Gemittet mit Qigong - Georgios Gentis - Gesundheitsbeilage des Migros Magazins
Als Private Banker hat Georgios Gentis immer einen vollen Terminkalender. Für Entschleunigung und Erdung sorgen regelmässige Qigong-Einheiten.
Als Private Banker hat Georgios Gentis immer einen vollen Terminkalender. Für Entschleunigung und Erdung sorgen regelmässige Qigong-Einheiten.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GEMITTET<br />
MIT<br />
QIGONG<br />
Als Private Banker hat <strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong><br />
immer einen vollen Terminkalender.<br />
Für Entschleunigung und Erdung sorgen<br />
regelmässige <strong>Qigong</strong>-Einheiten.<br />
Text: Monica Müller Bilder: Anoush Abrav<br />
34 | GESUNDHEIT
<strong>Qigong</strong> vor imposanter<br />
Kulisse: <strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong><br />
entspannt im Pavillon<br />
auf der Kleinen Schanze<br />
nahe dem Bun<strong>des</strong>haus.<br />
Durch die Glasscheibe <strong>des</strong><br />
Kursraums im Bahnhof<br />
Bern sieht man die Züge im<br />
Minutentakt ein- und ausfahren.<br />
Einen Stock tiefer verpflegen<br />
sich Schüler und Büroangestellte<br />
<strong>mit</strong> wenig Zeit auf wenig Platz in der<br />
«Welle 7». Im Raum der Klubschule<br />
bewegt ein Dutzend Leute in Zeitlupe<br />
einen imaginären Kürbis durch die<br />
Luft. Sie stehen stabil da, ihre Arme<br />
sind bis in die Fingerspitzen gestreckt.<br />
Jeder ist ganz bei sich – und bei seinem<br />
Kürbis. Im Hintergrund läuft<br />
leise chinesische Musik.<br />
Einer von ihnen ist <strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong>.<br />
Der 41-Jährige übt sich schon seit<br />
zwölf Jahren in der <strong>Qigong</strong>-Gruppe,<br />
jeweils am Donnerstag über Mittag.<br />
Auch seine 70-jährige Mutter ist<br />
dabei. Nach dem Kurs essen sie<br />
gemeinsam eine Kleinigkeit und<br />
plaudern. Die Zeit zu zweit ist rar,<br />
umso mehr schätzen sie sie.<br />
Der Berner <strong>mit</strong> griechischen Wurzeln<br />
entschied sich für den Kurs, als die<br />
globale Finanzkrise ihren Anfang<br />
nahm. Sie bedeutete für den Anlageberater<br />
vor allem eins: Stress. Auf der<br />
Suche nach einem Ausgleich, der sich<br />
in seinen Arbeitsalltag integrieren<br />
liess, stiess er auf den Kurs. «<strong>Qigong</strong><br />
hilft mir, die Affen zu bändigen, die<br />
in meinem Kopf turnen.»<br />
Wenn er morgens um sechs Uhr aufsteht,<br />
macht er zusammen <strong>mit</strong> seiner<br />
Frau erst einmal die beiden Kinder<br />
für die Schule bereit. Bis er im Büro<br />
ist, hat er die News auf SRF 4 gehört,<br />
die NZZ und die «Finanz und Wirtschaft»<br />
gelesen und sich bei Bloomberg<br />
auf den neuesten Stand der<br />
Wirtschaftsnachrichten gebracht.<br />
Um halb acht im Büro angekommen,<br />
arbeitet er Pendenzen ab. Bis die<br />
Börse schliesst, prasseln die kundenrelevanten<br />
Informationen nur so<br />
auf ihn ein.<br />
GESUNDHEIT | 35
Ständig muss er für alle erreichbar<br />
sein: für die Assistenten, die Kollegen,<br />
die Vorgesetzten, die Kunden,<br />
die Kinder, die Frau. Durch <strong>Qigong</strong><br />
habe er gelernt, mehr auf sich zu<br />
achten. Zu merken, wann er schneller<br />
atmet und sein Puls hochschnellt.<br />
«Dann atme ich einige Male tief<br />
durch und verschiebe im Geist eine<br />
Wolke.» <strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong> lacht. Nicht<br />
immer klappe das <strong>mit</strong> der Wolke.<br />
Aber das bessere «Gspüri» für sich<br />
selbst sei entscheidend.<br />
<strong>Gentis</strong> schätzt <strong>Qigong</strong>, weil man es<br />
nicht beschleunigen kann. Gerät er in<br />
den Flow, ist das Grundrauschen <strong>des</strong><br />
Alltags eine Zeit lang weg. Er fühlt<br />
sich geerdet und kann später seine<br />
Prioritäten klarer setzen. Für jede<br />
Tätigkeit definiert er ein Zeitfenster,<br />
in <strong>des</strong>sen Rahmen er sein Bestes gibt.<br />
36 | GESUNDHEIT<br />
Die<br />
Klubschule <strong>Migros</strong><br />
bietet <strong>Qigong</strong> und andere<br />
Entspannungskurse an.<br />
Infos und Anmeldung:<br />
klubschule.ch<br />
oder Tel. 0844 844 900<br />
Meditieren <strong>mit</strong> <strong>Qigong</strong><br />
<strong>Qigong</strong> ist eine uralte chinesische Meditations-<br />
und Bewegungskunst. «Qi» bezeichnet<br />
die Energie, die durch unseren Körper<br />
fliesst und jede Zelle belebt. «Gong» steht<br />
für das Studium und die Pflege dieser<br />
Energie. Gemäss der tra ditionellen chinesischen<br />
Medizin fliesst Qi in zwölf Meridianen<br />
durch unseren Körper.<br />
<strong>Qigong</strong> kennt über 30 000 Übungen. Sie<br />
tragen Namen wie «Den Himmel stützen»<br />
oder «<strong>mit</strong> dem Bogen schiessen». Was<br />
leicht und poetisch klingt, ist das Ergebnis<br />
einer langen Meditationspraxis. Wer<br />
die Übungen praktiziert, bewegt sich<br />
sorg fältig im Rhythmus der bewussten<br />
Atmung und visualisiert die Bewegung<br />
vor dem inneren Auge.<br />
Mit sechs Jahren begann <strong>Gentis</strong> <strong>mit</strong><br />
den Kampfsportarten Judo und Jiu<br />
Jitsu, <strong>mit</strong>tlerweile hat er in beiden<br />
Disziplinen den Schwarzen Gurt<br />
im 4. Dan erreicht. Obwohl <strong>Qigong</strong><br />
nicht kompetitiv sei, helfe es ihm, auf<br />
der Matte besser zu kämpfen – weil<br />
er fokussierter sei.<br />
Vor elf Jahren haben <strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong><br />
und seine Frau ein Kind verloren:<br />
Es starb nur dreijährig an einer<br />
Grippe. Diese brutale Lektion habe<br />
ihn gelehrt, Probleme anzugehen<br />
und das Wesentliche vom Unwesentlichen<br />
zu trennen. Über die philosophischen<br />
Fragen, die ihn seit diesem<br />
Schicksalsschlag beschäftigen,<br />
bloggt er. Weil die Zeit unwiderruflich<br />
vorbeigeht, verbringt er so viel wie<br />
möglich davon <strong>mit</strong> seiner Familie.<br />
Dank flexibler Arbeitszeiten ist er<br />
bei Schulgesprächen und Kinder-<br />
Anzeige
I<br />
geburtstagen immer dabei. Und er<br />
unter richtet Kinder in Judo und<br />
Jiu Jitsu. Ihr direktes Feedback<br />
schätzt er sehr: «Wenn sie herumblödeln,<br />
ist meine Lektion schlecht»,<br />
sagt er und lacht.<br />
Umso wichtiger ist es für ihn, immer<br />
wieder auf Distanz zu sich und seiner<br />
Arbeit zu gehen. Kollegen und Kunden<br />
haben akzeptiert, dass er weniger<br />
dringende E-Mails auch mal nicht<br />
sofort beantwortet. Fühlt sich die<br />
Festplatte in seinem Kopf zu voll an,<br />
stellt er sich vor, einer der beiden älteren<br />
Herren aus der «Muppet Show» zu<br />
sein, die vom Balkon aus über das Geschehen<br />
lästern. «Bei aller Dramatik<br />
und Tragik: Das Leben ist ein Spiel.»<br />
Schafft er es nicht, dieses Spielerische<br />
zu spüren, praktiziert er <strong>Qigong</strong>.<br />
«<strong>Qigong</strong> ist wie ein warmer Mantel,<br />
den ich jederzeit anziehen kann.» MM<br />
«Im Geist<br />
verschiebe<br />
ich eine<br />
Wolke.»<br />
<strong>Georgios</strong> <strong>Gentis</strong><br />
Private Banker<br />
Entschleunigt: Banker<br />
<strong>Gentis</strong> auf dem Perron<br />
<strong>des</strong> Berner Bahnhofs<br />
GESUNDHEIT | 37<br />
Anzeige