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Katholisches Sonntagsblatt vom 23. Juni 2019

Kirchenzeitung der Diözese Bozen-Brixen - 89. Jahrgang, Nr. 26

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89. Jahrgang, Nr. 26 – wöchentlich<br />

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ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46)<br />

Art. 1, Komma 1, CNS Bozen, TASSA PAGATA / TAXE PERCUE<br />

Kirchenzeitung der Diözese Bozen-Brixen <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong><br />

Hochfest Fronleichnam<br />

Jeden Tag …<br />

… sind wir zum eucharistischen<br />

Mahl geladen. Aber wen beschwert<br />

es nicht, dass er so oft<br />

aus purer Gewohnheit kommt,<br />

mit müdem, trägem Herzen!<br />

Weil das so ist, so schreibt Karl<br />

Rahner, zieme es sich, einmal im<br />

Jahr ein Fest des Überschwangs<br />

zu feiern, als Abbitte dafür, dass<br />

wir Sonntag für Sonntag dieses<br />

unfassbare Geheimnis der Liebe<br />

unzulänglich feiern.<br />

Feiern wir Fronleichnam als ein<br />

Fest der Freude und des Dankes<br />

dafür, dass er trotzdem bei uns<br />

ist ...<br />

… jeden Tag<br />

Diözesanarchiv<br />

Unbekannter<br />

Aktenbestand<br />

Ein nahezu unbekannter Aktenbestand<br />

des Diözesanarchivs wurde aufgearbeitet<br />

und zugänglich gemacht. Seiten 5/6<br />

SOS-Kinderdörfer<br />

„Redet nicht –<br />

tut was!“<br />

Vor 100 Jahren wurde der Gründer der<br />

SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner<br />

geboren. Mehr dazu auf Seite 15


4 THEMA<br />

<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26<br />

Fronleichnam<br />

Heiliges Spiel – katholische Demonstration<br />

Fronleichnam (mittelhochdeutsch für „Herrenleib“) ist für viele Menschen das<br />

seltsamste Fest der Katholiken. Verehrt und in einer Prozession öffentlich gezeigt<br />

wird „der Leib Christi“ – ein Bedürfnis aus dem Mittelalter.<br />

Frömmigkeit und Hartnäckigkeit,<br />

das waren die Antriebsfedern<br />

einer ungewöhnlichen<br />

Kirchengeschichte. Sie<br />

spielt in der Region Lüttich, im<br />

Hochmittelalter, und handelt<br />

von einer Ordensfrau, die fast<br />

im Alleingang eines der katholischsten<br />

Feste überhaupt<br />

ins Leben rief. Mit 16 Jahren<br />

hatte die später heiliggesprochene<br />

Juliana aus dem Kloster<br />

der Augustinerinnen auf dem<br />

Mont Cornillon eine Vision –<br />

die in erster Konsequenz zu<br />

ihrer Vertreibung aus dem<br />

Kloster und in zweiter Konsequenz<br />

zur Einführung des<br />

Fronleichnamsfestes führte.<br />

1192 in Retinne bei Lüttich<br />

geboren, wurde das Mädchen<br />

aus betuchtem Hause mit fünf<br />

Jahren zur Vollwaisen. Schon<br />

früh fiel Juliana, die in die Obhut<br />

einer Ordensfrau des Wirtschaftshofes<br />

auf dem Mont<br />

Cornillon kam, durch zwei Besonderheiten<br />

auf: durch ihren<br />

Wissensdrang und die Anziehung,<br />

die die Kapelle und vor<br />

allem der Tabernakel mit der<br />

geweihten Hostie auf sie ausübten.<br />

Vision<br />

Zum zentralen Ereignis ihres<br />

Lebens wurde eine Vision<br />

im Jahr 1209, die sich später<br />

mehrfach wiederholte. Ins<br />

Gebet versunken, sah sie die<br />

Mondscheibe mit einem kleinen<br />

schwarzen Fleck darauf<br />

– ein seltenes Himmelsphänomen:<br />

Die Venus schiebt sich<br />

als dunkler Fleck vor der Sonne<br />

her. Diese „Venustransit“<br />

genannte Konstellation wird<br />

übrigens erst 2117 wieder am<br />

Die Fronleichnamsprozession steht für das Ziehen des Gottesvolkes<br />

durch die Zeit.<br />

Himmel zu beobachten sein.<br />

Nach Gesprächen mit Theologen<br />

deutete Juliana ihre Erscheinung<br />

schließlich als Weisung<br />

Christi: Der Mond stehe<br />

für das Kirchenjahr, der Fleck<br />

aber für das Fehlen eines Festes<br />

zur Verehrung der heiligen<br />

Hostie. Über Jahrzehnte<br />

behielt Juliana diesen Auftrag<br />

für sich. Als sie schließlich<br />

1230 zur Oberin ihres Klosters<br />

gewählt wurde, erntete sie mit<br />

ihrem Vorstoß Spott und Widerspruch.<br />

War es aufgrund<br />

dieser „religiösen Schwärmerei“<br />

oder aufgrund ihres<br />

strengen Führungsstils, dass<br />

man sie aus ihrem Konvent<br />

vertrieb?<br />

Mit einigen Getreuen begann<br />

Juliana ein Wanderleben zwischen<br />

mehreren Klöstern der<br />

Region. Seit 1248 lebte sie als<br />

Reklusin in Fosses – freiwillig<br />

eingeschlossen, um dort Gott<br />

allein zu dienen. Zehn Jahre<br />

später, 1258, starb sie dort.<br />

Papst Urban IV. – als Jakob<br />

von Troyes bis 1251 Erzdiakon<br />

in Lüttich, Beichtvater und<br />

einer der wenigen Vertrauten<br />

Julianas – erhob das „Hochfest<br />

des Leibes und Blutes Christi“<br />

1264, sechs Jahre nach ihrem<br />

Tod, zum allgemeinen Kirchenfest.<br />

Das mittelhochdeutsche<br />

„vronlicham“ bedeutet<br />

ebendies: „Herrenleib“.<br />

Julianas ekstatische Verehrung<br />

der Eucharistie war eine<br />

Frömmigkeitsform, die für<br />

ihre Umgebung typisch war.<br />

Fronleichnam ist ein Schaufest,<br />

entstanden in einer Zeit,<br />

als die aktive Teilnahme der<br />

Gläubigen am liturgischen<br />

Geschehen weitgehend durch<br />

das Zusehen beim „heiligen<br />

Spiel“ der Priester ersetzt worden<br />

war.<br />

Heiliges Schau-Spiel<br />

Die frühen Christen kannten<br />

noch keine Verehrung der<br />

geweihten Hostie. Erst nachdem<br />

das Christentum im 4.<br />

Jahrhundert Staatsreligion<br />

wurde, übernahm es viele<br />

Herrschaftsrituale des Kaiserkults.<br />

Die Liturgie und die<br />

Eucharistie wurden mehr und<br />

mehr zum Schau-Spiel. Die<br />

Idee des gemeinsamen Mahls<br />

trat zurück.<br />

Fronleichnamsprozession<br />

Schon in den 1270er-Jahren<br />

verlief die erste Fronleichnamsprozession,<br />

die dem Fest<br />

sein außergewöhnliches Gepräge<br />

geben sollte, durch die<br />

Straßen von Köln. Ein solcher<br />

Umzug war bei der päpstlichen<br />

Einsetzung ursprünglich<br />

gar nicht vorgesehen gewesen<br />

– und doch passt er zu<br />

Fronleichnam als Sinnbild<br />

gelebten Christentums. Die<br />

Prozession steht für das Ziehen<br />

des Gottesvolkes durch<br />

die Zeit.<br />

Martin Luther galt Fronleichnam<br />

als das „allerschädlichste<br />

Jahresfest“; Prozessionen<br />

waren für ihn Gotteslästerung.<br />

Für die Katholiken war der<br />

Umzug zu Fronleichnam vielfach<br />

eine kämpferische und<br />

prachtvolle Demonstration<br />

ihrer Frömmigkeit. In der NS-<br />

Zeit, der großen Zeit der politischen<br />

Aufmärsche, war der<br />

Zug der Gläubigen durch die<br />

Stadt vielerorts ein Akt passiven<br />

politischen Widerstands.<br />

Eine Dimension, die die fromme<br />

Ordensfrau Juliana sicher<br />

nicht im Blick hatte.<br />

Alexander Brüggemann


<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26 SÜDTIROL<br />

13<br />

Bozen – Rotary-ARThandicap Award <strong>2019</strong><br />

Originelle Kunstausstellung<br />

e<br />

Qu r gedacht ...<br />

Ende Mai wurde im Waltherhaus in Bozen eine der originellsten und sicher die humanitärste<br />

Kunstausstellung Südtirols eröffnet. Dazu hatten die Rotarier geladen.<br />

Dabei wurde auch der Rotary-ARThandicap Award <strong>2019</strong> vergeben.<br />

Das Projekt selbst trägt den<br />

klingenden Namen „Rotary<br />

Art-Handicap Award“ und<br />

ist ein von Hans-Christoph<br />

von Hohenbühel ins Leben gerufener<br />

Kunstwettbewerb für<br />

Menschen mit Behinderung,<br />

der 2015, 2017 und erneut <strong>2019</strong><br />

begeistert und drei Geldpreise<br />

zu 1000, 750 und 500 Euro<br />

vergibt. Dem Aufruf nach<br />

Teilnahme sind 43 Künstler<br />

gefolgt, die mehr als 100 Werke<br />

eingesandt haben. Eine Juryhat<br />

die Werke geprüft und 27<br />

Arbeiten der 20 besten Künstler<br />

ausgewählt, um sie im Rahmen<br />

einer Kunstausstellung<br />

zu präsentieren.<br />

Hohe Qualität<br />

In gewohnt schlichter Weise<br />

hat die Galeristin Doris Ghetta<br />

die Werke zur Geltung gebracht<br />

und auch in ihrer Einführung<br />

betont, wie sehr das<br />

Mitmachen am Wettbewerb<br />

bedeutsam ist und wie wichtig<br />

zustandsabhängige Kunst<br />

als unmittelbarer Einblick<br />

in unser aller Gefühlswelt<br />

ist. Im Sinne der Solidarität<br />

sind „alle, die mitgemacht haben,<br />

Sieger des Wettbewerbs“,<br />

meinte sie.<br />

In Ergänzung dazu sprach der<br />

Initiator des Projekts, Hans-<br />

Christoph von Hohenbühel,<br />

aber auch von der hohen Qualität<br />

der bewerteten Arbeiten<br />

und von der Schwierigkeit,<br />

drei einzelne Preisträger des<br />

Rotary-Kunstpreises zu ermitteln,<br />

die dazu geführt hatte,<br />

dass der dritte Preis ex aequo<br />

vergeben wurde.<br />

•Der 1. Preis ging an Marvin<br />

Wegher für sein Werk<br />

Große Freude herrschte bei den Organisatoren und Künstlern über das<br />

gelungene Projekt „Rotary-ARThandicap Award“.<br />

„Zauberhafte Geschöpfe“, in<br />

dem er flächig plakativ die<br />

Elemente Erde, Wasser, Luft<br />

um flatternde violette Traummenschen<br />

herum platziert,<br />

ein dynamisches Zentrum in<br />

fest gefügter Umwelt kreiert<br />

und damit einen spannungsgeladenen<br />

Gegensatz schafft.<br />

• Platz 2 erreichte Josef<br />

Ochsenreiter mit seinem<br />

Werk „Ohne Titel“, in dem<br />

sich ein dunkler Vogel auf<br />

einen hellen setzt, unklar,<br />

ob in aggressiver, helfender<br />

oder liebender Absicht – ein<br />

geheimnisvoller farbiger<br />

Austausch, diesmal auf dem<br />

Hintergrund von Erde, Luft<br />

und gekonnt eingestreutem<br />

Busch.<br />

• Rang 3 erreichten Dino<br />

D’Amico mit seinem „Nudo<br />

di fumatrice“, einem originellen<br />

Akt, in dem bekräftigende<br />

Schriften und Farben die<br />

erotische Botschaft der lässig<br />

rauchenden jungen Frau<br />

unterstreichen, und Lukas<br />

Patreider mit seinem komplexen,<br />

aus Ton, Acrylasche<br />

und Holz geformten Werk,<br />

das exzentrisch zwei Menschenköpfe<br />

zeigt, von denen<br />

der obere listig blinzelt, während<br />

roter und weißer Hintergrund<br />

zwei unregelmäßige,<br />

ineinander greifende und beschriftete<br />

Rahmen dem Werk<br />

eine pfiffige Note verleihen.<br />

Gelebte Inklusion<br />

Luis Plunger hat einen Katalog<br />

zur Ausstellung erstellt.<br />

Er gibt einen Überblick über<br />

die hohe Qualität des Schaffens,<br />

das sich in den geschützten<br />

Werkstätten vollzieht und<br />

eine breitere öffentliche Teilnahme<br />

verdient. In diesem<br />

Sinne weitet sich der Kreis der<br />

Gewinner auf all die Betreuer,<br />

Begleiter und Kunsttherapeuten<br />

aus, die den Künstlern mit<br />

Behinderung zur Seite stehen,<br />

damit Inklusion gelebt und erlebt<br />

werden kann. Kunst kennt<br />

eben keine Behinderung, nur<br />

Beflügelung.<br />

rp<br />

... von<br />

Hans Karl<br />

Peterlini<br />

Das Ereignis hat sich von<br />

einer provokanten Demonstration<br />

zu einem charmanten<br />

Fest gewandelt, dem<br />

mit Alexander Van der Bellen<br />

erstmals ein amtierender<br />

Bundespräsident die Ehre<br />

offizieller Grußworte erwies.<br />

Die Wiener Regenbogenparade<br />

stellt in ihrer schillernden<br />

Buntheit dennoch eine politische<br />

Aussage dar, die Van der<br />

Bellen schlicht als „Würdigung<br />

der Vielfalt“ benannte.<br />

Dass Menschen, die nicht in<br />

die herkömmlichen Vorstellungen<br />

von Mann und Frau<br />

passen wollen, sich öffentlich<br />

dazu bekennen und so zeigen<br />

können, wie sie sind und<br />

fühlen, ist eine schmerzvoll<br />

erkämpfte Errungenschaft:<br />

Jahrhunderte der Ächtung,<br />

Ausgrenzung, in totalitären<br />

Systemen auch Verfolgung<br />

bis zum Tod sind die Schatten<br />

der Vergangenheit, die<br />

dem grellen Treiben der Regenbogenparade<br />

nachhängen<br />

und – wie ständige Übergriffe<br />

zeigen – immer noch<br />

bedrohlich sind. Der Homophobie<br />

liegt eine gedankliche<br />

Operation zu Grunde, die das<br />

Wunder unserer Wirklichkeit<br />

messerscharf in Gegensatzpaare<br />

teilt: Mann–Frau,<br />

Geist–Körper, Mensch–Tier,<br />

Weiß–Schwarz sind Ausdruck<br />

dieser Teilung, die<br />

das Verbindende kappt, fließende<br />

Übergänge leugnet<br />

und meist die Abwertung<br />

einer der beiden Hälften zur<br />

Folge hat. Der Regenbogen<br />

offenbart, wie die vermeintlich<br />

einheitliche Farbe des<br />

Lichts eine verborgene Vielfalt<br />

bündelt.


14 KIRCHE<br />

<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26<br />

Bischof von Hildesheim zur Lage der Kirche<br />

Vertrauenskrise trifft Kirche mit voller Wucht<br />

Laut dem Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, ist die katholische Kirche im vergangenen Jahrhundert in<br />

eine Art der Verkündigung abgeglitten, die dazu geführt hat, dass sie zu „Moralinstitution verkommen“ ist.<br />

„Die Botschaft Jesu ist aber in erster Linie keine Moral“, so der Bischof.<br />

Nach Worten des Hildesheimer<br />

Bischofs Heiner<br />

Wilmer braucht die katholische<br />

Kirche infolge der Missbrauchsfälle<br />

eine neue Theologie.<br />

„Die Vertrauenskrise<br />

fährt mit voller Wucht ins Gebälk<br />

der Kirche, das begreifen<br />

wir immer noch nicht“, sagte<br />

der 55-Jährige in einem Interview,<br />

das in der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ erschienen ist.<br />

Reagiert werde mit dem Disziplinar-<br />

und Kirchenrecht,<br />

auch Prävention und Kommunikation<br />

würden verbessert<br />

sowie mit Justiz und Politik<br />

zusammengearbeitet. Das sei<br />

alles gut und richtig, so der<br />

Bischof. „Aber wir gehen das<br />

Thema noch nicht grundsätzlich<br />

an: Was bedeutet es für<br />

unser Reden über Gott, die<br />

Kirche, für die Verkündigung<br />

des Evangeliums?“<br />

„Wir haben nicht den<br />

Menschen gesehen“<br />

Das Kirchenbild sei ein Grund<br />

dafür gewesen, dass es zu diesem<br />

Ausmaß sexualisierter<br />

Gewalt habe kommen können,<br />

erklärte Wilmer, der dem Orden<br />

der Herz-Jesu-Priester<br />

angehört und vor einem Jahr<br />

<strong>vom</strong> Papst zum Bischof von<br />

Hildesheim ernannt wurde.<br />

„Wir haben nicht den Menschen<br />

gesehen. Wir waren viel<br />

zu sehr am polierten Image<br />

der Kirche interessiert. Das<br />

finde ich ganz fürchterlich.“<br />

Im vergangenen Jahrhundert<br />

sei man in eine Art der Verkündigung<br />

abgeglitten, die<br />

dazu geführt habe, dass die<br />

Kirche zu einer „Moralinstitution<br />

verkommen“ sei mit<br />

dem „Fokus, was unter der<br />

Bettdecke passieren“ dürfe<br />

und was nicht, so der seit August<br />

2018 amtierende Bischof.<br />

„Wir haben zehn Gebote, nicht<br />

nur das sechste“, erinnerte er.<br />

Auch gebe es viel drängendere<br />

moralische Fragen, etwa ob es<br />

gerechte Kriege, eine gerechte<br />

Verteilung der Güter und eine<br />

Gerechtigkeit zwischen den<br />

Generationen gebe.<br />

„Die Botschaft Jesu ist aber<br />

in erster Linie keine Moral“,<br />

unterstrich Wilmer. Vielmehr<br />

gehe es um Erlösung und Befreiung<br />

des Menschen. Entscheidend<br />

sei, wie das Evangelium<br />

so bezeugt werden<br />

könne, dass die Glut unter der<br />

Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim<br />

Foto: Bischöfliche Pressestelle<br />

Asche wieder brenne. Dafür<br />

sei bei den Sehnsüchten der<br />

Menschen anzusetzen. Wer<br />

nur nach dem Überleben der<br />

Kirche frage, habe verloren.<br />

Die Diskussionen über Weiheämter<br />

und den Zölibat müssten<br />

geführt werden, bekräftigte<br />

der Bischof. Er selbst sei<br />

„leidenschaftlich gerne zölibatärer<br />

Ordensmann“. Deshalb<br />

sei er dafür, die Ehelosigkeit<br />

„noch stärker zum Leuchten<br />

zu bringen“, indem sie nicht<br />

einfach für alle Geistlichen<br />

verpflichtend sei. „Und Frauen<br />

müssen dringend in Leitung<br />

und Verantwortung kommen.<br />

Wir können nicht mehr<br />

einfach sagen: Die Frage, ob<br />

Frauen zu den Weiheämtern<br />

zugelassen werden, ist erledigt.<br />

Da vertraue ich auf den<br />

Heiligen Geist.“<br />

Vatikan<br />

Hagenkord verlässt „Vatican News“<br />

Bernd<br />

Hagenkord, deutscher<br />

Jesuit und zuletzt<br />

Redaktionsleiter bei „Vatican<br />

News“ und Radio Vatikan, verlässt<br />

Ende August Rom und<br />

kehrt nach<br />

Deutschland<br />

zurück. Wie<br />

Hagenkord in<br />

einem Rundschreiben<br />

Foto: Jesuiten<br />

mitteilte, wird er ab Herbst in<br />

München die Leitung der Jesuitenkommunität<br />

übernehmen.<br />

Das Münchner Berchmanskolleg<br />

ist die zur Hochschule<br />

für Philosophie gehörende<br />

Kommunität von Jesuiten mit<br />

derzeit 40 Ordensmitgliedern.<br />

Etwa die Hälfte von ihnen unterrichtet<br />

an der ordenseigenen<br />

Hochschule für Philosophie.<br />

Hagenkord, der aus Westfalen<br />

stammt und unter anderem<br />

lange in Hamburg gearbeitet<br />

hatte, leitete zehn Jahre lang<br />

die deutschsprachige Abteilung<br />

von Radio Vatikan, ab<br />

Herbst 2017 „Vatican News“<br />

genannt. Dabei war er an der<br />

Umsetzung der von Papst<br />

Franziskus verfügten Reform<br />

des vatikanischen Mediensektors<br />

beteiligt. So koordinierte<br />

Hagenkord, der mehrere Sprachen<br />

spricht, zuletzt als Chef<br />

<strong>vom</strong> Dienst die Nachrichtenführung<br />

der verschiedenen<br />

Sprachsektionen von „Vatican<br />

News“.<br />

In seinem Rundmail blickte<br />

der versierte Publizist und<br />

Kommentator auf zehn Jahre<br />

in Rom zurück, in denen<br />

„kirchlich, päpstlich, journalistisch“<br />

sehr viel passiert<br />

sei. Zur laufenden Reform der<br />

Vatikanmedien erklärte Hagenkord:<br />

„Auch wenn immer<br />

noch nicht alles einfach und<br />

gut ist, sehe ich ,Vatican News‘<br />

und Radio Vatikan auf dem<br />

richtigen Weg, so fällt es mir<br />

leichter, wegzugehen.“<br />

Papst Franziskus hatte im<br />

Jahr 2015 die Neuaufstellung<br />

der Vatikanmedien veranlasst,<br />

die auch Radio Vatikan<br />

betraf, und ein Dikasterium<br />

für die Kommunikation dafür<br />

eingerichtet. Hagenkord bezeichnete<br />

damals die geplante<br />

Neuorganisation angesichts<br />

der sich verändernden Medienlandschaft<br />

als dringend<br />

nötig.


16 WORT GOTTES (HOCHFEST FRONLEICHNAM)<br />

<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26<br />

1. Lesung<br />

Der Priester Melchisedek bringt<br />

Brot und Wein dankbar dem<br />

Schöpfer dar, bevor er sie seinem<br />

Gast Abram anbietet. Diese Szene<br />

zeigt zwei wichtige Merkmale der<br />

Eucharistiefeier: Sie ist Dank an<br />

Gott und schafft zugleich Gemeinschaft<br />

unter den Menschen.<br />

Aus dem Buch Genesis. / In<br />

jenen Tagen / brachte Melchisedek,<br />

/ der König von Salem,<br />

/ Brot und Wein heraus. /<br />

Er war Priester des Höchsten<br />

Gottes. / Er segnete Abram /<br />

und sagte: / Gesegnet sei Abram<br />

<strong>vom</strong> Höchsten Gott, / dem<br />

Schöpfer des Himmels und der<br />

Erde, / und gepriesen sei der<br />

Höchste Gott, / der deine Feinde<br />

an dich ausgeliefert hat. /<br />

Darauf gab ihm Abram den<br />

Zehnten von allem.<br />

(Gen 14,18–20)<br />

Gedanke zum Sonntag<br />

Ein Fest für Gott<br />

Jeden Tag rüstet uns Gott sein<br />

Fest, das heiligste Abendmahl.<br />

Am Fronleichnamstag sollten<br />

gewissermaßen wir selber Gott<br />

zum Dank dafür ein Fest bereiten,<br />

dass er jeden Tag uns sein<br />

festliches Mahl gewährt, in dem<br />

die Pilger Kraft und Freude empfangen,<br />

um auf den Wegen dieser<br />

Zeit heimzugelangen zum<br />

Gastmahl des ewigen Lebens.<br />

Evangelium<br />

Beschenkt<br />

Wie Gott einst das hungernde Volk Israel mit Manna ernährte,<br />

so beschenkt Jesus die Menschen mit allem, was zum Leben<br />

notwendig ist. Die zwölf Körbe mit Resten zeigen, dass Jesus<br />

diese Nahrung für das Leben in großem Übermaß schenkt.<br />

In jener Zeit redete Jesus<br />

zum Volk <strong>vom</strong> Reich Gottes<br />

/und machte gesund, die der<br />

Heilung bedurften. / Als der<br />

Tag zur Neige ging, / kamen<br />

die Zwölf / und sagten zu ihm:<br />

Schick die Leute weg, / damit<br />

sie in die umliegenden Dörfer<br />

und Gehöfte gehen, / dort Unterkunft<br />

finden und etwas zu<br />

essen bekommen; / denn wir<br />

sind hier an einem abgelegenen<br />

Ort. / Er antwortete ihnen:<br />

Gebt ihr ihnen zu essen<br />

/ Sie sagten: Wir haben nicht<br />

mehr / als fünf Brote und zwei<br />

Fische; / wir müssten erst<br />

weggehen und für dieses ganze<br />

Volk etwas zu essen kaufen.<br />

/ Es waren nämlich etwa<br />

fünftausend Männer. / Er<br />

aber sagte zu seinen Jüngern:<br />

/ Lasst sie sich in Gruppen<br />

zu ungefähr fünfzig lagern!<br />

/ Die Jünger taten so / und<br />

veranlassten, dass sich alle<br />

lagerten. / Jesus aber nahm<br />

die fünf Brote und die zwei<br />

Fische, / blickte zum Himmel<br />

auf, / sprach den Lobpreis und<br />

brach sie; / dann gab er sie den<br />

Jüngern, / damit sie diese an<br />

die Leute austeilten. / Und alle<br />

aßen und wurden satt. / Als<br />

man die übrig gebliebenen<br />

Brotstücke einsammelte, / waren<br />

es zwölf Körbe voll.<br />

( Lk 9,11b–17)<br />

Die Speisung am See Genezareth<br />

war Vorbild für das Opfermahl<br />

in der Eucharistiefeier. Christus<br />

ist es, der dafür sorgt, dass seine<br />

Gemeinde in seiner Liebe bleibt<br />

und Kraft für das Leben erhält.<br />

2. Lesung<br />

In der Gemeinde von Korinth<br />

waren Streit und Spaltungen aufgekommen.<br />

Der Apostel ruft den<br />

Korinthern daher den Auftrag<br />

Christi in Erinnerung. Das<br />

Sakrament ist Begegnung mit dem<br />

Herrn; vor ihm bestehen kann nur,<br />

wer den Leib des Herrn im Sakrament,<br />

aber auch im Nächsten ehrt.<br />

Aus dem ersten Brief des<br />

Apostels Paulus / an<br />

die Gemeinde in Korinth. /<br />

Schwestern und Brüder! / Ich<br />

habe <strong>vom</strong> Herrn empfangen, /<br />

was ich euch dann überliefert<br />

habe: / Jesus, der Herr, / nahm<br />

in der Nacht, in der er ausgeliefert<br />

wurde, Brot, / sprach<br />

das Dankgebet, / brach das<br />

Brot / und sagte: Das ist mein<br />

Leib für euch. / Tut dies zu<br />

meinem Gedächtnis! / Ebenso<br />

nahm er nach dem Mahl<br />

den Kelch / und sagte: Dieser<br />

Kelch ist der Neue Bund in<br />

meinem Blut. / Tut dies, sooft<br />

ihr daraus trinkt, / zu meinem<br />

Gedächtnis! / Denn sooft ihr<br />

von diesem Brot esst und aus<br />

dem Kelch trinkt, / verkündet<br />

ihr den Tod des Herrn, bis er<br />

kommt. (1 Kor 11,23–26)


<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26 WORT GOTTES<br />

17<br />

Liturgie der Woche<br />

Sonntag, <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong>, Hochfest des<br />

Leibes und Blutes Christ – Fronleichnam:<br />

(w) – Gen 14, 18–20; 1 Kor<br />

11,23–26; Lk 9,11b–17 – Edeltraud.<br />

Montag, 24. <strong>Juni</strong> (Geburt Johannes<br />

des Täufers): (w) – Jes 49,1–6;<br />

Apg 13,16.22–26; Lk 1,57–66.80.<br />

Dienstag, 25. <strong>Juni</strong>: (gr) – Gen<br />

13,2.5–18; Mt 7,6.12–14 – Eleonore.<br />

Mittwoch, 26. <strong>Juni</strong>: (gr) – Gen<br />

15,1–12.17–18; Mt 7,15–20 – Vigilius<br />

von Trient.<br />

Donnerstag, 27. <strong>Juni</strong>: (gr) – Gen<br />

16,1–12.15–16 (oder: Gen 16,6b–12.15–<br />

16); Mt 7,21–29 – Hemma von Gurk,<br />

Cyrill.<br />

Freitag, 28. <strong>Juni</strong> (Heiligstes Herz<br />

Jesu): (w) – Ez 34,11–16; Röm 5,5b–11;<br />

Lk 15,3–7 – Irenäus.<br />

Samstag, 29. <strong>Juni</strong> (Petrus und<br />

Paulus): (r) – Apg 12,1–11; 2 Tim<br />

4,6–8.17–18; Mt 16,13–19 – Judith.<br />

Liedvorschläge<br />

Sonntag, <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong>: (Fronleichnam)<br />

Eröffnung: GL 495 oder 498 oder 937<br />

oder 717<br />

Kyrie/Bußakt: GL 720,2. oder 163,1.<br />

Gloria: GL 171<br />

Antwortgesang nach der ersten<br />

Lesung: GL 59 VV 1.2. /3.5. oder 60<br />

VV 1.4./5.9.<br />

Sequenz: Aus dem Lektionar von<br />

zwei Lektoren gesprochen<br />

Ruf vor dem Evangelium: GL<br />

174,3. (Vers a. d. Lekt. im I. Ton) oder<br />

175,1. mit 718,8.<br />

Credo: sprechen<br />

Fürbitt-Ruf: GL 632<br />

Zur Gabenbereitung: GL 185 oder<br />

184 (Priester spricht Darbringungsgebete)<br />

oder 282 oder 761 (1. Lesung)<br />

Sanctus: GL 780<br />

Geheimnis des Glaubens: GL 783<br />

Vater unser: sprechen<br />

Zur Brotbrechung: GL 789<br />

Zur Kommunion: GL 796 oder 282<br />

oder 209<br />

Danksagung: GL 940 oder 941 oder<br />

942<br />

Auf dem Weg<br />

Eine Überfülle an Nahrungsmitteln umgibt<br />

uns hier in Europa. Wir haben die Wahl! Viele<br />

Menschen sind dennoch mangelhaft ernährt,<br />

fehl-ernährt. Viele leiden unter Übergewicht<br />

oder unter dem Wahn, mager sein zu müssen,<br />

um für andere akzeptabel zu werden und sich<br />

selbst bejahen<br />

zu können. Ob<br />

Was uns<br />

wirklich nährt!<br />

im Fast-Food-<br />

Restaurant, ob<br />

in den Regalen<br />

eines Feinkostladens<br />

oder in<br />

einem riesengroßen Supermarkt: Wir suchen<br />

nach Lebensmitteln, nach Mitteln zum Leben,<br />

und nicht selten wird aus unserer Suche Sucht.<br />

Was stärkt uns wirklich? Was bringt uns neues<br />

Leben? Fronleichnam könnte der richtige Tag<br />

sein, um über diese Fragen nachzudenken. Wir<br />

können uns an diesem Tag an das Brot erinnern,<br />

das Gott den Menschen angeboten hat<br />

und noch immer anbietet. Das Evangelium des<br />

Sonntags sagt über dieses Brot: „Wer dieses<br />

Brot isst, wird leben.“<br />

„Unter der Woche wohnt Gott im Himmel. Nur sonntags hat er nichts zu tun, und da<br />

kommt er in die Kirche.“ Das hat mir heuer ein Erstkommunionkind gesagt – nicht<br />

schlecht! Da wohnt Gott wochentags im Himmel und arbeitet durch – für uns! Er schläft<br />

nicht, der Hüter seines Volkes, seiner Herde! Nicht indem er rast- und pausenlos die<br />

Wünsche und Gebete der etwa acht Milliarden Menschen auf Erden erfüllt, sondern indem<br />

er für alle wirklich, immer und ganz da ist, wie Mami und Papi daheim. Und wie in<br />

der Familie schenkt er etwas, wenn ein Fest ist wie die Erstkommunion – das ist für die<br />

Christen am Sonntag. Dann schenkt er Ruhe und Frieden, Gemeinschaft und Spiel, viel<br />

Zeit für das Schönste. Das Kind meinte, dann leben wir wie der Papst im Vakuum (nicht<br />

Frankreich oder Vatikan) und alle haben wir es schön.<br />

P. Bernhard Frei, Kapuziner Meran<br />

Das Wort zur Schrift<br />

Bernhard<br />

Oberparleiter<br />

Darf<br />

ich<br />

Ihren<br />

Blick, liebe<br />

Leserinnen<br />

und Leser,<br />

im Evangelientext<br />

zum<br />

Fronleichnamsfest<br />

heute einmal bewusst auf die<br />

Zahlen lenken? Umrahmt wird<br />

die Stelle aus dem Lukasevangelium<br />

von der Zahl zwölf: Am<br />

Anfang ist es der Zwölferkreis,<br />

der mit fünf Broten und zwei<br />

Fischen zu wenig zum Essen<br />

sogar für sich selbst hat, am<br />

Ende bleibt für jeden von ihnen<br />

noch ein Korb voll übrig. Dabei<br />

ist fünf die Zahl der Mitte, der<br />

HochZeit; zwei ist die Zahl der<br />

Ausgewogenheit, aber auch der<br />

Gegensätze. Und das soll reichen<br />

für die fünftausend Männer,<br />

die sich dazu in hundert<br />

Gruppen zu fünfzig Mann zusammenzusetzen<br />

aufgefordert<br />

werden?! Fünfzig ist die Zahl<br />

der Freude und des Festes, fünfzig<br />

Tage sind es von Ostern bis<br />

Pfingsten, jedes fünfzigste Jahr<br />

wurden nach dem Alten Testament<br />

die Sklaven befreit und<br />

die Schulden erlassen.<br />

Der Sinn der Eucharistiefeier<br />

ist nicht erst im sogenannten<br />

„Letzten Abendmahl“ zu finden,<br />

dieser erschließt sich in<br />

allen Feiern Jesu im Laufe seines<br />

Lebens. Gipfeln sie auch im<br />

erstgenannten, so reduzieren<br />

sie dieses doch nicht auf die in<br />

der Wiederholung beinahe magisch<br />

anmutenden Worte und<br />

Zeichen. Viermal das Wörtchen<br />

alle durchbricht die Zwölf, die<br />

Zahl Israels und in der Folge<br />

die Zahl der Kirche, und bestätigt<br />

sie zugleich dadurch, dass<br />

gerade durch das Austeilen für<br />

sie Speise im Überfluss übrig<br />

bleibt. Auch wir heute brauchen<br />

keine Sorge um die viel<br />

zitierten Werte des Christentums<br />

zu haben, gerade dort, wo<br />

sie vor allen und für alle gelebt<br />

werden.


20 SCHÖNSTATT-BEWEGUNG<br />

<strong>23.</strong>06.<strong>2019</strong> - <strong>Sonntagsblatt</strong> Nr. 26<br />

Vor 100 Jahren gründete Josef Kentenich den Apostolischen Schönstatt-Bund<br />

Seelsorger mit Leib und Seele<br />

P. Josef Kentenich, aus der Gemeinschaft der Pallottiner, war trotz<br />

aller Widerstände von seiner Sendung überzeugt. Vor 100 Jahren gründete<br />

er den Apostolischen Bund der Schönstatt-Bewegung.<br />

Es ist erstaunlich, dass der<br />

Pallottinerpater Josef Kentenich<br />

trotz der harten Schicksalsschläge<br />

nicht aufgegeben<br />

hat und seiner Sendung für die<br />

Erneuerung der Kirche treu<br />

blieb“, schreibt Dorothea M.<br />

Schlickmann in ihrem Werk<br />

„Josef Kentenich – Ein Leben<br />

am Rande des Vulkans“. Ein<br />

dramatisches und abenteuerliches<br />

Leben, wirklich am „Rande<br />

eines Vulkans“.<br />

der Reformen des Konzils. Am<br />

15. September 1968 starb Kentenich,<br />

kurz vorher hatte er<br />

die heilige Messe zum ersten<br />

Mal in der neu erbauten Dreifaltigkeitskirche<br />

in Schönstatt<br />

gefeiert. „Nun kann er seine<br />

Lebensaufgabe auf neue Weise<br />

weiterführen. Dass er dies<br />

tut, haben viele Menschen,<br />

die sich in ihren Nöten an ihn<br />

wenden, bereits erfahren“, berichtet<br />

die Autorin.<br />

Wegbereiter des Konzils<br />

Vielfältiges Kursangebot<br />

Geboren im kleinen Ort Gymnich<br />

bei Köln am 16. November<br />

1885 verbrachte Josef neun<br />

Jahre in einem Waisenhaus<br />

und trat 1904 in die Gesellschaft<br />

der Pallottiner ein. Zum<br />

Priester geweiht arbeitete er<br />

als Lehrer und Spiritual bei<br />

den Schülern des Schönstatt-<br />

Gymnasiums. „Da zeigte sich<br />

Kentenich als ein begabter<br />

Pädagoge und entwickelte eine<br />

eigene Pädagogik nach dem<br />

Grundsatz: Der Erzieher soll<br />

dem zu Erziehenden helfen,<br />

sein individuelles Ideal zu erkennen<br />

und zu entfalten“, berichtet<br />

die Autorin.<br />

Als Spiritual habe er erkannt,<br />

„dass die Kirche seiner Zeit<br />

aus unzähligen Formen, Regeln<br />

und Traditionen bestand,<br />

jedoch im Leben und in den<br />

Herzen der Menschen oft<br />

kaum mehr als eine lästige<br />

Pflicht war“.<br />

Am 20. August 1919 gründete<br />

eine Gruppe von ehemaligen<br />

Soldaten unter der Führung<br />

von Kentenich den Apostolischen<br />

Bund, mit dem Ziel,<br />

durch Persönlichkeitsbildung<br />

Gesellschaft und Kirche zu<br />

P. Josef<br />

Kentenich<br />

(1885–1968)<br />

war ein Wegbereiter<br />

des<br />

Zweiten<br />

Vatikanischen<br />

Konzils.<br />

erneuern. Kentenich befürwortete<br />

auch die Aufnahme<br />

von Frauen in den Bund.<br />

Durch das Anwachsen der<br />

Bewegung entstanden in den<br />

folgenden Jahren viele Gemeinschaften.<br />

Am 20. September 1941 wurde<br />

Kentenich von den Nazis verhaftet<br />

und nach vielen Verhören<br />

ins KZ Dachau gebracht.<br />

Dort arbeitete er unter den<br />

Mitgefangenen weiter und<br />

schickte über einen Wärter<br />

heimlich Briefe an Mitglieder.<br />

Dazu kam noch ein Konflikt<br />

mit der Amtskirche. Von 1951<br />

bis 1953 wurde die Bewegung<br />

<strong>vom</strong> Heiligen Offizium geprüft.<br />

Kentenich musste in die<br />

Verbannung nach Milwaukee<br />

(USA). „Beim Verbannten bewährte<br />

sich aber die Liebe zur<br />

Kirche und die Treue zu seinem<br />

Werk“, so die Autorin. Er<br />

befolgte alle Auflagen der Kirche<br />

und kehrte nach 13 Jahren<br />

Exil wieder nach Schönstatt<br />

zurück. Endgültig rehabilitiert<br />

wurde er durch Papst<br />

Paul VI. Man erkannte immer<br />

mehr, dass die Ideen von Kentenich<br />

dem Zweiten Vatikanischen<br />

Konzil entsprachen.<br />

Ausbau der Bewegung<br />

Nach seiner Rückkehr aus dem<br />

Exil wirkte Kentenich am weiteren<br />

Ausbau der Bewegung,<br />

hielt Vorträge, Tagungen und<br />

unterstützte die Umsetzung<br />

Die Schönstatt-Bewegung<br />

ist weltweit durch eine große<br />

Zahl von Angeboten für<br />

Ehepaare bekannt geworden:<br />

Vom klassischen Ehevorbereitungskurs<br />

über Beratung<br />

für Paare in Krisensituationen,<br />

Erziehungskurse für<br />

Eltern, Ehetrainerkurse bis<br />

hin zu Familientagungen und<br />

einwöchigen Workshops für<br />

Ehepaare. Auch Exerzitien<br />

für Priester und Laien werden<br />

angeboten.<br />

pr<br />

Das Buch<br />

Dorothea M. Schlickmann:<br />

Josef Kentenich – Ein Leben<br />

am Rande des Vulkans,<br />

Herder, Freiburg, 26,40<br />

Euro


Telemenü<br />

Fernsehprogramm<br />

Religiöse Sendungen auf einen Blick<br />

Sonntag, <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong><br />

9.35 Uhr Sonntags. TV fürs Leben (ZDF)<br />

10.00 Uhr Abschlussgottesdienst<br />

zum Evangelischen Kirchentag<br />

(ZDF)<br />

10.00 Uhr Sternstunde Religion: (SF DRS)<br />

12.30 Uhr Orientierung (ORF 2)<br />

Dienstag, 25. <strong>Juni</strong><br />

22.35 Uhr kreuz & quer: Päpstlicher als der Papst (ORF 2)<br />

Mittwoch, 26. <strong>Juni</strong><br />

19.00 Uhr Stationen: Der Mensch und sein Klima (BR)<br />

Donnerstag, 27. <strong>Juni</strong><br />

11.30 Uhr Bibel TV – das Gespräch:<br />

Berufung auf Umwegen<br />

(bibel.TV)<br />

Freitag, 28. <strong>Juni</strong><br />

16.30 Uhr Gott im Krankenhaus begegnet (bibel.TV)<br />

Samstag, 29. <strong>Juni</strong><br />

16.55 Uhr Religionen der Welt (ORF 2)<br />

20.20 Uhr Nachgedacht (Rai Südtirol)<br />

22.30 Uhr Nachgedacht (Wh.) (Rai Südtirol)<br />

<strong>23.</strong>30 Uhr Das Wort zum Sonntag (Das Erste)<br />

Montag, 24. <strong>Juni</strong><br />

Die Reportage:<br />

Berufung Seelsorger<br />

Christoph Schweigl, Edmund<br />

Ungerer und Markus Moling –<br />

alle drei sind Südtiroler Priester.<br />

In der Reportage geben sie einen<br />

Einblick in ihren Alltag als Seelsorger<br />

und erzählen von den schönen<br />

und weniger schönen Seiten<br />

kreuz & quer:<br />

Päpstlicher als der Papst<br />

Vor 50 Jahren wurde die Piusbruderschaft<br />

von Erzbischof Marcel<br />

Lefebvre gegründet, 20 Jahre später<br />

wurden ihre Mitglieder <strong>vom</strong><br />

Vatikan exkommuniziert. Die<br />

Piusbruderschaft sieht die katholische<br />

Kirche auf einem Irrweg.<br />

Fernsehen und Hörfunk<br />

<strong>vom</strong> <strong>23.</strong> bis 29. <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong><br />

20.20 Uhr (Rai Südtirol)<br />

ihres Berufes. Der Film begleitet<br />

sie zur Messe, zu Tauf- und Traugesprächen<br />

und lässt sie „über<br />

Gott und die Welt“ erzählen.<br />

Dienstag, 25. <strong>Juni</strong> 22.35 Uhr (ORF 2)<br />

Nach welchen Prinzipien leben<br />

die Mitglieder der Piusbruderschaft?<br />

Dieser Frage ist die Dokumentation<br />

nachgegangen.<br />

Sonntag, <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong><br />

10.00 Uhr (ZDF)<br />

Mittwoch, 26. <strong>Juni</strong><br />

19.00 Uhr (BR)<br />

Abschlussgottesdienst<br />

zum Evang. Kirchentag<br />

Stationen: Der Mensch<br />

und sein Klima?<br />

Vom 19. bis <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong> findet in<br />

Das Klima geht uns alle an, auch<br />

Dortmund der 37. Deutsche<br />

die Kirchen haben sich längst<br />

Evangelische Kirchentag statt.<br />

die Bewahrung der Schöpfung<br />

Zum Abschluss der Veranstal-<br />

nicht weg.“ Nach fünf Tagen Dis-<br />

auf die Fahnen geschrieben. Was<br />

selbst? Wie konsequent sind sie<br />

tung wird im Dortmunder Fuß-<br />

kussion, Begegnung und Feier<br />

bedeutet das für den einzelnen<br />

in der Verfolgung ihrer hehren<br />

ballstadion ein Gottesdienst<br />

sollen die Kirchentagsbesucher<br />

Christen, für Unternehmen, die<br />

Ziele? Und wie unterstützen sie<br />

gefeiert, der unter dem Motto<br />

im Gottesdienst noch einmal<br />

umweltschonend arbeiten sollen,<br />

Menschen, die gegen den zerstö-<br />

steht: „Werft euer Vertrauen<br />

erfahren, was Vertrauen stärkt.<br />

und nicht zuletzt für die Kirchen<br />

rerischen Klimawandel kämpfen?<br />

Sonntag, <strong>23.</strong> <strong>Juni</strong> 19.30 Uhr (ARD alpha) Mittwoch, 26. <strong>Juni</strong> 20.40 Uhr (Rai Südtirol)<br />

RESPEKT: Arbeit, Broterwerb<br />

oder Berufung?<br />

Gesichter mit Geschichte<br />

Geboren im Kriegsjahr 1941 muss-<br />

Sag mir, welchen Job du hast –<br />

te Günther Gasser am Hof des<br />

und ich sage dir, wer du bist. So-<br />

Großvaters und auf der Alm mit-<br />

ziale Anerkennung ist in unserer<br />

helfen. Das Klettern begeisterte<br />

Gesellschaft sehr stark durch<br />

Sinn – doch welchen? Über diese<br />

ihn, nachdem er über den italieni-<br />

Königsspitze und die Drei Zinnen.<br />

Arbeit bestimmt. Egal ob Ärztin<br />

Frage hat sich Moderatorin Chris-<br />

schen Bergsteigerverein CAI da-<br />

Heute noch liebt er das Wandern<br />

oder Briefträger: Arbeit hat für<br />

tina Wolf mit Menschen aus unter-<br />

mit erstmals in Berührung kam.<br />

in den heimatlichen Bergen, wie<br />

jeden Menschen einen anderen<br />

schiedlichen Berufen unterhalten.<br />

Mit 17 bestieg er den Cevedale, die<br />

er in der Reportage verrät.

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