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Diesmal - mit der Ausgabe 1.19 - geht es um: Die Utopie: Wo kommt sie her, wo will sie hin?

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1.2019 thema: Das Utopische<br />

Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen<br />

Der Modus Vivendi ist das freie, friedliche Mit- und Nebeneinander …<br />

Thomas Morus: Genau. Animiert von einem Gemeingeist, der weder Privateigentum kennt noch individuelle<br />

Launen duldet. Eine Gesellschaft ohne Geld und Eigentum. Denn Eigentum schafft Herren<br />

und Knechte, schafft Konflikte unter den Herren, Bedürfnisse nach Macht und Obrigkeit, Kriege um<br />

Macht und Obrigkeit, alle Übel also.<br />

Brüder und Schwestern koexistieren frei und friedlich in einer Inselkommune.<br />

Etwas „weltfremd“, oder?<br />

Thomas Morus: Wollen Sie mir damit sagen: Meine Utopie ist unrealistisch, eine Nicht-Realität? Dann<br />

sage ich Ihnen: Ich denke und erzähle im Auftrag des Kommenden. Eine Utopie ist immer eine Nochnicht-Realität.<br />

Wenn Sie das gesellschaftlich Gute an „Utopia“ in aller Kürze zusammenfassen müssten …<br />

Thomas Morus: Ein Minimum an Arbeit und Staat. Ein Maximum an Freude.<br />

Sie haben offensichtlich mit guter Laune geschrieben, nicht alles ist durchweg ernst<br />

gemeint, Sie kippen auch mal ins Ironische. Schon allein die Namen …<br />

Thomas Morus: Ich meine schon alles sehr ernst, aber nicht durchweg. Den Erzähler z. B. habe ich<br />

zwar Raphael Hytolodaeus genannt, was so viel wie Schaumredner oder Schwätzer heißt, er vertritt<br />

aber zweifellos meine radikalsten Auffassungen von einer sozialen Utopie. Ich liebe nun mal sprechende<br />

Namen. Und ich liebe es, Spiel und Ernst zu mischen.<br />

Haben Sie eine Lieblingspassage?<br />

Thomas Morus: Ja, den Schluss des zweiten Teils. Ich darf mich mal selbst zitieren: „Welche<br />

Last von Verdrießlichkeiten ist in diesem Staat abgeschüttelt, welche gewaltige Saat von<br />

Verbrechen mit der Wurzel ausgerottet, seit dort mit dem Gebrauch des Geldes zugleich<br />

die Geldgier beseitigt ist. Denn wer sieht nicht, dass Betrug, Diebstahl, Raub, Streit,<br />

Aufruhr, Zank, Mord, Verrat mit der Beseitigung des Geldes alle zusammen absterben<br />

müssten und dass überdies auch Furcht, Kummer, Sorgen, Plagen und Nachtwachen in<br />

demselben Augenblick wie das Geld verschwinden müssten?“<br />

Was halten Sie davon, wenn man Ihr Werk „das goldene Büchlein von der<br />

besten Staatsverfassung“ nennt?<br />

Thomas Morus: Find ich gut und zutreffend.<br />

Besten Dank, Herr Morus.<br />

Das Interview mit Thomas Morus ist natürlich fiktiv, die Antworten sind collagiert<br />

aus diesen Quellen: Ernst Bloch: Freiheit und Ordnung. Abriss der Sozialutopien;<br />

Kindlers Neues Literaturlexikon; Thomas Morus: Utopia. Mit einem Nachwort von<br />

Peter Sloterdijk; wikipedia.de.<br />

1. New Work<br />

Drei interessante,<br />

zukunftsrelevante Projekte<br />

im Kurzporträt<br />

Etwas naiv oder notwendig visionär?<br />

Der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann hat ein visionäres Konzept der neuen Arbeit<br />

entworfen. Wenn es nach ihm geht, wird die Menschheit jetzt endlich anfangen, sich<br />

von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien – und New Work wird das neue große<br />

Ding. Sie besteht aus drei Teilen: ein Drittel Gemeinschaftsarbeit, ein Drittel Erwerbsarbeit<br />

sowie ein Drittel Arbeit, die man wirklich, wirklich, wirklich machen will.<br />

Das Ganze ist der Aufruf zu einer großen Transformation der Arbeitswelt (und damit der<br />

Gesellschaft), der in Bergmanns eigenen Worten so klingt: „Eine wachsende Zahl von<br />

Die Zukunft?<br />

Genau unser Ding!<br />

Menschen wird etwa zehn Stunden pro Woche in Gemeinschaftsproduktion beschäftigt sein. Weitere<br />

zehn Stunden werden sie in einem der neuen Unternehmen arbeiten, die radikal innovative Technologien<br />

nutzen, welche die industriellen Technologien der Vergangenheit ersetzen. Und an dritter<br />

Stelle werden sie die wirklich neue Arbeit tun, die die Menschen nicht auslaugt, sondern ihnen<br />

Vitalität und Kraft verleiht – sinnvolle Arbeit, die den Menschen die Überzeugung von einem wirklich<br />

gelebten Leben gibt: Arbeit, die die Menschen als ihre Berufung erfahren.“<br />

Ist das etwas naiv oder notwendig visionär? www.newwork.global

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