2012/03 Kulmbacher Land
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Holz von Hier präsentiert mit diesen Baumsteckbriefen weniger bekannte und gebräuchliche heimische Baumarten. Sie tragen maßgeblich zur Artenvielfalt unserer heimischen<br />
Wälder bei. Wenn diese Vielfalt in unseren bewirtschafteten Wäldern erhalten bleiben soll, ist es notwendig, dass wir alle das Holz solcher Arten in Produkten nachfragen<br />
und zwar explizit aus regionalen Quellen, da eine sinnvolle Wertschöpfung nur in regionalen dezentralen Strukturen möglich ist. Damit wir aber als Kunden Produkte<br />
aus heimischem Holz der kurzen Wege erkennen können, wurde der Nachweis Holz von Hier entwickelt, der die Verwendung von Holz der kurzen Wege dokumentiert und<br />
zertifiziert. Fragen Sie daher beim nächsten Kauf eines Holzproduktes nach dem Zertifikat Holz von Hier. Mehr Informationen unter: www.holz-von-hier.de<br />
Kurzportrait<br />
Die Esche wird 35 bis 40 m hoch bei einem Durchmesser von bis zu 1 m (maximal 2 m) mit einer ovalen bis kugelförmigen Krone. Im Freistand besitzt ist oft eine tief ansetzende,<br />
grobastige Krone. Eschen werden bis zu 300 Jahre alt. Die Rinde ist in der Jugend glatt und grünlich grau, im Alter netzrissig und in länglich rhombische Felder<br />
geteilt. Die jungen Äste sind graugrün und kahl. Die Winterknospen sind bis zu 6 mm groß, schwarz und rund. Die Laubblätter sind gegenständig unpaarig gefiedert mit<br />
4 bis 6 Fiederpaaren. Die Fiederblättchen sind bis zu 15 cm lang und lanzettlich geformt. Die im Mai erscheinenden Bluẗen sind unscheinbar, zwittrig oder eingeschlechtlich<br />
und erscheinen vor dem Laubaustrieb. Trotz der Windbestäubung besuchen Bienen die Bluẗen und sammeln den Pollen. Die im September und Oktober reifen Nussfrüchte<br />
(Schraubendrehflieger) sind 2 bis 3,5 cm lang, 4 bis 6 mm breit, schmal lanzettlich und geflügelt.<br />
Das Wurzelsystem ist in der Jugend gekennzeichnet durch eine Pfahlwurzel, bald darauf bildet sich ein typisches Senkerwurzelsystem mit kräftigen, weit streichenden, flach<br />
im Oberboden verlaufenden Hauptseitenwurzeln.<br />
Standortpräferenzen<br />
Das Verbreitungsareal der Esche reicht von Schottland und Südskandinavien,<br />
Nordspanien, Süditalien, Griechenland, den Kaukasus und große Teile des europäischen<br />
Russlands über einen großen Teil Europas. In Bayern liegt der Arealschwerpunkt<br />
im Alpenvorland. Die Höhenverbreitung reicht im Bayerischen Wald bis ca. 1000 m<br />
und im nördlichen Alpenvorland bis ca. 800 m. Die Esche ist ein typischer Baum der<br />
Laubmisch-, Auen- und Schluchtwälder, wird auch als Straßen- und Alleebaum angebaut.<br />
Im heute selten gewordenen Ahorn-Ulmen-Eschenwald kann der<br />
Eschenanteil über 50% betragen. Bei einer breiten Standortamplitude bevorzugt die<br />
Esche ein tiefmontanes und kollines Klima. Sie gedeiht auch noch bei mäßig subkontinentalem<br />
Klima.<br />
Die Esche kommt sowohl auf frischen, nährstoff- und basenreichen (auch kalkarmen),<br />
feinerdereichen, tiefgründigen Böden, selbst bei stark vergleyten Quellhorizonten mit<br />
sauerstoffreichem Wasser (Wasseresche), als auch auf trockenen, flachgründigen<br />
Kalkböden vor (Kalkesche). Die Toleranz bezüglich der Feuchtigkeitsansprüche ist<br />
hoch. Allerdings fuḧrt langandauernde, stagnierende Überschwemmung in der<br />
Vegetationszeit zu Kambiumschäden. Die Wasseresche ist empfindlicher gegenüber<br />
Trockenheit und leidet häufig unter Frostrissen. Nicht geeignet für die Esche sind saure<br />
(unter pH 4,5) nährstoffarme, stark wechselfeuchte oder durchlässige Sandböden.<br />
Waldbauliche Behandlung<br />
Die Esche ist bei uns neben der Buche und der Eiche die wichtigste Nutzholzart unter<br />
den Laubbäumen. Die forstliche Nutzung erfolgt im Alter von 70 bis 80 Jahren,<br />
nicht zuletzt, um den in höherem Alter vermehrt auftretenden Braunkern zu vermeiden.<br />
Da die Esche in der Jugend eine Halbschattbaumart ist, nicht absolut winterfrosthart<br />
und stark spätfrostgefährdet ist, muss sie unter Schirm verjüngt werden.<br />
Die Überschirmungsdauer sollte auch auf guten Eschenstandorten nicht länger als<br />
10-15 Jahre dauern. Im Alter ist die Esche eine ausgeprägte Lichtbaumart und<br />
benötigt Kronenfreiheit für ausreichendes Stärkewachstum. Die Streu wird gut abgebaut.<br />
Rindenbrand tritt nach einer raschen Freistellung der Stämme auf. Weitere<br />
Gefährdungen sind Eschenkrebs, der zu Stammbruch fuḧrt, Schäden durch die<br />
Eschenzwieselmotte und Mäuse an Jungeschen, Wildverbiss, Fege- und<br />
Schälschäden, letztere besonders durch Rotwild. Des weiteren können Eschenblätter<br />
von der Milbe (Aceria fraxinivora) befallen werden, wodurch es zu Blattgallen kommt.<br />
Da das Spätholz der Esche die begehrten technischen Eigenschaften besitzt, wird sie<br />
stark durchforstet, um Holz mit breiten Jahrringen zu erzeugen.<br />
Die Horizontalreichweite und Tiefenerschließung des kräftigen Wurzelsystems ist<br />
groß. Die Wurzelenergie auf skelettreichen Böden ist ausgeprägt. In pseudovergleyten<br />
und nassen Überschwemmungsböden wurzelt die Esche extrem flach. Die<br />
Esche ist eine raschwüchsige Art mit oft beachtlichen Dimensionen. Oft wird schon<br />
nach 80 Jahren die Zielstärke erreicht. Gute Wertholzleistung durch hohe<br />
Nutzholzausbeute und hohe Erlöse.<br />
Eine Mischung von Eschen mit gleichaltrigen Fichten ist ungünstig, eine Mischung<br />
mit Laubbäumen (Bergahorn, Bergulme, Buche) dagegen sehr günstig.<br />
Verwendung<br />
Das Holz der Esche ist schwer, hart und zeigt hohe Druck-, Zug- und Biegefestigkeit<br />
(fruḧer begehrt als Langbogenholz). Das Holz ist entweder im Splint und Kern gleichgefärbt<br />
gelblich-weiß oder es kommt zur Ausprägung eines braunen bis olivgrünbraunen<br />
Kerns. Es besitzt eine hohe Elastizität und Abriebfestigkeit und ist zäh und<br />
biegbar. Das Holz arbeitet und schwindet wenig. Das Holz der mäßig wüchsigen<br />
Kalk-Eschen ist kurzfaseriger und spröder.<br />
Das Holz findet Verwendung im Handwerk, als Furnierholz, Möbelbau (besonders<br />
Vollholzmöbel), Drechslerei, Werkzeugstiele, in der Industrie, im Sportgerätebau,<br />
Holzleitern und vieles mehr.<br />
<strong>Kulmbacher</strong> <strong>Land</strong> im März 45