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Anaka - Geschicke einer Welt

Junge Brajahn wachsen in einer skrupellosen Welt auf. Zu ewigen Qualen verdammt ist das komplette Reich. Doch Anaka und seine Vettern wollen dies nicht länger hinnehmen und entdecken bei ihrer Suche nach einer Lösung eine längst totgeglaubte Kunst. Doch wird der Wille und die Möglichkeiten von drei jungen Männern ausreichen? Und welche Rolle spielt hierbei ein zunächst unscheinbares Straßenmädchen? Findet es heraus im Roman: Anaka - Geschicke einer Welt.

Junge Brajahn wachsen in einer skrupellosen Welt auf. Zu ewigen Qualen verdammt ist das komplette Reich. Doch Anaka und seine Vettern wollen dies nicht länger hinnehmen und entdecken bei ihrer Suche nach einer Lösung eine längst totgeglaubte Kunst. Doch wird der Wille und die Möglichkeiten von drei jungen Männern ausreichen? Und welche Rolle spielt hierbei ein zunächst unscheinbares Straßenmädchen? Findet es heraus im Roman: Anaka - Geschicke einer Welt.

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<strong>Anaka</strong><br />

<strong>Geschicke</strong> <strong>einer</strong> <strong>Welt</strong><br />

von<br />

Robert Hammer<br />

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Ein Schrei hallte durch die Gänge der alten Tempelanlage. Die<br />

Mauern des gewaltigen Baus waren fast so alt wie das Reich<br />

selbst. Abweisend und Ehrfurcht gebietend ragten sie über die<br />

Hauptstadt auf, welche sich in den Tiefen der tropischen Wälder<br />

verbarg. Die Ländereien von Brajah galten als die fruchtbarsten<br />

der kontinentalen Reiche. Die Hohen Hexenpriester wurden<br />

gleichsam verehrt wie gefürchtet. Mit klauenbewehrter Hand<br />

herrschten sie über das Land. Wer sich ihnen widersetzte wurde<br />

auf einen Wink hin von den Unholden geholt. Dæmonische<br />

Wesen, welche aus den Tiefen Ebenen stammten und der<br />

Priesterschaft treu dienten. In dieser Gesellschaft überlebten nur<br />

die Stärksten, und das Herrscherhaus Selduril stand an der Spitze<br />

dieser Hierarchie. Die Familie stammte in direkter Linie vom<br />

ersten der mächtigen Hexenpriester ab, jener Mann, der mehrere<br />

Pakte mit den gefährlichsten Entitäten der Unterwelt geschmiedet<br />

hatte, welche bis zum heutigen Tage die Position s<strong>einer</strong><br />

Nachkommenschaft sicherten.<br />

Ein weiterer Schrei erklang. Dieses Mal lauter als zuvor. In der<br />

Halle der Niederkunft hockte der Medizinmann vor der werdenden<br />

Mutter und wedelte mit seinem Räucherwerk vor ihrem Gesicht,<br />

um mit dem süßlichen Nebel ihr die Schmerzen zu nehmen. Doch<br />

die Behandlung zeigte keine Wirkung. Etwas stimmte nicht. Die<br />

Geburt hätte längst vollzogen sein sollen. Mit <strong>einer</strong> Hand tastete<br />

der Mann unter dem Laken herum, das über die Beine der Frau<br />

gespannt war. Zwei Mägde versuchten währenddessen der<br />

Leidenden beizustehen.<br />

„Was hat das zu bedeuten? Sprich, Medizinmann! Bei ihrer letzten<br />

Niederkunft hat das doch auch nicht solange gedauert!“<br />

Die herrische Stimme gehörte dem Vater, dem Hohe Hexenpriester<br />

von Brajah. Der Priesterkönig zeichnete sich durch eine<br />

muskulöse Gestalt aus, deren Beine in eng gebundene<br />

Stoffstreifen aus roter Seide gehüllt waren, wobei seine<br />

Lendengegend davon ausgelassen wurde. Nur ein knapper<br />

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Lendenschurz aus weiß gebleichtem Leder bedeckte seine<br />

Männlichkeit und das Gesäß. Über die Brust spannten sich zwei<br />

weitere Bänder aus schwarzem Leinen und ein weiter Umhang<br />

hing von den bunt gefiederten Schulterpolstern herab. Die Haut<br />

des Herrschers war auffallend blaß und übersät von rituellen wie<br />

auch Kampfesnarben. Eine auffällige Knochenkrone mit langen,<br />

spitzen, horngleichen Auswüchsen zierte als krönender Abschluß<br />

sein Haupt.<br />

Neben s<strong>einer</strong> imposanten Gestalt hockte ein äffisches Geschöpf<br />

mit blauer Haut, dessen sehnige Arme in zwei scharfen<br />

Sensenklauen endeten. Desinteressiert bleckte das Monstrum seine<br />

rasiermesserscharfen Reißzähne, welche das breite Maul füllten.<br />

Sein Kopf war wiederum von <strong>einer</strong> schwarzen Mähne bedeckt, aus<br />

der zwei imposante, gewundene Hörner ragten.<br />

„Verzeiht, mein Gebieter. Das Kind liegt verkehrt und läßt sich<br />

nicht drehen. Wenn nicht bald etwas geschieht, dann sterben<br />

beide. Mutter und Kind!“<br />

„Dann schneidet meinen Sohn aus dem Wanst der Frau heraus!“<br />

„Aber Herr! Könnt ihr nicht eurem Diener befehlen, eurem<br />

Eheweib mit s<strong>einer</strong> Magie zu helfen?“<br />

„Was maßt du dir an, mich zu belehren, Medizinmann? Wenn ihr<br />

eure Klinge nicht sprechen lassen wollt, dann bekommt ihr die<br />

Klauen meines Dæmons zu spüren!“<br />

„Sehr wohl, mein Gebieter.“<br />

Der Heiler zückte sein scharfes Messer, welches er an seinem<br />

Gürtel trug, das einzige Kleidungsstück an seinem Körper, und<br />

hob es über den Leib der Mutter.<br />

„Vergebt mir,“ flüsterte er und stach zu.<br />

Mit einem letzten Seufzer wich das Leben aus der Sterbenden und<br />

der Medizinmann vergrub seine Arme in ihrem Körper.<br />

Blutüberströmt zog er sie wieder heraus und hielt ein tropfendes<br />

Bündel in den Händen. Ein Junge. Ganz wie der Vater es<br />

prophezeit hatte. Es war bereits sein zweiter Sohn. Sollte der erste<br />

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in der Ausbildung versagen, würde der Zweitgeborene an dessen<br />

Stelle treten.<br />

Doch nichts geschah. Stille.<br />

Der Knabe gab keinen Laut von sich.<br />

„Hexendoktor! Ihr habt versagt! Mein Sohn ist tot! Dæmon!“<br />

Sofort wurde die schreckliche Bestie hellhörig und schenkte dem<br />

Heiler ein widerliches Grinsen.<br />

„So wartet doch! Ich flehe euch an! Laßt mich das Leben des<br />

jungen Prinzen retten!“<br />

Der Mann bahrte den reglosen, kleinen Leib auf der Brust s<strong>einer</strong><br />

toten Mutter auf und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht.<br />

Wieder nahm er einige Kräuter zur Hand und rieb sie dem<br />

winzigen Geschöpf unter die Nase. Ein beißender Gestank machte<br />

sich breit und der Hohepriester wandte sich angewidert ab. Dann<br />

hörte er ein schwaches Prusten. Ein Husten, das erst in energisches<br />

Quengeln, dann in ein lautstarkes Plärren überging.<br />

Erleichtert blickte der Medizinmann seinen Herren an. Dieser trat<br />

zu ihm hin und stieß ihn unsanft zur Seite. Lächelnd hob er den<br />

Knaben mit <strong>einer</strong> Pranke im Genick hoch, was dazu führte, daß<br />

dieser noch lauter schrie.<br />

„Ah, das ist mein Sohn.“<br />

Eine der trauenden Mägde erbarmte sich des Säuglings, und nahm<br />

ihn dem Vater ab, welcher bereits wieder das Interesse verlor.<br />

„Gebieter,“ sprach sie den Priester furchtsam an.<br />

„Was ist, Magd?“<br />

„Wie soll euer Sohn heißen, eure Frau wünschte sich für ihn den<br />

Namen <strong>Anaka</strong>.“<br />

„<strong>Anaka</strong>?“ er rümpfte die Nase, „nun denn, dann soll dies eben der<br />

seine werden. <strong>Anaka</strong> Selduril.“<br />

„Wie ihr wünscht, Gebieter.“<br />

Man brachte den Jungen fort zu <strong>einer</strong> Amme, die sich bereits um<br />

seinen Bruder Adarin kümmerte. Ihren Vater würden die Jungen<br />

für eine sehr lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie<br />

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waren Stammhalter. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Wenn<br />

die Zeit käme und sie sich mit ihrem Erzeuger messen könnten,<br />

würde <strong>einer</strong> von ihnen seinen Platz einnehmen.<br />

*<br />

Zehn Jahre später.<br />

Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Im Garten der<br />

Tempelanlage sangen jedoch bereits die ersten Vögel. Auf einem<br />

Seerosenblatt des Weihers hockte eine Glosenunke und lockte mit<br />

ihrem Leuchten Insekten an. Mit ihrer glühend heißen Zunge fing<br />

sie eines der schillernden Tiere und versenkte ihm die zarten<br />

Flügel. Der knusprige Korpus verschwand anschließend im<br />

genüßlich schmatzenden Maul.<br />

Der kleine Junge schaute fasziniert dabei zu. Etwas sauste auf die<br />

Kröte herab, und brachte das Wasser in Unruhe. Ein<br />

buntgeschuppter Fisch sprang daraus hervor, und klatschte danach<br />

wieder ins kalte Naß zurück.<br />

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„Da hast du!“<br />

Adarin grinste seinen jüngeren Bruder <strong>Anaka</strong> triumphierend an. In<br />

der rechten Hand hielt er seinen mit Edelsteinen verzierten Dolch,<br />

der in der Kinderhand wie ein Kurzschwert wirkte. Auf dessen<br />

Klinge steckte die Unke.<br />

„Das war ein Fehler,“ bemerkte der Knabe.<br />

„Weshalb, Besserwisser?“<br />

<strong>Anaka</strong> schaute mit seinen schwarzen Augen auf die Waffe seines<br />

Bruders. Der folgte dem Blick mit seinen ebenso gearteten Augen.<br />

„Verflucht!“<br />

Das polierte Metall dampfte und feine Äderchen bildeten sich auf<br />

der Oberfläche. Die Unke besaß ein heißes, ätzendes Blut, was<br />

sich jetzt unerbittlich in die Klinge fraß. Mit ein paar ruckartigen<br />

Bewegungen hatte der Ältere das Tier wieder von seinem Dolch<br />

gestreift.<br />

„Ruiniert! Das war ein Geschenk von Vater.“<br />

„Du meinst, der Großwesir hat veranlaßt, daß du als ältester Sohn<br />

diesen Dolch überreicht bekommst, wie schon etliche<br />

Generationen vor dir?“<br />

„Was erzählst du da schon wieder? Hast du das wieder aus diesen<br />

Geschichtsbüchern? Unser Lehrmeister meint, daß wir uns vor<br />

allem auf die Bände zu den Beschwörungsriten und Pakten<br />

konzentrieren sollen, oder wir werden schon beim ersten Versuch<br />

in die Tiefen Ebenen gerissen.“<br />

„Wenn wir einen solchen unternehmen, Bruder. Ich brauche mich<br />

jedoch nicht dafür zu interessieren. Schließlich bist du derjenige,<br />

welcher eines Tages Vaters Platz einnehmen wird.“<br />

Argwöhnisch beäugte Adarin seinen Bruder. Er wußte, daß <strong>Anaka</strong><br />

einen wachen Geist besaß, auch wenn es ihm an Ehrgeiz mangelte.<br />

War das vielleicht bloß eine List, um letztlich den älteren zu<br />

meucheln, so daß <strong>Anaka</strong> den Thron besteigen könnte?<br />

„Selbst jene Familienmitglieder, die kein Anrecht auf den<br />

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Herrschertitel haben, sichern sich durch Kontrakte mit den<br />

Unholden ab, andernfalls wirst du niemals ein Hexenpriester.“<br />

„Na und? Es kümmert doch sowieso niemanden. Es gibt so vieles,<br />

was man noch in Erfahrung bringen kann. Wieso sollte ich mich<br />

da auf diese Verträge einlassen?“<br />

Dieser Wicht meinte es ernst. Der ältere Bruder spürte das. Gut so,<br />

sollte er doch weiter seine Bücher studieren. Ein Konkurrent<br />

weniger, der ihm den Rang streitig machen würde, welcher damit<br />

ein Familienmitglied war, was ihn lediglich vor anderen<br />

Verwandten schützte.<br />

„Du hast recht,“ erwiderte er, „mich kümmert es jedenfalls nicht,<br />

was du machst, Bruder.“<br />

Etwas verärgert stapfte Adarin davon. Die Sonne lugte jetzt über<br />

den Rand der Mauer, welche die Tempelanlage umgab.<br />

„Aus dem Weg, Gesinde!“<br />

<strong>Anaka</strong> blickte seinem Bruder hinterher, der fast mit den<br />

Zwillingen zusammengestoßen wäre. Es handelte sich bei ihnen<br />

um vertraute Vettern der Prinzen. Nur ein paar Tage jünger als der<br />

Zweitgeborene. Sie ähnelten einander sehr, besaßen aber dennoch<br />

markante Unterschiede. Außerdem hatten sie eine Vorliebe für<br />

<strong>Anaka</strong>s Gesellschaft entwickelt. Da sie ihm nacheiferten, wollten<br />

auch sie sich auf keinen Kontrakt mit den Tiefen Ebenen<br />

einlassen. Als dieser Umstand bekannt wurde, galt der junge Prinz<br />

beim Rest der Priesterschaft als schlechter Umgang. Er und seine<br />

beiden Spielgefährten wurden von da an gemieden. Ein Vorteil für<br />

sie, konnten die Jungen doch so ihren privaten Studien und<br />

Unternehmungen nachgehen.<br />

„<strong>Anaka</strong>!“ riefen beide wie mit <strong>einer</strong> Stimme.<br />

„Was ist denn mit Adarin los? Unser angehender Herr und<br />

Gebieter ist heute wirklich besonders gut gelaunt,“ ergänzte Grija<br />

sarkastisch.<br />

Und Necaz höhnte, „hast du ihn wieder vorgeführt?“<br />

„Nicht doch, meine Freunde. Er hat durch eine Unachtsamkeit das<br />

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Geschenk unseres Vaters ruiniert. Das Blut <strong>einer</strong> Glosenunke hat<br />

die Klinge seines Dolches verätzt.“<br />

„Das tut mir aber leid, daß sein schöner Opferdolch kaputt ist. Das<br />

wird dem alten Herren gar nicht gefallen.“<br />

„Wen meinst du, Necaz? Den Hohe Hexenpriester oder seinen<br />

Großwesir? Als ob der Herrscher seinen Kindern ein besserer<br />

Vater wäre, als der unsere.“<br />

„Eurer ist doch bereits von einem Unhold geholt worden.“<br />

„Richtig, <strong>Anaka</strong>.“ Grija grinste gleichgültig.<br />

Das Grauen, was die Knaben jeden Tag erleben mußten, welches<br />

die Priesterschaft und ihre Schergen über das Reich brachten, hatte<br />

sie abgehärtet, und auch schneller erwachsen werden lassen.<br />

Kindliche Unbeschwertheit war jungen Brajahn fremd.<br />

FORTSETZUNG FOLGT<br />

… im Roman<br />

„<strong>Anaka</strong> – <strong>Geschicke</strong> <strong>einer</strong> <strong>Welt</strong>“ (als Taschenbuch und eBook)<br />

im Buchhandel, auf amazon und auf www.other-norms.com<br />

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Autor:<br />

Illustrator:<br />

Robert Hammer<br />

Patrick Simon<br />

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