong>t auf den Riemenantrieb<br />
errei<strong>ch</strong>t werden. Die Zukunft dürfte dem direkt auf<br />
der Motorwelle sitzenden Laufrad gehören, das<br />
gut abgedi<strong>ch</strong>tet in ein lei<strong>ch</strong>tgebautes Spiralgehäuse<br />
eingebaut wird, wobei jedo<strong>ch</strong> darauf gea<strong>ch</strong>tet<br />
werden muss, dass das Gehäuse trotzdem s<strong>ch</strong>allte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />
genügen kann. Beim Axialventilator ist<br />
diese Bauweise bereits gegeben.<br />
Abs<strong>ch</strong>liessend ist in Figur 5.44 no<strong>ch</strong> ein Verglei<strong>ch</strong><br />
des Leistungsbedarfs eines drehzahlgeregelten<br />
Ventilators mit dem Leistungsbedarf eines mehrstufigen<br />
drallgeregelten Ventilators angegeben.<br />
Figur 5.44<br />
Leistungsbedarf bei Drallregler in Kombination<br />
mit polums<strong>ch</strong>altbarem Motor im Verglei<strong>ch</strong> zur<br />
Drehzahlregelung [5.1]<br />
97
Ventilatoren<br />
5.6 Verluste beim Einbau<br />
Die Kennlinienfelder der Ventilatoren werden auf<br />
genormten Prüfständen ermittelt. Ein Ventilator<br />
überwindet die Druckverluste der Volumenstrom-<br />
Messgeräte. Der Prüfling wird so in das System<br />
eingebaut, dass er frei ansaugt und kontrolliert<br />
ausbläst.<br />
Im praktis<strong>ch</strong>en Einsatz saugen und blasen die Ventilatoren<br />
immer in ein Kanalnetz oder in einen<br />
räumli<strong>ch</strong> begrenzten Monoblocteil.<br />
Der Verlust auf der Saug- und Druckseite kann mit<br />
Widerstandsbeiwerten aus der Literatur abges<strong>ch</strong>ätzt<br />
werden. Bei vernünftigem Einbau liegen<br />
diese Werte, bezogen auf die Ansaug- und Ausblasquers<strong>ch</strong>nitte,<br />
sowohl für Kanaleinbau wie in<br />
Monoblocs für Zu- und Abströmung zusammen<br />
um 1 bis 2.<br />
Werden Ventilatoren direkt an Kanal- und Rohrsysteme<br />
anges<strong>ch</strong>lossen, müssen die Übergänge<br />
sehr sorgfältig konstruiert werden, damit bessere<br />
Verhältnisse erzielt werden als bei einem Qualitätsmonobloc.<br />
98<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5<br />
RAVEL<br />
[5.1] Arbeitskreis der Dozenten für Klimate<strong>ch</strong>nik<br />
Lehrbu<strong>ch</strong> der Klimate<strong>ch</strong>nik<br />
Band 3, Bauelemente<br />
Verlag C.F. Müller Karlsruhe, 2. Auflage<br />
ISBN 3-7880-7207-5<br />
[5.2] Bruno Eck<br />
Ventilatoren<br />
Springer-Verlag, 5. Auflage<br />
ISBN 3-540-05600-9<br />
[5.3] J. Lexis<br />
Radialventilatoren in der Praxis<br />
Gentner Verlag Stuttgart<br />
ISBN 3-87247-278 x<br />
[5.4] Novenco Variax<br />
Tellus - Variable Pit<strong>ch</strong> Axial Flow Fans<br />
DK-4700 Naestved<br />
[5.5] Paul Wirz AG<br />
Ventilatorenbau<br />
3000 Bern 22<br />
[5.6] Recknagel, Sprenger, Hönmann<br />
Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> für Heizung und Klimate<strong>ch</strong>nik<br />
Verlag Oldenbourg, Ausgabe 1992/93<br />
ISBN 3-486-26212-2
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6 Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.1 <strong>Energie</strong>versorgung 101<br />
6.1.1 Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit 101<br />
6.1.2 Frequenz und Spannung 101<br />
6.1.3 Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Netzes 102<br />
6.2 Elektromotoren (Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren) 103<br />
6.2.1 Bauarten 103<br />
6.2.2 Normung 104<br />
6.2.3 Allgemeine Eigens<strong>ch</strong>aften der Käfigankermotoren 108<br />
6.3 Leistungsmessung 113<br />
6.4 Transmission 114<br />
6.5 Drehzahlsteuerung 115<br />
6.5.1 Änderung der Polpaarzahl 115<br />
6.5.2 Änderung des S<strong>ch</strong>lupfes 117<br />
6.5.3 Thyristorsteuerung 117<br />
6.5.4 Frequenzsteuerung 117<br />
6.5.5 Veränderung des Wirkungsgrades 119<br />
6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz 120<br />
6.7 Akustik 120<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6 121<br />
99
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6 Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Im Sinne der geforderten integralen Betra<strong>ch</strong>tungsweise<br />
wird in der vorliegenden Dokumentation<br />
das Antriebssystem für die Ventilatoren als Kombination<br />
aus<br />
– <strong>Energie</strong>versorgung,<br />
– Antriebsmas<strong>ch</strong>ine und<br />
– Transmission<br />
verstanden.<br />
In der Lüftungste<strong>ch</strong>nik werden für den Antrieb der<br />
Ventilatoren praktis<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> elektris<strong>ch</strong>e<br />
Motoren verwendet. Entspre<strong>ch</strong>end interessiert<br />
hier unter dem Sti<strong>ch</strong>wort <strong>Energie</strong>versorgung die<br />
Situation bezügli<strong>ch</strong> der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>.<br />
Aufgrund der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass s<strong>ch</strong>on heute der überwiegende<br />
Teil aller Elektroantriebe als Induktionsmotoren<br />
verwendet wird, konzentrieren si<strong>ch</strong> die<br />
na<strong>ch</strong>folgenden Betra<strong>ch</strong>tungen auf Induktionsmotoren<br />
der Bauart Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotor im<br />
Leistungsberei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en 100 W und 100 kW.<br />
Dem Sti<strong>ch</strong>wort Transmission kommt in jüngster<br />
Zeit erneut erhöhte Bedeutung zu, da einerseits ein<br />
gewisser Trend von den heute sehr weit verbreiteten<br />
Keilriemenantrieben in Ri<strong>ch</strong>tung Fla<strong>ch</strong>riemenantriebe<br />
festzustellen ist und andererseits bei<br />
konsequenter Anwendung der motorseitigen<br />
Leistungssteuerung die Forderung na<strong>ch</strong> direkter<br />
Wellenkupplung ni<strong>ch</strong>t ausbleiben kann.<br />
Auf jeden Fall muss das Antriebssystem stets in<br />
Kombination mit der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine und ihrer<br />
allfälligen Leistungssteuerung im Netzwerk der<br />
hydraulis<strong>ch</strong>en Anlage und deren Ausri<strong>ch</strong>tung auf<br />
den praktis<strong>ch</strong>en Betrieb gesehen werden.<br />
Eine optimale Nutzung der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong><br />
basiert auf dem idealen Zusammenwirken dieser<br />
Komponenten.<br />
6.1 <strong>Energie</strong>versorgung<br />
Wie bereits eingangs erwähnt, werden Arbeitsmas<strong>ch</strong>inen<br />
zur Förderung von Luftvolumenströmen<br />
in den allermeisten Fällen dur<strong>ch</strong> Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren<br />
mit Käfigläufer angetrieben und demzufolge<br />
mit elektris<strong>ch</strong>em Drehstrom versorgt.<br />
Zur Bes<strong>ch</strong>reibung der Stromerzeugung, des Transportes<br />
und der Transformation auf die Gebrau<strong>ch</strong>sspannung<br />
für Antriebsmas<strong>ch</strong>inen in der Hauste<strong>ch</strong>nik<br />
ist an dieser Stelle weder Platz no<strong>ch</strong> Bedarf.<br />
Unsere S<strong>ch</strong>nittstelle ist das Niederspannungsnetz,<br />
unter Umständen ersetzt dur<strong>ch</strong> das Notstromaggregat<br />
oder ein hauseigenes Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW).<br />
6.1.1 Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit<br />
Die Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit ab Netz ist in ni<strong>ch</strong>t allzu<br />
abgelegenen Gegenden der S<strong>ch</strong>weiz genügend<br />
ho<strong>ch</strong>, so dass für Lüftungsanlagen kaum je eine<br />
Notstromanlage gefordert wird. Langjährige Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />
am Universitätsspital Züri<strong>ch</strong> haben<br />
beispielsweise ergeben, dass Stromausfälle an<br />
Motorklemmen der Lüftungsanlagen zu mehr als<br />
90% auf Pannen zwis<strong>ch</strong>en der hauseigenen Trafostation<br />
und der Motorklemme zurückzuführen<br />
sind. Aus diesem Grund werden selbst Lüftungsanlagen<br />
für Operationsräume und Intensivpflegestation<br />
ni<strong>ch</strong>t an Notnetze ges<strong>ch</strong>altet.<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> muss ein Konzept für das Verhalten<br />
während geplanten Netzausfällen, z.B. während<br />
Notstromversu<strong>ch</strong>en, vorhanden sein. In besonders<br />
heiklen Fällen (z.B. Sterilpflege) werden<br />
nur minimale S<strong>ch</strong>utzdruckfunktionen aufre<strong>ch</strong>terhalten.<br />
Bevor die Forderung na<strong>ch</strong> einem Notstromnetz<br />
dur<strong>ch</strong> den Lüftungsplaner erhoben wird, sollte<br />
eine sorgfältige Analyse der Folgen eines längeren<br />
Netzausfalls, unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung aller dämpfenden<br />
Einflüsse und aller zumutbaren betriebli<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen, vorgenommen werden.<br />
Für entlegene Gegenden geben die Elektrizitätswerke<br />
Auskunft über Häufigkeit und Zeitdauer der<br />
vorgekommenen Netzausfälle.<br />
6.1.2 Frequenz und Spannung<br />
Zurzeit bereitet si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz auf die für Europa<br />
bes<strong>ch</strong>lossene Umstellung der Netzspannung vor.<br />
101
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Die heute no<strong>ch</strong> gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Spannungen und<br />
die neu genormte Eurospannung sind in der Figur<br />
6.1 zusammengestellt.<br />
Figur 6.1<br />
Anpassung der Spannung in Europa auf<br />
230/400 V 50 Hz<br />
Beim Betrieb eines Motors am unteren Rand der<br />
Netzspannungstoleranz ergeben si<strong>ch</strong> die folgenden<br />
Konsequenzen:<br />
Negativ Der S<strong>ch</strong>lupf wird grösser<br />
Die Drehzahl wird kleiner<br />
Die thermis<strong>ch</strong>e Überlastungsgefahr<br />
steigt<br />
Der Wirkungsgrad fällt<br />
Neutral Das Anlaufmoment sinkt<br />
Positiv Der Cosinus phi steigt<br />
Der Anlaufstrom sinkt<br />
Für den Einfluss der Netzspannung auf die Wirkleistung<br />
gilt:<br />
P = P N ( U ) a<br />
102<br />
U N<br />
P Wirkleistungen bei U<br />
PN Nennwirkleistung bei UN<br />
U Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Spannung<br />
UN Nennspannung<br />
a Exponent des Spannungseinflusses<br />
Bei Motoren ist der Exponent a = 0. Eine Änderung<br />
der Spannung hat bei Motoren also keinen Einfluss<br />
auf die Wirkleistung. Im Gegensatz dazu errei<strong>ch</strong>t<br />
RAVEL<br />
der Exponent z.B. bei Glühlampen einen Wert von<br />
a = 1.6, bei Wärmegeräten von a = 2.0.<br />
Für die Elektrizitätswerte wirkt si<strong>ch</strong> die Erhöhung<br />
der Netzspannung günstig aus, da diese eine geringe<br />
Reduktion der Übertragungsverluste und<br />
damit eine Verbesserung der Übertragungsfähigkeit<br />
bestehender Netze bewirkt.<br />
A<strong>ch</strong>tung: Ungeregelte Elektroheizungen und<br />
Elektrolufterhitzer verbrau<strong>ch</strong>en bei der<br />
oberen Grenzspannung über 20% mehr<br />
Strom.<br />
Die Frequenz des Drehstromes beträgt in unseren<br />
Netzen 50 Hz, während die Normfrequenz in den<br />
USA und in Kanada 60 Hz beträgt. Im osteuropäis<strong>ch</strong>en<br />
Raum wird ebenfalls mit 50 Hz gearbeitet.<br />
Diese unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Voraussetzungen haben<br />
zur Folge, dass Motoren mit glei<strong>ch</strong>er Polzahl bei 60<br />
Hz entspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>neller drehen und bei glei<strong>ch</strong>em<br />
Drehmoment über die höhere Drehzahl eine<br />
höhere Leistung abgeben.<br />
Da der Leistungsbedarf von Strömungsmas<strong>ch</strong>inen<br />
bei hoher Drehzahl stärker ansteigt als die mögli<strong>ch</strong>e<br />
Leistungsabgabe des Motors, können Probleme<br />
auftreten. Im umgekehrten Fall wäre eine Minderleistung<br />
im Förderstrom die Folge.<br />
6.1.3 Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Netzes<br />
In den Kapiteln 6.5.3 «Thyristorsteuerung» und<br />
6.5.4 «Frequenzsteuerung» wird auf das Thema<br />
der störenden Obers<strong>ch</strong>wingungen eingegangen.<br />
Für kleine Antriebe, bei wel<strong>ch</strong>en aus Gründen der<br />
Einsparung vorzugsweise einphasige We<strong>ch</strong>selstrommotoren<br />
gewählt werden, muss im Netz auf<br />
einen Ausglei<strong>ch</strong> unter den drei Phasen gea<strong>ch</strong>tet<br />
werden.
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.2 Elektromotoren<br />
(Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren)<br />
Grundsätze<br />
– Trotz guter Qualität weisen die relativ kleinen<br />
Motoren für Ventilatorantriebe bes<strong>ch</strong>eidene<br />
Wirkungsgrade um 80 bis 90% auf.<br />
– Die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> bei Aussenläufern verwendeten<br />
Spaltpolmotoren und die Kollektormotoren<br />
liegen deutli<strong>ch</strong> tiefer, bei 30 bis 50%.<br />
– An der IHS 1993 wurden neue elektronis<strong>ch</strong> kommutierte<br />
(EC)-Aussenläufermotoren vorgestellt,<br />
die eine deutli<strong>ch</strong>e Verbesserung verspre<strong>ch</strong>en<br />
(insbesondere im Zusammenhang mit der dazu<br />
passenden Drehzahlsteuerung).<br />
– Die Normung ist im Sinne von RAVEL ungenügend.<br />
Es fehlt eine Deklarationspfli<strong>ch</strong>t für die<br />
Wirkungsgrade über einen breiten Drehzahlund<br />
Teillastberei<strong>ch</strong>.<br />
6.2.1 Bauarten<br />
Beim Käfiganker- oder Käfigläufermotor (als Drehstrom-<br />
oder Einphasenmotor) besteht der Rotor<br />
aus einem genuteten Zylinderble<strong>ch</strong>körper, in wel<strong>ch</strong>em<br />
Stäbe liegen, die stirnseitig zu einem ges<strong>ch</strong>lossenen<br />
Käfig verbunden sind. Damit an der<br />
Welle ein Drehmoment entstehen kann, muss der<br />
Motor dem Statorfeld na<strong>ch</strong>eilen, d.h. asyn<strong>ch</strong>ron<br />
drehen.<br />
Eine grosszügige Bemessung der Komponenten<br />
im Stator erhöht den Wirkungsgrad des Motors.<br />
Figur 6.2<br />
Röntgenzei<strong>ch</strong>nung eines ges<strong>ch</strong>lossenen Käfigläufer-Drehstrommotors<br />
[6.2]<br />
(S<strong>ch</strong>utzart IP 54.862021)<br />
Im Ventilatorbau sind Aussenläufermotoren stark<br />
verbreitet. Die Statorwicklung ist im engen Kern<br />
des Motors untergebra<strong>ch</strong>t, was in der Regel zu<br />
knapperen Kupferwicklungen führt. Der Motor<br />
dreht um den Kern herum. Konstruktiv ergibt si<strong>ch</strong><br />
der Vorteil, dass das Laufrad direkt auf dem Motor<br />
befestigt werden kann. Der Wegfall des verlustbehafteten<br />
Riementriebes führte zwecks Drehzahlanpassung<br />
zur weiten Verbreitung der verlustrei<strong>ch</strong>en<br />
und zudem störungsbehafteten S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />
mittels Spannungsreduktion.<br />
Figur 6.3<br />
Kompaktventilator mit S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />
103
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Neue Entwicklungen von permanent erregten<br />
Aussenläufermotoren (mit Permanentmagneten<br />
am Läufer) lassen allerdings aufhor<strong>ch</strong>en. An der<br />
IHS 93 wurden vers<strong>ch</strong>iedene Ventilatorbauformen<br />
(axial, tangential, radial) mit sol<strong>ch</strong>en Motoren vorgestellt.<br />
Die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Unterlagen sollen ab<br />
Frühjahr 94 verfügbar sein.<br />
6.2.2 Normung<br />
Bezogen auf unser Land sind zwei internationale<br />
Organe mit der Herausgabe von Motornormen<br />
bes<strong>ch</strong>äftigt, nämli<strong>ch</strong> die IEC (Internationale Elektrote<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
Kommission) und die CENELEC als<br />
westeuropäis<strong>ch</strong>es Gremium. Nationale Normen<br />
entspre<strong>ch</strong>en in Europa in zunehmendem Mass der<br />
CENELEC und IEC.<br />
Die Einhaltung der Normen stellt si<strong>ch</strong>er, dass IEC-<br />
Motoren untereinander bezügli<strong>ch</strong> Anbauabmessungen<br />
und Leistungsdaten austaus<strong>ch</strong>bar sind.<br />
Bezügli<strong>ch</strong> der elektris<strong>ch</strong>en Betriebsdaten wie Wirkungsgrad,<br />
Leistungsfaktor (cos phi) und Höhe der<br />
Drehmomente und des S<strong>ch</strong>lupfes, bestehen no<strong>ch</strong><br />
keine genormten Grenzwerte. Der herrs<strong>ch</strong>ende<br />
Wettbewerb sorgt zwar für eine gewisse Normung,<br />
ein klarer Trend zu höheren Wirkungsgraden<br />
ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> allerdings no<strong>ch</strong> zu wenig stark<br />
bemerkbar.<br />
Der Streuberei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en guten und weniger<br />
guten Wirkungsgraden liegt bei Motoren, die heute<br />
auf dem S<strong>ch</strong>weizermarkt angeboten werden, für<br />
einen 55-kW-4-Pol-Motor beispielsweise zwis<strong>ch</strong>en<br />
85% und 94%. Sehr gute Wirkungsgrade könnten<br />
für grössere Serien-Normmotoren in nä<strong>ch</strong>ster Zukunft<br />
bei 95% liegen.<br />
Generell s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter im Wirkungsgrad sind Spaltpol-<br />
und Kollektormotoren. Zu dieser Gruppe gehören<br />
die weitverbreiteten Aussenläufermotoren.<br />
Aus den Lieferantenunterlagen sind die Wirkungsgrade<br />
zwar ni<strong>ch</strong>t direkt ablesbar. Man kann aber<br />
davon ausgehen, dass die Gesamtwirkungsgrade<br />
für Motor und Ventilator trotz Wegfall der Keilriemenverluste<br />
ledigli<strong>ch</strong> bei etwa 10 bis 15% liegen.<br />
Um die Wirkungsgrade zu steigern, sind Anstrengungen<br />
notwendig, damit es zu einer allgemeinen<br />
Deklarationspfli<strong>ch</strong>t der wi<strong>ch</strong>tigsten elektrote<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Daten für Motoren und ihren allfälligen<br />
Leistungsregulierungen kommt. Dabei sind au<strong>ch</strong><br />
die Wirkungsgrade im Teillastberei<strong>ch</strong> von gros-<br />
104<br />
RAVEL<br />
sem Interesse. Diesbezügli<strong>ch</strong>e Regelungen werden<br />
zur Zeit im Rahmen des <strong>Energie</strong>nutzungsbes<strong>ch</strong>lusses<br />
des Bundes erarbeitet.<br />
6.2.2.1 Grösse, Nennleistungsstufen und<br />
S<strong>ch</strong>utzart<br />
Die Grösse des Normmotors einer bestimmten<br />
Bauart, die Polzahl und die Nennleistung, sind<br />
dur<strong>ch</strong> die A<strong>ch</strong>shöhe und einen Zusatzbu<strong>ch</strong>staben<br />
(S, M oder L), sowie dur<strong>ch</strong> die Angabe der S<strong>ch</strong>utzart<br />
bestimmt.<br />
Grösse Nennleistung [kW]<br />
A<strong>ch</strong>shöhe Käfigläufermotoren<br />
[mm]<br />
IP 54 IP 23<br />
56 0,06<br />
56 0,09<br />
63 0,12<br />
63 0,18<br />
71 0,25<br />
71 0,37<br />
80 0,55<br />
80 0,75<br />
90S 1,1<br />
90L 1,5<br />
100L 2,2<br />
100L 3<br />
112M 4<br />
132S 5,5<br />
132M 7,5<br />
160M 11 11<br />
160L 15 15<br />
160L – 18,5<br />
180M 18,5 22<br />
180L 22 30<br />
200M – –<br />
200L 30 37<br />
225S 37 45<br />
225M 45 55<br />
Tabelle 6.1<br />
Kenngrössen von 4poligen Normmotoren [6.2]
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Die S<strong>ch</strong>utzart ist gemäss IEC-Publikation 34-5 mit<br />
der Bezei<strong>ch</strong>nung IP (International Protection), gefolgt<br />
von zwei Kennziffern, z.B. IP 54, angegeben.<br />
– Die erste Kennziffer steht für den Berührungsund<br />
Fremdkörpers<strong>ch</strong>utz.<br />
– Die zweite Kennziffer gibt über den S<strong>ch</strong>utz gegen<br />
Wasser Auskunft.<br />
Die in der Hauste<strong>ch</strong>nik gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utzarten<br />
sind in der Tabelle 6.2 gekürzt zusammengestellt.<br />
Motor S<strong>ch</strong>utz- 1. Kennziffer 2. Kennziffer<br />
art Berührungs- Fremdkörper- Wassers<strong>ch</strong>utz<br />
s<strong>ch</strong>utz s<strong>ch</strong>utz<br />
Innen– IP 21 Berührung mittelgrosse, senkre<strong>ch</strong>tes<br />
gekühlt mit den feste Fremd- Tropf-<br />
Fingern köper wasser<br />
mit d>12 mm<br />
IP 22 Tropfwasser<br />
bis 15° zur<br />
Senkre<strong>ch</strong>ten<br />
IP 23 Sprühwasser<br />
bis 60° zur<br />
Senkre<strong>ch</strong>ten<br />
Ober– IP 44 Berührung klein, feste Spritzwasser<br />
flä<strong>ch</strong>en mit Werk- Fremdkörper aus allen<br />
gekühlt zeug oder mit d > 1 mm Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
ähnli<strong>ch</strong>em<br />
IP 54 vollständiger s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e Spritzwasser<br />
S<strong>ch</strong>utz Staubablage– aus allen<br />
gegen rungen Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
Berührung<br />
IP 55 Strahlwasser<br />
aus allen<br />
Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
IP 65 vollständiger S<strong>ch</strong>utz gegen Strahlwasser<br />
S<strong>ch</strong>utz Eindringen aus allen<br />
gegen von Staub Ri<strong>ch</strong>tungen<br />
Berührung<br />
IP 67 Motor unter<br />
festgelegten<br />
Druck- und<br />
Zeitbedingungen<br />
unter Wasser<br />
Tabelle 6.2 S<strong>ch</strong>utzarten von Motoren<br />
6.2.2.2 Kühlungsart, Isolierstoffklassen<br />
und Wahl der Motorgrösse<br />
Die notwendige Kühlungsart und die zulässige<br />
Belastung hängen von der verwendeten Isolierstoffklasse<br />
und von den äusseren Kühlparametern<br />
wie Aufstellungshöhe und Umgebungstemperatur<br />
ab.<br />
Die Kühlungsart wird dur<strong>ch</strong> die beiden Bu<strong>ch</strong>staben<br />
IC (für Internal Cooling) und zwei folgende einoder<br />
zweistellige Ziffern definiert.<br />
Die Tabelle 6.3 enthält einige Beispiele für die<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von Motoren mit<br />
nur einem Kühlkreis. Die Kennziffern haben folgende<br />
Bedeutung:<br />
– Die erste Kennziffer bes<strong>ch</strong>reibt die Art des Kühlmittelumlaufs.<br />
– Die zweite Kennziffer bes<strong>ch</strong>reibt die Art des<br />
Antriebs für die Bewegung des Kühlmittels.<br />
Kennzei<strong>ch</strong>en<br />
Kurze Bes<strong>ch</strong>reibung<br />
IC 01 Mas<strong>ch</strong>ine mit freiem Luftein- und -austritt,<br />
Eigenkühlung<br />
IC 06 Mas<strong>ch</strong>ine mit freiem Luftein- und -austritt,<br />
Fremdkühlung dur<strong>ch</strong> an die Mas<strong>ch</strong>ine angebauten,<br />
ni<strong>ch</strong>t von dieser angetriebenen Lüfter<br />
IC 11 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Einlasskanal,<br />
Eigenkühlung<br />
IC 17 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Einlasskanal,<br />
ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine angetriebener, getrennter<br />
Lüfter<br />
IC 21 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Auslasskanal,<br />
Eigenkühlung<br />
IC 27 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Auslasskanal,<br />
ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine angetriebener,<br />
getrennter Lüfter<br />
IC 31 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, Ein- und Auslasskanal,<br />
Eigenkühlung<br />
IC 37 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, Ein- und Auslasskanal,<br />
ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine an-<br />
IC 41<br />
getriebener, getrennter Lüfter<br />
Oberflä<strong>ch</strong>enkühlung, Eigenkühlung<br />
IC 51 Mas<strong>ch</strong>ine mit eingebautem, dur<strong>ch</strong> Umgebungsluft<br />
gekühltem Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er, Eigenkühlung<br />
Tabelle 6.3 Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von<br />
Motoren mit einem Kühlkreislauf<br />
105
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Für Motoren mit zwei Kühlkreisläufen wird die<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung etwas aufwendiger. Einige Beispiele<br />
dazu sind in Tabelle 6.4 zusammengestellt.<br />
Die Kennziffern haben folgende Bedeutung:<br />
– Die erste Kurzzei<strong>ch</strong>engruppe mit einem Bu<strong>ch</strong>staben<br />
und zwei Ziffern gibt den äusseren, sekundären<br />
Kühlkreis mit niedriger Temperatur<br />
an.<br />
– Die zweite Kurzzei<strong>ch</strong>engruppe, die ebenfalls aus<br />
einem Bu<strong>ch</strong>staben und zwei Ziffern besteht, gibt<br />
den inneren primären Kühlkreis mit höherer<br />
Temperatur an. Der Bu<strong>ch</strong>stabe A bezei<strong>ch</strong>net Luft<br />
und der Bu<strong>ch</strong>stabe W Wasser. Wenn nur Luft als<br />
Kühlmittel vorkommt, kann das A weggelassen<br />
werden.<br />
Kennzei<strong>ch</strong>en Kurze Bes<strong>ch</strong>reibung<br />
IC 00 41 Oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Mas<strong>ch</strong>ine ohne<br />
Lüfter<br />
IC 01 51 Eingebauter Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er, gekühlt<br />
dur<strong>ch</strong> Umgebungsluft, Eigenkühlung<br />
IC 06 41 Oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Mas<strong>ch</strong>ine mit<br />
aufgebautem, ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>inenwelle<br />
angetriebenem Lüfter<br />
IC W 37 A 71 Luftgekühlte Mas<strong>ch</strong>ine mit eingebautem,<br />
wassergekühltem Wärmetaus<strong>ch</strong>er<br />
IC W 37 A 81 Ges<strong>ch</strong>lossene Mas<strong>ch</strong>ine mit Luft-Wasser-Kühlung,<br />
austaus<strong>ch</strong>barer Wasserkühler<br />
(Kassettentyp)<br />
IC W 37 A 75 Mas<strong>ch</strong>ine mit innerer Luftumwälzung<br />
dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>inenwelle<br />
angetriebenen Lüfter und mit eingebautem,<br />
wassergekühltem Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er<br />
Tabelle 6.4<br />
Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von Motoren mit<br />
zwei Kühlkreisläufen<br />
Motoren in Standardausführung sind für den Betrieb<br />
bei Umgebungstemperaturen von hö<strong>ch</strong>stens<br />
40 °C und einer grössten Aufstellungshöhe von<br />
1000 m ü.M. vorgesehen. Abwei<strong>ch</strong>ungen davon<br />
ma<strong>ch</strong>en Korrekturen der Nennleistung nötig.<br />
106<br />
RAVEL<br />
Bei Kühlmitteltemperaturen die von 40 °C abwei<strong>ch</strong>en,<br />
muss die Motorleistung für die meist verwendeten<br />
Isolierstoffklassen B und F na<strong>ch</strong> IEC 85<br />
(auf dem Typens<strong>ch</strong>ild angegeben) gegenüber der<br />
Nennleistung wie folgt umgere<strong>ch</strong>net werden:<br />
P M = c t · P N<br />
PM Motorleistung bei der Kühlmitteltemperatur t<br />
PN Nennleistung des Motors bei der Kühlmitteltemperatur<br />
40 °C<br />
ct Korrekturfaktor für die Kühlmitteltemperatur<br />
t na<strong>ch</strong> Tabelle 6.5<br />
Kühlmittel- Korrekturfaktor ct<br />
temperatur bei der Isolierstoffklasse<br />
t [°C] B F<br />
P M<br />
P N<br />
c H<br />
30 1,06 1,05<br />
35 1,03 1,02<br />
40 1,00 1,00<br />
45 0,96 0,97<br />
50 0,92 0,94<br />
55 0,87 0,91<br />
60 0,82 0,87<br />
Tabelle 6.5<br />
Faktor ct für die Leistungsanpassung bei der Kühlmitteltemperatur<br />
t<br />
(Aufstellungshöhe 1000 m ü.M.)<br />
Bei Aufstellungshöhen > 1000 m ü.M. und bei<br />
glei<strong>ch</strong>bleibender Kühlmitteltemperatur t = 40 °C ist<br />
die Motorleistung zu reduzieren.<br />
P M = c H · P N<br />
Motorleistung bei der Aufstellungshöhe H<br />
Nennleistung des Motors auf 1000 m ü.M.<br />
Faktor für die Aufstellungshöhe H na<strong>ch</strong><br />
Tabelle 6.6
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Aufstellungs- Korrekturfaktor cH<br />
höhe bei der Isolierstoffklasse<br />
H [m ü.M.] B F<br />
1000 1,00 1,00<br />
1500 0,98 0,98<br />
2000 0,97 0,97<br />
2500 0,93 0,94<br />
3000 0,92 0,93<br />
3500 0,83 0,90<br />
4000 0,78 0,88<br />
Tabelle 6.6<br />
Faktor cH für die Leistungsreduktion bei der Aufstellungshöhe<br />
H (Kühlmitteltemperatur 40 °C)<br />
Kann das infolge der Aufstellungshöhe verminderte<br />
Kühlvermögen dur<strong>ch</strong> eine tiefere Kühlmitteltemperatur<br />
ausgegli<strong>ch</strong>en werden, so ist die Leistungsreduktion<br />
infolge der Aufstellungshöhe<br />
kleiner. Für die Ausnützung der vollen Nennleistung<br />
des Motors (cH = 1) dürfen die Kühlmittel-<br />
Eintrittstemperaturen die Grenzwerte in der folgenden<br />
Tabelle ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten.<br />
Aufstellungs– Maximal zulässige<br />
höhe Kühlmitteltemperatur t [°C]<br />
bei der Isolierstoffklasse<br />
H [m ü.M.] B F<br />
1000 40 40<br />
1500 36 35<br />
2000 32 30<br />
2500 28 25<br />
3000 24 20<br />
3500 20 15<br />
4000<br />
Tabelle 6.7<br />
16 10<br />
Maximal zulässige Kühlmitteltemperatur je na<strong>ch</strong><br />
Aufstellungshöhe H für volle Nennleistung<br />
(cH = 1)<br />
Wenn der Leistungsbedarf PL einer Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />
bekannt ist, kann die erforderli<strong>ch</strong>e Motornennleistung<br />
PN je na<strong>ch</strong> Aufstellungshöhe, maximal<br />
vorkommender Kühllufttemperatur und vorges<strong>ch</strong>riebener<br />
Isolierstoffklasse wie folgt bestimmt<br />
werden:<br />
P N = P L<br />
c t · c H<br />
PN Nennleistung des Motors<br />
PL Leistungsbedarf<br />
ct<br />
Korrekturfaktor na<strong>ch</strong> Tabelle 6.5<br />
cH Korrekturfaktor na<strong>ch</strong> Tabelle 6.6<br />
Bei der Wahl der Motorgrösse ist weiter zu bedenken,<br />
dass es der Leistungsbedarf der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />
ist, der die Leistungsabgabe der Antriebsmas<strong>ch</strong>ine<br />
und somit au<strong>ch</strong> vom Netz (und eines<br />
allfälligen Umformers) bestimmt.<br />
Wenn beispielsweise ein Ventilator 12 kW fordert,<br />
wird diese Leistung vom Motor abgegeben, und<br />
zwar unabhängig davon, ob er für 10 oder für 15 kW<br />
vorgesehen ist. Ein 10-kW-Motor würde beim Betrieb<br />
auf 1000 m ü.M. mit 40 °C Umgebungstemperatur<br />
also ständig mit 20% überlastet.<br />
Die direkte Folge einer Überbelastung des Motors<br />
ist ein Ansteigen der Wicklungstemperatur über<br />
einen Grenzwert, der für den jeweiligen Isolierstoff<br />
no<strong>ch</strong> eine zufriedenstellende Lebensdauer si<strong>ch</strong>erstellt<br />
(30 000 h). Übers<strong>ch</strong>reitungen der Grenztemperatur<br />
um 8–10 K verkürzen die Lebensdauer der<br />
Isolierung um ungefähr die Hälfte. 20 Kelvin Übertemperatur<br />
bedeuten eine Einbusse von 75%.<br />
Eine Steigerung der Lebensdauer um den Faktor 4<br />
kann erzielt werden, wenn der glei<strong>ch</strong> grosse Motor<br />
mit der Isolierstoffklasse F anstelle von B ausgerüstet<br />
wird.<br />
6.2.2.3 Ans<strong>ch</strong>lusskennzei<strong>ch</strong>nung<br />
In der IEC-Publikation 34-8 sind die Grundlagen für<br />
die Ans<strong>ch</strong>lusskennzei<strong>ch</strong>nung genormt.<br />
Wenn das Leistungss<strong>ch</strong>ild eines Drehstrommotors<br />
Spannungen für sowohl Stern- als au<strong>ch</strong><br />
Dreiecks<strong>ch</strong>altung angibt, bedeutet dies, dass der<br />
Motor für z.B. 230 V und au<strong>ch</strong> für 400 V eingesetzt<br />
werden kann. Für 230 V wird die Wicklung im<br />
Dreieck ges<strong>ch</strong>altet, indem man die S<strong>ch</strong>altlas<strong>ch</strong>en<br />
gemäss dem linken Bild in Figur 6.4 anbringt. Für<br />
400 V Ans<strong>ch</strong>lussspannung wird die Sterns<strong>ch</strong>altung<br />
verwendet. Die S<strong>ch</strong>altlas<strong>ch</strong>en sind dann gemäss<br />
dem re<strong>ch</strong>ten Bild angeordnet.<br />
107
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
links: Dreiecks<strong>ch</strong>altung, 230 V<br />
re<strong>ch</strong>ts: Sterns<strong>ch</strong>altung, 400 V<br />
Figur 6.4<br />
Aussehen von Wicklung und Klemmenbrett bei<br />
Dreieck- und Sterns<strong>ch</strong>altung<br />
108<br />
Motor˚3˚¯ 50/60Hz IEC˚34-1<br />
MBT˚112˚M 2860/3460r/min<br />
4/4.6˚kW Cl.F cos˚ϕ˚=˚0.90<br />
380-420/440-480V˚Y 8.1/8.1A<br />
220-240/250-280V˚˘ 14.0/14.0A<br />
No.˚MK˚142031-AS IP˚55 30kg<br />
Figur 6.5<br />
Beispiel eines Typens<strong>ch</strong>ildes<br />
Aus den Angaben auf dem Typens<strong>ch</strong>ild kann der<br />
Wirkungsgrad bei Nennleistung wie folgt bere<strong>ch</strong>net<br />
werden:<br />
η =<br />
P<br />
√3 · U · I · cosϕ<br />
η Wirkungsgrad [–]<br />
P Leistung [W]<br />
U Spannung [V]<br />
I Strom [A]<br />
cosϕ Phasenvers<strong>ch</strong>iebung [–]<br />
RAVEL<br />
Die Figur 6.5 zeigt das Beispiel eines Typens<strong>ch</strong>ildes.<br />
Mit den Daten dieses Beispiels ergibt si<strong>ch</strong> der<br />
folgende Wirkungsgrad bei der Nennleistung:<br />
η =<br />
4000<br />
= 0.79<br />
√3 · 400 · 8.1 · 0.90<br />
6.2.3 Allgemeine Eigens<strong>ch</strong>aften der<br />
Käfigankermotoren<br />
Auf die ri<strong>ch</strong>tige Leistungsauswahl für einen Elektromotor<br />
wurde bereits in Kapitel 6.2.2.2 eingegangen.<br />
Nebst der dort im Vordergrund stehenden<br />
Berücksi<strong>ch</strong>tigung von Überbelastungsfolgen<br />
dur<strong>ch</strong> Alterung der Wicklungsisolation sind no<strong>ch</strong><br />
andere Faktoren zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, die einen Einfluss<br />
auf den Nutzungsgrad haben.<br />
Wird ein Motor beispielsweise unnötig überdimensioniert,<br />
so läuft er auf ungünstigen Betriebswerten.<br />
Ausserdem ergibt si<strong>ch</strong> ein unnötig hoher<br />
Anlaufstrom, der in einem gewissen Verhältnis zur<br />
Motorgrösse steht. Der qualitative Verlauf der<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Kennwerte ist aus Figur 6.6 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />
n Drehzahl<br />
η Wirkungsgrad<br />
cosϕ Leistungsfaktor<br />
I Stromaufnahme<br />
P Leistungsaufnahme<br />
Figur 6.6<br />
Qualitativer Verlauf der wi<strong>ch</strong>tigsten Kenngrössen<br />
je na<strong>ch</strong> Leistungsabgabe des Motors [6.2]
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.2.3.1 Anlaufeigens<strong>ch</strong>aften<br />
Der <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e, qualitative Verlauf des Drehmomentes<br />
und des Stromes eines Drehstrom-Käfigankermotors<br />
ist in Figur 6.7 dargestellt.<br />
IA Anzugsstrom<br />
I Nennstrom<br />
MA Anzugsmoment<br />
M Nennmoment<br />
MK Kippmoment<br />
Figur 6.7<br />
Strom und Drehmoment als Funktion der Drehzahl<br />
für einen Drehstrommotor [6.2]<br />
Bei der Eins<strong>ch</strong>altung entwickelt der Motor das<br />
sogenannte Anzugsmoment und es fliesst der Eins<strong>ch</strong>altstrom.<br />
Im Ho<strong>ch</strong>lauf klingt der Strom ab und<br />
errei<strong>ch</strong>t im Betrieb mit Nennlast den Nennstrom.<br />
Die Höhe des maximalen Drehmomentes (Kippmoment)<br />
ist ein Mass für die mögli<strong>ch</strong>e Überlastbarkeit<br />
des Motors, wel<strong>ch</strong>e aber aus thermis<strong>ch</strong>en<br />
Gründen nur sehr kurzzeitig in Anspru<strong>ch</strong> genommen<br />
werden darf.<br />
Der korrekte Ho<strong>ch</strong>lauf des Motors bis auf die Nenndrehzahl<br />
ist nur dann mögli<strong>ch</strong>, wenn das Lastmoment<br />
der Arbeitsmas<strong>ch</strong>inen in jedem Zeits<strong>ch</strong>ritt<br />
kleiner ist als das vorhandene Motordrehmoment.<br />
Zum momentanen Lastmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />
addieren si<strong>ch</strong> im Verlaufe des Bes<strong>ch</strong>leunigungsprozesses<br />
au<strong>ch</strong> die rotierenden Massen beider<br />
Mas<strong>ch</strong>inen und gehen in die Anlaufzeit ein.<br />
Ein <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>er, qualitativer Verlauf eines<br />
Motordrehmomentes gegenüber Last- und Bes<strong>ch</strong>leunigungsmomenten<br />
ist in Figur 6.8 dargestellt.<br />
M Motormoment<br />
ML Gegenmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />
n Motordrehzahl<br />
ns syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />
M¯ mittleres Motormoment<br />
M¯ L mittleres Gegenmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />
MB Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment<br />
mittleres Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment<br />
M¯ B<br />
Figur 6.8<br />
Charakteristis<strong>ch</strong>er Verlauf des Motormomentes M<br />
und des Gegenmomentes ML am Beispiel eines<br />
Ventilatorantriebs [6.3]<br />
Die Anlaufzeit, wel<strong>ch</strong>e aufgrund des erhöhten<br />
Stromflusses zu hohen Erwärmungen führt, ist<br />
vom Trägheitsmoment der Massen, von der Enddrehzahl<br />
und vom Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment des<br />
Motors abhängig.<br />
Die im Ventilatorbau vorkommenden Massenträgheitsmomente<br />
sind, vergli<strong>ch</strong>en mit anderen Antriebsaufgaben,<br />
für Käfigankermotoren unkritis<strong>ch</strong>.<br />
Einzig bei grossen Industrieventilatoren empfiehlt<br />
es si<strong>ch</strong> zum S<strong>ch</strong>utz des Motors, diesen eine oder<br />
zwei Baugrössen grösser zu wählen, um die Ho<strong>ch</strong>laufzeit<br />
zu verkürzen. Aus der Si<strong>ch</strong>t des Versorgungsnetzes<br />
wäre es allerdings besser, ein Hilfsmittel<br />
für sanfteren Anlauf anzuwenden (siehe<br />
Abs<strong>ch</strong>nitt 6.2.3.2).<br />
Beim Zurücks<strong>ch</strong>alten von hohen auf tiefere Drehzahlen<br />
sollte bei grösseren Ventilatoren eine Ums<strong>ch</strong>altverzögerung<br />
eingebaut werden, d.h. ein im<br />
praktis<strong>ch</strong>en Betrieb einstellbares Zeitrelais im Sekundenberei<strong>ch</strong><br />
soll si<strong>ch</strong>erstellen, dass zwis<strong>ch</strong>en<br />
109
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
dem Abs<strong>ch</strong>alten der ho<strong>ch</strong>tourigen Wicklung und<br />
dem Eins<strong>ch</strong>alten der nä<strong>ch</strong>st langsameren Drehzahl<br />
einige Sekunden verstrei<strong>ch</strong>en. Damit wird die<br />
ruckartige Belastung der Transmission verhindert.<br />
6.2.3.2 Anlaufhilfen<br />
Für einen sanfteren Anlauf stehen vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Anlaufhilfen zur Wahl. Bei Motoren mit einer<br />
Nennleistung von mehr als 3 bis 5 kW untersagen<br />
die meisten Elektrizitätswerke einen direkten Anlauf<br />
auf der hö<strong>ch</strong>sten Drehzahlstufe.<br />
Beim Stern-Dreieck-Anlauf wird der Motor, der für<br />
beispielsweise 400 V gewickelt ist, mit der Wicklung<br />
in Sterns<strong>ch</strong>altung angelassen. Dazu wird je<br />
ein Ende der drei Wicklungen dur<strong>ch</strong> einen dazu<br />
eingesetzten S<strong>ch</strong>alts<strong>ch</strong>ützen über eine Brücke zusammenges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Die drei Stromleiter werden<br />
an die drei freien Wicklungsenden ges<strong>ch</strong>altet. Dadur<strong>ch</strong><br />
liegt die Spannung zwis<strong>ch</strong>en zwei Phasen<br />
(400 V) über jeweils zwei hintereinander ges<strong>ch</strong>alteten<br />
Wicklungen. Die Spannung pro Wicklung<br />
wird dann um den Faktor Wurzel 3 verringert. Es<br />
fliesst ein entspre<strong>ch</strong>end kleinerer Strom und der<br />
Anlauf geht langsamer vor si<strong>ch</strong>. Wenn das<br />
Drehmoment des Motors bei dieser Spannung und<br />
das Lastmoment des teilbes<strong>ch</strong>leunigten Ventilators<br />
glei<strong>ch</strong> sind, werden die drei Wicklungen in<br />
Dreiecksform ges<strong>ch</strong>altet und der Motor läuft mit<br />
seiner Nennspannung und seinem Nennstrom auf<br />
das Nennmoment, das wiederum dem Nennlastmoment<br />
des Ventilators entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Der Stromstoss, der beim Ums<strong>ch</strong>alten erfolgt, ist<br />
zwar ni<strong>ch</strong>t viel kleiner als beim Direktanlauf. Seine<br />
Zeitdauer ist aber wesentli<strong>ch</strong> kürzer.<br />
Problemlos kann ein sanfter Anlauf si<strong>ch</strong>ergestellt<br />
werden, wenn für den Motor eine Drehzahlregelung<br />
vorgesehen ist und eine Anlauframpe gefahren<br />
werden kann oder mit geringem Aufwand die<br />
Frequenz in Stufen ho<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>altet wird.<br />
110<br />
6.2.3.3 Drehzahl<br />
RAVEL<br />
Die Drehzahl eines Drehstrommotors ist von der<br />
Netzfrequenz und von der Polpaarzahl der Ständerwicklung<br />
abhängig.<br />
n =<br />
f · 60<br />
p<br />
n Drehzahl [min –1 ]<br />
f Netzfrequenz [Hz, s –1 ]<br />
p Polpaarzahl [–]<br />
Syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl [min –1 ] bei<br />
Polpaarzahl 50 Hz 60 Hz<br />
1 3000 3600<br />
2 1500 1800<br />
3 1000 1200<br />
4 750 900<br />
5 600 720<br />
6 500 600<br />
Tabelle 6.8<br />
Syn<strong>ch</strong>rone Motordrehzahlen<br />
Ein Asyn<strong>ch</strong>ronmotor kann die syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />
im Leerlauf nahezu errei<strong>ch</strong>en, bei Nennleistung<br />
liegt die Drehzahl etwas tiefer.<br />
Der S<strong>ch</strong>lupf ergibt si<strong>ch</strong> aus der Glei<strong>ch</strong>ung:<br />
s = n 1 – n<br />
n 1<br />
s S<strong>ch</strong>lupf<br />
n1 syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />
n asyn<strong>ch</strong>rone Drehzahl
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Der S<strong>ch</strong>lupf verhält si<strong>ch</strong> proportional zur Belastung.<br />
Beispiel<br />
4poliger Motor, 4 kW, 380 V, 50 Hz, 1425 min –1<br />
s bei 4kW = 1500 – 1425 = 0.05<br />
1500<br />
entspre<strong>ch</strong>end 1500 - 1425 = 75 min –1<br />
s bei 3 kW = 3 · (1500 – 1425) = 56 min –1<br />
4<br />
n bei 3 kW beträgt also 1500 - 56 = 1444 min –1<br />
Der S<strong>ch</strong>lupf ist umgekehrt proportional zum Quadrat<br />
der Spannung.<br />
Beispiel<br />
4poliger Motor, 4 kW, 380 V, 50 Hz, 1425 min –1<br />
Ans<strong>ch</strong>lussspannung 346 V, 50 Hz<br />
s bei 346 V = ( 380 ) 2 · 1500 – 1425 = 0.06<br />
346 1500<br />
entspre<strong>ch</strong>end ( 380 ) 2 · (1500 – 1425) = 90 min –1<br />
346<br />
n beträgt also 1500 - 90 = 1410 min –1<br />
6.2.3.4 Motorwirkungsgrad<br />
Der Wirkungsgrad von Elektromotoren wird stark<br />
vom sogenannten Leistungsdur<strong>ch</strong>satz beeinflusst.<br />
Dies bedeutet, dass die erzielbaren Wirkungsgrade<br />
mit der Leistungsgrösse der Motoren<br />
zunehmen.<br />
Als Argumentationshilfe für die Anwendung von<br />
Käfigankermotoren sei in Figur 6.9 no<strong>ch</strong> einmal auf<br />
die erzielbaren Wirkungsgrade und deren Verlauf<br />
im Berei<strong>ch</strong> der übli<strong>ch</strong>en Betriebsfälle hingewiesen.<br />
Figur 6.9<br />
Abhängigkeit des Wirkungsgrades von der Baugrösse<br />
(oben) bzw. von der Nennleistung (unten)<br />
Es zeigt si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>, dass Bauformen, wie S<strong>ch</strong>eibenanker<br />
und Aussenläufer sogar den Einphasen-<br />
Käfigankermotoren unterlegen sind.<br />
Hinzu kommt, dass diese Motoren unter der Fahne<br />
der einfa<strong>ch</strong>en Regelbarkeit mittels S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />
a priori in die fals<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung zielen!<br />
Ebenfalls mit Vorsi<strong>ch</strong>t zu beurteilen sind Spitzenwirkungsgrade<br />
ohne Angabe des Verlaufes bei<br />
kleineren Leistungsentnahmen, insbesondere für<br />
die Anwendung bei vers<strong>ch</strong>iedenen Betriebspunkten.<br />
111
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Höhere Wirkungsgrade zukünftiger Motoren sind<br />
dur<strong>ch</strong> folgende Massnahmen denkbar:<br />
– Reduktion der Statorwiderstände dur<strong>ch</strong> grössere<br />
Kupferquers<strong>ch</strong>nitte<br />
– Reduktion der Eisenverluste im Stator dur<strong>ch</strong><br />
ho<strong>ch</strong>wertigere Magnetble<strong>ch</strong>e mit höherem Aktivmaterialanteil<br />
– bessere Kühlventilation<br />
– bessere Lager- und S<strong>ch</strong>miervoraussetzungen.<br />
Eine Reduktion der Rotorwiderstände über grössere<br />
Quers<strong>ch</strong>nitte wird dur<strong>ch</strong> die damit einhergehende<br />
Veränderung der Drehmoment<strong>ch</strong>arakteristik<br />
vereitelt.<br />
Ni<strong>ch</strong>t erwähnt sind die am s<strong>ch</strong>wierigsten zu erfassenden<br />
sogenannten Streuverluste, die mit 10 bis<br />
20% der Gesamtverluste beteiligt sind und im<br />
wesentli<strong>ch</strong>en von Fertigungstoleranzen abhängen.<br />
Neuheit auf dem Motormarkt<br />
Im Frühjahr 1993 tau<strong>ch</strong>te auf den Fa<strong>ch</strong>messen für<br />
den Leistungsberei<strong>ch</strong> bis 5 kW ein neuentdecktes<br />
Motorenkonzept auf: Der elektronis<strong>ch</strong> kommutierte<br />
(EC)-Motor. Es handelt si<strong>ch</strong> um einen kollektorbzw.<br />
bürstenlosen Glei<strong>ch</strong>strommotor (brushless<br />
DC-motor) mit sehr gutem Wirkungsgrad au<strong>ch</strong> bei<br />
kleinen Leistungen.<br />
Da no<strong>ch</strong> wenige Daten in den bisher übli<strong>ch</strong>en<br />
Darstellungsarten verfügbar sind, wurden einige<br />
typis<strong>ch</strong>e Punkte in der Figur 6.9 eingetragen.<br />
In den Publikationen wird die deutli<strong>ch</strong>e Wirkungsgradverbesserung<br />
beim EC-Motor dur<strong>ch</strong> den Wegfall<br />
der S<strong>ch</strong>lupfverluste, der Erregerleistung und<br />
der reduzierten Kupferverluste begründet.<br />
EC-Motoren können sowohl als Innenläufer- wie<br />
au<strong>ch</strong> als Aussenläufermotoren gebaut werden.<br />
Aussenläufer-EC-Motoren bieten wegen ihrer<br />
kompakten Bauart günstige Voraussetzungen im<br />
Ventilatorbau. Sie können direkt ins Laufrad integriert<br />
werden. Damit kann die Forderung na<strong>ch</strong><br />
Wegfall der Riemenantriebe in die Tat umgesetzt<br />
werden.<br />
112<br />
RAVEL<br />
Allgemein gilt bei EC-Motoren mit Permanentmagneten,<br />
d.h. konstantem Feld:<br />
n prop. U<br />
Bei EC-Motoren ist also die Drehzahl proportional<br />
zur angelegten Spannung.<br />
Das verfügbare Drehmoment ist beim EC-Motor<br />
dem Motorstrom proportional:<br />
M prop. I<br />
Für die Bestimmung der Motorbaugrösse ist das<br />
Drehmoment massgebend. Die Drehzahl ist dur<strong>ch</strong><br />
die Spannung gegeben und kann praktis<strong>ch</strong> beliebig<br />
gewählt werden.<br />
6.2.3.5 Der Leistungsfaktor<br />
Der Induktionsmotor entnimmt dem Netz ni<strong>ch</strong>t nur<br />
Wirkleistung, wel<strong>ch</strong>e in me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Arbeit umgewandelt<br />
wird, sondern benötigt au<strong>ch</strong> Blindleistung,<br />
wel<strong>ch</strong>e zur Erregung notwendig ist, mit der<br />
aber keine eigentli<strong>ch</strong>e Arbeit verri<strong>ch</strong>tet wird.<br />
Der Blindleistungsbedarf beeinflusst aber die<br />
Höhe des fliessenden Stromes und damit die Belastung<br />
des installierten Netzes.<br />
Figur 6.10<br />
Wirkleistung P und Blindleistung Q [6.2]<br />
Wirkleistung und Blindleistung, in Figur 6.10 dur<strong>ch</strong><br />
die Vektoren P und Q dargestellt, bestimmen die<br />
S<strong>ch</strong>einleistung S. Das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en der in<br />
kW gemessenen Wirkleistung und der als Produkt<br />
aus Strom- und Spannungsmessung resultierenden,<br />
in kVA angegebenen S<strong>ch</strong>einleistung, bezei<strong>ch</strong>net<br />
man als Leistungsfaktor. Der Winkel zwis<strong>ch</strong>en<br />
P und S heisst phi, der Verhältniswert ist somit der<br />
Cosinus phi (cosϕ).
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Je na<strong>ch</strong> Motorgrösse und Polzahl liegt der Wert für<br />
cosϕ zwis<strong>ch</strong>en 0,6 (für kleinere Motoren und höhere<br />
Polzahl) und 0,9 (für grosse Motoren mit kleiner<br />
Polzahl). Der Leistungsfaktor kann au<strong>ch</strong> gemessen<br />
werden, siehe dazu Kapitel 6.3.<br />
6.3 Leistungsmessung<br />
Grundsätze<br />
– Die einfa<strong>ch</strong>ste Leistungsmessung ist mögli<strong>ch</strong>,<br />
wenn der Motor einen eigenen Stromzähler hat.<br />
– Wenn der Leistungsfaktor cosϕ eines Motors<br />
bekannt ist, kann seine Nutzleistung aus der<br />
Spannungs- und der Strommessung ermittelt<br />
werden.<br />
– Mit einem Wattmeter, einem Ampèremeter und<br />
einem Voltmeter kann der Leistungsfaktor bestimmt<br />
werden.<br />
Die aufgenommene Leistung eines Motors kann in<br />
der Praxis mit den folgenden Methoden ermittelt<br />
werden:<br />
– Ablesen der registrierten Arbeit eines Stromzählers<br />
in kWh zwis<strong>ch</strong>en zwei Zeitpunkten und<br />
Division dur<strong>ch</strong> die dazwis<strong>ch</strong>en verstri<strong>ch</strong>ene<br />
Zeitdauer.<br />
Beispiel:<br />
Ablesedauer<br />
Abgelesene Differenz 10 kWh<br />
Leistung 10 kWh/0,5 h = 20 kW<br />
1 /2 Stunde<br />
– Messen des Stromes in einem Leiter dur<strong>ch</strong> Einbau<br />
eines Ampèremeters oder unter Zuhilfenahme<br />
einer Stromzange und Messen der Klemmen-Spannung<br />
über der Wicklung.<br />
Die Leistungsaufnahme beträgt dann:<br />
P = √ 3 · I · U · cosϕ<br />
P Wirkleistung [W]<br />
I Strom [A]<br />
U Spannung [V]<br />
cosϕ Phasenvers<strong>ch</strong>iebung zwis<strong>ch</strong>en<br />
U und I [–]<br />
√3·I·U=S S<strong>ch</strong>einleistung [VA]<br />
A<strong>ch</strong>tung:<br />
Beim Messen des Stromes mittels Stromzange<br />
muss dafür gesorgt werden, dass nur ein Leiter<br />
ums<strong>ch</strong>lossen wird. Bei der symmetris<strong>ch</strong>en Belastung<br />
der Motoren für Ventilatoren fliesst in jedem<br />
113
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Leiter der glei<strong>ch</strong> grosse Strom, allerdings um 1 /3<br />
phasenvers<strong>ch</strong>oben. Die jeweils mit einer Phase<br />
bestimmte Leistung entspri<strong>ch</strong>t denn au<strong>ch</strong> der Motorleistung<br />
wie bei einem einphasigen Motor.<br />
Während die S<strong>ch</strong>einleistung als Produkt der<br />
Strom- und Spannungsmessung bestimmt wird,<br />
erhält man den cos ϕ als Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en der<br />
Wirkleistung P (Messung mit Wattmeter) und der<br />
S<strong>ch</strong>einleistung S = √3 • I • U.<br />
cos ϕ =<br />
P<br />
√ 3 · I · U<br />
Figur 6.11<br />
Prinzip der Leistungsmessung bei Dreieck- und<br />
Sterns<strong>ch</strong>altung<br />
Bei EC-Motoren müssen folgende Grundsätze bea<strong>ch</strong>tet<br />
werden:<br />
– <strong>Energie</strong>zähler vor der Kommutierungseinheit<br />
einbauen<br />
– Spannungsmessungen vor der Kommutierungseinheit<br />
vornehmen<br />
– Strommessungen na<strong>ch</strong> der Kommutierungseinheit<br />
vornehmen<br />
114<br />
6.4 Transmission<br />
Grundsätze<br />
RAVEL<br />
– Das meistverbreitete Zugmittelgetriebe in der<br />
Lüftungste<strong>ch</strong>nik ist der Keilriemenantrieb.<br />
– Ob Fla<strong>ch</strong>riemen vorteilhafter sind, ist zur Zeit<br />
no<strong>ch</strong> umstritten. Ihr Wirkungsgrad ist mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
1 bis 2% besser.<br />
– Am besten sind Direktantriebe, weil sie den<br />
Zugmittelgetriebeverlust auss<strong>ch</strong>liessen.<br />
Der Keilriemenantrieb ist in der Ventilatorte<strong>ch</strong>nik<br />
gut eingeführt, weil er die Anpassung der Ventilatordrehzahl<br />
an den Druckverlust des Netzes problemlos<br />
zulässt. Dieses erfolgt dur<strong>ch</strong> Austaus<strong>ch</strong><br />
der Keilriemens<strong>ch</strong>eiben bzw. dur<strong>ch</strong> die stufenlose<br />
Verstellung des wirksamen Dur<strong>ch</strong>messers bei verstellbaren<br />
S<strong>ch</strong>eiben.<br />
Der endlose S<strong>ch</strong>malkeilriemen ist der meist verwendete<br />
Riementyp. Für grössere Leistungen<br />
kommt der Verbundkeilriemen in Frage, der aus<br />
zwei oder mehreren, dur<strong>ch</strong> ein Band zusammenvulkanisierten<br />
S<strong>ch</strong>malkeilriemen besteht.<br />
Der meistverbreitete Fehler besteht darin, dass oft<br />
aus Unsi<strong>ch</strong>erheit Doppel- und Mehrfa<strong>ch</strong>riemen<br />
verwendet werden, wo ein einziger S<strong>ch</strong>malkeilriemen<br />
der ri<strong>ch</strong>tigen Dimension ausrei<strong>ch</strong>en würde.<br />
Unglei<strong>ch</strong>mässige Abnutzung führt zu S<strong>ch</strong>wingungsgeräus<strong>ch</strong>en,<br />
erhöhter Einzelriemenabnutzung<br />
und zu geringerer Standzeit.<br />
Zurzeit geniessen die Fla<strong>ch</strong>riemen für grössere<br />
Antriebe den Ruf, dass sie bessere Wirkungsgrade<br />
aufweisen. Eine im Auftrag des AFB am Te<strong>ch</strong>nikum<br />
Windis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführte Studie an gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Ventilatoren hat eine nur um 1% bessere Übertragung<br />
ermittelt [6.5].<br />
Während bei gut eingestellten Keilriemenantrieben<br />
mit einem Wirkungsgrad von etwa 96 bis 97%<br />
gere<strong>ch</strong>net werden darf, kommen gut eingestellte<br />
Fla<strong>ch</strong>riemenantriebe auf 97 bis 98%.<br />
Bei kleinen S<strong>ch</strong>eibendur<strong>ch</strong>messern und im Teillastberei<strong>ch</strong><br />
von drehzahlgesteuerten Ventilatoren<br />
gehen die Wirkungsgrade des Keilriemenantriebs<br />
bis auf 80% zurück.
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Wenn auf hohe Laufruhe, auf geringe S<strong>ch</strong>wingungen<br />
und auf geringen Abrieb gea<strong>ch</strong>tet werden<br />
muss, hat der Fla<strong>ch</strong>riemen deutli<strong>ch</strong>e Vorteile.<br />
Die Na<strong>ch</strong>teile des Fla<strong>ch</strong>riemens liegen aber nebst<br />
dem um mehr als 50% höheren Preis in der höheren<br />
Lagerbelastung. Insbesondere die modernen,<br />
kostenoptimierten Motorlager sind ni<strong>ch</strong>t unbedingt<br />
auf diese höheren Anforderungen ausgelegt.<br />
Figur 6.12<br />
<strong>Energie</strong>flussbild eines Ventilators mit komplettem<br />
Antrieb (Leistungsberei<strong>ch</strong> 3 kW) [6.6]<br />
Keilriemenantriebe mit zu kleinen Riemens<strong>ch</strong>eiben,<br />
unnötigen Doppelriemen und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />
Spannung verursa<strong>ch</strong>en unnötige Verluste von 10<br />
bis 20%. Sol<strong>ch</strong>e Zustände sind heute leider no<strong>ch</strong><br />
re<strong>ch</strong>t häufig anzutreffen.<br />
Es ist augenfällig, dass hier im Sinne von RAVEL<br />
no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>e Verbesserungen nötig sind!<br />
6.5 Drehzahlsteuerung<br />
Grundsatz<br />
– Im Sinne von RAVEL ist die Drehzahlsteuerung<br />
stets über den gesamten Betriebsberei<strong>ch</strong> zu beurteilen,<br />
insbesondere im Vollastbetrieb, wo die<br />
Verluste ni<strong>ch</strong>t unbedeutend sind!<br />
Im Kapitel 5.5 wurden die vers<strong>ch</strong>iedenen Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />
der Druck- und Volumenstromsteuerung<br />
von Ventilatoren zusammengefasst. Mit dem<br />
Trend na<strong>ch</strong> Minimierung der Luftvolumenströme<br />
im Allgemeinen und der zunehmenden Bedeutung<br />
bedarfsgeregelter Lüftungssysteme im Speziellen,<br />
kommt der Drehzahlsteuerung des Ventilators<br />
und damit des Motors eine stark wa<strong>ch</strong>sende Bedeutung<br />
zu.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en der Netzfrequenz, der Polpaarzahl, dem<br />
S<strong>ch</strong>lupf und der Drehzahl, besteht der folgende<br />
Zusammenhang:<br />
n =<br />
f · 60 (1–s)<br />
p<br />
n Drehzahl [min –1 ]<br />
f Netzfrequenz [Hz, s –1 ]<br />
s S<strong>ch</strong>lupf [–]<br />
p Polpaarzahl [–]<br />
Im Prinzip lässt si<strong>ch</strong> die Drehzahl dadur<strong>ch</strong> steuern,<br />
dass entweder die Polpaarzahl, der S<strong>ch</strong>lupf oder<br />
die Netzfrequenz verändert wird. In der Praxis<br />
kommen alle drei Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Anwendung.<br />
6.5.1 Änderung der Polpaarzahl<br />
Es gibt drei Mögli<strong>ch</strong>keiten, die Polpaarzahl von<br />
Käfigläufer-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren zu ändern:<br />
Der Ständer kann entweder<br />
– mit zwei oder mehreren getrennten Wicklungen,<br />
– mit einer polums<strong>ch</strong>altbaren Wicklung oder<br />
– mit einer Kombination obiger Wicklungsarten<br />
versehen werden.<br />
115
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Die Drehzahlsteuerung mittels unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
Polpaarzahlen hat den Vorteil, dass der Wirkungsgrad<br />
für alle Drehzahlen praktis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> gut bleibt.<br />
Theoretis<strong>ch</strong> sind au<strong>ch</strong> unzählige Drehzahlkombinationen<br />
mögli<strong>ch</strong>. Dies wird allerdings dur<strong>ch</strong> den<br />
Platzbedarf mehrerer Wicklungen und grösserer<br />
Polpaarzahlen stark einges<strong>ch</strong>ränkt. In der Praxis<br />
trifft man deshalb meistens zwei bis hö<strong>ch</strong>stens<br />
drei getrennte Wicklungen an. Polpaarzahlen über<br />
4 (8 Pole) kommen in Kombination mit anderen<br />
Wicklungen aus Platzgründen kaum vor. Andernfalls<br />
würden die Motoren für eine bestimmte Leistung<br />
zu gross. Aus diesem Grund sollte vermehrt<br />
an den Einsatz von zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Motoren<br />
geda<strong>ch</strong>t werden, die auf beiden Wellenenden<br />
des Ventilators direkt angekoppelt werden können.<br />
6.5.1.1 Getrennte Wicklungen<br />
Wie bereits oben ausgeführt, ist die wa<strong>ch</strong>sende<br />
Motorgrösse der limitierende Faktor für die ansonst<br />
ziemli<strong>ch</strong> freie Kombinationsmögli<strong>ch</strong>keit vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Polpaarzahlen.<br />
Bei den für den Ventilatorantrieb verwendeten Motoren<br />
kann in grober Näherung angenommen werden,<br />
dass ein Motor mit zwei getrennten Wicklungen<br />
bei der hohen Drehzahlstufe etwa 80% der<br />
Leistung abgibt wie ein glei<strong>ch</strong> grosser Motor bei<br />
glei<strong>ch</strong>er Drehzahl mit nur einer Wicklung.<br />
Die theoretis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>en Kombinationen sind in<br />
der Tabelle 6.9 zusammengefasst. Wenn drei Drehzahlen<br />
erforderli<strong>ch</strong> sind, wäre eine Aufteilung auf<br />
zwei Motoren sinnvoll.<br />
Art der<br />
Drehmomentkennlinie<br />
Ventilatormoment<br />
116<br />
RAVEL<br />
Polpaarzahl Syn<strong>ch</strong>rone Dreh- Motorgrösse<br />
zahl bei 50 Hz für<br />
[U/min] P = 15 kW<br />
1 3000 160 M<br />
2 1500 160 L<br />
3 1000 180 L<br />
4 750 200 L<br />
1 + 2 3000/1500 180 M<br />
2 + 3 1500/1000 180 M<br />
3 + 4 1000/750 200 L<br />
2 + 3 + 4 1500/1000/750 200 L<br />
3 + 4 + 5 1000/750/600 225 S<br />
Tabelle 6.9<br />
Kenngrössen von Motoren mit getrennten Wicklungen<br />
6.5.1.2 Polums<strong>ch</strong>altbare Wicklungen<br />
Es gibt mehrere Arten, eine Wicklung polums<strong>ch</strong>altbar<br />
zu ma<strong>ch</strong>en und somit eine bessere Motorausnutzung<br />
zu errei<strong>ch</strong>en. Aus Gründen der mögli<strong>ch</strong>st<br />
unkomplizierten S<strong>ch</strong>altausrüstung kommt in der<br />
Praxis zumeist nur entweder die Lindström-Dahlander-S<strong>ch</strong>altung<br />
oder die Pol-Amplituden-Modulation<br />
(PAM) vor.<br />
Mit der Dahlanders<strong>ch</strong>altung ergibt si<strong>ch</strong> ein Polpaarzahlverhältnis<br />
von 1:2. Mit der Pol-Amplituden-Modulation<br />
wird es mögli<strong>ch</strong>, andere Verhältnisse<br />
auszuführen. Zudem ergibt si<strong>ch</strong> eine bessere<br />
Ausnützung der Motorgrösse.<br />
Für Ventilatorantriebe werden die Wicklungsteile<br />
gemäss Figur 6.13 zusammenges<strong>ch</strong>altet.<br />
Motoren mit zwei Drehzahlen und Motoren mit zwei Drehzahlen und<br />
1 Wicklung1 ) 2 Wicklungen 2 Wicklungen2 )<br />
Drehzahl Drehzahl<br />
Niedrig Ho<strong>ch</strong> Niedrig3 ) Ho<strong>ch</strong>3 ) Niedrig Mittlere3 ) Ho<strong>ch</strong><br />
1 ) Dahlander- oder PAM-S<strong>ch</strong>altung<br />
2 ) Beispielsweise für 8/6/4 Pole. Eine der Wicklungen ist in Dahlander- oder PAM-S<strong>ch</strong>altung anges<strong>ch</strong>lossen.<br />
3 ) Die Wicklung kann au<strong>ch</strong> in Dreieck ges<strong>ch</strong>altet sein.<br />
Figur 6.13 Beispiele für Ständerwicklungen und S<strong>ch</strong>altungen bei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Ausführungen von<br />
Motoren mit mehreren Drehzahlen [6.2]
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.5.2 Änderung des S<strong>ch</strong>lupfes<br />
Die Anwendung der S<strong>ch</strong>lupfsteuerung ma<strong>ch</strong>t die<br />
Ausrüstung des Motorrotors mit S<strong>ch</strong>leifringen<br />
und Kontaktbürsten notwendig. Dur<strong>ch</strong> Zus<strong>ch</strong>alten<br />
eines Aussenwiderstandes an die Läuferwicklung<br />
besteht eine einfa<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit zur Drehzahlsteuerung.<br />
Bei geeigneter Materialwahl und Konstruktion<br />
(Hö<strong>ch</strong>stdrehmoment im Stillstand) kann die<br />
S<strong>ch</strong>lupfänderung au<strong>ch</strong> bei Käfigankermotoren<br />
realisiert werden. Die Spannungsänderung erfolgt<br />
dur<strong>ch</strong> einen Trafo, wobei das Moment vom Quadrat<br />
der Spannung abhängt. Die Verluste sind<br />
oberwellenfrei. Anders sind die Verhältnisse bei<br />
der Phasenans<strong>ch</strong>nittsteuerung, wo die Spannungsversorgung<br />
lückenhaft wird und zu Oberwellen<br />
führt.<br />
Aufgrund des besonderen Drehmomentverlaufs<br />
von Ventilatoren bei Drehzahländerungen ist die<br />
S<strong>ch</strong>lupfsteuerung einigermassen vertretbar. Ganz<br />
im Gegensatz zum Beispiel bei einem Kranantrieb,<br />
wo das Lastmoment bei langsameren Drehzahlen<br />
glei<strong>ch</strong> bleibt und der Betrag der gedrosselten Leistungsabgaben<br />
im Widerstand verheizt wird.<br />
Bei Ventilatoren und Kreiselpumpen nimmt das<br />
Lastmoment mit abnehmendem Volumenstrom<br />
stark ab. Immerhin errei<strong>ch</strong>t der Verlust bei ca. 2 /3<br />
der Nenndrehzahl ein Maximum, das ca. 15% der<br />
Nennleistung beträgt.<br />
6.5.3 Thyristorsteuerung<br />
Au<strong>ch</strong> bei der Thyristorsteuerung muss der Motorrotor<br />
mit S<strong>ch</strong>leifringen ausgerüstet sein. Das<br />
Grundprinzip dieser Art der Drehzahlsteuerung<br />
liegt darin, dass dem Läufer über die S<strong>ch</strong>leifringe<br />
Leistung entnommen wird. Diese wird aber ni<strong>ch</strong>t<br />
einfa<strong>ch</strong> nur verheizt, sondern glei<strong>ch</strong>geri<strong>ch</strong>tet und<br />
über einen Transformator in das Netz zurückgegeben.<br />
Dur<strong>ch</strong> Änderung des Zündwinkels für die Thyristoren<br />
lässt si<strong>ch</strong> die zurückzuspeisende Leistung variieren.<br />
Die Thyristorsteuerung hat Abwei<strong>ch</strong>ungen in der<br />
Sinusform des Stromes im Läuferkreis zur Folge.<br />
Die dadur<strong>ch</strong> bedingten Verluste ma<strong>ch</strong>en einen etwas<br />
grösseren Motor erforderli<strong>ch</strong>. Im Gegensatz<br />
zu anderen Anwendungen spielt die s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ere<br />
Kühlung bei kleineren Drehzahlen beim Antrieb<br />
von Strömungsmas<strong>ch</strong>inen keine Rolle, da ja au<strong>ch</strong><br />
das Lastmoment quadratis<strong>ch</strong> zurückgeht.<br />
Das Netz wird bei dieser Steuerungsart dur<strong>ch</strong><br />
Obers<strong>ch</strong>wingungen beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />
6.5.4 Frequenzsteuerung<br />
Am Vorteilhaftesten s<strong>ch</strong>eint die Regelung der<br />
Drehzahl dur<strong>ch</strong> eine Änderung der Frequenz.<br />
Die Figur 6.14 zeigt die Änderung der Drehmoment/Drehzahl-Kennlinie<br />
bei einem Absenken der<br />
Frequenz und einer proportionalen Änderung der<br />
Primärspannung als Funktion der Frequenz. Das<br />
Kippmoment bleibt unverändert.<br />
Figur 6.14<br />
Beispiel für das Aussehen einer Drehmomentkennlinie<br />
bei vers<strong>ch</strong>iedenen Frequenzen und einer<br />
zur Frequenz proportionalen Spannung [6.2]<br />
Da das Lastmoment mit der Drehzahl im Quadrat<br />
abnimmt, werden Frequenzumri<strong>ch</strong>ter für Strömungsmas<strong>ch</strong>inen<br />
so ausgeführt, dass die Spannung<br />
überproportional abnimmt, was zu geringeren<br />
Verlusten führt. Zum Teil wird zu diesem Zweck<br />
au<strong>ch</strong> die Ständerwicklung von Stern auf Dreieck<br />
und umgekehrt umges<strong>ch</strong>altet, um eine s<strong>ch</strong>rittweise<br />
Grobanpassung zu errei<strong>ch</strong>en.<br />
Früher wurden rotierende Umformer verwendet.<br />
Die heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en statis<strong>ch</strong>en Umformer<br />
haben aber zur Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit und zum Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong><br />
der Frequenzsteuerung geführt.<br />
Die ras<strong>ch</strong>e Entwicklung im Berei<strong>ch</strong> der Leistungselektronik<br />
hat zu sehr leistungsfähigen Frequenz-<br />
117
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
umri<strong>ch</strong>tern geführt. Es gibt hier vers<strong>ch</strong>iedene Systeme,<br />
je na<strong>ch</strong> Leistungsberei<strong>ch</strong> und anderen Voraussetzungen.<br />
Allen Systemen gemeinsam ist,<br />
dass si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e Verluste im Motor aufgrund<br />
der mangelnden Sinusform der Spannung ergeben.<br />
Der Motor lässt si<strong>ch</strong> daher ni<strong>ch</strong>t fortlaufend<br />
mit Nennleistung belasten. Im allgemeinen nimmt<br />
man eine Überdimensionierung des Motors um<br />
etwa 10% vor, um die zusätzli<strong>ch</strong>en Verluste auszuglei<strong>ch</strong>en.<br />
Der Obers<strong>ch</strong>wingungsanteil kann man<strong>ch</strong>mal zu<br />
einer gewissen Zunahme des Geräus<strong>ch</strong>pegels des<br />
Motors führen und au<strong>ch</strong> zu geringen momentanen<br />
Impulsen, deren Frequenz im allgemeinen dem<br />
Se<strong>ch</strong>sfa<strong>ch</strong>en der eingespeisten Frequenz entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Ein oft vorkommendes Frequenzumri<strong>ch</strong>tersystem<br />
hat ein Zwis<strong>ch</strong>englied mit konstanter Glei<strong>ch</strong>spannung<br />
und eine pulsdauermodulierte Ausgangsspannung.<br />
Sol<strong>ch</strong>e Systeme werden im allgemeinen<br />
mit PWM bezei<strong>ch</strong>net, wobei PWM für Pulsdauermodulation<br />
(Pulse Width Modulation) steht. Dabei<br />
wird die konstante Glei<strong>ch</strong>spannung in kurze<br />
Impulse zerhackt, deren Dauer so gesteuert wird,<br />
dass si<strong>ch</strong> mit der gesamten Impulsdauer, d.h. Impulsbreite,<br />
die erforderli<strong>ch</strong>e Zeit-Spannungs-Flä<strong>ch</strong>e<br />
ergibt.<br />
Figur 6.15<br />
Kennlinienform bei Pulsdauermodulation (PWM)<br />
[6.2]<br />
Eine andere Art von Umri<strong>ch</strong>tern mit Glei<strong>ch</strong>spannungszwis<strong>ch</strong>englied<br />
sind die Umri<strong>ch</strong>ter mit Pulsamplitudenmodulation,<br />
abgekürzt PAM (von Pulse<br />
Amplitude Modulation). Die Amplitude der Ausgangsspannung<br />
variiert und die Frequenz wird so<br />
gesteuert, dass si<strong>ch</strong> ein proportionales Verhältnis<br />
zwis<strong>ch</strong>en Spannung und Frequenz ergibt.<br />
118<br />
RAVEL<br />
Figur 6.16<br />
Kennlinienform bei Pulsamplitudenmodulation<br />
(PAM) [6.2]<br />
Der Motor wird im allgemeinen so gewählt, dass<br />
die Nennspannung mit der Netzspannung übereinstimmt.<br />
Dadur<strong>ch</strong> wird ermögli<strong>ch</strong>t, dass man<br />
den Motor au<strong>ch</strong> direkt am Netz betreiben kann,<br />
falls im Umri<strong>ch</strong>ter eine Störung auftreten sollte.<br />
Es ergibt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit, den Frequenzumri<strong>ch</strong>ter<br />
dur<strong>ch</strong> mehrere Motoren steuern zu lassen,<br />
jedo<strong>ch</strong> jeweils nur einen na<strong>ch</strong> dem andern.<br />
Der Umri<strong>ch</strong>ter wird dann mit einer Vorri<strong>ch</strong>tung<br />
versehen, mit deren Hilfe man den Motor vom<br />
Umri<strong>ch</strong>ter wegs<strong>ch</strong>alten und direkt an das Netz<br />
ans<strong>ch</strong>liessen kann.<br />
Falls die Nennspannung des Motors mit der Netzspannung<br />
übereinstimmt, kann der Motor unter<br />
Beibehaltung des Lastmoments ni<strong>ch</strong>t auf höhere<br />
Drehzahlen als die Nenndrehzahl gesteuert werden,<br />
da der Umri<strong>ch</strong>ter keine höhere Spannung als<br />
die Netzspannung abgeben kann.<br />
Eine andere Begrenzung beim Hinaufsteuern liegt<br />
in der Bauweise des Läufers. Besonders bei grösseren,<br />
ho<strong>ch</strong>tourigen Motoren wird das Hinaufsteuern<br />
dur<strong>ch</strong> die kritis<strong>ch</strong>e Drehzahl des Motors und<br />
die hö<strong>ch</strong>stzulässige S<strong>ch</strong>leuderdrehzahl bestimmt.
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.5.5 Veränderung des Wirkungsgrades<br />
Je na<strong>ch</strong> Art der Drehzahl- resp. Volumenstromregelung<br />
ergibt si<strong>ch</strong> der in Figur 6.17 dargestellte<br />
qualitative Verlauf des Motorwirkungsgrades.<br />
Die Figur 6.18 zeigt den qualitativen Verlauf des<br />
Motorwirkungsgrades in Abhängigkeit der abgegebenen<br />
Motorwellenleistung für einen 4poligen<br />
Motor unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart.<br />
1a 3-Phasen-Normmotor, Normalausführung 4 kW,<br />
bei Drosselregelung<br />
• A<strong>ch</strong>tung: Der Gesamtwirkungsgrad sinkt auf<br />
ca. 15% bei 50% Volumenstrom<br />
2 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit zwei getrennten<br />
Wicklungen 6/8polig<br />
3 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit drei getrennten<br />
Wicklungen 4/6/8polig<br />
4 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit einer Wicklung<br />
4/8polig (Dahlander-S<strong>ch</strong>altung)<br />
5a Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />
15 kW<br />
5b Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />
4 kW<br />
5c Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />
1.1 kW<br />
6 Spezialmotor für S<strong>ch</strong>lupfregelung (Phasens<strong>ch</strong>nitt<br />
oder Trafo), Nennleistung 4 kW<br />
Figur 6.17<br />
Qualitativer Verlauf des Wirkungsgrades bei Änderung<br />
der Motordrehzahl<br />
1a Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 15.0 kW<br />
1b Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 4.0 kW<br />
1c Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 1.1 kW<br />
2 Drehstrom-Normmotor, Ho<strong>ch</strong>wirkungsgrad 15.0 kW<br />
3 Einphasen-Asyn<strong>ch</strong>ronmotor mit Betriebskondensator<br />
0.2 kW<br />
4 Spaltpol-Motor 0.2 kW<br />
Figur 6.18<br />
Verlauf des Motorwirkungsgrades in Abhängigkeit<br />
der Motorwellenleistung für einen 4poligen Motor<br />
unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart<br />
119
Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz<br />
Für <strong>Anlagen</strong>, wo aufgrund von explosionsfähigen<br />
Gasmis<strong>ch</strong>ungen, Explosivstoffen oder brennbarem<br />
Staub Explosionsgefahr vorliegt, gelten besondere<br />
Verordnungen für die Anwendung von<br />
elektris<strong>ch</strong>en Betriebsmitteln.<br />
Beim Explosionss<strong>ch</strong>utz von Elektromotoren gibt<br />
es zwei hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Prinzipien. Im einen Fall<br />
wird der Motor so ausgeführt, dass gefährli<strong>ch</strong>e<br />
Wärmeentwicklung oder Funken ni<strong>ch</strong>t entstehen<br />
können. Dazu gehört die Ausführung mit erhöhter<br />
Si<strong>ch</strong>erheit, EEx e. Das andere Verfahren basiert<br />
darauf, gefährli<strong>ch</strong>e Wärme oder Funken im Motor<br />
zu isolieren, so dass eine Entzündung explosiver<br />
Gasgemis<strong>ch</strong>e ausserhalb des Motors verhindert<br />
wird. Dazu gehören die Ausführungen mit druckfester<br />
Kapselung, EEx d und die Ausführung mit<br />
Überdruckkapselung, EEx p.<br />
120<br />
6.7 Akustik<br />
RAVEL<br />
Grenzwerte für die tolerierten Geräus<strong>ch</strong>e von Motoren<br />
sind in der VDE-Ri<strong>ch</strong>tlinie 0530 festgelegt. Im<br />
Einzelfall sollten die Werte aus den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Unterlagen der Hersteller entnommen werden. In<br />
Figur 6.19 sind als Beispiel die Angaben von ABB<br />
für oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Käfigläufer der Bauart QU<br />
in S<strong>ch</strong>utzart IP 54 graphis<strong>ch</strong> dargestellt.<br />
Figur 6.19<br />
Typis<strong>ch</strong>e Geräus<strong>ch</strong>werte von Motoren [6.1]<br />
Die Wahl der Motordrehzahl spielt bei der Geräus<strong>ch</strong>entwicklung<br />
eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle. Aus<br />
den Angaben von ABB sind folgende Werte entnommen:<br />
Leistung Drehzahl Typ QU LWA η<br />
[kW] [min –1 ] [dB(A)] [%]<br />
15 3000 160 M2 82.0 88.0<br />
15 1500 160 L4 75.0 89.5<br />
15 1000 180 L6 71.0 88.5<br />
15 750 200 L8 78.5 91.0<br />
Tabelle 6.10<br />
Kenndaten von ABB-Motoren [6.1]<br />
Für höhere Anforderungen können andere Kühlvarianten<br />
verwendet werden, die zu wesentli<strong>ch</strong> tieferen<br />
Geräus<strong>ch</strong>belastungen führen können.<br />
Ruhiger laufende Motoren erlauben es unter Umständen,<br />
auf einen S<strong>ch</strong>alldämpfer zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />
Dies kann in zweifa<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t helfen: Wegfall<br />
des Druckverlustes des S<strong>ch</strong>alldämpfers und Platzgewinn<br />
zugunsten von besser geformten Kanalans<strong>ch</strong>lüssen<br />
vor und na<strong>ch</strong> dem Ventilator.
RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />
Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6<br />
[6.1] ABB Elektromotoren GmbH<br />
Drehstrommotoren für Niederspannung<br />
Bros<strong>ch</strong>üre DE EMO/B10-4002 DE, 1992-05<br />
[6.2] ABB Motors<br />
Der Drehstrommotor<br />
Bros<strong>ch</strong>üre A10-2004 T, 1989-01<br />
[6.3] ABB Normelec AG<br />
Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren<br />
Grundlagen und Dimensionierung<br />
[6.4] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />
RAVEL-Handbu<strong>ch</strong><br />
Strom rationell nutzen<br />
ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />
[6.5] HTL Brugg-Windis<strong>ch</strong><br />
Verglei<strong>ch</strong>ende Untersu<strong>ch</strong>ung zwis<strong>ch</strong>en Keilriemen<br />
und Ho<strong>ch</strong>leistungsfla<strong>ch</strong>riemen<br />
Info <strong>Energie</strong>, 1989<br />
[6.6] G. Häussermann, Ziehl Abegg GmbH<br />
<strong>Energie</strong>sparpotential bei Ventilatoren<br />
Symposium RLT-Geräte, 4. September 1991,<br />
Essen<br />
121
RAVEL Checklisten<br />
7 Checklisten<br />
C1<br />
C2<br />
C3<br />
C4<br />
Checkliste für die Planung des Gebäudes 125<br />
Mögli<strong>ch</strong>st früher Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners 125<br />
Form und Orientierung des Gebäudes sowie<br />
Fenstergrössen optimieren 125<br />
Guter Wärmes<strong>ch</strong>utz und gute Di<strong>ch</strong>theit der Gebäudehülle 125<br />
Hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baukonstruktion 125<br />
Wahl emissionsarmer Baustoffe und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen 126<br />
Wirksamer Sonnens<strong>ch</strong>utz 126<br />
Trennung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Nutzungen 126<br />
Klares Brands<strong>ch</strong>utzkonzept 126<br />
Anordnung und Raumbedarf der hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Installationen 127<br />
Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept 127<br />
Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung 127<br />
Checkliste für die Planung der<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage 128<br />
Klare Festlegung der Grundlagen und Garantiebedingungen 128<br />
Bedarfsabhängige Aussenluftzufuhr 128<br />
Wärme- und Kühlleistungsbedarf 128<br />
Interne Wärmequellen 128<br />
Örtli<strong>ch</strong>e Wärme-, S<strong>ch</strong>adstoff- und Feu<strong>ch</strong>tequellen 128<br />
Luftführung im Raum 128<br />
Freie Kühlung 129<br />
Abwärmenutzung 129<br />
Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Nutzung 129<br />
Einsatz von Lufterdregistern 129<br />
Einsatz von Erdsonden 129<br />
Messkonzept 129<br />
Checkliste für die Planung einzelner Komponenten 130<br />
Niedriger Leistungsbedarf für die Luftförderung 130<br />
Guter Wirkungsgrad der Ventilatoren 130<br />
Wärmerückgewinnung 131<br />
Befeu<strong>ch</strong>tung 131<br />
Kältemas<strong>ch</strong>inen 131<br />
Kältemittel- und Kaltwasserleitungen 131<br />
Checkliste für die Betriebsphase 132<br />
Zweckentspre<strong>ch</strong>ende Raumlufttemperatur einhalten 132<br />
Zweckentspre<strong>ch</strong>ende Raumluftfeu<strong>ch</strong>te einhalten 132<br />
Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsart und Betriebszeit der<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> wählen 132<br />
Zweckmässige Bedienung des Sonnens<strong>ch</strong>utzes im Winter 132<br />
Vermeidung unnötiger Wärmelasten im Sommer 133<br />
Regelmässige Kontrolle und Wartung 134<br />
<strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung 134<br />
Optimierung der <strong>Anlagen</strong> 134<br />
123
RAVEL Checklisten<br />
C1<br />
Mögli<strong>ch</strong>st früher<br />
Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners<br />
Form und Orientierung<br />
des Gebäudes<br />
sowie Fenstergrössen<br />
optimieren<br />
Guter Wärmes<strong>ch</strong>utz<br />
und gute<br />
Di<strong>ch</strong>theit der<br />
Gebäudehülle<br />
Hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit<br />
der Baukonstruktion<br />
Checkliste für die Planung des<br />
Gebäudes<br />
Zur Gewährleistung einer integralen Planung unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
des Zusammenwirkens von Gebäude und Hauste<strong>ch</strong>nik ist der mögli<strong>ch</strong>st<br />
frühe Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners oder evtl. eines <strong>Energie</strong>beraters<br />
zweckmässig.<br />
Allfällige Zusatzkosten werden dur<strong>ch</strong> Einsparungen bei den späteren<br />
Investitions- und Betriebskosten erfahrungsgemäss im allgemeinen<br />
mehr als kompensiert.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1<br />
Die Form und Orientierung des Gebäudes sowie die Fenstergrössen je<br />
na<strong>ch</strong> Fassadenorientierung sind unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung des sommerli<strong>ch</strong>en<br />
und winterli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utzes sowie der Wärmegewinne dur<strong>ch</strong><br />
Sonnenstrahlung im Winter zu optimieren.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2<br />
Bei allen Neubauten und bei gekühlten Räumen in Altbauten muss der<br />
sommerli<strong>ch</strong>e und winterli<strong>ch</strong>e Wärmes<strong>ch</strong>utz die Anforderungen gemäss<br />
Norm SIA 180 erfüllen und es sind mindestens die Grenzwerte der<br />
Empfehlung SIA 380/1 einzuhalten. Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute <strong>Anlagen</strong> ist<br />
die Einhaltung der Zielwerte anzustreben.<br />
Besondere Bea<strong>ch</strong>tung ist au<strong>ch</strong> den Anforderungen an die Di<strong>ch</strong>theit der<br />
Gebäudehülle gemäss Anhang 7 der SIA 180 zu s<strong>ch</strong>enken. Gebäude mit<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> sollen mögli<strong>ch</strong>st luftdi<strong>ch</strong>t sein.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.5<br />
Damit bei gekühlten Räumen die Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baumasse<br />
ausgenützt werden kann, ist mindestens eine mittels<strong>ch</strong>were Bauweise<br />
mit einer spei<strong>ch</strong>erwirksamen Masse pro Raum von m > 350 kg/m 2 gemäss<br />
SIA V382/2, Ziffer 52, anzustreben. Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute<br />
<strong>Anlagen</strong> ist m > 400 kg/m 2 wüns<strong>ch</strong>bar. Um au<strong>ch</strong> bei herabgehängten<br />
Decken die Spei<strong>ch</strong>ermasse der Betondecke nutzen zu können, ist die<br />
Konstruktion ganzflä<strong>ch</strong>ig zu hinterlüften mit mehr als etwa 10% offener<br />
Deckenflä<strong>ch</strong>e. Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung muss die Luft direkt mit<br />
der Gebäudemasse in Berührung kommen. Bei akustis<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />
ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass keine vollflä<strong>ch</strong>igen Verkleidungen ausgeführt<br />
werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.5, 4.7<br />
125
Checklisten<br />
C1<br />
Wahl emissionsarmer<br />
Baustoffe<br />
und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen<br />
Wirksamer<br />
Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />
Trennung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
Nutzungen<br />
Klares<br />
Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />
126<br />
RAVEL<br />
Dur<strong>ch</strong> die geeignete Wahl der Baustoffe und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen sind<br />
unnötige Emissionen zu vermeiden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass<br />
die Luftrate der Lüftungsanlage erhöht werden muss zur Verdünnung<br />
und Abführung vermeidbarer Emissionen.<br />
Informationen über die Emissionen der wi<strong>ch</strong>tigsten Baustoffe werden zur<br />
Zeit erarbeitet und dur<strong>ch</strong> den SIA veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.3, 4.2.4<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Fensterflä<strong>ch</strong>en von gekühlten Räumen sollen über einen<br />
wirksamen Sonnens<strong>ch</strong>utz oder eine entspre<strong>ch</strong>ende Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung<br />
verfügen. Im Hinblick auf den sommerli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utz wird<br />
au<strong>ch</strong> für ni<strong>ch</strong>t gekühlte Wohn- und Büroräume ein wirksamer Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />
empfohlen.<br />
Im allgemeinen soll ein Gesamtenergiedur<strong>ch</strong>lassgrad für die Sonnenstrahlung<br />
dur<strong>ch</strong> die Verglasung inklusive Sonnens<strong>ch</strong>utz von g = 0.15<br />
oder kleiner errei<strong>ch</strong>t werden. Ri<strong>ch</strong>twerte typis<strong>ch</strong>er Kombinationen von<br />
Verglasung und Sonnens<strong>ch</strong>utz finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 7 3 2 der Empfehlung<br />
SIA V382/2. Bei der Wahl der Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung ist darauf zu<br />
a<strong>ch</strong>ten, dass ni<strong>ch</strong>t nur ein guter Sonnens<strong>ch</strong>utz, sondern au<strong>ch</strong> eine gute<br />
Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung mögli<strong>ch</strong> ist. Bei Nordfassaden kann im allgemeinen<br />
auf einen Sonnens<strong>ch</strong>utz verzi<strong>ch</strong>tet, resp. zum S<strong>ch</strong>utz gegen die diffuse<br />
Strahlung ein lei<strong>ch</strong>t reflektierendes Glas eingesetzt werden.<br />
Zu empfehlen ist ein bewegli<strong>ch</strong>er äusserer Sonnens<strong>ch</strong>utz mit automatis<strong>ch</strong>er<br />
Steuerung pro Fassadenorientierung.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.2.4, 4.5<br />
Dur<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>e (und au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e und betriebli<strong>ch</strong>e) Massnahmen<br />
sollen die Berei<strong>ch</strong>e mit besonderen Anforderungen an das Raumklima<br />
mögli<strong>ch</strong>st klein gehalten werden. Für zu kühlende Berei<strong>ch</strong>e und für<br />
Rau<strong>ch</strong>er- und Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erzonen ist eine bauli<strong>ch</strong>e Abtrennung anzustreben.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2.4, 3.3, 4.5, 4.6<br />
Die Einteilung der Brandabs<strong>ch</strong>nitte kann einen starken Einfluss auf die<br />
Disposition der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> haben. Das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />
ist darum frühzeitig in Zusammenarbeit mit der Feuerpolizei<br />
festzulegen. Die Anordnung der Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te ist darauf<br />
abzustimmen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2
RAVEL Checklisten<br />
C1<br />
Anordnung und<br />
Raumbedarf der<br />
hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />
Installationen<br />
Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept<br />
Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung<br />
Der Raumbedarf der Luftkanäle und Lüftungszentralen sowie der übrigen<br />
hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Installationen ist von allem Anfang an gebührend zu<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigen. Hinweise über den Raumbedarf von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> finden si<strong>ch</strong> im Anhang 1 der Empfehlung SIA V382/1.<br />
Zur Vermeidung unnötiger Druckverluste ist auf kurze Wege zwis<strong>ch</strong>en<br />
Aussenluftfassung, Zentrale und Räumen zu a<strong>ch</strong>ten. Die Aussenluftfassung<br />
soll so plaziert werden, dass die Vorbelastung der Luft mögli<strong>ch</strong>st<br />
gering ist. Bei grösseren <strong>Anlagen</strong> kann eine Aufteilung in mehrere<br />
Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zweckmässig sein. Dabei ist au<strong>ch</strong> das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />
zu bea<strong>ch</strong>ten. Je feingliedriger das Kanalnetz gewählt wird,<br />
desto besser ist eine Anpassung auf die vers<strong>ch</strong>iedenen Brandabs<strong>ch</strong>nitte<br />
mögli<strong>ch</strong> und desto flexibler ist das System bei späteren Änderungen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2<br />
Dur<strong>ch</strong> ein geeignetes Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept kann bei normaler Büronutzung<br />
die im Raum spürbare Abwärme der Beleu<strong>ch</strong>tung im allgemeinen<br />
um 10 W/m 2 gehalten werden. Ri<strong>ch</strong>twerte für Nennbeleu<strong>ch</strong>tungsstärken<br />
und spezifis<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>lussleistungen der Beleu<strong>ch</strong>tungskörper<br />
sind in Ziffer 6 2 1 der Empfehlung SIA V382/2 gegeben. Für eine 5 bis 6 m<br />
tiefe Aussenzone sollte am Tag die natürli<strong>ch</strong>e Beleu<strong>ch</strong>tung für Büronutzung<br />
genügen.<br />
Zu empfehlen ist eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Aufteilung in vers<strong>ch</strong>iedene Beleu<strong>ch</strong>tungszonen<br />
und Regelung über mindestens zwei Beleu<strong>ch</strong>tungsstufen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.2.4, 4.5<br />
Die Auss<strong>ch</strong>öpfung der Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung erlaubt eine<br />
spürbare Reduktion des <strong>Energie</strong>bedarfes für die künstli<strong>ch</strong>e Beleu<strong>ch</strong>tung.<br />
Bereits einfa<strong>ch</strong>e Massnahmen wie geeignet plazierte Fensterflä<strong>ch</strong>en<br />
(mögli<strong>ch</strong>st hohe Anordnung mit Brüstungen), verstellbare Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
und helle Farben in den Räumen (besonders wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist dies für die Decken) erbringen gute Resultate.<br />
Zur Beurteilung der Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung stehen heute vers<strong>ch</strong>iedene zuverlässige<br />
Computerprogramme au<strong>ch</strong> für PC zur Verfügung.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1<br />
127
Checklisten<br />
C2<br />
Klare Festlegung<br />
der Grundlagen<br />
und Garantiebedingungen<br />
Bedarfsabhängige<br />
Aussenluftzufuhr<br />
Wärme- und Kühlleistungsbedarf<br />
Interne<br />
Wärmequellen<br />
Örtli<strong>ch</strong>e Wärme-,<br />
S<strong>ch</strong>adstoff- und<br />
Feu<strong>ch</strong>tequellen<br />
Luftführung<br />
im Raum<br />
128<br />
RAVEL<br />
Checkliste für die Planung der<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />
Die Anforderungen an die Raumluftkonditionen und den Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />
sind in der Empfehlung SIA V382/1 festgelegt und der Anhang 2 der<br />
Empfehlung stellt ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Raumdatenblatt zur Verfügung, wel<strong>ch</strong>es<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn für alle Nutzungszonen<br />
ausgefüllt werden sollte.<br />
Erhöhte Anforderungen sind nur in begründeten Ausnahmefällen zu<br />
akzeptieren. Beim Betrieb der <strong>Anlagen</strong> ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass die zulässigen<br />
Bandbreiten ausgenützt werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.1, 4.5, 4.6<br />
Bei Nutzungen mit stark unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Personenbelegungen oder<br />
anderen Lasten ist eine bedarfsabhängige Aussenluftzufuhr, z.B. über<br />
eine Regelung mit CO2-oder Mis<strong>ch</strong>gassensor, vorzusehen. Häufig ist<br />
au<strong>ch</strong> eine Inbetriebnahme aufgrund von Anwesenheitsfühlern/Bewegungsmeldern<br />
zweckmässig.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1.4, 3.2.3, 4.2.4, 4.13<br />
Die Bere<strong>ch</strong>nung des Wärme- und Kühlleistungsbedarfes des Gebäudes<br />
ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den Empfehlungen SIA 384/2 und SIA V382/2.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.5<br />
Für die Beurteilung massgebend sind die unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> anfallenden Lasten mit ihrem Tagesgang.<br />
Diese sind bei der Auslegung für den Sommer- und den Winterbetrieb zu<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigen. Angaben dazu finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 6 der Empfehlung<br />
SIA V382/2. Die Leistungsangaben gemäss Typens<strong>ch</strong>ild haben für diese<br />
Betra<strong>ch</strong>tung keine Bedeutung.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.2.4, 4.5<br />
Wenn immer mögli<strong>ch</strong> sollen konzentriert anfallende Wärme, S<strong>ch</strong>adstoffe<br />
oder Feu<strong>ch</strong>te direkt abgeführt werden, damit sie das Raumklima mögli<strong>ch</strong>st<br />
wenig belasten. Für grössere unvermeidbare örtli<strong>ch</strong>e Quellen<br />
sollen wenn immer mögli<strong>ch</strong> räumli<strong>ch</strong>e Abtrennungen vorgenommen<br />
werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 3.2, 3.3, 4.2.4, 4.5<br />
Die Luftströmung im Raum soll eine gute Raumdur<strong>ch</strong>spülung gewährleisten.<br />
Als Kenngrösse dient die Lüftungswirksamkeit, wel<strong>ch</strong>e das Verhältnis<br />
darstellt zwis<strong>ch</strong>en der kürzest mögli<strong>ch</strong>en Verweilzeit der Luft und der<br />
dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Verweilzeit des S<strong>ch</strong>adstoffes im Raum.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.2.4
RAVEL Checklisten<br />
C2<br />
Freie Kühlung<br />
Abwärmenutzung<br />
Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Nutzung<br />
Einsatz von Lufterdregistern<br />
Einsatz von<br />
Erdsonden<br />
Messkonzept<br />
Die Mögli<strong>ch</strong>keiten der freien Kühlung (direkte Verwendung der kühlen<br />
Aussenluft, Kaltwassererzeugung via Kühlturm oder luftgekühltem<br />
Rückkühlwerk unter Umgehung der Kältemas<strong>ch</strong>ine) sind auszunutzen,<br />
so weit als damit der Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong> reduziert werden kann.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.5, 4.7<br />
Im Gebäude anfallende Abwärme ist zu nutzen, soweit dafür ein Bedarf<br />
besteht und die Abwärmenutzung wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> vertretbar ist.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.3<br />
Für Räume mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anforderungen an das Raumklima und<br />
für Räume mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Betriebszeiten muss das Anlagekonzept<br />
einen individuellen Betrieb ermögli<strong>ch</strong>en. Wenn mögli<strong>ch</strong> sind Zonen<br />
mit stark unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Nutzungen bauli<strong>ch</strong> zu trennen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.2.4, 4.5, 4.6, 4.12, 4.13<br />
Zur Reduktion des Primärenergieverbrau<strong>ch</strong>s ist der Einsatz von Lufterdregistern<br />
zur Vorwärmung der Aussenluft im Winter und zur Kühlung der<br />
Aussenluft im Sommer zu prüfen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.10<br />
Zur Reduktion des Primärenergieverbrau<strong>ch</strong>s ist der Einsatz von Erdsonden<br />
zu prüfen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.11<br />
Bei der Planung der Anlage sind re<strong>ch</strong>tzeitig ein geeignetes Messkonzept<br />
und die dazu notwendigen Messmögli<strong>ch</strong>keiten festzulegen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.1<br />
129
Checklisten<br />
C3<br />
Niedriger<br />
Leistungsbedarf<br />
für die Luftförderung<br />
Guter<br />
Wirkungsgrad der<br />
Ventilatoren<br />
130<br />
Checkliste für die Planung<br />
einzelner Komponenten<br />
RAVEL<br />
Bei der Dimensionierung des Luftkanalnetzes und der Auswahl der<br />
Apparate ist auf kleine Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten und geringe Druckverluste<br />
zu a<strong>ch</strong>ten. Gemäss SIA V382/3 soll der gesamte Druckverlust<br />
(Summe der Zu- und Abluftanlage inkl. WRG) bei maximalem Luftvolumenstrom<br />
und sauberen Filtern hö<strong>ch</strong>stens 1200 Pa betragen. Für energetis<strong>ch</strong><br />
sehr gute <strong>Anlagen</strong> gilt ein Grenzwert von 900 Pa.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 4.2.4<br />
Gemäss SIA V382/3 soll der Gesamtwirkungsgrad der Ventilatoren inkl.<br />
Motor und Antrieb im Optimalpunkt gemäss Prüfstandsmessungen die<br />
folgenden Werte errei<strong>ch</strong>en:<br />
Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute <strong>Anlagen</strong> soll der Gesamtwirkungsgrad um 5%-<br />
Punkte höher sein.<br />
Besondere Aufmerksamkeit ist den Einbaubedingungen und dem Teillastbetrieb<br />
zu s<strong>ch</strong>enken. Die Auslegung soll so erfolgen, dass im ganzen<br />
Anwendungsberei<strong>ch</strong> ein mögli<strong>ch</strong>st guter Wirkungsgrad erzielt wird.<br />
Im Verglei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedener Geräte für die glei<strong>ch</strong>e Aufgabe ist vor allem<br />
der Geräteförderwirkungsgrad zu verglei<strong>ch</strong>en. Es gilt<br />
η = V · Δp extern<br />
P Motor<br />
V Luftvolumenstrom [m3 /s]<br />
Δpextern Differenz der externen Gesamtdrücke [Pa]<br />
PMotor Leistungsaufnahme des Motors [W]<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 5.2, 5.5, 5.6, 6.4, 6.5
RAVEL Checklisten<br />
C3<br />
Wärmerückgewinnung<br />
Befeu<strong>ch</strong>tung<br />
Kältemas<strong>ch</strong>inen<br />
Kältemittel- und<br />
Kaltwasserleitungen<br />
<strong>Anlagen</strong> mit erwärmter oder gekühlter Zuluft sind in der Regel mit<br />
Wärmerückgewinnungsanlagen auszurüsten. Die Anforderungen ri<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Ri<strong>ch</strong>tlinie SWKI 89-1 «Wärmerückgewinnungsanlagen».<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.3<br />
Wenn eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong> ist, soll diese auf das<br />
zulässige Minimum bes<strong>ch</strong>ränkt bleiben und im allgemeinen adiabatis<strong>ch</strong><br />
erfolgen. Eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft soll in der Regel zusammen mit<br />
einer Wärmerückgewinnung mit Feu<strong>ch</strong>teaustaus<strong>ch</strong> eingesetzt werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.3, 4.6<br />
Wenn eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kälteerzeugung erforderli<strong>ch</strong> ist, soll die Kaltwassertemperatur<br />
den effektiven Bedürfnissen angepasst und mögli<strong>ch</strong>st<br />
ho<strong>ch</strong>, die Kondensationstemperatur mögli<strong>ch</strong>st tief gewählt werden. Bei<br />
kurzfristigen Lastspitzen ist die Verwendung von Spei<strong>ch</strong>ern auf geeignetem<br />
Temperaturniveau zu prüfen. Die bei der Kälteerzeugung anfallende<br />
Abwärme soll so weit als mögli<strong>ch</strong> genutzt werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.5<br />
Kältemittel- und Kaltwasserleitungen sollen ni<strong>ch</strong>t nur gegen S<strong>ch</strong>witzwasser,<br />
sondern au<strong>ch</strong> für mögli<strong>ch</strong>st geringe Kälteverluste isoliert werden.<br />
Es ist eine zonenweise Abs<strong>ch</strong>altung der Verteilung zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />
131
Checklisten<br />
C4<br />
Zweckentspre<strong>ch</strong>ende<br />
Raumlufttemperatur<br />
einhalten<br />
Zweckentspre<strong>ch</strong>ende<br />
Raumluftfeu<strong>ch</strong>te<br />
einhalten<br />
Bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />
Betriebsart und<br />
Betriebszeit der<br />
<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong><br />
wählen<br />
Zweckmässige<br />
Bedienung des<br />
Sonnens<strong>ch</strong>utzes<br />
im Winter<br />
132<br />
Checkliste<br />
für die Betriebsphase<br />
RAVEL<br />
Der <strong>Energie</strong>bedarf für Heizen und Kühlen kann massgebli<strong>ch</strong> reduziert<br />
werden, wenn die Raumlufttemperatur in einem mögli<strong>ch</strong>st weiten Berei<strong>ch</strong><br />
frei s<strong>ch</strong>wingen kann.<br />
Bei Büroräumen wird im «Winterbetrieb» allgemein ein Betriebsberei<strong>ch</strong><br />
der Raumlufttemperatur von 19 bis 24 °C als angemessen betra<strong>ch</strong>tet, im<br />
Kühlbetrieb (sofern überhaupt erforderli<strong>ch</strong>) liegt er bei 22 bis 28 °C, wobei<br />
an Hitzetagen mit maximalen Aussentemperaturen über 30 °C au<strong>ch</strong><br />
höhere Innentemperaturen als zumutbar gelten.<br />
In vielen Nebenräumen ist eine deutli<strong>ch</strong> grössere Variation der Raumlufttemperatur<br />
zulässig. Diese soll so weit als mögli<strong>ch</strong> ausgenutzt werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 3.2, 4.5<br />
Der Behagli<strong>ch</strong>keitsberei<strong>ch</strong> erstreckt si<strong>ch</strong> für die relative Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />
von 30 bis 65%. Gelegentli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>reitungen an wenigen Tagen pro<br />
Jahr bis 20% r.F. und gelegentli<strong>ch</strong>e Übers<strong>ch</strong>reitungen bis 75% r.F. sind<br />
physiologis<strong>ch</strong> zulässig.<br />
In Büro- und Wohnbauten ist im allgemeinen keine Befeu<strong>ch</strong>tung der Luft<br />
erforderli<strong>ch</strong>. Klagen wegen zu trockener Luft im Winter sind häufig auf zu<br />
hohe Aussenluftraten, zu hohe Belastungen der Raumluft mit Verunreinigungen<br />
oder auf zu hohe Raumlufttemperaturen zurückzuführen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.3, 4.6<br />
Es ist eine mögli<strong>ch</strong>st bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsweise der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />
<strong>Anlagen</strong> anzustreben.<br />
Die wirksamste Massnahme besteht in einer vollständigen Abs<strong>ch</strong>altung<br />
der Anlage in den Zeiten, in denen sie ni<strong>ch</strong>t benötigt wird. Dies kann z.B.<br />
sehr einfa<strong>ch</strong> über eine Zeits<strong>ch</strong>altuhr mit Wo<strong>ch</strong>enprogramm realisiert<br />
werden.<br />
Wenn die Anlage in Betrieb sein muss, soll nur so viel Luft wie nötig<br />
gefördert werden. Dazu sollte die Anlage mit mehrstufigen oder stufenlosen<br />
Antrieben ausgerüstet sein. Eine automatis<strong>ch</strong>e Regulierung der<br />
Luftmengen kann über CO2- oder Mis<strong>ch</strong>gassensoren realisiert werden.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.12, 4.13<br />
Im Winter ist die Sonnenstrahlung dur<strong>ch</strong> die Fenster ein willkommener<br />
Beitrag zur Reduktion des Heizenergiebedarfes. Während der Heizsaison<br />
soll der Sonnens<strong>ch</strong>utz ledigli<strong>ch</strong> als Blends<strong>ch</strong>utz eingesetzt werden und<br />
die erwüns<strong>ch</strong>ten Wärmegewinne mögli<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t reduzieren.<br />
Während der Na<strong>ch</strong>tstunden können vor allem di<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>liessende Aussenstoren<br />
eine Reduktion der Transmissionsverluste bewirken und deren<br />
Benutzung ist während der Heizperiode entspre<strong>ch</strong>end erwüns<strong>ch</strong>t.
RAVEL Checklisten<br />
C4<br />
Vermeidung<br />
unnötiger Wärmelasten<br />
im Sommer<br />
a) Externe Lasten<br />
Im Sommer soll der Sonnens<strong>ch</strong>utz das Eindringen von Sonnenstrahlung<br />
in den Raum verhindern, da diese zu einer unerwüns<strong>ch</strong>ten Erwärmung<br />
des Raumes, resp. zu einer Erhöhung des Kühlleistungsbedarfes führen<br />
würde. Bei der Bedienung eines Sonnens<strong>ch</strong>utzes ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten,<br />
dass dieser re<strong>ch</strong>tzeitig, d.h. beim ersten Eintreffen von direkter Strahlung<br />
auf das Fenster und ni<strong>ch</strong>t erst aufgrund zu hoher Raumlufttemperaturen<br />
betätigt wird. Dabei ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass die Lamellenstellung ni<strong>ch</strong>t<br />
nur einen guten Sonnens<strong>ch</strong>utz, sondern au<strong>ch</strong> eine gute Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung<br />
ermögli<strong>ch</strong>t. Sofern dies aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen zulässig ist, sollte<br />
der Sonnens<strong>ch</strong>utz während der Na<strong>ch</strong>tstunden die Na<strong>ch</strong>tauskühlung,<br />
evtl. in Kombination mit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung über die Fenster, ni<strong>ch</strong>t<br />
behindern.<br />
b) Interne Lasten<br />
Während interne Wärmelasten im Winter einen Beitrag zur Raumheizung<br />
leisten (allerdings ni<strong>ch</strong>t sehr effizient) sind sie ausserhalb der Heizperiode<br />
unerwüns<strong>ch</strong>t, da sie zu einer Erhöhung der Raumlufttemperatur<br />
resp. des Kühlleistungsbedarfes führen.<br />
Zur Reduktion der internen Wärmelasten dur<strong>ch</strong> Mas<strong>ch</strong>inen und Apparate<br />
sind die folgenden Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />
• Grundsätzli<strong>ch</strong>e Notwendigkeit des wärmeabgebenden Apparates<br />
überprüfen<br />
• Aufstellung ausserhalb der Komfortzonen prüfen<br />
• Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Reduktion der Wärmeabgabe an den vorhandenen<br />
Apparaten prüfen (Teillast- oder Standby-Betrieb, Abs<strong>ch</strong>altung wenn<br />
immer mögli<strong>ch</strong>)<br />
• Beim Kauf neuer und beim Ersatz bestehender Apparate auf kleinen<br />
Stromverbrau<strong>ch</strong> und die Mögli<strong>ch</strong>keiten eines bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betriebs<br />
und einer direkten Wärmeabfuhr a<strong>ch</strong>ten<br />
• Bei unvermeidbaren grösseren Lasten eine direkte Wärmeabfuhr über<br />
ein ges<strong>ch</strong>lossenes Wasser- oder Luftsystem prüfen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.2.4, 4.5<br />
133
Checklisten<br />
C4<br />
Regelmässige<br />
Kontrolle<br />
und Wartung<br />
<strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung<br />
Optimierung<br />
der <strong>Anlagen</strong><br />
134<br />
RAVEL<br />
Die Einhaltung der oben aufgeführten Massnahmen soll regelmässig<br />
kontrolliert werden.<br />
Die regelmässige Wartung der <strong>Anlagen</strong> soll immer au<strong>ch</strong> folgende Punkte<br />
umfassen:<br />
• Kontrolle und wenn nötig Ersatz der Filtermatten<br />
• Kontrolle der Fla<strong>ch</strong>- oder Keilriemenspannung<br />
• Reinigung der Anlagekomponenten inkl. Luftdur<strong>ch</strong>lässe<br />
• Reinigung der Fühler und Kontrolle der Sollwerte<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 4.1, 6.4<br />
Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung und Verglei<strong>ch</strong>e mit den Vorjahreswerten<br />
vornehmen. Die dazu notwendigen Messeinri<strong>ch</strong>tungen sind bei der<br />
Planung der Anlage zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 3.5, 4.1<br />
Die Erfahrung zeigt, dass bei vielen <strong>Anlagen</strong> ein grosses Optimierungspotential<br />
besteht unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Betriebsbedingungen<br />
und Nutzungen. Dazu sind na<strong>ch</strong> der Abnahme der<br />
<strong>Anlagen</strong> häufig weitere Messungen und langfristige Messprogramme<br />
zweckmässig.<br />
Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1.4