Magazin weltweit - Sommer 2019
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China<br />
Ricci Social Services<br />
Der argentinische Jesuit Fernando Azpiroz leitet „Ricci Social Services“, das große<br />
Sozialwerk der chinesischen Jesuitenprovinz. Vor über dreißig Jahren hat sein<br />
Vorgänger Pater Luis Ruiz begonnen, sich um Leprakranke zu kümmern, die<br />
wie Ausgestoßene in isolierten Kolonien lebten. Neue Arbeitsfelder sind seitdem<br />
hinzugekommen. Pater Azpiroz schildert äußere und innere Herausforderungen.<br />
Einen Glauben zu leben, der sich<br />
für Gerechtigkeit einsetzt, bedeutet<br />
auch, in einem schwierigen und<br />
herausfordernden Umfeld tätig zu sein und<br />
Entscheidungen treffen zu müssen. Ganz<br />
unterschiedliche Regungen, also eine Vielzahl<br />
an Bildern, Vorstellungen und Gefühlen,<br />
tauchen dann in unserem Geist und<br />
Herzen auf. Die ignatianische Spiritualität<br />
misst der Unterscheidung dieser Regungen<br />
und Bilder eine besondere Bedeutung<br />
zu: Sie zeigt uns eine grundsätzliche Ausrichtung<br />
auf, die uns dann hilft, in einem<br />
zweiten Schritt nach soliden Lösungen für<br />
konkrete Probleme zu suchen.<br />
Schriftzeichen als Wegweiser<br />
Drei solcher Bilder, die für meine Arbeit und<br />
Mission in China sehr wichtig geworden<br />
sind, möchte ich mit Ihnen teilen. Sie haben<br />
ihre Wurzeln sowohl in der ignatianischen<br />
Tradition als auch in der chinesischen Kultur.<br />
Diese Bilder, die mir als Wegweiser dienen,<br />
kommen in drei chinesischen Schriftzeichen<br />
zum Ausdruck: den Dialog mit anderen zu<br />
erlernen, dargestellt durch das Zeichen Ren<br />
仁 , was Menschlichkeit bedeutet. Auf das<br />
Unwahrscheinliche zu hoffen, dargestellt<br />
durch das Zeichen Wang 望 , was Hoffnung<br />
bedeutet. Sich als Teil einer gemeinsamen<br />
Mission zu verstehen, hinter die man selbst<br />
zurücktritt und so zu lernen, überflüssig zu<br />
werden, dargestellt durch das Zeichen Dao<br />
道 , was Weg bedeutet.<br />
Mit dem Herz eines anderen fühlen<br />
Schon zu Zeiten von Matteo Ricci, dem<br />
großen China-Missionar des 16. Jahrhunderts,<br />
haben sich die Jesuiten von dem Zeichen<br />
Ren 仁 angezogen gefühlt, das als Elemente<br />
im Schriftzeichen eine Person und<br />
die Nummer zwei repräsentiert. Was uns<br />
menschlich macht, ist die Beziehung zum<br />
anderen. Anhänger des modernen Konfuzianismus<br />
drücken dies als die Fähigkeit aus,<br />
mit dem Herzen eines anderen Menschen<br />
zu fühlen. Je größer die Kluft zwischen diesen<br />
beiden Personen ist, je mehr ich mich<br />
empathisch einfühlen muss, desto stärker<br />
ist dabei die Erfahrung, wirklich menschlich<br />
zu werden. In meinen bereits dreizehn<br />
Jahren in China bei Ricci Social Services bin<br />
ich von Anfang an gesegnet gewesen, in en-<br />
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