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Broschüre: Völkische Verbindungen Kappen! - Gegen Faschismus jeder Couleur!

Inhalt: Seite 3: Aufruf Völkische Verbindungen Kappen - Gegen Faschismus jeder Couleur! Seite 4: Autoritär - Elitär - Reaktionär Zur Kritik an Burschenschaften und Studentenverbindungen im Allgemeinen Seite 8: Die Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf Rechtsextreme Burschenschafter, Neofaschisten, Hooligans und die AfD vereint in der Passauer Altstadt

Inhalt:

Seite 3: Aufruf Völkische Verbindungen Kappen - Gegen Faschismus jeder Couleur!

Seite 4: Autoritär - Elitär - Reaktionär
Zur Kritik an Burschenschaften und Studentenverbindungen im Allgemeinen

Seite 8: Die Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf
Rechtsextreme Burschenschafter, Neofaschisten, Hooligans und die AfD vereint in der Passauer Altstadt

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zen auch Stimmrecht. Typisch für eine verbindungsstudentische<br />

Laufbahn ist es, in der Fuxenzeit (ca. 1 Jahr bis zur Vollmitgliedschaft)<br />

Demütigung und Schikane durch ältere Burschen ausgesetzt<br />

zu sein. Wer die Drangsalierungen jedoch über sich ergehen<br />

lässt, Selbstdisziplin zeigt und das Mannbarkeitsritual der<br />

Mensur erfolgreich passiert, wird zum aktiven Vollmitglied der<br />

Verbindung. Damit verdient sich der Student enormen Statusgewinn:<br />

Er ist nun befugt, im Konvent mit abzustimmen, andere<br />

Verbindungsstudenten zu schikanieren und die Verbindung<br />

nach außen zu vertreten. Kurz gesagt, wer hart zu sich selbst ist,<br />

erkauft sich damit das Recht, auch hart gegen Andere zu sein<br />

und die erlittenen Demütigungen an denen zu kompensieren,<br />

die jetzt in einer unterlegenen Rolle sind.<br />

Das soziologische und psychoanalytische Konzept, das dieses<br />

Phänomen betrachtet und erklärt, ist das der autoritären Persönlichkeit<br />

von Theodor W. Adorno. Ursprünglich entwickelt<br />

wurde es, um zu erklären, warum die deutschen Arbeiter*innen<br />

entgegen ihrer objektiven Interessen den Nationalsozialismus<br />

der kommunistischen Revolution vorzogen. Adorno identifizierte<br />

die autoritäre Persönlichkeit als besonders anfällig für<br />

faschistische Propaganda und unfähig dazu, wahre Empathie<br />

oder Solidarität zu empfinden. „Aufgrund seiner sado-masochistischen<br />

Strebungen kennt er [der autoritäre Charakter] nur<br />

Beherrschung oder Unterwerfung, niemals aber Solidarität“. 4<br />

Für eine ausführliche Besprechung der psychologischen Verfasstheit<br />

sowie der sozialen Funktionen der autoritären Persönlichkeitsstruktur<br />

fehlt an dieser Stelle der Platz. Sehr grob verallgemeinert<br />

kann jedoch gesagt werden, dass das Individuum<br />

in der modernen bürgerlichen Gesellschaft immer wieder mit<br />

Widersprüchen und dem Gefühl der Ohnmacht (beispielsweise<br />

durch Krisen oder Arbeitslosigkeit) konfrontiert ist. Dieser<br />

Ohnmacht begegnet das Individuum dadurch, dass es sich mit<br />

einem Kollektiv, das Gemeinschaft verspricht, identifiziert und<br />

sich dadurch Handlungsmacht verschafft, Andere zu demütigen<br />

und herabzuwürdigen, um so das eigene Ich narzisstisch aufzuwerten.<br />

Mit der starken Bindung zum identitätsstiftenden<br />

Kollektiv, dem Aufstieg innerhalb der Verbindung, dem damit<br />

verbundenen Statusgewinn und der Demütigung von niedriger<br />

Gestellten liefern studentische <strong>Verbindungen</strong> vermeintliche<br />

Antworten auf die Ohnmacht der Individuen innerhalb der bürgerlichen<br />

Gesellschaft und formen diese zu autoritären Persönlichkeiten.<br />

4 Fromm, Erich (1941);<br />

Die Furcht vor der Freiheit;<br />

München 1990, S129.<br />

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