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Energie-effiziente lüftungstechnische Anlagen - Energie.ch

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RAVEL · ENERGIE-EFFIZIENTE LÜFTUNGSTECHNISCHE ANLAGEN<br />

<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong><br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

RAVEL<br />

Impulsprogramm RAVEL<br />

Bundesamt für Konjunkturfragen


<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

Trägers<strong>ch</strong>aft:<br />

SIA S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itektenverein<br />

Patronatsorganisationen:<br />

SBHI S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Beratende Hauste<strong>ch</strong>nikund<br />

<strong>Energie</strong>-Ingenieure<br />

STV S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Verband<br />

SWKI S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />

Klima-Ingenieuren<br />

VSHL Verein S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Heizungs- und<br />

Lüftungsfirmen<br />

2<br />

Projektleiter:<br />

Urs Steinemann, Ingenieurbüro US<br />

8832 Wollerau<br />

Autoren:<br />

Anton De Martin, Ai<strong>ch</strong>er De Martin Zweng AG<br />

6006 Luzern<br />

Robert Meierhans, Meierhans & Partner AG<br />

8117 Fällanden<br />

Urs Steinemann, Ingenieurbüro US<br />

8832 Wollerau<br />

RAVEL<br />

Begleitende Projektgruppe:<br />

– Thomas Baumgartner, Ingenieurbüro für<br />

Hauste<strong>ch</strong>nik, 8600 Dübendorf<br />

– Fritz W. Berg, ABB Normelectric AG<br />

8953 Dietikon<br />

– Christoph Brunner, E + B-Concept<br />

1113 St-Saphorin s/Morges<br />

– Rudolf Furter, ZTL, 6048 Horw<br />

– Heinri<strong>ch</strong> Gugerli, INTEP, 8034 Züri<strong>ch</strong><br />

– Werner Ho<strong>ch</strong>strasser, Ho<strong>ch</strong>strasser Consulting<br />

AG, 8152 Glattbrugg<br />

– Miklos Kiss, Elektrowatt Ingenieurunternehmung<br />

AG, 8022 Züri<strong>ch</strong><br />

– Jürg Nipkow, ARENA, 8006 Züri<strong>ch</strong><br />

– Eri<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>adegg, Gruenberg & Partner AG<br />

8027 Züri<strong>ch</strong><br />

– Bendi<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>ütz, ZTL, 6048 Horw<br />

– Heinz Villa, Amt für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> und<br />

Lufthygiene, 8090 Züri<strong>ch</strong><br />

– Charles Weinmann, Weinmann - <strong>Energie</strong>s<br />

1040 E<strong>ch</strong>allens<br />

– Daniel Wolfisberg, Team-Kader AG, 6304 Zug<br />

Gestaltung<br />

APUI, Ho<strong>ch</strong>feldstrasse 113, 3000 Bern 26<br />

Copyright Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

3003 Bern, September 1993.<br />

Auszugsweiser Na<strong>ch</strong>druck mit Quellenangabe erlaubt.<br />

Zu beziehen bei der Eidg. Drucksa<strong>ch</strong>en- und<br />

Materialzentrale (Best.-Nr. 724.307 d)<br />

Form. 724.307 d 9.93 2000 U13745


RAVEL<br />

Vorwort<br />

Das Aktionsprogramm «Bau und <strong>Energie</strong>» ist auf<br />

se<strong>ch</strong>s Jahre befristet (1990 - 1995) und setzt si<strong>ch</strong><br />

aus den drei Impulsprogrammen (IP) zusammen:<br />

• IP BAU - Erhaltung und Erneuerung<br />

• RAVEL - Rationelle Verwendung von Elektrizität<br />

• PACER - Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

Mit den Impulsprogrammen, die in enger Kooperation<br />

von Wirts<strong>ch</strong>aft, S<strong>ch</strong>ulen und Bund dur<strong>ch</strong>geführt<br />

werden, soll der qualitative Werts<strong>ch</strong>öpfungsprozess<br />

unterstützt werden. Dieser ist gekennzei<strong>ch</strong>net<br />

dur<strong>ch</strong> geringen Aufwand an ni<strong>ch</strong>t erneuerbaren<br />

Rohstoffen und <strong>Energie</strong> sowie abnehmende<br />

Umweltbelastung, dafür gesteigerten Einsatz<br />

von Fähigkeitskapital.<br />

Im Zentrum der Aktivität von RAVEL steht die<br />

Verbesserung der fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kompetenz, Strom<br />

rationell zu verwenden. Neben den bisher im Vordergrund<br />

stehenden Produktions- und Si<strong>ch</strong>erheitsaspekten<br />

soll verstärkt die wirkungsgradorientierte<br />

Si<strong>ch</strong>t treten. Aufgrund einer Verbrau<strong>ch</strong>smatrix<br />

hat RAVEL die zu behandelnden Themen<br />

breit abgesteckt. Neben den Stromanwendungen<br />

in Gebäuden kommen au<strong>ch</strong> Prozesse in der Industrie,<br />

im Gewerbe und im Dienstleistungsberei<strong>ch</strong><br />

zum Zuge. Entspre<strong>ch</strong>end vielfältig sind die angespro<strong>ch</strong>enen<br />

Zielgruppen: Sie umfassen Fa<strong>ch</strong>leute<br />

auf allen Ausbildungsstufen wie au<strong>ch</strong> die Ents<strong>ch</strong>eidungsträger,<br />

die über stromrelevante Abläufe und<br />

Investitionen zu befinden haben.<br />

Kurse, Veranstaltungen, Publikationen,<br />

Videos, etc.<br />

Umgesetzt werden sollen die Ziele von RAVEL<br />

dur<strong>ch</strong> Untersu<strong>ch</strong>ungsprojekte zur Verbreiterung<br />

der Wissensbasis und – darauf aufbauend – Ausund<br />

Weiterbildung sowie Informationen. Die Wissensvermittlung<br />

ist auf die Verwendung in der<br />

tägli<strong>ch</strong>en Praxis ausgeri<strong>ch</strong>tet. Sie baut hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

auf Publikationen, Kursen und Veranstaltungen<br />

auf. Es ist vorgesehen, jährli<strong>ch</strong> eine RAVEL-<br />

Tagung dur<strong>ch</strong>zuführen, an der jeweils – zu einem<br />

Leitthema – umfassend über neue Ergebnisse, Entwicklungen<br />

und Tendenzen in der jungen, faszinierenden<br />

Disziplin der rationellen Verwendung von<br />

Elektrizität informiert und diskutiert wird. Interessenten<br />

können si<strong>ch</strong> über das breitgefä<strong>ch</strong>erte, zielgruppenorientierte<br />

Weiterbildungsangebot in der<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift IMPULS informieren. Sie ers<strong>ch</strong>eint<br />

zwei- bis dreimal jährli<strong>ch</strong> und ist (im Abonnement)<br />

beim Bundesamt für Konjunkturfragen, 3003 Bern,<br />

gratis erhältli<strong>ch</strong>. Jedem Kurs- oder Veranstal-<br />

<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

tungsteilnehmer wird jeweils eine Dokumentation<br />

abgegeben. Diese besteht zur Hauptsa<strong>ch</strong>e auf der<br />

für den entspre<strong>ch</strong>enden Anlass erarbeiteten Fa<strong>ch</strong>publikation.<br />

Die Publikationen können au<strong>ch</strong> unabhängig<br />

von Kursbesu<strong>ch</strong>en bei der Eidg. Drucksa<strong>ch</strong>en-<br />

und Materialzentrale (EDMZ), 3000 Bern,<br />

bezogen werden.<br />

Zuständigkeiten<br />

Um das ambitiöse Bildungsprogramm bewältigen<br />

zu können, wurde ein Organisations- und Bearbeitungskonzept<br />

gewählt, das neben der kompetenten<br />

Bearbeitung dur<strong>ch</strong> Spezialisten au<strong>ch</strong> die Bea<strong>ch</strong>tung<br />

der S<strong>ch</strong>nittstellen im Berei<strong>ch</strong> der Stromanwendung<br />

sowie die erforderli<strong>ch</strong>e Abstützung<br />

bei Verbänden und S<strong>ch</strong>ulen der beteiligten Bran<strong>ch</strong>en<br />

si<strong>ch</strong>erstellt. Eine aus Vertretern der interessierten<br />

Verbände, S<strong>ch</strong>ulen und Organisationen<br />

bestehende Kommission legt die Inhalte des Programmes<br />

fest und stellt die Koordination mit den<br />

übrigen Aktivitäten, die den rationellen Einsatz der<br />

Elektrizität anstreben, si<strong>ch</strong>er. Bran<strong>ch</strong>enorganisationen<br />

übernehmen die Dur<strong>ch</strong>führung der Weiterbildungs-<br />

und Informationsangebote. Für deren<br />

Vorbereitung ist das Programmleitungsteam (Dr.<br />

Roland Walthert, Werner Böhi, Dr. Eric Bush, Jean-<br />

Marc Chuard, Hans-Ruedi Gabathuler, Jürg Nipkow,<br />

Ruedi Spalinger, Dr. Daniel Spreng, Felix<br />

Walter, Dr. Charles Weinmann sowie Eric Mosimann,<br />

BfK) verantwortli<strong>ch</strong>. Die Sa<strong>ch</strong>bearbeitung<br />

wird im Rahmen von Ressorts dur<strong>ch</strong> Projektgruppen<br />

erbra<strong>ch</strong>t, die inhaltli<strong>ch</strong>, zeitli<strong>ch</strong> und kostenmässig<br />

definierte Einzelaufgaben (Untersu<strong>ch</strong>ungs-<br />

und Umsetzungsprojekte) zu lösen haben.<br />

Dokumentation<br />

Die vorliegende Dokumentation behandelt die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Aspekte, wel<strong>ch</strong>e in der Planung, im Betrieb<br />

und beim Unterhalt von Iüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en <strong>Anlagen</strong><br />

zu bea<strong>ch</strong>ten sind, um die gestellten Anforderungen<br />

an das Raumklima mit mögli<strong>ch</strong>st kleinem <strong>Energie</strong>aufwand<br />

errei<strong>ch</strong>en zu können. Besonderen Wert<br />

wurde auf die Vermittlung der neuesten Erkenntnisse<br />

und Entwicklungen gelegt. Zu erwähnen sind<br />

z.B. die im Jahr 1992 ers<strong>ch</strong>ienenen Empfehlungen<br />

SIA V382/1–3, die Erkenntnisse aus dem Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm<br />

«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen<br />

in Gebäuden» (ERL) und diverse zukunftsweisende<br />

neue Komponenten und Systeme.<br />

3


<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

Na<strong>ch</strong> einer Vernehmlassung und dem Anwendungstest<br />

in einer pilotveranstaltung ist die vorliegende<br />

Dokumentation sorgfältig überarbeitet worden.<br />

Denno<strong>ch</strong> hatten die Autoren freie Hand, unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Ansi<strong>ch</strong>ten über einzelne Fragen na<strong>ch</strong><br />

eigenem Ermessen zu beurteilen und zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Sie tragen denn au<strong>ch</strong> die Verantwortung<br />

für die Texte. Unzulängli<strong>ch</strong>keiten, die si<strong>ch</strong> bei der<br />

praktis<strong>ch</strong>en Anwendung ergeben, können bei einer<br />

allfälligen Überarbeitung behoben werden.<br />

4<br />

RAVEL<br />

Anregungen nehmen das Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

oder der verantwortli<strong>ch</strong>e Projektleiter<br />

(vgl. S. 2) entgegen.<br />

Für die wertvolle Mitarbeit zum Gelingen der vorliegenden<br />

Publikation sei an dieser Stelle allen<br />

Beteiligten bestens gedankt.<br />

September 1993 Dr. H. Kneubühler<br />

Stv. Direktor des Bundesamtes<br />

für Konjukturfragen


RAVEL<br />

Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t<br />

Vorwort 3<br />

Inhaltsübersi<strong>ch</strong>t 5<br />

Zusammenfassung 7<br />

1 Inhalt und Zweck der Dokumentation 9<br />

1.1 Problemstellung, Anwendungsgebiet 11<br />

1.2 Zweck der Dokumentation 11<br />

1.3 Führer für die Anwendung der Dokumentation 11<br />

1.4 Hinweise auf andere Unterlagen und Projekte 12<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1 15<br />

2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential 17<br />

2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz 19<br />

2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen 19<br />

2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> 20<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2 20<br />

3 Grundlagen 21<br />

3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit 23<br />

3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung 29<br />

3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er Luftvolumenstrom 32<br />

3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung 34<br />

3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» 39<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3 42<br />

4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme 43<br />

4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen 45<br />

4.2 Systemwahl 47<br />

4.3 Wärmerückgewinnung 52<br />

4.4 Wohnungslüftung 56<br />

4.5 Notwendigkeit einer Kühlung der Raumluft 58<br />

4.6 Notwendigkeit einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft 58<br />

4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung 59<br />

4.8 Betonkernkühlung 60<br />

4.9 Kühldecken 62<br />

4.10 Lufterdregister 63<br />

4.11 Erdsonden 66<br />

4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Steuerung und Regelung 68<br />

4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom (VAV) 69<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4 70<br />

5


6<br />

RAVEL<br />

5 Ventilatoren 73<br />

5.1 Bauarten von Ventilatoren 76<br />

5.2 Ventilatorkennlinien 80<br />

5.3 Gas-, Proportionalitäts- und Affinitätsgesetze 88<br />

5.4 Netzkennlinie und Betriebspunkt 90<br />

5.5 Regelbarkeit 91<br />

5.6 Verluste beim Einbau 98<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5 98<br />

6 Antriebssysteme für Ventilatoren 99<br />

6.1 <strong>Energie</strong>versorgung 101<br />

6.2 Elektromotoren (Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren) 103<br />

6.3 Leistungsmessung 113<br />

6.4 Transmission 114<br />

6.5 Drehzahlsteuerung 115<br />

6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz 120<br />

6.7 Akustik 120<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6 121<br />

7 Checklisten 123<br />

Checkliste für die Planung des Gebäudes 125<br />

Checkliste für die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage 128<br />

Checkliste für die Planung einzelner Komponenten 130<br />

Checkliste für die Betriebsphase 132<br />

Publikationen des Impulsprogrammes RAVEL 135


RAVEL<br />

Zusammenfassung<br />

Eine grobe S<strong>ch</strong>ätzung ergibt, dass heute die gesamte<br />

Hauste<strong>ch</strong>nik inkl. Beleu<strong>ch</strong>tung rund einen<br />

Viertel des gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz, also rund 12 500 von total<br />

etwa 50 000 GWh/a, verursa<strong>ch</strong>t. Der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

der Motoren für Pumpen und Ventilatoren,<br />

Steuerantriebe und Personenlifte wird<br />

auf 8% des Gesamtverbrau<strong>ch</strong>s oder rund<br />

4000 GWh/a ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />

Die vorliegende Dokumentation will dazu beitragen,<br />

dass in Zukunft der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> für<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz reduziert<br />

werden kann.<br />

Im Sinne einer ganzheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung kann es<br />

allerdings ni<strong>ch</strong>t darum gehen, den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

einseitig auf Kosten anderer <strong>Energie</strong>träger<br />

zu reduzieren. Es ist vielmehr anzustreben, den<br />

Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong> zu reduzieren, wobei die<br />

Wertigkeit der vers<strong>ch</strong>iedenen <strong>Energie</strong>träger angemessen<br />

zu berücksi<strong>ch</strong>tigen ist.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten Elemente dieser Strategie zur<br />

<strong>Energie</strong>einsparung sind:<br />

– Bauli<strong>ch</strong>e, betriebli<strong>ch</strong>e und organisatoris<strong>ch</strong>e Voraussetzungen<br />

s<strong>ch</strong>affen, zur Ermögli<strong>ch</strong>ung eines<br />

geringen <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s der <strong>Anlagen</strong>.<br />

– Grundsätzli<strong>ch</strong>e Überprüfung der Notwendigkeit<br />

der vorgesehenen Anwendung.<br />

– Dimensionierungskriterien bedarfsgere<strong>ch</strong>t festlegen.<br />

Verzi<strong>ch</strong>t auf unnötige Funktionen, überdimensionierte<br />

<strong>Anlagen</strong> und Komponenten.<br />

– Komponenten mit guten Wirkungsgraden im<br />

ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />

– <strong>Anlagen</strong> für einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />

konzipieren und so betreiben. Bereits mit einer<br />

einfa<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>altuhr sind wesentli<strong>ch</strong>e Einsparungen<br />

mögli<strong>ch</strong>.<br />

– Messung der relevanten Betriebsparameter und<br />

<strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e ermögli<strong>ch</strong>en und im Betrieb<br />

regelmässig vornehmen. Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung.<br />

Das Kapitel 7 der vorliegenden Dokumentation<br />

enthält Checklisten für<br />

– die Planung des Gebäudes,<br />

– die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage,<br />

– die Planung einzelner Komponenten und<br />

– die Betriebsphase.<br />

Die Checklisten in Kapitel 7 eignen si<strong>ch</strong> gut als<br />

Einstieg in die Thematik und sie sollen bei Anwendung<br />

in den vers<strong>ch</strong>iedenen Phasen von der Projektierung<br />

bis zum Betrieb der Anlage dazu beitragen,<br />

dass die mögli<strong>ch</strong>en Massnahmen zur Reduktion<br />

des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s genutzt werden.<br />

7


RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

1 Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

1.1 Problemstellung, Anwendungsgebiet 11<br />

1.2 Zweck der Dokumentation 11<br />

1.3 Führer für die Anwendung der Dokumentation 11<br />

1.4 Hinweise auf andere Unterlagen und Projekte 12<br />

1.4.1 Normen und Empfehlungen des SIA 12<br />

1.4.2 Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL 12<br />

1.4.3 Weiterführende Literatur 13<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1 15<br />

9


RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

1 Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

1.1 Problemstellung,<br />

Anwendungsgebiet<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Untersu<strong>ch</strong>ungen zeigen, dass der<br />

Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von Lüftungs- und Klimaanlagen<br />

für die Luftförderung und Luftaufbereitung<br />

ni<strong>ch</strong>t zu verna<strong>ch</strong>lässigen ist. Insbesondere dank<br />

den Aktivitäten des Impulsprogrammes RAVEL<br />

konnten vers<strong>ch</strong>iedene <strong>Anlagen</strong> ausgemessen und<br />

analysiert werden. Einige dieser Arbeiten werden<br />

als Fallstudien im zweitägigen Kurs zur vorliegenden<br />

Dokumentation vorgestellt und mit separaten<br />

Unterlagen dokumentiert [1.7]. Von Interesse ist<br />

insbesondere die Feststellung, dass der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

von Lüftungs- und Klimaanlagen in<br />

Gebäuden mit ähnli<strong>ch</strong>er Nutzung und damit verglei<strong>ch</strong>baren<br />

Anforderungen an die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

Anlage sehr stark variiert. Dies weist auf ein<br />

grosses Sparpotential bei vielen bestehenden <strong>Anlagen</strong><br />

hin. Allgemeine Anforderungen an den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

je na<strong>ch</strong> Nutzung werden von der<br />

Kommission SIA 380/4 "Elektrizität im Ho<strong>ch</strong>bau"<br />

erarbeitet. Ein erster Entwurf einer entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Empfehlung des SIA war bis Ende 1992 in<br />

Erprobung [1.1].<br />

Die vorliegende Dokumentation will zusammen<br />

mit den vers<strong>ch</strong>iedenen anderen Unterlagen des<br />

Impulsprogrammes RAVEL und der künftigen<br />

Empfehlung SIA 380/4 dazu beitragen, dass in<br />

Zukunft der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von neuen und<br />

von bestehenden <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz reduziert werden kann. Die Dokumentation<br />

gilt in erster Linie für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong> in einem von Personen belegten Gebäude<br />

(Büro, Verwaltung, Versammlungsraum, S<strong>ch</strong>ule,<br />

Wohnraum etc.). Eine sinngemässe Anwendung<br />

für Spezialanlagen wie Industrie, Spital, Verkehr,<br />

Gaststätten, Zivils<strong>ch</strong>utz etc. ist unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der besonderen Anforderungen an die jeweiligen<br />

Spezialanlagen aber weitgehend mögli<strong>ch</strong><br />

und sehr erwüns<strong>ch</strong>t. Ni<strong>ch</strong>t behandelt werden die<br />

Aspekte der me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Kälteerzeugung.<br />

1.2 Zweck der Dokumentation<br />

Die Dokumentation bezweckt eine themenübergreifende<br />

Darstellung der Aspekte, wel<strong>ch</strong>e den<br />

Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> beeinflussen. Sie ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> in erster<br />

Linie an Planer und Planerinnen auf dem Gebiet<br />

der Lüftungste<strong>ch</strong>nik. Viele Angaben sind jedo<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> für Hersteller von Lüftungskomponenten,<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten, Bauherren und <strong>Anlagen</strong>betreiber von<br />

Interesse.<br />

1.3 Führer für die Anwendung<br />

der Dokumentation<br />

Am Anfang der Dokumentation, auf den Seiten 5<br />

und 6, findet si<strong>ch</strong> ein Gesamt-Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis,<br />

wel<strong>ch</strong>es als guter Einstieg verwendet werden<br />

kann. Jedes Hauptkapitel beginnt mit einem eigenen<br />

Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis und enthält am S<strong>ch</strong>luss<br />

eine Zusammenstellung von Literaturhinweisen<br />

zu den behandelten Themen. Am Anfang eines<br />

umfangrei<strong>ch</strong>eren zweistelligen Unterkapitels sind<br />

jeweils die wi<strong>ch</strong>tigsten Aussagen des Kapitels zusammengefasst.<br />

In vielen Fällen kann ein Einstieg in die Thematik<br />

über die Checklisten im Kapitel 7 zweckmässig<br />

sein. Diese gelten für folgende Phasen:<br />

– Checkliste für die Planung des Gebäudes<br />

– Checkliste für die Planung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

Anlage<br />

– Checkliste für die Planung einzelner Komponenten<br />

– Checkliste für die Betriebsphase.<br />

11


Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

1.4 Hinweise auf andere<br />

Unterlagen und Projekte<br />

1.4.1 Normen und Empfehlungen des SIA<br />

Für die Behandlung von Fragen im Zusammenhang<br />

mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> stellt der<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA drei Empfehlungen zur Verfügung:<br />

Empfehlung SIA V382/1 «Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen<br />

an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»<br />

[1.2]<br />

– Festlegung der Bezei<strong>ch</strong>nungen für Luftarten<br />

und Anlagetypen<br />

– Anforderungen an die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />

unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Aspekte Behagli<strong>ch</strong>keit,<br />

Hygiene und <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />

– Definition der Garantiewerte und Vorgehen bei<br />

der Abnahme<br />

– Allgemeine Hinweise zur Planung und Ausführung<br />

von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />

Empfehlung SIA V382/2 «Kühlleistungsbedarf<br />

von Gebäuden» [1.3]<br />

– Bere<strong>ch</strong>nungsgang zur Bestimmung der Anlagegrösse,<br />

um die Garantiewerte der Raumkonditionen<br />

halten zu können<br />

– Angaben zu den massgebenden Aussenkonditionen<br />

und Aussenlasten<br />

– Typis<strong>ch</strong>e Werte von internen Lasten.<br />

Empfehlung SIA V382/3 «Bedarfsermittlung<br />

für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>» [1.5]<br />

– Bedarfsermittlung für eine Luftkühlung (inkl.<br />

bauli<strong>ch</strong>e Anforderungen)<br />

– Bedarfsermittlung für eine Luftbefeu<strong>ch</strong>tung<br />

– Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen für energetis<strong>ch</strong><br />

gute <strong>Anlagen</strong>.<br />

Eine erste Fassung der Empfehlungen SIA V382/1<br />

und V382/3 wurde im April 1989 publiziert und<br />

einer verlängerten Vernehmlassung bis Ende 1991<br />

12<br />

RAVEL<br />

unterzogen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />

sowie die in der Zwis<strong>ch</strong>enzeit verfügbar gewordenen<br />

neuen Erkenntnisse sind in der aktuellen Fassung<br />

der Ausgabe 1992 berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />

Die Empfehlung SIA V382/2 ersetzt die Dokumentation<br />

SIA D 70 «Kühlleistungsbedarf von Gebäuden»<br />

aus dem Jahr 1983. Eine ergänzende Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

der in SIA V382/2 verwendeten Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik<br />

findet si<strong>ch</strong> in der Dokumentation<br />

D 088 des SIA [1.4].<br />

Die Empfehlungen SIA V382/1 und V382/2, evtl.<br />

au<strong>ch</strong> V382/3, werden in einigen Jahren dur<strong>ch</strong> europäis<strong>ch</strong>e<br />

CEN-Normen ersetzt. Die entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Arbeiten sind unter Mitarbeit der S<strong>ch</strong>weiz in CEN/<br />

TC 156 im Gang. Alle drei Empfehlungen sind darum<br />

vom SIA als V-Version (Gelbdruck) publiziert<br />

worden. Sie entspre<strong>ch</strong>en aber ausdrückli<strong>ch</strong> dem<br />

heutigen Wissensstand und sollen angewendet<br />

werden, bis die entspre<strong>ch</strong>enden CEN-Normen in<br />

Kraft treten.<br />

Ein grosser Beitrag für die Minimierung des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />

von Gebäuden kann von der<br />

Empfehlung SIA 380/4 erwartet werden:<br />

Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong><br />

im Ho<strong>ch</strong>bau» [1.1]<br />

– Vorausbestimmung des elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

– Best- und Grenzwerte für die Beurteilung von<br />

bere<strong>ch</strong>neten oder gemessenen Elektrizitätsverbräu<strong>ch</strong>en<br />

– Aufstellung und Na<strong>ch</strong>führung eines <strong>Energie</strong>budgets<br />

– Planungs- und Betriebshinweise.<br />

Ein Entwurf der Empfehlung SIA 380/4 war bis<br />

Ende 1992 in Erprobung (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.5).<br />

1.4.2 Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL<br />

Das Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm «<strong>Energie</strong>relevante<br />

Luftströmungen in Gebäuden» (ERL) wurde 1985<br />

im Zusammenhang mit dem Konzept für eine <strong>Energie</strong>fors<strong>ch</strong>ungspolitik<br />

des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulrates<br />

angeregt, seine Realisierung begann 1986.<br />

Hauptthemen des Fors<strong>ch</strong>ungsprogrammes waren<br />

der Transport von Luft und S<strong>ch</strong>adstoffen innerhalb


RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

von Gebäuden und seiner Umgebung unter besonderer<br />

Berücksi<strong>ch</strong>tigung der energetis<strong>ch</strong>en<br />

Aspekte.<br />

Mit dem Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm ERL sollen den<br />

Planern von Gebäuden und hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en <strong>Anlagen</strong><br />

Instrumente zur Verfügung gestellt werden,<br />

die es erlauben, alle relevanten Parameter der<br />

Luftströmung in und um das Gebäude s<strong>ch</strong>on in der<br />

Planungsphase derart zu ermitteln, dass<br />

– Wohlbefinden, Komfort und Si<strong>ch</strong>erheit der Benützer<br />

gewährleistet sind,<br />

– angepasste Systeme mit guter Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

zur Lüftung und Heizung eingesetzt werden,<br />

– die Sonneneinstrahlung und die freie Wärme<br />

weitgehend genutzt werden können,<br />

– im ganzen ein optimaler <strong>Energie</strong>einsatz erzielt<br />

wird.<br />

Den s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Randbedingungen von Klima,<br />

Witterung und Gebäudearten wird dabei besondere<br />

Aufmerksamkeit ges<strong>ch</strong>enkt. Um diese<br />

Ziele zu errei<strong>ch</strong>en, sind folgende S<strong>ch</strong>ritte ausgeführt<br />

worden:<br />

Nr. Titel Inhalt<br />

– Mathematis<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung des Luft- und<br />

Stofftransportes im Einzelraum und zwis<strong>ch</strong>en<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Zonen eines Gebäudes.<br />

– Bereitstellen von Methoden zur Messung der<br />

Luftges<strong>ch</strong>windigkeit, ihrer S<strong>ch</strong>wankung, der<br />

Lufttemperatur und der Konzentration von<br />

S<strong>ch</strong>adstoffen.<br />

– Abklärungen zu Systemen für die Lüftung, Heizung<br />

und Kühlung von Gebäuden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Nutzung.<br />

– Umsetzung der Ergebnisse in Planungsunterlagen,<br />

die wenn mögli<strong>ch</strong> ohne Einsatz von Grossre<strong>ch</strong>nern<br />

eingesetzt werden können.<br />

Zur Umsetzung der umfangrei<strong>ch</strong>en Resultate des<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsprogramms ERL in die Praxis ist die<br />

Publikation einer siebenteiligen ERL-Dokumentationsreihe<br />

gemäss Tabelle 1.1 vorgesehen. Der<br />

Vertrieb dieser Unterlagen wird ab ca. Anfang 1994<br />

dur<strong>ch</strong> den VSHL erfolgen [1.6].<br />

1.4.3 Weiterführende Literatur<br />

Alle Hauptkapitel enthalten am S<strong>ch</strong>luss eine Zusammenstellung<br />

von Literaturhinweisen zu den<br />

behandelten Themen.<br />

ERL 1 Gesamtübersi<strong>ch</strong>t ERL – Einleitung, Problemstellung<br />

– Zielsetzungen<br />

– Organisation und Ablauf (Koordination, Organigramm,<br />

Budget, Ablauf)<br />

– Arbeiten und Ergebnisse der Teilberei<strong>ch</strong>e (Zusammenfassung)<br />

– Umsetzung, (Konzept, Zielgruppen, Veranst., Unterlagen für<br />

Praxis)<br />

– Ausblick (Dienstleistungen, zukünftige Projekte)<br />

ERL 1A Anhang – Liste der Einzelprojekte<br />

– Liste der beteiligten Institutionen<br />

– Liste der Publikationen<br />

– Verzei<strong>ch</strong>nis der Abkürzungen<br />

ERL 2 Begriffe der Lüftungs- – Lexikon wi<strong>ch</strong>tiger Begriffe der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />

te<strong>ch</strong>nik – Liste der Fa<strong>ch</strong>ausdrücke<br />

– Literatur<br />

13


Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

Nr. Titel Inhalt<br />

14<br />

RAVEL<br />

ERL 3 Physik der – Einleitung<br />

Raumluftströmung – Physik der Raumströmung (Grundgesetze)<br />

– Die Strömung im Einzelraum<br />

– Luft- und S<strong>ch</strong>adstoffaustaus<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en einzelnen Gebäudezonen<br />

und mit der Aussenluft<br />

– Thermis<strong>ch</strong>e Kopplung mit der Gebäudehülle<br />

– Thermis<strong>ch</strong>er Komfort und Luftqualität<br />

– Beurteilung der Lüftung<br />

– Literatur<br />

ERL 4 Raumströmungsatlas – Einleitung<br />

– Numeris<strong>ch</strong>e und physikalis<strong>ch</strong>e Grundlagen<br />

– Strömungsbilder bei vers<strong>ch</strong>iedenen Lüftungssystemen<br />

– Struktur des Atlas<br />

– Interpolation der Resultate und Sensitivitätsstudie<br />

– Literatur<br />

ERL 4A Anhang – Atlas mit Bedienungsanleitung und Katalogen für Quell- und<br />

Mis<strong>ch</strong>lüftungsfälle<br />

ERL 5 Re<strong>ch</strong>enprogramme zur – Einleitung<br />

Bestimmung der – Übersi<strong>ch</strong>t und Wegleitung<br />

Luftströmungen – Einzelzonenmodelle<br />

in Gebäuden – Multizonenmodelle<br />

– Kopplung zwis<strong>ch</strong>en Einzelzonen- und Multizonenmodellen<br />

ERL 5A Anhang – Beispiele von Bere<strong>ch</strong>nungen mit dem Multizonenprogramm<br />

– Beispiele zur Kopplung zwis<strong>ch</strong>en Einzelzonen- und<br />

Multizonenmodellen<br />

ERL 6 Messmethoden zur – Einleitung<br />

Beurteilung des <strong>Energie</strong>- – Wahl der geeigneten Messmethode<br />

verbrau<strong>ch</strong>s und des – Allgemeine messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfsmittel<br />

Komforts – Messungen zur thermis<strong>ch</strong>en und strömungsbedingten<br />

Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

– Messungen zur Qualifikation eines Raumes<br />

– Messungen zur Qualifikation einer Lüftungsanlage<br />

– Messungen in und an Mehrzonengebäuden<br />

– Literatur/Index<br />

ERL 7 Zeitgemässe Lüftungs- – Thermis<strong>ch</strong>er Komfort<br />

systeme – Aktuelles – Raumluftqualität<br />

Wissen und Leitfaden – Luftströmung in Räumen<br />

für die Projektierung bei – Systemwahl und Anwendungsberei<strong>ch</strong>e<br />

Dienstleistungsgebäuden – Quellüftungen<br />

– Mis<strong>ch</strong>lüftungen<br />

– Kühldecken<br />

Tabelle 1.1<br />

Verzei<strong>ch</strong>nis der ERL–Dokumentationsreihe [1.6]


RAVEL Inhalt und Zweck der Dokumentation<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 1<br />

[1.1] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau<br />

Empfehlung SIA 380/4, Entwurf für die Erprobungsphase<br />

vom Januar bis Dezember<br />

1992<br />

[1.2] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />

[1.3] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />

Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />

[1.4] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />

der Empfehlung SIA V382/2<br />

Dokumentation D 088, Ausgabe 1992<br />

[1.5] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />

[1.6] Verband S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Heizungs- und<br />

Lüftungsfirmen VSHL<br />

Dokumentationsreihe zum Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm<br />

«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen<br />

in Gebäuden»<br />

ERL 1 Gesamtübersi<strong>ch</strong>t<br />

ERL 2 Begriffe der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />

ERL 3 Physik der Raumluftströmung<br />

ERL 4 Raumströmungsatlas<br />

ERL 5 Re<strong>ch</strong>enprogramme zur Bestimmung<br />

der Luftströmungen in Gebäuden<br />

ERL 6 Messmethoden zur Beurteilung des<br />

<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s und des Komforts<br />

ERL 7 Zeitgemässe Lüftungssysteme –<br />

Aktuelles Wissen und Leitfaden für<br />

die Projektierung bei Dienstleistungsgebäuden<br />

In Vorbereitung, Publikation Anfang<br />

1994<br />

[1.7] Ch. Weinmann, Chr. Brunner<br />

Fallstudien<br />

Unterlagen zum RAVEL-Kurs «<strong>Energie</strong><strong>effiziente</strong><br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»<br />

15


RAVEL Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />

2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />

2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz 19<br />

2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen 19<br />

2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> 20<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2 20<br />

17


RAVEL Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />

2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />

2.1 Endenergieverbrau<strong>ch</strong> in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz<br />

In Figur 2.1 ist der Endenergieverbrau<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

<strong>Energie</strong>trägern in der S<strong>ch</strong>weiz für die Jahre von<br />

1910 bis 1990 dargestellt.<br />

Figur 2.1<br />

Endenergieverbrau<strong>ch</strong> 1910 bis 1990 na<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong>trägern<br />

[2.1]<br />

Seit der Mitte unseres Jahrhunderts nimmt der<br />

Endenergieverbrau<strong>ch</strong> stetig zu und hat ledigli<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> die Erdölkrise anfang der Siebzigerjahre<br />

einen kleinen Einbru<strong>ch</strong> erlitten. Die Elektrizität gehört<br />

zu den <strong>Energie</strong>trägern mit einem ungebro<strong>ch</strong>enen<br />

Wa<strong>ch</strong>stum von dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> fast 3% pro<br />

Jahr während der A<strong>ch</strong>tzigerjahre. Au<strong>ch</strong> für die<br />

Neunzigerjahre wird eine weitere, wenn mögli<strong>ch</strong><br />

gedämpfte, Zunahme des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />

erwartet und erst ab der Jahrhundertwende<br />

s<strong>ch</strong>eint eine Stabilisierung mögli<strong>ch</strong>.<br />

2.2 Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> Verbrau<strong>ch</strong>sgruppen<br />

Aufgrund einer groben S<strong>ch</strong>ätzung wurde in [2.2]<br />

eine Verbrau<strong>ch</strong>smatrix für den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

in der S<strong>ch</strong>weiz erstellt. Dana<strong>ch</strong> verursa<strong>ch</strong>t<br />

die Hauste<strong>ch</strong>nik einen Viertel des gesamten elektris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s in der S<strong>ch</strong>weiz, also<br />

rund 12 500 von total etwa 50 000 GWh/a (Figur<br />

2.2).<br />

Der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> der Motoren für Pumpen<br />

und Ventilatoren, Steuerantriebe und Personenlifte<br />

wird auf 8% des Gesamtverbrau<strong>ch</strong>s oder<br />

rund 4000 GWh/a ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />

Figur 2.2<br />

Grobe Aufteilung des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz [2.2]<br />

19


Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> und Sparpotential<br />

2.3 Sparpotential bei <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Beim Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> besteht ohne Zweifel ein bedeutendes<br />

Sparpotential. Messungen des Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s<br />

bestehender <strong>Anlagen</strong> für verglei<strong>ch</strong>bare<br />

Nutzungen zeigen z.B. eine Variation der spezifis<strong>ch</strong>en<br />

Kennwerte für den Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

der Lüftförderung in der Grössenordnung von 1:5<br />

und für den gesamten Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong> in der<br />

Grössenordnung von 1:8 [2.3].<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigsten Massnahmen zur Reduktion des<br />

Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong>s von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> sind:<br />

– Bauli<strong>ch</strong>e, betriebli<strong>ch</strong>e und organisatoris<strong>ch</strong>e Voraussetzungen<br />

s<strong>ch</strong>affen zur Ermögli<strong>ch</strong>ung eines<br />

geringen <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s der Anlage.<br />

– Grundsätzli<strong>ch</strong>e Überprüfung der Notwendigkeit<br />

der vorgesehenen Anwendung.<br />

– Dimensionierungskriterien bedarfsgere<strong>ch</strong>t festlegen.<br />

Verzi<strong>ch</strong>t auf unnötige Funktionen, überdimensionierte<br />

<strong>Anlagen</strong> und Komponenten.<br />

– Komponenten mit guten Wirkungsgraden im<br />

ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />

– <strong>Anlagen</strong> für einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />

konzipieren und so betreiben. Bereits mit einer<br />

einfa<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>altuhr sind wesentli<strong>ch</strong>e Einsparungen<br />

mögli<strong>ch</strong>.<br />

– Messung der relevanten Betriebsparameter und<br />

<strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e ermögli<strong>ch</strong>en und im Betrieb<br />

regelmässig vornehmen. Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung.<br />

20<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 2<br />

[2.1] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL-Handbu<strong>ch</strong><br />

Strom rationell nutzen<br />

ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />

[2.2] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

Impulsprogramm RAVEL<br />

Konzept 89<br />

RAVEL<br />

[2.3] Ch. Weinmann, Chr. Brunner<br />

Fallstudien<br />

Unterlagen zum RAVEL-Kurs «<strong>Energie</strong>-<strong>effiziente</strong><br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong>»


RAVEL Grundlagen<br />

3 Grundlagen<br />

3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit 23<br />

3.1.1 Allgemeines 23<br />

3.1.2 Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> 23<br />

3.1.3 Thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit 24<br />

3.1.4 Raumluftqualität 26<br />

3.1.5 Akustis<strong>ch</strong>e Anforderungen 28<br />

3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung 29<br />

3.2.1 Allgemeines 29<br />

3.2.2 Bere<strong>ch</strong>nungsgang 31<br />

3.2.3 Luftvolumenstrom zur Wärmeabfuhr 31<br />

3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er Luftvolumenstrom 32<br />

3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung 34<br />

3.4.1 Anforderungen gemäss SIA V382/3 34<br />

3.4.2 Spezifis<strong>ch</strong>er Leistungsbedarf 34<br />

3.4.3 Spezifis<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf 35<br />

3.4.4 Massnahmen zur Reduktion der Druckverluste 37<br />

3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» 39<br />

3.5.1 Zielsetzung 39<br />

3.5.2 Stand der Einführung 39<br />

3.5.3 Grundideen 39<br />

3.5.4 <strong>Energie</strong>budget Li<strong>ch</strong>t, Kraft, Prozesse 39<br />

3.5.5 Systemanforderung 41<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3 42<br />

21


RAVEL Grundlagen<br />

3 Grundlagen<br />

3.1 Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

Grundsätze<br />

– Die Anforderungen an die Behagli<strong>ch</strong>keit und die<br />

Definition des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s sind re<strong>ch</strong>tzeitig<br />

und vollständig mit dem Bauherrn zu vereinbaren.<br />

Im allgemeinen ist von den Festlegungen<br />

in SIA V382/1 auszugehen.<br />

– Erhöhte Anforderungen verursa<strong>ch</strong>en meist einen<br />

höheren <strong>Energie</strong>aufwand und sind nur in<br />

begründeten Ausnahmefällen zu wählen.<br />

3.1.1 Allgemeines<br />

Eine <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage bestimmt massgebli<strong>ch</strong><br />

– die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit,<br />

– die Raumluftqualität,<br />

– den S<strong>ch</strong>allpegel.<br />

Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von<br />

Personen in einem Raum hängen aber au<strong>ch</strong> ab von<br />

weiteren Einflussgrössen, wie<br />

– Art der Tätigkeit,<br />

– Gestaltung des Arbeitsplatzes,<br />

– Raumgrösse, Möblierung,<br />

– Beleu<strong>ch</strong>tung und Farbgebung,<br />

– Si<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> aussen,<br />

– Arbeitsklima,<br />

– persönli<strong>ch</strong>es Wohlbefinden.<br />

In den Abs<strong>ch</strong>nitten 3.1.3 bis 3.1.5 werden die Anforderungen<br />

formuliert, wel<strong>ch</strong>e aus heutiger Si<strong>ch</strong>t<br />

im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.2 im<br />

allgemeinen eingehalten werden sollen. Diese<br />

Angaben beruhen auf der Empfehlung SIA V382/1<br />

[3.8].<br />

Bei ergonomis<strong>ch</strong> ungünstig konzipierten Arbeitsplätzen<br />

(z.B. fixierte Arbeitshaltung) können au<strong>ch</strong><br />

bei Einhaltung der na<strong>ch</strong>folgend genannten Anforderungen<br />

Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen des Komfortempfindens<br />

eintreten. In diesen Fällen ist eine<br />

Änderung der Arbeitsplätze und -abläufe anzustreben<br />

und nur in Ausnahmefällen sollen erhöhte<br />

Komfortanforderungen gestellt werden.<br />

Die Anforderungen an die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

sind in Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.3, analog der SIA V382/1,<br />

unter Anwendung einiger Vereinfa<strong>ch</strong>ungen für ei-<br />

nen PPD-Index von 10 % bestimmt worden. Für<br />

detailliertere Abklärungen kann auf die ISO 7730<br />

[3.2] zurückgegriffen werden.<br />

3.1.2 Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />

Die na<strong>ch</strong>folgend genannten Behagli<strong>ch</strong>keitsbedingungen<br />

müssen ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum, sondern<br />

nur im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> eingehalten werden.<br />

Entspre<strong>ch</strong>end sind die Abnahmemessungen innerhalb<br />

des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Die Definition des Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>s ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> der Nutzung des Raums und ist von Fall zu<br />

Fall festzulegen.<br />

Im allgemeinen kann der Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> wie<br />

folgt definiert werden (verglei<strong>ch</strong>e Figur 3.1):<br />

– 1.00 m Abstand von Fenstern<br />

– 0.50 m Abstand von allen Innenwänden und von<br />

fensterlosen Aussenwänden<br />

– 0.10 m Abstand vom Boden (Untergrenze)<br />

– 1.30 m Abstand vom Boden bei vorwiegend<br />

sitzender Tätigkeit<br />

– 1.80 m Abstand vom Boden bei vorwiegend<br />

stehender Tätigkeit.<br />

Figur 3.1<br />

Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> [3.8]<br />

Folgende Raumberei<strong>ch</strong>e gehören ohne besondere<br />

Abma<strong>ch</strong>ungen ni<strong>ch</strong>t zum Aufenthaltsberei<strong>ch</strong>:<br />

– Dur<strong>ch</strong>gangszonen<br />

– Berei<strong>ch</strong>e in der Nähe häufig benutzter oder offenstehender<br />

Türen<br />

– Nahberei<strong>ch</strong> von Luftauslässen (z.B. bei Bodenauslässen)<br />

– Berei<strong>ch</strong>e in der Nähe von Geräten mit grosser<br />

Wärmeabgabe oder Luftumwälzung (z.B. Kopiergerät)<br />

23


Grundlagen<br />

3.1.3 Thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

Die thermis<strong>ch</strong>e Behagli<strong>ch</strong>keit eines Mens<strong>ch</strong>en in<br />

einem Raum hängt ab von<br />

a) den Einflüssen des Raums selber:<br />

– der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur (Strahlungstemperatur)<br />

der umgebenden Flä<strong>ch</strong>en<br />

– den örtli<strong>ch</strong>en Wärmestrahlungen<br />

b) den Einflüssen des Mens<strong>ch</strong>en:<br />

– seiner Tätigkeit, d.h. der Wärmeabgabe des<br />

Körpers (met-Wert)<br />

– seiner Bekleidung, d.h. deren Wärmedämmwert<br />

(clo-Wert)<br />

c) den Einflüssen der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage:<br />

– der Raumlufttemperatur<br />

– der Luftbewegung (Ges<strong>ch</strong>windigkeit, Ri<strong>ch</strong>tung,<br />

Turbulenz)<br />

– der relativen Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeit.<br />

Die Grundsätze der thermis<strong>ch</strong>en Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

sind in der Norm SIA 180 «Wärmes<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />

festgelegt [3.4]. Für Räume mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> gelten zusätzli<strong>ch</strong> die na<strong>ch</strong>folgenden<br />

Festlegungen, wel<strong>ch</strong>e der Empfehlung<br />

SIA V382/1 entnommen sind.<br />

Für Bürotätigkeit wird im allgemeinen mit einem<br />

met-Wert von 1.2 gere<strong>ch</strong>net und für die Bekleidung<br />

wird bei Winterbetrieb ein clo-Wert von 1.0, bei<br />

Sommerbetrieb ein clo-Wert von 0.5 eingesetzt.<br />

Als Winterbetrieb gelten alle Zustände mit Wärmeerzeugung<br />

für die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage<br />

oder die statis<strong>ch</strong>e Heizung, sofern diese ni<strong>ch</strong>t nur<br />

der Errei<strong>ch</strong>ung eines angenehmen Fensterkomforts<br />

dient. Situationen mit alleiniger Wärmezufuhr<br />

dur<strong>ch</strong> die Nutzung von Abwärme oder dur<strong>ch</strong><br />

den Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen<br />

gelten ni<strong>ch</strong>t als Winterbetrieb.<br />

Als Sommerbetrieb gelten alle Zustände ohne<br />

primäre Wärmezufuhr dur<strong>ch</strong> die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

Anlage mit und ohne Kühlung. Bei grossen<br />

internen Lasten ergibt si<strong>ch</strong> damit au<strong>ch</strong> im Winter<br />

ein Sommerbetrieb.<br />

3.1.3.1 Raumlufttemperatur ti und Raumtemperatur<br />

tR<br />

Die Wärmeabgabe des Körpers dur<strong>ch</strong> Strahlung<br />

wird von der Temperatur der Umgebungsflä<strong>ch</strong>en<br />

24<br />

RAVEL<br />

und die Wärmeabgabe dur<strong>ch</strong> Konvektion von der<br />

Lufttemperatur und Luftges<strong>ch</strong>windigkeit bestimmt.<br />

Als Kenngrösse zur Beurteilung des Strahlungskomforts<br />

des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Körpers unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der oben genannten Einflüsse dient die<br />

Raumtemperatur tR gemäss SIA 180 [3.4] (na<strong>ch</strong> ISO<br />

7730 als «operative temperature» bezei<strong>ch</strong>net). Die<br />

Raumtemperatur tR in einem Raum entspri<strong>ch</strong>t<br />

ni<strong>ch</strong>t der Raumlufttemperatur ti und die Unters<strong>ch</strong>iede<br />

zwis<strong>ch</strong>en tR und ti sind räumli<strong>ch</strong> und zeitli<strong>ch</strong><br />

vers<strong>ch</strong>ieden.<br />

Da die Dimensionierung und Regelung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> aufgrund der Raumlufttemperatur<br />

ti erfolgt, gilt ti als primäres Komfortkriterium<br />

und wird au<strong>ch</strong> bei der Abnahme überprüft.<br />

Zusätzli<strong>ch</strong> muss die Einhaltung des Strahlungskomforts<br />

anhand der Raumtemperatur tR<br />

resp. der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur toi geprüft<br />

werden.<br />

Planungswerte für die Raumlufttemperatur<br />

ti<br />

Bei gut wärmegedämmten Bauten und bei geeignetem<br />

Sonnens<strong>ch</strong>utz gelten für normale Büroaktivität<br />

(met-Wert = 1.2) und angepasste Kleidung<br />

bei Winterbetrieb (clo-Wert = 1.0) und Sommerbetrieb<br />

(clo-Wert = 0.5) die Raumlufttemperaturen<br />

gemäss Tabelle 3.1 als Planungswerte. Alle<br />

diese Werte berücksi<strong>ch</strong>tigen das Wärmeempfinden<br />

des ganzen Körpers.<br />

Bei speziellen Nutzungen mit anderen clo- und<br />

met-Werten können die Planungswerte für die<br />

Raumlufttemperatur anhand der ISO 7730 bestimmt<br />

werden, wobei die Planungswerte analog<br />

Tabelle 3.1 festzulegen sind.<br />

Winterbetrieb Sommerbetrieb<br />

clo = 1.0 clo = 0.5<br />

Planungswert = 20 °C Planungswert = 26 °C<br />

Betriebsberei<strong>ch</strong> = 19–24°C Betriebsberei<strong>ch</strong> =22–28 °C*<br />

* Während Hitzetagen (ta max > 30 °C) darf die Raumlufttemperatur<br />

während der Nutzungszeit auf über<br />

28 °C ansteigen. Für diese Ausnahmesituationen<br />

bestehen keine Garantieansprü<strong>ch</strong>e.<br />

Tabelle 3.1<br />

Planungswerte und Betriebsberei<strong>ch</strong>e der Raumlufttemperatur<br />

ti bei Büroaktivität (met= 1.2) [3.8]


RAVEL Grundlagen<br />

Die Planungswerte sind bei den Dimensionierungsbedingungen<br />

gemäss Empfehlung SIA<br />

V382/2 einzuhalten.<br />

Kontrolle des Strahlungskomforts<br />

Im Winter ist auf die Vermeidung eines Kaltluftabfalls<br />

bei Fenstern zu a<strong>ch</strong>ten und es sind die Anforderungen<br />

der Empfehlung SIA 384/2 einzuhalten<br />

[3.12].<br />

Zur Errei<strong>ch</strong>ung der gewüns<strong>ch</strong>ten thermis<strong>ch</strong>en Behagli<strong>ch</strong>keit<br />

beim Sommerbetrieb müssen die Temperaturunters<strong>ch</strong>iede<br />

zwis<strong>ch</strong>en der mittleren Temperatur<br />

der Umgebungsflä<strong>ch</strong>en und der Luft kleiner<br />

als 4 K sein und die Raumtemperatur tR soll<br />

zwis<strong>ch</strong>en 22 und 28 °C liegen. Zusätzli<strong>ch</strong> dürfen die<br />

Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten die in Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.1.3.2 genannten Grenzwerte ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten.<br />

In diesen Fällen stellt die Raumtemperatur den<br />

Mittelwert zwis<strong>ch</strong>en der Lufttemperatur und dem<br />

Flä<strong>ch</strong>enmittel der inneren Oberfä<strong>ch</strong>entemperatur<br />

aller Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en dar (siehe au<strong>ch</strong><br />

Norm SIA 180 [3.4]).<br />

tR = t i + t oi<br />

2<br />

tR<br />

ti<br />

toi<br />

Raumtemperatur<br />

Raumlufttemperatur<br />

Flä<strong>ch</strong>enmittel der inneren Oberflä<strong>ch</strong>entemperaturen<br />

aller Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en<br />

In Figur 3.2 ist der zulässige Berei<strong>ch</strong> der mittleren<br />

Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur toi bei Sommerbetrieb je<br />

na<strong>ch</strong> der Raumlufttemperatur ti dargestellt. Darin<br />

eingetragen ist au<strong>ch</strong> die resultierende Raumtemperatur<br />

tR.<br />

Figur 3.2<br />

Zulässige Berei<strong>ch</strong>e der mittleren Oberflä<strong>ch</strong>entemperatur<br />

toi bei Sommerbetrieb je na<strong>ch</strong> Raumlufttemperatur<br />

ti [3.8]<br />

3.1.3.2 Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

Die einem Raum dur<strong>ch</strong> Luftstrahlen zugeführte<br />

Zuluft induziert darin turbulente Luftbewegungen<br />

mit zeitli<strong>ch</strong> variierender Ges<strong>ch</strong>windigkeit. Die Turbulenz<br />

der Raumströmumg wird dur<strong>ch</strong> den Turbulenzgrad<br />

Tu <strong>ch</strong>arakterisiert.<br />

Tu = w 84% – w 50%<br />

w 50%<br />

Tu Turbulenzgrad [–]<br />

w 84% 84%-Wert der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit (wird<br />

während 84% der Zeit ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ritten)<br />

w 50% 50%-Wert der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit (wird<br />

während 50% der Zeit ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>ritten)<br />

25


Grundlagen<br />

Bei turbulenzarmer Strömung (z.B. Reinräume)<br />

sind höhere Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten, bei sehr turbulenter<br />

Strömung geringere Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

zulässig. Generell sind bei höheren Raumlufttemperaturen<br />

höhere Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

zulässig als bei tieferen Temperaturen. Diese<br />

Zusammenhänge sind in Figur 3.3 dargestellt.<br />

Das verwendete Modell wurde von CEN/TC 156/<br />

WG 6 erarbeitet und gilt für Personen, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />

insgesamt thermis<strong>ch</strong> neutral fühlen.<br />

Figur 3.3<br />

Zulässige Raumluftges<strong>ch</strong>windigkeiten je na<strong>ch</strong><br />

Raumlufttemperatur und Turbulenzgrad [3.8]<br />

In Räumen mit konventionellen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> liegt der Turbulenzgrad zwis<strong>ch</strong>en<br />

etwa 0.3 und 0.6. Für diese Fälle gelten die Grenzwerte<br />

der Tabelle 3.2.<br />

Bei den oben genannten zulässigen Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

handelt es si<strong>ch</strong> um strenge Anforderungen,<br />

wel<strong>ch</strong>e nur mit einem entspre<strong>ch</strong>enden Aufwand<br />

errei<strong>ch</strong>t werden können. Sie sind die Voraussetzung,<br />

dass bei den Raumlufttemperaturen<br />

26<br />

Winterbetrieb Sommerbetrieb<br />

clo = 1.0 clo = 0.5<br />

ti = 19–24 °C ti = 22–28 °C<br />

0.12 m/s 0.15 m/s<br />

Tabelle 3.2<br />

Zulässige 50%-Zeitwerte der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

bei Büroaktivität (met = 1.2) [3.8]<br />

RAVEL<br />

na<strong>ch</strong> Tabelle 3.1 angenehme Komfortbedingungen<br />

herrs<strong>ch</strong>en.<br />

Bei kritis<strong>ch</strong>en Räumen (z.B. mit grossen Fensterflä<strong>ch</strong>en<br />

oder komplizierter Geometrie) empfiehlt es<br />

si<strong>ch</strong>, das vorgesehene Luftauslass-System in einem<br />

Laborversu<strong>ch</strong> auszutesten.<br />

3.1.3.3 Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />

Im Temperaturberei<strong>ch</strong> von 19–28°C ist der Verdunstungsanteil<br />

in der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wärmehaushalt-<br />

Regulierung gering. Der Behagli<strong>ch</strong>keitsberei<strong>ch</strong> erstreckt<br />

si<strong>ch</strong> daher für die relative Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />

von ϕi = 30% r.F. (im Winterbetrieb bei ti = 19–24 °C)<br />

bis 65% r.F. (im Sommerbetrieb bei ti = 22–28 °C).<br />

Gelegentli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>reitungen an wenigen<br />

Tagen pro Jahr bis 20% r.F. und gelegentli<strong>ch</strong>e<br />

Übers<strong>ch</strong>reitungen bis 75% r.F. sind physiologis<strong>ch</strong><br />

zulässig.<br />

Ohne besondere Anforderungen an das Raumklima<br />

ist eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Luft im allgemeinen<br />

ni<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong> (Empfehlung SIA V382/3 [3.11]).<br />

Die Erfahrung zeigt, dass Klagen wegen zu trockener<br />

Luft in Räumen ohne Befeu<strong>ch</strong>tung häufig auf<br />

zu hohe Aussenluftraten, zu hohe Raumlufttemperaturen,<br />

einen zu hohen Staubgehalt der Luft<br />

oder auf andere Luftfremdstoffe, z.B. Formaldehyd,<br />

zurückzuführen sind. Diese Luftverunreinigungen<br />

sind dur<strong>ch</strong> Massnahmen an den entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Quellen zu bekämpfen.<br />

Sofern eine Befeu<strong>ch</strong>tung erforderli<strong>ch</strong> ist, kann der<br />

begrenzte Einsatz örtli<strong>ch</strong>er Befeu<strong>ch</strong>tungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />

zweckmässiger sein als eine generelle Befeu<strong>ch</strong>tung<br />

dur<strong>ch</strong> die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage.<br />

Eine Luftkühlung kann eine Luftentfeu<strong>ch</strong>tung zur<br />

Folge haben. Eine weitergehende Entfeu<strong>ch</strong>tung<br />

oder eine Wiederbefeu<strong>ch</strong>tung ist nur gere<strong>ch</strong>tfertigt<br />

in Räumen mit besonderen Anforderungen.<br />

3.1.4 Raumluftqualität<br />

Die Raumluft muss so bes<strong>ch</strong>affen sein, dass<br />

– keine gesundheitli<strong>ch</strong>en Störungen,<br />

– keine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Wohlbefindens,<br />

– keine S<strong>ch</strong>äden im Raum<br />

entstehen. Glei<strong>ch</strong>zeitig soll der <strong>Energie</strong>bedarf der<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage mögli<strong>ch</strong>st gering<br />

sein.<br />

Die zweite Forderung verlangt, dass vermeidbare<br />

Emissionen dur<strong>ch</strong> Massnahmen an der Quelle so


RAVEL Grundlagen<br />

weit reduziert werden, dass die ohnehin benötigten<br />

Aussenluftraten zur Verdünnung genügen.<br />

Dies gilt insbesondere für Emissionen von Inneneinri<strong>ch</strong>tungen,<br />

Baumaterialien und Reinigungsarbeiten,<br />

sowie das Eindringen von Radon in bewohnte<br />

Räume. Bei verbleibenden markanten Einzelquellen<br />

ist eine bauli<strong>ch</strong>e Unterteilung oder eine<br />

lokale Absaugung anzustreben, damit die Emissionen<br />

ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum spürbar sind.<br />

Im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong> gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.2 gelten<br />

die na<strong>ch</strong>folgend zusammengestellten Anforderungen<br />

an die Raumluftqualität.<br />

Massgebend für die erforderli<strong>ch</strong>e Aussenluftzufuhr<br />

sind in Räumen, in denen ni<strong>ch</strong>t gerau<strong>ch</strong>t wird,<br />

die dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong> an die Raumluft abgegebenen<br />

Körpergerü<strong>ch</strong>e und, je na<strong>ch</strong> Region und Aussentemperatur,<br />

die Feu<strong>ch</strong>tigkeit. Als Indikator für<br />

die Körpergerü<strong>ch</strong>e kann der dur<strong>ch</strong> Stoffwe<strong>ch</strong>selprozesse<br />

verursa<strong>ch</strong>te Kohlendioxid-Gehalt herangezogen<br />

werden.<br />

Zur sensoris<strong>ch</strong>en Beurteilung der Luftqualität<br />

kann au<strong>ch</strong> das Dezipol verwendet werden, als<br />

Masseinheit für die Emissionsraten von Raumluftverunreinigungen<br />

das Olf. Zwis<strong>ch</strong>en den Dezipol-<br />

Werten und der Akzeptabilität der Luftqualität besteht<br />

wie zwis<strong>ch</strong>en den Lüftungsraten und der<br />

Akzeptabilität eine Beziehung. Den Dezipol-Werten<br />

kann somit die für die erwüns<strong>ch</strong>te Luftqualität<br />

erforderli<strong>ch</strong>e Aussenluftmenge zugeordnet werden.<br />

Bei den Bewertungen der Luftqualität mittels<br />

Dezipol-Werten ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass nur die wahrnehmbaren<br />

Belastungen der Raumluft erfasst werden<br />

und dass eine Addition von Luftverunreinigungen<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Art problematis<strong>ch</strong> sein<br />

kann.<br />

In Räumen, in denen gerau<strong>ch</strong>t wird, sind höhere<br />

Luftmengen erforderli<strong>ch</strong>. Die Verwendung von Indikatoren<br />

für Tabakrau<strong>ch</strong> wie zum Beispiel Kohlenmonoxid<br />

ist fragli<strong>ch</strong>, da mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Sensoren in der Regel nur eine mittlere Konzentration<br />

im Raum erfasst werden kann und ni<strong>ch</strong>t die<br />

Konzentration im Umfeld der betroffenen Person,<br />

die für die Belästigung dur<strong>ch</strong> Tabakrau<strong>ch</strong> massgebend<br />

ist.<br />

Bei den heute übli<strong>ch</strong>en <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />

sind für die Verdünnung und Abführung der<br />

unvermeidbaren Emissionen wie CO2, Gerü<strong>ch</strong>e,<br />

Feu<strong>ch</strong>tigkeit und evtl. Tabakrau<strong>ch</strong> die Aussenluftraten<br />

gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.4.1 einzuhalten, wobei<br />

au<strong>ch</strong> die Hinweise in 3.1.4.2 zu bea<strong>ch</strong>ten sind. Bei<br />

Systemen mit guter Raumdur<strong>ch</strong>spülung kann die<br />

geforderte Raumluftqualität im Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />

eventuell au<strong>ch</strong> mit kleineren Aussenluftraten<br />

errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

3.1.4.1 Empfohlene Aussenluftraten<br />

Die Aussenluftraten in Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erräumen ri<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den Komfortansprü<strong>ch</strong>en. Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Anlagen</strong> sind im allgemeinen auf die<br />

Einhaltung eines Kohlendioxidgehaltes der Raumluft<br />

von 0.10% (entspre<strong>ch</strong>end einer Differenz von<br />

0.06 bis 0.07% zwis<strong>ch</strong>en Innen- und Aussenluft)<br />

auszulegen, wozu eine Aussenluftrate von 25–<br />

30 m 3 pro Stunde und Person notwendig ist. Aus<br />

hygienis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist au<strong>ch</strong> ein Kohlendioxidgehalt<br />

von 0.15% (entspre<strong>ch</strong>end einer Differenz von 0.11–<br />

0.12%) no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus genügend; dazu sind 12–<br />

15 m 3 pro Stunde und Person erforderli<strong>ch</strong>.<br />

Befragungen haben ergeben, dass in einem Raum<br />

mit einem Kohlendioxidgehalt von 0.15% die Luftqualität<br />

von 85% der Anwesenden als genügend<br />

beurteilt wird.<br />

Je grösser das verfügbare Raumvolumen ist, desto<br />

langsamer steigt bei glei<strong>ch</strong>bleibender Aussenluftzufuhr<br />

der Kohlendioxidgehalt bis zur jeweiligen<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tskonzentration an. Die empfohlenen<br />

Aussenluftmengen zur Einhaltung einer<br />

Kohlendioxidkonzentration von 0.10% bzw. 0.15%<br />

basieren auf einer konventionellen Lüftung und<br />

können dur<strong>ch</strong> eine Optimierung der Luftführung<br />

eventuell reduziert werden.<br />

In Räumen, in denen gerau<strong>ch</strong>t wird, sind zur Vermeidung<br />

von akuten Reizwirkungen etwa 30–<br />

40 m 3 pro Stunde und Person erforderli<strong>ch</strong>, zur<br />

Vermeidung von Belästigungen etwa 60–70 m 3<br />

pro Stunde und Person. In grossen, öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Räumen und grossen Büros mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> soll si<strong>ch</strong> die Aussenluftzufuhr na<strong>ch</strong><br />

der Anzahl der pro Stunde gerau<strong>ch</strong>ten Zigaretten<br />

ri<strong>ch</strong>ten. Wenn jegli<strong>ch</strong>e Belästigung und gesundheitli<strong>ch</strong>e<br />

Gefährdung vermieden werden soll, ist<br />

ein Rau<strong>ch</strong>verbot einzuführen. Wo es mögli<strong>ch</strong> ist,<br />

sollten Rau<strong>ch</strong>ersalons bzw. Rau<strong>ch</strong>erbüros ges<strong>ch</strong>affen<br />

werden.<br />

In kleinen Räumen (bis ca. 100 m 3 ) können au<strong>ch</strong><br />

mittels Luftreiniger die Belastungen dur<strong>ch</strong> Tabakrau<strong>ch</strong><br />

reduziert werden, sofern diese Geräte über<br />

wirksame Filter verfügen und das Raumvolumen<br />

mindestens 2- bis 3mal pro Stunde umwälzen.<br />

27


Grundlagen<br />

Wenn den Grundsätzen der Emissionsverminderung<br />

ni<strong>ch</strong>t genügend Bea<strong>ch</strong>tung ges<strong>ch</strong>enkt wird,<br />

kann die Raumluft in den ersten 2–3 Nutzungsjahren<br />

dur<strong>ch</strong> störende oder sogar giftige organis<strong>ch</strong>e<br />

Substanzen verunreinigt sein, was ein verstärktes<br />

Lüften erfordert.<br />

Bei Einhaltung der oben genannten Aussenluftraten<br />

ist bei Wohn- und Bürobauten, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Anforderungen der Norm SIA 180 erfüllen, au<strong>ch</strong><br />

die Vermeidung von Feu<strong>ch</strong>tes<strong>ch</strong>äden und S<strong>ch</strong>immelpilzen<br />

an Aussenwänden gewährleistet.<br />

Zusammenfassend wird je na<strong>ch</strong> Nutzung die Einhaltung<br />

der Aussenluftraten gemäss Tabelle 3.3<br />

empfohlen.<br />

Rau<strong>ch</strong>en Empfohlene Aussenluftraten pro Person<br />

verboten für 0.15% CO2: v = 12–15 m 3 /h.Person<br />

Tabelle 3.3<br />

Empfohlene Aussenluftraten pro Person [3.8]<br />

Bei s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> oder ni<strong>ch</strong>t besetzten Räumen empfiehlt<br />

si<strong>ch</strong> aus hygienis<strong>ch</strong>en Gründen die Einhaltung<br />

eines Aussenluftwe<strong>ch</strong>sels von mindestens<br />

etwa 0.3 h –1 oder eine ausrei<strong>ch</strong>ende Vorspülung<br />

des Raums vor der Belegung.<br />

28<br />

für 0.10% CO2: v = 25–30 m 3 /h.Person*<br />

gestattet v = 30–70 m 3 /h.Person<br />

* Allgemeine Basis für Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erräume<br />

RAVEL<br />

3.1.4.2 Aussenluftbelastung<br />

Die Raumluft in Wohn- und Büroräumen sollte den<br />

Anforderungen der Luftreinhalte-Verordnung<br />

(LRV) genügen. Als Leitsubstanz zur Beurteilung<br />

der Aussenluftqualität dient das Stickstoffdioxid<br />

NO2, für wel<strong>ch</strong>es im Anhang 7 der LRV folgende<br />

Immissionsgrenzwerte festgelegt sind.<br />

Immissionsgrenzwerte<br />

Statistis<strong>ch</strong>e Definition<br />

30 μg NO2/m 3 Jahresmittelwert<br />

(arithmetis<strong>ch</strong>er Mittelwert)<br />

100 μg NO2/m 3 95% der 1 /2-h-Mittelwerte<br />

eines Jahres < 100 μg NO2/m 3<br />

80 μg NO2/m 3 24-h-Mittelwert, darf hö<strong>ch</strong>stens einmal<br />

pro Jahr übers<strong>ch</strong>ritten werden<br />

Tabelle 3.4<br />

Immissionsgrenzwerte der LRV für die Leitsubstanz<br />

NO2 [3.13]<br />

Die Grenzwerte der LRV gelten für die messbare<br />

Gesamtbelastung, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Quellen und die allgemeine Hintergrundbelastung<br />

verursa<strong>ch</strong>t wird. Angaben über die lokale Immissionssituation<br />

können meist von den kantonalen<br />

Fa<strong>ch</strong>stellen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Sofern im Raum selber keine nennenswerten<br />

Stickoxidemissionen anfallen, errei<strong>ch</strong>en die NO2-<br />

Konzentrationen in Räumen mit natürli<strong>ch</strong>er Lüftung<br />

oder mit <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> ohne<br />

besondere Luftreinigung etwa die Hälfte der NO2-<br />

Konzentrationen der Aussenluft. Da in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Belastungen der Aussenluft mit Konzentrationswerten<br />

über dem doppelten LRV-Grenzwert heute<br />

praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr auftreten, ist die Notwendigkeit<br />

für den Bau einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />

infolge hoher S<strong>ch</strong>adstoffbelastungen der<br />

Aussenluft nur in Ausnahmesituationen, z.B. bei<br />

aussergewöhnli<strong>ch</strong>en Geru<strong>ch</strong>s- oder Staubbelastungen,<br />

gegeben.<br />

3.1.5 Akustis<strong>ch</strong>e Anforderungen<br />

Die Anforderungen an den S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utz an Gebäuden<br />

(inkl. hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong>) mit Räumen,<br />

die eine lärmempfindli<strong>ch</strong>e Nutzung aufweisen,<br />

gegen Aussen- und Innenlärm, ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

der Norm SIA 181 [3.5]. Räume in Wohn- und<br />

Bürobauten sind im allgemeinen der mittleren


RAVEL Grundlagen<br />

Lärmempfindli<strong>ch</strong>keit zuzuordnen und ohne besondere<br />

Vereinbarungen gelten die Mindestanforderungen<br />

der Norm SIA 181.<br />

Die Lärms<strong>ch</strong>utz-Verordnung LSV des Bundes soll<br />

vor s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>em und lästigem Lärm im Freien und<br />

in Gebäuden bei offenem Fenster s<strong>ch</strong>ützen. Eine zu<br />

hohe äussere Lärmbelastung liegt vor, wenn die<br />

Immissionsgrenzwerte der LSV für die massgebende<br />

Empfindli<strong>ch</strong>keitsstufe übers<strong>ch</strong>ritten sind; in<br />

diesem Fall kann der Einbau einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

Anlage zweckmässig sein, um die erforderli<strong>ch</strong>e<br />

Aussenluftzufuhr bei ges<strong>ch</strong>lossenen Fenstern<br />

zu gewährleisten. Für viele Planungsregionen<br />

stehen Lärmkataster zur Verfügung, denen die<br />

interessierenden Werte entnommen werden können.<br />

3.2 Kühllastbere<strong>ch</strong>nung<br />

Grundsätze<br />

– Vorgängig zur Kühllastbere<strong>ch</strong>nung ist na<strong>ch</strong>zuweisen,<br />

dass eine Kühlung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong><br />

ist. Die entspre<strong>ch</strong>enden Regelungen finden<br />

si<strong>ch</strong> in SIA V382/3 und den Vors<strong>ch</strong>riften der<br />

Behörden.<br />

– Die Grundsätze der Kühllastbere<strong>ch</strong>nung sind in<br />

SIA V382/2 bes<strong>ch</strong>rieben. Die Bere<strong>ch</strong>nung kann<br />

na<strong>ch</strong> der Hand- oder EDV-Methode erfolgen.<br />

– Zur Minimierung der Kühllast sind au<strong>ch</strong> die<br />

bauli<strong>ch</strong>en Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten. Dies gilt<br />

insbesondere für einen wirksamen äusseren<br />

Sonnens<strong>ch</strong>utz und eine hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit<br />

der Baukonstruktion.<br />

– Die Bere<strong>ch</strong>nung aller Kühllastkomponenten erfolgt<br />

im 1-h-S<strong>ch</strong>ritt und soll insbesondere die zu<br />

erwartenden tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en internen Lasten in<br />

ihrem Tagesgang berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

– Der gesamte Kühlleistungsbedarf eines Gebäudes<br />

ist das Resultat der Addition der Kühllastprofile<br />

pro Raum und ni<strong>ch</strong>t etwa die Summe der<br />

Maximallasten pro Raum.<br />

3.2.1 Allgemeines<br />

Die Bestimmung des Kühlleistungsbedarfs von<br />

einzelnen Räumen und ganzen Gebäuden ist eine<br />

re<strong>ch</strong>t komplexe Aufgabe, für wel<strong>ch</strong>e heute vers<strong>ch</strong>iedene<br />

dynamis<strong>ch</strong>e Simulationsmodelle zur<br />

Verfügung stehen. Das glei<strong>ch</strong>e gilt au<strong>ch</strong> für die<br />

Beurteilung der si<strong>ch</strong> ohne eine Kühlung ergebenden<br />

Raumlufttemperaturen im Sommer.<br />

Für die praktis<strong>ch</strong>e Anwendung haben si<strong>ch</strong> bei der<br />

EMPA u.a. die Computerprogramme HELIOS und<br />

DOE-2 gut bewährt.<br />

Computerprogramm HELIOS<br />

Das Re<strong>ch</strong>enprogramm HELIOS wurde dur<strong>ch</strong> die<br />

EMPA, Abteilung Bauphysik, entwickelt und wird<br />

heute als PC-Version angeboten. Es handelt si<strong>ch</strong><br />

um ein dynamis<strong>ch</strong>es 1-Zonen-Simulationsmodell<br />

zur Erfassung des thermis<strong>ch</strong>en Verhaltens von<br />

29


Grundlagen<br />

Gebäuden im 1-h-S<strong>ch</strong>ritt unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der kurz- und langwelligen Strahlungsvorgänge.<br />

Das Re<strong>ch</strong>enmodell verwendet die <strong>Energie</strong>bilanzmethode,<br />

die instationären Spei<strong>ch</strong>ervorgänge<br />

werden na<strong>ch</strong> dem Response-Faktoren-Verfahren<br />

gelöst.<br />

Ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt werden u.a. der Feu<strong>ch</strong>tigkeitshaushalt<br />

des Gebäudes, mehrdimensionale Wärmeleitungsvorgänge<br />

(Wärmebrücken), Tagesli<strong>ch</strong>tbere<strong>ch</strong>nungen,<br />

S<strong>ch</strong>attenbere<strong>ch</strong>nungen, Systemeinflüsse.<br />

Das Programm HELIOS ist relativ einfa<strong>ch</strong> und insbesondere<br />

für den weniger geübten Anwender<br />

entspre<strong>ch</strong>end übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> handhabbar. Es ist gut<br />

geeignet zur Bere<strong>ch</strong>nung der Heiz- und Kühllast<br />

einzelner Zonen sowie zur Beurteilung des sommerli<strong>ch</strong>en<br />

Wärmes<strong>ch</strong>utzes, resp. zur Dur<strong>ch</strong>führung<br />

eines Bedarfsna<strong>ch</strong>weises für eine Kühlung.<br />

Computerprogramm DOE-2<br />

Beim DOE-2 handelt es si<strong>ch</strong> um ein Gebäude- und<br />

Hauste<strong>ch</strong>nik-Simulationsprogramm, das die thermis<strong>ch</strong>en<br />

Vorgänge mit einem konstanten Zeits<strong>ch</strong>ritt<br />

von 1 Stunde detailliert na<strong>ch</strong>bilden kann.<br />

Entwickelt wurde es dur<strong>ch</strong> die Simulation Resear<strong>ch</strong><br />

Group am Lawrence Berkeley Laboratory in<br />

Berkeley, CA, USA, in Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Institutionen und mit finanzieller Unterstützung<br />

des US Department of Energy.<br />

Die erste Version des Programms stammt aus dem<br />

Jahre 1978 (DOE-1). Seither wurde das Programm<br />

laufend weiterentwickelt und verbessert. Insbesondere<br />

diverse amerikanis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>versorgungsgesells<strong>ch</strong>aften<br />

unterstützen laufend Programmerweiterungen,<br />

um neuen Anforderungen<br />

begegnen zu können. Die gegenwärtig im Einsatz<br />

stehende Version DOE-2.1D existiert seit 1989.<br />

Seit einigen Jahren wird das Programm, das im<br />

Original unter dem Betriebssystem UNIX entwikkelt<br />

wird, dur<strong>ch</strong> mindestens eine unabhängige<br />

Privatfirma au<strong>ch</strong> für PC angeboten. Dabei ist jedo<strong>ch</strong><br />

nur die mit «Extended DOS» kompilierte<br />

Version «DX» in der Lage, alle Mögli<strong>ch</strong>keiten des<br />

Programms voll auszunützen.<br />

Das Programm steht heute vor allem in den USA<br />

sehr verbreitet im Einsatz, ist aber au<strong>ch</strong> in der<br />

übrigen Welt breit gestreut. In der S<strong>ch</strong>weiz ist das<br />

Programm bei der EMPA Dübendorf seit vielen<br />

30<br />

RAVEL<br />

Jahren im Einsatz im Rahmen von Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten<br />

und Re<strong>ch</strong>enaufträgen. Seit einigen Jahren –<br />

vor allem seit dem Ers<strong>ch</strong>einen der PC-Version – ist<br />

es in zunehmender Anzahl (Anfangs 1992 waren es<br />

ca. 30) bei Ingenieurbüros und <strong>Energie</strong>beratungsfirmen<br />

im Einsatz. Seit dieser Zeit bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong><br />

die EMPA auf die Unterstützung externer Anwender<br />

dur<strong>ch</strong> die Beratung bei Problemfällen und die<br />

Abgabe von s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Wetterdaten, neuer<br />

Programmversionen und Dokumentationen sowie<br />

notwendigen Programmverbesserungen.<br />

Als Folge der sehr vielfältigen Mögli<strong>ch</strong>keiten verlangt<br />

das Programm DOE-2 eine längere Einarbeitungszeit<br />

und einen ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzenden<br />

Aufwand für die Aufbereitung der Inputdaten und<br />

Plausibilitätskontrolle der Resultate. Eine gewisse<br />

Vereinfa<strong>ch</strong>ung kann von der menügeführten Version<br />

DOE-PLUS erwartet werden. Zusätzli<strong>ch</strong> stellt<br />

die EMPA für typis<strong>ch</strong>e Anwendungsfälle Standardinputs<br />

zur Verfügung.<br />

Empfehlung SIA V382/2<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz erfolgt die Ermittlung des Kühlleistungsbedarfs<br />

von einzelnen Räumen und ganzen<br />

Gebäuden na<strong>ch</strong> der Empfehlung SIA V382/2 «Kühlleistungsbedarf<br />

von Gebäuden» [3.9]. Diese bes<strong>ch</strong>reibt<br />

eine Handmethode mittels Kühllasttemperaturdifferenzen<br />

und Kühllastfaktoren, wel<strong>ch</strong>e<br />

von der EMPA für einige typis<strong>ch</strong>e Fälle mit dem<br />

Simulationsprogramm DOE-2 bere<strong>ch</strong>net worden<br />

sind. Glei<strong>ch</strong>zeitig werden die Randbedingungen<br />

festgelegt, wel<strong>ch</strong>e bei der Bere<strong>ch</strong>nung des Kühlleistungsbedarfs<br />

mit dem Programm DOE-2 oder<br />

anderen Simulationsprogrammen anzuwenden<br />

sind. Eine ausführli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>reibung der Randbedingungen<br />

und der dur<strong>ch</strong>geführten Bere<strong>ch</strong>nungen<br />

findet si<strong>ch</strong> in der SIA-Dokumentation<br />

D 088 «Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />

der Empfehlung SIA V382/2» [3.10].


RAVEL Grundlagen<br />

Wetterdaten<br />

Die Kühllastbere<strong>ch</strong>nung na<strong>ch</strong> SIA V382/2 erfolgt<br />

für die Monate Juli (Sommer) und September<br />

(Herbst). Es werden synthetis<strong>ch</strong>e Wetterdaten verwendet<br />

mit den folgenden Randbedingungen:<br />

– Aussenlufttemperatur<br />

Sinusförmiger Tagesgang<br />

Juli: Mittelwert = 22.5 °C<br />

Maximalwert = 30.0 °C<br />

September Mittelwert = 19.0 °C<br />

Maximalwert = 26.0 °C<br />

Die Bere<strong>ch</strong>nung erfolgt für den einges<strong>ch</strong>wungenen<br />

Zustand (5. Tag).<br />

– Strahlung<br />

Strahlung an klaren Tagen für 23. Juli (Sommer)<br />

und 23. September (Herbst). Die Empfehlung<br />

SIA V382/2 enthält diese Daten für die Station<br />

Züri<strong>ch</strong>-Kloten in Tabellenform, zusätzli<strong>ch</strong> steht<br />

das Programm SOLAR 1 zur Verfügung (Bezug<br />

dur<strong>ch</strong> SIA), mit wel<strong>ch</strong>em die Strahlungsdaten<br />

für beliebig orientierte Flä<strong>ch</strong>en und beliebige<br />

Orte in der S<strong>ch</strong>weiz bere<strong>ch</strong>net werden können.<br />

Für erweiterte Fragestellungen können von der<br />

EMPA vers<strong>ch</strong>iedene Klimadatensätze bezogen<br />

werden.<br />

3.2.2 Bere<strong>ch</strong>nungsgang<br />

Der Kühlleistungsbedarf eines Raums setzt si<strong>ch</strong><br />

zusammen aus dem<br />

– im Raum selbst anfallenden Wärmestrom (interne<br />

Lasten) und dem<br />

– von aussen in den Raum eindringenden Wärmestrom<br />

(externe Lasten).<br />

Im Beharrungszustand mit konstanter Raumlufttemperatur<br />

wird der an die Raumluft abgegebene<br />

Wärmestrom dur<strong>ch</strong> die Raumlüftung gerade wieder<br />

abgeführt. Interne und externe Lasten werden<br />

positiv gere<strong>ch</strong>net, wenn sie dem Raum zugeführt<br />

werden.<br />

Der gesamte Kühlleistungsbedarf eines Gebäudes<br />

setzt si<strong>ch</strong> aus einer grossen Zahl einzelner Quellen<br />

zusammen, die sorgfältig zu bere<strong>ch</strong>nen sind. Insbesondere<br />

ist der zeitli<strong>ch</strong>e Anfall der Wärmeströme<br />

und die Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit der aus den einzelnen<br />

Räumen anfallenden Wärmeströme zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Es werden Angaben zu den folgenden Wärmequellen<br />

gema<strong>ch</strong>t:<br />

Interne Lasten (Abs<strong>ch</strong>nitt 6 in SIA V382/2)<br />

Personenwärme QP<br />

Beleu<strong>ch</strong>tungswärme QB<br />

Abwärme von Bürogeräten QG<br />

Transmission dur<strong>ch</strong> Innenflä<strong>ch</strong>en QIF<br />

Sonstige Wärmequellen Qdiv<br />

Externe Lasten (Abs<strong>ch</strong>nitt 7 in SIA V382/2)<br />

Transmission dur<strong>ch</strong> undur<strong>ch</strong>si<strong>ch</strong>tige<br />

Aussenflä<strong>ch</strong>en QAW,D<br />

Transmission dur<strong>ch</strong> Fenster QF<br />

Einstrahlung dur<strong>ch</strong> Fenster QFS<br />

Der dur<strong>ch</strong> die Lüftungs- bzw. Klimaanlage aus dem<br />

Raum bzw. dem ganzen Gebäude abzuführende<br />

sensible Wärmestrom beträgt:<br />

Q = (QP + QB + QG + QIF + Qdiv) +<br />

(QAW + QD + QF + QFS)<br />

3.2.3 Luftvolumenstrom zur Wärmeabfuhr<br />

Zur Abführung des in Abs<strong>ch</strong>nitt 3.2.2 bere<strong>ch</strong>neten<br />

Wärmestroms Q ist der folgende Zuluftvolumenstrom<br />

erforderli<strong>ch</strong>:<br />

VZUL =<br />

VZUL Zuluftvolumenstrom [m3 /h]<br />

Q Sensibler Wärmestrom [W]<br />

ρ Luftdi<strong>ch</strong>te [kg/m3 ]<br />

cp<br />

Spezifis<strong>ch</strong>e Wärmekapazität der Luft<br />

[J/kg.K]<br />

ti Raumlufttemperatur [°C]<br />

tZUL Temperatur der Zuluft beim Luftauslass [°C]<br />

Vereinfa<strong>ch</strong>t können die folgenden Formeln verwendet<br />

werden.<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es<br />

Mittelland:<br />

in 1000 m ü.M.<br />

Q · 3600<br />

ρ · c p (t i – t ZUL)<br />

V ZUL =<br />

V ZUL =<br />

Q<br />

0.32 (ti – tZUL) Q<br />

0.30 (ti – tZUL) 31


Grundlagen<br />

3.3 Erforderli<strong>ch</strong>er<br />

Luftvolumenstrom<br />

Grundsätze<br />

– Den Luftvolumenstrom na<strong>ch</strong> der erforderli<strong>ch</strong>en<br />

Aussenluftrate pro Person bemessen.<br />

– Im Raum anfallende Wärme-, S<strong>ch</strong>adstoff- und<br />

Feu<strong>ch</strong>tequellen reduzieren oder örtli<strong>ch</strong> absaugen.<br />

– Bei grösseren Wärmelasten den Einsatz eines<br />

Wassersystems oder einer örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlung<br />

prüfen.<br />

Folgende Kriterien können den erforderli<strong>ch</strong>en<br />

Luftvolumenstrom bestimmen:<br />

– Aussenluftrate pro Person (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.1.4)<br />

– Wärmeabfuhr mit dem Luftsystem (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.2.3)<br />

– Abfuhr von S<strong>ch</strong>adstoffen und Feu<strong>ch</strong>te<br />

– Raumströmung.<br />

Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist anzustreben, den Aussenluftstrom<br />

aufgrund der erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftrate<br />

pro Person zu bemessen und auf einen<br />

Umluftbetrieb zu verzi<strong>ch</strong>ten, d.h. Zuluftstrom =<br />

Aussenluftstrom. Wenn die anfallende Wärmelast<br />

mit diesem Zuluftstrom ni<strong>ch</strong>t abgeführt werden<br />

kann, ist der Einsatz eines Wassersystems oder<br />

einer örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlung zu prüfen. Eine Erhöhung<br />

des Zuluftvolumenstroms zur Abfuhr von<br />

S<strong>ch</strong>adstoffen und Feu<strong>ch</strong>te oder zur Errei<strong>ch</strong>ung der<br />

gewüns<strong>ch</strong>ten Raumströmung sollte bei Wohnund<br />

Bürobauten im allgemeinen ni<strong>ch</strong>t notwendig<br />

sein.<br />

32<br />

RAVEL<br />

In Figur 3.4 sind die hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>en<br />

Luftvolumenströme, ausgedrückt als stündli<strong>ch</strong>er<br />

Luftwe<strong>ch</strong>sel in einem 2.5 m hohen Raum, dargestellt.<br />

Bei einer mittleren Belegung eines Büroraums mit<br />

10 m 2 Bodenflä<strong>ch</strong>e pro Person führt z.B. eine Aussenluftrate<br />

von 50 m 3 /h pro Person auf einen<br />

2fa<strong>ch</strong>en stündli<strong>ch</strong>en Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel. Bei einer<br />

Temperaturdifferenz von 10 K zwis<strong>ch</strong>en Zu- und<br />

Raumluft kann damit eine dauernde sensible<br />

Wärmelast von etwa 16 W/m 2 abgeführt werden.


RAVEL Grundlagen<br />

Luftwe<strong>ch</strong>sel zur Aussenluftzufuhr<br />

Luftwe<strong>ch</strong>sel zur Wärmeabfuhr<br />

Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist anzustreben, den Aussenluftstrom aufgrund der Aussenluftrate pro Person zu<br />

bemessen und auf einen Umluftbetrieb zu verzi<strong>ch</strong>ten. Wenn die anfallende Wärmelast damit ni<strong>ch</strong>t<br />

abgeführt werden kann, ist der Einsatz eines Wassersystems zu prüfen.<br />

Figur 3.4 Berei<strong>ch</strong>e typis<strong>ch</strong>er Luftwe<strong>ch</strong>sel (li<strong>ch</strong>te Raumhöhe = 2.50 m)<br />

33


Grundlagen<br />

3.4 <strong>Energie</strong>bedarf für die<br />

Luftförderung<br />

Grundsätze<br />

– Die Luftförderung verursa<strong>ch</strong>t einen massgebenden<br />

Anteil am gesamten Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />

– Massnahmen zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

sind:<br />

• Betriebszeiten der Anlage minimieren.<br />

• Reduktion der Luftvolumenströme auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

erforderli<strong>ch</strong>e Mass. Dazu u.a. unnötige<br />

S<strong>ch</strong>adstoff-, Wärme- und Feu<strong>ch</strong>teemissionen<br />

im Raum vermeiden (siehe Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.3).<br />

• Bei we<strong>ch</strong>selnden Anforderungen bedarfsabhängige<br />

Aussenluftzufuhr, z.B. über CO2- oder<br />

Mis<strong>ch</strong>gassensor, vorsehen.<br />

• Druckverluste in der Anlage minimieren dur<strong>ch</strong><br />

kleine Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten in Kanälen und<br />

Apparaten, kurze Wege, strömungsgünstige<br />

Ausbildung des Kanalnetzes und der Komponenten.<br />

• Ventilatoren und Motoren mit hohem Wirkungsgrad<br />

im häufigsten Betriebsberei<strong>ch</strong> einsetzen.<br />

– Die Luftverteilung soll die Vorgaben zur Aufteilung<br />

der Luft auf die anges<strong>ch</strong>lossenen Räume<br />

mögli<strong>ch</strong>st zuverlässig erfüllen. Dies ist besonders<br />

wi<strong>ch</strong>tig bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Festlegung<br />

der Luftmengen.<br />

– Die Druckverluste müssen mögli<strong>ch</strong>st genau vorausbere<strong>ch</strong>net<br />

werden, um auf unnötige Drosselelemente<br />

zu verzi<strong>ch</strong>ten und die Ventilatoren<br />

und Motoren energetis<strong>ch</strong> optimal dimensionieren<br />

zu können.<br />

3.4.1 Anforderungen gemäss SIA V382/3<br />

In der Empfehlung SIA V382/3 [3.11] werden die<br />

folgenden allgemeinen und erhöhten Anforderungen<br />

vorges<strong>ch</strong>lagen, wel<strong>ch</strong>e für den Leistungsbedarf<br />

der Luftförderung relevant sind:<br />

34<br />

Anforderungen gemäss SIA V382/3<br />

RAVEL<br />

Kenngrösse Allgemein Erhöht<br />

(Ziffer 5 4) (Ziffer 5 2 6 2)<br />

Gesamter Druckverlust<br />

(Summe der Zu- und<br />

Abluftanlagen) ≤ 1200 Pa ≤ 900 Pa<br />

Aussenluftrate<br />

pro Person<br />

– Rau<strong>ch</strong>en erlaubt ≤ 70 m 3 /h.P ≤ 50 m 3 /h.P<br />

– Rau<strong>ch</strong>en verboten ≤ 30 m 3 /h.P ≤ 25 m 3 /h.P<br />

Gesamtwirkungsgrad<br />

im Optimalpunkt je<br />

na<strong>ch</strong> Nennluftstrom<br />

> 15 000 m 3 /h > 65% > 70%<br />

10 000 m 3 /h > 60% > 65%<br />

5000 m 3 /h > 55% > 60%<br />

Tabelle 3.5<br />

Anforderungen zur Reduktion des Leistungsbedarfs<br />

für die Luftförderung [3.11]<br />

3.4.2 Spezifis<strong>ch</strong>er Leistungsbedarf<br />

Der auf die Netto-Bodenflä<strong>ch</strong>e bezogene spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Leistungsbedarf für die Luftförderung bere<strong>ch</strong>net<br />

si<strong>ch</strong> zu<br />

v · Δp<br />

PAL =<br />

Belegung · ηges · 3600<br />

PAL Leistungsbedarf pro m2 Bodenflä<strong>ch</strong>e<br />

für die Luftförderung [W/m2 ]<br />

(Summe von Zu- und Abluft)<br />

v Aussenluftrate pro Person<br />

[m3 /h pro Person]<br />

Δp Druckdifferenz [Pa]<br />

(Summe von Zu- und Abluft)<br />

Belegung Personenbelegung [Netto-m 2 /Person]<br />

ηges<br />

Mittlerer Gesamtwirkungsgrad von<br />

Ventilator, Motor und Antrieb [–]<br />

(Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Abluft- und Zuluftventilator)<br />

In Figur 3.5 ist der Leistungsbedarf der Luftförderung<br />

für eine Aussenluftrate von 50 m 3 /h pro<br />

Person (untere Grafik, erhöhte Anforderung gemäss<br />

Tabelle 3.5 wenn Rau<strong>ch</strong>en erlaubt) und von<br />

25 m 3 /h pro Person (obere Grafik, erhöhte Anforderung<br />

wenn Rau<strong>ch</strong>en verboten) dargestellt.


RAVEL Grundlagen<br />

Aussenluftrate = 25 m 3 /h.Person<br />

Aussenluftrate = 50 m 3 /h.Person<br />

Figur 3.5<br />

Leistungsbedarf der Luftförderung (Gesamtwirkungsgrad der Ventilatoren = .65)<br />

35


Grundlagen<br />

3.4.3 Spezifis<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf<br />

Der Leistungsbedarf für die Luftförderung ist in<br />

Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.2 bes<strong>ch</strong>rieben worden. Bei konstantem<br />

Betrieb während der Nutzungszeit ergibt si<strong>ch</strong><br />

damit der na<strong>ch</strong>folgend genannte jährli<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf<br />

für die Luftförderung. Dieser wird in<br />

Anlehnung an die Kennwerte der künftigen Empfehlung<br />

SIA 380/4 (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.5) auf die <strong>Energie</strong>bezugsflä<strong>ch</strong>e<br />

(Bruttobodenflä<strong>ch</strong>e) bezogen.<br />

Q LF =<br />

QLF<br />

36<br />

<strong>Energie</strong>bedarf Luftförderung<br />

[MJ/m 2 .a] (Bezogen auf Brutto-m 2 )<br />

v Aussenluftrate pro Person<br />

[m 3 /h pro Person]<br />

Δp Druckdifferenz [Pa]<br />

(Summe von Zu- und Abluft<br />

inkl. WRG)<br />

z Betriebszeit der Luftförderung [h/a]<br />

Belegung Personenbelegung [Netto-m 2 /Person]<br />

ηges<br />

v · Δp · z<br />

Belegung · η ges · (EBF/NBF) · 10 6<br />

Mittlerer Gesamtwirkungsgrad von<br />

Ventilator, Motor und Antrieb [–]<br />

(Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Abluft- und Zuluftventilator)<br />

EBF/NBF Verhältnis von Brutto- zu Netto-Bodenflä<strong>ch</strong>e<br />

[–] (typis<strong>ch</strong>er Wert = 1.1)<br />

RAVEL<br />

Falls die WRG mit einer Umgehung ausgerüstet<br />

ist, kann die Druckdifferenz während der Betriebszeit<br />

ausserhalb der Heizperiode entspre<strong>ch</strong>end reduziert<br />

eingesetzt werden. Diese Massnahme ist<br />

jedo<strong>ch</strong> nur sinnvoll, wenn dur<strong>ch</strong> eine Drehzahlregulierung<br />

des Ventilators der Luftstrom bei der<br />

reduzierten Druckdifferenz konstant gehalten werden<br />

kann.<br />

Die Betra<strong>ch</strong>tung der obenstehenden Formel zeigt,<br />

dass der <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung<br />

dur<strong>ch</strong> die folgenden Massnahmen klein gehalten<br />

werden kann:<br />

– Minimierung der Betriebszeit.<br />

– Reduktion des Luftvolumenstroms auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

erforderli<strong>ch</strong>e Mass.<br />

– Minimierung der Druckverluste.<br />

– Wahl von Ventilatoren, Motoren und Antrieben<br />

mit hohem Wirkungsgrad im ganzen Betriebsberei<strong>ch</strong>.


RAVEL Grundlagen<br />

3.4.4 Massnahmen zur Reduktion der<br />

Druckverluste<br />

Die Empfehlung SIA V382/3 verlangt, dass der<br />

gesamte Druckverlust (Summe der Zu- und Abluftanlagen)<br />

im allgemeinen ni<strong>ch</strong>t mehr als 1200 Pa,<br />

bei energetis<strong>ch</strong> sehr guten <strong>Anlagen</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr als<br />

900 Pa errei<strong>ch</strong>t (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.1). Dazu sind die<br />

folgenden Hinweise zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />

3.4.4.1 Standortwahl<br />

Zur Vermeidung unnötiger Druckverluste ist auf<br />

kurze Wege zwis<strong>ch</strong>en Aussenluftfassung resp.<br />

Fortluftaustritt und Zentrale sowie zwis<strong>ch</strong>en Zentrale<br />

und Räumen zu a<strong>ch</strong>ten.<br />

Die Aussenluftfassung soll in der Nähe der Lüftungszentrale<br />

liegen und so plaziert werden, dass<br />

die Vorbelastung der Luft mögli<strong>ch</strong>st gering ist.<br />

Dabei sind die folgenden Hinweise zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />

– Ni<strong>ch</strong>t an verkehrsrei<strong>ch</strong>en Fassaden ansaugen.<br />

– Auf die Vermeidung eines Strömungskurzs<strong>ch</strong>lusses<br />

mit der Fortluft oder anderen Abgasoder<br />

Geru<strong>ch</strong>semittenten a<strong>ch</strong>ten.<br />

– Ni<strong>ch</strong>t direkt über dem Boden ansaugen, sondern<br />

untere Einlasskante mindestens 1 m über<br />

Boden.<br />

– Zugang zum Reinigen vorsehen.<br />

Bei grösseren <strong>Anlagen</strong> kann eine Aufteilung in<br />

mehrere Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zweckmässig<br />

sein. Dabei ist au<strong>ch</strong> das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept zu<br />

bea<strong>ch</strong>ten. Je feingliedriger das Kanalnetz gewählt<br />

wird, desto besser ist eine Anpassung auf die<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Brandabs<strong>ch</strong>nitte mögli<strong>ch</strong> und desto<br />

flexibler ist das System bei späteren Änderungen.<br />

3.4.4.2 Filtrierung<br />

Bei Zuluftanlagen für Büro- und Verwaltungsbauten<br />

genügt im Normalfall eine Filterstufe der Klasse<br />

EU 5/6. Vorfilter (z.B. Grobstaubfilter EU 3) erhöhen<br />

den <strong>Anlagen</strong>widerstand und bringen in der<br />

Regel keine Verlängerung der Standzeit der na<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>alteten<br />

Filter. Filter sollten sowieso na<strong>ch</strong> 1 bis<br />

1 1 /2 Jahren gewe<strong>ch</strong>selt werden, um Geru<strong>ch</strong>sprobleme<br />

auszus<strong>ch</strong>liessen.<br />

Wesentli<strong>ch</strong> für eine gute Wirksamkeit der Filter ist<br />

ein di<strong>ch</strong>ter Einbau. Glei<strong>ch</strong>zeitig müssen au<strong>ch</strong> das<br />

Luftaufbereitungsgerät und das Kanalnetz di<strong>ch</strong>t<br />

sein. Dur<strong>ch</strong> Bypass-Luft beim Filter oder zu grosse<br />

Leckverluste beim Gerät kann si<strong>ch</strong> die gewüns<strong>ch</strong>te<br />

Filterstufe bis um zwei Klassen vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern.<br />

Bei der Festlegung des Filterwiderstandes für die<br />

<strong>Anlagen</strong>dimensionierung ist von einem geringeren<br />

Endwiderstand auszugehen als der Filterfabrikant<br />

übli<strong>ch</strong>erweise angibt. Empfehlenswert ist bei<br />

einem Anfangswiderstand von ca. 70 Pa bei einem<br />

Filter EU 5/6 ein Endwiderstand von 150 Pa bzw.<br />

ein Dimensionierungswiderstand von ca. 100 Pa.<br />

3.4.4.3 Luftaufbereitungsgerät<br />

Bei der Anordnung und Gestaltung der Luftaufbereitungsgeräte<br />

ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass unnötige<br />

örtli<strong>ch</strong>e Erhöhungen der Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit,<br />

Strömungswiderstände dur<strong>ch</strong> unnötige Versperrungen<br />

und ungünstige Anströmungen des<br />

Ventilators mit Drall vermieden werden.<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen über die Gesamtkosten von Luftaufbereitungsgeräten<br />

je na<strong>ch</strong> Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

ergeben ein fla<strong>ch</strong>es Minimum im<br />

Berei<strong>ch</strong> von 2 bis 4 m/s (siehe Beispiel Figur 3.6).<br />

Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t wird darum heute für Lüftungsanlagen<br />

in Büro- und Verwaltungsbauten im<br />

allgemeinen eine Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit im<br />

Luftaufbereitungsgerät von 2 m/s (bezogen auf<br />

den Nettoquers<strong>ch</strong>nitt des Monoblocs) empfohlen<br />

und im Kanton Züri<strong>ch</strong> z.B. vorges<strong>ch</strong>rieben [3.3]. In<br />

Spezialfällen mit besonderen Anforderungen, z.B.<br />

aussergewöhnli<strong>ch</strong> langen oder kurzen Betriebszeiten,<br />

kann die optimale Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

von diesem Ri<strong>ch</strong>twert abwei<strong>ch</strong>en, was dur<strong>ch</strong> eine<br />

objektspezifis<strong>ch</strong>e Optimierung zu prüfen ist.<br />

Figur 3.6<br />

Jahreskosten in Abhängigkeit der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

für das Luftaufbereitungsgerät (Fallbeispiel<br />

aus [3.1])<br />

37


Grundlagen<br />

Ansaugs<strong>ch</strong>alldämpfer sollten, sofern sie erforderli<strong>ch</strong><br />

sind, im Luftaufbereitungsgerät angeordnet<br />

werden, da dort die Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten und<br />

somit au<strong>ch</strong> die Druckverluste klein sind.<br />

3.4.4.4 Kanalnetz<br />

Die Druckverluste im Kanalnetz können klein gehalten<br />

werden dur<strong>ch</strong> kurze Wege, niedrige Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

bzw. niedrige R-Werte und kleine<br />

Einzelwiderstände. Wi<strong>ch</strong>tig ist eine zuverlässige<br />

Druckverlustbere<strong>ch</strong>nung au<strong>ch</strong>, um auf unnötige<br />

Drosselelemente zur Errei<strong>ch</strong>ung der gewüns<strong>ch</strong>ten<br />

Luftmengenverteilung verzi<strong>ch</strong>ten zu können.<br />

Ein Beispiel für die Gesamtkosten in einem Kanalnetz<br />

je na<strong>ch</strong> Luftges<strong>ch</strong>windigkeit zeigt Figur 3.7.<br />

Wie bei den Luftaufbereitungsgeräten gilt, dass<br />

die Kurve der Gesamtkosten ein fla<strong>ch</strong>es Minimum<br />

aufweist und dass aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t die<br />

Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten so weit reduziert<br />

werden sollen, bis si<strong>ch</strong> ein massgebender Anstieg<br />

der Gesamtkosten ergibt.<br />

Figur 3.7<br />

Jahreskosten in Abhängigkeit der Luftges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

für das Kanalnetz (Fallbeispiel aus [3.1])<br />

38<br />

RAVEL<br />

Im Kanton Züri<strong>ch</strong> dürfen z.B. aufgrund der Besonderen<br />

Bauverordnung I [3.3], die Luftges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

in Kanälen von Luft- und Klimaanlagen die<br />

folgenden Werte ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten:<br />

bis 1000 m3 /h 3 m/s<br />

bis 2000 m3 /h 4 m/s<br />

bis 4000 m3 /h 5 m/s<br />

bis 10 000 m3 /h 6 m/s<br />

über 10 000 m3 /h 7 m/s<br />

Besondere Bea<strong>ch</strong>tung ist der strömungsgünstigen<br />

Ausbildung der Kanäle und Formstücke zu s<strong>ch</strong>enken.<br />

– Bei glei<strong>ch</strong>er Flä<strong>ch</strong>e, glei<strong>ch</strong>er Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

und Rauhigkeit ergeben si<strong>ch</strong> mit<br />

runden Kanälen die geringsten Druckverluste.<br />

Re<strong>ch</strong>teckige Kanäle werden mit zunehmendem<br />

Verhältnis von Länge zu Breite ungünstiger, Verhältnisse<br />

über 5:1 sind unbedingt zu vermeiden.<br />

– Für Kanäle aus Eternit muss im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />

Kanälen aus verzinktem Ble<strong>ch</strong> mit Korrekturfaktor<br />

für die Rohrrauhigkeit von 1.5, bei innen<br />

isolierten Kanälen von 1.5 bis 2.0 gere<strong>ch</strong>net<br />

werden.<br />

– Re<strong>ch</strong>teckbogen sollten mit Radien und Leitble<strong>ch</strong>en<br />

ausgeführt werden.<br />

– Rohrbogen sollten aus mögli<strong>ch</strong>st vielen Segmenten<br />

bestehen.


RAVEL Grundlagen<br />

3.5 SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />

Grundsätze<br />

– Zur Zeit wird eine Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau» erarbeitet.<br />

– Die SIA 380/4 stellt ein Instrument dar, um vereinfa<strong>ch</strong>t<br />

den gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>bedarf<br />

zu ermitteln und zu beurteilen.<br />

– Um einen Verglei<strong>ch</strong> der Verbrau<strong>ch</strong>skennwerte<br />

zu ermögli<strong>ch</strong>en, werden diese für Infrastrukturfunktionen<br />

(z.B. Aussenluftzufuhr oder Raumkonditionierung)<br />

bei glei<strong>ch</strong>er Nutzung (z.B. Büroräume)<br />

angegeben.<br />

– Für die Beurteilung der Verbrau<strong>ch</strong>skennwerte<br />

werden Grenz- und Bestwerte angegeben. Bei<br />

energetis<strong>ch</strong> guten Bauten und <strong>Anlagen</strong> sollen<br />

die Grenzwerte eingehalten werden. Die Bestwerte<br />

sind na<strong>ch</strong> dem heutigen Wissensstand zu<br />

errei<strong>ch</strong>en, wenn die bestmögli<strong>ch</strong>e Kombination<br />

der besten Komponenten und Systeme realisiert<br />

wird.<br />

3.5.1 Zielsetzung<br />

Die Empfehlung SIA 380/4 «Elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im<br />

Ho<strong>ch</strong>bau» [3.7] hat einen rationellen Einsatz von<br />

elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> für Li<strong>ch</strong>t, Kraft und Prozesse<br />

(LKP) in Ho<strong>ch</strong>bauten zum Ziel. Sie ergänzt die<br />

Empfehlung SIA 380/1 «<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau»<br />

[3.6], wel<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>werpunktmässig die Nutzung der<br />

<strong>Energie</strong> für Wärme behandelt. Die Empfehlung SIA<br />

380/4 stellt ein globales Instrument dar, um vereinfa<strong>ch</strong>t<br />

den gesamten elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>bedarf zu<br />

ermitteln. Sie ersetzt aber ni<strong>ch</strong>t die SIA-Empfehlungen<br />

SIA V382/1–3 oder andere bestehende Normen<br />

und Empfehlungen.<br />

3.5.2 Stand der Einführung<br />

Ein Entwurf der Empfehlung SIA 380/4 war vom<br />

1.1.1992 bis 31.12.1992 in Erprobung. Zur Zeit erfolgt<br />

die Überarbeitung der Empfehlung und des<br />

Bere<strong>ch</strong>nungsverfahrens aufgrund der Ergebnisse<br />

der Erprobungsphase.<br />

3.5.3 Grundideen<br />

Im Gegensatz zum Berei<strong>ch</strong> Wärme wird der Elektrizitätsverbrau<strong>ch</strong><br />

von einer Vielzahl von Verbrau<strong>ch</strong>ern<br />

bestimmt. Die <strong>Energie</strong>kennzahl Elektrizität<br />

von vers<strong>ch</strong>iedenen Gebäuden ist nur dann verglei<strong>ch</strong>bar,<br />

wenn die Verbrau<strong>ch</strong>erstruktur ähnli<strong>ch</strong><br />

ist.<br />

Gut verglei<strong>ch</strong>bar sind Werte der einzelnen Infrastrukturfunktionen<br />

gemäss Figur 3.8 bei glei<strong>ch</strong>er<br />

Nutzung.<br />

Dementspre<strong>ch</strong>end sind als Systemanforderungen<br />

die mittleren Leistungen pro Infrastrukturfunktion<br />

und Betriebseinheit mit Grenz- bzw. Bestwerten zu<br />

verglei<strong>ch</strong>en. Auf Stufe <strong>Energie</strong>kennzahl bestehen<br />

keine Anforderungen. Alle Kennwerte sind auf die<br />

versorgte Bruttobodenflä<strong>ch</strong>e bezogen.<br />

Im folgenden werden das <strong>Energie</strong>budget und die<br />

Systemanforderungen näher erläutert.<br />

3.5.4 <strong>Energie</strong>budget Li<strong>ch</strong>t, Kraft, Prozesse<br />

Im <strong>Energie</strong>budget (Tabelle 3.6) werden die absoluten<br />

<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>swerte aufgeteilt na<strong>ch</strong> Betriebseinheiten<br />

und Infrastrukturfunktionen dargestellt.<br />

Diese Darstellung zeigt grosse Beiträge<br />

des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s einzelner Betriebseinheiten<br />

oder Infrastrukturfunktionen.<br />

Tabelle 3.6<br />

<strong>Energie</strong>budget na<strong>ch</strong> SIA 380/4 [3.7]<br />

39


Grundlagen<br />

3.5.4.1 Infrastrukturfunktion<br />

Die Infrastrukturfunktion deckt mit einem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

System einen Bedarf. Dabei entsteht ein<br />

<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>.<br />

Figur 3.8<br />

Infrastrukturfunktionen und ihre Zuteilung zu SIA 380/1 und 380/4 [3.7]<br />

40<br />

RAVEL<br />

Die Infrastrukturfunktionen (Verbrau<strong>ch</strong>ergruppen)<br />

und ihre Zuteilung zu SIA 380/1 und 380/4 sind in<br />

Figur 3.8 dargestellt.


RAVEL Grundlagen<br />

3.5.4.2 Betriebseinheit<br />

In einer Betriebseinheit sind Gebäudeteile mit verglei<strong>ch</strong>barer<br />

Nutzung zusammengefasst, z.B.<br />

– Büro<br />

– Verkauf<br />

– S<strong>ch</strong>ulräume<br />

– Restaurant<br />

– Kü<strong>ch</strong>e etc.<br />

3.5.4.3 Verwendungszweck<br />

Das <strong>Energie</strong>budget stellt die Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur für die<br />

Projektierung dar, wel<strong>ch</strong>e in mehreren Projektphasen<br />

und bei jeder relevanten Projektänderung<br />

überprüft wird. Mit der Na<strong>ch</strong>führung des <strong>Energie</strong>budgets<br />

können Abwei<strong>ch</strong>ungen erkannt und mit<br />

entspre<strong>ch</strong>enden Massnahmen korrigiert werden.<br />

Im <strong>Energie</strong>budget werden Kontrollwerte festgelegt.<br />

Diese müssen messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> erfassbar sein<br />

und während des Betriebes gemessen werden.<br />

Ziel der Na<strong>ch</strong>kontrolle ist der Verglei<strong>ch</strong> von Objektwerten<br />

gemäss Projekt sowie die Korrektur von<br />

Betriebsfehlern. Das periodis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>führen des<br />

<strong>Energie</strong>budgets soll erlauben, die Einflüsse von<br />

Nutzungsänderungen zu erfassen und einen Verglei<strong>ch</strong><br />

von Projektziel und Objektwert im Betrieb zu<br />

ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Während der Abnahme der Anlage werden in der<br />

Regel ni<strong>ch</strong>t <strong>Energie</strong>verbräu<strong>ch</strong>e gemessen, sondern<br />

Leistungen und einzelne Werte, wie z.B.<br />

Druckverluste und Luftvolumenströme, wel<strong>ch</strong>e<br />

zur Bere<strong>ch</strong>nung des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s verwendet<br />

worden sind.<br />

3.5.5 Systemanforderung<br />

Mit der Systemanforderung wird die maximal zulässige<br />

mittlere Leistung der Betriebseinheit bezogen<br />

auf deren Standardnutzungszeit festgelegt.<br />

Einheit = W/m 2 .<br />

Intensive <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>er (spezifis<strong>ch</strong>e Werte)<br />

sind aus der Zusammenstellung der mittleren Leistungen<br />

in W/m 2 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>. Zur einheitli<strong>ch</strong>en Erfassung<br />

und Darstellung dieser Kenngrössen werden<br />

in der SIA 380/4 Formulare zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

3.5.5.1 Klassen<br />

Als Grundlage für die Festlegung von Systemanforderungen<br />

werden in der SIA 380/4 Klassen festgelegt.<br />

Für die Raumkonditionierung (KO) in Büro-<br />

räumen wird z.B. folgende Klasseneinteilung vorges<strong>ch</strong>lagen:<br />

Raumkonditionierung in Büroräumen<br />

Klasse Freie Wärme<br />

KO 1 0–20 W/m 2<br />

KO 2 20–30 W/m 2<br />

Tabelle 3.7<br />

Klasseneinteilung für freie Wärme in Büroräumen<br />

[3.7]<br />

3.5.5.2 Grenz- und Bestwert<br />

Grenzwert<br />

Wert für energetis<strong>ch</strong> gute Bauten und <strong>Anlagen</strong>,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Anforderungen des Bauherrn erfüllen<br />

sowie wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> erstellt und betrieben werden<br />

können. Der Grenzwert muss bei der Anwendung<br />

der Systemanforderungen eingehalten werden.<br />

Bestwert<br />

Wert, wel<strong>ch</strong>er dur<strong>ch</strong> die bestmögli<strong>ch</strong>e Kombination<br />

der besten, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> ausgereiften Einzelkomponenten,<br />

resp. Systeme errei<strong>ch</strong>t werden kann.<br />

Eine Mehrinvestition im Verglei<strong>ch</strong> zum wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Optimum kann erforderli<strong>ch</strong> sein. Die Ma<strong>ch</strong>barkeit<br />

muss von Fall zu Fall überprüft werden. Der<br />

Begriff Bestwert entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t dem Begriff Zielwert<br />

der SIA 380/1.<br />

Objektwert<br />

Wert, wel<strong>ch</strong>er während der Projektierung bestimmt<br />

oder während des Betriebes gemessen<br />

wird. In der Regel liegt er zwis<strong>ch</strong>en Grenz- und<br />

Bestwert.<br />

3.5.5.3 Verwendungszweck<br />

Die Objektwerte gemäss Projekt werden Verglei<strong>ch</strong>swerten<br />

gegenübergestellt. Als Mindestanforderung<br />

muss der Grenzwert eingehalten werden.<br />

Der Massstab für die energetis<strong>ch</strong>e Qualität<br />

der Planung wird mit der Lage des Projektwertes<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem Grenz- und dem Bestwert sowie mit<br />

der Klasse gegeben.<br />

41


Grundlagen<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 3<br />

[3.1] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL Handbu<strong>ch</strong><br />

Strom rationell nutzen<br />

ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />

[3.2] ISO/IS 7730<br />

Moderate thermal environments – determination<br />

of the PMV und PPD indices and<br />

specifications of the conditions for thermal<br />

comfort.<br />

Zu beziehen bei: S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Normen-<br />

Vereinigung SNV, 8032 Züri<strong>ch</strong><br />

[3.3] Regierungsrat des Kantons Züri<strong>ch</strong><br />

Besondere Bauverordnung I<br />

Ausgabe März 1991<br />

[3.4] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Wärmes<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau<br />

Norm SIA 180, Ausgabe 1988<br />

[3.5] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

S<strong>ch</strong>alls<strong>ch</strong>utz im Ho<strong>ch</strong>bau<br />

Norm SIA 181, Ausgabe 1988<br />

[3.6] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

<strong>Energie</strong> im Ho<strong>ch</strong>bau<br />

Empfehlung SIA 380/1, Ausgabe 1988<br />

[3.7] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Entwurf SIA 380/4, Entwurf für die Erprobungsphase<br />

von Januar 1992 bis Dezember<br />

1992<br />

[3.8] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />

[3.9] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />

Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />

42<br />

RAVEL<br />

[3.10] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Ergänzungen zur Bere<strong>ch</strong>nungsmethodik in<br />

der Empfehlung SIA V382/2<br />

Dokumentation D 088, Ausgabe 1992<br />

[3.11] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />

[3.12] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein<br />

SIA<br />

Wärmeleistungsbedarf von Gebäuden<br />

Empfehlung SIA 384/2, Ausgabe 1982<br />

[3.13] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Bundesrat<br />

Luftreinhalte-Verordnung vom 16. Dezember<br />

1985 mit Änderung vom 20. November<br />

1991


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen 45<br />

4.1.1 Wettbewerbsre<strong>ch</strong>t 45<br />

4.1.2 Konzeptionelle Vorarbeiten 45<br />

4.1.3 Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong> 46<br />

4.1.4 Inbetriebnahme, Abnahme, Na<strong>ch</strong>kontrolle 46<br />

4.2 Systemwahl 47<br />

4.2.1 Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der Fensterlüftung 49<br />

4.2.2 Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen 50<br />

4.2.3 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit Zu- und Abluft 50<br />

4.2.4 Abführen von Wärme und S<strong>ch</strong>adstoffen 50<br />

4.3 Wärmerückgewinnung 52<br />

4.4 Wohnungslüftung 56<br />

4.5 Notwendigkeit einer Kühlung der Raumluft 58<br />

4.6 Notwendigkeit einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft 58<br />

4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung 59<br />

4.8 Betonkernkühlung 60<br />

4.9 Kühldecken 62<br />

4.10 Lufterdregister 63<br />

4.11 Erdsonden 66<br />

4.11.1 Heizung im Winter 66<br />

4.11.2 Kühlung im Sommer 67<br />

4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Steuerung und Regelung 68<br />

4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom (VAV) 69<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4 70<br />

43


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.1 Organisatoris<strong>ch</strong>e Fragen<br />

Grundsätze<br />

– Bei einer gesamtheitli<strong>ch</strong>en Betra<strong>ch</strong>tung der<br />

energetis<strong>ch</strong>en Aspekte ist das Zusammenspiel<br />

von Gebäude und Hauste<strong>ch</strong>nik von ents<strong>ch</strong>eidender<br />

Bedeutung.<br />

– Da viele energierelevante Grundsatzfragen bereits<br />

in einer sehr frühen Planungsphase zu<br />

ents<strong>ch</strong>eiden sind, ist eine mögli<strong>ch</strong>st frühe Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itekt und Hauste<strong>ch</strong>nikplaner<br />

anzustreben.<br />

– In allen Planungsphasen müssen gute und aufwendige<br />

Planungsarbeiten angemessen honoriert<br />

werden. Eine Honorierung allein aufgrund<br />

der Bausumme bietet oft wenig Anreiz für die<br />

Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong>.<br />

– Damit die <strong>Anlagen</strong> wie geplant arbeiten, ist der<br />

Inbetriebnahme, Abnahme und Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />

die notwendige Aufmerksamkeit zu s<strong>ch</strong>enken.<br />

4.1.1 Wettbewerbsre<strong>ch</strong>t<br />

Bei der Dur<strong>ch</strong>führung von Wettbewerben ist anzustreben,<br />

dass die Veranstalter au<strong>ch</strong> die energetis<strong>ch</strong><br />

relevanten Vorgaben bezei<strong>ch</strong>nen und dass bei der<br />

Bewertung der Projekte die Aspekte <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />

und Umweltbelastung gebührend berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Dabei geht es ni<strong>ch</strong>t um die Erstellung<br />

detaillierter Hauste<strong>ch</strong>nikkonzepte sondern<br />

um die Festlegung und Überprüfung der massgebenden<br />

Grundsätze. Gut bewährt hat si<strong>ch</strong> die Beurteilung<br />

der Wettbewerbsprojekte na<strong>ch</strong> den folgenden<br />

Kriterien:<br />

– <strong>Energie</strong>konzept (vorgesehene Te<strong>ch</strong>nologien,<br />

Einsatz erneuerbarer <strong>Energie</strong>quellen, Ma<strong>ch</strong>barkeit,<br />

Komplexität). Gute Tagesli<strong>ch</strong>tkonzepte führen<br />

au<strong>ch</strong> zu günstigen Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

für die <strong>Anlagen</strong>, die für das Raumklima verantwortli<strong>ch</strong><br />

sind. Gute <strong>Energie</strong>konzepte nutzen mit<br />

den <strong>Anlagen</strong> für das Raumklima (Heizung, Lüftung,<br />

evtl. Kühlung) das dynamis<strong>ch</strong>e Spei<strong>ch</strong>erverhalten<br />

des Gebäudes.<br />

– Zonierung na<strong>ch</strong> Raumtypen resp. Nutzungen<br />

(Aufteilung in natürli<strong>ch</strong> und me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> belüf-<br />

tete Zonen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anforderungen).<br />

– Zentralen- und S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tkonzept (horizontale<br />

und vertikale Ers<strong>ch</strong>liessung). Dieses soll mögli<strong>ch</strong>st<br />

kurze Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en Aussenluftfassung,<br />

Zentrale und Räumen ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

– Flexibilität bezügli<strong>ch</strong> Erst- und Na<strong>ch</strong>installationen.<br />

– Investitionen und Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit.<br />

Zur Errei<strong>ch</strong>ung dieser Zielsetzung sollte bei der<br />

Abfassung der Wettbewerbsgrundlagen ein Experte<br />

für <strong>Energie</strong>- und Hauste<strong>ch</strong>nikfragen mitarbeiten<br />

und in der Jury vertreten sein.<br />

4.1.2 Konzeptionelle Vorarbeiten<br />

Vorabklärungen bezügli<strong>ch</strong> Notwendigkeit und Art<br />

einer Lüftungs- oder Klimaanlage sowie übrige<br />

konzeptionelle Vorarbeiten im Berei<strong>ch</strong> Hauste<strong>ch</strong>nik,<br />

insbesondere au<strong>ch</strong> Abklärungen über den Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en Hauste<strong>ch</strong>nik und Gebäude<br />

(Gesamtkonzept), werden au<strong>ch</strong> heute bei vielen<br />

Bauvorhaben gar ni<strong>ch</strong>t oder nur sehr rudimentär<br />

dur<strong>ch</strong>geführt. Ein Grund für diesen Zustand mag<br />

sein, dass heute oft die Honorierung sol<strong>ch</strong>er konzeptioneller<br />

Vorarbeiten ni<strong>ch</strong>t zufriedenstellend<br />

geregelt ist und dass als Folge davon gar kein<br />

Hauste<strong>ch</strong>nikplaner resp. -berater beigezogen wird.<br />

Das Problem der angemessenen Honorierung<br />

konzeptioneller Vorarbeiten kann im Rahmen der<br />

bestehenden Honorarordnung SIA 108 [4.16] gelöst<br />

werden, indem diese Aufwendungen der Phase<br />

0 (Vorstudienphase) zugeordnet und separat<br />

ents<strong>ch</strong>ädigt werden.<br />

Die Bedeutung dieser Vorabklärungen wird heute<br />

von Bauherren, Ar<strong>ch</strong>itekten und au<strong>ch</strong> Hauste<strong>ch</strong>nikplanern<br />

no<strong>ch</strong> häufig zu wenig erkannt. Entspre<strong>ch</strong>end<br />

fehlt die Bereits<strong>ch</strong>aft zum re<strong>ch</strong>tzeitigen Beizug<br />

des Hauste<strong>ch</strong>nikfa<strong>ch</strong>mannes und zur separaten<br />

Ents<strong>ch</strong>ädigung dieser Aufwendungen. Im allgemeinen<br />

ni<strong>ch</strong>t zu befriedigen vermag eine Lösung,<br />

wona<strong>ch</strong> die Arbeiten in der Phase 0 als Vorarbeiten<br />

für die späteren Phasen betra<strong>ch</strong>tet werden<br />

mit entspre<strong>ch</strong>enden Honorarabzügen in den<br />

späteren Phasen. Mit einer sol<strong>ch</strong>en Regelung würden<br />

neutrale und sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Abklärungen in der<br />

Phase 0 stark ers<strong>ch</strong>wert und im Falle des Beizugs<br />

45


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

eines externen Beraters für die Phase 0 würden<br />

si<strong>ch</strong> unnötige Konflikte mit dem Planer für die<br />

späteren Phasen ergeben.<br />

4.1.3 Planung energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong><br />

Eine energiesparend konzipierte und knapp dimensionierte<br />

Anlage verursa<strong>ch</strong>t häufig kleinere<br />

Investitionskosten, ist aber unter Umständen mit<br />

einem höheren Planungsaufwand und au<strong>ch</strong> mit<br />

einem höheren Risiko für den Planer verbunden.<br />

Das Interesse vieler Planer an energiesparend konzipierten<br />

<strong>Anlagen</strong> ist darum eher gering, da sie<br />

mehr Aufwand bei geringerem Honorar befür<strong>ch</strong>ten.<br />

Längerfristig sollte wohl die Honorarordnung unter<br />

Berücksi<strong>ch</strong>tigung dieser Problematik überarbeitet<br />

werden. Eine Lösung innerhalb der bestehenden<br />

Honorarordnung besteht darin, dass einerseits<br />

die Auftraggeber überzeugt werden, dass<br />

einfa<strong>ch</strong>ere oder kleinere <strong>Anlagen</strong> eher einem höheren<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeitsgrad zuzuordnen sind als<br />

grosszügig dimensionierte konventionelle <strong>Anlagen</strong><br />

und anderseits die Planer selbstsi<strong>ch</strong>er genug<br />

werden, au<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>ere <strong>Anlagen</strong> mit einem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

hohen Standard zu planen. Gemeint ist aber<br />

ausdrückli<strong>ch</strong> ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> hoher Planungsstandard<br />

und ni<strong>ch</strong>t in erster Linie ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

hoher Standard der geplanten Anlage. Allenfalls<br />

müssen für besondere Abklärungen Zusatzaufträge<br />

verlangt werden.<br />

4.1.4 Inbetriebnahme, Abnahme, Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />

Die Grundsätze der Abnahme von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> sind in Kapitel 4 der Empfehlung<br />

SIA V382/1 [4.17] festgelegt.<br />

Messungen an bestehenden, au<strong>ch</strong> konventionellen,<br />

<strong>Anlagen</strong> zeigen häufig, dass diese ni<strong>ch</strong>t wie<br />

geplant arbeiten. Aufgrund der wenigen ausführli<strong>ch</strong>en<br />

Messungen muss vermutet werden, dass<br />

Mängel vielfa<strong>ch</strong> unerkannt bleiben, weil gar keine<br />

aussagefähigen Abnahmemessungen dur<strong>ch</strong>geführt<br />

werden.<br />

Die Honorarordnung SIA 108 enthält für den Berei<strong>ch</strong><br />

Lüftung, Klima, Kälte für die Teilleistung 12<br />

«Fa<strong>ch</strong>bauleitung» einen Honoraranteil von 10%<br />

und in der Abs<strong>ch</strong>lussphase inkl. der Teilleistung 15<br />

«Garantiearbeiten» einen Honoraranteil von 10%.<br />

46<br />

RAVEL<br />

Diese Honorare sollten eine zuverlässige Abnahme<br />

und Überwa<strong>ch</strong>ung der Mängelbehebung ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t besteht die Problematik eher<br />

darin, dass si<strong>ch</strong> mit dem Planer und Installateur<br />

zwei direkt beteiligte und aufeinander angewiesene<br />

Parteien gegenseitig kontrollieren sollten.<br />

Zur Verbesserung dieser Situation sind die folgenden<br />

zwei Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />

– Konsequentere Dur<strong>ch</strong>setzung der bekannten<br />

Abnahmeprozeduren, d.h. vollständiges Ausfüllen<br />

des SWKI-Abnahmeprotokolls 88-1 Lüftung<br />

[4.20] und Dur<strong>ch</strong>führung der dazu notwendigen<br />

Messungen und Feststellungen bei den<br />

einzelnen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong>.<br />

– Dur<strong>ch</strong>führung einer Na<strong>ch</strong>kontrolle. Diese kann<br />

dur<strong>ch</strong> den Bauherrn, den Planer oder einen unabhängigen<br />

Dritten erfolgen. Im letztgenannten<br />

Fall wäre es vorteilhaft, wenn dieser, z.B. aus der<br />

Mitarbeit in der Phase 0, die Anlage bereits<br />

kennt. Die Ents<strong>ch</strong>ädigung dieser Aufwendungen<br />

kann z.B. so erfolgen, dass die erste Na<strong>ch</strong>kontrolle<br />

als Zusatzaufwand zu Lasten des Bauherrn<br />

geht. Falls aufgrund von Mängeln Wiederholungen<br />

notwendig sind, gehen diese zu Lasten<br />

des Verursa<strong>ch</strong>ers.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.2 Systemwahl<br />

Grundsätze<br />

– Mit neuen <strong>Energie</strong>gesetzen und den Empfehlungen<br />

SIA V382/1–3 soll errei<strong>ch</strong>t werden, dass in<br />

Zukunft energie<strong>effiziente</strong> <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong> geplant werden und dass die Notwendigkeit<br />

einer Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung der<br />

Raumluft kritis<strong>ch</strong> geprüft wird.<br />

– Änderungen in der Planungsweise ergeben si<strong>ch</strong><br />

vor allem für die bisher eher sorglosen Planer.<br />

Empfehlungen bezügli<strong>ch</strong> hö<strong>ch</strong>ste zulässige<br />

Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten oder Druckverluste<br />

sind für eine Mehrheit der <strong>Anlagen</strong> zweckmässige<br />

Vorgaben (Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.4). In Einzelfällen<br />

sind begründete Abwei<strong>ch</strong>ungen na<strong>ch</strong> oben<br />

oder unten jedo<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>.<br />

– Bei einer Beurteilung des Gesamtenergiebedarfs<br />

ist die höhere Wertigkeit der elektris<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Energie</strong> zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Als allgemeine<br />

Empfehlung gilt, dass der elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf<br />

(z.B. für die Luftförderung) mit einer Wertigkeit<br />

von 3, der thermis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong>bedarf für<br />

Heizen und Kühlen mit einer Wertigkeit von 1 zu<br />

gewi<strong>ch</strong>ten ist.<br />

– Es ist anzustreben, dass der Zuluftstrom der<br />

<strong>Anlagen</strong> dem hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftstrom<br />

entspri<strong>ch</strong>t. Die Mögli<strong>ch</strong>keiten zur<br />

Reduktion der im Raum anfallenden Wärmeund<br />

S<strong>ch</strong>adstoffemissionen sind unbedingt auszus<strong>ch</strong>öpfen<br />

(Quellenbekämpfung). Falls zur Abführung<br />

höherer Wärmelasten ein grösserer Zuluftstrom<br />

erforderli<strong>ch</strong> wäre, ist eine Strahlungskühlung<br />

oder eine örtli<strong>ch</strong>e Umluftkühlung vorzusehen<br />

(Abs<strong>ch</strong>nitt 3.3).<br />

Die Figur 4.1 gibt eine Übersi<strong>ch</strong>t über das allgemeine<br />

Vorgehen bei der Planung gemäss SIA V382/3<br />

[4.19].<br />

Alle drei Lüftungsstrategien – Fensterlüftung, me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />

Abluftanlage, <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> Anlage<br />

mit Zu- und Abluft – sind grundsätzli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>,<br />

wenn Fenster vorhanden sind und wenn die Aussenbelastung<br />

(massgebend ist gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.1.4 der vorliegenden Dokumentation resp. Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3 der SIA V382/3 vor allem die Lärmbelastung)<br />

ein Oeffnen der Fenster erlaubt.<br />

Bei hohen Aussenbelastungen, bei fensterlosen<br />

Räumen oder bei erhöhten Anforderungen an die<br />

Nutzung ist der Bau von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />

oder von me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Abluftanlagen zweckmässig.<br />

Diese Argumente begründen no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

die Notwendigkeit einer Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung<br />

der Raumluft; diese ist na<strong>ch</strong> den Vorgaben<br />

von SIA V382/3 separat zu prüfen (Abs<strong>ch</strong>nitte 4.5<br />

und 4.6).<br />

47


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Figur 4.1<br />

Übersi<strong>ch</strong>t über das Vorgehen bei der Planung gemäss SIA V382/3 [4.19]<br />

(Die Abs<strong>ch</strong>nittsbezei<strong>ch</strong>nungen beziehen si<strong>ch</strong> auf die SIA V382/3)<br />

48<br />

RAVEL


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.2.1 Mögli<strong>ch</strong>keiten und Grenzen der<br />

Fensterlüftung<br />

Bei der Fensterlüftung erfolgt die Lufterneuerung<br />

dur<strong>ch</strong> das Öffnen von Fenstern als Stosslüftung.<br />

Im Winter, wenn die Luft aussen kälter ist als innen,<br />

strömt bei Windstille die kalte Aussenluft dur<strong>ch</strong><br />

den unteren Teil der Öffnung ein und dur<strong>ch</strong> den<br />

oberen Teil strömt die warme Raumluft aus. Dabei<br />

sind im Raum, au<strong>ch</strong> mit Heizkörpern unter den<br />

Fenstern, Zugsers<strong>ch</strong>einungen unvermeidli<strong>ch</strong>, so<br />

dass die Fensterlüftung im Winter nur zur kurzzeitigen,<br />

s<strong>ch</strong>nellen Lufterneuerung und ni<strong>ch</strong>t zur Dauerlüftung<br />

geeignet ist. Kurzes intensives Lüften ist<br />

im Winter aber au<strong>ch</strong> aus energetis<strong>ch</strong>en Gründen<br />

zweckmässig, da damit eine zu starke Abkühlung<br />

der Bauteile vermieden wird.<br />

Im Sommer hängt die Intensität der Fensterlüftung<br />

bei gegebenen Fensteröffnungen im wesentli<strong>ch</strong>en<br />

vom Windanfall ab, zu einem Teil au<strong>ch</strong> von den<br />

dur<strong>ch</strong> die Sonnenstrahlung bewirkten Temperaturunters<strong>ch</strong>ieden<br />

zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Seiten des Gebäudes.<br />

Bei Querlüftung, d.h. bei der glei<strong>ch</strong>zeitigen Öffnung<br />

von Fenstern auf zwei oder mehr Fassadenseiten,<br />

ist die Lufterneuerung besonders gross und<br />

es kann in wenigen Minuten ein vollständiger Luftaustaus<strong>ch</strong><br />

im Raum errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

Die Tabelle 4.1 enthält grobe Ri<strong>ch</strong>twerte der stündli<strong>ch</strong>en<br />

Luftwe<strong>ch</strong>sel, wel<strong>ch</strong>e im Mittel mit der Fensterlüftung<br />

errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

Die günstigste Lüftung erhält man mit S<strong>ch</strong>iebefenstern<br />

oder anderen Lösungen, wel<strong>ch</strong>e eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />

Einstellung der Öffnungsgrösse erlauben.<br />

Allerdings lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei dieser Lüftungsart<br />

(Dauerlüftung) kein kontrollierter Luftaustaus<strong>ch</strong><br />

gewährleisten.<br />

Zustand der Fenster Luftwe<strong>ch</strong>sel<br />

Fenster, Türen ges<strong>ch</strong>lossen * 0–0.5 h -1<br />

Fenster gekippt, kein Rolladen 0.3–1.5 h -1<br />

Fenster halb offen 5–10 h -1<br />

Fenster ganz offen 10–15 h -1<br />

Fenster, gegenüberliegend offen bis 40 h -1<br />

* Fugenlüftung<br />

Tabelle 4.1<br />

Grobe Ri<strong>ch</strong>twerte für Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel bei Fensterlüftung<br />

[4.13]<br />

Vorteile der Fensterlüftung<br />

– Einfa<strong>ch</strong>ste und kostengünstigste Lufterneuerung<br />

– Kein <strong>Energie</strong>bedarf für eine Luftförderung<br />

– Gute Akzeptanz bei den Benutzern<br />

– Im Sommer Na<strong>ch</strong>tlüftung und intensive Lüftung<br />

am Morgen mögli<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong>teile der Fensterlüftung<br />

– Kein kontrollierter Luftaustaus<strong>ch</strong><br />

– Zugsers<strong>ch</strong>einungen im Winter<br />

– Evtl. Konflikte in grösseren Gruppenbüros<br />

– Keine Wärmerückgewinnung<br />

– Keine Luftbehandlung<br />

– Evtl. Belastung dur<strong>ch</strong> Lärm und Abgase<br />

– Evtl. Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme (Na<strong>ch</strong>tlüftung).<br />

Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist bei der Frage, ob anstelle<br />

einer Fensterlüftung eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Lüftung<br />

eingebaut werden soll, die <strong>Energie</strong>einsparung<br />

dur<strong>ch</strong> die Wärmerückgewinnung im Winter dem<br />

<strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung gegenüberzustellen.<br />

Dabei sollte entspre<strong>ch</strong>end den Vorgaben in<br />

Ziffer 5 2 6 der Empfehlung SIA V382/3 zur Definition<br />

energetis<strong>ch</strong> guter <strong>Anlagen</strong>, der elektris<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Energie</strong>bedarf für die Medienförderung (Luft und<br />

Wasser) mit einer Wertigkeit von 3, der thermis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Energie</strong>bedarf für Heizen und allenfalls Kühlen mit<br />

einer Wertigkeit von 1 gewi<strong>ch</strong>tet werden.<br />

Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sind die Grenzen der Fensterlüftung<br />

im allgemeinen errei<strong>ch</strong>t, wenn infolge<br />

di<strong>ch</strong>ter Personenbelegung (weniger als etwa<br />

15 m 2 /Person) oder hoher S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />

(wenn z.B. bei einer spezifis<strong>ch</strong>en Bodenflä<strong>ch</strong>e von<br />

weniger als etwa 30 m 2 /Person gerau<strong>ch</strong>t wird) ein<br />

mittlerer Aussenluftstrom während der Nutzungszeit<br />

von über etwa 1.7 m 3 /h m 2 (entspri<strong>ch</strong>t einem<br />

mittleren Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von ca. 0.7 h –1 bei<br />

49


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

einer li<strong>ch</strong>ten Raumhöhe von 2.50 m) benötigt wird.<br />

Einige Beispielre<strong>ch</strong>nungen zu dieser Fragestellung<br />

finden si<strong>ch</strong> in [4.22].<br />

Bei aussenliegenden Einzelbüros und kleineren<br />

Gruppenbüros stellt häufig die Fensterlüftung die<br />

von den Benutzern am besten akzeptierte Lösung<br />

dar. Müssen si<strong>ch</strong> allerdings zu viele Personen über<br />

das Öffnen der Fenster einigen, kann dies zu Konflikten<br />

führen.<br />

4.2.2 Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen<br />

Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen sind mit Ventilatoren<br />

betriebene Zwangsentlüftungen (me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />

Entlüftungen). Die Luft wird mit einem Ventilator<br />

aus dem Raum ins Freie geblasen, während glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

als Folge des erzeugten Unterdrucks dur<strong>ch</strong><br />

zufällige oder bewusst angeordnete Öffnungen<br />

aus den bena<strong>ch</strong>barten Räumen oder aus dem Freien<br />

Luft na<strong>ch</strong>strömt. Wird dafür gesorgt, dass die<br />

Luft auf geeigneten Wegen na<strong>ch</strong>strömen kann, so<br />

sind me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen das einfa<strong>ch</strong>ste<br />

Mittel zur Luftverbesserung.<br />

Für diese Lüftungsanlagen ohne Luftbehandlung<br />

und ohne me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Aussenluftzufuhr gelten<br />

gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 4 der SIA V382/3 [4.19] die folgenden<br />

Grundsätze:<br />

– Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Abluftanlagen sollen so ausgelegt<br />

werden, dass für die anges<strong>ch</strong>lossenen Räume<br />

der Abluftstrom benutzungsabhängig gesteuert<br />

werden kann.<br />

– Bei der Dimensionierung zentraler Ventilatoren<br />

soll die Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit der Benützung berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Zur Anpassung des Betriebes<br />

an den jeweiligen Bedarf ist die Wahl mehrstufig<br />

oder stufenlos regulierbarer Antriebe zweckmässig.<br />

– Bei Abluftströmen über etwa 2500 m 3 /h aus beheizten<br />

Räumen ist eine kontrollierte Zuführung<br />

der Ersatzluft mit Wärmerückgewinnung anzustreben.<br />

– Es dürfen keine bauli<strong>ch</strong>en Brandabs<strong>ch</strong>nitte unges<strong>ch</strong>ützt<br />

miteinander verbunden werden.<br />

50<br />

RAVEL<br />

4.2.3 Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit Zuund<br />

Abluft<br />

Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> enthalten im Sinne<br />

von SIA V382/1 ein Zuluft- und ein Abluftsystem. Je<br />

na<strong>ch</strong> Luftbehandlung werden die vier Anlagetypen<br />

gemäss Tabelle 4.2 unters<strong>ch</strong>ieden.<br />

Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Zuluftbehandlung *<br />

<strong>Anlagen</strong> F H B K<br />

Lüftungsanlage • •<br />

Lüftungsanlage<br />

mit Befeu<strong>ch</strong>tung • • •<br />

Lüftungsanlage<br />

mit Kühlung • • •<br />

Klimaanlage • • • •<br />

* F = Filtern<br />

H = Heizen<br />

B = Befeu<strong>ch</strong>ten<br />

K = Kühlen, Entfeu<strong>ch</strong>ten<br />

(geregelt oder mit Kühlung)<br />

Tabelle 4.2<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />

[4.17]<br />

Eine Kühlung oder Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft soll<br />

nur vorgenommen werden, wenn dies erforderli<strong>ch</strong><br />

ist. Hinweise dazu finden si<strong>ch</strong> in den Abs<strong>ch</strong>nitten<br />

4.5 und 4.6.<br />

4.2.4 Abführen von Wärme und S<strong>ch</strong>adstoffen<br />

Als wesentli<strong>ch</strong>er Grundsatz für energie<strong>effiziente</strong><br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong> <strong>Anlagen</strong> gilt, dass die Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

zur Reduktion der im Raum anfallenden<br />

Wärme- und S<strong>ch</strong>adstoffemissionen unbedingt<br />

auszus<strong>ch</strong>öpfen sind (Quellenbekämpfung). Vermeidbare<br />

Emissionen sollen ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> einen erhöhten<br />

Luftstrom verdünnt und abgeführt werden<br />

müssen.<br />

Massnahmen zur Reduktion der Wärmelasten im<br />

Raum:<br />

– Sämtli<strong>ch</strong>e Fensterflä<strong>ch</strong>en von gekühlten Räumen<br />

sollen über einen wirksamen Sonnen-


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

s<strong>ch</strong>utz oder eine entspre<strong>ch</strong>ende Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung<br />

verfügen. Im allgemeinen soll<br />

ein Gesamtenergiedur<strong>ch</strong>lassgrad für die Sonnenstrahlung<br />

dur<strong>ch</strong> die Verglasung inkl. Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />

von g = 0.15 oder kleiner errei<strong>ch</strong>t<br />

werden. Ri<strong>ch</strong>twerte typis<strong>ch</strong>er Konstruktionen<br />

finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 7 3 2 der Empfehlung SIA<br />

V382/2 (siehe au<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>nitt 4.5).<br />

– Wahl von stromsparenden Mas<strong>ch</strong>inen und Apparaten<br />

sowie eines geeigneten Beleu<strong>ch</strong>tungskonzepts.<br />

Betrieb nur bei Bedarf.<br />

– Bei grösseren Einzelquellen ist eine Wasserkühlung<br />

oder eine direkte Abführung der Wärme in<br />

einem ges<strong>ch</strong>lossenen Luftsystem oder mit Absaughauben<br />

anzustreben, damit die Abwärme<br />

ni<strong>ch</strong>t im ganzen Raum spürbar wird. Eventuell<br />

ist au<strong>ch</strong> ein Aufstellen von Geräten mit hoher<br />

Wärmeproduktion in Nebenräumen mit höheren<br />

zulässigen Raumlufttemperaturen mögli<strong>ch</strong>.<br />

Massnahmen zur Reduktion der S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />

im Raum:<br />

– Auf die Wahl emissionsarmer Baustoffe und<br />

Inneneinri<strong>ch</strong>tungen a<strong>ch</strong>ten. Informationen über<br />

die Emissionen der wi<strong>ch</strong>tigsten Baustoffe werden<br />

zur Zeit erarbeitet und dur<strong>ch</strong> den SIA veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

– Bei unvermeidbaren grösseren Einzelquellen ist<br />

eine direkte Abführung der S<strong>ch</strong>adstoffe in einem<br />

ges<strong>ch</strong>lossenen Luftsystem oder mit Absaughauben<br />

anzustreben. Eventuell ist au<strong>ch</strong> ein<br />

Aufstellen sol<strong>ch</strong>er Quellen in Nebenräumen<br />

zweckmässig.<br />

– Bei Nutzungen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>adstoffemissionen<br />

(z.B. mit und ohne Rau<strong>ch</strong>er) ist<br />

eine bauli<strong>ch</strong>e Trennung anzustreben.<br />

Wenn zur Abführung der vorhandenen Wärmelasten<br />

der hygienis<strong>ch</strong> erforderli<strong>ch</strong>e Luftstrom erhöht<br />

werden sollte, empfiehlt si<strong>ch</strong> aus energetis<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t die Anwendung von örtli<strong>ch</strong>en Umluftkühlgeräten<br />

oder einer Strahlungskühlung mit Wasser als<br />

Wärmeträger.<br />

Die Lage und Wirkungsweise der Zuluft- und Abluftöffnungen,<br />

die Art und Anordnung von Wärmequellen<br />

sowie die Temperaturen der Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en<br />

bestimmen die Raumströmung<br />

und damit die Effizienz einer Lüftung im<br />

Raum. Aus energetis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sind Systeme zu<br />

wählen, wel<strong>ch</strong>e ohne Erhöhung der hygienis<strong>ch</strong><br />

erforderli<strong>ch</strong>en Aussenluftraten eine gute Lüftungseffizienz<br />

ergeben. Dies kann sowohl mit den<br />

klassis<strong>ch</strong>en Mis<strong>ch</strong>lüftungssystemen als au<strong>ch</strong> mit<br />

den heute stark aufkommenden Quellüftungen<br />

errei<strong>ch</strong>t werden. Zu vermeiden sind Kurzs<strong>ch</strong>lussströmungen,<br />

bei denen Zuluft in die Abluftöffnungen<br />

gelangt, ohne vorher die Aufenthaltszone<br />

gelüftet zu haben.<br />

Bei der Quellüftung wird die Raumströmung beim<br />

Vorhandensein von Wärmequellen dur<strong>ch</strong> die Auftriebsströmungen<br />

dominiert. Ohne Wärmequellen<br />

im Raum ergibt si<strong>ch</strong> mit der Quellüftung eine<br />

Verdrängungslüftung, indem die kühlere und damit<br />

s<strong>ch</strong>werere Zuluft in Bodennähe sanft einströmt<br />

und die wärmere Raumluft na<strong>ch</strong> oben zu den gut<br />

verteilten Abluftöffnungen drängt. Diese Verdrängungslüftung<br />

ist aber ni<strong>ch</strong>t zu verwe<strong>ch</strong>seln mit der<br />

aus der Verfahrens- und Medizinte<strong>ch</strong>nik bekannten<br />

turbulenzarmen Verdrängungslüftung, wo mit<br />

sehr grossen Luftraten immer eine kolbenartige<br />

Strömung dur<strong>ch</strong> genau definierte Raumberei<strong>ch</strong>e<br />

erzwungen wird.<br />

Ausgelöst dur<strong>ch</strong> norwegis<strong>ch</strong>e und dänis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsarbeiten<br />

[4.10] hat man in der S<strong>ch</strong>weiz in<br />

den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen,<br />

um die Strömungsvorgänge in belüfteten<br />

Räumen und die Wirkung neuartiger Systeme<br />

wie Quellüftungen und Kühldecken besser zu verstehen.<br />

Die Resultate dieses Fors<strong>ch</strong>ungsprojektes<br />

«<strong>Energie</strong>relevante Luftströmungen in Gebäuden»<br />

werden für die Praxis in einer siebenbändigen<br />

Dokumentationsreihe publiziert (siehe Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

1.4.2, insbesondere ERL 7).<br />

51


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.3 Wärmerückgewinnung<br />

Grundsätze<br />

– Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind Lüftungsanlagen<br />

immer mit einer Wärmerückgewinnung<br />

auszurüsten.<br />

– Die Systemwahl ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den objektspezifis<strong>ch</strong>en<br />

Randbedingungen. Es gibt kein herausragendes<br />

System.<br />

– Die Wärmerückgewinnung in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik<br />

steht und fällt mit der sorgfältigen Dimensionierung,<br />

wobei der jährli<strong>ch</strong>e Netto-<strong>Energie</strong>gewinn<br />

massgebend ist. Dabei ist ein allfälliger<br />

Elektrizitätsbedarf mit einer Wertigkeit von etwa<br />

3 gegenüber der thermis<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong> zu gewi<strong>ch</strong>ten.<br />

– Na<strong>ch</strong> ökonomis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten gehören<br />

gut ausgelegte WRG-<strong>Anlagen</strong> selbst bei den<br />

heutigen (zu tiefen) <strong>Energie</strong>preisen in den allermeisten<br />

Anwendungsfällen zu den rentablen<br />

Investitionen.<br />

Bei Wärmerückgewinnungsanlagen sind aus energetis<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t die folgenden Effekte zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />

– Der <strong>Energie</strong>bedarf zur Erwärmung und evtl. Befeu<strong>ch</strong>tung<br />

der Aussenluft wird reduziert.<br />

– Der <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung wird<br />

infolge des Druckverlustes des WRG-Systems<br />

(evtl. inkl. zusätzli<strong>ch</strong>em Abluftfilter) erhöht und<br />

evtl. ergibt si<strong>ch</strong> ein zusätzli<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong>bedarf<br />

für Hilfsbetriebe (z.B. für einen Wasser-Glykol-<br />

Zwis<strong>ch</strong>enkreislauf).<br />

Wärmerückgewinnungsanlagen sparen Heizenergie<br />

und führen zusätzli<strong>ch</strong> bei geeigneter Dimensionierung<br />

au<strong>ch</strong> zu einer günstigeren Bemessung<br />

weiterer Anlagekomponenten, indem die WRG-<br />

Systeme ihre grössten Leistungen bei den Extrembedingungen<br />

(grösste Temperatur- resp. Enthalpiedifferenz)<br />

abgeben und damit Spitzen bre<strong>ch</strong>en.<br />

Um Wärmerückgewinnungsanlagen ri<strong>ch</strong>tig zu planen,<br />

muss man ni<strong>ch</strong>t nur die Wirkungsgrade der<br />

Komponenten im idealen Betriebspunkt kennen,<br />

sondern ihr Verhalten unter vers<strong>ch</strong>iedenen Be-<br />

52<br />

RAVEL<br />

triebsbedingungen verstehen. Da Wärmerückgewinnungsanlagen<br />

au<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong> benötigen, interessiert<br />

letztli<strong>ch</strong> der Nettoertrag. Wärmerückgewinnungsanlagen<br />

sollen darum ni<strong>ch</strong>t für die tiefste<br />

(oder hö<strong>ch</strong>ste) Aussentemperatur ausgelegt werden,<br />

für wel<strong>ch</strong>e die Lüftungsanlage no<strong>ch</strong> genügen<br />

muss, sondern für den besten Jahresnutzungsgrad.<br />

Man unters<strong>ch</strong>eidet zwis<strong>ch</strong>en einem maximal mögli<strong>ch</strong>en<br />

und einem optimalen <strong>Energie</strong>rückgewinn.<br />

In einer Lüftungsanlage mit hohem Fremdwärmeanfall<br />

wird die optimale Wärmerückgewinnungs-<br />

Einri<strong>ch</strong>tung anders aussehen als in einer anderen,<br />

wo nur wenig Fremdwärme vorhanden ist.<br />

Bei der Auslegung müssen aber au<strong>ch</strong> viele ni<strong>ch</strong>tte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Voraussetzungen berücksi<strong>ch</strong>tigt werden.<br />

Dazu gehören die in Re<strong>ch</strong>nung zu setzenden<br />

Preise für fossile Brennstoffe und Strom, die<br />

entspre<strong>ch</strong>enden Teuerungsraten, der momentane<br />

und der künftige Kapitalzins, die Amortisationsdauer<br />

und die generelle Zielsetzung der Sparbemühung.<br />

Die optimale Wärmerückgewinnungsanlage<br />

wird also ni<strong>ch</strong>t nur aufgrund von te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Daten, sondern au<strong>ch</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

von vielen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und umweltpolitis<strong>ch</strong>en<br />

Annahmen gefunden.<br />

Voraussetzung für die Planung der WRG-Anlage<br />

und der ganzen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage muss<br />

eine vorangegangene Bedarfsminimierung sein.<br />

Weiter sind eine vernünftige Aufteilung der <strong>Anlagen</strong><br />

und geeignete Regel- und Steuermögli<strong>ch</strong>keiten<br />

wi<strong>ch</strong>tige Voraussetzungen für eine sparsame<br />

und bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsweise.<br />

Für die Vorstudien kann si<strong>ch</strong> der Planer auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />

neuere Publikationen abstützen. Nützli<strong>ch</strong>e<br />

Grundlagen vermittelt das Heft «Wärmerückgewinnung<br />

in Lüftungs- und Klimaanlagen» aus<br />

dem Impulsprogramm Hauste<strong>ch</strong>nik 1987 [4.8]. Die<br />

SWKI-Ri<strong>ch</strong>tlinie 89-1 gehört ebenso zum Grundlagenwissen<br />

des Planers [4.21].<br />

Eine erste Übersi<strong>ch</strong>t über die je na<strong>ch</strong> Situation<br />

mögli<strong>ch</strong>en WRG-Systeme gibt Figur 4.2.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Figur 4.2<br />

Ents<strong>ch</strong>eidungsbaum als erste Eingrenzung der Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten [4.8 ergänzt]<br />

Aufgrund der örtli<strong>ch</strong>en und der anwendungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Randbedingungen sollten die in Frage<br />

kommenden Systeme anhand von Auswahlgraphiken<br />

der Hersteller dimensioniert und optimiert<br />

werden.<br />

Leider ist es bis heute aber so, dass si<strong>ch</strong> nur die<br />

Kreislaufverbundsysteme re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> zuverlässig<br />

optimieren lassen. Für die anderen Systeme (insbesondere<br />

für die regenerativen Rotoren) fehlen<br />

die Grundlagen dazu no<strong>ch</strong> weitgehend resp. werden<br />

zur Zeit no<strong>ch</strong> erarbeitet.<br />

In Figur 4.3 wird dargestellt, dass die Rückwärmzahlen<br />

und die Druckverluste vers<strong>ch</strong>iedener WRG-<br />

Komponenten unter glei<strong>ch</strong>en Anströmverhältnissen<br />

vergli<strong>ch</strong>en werden müssen.<br />

1 Rotationstaus<strong>ch</strong>er ET12, RT10, PT10<br />

2 Rotationstaus<strong>ch</strong>er ET7, PT5<br />

3 Glykoltaus<strong>ch</strong>er 10RR / 2.5 mm, A (netto) = h•B<br />

4 Wärmerohr 6RR / 3.2 mm, gerade<br />

* Prospektangabe unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

Figur 4.3<br />

Beispiel für einen Leistungsverglei<strong>ch</strong> [4.8]<br />

53


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

In der Praxis setzen oft die Platzverhältnisse klare<br />

Grenzen. Die realen räumli<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>ränkungen<br />

führen dazu, dass der Verglei<strong>ch</strong> relativiert werden<br />

muss. Soll beispielsweise die Kreislaufvariante<br />

mit der Rotorvariante vergli<strong>ch</strong>en werden, so muss<br />

zuerst gefragt werden, bei wel<strong>ch</strong>en Anströmges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

der Betrieb erfolgt. In einem Lüftungsgerät<br />

liegt die Anströmges<strong>ch</strong>windigkeit für<br />

den Rotor ca. 1,5- bis 1,7mal höher als bei einem<br />

Glykolwärmetaus<strong>ch</strong>er, wo der zur Verfügung stehende<br />

Platz besser ausgenutzt wird. Diese Ges<strong>ch</strong>windigkeitserhöhung<br />

bewirkt eine platzbedingte<br />

Minderleistung des Rotors um 5 bis 10%.<br />

Sol<strong>ch</strong>e, im Routine-Planungsbetrieb ni<strong>ch</strong>t sofort<br />

erkennbaren Zusammenhänge, lassen es dringend<br />

ratsam ers<strong>ch</strong>einen, jeweils konkrete Varianten<br />

offerieren zu lassen.<br />

Bei kleinen <strong>Anlagen</strong> bietet si<strong>ch</strong> aus wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Gründen praktis<strong>ch</strong> nur der Plattenwärmetaus<strong>ch</strong>er<br />

an. Aber au<strong>ch</strong> über diese Komponente fehlen<br />

bis heute zufriedenstellende Planungsunterlagen.<br />

Vor allem müsste über Einfriervorgänge und<br />

die entspre<strong>ch</strong>enden Gegenmassnahmen dur<strong>ch</strong><br />

die Hersteller no<strong>ch</strong> Genaueres publiziert werden<br />

[4.2].<br />

Im praktis<strong>ch</strong>en Planungsbetrieb geht der HLK-Ingenieur<br />

in der Regel s<strong>ch</strong>rittweise vor. Als hilfrei<strong>ch</strong>es<br />

Instrument erweist si<strong>ch</strong> für die ersten Systemstudien<br />

die Temperatur-Summenhäufigkeitskurve<br />

des vorgesehenen Einsatzortes (siehe Figur<br />

4.4). Wenn Be- und Entfeu<strong>ch</strong>tungsvorgänge mitspielen,<br />

eignet si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> die Summenhäufigkeitskurve<br />

für die absolute Feu<strong>ch</strong>te, die aus dem<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Temperatur<br />

und Feu<strong>ch</strong>te hervorgeht. Im Gegensatz zur<br />

Anwendung der Enthalpie-Summenhäufigkeitskurve<br />

können damit die Vorgänge bei Temperaturund<br />

bei Feu<strong>ch</strong>te-Zustandsänderungen getrennt<br />

dargestellt und beurteilt werden. Angaben zu den<br />

Meteodaten für vers<strong>ch</strong>iedene Orte in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

finden si<strong>ch</strong> in [4.14].<br />

54<br />

RAVEL<br />

Figur 4.4<br />

Beispiel für die Auslegung eines WRG-Systems<br />

mit Temperatur- und Feu<strong>ch</strong>tesummenhäufigkeitskurven<br />

Im Fall 2 des Beispiels von Figur 4.4 (Zieltemperatur<br />

12 °C) genügt eine WRG mit 50% genausogut<br />

(oder sogar lei<strong>ch</strong>t besser) als eine WRG mit 75% im<br />

Fall 1, wo die Luft auf eine Zieltemperatur von 20 °C<br />

erwärmt werden muss.<br />

Die Wirkungsgrade der Komponenten können in<br />

diesem Stadium mit genügender Genauigkeit als<br />

S<strong>ch</strong>ätzungen eingesetzt werden. Ni<strong>ch</strong>t selten führt<br />

diese Projektierungsarbeit zu einer Überarbeitung<br />

des Gesamtsystems und damit zur Verbesserung<br />

der Randbedingungen für die WRG – unter Umständen<br />

mit Auswirkungen bis hin zum ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en<br />

Entwurf.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Ein Vorteil dieser Planungste<strong>ch</strong>nik liegt darin, dass<br />

sie einen graphis<strong>ch</strong>en Verglei<strong>ch</strong> der resultierenden<br />

Gradstunden pro Jahr für vers<strong>ch</strong>iedene Lösungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

zulässt. Multipliziert mit dem<br />

Massenstrom und der mittleren spezifis<strong>ch</strong>en Wärmekapazität,<br />

lässt si<strong>ch</strong> aus der Temperaturgraphik<br />

die Jahreswärmearbeit ermitteln. Wenn Be- und<br />

Entfeu<strong>ch</strong>tung au<strong>ch</strong> eine Rolle spielen, wird zusätzli<strong>ch</strong><br />

die entspre<strong>ch</strong>ende Summenhäufigkeitskurve<br />

für die absolute Feu<strong>ch</strong>te verwendet, wobei dann<br />

Grammstunden pro Jahr das Flä<strong>ch</strong>enäquivalent<br />

darstellen.<br />

Wenn diese Studien vorliegen, wird es sinnvoll,<br />

mit den Lieferanten der einzelnen Komponenten<br />

Kontakt aufzunehmen. Je na<strong>ch</strong>dem, über wel<strong>ch</strong>e<br />

Kenntnisse und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten diese<br />

verfügen, können sie mit einer mehr oder weniger<br />

vertrauenswürdigen Optimierung aufwarten. Spätestens<br />

jetzt muss der Planer deutli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en,<br />

dass im zweiten Planungss<strong>ch</strong>ritt, der Ausführungsplanung,<br />

nur Komponenten in Betra<strong>ch</strong>t gezogen<br />

werden, deren Hersteller in der Lage sind,<br />

ganz bestimmte Fragen zu beantworten:<br />

– Dazu gehört bei mittleren und grösseren <strong>Anlagen</strong><br />

eine detaillierte, na<strong>ch</strong>vollziehbare Optimierung<br />

innerhalb der mögli<strong>ch</strong>en Ausführungsvarianten<br />

na<strong>ch</strong> wählbaren Optimierungskriterien. In<br />

diesen Berei<strong>ch</strong> fallen beispielsweise geometris<strong>ch</strong>e<br />

Variationen von Lamellen, Plattenformen,<br />

Wellungen, hydraulis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>altungen der<br />

Medienwege, Widerstände, Hilfsenergieverbrau<strong>ch</strong>,<br />

Amortisationen, usw.<br />

– Dazu gehören Angaben über den Korrosionss<strong>ch</strong>utz<br />

und die zu erwartende Lebensdauer mit<br />

der entspre<strong>ch</strong>enden Beeinflussung der Leistung<br />

und der Ans<strong>ch</strong>affungskosten.<br />

– Dazu gehören Angaben über den <strong>Energie</strong>bedarf<br />

und die Umweltbelastung bei der Herstellung<br />

und der Entsorgung der Komponenten.<br />

Die Figur 4.5 zeigt den Verlauf des Netto-<strong>Energie</strong>rückgewinns<br />

in Abhängigkeit der Rückwärmzahl<br />

für zwei vers<strong>ch</strong>iedene Grenztemperaturen. Bei der<br />

Anlage A kann die Wärme nur bis zu einer Temperatur<br />

von 12 °C ausgenützt werden, weil z.B. der<br />

behandelten Aussenluft no<strong>ch</strong> Umluft beigemis<strong>ch</strong>t<br />

wird. Dies bedeutet, dass die WRG-Anlage nur bei<br />

Aussenlufttemperaturen unter ca. 11 °C in Betrieb<br />

ist. Die optimale Rückwärmzahl beträgt darum φ =<br />

60%. Bei der Anlage B jedo<strong>ch</strong> kann die Wärme bis<br />

zu einer Temperatur von 20 °C ausgenutzt werden.<br />

Dies ergibt eine optimale Rückwärmzahl von φ =<br />

82%, die dadur<strong>ch</strong> begrenzt ist, dass die Fortluft<br />

wegen der Vereisungsgefahr ni<strong>ch</strong>t weiter abgekühlt<br />

werden darf.<br />

Figur 4.5<br />

Abhängigkeit der optimalen Ausführung von den<br />

Einsatzgebieten [4.8]<br />

Eine WRG-Anlage sollte deshalb nie nur mit einer<br />

Leistung oder einem Wirkungsgrad bei nur einem<br />

Betriebspunkt, sondern dur<strong>ch</strong> den jährli<strong>ch</strong>en Netto-<strong>Energie</strong>rückgewinn<br />

definiert werden. Bei Auss<strong>ch</strong>reibungen<br />

ist dem Re<strong>ch</strong>nung zu tragen (siehe<br />

[4.21]).<br />

55


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.4 Wohnungslüftung<br />

56<br />

Grundsätze<br />

– Die Wohnungslüftung erfolgt in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

traditionsgemäss dur<strong>ch</strong> mehr oder weniger<br />

sinnvolles Fensterlüften und dur<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>e Undi<strong>ch</strong>tigkeiten.<br />

Eine Wärmerückgewinnung ist<br />

bei dieser Lüftungsart ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>.<br />

– In Ländern mit langen Heizperioden erfolgt die<br />

Grundlüftung der Wohnungen meist dur<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong>e<br />

me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e <strong>Anlagen</strong> mit WRG.<br />

– Wenn man in der S<strong>ch</strong>weiz aufgrund besonderer<br />

Randbedingungen (Lärm, S<strong>ch</strong>mutz, Si<strong>ch</strong>erheit,<br />

niedriger Gesamtenergiebedarf) den Einsatz<br />

me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>er Wohnungslüftungen prüft, so<br />

muss die Hilfsenergie Strom entspre<strong>ch</strong>end ihrem<br />

Stellenwert berücksi<strong>ch</strong>tigt werden (siehe<br />

Kasten am Ende des Kapitels).<br />

– Na<strong>ch</strong> rein ökonomis<strong>ch</strong>en Gesi<strong>ch</strong>tspunkten gehören<br />

me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Wohnungslüftungen bei<br />

den heutigen <strong>Energie</strong>preisen eher zu den weniger<br />

rentablen Investitionen. Sie können jedo<strong>ch</strong><br />

bei geeigneter Dimensionierung einen Beitrag<br />

leisten zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

von Gebäuden.<br />

Die Vermeidung von Wärmebrücken und sonstwie<br />

ungenügender Aussendämmung führt ni<strong>ch</strong>t nur<br />

zu einer Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s und der<br />

Umweltbelastung, sondern steigert au<strong>ch</strong> den<br />

Wohnkomfort in vers<strong>ch</strong>iedener Hinsi<strong>ch</strong>t:<br />

– Höhere Temperaturen der inneren Oberflä<strong>ch</strong>en<br />

erlauben behagli<strong>ch</strong>e Bedingungen bei tieferen<br />

Raumlufttemperaturen.<br />

– Dank kleinerer Wärmeleistungen der Heizkörper<br />

ergeben si<strong>ch</strong> weniger Luft- und Feinstaubaufwirbelungen.<br />

– Tiefere Raumlufttemperaturen und geringere<br />

Feinstaubbelastungen lassen wesentli<strong>ch</strong> tiefere<br />

Raumluftfeu<strong>ch</strong>tigkeiten als komfortabel genug<br />

ers<strong>ch</strong>einen.<br />

– Tiefere Heizkörpertemperaturen erlauben die<br />

Verwendung von Wärmeerzeugern mit tieferem<br />

RAVEL<br />

Temperaturniveau und damit die Nutzung von<br />

Umwelt- und Abwärme mit Wärmepumpen.<br />

Wenn das Fenster mit seinem Rahmen no<strong>ch</strong> so<br />

gestaltet ist, dass es zusammen mit flexiblen Isolations-<br />

und Bes<strong>ch</strong>attungsmögli<strong>ch</strong>keiten optimiert<br />

wird, so werden au<strong>ch</strong> hier mit den <strong>Energie</strong>sparmassnahmen<br />

Komfortverbesserungen und te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Vereinfa<strong>ch</strong>ungen erzielt:<br />

– Das energetis<strong>ch</strong> gute Fenster gewinnt während<br />

der Heizperiode Sonnenwärme im erwüns<strong>ch</strong>ten<br />

Mass und vermeidet zu hohe Einstrahlungen im<br />

Sommer.<br />

– Das gut dämmende und di<strong>ch</strong>te Fenster lässt es<br />

zu, dass die Heizkörper ni<strong>ch</strong>t nur in ihrer Grösse<br />

reduziert werden, sondern dass sie au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr über die ganze Fassade verteilt unter jedem<br />

Fenster aufgestellt werden müssen.<br />

Unter diesen Voraussetzungen kann sogar die Bodenheizung<br />

wieder ein dur<strong>ch</strong>aus vernünftiges<br />

Heizsystem werden, weil die Bodentemperatur<br />

nur 1–2 K über der Raumlufttemperatur liegen<br />

muss. Bei begrenzter Vorlauftemperatur würde<br />

si<strong>ch</strong> zudem ein Wärmeaustaus<strong>ch</strong> von Räumen mit<br />

höherem Wärmeanfall zu Räumen mit kühleren<br />

Bedingungen ergeben.<br />

Wie die notwendige Aussenluft mögli<strong>ch</strong>st bedarfsangepasst<br />

in das Gebäudeinnere und von da unter<br />

Mitnahme mögli<strong>ch</strong>st sämtli<strong>ch</strong>er Emissionen wieder<br />

ins Freie gelangt, hängt von etli<strong>ch</strong>en Randbedingungen<br />

ab. Bei der Wohnungslüftung muss<br />

zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Haustypen und zwis<strong>ch</strong>en<br />

Miet- und Eigentümerverhältnissen unters<strong>ch</strong>ieden<br />

werden. Ein weiterer, ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzender<br />

Parameter ist die Frage, ob eine Wohneinheit<br />

mehr oder weniger ständig bewohnt und beaufsi<strong>ch</strong>tigt<br />

ist, oder ob alle Nutzer berufsbedingt<br />

tagsüber länger abwesend sind.<br />

Der im Einfamilienhausbau engagierte Ar<strong>ch</strong>itekt<br />

kombiniert die notwendige Aussenluftversorgung<br />

oft mit passiver Solarnutzung, indem die Luft über<br />

strahlungserwärmte Aussenhautelemente angesaugt<br />

und vorgewärmt wird. Meistens sind die zur<br />

Verfügung stehenden «Kollektorflä<strong>ch</strong>en» und der<br />

Platz für grosszügig dimensionierte Luftwege<br />

gross genug, um ohne elektris<strong>ch</strong> angetriebene<br />

Ventilatoren auszukommen. Die grössere Bauhöhe<br />

und die internen Verbindungen über mehrere<br />

Stockwerke gestatten es, natürli<strong>ch</strong>e Auftriebskräf-


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

te auszunutzen. Die damit verbundenen Bemühungen<br />

sind aber dur<strong>ch</strong>aus angebra<strong>ch</strong>t, da der<br />

freistehende Einfamilienhaustyp im Verglei<strong>ch</strong> zu<br />

verdi<strong>ch</strong>teteren Bauformen ohnehin energetis<strong>ch</strong><br />

ungünstiger ist. Ventilatoren irgendwel<strong>ch</strong>er Art<br />

sollten nur dann zur Anwendung gelangen, wenn<br />

ein guter thermoelektris<strong>ch</strong>er Verstärkungsfaktor<br />

na<strong>ch</strong>gewiesen wird (siehe Kasten am S<strong>ch</strong>luss dieses<br />

Abs<strong>ch</strong>nitts).<br />

Im Mehrfamilienhaus zwingen die engeren Platzverhältnisse<br />

und die wesentli<strong>ch</strong> intensivere Belegungsdi<strong>ch</strong>te<br />

meistens zu me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> unterstützten<br />

Lüftungssystemen. Hier muss si<strong>ch</strong> der Planer<br />

entweder für eine mehr oder weniger dezentrale<br />

oder aber für eine zentrale Lösung ents<strong>ch</strong>eiden.<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong> soll au<strong>ch</strong> hier mit minimierten<br />

Zuluftraten gearbeitet werden. Die Abluftfassung<br />

konzentriert si<strong>ch</strong> auf die Räume mit höherem Luftwe<strong>ch</strong>selbedarf,<br />

nämli<strong>ch</strong> auf Kü<strong>ch</strong>e, Bad und WC.<br />

Abgesehen vom höheren Aufwand für die Planung<br />

und für die Bauführung, haben vernünftig zentralisierte<br />

Lüftungssysteme im Verglei<strong>ch</strong> zu dezentralen<br />

Lösungen ganz erhebli<strong>ch</strong>e Vorteile:<br />

– Die Aussenluftfassung und die Fortluftöffnungen<br />

sind lufthygienis<strong>ch</strong> besser kontrollierbar.<br />

– Saisonal- und Tag/Na<strong>ch</strong>t-bedingte Zyklen lassen<br />

si<strong>ch</strong> zur Wärmerückgewinnung nutzen (z.B.<br />

Erdkoppelung).<br />

– Grössere WRG-Systeme sind <strong>effiziente</strong>r als kleine<br />

Einzelsysteme.<br />

– Grössere Ventilatoren und Antriebe haben deutli<strong>ch</strong><br />

bessere Wirkungsgrade als Kleinventilatoren.<br />

– Die etwas höheren Druckverluste für die Luftführung<br />

haben den Vorteil, dass die Luftverteilung<br />

von äusseren Einflüssen wie Wind und<br />

Auftriebskräften nur wenig gestört werden<br />

kann.<br />

– Der Filtrierung der Luft kann grössere Bea<strong>ch</strong>tung<br />

ges<strong>ch</strong>enkt werden.<br />

– Aufwand und Ertrag von zentralen Systemen<br />

können einfa<strong>ch</strong>er messte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> erfasst und<br />

beurteilt werden.<br />

In Bezug auf den ökonomis<strong>ch</strong>/ökologis<strong>ch</strong>en Sinngehalt<br />

sollte ein Wohnungslüftungssystem pro<br />

jährli<strong>ch</strong> einsparbare Megawattstunde ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

als etwa 450 Franken kosten (Erfahrungszahl der<br />

<strong>Energie</strong>fa<strong>ch</strong>stelle des Kantons Züri<strong>ch</strong>, Stand<br />

1992).<br />

In Bezug auf die rationelle Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er<br />

<strong>Energie</strong> muss das geplante System auf jeden<br />

Fall auf seinen elektrothermis<strong>ch</strong>en Verstärkungsfaktor<br />

hin überprüft und notfalls korrigiert werden!<br />

Der Begriff des Elektro-Thermo-Verstärkers wurde<br />

in [4.4] eingeführt und definiert. Er bezei<strong>ch</strong>net das<br />

Verhältnis der erzeugten Wärme oder der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Einsparung an fossiler <strong>Energie</strong> zur eingesetzten<br />

Elektrizität. Typis<strong>ch</strong>e Werte für Elektro-<br />

Thermo-Verstärkungen sind:<br />

ETV = ca. 3 für Elektromotor-Wärmepumpen<br />

ETV = ca. 7–25 für Wärmerückgewinnung<br />

oder Abwärmenutzung mit als<br />

Hilfsenergie eingesetzter Elektrizität<br />

ETV = ca. 5–10 für moderne Ersatzluftanlagen<br />

im Verglei<strong>ch</strong> zu konventionellen<br />

<strong>Anlagen</strong><br />

ETV = ca. 7.5–15 für Elektro-Lei<strong>ch</strong>tfahrzeuge im<br />

Verglei<strong>ch</strong> zu konventionellen<br />

Autos mit Benzinmotor<br />

Um der hohen Wertigkeit der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong><br />

und den Risiken bei deren Bereitstellung Re<strong>ch</strong>nung<br />

zu tragen, sollte der mittlere ETV rationeller<br />

Systeme über 3 liegen.<br />

57


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.5 Notwendigkeit einer<br />

Kühlung der Raumluft<br />

Grundsätze Grundsätze<br />

– Die Kriterien zur Beurteilung der Notwendigkeit<br />

einer Kühlung der Raumluft finden si<strong>ch</strong> in Ziffer<br />

5.2 der SIA V 382/3 [4.19]. Zusätzli<strong>ch</strong> sind au<strong>ch</strong><br />

die Vors<strong>ch</strong>riften der Behörden zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />

– Grundvoraussetzung zur Erbringung des Bedarfsna<strong>ch</strong>weises<br />

für eine Kühlung der Raumluft<br />

ist die Einhaltung minimaler bauli<strong>ch</strong>er Anforderungen.<br />

Dies gilt insbesondere für einen wirksamen<br />

äusseren Sonnens<strong>ch</strong>utz und eine genügende<br />

Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baukonstruktion.<br />

– Der Bedarf für eine Kühlung der Raumluft ist<br />

gegeben, wenn eines der folgenden Kriterien<br />

erfüllt ist:<br />

• Spezialfall mit besonderen Anforderungen an<br />

das Raumklima<br />

• Hohe interne Lasten<br />

• Maximale sommerli<strong>ch</strong>e Raumlufttemperatur<br />

ohne Kühlung zu ho<strong>ch</strong> (verglei<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.1.3.1)<br />

• Energetis<strong>ch</strong> sehr gute Anlage au<strong>ch</strong> mit Kühlung.<br />

Vor allem bei Anwendung der neuen<br />

Te<strong>ch</strong>nologien mit Strahlungskühlung und mit<br />

Gebäudemassenkühlung kann eine Kühlung<br />

häufig ohne erhöhten Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong><br />

realisiert werden.<br />

– Der <strong>Energie</strong>bedarf für eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kühlung<br />

kann reduziert werden oder ganz entfallen<br />

bei Anwendung der folgenden Te<strong>ch</strong>niken:<br />

• Na<strong>ch</strong>tlüftung (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.7)<br />

• Betonkernkühlung (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.8)<br />

• Kühldecken (4.9)<br />

• Lufterdregister (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.10)<br />

• Erdsonden (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.11)<br />

58<br />

RAVEL<br />

4.6 Notwendigkeit einer<br />

Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft<br />

– Die Kriterien zur Beurteilung der Notwendigkeit<br />

einer Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft finden si<strong>ch</strong> in<br />

Ziffer 5.3 der SIA V 382/3 [4.19]. Zusätzli<strong>ch</strong> sind<br />

au<strong>ch</strong> die Vors<strong>ch</strong>riften der Behörden zu bea<strong>ch</strong>ten.<br />

– Der Bedarfsna<strong>ch</strong>weis für eine Befeu<strong>ch</strong>tung der<br />

Raumluft ist gegeben, wenn eines der folgenden<br />

Kriterien erfüllt ist:<br />

• Spezialfall mit besonderen Anforderungen an<br />

das Raumklima<br />

• Minimale Feu<strong>ch</strong>te der Raumluft ohne Befeu<strong>ch</strong>tung<br />

zu tief (verglei<strong>ch</strong>e Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

3.1.3.3).<br />

– In Büro- und Wohnbauten ist im allgemeinen<br />

keine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong>.<br />

Klagen wegen zu trockener Luft sind häufig auf<br />

zu hohe Raumlufttemperaturen, zu hohe Aussenluftraten,<br />

einen zu hohen Staubgehalt der<br />

Luft oder auf andere Luftfremdstoffe zurückzuführen.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.7 Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />

Grundsätze<br />

– Im Sommer kann mit Hilfe einer geeigneten<br />

Na<strong>ch</strong>tlüftung die Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der<br />

Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en und des Mobiliars<br />

aktiviert werden, womit eine spürbare Reduktion<br />

der maximalen sommerli<strong>ch</strong>en Raumlufttemperaturen<br />

mögli<strong>ch</strong> ist.<br />

– Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung müssen die<br />

Raumums<strong>ch</strong>liessungsflä<strong>ch</strong>en eine genügende<br />

Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit aufweisen und während<br />

der Na<strong>ch</strong>tstunden muss mit der Fensterlüftung<br />

oder einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage ein<br />

Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von mindestens etwa 3 h –1<br />

errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

– Im Falle einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Lüftung ist bei der<br />

Beurteilung der Zweckmässigkeit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />

der erhöhte <strong>Energie</strong>bedarf für die Luftförderung<br />

zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Leistungsfähige Lüftungsanlagen mit Kühlung<br />

oder Klimaanlagen wurden bis vor kurzem mehr<br />

oder weniger bedenkenlos eingebaut. Heute versu<strong>ch</strong>t<br />

man auf intelligentere und sanftere Art dafür<br />

zu sorgen, dass unkomfortabel hohe Raumlufttemperaturen<br />

au<strong>ch</strong> ohne eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kühlung<br />

vermieden werden können. Eine davon ist die<br />

Na<strong>ch</strong>tlüftung.<br />

Wer an warmen Sommertagen das Glück hat, seine<br />

Fenster na<strong>ch</strong>tsüber offenstehen lassen zu können,<br />

kennt den hohen Nutzen der kühlenden<br />

Na<strong>ch</strong>tluft. Die Gebäudemasse im Rauminnern und<br />

das Mobiliar geben ihre tagsüber gespei<strong>ch</strong>erte<br />

Wärme an die Na<strong>ch</strong>tluft ab. Am Morgen startet der<br />

Nutzer mit einer abgekühlten Spei<strong>ch</strong>ermasse, die<br />

tagsüber wieder Wärme aufnehmen kann, ohne<br />

dass die Raumlufttemperatur zu hohe Werte annehmen<br />

muss.<br />

Die Figur 4.6 zeigt einen typis<strong>ch</strong>en Tagesgang der<br />

Aussenlufttemperatur an einem warmen Sommertag<br />

mit einer Maximaltemperatur von 30 °C<br />

und einer Amplitude von 7.5 K [4.18]. Das Maximum<br />

der Aussenlufttemperatur tritt etwa um<br />

16 Uhr, das Minimum um 4 Uhr auf (Sommerzeit).<br />

Figur 4.6<br />

Tagesgang der Aussenlufttemperatur an einem<br />

warmen Sommertag [4.18]<br />

Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung müssen die folgenden<br />

Bedingungen erfüllt sein:<br />

– Die Aussenluft muss mindestens um etwa 2 K<br />

kühler sein als die Raumluft. Gemäss Figur 4.6<br />

sind gute Voraussetzungen für eine wirksame<br />

Na<strong>ch</strong>tlüftung meist in der Zeit von etwa 23 Uhr<br />

bis Arbeitsbeginn gegeben.<br />

– Die Bauweise muss mindestens mittels<strong>ch</strong>wer<br />

sein mit einer spei<strong>ch</strong>erwirksamen Masse pro<br />

Raum von m > 350 kg/m 2 gemäss SIA V382/2<br />

Ziffer 5.2. Besonders günstig sind Si<strong>ch</strong>tbetondecken<br />

und massive Wände, ungünstig sind<br />

thermis<strong>ch</strong>e oder akustis<strong>ch</strong>e Verkleidungen auf<br />

der Innenseite der Bauteile.<br />

– Die kühle Na<strong>ch</strong>tluft muss mögli<strong>ch</strong>st direkt entlang<br />

der spei<strong>ch</strong>ernden Bauteile strömen. Für<br />

eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung ist während dieser<br />

begrenzten Zeit ein Aussenluftwe<strong>ch</strong>sel von mindestens<br />

etwa 3 h -1 erforderli<strong>ch</strong>. Die Na<strong>ch</strong>tlüftung<br />

kann mit einer Fensterlüftung (Querlüftung)<br />

oder mit einer <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />

realisiert werden. Bei der Fensterlüftung sind<br />

die Aspekte Si<strong>ch</strong>erheit, Wetters<strong>ch</strong>utz, Lärm- und<br />

S<strong>ch</strong>mutzbelastung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen. Im Falle<br />

einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Lüftung ist der <strong>Energie</strong>bedarf<br />

für die Luftförderung in Re<strong>ch</strong>nung zu setzen.<br />

Zu dessen Reduktion ist im Na<strong>ch</strong>tlüftungsbetrieb<br />

eine Umgehung der Luftaufbereitungskomponenten<br />

empfehlenswert. Eventuell ist<br />

au<strong>ch</strong> der Betrieb des Abluftsystems allein<br />

zweckmässig. Au<strong>ch</strong> hier ist der elektrothermis<strong>ch</strong>e<br />

Verstärkungsfaktor (Abs<strong>ch</strong>nitt 4.4) ein<br />

brau<strong>ch</strong>bares Beurteilungsinstrument.<br />

59


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.8 Betonkernkühlung<br />

Grundsätze<br />

– Eine gegenüber der Na<strong>ch</strong>tlüftung (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

4.7) no<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> bessere Aktivierung der<br />

Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit ist mögli<strong>ch</strong> mit der<br />

Kernkühlung von Si<strong>ch</strong>tbetondecken mit wasserdur<strong>ch</strong>strömten<br />

einbetonierten Rohren. Diese<br />

Lösung hat zwei ents<strong>ch</strong>eidende Vorteile:<br />

• Der Wärmetransport erfolgt mittels Wasser<br />

und ist damit wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>r als mit<br />

Luft.<br />

• Der Abtransport der Wärme erfolgt ni<strong>ch</strong>t am<br />

Tag, denn dann wird gespei<strong>ch</strong>ert, sondern<br />

na<strong>ch</strong>ts, wenn kühle Na<strong>ch</strong>tluft für Freecoolingbetrieb<br />

zur Verfügung steht.<br />

– Im Gegensatz zu den stark in Mode gekommenen<br />

direkten Strahlungskühldecken (Abs<strong>ch</strong>nitt<br />

4.9), verbietet die phasenvers<strong>ch</strong>obene Betonkernkühlung<br />

sorgloses Nutzerverhalten, weil<br />

tagsüber keine Kältemas<strong>ch</strong>ine zur Verfügung<br />

steht, die jede Last abführt.<br />

60<br />

RAVEL<br />

Bei Neubauten und bei Umbauten mit neuen Betondecken<br />

kann mit der Betonkernkühlung die<br />

grosse Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit des Betons no<strong>ch</strong><br />

wesentli<strong>ch</strong> besser aktiviert werden als mit der<br />

Na<strong>ch</strong>tlüftung von Abs<strong>ch</strong>nitt 4.7.<br />

Bei der Betonkernkühlung wird über einbetonierte<br />

Kühlrohre die tagsüber eingespei<strong>ch</strong>erte Wärme<br />

aus dem Beton abtransportiert. Als Transportmedium<br />

wird Wasser verwendet, was zu einem<br />

wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>ren Wärmetransport als mit<br />

Luft führt und zudem au<strong>ch</strong> eine höhere Leistungsfähigkeit<br />

ermögli<strong>ch</strong>t. Die vom Wasser aufgenommene<br />

Wärme kann beispielsweise über ventilatorgetriebene<br />

Luftkühler an die Na<strong>ch</strong>tluft abgegeben<br />

werden. Oft rei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> das Temperaturniveau<br />

des Untergrundes, um das zirkulierende<br />

Wasser auf die gewüns<strong>ch</strong>te Temperatur von ca.<br />

19 °C abzukühlen. In diesem Fall wird der thermoelektris<strong>ch</strong>e<br />

Verstärkungsfaktor no<strong>ch</strong> günstiger<br />

ausfallen als mit Luftkühlern.<br />

Die Figur 4.7 zeigt den Verglei<strong>ch</strong> einer eindimensionalen<br />

dynamis<strong>ch</strong>en Simulation für die Kühlung<br />

einer Betondecke mit Luft an den Oberflä<strong>ch</strong>en und<br />

mit Wasserrohren im Kern. Unter der Annahme,<br />

dass das Kühlmedium Luft mit 17 °C und das<br />

Wasser aufgrund der Verluste im Wärmetaus<strong>ch</strong>er<br />

mit 19 °C zur Verfügung stehen, wird die Überlegenheit<br />

der Betonkernkühlung gegenüber einer<br />

konventionellen Na<strong>ch</strong>tlüftung deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Figur 4.7<br />

Verglei<strong>ch</strong> der Kühlung einer Betondecke mit Luft an den Oberflä<strong>ch</strong>en und mit Wasserrohren im Kern<br />

für vers<strong>ch</strong>iedene Zeits<strong>ch</strong>ritte [4.11] (M = Minuten, h = Stunden)<br />

61


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

62<br />

RAVEL<br />

4.9 Kühldecken Dabei wird aber häufig ni<strong>ch</strong>t bea<strong>ch</strong>tet, dass die<br />

sehr komfortable und leistungsstarke Kühldecke<br />

Grundsätze<br />

– Kühldecken bestehen aus Wasser- oder luftdur<strong>ch</strong>strömten<br />

Elementen, wel<strong>ch</strong>e unter der<br />

Decke angeordnet werden. Sie sind in ihrer Ers<strong>ch</strong>einung<br />

sanfte aber wirksame Mittel zur<br />

Raumkühlung.<br />

– Bei der Auslegung der Kühldecken ist darauf zu<br />

a<strong>ch</strong>ten, dass eine S<strong>ch</strong>witzwasserbildung vermieden<br />

wird.<br />

– Die komfortablen und leistungsstarken Kühldecken<br />

verleiten zu höheren Komfortansprü<strong>ch</strong>en<br />

und zu sorgloserem Nutzerverhalten. Die<br />

Begrenzung der Kühlleistung auf das tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

erforderli<strong>ch</strong>e Mass ist darum eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Massnahme zur Vermeidung eines unnötigen<br />

<strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s.<br />

Vor zehn oder fünfzehn Jahren kam die gelo<strong>ch</strong>te<br />

Lüftungsdecke vor allem aus hygienis<strong>ch</strong>en Gründen<br />

aus der Mode. Sie wurde ersetzt dur<strong>ch</strong> Systeme,<br />

bei denen die Zuluft in Kanälen oder Rohren zu<br />

den Zuluft-Dur<strong>ch</strong>lässen geführt wurde. Kaum jemandem<br />

fiel es auf, dass dadur<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine wirksame<br />

Kühlflä<strong>ch</strong>e an der Decke verloren ging. Die<br />

Zuluft wurde nämli<strong>ch</strong> mit 16 °C dur<strong>ch</strong> das Deckenplenum<br />

geblasen, so dass die Decke ganz nebenbei<br />

als Strahlungsflä<strong>ch</strong>e ihren guten Dienst versah.<br />

Na<strong>ch</strong>dem man diese «Kühldecke» einige Jahre<br />

vergessen hatte, wurde sie in einer anderen Form<br />

neu entdeckt. Anstelle der Luftkühlung erhielt sie<br />

vor allem für höhere Lasten eine wesentli<strong>ch</strong> <strong>effiziente</strong>re<br />

Wasserkühlung. Ein weiterer, viellei<strong>ch</strong>t<br />

no<strong>ch</strong> grösserer «Vorteil» liegt darin, dass das mühsame<br />

Bere<strong>ch</strong>nen der meist s<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>brettartig angeordneten<br />

Perforationen entfällt. Im Gegenteil, die<br />

heutigen Hersteller von Kühldecken greifen den<br />

begeisterten Planern mit Rat und Tat unter die<br />

Arme!<br />

Es ist natürli<strong>ch</strong> ri<strong>ch</strong>tig, dass die Wärme mit einer<br />

wassergekühlten Strahlungsdecke wesentli<strong>ch</strong><br />

günstiger aus einem Raum abtransportiert werden<br />

kann als mit einem reinen Luftsystem.<br />

unbemerkt zu höheren Komfortansprü<strong>ch</strong>en und zu<br />

sorglosem Nutzerverhalten verleitet. Zu spät gezogene<br />

Sonnens<strong>ch</strong>utzlamellen führen ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

unverzügli<strong>ch</strong> zu Diskomfort!<br />

Zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass die direkt gekühlten Strahlungsdecken<br />

ihr Kühlmedium immer dann benötigen,<br />

wenn es am wärmsten ist und wenn die<br />

Kälteerzeugung spezifis<strong>ch</strong> am meisten Strom<br />

brau<strong>ch</strong>t.<br />

Zur Bewältigung von s<strong>ch</strong>wierigen Kühlaufgaben<br />

sind die modernen, wassergekühlten Decken sehr<br />

willkommen. Allerdings muss darauf gea<strong>ch</strong>tet<br />

werden, dass diese bedarfsgere<strong>ch</strong>t dimensioniert<br />

werden und dass der darüberliegende Beton ungehindert<br />

am dynamis<strong>ch</strong>en Spiel der Spei<strong>ch</strong>erpufferung<br />

teilnehmen kann.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.10 Lufterdregister<br />

Grundsätze<br />

– Mit Lufterdregistern wird die Aussenluft über<br />

ein erdverlegtes Rohrsystem angesaugt. Dadur<strong>ch</strong><br />

wird die Aussenluft im Winter erwärmt,<br />

im Sommer gekühlt.<br />

– Das energetis<strong>ch</strong>e Potential der Lufterdregister<br />

ist sehr ho<strong>ch</strong>, weil der Zusatz-Aufwand an Hilfsenergie<br />

(Strom) relativ klein ist.<br />

– Um eine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der hygienis<strong>ch</strong>en<br />

Qualität der Zuluft zu vermeiden, müssen Kondensationsreservoire<br />

im Lufterdregister vermieden<br />

und gute Kontroll- und Reinigungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

si<strong>ch</strong>ergestellt werden.<br />

In Ersatzluftanlagen mit Lufterdregistern wird die<br />

Aussenluft über Rohre angesaugt, die im Erdrei<strong>ch</strong>,<br />

z.B. unterhalb der Bodenplatte verlegt sind. Die<br />

Aussenluft wird dabei im Sommer gekühlt und im<br />

Winter erwärmt. Die Erdrei<strong>ch</strong>temperatur um die<br />

Rohre und damit die Leistung des Lufterdregisters<br />

wird sehr stark von der Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit<br />

(Wassergehalt) und von der Temperatur des darüberliegenden<br />

Raumes (unbeheizte Keller oder<br />

Garagen) beeinflusst. Lufterdregister eignen si<strong>ch</strong><br />

sehr gut, um die im Sommer und Winter kurzfristig<br />

auftretenden Spitzenleistungen zu reduzieren.<br />

In Figur 4.8 ist ein Beispiel eines Lufterdregisters<br />

mit 43 im Grundwasser verlegten Rohren in der<br />

Bauphase dargestellt. Die 23 m langen Kunststoffrohre<br />

mit einem Rohrinnendur<strong>ch</strong>messer von<br />

23 cm sind mit einem Abstand von 1.15 m quer<br />

zum Gebäude 0.8 m unterhalb der Bodenplatte im<br />

Gefälle verlegt.<br />

Mit diesem Lufterdregister sind folgende Leistungen<br />

errei<strong>ch</strong>t worden (Messwerte):<br />

– Sommer (Aussenlufttemperatur = 32 °C):<br />

Austrittstemperatur Lufterdregister = 22 °C<br />

Kühlleistung = 55 kW (17 150 m 3 /h)<br />

– Winter (Aussenlufttemperatur = -11 °C):<br />

Austrittstemperatur Lufterdregister = 6 °C<br />

Wärmeleistung = 65 kW (12 000 m 3 /h)<br />

In Gebäuden mit Ersatzluftanlagen ist der Einsatz<br />

eines Lufterdregisters dann wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>, wenn in<br />

Kombination mit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung auf eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />

Kälteanlage verzi<strong>ch</strong>tet werden kann. Mit<br />

geringem te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Aufwand können energiesparende<br />

Gebäude mit hohem Nutzungskomfort<br />

erstellt werden, wie z.B.:<br />

– Bürogebäude<br />

– Industrie- und Gewerbebauten<br />

– S<strong>ch</strong>ulen<br />

– Ein- und Mehrfamilienhäuser.<br />

Das Lufterdregister wird im Sommer und Winter<br />

betrieben. In der Übergangszeit mit Aussenlufttemperaturen<br />

zwis<strong>ch</strong>en etwa 6 und 21 °C ist das<br />

Lufterdregister ni<strong>ch</strong>t in Betrieb, da die Wärmerückgewinnung<br />

ausrei<strong>ch</strong>t, um die notwendigen Zulufttemperaturen<br />

zu gewährleisten. Im Sommer wird<br />

das Lufterdregister erst in Betrieb genommen,<br />

wenn die Raumlufttemperatur eine gewisse Grenze<br />

(z.B. 24 °C) übers<strong>ch</strong>reitet.<br />

Im Winter erfolgt die Regelung der Zulufttemperatur<br />

in Kaskade von Wärmerückgewinnung, Zus<strong>ch</strong>altung<br />

des Lufterdregisters (stufenlose Klappenregelung),<br />

allfälliges Zus<strong>ch</strong>alten des Na<strong>ch</strong>wärmers.<br />

Sind Zulufttemperaturen


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Figur 4.9<br />

Luftführung in einem Büro- und Gewerbegebäude<br />

mit einem Lufterdregister<br />

Mit Hilfe des Lufterdregisters kann die Zulufttemperatur<br />

immer unterhalb der Raumlufttemperatur<br />

gehalten werden (Voraussetzung für Quelluftsysteme).<br />

Die na<strong>ch</strong>folgend zusammengestellten einfa<strong>ch</strong>en<br />

Dimensionierungshinweise sollten bei einer Vordimensionierung<br />

für eine erste Kostens<strong>ch</strong>ätzung<br />

bea<strong>ch</strong>tet werden.<br />

– Max. Luftges<strong>ch</strong>windigkeit:<br />

< 4 m/s<br />

– Rohrmaterial:<br />

Abwasser-Zementrohre (trockenes Erdrei<strong>ch</strong>)<br />

HDPE-Kunststoffrohre (nasses Erdrei<strong>ch</strong>)<br />

– Minimale Rohrlänge:<br />

trockenes Erdrei<strong>ch</strong> > 30 m<br />

nasses Erdrei<strong>ch</strong> > 20 m<br />

– Optimaler Rohrdur<strong>ch</strong>messer:<br />

trockenes Erdrei<strong>ch</strong> ≥ 30 cm<br />

nasses Erdrei<strong>ch</strong> < 25 cm<br />

64<br />

– Rohrabstände seitli<strong>ch</strong>:<br />

minimal: 1 m<br />

optimal: > 2 m<br />

– Rohrabstand von der Bodenplatte so gross<br />

wie mögli<strong>ch</strong> (mindestens 0.6 m).<br />

Es gilt weiterhin folgendes zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />

RAVEL<br />

– Die Rohre und die Querkanäle sind mit Gefälle<br />

zu verlegen, um allfälliges Kondensat abführen<br />

zu können.<br />

– Die Querkanäle müssen für eine optis<strong>ch</strong>e Kontrolle<br />

der Rohre und Rohreinführungen bekrie<strong>ch</strong>bar<br />

sein.<br />

– Die Rohreinführungen in den Querkanal sind im<br />

nassen Erdrei<strong>ch</strong> mit 2 aussenliegenden Di<strong>ch</strong>tungsmans<strong>ch</strong>etten<br />

auszuführen.<br />

Im Rahmen von Fors<strong>ch</strong>ungsprojekten ist geplant,<br />

den Planern ein PC-Programm zur Dimensionierung<br />

von Lufterdregistern für trockenes und nasses<br />

Erdrei<strong>ch</strong> zur Verfügung zu stellen. Das Programm<br />

wird es ermögli<strong>ch</strong>en, den stündli<strong>ch</strong>en Verlauf<br />

der Erdregisterleistungen mit Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der wi<strong>ch</strong>tigsten Randbedingungen (Luftsystem,<br />

Erdrei<strong>ch</strong>, Gebäude) zu bere<strong>ch</strong>nen.<br />

Lufterdregister weisen eine optimale Elektro-Thermo-Verstärkung<br />

auf (Definition in Abs<strong>ch</strong>nitt 4.4).<br />

Im Verglei<strong>ch</strong> mit konventionellen Systemen errei<strong>ch</strong>en<br />

Lufterdregister im Sommer und Winter Elektro-Thermo-Verstärkungen<br />

von 60–80 (Arbeitszahl<br />

von Wärmepumpen < 3 und Kältemas<strong>ch</strong>inen < 4).


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Figur 4.10<br />

Prinzips<strong>ch</strong>ema einer Ersatzluftanlage mit Lufterdregister<br />

65


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.11 Erdsonden<br />

Grundsätze<br />

– Erdsonden sind vertikale Sonden über wel<strong>ch</strong>e<br />

die relativ konstante Bodentemperatur in Tiefen<br />

von einigen dutzend bis wenigen hundert Metern<br />

genutzt wird.<br />

– Dem Boden kann so im Winter Wärme entzogen,<br />

im Sommer Wärme zugeführt werden. Für die<br />

Errei<strong>ch</strong>ung der erforderli<strong>ch</strong>en Temperaturniveaus<br />

wird im Winter eine Wärmepumpe eingesetzt.<br />

Im Sommer kann das in den Erdsonden<br />

zirkulierende Wasser/Glykol-Gemis<strong>ch</strong> direkt<br />

über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er zur Kühlung eingesetzt<br />

werden.<br />

– Bei der Beurteilung der Zweckmässigkeit einer<br />

Erdsondenanlage ist der <strong>Energie</strong>bedarf für die<br />

Medienförderung zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Figur 4.11<br />

Prinzipskizze einer Erdsondenanlage<br />

66<br />

4.11.1 Heizung im Winter<br />

RAVEL<br />

Für die Nutzung von Erdwärme aus Tiefen von<br />

einigen dutzend bis wenigen hundert Metern<br />

(«Untiefe Geothermie») werden vertikale Erdwärmesonden<br />

(EWS) eingesetzt. In diesem Berei<strong>ch</strong> ist<br />

nutzbare <strong>Energie</strong> in Form von Wärme von meist<br />

weniger als 20 °C vorhanden. Diese Wärme wird<br />

dem im allgemeinen trockenen, d.h. grundwasserfreien<br />

Erdrei<strong>ch</strong> entzogen. Eine Erdwärmesonde<br />

besteht im wesentli<strong>ch</strong>en aus einem ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Wasserkreislauf, dem sogenannten Wärmequellenkreislauf.<br />

Das dazu benötigte Rohrsystem<br />

wird mittels einer oder mehrerer, meist vertikaler<br />

Bohrungen in die Tiefe gebra<strong>ch</strong>t. Der Wärmeträger,<br />

Wasser mit einem Zusatz von ca. 25 Vol-<br />

% Frosts<strong>ch</strong>utz, wird zur Wärmeaufnahme aus dem<br />

Erdrei<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> das System gepumpt. Das Wasser-<br />

Frosts<strong>ch</strong>utz-Gemis<strong>ch</strong> gibt die so aufgenommene<br />

Wärme über einen Wärmetaus<strong>ch</strong>er an eine Wärmepumpe<br />

ab. Dabei kommt es zu keinem direkten<br />

Kontakt zwis<strong>ch</strong>en dem Arbeitsmittel in der Wärmepumpe<br />

und dem Wärmeträgermedium aus der<br />

Erdwärmesonde. Die auf diese Art dem Wärmequellenkreislauf<br />

entzogene <strong>Energie</strong> wird in der<br />

Wärmepumpe auf ein für ein Heizungs- bzw. Lüftungssystem<br />

brau<strong>ch</strong>bares Temperaturniveau angehoben.<br />

Mit diesem System sind mittlere Anlageleistungsziffern<br />

von über 3 ma<strong>ch</strong>bar [4.3, 4.15].<br />

Kritis<strong>ch</strong>e Auslegungsgrössen<br />

Die tägli<strong>ch</strong> und au<strong>ch</strong> langfristig variierende Temperaturverteilung<br />

des Erdrei<strong>ch</strong>s, und damit des<br />

eigentli<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>lieferanten, ers<strong>ch</strong>weren die<br />

optimale Auslegung einer Erdwärmesondenanlage.<br />

Bei der Planung einer Anlage sind deshalb die<br />

folgenden Grössen zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />

– Der <strong>Energie</strong>bedarf des Hauses. Er wird bestimmt<br />

dur<strong>ch</strong> Grösse, Bauart sowie Orientierung<br />

und klimatis<strong>ch</strong>e Lage des Gebäudes.<br />

– Die vom Heizkreislauf verlangte hö<strong>ch</strong>ste Vorlauftemperatur.<br />

Sie wird beeinflusst dur<strong>ch</strong> die<br />

Wahl des Heizsystems (z.B. Niedertemperaturheizung)<br />

und dessen Dimensionierung.<br />

– Die zu erzielende <strong>Energie</strong>ersparnis. Je weniger<br />

Fremdenergieverbrau<strong>ch</strong> erwüns<strong>ch</strong>t ist, desto<br />

höher sind die Anlagekosten.<br />

– Die Temperatur im Wärmequellenkreislauf. Sie<br />

wird im wesentli<strong>ch</strong>en bestimmt dur<strong>ch</strong> die Geo-


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

metrie der Erdwärmesonde, dur<strong>ch</strong> den Flüssigkeitsdur<strong>ch</strong>satz<br />

im Wärmequellenkreislauf sowie<br />

dur<strong>ch</strong> die Bodenbes<strong>ch</strong>affenheit. Faustformel:<br />

Bei einer Betriebszeit der Wärmepumpe von ca.<br />

2000 h/a muss pro kW erforderli<strong>ch</strong>e Wärmeleistung<br />

mit ca. 20 m Sondenlänge gere<strong>ch</strong>net werden<br />

(50 W/m).<br />

Heizleistung der Wärmepumpe<br />

Die Heizleistung der Wärmepumpe darf ni<strong>ch</strong>t zu<br />

knapp gewählt werden. Zu klein dimensionierte<br />

Wärmepumpen verursa<strong>ch</strong>en lange Betriebszeiten<br />

und überlasten die Erdwärmesondenanlage. Infolge<br />

fehlender «Erholungszeiten» (Wärmezufluss)<br />

sinkt die Nutzungstemperatur der Wärmequelle<br />

und damit die Heizleistung. Die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

wird beeinträ<strong>ch</strong>tigt, und die gewüns<strong>ch</strong>ten<br />

Raumtemperaturen können ni<strong>ch</strong>t mehr errei<strong>ch</strong>t<br />

werden.<br />

Die Wahl der ri<strong>ch</strong>tig dimensionierten Wärmepumpe<br />

aus einer bestehenden Baureihe bildet deshalb<br />

die erste wi<strong>ch</strong>tige Bedingung für die Planung und<br />

Realisierung einer funktionstü<strong>ch</strong>tigen Wärmepumpenheizungsanlage.<br />

Die Betriebssi<strong>ch</strong>erheit<br />

wird damit für ein breites Spektrum von Auslegungsvarianten<br />

der Erdwärmesonde(n) gewährleistet.<br />

Eine Wärmepumpe ist aber nur dann ökonomis<strong>ch</strong><br />

interessant und energiewirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

sinnvoll, wenn sie effizient arbeiten kann. Je kleiner<br />

die Temperaturdifferenz zwis<strong>ch</strong>en Wärmequelle<br />

und Wärmenutzung ist, desto grösser wird<br />

der Anteil der von der Wärmequelle gelieferten<br />

Wärme, desto kleiner ist der Anteil der Fremdenergie<br />

und desto positiver zeigt si<strong>ch</strong> die <strong>Energie</strong>bilanz.<br />

4.11.2 Kühlung im Sommer<br />

Die Erdsonden, die für die Wärmepumpe während<br />

der Heizperiode als Wärmequelle benutzt werden,<br />

können im Sommer für die Kühlung der Aussenluft<br />

eingesetzt werden. Dazu wird das in den Erdsonden<br />

zirkulierende Wasser/Glykol-Gemis<strong>ch</strong> während<br />

den Sommermonaten, d.h. bei Aussentemperaturen<br />

grösser als etwa 24 °C, auf ein Kühlnetz<br />

geführt. Gesi<strong>ch</strong>erte Angaben über die zu erwartenden<br />

Kälteleistungen liegen ni<strong>ch</strong>t vor, da bisher<br />

keine systematis<strong>ch</strong>en Messungen dur<strong>ch</strong>geführt<br />

worden sind. S<strong>ch</strong>ätzungsweise kann bei etwa 1000<br />

Betriebsstunden im Sommerbetrieb eine Kälteleistung<br />

von etwa 50% der Wärmeleistung im Winterbetrieb<br />

bezogen werden, also ca. 25 W/m.<br />

Dur<strong>ch</strong> diese Kombination von Wärmeentzug im<br />

Winter für Heizzwecke und Wärmeeintrag zu Kühlzwecken<br />

im Sommer wird der Wirkungsgrad der<br />

Wärmepumpe verbessert.<br />

Der Leistungsbedarf für den Antrieb von Umwälzpumpen<br />

und Ventilator (erhöhter Widerstand des<br />

Kühlers wegen grösserer Austaus<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>e bei<br />

höheren Kühlwassertemperaturen) beträgt<br />

gegenüber einer konventionellen Kälteanlage ca.<br />

10–15%.<br />

67


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.12 Bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />

Steuerung und Regelung<br />

Grundsätze<br />

– Dur<strong>ch</strong> geeignete Massnahmen ist zunä<strong>ch</strong>st si<strong>ch</strong>erzustellen,<br />

dass die <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong><br />

nur in Betrieb sind, wenn dies erforderli<strong>ch</strong><br />

ist.<br />

– Beim Betrieb der <strong>Anlagen</strong> ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten,<br />

dass diese mögli<strong>ch</strong>st bedarfsgere<strong>ch</strong>t arbeiten<br />

und ihre Aufgabe mit mögli<strong>ch</strong>st geringem <strong>Energie</strong>aufwand<br />

erfüllen.<br />

– Häufig sind die einfa<strong>ch</strong>sten Massnahmen wie<br />

Hands<strong>ch</strong>alter und Zeits<strong>ch</strong>altuhr die wirksamsten.<br />

Bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Dimensionierung<br />

der <strong>Anlagen</strong> haben aufwendige Lösungen mit<br />

variablem Volumenstrom eine weniger grosse<br />

Bedeutung als no<strong>ch</strong> vor wenigen Jahren postuliert<br />

wurde.<br />

Die einfa<strong>ch</strong>ste Art der Anpassung des Lüftungsbetriebs<br />

an den Bedarf ist die Ein- und Auss<strong>ch</strong>altung.<br />

Dies kann wie folgt erfolgen:<br />

– Hands<strong>ch</strong>alter<br />

Wird betätigt beim Betreten oder Verlassen des<br />

Raumes oder bei Lüftung via Fenster. Die Wirksamkeit<br />

des Hands<strong>ch</strong>alters steht und fällt mit der<br />

Disziplin der Benützer.<br />

– Zeits<strong>ch</strong>altuhr<br />

Bei Nutzungen mit definiertem Tages- und Wo<strong>ch</strong>engang<br />

leistet eine Zeits<strong>ch</strong>altuhr mit wenig<br />

Aufwand sehr wertvolle Dienste.<br />

– Fensterkontakt<br />

Bei geöffneten Fenstern stellt der Betrieb einer<br />

Lüftungsanlage eine <strong>Energie</strong>vers<strong>ch</strong>wendung<br />

dar. Mit Fensterkontakten kann ein automatis<strong>ch</strong>es<br />

Auss<strong>ch</strong>alten der Lüftungsanlage beim<br />

Öffnen der Fenster errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

– Bewegungsmelder<br />

Die Anwesenheit von Personen in einem Raum<br />

kann mit Bewegungsmeldern (Infrarotmelder)<br />

zuverlässig erfasst werden. Dieses Signal kann<br />

gut zur Steuerung (Ein- und Auss<strong>ch</strong>alten) der<br />

Lüftungsanlage verwendet werden.<br />

68<br />

RAVEL<br />

Bei variabler Nutzung kann die Luftmenge aufgrund<br />

eines S<strong>ch</strong>adstoffmelders so reguliert werden,<br />

dass bestimmte Grenzwerte eingehalten werden<br />

können. Als S<strong>ch</strong>adstoffmelder können eingesetzt<br />

werden:<br />

– CO2-Sensoren<br />

CO2-Melder eignen si<strong>ch</strong> für Räume, in denen<br />

ni<strong>ch</strong>t gerau<strong>ch</strong>t wird (bewährter Grenzwert =<br />

800 ppm CO2 + zusätzli<strong>ch</strong>er Spülbetrieb vor<br />

Nutzungsbeginn).<br />

– Mis<strong>ch</strong>gas-Sensoren<br />

Mis<strong>ch</strong>gas-Sensoren sind geeignet für Räume, in<br />

denen gerau<strong>ch</strong>t wird.


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

4.13 <strong>Anlagen</strong> mit variablem<br />

Volumenstrom (VAV)<br />

Grundsätze<br />

– VAV-<strong>Anlagen</strong> eignen si<strong>ch</strong> bei stark variierenden<br />

Nutzungen zur Errei<strong>ch</strong>ung eines bedarfsgere<strong>ch</strong>ten<br />

Betriebs. Bei bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Dimensionierung<br />

ist die Notwendigkeit von VAV-<strong>Anlagen</strong><br />

nur in diesen Ausnahmefällen gegeben.<br />

– Bei VAV-<strong>Anlagen</strong> sind alle Komponenten auf<br />

den variablen Luftstrom zu dimensionieren. Me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e<br />

VAV-Regler sind infolge des hohen<br />

Druckverlustes zu vermeiden.<br />

Variablen Volumenstrom hat man s<strong>ch</strong>on angewendet,<br />

als mit der Zuluft no<strong>ch</strong> leistungsstark gekühlt<br />

wurde. Wenn eine konstante Zulufttemperaturregelung<br />

erwüns<strong>ch</strong>t war, so musste man die Leistungsanpassung<br />

notgedrungenerweise mit dem<br />

variablen Volumenstrom vornehmen.<br />

Bei einer bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Dimensionierung werden<br />

die maximalen Luftvolumenströme auf das<br />

vertretbare Minimum reduziert (Abs<strong>ch</strong>nitte 3.3<br />

und 4.2.4). Dabei soll der bei früheren Auslegungen<br />

mit grösseren Volumenströmen übli<strong>ch</strong>e Platzbedarf<br />

dur<strong>ch</strong>aus beibehalten werden. Es können<br />

so die Massnahmen zur Reduktion der Druckverluste<br />

gemäss Abs<strong>ch</strong>nitt 3.4.4 lei<strong>ch</strong>t erfüllt werden.<br />

Der Bau von <strong>Anlagen</strong> mit variablem Volumenstrom<br />

(VAV) ist zweckmässig, um bei stark variierenden<br />

Nutzungen einen bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betrieb<br />

zu ermögli<strong>ch</strong>en. Bei der oben erwähnten<br />

bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Dimensionierung der <strong>Anlagen</strong><br />

ist die Notwendigkeit von VAV-<strong>Anlagen</strong> nur no<strong>ch</strong> in<br />

diesen Ausnahmefällen gegeben.<br />

An eine VAV-Anlage wird die Forderung gestellt,<br />

dass sie unabhängig vom jeweiligen Betriebszustand<br />

der Anlage die vers<strong>ch</strong>iedenen Räume individuell<br />

mit dem jeweils benötigten Luftstrom versorgt.<br />

Dazu sind alle Komponenten auf den variablen<br />

Luftstrom zu dimensionieren.<br />

Volumenstromregler<br />

Die Volumenstromregler müssen gewährleisten,<br />

dass den Räumen die notwendigen Luftvolumen-<br />

ströme unabhängig vom jeweiligen Druck im Kanalnetz<br />

zugeführt werden.<br />

Die Figur 4.12 zeigt das Prinzip eines Volumenstromreglers<br />

mit Messung des Volumenstroms<br />

(z.B. über eine Blende) und entspre<strong>ch</strong>end geregelter<br />

Klappe. In Figur 4.13 ist das Prinzip eines me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en<br />

Volumenstromreglers mit selbsttätiger<br />

Regelung mit Hilfe des Kanaldruckes dargestellt.<br />

Bei der Auswahl der Volumenstromregler ist darauf<br />

zu a<strong>ch</strong>ten, dass der zur Regelung erforderli<strong>ch</strong>e<br />

minimale Vordruck mögli<strong>ch</strong>st gering bleibt. Da<br />

dieser bei me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en VAV-Reglern deutli<strong>ch</strong><br />

grösser ist als bei VAV-Reglern mit Messung, sind<br />

me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e VAV-Regler aus energetis<strong>ch</strong>en Gründen<br />

zu vermeiden.<br />

1 Volumenstromregler<br />

2 Messung (Blende, Messkreuz etc.)<br />

3 Klappe<br />

4 Regler<br />

5 Klappenmotor<br />

Figur 4.12<br />

VAV-Regler mit Messung (Δpmin = ca. 20 Pa)<br />

1 Volumenstromregler<br />

2 Regulierkegel<br />

3 Feder<br />

Figur 4.13<br />

VAV-Regler me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong> (Δpmin = ca. 80 Pa bei kleinster<br />

Luftmenge)<br />

69


Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

Ventilator<br />

Au<strong>ch</strong> der Ventilator muss si<strong>ch</strong> dem Bedarf anpassen<br />

können.<br />

Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass im gesamten Kanalnetz genügend<br />

Druck vorhanden ist, damit die Volumenstromregler<br />

funktionieren. Evtl. sind mehrere<br />

Druckmessstellen notwendig.<br />

Zuluftdur<strong>ch</strong>lässe<br />

Bei der Wahl des Zuluftdur<strong>ch</strong>lasses und bei dessen<br />

Dimensionierung ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass er für variable<br />

Volumenströme geeignet ist (100%–30%),<br />

um au<strong>ch</strong> im Teillastberei<strong>ch</strong> eine genügende Raumdur<strong>ch</strong>spülung<br />

zu erhalten. Ho<strong>ch</strong> induzierende System-<br />

und Quellüftungen erfüllen diese Aufgabe<br />

ohne besondere me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Hilfen.<br />

70<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 4<br />

RAVEL<br />

[4.1] Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft Wärmepumpen AWP<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Dokumentation der TK über<br />

Wärmepumpenheizungsanlagen<br />

AWP Züri<strong>ch</strong>, Oktober 1991<br />

[4.2] E. Beck<br />

Über das Einfrieren von Plattenwärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />

HLH Band 43 (1992) Nr. 7, Seiten 370–374<br />

[4.3] Bundesamt für <strong>Energie</strong>wirts<strong>ch</strong>aft BEW<br />

Erdwärmesonden-Heizanlagen<br />

Studie Nr. 46, September 1989<br />

[4.4] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL im Wärmesektor – Heft 1<br />

Elektrizität und Wärme<br />

Bestell-Nr. 724.357-d<br />

[4.5] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL im Wärmesektor – Heft 2<br />

Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung<br />

Bestell-Nr. 724.355-d<br />

[4.6] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL im Wärmesektor – Heft 3<br />

Wärmepumpen<br />

Bestell-Nr. 724.356-d<br />

[4.7] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL im Wärmesektor – Heft 4<br />

Wärmekraftkopplung<br />

Bestell-Nr. 724.358-d<br />

[4.8] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

Impulsprogramm Hauste<strong>ch</strong>nik 1987<br />

Wärmerückgewinnung in Lüftungs- und<br />

Klimaanlagen<br />

Form. 724.709d 12.87 1000 41945<br />

[4.9] F. Haberda, V. Meyringer, L. Trepte<br />

Bestandesaufnahme zur Ausführung von<br />

Lüftungsanlagen im Wohnungsbau<br />

Bundesministerium für Fors<strong>ch</strong>ung und<br />

Te<strong>ch</strong>nologie BMFT-FB-T 86-230<br />

[4.10] Hans Martin Mathisen<br />

Analysis and Evaluation of Displacement<br />

Ventilation<br />

Dissertation NTH Trondheim<br />

VVS-rapport 1989:2


RAVEL Lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Systeme<br />

[4.11] R. Meierhans, D. Brühwiler<br />

Intensive Nutzung der Gebäudespei<strong>ch</strong>ermasse<br />

zur nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Kühlung<br />

7. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Statusseminar 1992<br />

<strong>Energie</strong>fors<strong>ch</strong>ung im Ho<strong>ch</strong>bau<br />

[4.12] V. Meyringer<br />

Voraussetzungen für den energiewirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

sinnvollen Einsatz von Lüftungsanlagen<br />

im Wohnungsbau<br />

Bundesministerium für Fors<strong>ch</strong>ung und<br />

Te<strong>ch</strong>nologie BMFT-FB-T 86-240<br />

[4.13] Recknagel, Sprenger, Hönmann<br />

Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> für Heizung und Klimate<strong>ch</strong>nik<br />

Verlag Oldenbourg, Ausgabe 1992/93<br />

ISBN 3-486-26212-2<br />

[4.14] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />

Meteodaten für die Hauste<strong>ch</strong>nik<br />

Dokumentation D 012, Januar 1987<br />

[4.15] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA und Bundesamt für<br />

<strong>Energie</strong>wirts<strong>ch</strong>aft BEW<br />

Base de dimensionnement des systèmes<br />

exploitant la <strong>ch</strong>aleur du sol à base température<br />

Dokumentation D 025, Mai 1988<br />

[4.16] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />

Ordnung für Leistungen und Honorare der<br />

Mas<strong>ch</strong>inen- und Elektroingenieure sowie<br />

der Fa<strong>ch</strong>ingenieure für Gebäudeinstallationen,<br />

Ordnung SIA 108, Ausgabe 1984<br />

[4.17] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />

Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Anforderungen an <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/1, Ausgabe 1992<br />

[4.18] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />

Kühlleistungsbedarf von Gebäuden<br />

Empfehlung SIA V382/2, Ausgabe 1992<br />

[4.19] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Ingenieur- und<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten-Verein SIA<br />

Bedarfsermittlung für <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>Anlagen</strong><br />

Empfehlung SIA V382/3, Ausgabe 1992<br />

[4.20] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />

Klima-Ingenieuren SWKI<br />

Abnahmeprotokoll für Heizungs-, Lüftungs-,<br />

Kälte- und Wärmepumpenanlagen<br />

Ri<strong>ch</strong>tlinie SWKI 88-1<br />

[4.21] S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Verein von Wärme- und<br />

Klima-Ingenieuren SWKI<br />

Wärmerückgewinnungsanlagen in luftte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Anlagen</strong><br />

SWKI-Ri<strong>ch</strong>tlinie 89-1<br />

[4.22] Urs Steinemann<br />

Arbeitsberi<strong>ch</strong>t zur Definition energetis<strong>ch</strong><br />

guter <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>r <strong>Anlagen</strong><br />

Beri<strong>ch</strong>t US 92-14-01 vom Dezember 1992<br />

im Auftrag des SIA und des BEW<br />

[4.23] TüV Rheinland<br />

Lüftung im Wohnungsbau<br />

Beri<strong>ch</strong>t Statusseminar, ISBN 3-88585-172-5<br />

Dokumentation D 025, Mai 1988<br />

[4.24] Carl-Georg Ungerland<br />

Die Lüftung als notwendige Voraussetzung<br />

für ein gesundes Wohnklima<br />

Bu<strong>ch</strong>enweg 7, D-8200 Rosenheim<br />

[4.25] H. Werner, W. Fies<br />

Forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Systeme für die<br />

Wohnungslüftung, Teil B<br />

IPB-Beri<strong>ch</strong>t EB-21, 1989<br />

Fraunhoferinstitut für Bauphysik, Stuttgart<br />

71


RAVEL Ventilatoren<br />

5 Ventilatoren<br />

5.1 Bauarten von Ventilatoren 76<br />

5.1.1 Typisierung 76<br />

5.1.2 Druck-, Volumenstrom- und Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>e 77<br />

5.1.3 Geräus<strong>ch</strong>erzeugung 79<br />

5.2 Ventilatorkennlinien 80<br />

5.2.1 Radialventilatoren 80<br />

5.2.2 Axialventilatoren 85<br />

5.2.3 Querstromventilatoren 87<br />

5.3 Gas-, Proportionalitäts- und Affinitätsgesetze 88<br />

5.3.1 Einfluss der Luftdi<strong>ch</strong>te 88<br />

5.3.2 Proportionalitätsgesetze 89<br />

5.3.3 Affinitätsgesetze 90<br />

5.4 Netzkennlinie und Betriebspunkt 90<br />

5.5 Regelbarkeit 91<br />

5.6 Verluste beim Einbau 98<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5 98<br />

73


RAVEL Ventilatoren<br />

5 Ventilatoren<br />

Die in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik zur Anwendung kommenden<br />

Strömungsmas<strong>ch</strong>inen haben die Aufgabe,<br />

elektris<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> mögli<strong>ch</strong>st geräus<strong>ch</strong>arm<br />

und verlustfrei in Druck- und Bewegungsenergie<br />

eines Luftvolumenstroms umzusetzen. Im Druckberei<strong>ch</strong><br />

bis zu etwa 25 kPa bezei<strong>ch</strong>net man diese<br />

als Ventilatoren, bei höheren Drücken als Gebläse.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Verbesserungen beim sommerli<strong>ch</strong>en<br />

und winterli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utz der Gebäude hat<br />

der <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong> für Heizen und Kühlen in<br />

den letzten Jahren stark abgenommen. Damit<br />

steht der Verbrau<strong>ch</strong> von elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> für<br />

die Luftförderung zunehmend im Mittelpunkt der<br />

Sparbemühungen.<br />

Heute ist der <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong> für die Lüftförderung<br />

häufig viel zu ho<strong>ch</strong>. Um diese Verhältnisse zu<br />

verbessern, müssen die Ventilatoren besser ausgewählt,<br />

unter Umständen vernünftig kombiniert,<br />

ri<strong>ch</strong>tig angetrieben und verlustarm geregelt werden.<br />

Vor allem bei kleineren Ventilatoren und Motoren<br />

sind Gesamtwirkungsgrade im Berei<strong>ch</strong> von<br />

25% no<strong>ch</strong> weit verbreitet. Wesentli<strong>ch</strong>e Grundvoraussetzung<br />

für einen energie-<strong>effiziente</strong>n Betrieb<br />

ist, dass die Luftvolumenströme ohnehin s<strong>ch</strong>on<br />

den Bedürfnissen entspre<strong>ch</strong>end minimiert, gesteuert<br />

oder reguliert werden und dass die Druckverluste<br />

bei der Luftaufbereitung und Verteilung<br />

so klein wie wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gerade no<strong>ch</strong> vertretbar<br />

geplant sind. Zu bea<strong>ch</strong>ten ist au<strong>ch</strong>, dass Ventilatoren<br />

und Motoren nur dann ri<strong>ch</strong>tig gewählt werden<br />

können, wenn eine zuverlässige Druckverlustbere<strong>ch</strong>nung<br />

dur<strong>ch</strong>geführt worden ist.<br />

75


Ventilatoren<br />

5.1 Bauarten von Ventilatoren<br />

5.1.1 Typisierung<br />

Obs<strong>ch</strong>on die einzelnen Bauarten der Ventilatoren<br />

ineinander übergehen, unters<strong>ch</strong>eidet man grob<br />

zwis<strong>ch</strong>en Axialventilatoren und Radialventilatoren.<br />

Axialventilatoren<br />

Die Bauart der Axialventilatoren erstreckt si<strong>ch</strong> vom<br />

langsam laufenden Deckenventilator über den<br />

grossflä<strong>ch</strong>igen Propeller bis zum ho<strong>ch</strong>tourigen<br />

Axialläufer mit verstellbarem S<strong>ch</strong>aufelwinkel und<br />

Leitapparaten.<br />

Figur 5.1<br />

Langsam laufender Deckenventilator<br />

Figur 5.2<br />

Grossflä<strong>ch</strong>iger Propeller<br />

76<br />

RAVEL<br />

Figur 5.3<br />

Ho<strong>ch</strong>touriger, zweistufiger Axialventilator mit<br />

wählbarem S<strong>ch</strong>aufelwinkel


RAVEL Ventilatoren<br />

Radialventilatoren<br />

Die Bauart der Radialventilatoren rei<strong>ch</strong>t vom<br />

relativ lei<strong>ch</strong>t gebauten Trommelläufer über Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

mit rückwärtsgekrümmten<br />

S<strong>ch</strong>aufeln und Leitapparaten bis zu den<br />

ho<strong>ch</strong>tourigen Ho<strong>ch</strong>druck-Radialventilatoren.<br />

Figur 5.4<br />

Trommelläufer – Radialventilator<br />

Figur 5.5<br />

Ho<strong>ch</strong>druck-Radialventilator<br />

Figur 5.6<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />

(S<strong>ch</strong>aufeln profiliert oder unprofiliert)<br />

Als weitere Variante der Radialventilatoren wird<br />

hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zur Anwendung mit Wärmetaus<strong>ch</strong>ern<br />

zusammen oder zur Apparatekühlung der<br />

Querstromventilator verwendet.<br />

Figur 5.7<br />

Querstromventilator<br />

5.1.2 Druck-, Volumenstrom- und Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>e<br />

Die Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren mit den<br />

rückwärtsgekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln (unprofiliert<br />

oder profiliert) zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> gegenüber den anderen<br />

Bauarten von Radialventilatoren dur<strong>ch</strong> ihre<br />

deutli<strong>ch</strong> besseren Wirkungsgrade und dur<strong>ch</strong> ihre<br />

steileren Kennlinien aus. Zudem decken die Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

einen grösseren<br />

Druckberei<strong>ch</strong> ab. Die Trommelläufer liefern hingegen<br />

bei glei<strong>ch</strong>er Baugrösse nahezu zweimal soviel<br />

Volumenstrom wie die Ho<strong>ch</strong>leistungsläufer [5.3].<br />

77


Ventilatoren<br />

78<br />

RAVEL<br />

Figur 5.8<br />

Einsatzberei<strong>ch</strong>e und maximale Wirkungsgrade von Trommelläufern (TE-Baureihe, links) und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

(ME-Baureihe, re<strong>ch</strong>ts) [5.5]<br />

Figur 5.9<br />

Kennlinienfelder eines Trommelläufers (TE 31, links) und eines Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilators (ME 31,<br />

re<strong>ch</strong>ts) im direktem Verglei<strong>ch</strong> [5.5]


RAVEL Ventilatoren<br />

Figur 5.10<br />

Einsatzberei<strong>ch</strong>e von Axialventilatoren [5.4]<br />

5.1.3 Geräus<strong>ch</strong>erzeugung<br />

Verglei<strong>ch</strong>t man die Geräus<strong>ch</strong>entwicklung einzelner<br />

Ventilatoren von unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart in<br />

ihren jeweils besten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong>en, so<br />

sind nahezu keine systematis<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iede<br />

auszuma<strong>ch</strong>en. Trotzdem, oder um so mehr, ist man<br />

auf die Herstellerangaben angewiesen, weil Ausführungsdetails<br />

und Herstellungstoleranzen zu<br />

deutli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>ieden führen können.<br />

In kritis<strong>ch</strong>en Fällen lohnt es si<strong>ch</strong>, einen Reserveplatz<br />

vorzusehen, um bei Bedarf später gegenüber<br />

der Bere<strong>ch</strong>nung resp. Auss<strong>ch</strong>reibung verlängerte<br />

S<strong>ch</strong>alldämpfer einbauen zu können. Generell<br />

gilt, dass das zusätzli<strong>ch</strong>e Geräus<strong>ch</strong>, das dur<strong>ch</strong><br />

den Einfügungswiderstand eines S<strong>ch</strong>alldämpfers<br />

am Ventilator erzeugt wird, etwa zehnmal kleiner<br />

ist als die gewonnene Einfügungsdämpfung.<br />

79


Ventilatoren<br />

5.2 Ventilatorkennlinien<br />

Grundsätze<br />

– Ri<strong>ch</strong>tig ausgewählte Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

mit rückwärtsgekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />

sind energiesparender und leiser als die billigeren<br />

Trommelläufer.<br />

– Bei den in der Lüftungste<strong>ch</strong>nik übli<strong>ch</strong>en Anwendungen<br />

sind au<strong>ch</strong> die Axialventilatoren im Wirkungsgrad<br />

den Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

meistens unterlegen.<br />

Wenn der Planer die spezifis<strong>ch</strong>en Eigens<strong>ch</strong>aften<br />

der vers<strong>ch</strong>iedenen Ventilatoren ri<strong>ch</strong>tig beurteilen<br />

und einsetzen will, so brau<strong>ch</strong>t er die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

strömungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Grundkenntnisse. Um hier<br />

aber auf dem Boden der praxisnahen Hilfestellung<br />

zu bleiben, wird auf die Herleitungen der Hauptglei<strong>ch</strong>ungen,<br />

die in jedem Fa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>lesbar<br />

sind, verzi<strong>ch</strong>tet. Das Glei<strong>ch</strong>e gilt für die dimensionslosen<br />

Kennlinien, die vom Praktiker weniger<br />

verwendet werden.<br />

5.2.1 Radialventilatoren<br />

Bei den Radialventilatoren unters<strong>ch</strong>eidet man vorerst<br />

zwis<strong>ch</strong>en unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>aufelwinkeln<br />

am Laufradaustritt.<br />

Figur 5.11<br />

Laufrad mit rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />

[5.3] (Wirkungsgrad 70–85 %)<br />

80<br />

RAVEL<br />

Figur 5.12<br />

Laufrad mit radial endenden S<strong>ch</strong>aufeln [5.3] (für<br />

die Förderte<strong>ch</strong>nik)<br />

Figur 5.13<br />

Laufrad mit vorwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln<br />

[5.3] (Trommelläufer, Wirkungsgrad 50–70 %)<br />

Während das Laufrad mit rückwärts gekrümmten<br />

S<strong>ch</strong>aufeln den besten Wirkungsgrad errei<strong>ch</strong>t, erzeugt<br />

das Trommel-Laufrad mit seinen vorwärts<br />

gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln den glei<strong>ch</strong>en statis<strong>ch</strong>en<br />

Druck bei einer kleineren Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit.<br />

Das Trommel-Laufrad erzeugt damit bei glei<strong>ch</strong>er<br />

Baugrösse und Leistung weniger Geräus<strong>ch</strong>e,<br />

obs<strong>ch</strong>on sein Wirkungsgrad s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter und seine<br />

Leistungsaufnahme höher ist als beim Laufrad mit<br />

rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln. Dieser Ver-


RAVEL Ventilatoren<br />

glei<strong>ch</strong> ist zwar gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, darf aber ni<strong>ch</strong>t so im<br />

Raum stehen gelassen werden (siehe Figuren 5.20<br />

und 5.21).<br />

Die radial endenden S<strong>ch</strong>aufeln werden wegen ihrer<br />

Resistenz gegenüber Vers<strong>ch</strong>mutzungen hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

in der Förderte<strong>ch</strong>nik eingesetzt. Auf ihre<br />

weitere Erwähnung wird im vorliegenden Dokument<br />

verzi<strong>ch</strong>tet.<br />

Die Luftströmung im Laufrad<br />

Da es im Radialventilator darum geht, den Luftstrom<br />

mit dem Laufrad zu bes<strong>ch</strong>leunigen und seine<br />

gewonnene kinetis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> im ans<strong>ch</strong>liessenden<br />

Spiralgehäuse in Druckenergie umzuwandeln,<br />

könnte die relative Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

im S<strong>ch</strong>aufelkanal bereits heruntergesetzt<br />

und dynamis<strong>ch</strong>e <strong>Energie</strong> in Druckenergie umgewandelt<br />

werden. Dem sind aber klare Grenzen<br />

gesetzt, weil der Diffusoröffnungswinkel eng begrenzt<br />

ist.<br />

Aus diesem Grund wird bei grösseren Dur<strong>ch</strong>messerverhältnissen<br />

dur<strong>ch</strong> Verjüngung der Laufradbreite<br />

für einen nahezu glei<strong>ch</strong>bleibenden Strömungsquers<strong>ch</strong>nitt<br />

gesorgt. Bei den Trommelläufern<br />

ist dies aufgrund des geringen Unters<strong>ch</strong>iedes<br />

in der Ein- und Austrittsflä<strong>ch</strong>e der S<strong>ch</strong>aufelkanäle<br />

bedeutungslos.<br />

Figur 5.14<br />

Ausführung von Laufrädern mit und ohne<br />

Verjüngung<br />

Der S<strong>ch</strong>aufelwinkel am Laufradeintritt unterliegt<br />

bei allen Laufradtypen den glei<strong>ch</strong>en Anforderungen.<br />

Da der ungestörte Lufteintritt radial erfolgt,<br />

ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>aufelwinkel na<strong>ch</strong> dem Volumenstrom<br />

(d.h. na<strong>ch</strong> der radialen Eintrittsges<strong>ch</strong>windigkeit,<br />

die si<strong>ch</strong> aus dem Volumenstrom<br />

und der Eintrittsflä<strong>ch</strong>e aller S<strong>ch</strong>aufelkanäle ergibt)<br />

und der Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit der S<strong>ch</strong>aufelinnenkanten.<br />

Er beträgt bei den meisten Konstruktionen<br />

ca. 35°. Der Luftstrom hat dann mit den<br />

Bezei<strong>ch</strong>nungen von Figur 5.15 in Bezug auf die<br />

Umgebung am S<strong>ch</strong>aufelkanaleintritt die absolute<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit c1 und in Bezug auf das Laufrad<br />

die relative Ges<strong>ch</strong>windigkeit w1.<br />

u Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit des Rades<br />

w Relativges<strong>ch</strong>windigkeit in Ri<strong>ch</strong>tung der<br />

S<strong>ch</strong>aufelkrümmung<br />

c Resultierende Absolutges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

aus w und u<br />

cu Umfangskomponente von c<br />

Radialkomponente von c<br />

cm<br />

Bei allen Grössen bezei<strong>ch</strong>net der Index 1 den<br />

Beginn, der Index 2 das Ende des S<strong>ch</strong>aufelkanals<br />

Figur 5.15<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreieck am Laufrad<br />

Es leu<strong>ch</strong>tet ohne weiteres ein, dass die stärker<br />

gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln beim Trommelläufer zu<br />

einer relativ höheren absoluten Austrittsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

c2 führen, als die weniger stark gebogenen<br />

S<strong>ch</strong>aufeln eines rückwärts gekrümmten<br />

Laufrades, das mit glei<strong>ch</strong>er Umfangsges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

läuft (Figuren 5.11 und 5.13). Glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

wird aber klar, dass beim Trommelläufer dur<strong>ch</strong> die<br />

rigorosere Luftumlenkung auf kurzem Weg die<br />

Stossverluste grösser sind und damit der Wirkungsgrad<br />

kleiner sein muss. Dass der Trommelläufer<br />

trotzdem den Ruf hat, bei glei<strong>ch</strong>er Baugrösse<br />

geräus<strong>ch</strong>armer zu laufen, ergibt si<strong>ch</strong> aus<br />

der deutli<strong>ch</strong> niedrigeren Drehzahl.<br />

81


Ventilatoren<br />

Theoretis<strong>ch</strong>e und wirkli<strong>ch</strong>e Kennlinie<br />

Die bei unendli<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>aufelzahl und ohne Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

von Stossverlusten theoretis<strong>ch</strong> erzielbare<br />

Druckerhöhung setzt si<strong>ch</strong> aus drei Anteilen<br />

zusammen:<br />

– Statis<strong>ch</strong>e Druckerhöhung<br />

Sie ergibt si<strong>ch</strong> aus der Differenz von u2 2 - u1 2 und<br />

ist somit vom Dur<strong>ch</strong>messerverhältnis und von<br />

der Drehzahl abhängig.<br />

– Dynamis<strong>ch</strong>e Druckerhöhung<br />

Sie ergibt si<strong>ch</strong> aus der Differenz von c2 2 - c1 2 und<br />

ist abhängig vom S<strong>ch</strong>aufelwinkel β2, vom<br />

Dur<strong>ch</strong>messerverhältnis und von der Drehzahl.<br />

– Statis<strong>ch</strong>er Druckrückgewinn<br />

Dieser ergäbe si<strong>ch</strong> aus der Differenz der relativen<br />

Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeit der Luft im<br />

82<br />

S<strong>ch</strong>aufelkanal w 1<br />

2 -w2<br />

2 . Der Betrag ist allerdings<br />

gering, weil die Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdifferenz aus<br />

den früher erläuterten Gründen konstruktiv<br />

klein gehalten wird.<br />

Δp th∞ = ρ [(u 2 2 – u1 2 ) + (c2 2 – c1 2 ) +<br />

2<br />

(w 1 2 – w2 2 )]<br />

Aufgrund der geometris<strong>ch</strong>en Haupteinflussfaktoren<br />

ergibt si<strong>ch</strong> für die vers<strong>ch</strong>iedenen Laufradtypen<br />

ein typis<strong>ch</strong>er Verlauf der theoretis<strong>ch</strong> errei<strong>ch</strong>baren<br />

Druckdifferenz Δpth in Funktion des Volumendur<strong>ch</strong>satzes<br />

V gemäss Figur 5.16. Vollständigkeitshalber<br />

sei hier das Laufrad mit radialem S<strong>ch</strong>aufelende<br />

do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> einmal erwähnt.<br />

Figur 5.16<br />

Typis<strong>ch</strong>er Verlauf von Δpth<br />

RAVEL<br />

Bei der wirkli<strong>ch</strong>en Strömung im Ventilator ergibt<br />

si<strong>ch</strong> infolge vers<strong>ch</strong>iedener Verluste eine wesentli<strong>ch</strong>e<br />

Änderung der theoretis<strong>ch</strong>en Kennlinie. Die<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Kennlinie eines Ventilators kann stetig<br />

fallend sein oder au<strong>ch</strong> einen S<strong>ch</strong>eitel- oder Wendepunkt<br />

aufweisen.<br />

Figur 5.17<br />

Änderung der theoretis<strong>ch</strong>en Kennlinie dur<strong>ch</strong> Verluste<br />

[5.6]


RAVEL Ventilatoren<br />

Da die Einsatzgebiete einzelner Ventilatortypen<br />

bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gross sind, werden die Kennlinien in der<br />

Regel aus Platzgründen auf doppelt logarithmis<strong>ch</strong>es<br />

Papier aufgetragen. Für die in Frage kommenden<br />

Drehzahlen werden die Kurven im Berei<strong>ch</strong><br />

der optimalen Wirkungsgrade und Betriebspunkte<br />

dargestellt. Kurven zur Bestimmung von Leistungsbedarf,<br />

Wirkungsgrad und S<strong>ch</strong>alleistung<br />

sind in der Regel ebenfalls in den Kennlinienfeldern<br />

eingetragen. Ein Beispiel für ein vollständiges<br />

Kennlinienfeld eines Radialventilators zeigt Figur<br />

5.18.<br />

Figur 5.18<br />

Beispiel eines Kennlinienfeldes [5.5]<br />

Aus dem Volumenstrom, dem aufzubringenden<br />

Gesamtdruck und dem Wirkungsgrad kann die<br />

Wellenleistung P des Ventilators bere<strong>ch</strong>net werden.<br />

P = Δpges · V<br />

ηv · 3600<br />

P Wellenleistung des Ventilator [W]<br />

Δpges Gesamtdruckdifferenz [Pa]<br />

V Volumenstrom [m 3 /h]<br />

η V<br />

Wirkungsgrad des Ventilators [–]<br />

Wirkli<strong>ch</strong>e Kennlinien im Verglei<strong>ch</strong><br />

Zum besseren Verständnis der spezifis<strong>ch</strong>en Ventilatoreigens<strong>ch</strong>aften<br />

folgen einige praxisnahe Gegenüberstellungen.<br />

Figur 5.19<br />

Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad [5.3]<br />

Nehmen wir an, ein Spiralgehäuse für ein einseitig<br />

saugendes Laufrad der Grösse ME 31 sei gegeben.<br />

Wir verglei<strong>ch</strong>en die Ventilatoreigens<strong>ch</strong>aften, wenn<br />

wahlweise ein Trommelläufer oder ein Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad<br />

eingesetzt wird.<br />

83


Ventilatoren<br />

Figur 5.20<br />

Kennlinienfelder von Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />

glei<strong>ch</strong>er Baugrösse [5.5]<br />

Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Eigens<strong>ch</strong>aften der zwei<br />

Laufräder in den meisten Lehrbü<strong>ch</strong>ern bei glei<strong>ch</strong>er<br />

Baugrösse vergli<strong>ch</strong>en werden, führt oft zu Verständnisproblemen<br />

und zu Fehleins<strong>ch</strong>ätzungen. In<br />

der Figur 5.20 ist klar ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, dass die besten<br />

Wirkungsgrade der beiden Laufräder weit voneinander<br />

entfernt sind. Demna<strong>ch</strong> können sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t für den glei<strong>ch</strong>en Betriebspunkt eignen! Wenn<br />

aber beispielsweise eine Anlage mit einem bestimmten<br />

Volumenstrom dur<strong>ch</strong> den Einbau besserer<br />

Filter und einer WRG mehr Druckverlust aufweist,<br />

so kann si<strong>ch</strong> ein Ho<strong>ch</strong>leistungslaufrad glei<strong>ch</strong>er<br />

Baugrösse im glei<strong>ch</strong>en Gehäuse aufdrängen.<br />

Beispiel:<br />

Nehmen wir an, dass der alte Betriebspunkt bei<br />

einem Volumenstrom von 2500 m 3 /h und einem<br />

Gesamtdruckverlust von 300 Pa lag. Würde nun<br />

der neue Druckverlust nur geringfügig auf 400 Pa<br />

erhöht werden müssen, so ergäbe si<strong>ch</strong> für beide<br />

Laufräder immerhin der glei<strong>ch</strong>e, ni<strong>ch</strong>t aber der<br />

beste Wirkungsgrad (58%). Bei Druckverlusten bis<br />

zu 1500 Pa wird jetzt das Ho<strong>ch</strong>leistungsrad immer<br />

besser, während der Trommelläufer mit zunehmendem<br />

Druckbedarf auf einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teren Wirkungsgrad<br />

arbeitet.<br />

84<br />

RAVEL<br />

Kenngrösse TE 31 ME 31 TE 31 ME 31 TE 31 ME 31<br />

V [m3 /h] 2'500 2'500 2'500 2'500 2'500 2'500<br />

Δpges [Pa] 300 300 500 500 1'200 1'200<br />

η V [%] 60.0 52.0 60.5 60.5 55.0 71.0<br />

LWA [dB(A)] 72.5 87.5 76.5 88.0 86.0 92.0<br />

n [min –1 ] 830 2'000 1'120 2'300 1'780 3'000<br />

P [W] 345 400 575 575 1'515 1'175<br />

Tabelle 5.1<br />

Kenndaten des Trommelläufers TE 31 und des<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilators ME 31 [5.5]<br />

Wenn hingegen im Planungsstadium zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem Trommelläufer und dem Ho<strong>ch</strong>leistungsrad<br />

gewählt werden kann, so muss der Verglei<strong>ch</strong> beider<br />

Bauarten im jeweils besten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong><br />

erfolgen. Deshalb wird der Ventilator mit<br />

rückwärts gekrümmten S<strong>ch</strong>aufeln meistens eine<br />

oder zwei Baugrössen grösser gewählt werden<br />

müssen.<br />

Figur 5.21<br />

Kennlinienfelder von Trommelläufer und Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Baugrösse<br />

[5.5]


RAVEL Ventilatoren<br />

Am oben dargestellten Beispiel vom Verglei<strong>ch</strong> eines<br />

Trommelläufers der Baugrösse TE 31 mit einem<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator der Baugrösse<br />

ME 45 lässt si<strong>ch</strong> zeigen, dass si<strong>ch</strong> jetzt die<br />

jeweils optimalen Betriebspunkte nahezu decken.<br />

Beim Verglei<strong>ch</strong> in einem praxisnahen Betriebspunkt<br />

wird sofort klar, dass der um zwei Baugrössen<br />

grössere (und deshalb natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> etwas<br />

teurere) Ventilator deutli<strong>ch</strong>e Vorteile aufweist. Bei<br />

4500 m 3 /h und 800 Pa ist P = 1430 W anstatt 2025 W<br />

und LW ist 77.5 dB(A) statt 84.5 dB(A). Der ri<strong>ch</strong>tig<br />

ausgewählte Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator ist<br />

demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur energetis<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> besser<br />

sondern au<strong>ch</strong> leiser! Einzig bei der Anwendung<br />

von Drosselregulierungen kann das Teillastverhalten<br />

des Trommelläufers wieder günstiger werden<br />

(siehe Kapitel 5.5).<br />

5.2.2 Axialventilatoren<br />

Mit dem letzten Verglei<strong>ch</strong> ist der Übergang zu den<br />

Axialventilatoren gegeben, die im Zeitalter der<br />

Monoblockgeräte eine etwas untergeordnete Rolle<br />

spielen. Zumindest aber bei den neueren Lüftungste<strong>ch</strong>niken,<br />

die die Na<strong>ch</strong>tlüftung zur Gebäudekühlung<br />

einbeziehen, dürfte der Axialventilator<br />

als Deckenmodell eine Renaissance erleben.<br />

Aber au<strong>ch</strong> zur Massenspei<strong>ch</strong>erbewirts<strong>ch</strong>aftung in<br />

Aktiv- und Passiv-Solaranwendungen dürften in<br />

Zukunft einfa<strong>ch</strong>ere Ausführungsformen des Axialventilators<br />

mehr und mehr angewendet werden.<br />

Bei den Axialventilatoren können die Bauarten<br />

ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> ihren S<strong>ch</strong>aufelwinkeln eingeordnet<br />

werden. Man unters<strong>ch</strong>eidet daher eher<br />

zwis<strong>ch</strong>en:<br />

– Propeller- oder Umwälzventilatoren ohne Rohrgehäuse,<br />

– Wand- und Fensterventilatoren mit einem Ring<br />

oder einem Gehäuse und<br />

– aufwendigeren Ausführungen mit verstellbaren<br />

S<strong>ch</strong>aufeln, Leiträdern, Diffusoren oder gar Gegenlaufrädern.<br />

Figur 5.22<br />

Bauarten von Axialventilatoren (Deckenventilator, Wandventilator, Rohreinbauventilator, Mitteldruckventilator<br />

mit Na<strong>ch</strong>leitrad und Nabendiffusor)<br />

Figur 5.23<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreiecke von Axialventilatoren mit und ohne Leitapparat<br />

85


Ventilatoren<br />

Die Strömung im Laufrad wird au<strong>ch</strong> beim Axialventilator<br />

dur<strong>ch</strong> die Ein- und Austrittsdreiecke dargestellt.<br />

Vom Laufrad wird dem Luftstrom ein Drall<br />

aufgeprägt, der bei der Anwendung eines Leitrades<br />

(vor oder hinter dem Laufrad) aufgehoben und<br />

in zusätzli<strong>ch</strong>e Druckenergie umgesetzt wird.<br />

Der theoretis<strong>ch</strong> erzielbare Druck, ohne Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der Strömungsverluste, kann wie beim Radialventilator<br />

wie folgt dargestellt werden:<br />

Δp th∞ = ρ [(w 1 2 – w2 2 ) + (c2 2 – c1 2 )]<br />

2<br />

Im Gegensatz zu Radialventilatoren haben Axialventilatoren<br />

innerhalb ihres Kennlinienfeldes ein<br />

ausgeprägtes Abrissgebiet, den sogenannten instabilen<br />

Berei<strong>ch</strong> (Figur 5.24).<br />

a Bei der Förderung Null füllen die Wirbel auf der<br />

Eintritts- und Austrittsseite den ganzen Saugund<br />

Druckraum aus.<br />

b Betrieb im tiefsten Punkt der Kennlinie mit Ablösungen<br />

am S<strong>ch</strong>aufelrücken und am Eintritt.<br />

c Betrieb im S<strong>ch</strong>eitel der Kennlinie mit Ablösung<br />

am S<strong>ch</strong>aufelrücken.<br />

d Betrieb bei maximalem Wirkungsgrad mit<br />

glei<strong>ch</strong>mässiger Dur<strong>ch</strong>strömung.<br />

e Betrieb bei Überlast mit Vers<strong>ch</strong>iebung der Strömung<br />

na<strong>ch</strong> innen.<br />

Figur 5.24<br />

S<strong>ch</strong>ematis<strong>ch</strong>e Darstellung der Strömungszustände<br />

eines Axialventilators bei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Drosselzuständen [5.2]<br />

Die meisten Axialventilator-Hersteller geben in ihren<br />

Kennlinienfeldern nur den stabilen Berei<strong>ch</strong> an<br />

oder markieren die Grenzen des stabilen Berei<strong>ch</strong>s<br />

deutli<strong>ch</strong>. Die linke Grenze des stabilen Berei<strong>ch</strong>s<br />

wird häufig als Pumpgrenze bezei<strong>ch</strong>net.<br />

86<br />

RAVEL<br />

Zur Vermeidung von Betriebsstörungen ist es für<br />

den Lüftungste<strong>ch</strong>niker erforderli<strong>ch</strong>, die Problematik<br />

des instabilen Berei<strong>ch</strong>es zu kennen. Vers<strong>ch</strong>iebt<br />

si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine fehlerhafte Auslegung oder dur<strong>ch</strong><br />

anlagenseitige Veränderungen ein Betriebspunkt<br />

in Ri<strong>ch</strong>tung Abrissgebiet, kann es zu Bes<strong>ch</strong>ädigungen<br />

von me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Komponenten des<br />

Ventilators kommen.<br />

Bei einem Betrieb im instabilen Berei<strong>ch</strong> liegt die<br />

erhöhte Gefahr einer me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>ädigung<br />

des Ventilators darin, dass si<strong>ch</strong> bei geringsten<br />

Veränderungen im System Wirbel ganz oder<br />

teilweise s<strong>ch</strong>lagartig ablösen und si<strong>ch</strong> dabei die<br />

Luftleistungen ebenso s<strong>ch</strong>nell ändern. Dies bedeutet<br />

ein s<strong>ch</strong>lagartiges Auftreffen von Kräften auf die<br />

Laufrads<strong>ch</strong>aufeln. Da si<strong>ch</strong> beim Betrieb im instabilen<br />

Berei<strong>ch</strong> die Wirbel immer wieder neu aufbauen,<br />

führt dies zu einem steten Hin- und Herpendeln<br />

des Betriebspunktes.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass der Bestpunkt d eines<br />

Axialventilators immer relativ nahe am S<strong>ch</strong>eitelpunkt<br />

c und damit am Beginn des Abrissgebietes<br />

liegt, wird die Notwendigkeit einer äusserst sorgfältigen<br />

und genauen Auslegung deutli<strong>ch</strong>. Dies gilt<br />

insbesondere für den Betrieb von Axialventilatoren<br />

in Parallels<strong>ch</strong>altung.<br />

Die Pumpgrenze der Axialventialtoren kann dur<strong>ch</strong><br />

einen Stabilisierungsring weitgehend vermieden<br />

werden. Dabei handelt es si<strong>ch</strong> um eine ringförmige<br />

Kammer oder einen zylindris<strong>ch</strong>en Ring vor dem<br />

Laufrad. Vor allem bei Parallelbetrieb mehrerer<br />

Axialventilatoren wird der Einbau von Stabilisierungsringen<br />

dringend empfohlen. Nähere Angaben<br />

dazu finden si<strong>ch</strong> in den Unterlagen der Hersteller.<br />

Die Figur 5.25 zeigt das Kennlinienfeld eines Axialventilators<br />

mit 6 und 8 S<strong>ch</strong>aufeln. Der Ventilator<br />

mit 6 S<strong>ch</strong>aufeln errei<strong>ch</strong>t einen Maximalwirkunsgrad<br />

um 83%, jener mit 8 S<strong>ch</strong>aufeln um 78%.


RAVEL Ventilatoren<br />

Figur 5.25<br />

Beispiel des Kennlinienfeldes eines Axialventilators mit 6 (links) und 8 (re<strong>ch</strong>ts) verstellbaren Laufrads<strong>ch</strong>aufeln<br />

[5.4]<br />

5.2.3 Querstromventilatoren<br />

Querstromventilatoren gibt es in den folgenden<br />

zwei Ausführungsformen:<br />

– Mit Innenleitrad (Figur 5.26).<br />

– Ohne Innenleitanordnung aber mit speziell geformten<br />

Gehäusen (Figur 5.27).<br />

Figur 5.26<br />

Querstromventilator mit Innenleitrad [5.2]<br />

87


Ventilatoren<br />

Figur 5.27<br />

Querstromventilator mit Gehäuse [5.2]<br />

Die Figur 5.28 zeigt ein Beispiel für die Kennlinien<br />

eines Querstromventilators mit Gehäuse.<br />

Figur 5.28<br />

Kennlinien für einen Querstromventilator mit Gehäuse<br />

[5.2]<br />

Aufgrund des bes<strong>ch</strong>eidenen Wirkungsgrades von<br />

maximal etwa 60% und der zu Instabilität neigenden<br />

Kennlinie bleibt die Anwendung der Querstromventilatoren<br />

eng begrenzt. Typis<strong>ch</strong>e Einsatzgebiete<br />

von Querstromventilatoren in der Gebäudete<strong>ch</strong>nik<br />

sind:<br />

– Induktionsgeräte<br />

– Klimatruhen<br />

– Türlufts<strong>ch</strong>leier<br />

88<br />

5.3 Gas-, Proportionalitätsund<br />

Affinitätsgesetze<br />

Grundsatz<br />

RAVEL<br />

– Die Umre<strong>ch</strong>nungsgesetze dienen der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong>en<br />

Voraussage, wenn aus der Nennkennlinie<br />

eines Ventilators auf andere Betriebsbedingung<br />

oder auf ähnli<strong>ch</strong>e Modelle (grössere oder kleinere)<br />

umgere<strong>ch</strong>net werden muss.<br />

5.3.1 Einfluss der Luftdi<strong>ch</strong>te<br />

Die Angaben der Hersteller gelten immer für eine<br />

bestimmte Luftdi<strong>ch</strong>te, wel<strong>ch</strong>e auf den Unterlagen<br />

vermerkt ist.<br />

Änderungen der Luftdi<strong>ch</strong>te bei glei<strong>ch</strong>bleibender<br />

Drehzahl (bzw. Änderung der absoluten Temperatur<br />

bei glei<strong>ch</strong>em Fördermedium) haben keine Veränderung<br />

des Luftvolumenstroms zur Folge. Ventilatoren<br />

werden darum man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> als<br />

Volumenstrommas<strong>ch</strong>inen bezei<strong>ch</strong>net. Die Drücke<br />

(statis<strong>ch</strong>, dynamis<strong>ch</strong>, gesamt) und damit au<strong>ch</strong> der<br />

Leistungsbedarf ändern si<strong>ch</strong> proportional der<br />

Di<strong>ch</strong>te.<br />

V = konstant<br />

Δp 1 = ρ 1 = T 2<br />

Δp 2 ρ 2 T 1<br />

P 1 = ρ 1 = T 2<br />

P 2 ρ 2 T 1


RAVEL Ventilatoren<br />

5.3.2 Proportionalitätsgesetze<br />

Die Proportionalitätsgesetze kommen zur Anwendung,<br />

wenn die Drehzahl eines bestimmten Ventilators<br />

verändert wird.<br />

Da die Ges<strong>ch</strong>windigkeitsdreiecke aufgrund der<br />

glei<strong>ch</strong>bleibenden S<strong>ch</strong>aufelwinkel bei Drehzahländerungen<br />

proportional grösser oder kleiner werden,<br />

so ändert si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der Volumenstrom proportional.<br />

Weil si<strong>ch</strong> der Druck aus w 2 · ρ/2 bere<strong>ch</strong>net,<br />

ändert si<strong>ch</strong> die Druckerhöhung im Ventilator<br />

mit dem Quadrat des Volumenstroms, bzw. des<br />

Drehzahlverhältnisses. Entspre<strong>ch</strong>end ändert si<strong>ch</strong><br />

der Leistungsbedarf proportional zur dritten Potenz<br />

des Drehzahlverhältnisses.<br />

V 1 = ( n 1 ) 1<br />

V 2<br />

n 2<br />

Δp 1 = ( n 1 ) 2<br />

Δp 2<br />

P 1 = ( n 1 ) 3<br />

P 2<br />

Beispiel<br />

n 2<br />

n 2<br />

Ein Ventilator dreht mit 2000 min-1 und fördert nur<br />

80 % des gewüns<strong>ch</strong>ten Luftvolumenstroms. Auf<br />

wel<strong>ch</strong>e Drehzahl muss er gebra<strong>ch</strong>t werden, um<br />

den Sollwert zu errei<strong>ch</strong>en?<br />

V1 n1 =<br />

V2 n2 => n 2 = n 1 · V 2<br />

V 1<br />

=> n 2 = 2000 ·100 = 2500 min –1<br />

80<br />

Beispiel<br />

Der Luftvolumenstrom eines Ventilators kann aufgrund<br />

einer besseren Einblaste<strong>ch</strong>nik in die Räume<br />

von 3600 m 3 /h auf die Hälfte reduziert werden. Bei<br />

3600 m 3 /h hatte er bei einem Gesamtwirkungsgrad<br />

von 70% einen Gesamtdruck von 400 Pa aufzubringen.<br />

Es ist kein Gegendruck für Volumenstromregler<br />

oder ähnli<strong>ch</strong>es aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten.<br />

P 1 = Δp ges · V = 400 · 3600 = 571 W<br />

η 0.7 · 3600<br />

V 1 = n 1 = 3600 = 2<br />

V 2 n 2 1800<br />

P1 n1 3<br />

= ( ) = 2 3 = 8<br />

P 2<br />

n 2<br />

=> P 2 = P 1 = 571 = 71 W<br />

8 8<br />

Es wäre nun no<strong>ch</strong> zu prüfen, ob der für den ersten<br />

Betriebspunkt gültige Ventilatorwirkungsgrad<br />

beim neuen Betriebspunkt no<strong>ch</strong> zutrifft, oder ob<br />

eine Berücksi<strong>ch</strong>tigung des unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Wirkungsgrades<br />

notwendig ist. Diese Umre<strong>ch</strong>nung<br />

würde wie folgt ges<strong>ch</strong>ehen:<br />

P 2 eff = P 2 ·η 1<br />

η 2<br />

89


Ventilatoren<br />

5.3.3 Affinitätsgesetze<br />

Die Affinitätsgesetze kommen zur Anwendung,<br />

wenn ein Ventilator bei glei<strong>ch</strong>er Drehzahl geometris<strong>ch</strong><br />

ähnli<strong>ch</strong> vergrössert oder verkleinert wird.<br />

Das heisst, wenn die Winkel glei<strong>ch</strong> bleiben und alle<br />

Abmessungen mit einem konstanten Faktor verändert<br />

werden.<br />

V 1 = ( d 1 ) 3<br />

V 2<br />

90<br />

d 2<br />

Δp ges1 = ( d 1 ) 2<br />

Δp ges2<br />

P 1 = ( d 1 ) 5<br />

P 2<br />

Beispiel<br />

d 2<br />

Ein Ventilator mit dem Laufraddur<strong>ch</strong>messer d1 =<br />

315 mm fördert bei n = 1000 min -1 einen Volumenstrom<br />

von V1 = 1500 m 3 /h. Wie s<strong>ch</strong>nell müsste ein<br />

ähnli<strong>ch</strong>er Ventilator mit dem Laufraddur<strong>ch</strong>messer<br />

d2 = 250 mm laufen, um glei<strong>ch</strong> viel zu fördern?<br />

Na<strong>ch</strong> dem Affinitätsgesetz:<br />

V 1 =( d 1 ) 3<br />

V 2' d 2<br />

=> V 2' =<br />

=> V 2' =<br />

=> n 2 =<br />

d 2<br />

V 1<br />

(d 1/d 2) 3<br />

1500<br />

(315/250) 3<br />

1000<br />

750/1500<br />

= 750 m 3 /h<br />

Na<strong>ch</strong> dem Proportionalitätsgesetz:<br />

n2' V2' =<br />

n2 V2 n<br />

=> n<br />

2'<br />

2 =<br />

V2'/V2 = 2000 min –1<br />

5.4 Netzkennlinie und<br />

Betriebspunkt<br />

Grundsatz<br />

RAVEL<br />

– Die Festlegung des Betriebspunktes ist die<br />

Grundlage für das Verständnis der hydraulis<strong>ch</strong>en<br />

Zusammenhänge. Im Rahmen von RA-<br />

VEL wird allerdings nur auf weiterführende Literatur<br />

hingewiesen.<br />

Der Druckverlust, der einem Luftvolumenstrom in<br />

einem bestimmten Kanalnetz entgegengesetzt<br />

wird, addiert si<strong>ch</strong> aus allen Einzel- und Rohrwiderständen<br />

auf dem gesamten Luftweg. Die meisten<br />

dieser Widerstandselemente werden turbulent<br />

dur<strong>ch</strong>strömt und ändern ihren Widerstand proportional<br />

zum dynamis<strong>ch</strong>en Druck und somit im Quadrat<br />

zur Volumenstromänderung. Laminar dur<strong>ch</strong>strömte<br />

Einzelwiderstände mit einer linearen Abhängigkeit<br />

des Druckverlustes vom Luftvolumenstrom<br />

sind aufgrund der übli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

sehr selten. Sie kommen praktis<strong>ch</strong> nur in<br />

S<strong>ch</strong>webstoffiltern vor, wo die Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />

im Filtervlies um 2 cm/s betragen.<br />

Figur 5.29<br />

Netzkennlinie bei turbulenter Strömung<br />

1: ohne Vordruck<br />

2: mit konstantem Vordruck<br />

(z.B. für selbsttätige Volumenstromregler)


RAVEL Ventilatoren<br />

Hat ein Ventilator seinen Volumenstrom dur<strong>ch</strong> ein<br />

Rohrnetz mit einer bestimmten Netzkennlinie zu<br />

fördern, so stellt si<strong>ch</strong> der Betriebspunkt im S<strong>ch</strong>nittpunkt<br />

von Ventilatorkennlinie und Netzkennlinie<br />

ein.<br />

Figur 5.30<br />

Betriebspunkt im S<strong>ch</strong>nittpunkt von Ventilatorkennlinie<br />

und Netzkennlinie<br />

1: Netzkennlinie ohne Vordruck<br />

2: Netzkennlinie mit konstantem Vordruck<br />

3: Ventilatorkennlinie<br />

Figur 5.31<br />

Betriebspunkt, Darstellung auf doppelt logarithmis<strong>ch</strong>em<br />

Papier<br />

Eine differenzierte Darstellung vers<strong>ch</strong>iedenster<br />

Kombinationen von Netz- und Ventilatorkennlinien<br />

findet si<strong>ch</strong> z.B. in [5.1, Kapitel 7.7].<br />

5.5 Regelbarkeit<br />

Grundsätze<br />

Die Regelbarkeit spielt beim Sparen von elektris<strong>ch</strong>er<br />

<strong>Energie</strong> eine sehr wi<strong>ch</strong>tige Rolle.<br />

– Die Bypassregelung muss vermieden werden.<br />

– Die Drallregelung hat bei Radialventilatoren einen<br />

eng begrenzten Anwendungsberei<strong>ch</strong> und<br />

wird wegen ihres me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>en Aufwandes zunehmend<br />

von der Drehzahlregelung verdrängt.<br />

– Die Drosselregelung hat bei kleinen Trommelläufer-Ventilatoren<br />

immer no<strong>ch</strong> ihre Bere<strong>ch</strong>tigung.<br />

– Die Drehzahlregelung ist für Ventilatoren die<br />

eleganteste Lösung.<br />

Bei modernen <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> gibt<br />

es mehrere Gründe, um den Luftvolumenstrom in<br />

Stufen oder stufenlos zu variieren. Bei extremen<br />

Wetterbedingungen im Sommer und Winter ermögli<strong>ch</strong>t<br />

eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Anpassung des<br />

Luftvolumenstroms eine Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

für die Luftaufbereitung. Da si<strong>ch</strong> gemäss<br />

Abs<strong>ch</strong>nitt 5.3.2 der Leistungsbedarf an der<br />

Welle des Ventilators proportional zur dritten Potenz<br />

des Drehzahlverhältnisses resp. des Luftvolumenstroms<br />

ändert, ist ein bedarfsgere<strong>ch</strong>ter Betrieb<br />

aber vor allem zur Reduktion des <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong>s<br />

für die Luftförderung von grosser Bedeutung.<br />

Für Radialventilatoren bieten si<strong>ch</strong> folgende Regelverfahren<br />

an:<br />

– Drehzahlregelung • Verstellbare Keilriemenantriebe<br />

• Änderung der Motordrehzahl<br />

(Kapitel 6)<br />

– Drallregelung • Leitapparate für Eintrittswinkel<br />

– Bypassregelung • Kurzs<strong>ch</strong>lussklappe<br />

– Drosselregelung • Drosselklappe<br />

91


Ventilatoren<br />

Für die rationelle Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er<br />

<strong>Energie</strong> interessiert ni<strong>ch</strong>t nur die erforderli<strong>ch</strong>e Antriebsleistung<br />

an der Ventilatorwelle, sondern die<br />

elektris<strong>ch</strong>e Leistung, die aus dem Netz bezogen<br />

wird. Die folgenden Figuren geben qualitativ einen<br />

Überblick über die Zusammenhänge. Die Betra<strong>ch</strong>tung<br />

dieser Figuren zeigt, dass die Drehzahlregelung<br />

ni<strong>ch</strong>t nur Vorteile bezügli<strong>ch</strong> <strong>Energie</strong>verbrau<strong>ch</strong><br />

sondern au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>allpegel aufweist.<br />

Figur 5.32<br />

Leistungsbedarf bei veränderli<strong>ch</strong>em Volumenstrom<br />

[5.3]<br />

92<br />

Figur 5.33<br />

Wirkleistungsaufnahme bei veränderli<strong>ch</strong>em<br />

Volumenstrom [5.3]<br />

RAVEL


RAVEL Ventilatoren<br />

Figur 5.34<br />

S<strong>ch</strong>allpegel bei veränderli<strong>ch</strong>em Volumenstrom<br />

[5.3]<br />

Bypassregelung<br />

Die Bypassregelung kann im Rahmen rationeller<br />

Anwendung von elektris<strong>ch</strong>er <strong>Energie</strong> niemals zur<br />

Anwendung kommen. Während zwar der Luftvolumenstrom<br />

zum Netz reduziert werden kann, erhöht<br />

si<strong>ch</strong> der Volumenstrom über dem Ventilator.<br />

Die Stromaufnahme kann dabei ganz erhebli<strong>ch</strong><br />

ansteigen.<br />

Im Beispiel von Figur 5.35 zeigt si<strong>ch</strong>, dass dur<strong>ch</strong><br />

das Öffnen des Bypassweges der Volumenstrom<br />

im Netz von 1 na<strong>ch</strong> 4 (von 60 000 auf 48 000 m 3 /h)<br />

zurückgeht und glei<strong>ch</strong>zeitig der Ventilator aufgrund<br />

des abgesenkten Druckniveaus mehr Luft<br />

(76 000 m 3 /h) fördert. Der Wirkungsgrad sinkt von<br />

80% auf 59%. Als Resultat der Bypassregelung<br />

wird also weniger Luft gefördert und mehr Strom<br />

verbrau<strong>ch</strong>t!<br />

Bei Trommelläufern könnte es sogar vorkommen,<br />

dass si<strong>ch</strong> der Betriebspunkt dur<strong>ch</strong> das Öffnen des<br />

Bypasses so vers<strong>ch</strong>iebt, dass ein grösserer Netzvolumenstrom<br />

resultiert.<br />

Figur 5.35<br />

Beispiel einer Bypassregelung [5.3]<br />

93


Ventilatoren<br />

Drosselregelung<br />

Bei kleinen Ventilatoren ist im konkreten Fall zu<br />

prüfen, wie si<strong>ch</strong> die Leistungsaufnahme bei einer<br />

simplen Drosselung im vorgesehenen Volumenstromberei<strong>ch</strong><br />

verhält. Die Drosselregelung kann<br />

gegenüber der Drehzahlregelung evtl. energetis<strong>ch</strong><br />

besser sein, weil die Verluste der Drehzahlregelung<br />

bei kleinen Motoren und bei kleinen Abwei<strong>ch</strong>ungen<br />

vom Nennluftstrom grösser sein können.<br />

Wenn bei kleineren Ventilatoren die Drosselregelung<br />

zur Anwendung kommen soll, so muss<br />

darauf gea<strong>ch</strong>tet werden, dass der häufigste Betriebspunkt<br />

in dem Berei<strong>ch</strong> des optimalen Wirkungsgrades<br />

zu liegen kommt. Auf jeden Fall ist<br />

der maximale Volumenstrom wenn mögli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts<br />

vom optimalen Wirkungsgradberei<strong>ch</strong> zu wählen.<br />

Die Figuren 5.36 und 5.37 zeigen, dass si<strong>ch</strong> der<br />

Trommelläufer für die einfa<strong>ch</strong>e Drosselregelung<br />

besser eignet als der Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator,<br />

der im gedrosselten Zustand zwangsläufig<br />

unnötig Druckenergie verni<strong>ch</strong>tet.<br />

Figur 5.36<br />

Drosselregelung bei einem Trommelläufer. Volumenstrom<br />

von 100 auf 50%, Leistungsaufnahme<br />

von 100 auf 46%<br />

94<br />

RAVEL<br />

Figur 5.37<br />

Drosselregelung bei einem Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilator.<br />

Volumenstrom von 100 auf 50%, Leistungsaufnahme<br />

von 100 auf 77%


RAVEL Ventilatoren<br />

Drallregelung<br />

Ein wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Mittel, Volumenströme stufenlos<br />

auf etwa 2 /3 des Maximalwertes zu reduzieren,<br />

besteht in der Drallregelung mit der Hilfe von<br />

verstellbaren Leits<strong>ch</strong>aufeln. Je na<strong>ch</strong> Ans<strong>ch</strong>lussart<br />

und Platzverhältnissen am Ansaugstutzen kann<br />

zwis<strong>ch</strong>en zwei axial dur<strong>ch</strong>strömten und einem radial<br />

dur<strong>ch</strong>strömten Leitapparat gewählt werden.<br />

Bei Axialventilatoren wird der Drall auf das Laufrad<br />

entweder dur<strong>ch</strong> einen Leitapparat oder dur<strong>ch</strong> ein<br />

vorausges<strong>ch</strong>altetes, erstes Laufrad erzeugt.<br />

Figur 5.38<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Drallregler [5.1]<br />

Der Drallregler erzeugt am Laufradeintritt einen<br />

Drall und ändert damit die Lufteintrittsri<strong>ch</strong>tung in<br />

den S<strong>ch</strong>aufelkanal. Dabei kann ein Glei<strong>ch</strong>drall oder<br />

ein Gegendrall erzeugt werden.<br />

Figur 5.39<br />

Glei<strong>ch</strong>drall [5.3] (positives c1u, Volumenstromverminderung)<br />

Figur 5.40<br />

Gegendrall (negatives c1u, Volumenstromvergrösserung.<br />

Praktis<strong>ch</strong> aber nur bei Axialventilatoren<br />

angewendet) [5.3]<br />

Drallregler sind nur für Ho<strong>ch</strong>leistungs-Radialventilatoren<br />

und für Axialventilatoren geeignet. Bei den<br />

relativ breiten S<strong>ch</strong>aufelkanälen eines Trommelläufers<br />

würden si<strong>ch</strong> starke dreidimensionale<br />

Sekundärströmungen mit den entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Verlusten und Instabilitäten ergeben.<br />

Für jede Stellung der Leits<strong>ch</strong>aufeln ergibt si<strong>ch</strong> eine<br />

neue Ventilatorkennlinie, die unterhalb der Kennlinie<br />

bei völlig geöffnetem Regler liegt.<br />

Abgesehen davon, dass si<strong>ch</strong> die Betriebspunkte<br />

bei der Drallregelung im optimalen Wirkungsgradberei<strong>ch</strong><br />

bewegen, nehmen sowohl Volumenstrom<br />

wie au<strong>ch</strong> Druckerhöhung im erwüns<strong>ch</strong>ten Mass<br />

ab. Beides ganz im Gegensatz zur Drosselregelung.<br />

Die Figur 5.41 enthält ein Beispiel für die Wirkung<br />

einer Drall- und Drosselregelung zur Reduktion<br />

des Luftvolumenstroms auf ca. 2 /3 des Ausgangswertes.<br />

Mit der Drallregelung vers<strong>ch</strong>iebt si<strong>ch</strong> der<br />

Betriebspunkt von 1 na<strong>ch</strong> 3, mit der Drosselregelung<br />

von 1 na<strong>ch</strong> 2. Damit reduziert si<strong>ch</strong> die Stromaufnahme<br />

bei der Drosselregelung nur auf ca.<br />

70%, bei der Drallregelung auf ca. 50%.<br />

Wenn bei konstantem Druck oder bei konstantem<br />

Volumenstrom geregelt werden muss, ist darauf<br />

95


Ventilatoren<br />

1 Betriebspunkt bei Nennvolumenstrom und<br />

Nenndruck<br />

2 Betriebspunkt bei reduziertem Volumenstrom<br />

bei Drosselregelung<br />

3 Betriebspunkt bei reduziertem Volumenstrom<br />

bei Drallregelung<br />

Figur 5.41<br />

Drallregelung im Verglei<strong>ch</strong> zur Drosselregelung<br />

[5.3]<br />

zu a<strong>ch</strong>ten, dass die häufigsten Betriebsfälle in den<br />

günstigsten Wirkungsgradberei<strong>ch</strong> zu liegen kommen.<br />

Wenn auf der Netzkennlinie geregelt werden soll,<br />

kann zur Erzielung eines grösseren Regelberei<strong>ch</strong>s<br />

ein zweistufiger Ventilatormotor eingesetzt werden.<br />

96<br />

Figur 5.42<br />

Kontrolle der Betriebspunkte innerhalb des<br />

Regelberei<strong>ch</strong>s [5.3]<br />

RAVEL


RAVEL Ventilatoren<br />

Figur 5.43<br />

Kombination von Drehzahl- und Drallregelung<br />

[5.3]<br />

Drehzahlregelung<br />

Die für den Ventilator zweifellos eleganteste Lösung<br />

ist die Drehzahlregelung. Die bereits vollzogenen<br />

und no<strong>ch</strong> zu erwartenden Forts<strong>ch</strong>ritte auf<br />

dem Gebiet der Motorregelung (siehe Kapitel 6)<br />

geben dem drehzahlgeregelten Ventilator die besten<br />

Zukunfts<strong>ch</strong>ancen. Eine weitere Verbesserung<br />

kann dur<strong>ch</strong> den Verzi<strong>ch</strong>t auf den Riemenantrieb<br />

errei<strong>ch</strong>t werden. Die Zukunft dürfte dem direkt auf<br />

der Motorwelle sitzenden Laufrad gehören, das<br />

gut abgedi<strong>ch</strong>tet in ein lei<strong>ch</strong>tgebautes Spiralgehäuse<br />

eingebaut wird, wobei jedo<strong>ch</strong> darauf gea<strong>ch</strong>tet<br />

werden muss, dass das Gehäuse trotzdem s<strong>ch</strong>allte<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

genügen kann. Beim Axialventilator ist<br />

diese Bauweise bereits gegeben.<br />

Abs<strong>ch</strong>liessend ist in Figur 5.44 no<strong>ch</strong> ein Verglei<strong>ch</strong><br />

des Leistungsbedarfs eines drehzahlgeregelten<br />

Ventilators mit dem Leistungsbedarf eines mehrstufigen<br />

drallgeregelten Ventilators angegeben.<br />

Figur 5.44<br />

Leistungsbedarf bei Drallregler in Kombination<br />

mit polums<strong>ch</strong>altbarem Motor im Verglei<strong>ch</strong> zur<br />

Drehzahlregelung [5.1]<br />

97


Ventilatoren<br />

5.6 Verluste beim Einbau<br />

Die Kennlinienfelder der Ventilatoren werden auf<br />

genormten Prüfständen ermittelt. Ein Ventilator<br />

überwindet die Druckverluste der Volumenstrom-<br />

Messgeräte. Der Prüfling wird so in das System<br />

eingebaut, dass er frei ansaugt und kontrolliert<br />

ausbläst.<br />

Im praktis<strong>ch</strong>en Einsatz saugen und blasen die Ventilatoren<br />

immer in ein Kanalnetz oder in einen<br />

räumli<strong>ch</strong> begrenzten Monoblocteil.<br />

Der Verlust auf der Saug- und Druckseite kann mit<br />

Widerstandsbeiwerten aus der Literatur abges<strong>ch</strong>ätzt<br />

werden. Bei vernünftigem Einbau liegen<br />

diese Werte, bezogen auf die Ansaug- und Ausblasquers<strong>ch</strong>nitte,<br />

sowohl für Kanaleinbau wie in<br />

Monoblocs für Zu- und Abströmung zusammen<br />

um 1 bis 2.<br />

Werden Ventilatoren direkt an Kanal- und Rohrsysteme<br />

anges<strong>ch</strong>lossen, müssen die Übergänge<br />

sehr sorgfältig konstruiert werden, damit bessere<br />

Verhältnisse erzielt werden als bei einem Qualitätsmonobloc.<br />

98<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 5<br />

RAVEL<br />

[5.1] Arbeitskreis der Dozenten für Klimate<strong>ch</strong>nik<br />

Lehrbu<strong>ch</strong> der Klimate<strong>ch</strong>nik<br />

Band 3, Bauelemente<br />

Verlag C.F. Müller Karlsruhe, 2. Auflage<br />

ISBN 3-7880-7207-5<br />

[5.2] Bruno Eck<br />

Ventilatoren<br />

Springer-Verlag, 5. Auflage<br />

ISBN 3-540-05600-9<br />

[5.3] J. Lexis<br />

Radialventilatoren in der Praxis<br />

Gentner Verlag Stuttgart<br />

ISBN 3-87247-278 x<br />

[5.4] Novenco Variax<br />

Tellus - Variable Pit<strong>ch</strong> Axial Flow Fans<br />

DK-4700 Naestved<br />

[5.5] Paul Wirz AG<br />

Ventilatorenbau<br />

3000 Bern 22<br />

[5.6] Recknagel, Sprenger, Hönmann<br />

Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> für Heizung und Klimate<strong>ch</strong>nik<br />

Verlag Oldenbourg, Ausgabe 1992/93<br />

ISBN 3-486-26212-2


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6 Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.1 <strong>Energie</strong>versorgung 101<br />

6.1.1 Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit 101<br />

6.1.2 Frequenz und Spannung 101<br />

6.1.3 Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Netzes 102<br />

6.2 Elektromotoren (Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren) 103<br />

6.2.1 Bauarten 103<br />

6.2.2 Normung 104<br />

6.2.3 Allgemeine Eigens<strong>ch</strong>aften der Käfigankermotoren 108<br />

6.3 Leistungsmessung 113<br />

6.4 Transmission 114<br />

6.5 Drehzahlsteuerung 115<br />

6.5.1 Änderung der Polpaarzahl 115<br />

6.5.2 Änderung des S<strong>ch</strong>lupfes 117<br />

6.5.3 Thyristorsteuerung 117<br />

6.5.4 Frequenzsteuerung 117<br />

6.5.5 Veränderung des Wirkungsgrades 119<br />

6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz 120<br />

6.7 Akustik 120<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6 121<br />

99


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6 Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Im Sinne der geforderten integralen Betra<strong>ch</strong>tungsweise<br />

wird in der vorliegenden Dokumentation<br />

das Antriebssystem für die Ventilatoren als Kombination<br />

aus<br />

– <strong>Energie</strong>versorgung,<br />

– Antriebsmas<strong>ch</strong>ine und<br />

– Transmission<br />

verstanden.<br />

In der Lüftungste<strong>ch</strong>nik werden für den Antrieb der<br />

Ventilatoren praktis<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> elektris<strong>ch</strong>e<br />

Motoren verwendet. Entspre<strong>ch</strong>end interessiert<br />

hier unter dem Sti<strong>ch</strong>wort <strong>Energie</strong>versorgung die<br />

Situation bezügli<strong>ch</strong> der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong>.<br />

Aufgrund der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass s<strong>ch</strong>on heute der überwiegende<br />

Teil aller Elektroantriebe als Induktionsmotoren<br />

verwendet wird, konzentrieren si<strong>ch</strong> die<br />

na<strong>ch</strong>folgenden Betra<strong>ch</strong>tungen auf Induktionsmotoren<br />

der Bauart Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotor im<br />

Leistungsberei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en 100 W und 100 kW.<br />

Dem Sti<strong>ch</strong>wort Transmission kommt in jüngster<br />

Zeit erneut erhöhte Bedeutung zu, da einerseits ein<br />

gewisser Trend von den heute sehr weit verbreiteten<br />

Keilriemenantrieben in Ri<strong>ch</strong>tung Fla<strong>ch</strong>riemenantriebe<br />

festzustellen ist und andererseits bei<br />

konsequenter Anwendung der motorseitigen<br />

Leistungssteuerung die Forderung na<strong>ch</strong> direkter<br />

Wellenkupplung ni<strong>ch</strong>t ausbleiben kann.<br />

Auf jeden Fall muss das Antriebssystem stets in<br />

Kombination mit der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine und ihrer<br />

allfälligen Leistungssteuerung im Netzwerk der<br />

hydraulis<strong>ch</strong>en Anlage und deren Ausri<strong>ch</strong>tung auf<br />

den praktis<strong>ch</strong>en Betrieb gesehen werden.<br />

Eine optimale Nutzung der elektris<strong>ch</strong>en <strong>Energie</strong><br />

basiert auf dem idealen Zusammenwirken dieser<br />

Komponenten.<br />

6.1 <strong>Energie</strong>versorgung<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, werden Arbeitsmas<strong>ch</strong>inen<br />

zur Förderung von Luftvolumenströmen<br />

in den allermeisten Fällen dur<strong>ch</strong> Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren<br />

mit Käfigläufer angetrieben und demzufolge<br />

mit elektris<strong>ch</strong>em Drehstrom versorgt.<br />

Zur Bes<strong>ch</strong>reibung der Stromerzeugung, des Transportes<br />

und der Transformation auf die Gebrau<strong>ch</strong>sspannung<br />

für Antriebsmas<strong>ch</strong>inen in der Hauste<strong>ch</strong>nik<br />

ist an dieser Stelle weder Platz no<strong>ch</strong> Bedarf.<br />

Unsere S<strong>ch</strong>nittstelle ist das Niederspannungsnetz,<br />

unter Umständen ersetzt dur<strong>ch</strong> das Notstromaggregat<br />

oder ein hauseigenes Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW).<br />

6.1.1 Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit<br />

Die Versorgungssi<strong>ch</strong>erheit ab Netz ist in ni<strong>ch</strong>t allzu<br />

abgelegenen Gegenden der S<strong>ch</strong>weiz genügend<br />

ho<strong>ch</strong>, so dass für Lüftungsanlagen kaum je eine<br />

Notstromanlage gefordert wird. Langjährige Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

am Universitätsspital Züri<strong>ch</strong> haben<br />

beispielsweise ergeben, dass Stromausfälle an<br />

Motorklemmen der Lüftungsanlagen zu mehr als<br />

90% auf Pannen zwis<strong>ch</strong>en der hauseigenen Trafostation<br />

und der Motorklemme zurückzuführen<br />

sind. Aus diesem Grund werden selbst Lüftungsanlagen<br />

für Operationsräume und Intensivpflegestation<br />

ni<strong>ch</strong>t an Notnetze ges<strong>ch</strong>altet.<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong> muss ein Konzept für das Verhalten<br />

während geplanten Netzausfällen, z.B. während<br />

Notstromversu<strong>ch</strong>en, vorhanden sein. In besonders<br />

heiklen Fällen (z.B. Sterilpflege) werden<br />

nur minimale S<strong>ch</strong>utzdruckfunktionen aufre<strong>ch</strong>terhalten.<br />

Bevor die Forderung na<strong>ch</strong> einem Notstromnetz<br />

dur<strong>ch</strong> den Lüftungsplaner erhoben wird, sollte<br />

eine sorgfältige Analyse der Folgen eines längeren<br />

Netzausfalls, unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung aller dämpfenden<br />

Einflüsse und aller zumutbaren betriebli<strong>ch</strong>en<br />

Massnahmen, vorgenommen werden.<br />

Für entlegene Gegenden geben die Elektrizitätswerke<br />

Auskunft über Häufigkeit und Zeitdauer der<br />

vorgekommenen Netzausfälle.<br />

6.1.2 Frequenz und Spannung<br />

Zurzeit bereitet si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz auf die für Europa<br />

bes<strong>ch</strong>lossene Umstellung der Netzspannung vor.<br />

101


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Die heute no<strong>ch</strong> gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Spannungen und<br />

die neu genormte Eurospannung sind in der Figur<br />

6.1 zusammengestellt.<br />

Figur 6.1<br />

Anpassung der Spannung in Europa auf<br />

230/400 V 50 Hz<br />

Beim Betrieb eines Motors am unteren Rand der<br />

Netzspannungstoleranz ergeben si<strong>ch</strong> die folgenden<br />

Konsequenzen:<br />

Negativ Der S<strong>ch</strong>lupf wird grösser<br />

Die Drehzahl wird kleiner<br />

Die thermis<strong>ch</strong>e Überlastungsgefahr<br />

steigt<br />

Der Wirkungsgrad fällt<br />

Neutral Das Anlaufmoment sinkt<br />

Positiv Der Cosinus phi steigt<br />

Der Anlaufstrom sinkt<br />

Für den Einfluss der Netzspannung auf die Wirkleistung<br />

gilt:<br />

P = P N ( U ) a<br />

102<br />

U N<br />

P Wirkleistungen bei U<br />

PN Nennwirkleistung bei UN<br />

U Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Spannung<br />

UN Nennspannung<br />

a Exponent des Spannungseinflusses<br />

Bei Motoren ist der Exponent a = 0. Eine Änderung<br />

der Spannung hat bei Motoren also keinen Einfluss<br />

auf die Wirkleistung. Im Gegensatz dazu errei<strong>ch</strong>t<br />

RAVEL<br />

der Exponent z.B. bei Glühlampen einen Wert von<br />

a = 1.6, bei Wärmegeräten von a = 2.0.<br />

Für die Elektrizitätswerte wirkt si<strong>ch</strong> die Erhöhung<br />

der Netzspannung günstig aus, da diese eine geringe<br />

Reduktion der Übertragungsverluste und<br />

damit eine Verbesserung der Übertragungsfähigkeit<br />

bestehender Netze bewirkt.<br />

A<strong>ch</strong>tung: Ungeregelte Elektroheizungen und<br />

Elektrolufterhitzer verbrau<strong>ch</strong>en bei der<br />

oberen Grenzspannung über 20% mehr<br />

Strom.<br />

Die Frequenz des Drehstromes beträgt in unseren<br />

Netzen 50 Hz, während die Normfrequenz in den<br />

USA und in Kanada 60 Hz beträgt. Im osteuropäis<strong>ch</strong>en<br />

Raum wird ebenfalls mit 50 Hz gearbeitet.<br />

Diese unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Voraussetzungen haben<br />

zur Folge, dass Motoren mit glei<strong>ch</strong>er Polzahl bei 60<br />

Hz entspre<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>neller drehen und bei glei<strong>ch</strong>em<br />

Drehmoment über die höhere Drehzahl eine<br />

höhere Leistung abgeben.<br />

Da der Leistungsbedarf von Strömungsmas<strong>ch</strong>inen<br />

bei hoher Drehzahl stärker ansteigt als die mögli<strong>ch</strong>e<br />

Leistungsabgabe des Motors, können Probleme<br />

auftreten. Im umgekehrten Fall wäre eine Minderleistung<br />

im Förderstrom die Folge.<br />

6.1.3 Beeinträ<strong>ch</strong>tigung des Netzes<br />

In den Kapiteln 6.5.3 «Thyristorsteuerung» und<br />

6.5.4 «Frequenzsteuerung» wird auf das Thema<br />

der störenden Obers<strong>ch</strong>wingungen eingegangen.<br />

Für kleine Antriebe, bei wel<strong>ch</strong>en aus Gründen der<br />

Einsparung vorzugsweise einphasige We<strong>ch</strong>selstrommotoren<br />

gewählt werden, muss im Netz auf<br />

einen Ausglei<strong>ch</strong> unter den drei Phasen gea<strong>ch</strong>tet<br />

werden.


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.2 Elektromotoren<br />

(Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren)<br />

Grundsätze<br />

– Trotz guter Qualität weisen die relativ kleinen<br />

Motoren für Ventilatorantriebe bes<strong>ch</strong>eidene<br />

Wirkungsgrade um 80 bis 90% auf.<br />

– Die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> bei Aussenläufern verwendeten<br />

Spaltpolmotoren und die Kollektormotoren<br />

liegen deutli<strong>ch</strong> tiefer, bei 30 bis 50%.<br />

– An der IHS 1993 wurden neue elektronis<strong>ch</strong> kommutierte<br />

(EC)-Aussenläufermotoren vorgestellt,<br />

die eine deutli<strong>ch</strong>e Verbesserung verspre<strong>ch</strong>en<br />

(insbesondere im Zusammenhang mit der dazu<br />

passenden Drehzahlsteuerung).<br />

– Die Normung ist im Sinne von RAVEL ungenügend.<br />

Es fehlt eine Deklarationspfli<strong>ch</strong>t für die<br />

Wirkungsgrade über einen breiten Drehzahlund<br />

Teillastberei<strong>ch</strong>.<br />

6.2.1 Bauarten<br />

Beim Käfiganker- oder Käfigläufermotor (als Drehstrom-<br />

oder Einphasenmotor) besteht der Rotor<br />

aus einem genuteten Zylinderble<strong>ch</strong>körper, in wel<strong>ch</strong>em<br />

Stäbe liegen, die stirnseitig zu einem ges<strong>ch</strong>lossenen<br />

Käfig verbunden sind. Damit an der<br />

Welle ein Drehmoment entstehen kann, muss der<br />

Motor dem Statorfeld na<strong>ch</strong>eilen, d.h. asyn<strong>ch</strong>ron<br />

drehen.<br />

Eine grosszügige Bemessung der Komponenten<br />

im Stator erhöht den Wirkungsgrad des Motors.<br />

Figur 6.2<br />

Röntgenzei<strong>ch</strong>nung eines ges<strong>ch</strong>lossenen Käfigläufer-Drehstrommotors<br />

[6.2]<br />

(S<strong>ch</strong>utzart IP 54.862021)<br />

Im Ventilatorbau sind Aussenläufermotoren stark<br />

verbreitet. Die Statorwicklung ist im engen Kern<br />

des Motors untergebra<strong>ch</strong>t, was in der Regel zu<br />

knapperen Kupferwicklungen führt. Der Motor<br />

dreht um den Kern herum. Konstruktiv ergibt si<strong>ch</strong><br />

der Vorteil, dass das Laufrad direkt auf dem Motor<br />

befestigt werden kann. Der Wegfall des verlustbehafteten<br />

Riementriebes führte zwecks Drehzahlanpassung<br />

zur weiten Verbreitung der verlustrei<strong>ch</strong>en<br />

und zudem störungsbehafteten S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />

mittels Spannungsreduktion.<br />

Figur 6.3<br />

Kompaktventilator mit S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />

103


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Neue Entwicklungen von permanent erregten<br />

Aussenläufermotoren (mit Permanentmagneten<br />

am Läufer) lassen allerdings aufhor<strong>ch</strong>en. An der<br />

IHS 93 wurden vers<strong>ch</strong>iedene Ventilatorbauformen<br />

(axial, tangential, radial) mit sol<strong>ch</strong>en Motoren vorgestellt.<br />

Die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Unterlagen sollen ab<br />

Frühjahr 94 verfügbar sein.<br />

6.2.2 Normung<br />

Bezogen auf unser Land sind zwei internationale<br />

Organe mit der Herausgabe von Motornormen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt, nämli<strong>ch</strong> die IEC (Internationale Elektrote<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

Kommission) und die CENELEC als<br />

westeuropäis<strong>ch</strong>es Gremium. Nationale Normen<br />

entspre<strong>ch</strong>en in Europa in zunehmendem Mass der<br />

CENELEC und IEC.<br />

Die Einhaltung der Normen stellt si<strong>ch</strong>er, dass IEC-<br />

Motoren untereinander bezügli<strong>ch</strong> Anbauabmessungen<br />

und Leistungsdaten austaus<strong>ch</strong>bar sind.<br />

Bezügli<strong>ch</strong> der elektris<strong>ch</strong>en Betriebsdaten wie Wirkungsgrad,<br />

Leistungsfaktor (cos phi) und Höhe der<br />

Drehmomente und des S<strong>ch</strong>lupfes, bestehen no<strong>ch</strong><br />

keine genormten Grenzwerte. Der herrs<strong>ch</strong>ende<br />

Wettbewerb sorgt zwar für eine gewisse Normung,<br />

ein klarer Trend zu höheren Wirkungsgraden<br />

ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> allerdings no<strong>ch</strong> zu wenig stark<br />

bemerkbar.<br />

Der Streuberei<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en guten und weniger<br />

guten Wirkungsgraden liegt bei Motoren, die heute<br />

auf dem S<strong>ch</strong>weizermarkt angeboten werden, für<br />

einen 55-kW-4-Pol-Motor beispielsweise zwis<strong>ch</strong>en<br />

85% und 94%. Sehr gute Wirkungsgrade könnten<br />

für grössere Serien-Normmotoren in nä<strong>ch</strong>ster Zukunft<br />

bei 95% liegen.<br />

Generell s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter im Wirkungsgrad sind Spaltpol-<br />

und Kollektormotoren. Zu dieser Gruppe gehören<br />

die weitverbreiteten Aussenläufermotoren.<br />

Aus den Lieferantenunterlagen sind die Wirkungsgrade<br />

zwar ni<strong>ch</strong>t direkt ablesbar. Man kann aber<br />

davon ausgehen, dass die Gesamtwirkungsgrade<br />

für Motor und Ventilator trotz Wegfall der Keilriemenverluste<br />

ledigli<strong>ch</strong> bei etwa 10 bis 15% liegen.<br />

Um die Wirkungsgrade zu steigern, sind Anstrengungen<br />

notwendig, damit es zu einer allgemeinen<br />

Deklarationspfli<strong>ch</strong>t der wi<strong>ch</strong>tigsten elektrote<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Daten für Motoren und ihren allfälligen<br />

Leistungsregulierungen kommt. Dabei sind au<strong>ch</strong><br />

die Wirkungsgrade im Teillastberei<strong>ch</strong> von gros-<br />

104<br />

RAVEL<br />

sem Interesse. Diesbezügli<strong>ch</strong>e Regelungen werden<br />

zur Zeit im Rahmen des <strong>Energie</strong>nutzungsbes<strong>ch</strong>lusses<br />

des Bundes erarbeitet.<br />

6.2.2.1 Grösse, Nennleistungsstufen und<br />

S<strong>ch</strong>utzart<br />

Die Grösse des Normmotors einer bestimmten<br />

Bauart, die Polzahl und die Nennleistung, sind<br />

dur<strong>ch</strong> die A<strong>ch</strong>shöhe und einen Zusatzbu<strong>ch</strong>staben<br />

(S, M oder L), sowie dur<strong>ch</strong> die Angabe der S<strong>ch</strong>utzart<br />

bestimmt.<br />

Grösse Nennleistung [kW]<br />

A<strong>ch</strong>shöhe Käfigläufermotoren<br />

[mm]<br />

IP 54 IP 23<br />

56 0,06<br />

56 0,09<br />

63 0,12<br />

63 0,18<br />

71 0,25<br />

71 0,37<br />

80 0,55<br />

80 0,75<br />

90S 1,1<br />

90L 1,5<br />

100L 2,2<br />

100L 3<br />

112M 4<br />

132S 5,5<br />

132M 7,5<br />

160M 11 11<br />

160L 15 15<br />

160L – 18,5<br />

180M 18,5 22<br />

180L 22 30<br />

200M – –<br />

200L 30 37<br />

225S 37 45<br />

225M 45 55<br />

Tabelle 6.1<br />

Kenngrössen von 4poligen Normmotoren [6.2]


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Die S<strong>ch</strong>utzart ist gemäss IEC-Publikation 34-5 mit<br />

der Bezei<strong>ch</strong>nung IP (International Protection), gefolgt<br />

von zwei Kennziffern, z.B. IP 54, angegeben.<br />

– Die erste Kennziffer steht für den Berührungsund<br />

Fremdkörpers<strong>ch</strong>utz.<br />

– Die zweite Kennziffer gibt über den S<strong>ch</strong>utz gegen<br />

Wasser Auskunft.<br />

Die in der Hauste<strong>ch</strong>nik gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utzarten<br />

sind in der Tabelle 6.2 gekürzt zusammengestellt.<br />

Motor S<strong>ch</strong>utz- 1. Kennziffer 2. Kennziffer<br />

art Berührungs- Fremdkörper- Wassers<strong>ch</strong>utz<br />

s<strong>ch</strong>utz s<strong>ch</strong>utz<br />

Innen– IP 21 Berührung mittelgrosse, senkre<strong>ch</strong>tes<br />

gekühlt mit den feste Fremd- Tropf-<br />

Fingern köper wasser<br />

mit d>12 mm<br />

IP 22 Tropfwasser<br />

bis 15° zur<br />

Senkre<strong>ch</strong>ten<br />

IP 23 Sprühwasser<br />

bis 60° zur<br />

Senkre<strong>ch</strong>ten<br />

Ober– IP 44 Berührung klein, feste Spritzwasser<br />

flä<strong>ch</strong>en mit Werk- Fremdkörper aus allen<br />

gekühlt zeug oder mit d > 1 mm Ri<strong>ch</strong>tungen<br />

ähnli<strong>ch</strong>em<br />

IP 54 vollständiger s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>e Spritzwasser<br />

S<strong>ch</strong>utz Staubablage– aus allen<br />

gegen rungen Ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Berührung<br />

IP 55 Strahlwasser<br />

aus allen<br />

Ri<strong>ch</strong>tungen<br />

IP 65 vollständiger S<strong>ch</strong>utz gegen Strahlwasser<br />

S<strong>ch</strong>utz Eindringen aus allen<br />

gegen von Staub Ri<strong>ch</strong>tungen<br />

Berührung<br />

IP 67 Motor unter<br />

festgelegten<br />

Druck- und<br />

Zeitbedingungen<br />

unter Wasser<br />

Tabelle 6.2 S<strong>ch</strong>utzarten von Motoren<br />

6.2.2.2 Kühlungsart, Isolierstoffklassen<br />

und Wahl der Motorgrösse<br />

Die notwendige Kühlungsart und die zulässige<br />

Belastung hängen von der verwendeten Isolierstoffklasse<br />

und von den äusseren Kühlparametern<br />

wie Aufstellungshöhe und Umgebungstemperatur<br />

ab.<br />

Die Kühlungsart wird dur<strong>ch</strong> die beiden Bu<strong>ch</strong>staben<br />

IC (für Internal Cooling) und zwei folgende einoder<br />

zweistellige Ziffern definiert.<br />

Die Tabelle 6.3 enthält einige Beispiele für die<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von Motoren mit<br />

nur einem Kühlkreis. Die Kennziffern haben folgende<br />

Bedeutung:<br />

– Die erste Kennziffer bes<strong>ch</strong>reibt die Art des Kühlmittelumlaufs.<br />

– Die zweite Kennziffer bes<strong>ch</strong>reibt die Art des<br />

Antriebs für die Bewegung des Kühlmittels.<br />

Kennzei<strong>ch</strong>en<br />

Kurze Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

IC 01 Mas<strong>ch</strong>ine mit freiem Luftein- und -austritt,<br />

Eigenkühlung<br />

IC 06 Mas<strong>ch</strong>ine mit freiem Luftein- und -austritt,<br />

Fremdkühlung dur<strong>ch</strong> an die Mas<strong>ch</strong>ine angebauten,<br />

ni<strong>ch</strong>t von dieser angetriebenen Lüfter<br />

IC 11 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Einlasskanal,<br />

Eigenkühlung<br />

IC 17 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Einlasskanal,<br />

ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine angetriebener, getrennter<br />

Lüfter<br />

IC 21 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Auslasskanal,<br />

Eigenkühlung<br />

IC 27 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, ein Auslasskanal,<br />

ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine angetriebener,<br />

getrennter Lüfter<br />

IC 31 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, Ein- und Auslasskanal,<br />

Eigenkühlung<br />

IC 37 Mas<strong>ch</strong>ine mit Rohrans<strong>ch</strong>luss, Ein- und Auslasskanal,<br />

ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>ine an-<br />

IC 41<br />

getriebener, getrennter Lüfter<br />

Oberflä<strong>ch</strong>enkühlung, Eigenkühlung<br />

IC 51 Mas<strong>ch</strong>ine mit eingebautem, dur<strong>ch</strong> Umgebungsluft<br />

gekühltem Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er, Eigenkühlung<br />

Tabelle 6.3 Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von<br />

Motoren mit einem Kühlkreislauf<br />

105


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Für Motoren mit zwei Kühlkreisläufen wird die<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung etwas aufwendiger. Einige Beispiele<br />

dazu sind in Tabelle 6.4 zusammengestellt.<br />

Die Kennziffern haben folgende Bedeutung:<br />

– Die erste Kurzzei<strong>ch</strong>engruppe mit einem Bu<strong>ch</strong>staben<br />

und zwei Ziffern gibt den äusseren, sekundären<br />

Kühlkreis mit niedriger Temperatur<br />

an.<br />

– Die zweite Kurzzei<strong>ch</strong>engruppe, die ebenfalls aus<br />

einem Bu<strong>ch</strong>staben und zwei Ziffern besteht, gibt<br />

den inneren primären Kühlkreis mit höherer<br />

Temperatur an. Der Bu<strong>ch</strong>stabe A bezei<strong>ch</strong>net Luft<br />

und der Bu<strong>ch</strong>stabe W Wasser. Wenn nur Luft als<br />

Kühlmittel vorkommt, kann das A weggelassen<br />

werden.<br />

Kennzei<strong>ch</strong>en Kurze Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

IC 00 41 Oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Mas<strong>ch</strong>ine ohne<br />

Lüfter<br />

IC 01 51 Eingebauter Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er, gekühlt<br />

dur<strong>ch</strong> Umgebungsluft, Eigenkühlung<br />

IC 06 41 Oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Mas<strong>ch</strong>ine mit<br />

aufgebautem, ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>inenwelle<br />

angetriebenem Lüfter<br />

IC W 37 A 71 Luftgekühlte Mas<strong>ch</strong>ine mit eingebautem,<br />

wassergekühltem Wärmetaus<strong>ch</strong>er<br />

IC W 37 A 81 Ges<strong>ch</strong>lossene Mas<strong>ch</strong>ine mit Luft-Wasser-Kühlung,<br />

austaus<strong>ch</strong>barer Wasserkühler<br />

(Kassettentyp)<br />

IC W 37 A 75 Mas<strong>ch</strong>ine mit innerer Luftumwälzung<br />

dur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von der Mas<strong>ch</strong>inenwelle<br />

angetriebenen Lüfter und mit eingebautem,<br />

wassergekühltem Wärmeaustaus<strong>ch</strong>er<br />

Tabelle 6.4<br />

Kennzei<strong>ch</strong>nung der Kühlungsart von Motoren mit<br />

zwei Kühlkreisläufen<br />

Motoren in Standardausführung sind für den Betrieb<br />

bei Umgebungstemperaturen von hö<strong>ch</strong>stens<br />

40 °C und einer grössten Aufstellungshöhe von<br />

1000 m ü.M. vorgesehen. Abwei<strong>ch</strong>ungen davon<br />

ma<strong>ch</strong>en Korrekturen der Nennleistung nötig.<br />

106<br />

RAVEL<br />

Bei Kühlmitteltemperaturen die von 40 °C abwei<strong>ch</strong>en,<br />

muss die Motorleistung für die meist verwendeten<br />

Isolierstoffklassen B und F na<strong>ch</strong> IEC 85<br />

(auf dem Typens<strong>ch</strong>ild angegeben) gegenüber der<br />

Nennleistung wie folgt umgere<strong>ch</strong>net werden:<br />

P M = c t · P N<br />

PM Motorleistung bei der Kühlmitteltemperatur t<br />

PN Nennleistung des Motors bei der Kühlmitteltemperatur<br />

40 °C<br />

ct Korrekturfaktor für die Kühlmitteltemperatur<br />

t na<strong>ch</strong> Tabelle 6.5<br />

Kühlmittel- Korrekturfaktor ct<br />

temperatur bei der Isolierstoffklasse<br />

t [°C] B F<br />

P M<br />

P N<br />

c H<br />

30 1,06 1,05<br />

35 1,03 1,02<br />

40 1,00 1,00<br />

45 0,96 0,97<br />

50 0,92 0,94<br />

55 0,87 0,91<br />

60 0,82 0,87<br />

Tabelle 6.5<br />

Faktor ct für die Leistungsanpassung bei der Kühlmitteltemperatur<br />

t<br />

(Aufstellungshöhe 1000 m ü.M.)<br />

Bei Aufstellungshöhen > 1000 m ü.M. und bei<br />

glei<strong>ch</strong>bleibender Kühlmitteltemperatur t = 40 °C ist<br />

die Motorleistung zu reduzieren.<br />

P M = c H · P N<br />

Motorleistung bei der Aufstellungshöhe H<br />

Nennleistung des Motors auf 1000 m ü.M.<br />

Faktor für die Aufstellungshöhe H na<strong>ch</strong><br />

Tabelle 6.6


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Aufstellungs- Korrekturfaktor cH<br />

höhe bei der Isolierstoffklasse<br />

H [m ü.M.] B F<br />

1000 1,00 1,00<br />

1500 0,98 0,98<br />

2000 0,97 0,97<br />

2500 0,93 0,94<br />

3000 0,92 0,93<br />

3500 0,83 0,90<br />

4000 0,78 0,88<br />

Tabelle 6.6<br />

Faktor cH für die Leistungsreduktion bei der Aufstellungshöhe<br />

H (Kühlmitteltemperatur 40 °C)<br />

Kann das infolge der Aufstellungshöhe verminderte<br />

Kühlvermögen dur<strong>ch</strong> eine tiefere Kühlmitteltemperatur<br />

ausgegli<strong>ch</strong>en werden, so ist die Leistungsreduktion<br />

infolge der Aufstellungshöhe<br />

kleiner. Für die Ausnützung der vollen Nennleistung<br />

des Motors (cH = 1) dürfen die Kühlmittel-<br />

Eintrittstemperaturen die Grenzwerte in der folgenden<br />

Tabelle ni<strong>ch</strong>t übers<strong>ch</strong>reiten.<br />

Aufstellungs– Maximal zulässige<br />

höhe Kühlmitteltemperatur t [°C]<br />

bei der Isolierstoffklasse<br />

H [m ü.M.] B F<br />

1000 40 40<br />

1500 36 35<br />

2000 32 30<br />

2500 28 25<br />

3000 24 20<br />

3500 20 15<br />

4000<br />

Tabelle 6.7<br />

16 10<br />

Maximal zulässige Kühlmitteltemperatur je na<strong>ch</strong><br />

Aufstellungshöhe H für volle Nennleistung<br />

(cH = 1)<br />

Wenn der Leistungsbedarf PL einer Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />

bekannt ist, kann die erforderli<strong>ch</strong>e Motornennleistung<br />

PN je na<strong>ch</strong> Aufstellungshöhe, maximal<br />

vorkommender Kühllufttemperatur und vorges<strong>ch</strong>riebener<br />

Isolierstoffklasse wie folgt bestimmt<br />

werden:<br />

P N = P L<br />

c t · c H<br />

PN Nennleistung des Motors<br />

PL Leistungsbedarf<br />

ct<br />

Korrekturfaktor na<strong>ch</strong> Tabelle 6.5<br />

cH Korrekturfaktor na<strong>ch</strong> Tabelle 6.6<br />

Bei der Wahl der Motorgrösse ist weiter zu bedenken,<br />

dass es der Leistungsbedarf der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />

ist, der die Leistungsabgabe der Antriebsmas<strong>ch</strong>ine<br />

und somit au<strong>ch</strong> vom Netz (und eines<br />

allfälligen Umformers) bestimmt.<br />

Wenn beispielsweise ein Ventilator 12 kW fordert,<br />

wird diese Leistung vom Motor abgegeben, und<br />

zwar unabhängig davon, ob er für 10 oder für 15 kW<br />

vorgesehen ist. Ein 10-kW-Motor würde beim Betrieb<br />

auf 1000 m ü.M. mit 40 °C Umgebungstemperatur<br />

also ständig mit 20% überlastet.<br />

Die direkte Folge einer Überbelastung des Motors<br />

ist ein Ansteigen der Wicklungstemperatur über<br />

einen Grenzwert, der für den jeweiligen Isolierstoff<br />

no<strong>ch</strong> eine zufriedenstellende Lebensdauer si<strong>ch</strong>erstellt<br />

(30 000 h). Übers<strong>ch</strong>reitungen der Grenztemperatur<br />

um 8–10 K verkürzen die Lebensdauer der<br />

Isolierung um ungefähr die Hälfte. 20 Kelvin Übertemperatur<br />

bedeuten eine Einbusse von 75%.<br />

Eine Steigerung der Lebensdauer um den Faktor 4<br />

kann erzielt werden, wenn der glei<strong>ch</strong> grosse Motor<br />

mit der Isolierstoffklasse F anstelle von B ausgerüstet<br />

wird.<br />

6.2.2.3 Ans<strong>ch</strong>lusskennzei<strong>ch</strong>nung<br />

In der IEC-Publikation 34-8 sind die Grundlagen für<br />

die Ans<strong>ch</strong>lusskennzei<strong>ch</strong>nung genormt.<br />

Wenn das Leistungss<strong>ch</strong>ild eines Drehstrommotors<br />

Spannungen für sowohl Stern- als au<strong>ch</strong><br />

Dreiecks<strong>ch</strong>altung angibt, bedeutet dies, dass der<br />

Motor für z.B. 230 V und au<strong>ch</strong> für 400 V eingesetzt<br />

werden kann. Für 230 V wird die Wicklung im<br />

Dreieck ges<strong>ch</strong>altet, indem man die S<strong>ch</strong>altlas<strong>ch</strong>en<br />

gemäss dem linken Bild in Figur 6.4 anbringt. Für<br />

400 V Ans<strong>ch</strong>lussspannung wird die Sterns<strong>ch</strong>altung<br />

verwendet. Die S<strong>ch</strong>altlas<strong>ch</strong>en sind dann gemäss<br />

dem re<strong>ch</strong>ten Bild angeordnet.<br />

107


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

links: Dreiecks<strong>ch</strong>altung, 230 V<br />

re<strong>ch</strong>ts: Sterns<strong>ch</strong>altung, 400 V<br />

Figur 6.4<br />

Aussehen von Wicklung und Klemmenbrett bei<br />

Dreieck- und Sterns<strong>ch</strong>altung<br />

108<br />

Motor˚3˚¯ 50/60Hz IEC˚34-1<br />

MBT˚112˚M 2860/3460r/min<br />

4/4.6˚kW Cl.F cos˚ϕ˚=˚0.90<br />

380-420/440-480V˚Y 8.1/8.1A<br />

220-240/250-280V˚˘ 14.0/14.0A<br />

No.˚MK˚142031-AS IP˚55 30kg<br />

Figur 6.5<br />

Beispiel eines Typens<strong>ch</strong>ildes<br />

Aus den Angaben auf dem Typens<strong>ch</strong>ild kann der<br />

Wirkungsgrad bei Nennleistung wie folgt bere<strong>ch</strong>net<br />

werden:<br />

η =<br />

P<br />

√3 · U · I · cosϕ<br />

η Wirkungsgrad [–]<br />

P Leistung [W]<br />

U Spannung [V]<br />

I Strom [A]<br />

cosϕ Phasenvers<strong>ch</strong>iebung [–]<br />

RAVEL<br />

Die Figur 6.5 zeigt das Beispiel eines Typens<strong>ch</strong>ildes.<br />

Mit den Daten dieses Beispiels ergibt si<strong>ch</strong> der<br />

folgende Wirkungsgrad bei der Nennleistung:<br />

η =<br />

4000<br />

= 0.79<br />

√3 · 400 · 8.1 · 0.90<br />

6.2.3 Allgemeine Eigens<strong>ch</strong>aften der<br />

Käfigankermotoren<br />

Auf die ri<strong>ch</strong>tige Leistungsauswahl für einen Elektromotor<br />

wurde bereits in Kapitel 6.2.2.2 eingegangen.<br />

Nebst der dort im Vordergrund stehenden<br />

Berücksi<strong>ch</strong>tigung von Überbelastungsfolgen<br />

dur<strong>ch</strong> Alterung der Wicklungsisolation sind no<strong>ch</strong><br />

andere Faktoren zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, die einen Einfluss<br />

auf den Nutzungsgrad haben.<br />

Wird ein Motor beispielsweise unnötig überdimensioniert,<br />

so läuft er auf ungünstigen Betriebswerten.<br />

Ausserdem ergibt si<strong>ch</strong> ein unnötig hoher<br />

Anlaufstrom, der in einem gewissen Verhältnis zur<br />

Motorgrösse steht. Der qualitative Verlauf der<br />

wi<strong>ch</strong>tigsten Kennwerte ist aus Figur 6.6 ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

n Drehzahl<br />

η Wirkungsgrad<br />

cosϕ Leistungsfaktor<br />

I Stromaufnahme<br />

P Leistungsaufnahme<br />

Figur 6.6<br />

Qualitativer Verlauf der wi<strong>ch</strong>tigsten Kenngrössen<br />

je na<strong>ch</strong> Leistungsabgabe des Motors [6.2]


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.2.3.1 Anlaufeigens<strong>ch</strong>aften<br />

Der <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e, qualitative Verlauf des Drehmomentes<br />

und des Stromes eines Drehstrom-Käfigankermotors<br />

ist in Figur 6.7 dargestellt.<br />

IA Anzugsstrom<br />

I Nennstrom<br />

MA Anzugsmoment<br />

M Nennmoment<br />

MK Kippmoment<br />

Figur 6.7<br />

Strom und Drehmoment als Funktion der Drehzahl<br />

für einen Drehstrommotor [6.2]<br />

Bei der Eins<strong>ch</strong>altung entwickelt der Motor das<br />

sogenannte Anzugsmoment und es fliesst der Eins<strong>ch</strong>altstrom.<br />

Im Ho<strong>ch</strong>lauf klingt der Strom ab und<br />

errei<strong>ch</strong>t im Betrieb mit Nennlast den Nennstrom.<br />

Die Höhe des maximalen Drehmomentes (Kippmoment)<br />

ist ein Mass für die mögli<strong>ch</strong>e Überlastbarkeit<br />

des Motors, wel<strong>ch</strong>e aber aus thermis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen nur sehr kurzzeitig in Anspru<strong>ch</strong> genommen<br />

werden darf.<br />

Der korrekte Ho<strong>ch</strong>lauf des Motors bis auf die Nenndrehzahl<br />

ist nur dann mögli<strong>ch</strong>, wenn das Lastmoment<br />

der Arbeitsmas<strong>ch</strong>inen in jedem Zeits<strong>ch</strong>ritt<br />

kleiner ist als das vorhandene Motordrehmoment.<br />

Zum momentanen Lastmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />

addieren si<strong>ch</strong> im Verlaufe des Bes<strong>ch</strong>leunigungsprozesses<br />

au<strong>ch</strong> die rotierenden Massen beider<br />

Mas<strong>ch</strong>inen und gehen in die Anlaufzeit ein.<br />

Ein <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>er, qualitativer Verlauf eines<br />

Motordrehmomentes gegenüber Last- und Bes<strong>ch</strong>leunigungsmomenten<br />

ist in Figur 6.8 dargestellt.<br />

M Motormoment<br />

ML Gegenmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />

n Motordrehzahl<br />

ns syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />

M¯ mittleres Motormoment<br />

M¯ L mittleres Gegenmoment der Arbeitsmas<strong>ch</strong>ine<br />

MB Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment<br />

mittleres Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment<br />

M¯ B<br />

Figur 6.8<br />

Charakteristis<strong>ch</strong>er Verlauf des Motormomentes M<br />

und des Gegenmomentes ML am Beispiel eines<br />

Ventilatorantriebs [6.3]<br />

Die Anlaufzeit, wel<strong>ch</strong>e aufgrund des erhöhten<br />

Stromflusses zu hohen Erwärmungen führt, ist<br />

vom Trägheitsmoment der Massen, von der Enddrehzahl<br />

und vom Bes<strong>ch</strong>leunigungsmoment des<br />

Motors abhängig.<br />

Die im Ventilatorbau vorkommenden Massenträgheitsmomente<br />

sind, vergli<strong>ch</strong>en mit anderen Antriebsaufgaben,<br />

für Käfigankermotoren unkritis<strong>ch</strong>.<br />

Einzig bei grossen Industrieventilatoren empfiehlt<br />

es si<strong>ch</strong> zum S<strong>ch</strong>utz des Motors, diesen eine oder<br />

zwei Baugrössen grösser zu wählen, um die Ho<strong>ch</strong>laufzeit<br />

zu verkürzen. Aus der Si<strong>ch</strong>t des Versorgungsnetzes<br />

wäre es allerdings besser, ein Hilfsmittel<br />

für sanfteren Anlauf anzuwenden (siehe<br />

Abs<strong>ch</strong>nitt 6.2.3.2).<br />

Beim Zurücks<strong>ch</strong>alten von hohen auf tiefere Drehzahlen<br />

sollte bei grösseren Ventilatoren eine Ums<strong>ch</strong>altverzögerung<br />

eingebaut werden, d.h. ein im<br />

praktis<strong>ch</strong>en Betrieb einstellbares Zeitrelais im Sekundenberei<strong>ch</strong><br />

soll si<strong>ch</strong>erstellen, dass zwis<strong>ch</strong>en<br />

109


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

dem Abs<strong>ch</strong>alten der ho<strong>ch</strong>tourigen Wicklung und<br />

dem Eins<strong>ch</strong>alten der nä<strong>ch</strong>st langsameren Drehzahl<br />

einige Sekunden verstrei<strong>ch</strong>en. Damit wird die<br />

ruckartige Belastung der Transmission verhindert.<br />

6.2.3.2 Anlaufhilfen<br />

Für einen sanfteren Anlauf stehen vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Anlaufhilfen zur Wahl. Bei Motoren mit einer<br />

Nennleistung von mehr als 3 bis 5 kW untersagen<br />

die meisten Elektrizitätswerke einen direkten Anlauf<br />

auf der hö<strong>ch</strong>sten Drehzahlstufe.<br />

Beim Stern-Dreieck-Anlauf wird der Motor, der für<br />

beispielsweise 400 V gewickelt ist, mit der Wicklung<br />

in Sterns<strong>ch</strong>altung angelassen. Dazu wird je<br />

ein Ende der drei Wicklungen dur<strong>ch</strong> einen dazu<br />

eingesetzten S<strong>ch</strong>alts<strong>ch</strong>ützen über eine Brücke zusammenges<strong>ch</strong>lossen.<br />

Die drei Stromleiter werden<br />

an die drei freien Wicklungsenden ges<strong>ch</strong>altet. Dadur<strong>ch</strong><br />

liegt die Spannung zwis<strong>ch</strong>en zwei Phasen<br />

(400 V) über jeweils zwei hintereinander ges<strong>ch</strong>alteten<br />

Wicklungen. Die Spannung pro Wicklung<br />

wird dann um den Faktor Wurzel 3 verringert. Es<br />

fliesst ein entspre<strong>ch</strong>end kleinerer Strom und der<br />

Anlauf geht langsamer vor si<strong>ch</strong>. Wenn das<br />

Drehmoment des Motors bei dieser Spannung und<br />

das Lastmoment des teilbes<strong>ch</strong>leunigten Ventilators<br />

glei<strong>ch</strong> sind, werden die drei Wicklungen in<br />

Dreiecksform ges<strong>ch</strong>altet und der Motor läuft mit<br />

seiner Nennspannung und seinem Nennstrom auf<br />

das Nennmoment, das wiederum dem Nennlastmoment<br />

des Ventilators entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Der Stromstoss, der beim Ums<strong>ch</strong>alten erfolgt, ist<br />

zwar ni<strong>ch</strong>t viel kleiner als beim Direktanlauf. Seine<br />

Zeitdauer ist aber wesentli<strong>ch</strong> kürzer.<br />

Problemlos kann ein sanfter Anlauf si<strong>ch</strong>ergestellt<br />

werden, wenn für den Motor eine Drehzahlregelung<br />

vorgesehen ist und eine Anlauframpe gefahren<br />

werden kann oder mit geringem Aufwand die<br />

Frequenz in Stufen ho<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>altet wird.<br />

110<br />

6.2.3.3 Drehzahl<br />

RAVEL<br />

Die Drehzahl eines Drehstrommotors ist von der<br />

Netzfrequenz und von der Polpaarzahl der Ständerwicklung<br />

abhängig.<br />

n =<br />

f · 60<br />

p<br />

n Drehzahl [min –1 ]<br />

f Netzfrequenz [Hz, s –1 ]<br />

p Polpaarzahl [–]<br />

Syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl [min –1 ] bei<br />

Polpaarzahl 50 Hz 60 Hz<br />

1 3000 3600<br />

2 1500 1800<br />

3 1000 1200<br />

4 750 900<br />

5 600 720<br />

6 500 600<br />

Tabelle 6.8<br />

Syn<strong>ch</strong>rone Motordrehzahlen<br />

Ein Asyn<strong>ch</strong>ronmotor kann die syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />

im Leerlauf nahezu errei<strong>ch</strong>en, bei Nennleistung<br />

liegt die Drehzahl etwas tiefer.<br />

Der S<strong>ch</strong>lupf ergibt si<strong>ch</strong> aus der Glei<strong>ch</strong>ung:<br />

s = n 1 – n<br />

n 1<br />

s S<strong>ch</strong>lupf<br />

n1 syn<strong>ch</strong>rone Drehzahl<br />

n asyn<strong>ch</strong>rone Drehzahl


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Der S<strong>ch</strong>lupf verhält si<strong>ch</strong> proportional zur Belastung.<br />

Beispiel<br />

4poliger Motor, 4 kW, 380 V, 50 Hz, 1425 min –1<br />

s bei 4kW = 1500 – 1425 = 0.05<br />

1500<br />

entspre<strong>ch</strong>end 1500 - 1425 = 75 min –1<br />

s bei 3 kW = 3 · (1500 – 1425) = 56 min –1<br />

4<br />

n bei 3 kW beträgt also 1500 - 56 = 1444 min –1<br />

Der S<strong>ch</strong>lupf ist umgekehrt proportional zum Quadrat<br />

der Spannung.<br />

Beispiel<br />

4poliger Motor, 4 kW, 380 V, 50 Hz, 1425 min –1<br />

Ans<strong>ch</strong>lussspannung 346 V, 50 Hz<br />

s bei 346 V = ( 380 ) 2 · 1500 – 1425 = 0.06<br />

346 1500<br />

entspre<strong>ch</strong>end ( 380 ) 2 · (1500 – 1425) = 90 min –1<br />

346<br />

n beträgt also 1500 - 90 = 1410 min –1<br />

6.2.3.4 Motorwirkungsgrad<br />

Der Wirkungsgrad von Elektromotoren wird stark<br />

vom sogenannten Leistungsdur<strong>ch</strong>satz beeinflusst.<br />

Dies bedeutet, dass die erzielbaren Wirkungsgrade<br />

mit der Leistungsgrösse der Motoren<br />

zunehmen.<br />

Als Argumentationshilfe für die Anwendung von<br />

Käfigankermotoren sei in Figur 6.9 no<strong>ch</strong> einmal auf<br />

die erzielbaren Wirkungsgrade und deren Verlauf<br />

im Berei<strong>ch</strong> der übli<strong>ch</strong>en Betriebsfälle hingewiesen.<br />

Figur 6.9<br />

Abhängigkeit des Wirkungsgrades von der Baugrösse<br />

(oben) bzw. von der Nennleistung (unten)<br />

Es zeigt si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>, dass Bauformen, wie S<strong>ch</strong>eibenanker<br />

und Aussenläufer sogar den Einphasen-<br />

Käfigankermotoren unterlegen sind.<br />

Hinzu kommt, dass diese Motoren unter der Fahne<br />

der einfa<strong>ch</strong>en Regelbarkeit mittels S<strong>ch</strong>lupfsteuerung<br />

a priori in die fals<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tung zielen!<br />

Ebenfalls mit Vorsi<strong>ch</strong>t zu beurteilen sind Spitzenwirkungsgrade<br />

ohne Angabe des Verlaufes bei<br />

kleineren Leistungsentnahmen, insbesondere für<br />

die Anwendung bei vers<strong>ch</strong>iedenen Betriebspunkten.<br />

111


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Höhere Wirkungsgrade zukünftiger Motoren sind<br />

dur<strong>ch</strong> folgende Massnahmen denkbar:<br />

– Reduktion der Statorwiderstände dur<strong>ch</strong> grössere<br />

Kupferquers<strong>ch</strong>nitte<br />

– Reduktion der Eisenverluste im Stator dur<strong>ch</strong><br />

ho<strong>ch</strong>wertigere Magnetble<strong>ch</strong>e mit höherem Aktivmaterialanteil<br />

– bessere Kühlventilation<br />

– bessere Lager- und S<strong>ch</strong>miervoraussetzungen.<br />

Eine Reduktion der Rotorwiderstände über grössere<br />

Quers<strong>ch</strong>nitte wird dur<strong>ch</strong> die damit einhergehende<br />

Veränderung der Drehmoment<strong>ch</strong>arakteristik<br />

vereitelt.<br />

Ni<strong>ch</strong>t erwähnt sind die am s<strong>ch</strong>wierigsten zu erfassenden<br />

sogenannten Streuverluste, die mit 10 bis<br />

20% der Gesamtverluste beteiligt sind und im<br />

wesentli<strong>ch</strong>en von Fertigungstoleranzen abhängen.<br />

Neuheit auf dem Motormarkt<br />

Im Frühjahr 1993 tau<strong>ch</strong>te auf den Fa<strong>ch</strong>messen für<br />

den Leistungsberei<strong>ch</strong> bis 5 kW ein neuentdecktes<br />

Motorenkonzept auf: Der elektronis<strong>ch</strong> kommutierte<br />

(EC)-Motor. Es handelt si<strong>ch</strong> um einen kollektorbzw.<br />

bürstenlosen Glei<strong>ch</strong>strommotor (brushless<br />

DC-motor) mit sehr gutem Wirkungsgrad au<strong>ch</strong> bei<br />

kleinen Leistungen.<br />

Da no<strong>ch</strong> wenige Daten in den bisher übli<strong>ch</strong>en<br />

Darstellungsarten verfügbar sind, wurden einige<br />

typis<strong>ch</strong>e Punkte in der Figur 6.9 eingetragen.<br />

In den Publikationen wird die deutli<strong>ch</strong>e Wirkungsgradverbesserung<br />

beim EC-Motor dur<strong>ch</strong> den Wegfall<br />

der S<strong>ch</strong>lupfverluste, der Erregerleistung und<br />

der reduzierten Kupferverluste begründet.<br />

EC-Motoren können sowohl als Innenläufer- wie<br />

au<strong>ch</strong> als Aussenläufermotoren gebaut werden.<br />

Aussenläufer-EC-Motoren bieten wegen ihrer<br />

kompakten Bauart günstige Voraussetzungen im<br />

Ventilatorbau. Sie können direkt ins Laufrad integriert<br />

werden. Damit kann die Forderung na<strong>ch</strong><br />

Wegfall der Riemenantriebe in die Tat umgesetzt<br />

werden.<br />

112<br />

RAVEL<br />

Allgemein gilt bei EC-Motoren mit Permanentmagneten,<br />

d.h. konstantem Feld:<br />

n prop. U<br />

Bei EC-Motoren ist also die Drehzahl proportional<br />

zur angelegten Spannung.<br />

Das verfügbare Drehmoment ist beim EC-Motor<br />

dem Motorstrom proportional:<br />

M prop. I<br />

Für die Bestimmung der Motorbaugrösse ist das<br />

Drehmoment massgebend. Die Drehzahl ist dur<strong>ch</strong><br />

die Spannung gegeben und kann praktis<strong>ch</strong> beliebig<br />

gewählt werden.<br />

6.2.3.5 Der Leistungsfaktor<br />

Der Induktionsmotor entnimmt dem Netz ni<strong>ch</strong>t nur<br />

Wirkleistung, wel<strong>ch</strong>e in me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Arbeit umgewandelt<br />

wird, sondern benötigt au<strong>ch</strong> Blindleistung,<br />

wel<strong>ch</strong>e zur Erregung notwendig ist, mit der<br />

aber keine eigentli<strong>ch</strong>e Arbeit verri<strong>ch</strong>tet wird.<br />

Der Blindleistungsbedarf beeinflusst aber die<br />

Höhe des fliessenden Stromes und damit die Belastung<br />

des installierten Netzes.<br />

Figur 6.10<br />

Wirkleistung P und Blindleistung Q [6.2]<br />

Wirkleistung und Blindleistung, in Figur 6.10 dur<strong>ch</strong><br />

die Vektoren P und Q dargestellt, bestimmen die<br />

S<strong>ch</strong>einleistung S. Das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en der in<br />

kW gemessenen Wirkleistung und der als Produkt<br />

aus Strom- und Spannungsmessung resultierenden,<br />

in kVA angegebenen S<strong>ch</strong>einleistung, bezei<strong>ch</strong>net<br />

man als Leistungsfaktor. Der Winkel zwis<strong>ch</strong>en<br />

P und S heisst phi, der Verhältniswert ist somit der<br />

Cosinus phi (cosϕ).


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Je na<strong>ch</strong> Motorgrösse und Polzahl liegt der Wert für<br />

cosϕ zwis<strong>ch</strong>en 0,6 (für kleinere Motoren und höhere<br />

Polzahl) und 0,9 (für grosse Motoren mit kleiner<br />

Polzahl). Der Leistungsfaktor kann au<strong>ch</strong> gemessen<br />

werden, siehe dazu Kapitel 6.3.<br />

6.3 Leistungsmessung<br />

Grundsätze<br />

– Die einfa<strong>ch</strong>ste Leistungsmessung ist mögli<strong>ch</strong>,<br />

wenn der Motor einen eigenen Stromzähler hat.<br />

– Wenn der Leistungsfaktor cosϕ eines Motors<br />

bekannt ist, kann seine Nutzleistung aus der<br />

Spannungs- und der Strommessung ermittelt<br />

werden.<br />

– Mit einem Wattmeter, einem Ampèremeter und<br />

einem Voltmeter kann der Leistungsfaktor bestimmt<br />

werden.<br />

Die aufgenommene Leistung eines Motors kann in<br />

der Praxis mit den folgenden Methoden ermittelt<br />

werden:<br />

– Ablesen der registrierten Arbeit eines Stromzählers<br />

in kWh zwis<strong>ch</strong>en zwei Zeitpunkten und<br />

Division dur<strong>ch</strong> die dazwis<strong>ch</strong>en verstri<strong>ch</strong>ene<br />

Zeitdauer.<br />

Beispiel:<br />

Ablesedauer<br />

Abgelesene Differenz 10 kWh<br />

Leistung 10 kWh/0,5 h = 20 kW<br />

1 /2 Stunde<br />

– Messen des Stromes in einem Leiter dur<strong>ch</strong> Einbau<br />

eines Ampèremeters oder unter Zuhilfenahme<br />

einer Stromzange und Messen der Klemmen-Spannung<br />

über der Wicklung.<br />

Die Leistungsaufnahme beträgt dann:<br />

P = √ 3 · I · U · cosϕ<br />

P Wirkleistung [W]<br />

I Strom [A]<br />

U Spannung [V]<br />

cosϕ Phasenvers<strong>ch</strong>iebung zwis<strong>ch</strong>en<br />

U und I [–]<br />

√3·I·U=S S<strong>ch</strong>einleistung [VA]<br />

A<strong>ch</strong>tung:<br />

Beim Messen des Stromes mittels Stromzange<br />

muss dafür gesorgt werden, dass nur ein Leiter<br />

ums<strong>ch</strong>lossen wird. Bei der symmetris<strong>ch</strong>en Belastung<br />

der Motoren für Ventilatoren fliesst in jedem<br />

113


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Leiter der glei<strong>ch</strong> grosse Strom, allerdings um 1 /3<br />

phasenvers<strong>ch</strong>oben. Die jeweils mit einer Phase<br />

bestimmte Leistung entspri<strong>ch</strong>t denn au<strong>ch</strong> der Motorleistung<br />

wie bei einem einphasigen Motor.<br />

Während die S<strong>ch</strong>einleistung als Produkt der<br />

Strom- und Spannungsmessung bestimmt wird,<br />

erhält man den cos ϕ als Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en der<br />

Wirkleistung P (Messung mit Wattmeter) und der<br />

S<strong>ch</strong>einleistung S = √3 • I • U.<br />

cos ϕ =<br />

P<br />

√ 3 · I · U<br />

Figur 6.11<br />

Prinzip der Leistungsmessung bei Dreieck- und<br />

Sterns<strong>ch</strong>altung<br />

Bei EC-Motoren müssen folgende Grundsätze bea<strong>ch</strong>tet<br />

werden:<br />

– <strong>Energie</strong>zähler vor der Kommutierungseinheit<br />

einbauen<br />

– Spannungsmessungen vor der Kommutierungseinheit<br />

vornehmen<br />

– Strommessungen na<strong>ch</strong> der Kommutierungseinheit<br />

vornehmen<br />

114<br />

6.4 Transmission<br />

Grundsätze<br />

RAVEL<br />

– Das meistverbreitete Zugmittelgetriebe in der<br />

Lüftungste<strong>ch</strong>nik ist der Keilriemenantrieb.<br />

– Ob Fla<strong>ch</strong>riemen vorteilhafter sind, ist zur Zeit<br />

no<strong>ch</strong> umstritten. Ihr Wirkungsgrad ist mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

1 bis 2% besser.<br />

– Am besten sind Direktantriebe, weil sie den<br />

Zugmittelgetriebeverlust auss<strong>ch</strong>liessen.<br />

Der Keilriemenantrieb ist in der Ventilatorte<strong>ch</strong>nik<br />

gut eingeführt, weil er die Anpassung der Ventilatordrehzahl<br />

an den Druckverlust des Netzes problemlos<br />

zulässt. Dieses erfolgt dur<strong>ch</strong> Austaus<strong>ch</strong><br />

der Keilriemens<strong>ch</strong>eiben bzw. dur<strong>ch</strong> die stufenlose<br />

Verstellung des wirksamen Dur<strong>ch</strong>messers bei verstellbaren<br />

S<strong>ch</strong>eiben.<br />

Der endlose S<strong>ch</strong>malkeilriemen ist der meist verwendete<br />

Riementyp. Für grössere Leistungen<br />

kommt der Verbundkeilriemen in Frage, der aus<br />

zwei oder mehreren, dur<strong>ch</strong> ein Band zusammenvulkanisierten<br />

S<strong>ch</strong>malkeilriemen besteht.<br />

Der meistverbreitete Fehler besteht darin, dass oft<br />

aus Unsi<strong>ch</strong>erheit Doppel- und Mehrfa<strong>ch</strong>riemen<br />

verwendet werden, wo ein einziger S<strong>ch</strong>malkeilriemen<br />

der ri<strong>ch</strong>tigen Dimension ausrei<strong>ch</strong>en würde.<br />

Unglei<strong>ch</strong>mässige Abnutzung führt zu S<strong>ch</strong>wingungsgeräus<strong>ch</strong>en,<br />

erhöhter Einzelriemenabnutzung<br />

und zu geringerer Standzeit.<br />

Zurzeit geniessen die Fla<strong>ch</strong>riemen für grössere<br />

Antriebe den Ruf, dass sie bessere Wirkungsgrade<br />

aufweisen. Eine im Auftrag des AFB am Te<strong>ch</strong>nikum<br />

Windis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>geführte Studie an gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Ventilatoren hat eine nur um 1% bessere Übertragung<br />

ermittelt [6.5].<br />

Während bei gut eingestellten Keilriemenantrieben<br />

mit einem Wirkungsgrad von etwa 96 bis 97%<br />

gere<strong>ch</strong>net werden darf, kommen gut eingestellte<br />

Fla<strong>ch</strong>riemenantriebe auf 97 bis 98%.<br />

Bei kleinen S<strong>ch</strong>eibendur<strong>ch</strong>messern und im Teillastberei<strong>ch</strong><br />

von drehzahlgesteuerten Ventilatoren<br />

gehen die Wirkungsgrade des Keilriemenantriebs<br />

bis auf 80% zurück.


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Wenn auf hohe Laufruhe, auf geringe S<strong>ch</strong>wingungen<br />

und auf geringen Abrieb gea<strong>ch</strong>tet werden<br />

muss, hat der Fla<strong>ch</strong>riemen deutli<strong>ch</strong>e Vorteile.<br />

Die Na<strong>ch</strong>teile des Fla<strong>ch</strong>riemens liegen aber nebst<br />

dem um mehr als 50% höheren Preis in der höheren<br />

Lagerbelastung. Insbesondere die modernen,<br />

kostenoptimierten Motorlager sind ni<strong>ch</strong>t unbedingt<br />

auf diese höheren Anforderungen ausgelegt.<br />

Figur 6.12<br />

<strong>Energie</strong>flussbild eines Ventilators mit komplettem<br />

Antrieb (Leistungsberei<strong>ch</strong> 3 kW) [6.6]<br />

Keilriemenantriebe mit zu kleinen Riemens<strong>ch</strong>eiben,<br />

unnötigen Doppelriemen und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />

Spannung verursa<strong>ch</strong>en unnötige Verluste von 10<br />

bis 20%. Sol<strong>ch</strong>e Zustände sind heute leider no<strong>ch</strong><br />

re<strong>ch</strong>t häufig anzutreffen.<br />

Es ist augenfällig, dass hier im Sinne von RAVEL<br />

no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>e Verbesserungen nötig sind!<br />

6.5 Drehzahlsteuerung<br />

Grundsatz<br />

– Im Sinne von RAVEL ist die Drehzahlsteuerung<br />

stets über den gesamten Betriebsberei<strong>ch</strong> zu beurteilen,<br />

insbesondere im Vollastbetrieb, wo die<br />

Verluste ni<strong>ch</strong>t unbedeutend sind!<br />

Im Kapitel 5.5 wurden die vers<strong>ch</strong>iedenen Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

der Druck- und Volumenstromsteuerung<br />

von Ventilatoren zusammengefasst. Mit dem<br />

Trend na<strong>ch</strong> Minimierung der Luftvolumenströme<br />

im Allgemeinen und der zunehmenden Bedeutung<br />

bedarfsgeregelter Lüftungssysteme im Speziellen,<br />

kommt der Drehzahlsteuerung des Ventilators<br />

und damit des Motors eine stark wa<strong>ch</strong>sende Bedeutung<br />

zu.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en der Netzfrequenz, der Polpaarzahl, dem<br />

S<strong>ch</strong>lupf und der Drehzahl, besteht der folgende<br />

Zusammenhang:<br />

n =<br />

f · 60 (1–s)<br />

p<br />

n Drehzahl [min –1 ]<br />

f Netzfrequenz [Hz, s –1 ]<br />

s S<strong>ch</strong>lupf [–]<br />

p Polpaarzahl [–]<br />

Im Prinzip lässt si<strong>ch</strong> die Drehzahl dadur<strong>ch</strong> steuern,<br />

dass entweder die Polpaarzahl, der S<strong>ch</strong>lupf oder<br />

die Netzfrequenz verändert wird. In der Praxis<br />

kommen alle drei Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Anwendung.<br />

6.5.1 Änderung der Polpaarzahl<br />

Es gibt drei Mögli<strong>ch</strong>keiten, die Polpaarzahl von<br />

Käfigläufer-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren zu ändern:<br />

Der Ständer kann entweder<br />

– mit zwei oder mehreren getrennten Wicklungen,<br />

– mit einer polums<strong>ch</strong>altbaren Wicklung oder<br />

– mit einer Kombination obiger Wicklungsarten<br />

versehen werden.<br />

115


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Die Drehzahlsteuerung mittels unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Polpaarzahlen hat den Vorteil, dass der Wirkungsgrad<br />

für alle Drehzahlen praktis<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> gut bleibt.<br />

Theoretis<strong>ch</strong> sind au<strong>ch</strong> unzählige Drehzahlkombinationen<br />

mögli<strong>ch</strong>. Dies wird allerdings dur<strong>ch</strong> den<br />

Platzbedarf mehrerer Wicklungen und grösserer<br />

Polpaarzahlen stark einges<strong>ch</strong>ränkt. In der Praxis<br />

trifft man deshalb meistens zwei bis hö<strong>ch</strong>stens<br />

drei getrennte Wicklungen an. Polpaarzahlen über<br />

4 (8 Pole) kommen in Kombination mit anderen<br />

Wicklungen aus Platzgründen kaum vor. Andernfalls<br />

würden die Motoren für eine bestimmte Leistung<br />

zu gross. Aus diesem Grund sollte vermehrt<br />

an den Einsatz von zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Motoren<br />

geda<strong>ch</strong>t werden, die auf beiden Wellenenden<br />

des Ventilators direkt angekoppelt werden können.<br />

6.5.1.1 Getrennte Wicklungen<br />

Wie bereits oben ausgeführt, ist die wa<strong>ch</strong>sende<br />

Motorgrösse der limitierende Faktor für die ansonst<br />

ziemli<strong>ch</strong> freie Kombinationsmögli<strong>ch</strong>keit vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Polpaarzahlen.<br />

Bei den für den Ventilatorantrieb verwendeten Motoren<br />

kann in grober Näherung angenommen werden,<br />

dass ein Motor mit zwei getrennten Wicklungen<br />

bei der hohen Drehzahlstufe etwa 80% der<br />

Leistung abgibt wie ein glei<strong>ch</strong> grosser Motor bei<br />

glei<strong>ch</strong>er Drehzahl mit nur einer Wicklung.<br />

Die theoretis<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>en Kombinationen sind in<br />

der Tabelle 6.9 zusammengefasst. Wenn drei Drehzahlen<br />

erforderli<strong>ch</strong> sind, wäre eine Aufteilung auf<br />

zwei Motoren sinnvoll.<br />

Art der<br />

Drehmomentkennlinie<br />

Ventilatormoment<br />

116<br />

RAVEL<br />

Polpaarzahl Syn<strong>ch</strong>rone Dreh- Motorgrösse<br />

zahl bei 50 Hz für<br />

[U/min] P = 15 kW<br />

1 3000 160 M<br />

2 1500 160 L<br />

3 1000 180 L<br />

4 750 200 L<br />

1 + 2 3000/1500 180 M<br />

2 + 3 1500/1000 180 M<br />

3 + 4 1000/750 200 L<br />

2 + 3 + 4 1500/1000/750 200 L<br />

3 + 4 + 5 1000/750/600 225 S<br />

Tabelle 6.9<br />

Kenngrössen von Motoren mit getrennten Wicklungen<br />

6.5.1.2 Polums<strong>ch</strong>altbare Wicklungen<br />

Es gibt mehrere Arten, eine Wicklung polums<strong>ch</strong>altbar<br />

zu ma<strong>ch</strong>en und somit eine bessere Motorausnutzung<br />

zu errei<strong>ch</strong>en. Aus Gründen der mögli<strong>ch</strong>st<br />

unkomplizierten S<strong>ch</strong>altausrüstung kommt in der<br />

Praxis zumeist nur entweder die Lindström-Dahlander-S<strong>ch</strong>altung<br />

oder die Pol-Amplituden-Modulation<br />

(PAM) vor.<br />

Mit der Dahlanders<strong>ch</strong>altung ergibt si<strong>ch</strong> ein Polpaarzahlverhältnis<br />

von 1:2. Mit der Pol-Amplituden-Modulation<br />

wird es mögli<strong>ch</strong>, andere Verhältnisse<br />

auszuführen. Zudem ergibt si<strong>ch</strong> eine bessere<br />

Ausnützung der Motorgrösse.<br />

Für Ventilatorantriebe werden die Wicklungsteile<br />

gemäss Figur 6.13 zusammenges<strong>ch</strong>altet.<br />

Motoren mit zwei Drehzahlen und Motoren mit zwei Drehzahlen und<br />

1 Wicklung1 ) 2 Wicklungen 2 Wicklungen2 )<br />

Drehzahl Drehzahl<br />

Niedrig Ho<strong>ch</strong> Niedrig3 ) Ho<strong>ch</strong>3 ) Niedrig Mittlere3 ) Ho<strong>ch</strong><br />

1 ) Dahlander- oder PAM-S<strong>ch</strong>altung<br />

2 ) Beispielsweise für 8/6/4 Pole. Eine der Wicklungen ist in Dahlander- oder PAM-S<strong>ch</strong>altung anges<strong>ch</strong>lossen.<br />

3 ) Die Wicklung kann au<strong>ch</strong> in Dreieck ges<strong>ch</strong>altet sein.<br />

Figur 6.13 Beispiele für Ständerwicklungen und S<strong>ch</strong>altungen bei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Ausführungen von<br />

Motoren mit mehreren Drehzahlen [6.2]


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.5.2 Änderung des S<strong>ch</strong>lupfes<br />

Die Anwendung der S<strong>ch</strong>lupfsteuerung ma<strong>ch</strong>t die<br />

Ausrüstung des Motorrotors mit S<strong>ch</strong>leifringen<br />

und Kontaktbürsten notwendig. Dur<strong>ch</strong> Zus<strong>ch</strong>alten<br />

eines Aussenwiderstandes an die Läuferwicklung<br />

besteht eine einfa<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keit zur Drehzahlsteuerung.<br />

Bei geeigneter Materialwahl und Konstruktion<br />

(Hö<strong>ch</strong>stdrehmoment im Stillstand) kann die<br />

S<strong>ch</strong>lupfänderung au<strong>ch</strong> bei Käfigankermotoren<br />

realisiert werden. Die Spannungsänderung erfolgt<br />

dur<strong>ch</strong> einen Trafo, wobei das Moment vom Quadrat<br />

der Spannung abhängt. Die Verluste sind<br />

oberwellenfrei. Anders sind die Verhältnisse bei<br />

der Phasenans<strong>ch</strong>nittsteuerung, wo die Spannungsversorgung<br />

lückenhaft wird und zu Oberwellen<br />

führt.<br />

Aufgrund des besonderen Drehmomentverlaufs<br />

von Ventilatoren bei Drehzahländerungen ist die<br />

S<strong>ch</strong>lupfsteuerung einigermassen vertretbar. Ganz<br />

im Gegensatz zum Beispiel bei einem Kranantrieb,<br />

wo das Lastmoment bei langsameren Drehzahlen<br />

glei<strong>ch</strong> bleibt und der Betrag der gedrosselten Leistungsabgaben<br />

im Widerstand verheizt wird.<br />

Bei Ventilatoren und Kreiselpumpen nimmt das<br />

Lastmoment mit abnehmendem Volumenstrom<br />

stark ab. Immerhin errei<strong>ch</strong>t der Verlust bei ca. 2 /3<br />

der Nenndrehzahl ein Maximum, das ca. 15% der<br />

Nennleistung beträgt.<br />

6.5.3 Thyristorsteuerung<br />

Au<strong>ch</strong> bei der Thyristorsteuerung muss der Motorrotor<br />

mit S<strong>ch</strong>leifringen ausgerüstet sein. Das<br />

Grundprinzip dieser Art der Drehzahlsteuerung<br />

liegt darin, dass dem Läufer über die S<strong>ch</strong>leifringe<br />

Leistung entnommen wird. Diese wird aber ni<strong>ch</strong>t<br />

einfa<strong>ch</strong> nur verheizt, sondern glei<strong>ch</strong>geri<strong>ch</strong>tet und<br />

über einen Transformator in das Netz zurückgegeben.<br />

Dur<strong>ch</strong> Änderung des Zündwinkels für die Thyristoren<br />

lässt si<strong>ch</strong> die zurückzuspeisende Leistung variieren.<br />

Die Thyristorsteuerung hat Abwei<strong>ch</strong>ungen in der<br />

Sinusform des Stromes im Läuferkreis zur Folge.<br />

Die dadur<strong>ch</strong> bedingten Verluste ma<strong>ch</strong>en einen etwas<br />

grösseren Motor erforderli<strong>ch</strong>. Im Gegensatz<br />

zu anderen Anwendungen spielt die s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ere<br />

Kühlung bei kleineren Drehzahlen beim Antrieb<br />

von Strömungsmas<strong>ch</strong>inen keine Rolle, da ja au<strong>ch</strong><br />

das Lastmoment quadratis<strong>ch</strong> zurückgeht.<br />

Das Netz wird bei dieser Steuerungsart dur<strong>ch</strong><br />

Obers<strong>ch</strong>wingungen beeinträ<strong>ch</strong>tigt.<br />

6.5.4 Frequenzsteuerung<br />

Am Vorteilhaftesten s<strong>ch</strong>eint die Regelung der<br />

Drehzahl dur<strong>ch</strong> eine Änderung der Frequenz.<br />

Die Figur 6.14 zeigt die Änderung der Drehmoment/Drehzahl-Kennlinie<br />

bei einem Absenken der<br />

Frequenz und einer proportionalen Änderung der<br />

Primärspannung als Funktion der Frequenz. Das<br />

Kippmoment bleibt unverändert.<br />

Figur 6.14<br />

Beispiel für das Aussehen einer Drehmomentkennlinie<br />

bei vers<strong>ch</strong>iedenen Frequenzen und einer<br />

zur Frequenz proportionalen Spannung [6.2]<br />

Da das Lastmoment mit der Drehzahl im Quadrat<br />

abnimmt, werden Frequenzumri<strong>ch</strong>ter für Strömungsmas<strong>ch</strong>inen<br />

so ausgeführt, dass die Spannung<br />

überproportional abnimmt, was zu geringeren<br />

Verlusten führt. Zum Teil wird zu diesem Zweck<br />

au<strong>ch</strong> die Ständerwicklung von Stern auf Dreieck<br />

und umgekehrt umges<strong>ch</strong>altet, um eine s<strong>ch</strong>rittweise<br />

Grobanpassung zu errei<strong>ch</strong>en.<br />

Früher wurden rotierende Umformer verwendet.<br />

Die heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en statis<strong>ch</strong>en Umformer<br />

haben aber zur Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit und zum Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong><br />

der Frequenzsteuerung geführt.<br />

Die ras<strong>ch</strong>e Entwicklung im Berei<strong>ch</strong> der Leistungselektronik<br />

hat zu sehr leistungsfähigen Frequenz-<br />

117


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

umri<strong>ch</strong>tern geführt. Es gibt hier vers<strong>ch</strong>iedene Systeme,<br />

je na<strong>ch</strong> Leistungsberei<strong>ch</strong> und anderen Voraussetzungen.<br />

Allen Systemen gemeinsam ist,<br />

dass si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e Verluste im Motor aufgrund<br />

der mangelnden Sinusform der Spannung ergeben.<br />

Der Motor lässt si<strong>ch</strong> daher ni<strong>ch</strong>t fortlaufend<br />

mit Nennleistung belasten. Im allgemeinen nimmt<br />

man eine Überdimensionierung des Motors um<br />

etwa 10% vor, um die zusätzli<strong>ch</strong>en Verluste auszuglei<strong>ch</strong>en.<br />

Der Obers<strong>ch</strong>wingungsanteil kann man<strong>ch</strong>mal zu<br />

einer gewissen Zunahme des Geräus<strong>ch</strong>pegels des<br />

Motors führen und au<strong>ch</strong> zu geringen momentanen<br />

Impulsen, deren Frequenz im allgemeinen dem<br />

Se<strong>ch</strong>sfa<strong>ch</strong>en der eingespeisten Frequenz entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Ein oft vorkommendes Frequenzumri<strong>ch</strong>tersystem<br />

hat ein Zwis<strong>ch</strong>englied mit konstanter Glei<strong>ch</strong>spannung<br />

und eine pulsdauermodulierte Ausgangsspannung.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Systeme werden im allgemeinen<br />

mit PWM bezei<strong>ch</strong>net, wobei PWM für Pulsdauermodulation<br />

(Pulse Width Modulation) steht. Dabei<br />

wird die konstante Glei<strong>ch</strong>spannung in kurze<br />

Impulse zerhackt, deren Dauer so gesteuert wird,<br />

dass si<strong>ch</strong> mit der gesamten Impulsdauer, d.h. Impulsbreite,<br />

die erforderli<strong>ch</strong>e Zeit-Spannungs-Flä<strong>ch</strong>e<br />

ergibt.<br />

Figur 6.15<br />

Kennlinienform bei Pulsdauermodulation (PWM)<br />

[6.2]<br />

Eine andere Art von Umri<strong>ch</strong>tern mit Glei<strong>ch</strong>spannungszwis<strong>ch</strong>englied<br />

sind die Umri<strong>ch</strong>ter mit Pulsamplitudenmodulation,<br />

abgekürzt PAM (von Pulse<br />

Amplitude Modulation). Die Amplitude der Ausgangsspannung<br />

variiert und die Frequenz wird so<br />

gesteuert, dass si<strong>ch</strong> ein proportionales Verhältnis<br />

zwis<strong>ch</strong>en Spannung und Frequenz ergibt.<br />

118<br />

RAVEL<br />

Figur 6.16<br />

Kennlinienform bei Pulsamplitudenmodulation<br />

(PAM) [6.2]<br />

Der Motor wird im allgemeinen so gewählt, dass<br />

die Nennspannung mit der Netzspannung übereinstimmt.<br />

Dadur<strong>ch</strong> wird ermögli<strong>ch</strong>t, dass man<br />

den Motor au<strong>ch</strong> direkt am Netz betreiben kann,<br />

falls im Umri<strong>ch</strong>ter eine Störung auftreten sollte.<br />

Es ergibt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit, den Frequenzumri<strong>ch</strong>ter<br />

dur<strong>ch</strong> mehrere Motoren steuern zu lassen,<br />

jedo<strong>ch</strong> jeweils nur einen na<strong>ch</strong> dem andern.<br />

Der Umri<strong>ch</strong>ter wird dann mit einer Vorri<strong>ch</strong>tung<br />

versehen, mit deren Hilfe man den Motor vom<br />

Umri<strong>ch</strong>ter wegs<strong>ch</strong>alten und direkt an das Netz<br />

ans<strong>ch</strong>liessen kann.<br />

Falls die Nennspannung des Motors mit der Netzspannung<br />

übereinstimmt, kann der Motor unter<br />

Beibehaltung des Lastmoments ni<strong>ch</strong>t auf höhere<br />

Drehzahlen als die Nenndrehzahl gesteuert werden,<br />

da der Umri<strong>ch</strong>ter keine höhere Spannung als<br />

die Netzspannung abgeben kann.<br />

Eine andere Begrenzung beim Hinaufsteuern liegt<br />

in der Bauweise des Läufers. Besonders bei grösseren,<br />

ho<strong>ch</strong>tourigen Motoren wird das Hinaufsteuern<br />

dur<strong>ch</strong> die kritis<strong>ch</strong>e Drehzahl des Motors und<br />

die hö<strong>ch</strong>stzulässige S<strong>ch</strong>leuderdrehzahl bestimmt.


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.5.5 Veränderung des Wirkungsgrades<br />

Je na<strong>ch</strong> Art der Drehzahl- resp. Volumenstromregelung<br />

ergibt si<strong>ch</strong> der in Figur 6.17 dargestellte<br />

qualitative Verlauf des Motorwirkungsgrades.<br />

Die Figur 6.18 zeigt den qualitativen Verlauf des<br />

Motorwirkungsgrades in Abhängigkeit der abgegebenen<br />

Motorwellenleistung für einen 4poligen<br />

Motor unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart.<br />

1a 3-Phasen-Normmotor, Normalausführung 4 kW,<br />

bei Drosselregelung<br />

• A<strong>ch</strong>tung: Der Gesamtwirkungsgrad sinkt auf<br />

ca. 15% bei 50% Volumenstrom<br />

2 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit zwei getrennten<br />

Wicklungen 6/8polig<br />

3 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit drei getrennten<br />

Wicklungen 4/6/8polig<br />

4 Polums<strong>ch</strong>altbarer Motor mit einer Wicklung<br />

4/8polig (Dahlander-S<strong>ch</strong>altung)<br />

5a Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />

15 kW<br />

5b Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />

4 kW<br />

5c Normalmotor inkl. Frequenzsteuerung, Nennleistung<br />

1.1 kW<br />

6 Spezialmotor für S<strong>ch</strong>lupfregelung (Phasens<strong>ch</strong>nitt<br />

oder Trafo), Nennleistung 4 kW<br />

Figur 6.17<br />

Qualitativer Verlauf des Wirkungsgrades bei Änderung<br />

der Motordrehzahl<br />

1a Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 15.0 kW<br />

1b Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 4.0 kW<br />

1c Drehstrom-Normmotor, Normalausführung 1.1 kW<br />

2 Drehstrom-Normmotor, Ho<strong>ch</strong>wirkungsgrad 15.0 kW<br />

3 Einphasen-Asyn<strong>ch</strong>ronmotor mit Betriebskondensator<br />

0.2 kW<br />

4 Spaltpol-Motor 0.2 kW<br />

Figur 6.18<br />

Verlauf des Motorwirkungsgrades in Abhängigkeit<br />

der Motorwellenleistung für einen 4poligen Motor<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Bauart<br />

119


Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

6.6 Explosionss<strong>ch</strong>utz<br />

Für <strong>Anlagen</strong>, wo aufgrund von explosionsfähigen<br />

Gasmis<strong>ch</strong>ungen, Explosivstoffen oder brennbarem<br />

Staub Explosionsgefahr vorliegt, gelten besondere<br />

Verordnungen für die Anwendung von<br />

elektris<strong>ch</strong>en Betriebsmitteln.<br />

Beim Explosionss<strong>ch</strong>utz von Elektromotoren gibt<br />

es zwei hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Prinzipien. Im einen Fall<br />

wird der Motor so ausgeführt, dass gefährli<strong>ch</strong>e<br />

Wärmeentwicklung oder Funken ni<strong>ch</strong>t entstehen<br />

können. Dazu gehört die Ausführung mit erhöhter<br />

Si<strong>ch</strong>erheit, EEx e. Das andere Verfahren basiert<br />

darauf, gefährli<strong>ch</strong>e Wärme oder Funken im Motor<br />

zu isolieren, so dass eine Entzündung explosiver<br />

Gasgemis<strong>ch</strong>e ausserhalb des Motors verhindert<br />

wird. Dazu gehören die Ausführungen mit druckfester<br />

Kapselung, EEx d und die Ausführung mit<br />

Überdruckkapselung, EEx p.<br />

120<br />

6.7 Akustik<br />

RAVEL<br />

Grenzwerte für die tolerierten Geräus<strong>ch</strong>e von Motoren<br />

sind in der VDE-Ri<strong>ch</strong>tlinie 0530 festgelegt. Im<br />

Einzelfall sollten die Werte aus den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Unterlagen der Hersteller entnommen werden. In<br />

Figur 6.19 sind als Beispiel die Angaben von ABB<br />

für oberflä<strong>ch</strong>engekühlte Käfigläufer der Bauart QU<br />

in S<strong>ch</strong>utzart IP 54 graphis<strong>ch</strong> dargestellt.<br />

Figur 6.19<br />

Typis<strong>ch</strong>e Geräus<strong>ch</strong>werte von Motoren [6.1]<br />

Die Wahl der Motordrehzahl spielt bei der Geräus<strong>ch</strong>entwicklung<br />

eine wesentli<strong>ch</strong>e Rolle. Aus<br />

den Angaben von ABB sind folgende Werte entnommen:<br />

Leistung Drehzahl Typ QU LWA η<br />

[kW] [min –1 ] [dB(A)] [%]<br />

15 3000 160 M2 82.0 88.0<br />

15 1500 160 L4 75.0 89.5<br />

15 1000 180 L6 71.0 88.5<br />

15 750 200 L8 78.5 91.0<br />

Tabelle 6.10<br />

Kenndaten von ABB-Motoren [6.1]<br />

Für höhere Anforderungen können andere Kühlvarianten<br />

verwendet werden, die zu wesentli<strong>ch</strong> tieferen<br />

Geräus<strong>ch</strong>belastungen führen können.<br />

Ruhiger laufende Motoren erlauben es unter Umständen,<br />

auf einen S<strong>ch</strong>alldämpfer zu verzi<strong>ch</strong>ten.<br />

Dies kann in zweifa<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t helfen: Wegfall<br />

des Druckverlustes des S<strong>ch</strong>alldämpfers und Platzgewinn<br />

zugunsten von besser geformten Kanalans<strong>ch</strong>lüssen<br />

vor und na<strong>ch</strong> dem Ventilator.


RAVEL Antriebssysteme für Ventilatoren<br />

Literatur zu Abs<strong>ch</strong>nitt 6<br />

[6.1] ABB Elektromotoren GmbH<br />

Drehstrommotoren für Niederspannung<br />

Bros<strong>ch</strong>üre DE EMO/B10-4002 DE, 1992-05<br />

[6.2] ABB Motors<br />

Der Drehstrommotor<br />

Bros<strong>ch</strong>üre A10-2004 T, 1989-01<br />

[6.3] ABB Normelec AG<br />

Drehstrom-Asyn<strong>ch</strong>ronmotoren<br />

Grundlagen und Dimensionierung<br />

[6.4] Bundesamt für Konjunkturfragen<br />

RAVEL-Handbu<strong>ch</strong><br />

Strom rationell nutzen<br />

ISBN 3 7281 1830 3, 1992<br />

[6.5] HTL Brugg-Windis<strong>ch</strong><br />

Verglei<strong>ch</strong>ende Untersu<strong>ch</strong>ung zwis<strong>ch</strong>en Keilriemen<br />

und Ho<strong>ch</strong>leistungsfla<strong>ch</strong>riemen<br />

Info <strong>Energie</strong>, 1989<br />

[6.6] G. Häussermann, Ziehl Abegg GmbH<br />

<strong>Energie</strong>sparpotential bei Ventilatoren<br />

Symposium RLT-Geräte, 4. September 1991,<br />

Essen<br />

121


RAVEL Checklisten<br />

7 Checklisten<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

C4<br />

Checkliste für die Planung des Gebäudes 125<br />

Mögli<strong>ch</strong>st früher Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners 125<br />

Form und Orientierung des Gebäudes sowie<br />

Fenstergrössen optimieren 125<br />

Guter Wärmes<strong>ch</strong>utz und gute Di<strong>ch</strong>theit der Gebäudehülle 125<br />

Hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baukonstruktion 125<br />

Wahl emissionsarmer Baustoffe und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen 126<br />

Wirksamer Sonnens<strong>ch</strong>utz 126<br />

Trennung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Nutzungen 126<br />

Klares Brands<strong>ch</strong>utzkonzept 126<br />

Anordnung und Raumbedarf der hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Installationen 127<br />

Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept 127<br />

Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung 127<br />

Checkliste für die Planung der<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage 128<br />

Klare Festlegung der Grundlagen und Garantiebedingungen 128<br />

Bedarfsabhängige Aussenluftzufuhr 128<br />

Wärme- und Kühlleistungsbedarf 128<br />

Interne Wärmequellen 128<br />

Örtli<strong>ch</strong>e Wärme-, S<strong>ch</strong>adstoff- und Feu<strong>ch</strong>tequellen 128<br />

Luftführung im Raum 128<br />

Freie Kühlung 129<br />

Abwärmenutzung 129<br />

Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Nutzung 129<br />

Einsatz von Lufterdregistern 129<br />

Einsatz von Erdsonden 129<br />

Messkonzept 129<br />

Checkliste für die Planung einzelner Komponenten 130<br />

Niedriger Leistungsbedarf für die Luftförderung 130<br />

Guter Wirkungsgrad der Ventilatoren 130<br />

Wärmerückgewinnung 131<br />

Befeu<strong>ch</strong>tung 131<br />

Kältemas<strong>ch</strong>inen 131<br />

Kältemittel- und Kaltwasserleitungen 131<br />

Checkliste für die Betriebsphase 132<br />

Zweckentspre<strong>ch</strong>ende Raumlufttemperatur einhalten 132<br />

Zweckentspre<strong>ch</strong>ende Raumluftfeu<strong>ch</strong>te einhalten 132<br />

Bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsart und Betriebszeit der<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> wählen 132<br />

Zweckmässige Bedienung des Sonnens<strong>ch</strong>utzes im Winter 132<br />

Vermeidung unnötiger Wärmelasten im Sommer 133<br />

Regelmässige Kontrolle und Wartung 134<br />

<strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung 134<br />

Optimierung der <strong>Anlagen</strong> 134<br />

123


RAVEL Checklisten<br />

C1<br />

Mögli<strong>ch</strong>st früher<br />

Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners<br />

Form und Orientierung<br />

des Gebäudes<br />

sowie Fenstergrössen<br />

optimieren<br />

Guter Wärmes<strong>ch</strong>utz<br />

und gute<br />

Di<strong>ch</strong>theit der<br />

Gebäudehülle<br />

Hohe Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit<br />

der Baukonstruktion<br />

Checkliste für die Planung des<br />

Gebäudes<br />

Zur Gewährleistung einer integralen Planung unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

des Zusammenwirkens von Gebäude und Hauste<strong>ch</strong>nik ist der mögli<strong>ch</strong>st<br />

frühe Beizug eines Hauste<strong>ch</strong>nikplaners oder evtl. eines <strong>Energie</strong>beraters<br />

zweckmässig.<br />

Allfällige Zusatzkosten werden dur<strong>ch</strong> Einsparungen bei den späteren<br />

Investitions- und Betriebskosten erfahrungsgemäss im allgemeinen<br />

mehr als kompensiert.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1<br />

Die Form und Orientierung des Gebäudes sowie die Fenstergrössen je<br />

na<strong>ch</strong> Fassadenorientierung sind unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung des sommerli<strong>ch</strong>en<br />

und winterli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utzes sowie der Wärmegewinne dur<strong>ch</strong><br />

Sonnenstrahlung im Winter zu optimieren.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2<br />

Bei allen Neubauten und bei gekühlten Räumen in Altbauten muss der<br />

sommerli<strong>ch</strong>e und winterli<strong>ch</strong>e Wärmes<strong>ch</strong>utz die Anforderungen gemäss<br />

Norm SIA 180 erfüllen und es sind mindestens die Grenzwerte der<br />

Empfehlung SIA 380/1 einzuhalten. Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute <strong>Anlagen</strong> ist<br />

die Einhaltung der Zielwerte anzustreben.<br />

Besondere Bea<strong>ch</strong>tung ist au<strong>ch</strong> den Anforderungen an die Di<strong>ch</strong>theit der<br />

Gebäudehülle gemäss Anhang 7 der SIA 180 zu s<strong>ch</strong>enken. Gebäude mit<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> sollen mögli<strong>ch</strong>st luftdi<strong>ch</strong>t sein.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.5<br />

Damit bei gekühlten Räumen die Wärmespei<strong>ch</strong>erfähigkeit der Baumasse<br />

ausgenützt werden kann, ist mindestens eine mittels<strong>ch</strong>were Bauweise<br />

mit einer spei<strong>ch</strong>erwirksamen Masse pro Raum von m > 350 kg/m 2 gemäss<br />

SIA V382/2, Ziffer 52, anzustreben. Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute<br />

<strong>Anlagen</strong> ist m > 400 kg/m 2 wüns<strong>ch</strong>bar. Um au<strong>ch</strong> bei herabgehängten<br />

Decken die Spei<strong>ch</strong>ermasse der Betondecke nutzen zu können, ist die<br />

Konstruktion ganzflä<strong>ch</strong>ig zu hinterlüften mit mehr als etwa 10% offener<br />

Deckenflä<strong>ch</strong>e. Für eine wirksame Na<strong>ch</strong>tlüftung muss die Luft direkt mit<br />

der Gebäudemasse in Berührung kommen. Bei akustis<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />

ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass keine vollflä<strong>ch</strong>igen Verkleidungen ausgeführt<br />

werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.5, 4.7<br />

125


Checklisten<br />

C1<br />

Wahl emissionsarmer<br />

Baustoffe<br />

und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen<br />

Wirksamer<br />

Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />

Trennung unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Nutzungen<br />

Klares<br />

Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />

126<br />

RAVEL<br />

Dur<strong>ch</strong> die geeignete Wahl der Baustoffe und Inneneinri<strong>ch</strong>tungen sind<br />

unnötige Emissionen zu vermeiden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass<br />

die Luftrate der Lüftungsanlage erhöht werden muss zur Verdünnung<br />

und Abführung vermeidbarer Emissionen.<br />

Informationen über die Emissionen der wi<strong>ch</strong>tigsten Baustoffe werden zur<br />

Zeit erarbeitet und dur<strong>ch</strong> den SIA veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.3, 4.2.4<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e Fensterflä<strong>ch</strong>en von gekühlten Räumen sollen über einen<br />

wirksamen Sonnens<strong>ch</strong>utz oder eine entspre<strong>ch</strong>ende Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung<br />

verfügen. Im Hinblick auf den sommerli<strong>ch</strong>en Wärmes<strong>ch</strong>utz wird<br />

au<strong>ch</strong> für ni<strong>ch</strong>t gekühlte Wohn- und Büroräume ein wirksamer Sonnens<strong>ch</strong>utz<br />

empfohlen.<br />

Im allgemeinen soll ein Gesamtenergiedur<strong>ch</strong>lassgrad für die Sonnenstrahlung<br />

dur<strong>ch</strong> die Verglasung inklusive Sonnens<strong>ch</strong>utz von g = 0.15<br />

oder kleiner errei<strong>ch</strong>t werden. Ri<strong>ch</strong>twerte typis<strong>ch</strong>er Kombinationen von<br />

Verglasung und Sonnens<strong>ch</strong>utz finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 7 3 2 der Empfehlung<br />

SIA V382/2. Bei der Wahl der Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tung ist darauf zu<br />

a<strong>ch</strong>ten, dass ni<strong>ch</strong>t nur ein guter Sonnens<strong>ch</strong>utz, sondern au<strong>ch</strong> eine gute<br />

Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung mögli<strong>ch</strong> ist. Bei Nordfassaden kann im allgemeinen<br />

auf einen Sonnens<strong>ch</strong>utz verzi<strong>ch</strong>tet, resp. zum S<strong>ch</strong>utz gegen die diffuse<br />

Strahlung ein lei<strong>ch</strong>t reflektierendes Glas eingesetzt werden.<br />

Zu empfehlen ist ein bewegli<strong>ch</strong>er äusserer Sonnens<strong>ch</strong>utz mit automatis<strong>ch</strong>er<br />

Steuerung pro Fassadenorientierung.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.2.4, 4.5<br />

Dur<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>e (und au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e und betriebli<strong>ch</strong>e) Massnahmen<br />

sollen die Berei<strong>ch</strong>e mit besonderen Anforderungen an das Raumklima<br />

mögli<strong>ch</strong>st klein gehalten werden. Für zu kühlende Berei<strong>ch</strong>e und für<br />

Rau<strong>ch</strong>er- und Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erzonen ist eine bauli<strong>ch</strong>e Abtrennung anzustreben.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2.4, 3.3, 4.5, 4.6<br />

Die Einteilung der Brandabs<strong>ch</strong>nitte kann einen starken Einfluss auf die<br />

Disposition der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n <strong>Anlagen</strong> haben. Das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />

ist darum frühzeitig in Zusammenarbeit mit der Feuerpolizei<br />

festzulegen. Die Anordnung der Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te ist darauf<br />

abzustimmen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2


RAVEL Checklisten<br />

C1<br />

Anordnung und<br />

Raumbedarf der<br />

hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en<br />

Installationen<br />

Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept<br />

Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung<br />

Der Raumbedarf der Luftkanäle und Lüftungszentralen sowie der übrigen<br />

hauste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Installationen ist von allem Anfang an gebührend zu<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen. Hinweise über den Raumbedarf von <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> finden si<strong>ch</strong> im Anhang 1 der Empfehlung SIA V382/1.<br />

Zur Vermeidung unnötiger Druckverluste ist auf kurze Wege zwis<strong>ch</strong>en<br />

Aussenluftfassung, Zentrale und Räumen zu a<strong>ch</strong>ten. Die Aussenluftfassung<br />

soll so plaziert werden, dass die Vorbelastung der Luft mögli<strong>ch</strong>st<br />

gering ist. Bei grösseren <strong>Anlagen</strong> kann eine Aufteilung in mehrere<br />

Zentralen und S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>te zweckmässig sein. Dabei ist au<strong>ch</strong> das Brands<strong>ch</strong>utzkonzept<br />

zu bea<strong>ch</strong>ten. Je feingliedriger das Kanalnetz gewählt wird,<br />

desto besser ist eine Anpassung auf die vers<strong>ch</strong>iedenen Brandabs<strong>ch</strong>nitte<br />

mögli<strong>ch</strong> und desto flexibler ist das System bei späteren Änderungen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.1, 4.2<br />

Dur<strong>ch</strong> ein geeignetes Beleu<strong>ch</strong>tungskonzept kann bei normaler Büronutzung<br />

die im Raum spürbare Abwärme der Beleu<strong>ch</strong>tung im allgemeinen<br />

um 10 W/m 2 gehalten werden. Ri<strong>ch</strong>twerte für Nennbeleu<strong>ch</strong>tungsstärken<br />

und spezifis<strong>ch</strong>e Ans<strong>ch</strong>lussleistungen der Beleu<strong>ch</strong>tungskörper<br />

sind in Ziffer 6 2 1 der Empfehlung SIA V382/2 gegeben. Für eine 5 bis 6 m<br />

tiefe Aussenzone sollte am Tag die natürli<strong>ch</strong>e Beleu<strong>ch</strong>tung für Büronutzung<br />

genügen.<br />

Zu empfehlen ist eine bedarfsgere<strong>ch</strong>te Aufteilung in vers<strong>ch</strong>iedene Beleu<strong>ch</strong>tungszonen<br />

und Regelung über mindestens zwei Beleu<strong>ch</strong>tungsstufen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.2.4, 4.5<br />

Die Auss<strong>ch</strong>öpfung der Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung erlaubt eine<br />

spürbare Reduktion des <strong>Energie</strong>bedarfes für die künstli<strong>ch</strong>e Beleu<strong>ch</strong>tung.<br />

Bereits einfa<strong>ch</strong>e Massnahmen wie geeignet plazierte Fensterflä<strong>ch</strong>en<br />

(mögli<strong>ch</strong>st hohe Anordnung mit Brüstungen), verstellbare Bes<strong>ch</strong>attungseinri<strong>ch</strong>tungen<br />

und helle Farben in den Räumen (besonders wi<strong>ch</strong>tig<br />

ist dies für die Decken) erbringen gute Resultate.<br />

Zur Beurteilung der Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung stehen heute vers<strong>ch</strong>iedene zuverlässige<br />

Computerprogramme au<strong>ch</strong> für PC zur Verfügung.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1<br />

127


Checklisten<br />

C2<br />

Klare Festlegung<br />

der Grundlagen<br />

und Garantiebedingungen<br />

Bedarfsabhängige<br />

Aussenluftzufuhr<br />

Wärme- und Kühlleistungsbedarf<br />

Interne<br />

Wärmequellen<br />

Örtli<strong>ch</strong>e Wärme-,<br />

S<strong>ch</strong>adstoff- und<br />

Feu<strong>ch</strong>tequellen<br />

Luftführung<br />

im Raum<br />

128<br />

RAVEL<br />

Checkliste für die Planung der<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n Anlage<br />

Die Anforderungen an die Raumluftkonditionen und den Aufenthaltsberei<strong>ch</strong><br />

sind in der Empfehlung SIA V382/1 festgelegt und der Anhang 2 der<br />

Empfehlung stellt ein te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Raumdatenblatt zur Verfügung, wel<strong>ch</strong>es<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn für alle Nutzungszonen<br />

ausgefüllt werden sollte.<br />

Erhöhte Anforderungen sind nur in begründeten Ausnahmefällen zu<br />

akzeptieren. Beim Betrieb der <strong>Anlagen</strong> ist zu bea<strong>ch</strong>ten, dass die zulässigen<br />

Bandbreiten ausgenützt werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.1, 4.5, 4.6<br />

Bei Nutzungen mit stark unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Personenbelegungen oder<br />

anderen Lasten ist eine bedarfsabhängige Aussenluftzufuhr, z.B. über<br />

eine Regelung mit CO2-oder Mis<strong>ch</strong>gassensor, vorzusehen. Häufig ist<br />

au<strong>ch</strong> eine Inbetriebnahme aufgrund von Anwesenheitsfühlern/Bewegungsmeldern<br />

zweckmässig.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1.4, 3.2.3, 4.2.4, 4.13<br />

Die Bere<strong>ch</strong>nung des Wärme- und Kühlleistungsbedarfes des Gebäudes<br />

ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den Empfehlungen SIA 384/2 und SIA V382/2.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.5<br />

Für die Beurteilung massgebend sind die unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitigkeit tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> anfallenden Lasten mit ihrem Tagesgang.<br />

Diese sind bei der Auslegung für den Sommer- und den Winterbetrieb zu<br />

berücksi<strong>ch</strong>tigen. Angaben dazu finden si<strong>ch</strong> in Ziffer 6 der Empfehlung<br />

SIA V382/2. Die Leistungsangaben gemäss Typens<strong>ch</strong>ild haben für diese<br />

Betra<strong>ch</strong>tung keine Bedeutung.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.2.4, 4.5<br />

Wenn immer mögli<strong>ch</strong> sollen konzentriert anfallende Wärme, S<strong>ch</strong>adstoffe<br />

oder Feu<strong>ch</strong>te direkt abgeführt werden, damit sie das Raumklima mögli<strong>ch</strong>st<br />

wenig belasten. Für grössere unvermeidbare örtli<strong>ch</strong>e Quellen<br />

sollen wenn immer mögli<strong>ch</strong> räumli<strong>ch</strong>e Abtrennungen vorgenommen<br />

werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 3.2, 3.3, 4.2.4, 4.5<br />

Die Luftströmung im Raum soll eine gute Raumdur<strong>ch</strong>spülung gewährleisten.<br />

Als Kenngrösse dient die Lüftungswirksamkeit, wel<strong>ch</strong>e das Verhältnis<br />

darstellt zwis<strong>ch</strong>en der kürzest mögli<strong>ch</strong>en Verweilzeit der Luft und der<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Verweilzeit des S<strong>ch</strong>adstoffes im Raum.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.2.4


RAVEL Checklisten<br />

C2<br />

Freie Kühlung<br />

Abwärmenutzung<br />

Unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Nutzung<br />

Einsatz von Lufterdregistern<br />

Einsatz von<br />

Erdsonden<br />

Messkonzept<br />

Die Mögli<strong>ch</strong>keiten der freien Kühlung (direkte Verwendung der kühlen<br />

Aussenluft, Kaltwassererzeugung via Kühlturm oder luftgekühltem<br />

Rückkühlwerk unter Umgehung der Kältemas<strong>ch</strong>ine) sind auszunutzen,<br />

so weit als damit der Gesamtenergieverbrau<strong>ch</strong> reduziert werden kann.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 4.5, 4.7<br />

Im Gebäude anfallende Abwärme ist zu nutzen, soweit dafür ein Bedarf<br />

besteht und die Abwärmenutzung wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> vertretbar ist.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.3<br />

Für Räume mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Anforderungen an das Raumklima und<br />

für Räume mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Betriebszeiten muss das Anlagekonzept<br />

einen individuellen Betrieb ermögli<strong>ch</strong>en. Wenn mögli<strong>ch</strong> sind Zonen<br />

mit stark unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Nutzungen bauli<strong>ch</strong> zu trennen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.2.4, 4.5, 4.6, 4.12, 4.13<br />

Zur Reduktion des Primärenergieverbrau<strong>ch</strong>s ist der Einsatz von Lufterdregistern<br />

zur Vorwärmung der Aussenluft im Winter und zur Kühlung der<br />

Aussenluft im Sommer zu prüfen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.10<br />

Zur Reduktion des Primärenergieverbrau<strong>ch</strong>s ist der Einsatz von Erdsonden<br />

zu prüfen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.11<br />

Bei der Planung der Anlage sind re<strong>ch</strong>tzeitig ein geeignetes Messkonzept<br />

und die dazu notwendigen Messmögli<strong>ch</strong>keiten festzulegen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.1<br />

129


Checklisten<br />

C3<br />

Niedriger<br />

Leistungsbedarf<br />

für die Luftförderung<br />

Guter<br />

Wirkungsgrad der<br />

Ventilatoren<br />

130<br />

Checkliste für die Planung<br />

einzelner Komponenten<br />

RAVEL<br />

Bei der Dimensionierung des Luftkanalnetzes und der Auswahl der<br />

Apparate ist auf kleine Strömungsges<strong>ch</strong>windigkeiten und geringe Druckverluste<br />

zu a<strong>ch</strong>ten. Gemäss SIA V382/3 soll der gesamte Druckverlust<br />

(Summe der Zu- und Abluftanlage inkl. WRG) bei maximalem Luftvolumenstrom<br />

und sauberen Filtern hö<strong>ch</strong>stens 1200 Pa betragen. Für energetis<strong>ch</strong><br />

sehr gute <strong>Anlagen</strong> gilt ein Grenzwert von 900 Pa.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 4.2.4<br />

Gemäss SIA V382/3 soll der Gesamtwirkungsgrad der Ventilatoren inkl.<br />

Motor und Antrieb im Optimalpunkt gemäss Prüfstandsmessungen die<br />

folgenden Werte errei<strong>ch</strong>en:<br />

Für energetis<strong>ch</strong> sehr gute <strong>Anlagen</strong> soll der Gesamtwirkungsgrad um 5%-<br />

Punkte höher sein.<br />

Besondere Aufmerksamkeit ist den Einbaubedingungen und dem Teillastbetrieb<br />

zu s<strong>ch</strong>enken. Die Auslegung soll so erfolgen, dass im ganzen<br />

Anwendungsberei<strong>ch</strong> ein mögli<strong>ch</strong>st guter Wirkungsgrad erzielt wird.<br />

Im Verglei<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedener Geräte für die glei<strong>ch</strong>e Aufgabe ist vor allem<br />

der Geräteförderwirkungsgrad zu verglei<strong>ch</strong>en. Es gilt<br />

η = V · Δp extern<br />

P Motor<br />

V Luftvolumenstrom [m3 /s]<br />

Δpextern Differenz der externen Gesamtdrücke [Pa]<br />

PMotor Leistungsaufnahme des Motors [W]<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 5.2, 5.5, 5.6, 6.4, 6.5


RAVEL Checklisten<br />

C3<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Befeu<strong>ch</strong>tung<br />

Kältemas<strong>ch</strong>inen<br />

Kältemittel- und<br />

Kaltwasserleitungen<br />

<strong>Anlagen</strong> mit erwärmter oder gekühlter Zuluft sind in der Regel mit<br />

Wärmerückgewinnungsanlagen auszurüsten. Die Anforderungen ri<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Ri<strong>ch</strong>tlinie SWKI 89-1 «Wärmerückgewinnungsanlagen».<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.3<br />

Wenn eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft erforderli<strong>ch</strong> ist, soll diese auf das<br />

zulässige Minimum bes<strong>ch</strong>ränkt bleiben und im allgemeinen adiabatis<strong>ch</strong><br />

erfolgen. Eine Befeu<strong>ch</strong>tung der Raumluft soll in der Regel zusammen mit<br />

einer Wärmerückgewinnung mit Feu<strong>ch</strong>teaustaus<strong>ch</strong> eingesetzt werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.3, 4.6<br />

Wenn eine me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>e Kälteerzeugung erforderli<strong>ch</strong> ist, soll die Kaltwassertemperatur<br />

den effektiven Bedürfnissen angepasst und mögli<strong>ch</strong>st<br />

ho<strong>ch</strong>, die Kondensationstemperatur mögli<strong>ch</strong>st tief gewählt werden. Bei<br />

kurzfristigen Lastspitzen ist die Verwendung von Spei<strong>ch</strong>ern auf geeignetem<br />

Temperaturniveau zu prüfen. Die bei der Kälteerzeugung anfallende<br />

Abwärme soll so weit als mögli<strong>ch</strong> genutzt werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.5<br />

Kältemittel- und Kaltwasserleitungen sollen ni<strong>ch</strong>t nur gegen S<strong>ch</strong>witzwasser,<br />

sondern au<strong>ch</strong> für mögli<strong>ch</strong>st geringe Kälteverluste isoliert werden.<br />

Es ist eine zonenweise Abs<strong>ch</strong>altung der Verteilung zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

131


Checklisten<br />

C4<br />

Zweckentspre<strong>ch</strong>ende<br />

Raumlufttemperatur<br />

einhalten<br />

Zweckentspre<strong>ch</strong>ende<br />

Raumluftfeu<strong>ch</strong>te<br />

einhalten<br />

Bedarfsgere<strong>ch</strong>te<br />

Betriebsart und<br />

Betriebszeit der<br />

<strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong><br />

wählen<br />

Zweckmässige<br />

Bedienung des<br />

Sonnens<strong>ch</strong>utzes<br />

im Winter<br />

132<br />

Checkliste<br />

für die Betriebsphase<br />

RAVEL<br />

Der <strong>Energie</strong>bedarf für Heizen und Kühlen kann massgebli<strong>ch</strong> reduziert<br />

werden, wenn die Raumlufttemperatur in einem mögli<strong>ch</strong>st weiten Berei<strong>ch</strong><br />

frei s<strong>ch</strong>wingen kann.<br />

Bei Büroräumen wird im «Winterbetrieb» allgemein ein Betriebsberei<strong>ch</strong><br />

der Raumlufttemperatur von 19 bis 24 °C als angemessen betra<strong>ch</strong>tet, im<br />

Kühlbetrieb (sofern überhaupt erforderli<strong>ch</strong>) liegt er bei 22 bis 28 °C, wobei<br />

an Hitzetagen mit maximalen Aussentemperaturen über 30 °C au<strong>ch</strong><br />

höhere Innentemperaturen als zumutbar gelten.<br />

In vielen Nebenräumen ist eine deutli<strong>ch</strong> grössere Variation der Raumlufttemperatur<br />

zulässig. Diese soll so weit als mögli<strong>ch</strong> ausgenutzt werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 3.2, 4.5<br />

Der Behagli<strong>ch</strong>keitsberei<strong>ch</strong> erstreckt si<strong>ch</strong> für die relative Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit<br />

von 30 bis 65%. Gelegentli<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>reitungen an wenigen Tagen pro<br />

Jahr bis 20% r.F. und gelegentli<strong>ch</strong>e Übers<strong>ch</strong>reitungen bis 75% r.F. sind<br />

physiologis<strong>ch</strong> zulässig.<br />

In Büro- und Wohnbauten ist im allgemeinen keine Befeu<strong>ch</strong>tung der Luft<br />

erforderli<strong>ch</strong>. Klagen wegen zu trockener Luft im Winter sind häufig auf zu<br />

hohe Aussenluftraten, zu hohe Belastungen der Raumluft mit Verunreinigungen<br />

oder auf zu hohe Raumlufttemperaturen zurückzuführen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.3, 4.6<br />

Es ist eine mögli<strong>ch</strong>st bedarfsgere<strong>ch</strong>te Betriebsweise der <strong>lüftungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e</strong>n<br />

<strong>Anlagen</strong> anzustreben.<br />

Die wirksamste Massnahme besteht in einer vollständigen Abs<strong>ch</strong>altung<br />

der Anlage in den Zeiten, in denen sie ni<strong>ch</strong>t benötigt wird. Dies kann z.B.<br />

sehr einfa<strong>ch</strong> über eine Zeits<strong>ch</strong>altuhr mit Wo<strong>ch</strong>enprogramm realisiert<br />

werden.<br />

Wenn die Anlage in Betrieb sein muss, soll nur so viel Luft wie nötig<br />

gefördert werden. Dazu sollte die Anlage mit mehrstufigen oder stufenlosen<br />

Antrieben ausgerüstet sein. Eine automatis<strong>ch</strong>e Regulierung der<br />

Luftmengen kann über CO2- oder Mis<strong>ch</strong>gassensoren realisiert werden.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.1, 4.12, 4.13<br />

Im Winter ist die Sonnenstrahlung dur<strong>ch</strong> die Fenster ein willkommener<br />

Beitrag zur Reduktion des Heizenergiebedarfes. Während der Heizsaison<br />

soll der Sonnens<strong>ch</strong>utz ledigli<strong>ch</strong> als Blends<strong>ch</strong>utz eingesetzt werden und<br />

die erwüns<strong>ch</strong>ten Wärmegewinne mögli<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t reduzieren.<br />

Während der Na<strong>ch</strong>tstunden können vor allem di<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>liessende Aussenstoren<br />

eine Reduktion der Transmissionsverluste bewirken und deren<br />

Benutzung ist während der Heizperiode entspre<strong>ch</strong>end erwüns<strong>ch</strong>t.


RAVEL Checklisten<br />

C4<br />

Vermeidung<br />

unnötiger Wärmelasten<br />

im Sommer<br />

a) Externe Lasten<br />

Im Sommer soll der Sonnens<strong>ch</strong>utz das Eindringen von Sonnenstrahlung<br />

in den Raum verhindern, da diese zu einer unerwüns<strong>ch</strong>ten Erwärmung<br />

des Raumes, resp. zu einer Erhöhung des Kühlleistungsbedarfes führen<br />

würde. Bei der Bedienung eines Sonnens<strong>ch</strong>utzes ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten,<br />

dass dieser re<strong>ch</strong>tzeitig, d.h. beim ersten Eintreffen von direkter Strahlung<br />

auf das Fenster und ni<strong>ch</strong>t erst aufgrund zu hoher Raumlufttemperaturen<br />

betätigt wird. Dabei ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten, dass die Lamellenstellung ni<strong>ch</strong>t<br />

nur einen guten Sonnens<strong>ch</strong>utz, sondern au<strong>ch</strong> eine gute Tagesli<strong>ch</strong>tnutzung<br />

ermögli<strong>ch</strong>t. Sofern dies aus Si<strong>ch</strong>erheitsgründen zulässig ist, sollte<br />

der Sonnens<strong>ch</strong>utz während der Na<strong>ch</strong>tstunden die Na<strong>ch</strong>tauskühlung,<br />

evtl. in Kombination mit einer Na<strong>ch</strong>tlüftung über die Fenster, ni<strong>ch</strong>t<br />

behindern.<br />

b) Interne Lasten<br />

Während interne Wärmelasten im Winter einen Beitrag zur Raumheizung<br />

leisten (allerdings ni<strong>ch</strong>t sehr effizient) sind sie ausserhalb der Heizperiode<br />

unerwüns<strong>ch</strong>t, da sie zu einer Erhöhung der Raumlufttemperatur<br />

resp. des Kühlleistungsbedarfes führen.<br />

Zur Reduktion der internen Wärmelasten dur<strong>ch</strong> Mas<strong>ch</strong>inen und Apparate<br />

sind die folgenden Massnahmen zu bea<strong>ch</strong>ten:<br />

• Grundsätzli<strong>ch</strong>e Notwendigkeit des wärmeabgebenden Apparates<br />

überprüfen<br />

• Aufstellung ausserhalb der Komfortzonen prüfen<br />

• Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Reduktion der Wärmeabgabe an den vorhandenen<br />

Apparaten prüfen (Teillast- oder Standby-Betrieb, Abs<strong>ch</strong>altung wenn<br />

immer mögli<strong>ch</strong>)<br />

• Beim Kauf neuer und beim Ersatz bestehender Apparate auf kleinen<br />

Stromverbrau<strong>ch</strong> und die Mögli<strong>ch</strong>keiten eines bedarfsgere<strong>ch</strong>ten Betriebs<br />

und einer direkten Wärmeabfuhr a<strong>ch</strong>ten<br />

• Bei unvermeidbaren grösseren Lasten eine direkte Wärmeabfuhr über<br />

ein ges<strong>ch</strong>lossenes Wasser- oder Luftsystem prüfen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.2, 4.1, 4.2.4, 4.5<br />

133


Checklisten<br />

C4<br />

Regelmässige<br />

Kontrolle<br />

und Wartung<br />

<strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung<br />

Optimierung<br />

der <strong>Anlagen</strong><br />

134<br />

RAVEL<br />

Die Einhaltung der oben aufgeführten Massnahmen soll regelmässig<br />

kontrolliert werden.<br />

Die regelmässige Wartung der <strong>Anlagen</strong> soll immer au<strong>ch</strong> folgende Punkte<br />

umfassen:<br />

• Kontrolle und wenn nötig Ersatz der Filtermatten<br />

• Kontrolle der Fla<strong>ch</strong>- oder Keilriemenspannung<br />

• Reinigung der Anlagekomponenten inkl. Luftdur<strong>ch</strong>lässe<br />

• Reinigung der Fühler und Kontrolle der Sollwerte<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 4.1, 6.4<br />

Führen einer <strong>Energie</strong>bu<strong>ch</strong>haltung und Verglei<strong>ch</strong>e mit den Vorjahreswerten<br />

vornehmen. Die dazu notwendigen Messeinri<strong>ch</strong>tungen sind bei der<br />

Planung der Anlage zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitte 3.4, 3.5, 4.1<br />

Die Erfahrung zeigt, dass bei vielen <strong>Anlagen</strong> ein grosses Optimierungspotential<br />

besteht unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Betriebsbedingungen<br />

und Nutzungen. Dazu sind na<strong>ch</strong> der Abnahme der<br />

<strong>Anlagen</strong> häufig weitere Messungen und langfristige Messprogramme<br />

zweckmässig.<br />

Weitere Angaben siehe Abs<strong>ch</strong>nitt 4.1.4

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