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Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Praxis-Test<br />
11 Trennschleifer<br />
mit Elektro- und<br />
Benzin-Motor<br />
8<br />
August <strong>2019</strong><br />
EUR 5,50 Deutschland<br />
Belgien EUR 6,50 Italien EUR 7,00 Luxemburg EUR 6,50 Österreich EUR 6,10 Schweiz CHF 10,60<br />
Einsätze<br />
Wenn 16.000<br />
Reifen brennen<br />
Binnenschiff<br />
rammt Brücke<br />
Challenges<br />
Positiv im Netz<br />
beeindrucken<br />
3 Jahre Wartezeit<br />
Tatra-TLF 4000<br />
BF Wiesbaden<br />
Mit der BF Mainz<br />
in einem Boot<br />
Goldener Florian<br />
Gewinner unseres<br />
Video-Wettbewerbs
TEXPORTACTIONDAYS<br />
TEXPORT.AT/ACTION-DAYS
Editorial<br />
Zeit zum Trennen<br />
Alle Tester<br />
schnitten mit<br />
jedem Trennschleifer<br />
verschiedene<br />
Materialien.<br />
So konnte<br />
die Leistung<br />
der Geräte<br />
optimal<br />
verglichen<br />
werden.<br />
Impressum <br />
Puh, geschafft! Der jüngste Praxis-Test des<br />
Feuerwehr-Magazins ist abgeschlossen. Und mein<br />
Büro gleicht endlich nicht mehr einem Baumaschinenhandel.<br />
Nach dem Motor- und Rettungssägen-Test<br />
(Heft 10 und 11/2017) hatte ich mir<br />
dieses Mal Trennschleifmaschinen für die Feuerwehr<br />
vorgenommen. Insgesamt elf Trennschleifer<br />
von Bosch, Hilti, Husqvarna, Makita, Metabo und<br />
Stihl gingen an den Start.<br />
Der Aufwand für so einen Test-Bericht ist enorm<br />
und die wenigsten meiner Kollegen haben mich<br />
um den Job beneidet. Zirka hundert Mails sowie<br />
ebenso viele Telefonate und Gespräche waren<br />
während der Planung nötig. Hinzu kamen die üblichen<br />
Schwierigkeiten wie ein auf dem Postweg<br />
verschollener Trennschleifer – einen Tag vor dem<br />
Test. Ein identisches Modell konnten wir glücklicherweise<br />
eine halbe Stunde vor Ladenschluss in<br />
einem Bremer Fachhandel abholen.<br />
Die geeignete Location für den Test bot das<br />
Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Bremen-Neustadt, in der unser Shop- und Eventmanager<br />
Nils Berthold und ich aktive Mitglieder<br />
sind. Dann hieß es, Material sammeln: eine<br />
Anhängerladung Steine, Kunststoff und eine alte<br />
Brandschutztür „spendeten“ Kameraden. Eine<br />
Leitplanke, Stahlrohre und -träger sowie Aluminium<br />
holten wir vom Schrottplatz.<br />
Ganz wichtig ist uns bei den Tests immer, dass<br />
Praktiker die Geräte bewerten. Bei diesem Test<br />
haben uns außer Neustädter Kameraden die Rüstgruppe<br />
der FF Bremen-Huchting sowie vier Mitglieder<br />
des THW Bremen unterstützt. Insgesamt<br />
16 Kräfte kamen an einem Samstag Mitte Juni für<br />
den Test zusammen.<br />
Elf Trennschleifer an unterschiedlichen Materialien<br />
– inklusive Scheibenwechsel – auszuprobieren,<br />
stellte sich für die Tester als ziemlich<br />
ambitioniert heraus. Bei schwül-warmem Wetter<br />
und in vollständiger<br />
PSA wurde so<br />
manches T-Shirt<br />
durchgeschwitzt.<br />
Aber: „Es hat riesig<br />
Spaß gemacht“,<br />
waren sich die<br />
Teilnehmer einig.<br />
Es sei äußerst<br />
16 Einsatzkräfte<br />
aufschlussreich gewesen, die Geräte im<br />
haben elf Trennschleifer<br />
von<br />
direkten Vergleich auszuprobieren. Die<br />
Rüstgruppe aus Huchting war von einem<br />
sechs Herstellern<br />
ausprobiert.<br />
Akkugerät so überzeugt, dass sie den<br />
Während des<br />
Trennschleifer als Ergänzung für ihren Rüstwagen<br />
am liebsten direkt nach dem Test gekauft Tests sind die<br />
mehrstündigen<br />
hätte. Mit Hilfe von Kameraden und Kollegen<br />
Kameraden<br />
gelangten schließlich alle Geräte und Materialien<br />
dahin zurück, wo sie hergekommen<br />
geraten, aber<br />
ganz schön ins<br />
Schwitzen<br />
waren. Mein herzlicher Dank gilt allen am Test Spaß hat es<br />
beteiligten Personen. Doch letztlich stellt sich allen gemacht.<br />
die Frage: „Lohnt sich dieser Aufwand für eine<br />
einzige Geschichte überhaupt?“ Darauf kann ich<br />
mit einem überzeugten „Ja“ antworten. Denn:<br />
Bei einigen Ausrüstungsgegenständen reicht es<br />
unserer Meinung nach nicht, sie nur in einem Text<br />
vorzustellen. Erst wenn man sie Feuerwehrleuten<br />
zum Ausprobieren in die Hand gibt, zeigen sich<br />
Funktionalität, Einsatzmöglichkeiten und Nutzen.<br />
Daher wird das Feuerwehr-Magazin weiterhin<br />
Praxis-Tests durchführen.<br />
Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen.<br />
Euer<br />
Redakteur Feuerwehr-Magazin<br />
buchenau@feuerwehrmagazin.de<br />
j<br />
36. Jahrgang<br />
Redaktion<br />
Feuerwehr-Magazin, Ebner Media Group GmbH & Co. KG,<br />
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Layout: Martina Wagner (Teamleitung), Sabine Zöller<br />
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Litho: Medienhaven GmbH, Bremen<br />
Druck: ADV SCHODER, Augsburger<br />
Druck- und Verlagshaus GmbH, 86167 Augsburg<br />
ISSN 0943-027X<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 3
Inhalt<br />
Ziegler fertigte für die<br />
90 Feuerwehr Senftenberg<br />
(BB) auf einem dreiachsigen Tatra<br />
Phoenix ein TLF 4000 mit einem<br />
9.100 Liter fassenden Löschwassertank.<br />
Ein Projekt, das sich<br />
wegen zahlreicher Probleme über<br />
Jahre hinzog, aber die Kameraden<br />
der Ortsfeuerwehr Brieske nach der<br />
Indienststellung begeistert.<br />
Foto: Jann<br />
Foto: Hegemann<br />
44<br />
Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden setzt auf Zusammenarbeit – vor allem mit<br />
66 den rund 600 Aktiven der FF und mit der BF im unmittelbar angrenzenden Mainz.<br />
So können die zirka 280 Einsatzbeamten auf drei Wachen auch komplexe Lagen wie<br />
die einen halben Meter hohe Überflutung des kompletten Zentrums bewältigen.<br />
Ursprünglich hatte die FF<br />
14 Friedrichskoog nur ein LF 8 zur<br />
Ein Lager mit 16.000<br />
Reifen gerät in der 38<br />
Marktgemeinde Elsenfeld (BY)<br />
in Brand. Wegen der rasend<br />
schnellen Ausbreitung der<br />
Flammen setzt die Feuerwehr<br />
zahlreiche Rohre ein. Nach einer<br />
Stunde reicht das Wasser aus<br />
dem Hydrantennetz nicht mehr<br />
aus. Schließlich zapfen die Kräfte<br />
einen aufgestauten Fluss<br />
an und fördern 8.000 Liter pro<br />
Minute zur Einsatzstelle.<br />
4 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
Verfügung. Doch das reichte vorne und<br />
hinten nicht, um das 54 Quadratkilometer<br />
große Einsatzgebiet mit Land station<br />
einer Pipeline und großen Tanks für Erdöl<br />
zu schützen. So beschaffte die Wehr<br />
mehrere Gebrauchtfahrzeuge und<br />
rüstete sie in Eigenregie um.<br />
Foto: Buchenau<br />
Foto: Feuerwehr/Plümper<br />
Wer etwa<br />
bei Youtube<br />
oder Instagram das<br />
Stichwort „Challenge“<br />
eingibt, wird überflutet<br />
von meist idiotischen<br />
bis gefährlichen, teils<br />
aber auch ganz netten<br />
und witzigen Beiträgen.<br />
Doch eignen sich<br />
Challenges auch für<br />
die Jugendfeuerwehr?<br />
Wir haben uns<br />
die Aktionen angesehen<br />
und wurden von<br />
sinnvollen Beispielen<br />
überrascht.<br />
Wir haben<br />
11 80<br />
elektro-, akkusowie<br />
kraftstoffbetriebene<br />
Trennschleifer<br />
verschiedener<br />
Hersteller für Euch<br />
in einem Praxistest<br />
verglichen.<br />
Foto: Hettler
ANZEIGE<br />
S. 80 38<br />
S. 42<br />
S. 90<br />
S. 66 70<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Anfahrt zum<br />
Feuerwehrhaus<br />
Eure Rechte<br />
im Straßenverkehr!<br />
Neues Spiel<br />
JF jagt<br />
Mister X<br />
Praxis-Test<br />
Augsburger Exoten<br />
3 Jahre Wartezeit<br />
Volvo-HLF<br />
BF Binz Wiesbaden auf Rügen<br />
Mit Feuerwehr-Sorgen<br />
der BF Mainz<br />
in auf einem Urlaubsinsel Boot<br />
§<br />
11 Trennschleifer<br />
mit Elektro- und<br />
Benzin-Motor<br />
8<br />
August Juli <strong>2019</strong> <strong>2019</strong><br />
EUR 5,50 Deutschland<br />
Belgien<br />
7Belgien EUR EUR 6,50 6,50 Italien EUR EUR 7,00 7,00 Luxemburg EUR EUR 6,50 6,50 Österreich EUR EUR 6,10 6,10 Schweiz CHF CHF 10,60<br />
Einsätze<br />
Wenn Großbrand 16.000 in<br />
Reifen der brennen Altstadt<br />
Unfall Binnenschiff vertuscht:<br />
rammt Fischsterben Brücke<br />
Tatra-TLF 4000<br />
WackenChallenges<br />
Positiv Brandschutz im Netz<br />
beeindrucken<br />
beim Festival<br />
Handy Goldener als Florian Melder<br />
23 Gewinner Apps im unseres<br />
Vergleich Video-Wettbewerbs<br />
S. 38 26<br />
S. 32<br />
S. 44 14<br />
S. 82 14<br />
Titelfotos: TLF 4000 auf Tatra Phoenix<br />
(Foto: Titelfotos: Jann), HLF Großbrand auf Volvo (Foto: in Reifenlager Kunkel), Argo (Foto:<br />
Hettler), 8x8 Binz (Foto: Trennschleifer Köhlbrandt), (Foto: Mister Buchenau), X (Foto:<br />
BF Patzelt), Wiesbaden Alarmierungs-Apps (Foto: Feuerwehr/Plümper)<br />
(Foto: Runnebaum),<br />
Großbrand (Foto: Groß/EJZ)<br />
Nachrichten<br />
Einsätze im In- und Ausland mit TV-Tipps<br />
und der Brandschutzsünde des Monats 6<br />
Aus den Wehren mit neuen Fahrzeugen,<br />
Modell<br />
Terminen, des Monats, Häusern Terminen, und Häusern Altem Schatz und Altem Schatz 53 55<br />
Reportage<br />
FF M Wacken Friedrichskoog (SH): Brandschutz (SH): Sonderlösungen beim Festival am Meer 14<br />
M Fotografin Feuerwehr-Magazin-Video-Wettbewerb<br />
begleitet Wachabteilung der BF Erfurt 20<br />
„Goldener<br />
M Binz auf<br />
Florian“<br />
Rügen (MV):<br />
– das<br />
Feuerwehr-Sorgen<br />
sind die Gewinner<br />
auf der Urlaubsinsel<br />
24<br />
70<br />
M BF Wiesbaden (HE): Wie von Kooperationen profitiert wird 66<br />
Produkte, Fahrzeuge und Technik<br />
Produkte, aus Fahrzeuge der Fachbranche und Technik<br />
23<br />
Produkte Connexis-Reihe: aus der Neue Fachbranche Sicherheitsschuhe von Haix 29 24<br />
DLK Watfähig: 23-12 HLF auf Mercedes 20 auf MAN Atego TGM 1627 13.290 F von der FF Magirus-Lohr Quedlinburg (ST) 50<br />
für die FF Eselsbach-Unterkainisch (Österreich) 50<br />
Gerätewagen für die Höhenretter der BF Dortmund auf<br />
Die Mercedes Erfahrungen Sprinter der 516 BF CDI Frankfurt mit Rosenbauer-CL-Aufbau am Main<br />
64<br />
mit ELW auf Mercedes V 220 d 4Matic 60<br />
M Lentner liefert drei HLF 20 auf Volvo FL an die BF Augsburg 90<br />
M TLF 4000 auf Tatra Phoenix mit Ziegler-Aufbau<br />
der FF Senftenberg (BB)<br />
Einsatzberichte<br />
90<br />
M<br />
Service<br />
Feuer in Altstadt von Danneberg (NI) springt von Dach zu Dach 26<br />
M Arbeitsunfall vertuscht: Tausende Fische sterben<br />
Schutzkleidung für die Vegetationsbrandbekämpfung 30<br />
in der Schozach (BW) 32<br />
Kleine Experimente 34: Richtiges Mengenverhältnis 52<br />
M Service 11 Motor- und Elektrotrennschleifer im Test<br />
M Eure Rechte bei der Anfahrt zum Feuerwehrhaus<br />
80<br />
38<br />
Einsatzbericht<br />
Kleine Übung 88: Schaumfüllung 53<br />
M Seelze (NI): Person nach Schiffsunfall eingeklemmt Handy als Melder: 23 App-Lösungen im Vergleich<br />
32<br />
82<br />
M Lager mit 16.000 Reifen brennt in Elsenfeld (BY) 38<br />
Jugendfeuerwehr<br />
Jugendfeuerwehr<br />
M Neue Spielidee für Großstädte: Auf der Jagd nach Mister X 42<br />
M Challenges für die Jugendfeuerwehr mit Spaß und Sinn <br />
Quiz: 7 Fragen zur Brandausbreitung<br />
44<br />
46<br />
Quiz: 7 Fragen zum Brandschutz in Ferienheimen 48<br />
Rubriken<br />
Editorial,<br />
Rubriken<br />
Impressum 3<br />
Editorial, Medien Impressum 47 3<br />
Medien<br />
Rätsel und Gewinner<br />
49<br />
68<br />
Rätsel und Gewinner<br />
Kleinanzeigen<br />
88<br />
80<br />
Kleinanzeigen<br />
Kolumne: THW-Präsident Albrecht Broemme zu den<br />
Kolumne: Schwierigkeiten Feuerwehrmann europäischer Dr. Steffen Gemeinschaftseinsätze Patzelt über den Sinn,<br />
89<br />
96<br />
kleine Feuerwehren mit Spezialaufgaben zu betrauen<br />
Vorschau<br />
96<br />
98<br />
Vorschau 98<br />
M M = Titelthema = Zwei starke Partner bilden aus:<br />
IT<br />
SEMINARE <strong>2019</strong><br />
Ausbilder für<br />
Hubrettungsfahrzeuge<br />
Modul 1<br />
Wann und wo?<br />
24. bis 25. August<br />
Ratingen (NW)<br />
21. bis 22. September<br />
Osterholz-Scharmbeck (NI)<br />
Kosten: 599 Euro*<br />
pro Person<br />
Jetzt anmelden<br />
und Platz sichern!<br />
Weitere Infos unter<br />
www.feuerwehrmagazin.de/tickets<br />
* zuzüglich Gebühren<br />
Einem Teil der Auflage dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Sparda Bank Ostbayern<br />
und der Firma Haus der Technik beigelegt.<br />
87 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 5
Nachrichten<br />
Was für ein Kampf<br />
Mönchengladbach (NW) – In den frühen<br />
Morgenstunden brennt es in einer Schreinerei<br />
in Mönchengladbach. Die Leitstelle alarmiert<br />
sämtliche Feuerwehren der Stadt. Als die ersten<br />
Einsatzkräfte eintreffen, stehen bereits<br />
mehrere Gebäudeteile in Vollbrand. Sofort<br />
konzentrieren sich die Feuerwehrleute auf den<br />
Schutz der Nachbargebäude und bauen eine<br />
leistungsfähige Wasserversorgung auf. Zeitweise<br />
sind bis zu 140 Kräfte im Einsatz.<br />
Im Tagesverlauf finden immer wieder Personalwechsel<br />
statt, um den Kräften, die an der Belastungsgrenze<br />
arbeiten, Pausen zu verschaffen.<br />
Schwierigkeiten bereitet die starke Rauchentwicklung.<br />
Denn aufgrund des Qualms müssen<br />
sich die Feuerwehrleute immer wieder kurzzeitig<br />
zurückziehen. Als hilfreich erweist sich der<br />
Einsatz von Baggern: Mit diesen werden instabile<br />
Außenwände eingerissen, um den Zugang<br />
zu Brandnestern zu erleichtern. Die Brandbekämpfung<br />
dauert den ganzen Tag über an. Auch<br />
nachts gibt es keine Verschnaufpause, da Nachlöscharbeiten<br />
die Kräfte weiter fordern. Erst nach<br />
5 Tagen ist der Brand vollständig gelöscht.<br />
Brand in einer<br />
Tischlerei in<br />
Mönchengladbach:<br />
Mit zwei Strahlrohren<br />
gehen die Kräfte gegen<br />
die Flammen vor.
Diebe räumen LF aus<br />
Berlin – Einbrecher verschaffen sich<br />
nachts Zutritt zu einer Feuerwache im<br />
Berliner Stadtteil Treptow. Während sich<br />
die Kräfte im Einsatz befinden, hebeln die<br />
Diebe zwei Löschfahrzeuge (LF) auf, die für<br />
die Ausbildung genutzt werden. Aus den<br />
Fahrzeugen entwenden sie zwei Trennschleifer,<br />
zwei Motor-Kettensägen sowie<br />
weitere Geräte und Zubehör. Der Schaden<br />
beträgt mehrere zehntausend Euro.<br />
Zahl des Monats<br />
470<br />
Zwischen 2015 und 2017<br />
hat es in Deutschland 470<br />
Einsatzfahrt-Unfälle gegeben.<br />
Das ist das Ergebnis einer<br />
Auswertung der Deutschen<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) für die Deutsche<br />
Presse-Agentur (dpa). Die Zahl<br />
hat allerdings einen Haken:<br />
Erfasst wurden nur Unfälle,<br />
bei denen nicht verbeamtete<br />
Einsatzkräfte anschließend<br />
mehr als 3 Tage<br />
arbeitsunfähig waren.<br />
Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung/dpa<br />
Foto: Rixkens<br />
Jogger verursacht<br />
Flugzeugabsturz<br />
Zierenberg (HE) – Die Tour eines Joggers<br />
hat in Zierenberg (Kreis Kassel) fatale Folgen.<br />
Als der Mann – offenbar ohne zu schauen<br />
– die Startbahn auf einem Segelflugplatz<br />
überquert, befinden sich eine 17-jährige<br />
Flugschülerin und ein 46 Jahre alter Fluglehrer<br />
mit ihrem Luftfahrzeug in der Steigphase.<br />
Ein weiterer Flugschüler, der sich am<br />
Boden aufhält, lässt den Start sofort abbrechen.<br />
Daraufhin stürzt der Segelflieger aus 5<br />
Meter Höhe auf die Landebahn.<br />
Einsatzkräfte der Feuerwehr Zierenberg<br />
sind kurz darauf vor Ort. Mit hydraulischem<br />
Gerät befreien sie die schwer verletzten Insassen<br />
aus dem Flugzeug. Beide kommen<br />
anschließend ins Krankenhaus.<br />
Polizeibeamte beginnen derweil mit der<br />
Suche nach dem Jogger. Allerdings ist nicht<br />
sicher, ob der Mann den Absturz überhaupt<br />
mitbekommen hat: Laut Augenzeugen hatte<br />
er Kopfhörer auf.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 7
Nachrichten<br />
Verzweifelter<br />
Klammergriff<br />
Splügen (Schweiz) – Zwei deutsche<br />
Urlauber übernachten bei Splügen (Kanton<br />
Graubünden) in ihrem VW Transporter<br />
auf einem Parkplatz. Dauerregen<br />
verwandelt einen angrenzenden Bach<br />
über Nacht in einen reißenden Fluss. Die<br />
Strömung ist so stark, dass die Wassermassen<br />
auch den Randbereich des Parkplatzes<br />
zerstören und dem Kleinbus bedrohlich<br />
nahekommen. Dann passiert es:<br />
Die Fluten packen das Fahrzeug und die<br />
beiden Männer werden aus dem Schlaf<br />
gerissen. Auf einem Vorsprung inmitten<br />
des tobenden Flusses findet der VW<br />
Transporter Halt. Die Insassen können<br />
einen Notruf absetzen. In letzter Sekunde<br />
retten Feuerwehrleute zusammen mit<br />
einem Kranfahrzeug die unterkühlten,<br />
aber unverletzten Urlauber.<br />
Im Schlaf überrascht: Schweizer<br />
Einsatzkräfte retten zwei deutsche<br />
Touristen im Kanton Graubünden. Eine<br />
Sturzflut hatte Teile eines Parkplatzes<br />
unterspült und ihr Fahrzeug mitgerissen.<br />
Freizeit-Oase fällt Flammen zum Opfer<br />
Weimar (TH) – Mit 20 Fahrzeugen<br />
rücken Einsatzkräfte der Feuerwehr<br />
und des Rettungsdienstes<br />
in Weimar zu einem Großbrand<br />
aus. Unterstützt werden sie von<br />
Kameraden der FF Apolda. In<br />
einem Innenhof stehen mehrere<br />
Schuppen und Garagen samt Freizeitbereich<br />
mit Grillhütte, Sauna<br />
sowie Pool in Flammen. Auch ein<br />
angrenzendes Wohngebäude ist<br />
betroffen. 39 Personen müssen<br />
ihre Wohnungen verlassen und<br />
kommen in umliegenden Hotels<br />
unter. Ein 26-Jähriger wird mit<br />
Verdacht auf Rauchgasintoxikation<br />
ins Krankenhaus transportiert.<br />
Die Feuerwehrleute bilden zwei<br />
Einsatzabschnitte, die beide der<br />
Brandbekämpfung dienen. Es soll<br />
verhindert werden, dass das Feuer<br />
auf weitere Gebäude übergreift und<br />
noch größeren Schaden anrichtet.<br />
Mit mehreren Strahlrohren kämpfen<br />
sie vom Boden und von zwei<br />
Drehleitern aus gegen die Flammen.<br />
Nach 5 Stunden kann ein<br />
Großteil der Kräfte den Einsatz beenden.<br />
Eine Brandwache ist jedoch<br />
noch mehrere Stunden vor Ort.<br />
Zwei Feuerwehrleute gehen mit einem Strahlrohr in Stellung: In einem<br />
Innenhof in Weimar greifen Flammen einen Freizeitbereich mit Grillhütte,<br />
Sauna und Pool an.<br />
Foto: Krey<br />
Außerdem war da noch …<br />
<br />
… ein Betrunkener in Hamburg, der in die Takelage eines<br />
Segelschiffs geklettert war. 40 Meter über dem Deck schien<br />
ihm bewusst zu werden, wo er sich befand. Er rief nach Hilfe.<br />
Kräfte der Feuerwehr Hamburg rückten an, mussten jedoch<br />
nicht eingreifen. Denn der Mann stieg von alleine wieder<br />
herunter. Ungeschoren kam er indes nicht davon: Beamte<br />
der Wasserschutzpolizei nahmen ihn in Gewahrsam.<br />
… ein Post-Depotkasten, der einem Jungen in Klosterneuburg<br />
(Bezirk Tulln, Österreich) beim Spielen als Versteck<br />
diente. Problem: Er verriegelte den Kasten, in dem normalerweise<br />
Postsäcke für Briefträger aufbewahrt werden, und<br />
kam nicht mehr heraus. Im Beisein der besorgten Mutter<br />
hebelten Feuerwehrleute die Tür mit einem Brecheisen auf.<br />
… ein Löscheinsatz mit geweihtem Wasser in Bad Dürrheim<br />
(BW). Eine Kirchenbesucherin hatte einen Brand an einem<br />
300 Jahre alten Holzaltar bemerkt. Geistesgegenwärtig griff<br />
sie nach einer Schale mit Weihwasser und löschte das Feuer.<br />
… ein ungewöhnliches Lockmittel in Essen (NW). Ein<br />
Hund war aus einem Fenster im zweiten Stock auf eine darunter<br />
liegende Markise gesprungen. Hier verließ ihn nun<br />
der Mut und er saß fest. Mit einer Drehleiter wollten Feuerwehrleute<br />
das Tier aus seiner misslichen Lage befreien. Doch<br />
erst das Frikadellenbrötchen einer Einsatzkraft konnte den<br />
Hund davon überzeugen, in den Drehleiterkorb zu steigen.<br />
… ein Baumarktkunde in Alsfeld (HE), der an einem<br />
Service-Point auf einen Angestellten wartete. Ungeduldig<br />
drückte er auf einen Knopf und löste damit die<br />
Brandmeldeanlage aus. Das Ergebnis: Statt des Baumarktmitarbeiters<br />
kamen 21 Feuerwehrleute.<br />
8 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Aus dem Rahmen gefallen<br />
Ostfildern (BW) – Kurioser Anblick in Ostfildern<br />
(Kreis Esslingen): Ein Pkw-Fahrer steckt mit seinem<br />
Auto im Eingangsbereich eines Wohnhauses<br />
fest. Der Mann hatte zuvor in einer Rechtskurve<br />
die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und die<br />
Haustür komplett aus der Verankerung gerissen. Sowohl<br />
der 59-jährige Fahrer als auch seine gleichaltrige<br />
Begleiterin sind unverletzt. Kräfte der Abteilung<br />
Ruit der Freiwilligen Feuerwehr Ostfildern ziehen<br />
zusammen mit Mitarbeitern eines Abschleppunternehmens<br />
das Fahrzeug aus dem Haus. Danach entfernen<br />
sie die Tür samt Rahmen und verschließen<br />
den Eingangsbereich mit Holzplatten.<br />
Kräfte tragen in Ostfildern den Rahmen<br />
einer zerstörten Eingangstür weg. In diese<br />
war zuvor ein Pkw-Fahrer gekracht. Foto: SDMG<br />
Foto: Kantonspolizei Graubünden<br />
Feuerwehrkräfte fluten Bunkeranlage<br />
Bautzen (SN) – In Bautzen<br />
steigt dichter Qualm<br />
aus einer Bunkeranlage auf.<br />
Mehrere darin entsorgte<br />
Reifen stehen in Flammen.<br />
Zum Löscheinsatz rücken<br />
Kräfte der Berufsfeuerwehr<br />
In Bautzen brennt es in<br />
einem Bunker. Kräfte der<br />
Feuerwehr fluten die<br />
Anlage mit Schaum.<br />
Foto: Lausitznews<br />
Bautzen sowie der Ortswehren<br />
Mitte und Niederkaina<br />
an. Die Feuerwehrleute<br />
löschen zunächst mit Wasser<br />
und fluten den Bunker anschließend<br />
mit Schaum. Die<br />
Polizei nimmt die Ermittlungen<br />
zur Brandursache auf.<br />
Täglich aktuelle Nachrichten!<br />
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Nachrichten<br />
Wohnwagen in Trümmern<br />
Kühdorf (TH) – Ein Hyundai-Fahrer gerät auf einer<br />
Bundesstraße bei Kühdorf (Kreis Greiz) auf die Gegenfahrbahn.<br />
Dort kollidiert er mit einem Lkw, einem Renault<br />
sowie einem Mercedes samt Wohnwagen. Fahrer<br />
und Beifahrerin des Hyundai werden durch den Zusammenprall<br />
schwer verletzt.<br />
Kräfte der Feuerwehren aus Langenwetzendorf, Daßlitz<br />
und Wildetaube rücken aus. Mithilfe von Schere und<br />
Spreizer befreien die Kräfte den eingeklemmten Fahrer aus<br />
seinem Wagen. Mitarbeiter der DRF Luftrettung befördern<br />
ihn im Anschluss mit einem Helikopter in eine Klinik, während<br />
eine Rettungswagen-Besatzung den Transport seiner<br />
Begleiterin übernimmt. Unter den ansonsten unverletzten<br />
Personen befindet sich auch eine sechsköpfige Familie, deren<br />
Wohnwagen durch den Unfall zerstört worden ist. Die<br />
Feuerwehrleute räumen Trümmer in zwei Schuttcontainer<br />
und helfen bei der Bergung der Überreste.<br />
Mit Schaum bekämpfen Feuerwehrleute einen Lkw-Brand auf der A 3 bei Marktheidenfeld.<br />
Die Ladung des Sattelzugs besteht aus Sägemehl.<br />
Sägemehl erschwert<br />
Löscharbeiten<br />
Marktheidenfeld (BY) – Auf einem<br />
Baustellenabschnitt auf der<br />
A 3 bei Marktheidenfeld (Kreis<br />
Main-Spessart) gerät ein mit Sägemehl<br />
beladener Lkw in Brand. Als<br />
der 36-jährige Fahrer das Feuer<br />
bemerkt, stellt er den Sattelzug am<br />
Fahrbahnrand ab und bringt sich in<br />
Sicherheit. Kräfte der Freiwilligen<br />
Feuerwehren Altfeld, Esselbach,<br />
Marktheidenfeld, Weibersbrunn<br />
und Waldaschaff sind kurz darauf<br />
vor Ort. Mittlerweile steht die Zugmaschine<br />
in Vollbrand und auch<br />
Teile der Ladefläche sind bereits<br />
betroffen.<br />
Da es durch das verwirbelte Sägemehl<br />
immer wieder zu Durchzündungen<br />
kommt, gestalten sich<br />
die Löscharbeiten schwierig. Kameraden<br />
mit mehreren TLF stellen<br />
die Wasserversorgung sicher. Um<br />
Glutnester im Inneren des Sattelaufliegers<br />
zu bekämpfen, rücken<br />
Kräfte des THW samt Radlader an.<br />
Erst nach 2 Stunden ist das Feuer<br />
gelöscht und die 100 Kräfte können<br />
den Einsatz beenden.<br />
Foto: Rottmann<br />
Aufräumarbeiten: Nach einem Unfall bei Kühdorf helfen<br />
Feuerwehrleute dabei, die Überreste eines zerstörten<br />
Wohnwagens zu beseitigen.<br />
Foto: News5<br />
Täglich aktuelle Nachrichten!<br />
feuerwehrmagazin.de<br />
Flieder sorgt für Feuerwehr-Einsatz<br />
Hamburg – Eine Anruferin<br />
meldet sich in<br />
Hamburg bei der Rettungsleitstelle:<br />
Ihr sei<br />
Brandgeruch aufgefallen.<br />
Sofort werden ein<br />
Löschzug der BF und<br />
Kräfte der Freiwilligen<br />
Feuerwehr zu der Adresse<br />
in Hamburg-Altona<br />
geschickt. Vor Ort können<br />
die Einsatzkräfte<br />
jedoch keine Rauchentwicklung<br />
und auch keinen<br />
eindeutigen Brandgeruch<br />
feststellen. Eine<br />
Erkundung ergibt, dass<br />
wohl der Duft eines in<br />
voller Blüte stehenden<br />
Flieders an Brandgeruch<br />
erinnert hat.<br />
10 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Messerattacke<br />
auf Kräfte<br />
Ehrenkirchen (BW) – Bei einem Dorffest<br />
in Ehrenkirchen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald)<br />
übernehmen Einsatzkräfte<br />
der FF im Rahmen einer Nachtwache Sicherheitsaufgaben.<br />
Dabei kommt es zu einem<br />
folgenschweren Zwischenfall: Feuerwehrleute<br />
bitten einen 36-Jährigen nach einer<br />
verbalen Auseinandersetzung in einem<br />
Festzelt, zu gehen. Der Mann verschwindet<br />
und kommt kurz darauf mit einem Küchenmesser<br />
zurück. Mit diesem zerschneidet er<br />
erst Teile des Zeltes und sticht anschließend<br />
einem 31-jährigen Feuerwehrmann<br />
in Bauch und Schulter. Während der Messerstecher<br />
die Flucht ergreift, nimmt ein<br />
58-jähriges Mitglied der FF die Verfolgung<br />
auf. Als der Feuerwehrmann den Täter<br />
erreicht, geht dieser mit dem Messer auf<br />
die Einsatzkraft los und verletzt den Mann<br />
leicht an Rücken und Schulter.<br />
Wenig später kämpfen Ärzte um das<br />
Leben des 31-jährigen Feuerwehrmanns,<br />
das nur durch eine Notoperation gerettet<br />
werden kann. Polizeibeamte nehmen den<br />
Täter in unmittelbarer Nähe zum Festgelände<br />
in Gewahrsam. Ein Richter ordnet<br />
Untersuchungshaft an.<br />
Fernseh-Tipps<br />
Wann: am 28. Juli um 22.30 Uhr<br />
Wo: MDR Fernsehen<br />
Was: Protokoll einer Katastrophe: Das Inferno – Baikonur<br />
1960. Es sind keine Bilder aus einem Actionstreifen,<br />
sondern dokumentarische Filmsequenzen:<br />
Schlag lichter der schlimmsten Katastrophe in der Geschichte<br />
der Raumfahrt, bei der eine Interkontinentalrakete<br />
explodiert ist und 126 Menschen starben. In der<br />
Dokumentation kommen Zeit zeugen zu Wort, die über<br />
die Hintergründe des Geschehens offen sprechen.<br />
Wann: am 29. Juli um 19.30 Uhr<br />
Wo: Deutschlandfunk Kultur (Radio)<br />
Was: Albtraum Arbeitsplatz – Vom Umgang mit<br />
berufsbedingten Traumatisierungen. Extreme<br />
negative Erlebnisse können seelisch krank machen.<br />
In dieser Hörfunk-Sendung wird gezeigt, wie Betroffene<br />
und Therapeuten, aber auch Arbeitgeber,<br />
Berufsorganisationen und das Gesundheitssystem<br />
mit dem Thema umgehen.<br />
Wann: am 31. Juli um 20.45 Uhr<br />
Wo: MDR Fernsehen<br />
Was: Land der Nichtschwimmer – Unterschätztes<br />
Risiko. 504 Badetote gab es laut DLRG in Deutschland<br />
2018. Ist die Bundesrepublik ein Land der<br />
Nichtschwimmer? In der Reportage beschäftigt sich<br />
die Autorin mit dem Rettungsschwimmermangel,<br />
unzureichendem Schwimmunterricht sowie<br />
den Gefahren von Seen, Flüssen und Bächen.<br />
Wann: am 31. Juli um 21 Uhr<br />
Wo: hr-fernsehen<br />
Was: Mittendrin – Flughafen Frankfurt. Innerhalb<br />
von 3 Minuten müssen Feuerwehrleute jeden Ort auf<br />
dem Frankfurter Flughafen erreichen, sonst erlischt<br />
die Betriebserlaubnis. In der zehnten Folge der Doku-<br />
Reihe begleiten die Autoren wieder Einsatzkräfte bei<br />
ihrer Arbeit. Folge 11: 7. August um 21 Uhr.<br />
Wann: am 6. August um 16.25 Uhr<br />
Wo: arte<br />
Was: Xenius: Moderne Feuerwehr – Gerüstet für<br />
den Ernstfall. In dem Wissensmagazin sprechen<br />
die Moderatoren mit zwei Einsatzkräfte der Flughafenfeuerwehr<br />
Berlin-Schönefeld über Risiken<br />
und Ängste. Außerdem lernen sie den Alltag der<br />
Feuerwehrleute kennen.<br />
Wann: am 8. August um 16.25 Uhr<br />
Wo: arte<br />
Was: Xenius: Hilfsorganisationen – Wie sie das<br />
Helfen organisieren! Wie koordinieren Hilfsorganisationen<br />
eigentlich ihre weltweiten Einsätze? Das<br />
Wissens magazin stellt ein Warenlager von UNICEF<br />
vor, in dem sich zahlreiche Hilfsgüter stapeln.<br />
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Nachrichten<br />
In Hamburg ist ein<br />
Skipper mit seinem<br />
Motorboot auf die<br />
Uferbefestigung<br />
geraten. Feuerwehrkräfte<br />
sichern es mit<br />
Rundschlingen.<br />
Foto: NEWS & ART<br />
Ebbe überrascht Skipper<br />
Hamburg – Die Ebbe macht einem<br />
Skipper auf der Elbe im Hamburger<br />
Stadtteil Kirchwerder zu schaffen. Er<br />
läuft mit seinem 12-Meter-Motorboot<br />
auf die Uferbefestigung auf. Zur Technischen<br />
Hilfeleistung rücken die Feuerwehren<br />
aus Warwisch, Kirchwerder-Süd<br />
und die BF Bergedorf an. Die<br />
Brandschutzsünde des Monats<br />
Im Ernstfall kann Deko hinderlich sein.<br />
Das dachte sich auch unser freier<br />
Mitarbeiter Uwe Bunzel und hat uns auf<br />
ein Buch- und Zeitschriftengeschäft im<br />
Frankfurter Hauptbahnhof hingewiesen.<br />
„Ein mitten im Verkaufsraum eingebauter<br />
Wandhydrant ist mit Waren so verhangen<br />
und dekoriert, dass dieser für einen Laien<br />
nicht mehr sofort erkennbar ist“, schildert<br />
Bunzel die bedenkliche Situation und weist<br />
darauf hin, dass der Wandhydrant „somit<br />
nicht als Löscheinrichtung zur Bekämpfung<br />
eines Entstehungsbrandes genutzt werden<br />
kann.“ Traurig: Bereits in Ausgabe 10/2017<br />
hatten wir auf den Missstand in dem<br />
Geschäft hingewiesen. Seit damals hat<br />
sich nichts geändert.<br />
Kräfte sichern das Wasserfahrzeug<br />
mit Bandschlingen und verhindern,<br />
dass es unkontrolliert abrutscht. Eine<br />
aufwendige Bergung des Bootes muss<br />
nicht erfolgen, da es lediglich leichte<br />
Beschädigungen aufweist. Stunden<br />
später befreit die einsetzende Flut das<br />
Wasserfahrzeug.<br />
<br />
Verkehrte Welt: In einem Geschäft<br />
im Frankfurter Hauptbahnhof liegt<br />
der Fokus eher auf Deko als auf<br />
Brandbekämpfung. [2423]<br />
Foto: Bunzel<br />
Mobbing löst<br />
Großeinsatz aus<br />
Höchstädt (BY) – Zwei 9-Jährige geben sich in<br />
Höchstädt an der Donau (Kreis Dillingen) für einen<br />
Mitschüler aus und setzen einen Notruf ab. Das<br />
Haus, in dem sich noch die Eltern befänden, stehe<br />
in Flammen. Ein Großaufgebot der Feuerwehren<br />
Höchstädt, Lutzingen, Unterliezheim und Schwennebach<br />
sowie zwei Rettungswagen-Besatzungen eilen<br />
zur Einsatzstelle. Dort treffen die Kräfte auf den<br />
verdutzten Eigentümer. Dieser ist unverletzt und<br />
weiß nichts von einem Feuer.<br />
Bei ihren Ermittlungen stoßen Polizeibeamte auf<br />
die 9-Jährigen, die mit ihrem Anruf bei der Leitstelle<br />
einem Mitschüler Schaden zufügen wollten. Gegen<br />
sie wird nun wegen des Missbrauchs von Notrufen<br />
ermittelt. Eine Bestrafung müssen sie zwar nicht befürchten,<br />
allerdings wird der Fall aktenkundig.<br />
Spielzeugkiste brennt<br />
Wetzlar (HE) – In einem Kinderzimmer bricht in<br />
Wetzlar (Lahn-Dill-Kreis) plötzlich ein Feuer aus. Ein<br />
10-jähriger Junge – der alleine zu Hause ist – handelt<br />
vorbildlich: Er schließt die Zimmertür, setzt einen<br />
Notruf ab und bringt sich auf einem Balkon in Sicherheit.<br />
Feuerwehr und Rettungsdienst sind wenige<br />
Augenblicke später vor Ort. Über den Ausleger eines<br />
Teleskopmastes retten die Kräfte den Jungen vom Balkon<br />
im ersten Obergeschoss des Mehrfamilienhauses.<br />
Parallel dringen Feuerwehrleute unter Atemschutz in<br />
die stark verrauchte Wohnung ein. Im Kinderzimmer<br />
löschen sie eine brennende Spielzeugkiste.<br />
12 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Foto: Feuerwehr Lübeck<br />
An einem<br />
Steilufer<br />
in Lübeck-<br />
Travemünde<br />
nutzen<br />
Einsatzkräfte<br />
einen<br />
Traktor<br />
für die<br />
Patientenrettung.<br />
Rettung per Traktor<br />
Lübeck (SH) – Spaziergänger finden an einem Steilufer<br />
in Lübeck-Travemünde eine bewusstlose Person. Zwar<br />
wählen die Passanten den Notruf, sie können allerdings<br />
nicht genau angeben, wo sie sich befinden. Aus diesem<br />
Grund alarmiert der Leitstellen-Disponent eine Einheit<br />
der Wache 3 der Berufsfeuerwehr Lübeck sowie die FF<br />
Travemünde und einen Rettungshubschrauber (RTH).<br />
Auch Kräfte mit einem Feuerwehrboot unterstützen die<br />
Suchaktion von der Ostsee aus.<br />
Schließlich entdeckt die RTH-Besatzung die Person.<br />
Eine Landung ist jedoch nicht möglich. Kurzerhand nutzen<br />
die Kräfte auf dem Land einen kleinen Traktor samt<br />
Anhänger eines städtischen Betriebshofes, um zur Einsatzstelle<br />
zu gelangen. Da ein fußläufiger Transport des<br />
Betroffenen zu aufwändig ist, entscheiden sich die Feuerwehrleute<br />
erneut für den Traktor. Wenig später und auf<br />
einer befestigten Straße übernimmt eine Rettungswagen-<br />
Besatzung den Transfer zum Krankenhaus.<br />
Foto: Berufsfeuerwehr München<br />
Abstecher in dreckige<br />
Abwassergrube<br />
Gera (TH) – In Gera bricht ein Schaf durch<br />
die Abdeckung einer Abwassergrube. Das Tier<br />
kämpft ums Überleben. Ein Taucher und die Höhenrettungsgruppe<br />
der Berufsfeuerwehr werden<br />
alarmiert und eilen dem Schaf zu Hilfe. Der Taucher<br />
steigt in die trübe Brühe hinab und legt dem<br />
verängstigten Vierbeiner einen Haltegurt an. Mit<br />
einer Leine ziehen die Einsatzkräfte das Schaf<br />
langsam nach oben. Bereits nach 12 Minuten ist<br />
der Einsatz beendet und das Tier wohlauf.<br />
Straßenbahn wieder eingegleist<br />
Ein Taucher bereitet in Gera<br />
die Rettung eines Schafs vor.<br />
Das Tier war zuvor in eine Abwassergrube<br />
gestürzt.<br />
München (BY) – Teile eines Fahrrad-<br />
Kettenschlosses sorgen dafür, dass im<br />
Münchener Stadtteil Schwabing eine<br />
Straßenbahn entgleist. Kräfte der Berufsfeuerwehr<br />
sperren den Einsatzort<br />
ab. Dann ist Muskelkraft gefragt: Unterstützt<br />
durch die Seilwinde eines Rüstwagens<br />
schieben Feuerwehrleute und Polizisten<br />
die Bahn wieder in die Spur. Nach<br />
einer Stunde kann die Tram ihre Fahrt<br />
fortsetzen. Parallel nehmen Polizeikräfte<br />
Ermittlungen auf, da der Verdacht besteht,<br />
dass das Kettenschloss vorsätzlich<br />
in die Schienenfugen gelegt worden war.<br />
Aufgereiht: Einsatzkräfte der BF<br />
München schieben eine Straßenbahn<br />
zurück in die Fahrspur.<br />
Foto: Feuerwehr Gera<br />
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Reportage<br />
Gruppenfoto der FF Friedrichskoog<br />
im ehemaligen Hafen. Er wurde<br />
vom Land stillgelegt. Im Hintergrund<br />
die Indoor-Spielewelt<br />
„Wal Willi“, eine der Attraktionen<br />
des Ortes. 47 Frauen und<br />
Männer sind in der Einsatzabteilung<br />
aktiv, 26 Mädchen und<br />
Jungen gehören der Jugendfeuerwehr<br />
an.<br />
<br />
Ursprünglich hatte die FF Friedrichskoog (SH) nur ein<br />
Löschgruppenfahrzeug 8 zur Verfügung. Doch das reichte<br />
vorn und hinten nicht, um das 54 Quadratkilometer große<br />
Einsatzgebiet mit Landstation einer Pipeline und großen<br />
Tanks für Erdöl zu schützen. So beschaffte die Gemeinde<br />
mehrere Gebraucht fahrzeuge, die Feuerwehr passte<br />
sie den örtlichen Gegebenheiten an.<br />
Mehr Schafe als Einwohner, 54 Quadratkilometer<br />
komplett ein gedeichtes<br />
flaches Land, einmal quer<br />
durch die Hauptstraße. Das ist Friedrichskoog<br />
(Kreis Dithmarschen) mit der 8 Kilometer<br />
langen Koogstraße an der Nordseeküste in<br />
Schleswig-Holstein. Für unsere Leser in Süddeutschland:<br />
Als Koog wird ein durch Deichbau<br />
und Entwässerung aus der See gewonnenes<br />
Marschland bezeichnet. Rund 2.500 Einwohner<br />
zählt die Gemeinde. Der Feuerwehr<br />
14 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Als Koog<br />
werden Landstriche<br />
bezeichnet,<br />
die der<br />
Mensch dem<br />
Meer durch<br />
Eindeichung und<br />
Entwässerung<br />
abgerungen hat.<br />
g<br />
gehören 47 Aktive an. Ein Einsatzleitwagen<br />
(ELW) 1, ein Löschgruppenfahrzeug (LF) 24,<br />
ein LF 16-TS, ein Rüstwagen (RW) 2 und ein<br />
Mannschaftstransportwagen (MTW) stehen<br />
aktuell im Feuerwehrhaus am Tjarksweg für<br />
Einsätze und Übungen bereit. Doch das war<br />
nicht immer so.<br />
„Als ich 1992 hier nach Friedrichskoog<br />
und in die Feuerwehr gekommen bin,<br />
stand uns nur ein LF 8 zur Verfügung“, erinnert<br />
sich Peter Sassenroth. Der 60-Jährige<br />
ist seit 2007 Wehrführer in Friedrichskoog.<br />
Ursprünglich stammt er aus dem Ruhrgebiet,<br />
wollte dann aber ans Meer ziehen. In<br />
Friedrichskoog fand er ein Haus und bewarb<br />
sich dann erfolgreich auf eine Stelle<br />
bei der BF Hamburg. „Ich bin seit meinem<br />
18. Lebensjahr in der FF, da war klar, dass<br />
ich hier wieder aktiv einsteige“, sagt Sassenroth.<br />
Seit seinem altersbedingten Ausstieg<br />
bei der BF Hamburg kann er sich ganz dem<br />
„Hobby“ FF widmen.<br />
Friedrichskoog befindet sich auf einer<br />
Halbinsel. Das Gemeindegebiet entstand<br />
über Jahrhunderte durch Entwässerung<br />
und Deichbau im Marschland der Nordsee.<br />
Vor 150 Jahren hätten Besucher noch nasse<br />
Füße bekommen, wären sie dort unterwegs<br />
gewesen, wo sich heute die Siedlungen<br />
Friedrichskoog-Ort und Friedrichskoog-<br />
Spitze befinden. Einen fast 7.000 Meter<br />
breiten Streifen Land haben die Menschen<br />
der Nordsee in Dithmarschen abgerungen.<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 15
Reportage<br />
Sie nutzen die fruchtbare Erde vor allem,<br />
um Gemüse anzubauen, primär Kohl, aber<br />
auch Karotten und Zuckerrüben. Und draußen<br />
im Wattenmeer, das zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
gehört, wird Erdöl gefördert – auf<br />
Deutschlands einziger Ölbohrinsel, der Mittelplate<br />
(siehe Feuerwehr-Magazin 9/2012).<br />
Seit 2005 führt eine Pipeline durch das Watt<br />
an Land – nach Dieksand in Friedrichskoog.<br />
Jährlich werden etwa 1,6 Millionen Tonnen<br />
Öl auf diesem Weg zum Festland gepumpt.<br />
Auf 55.000 Quadratmetern betreibt das<br />
Unternehmen Wintershall die so genannte<br />
Landstation. Kernstück sind vier Flachbodentanks<br />
mit jeweils 2.500 Kubikmeter Fassungsvermögen.<br />
Von hier aus gelangt das<br />
vom Wasser getrennte Öl über Pipelines<br />
nach Brunsbüttel und zur Erdölraffinerie in<br />
Hemmingstedt bei Heide.<br />
„Die Landstation ist mit Abstand unser<br />
größtes Gefahrenpotential im Ort“, sagt<br />
Sassenroth. Und dennoch war die örtliche<br />
Feuerwehr bis vor einigen Jahren nicht<br />
komplett zuständig, sondern nur für den<br />
Brandschutz in den Verwaltungsgebäuden.<br />
„Bis dato wären Einsatzkräfte aus Brunsbüttel<br />
oder Hemmingstedt mit dem nötigen<br />
Equipment gekommen, wenn etwas<br />
mit den Tanks gewesen wäre“, erinnert sich<br />
der Wehrführer.<br />
„Die Betreiber haben über die Jahre aber<br />
richtig in den Brandschutz investiert, unter<br />
anderem in eine Leistungssteigerung<br />
der Verstärkerpumpen, in einen Schaummittelvorrat<br />
von 18.000 Litern, in stationäre<br />
Löschanlagen und unsere Fortbildung.<br />
Denn wir haben Vorschläge erstellt, die<br />
uns in einem neuen Einsatzkonzept den<br />
Erstangriff ermöglichen“, sagt Sassenroth.<br />
An der Feuerwehr-Akademie in Hamburg<br />
wurden Schaumübungen absolviert. Und<br />
Wintershall ließ sogar einen Spezialisten aus<br />
Österreich einfliegen, um die Friedrichskooger<br />
Feuerwehrleute auszubilden. Seit 2017<br />
ist das neue Konzept umgesetzt.<br />
„Insgesamt ist die Versorgung mit Wasser<br />
aus dem Hydrantennetz bei uns eher mager.<br />
Dank eines 800 Kubikmeter fassenden unterirdischen<br />
Löschwassertanks an der Landstation<br />
können wir dort aber auf ausreichend<br />
Löschwasser zurückgreifen“, sagt Sassenroth.<br />
Für Brandeinsätze in den anderen Ortsteilen<br />
und den oftmals abgelegenen Bauernhöfen<br />
besitzt die FF Friedrichskoog ein spezielles<br />
LF 24. Das Fahrzeug hatte Schlingmann 1991<br />
auf einem Mercedes 1735 aufgebaut. Erstbesitzer<br />
war die BF Wuppertal (NW). Über einen<br />
Händler für gebrauchte Feuerwehrfahrzeuge<br />
gelangte das Löschfahrzeug 2009 schließlich<br />
an die Nordsee.<br />
Innerhalb der FF Friedrichskoog gibt es<br />
einige Tüftler, die das LF 24 in Eigenleistung<br />
umgebaut haben. „Unsere örtliche<br />
Eine kleine<br />
Atemschutzwerkstatt<br />
für<br />
die nötigsten<br />
Arbeiten an den<br />
Atemschutzgeräten<br />
steht im<br />
Feuerwehrhaus<br />
zur Verfügung.<br />
Im Flur zu den Fahrzeughallen<br />
hängt dieser Monitor. Dank der<br />
App Alamos kann die Einsatzleitung<br />
sehen, welche Kräfte verfügbar<br />
sind.<br />
Im Erweiterungsbau<br />
sind<br />
die Umkleideräume<br />
für Frauen<br />
und Männer<br />
untergebracht.<br />
Beide haben<br />
Zugänge vom<br />
rückwärtigen<br />
Parkplatz.<br />
Das Feuerwehrhaus der FF Friedrichskoog befindet sich an der<br />
Tjarkstraße. Der 2000 errichtete Hauptteil (links) wurde durch<br />
einen 2017 bezogenen Anbau erweitert. Der Komplex bietet jetzt<br />
einen Stellplatz als Reserve für künftige Entwicklungen.<br />
16 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Wie aus großer Not eine dicke Freundschaft wurde…<br />
Im Jahr 2003 erlitt das LF 8 der FF<br />
Friedrichskoog einen wirtschaftlichen<br />
Totalschaden. Ersatz<br />
musste her – und zwar<br />
schnell. Wehrführer Peter<br />
Sassenroth nahm deshalb<br />
Kontakt zu seinen früheren<br />
Arbeitskollegen von der Feuerwehr<br />
Marl in Nordrhein-Westfalen auf.<br />
Der damalige Leiter der Feuerwehr,<br />
Peter Blomtrath, hörte sich das<br />
Problem an – und hatte gleich eine<br />
Lösung. Ein kurz vor der Ausmusterung<br />
stehendes LF 16-TS, noch<br />
auf einem Mercedes-Rundhauber,<br />
konnte er anbieten. Schnell wurde<br />
gut zu<br />
wissen<br />
man sich handelseinig, beide<br />
Kommunen stimmten zu.<br />
„Wir haben nicht schlecht<br />
gestaunt, denn im Preis<br />
war nicht nur das Fahrzeug,<br />
sondern auch ein<br />
Haufen Material, welches<br />
eine komplette Mannschaftskabine<br />
ausfüllte, enthalten“, so Sassenroth.<br />
Unter anderem eine TS<br />
8/8, die die Friedrichskooger noch<br />
heute auf ihrem selbst gebauten<br />
Anhänger „Brand“ einsetzen.<br />
Beim abendlichen Grillen in Marl<br />
lernten sich die Feuerwehrleute<br />
(Friedrichskoog war mit sechs<br />
Mann angereist) damals so gut<br />
kennen, dass noch am selben<br />
Abend eine Einladung zum<br />
Feuerwehr-Leistungsnachweis<br />
nach Haltern durch den Löschzug<br />
II (Alt-Marl) ausgesprochen<br />
wurde. Nach der Teilnahme dort<br />
folgte eine Gegeneinladung zum<br />
Sommerfest nach Friedrichskoog.<br />
Und so reisten einige Kameraden<br />
aus Alt-Marl in den hohen Norden.<br />
Seitdem besteht eine enge Freundschaft<br />
zwischen dem Löschzug<br />
II der Feuerwehr Marl und der FF<br />
Friedrichskoog. So ziert seit der<br />
Einweihung des neuen Feuerwehrhauses<br />
in Alt-Marl ein großer<br />
Findling aus Schleswig-Holstein<br />
den Hof. Ein ganz ähnlicher<br />
Brocken liegt in Friedrichskoog.<br />
<br />
Einen Findling<br />
wie diesen,<br />
der auch das<br />
Feuerwehrhaus<br />
in ihrer<br />
Gemeinde<br />
ziert, schenkten<br />
die Friedrichskooger<br />
Feuerwehrleute<br />
ihren<br />
Freunden<br />
der FF Marl.<br />
Kfz-Werkstatt und die Firma Schlingmann<br />
haben uns mit tollem Service zur Seite gestanden“,<br />
berichtet Sassenroth. Ein Tischler<br />
aus Reihen der Feuerwehr baute im Geräteraum<br />
(G) 1 auf der Fahrerseite aus wasserfest<br />
verleimten Holzplatten einen Schrank<br />
mit Atemschutzgeräten, einen Auszug für<br />
ein Hygieneboard und ein Abteil für Digitalfunkgeräte<br />
ein.<br />
Charlene Meier und Ole Borwieck von der Jugendfeuerwehr<br />
freuen sich über die Möglichkeiten, die ihr Gruppenraum mit<br />
Billard, Tischkicker und Dart bietet.<br />
Wehrführer Peter<br />
Sassenroth (60)<br />
arbeitete bis vor<br />
kurzem bei der BF<br />
Hamburg.<br />
Jugendwart<br />
Rüdiger Paulsen<br />
leitet die<br />
2005 ins Leben<br />
gerufene Nachwuchsabteilung<br />
der Feuerwehr.<br />
Frank Paulsen (58)<br />
ist Elektromeister<br />
und stellvertretender<br />
Wehrführer der<br />
FF Friedrichskoog.<br />
Löschwasserprobleme,<br />
wenn die Urlauber duschen<br />
Im Aufbau wurde der früher 1.600 Liter<br />
fassende Löschmitteltank durch einen<br />
zweiten Tank auf jetzt 3.000 Liter Inhalt<br />
vergrößert. Elektriker aus der Wehr sorgten<br />
für eine neue Verkabelung, am Heck wurde<br />
ein zusätzlicher Lichtmast montiert. „Das<br />
Fahrzeug haben wir sehr günstig beschafft,<br />
da waren dann noch Investitionen in den<br />
Ausbau möglich“, berichtet der Wehrführer.<br />
„Wenn im Sommer die Touristen vom<br />
Strand kommen und duschen gehen, dann<br />
kommt hier kaum noch Wasser aus den Hydranten.<br />
Deshalb war uns ein großer Tank<br />
wichtig“, so Sassenroth.<br />
Ergänzt wird das LF 24 durch ein LF 16-<br />
TS. Ziegler hat das Fahrzeug 1988 auf einem<br />
Mercedes 1222 aufgebaut. Früher kam es<br />
bei der Feuerwehr Marl (NW) zum Einsatz.<br />
„Wenn es außerhalb unserer Ortschaft<br />
brennt, dann brauchen wir Schläuche und<br />
Pumpenleistung. Beides haben wir auf dem<br />
LF 16-TS“, erklärt Fabian Witt, der Gerätewart<br />
der FF Friedrichskoog. Die im G1 eingeschobene<br />
Tragkraftspritze (TS) wird an der<br />
Wasser entnahmestelle eingesetzt, die Frontpumpe<br />
dann bei Bedarf zwischengeschaltet.<br />
Im Heck befinden sich Paletten mit B-<br />
Schläuchen in Buchten verlegt – insgesamt<br />
500 Meter. 460 Meter B-Schläuche werden<br />
als Rollschläuche mitgeführt. „Eigentlich ist<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 17
Reportage<br />
Auf der Rückseite ihrer Rosenbauer-Helme tragen<br />
alle Feuerwehrleute der Gemeinde ihren Ort und<br />
ihren Namen.<br />
Feuerwehrhaus am<br />
idealen Standort<br />
Das Feuerwehrhaus befindet sich am<br />
Tjarksweg, mitten in Friedrichskoog-Ort. Bei<br />
Alarm dauert es meistens nur etwa 3 Minuten,<br />
bis das erste Fahrzeug ausrückt. „Viele<br />
Kameraden wohnen oder arbeiten in der<br />
Nähe“, berichtet Sassenroth. Im Juni 2000<br />
war der Komplex mit seinen ursprünglich<br />
drei Stellplätzen errichtet worden. Doch weil<br />
sich der Fuhrpark der Wehr so grundlegend<br />
veränderte, wurde er schnell zu klein. Im Februar<br />
2009 fand eine routinemäßige Überprüfung<br />
durch die Hanseatische Feuerwehr-<br />
Un fall kasse Nord statt. Dabei stellte sie zahles<br />
eher ein Schlauchwagen“, meint Witt zu<br />
dem 2018 in Dienst gestellten Fahrzeug. Mit<br />
seinen mittlerweile 31 Jahren Einsatzdienst<br />
ist es ein echter „Alter Schatz“ (mindestens<br />
30 Jahre alt). Selbst ein H-Kennzeichen für<br />
ein historisches Fahrzeug wäre möglich.<br />
Schweizer Schnäppchen<br />
„Die Erfahrungen mit den gebrauchten<br />
Fahrzeugen sind bei uns bisher ausnahmslos<br />
positiv“, sagt Frank Paulsen, der stellvertretende<br />
Wehrführer der FF Friedrichskoog. Gerätewart<br />
Witt fügt hinzu: „Wir können dann<br />
den Ausbau so umsetzen, wie es für uns wichtig<br />
ist.“ So machten es die Aktiven auch bei<br />
ihrem Rüstwagen (RW) 2. „Wir haben hier oft<br />
Steckbrief Friedrichskoog<br />
Bundesland: Schleswig-Holstein.<br />
Kreis: Dithmarschen.<br />
Status: Gemeinde.<br />
Fläche: 53,35 km 2 .<br />
Höhe: 2 m über NHN.<br />
Einwohnerzahl: zirka 2.482.<br />
Ortsteile: Friedrichskoog, Friedrichskoog-Spitze,<br />
Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog,<br />
Dieksanderkoog und die unbewohnte Vogelschutzinsel<br />
Trischen.<br />
schwere Unfälle, deutlich<br />
mehr als zu meiner Zeit bei<br />
der BF“, erklärt Sassenroth.<br />
Bei solchen Lagen kam ursprünglich<br />
ein RW 1 aus dem<br />
früheren Katastrophenschutz<br />
und gegebenenfalls der an<br />
der Landstation stationierte<br />
Anhänger mit Equipment für die<br />
Ölschadenbekämpfung zum Einsatz. Doch<br />
das war nicht unproblematisch. „Als wir mit<br />
dem RW 1 mal auf der Waage waren, haben<br />
wir einen riesigen Schreck bekommen“, erinnert<br />
sich Sassenroth. Das Fahrzeug war hoffnungslos<br />
überladen.<br />
Bei Internet-Recherchen entdeckten die<br />
Dithmarscher dann das ideale Fahrzeug in<br />
der Schweiz. „Wir hatten einen Lkw-Schlossermeister<br />
zum Besichtigungstermin mitgenommen“,<br />
erzählt Sassenroth. „Als er das<br />
Fahrzeug gesehen hatte, riet er zum sofortigen<br />
Kauf.“ Das nötige Geld hatten die Feuerwehrleute<br />
dabei. So wurde die Heimreise<br />
dann mit dem zukünftigen RW 2 auf einem<br />
Mercedes 1428 angetreten. Vogt hatte den<br />
Aufbau 1991 ursprünglich als Gerätewagen<br />
Ölwehr gefertigt. Wegen der umfangreichen<br />
Beladung freuen sich die Kameraden bis heute<br />
über den Coup.<br />
Der „neue“ Rüstwagen verfügt im rückwärtigen<br />
Geräteraum sogar über eine<br />
Hochdrucklöschanlage. Sassenroth: „Beim<br />
Stichwort Verkehrsunfall rückt der RW als<br />
erstes Fahrzeug neben dem ELW aus. Sollte<br />
das Unfallfahrzeug vor Ort auch brennen,<br />
können wir mit der Hochdrucklöschanlage<br />
den Brand sofort bekämpfen.“ 100 Liter Wasser<br />
stehen im Tank zur Verfügung. Für den<br />
Erstangriff sei das in der Regel ausreichend.<br />
Weber lieferte den hydraulischen Rettungssatz<br />
für den RW 2. Auf dem LF 16-TS<br />
Nächstgelegene Großstadt: Neumünster<br />
liegt rund 85 km östlich, Hamburg rund 100<br />
km südöstlich.<br />
Sehenswürdigkeiten: Hochzeitsmühle, der<br />
alte Hafen, Nationalpark Schleswig-Holstei -<br />
n isches Wattenmeer, Seehundstation.<br />
Bekannte Unternehmen: Wintershall.<br />
Gefahrenschwerpunkte: Kurklinik, Landstation<br />
Dieksand mit vier Flachbodentanks<br />
(jeweils 2.500 Kubikmeter), Tourismus mit<br />
320.000 Übernachtungen pro Jahr.<br />
<br />
Vier jeweils 2.500 Kubikmeter<br />
fassende Flachtanks der Landstation<br />
sind das Herzstück der<br />
Landstation Dieksand. Hier wird<br />
im Wattenmeer gefördertes Rohöl<br />
aufgearbeitet und weitergeleitet.<br />
wird ein zweiter, älterer Satz als Ausfallreserve<br />
mitgeführt. „Der Bürgermeister war damals<br />
bei einer Übung dabei und wollte sich<br />
persönlich vergewissern, wie leistungsfähig<br />
die Schere und der Spreizer noch sind. Naja,<br />
und bei der Vorführung brach dann tatsächlich<br />
die Schere“, erklärt Witt. Sie wurde<br />
daraufhin instandgesetzt. Die Gemeinde<br />
bewilligte darüber hinaus die Beschaffung<br />
von neuen Geräten: einer Schere RSX200-<br />
107 und eines Spreizers SP 60.<br />
18 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Der RW 2 der FF Friedrichskoog wurde für eine<br />
Feuerwehr in der Schweiz als GW-Öl aufgebaut.<br />
Als Fahrgestell dient ein Mercedes 1428 von<br />
1991, den Aufbau fertigte die Firma Vogt.<br />
Im G4 führt der<br />
Rüstwagen der FF<br />
Friedrichskoog<br />
hydraulisches<br />
Rettungsgerät mit,<br />
das Nils Nörenberg<br />
(links) und David<br />
Löhr zeigen.<br />
David Löhr mit<br />
der Hochdrucklöschanlage,<br />
die<br />
im Heckgeräteraum<br />
des RW 2<br />
mitgeführt wird.<br />
reiche Mängel fest. Die Mannschaft musste<br />
sich beispielsweise hinter den Fahrzeugen<br />
in der Halle umziehen.<br />
Nach einer Erinnerung zur Abstellung<br />
der Mängel ging es dann ganz schnell: Die<br />
Gemeinde beauftragte ein Architektenbüro<br />
mit der Planung eines Anbaus. Denn am<br />
Standort wollte die Feuerwehr festhalten.<br />
Insgesamt drei neue Stellplätze, zwei Umkleideräume<br />
mit<br />
Sanitärräumen sowie eine neue Werkstatt,<br />
eine Atemschutzwerkstatt und ein Lager<br />
kamen hinzu.<br />
Im Alarmfall erfolgt der Zugang seit der<br />
Inbetriebnahme der Erweiterung im Januar<br />
2018 durch eine rückwärtige Tür getrennt<br />
in die Umkleiden für Männer und Frauen.<br />
Beide Wege führen dann über einen Flur in<br />
die Fahrzeughalle, in der aktuell der ELW 1<br />
und das LF 24 stehen. Der dritte Stellplatz ist<br />
frei. Ein Durchbruch führt in die alte Halle,<br />
die Platz für das LF 16-TS, den RW 2 und den<br />
MTW bietet.<br />
Auf zwei Dachflächen der Feuerwache<br />
wird übrigens Strom erzeugt – über eine<br />
Photovoltaikanlage. Der Strom wird ins öffentliche<br />
Netz eingespeist.<br />
Jugendfeuerwehr<br />
und Ersthelfer<br />
„Wir sind für die nächsten Jahre gut aufgestellt,<br />
selbst wenn wir nach den Vorgaben<br />
des Feuerwehrbedarfsplans, der regelmäßig<br />
den Entwicklungen angepasst werden muss,<br />
weiterwachsen sollten“, sagt Sassenroth. Im<br />
e<br />
Diesen Mannschafts<br />
transportwagen<br />
auf<br />
Basis eines<br />
Renault Master<br />
(Baujahr 2006)<br />
nutzt auch<br />
die Jugendfeuerwehr.<br />
Fahrzeuge FF Friedrichskoog<br />
Typ Fahrgestell Aufbau Bauj.<br />
ELW 1 Mercedes Sprinter 316 CDI Nordsysteme 2010<br />
LF 24 Mercedes 1735 Schlingmann 1991<br />
LF 16-TS Mercedes 1222 Ziegler 1988<br />
RW 2 Mercedes 1428 Vogt 1991<br />
MTW Renault Master eigen 2006<br />
Anhänger<br />
eigen<br />
Brand<br />
Anhänger Öl<br />
eigen<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 19
Reportage<br />
Der 2010 gebaute Mercedes Sprinter 316 CDI führte zunächst ein ziviles<br />
Leben, ehe er 2013 zur FF Friedrichskoog kam. Den Ausbau zum ELW 1<br />
nahm die Firma Nordsysteme vor.<br />
Frank Paulsen im ELW,<br />
der einen Compute r-<br />
arbeitsplatz bietet.<br />
Die Software auf dem Computer<br />
im ELW und den Tablets in den<br />
Löschfahrzeugen zeigt auf einer<br />
Karte unter anderem die Standorte<br />
der Hydranten mit Foto an.<br />
Altbau befindet sich im Erdgeschoss auch<br />
ein Unterrichtsraum mit angeschlossener<br />
kleiner Küche. Darüber hat die Jugendfeuerwehr<br />
im Dachgeschoss ihr Domizil. Billard,<br />
Tischkicker, Dart, eine Sofaecke und eine<br />
Kantine stehen den 25 Mädchen und Jungen<br />
der Nachwuchsabteilung hier zur Verfügung.<br />
„Das wurde 2005 bei Gründung der Jugendfeuerwehr<br />
alles in Eigenleistung ausgebaut“,<br />
erzählt Jugendwart Rüdiger Paulsen.<br />
„Bei einer Unterstützung durch geeignete<br />
Betreuer könnten wir sicher auch eine<br />
Kinderabteilung aufziehen“, meint er. Denn<br />
neben dem Sportverein im Ort bietet die<br />
Feuerwehr so ziemlich das einzige Freizeitangebot.<br />
„Wenn die Jugendlichen den<br />
Gruppenraum für eigene Aktivitäten nutzen<br />
wollen, ist das kein Problem. Wir schließen<br />
ihnen auf oder überlassen den älteren Mitgliedern<br />
den Schlüssel“, sagt Paulsen. Alle 14<br />
Tage treffen sich die Mädchen und Jungen<br />
zur Ausbildung. „Es wechseln auch jedes<br />
Jahr Mitglieder in die Einsatzabteilung und<br />
bleiben dabei“, freut sich der Jugendwart.<br />
Seit 2005 wurden bereits 15 Einsatzkräfte<br />
aus der Nachwuchsabteilung übernommen.<br />
Eine weitere besondere Gruppe innerhalb<br />
der Feuerwehr ist die der Ersthelfer. Diese<br />
haben auf ihren Funkmeldeempfängern eine<br />
eigene Schleife und werden von der Kooperativen<br />
Leitstelle West (Feuerwehr, Rettungsdienst<br />
und Polizei) in Elmshorn bei medizinischen<br />
Notfällen zur Erstversorgung von<br />
Patienten alarmiert. Keine First Responder im<br />
klassischen Sinne, aber eben Feuerwehrleute<br />
mit erweiterten Erste Hilfe-Kenntnissen. Ausbilder<br />
ist Feuerwehrmann Stefan Preuß.<br />
„Einmal im Quartal treffen wir uns zur<br />
Ausbildung“, erzählt der Notfallsanitäter,<br />
der hauptberuflich bei der Rettungsdienst-<br />
Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH)<br />
arbeitet. Ihr Equipment haben die Ersthelfer<br />
auf dem ELW 1 verlastet: unter anderem<br />
einen Notfallrucksack mit erweiterter<br />
Ausrüstung und einen Automatischen Externen<br />
Defibrillator. „Primär geht es um<br />
Basismaßnahmen und Reanimationen“,<br />
Ziegler baute das LF 16-TS der FF Friedrichskoog<br />
1988 auf einem Mercedes 1222 auf.<br />
berichtet Preuß. „Durch uns wird das ansonsten<br />
therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen<br />
des hauptamtlichen Rettungsdienstes<br />
verkürzt.“<br />
Der nächstgelegene Rettungswagen<br />
(RTW) ist im 10 Kilometer entfernten Trennewurth<br />
direkt an der B 5 stationiert. „Ist der<br />
anderweitig gebunden, wird die Anfahrt für<br />
20 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Nadine Dinse und Kevin Paulsen sind auch in<br />
der Ersthelfergruppe aktiv. Hier zeigen sie bei<br />
einem gestellten Fahrradunfall das Vorgehen.<br />
den dann ausrückenden RTW noch deutlich<br />
länger“, sagt der Notfallsanitäter. Ein<br />
Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) käme aus<br />
Heide oder Brunsbüttel.<br />
Der ELW 1 ist übrigens auch ein gebraucht<br />
beschafftes Fahrzeug. Der Mercedes Sprinter<br />
316 CDI (Baujahr 2010) hatte zunächst<br />
ein ziviles Leben. 2013 kaufte ihn die Feuerwehr<br />
und ließ ihn bei der Firma Nordsysteme<br />
nach ihren Wünschen technisch ausstatten.<br />
Er dient hauptsächlich Wehrführer Sassenroth<br />
und seinem Stellvertreter Paulsen als<br />
Einsatzfahrzeug. Hinter der Schiebetür ist<br />
ein Computerarbeitsplatz eingerichtet, unter<br />
anderem mit der Software Wasserkarte.<br />
info für Hydrantenstandorte. „Die haben wir<br />
aber auch auf unseren Löschfahrzeugen, und<br />
zwar auf Tablets“, sagt Paulsen. Die Standorte<br />
sind auf einer digitalen Karte markiert, wenn<br />
sie angeklickt werden, öffnet sich ein Bild des<br />
tatsächlichen Standortes. So wird das Auffinden<br />
am Einsatzort erleichtert.<br />
Ein System, das die Feuerwehr im ganzen<br />
Amt Marne-Nordsee mit seinen elf Wehren<br />
so nutzt. Das gilt auch für die Atemschutzüberwachung,<br />
die in einem einheitlichen<br />
System erfasst wird. „Über ein Tablet hat<br />
man Zugriff auf alle Atemschutzgeräteträger“,<br />
berichtet Sassenroth. Die Friedrichskooger<br />
tragen dazu auf ihren Helmen neben<br />
der Funknummer 35 auch noch ihre persönliche<br />
Nummer für den Atemschutzeinsatz.<br />
Diese ist in der Software hinterlegt.<br />
Nach einem schweren Unfall während<br />
einer Brandbekämpfung in Marne im Dezember<br />
2015 haben die Amtswehren ihre<br />
Ausbildung intensiviert. Zu einem Kameraden<br />
war damals der Kontakt abgebrochen,<br />
Rettungstrupps konnten ihn nur noch tot aus<br />
dem betroffenen Wohn- und Geschäftshaus<br />
holen. Sassenroth: „Jede Wehr greift auf dieselbe<br />
Technik zurück, wir können auch problemlos<br />
gemischte Trupps mit Kräften unter<br />
Mit dem selbst umgebauten Ölspurabstreu-Anhänger<br />
wurde früher Streusalz ausgebracht.<br />
schiedlicher Wehren einsetzen, weil durch<br />
die gemeinsame Überwachung alle nötigen<br />
Informationen zu den Trägern vorliegen.“ Die<br />
FF Helse pflegt das System zentral für alle.<br />
Warum es tagsüber<br />
nicht eng wird<br />
Überhaupt wird die Zusammenarbeit über<br />
Gemeindegrenzen hinweg im Amt großgeschrieben.<br />
„Tagsüber unter der Woche bekommen<br />
wir nur eine Gruppe zusammen, da<br />
geht es bei höheren Einsatzstichworten ohne<br />
die benachbarten Wehren nicht. Das Problem<br />
haben wir hier in der Region aber alle,<br />
deshalb funktioniert die Unterstützung auch<br />
so gut“, berichtet Wehrführer Sassenroth.<br />
Die Feuerwehren Dieksanderkoog (mit<br />
LF 8/6 und LF 8, Ortswehr der Gemeinde<br />
e<br />
Auf einem Auszug im Geräteraum<br />
1 des LF 16-TS wird eine<br />
Tragkraftspritze von Ziegler<br />
mitgeführt. Das Löschfahrzeug<br />
dient den Kameraden<br />
mit der Pumpenunterstützung<br />
zur Wasserförderung über<br />
lange Wegstrecken.<br />
Im G2 des LF 16-TS lagert ein älterer hydraulischer Rettungssatz<br />
(dient als Reserve).<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 21
Reportage<br />
Ungewöhnliches Fahrzeug bei einer relativ<br />
kleinen Wehr: Dieses LF 24 hat Schlingmann 1991<br />
auf einem Mercedes 1735 für die BF Wuppertal aufgebaut.<br />
Seit 2009 setzt es die FF Friedrichskoog ein.<br />
Manuel Koffler mit dem einfach selbst<br />
gebauten Kühlschrank. Eine ausziehbare<br />
Holzplatte dahinter dient als Halterung für<br />
Waschzeug und Papierhandtücher.<br />
Die Löschfahrzeuge<br />
führen Tablets mit,<br />
auf denen unter<br />
anderem Hydrantenpläne<br />
abrufbar sind.<br />
Die Aktiven der FF<br />
Friedrichskoog haben<br />
einige Änderungen<br />
an dem LF 24 vorgenommen.<br />
Im G1 findet<br />
sich ein Einbau aus<br />
wasserfest verleimten<br />
Holzplatten. Darin<br />
werden Atemschutzgeräte<br />
transportiert.<br />
Im G6 wird vor<br />
den Gefahren<br />
des dort untergebrachten<br />
Schnellangriffs<br />
gewarnt.<br />
22 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
Das LF 24 rückt<br />
mit 1/7 als<br />
Besatzung aus.<br />
Anstelle eines<br />
Sitzplatzes<br />
befindet sich<br />
auch bei der<br />
FF ein Gerätetower,<br />
wie<br />
er bei einer BF<br />
oft üblich ist.<br />
5 Tipps zum Kauf von<br />
gebrauchten Fahrzeugen<br />
Die Aktiven der FF Friedrichskoog<br />
setzen seit Jahren auf gebraucht<br />
beschaffte Fahrzeuge. Damit haben<br />
sie bisher ausschließlich<br />
gute Erfahrungen gemacht.<br />
Den großen Vorteil bei der<br />
Indienststellung gebrauchter<br />
Fahrzeuge sehen die Friedrichskooger<br />
in der Flexibilität durch kostengünstige<br />
Umbauten. 5 Tipps haben die Kameraden<br />
für Nachahmer.<br />
1 Im Internet bei einschlägigen Fahrzeughändlern<br />
recherchieren und<br />
Preise vergleichen. Kontakte zu anderen<br />
Feuerwehren nutzen und nach<br />
Ausmusterungen fragen.<br />
2 Nicht nur nach ehemaligen Einsatzfahrzeugen<br />
der Feuerwehr suchen.<br />
Eventuell mustern auch andere Hilfsorganisationen<br />
aus. Und für manche<br />
Einsatzzwecke eignen sich auch<br />
umgebaute Zivilfahrzeuge.<br />
3 Kompetenzen aus der Mannschaft<br />
in die Begutachtung der Fahrzeuge<br />
einbinden, beispielsweise den<br />
Lkw-Mechaniker.<br />
4 Bei langen Anfahrtswegen das<br />
Geld gleich mitnehmen, um direkt<br />
bezahlen zu können. Das erspart<br />
eine erneute Fahrt.<br />
gut zu<br />
wissen<br />
5 Für die meistens bei gebrauchten<br />
Einsatzfahrzeugen erforderlichen Umbauten<br />
sollten Platz und Manpower<br />
vorhanden sein. Eventuell lassen sich<br />
Sponsoren finden.
Friedrichskoog) und Kronprinzenkoog (mit<br />
LF 10/6) rücken oft nach Friedrichskoog-Ort<br />
oder -Spitze aus. Eine Drehleiter (DLAK)<br />
12/9 als Hubrettungsgerät würde bei Bedarf<br />
zunächst aus Marne anrücken, weitere<br />
Drehleitern (DLAK 23/12) kämen mit längerer<br />
Anfahrt aus Heide, Brunsbüttel oder Meldorf.<br />
Sassenroth setzt künftig auf noch mehr<br />
Zweitmitgliedschaften. So könnten tagsüber<br />
Kräfte, die eigentlich in anderen Wehren aktiv<br />
sind, aber in Friedrichskoog arbeiten, mit<br />
ausrücken. „Das ist eine gute Sache, bisher<br />
haben wir aber nur zwei solche Kräfte“, sagt<br />
der Wehrführer. Die Mannschaftsstärke<br />
müsste laut Feuerwehrbedarfsplan bei 54<br />
Einsatzkräften liegen, aktuell sind es 47.<br />
Um die Ausbildung der Feuerwehrleute<br />
kümmern sich hauptsächlich die Gruppenführer.<br />
Jeder Aktive soll dabei auf allen<br />
Fahrzeugen alles können. Die Gruppenführer<br />
stimmen den Dienstplan so ab, dass bei<br />
den Übungsabenden alle 2 Wochen immer<br />
im Wechsel Brandbekämpfung und Technische<br />
Hilfeleistung auf dem Plan stehen. „Mit<br />
der Ortswehr Dieksanderkoog arbeiten wir<br />
dabei auch eng zusammen“, berichtet Gruppenführer<br />
Matthias Claußen. Er nennt auch<br />
eine weitere Besonderheit, die die Lage im<br />
Koog an der Küste mit sich bringt: „In den<br />
Sommermonaten verdoppelt sich auf einen<br />
Schlag die Einwohnerzahl. Da passiert dann<br />
natürlich auch mehr als sonst.“<br />
320.000 Übernachtungen zählt die Tourismusbranche<br />
jährlich in Friedrichskoog. Claußen:<br />
„Durch Notrufe von Touristen kommt<br />
es häufig zu ungenauen Ortsangaben, wenn<br />
irgendwo etwas passiert. Haben wir einen<br />
Unfall auf der Koogstraße, dann rückt oft von<br />
der Wache ein Fahrzeug nach links und eines<br />
nach rechts aus, weil unklar ist, auf welcher<br />
Höhe sich der Unfallort auf der 8 Kilometer<br />
langen Straße befindet.“ Unter 20 Minuten sei<br />
wegen der Lage als Halbinsel auch keine Verstärkung<br />
von außerhalb zu erwarten, so Claußen.<br />
„Das müssen wir immer einberechnen.“<br />
Der Gruppenführer ist deshalb besonders<br />
froh über das LF 24 mit dem vergrößerten<br />
Tank. „Damit können wir uns zur Menschenrettung<br />
durch einen Angriffstrupp gut<br />
über die Zeit helfen“, sagt er. Da aus dem<br />
Hydrantennetz oft nicht genug Löschwasser<br />
entnommen werden kann, saugen die Friedrichskooger<br />
(in anderen Wehren meist verpönt)<br />
auch Brack- und Salzwasser an. „Wir<br />
spülen die Pumpen hinterher immer ordentlich<br />
und haben da auch noch keine wirklichen<br />
Probleme mit bekommen“, erklärt Witt.<br />
Um ordentlich Wasser einsetzen zu können,<br />
verfügt die FF Friedrichskoog über<br />
einen speziellen Anhänger – auch ein Eigenbau.<br />
Das Gestell bietet Platz für eine<br />
Tragkraftspritze und eine Schlauchhaspel.<br />
Darauf befinden sich elf B-Schläuche. Die TS<br />
8/8 stammt aus dem Jahr 1983. „Sie hat einen<br />
Limbach-Flugmotor mit 60 PS. Wir können<br />
damit 1.600 Liter pro Minute fördern“, so Witt.<br />
Auf dem Anhänger befindet sich ein Wasserwerfer,<br />
der mit drei B-Schläuchen gespeist<br />
werden kann. In erster Linie setzt die<br />
Wehr den Anhänger zur Wasserförderung<br />
über lange Wegstrecken ein, aber manchmal,<br />
wenn eine offene Wasserentnahmestelle<br />
in der Nähe ist, dient er auch zur direkten<br />
Brandbekämpfung.<br />
Und noch einen Anhänger besitzen<br />
die Aktiven. Aus einem ausgemusterten<br />
Streuanhänger des Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsamtes in Brunsbüttel, den sie<br />
geschenkt bekommen hatten, bauten sich<br />
die Friedrichskooger ein Fahrzeug für Einsätze<br />
bei Ölspuren. Der Anhänger wird im<br />
Bedarfsfall vom RW gezogen. Witt: „Oben<br />
schütten wir Ölbindemittel rein und können<br />
dann über die Ölspur fahren.“<br />
Vorsicht, Schießbetrieb<br />
Etwa 30 Einsätze pro Jahr fährt die FF<br />
Friedrichskoog. Sassenroth: „Etwas, was<br />
man sonst nur aus der Stadt kennt, wird<br />
auch bei uns mehr: Türöffnungen bei vermuteten<br />
Notfällen.“ Auch das Türöffnungswerkzeug<br />
ist auf dem ELW 1 an Bord, aber<br />
der Rüstwagen rückt bei entsprechenden<br />
Alarmierungen immer mit aus.<br />
Bei der Schutzbekleidung stellen die Friedrichskooger<br />
gerade auf den sandfarbenen<br />
Anzug Titan von S-Gard um. „Unsere Atemschutzgeräteträger<br />
sind bereits alle ausgestattet,<br />
für den Rest der Mannschaft ziehen wir<br />
nach“, berichtet der Gerätewart. Als Helm<br />
tragen die Feuerwehrleute den Hero Smart<br />
von Rosenbauer. Der hatte sich bei Tests innerhalb<br />
der Mannschaft durchgesetzt.<br />
Neben der Landstation Dieksand stellen<br />
ein Mutter-Kind-Kurheim mit 270 Betten,<br />
eine große Indoor-Spielarena am alten Hafen,<br />
wachsende Ferienhaussiedlungen und<br />
die Seehundstation (viele Besucher) besondere<br />
Anforderungen an die Feuerwehr. Der<br />
ehemalige Hafen wurde durch ein Sperrund<br />
Schöpfwerk verschlossen, dem Land<br />
waren die regelmäßigen Baggerarbeiten an<br />
der Ebbe und Flut ausgesetzten früheren<br />
Mit den Saugschläuchen<br />
eines der Löschfahrzeuge<br />
kann<br />
per TS direkt aus<br />
dem ehemaligen<br />
Hafen Wasser<br />
angesaugt und<br />
der Werfer gespeist<br />
werden.<br />
Primär dient der<br />
Anhänger Brand<br />
aber der Wasserförderung<br />
über<br />
lange Strecken.<br />
Hafenzufahrt zu aufwändig geworden. Das<br />
Schöpfwerk ist nötig, weil das Hinterland<br />
über den Hafen entwässert wird.<br />
In den Bereichen Wasserrettung und Höhenrettung<br />
ist die FF Friedrichskoog bisher<br />
nicht aktiv. „Die Arbeiter auf den Windkraftanlagen<br />
sind so ausgebildet, dass sie Kollegen<br />
notfalls retten könnten. Und in Sachen<br />
Wasserrettung führen wir Gespräche, ob wir<br />
uns da auf Amtsebene einbringen können“,<br />
sagt Sassenroth. Ein oder zwei entsprechende<br />
Einsätze mit im Watt verunglückten Touristen<br />
gibt es pro Jahr. Meistens kommen<br />
dann die Kräfte der Deutschen Gesellschaft<br />
zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit<br />
dem Rettungskreuzer aus Büsum oder ein<br />
Rettungshubschrauber zum Einsatz.<br />
„Und wenn eine der zahlreichen Windkraftanlagen<br />
in der Gemeinde brennt, gibt<br />
es ohnehin keine Chance, sie zu löschen. Da<br />
haben wir schon eine abbrennen lassen“, berichtet<br />
der Wehrführer.<br />
Er und die anderen Führungskräfte können<br />
bei einem Alarm auf einem Monitor in<br />
der Wache sehen, welche Einsatzkräfte zur<br />
Verfügung stehen. Alle können sich dort<br />
per App Alamos (siehe FM 7/<strong>2019</strong>) an- oder<br />
abmelden, je nach Verfügbarkeit. So kann<br />
schon frühzeitig eine möglicherweise erforderliche<br />
Nachalarmierung gestartet werden.<br />
Am Deich in der Bucht, an deren gegenüberliegender<br />
Seite sich Büsum befindet,<br />
nutzt die Bundeswehr für Schießversuche<br />
einen großen Bereich. Sind am Deich rotweiße<br />
Warnkugeln aufgezogen, darf das<br />
Gelände nicht betreten werden. Für die<br />
Feuerwehr birgt das Trainingsgelände keine<br />
Gefahr, denn anders als bei Moorböden<br />
besteht im Watt keine Brandgefahr.<br />
Text und Fotos: Timo Jann,<br />
Schleswig-Holstein-Korrespondent<br />
[9412] N<br />
Kontakt:<br />
FF Friedrichskoog,<br />
Tjarksweg 1b, 25718 Friedrichskoog,<br />
eMail info@feuerwehr-friedrichskoog.de,<br />
www.Feuerwehr-Friedrichskoog.de<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 23
Reportage<br />
„Goldener Florian 2018/<strong>2019</strong>“ vergeben<br />
„Gewonnen haben wir<br />
doch eigentlich alle“<br />
Im Rahmen der Jahresfachtagung der vfdb hat die<br />
Redaktion des Feuerwehr-Magazins den „Goldenen<br />
Florian“ vergeben. Insgesamt zehn Videos von zehn<br />
Feuerwehren haben wir ausgezeichnet. Für alle,<br />
die nicht live in Ulm dabei sein konnten, hier die<br />
wichtigsten Fakten kurz zusammengefasst.<br />
Der kleine Felix war bei der Preisverleihung<br />
nicht persönlich anwesend.<br />
Und doch war er einer der Stars des<br />
Abends. Im Imagefilm der FF Bad Segeberg<br />
läuft der Knirps durch die Fußgängerzone<br />
der schleswig-holsteinischen Kreisstadt. In<br />
Gummistiefeln, Regenjacke und mit einer<br />
Wasserflasche in der Hand. Auf dem Marktplatz<br />
entdeckt der Junge einen brennenden<br />
Mülleimer. Er schaut sich um, doch weit und<br />
breit ist keine Hilfe in Sicht. Also löscht er<br />
die Flammen kurzerhand selbst. Denkt er,<br />
denkt der Zuschauer. Doch dann ist im<br />
Hintergrund zu sehen, wie Feuerwehrleute<br />
ihr Equipment einpacken. „Freiwillige<br />
Feuerwehr Bad Segeberg, erfüllt<br />
Kindheitsträume, seit 1873“, heißt es im<br />
Abspann des Films.<br />
In knapp über einer Minute ist die<br />
ganze Story erzählt. „Länger sollte ein<br />
Imagefilm auch möglichst nicht dauern“,<br />
erklärt Lorenzo Huskamp, Student der<br />
Fachhochschule (FH) Kiel im Studiengang<br />
Multimedia Production. „Kindheitsträume“<br />
war eine Gemeinschaftsproduktion der FF<br />
Bad Segeberg und einer zehnköpfigen Projektgruppe<br />
der FH. Mit dem Film wollten die<br />
Studenten nach eigener Aussage mal etwas<br />
anderes zeigen – nicht die klassischen Bilder<br />
von Feuerwehrmännern und -frau en, die<br />
die Feuerwehrstange hinunterrutschen und<br />
zum Einsatz aufbrechen.<br />
Die Siegerehrung beim Video-Wettbewerb „Goldener<br />
Florian" fand im Magirus-Convention-Center statt<br />
(Bild unten). Über den Gewinn des Sonderpreises<br />
freute sich die Feuerwehr Salzgitter-Bad.<br />
24 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Das Ergebnis kommt an. Über 120.000-mal<br />
wurde der im Dezember 2017 produzierte<br />
Film in den Sozialen Medien bereits aufgerufen,<br />
1.400-mal geliked und 1.300-mal geteilt.<br />
Auch die Jury beim Wettbewerb „Goldener<br />
Florian 2018/19“ war begeistert. „Kindheitsträume“<br />
landete beim Jury-Voting in der Kategorie<br />
Image/Mitglieder gewinnung auf dem<br />
ersten Platz. Und auch beim Online-Voting<br />
der User auf www.feuerwehrmagazin.de<br />
erhielt der Bei trag die mit Abstand meisten<br />
Stimmen. Alleine in dieser Kategorie hatten<br />
über 10.000 abgestimmt.<br />
„Das Preisgeld des Wettbewerbs in Höhe<br />
von 1.500 Euro geben wir an die Studenten<br />
des Projektteams weiter“, erklärt Dennis<br />
Schubring, Fachwart Medien und Kommunikation<br />
der Feuerwehr der Stadt Bad Segeberg.<br />
„Ohne sie und ihre Idee hätten wir den<br />
Preis nicht errungen.“ Der „Goldene Florian“<br />
wird samt der Siegerurkunde in einer Glasvitrine<br />
im Feuerwehrhaus Bad Segeberg ausgestellt<br />
werden.<br />
Profis am Werk<br />
Den zweiten Platz in der Kategorie Image/<br />
Mitgliedergewinnung belegte die Feuerwehr<br />
Düsseldorf mit „Wir<br />
können nicht leise, aber dafür<br />
ziemlich viel“. Mit einer Länge<br />
von 4 Minuten und 26 Sekunden<br />
gehört dieser Beitrag zu<br />
den längsten in unserem Wettbewerb.<br />
„Wir haben halt extrem<br />
viel zu zeigen“, erklärt Tobias<br />
Schülpen, Leiter der Pressestelle<br />
der Feuerwehr Düsseldorf.<br />
Stimmt tatsächlich: Über ein<br />
eigenes Löschboot und eine eigene<br />
Ausbildungsstätte verfügen<br />
wirklich wenige Feuerwehren in<br />
Deutschland.<br />
Die Idee zu dem Film hatte das<br />
Orga-Team des Aktionstages der<br />
Freiwilligen Feuerwehr Wittlaer Anfang<br />
2018. Letztlich wurde eine Vorstellung<br />
der kompletten Feuerwehr Düsseldorf daraus.<br />
Im Gegensatz zu den meisten anderen<br />
Wettbewerbs-Beiträgen werden die beiden<br />
Hauptrollen von professionellen Schauspielern<br />
gespielt: Jürgen Mikol schlüpft in die Rolle<br />
eines auf Ruhe bedachten Rentners. Und<br />
Axel Kohlhase erklärt ihm, was die Feuerwehr<br />
so alles macht.<br />
Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro wollen<br />
die Düsseldorfer der Jugendfeuerwehr<br />
für ihren Jahresausflug in die Alpen zur Verfügung<br />
stellen. „Der Wettbewerb wird uns<br />
nicht nur deshalb in Erinnerung bleiben“,<br />
so Schülpen, „er hat auch viel für die kameradschaftlichen<br />
Beziehungen innerhalb<br />
der Löschgruppe, aber auch innerhalb der<br />
gesamten Feuerwehr gebracht. Wie immer<br />
im Leben wächst man an seinen Aufgaben.<br />
Alles in allem hat uns die ganze Aktion reich-<br />
Kategorie Kinder-/Jugendfeuerwehr<br />
Platz Feuerwehr Land Filmtitel<br />
1. Kreisfloriangruppe NI Die Drehleiter<br />
Lüchow-Dannenberg e.V.<br />
2. FF Königstädten HE Übertritt statt Austritt<br />
3. JF Speikern BY Hier fehlt doch was<br />
4. JF Bünningstedt SH Was bedeutet<br />
Jugendfeuerwehr?<br />
5. Berliner Jugendfeuerwehr B Werde Teil des Teams!<br />
6. Feuerwehr Sankt<br />
NW Nachwuchshelden<br />
Augustin – LG Niederpleis<br />
7. Feuerwehren der<br />
NW Imagefilm Jugendfeuerwehr<br />
Stadt Bensheim<br />
der Stadt Bensheim<br />
8. JF Wittlich-Stadtmitte RP Lass Träume wahr werden<br />
9. JF Plockhorst NI Der sichere Weg<br />
zum Gerätehaus<br />
10. FF Rostock Stadt-Mitte MV Jugendfeuerwehr,<br />
das etwas andere Hobby!<br />
Kategorie Image/Mitgliedergewinnung<br />
Platz Feuerwehr<br />
Land Filmtitel<br />
1. Feuerwehr Bad Segeberg SH Kindheitsträume<br />
2. Feuerwehr Düsseldorf NW Wir können nicht leise,<br />
aber dafür ziemlich viel<br />
3. Feuerwehr Alfeld (Leine) NI ICH.DU.WIR –<br />
Lass uns nicht gegen<br />
die Wand fahren<br />
4. Feuerwehr Marburg HE Superheld<br />
5. Ministerium des Innern<br />
des Landes NRW<br />
6. Feuerwehr Knuffingen<br />
(Miniatur Wunderland)<br />
7. Feuerwehr Wolfsburg-<br />
Ortswehr Nordsteimke<br />
Kategorie Kampagne<br />
NW<br />
HH<br />
Platz Feuerwehr Land Filmtitel<br />
NI<br />
Für mich – für alle<br />
Der Letzte macht<br />
das Feuer aus!<br />
Imagefilm<br />
8. Feuerwehr Isernhagen NI Imagefilm<br />
9. Feuerwehr Lichtenberg B Alarm für den<br />
Weihnachtsmann!<br />
10. FF Kiel-Dietrichsdorf SH Wir brauchen DICH!<br />
1. FF Dresden Cossebaude SN Was wäre wenn<br />
2. Kreisfeuerwehrverband SN Rettungsgasse kinderleicht<br />
3. Bautzen e.V.<br />
Feuerwehr Hamburg HH WM 2018: Wir für Hamburg –<br />
Ihr für Deutschland<br />
4. Werkfeuerwehr LEAG BB Traumjob Feuerwehrfrau<br />
5. Berliner Feuerwehr BY #kickitChallenge2018<br />
6. Großherzogliches LUX #Respekt 112<br />
Feuerwehr- und<br />
7. Rettungskorps (CGDIS)<br />
FF Kösching BY Die Feuerwehrfrauen<br />
von Kösching<br />
8. Ortswehr West-Mittelgroßefehn/Ulbargen,<br />
NI Feuerwehr macht Schule<br />
9. Feuerwehr Baltrum<br />
Deutsche Feuerwehr- Gewerkschaft (DFeuG) -<br />
BY Respekt? Ja Bitte!<br />
10. Landesgruppe Bayern<br />
FF Groß Schneen NI Rettungsgasse –<br />
So und nicht anders<br />
Jana Schaper von der<br />
FF Alfeld freut sich<br />
über den 3. Platz in<br />
der Kategorie Image/<br />
Mitglieder gewinnung.<br />
Der „Goldene Florian“ in<br />
der Kategorie Image/Mitgliedergewinnung<br />
ging an<br />
die FF Bad Segeberg (SH).<br />
Aufmerksam verfolgen<br />
die nominierten Feuerwehren<br />
die Bekanntgabe<br />
der Platzierungen.<br />
| 25<br />
e
Reportage<br />
Alle Sieger und Siegerinnen sowie Vertreter einiger<br />
Sponsoren des Wettbewerbs und des Feuerwehr-Magazins auf einem Foto.<br />
lich Zuwachs in der JF beschert, was ja auch<br />
das Ziel und die Ursprungsidee war.“<br />
Platz 3 der Kategorie Mitgliedergewinnung/Image<br />
ging an die Feuerwehr Alfeld<br />
(NI). „ICH.DU.WIR – Lass uns nicht gegen die<br />
Wand fahren“ landete am Ende ganz knapp<br />
vor „Superheld“ der Feuerwehr Marburg<br />
(HE). Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro<br />
wollen auch die Alfelder für die Kinder- und<br />
Jugendarbeit nutzen. Der „Goldene Florian“<br />
steht aktuell für jedermann sichtbar an<br />
zentraler Stelle im Bürgeramt (Infocenter)<br />
So lief der Feuerwehr-Video-Award<br />
Mit insgesamt 183 Filmen<br />
beteiligten sich<br />
171 Feuerwehren und Fördervereine<br />
am „Goldenen<br />
Florian 2018/19“. Bei<br />
dem erstmals ausgeschriebenen<br />
Video-<br />
Wettbewerb des Feuerwehr-Magazins<br />
gab es<br />
drei Kategorien: Kampagne,<br />
Mitgliederwerbung/Image<br />
und Kinder-/Jugendfeuerwehr.<br />
Das Preisgeld betrug<br />
10.000 Euro.<br />
Namhafte Firmen aus<br />
der Feuerwehrbranche wie<br />
Dönges, Magirus, Bullard,<br />
EWS „Die Schuhfabrik“,<br />
Haix, Seiz, S-Gard und die<br />
gut zu<br />
wissen<br />
Deutsche Messe AG als<br />
Veranstalter der weltweiten<br />
Leitmesse Interschutz<br />
unterstützten den Wettbewerb<br />
als Partner. Und<br />
auch die beiden<br />
wichtigsten Verbände,<br />
der Deutsche<br />
Feuerwehrverband und<br />
die Vereinigung zur Förderung<br />
des Deutschen Brandschutzes,<br />
waren mit dabei.<br />
Unter allen Bewerbern<br />
hatte eine Jury aus Feuerwehrleuten,<br />
Vertretern der<br />
Verbände und Sponsoren,<br />
Medienmachern und Mitarbeitern<br />
des Feuerwehr-Magazins<br />
die jeweils zehn besten<br />
der Stadt im Schaufenster. „Der endgültige<br />
Standort ist noch nicht festgelegt“, berichtet<br />
Feuerwehr-Pressesprecher Matthias Quintel.<br />
Besser als Jogis Jungs<br />
<br />
Vorschläge ausgewählt.<br />
Außerdem vergab die Jury<br />
ihre Stimmen (50 Prozent<br />
der Gesamtnote). Ins Endergebnis<br />
floss außerdem das<br />
Ergebnis eines Online-Votings<br />
ein. Insgesamt stimmten auf<br />
www.feuerwehrmagazin.de<br />
über 20.000 User ab.<br />
Wer Interesse hat, kann<br />
sich die Beiträge der 30 Finalisten<br />
auf dem YouTube-Kanal<br />
des Feuerwehr-Magazins<br />
noch angucken. Als 31. Video<br />
findet sich dort auch der<br />
Film der FF Salzgitter-Bad,<br />
der wegen seiner Special Effects<br />
mit einem Sonderpreis<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Den dritten Platz in der Kategorie Kampagne<br />
belegte die Feuerwehr Hamburg<br />
mit „WM 2018: Wir für Hamburg – Ihr für<br />
Deutschland“. Die Idee dahinter: Den Hype<br />
im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2018 als Feuerwehr ein wenig für die eigenen<br />
Belange zu nutzen. Im Film brachte<br />
Oberbranddirektor Klaus Maurer, der<br />
damalige Leiter der Feuerwehr Hamburg,<br />
den Ball ins Spiel. Er rollte dann von Wache<br />
zu Wache, von Abteilung zu Abteilung. Und<br />
da die Hamburger eine kleine Challenge<br />
daraus machten, wurde er am Ende an die<br />
Kollegen in München geschickt.<br />
„Wir haben zumindest alles gegeben“,<br />
sagt Feuerwehr-Pressesprecher Jan Ole Unger<br />
mit einem breiten Grinsen im Gesicht.<br />
„Von Jogis Jungs kann man das bei der WM<br />
ja nicht unbedingt behaupten.“ Wer weiß,<br />
wo die Hamburger gelandet wären, hätte<br />
Deutschland den Weltmeistertitel in Russland<br />
verteidigt. „Nein, Spaß beiseite“, so<br />
Maurer bei der Preisverleihung. „Wir freuen<br />
uns riesig über die Platzierung. Gewonnen<br />
haben wir durch den Wettbewerb doch eigentlich<br />
alle.“ Ihr Preisgeld spenden die<br />
Hamburger übrigens an Paulinchen, die Initiative<br />
für brandverletzte Kinder.<br />
Doppelsieg für Sachsen in<br />
der Kategorie Kampagne<br />
„Rettungsgasse kinderleicht“ des Kreisfeuerwehrverbandes<br />
Bautzen (SN) belegte<br />
den zweiten Platz in der Kategorie Kampagne.<br />
In dem Film erklären Kindergartenkinder,<br />
wie eine Rettungsgasse gebildet wird.<br />
Der Film hatte 2018 bereits den fünften Platz<br />
in der Kategorie „Innovative Konzepte“ des<br />
Förderpreises „Helfende Hand“ des Bundesministeriums<br />
des Inneren, für Bau und<br />
Heimat gewonnen.<br />
Den Sieg in dieser Kategorie beim „Goldenen<br />
Florian“ belegte die FF Dresden<br />
26 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Preisverleihung<br />
Cossenbaude mit „Was wäre wenn“. „Mit<br />
dem Video möchten wir ein großes Dankeschön<br />
aber auch einen kleinen Apell an<br />
alle Arbeitgeber, Freunde und Familien<br />
von freiwilligen Feuerwehrleuten richten.<br />
Wir können nur helfen, wenn andere uns<br />
lassen“, erklärt Gruppenführer Philip Junkersdorf.<br />
„Dank der Unterstützung unserer<br />
Arbeitgeber und Familien können wir<br />
zu jeder Tages- und Nachtzeit helfen. Da<br />
wir aber auch Wehren und Kameraden<br />
kennen, denen dieser Umstand nicht vergönnt<br />
ist, war uns das Dankeschön sowie<br />
der Apell zur Unterstützung der Freiwilligen<br />
so wichtig.“<br />
Der Film wurde übrigens eigens für den<br />
Goldenen Florian produziert. Die Aktiven<br />
haben alle Rollen selbst besetzt, selbst gedreht<br />
und den Film geschnitten. Kleiner<br />
Wermutstropfen: Bei den Dreharbeiten<br />
stürzte eine Drohne ab. Zirka 900 Euro<br />
Schaden. Aber zum Glück gab es in Ulm ja<br />
einen Scheck über 1.500 Euro.<br />
Blockbuster aus<br />
Niedersachsen<br />
Ebenfalls anlässlich des Wettbewerbs<br />
„Goldener Florian“ stellte die Feuerwehr<br />
Salzgitter-Bad (NI) ihren Imagefilm fertig.<br />
„Die Dreharbeiten hatten allerdings bereits<br />
2018 stattgefunden“, berichtet Benjamin<br />
Staab von der Feuerwehr Salzgitter. „Aber<br />
der Schnitt und was noch so alles dazugehört,<br />
lag noch vor uns.“<br />
Der Film fällt in mehrfacher Weise aus<br />
dem Rahmen. Das Ganze erinnert dank<br />
der Effekte und Explosionen mehr an ei-<br />
nen Blockbuster aus Hollywood als an<br />
einen Film einer Freiwilligen Feuerwehr<br />
aus Deutschland. Das Geschehen spielt<br />
scheinbar in einem Stollen unter Tage.<br />
Durch eine Verkettung unglücklicher<br />
Umstände bricht der Stollen ein. „Gedreht<br />
haben wir fast alles in der Atemschutzübungsstrecke<br />
des Landkreises“,<br />
berichtet Staab. „Wir haben eine Mauer gezogen,<br />
die Apparaturen installiert, Leitungen<br />
verlegt – alles an einem Wochenende.“<br />
Der Großteil der verbauten Gegenstände<br />
stammte vom Schrott. „Und dahin mussten<br />
wir nach Abschluss des Drehs den ganzen<br />
Kram auch unverzüglich zurückschaffen“,<br />
erinnert sich Staab.<br />
Wenige Tage vor dem Einsendeschluss<br />
fand die Premiere in einem kleinen Kino<br />
in Salzgitter statt. Zu den Gästen gehörten<br />
auch alle fast 70 Mitwirkenden, Freunde<br />
und Unterstützer. Das Publikum war begeistert,<br />
die Redaktion des Feuerwehr-Magazins<br />
und Klaus Trusheim, der Prokurist<br />
der Firma Dönges, waren es ebenfalls. Der<br />
Film erhielt den von Dönges ausgelobten<br />
Sonderpreis (für die Special Effects).<br />
Kleiner Tipp:<br />
Den Film unbedingt bis zum Ende gucken,<br />
auch wenn das über 5 Minuten dauert.<br />
Die Macher haben sich für den Schluss noch<br />
eine nette Überraschung einfallen lassen.<br />
Kinderfeuerwehr erklärt<br />
Museums-Exponate<br />
Die Sieger in der Kategorie Kinder- und<br />
Jugendfeuerwehr kommen ebenfalls aus<br />
Niedersachsen. Sowohl die Fachjury um<br />
den Gelsenkirchener Berufsfeuerwehrmann<br />
Philip Kniza, bekannt aus der WDR-<br />
Doku „Feuer & Flamme“, DFV-Pressesprecherin<br />
Silvia Darmstädter und Instagrammerin<br />
Marie Trappen als auch die<br />
Online-Voter wählten „Die Drehleiter“ der<br />
Floriangruppe Lüchow-Dannenberg auf<br />
den ersten Platz. Der Beitrag gehört zu 60<br />
geplanten Filmen, in denen die Kinderfeuerwehr<br />
Exponate des Historischen Feuerwehrmuseums<br />
Neu Tramm erklären. „14<br />
Filme sind erst fertig. Ein bisschen was<br />
haben wir also noch vor uns, da können<br />
wir das Preisgeld gut gebrauchen“, erklärt<br />
Mareike Harlfinger-Düpow, die Vorsitzende<br />
der Kreisfloriangruppe, dem Zusammenschluss<br />
der Kinderfeuerwehren in<br />
Lüchow-Dannenberg.<br />
Insgesamt 28.600 Euro müssen nach<br />
Plan investiert werden, um Hörbeiträge<br />
und Videos anzufertigen. Durch die medialen<br />
Beiträge sollen die Exponate des<br />
Feuerwehrmuseums für die Besucher<br />
erlebbarer und lebhafter werden. Zu den<br />
ausgestellten Attraktionen wird zukünftig<br />
auch der „Goldene Florian“ der Kategorie<br />
Kinder- und Jugendfeuerwehr gehören.<br />
Die größte<br />
Delegation schickte die Feuerwehr<br />
Düsseldorf zur Siegerehrung nach Ulm.<br />
Gratulation an Jennny Schütt von der Feuerwehr<br />
Hamburg für Platz 3 in der Kategorie Kampagne.<br />
Fachsimpeln am Rand der Veranstaltung: Magirus-<br />
Chef Marc Diening (Mitte) im Gespräch mit Chefredakteur<br />
Jan-Erik Hegemann und vfdb-Präsident<br />
Dirk Aschenbrenner (rechts).<br />
Bautzens<br />
Kreisbrandmeister<br />
Martin<br />
Meier<br />
gratulieert<br />
den<br />
anderen<br />
Gewinnern<br />
aus<br />
Sachsen.<br />
Bei der Preisverleihung herrschte gute Stimmung.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 27
Reportage<br />
Bei jedem<br />
Feuerwehr-<br />
Einsatz spielt<br />
die Verpflegung<br />
eine wichtige<br />
Rolle. So auch<br />
bei der Preisverleihung.<br />
„Die Sieger-Trophäe wird einen Ehrenplatz<br />
im Feuerwehrmuseum bekommen, direkt<br />
neben der Drehleiter“, verspricht Claus<br />
Bauck, der Vorsitzende des Museumsvereins.<br />
Wer in der Gegend unterwegs ist, kann<br />
dies gerne mal überprüfen. Das Historische<br />
Feuerwehrmuseum Lüchow-Dannenberg<br />
ist in Neu Tramm, 29451 Dannenberg (Elbe)<br />
beheimatet.<br />
So sieht er aus, der „Goldene Florian 2018/19“.<br />
Es gab ihn in drei Ausführungen. In Gold für<br />
Platz 1, in Slber für Platz 2 und in Bronze<br />
für Platz 3.<br />
Just-in-time-Produktion<br />
Die Kreisfloriangruppe gehörte mit vier<br />
Beiträgen zu den fleißigsten Einsendern<br />
beim „Goldenen Florian“. Die Feuerwehr<br />
Königstädten (HE) zu den spätesten. Zwei<br />
Kameraden kamen persönlich am Tag des<br />
Einsendeschlusses nach Bremen, um das<br />
Video in der Redaktion zu übergeben. „Wir<br />
hatten den Film nach dem Aufruf im Feuerwehr-Magazin<br />
extra gedreht und waren<br />
wirklich nicht eher fertig geworden“, erklärt<br />
Alexander Wörl. Letztlich kann festgehalten<br />
werden: Der Aufwand hat sich gelohnt.<br />
„Übertritt statt Austritt“ belegte Platz 2 bei<br />
der Kinder- und Jugendfeuerwehr.<br />
Ganz knapp dahinter landete in der Endabrechnung<br />
(50 Prozent der Endnote bestimmte<br />
die Jury, 50 Prozent Ergebnis des<br />
Online-Votings) die JF Speikern (BY). In<br />
dem Film rückt die JF aus, um einen brennenden<br />
Palettenstapel zu löschen. Erst ist<br />
ein Spind leer, dann ein Platz im Fahrzeug.<br />
An der Einsatzstelle bleibt ein Platz unbesetzt.<br />
Ein Kupplungsstück fehlt. Und anfangs<br />
kommt auch zu wenig Löschwasser<br />
am Strahlrohr an. In jeder gezeigten Situation<br />
stellt ein JF-Mitglied fest: „Hier fehlt<br />
doch was“. Am Ende des gleichnamigen<br />
Films fordern die JF-Mitglieder: „Komm<br />
zur Feuerwehr.“<br />
Damit hatten die Vertreter und Vertreterinnen der Kreisfloriangruppe Lüchow-Dannnenberg nicht<br />
gerechnet: In der Endabrechnung belegten sie Platz 1 in der Kategorie Kinder-/Jugendfeuerwehr.<br />
Text: Jan-Erik Hegemann<br />
Fotos: Stefanie Kopp, Mike Schmaus<br />
[4068] N<br />
Die Partner des Video-Awards<br />
Feuerwehr-Video-Award<br />
„Goldener Florian“<br />
Feuerwehr-Video-Award<br />
„Goldener Florian“<br />
PLATIN-<br />
PARTNER<br />
GOLD-<br />
PARTNER<br />
Ausgezeichnete Videos<br />
Feuerwehr-Video-Award<br />
„Goldener Florian“<br />
Feuerwehr-Video-Award<br />
„Goldener Florian“<br />
SILBER-<br />
PARTNER<br />
IDEELE<br />
PARTNER<br />
www.youtube.com/<br />
user/Feuerwehrmag<br />
28 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Produkte<br />
Intubation auf einen Blick<br />
Ist ein Patient intubationspflichtig, muss<br />
alles schnell gehen. Dabei ist es wichtig,<br />
dass die medizinische Ausrüstung komplett<br />
bereitsteht. Hier hilft die neue Intubations-Bereitstellungs-Folie<br />
aus dem Feuerwehr-Magazin-Shop.<br />
Die hygienische<br />
Kunststoff-Folie kann einfach am Einsatzort<br />
ausgebreitet werden, auch auf nassem<br />
Untergrund. Symbole und Bezeichnungen<br />
des Intubation-Equipments wie Laryngoskop,<br />
Tubus und Beatmungsbeutel sind<br />
auf der Folie aufgedruckt, sodass auch<br />
bei Hektik nichts vergessen wird. Auf diese<br />
Weise klappt die Zusammenarbeit mit<br />
dem Notarzt und den Kollegen reibungslos.<br />
Auf einer Rolle befinden sich 40 Folien.<br />
Diese können einzeln abgetrennt und<br />
platzsparend aufbewahrt werden. Preis:<br />
4,50 Euro pro Rolle.<br />
Informationen: Feuerwehr-Magazin-Shop,<br />
Hinter der Mauer 9, 28195 Bremen,<br />
Telefon 0421 / 4688620, Fax 0421 / 4688630,<br />
eMail shop@feuerwehrmagazin.de,<br />
https://shop.feuerwehrmagazin.de<br />
Der Dosisleistungsmonitor DolMo F zur<br />
Überwachung von radioaktiver Strahlung<br />
ist auf die Feuerwehr-Dienstvorschrift 500<br />
abgestimmt.<br />
Alarm entsprechend<br />
der Strahlendosis<br />
Die Messung von Radioaktivität kann<br />
schnell jede Feuerwehr betreffen – zum<br />
Beispiel, wenn ein Transportfahrzeug<br />
mit radioaktiver Ladung verunfallt. Oder<br />
auch ein strahlendes Gerät einer Arztpraxis<br />
betroffen ist. Nuvia Instruments bietet<br />
mit dem Dosisleistungsmonitor DolMo F<br />
ein Mess- und Alarmgerät, das speziell für<br />
den Feuerwehreinsatz nach Feuerwehr-<br />
Dienstvorschrift FwDV 500 (Einheiten<br />
im ABC-Einsatz) konzipiert worden ist.<br />
Es alarmiert automatisch beim Erreichen<br />
des Gefahrenbereiches, aber auch bei<br />
vier Dosiswarnschwellen entsprechend<br />
der FwDV. Nach dem Einschalten trifft<br />
der Anwender direkt die Auswahl der jeweiligen<br />
Warnschwelle: für Aus- und Fort<br />
bildung (1 mSv), beim Einsatz zum Schutz<br />
von Sachwerten (15 mSv), zur Abwehr von<br />
Gefahren für Menschen und zu Verhinderung<br />
wesentlicher Schadensausweitung<br />
(100 mSv) sowie beim Einsatz zur Rettung<br />
von Menschenleben (250 mSv). Das<br />
Gerät wiegt 270 Gramm inklusive 2 AA-<br />
Batterien und kann bis zu 1.500 Datensätze<br />
der letzten Messungen speichern. Die<br />
Alarmierung erfolgt über rote und gelbe<br />
Warnleuchten sowie akustisch und über<br />
Vibrationsalarm. Die Bedienung ist nach<br />
Herstellerangaben auch mit Handschuhen<br />
möglich.<br />
Informationen: Nuvia Instruments GmbH,<br />
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Telefon 02594/94240, Fax 02594/942414,<br />
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Die gerundeten Zirka-Preise (inklusive 19 Prozent<br />
Mehrwertsteuer) beziehen sich jeweils auf einzelne<br />
Grundmodelle ohne Sonderausstattung. Oftmals gewähren<br />
Hersteller Mengenrabatt bzw. der Preis variiert<br />
je nach Ausführung. Die Informationen beruhen<br />
auf Angaben der Hersteller. Angaben ohne Gewähr.<br />
Fotos: Runnebaum (1), Rüffer (1)<br />
Damit im Ernstfall nichts vergessen wird: Auf<br />
der Intubations-Bereitstellungs-Folie wird<br />
sämtliche medizinische Ausrüstung<br />
dargestellt und bereitgelegt.<br />
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8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 29
Service<br />
Bloß nicht<br />
zu dick anziehen!<br />
Vielfach gehen Feuerwehrleute<br />
mit falscher Persönlicher<br />
Schutzausrüstung<br />
bei Wald- und Flächenbränden<br />
vor. Und erreichen<br />
damit das Gegenteil vom<br />
gewünschten Effekt: die<br />
Kräfte werden gefährdet!<br />
So bitte nicht: HuPF-Schutzkleidung für den Innenangriff ist nicht für Vegetationsbrandbekämpfung geeignet.<br />
Gleiches gilt für Pressluftatmer. Im Regelfall genügen bei Arbeiten im Rauch Atemschutmasken<br />
mit Filteraufsatz. Ausnahme: Bei dem Brand treten Atemgifte auf. Etwa, wenn auf einem Feld eine landwirtschaftliche<br />
Maschine brennt. <br />
Foto: Hettler<br />
In den letzten Jahren haben die Feuerwehren<br />
viel Geld in eine zeitgemäße und gute<br />
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) investiert.<br />
Fast überall ist mittlerweile die richtige<br />
PSA für die Brandbekämpfung im Innenangriff,<br />
entsprechend der Norm DIN EN 469<br />
(regelt die Beschaffenheit von Schutzkleidung<br />
für die Feuerwehr zur Brandbekämpfung)<br />
beziehungsweise Herstellungs- und<br />
Prüfungsbeschreibung für eine universelle<br />
Feuerschutzbekleidung (HuPF) 1 und 4<br />
(umgangssprachlich: dicke Einsatzkleidung),<br />
ausreichend vorhanden. Mancherorts sind<br />
sogar Nicht-Atemschutzgeräteträger mit dieser<br />
Bekleidung ausgerüstet.<br />
Leider wurde offenbar dabei zunehmend<br />
vergessen, dass die primäre Feuerwehrschutzkleidung<br />
für alle Einsatzkräfte eine<br />
andere ist: Nämlich der Feuerwehrschutzanzug<br />
nach Unfallverhütungsvorschrift<br />
(UVV) Feuerwehr (Fw) Paragraph 14 (früher<br />
12), also zum Beispiel HuPF 2 und 3. Viele<br />
Feuerwehren haben offensichtlich mit dem<br />
Kauf der Überbekleidung für die Brandbekämpfung<br />
im Innenangriff keine normalen<br />
Feuerwehrschutzanzüge mehr beschafft.<br />
Vegetationsbrandbekämpfung erfolgt<br />
immer im Freien. Dabei können Flammen,<br />
Glut, Funken, Ruß und Brandrauch mit den<br />
üblichen Zusammensetzungen auftreten.<br />
Die mitzuführende Ausrüstung wiegt<br />
häufig mehr als 10 Kilogramm (Schläuche,<br />
Armaturen, Handwerkzeuge, Rückentragespritzen<br />
et cetera). Die durchzuführenden<br />
Tätigkeiten basieren oft auf harter körperlicher<br />
Arbeit. Insgesamt ist also die Belastung<br />
über oft mehrere Stunden sehr hoch.<br />
Grundsätzlich soll ein Flächen- beziehungsweise<br />
Waldbrand von den Einsatzkräften<br />
„mit dem Wind“ angegriffen werden,<br />
weil das grundsätzlich sicherer ist. Auch,<br />
um nicht vom Feuer abgeschnitten oder<br />
gar überlaufen zu werden. Zudem wird bei<br />
dieser Vorgehensweise vermieden, dass die<br />
Kräfte Rauch einatmen.<br />
Nicht zuletzt befinden sich die Einsatzstellen<br />
meist abseits von Straßen. Die bei<br />
solchen Einsätzen unter PSA und weiterer<br />
Ausrüstung zurückgelegten Entfernungen<br />
zur eigentlichen Brandstelle können schnell<br />
mehrere hundert Meter oder sogar mehrere<br />
30 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Kilometer betragen. Viele der Einsätze finden<br />
in Hanglagen statt.<br />
Der richtige Feuerwehrschutzanzug für<br />
die Brandbekämpfung im Freien muss<br />
daher:<br />
##<br />
Arme und Beine bedecken,<br />
##<br />
in den Abschlüssen (Bündchen) sowohl<br />
zwischen Hose und Jacke wie auch zu den<br />
Stiefeln und zu den Handschuhen sowie<br />
zum Helm „passen“,<br />
##<br />
in den passenden Größen für die Träger<br />
verfügbar sein, um etwa zu vermeiden,<br />
dass beim Bücken Hautstellen freigelegt<br />
werden,<br />
##<br />
möglichst robust sowie gegen Flugfeuer,<br />
Funken und so weiter beständig sein,<br />
##<br />
möglichst leicht sein, um weder durch<br />
Aststücke beschädigt zu werden noch für<br />
die langen Arbeiten zu schwer zu sein.<br />
Wenn sich der Wind dreht, muss die Einsatzkraft<br />
geeignete Filtertechnik (beispielsweise<br />
Atemschutzmaske mit A2B2E2K2P3-<br />
Filter) dabei haben. Soll damit auch gearbeitet<br />
werden, sind die Einsatzgrenzen der Filtergeräte<br />
zu beachten. Und die Einsatzkräfte<br />
müssen dafür ausgebildet und mindestens<br />
nach G 26.2 untersucht sein.<br />
Kreislaufkollaps droht<br />
Ausdrücklich nicht geeignet bei den üblichen<br />
Sommertemperaturen ist die Sonder-<br />
PSA für den Innenangriff nach Norm DIN<br />
EN 469, beziehungsweise HuPF 1 und 4! Mit<br />
diesen verliert der Träger zu viel Flüssigkeit<br />
durch Schwitzen, trägt unnötig Ballast<br />
und wird zu unbeweglich. Das Risiko eines<br />
Kreislaufzusammenbruches steigt bei dieser<br />
enormen körperlichen Beanspruchung.<br />
Sofern es die Einsatzlage zulässt, sollte das<br />
Feuerwehrmitglied bei Flächen- und Waldbränden<br />
mit „dünner“ Einsatzbekleidung<br />
(HuPF2 und 3) ausrücken und die „dicke“<br />
Ausrüstung nur auf dem Fahrzeug mitführen<br />
(falls es zu einem Folgeeinsatz kommt).<br />
Ebenso sind Pressluftatmer für den Vegetationsbrand<br />
im Freien nicht das Mittel der<br />
Wahl, sondern allenfalls eine bewusste Ausnahmeentscheidung,<br />
weil zum Beispiel noch<br />
anderes brennt (Beispiel: ein Pkw oder ein<br />
Gebäude im Wald), ein Löschangriff nicht<br />
mit dem Wind möglich ist oder die Rauch-<br />
Inhaltsstoffe den Filter durchschlagen.<br />
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
(DGUV) stellte 2018 fest, dass für<br />
körperliche Arbeiten bei Feuer und Hitze die<br />
richtige PSA zu verwenden ist.<br />
Text: Dr. Ulrich Cimolino,<br />
Mitglied im Adhoc-Arbeitskreis<br />
Waldbrand DFV/AGBF<br />
[9475] N<br />
Anwendungstipps für die PSA<br />
bei der Waldbrandbekämpfung<br />
1 Am Feuerwehrschutzanzug<br />
werden die Bündchen<br />
und Reißverschlüsse<br />
geschlossen.<br />
2 Die Hosenbeine werden<br />
über den Stiefeln getragen!<br />
Soweit keine Bündchen<br />
eingearbeitet sind,<br />
kann der Träger sich mit<br />
Bändern behelfen, um die<br />
Beine an den Stiefeln eng<br />
zu schließen, damit keine<br />
brennbaren Gase oder<br />
Funken beziehungsweise<br />
Glut von unten in die<br />
Hosenbeine gelangen.<br />
3 Der Jackenkragen ist<br />
aufgestellt und geschlossen<br />
zu tragen.<br />
4 Die Handschuhe müssen<br />
je nach Ärmelabschluss<br />
und Stulpen entweder<br />
über der Jacke<br />
oder darunter<br />
getragen werden,<br />
aber zueinander passend<br />
sein. Es sollten Handschuhe<br />
sein, die auch<br />
zum längeren Arbeiten<br />
mit Handwerkzeugen<br />
geeignet sind.<br />
5 Als Helm sollte eine<br />
möglichst leichte Ausführung<br />
mit Schutzbrille<br />
gut zu<br />
wissen<br />
Der klassische Feuerwehrschutzanzug nach<br />
UVV Fw § 14 (HuPF 2 und 3) schützt ausreichend<br />
bei der Vegetationsbrandbekämpfung. Der Schutz<br />
vor Funken und Partikeln sowie der Einsatz des Visieres<br />
können hilfreich sein. Die Bebänderung in diesem Beispiel<br />
stammt von einem Löschrucksack, nicht von einem<br />
Press luftatmer.<br />
Foto: Hettler<br />
In Südeuropa gehen Feuerwehren überwiegend in einfacher<br />
Schutzkleidung bei Wald- und Flächenbränden<br />
vor. Eine derartige Ausstattung ist für Feuerwehren in<br />
Deutschland derzeit allerdings nicht erforderlich.<br />
oder notfalls Visier<br />
(gegen Funkenflug) getragen<br />
werden. Ein Vollschalenhelm<br />
Typ B nach<br />
EN 443 ist hier weniger<br />
geeignet als ein klassischer<br />
Feuerwehrhelm,<br />
weil der Vollschalenhelm<br />
zu schwer ist und die<br />
Wärmeabführung über<br />
den Kopf erschwert.<br />
6 Die Flammschutzhaube<br />
sollte angelegt und das<br />
Nackentuch geschlossen<br />
sein, wenn die Einsatzkraft<br />
mit Feuerpatschen<br />
oder Hacken am Feuersaum<br />
arbeitet.<br />
7 Atemschutz (Maske mit<br />
Filter) sollte bei Bedarf<br />
verfügbar sein. Die Einsatzgrenzen<br />
(also<br />
wenn der Filter für<br />
die Schadstoffe<br />
ungeeignet ist) sind<br />
zu beachten.<br />
8 Mit spezieller PSA für<br />
die Vegetationsbrandbekämpfung<br />
kann länger<br />
gearbeitet und auf spezielles<br />
Zubehör (von Trinkflaschen<br />
über Schutzdecke<br />
bis zum Atemschutz)<br />
zurückgegriffen werden.<br />
<br />
Dafür wird eine spezielle<br />
Ausbildung benötigt.<br />
Diese PSA ist aktuell für<br />
die Mehrheit der deutschen<br />
Feuerwehrangehörigen<br />
nicht notwendig<br />
oder sinnvoll! Sie können<br />
auf den klassischen<br />
Feuerwehrschutzanzug<br />
zurückgreifen.<br />
9 Grundsätzlich gilt: Immer<br />
auf die eigene Sicherheit<br />
achten! Werden<br />
die Flammen zu hoch,<br />
können diese nicht mehr<br />
gefahrlos mit Handwerkzeugen<br />
angegriffen<br />
werden. Eine Winddrehung<br />
beziehungsweise<br />
-böe kann dabei durch<br />
Niederdrücken der Flammen,<br />
Änderung der Ausbreitungsrichtung<br />
oder<br />
Funkenflug sehr schnell<br />
die Einsatzkräfte schwer<br />
verletzen oder gar töten.<br />
❿ Schmutzige Einsatzkleidung<br />
ist nach Einsatzende<br />
einer ordnungsgemäßen<br />
Reinigung zuzuführen.<br />
Dazu ist ausreichend<br />
Reservebekleidung bereit<br />
zu halten, um das auch<br />
zu ermöglichen.<br />
Foto: Kollinger<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 31
Einsatzbericht<br />
Auf Schiffsbrücke<br />
eingequetscht<br />
Ein Schiff kollidiert auf dem Stichkanal Linden in Seelze<br />
(NI) mit einer Brücke. Dabei wird der Steuermann auf<br />
dem Fahrstand schwer verletzt eingeklemmt. Für die<br />
Feuerwehr beginnt eine schwierige Menschenrettung<br />
bei Dunkelheit und in unwegsamem Gelände.<br />
Ein Schubverband ist am Donnerstag,<br />
22. November 2018, auf dem<br />
Stichkanal Linden in Seelze (Region<br />
Hannover) unterwegs. Der Verband besteht<br />
aus einem Schubschiff und einem Leichter<br />
– auch Barge oder Schute genannt – einem<br />
antriebslosen, schwimmenden Ladungsbehälter.<br />
Um 17.45 Uhr nähert sich der Verband<br />
Richtung Osten fahrend der Brücke,<br />
über welche die Göxer Landstraße führt.<br />
„Die garantierte Durchfahrtshöhe beträgt<br />
an der Brücke 4 Meter“, erklärt Jens Köhler,<br />
Stadtpressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Seelze. Zum Vergleich: Die garantierte<br />
Durchfahrtshöhe aller Brücken des<br />
Mittellandkanals, von dem der Verband zuvor<br />
wenige Kilometer westlich in den Stichkanal<br />
abgebogen ist, beträgt 5,25 Meter.<br />
Der Leichter, der leer ist und daher weit<br />
im Wasser auftreibt, passiert die Brücke problemlos.<br />
Offenbar schätzen der 61-jährige<br />
Steuermann und der 63-jährige Kapitän des<br />
Schubschiffs die Höhe der Kanalbrücke aber<br />
falsch ein. Der Fahrstand, in dem sich beide<br />
befinden, kollidiert mit der Unterkante der<br />
Brücke. Das Steuerhaus wird komplett zerstört.<br />
Während der Kapitän die Brücke noch<br />
rechtzeitig verlassen kann, wird der Steuermann<br />
darin eingequetscht. Umherfliegende<br />
Trümmerteile verletzen den Kapitän leicht.<br />
Ein drittes Besatzungsmitglied, das sich zu<br />
diesem Zeitpunkt unter Deck befindet, bleibt<br />
unverletzt. Der Kapitän ruft die Polizei, welche<br />
die Leitstelle der Feuerwehr informiert.<br />
Taucher der Feuerwehr von<br />
Beginn an mitalarmiert<br />
Der Disponent alarmiert die Feuerwehr<br />
Seelze um 17.58 Uhr mit dem Stichwort<br />
„HW 2, Schiff gegen Brücke, Person im<br />
Wasser“. HW steht für Hilfeleistung auf<br />
dem Wasser. Die Einsatzkräfte besetzen<br />
das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug<br />
(HLF) 20/16, das Tanklöschfahrzeug (TLF)<br />
16/25 mit Rettungsboot (RTB) auf Trailer<br />
und den Einsatzleitwagen (ELW) 1. Wegen<br />
der Meldung „Person im Wasser“ alarmiert<br />
der Leitstellendisponent zusätzlich die FF<br />
Lohnde mit einem Staffel-Löschfahrzeug<br />
(StLF) 10/6 samt RTB und einem Gerätewagen<br />
Wasserrettung (GW-W). Wenig später<br />
folgen das Wechselladerfahrzeug (WLF)<br />
mit dem Abrollbehälter Technische Hilfe/<br />
Gefahrgut (AB-TH/GG) und die Drehleiter<br />
(DLAK) 23/12.<br />
„Die Distanz vom Feuerwehrhaus Seelze<br />
bis zur Einsatzstelle beträgt 1,4 Kilometer,<br />
sodass die Fahrzeuge fast gleichzeitig eintrafen“,<br />
sagt Köhler. „Das TLF 16/25 fuhr mit<br />
dem RTB Seelze in die Straße Hermannstal,<br />
wo sich eine erprobte Stelle für das Zuwasserlassen<br />
des RTB befindet. Das Boot steuerte<br />
mit zwei Kameraden sofort die Einsatzstelle<br />
an.“ Zeitgleich erreichen das HLF und<br />
der ELW die Brücke Göxer Landstraße über<br />
der Unfallstelle.<br />
Der Schubverband ist mit dem Bug am<br />
südlichen Ufer und mit dem Heck am nördlichen<br />
Ufer neben der Brücke zum Stehen<br />
gekommen. Er blockiert praktisch in einem<br />
45-Grad-Winkel zur Fahrtrichtung liegend<br />
den gesamten Kanal. Nahe der einzigen Zugangsmöglichkeit<br />
zum Schiff befinden sich<br />
eine Marina samt Restaurant, ein Sportplatz<br />
sowie mehrere Tennisplätze.<br />
Einsatzleiter ist Christian Berwig, stellvertretender<br />
1. Zugführer der Ortsfeuerwehr<br />
Seelze, der mit dem ELW ausgerückt<br />
ist. Während er mit einem Melder zur Erkundung<br />
vorgeht, fährt das HLF zum Parkplatz<br />
des Sportplatzes. Dort trifft es mit<br />
dem GW-W zusammen. Das WLF wird auf<br />
dem Parkplatz der Tennisanlage platziert.<br />
„Erhebliche Schwierigkeiten entstanden<br />
durch die Dunkelheit in dem unbefestigten<br />
Gelände“, erläutert Köhler die Lage. „Alle<br />
benötigten Einsatzmittel mussten fußläufig e<br />
32 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Bei der Kollision mit einer Brücke auf dem Stichkanal Linden in Seelze (NI) wird der<br />
Fahrstand aus Holz und Metall komplett zerstört. Darin wird der Steuermann schwer<br />
verletzt eingeklemmt. Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei arbeiten zusammen,<br />
um den Mann so schnell und so schonend wie möglich zu retten.<br />
Eingesetzte Kräfte<br />
<br />
Nahansicht<br />
des zerstörten<br />
Steuerstandes:<br />
Bei der<br />
Rettung des<br />
Eingeklemmten<br />
kam ein<br />
Trennschleifer<br />
zum Einsatz,<br />
um Teile der<br />
Reling zu<br />
durchtrennen.<br />
FF Seelze: 18 Kräfte mit HLF 20/16, TLF<br />
16/25, DLAK 23/12, WLF mit AB-TH/GG,<br />
ELW 1, MTW und RTB (Schlauchboot).<br />
FF Lohnde: 12 Kräfte mit StLF 10/6,<br />
GW-W und RTB.<br />
FF Dedensen: 2 Kräfte mit MLF (2 Kräfte<br />
mit GW-TH plus MZB in Bereitstellung am<br />
Feuerwehrhaus.)<br />
Sonstige: Stadtbrandmeister, Tauchergruppe<br />
der Stadtfeuerwehr Seelze, Polizei,<br />
Notarzt, Rettungsdienst, Wasserschutzpolizei,<br />
Wasser- und Schifffahrtsamt.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 33
Einsatzbericht<br />
Der Moment der Rettung: Auf einer<br />
Schleifkorbtrage heben Feuerwehr<br />
und Rettungsdienst den schwer verletzten<br />
Steuermann von Bord.<br />
Die Rettungskräfte kämpfen<br />
an Deck des Schiffs um das<br />
Leben des Patienten. Zwei Feuerwehrleute<br />
halten Strahler –<br />
auch für den Wärmeerhalt des<br />
Steuermannes.<br />
Zwei Feuerwehrmänner<br />
legen zur Sicherung des<br />
Schubverbands ein dickes<br />
Tau um einen Baum.<br />
Die Besatzung<br />
des RTB aus<br />
Lohnde hat mehrere<br />
Aufträge<br />
auf dem Wasser:<br />
zuerst eine<br />
Personensuche,<br />
dann die Suche<br />
nach Leckagen<br />
am Schiff und<br />
schließlich die<br />
Sicherung des<br />
Schubverbands.<br />
vom Parkplatz zum Schadensort getragen<br />
werden. Ein Heranfahren mit Fahrzeugen<br />
war aufgrund der engen und verwundenen<br />
Zuwegung nicht möglich.“<br />
Drehleiter leuchtet von<br />
Brücke Einsatzstelle aus<br />
Daher bleibt die Drehleiter am nördlichen<br />
Brückenkopf stehen, um von dort<br />
aus die Einsatzstelle auszuleuchten. Das<br />
Lohnder StLF 10/6 lässt das RTB über die<br />
Slipanlage an der Kanalabzweigung zum<br />
Mittellandkanal zu Wasser. Beide Fahrzeuge<br />
fahren anschließend – zu Land beziehungsweise<br />
zu Wasser – zur Unfallstelle.<br />
Wahrscheinlich durch sprachliche Barrieren<br />
vom polnischen Kapitän über die Polizei<br />
bis zur Feuerwehr ist die Falschmeldung<br />
„Person im Wasser“ zustande gekommen.<br />
„Das ließ sich abschließend nicht mehr<br />
klären“, erläutert Köhler. Deswegen beginnt<br />
die RTB-Besatzung nach dem Eintreffen<br />
unmittelbar mit der Personensuche<br />
im Wasser um den Havaristen herum. Das<br />
StLF bezieht am südlichen Brückenkopf Po-<br />
34 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
sition. Somit ist die Kanalbrücke durch zwei<br />
Einsatzfahrzeuge für den Verkehr gesperrt.<br />
„Von den Parkplätzen der Sport- und Tennisanlagen<br />
konnten wir die Einsatzstelle<br />
über die Außenanlage des dortigen Restaurants<br />
Hafenblick sowie den Sportbootanleger<br />
erreichen“, erklärt Einsatzleiter Berwig.<br />
Der leicht verletzte Kapitän und das dritte<br />
Besatzungsmitglied hatten bereits eine<br />
Stelling (Laufplanke) vom Schiff zum Land<br />
ausgebracht. Erst jetzt wird für die Feuerwehr<br />
klar: Es ist doch niemand über Bord<br />
gegangen. Dadurch ändert sich die Einsatzstrategie<br />
der beiden RTB-Besatzungen.<br />
Nach dem Abbruch der Personensuche<br />
untersuchen diese das Schiff nach Leckagen<br />
und das Gewässer nach austretenden<br />
Betriebsstoffen. Sie können aber keine<br />
Schäden finden. Die Landkräfte können<br />
sich auf die Rettung der Personen an Bord<br />
konzentrieren.<br />
© Feuerwehr-Magazin / Jung<br />
TLF 16/25<br />
mit Bootsanhänger<br />
Kollision<br />
mit Brücke<br />
StLF 10/6<br />
Polizei<br />
Ahlemer Straße<br />
MLF<br />
441<br />
Göxer Landstraße<br />
DLAK 23/12<br />
RTB<br />
Polizei<br />
Havarierter<br />
Schubverband<br />
Kanalstraße<br />
ELW 1<br />
WLF<br />
MTW<br />
AB-TH/GG<br />
Stichkanal<br />
Linden<br />
Seelze<br />
Sportanlage<br />
TuS Seelze<br />
NEF<br />
GW-W<br />
Garbsen<br />
Einsatzort<br />
HLF 20/16<br />
RTW<br />
Polizei<br />
Wasserschutzpolizei<br />
50 m<br />
Hannover<br />
An der Unterseite der Brücke Göxer Landstraße (gelber Stern) kam es zur Kollision. Nachdem der Fahrstand<br />
eines Schubverbands weggeknickt war, hat er die Brücke anschließend komplett passiert und ist<br />
quer mit Bug und Heck an den gegenüber liegenden Ufern zum Stehen gekommen. Die Fahrzeugaufstellung<br />
verdeutlicht, dass die Unfallstelle nicht direkt angefahren werden konnte.<br />
Fünf Trupps gehen zur<br />
Menschenrettung an Bord<br />
Die Lage an Bord stellt sich wie folgt dar:<br />
Die Schiffsbrücke ist komplett zerstört und<br />
der Steuermann in den Trümmern aus Holz<br />
und Metall eingeklemmt. Zur Menschenrettung<br />
setzt der Einsatzleiter vier Trupps aus<br />
Seelze und einen Trupp aus Lohnde ein. Darunter<br />
ist ein Rettungsassistent der Berufsfeuerwehr<br />
Hannover, der sich sofort um den<br />
schwer verletzten Steuermann kümmert. Als<br />
weitere Rettungsdienstkräfte eintreffen, beginnen<br />
diese mit der Stabilisierung des Patienten.<br />
Den leicht verletzten Kapitän bringt<br />
eine RTW-Besatzung ins Krankenhaus.<br />
Ein Trupp des HLF baut einen Beleuchtungssatz<br />
auf dem Schiff auf – auch zwecks<br />
Wärmezufuhr für den Verletzten. Die Kräfte<br />
bereiten außerdem einen hydraulischen<br />
Rettungssatz auf dem Schiff vor, der jedoch<br />
nicht benötigt wird. „Im Bereich der<br />
Stelling hat die Polizei den Einsatzkräften<br />
beim Transport der benötigten Einsatzmittel<br />
sehr geholfen“, betont der Einsatzleiter.<br />
Um den Patienten zu befreien, kommt ein<br />
Trennschleifer zum Einsatz, mit dem die<br />
Feuerwehrleute die verbogene Reling entfernen.<br />
Den Rest der Trümmer beginnen<br />
die Einsatzkräfte Stück für Stück zu entfernen<br />
(auf Seite 80 dieser Ausgabe<br />
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findet Ihr übrigens einen Test-Bericht über<br />
Trennschleifer).<br />
Die FF Lohnde, die bereits vor Ort ist, bildet<br />
gemeinsam mit der FF Dedensen die Tauchergruppe<br />
der Feuerwehr Seelze. Der Einsatzleiter<br />
lässt um 18.14 Uhr zur Sicherheit<br />
das Mittlere Löschfahrzeug (MLF)<br />
aus Dedensen mit zwei Tauchern nachalarmieren.<br />
Zwei weitere Kräfte bleiben<br />
mit dem GW-TH plus Mehrzweckboot<br />
(MZB) in Bereitstellung am Feuerwehrhaus.<br />
Die MLF-Besatzung bekommt zunächst<br />
den Auftrag, mit dem Lichtmast<br />
des Fahrzeugs von der Brücke aus die<br />
Einsatzstelle auszuleuchten.<br />
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8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 35
Einsatzbericht<br />
Am nördlichen Ende der Brücke sind<br />
eine Drehleiter und ein MLF positioniert,<br />
um die Einsatzstelle auszuleuchten.<br />
Drei Trupps des Seelzer HLF bauen eine<br />
Stromversorgung auf und leuchten den unbefestigten<br />
Platz am Sportbootanleger mit<br />
einem Powermoon aus. Um einen Zugang<br />
auf das Gelände von einer Rampe der Göxer<br />
Landstraße aus zu bekommen, durchtrennen<br />
Kräfte dort einen Zaun und schaffen<br />
somit einen Durchgang. Zeitgleich bringt<br />
die Besatzung des Wechselladerfahrzeugs<br />
Lagerkisten mit den Ölschlängelleitungen<br />
ans Ufer. Rund eine halbe Stunde nach Eingang<br />
des Notrufs sperrt die Wasserschutzpolizei<br />
den Stichkanal Linden.<br />
Gut zu erkennen: Die Einsatzfahrzeuge haben nur auf einem schmalen Weg um einen Sportplatz herum<br />
Platz. Im Vordergrund steht das WLF mit dem abgesattelten AB-TH/GG.<br />
Steuermann aus Trümmern<br />
der Schiffsbrücke befreit<br />
Als die Rettungskräfte an Bord den Steuermann<br />
von Trümmern befreit haben, erfolgt<br />
auf Anweisung des Notarztes um 18.48<br />
Uhr eine schonende Rettung des Patienten<br />
mittels Schleifkorbtrage. Vorsichtig tragen<br />
ihn die Retter von Bord. Eine RTW-Besatzung<br />
fährt ihn umgehend in ein Krankenhaus.<br />
Die Diagnose: Der 61-Jährige ist nicht<br />
lebensgefährlich verletzt, hat aber mehrere<br />
Frakturen an den Armen und dem gesamten<br />
Oberkörper erlitten.<br />
Nach der Menschenrettung hat die Feuerwehr<br />
noch einiges an der Unfallstelle<br />
zu tun. Dabei erhalten sie unerwartete<br />
Unterstützung. „Aufgrund des Nieselregens<br />
und einer Temperatur von nur 2 Grad<br />
Celsius hat das Restaurant Hafenblick die<br />
Einsatzkräfte unentgeltlich versorgt“, freut<br />
sich Pressesprecher Köhler. „Seitens der<br />
Polizeidirektion Hannover kam der diensthabende<br />
Polizeipressesprecher zur Einsatzstelle,<br />
sodass nach kurzer Absprache<br />
eine umfassende Information der Medien<br />
erfolgen konnte.“<br />
36 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Die Feuerwehrleute sichern als nächstes<br />
den gesamten Schubverband mit der schiffseigenen<br />
Winde und mit Hilfe der beiden<br />
Rettungsboote am Südufer des Kanals. Sie<br />
bringen dicke Taue aus und schlagen diese<br />
an Bäumen am Ufer an. „Der leicht verletzte<br />
Kapitän konnte nach ambulanter Behandlung<br />
zurückkehren und half beim Festmachen seines<br />
Schiffes wieder mit“, zeigt sich Köhler beeindruckt.<br />
Ein Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes<br />
führt noch während des Einsatzes eine<br />
erste Überprüfung der Brücke durch. Weil er<br />
keine Beschädigungen feststellen kann, gibt er<br />
sie um 20.15 Uhr für den Verkehr wieder frei.<br />
Der Einsatz ist für die Freiwillige Feuerwehr<br />
um 20.56 Uhr beendet, sodass die letzten Seelzer<br />
Kräfte einrücken können.<br />
Am folgenden Tag wird der Schubverband<br />
zu einer Anlegestelle in Lohnde<br />
geschleppt, wo Gutachter<br />
Auch interessant:<br />
„Die größten<br />
Schiffskatastrophen<br />
im neuen Jahrtausend“<br />
Hier geht’s zum Artikel:<br />
www.feuerwehrmagazin.de<br />
den Schaden am Schiff einschätzen. Dieser<br />
beträgt zirka 50.000 Euro. „Der schwer<br />
verletzte Steuermann ist mittlerweile wieder<br />
voll genesen und geht nach Auskunft<br />
der Wasserschutzpolizei bereits wieder<br />
Fazit der Feuerwehr<br />
Für den Einsatzleiter ist<br />
ein Einsatz auf dem<br />
Wasser in Dunkelheit und<br />
eisigen Temperaturen<br />
natürlich<br />
zunächst eine<br />
Herausforderung.<br />
Nach der Mitteilung, dass<br />
sich definitiv keine Person<br />
im Wasser befindet, fiel<br />
die Anspannung etwas ab.<br />
Die technische Rettung<br />
konnte anschließend<br />
nach den Standardregeln<br />
vorbereitet und durchgeführt<br />
werden. Gut war<br />
der Kräfteansatz, da sofort<br />
genug Personal sowohl für<br />
die unmittelbare Rettung<br />
gut zu<br />
wissen<br />
als auch für alle unterstützenden<br />
Maßnahmen<br />
wie Beleuchtung, Materialtransport<br />
und auf dem<br />
Wasser durch die<br />
seinem Beruf nach“, sagt Stadtpressesprecher<br />
Köhler abschließend.<br />
Text: Sven Buchenau, Redakteur Feuerwehr-Magazin,<br />
Fotos: Bernhard Herrmann/CAP<br />
[9499] N<br />
<br />
Boots-Besatzungen<br />
zur Verfügung stand.<br />
Ein Problem war zunächst,<br />
alle am und auf dem Wasser<br />
arbeitenden Kräfte mit den<br />
vorgeschriebenen Rettungswesten<br />
auszustatten.<br />
Diese konnten dann aber<br />
aus dem TLF auf der<br />
gegenüberliegenden<br />
Brü ckenseite geholt werden.<br />
Fünf der elf Seelzer<br />
Ortsteile liegen unmittel bar<br />
am Mittellandkanal beziehungsweise<br />
am Lindener<br />
Kanal, sodass Unfälle auf<br />
dem Wasser zum regelmäßigen<br />
Einsatzspektrum<br />
gehören. Neben Schiffkollisionen<br />
ereignen sich<br />
auch Havarien, Leckagen,<br />
Schiffsbrände bis hin zu<br />
Personensuchen und<br />
Tierrettungen. Diese<br />
Lagen werden regelmäßig<br />
gemeinsam mit mehreren<br />
Ortsfeuerwehren und<br />
der Tauchergruppe der<br />
Feuerwehr Seelze ab gearbeitet,<br />
sodass die Zusammenarbeit<br />
bei diesem<br />
Einsatz gut aufeinander<br />
abgestimmt war.<br />
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Einsatzbericht<br />
16.000 Reifen samt<br />
Halle abgefackelt<br />
Im bayerischen Elsenfeld lodern helle Flammen in den Nachthimmel.<br />
Die enorme Brandausbreitung eines in Vollbrand stehenden Reifenlagers bereitet<br />
der Feuerwehr große Schwierigkeiten. Ein Feuerwehrmann am Wasserwerfer<br />
auf dem Dach eines HLF 20 gibt das das Zeichen „Wasser marsch!“.<br />
38 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Ein Lager mit 4.000 Reifensätzen gerät in Elsenfeld<br />
(BY) in Brand. Wegen der rasend schnellen<br />
Ausbreitung der Flammen setzt die Feuerwehr<br />
zahlreiche Rohre ein. Nach einer Stunde reicht das<br />
Wasser aus dem Hydrantennetz nicht mehr aus.<br />
Deshalb zapfen die Kräfte einen aufgestauten<br />
Fluss an und fördern 8.000 Liter pro Minute<br />
zur Einsatzstelle.<br />
Im gut 9.000 Einwohner zählenden<br />
Elsenfeld (Kreis Miltenberg)<br />
gibt es drei Freiwillige Feuerwehren:<br />
Elsenfeld, Rück-Schippach und<br />
Eichelsbach. Die Marktgemeinde<br />
liegt in der Region Bayerischer Untermain.<br />
Am Abend des 8. November<br />
2018 wird ein Feuer im Räderund<br />
Reifenlager der Firma Wheels<br />
In Stock (WIS) gemeldet. Das 50 mal<br />
22 Meter große Lager wurde 2000 im<br />
Gewerbegebiet Unterkreuzfeld in<br />
Stahlskelettbauweise errichtet und<br />
mit senkrecht verlaufenden, doppelschalig<br />
isolierten Stahlkassetten<br />
verkleidet. In die Halle ist ein zweigeschossiger<br />
Bürokomplex integriert,<br />
der von der Halle mit Mauerwänden<br />
abgetrennt ist. Auf dem gesamten<br />
Dach ist eine Photovoltaikanlage<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 39
Einsatzbericht<br />
montiert. In der Halle lagern zirka 4.000 Reifensätze<br />
(mit jeweils vier Reifen auf Felge) auf<br />
Holzpaletten in einem Hochregalsystem.<br />
Der Disponent der Integrierten Leitstelle<br />
(ILS) Bayerischer Untermain löst um 18.50<br />
Uhr Alarm für die Feuerwehren Rück-<br />
Schippach, Elsenfeld und Eschau aus. Die<br />
Marktgemeinde unterhält zusammen mit<br />
den Städten Erlenbach, Obernburg und der<br />
Werkfeuerwehr des Industriecenters Obernburg<br />
(ICO) eine Drehleiter (DLK) 23-12. Diese<br />
ist bei der WF ICO stationiert und wird von<br />
deren Kräften besetzt. Sie wird ebenso wie<br />
die DL(A)K 23/12 der Feuerwehr Großheubach<br />
alarmiert. Hinzu kommt der zuständige<br />
Kreisbrandinspektor (KBI) Johannes Becker.<br />
Kreisbrandinspektor<br />
erhöht Stichwort auf B5<br />
Der KBI trifft mit seinem Privat-Pkw als<br />
erster an der Einsatzstelle ein. Wenige Minuten<br />
später sind auch die alarmierten Einheiten<br />
vor Ort. Becker lässt mit der ersten<br />
Lagemeldung „Lagerhalle im Vollbrand“ sofort<br />
das Alarmstichwort auf B5 erhöhen und<br />
übernimmt die Einsatzleitung. Jetzt rücken<br />
auch die Feuerwehren Obernburg, Eschau<br />
und Großheubach aus.<br />
Personen befinden sich zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht im Gebäude. Da das Feuer bereits<br />
auf die gesamte Halle übergegriffen hat und<br />
meterhohe Flammen durch das Dach in den<br />
Himmel schlagen, ordnet der KBI zuerst eine<br />
Riegelstellung zu dem unmittelbar benachbarten<br />
Lagergebäude auf der Westseite an.<br />
Wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirkt dieser<br />
erste in Stellung gebrachte Wasserwerfer vor der<br />
brennenden Halle.<br />
Neben einer DLAK wird<br />
dem Wasser Schaummittel<br />
zugemischt. Als<br />
Behältnis zum Ansaugen<br />
dient ein Maurerkübel,<br />
in den eine Einsatzkraft<br />
das Schaummittel<br />
hineingießt.<br />
Nahe den Hallentoren, durch die heller<br />
Feuerschein zu sehen ist, sind ein<br />
Transporter und ein Pkw geparkt. Ein<br />
Trupp (Bild unten) löscht wegen der<br />
großen Hitzestrahlung aus der Deckung<br />
einer Einfahrt heraus.<br />
Löschangriff von oben<br />
über eine Drehleiter: Hier ist<br />
gut zu erkennen, dass um<br />
das Brandobjekt herum<br />
zahlreiche Fahrzeuge<br />
abgestellt sind.
Dazu werden das Mittlere Löschfahrzeug<br />
(MLF) der FF Rück-Schippach und die<br />
Drehleiter der WF ICO im Zufahrtsbereich<br />
stationiert. „Ein Innenangriff war zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht mehr möglich“, erklärt<br />
Becker. „Zusammen mit einem Hydroschild<br />
und einem C-Rohr kühlten wir die Blechfassade<br />
und schützten so das komplette Lagergebäude.“<br />
Die etwas später eintreffende<br />
Feuerwehr Obernburg unterstützt diese<br />
Maßnahmen mit einem Wasserwerfer.<br />
Auf der Süd-Ostseite geht das Löschgruppenfahrzeug<br />
(LF) 16/12 der FF Elsenfeld in<br />
Stellung – an der Nord-Ost-Ecke der Halle<br />
das Elsenfelder Tanklöschfahrzeug (TLF)<br />
4000. Nach dem Eintreffen der Einheiten<br />
aus Eschau mit einem Hilfeleistungs-<br />
Löschgruppenfahrzeug (HLF) 20 sowie<br />
Großheubach mit einem HLF 20/16 und<br />
einer Drehleiter bauen deren Besatzungen<br />
eine umfassende Riegelstellung zu den<br />
Wohnhäusern auf der Ostseite auf.<br />
Trotz der Riegelstellungen schmelzen<br />
durch die enorme Wärmestrahlung die Rollläden<br />
an einem Wohnhaus auf der Ostseite.<br />
Die Fenster der benachbarten Halle bekommen<br />
Risse, bleiben aber so weit intakt, dass<br />
das Feuer nicht in den Innenbereich eindringen<br />
kann. Auch die Blechfassade bleibt<br />
trotz Verwerfungen stabil.<br />
Zwei direkt an der Halle abgestellte Fahrzeuge<br />
können nicht mehr weggefahren<br />
werden, weil sich die Fahrzeugschlüssel<br />
im Innern der Halle befinden. Sie werden<br />
zum Teil erheblich beschädigt und können<br />
erst mit einem Traktor wegezogen werden,<br />
nachdem die Brandintensität des Feuers<br />
etwas nachgelassen hat.<br />
Reifenplatzer fachen<br />
Flammen immer wieder an<br />
Durch die unter lautem Knall zerberstenden<br />
Reifen wird das Feuer immer wieder<br />
angefacht. Der Feuerschein und die<br />
riesige Rauchwolke sind weithin zu sehen.<br />
Um 20.06 Uhr erstellt die ILS Untermain<br />
in Absprache mit der Einsatzleitung eine<br />
Meldung über den Warndienst MoWaS des<br />
Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und<br />
Katastrophenhilfe (BBK) mit einer Karte, die<br />
den Gefährdungsbereich zeigt.<br />
Das bei der Feuerwehr Erlenbach stationierte<br />
Mehrzweckfahrzeug (MZF) mit der<br />
Messleitkomponente des Landkreises führt<br />
Schadstoffmessungen im Bereich Elsenfeld<br />
durch. Die Feuerwehrleute stellen aber keine<br />
Grenzwertüberschreitungen fest.<br />
Ein großes Aufgebot der Polizeiinspektion<br />
Obernburg und der Kriminalpolizei<br />
Aschaffenburg ist ebenfalls vor Ort. In einer<br />
Pressemeldung des Polizeipräsidiums<br />
Unterfranken wird die Bevölkerung im Bereich<br />
Elsenfeld, Erlenbach, Mömlingen und<br />
Obernburg gebeten, bis auf Weiteres die<br />
Fenster geschlossen zu halten.<br />
e<br />
Eingesetzte Kräfte<br />
FF Rück-Schippach:<br />
mit MZF und MLF.<br />
FF Elsenfeld: mit MZF, MTW,<br />
TLF 4000, LF 16/12 und GW-L2<br />
(Wasserförderkomponente).<br />
FF Großheubach: mit<br />
DL(A)K 23/12 und HLF 20/16.<br />
FF Großwallstadt:<br />
mit TLF 16/25, WLF<br />
mit AB-Mulde und WLF<br />
mit AB-Sonderlöschmittel.<br />
FF Eschau: mit MZF,<br />
HLF 20 und LiMa.<br />
FF Obernburg: mit ELW 1<br />
Insgesamt sind 157 Kräfte im Einsatz gewesen.<br />
Frankfurt<br />
am Main<br />
Darmstadt<br />
LF 16/12<br />
TSF-W<br />
MLF<br />
FPN 1000<br />
HESSEN<br />
Aschaffenburg<br />
Elsenfeld<br />
MLF<br />
MLF<br />
GW-L2<br />
BAYERN<br />
BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG<br />
LF 20<br />
DLK 23-12<br />
LF 8<br />
MZF<br />
(UG-ÖEL), LF 16/12 und LF 20.<br />
FF Eisenbach: mit GW-N.<br />
FF Eichelsbach:<br />
mit MZF und MLF.<br />
FF Mechenhard:<br />
mit MZF und MLF.<br />
FF Streit: mit TSF-W.<br />
FF Sommerau:<br />
mit MTW und LF 8.<br />
FF Mönchberg:<br />
mit MZF, TLF 16/24-Tr und<br />
LF 8.<br />
FF Erlenbach: mit MZF<br />
(mit Messleitkomponente).<br />
ELW 1<br />
LiMa<br />
Löschwasserversorgung<br />
aus der Elsava (ca. 250 m)<br />
2<br />
LF 8<br />
Gewerbegebiet<br />
Unterkreuzfeld/<br />
Mittelkreuzfeld<br />
1<br />
LF 16/12<br />
MZF<br />
Kreuzfeldring<br />
TLF 16/24-Tr<br />
20 m<br />
HLF 20<br />
HLF 20<br />
WLF mit AB-Sonderlöschmittel<br />
TLF 16/25<br />
WF ICO: mit DLK 23-12<br />
(interkommunale Drehleiter,<br />
stationiert bei der WF ICO).<br />
Sonstige: Kreisbrandinspektion<br />
(sechs Mitglieder),<br />
Fachberater THW Obernburg,<br />
Polizei mit fünf Streifenwagen,<br />
ein polizeilicher EL,<br />
eine Streife des KDD der KPI<br />
Aschaffenburg, Rettungsdienst<br />
und BRK, Bayernwerk,<br />
AMME (Abwasserverband<br />
Main-Mömling-Elsava) für<br />
Betreuung Abwasseranlage<br />
und Wasserversorgung).<br />
TLF 4000<br />
DLAK 23/12<br />
1 Bürotrakt<br />
2<br />
Heizöltank<br />
<br />
Riegelstellungen<br />
Die Halle steht in Vollbrand und ist nicht mehr zu retten. Daher liegt der Fokus auf den Riegelstellungen<br />
(schwarz-gezackte Linien) zu den benachbarten Gebäuden. Unten links ist die Entnahmestelle aus der<br />
Elvasa in 250 Meter Entfernung dargestellt.<br />
© Feuerwehr-Magazin / Jung<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 41
Einsatzbericht<br />
Ein AGT-Trupp steht bis zu den Waden im Schaum und löscht durch<br />
Ritzen in der Außenhaut in die Halle hinein.<br />
Insgesamt zehn B-Leitungen haben die Einsatzkräfte über diese<br />
Straße verlegt. Wasserentnahmestelle ist ein 250 Meter entfernt<br />
fließendes Flüsschen.<br />
Südlich des Bürokomplexes ist in einem<br />
separaten Raum ein 5.000 Liter fassender<br />
Heizöltank aus Kunststoff mit Blechverkleidung<br />
aufgestellt. Der Raum ist zwar durch<br />
eine gemauerte Wand von der brennenden<br />
Halle abgetrennt, aber da beide ein gemeinsames<br />
Dach haben, wird der Tank durch das<br />
Feuer beaufschlagt.<br />
Trotz intensiver Löschmaßnahmen können<br />
die Kräfte nicht verhindern, dass geringe<br />
Mengen Heizöl entweichen und in die<br />
Kanalisation gelangen. Die Einsatzleitung<br />
informiert das Klärwerk des Abwasserverbands<br />
Main-Mömling-Elsava (AMME), dass<br />
neben Löschwasser und Schaum auch mit<br />
dem Austritt von Heizöl zu rechnen ist. Eine<br />
entsprechende Rückhaltung in einem Stauraumkanal<br />
wird organisiert.<br />
Kreisbrandrat (KBR) Meinrad Lebold<br />
übernimmt die Gesamteinsatzleitung zusammen<br />
mit der bei der Feuerwehr Obernburg<br />
stationierten Unterstützungsgruppe<br />
Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL). Eine der<br />
ersten Maßnahmen: Er lässt weitere Feuerwehren<br />
nachalarmieren. Dazu zählen unter<br />
anderem ein Wechselladerfahrzeug (WLF)<br />
mit einem Abrollbehälter (AB-Sonderlöschmittel)<br />
der Feuerwehr Großwallstadt mit 4,4<br />
Kubikmeter fluorfreiem Schaummittel. Die<br />
Logistik für einen umfassenden Schaumangriff<br />
ist somit gesichert. Nach Absprache mit<br />
dem Vertreter der AMME starten die Feuerwehren<br />
den Angriff. Das Schaummittel wird<br />
mit einem Prozent zugemischt.<br />
KBI Johannes Becker übernimmt die<br />
Leitung des Einsatzabschnitts (EA) West<br />
im Bereich der Hofeinfahrt, der Gruppenführer<br />
des LF 16/12 der FF Elsenfeld, Marcel<br />
Schreiber, den EA Ost. Nachdem ein in<br />
Elsenfeld stationierter Rollwagen mit zwölf<br />
Atemschutzgeräten des Landkreises bereits<br />
im Einsatz ist, wird der AB-Atemschutz der<br />
Feuerwehr Miltenberg vorsorglich nachalarmiert.<br />
Dieser braucht aber nicht mehr eingesetzt<br />
zu werden.<br />
Löschwasserversorgung<br />
aus Hydranten erschöpft<br />
Nach etwa einer Stunde steht fest, dass die<br />
Wasserversorgung aus der Ringleitung nicht<br />
mehr ausreicht und das Reservoir in einem<br />
Hochbehälter nach Auskunft des Wasserverbands<br />
nur noch für kurze Zeit ausreichen<br />
würde. Daher meldet der Einsatzleiter um<br />
20.15 Uhr an alle Kräfte, dass kein Wasser<br />
mehr aus dem Hydrantennetz entnommen<br />
werden soll.<br />
Da in etwa 250 Meter Entfernung das<br />
Flüsschen Elsava am Gewerbegebiet vorbeifließt,<br />
baut die Feuerwehr mehrere Förderleitungen<br />
von dort auf. Kreisbrandmeister<br />
(KBM) Albert Klug leitet den EA Wasserförderung<br />
von der Elsava zur Brandstelle. Dazu<br />
werden im Lauf des Einsatzes vom Gerätewagen<br />
Logistik (GW-L2) der FF Elsenfeld<br />
insgesamt zehn B-Leitungen über ein Feld<br />
und die Staatsstraße 2308 verlegt. Diese wird<br />
dafür zwischen dem Ortsausgang Rück und<br />
dem Kreisel nach Elsenfeld komplett gesperrt.<br />
Für die Wasserentnahme werden die<br />
Feuerwehren Streit, Mechenhard und Sommerau<br />
nachalarmiert. Die Entnahme beträgt<br />
über einen Zeitraum von 2 Stunden bis zu<br />
8.000 Liter Wasser pro Minute.<br />
Während der Löschmaßnahmen übernimmt<br />
der Rettungsdienst die Sanitätsabsicherung.<br />
Das DRK versorgt die Feuerwehr<br />
42 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Die offenen Flammen sind alle gelöscht. Von den<br />
Glutnestern im Innern steigt weißer Wasserdampf auf.<br />
Ein schauriges Bild: Einsatzfahrzeuge<br />
mit Blaulicht vor<br />
einem Meer aus Feuer. Die hohe<br />
Brandlast lässt die Flammen<br />
weit in den Himmel schlagen.<br />
Halle haben wir entschieden, den gesamten<br />
Bereich mit Schwerschaum abzudecken, da<br />
durch das Stahlgewirr kein wirksames Herankommen<br />
an die Glutnester möglich war.“<br />
Die Polizei bittet die Feuerwehr für ihre<br />
Ermittlungen um Unterstützung bei Luftaufnahmen,<br />
weil der Polizeihubschrauber<br />
wegen schlechter Sichtverhältnisse nicht<br />
starten kann. Die Feuerwehr Erlenbach wird<br />
alarmiert, um mit der Drohne des Landkreises<br />
die gewünschten Luftaufnahmen zu machen.<br />
Trotz des Schaumeinsatzes vom Morgen<br />
muss die Feuerwehr Rück-Schippach<br />
um 16.35 Uhr erneut zur Nachschau ausrücken,<br />
da immer wieder Glutnester auflodern.<br />
Schließlich werden die noch schwelenden<br />
Bereiche mit dem Bagger freigelegt und von<br />
den Einsatzkräften gelöscht.<br />
Text: KBR Meinrad Lebold und<br />
KBI Johannes Becker<br />
Fotos: Ralf Hettler<br />
[9434] N<br />
mit Getränken und einer warmen Mahlzeit.<br />
Die östlich ansässige Bekleidungsfirma KJ-<br />
Brand erlaubt den Feuerwehrleuten, ihre<br />
Toilettenanlagen zu benutzen. Außerdem<br />
stellt sie ihr Gebäude für die Verpflegungsstelle<br />
zur Verfügung.<br />
Die nördlich am Brandobjekt vorbeiführende<br />
110-kV-Stromleitung schalten<br />
Mitarbeiter des Bayernwerks ab, damit die<br />
Löscharbeiten gefahrlos durchgeführt werden<br />
können. Die ebenfalls nachalarmierte<br />
Feuerwehr Mönchberg unterstützt mit ihrem<br />
TLF 16/24-Tr und dem LF 8 das dort<br />
positionierte TLF 4000.<br />
Durch die extreme Hitze wird die Gebäudekonstruktion<br />
immer instabiler. „Als die<br />
Stahlstruktur der Halle in sich zusammengefallen<br />
war und das Feuer keine neue Nahrung<br />
fand, ließ die Brandintensität merklich<br />
nach“, erklärt KBI Becker. „Aber erst nachdem<br />
mit einem Bagger der Firma Schuck die<br />
Bleche der Außenfassade entfernt worden<br />
waren, konnte von allen Seiten wirksam mit<br />
Schaum gelöscht werden.“ Auf der Nordseite<br />
stoppt die FF Mönchberg in der Zwischenzeit<br />
das auf das angrenzende Palettenlager überschlagende<br />
Feuer. „Die Löschmaßnahmen<br />
zeigten Wirkung, sodass die ersten Einsatzkräfte<br />
kurz vor Mitternacht aus dem Einsatzgeschehen<br />
herausgelöst werden konnten“,<br />
sagt KBR Lebold. Kurz vor 1 Uhr ist das Feuer<br />
aus. Als Brandwache bleibt die Feuerwehr<br />
Rück-Schippach vor Ort.<br />
Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Elsenfeld<br />
sind bis zirka 7 Uhr damit beschäftigt,<br />
ihre Fahrzeuge wieder einsatzbereit zu<br />
machen. Sie waschen die große Anzahl an<br />
verschmutzten Schläuchen und hängen sie<br />
im Schlauchturm zum Trocknen auf. Gegen<br />
7 Uhr verlassen die Rück-Schippacher die<br />
Einsatzstelle, nachdem im Lauf der Nacht<br />
hier und da kleine Glutnester gelöscht werden<br />
mussten.<br />
Am Freitag um 11.18 Uhr werden die Feuerwehren<br />
Rück-Schippach und Elsenfeld<br />
zusammen mit der Drehleiter der WF ICO<br />
erneut zum Brandobjekt alarmiert. Im Bürokomplex<br />
und in der Halle steigt wieder<br />
Rauch auf. „Die Glutnester im Büro konnten<br />
schnell abgelöscht werden und anschließend<br />
wichtige Dokumente für den Eigentümer<br />
gesichert werden“, sagt Becker. „Für die<br />
Fazit der Feuerwehr<br />
<br />
Schon kurz nach Eintreffen der ersten<br />
Einsatzkräfte war sofort klar, dass<br />
die bereits im Vollbrand stehende Halle<br />
nicht zu retten war. Auch ein umfassender<br />
Löschangriff musste unterbleiben, da<br />
zuerst die Nachbargebäude auf beiden<br />
Seiten geschützt werden mussten.<br />
Der Schutz derselben ist gelungen.<br />
Neben dem kompletten Gebäude<br />
sind rund 4.000 Rad- und Reifensätze<br />
ein Raub der Flammen geworden. In der<br />
Halle selbst wurden Geräte, wie zum<br />
Beispiel ein Gabelstapler, zerstört.<br />
Der Bürotrakt konnte weitgehend geschützt<br />
werden. Unternehmer und Besitzer<br />
Udo Wehren hatte vorgesorgt und alle<br />
elektronischen Daten extern gesichert.<br />
Er lobte die gute Arbeit der Feuerwehren<br />
und aller Helfer, die ihn und seine Familie<br />
unterstützt hätten. Er berichtete, dass nur<br />
20 Minuten vor dem Feueralarm der letzte<br />
Mitarbeiter die Firma verlassen habe. Er<br />
selbst sei wenige Minuten zuvor an der<br />
Halle vorbeigefahren, ohne etwas zu<br />
erkennen. Hervorzuheben ist die sofortige<br />
Hilfe der benachbarten Firma KJBrand<br />
für die Bereitstellung der Sanitäranlagen<br />
und des Gebäudes für die Verpflegung der<br />
Einsatzkräfte. So konnte die Einsatzstellenhygiene<br />
sichergestellt werden. Noch in<br />
der Nacht und am nächsten Tag haben die<br />
Brandfahnder der Kriminalpolizei Aschaffenburg<br />
zusammen mit dem Landeskriminalamt<br />
die Ermittlungen aufgenommen.<br />
Sie stellen den Akku eines Notebooks als<br />
Brandursache fest. Dadurch entsteht ein<br />
Millionenschaden. 157 Kräfte sind insgesamt<br />
im Einsatz gewesen.<br />
gut zu<br />
wissen<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 43
Jugendfeuerwehr<br />
#TRASHTAG<br />
#Challenge<br />
accepted!<br />
#Challenge<br />
accepted!<br />
Wer etwa bei Youtube oder Instagram das Stichwort<br />
„Challenge“ eingibt, wird überflutet von meist idiotischen bis<br />
gefährlichen, teils ganz netten und witzigen Beiträgen. Gibt<br />
es auch geeignete Challenges für die Jugendfeuerwehr?<br />
Wir haben uns die Aktionen angesehen und wurden<br />
von einigen sinnvollen Beispielen überrascht.<br />
Wer alle Videos von<br />
„Challenges“ auf Youtube<br />
schauen wollte,<br />
müsste mindestens tausend<br />
Jahre leben und dürfte sich<br />
mit nichts anderem beschäftigen.<br />
Challenges – zu Deutsch:<br />
Herausforderungen – sind so<br />
beliebt, dass Nutzer mittlerweile<br />
über 700 Millionen Kurzfilme<br />
unter diesem Hashtag<br />
(Deutsch: Rautezeichen #, dient<br />
in den sozialen Medien als<br />
Stichwortmarkierung) auf die<br />
Videoplattform hochgeladen<br />
haben. Dabei existieren etliche<br />
Kategorien von Challenges.<br />
Während es bei einigen<br />
Aktionen darum geht, eklige<br />
Situationen zu überstehen, wie<br />
etwa Insekten zu essen oder<br />
in einer Badewanne voller<br />
Schleim zu baden, führen andere<br />
Protagonisten möglichst<br />
„peinliche“ Performances in<br />
der Öffentlichkeit durch. Zum<br />
Beispiel tanzen sie zu Choreografien<br />
aus Videospielen oder<br />
verharren in skurrilen Posen<br />
auf öffentlichen Plätzen. Auch<br />
mit Klassikern – wie dem<br />
Versuch, sich gegenseitig zum<br />
Lachen zu bringen, ohne<br />
selbst zu lachen – fordern sich<br />
die meist jungen Mitspieler<br />
heraus. Der Fantasie sind<br />
dabei keine Grenzen gesetzt.<br />
Häufig wird nach der<br />
Durchführung einer<br />
Challenge jemand nominiert,<br />
der die Herausforderung als<br />
nächstes annehmen soll.<br />
Das ist aber nicht zwingend<br />
notwendig. In allererster<br />
Linie geht es um den Spaß<br />
bei der Aktion – und darum,<br />
Aufmerksamkeit zu erzeugen.<br />
Vorsicht: Einige der durchgeführten<br />
Handlungen bergen<br />
zumindest ein gewisses<br />
Gefahrenpotential und<br />
sollten nur mit entsprechenden<br />
Sicherungsmaßnahmen<br />
durchgeführt werden. Andere<br />
Challenges sind zum Teil<br />
gesundheitsschädlich oder<br />
bergen ein hohes Risiko,<br />
schwere Verletzungen davonzutragen<br />
(siehe Kasten<br />
„Challenge not accepted“).<br />
Nützliche<br />
Herausforderungen<br />
Doch unter der Vielzahl von<br />
Herausforderungen finden<br />
sich auch einige, die sich für<br />
die Jugendfeuerwehr wunderbar<br />
eignen. Zum Beispiel die<br />
Trashtag-Challenge (wörtlich<br />
übersetzt: Müllmarkierung).<br />
Im März <strong>2019</strong> posteten weltweit<br />
etliche Nutzer Vorher-<br />
Nachher-Fotoserien von Orten,<br />
die zunächst stark verschmutzt<br />
waren. Die Personen räumten<br />
auf, luden den Unrat in Müll<br />
44 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Nützliche Social Media-Aktion: Die JF Stuttgart-Untertürkheim führt die<br />
Trashtag-Challenge durch. Für das Einsammeln von Müll an zwei Regenrückhaltebecken<br />
ernten die Mitglieder großes Lob.Fotos (2): Feuerwehr Untertürkheim<br />
säcke und schossen das<br />
Nachher-Foto. Vor allem<br />
auf Instagram und Twitter<br />
fand dieser Netztrend<br />
extrem viel Zuspruch.<br />
Die JF Stuttgart-Untertürkheim<br />
führt – wie viele<br />
Jugendfeuerwehren – jährlich<br />
eine Umweltreinigungs-<br />
Aktion durch. „Bei uns heißt<br />
es ‚FleggaPutz‘ und ist vom<br />
Stadtteil organisiert“, sagt Julien<br />
Hespeler, Jugendwart in<br />
Untertürkheim. „Wir haben<br />
den Hashtag der Challenge bei<br />
Instagram gesehen und uns<br />
dann vorgenommen, unsere<br />
Aktion darunter zu posten. So<br />
ein Umwelttag ist ja im Prinzip<br />
nichts anderes als eine Trashtag-Challenge.“<br />
Wie jedes Jahr waren die<br />
Untertürkheimer in diesem<br />
Frühjahr an zwei Regenrückhaltebecken<br />
eingesetzt.<br />
Die über 20 Teilnehmer der<br />
JF und der Einsatzabteilung<br />
sammelten im Gelände und<br />
mit Hilfe von wasserdichten<br />
Überlebensanzügen auch in<br />
dem Becken – natürlich ausreichend<br />
gesichert. Sie füllten<br />
fünf Müllsäcke und fanden ein<br />
rostiges Fahrrad. „Im Vergleich<br />
zu den letzten Jahren war das<br />
aber relativ wenig“, erklärt Timo<br />
Strauß, Jugendbetreuer bei<br />
der JF Untertürkheim. „Es gab<br />
schon Aktionen, da haben wir<br />
ganze Sofas, Motorräder oder<br />
sogar einen Tresor gefunden.<br />
Ich glaube, je sauberer es aussieht,<br />
desto weniger Müll wird<br />
hier entsorgt. Das spricht für<br />
den Erfolg der Maßnahme.“<br />
Unter den Kommentaren<br />
zu der Trashtag-Challenge<br />
ernten die Stuttgarter ordentlich<br />
Lob. „Großartige Arbeit!<br />
Es sollte viel mehr von Euch<br />
geben“, schreibt etwa eine<br />
Nutzerin. „Wir haben insbesondere<br />
von den Eltern der<br />
Jugendlichen positive Rückmeldungen<br />
bekommen“, sagt<br />
Hespeler. „Die haben uns<br />
zum Teil gesagt, dass ihnen<br />
sehr gefällt, was wir veranstalten.<br />
Zudem wurden wir von<br />
Passanten angesprochen, die<br />
sich über unser Engagement<br />
gefreut haben.“ Auch für<br />
nächstes Jahr plant die JF,<br />
Bilder vom FleggaPutz unter<br />
dem Hashtag #TrashtagChallenge<br />
zu veröffentlichen.<br />
Zieh, womit Du<br />
retten lernst<br />
Bei der Challenge #Ziehwomitdurettest<br />
müssen Feuerwehrleute<br />
aus eigener Kraft ein<br />
Fahrzeug aus ihrem Fuhrpark<br />
bewegen. „Wir haben ein Video<br />
der Challenge aus Hamburg gesehen<br />
und uns dann ganz banal<br />
gedacht: das können wir auch“,<br />
erzählt Henrik Cordsen, Mitglied<br />
des Ausbilderteams der JF<br />
Flensburg-Innenstadt (SH).<br />
Unter dem Hashtag #Ziehwomitdurettenlernst<br />
drehten<br />
die norddeutschen JF-Leute<br />
daraufhin ein eigenes Video.<br />
Darin zu sehen sind zwei Feuerwehrleute,<br />
die beim Versuch,<br />
ein Löschgruppenfahrzeug-<br />
Katastrophenschutz (LF-KatS)<br />
zu ziehen, herb scheitern. Als<br />
Folge holen sie die Jugendlichen<br />
aus der JF dazu, die das<br />
Fahrzeug schließlich bewegen<br />
können. „Komm zur Jugendfeuerwehr<br />
und werde Teil einer<br />
starken Truppe“, heißt es<br />
dabei in dem Clip.<br />
„Dafür, dass wir mit der JF<br />
in den sozialen Medien noch<br />
nicht lange aktiv sind, hat das<br />
Video viel gutes Feedback<br />
erhalten“, berichtet Cordsen.<br />
„Und den Jugendlichen hat es<br />
enorm viel Spaß gemacht, unsere<br />
‚Katze‘ zu ziehen.“ Als Katze<br />
bezeichnen die Flensburger<br />
liebevoll das KatS-Fahrzeug.<br />
Die Aktion habe auch innerhalb<br />
der Wehr für Aner<br />
Foto: JF Frankfurt-Rödelheim<br />
Foto: evmedia<br />
#MANNEQUIN<br />
kennung gesorgt, so Cordsen.<br />
„Unser Ziel war in erster Linie,<br />
mit der Aktion aufzufallen und<br />
Aufmerksamkeit zu generieren<br />
sowie bei Interessierten den<br />
Wunsch zu erzeugen ‚ich will<br />
das auch‘.“ Der Aufwand habe<br />
sich dabei in Grenzen gehalten.<br />
Ziehwomitdurettenlernst<br />
konnten die Flensburger innerhalb<br />
von einer Sequenz mit einer<br />
Handykamera drehen. Der<br />
Schnitt habe auch nicht viel<br />
Zeit in Anspruch genommen.<br />
Eine ähnliche sportliche<br />
Herausforderung finden Nutzer<br />
unter dem Hashtag #LadderChallenge.<br />
Bei der „Leiter-<br />
Herausforderung“ versuchen<br />
die Mitspieler, den kompletten<br />
waagerecht ausgefahrenen<br />
Leiterpark einer Drehleiter<br />
entlangzuhangeln. Natürlich<br />
in voller Montur.<br />
JF einfrieren<br />
Ebenfalls in Videoform erschienen<br />
vor ein paar Jahren<br />
Veröffentlichungen unter dem<br />
Hashtag #MannequinChallenge.<br />
Mannequin bedeutet zu<br />
Deutsch Schaufensterpuppe<br />
Der Hashtag #MannequinChallenge<br />
ist schon<br />
etwas älter. Aber die Idee,<br />
mit einem Standbild Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen,<br />
wirkt heute noch.<br />
e<br />
Auf die Spitze getrieben<br />
wurde die Mannequin-<br />
Challenge von der Feuerwehr<br />
Völkermarkt (Österreich).<br />
In ihrem knapp<br />
2,5-minütigen Clip erzählt<br />
sie den kompletten<br />
Ablauf eines Einsatzes!<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 45
Jugendfeuerwehr<br />
oder Modell. Der Clou bei<br />
diesen Aktionen: Feuerwehrleute<br />
stellen Szenen – etwa<br />
aus Einsätzen oder Übungen<br />
– nach und verharren in einer<br />
festgelegten Körperhaltung.<br />
Eine Person geht dann mit<br />
einer Kamera durch das<br />
eingefrorene Arrangement<br />
und filmt es aus verschiedenen<br />
Perspektiven. Dabei kann die<br />
Kameraführung eine ganz<br />
eigene Geschichte erzählen.<br />
Die Jugendfeuerwehr<br />
Frankfurt-Rödelheim (HE)<br />
beispielsweise inszenierte<br />
einen Gebäudebrand. Ein<br />
JF-Mitglied bedient die<br />
Pumpe eines Löschfahrzeugs,<br />
während ein Trupp einen<br />
Lüfter aus dem Geräteraum<br />
zieht. Die Kamera führt dann<br />
weiter zu einem zweiten<br />
Trupp, der gerade Schläuche<br />
ausrollt und schließlich<br />
einem Angriffstrupp, der<br />
augenscheinlich vor der<br />
Hauseingangstür mit<br />
Hohlstrahl rohr im Anschlag<br />
darauf wartet, dass endlich<br />
Druck auf den Schlauch<br />
kommt. Mit der Nahaufnahme<br />
eines Helmes endet der Clip.<br />
„Das war eine ganz spontane<br />
Sache“, erinnert sich JF-Wartin<br />
Hatice Cirak. Die Jugendlichen<br />
kamen von selbst auf die Idee,<br />
die Mannequin-Challenge<br />
bei einem JF-Dienstabend<br />
durchzuführen. „Die Jungs und<br />
Mädchen fanden es besonders<br />
#BLACKANDWHITE<br />
cool, die Szene selbst zu inszenieren“,<br />
sagt Cirak. „Erst nach<br />
etwa zehn Durchgängen waren<br />
die Kids zufrieden. Danach<br />
waren aber alle stolz, so einen<br />
Kurzfilm gedreht zu haben.“<br />
Auf die Spitze getrieben<br />
haben diese Challenge die<br />
Bei der BlackandWhite-Challenge werden über 7 Tage Schwarz-<br />
Weiß-Fotos aus dem Feuerwehrleben veröffentlicht. Als Bedingung<br />
gilt eigentlich, Menschen nicht in den Mittelpunkt zu stellen. Doch<br />
das ist nirgends schwieriger, als bei der Feuerwehr.<br />
#ZIEHWOMITDURETTENLERNST<br />
Foto: JF Heiligenhaus<br />
Feuerwehr und das Rote<br />
Kreuz der Stadt Völkermarkt<br />
(Österreich). In ihrem knapp<br />
2,5-minütigen Clip erzählen sie<br />
den kompletten Ablauf eines<br />
Einsatzes: Vom Ankommen<br />
am Feuerwehrhaus, über das<br />
Umziehen und Ausrücken bis<br />
zu einem aufwändig gestalteten<br />
Unfallszenario, bei dem die<br />
Einsatzkräfte verletzte Personen<br />
aus mehreren Pkw retten<br />
und sogar ein Fahrzeug mit<br />
Schaum bedecken. Hier half<br />
eine Produktionsfirma bei<br />
den Aufnahmen.<br />
Nicht meine Hände<br />
Im Gegensatz dazu ist die<br />
Herausforderung unter dem<br />
Hashtag #NotMyHandsChallenge<br />
eher kurzweilig. Macht aber<br />
nicht weniger Spaß. Wie der<br />
Name schon sagt: bei der Not<br />
My Hands-Challenge (wörtlich<br />
übersetzt: nicht meine Hände)<br />
müssen die Teilnehmer vorher<br />
festgelegte Handlungen mit<br />
fremden Händen durchführen.<br />
Dafür verschränkt eine Person<br />
ihre Hände hinter ihrem<br />
Rücken. Eine zweite Person<br />
steht oder sitzt dahinter und<br />
steckt ihrerseits ihre Hände<br />
durch die Arme von Person 1.<br />
Person 2 darf dabei nicht sehen<br />
können, was sie macht. Nun<br />
müssen beide verschiedene<br />
Aufgaben zusammen lösen.<br />
Beispielsweise kann der<br />
Auftrag sein, zwei Leinen<br />
mit einem Schotenstich zu<br />
verbinden. Dabei muss Person<br />
1 beschreiben, was Person 2<br />
mit ihren Händen tun soll.<br />
Zudem kommentiert sie die<br />
Handbewegungen und tut<br />
so, als ob ihr selbst die<br />
Hände gehören würden.<br />
Die Not My Hands-Challenge<br />
eignet sich optimal zum<br />
Üben von Teamarbeit und<br />
Kommunikation. Und witzige<br />
Situationen sind vorprogrammiert!<br />
Welche Aufgaben die<br />
Teilnehmer dabei ausführen<br />
sollen, bleibt dabei Eurer<br />
Fantasie überlassen. Nur<br />
Gehen ist in der Konstellation<br />
eher nicht anzuraten.<br />
Beachtung bei Jugendfeuerwehren<br />
fand zudem der Hashtag<br />
#BlackandWhiteChallenge,<br />
beziehungsweise #SevenDays<br />
SevenPictures, bei dem sie auf<br />
46 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Unter dem Hashtag<br />
#Ziehwomitdurettenlernst<br />
zeigt die JF<br />
Flensburg-Innenstadt,<br />
was ihre Mitglieder<br />
können. Mit reiner<br />
Muskelkraft ziehen sie<br />
ein LF-KatS.<br />
Foto: JF Flensburg-Innenstadt<br />
ihren Social Media-Auftritten 7<br />
Tage lang jeweils ein Schwarz-<br />
Weiß-Foto von ihrer Arbeit<br />
veröffentlichten. Als zusätzliche<br />
Bedingung galt, dass keine<br />
Personen zu sehen sein sollen.<br />
Einige JFler lösten sich jedoch<br />
von dieser Regel. Schließlich<br />
ist es der Mensch, der bei der<br />
Jugendfeuerwehr im Mittelpunkt<br />
steht.<br />
Klare Absprachen<br />
„Wir werden immer wieder<br />
zu Challenges nominiert, sind<br />
Finger weg: Challenge not accepted!<br />
Als eher kritisch galt eine Zeit<br />
lang die Cold Water Grill-<br />
Challenge, die zum Teil auch<br />
von JF-Mitgliedern durchgeführt<br />
wurde. Dabei wird<br />
ein Video davon veröffentlicht,<br />
wie Aktive beziehungsweise<br />
JFler in einem möglichst<br />
kalten Gewässer oder in einem<br />
Pool grillen. Meistens spenden<br />
die Teilnehmer im Nachgang<br />
einen Betrag an eine gemeinnützige<br />
Einrichtung. Vorreiter dieser<br />
Aktionen war die ALS Ice Bucket-<br />
Challenge, bei der sich Menschen<br />
dabei filmten, wie sie sich mit<br />
kaltem Wasser übergossen.<br />
Damit wollten die Initiatoren auf<br />
die Nervenkrankheit Amyotrophe<br />
Lateralsklerose (ALS) aufmerksam<br />
machen und Spendengelder<br />
zu deren Erforschung sammeln.<br />
da aber relativ vorsichtig“,<br />
erklärt Cordsen von der JF<br />
Flensburg-Innenstadt. „Zum<br />
einen müssen wir bei allen<br />
Aktionen das Gefahrenpotential<br />
im Auge behalten und zum<br />
anderen darauf achten, unser<br />
Image zu wahren. Wir wollen ja<br />
der Öffentlichkeit zeigen, dass<br />
es wahnsinnig Spaß macht, bei<br />
gut zu<br />
wissen<br />
Was zunächst harmlos klingt,<br />
hatte zur Folge, dass einige<br />
Feuerwehren mit ihren Filmen<br />
kein gutes Bild in der Öffentlichkeit<br />
abgaben und es sogar<br />
zum Streit zwischen Kommunen<br />
und Einsatzabteilungen kam.<br />
Etwa zeigten einige Wehren auf<br />
Youtube, wie sie mit ihren Fahrzeugen<br />
unter Sondersignal durch<br />
Ortschaften zu einem See fahren,<br />
sich mit ihrer Persönlichen<br />
Schutzausrüstung dort<br />
hineinbegeben und<br />
alkoholische Getränke<br />
verzehren. Vereinzelt sollen<br />
sogar umweltschädliche Löschmittel<br />
ausgebracht worden sein,<br />
um die Szenen aufzupeppen.<br />
Doch ein Imageschaden ist<br />
nichts im Vergleich dazu, wegen<br />
einer Challenge sein Leben zu<br />
riskieren. So stürzte während<br />
einer Ice Bucket-Challenge im<br />
Münsterland (NW) ein Bagger<br />
um, dessen Schaufel mit Wasser<br />
gefüllt war. Die Schaufel traf die<br />
Teilnehmer. Ein Mann starb.<br />
Als lebensgefährlich<br />
erwies sich zudem das 2018<br />
aufkommende Phänomen der<br />
Tide Pod-Challenge. Dabei<br />
zerbeißen die Teilnehmer<br />
giftige Waschmittel-Kapseln.<br />
Die Amerikanische Gesellschaft<br />
für Vergiftungs-Kontrollzentren<br />
(AAPCC) registrierte in dem<br />
Jahr eine hohe Zahl von<br />
Vergiftungsunfällen durch<br />
verschluckte Kapseln.<br />
uns mitzuwirken. Aber manchmal<br />
besteht die Schwierigkeit,<br />
dies rüberzubringen, ohne sich<br />
allzu lächerlich zu machen.“<br />
„Wir achten bei unseren<br />
Aktionen und auch Veröffentlichungen<br />
immer darauf, dass<br />
die Unfallverhütungsvorschriften<br />
eingehalten werden und<br />
alles ordentlich abläuft“, fügt<br />
Ebenfalls giftig beziehungsweise<br />
gesundheitsgefährdend: Der<br />
Verzehr größerer Mengen von Zimt<br />
oder Muskatnuss. Im Rahmen<br />
der Cinnamon- und der Nutmeg-<br />
Challenge mussten Rettungsdienste<br />
auf dem gesamten Globus zu<br />
zahlreichen Einsätzen mit Vergiftungserscheinungen<br />
aus diesen<br />
Herausforderungen fahren.<br />
Weitere Negativbeispiele für<br />
Challenges sind:<br />
<br />
##<br />
die Kylie Jenner-Challenge,<br />
bei der mit Unterdruck versucht<br />
wird, die Lippen zu vergrößern.<br />
Dies hat häufig blaue Flecken<br />
und schmerzhafte Wunden<br />
zur Folge.<br />
##<br />
die auf dem gleichnamigen Film<br />
beruhende Birdbox-Challenge,<br />
bei der sich Menschen dabei<br />
filmen, wie sie mit zugebundenen<br />
Augen umherirren. Ein Teilnehmer<br />
stürzte dabei beispielsweise<br />
eine Rolltreppe hinab und<br />
wurde schwer verletzt.<br />
##<br />
jegliche Form von Challenges,<br />
die mit Fotos auf Gleisen in<br />
Verbindung stehen. Selfies auf<br />
Bahngleisen führen jedes Jahr<br />
weltweit zu tödlichen Unfällen.<br />
Hatice Cirak hinzu. „Intern<br />
haben wir klare Absprachen<br />
festgelegt, was veröffentlicht<br />
werden darf und was nicht.<br />
Aber ohne Social Media ist es<br />
mittlerweile schwer, auf sich<br />
aufmerksam zu machen.“<br />
Dem pflichtet auch Julien<br />
Hespeler bei: „Für uns ist es<br />
wichtig, dass wir in den Sozi<br />
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8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 47
Jugendfeuerwehr<br />
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auffindbar sind. Sie sollen<br />
sehen können, was wir für<br />
coole Aktionen durchführen.<br />
Sollten wir aber mal Mist veröffentlichen,<br />
wissen wir alle: Was<br />
einmal gepostet ist, vergisst das<br />
Internet nicht so leicht. Zum<br />
Glück ist die Arbeit mit Sozialen<br />
Medien bei uns mittlerweile<br />
Bestandteil der Jugendgruppenleiter-Ausbildung.“<br />
Text: Nils Sander,<br />
Redakteur Feuerwehr-Magazin<br />
[9487] N<br />
Gleichermaßen witzig und<br />
herausfordernd ist die Not My<br />
Hands-Challenge. Knoten zu üben<br />
macht damit gleich doppelt Spaß.<br />
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DIE CHALLENGE? DIESE UND ANDERE JF-PRODUKTE<br />
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48 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
4<br />
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Foto: Sander<br />
7 Fragen zu Ferienheimen<br />
1 Ihr seid mit Eurer JF-<br />
Gruppe in ein Ferienheim<br />
eingezogen. Was muss<br />
dringend am ersten Tag<br />
noch geschehen?<br />
a Es sind sämtliche<br />
Fluchtwege abzugehen.<br />
b Der Standort des Fernsehgerätes<br />
ist zu suchen.<br />
c Es ist festzustellen,<br />
wo die Küche ist.<br />
2 Auf was ist bei dieser<br />
Suche zu achten?<br />
a Ob der Fernsehapparat<br />
immer Strom hat.<br />
b Dass die Türen in den<br />
Fluchtwegen von innen<br />
zu öffnen sind.<br />
c<br />
Lösung<br />
Wann die Essenausgabe ist.<br />
3 Nach welchen<br />
Einrichtungen sollte noch<br />
geschaut werden?<br />
a Dem WLAN-Router.<br />
b Feuerlöscher.<br />
c Melde- und Löscheinrichtungen.<br />
4 Was sollte für Jungen<br />
und Mädchen Deiner Gruppe<br />
festgelegt werden, wenn<br />
es brennt?<br />
a Ein anderes Quartier.<br />
b Ein Sammelpunkt.<br />
c Eine Duschgelegenheit.<br />
5 Warum ist das<br />
so wichtig?<br />
a Damit sie die Löschkräfte<br />
nicht behindern.<br />
b Es schaut halt besser aus,<br />
wenn alle beisammen sind.<br />
c Um feststellen zu können,<br />
ob jemand fehlt, der vielleicht<br />
nicht ins Freie gekommen ist.<br />
6 Wie kann bei einem Brandfall<br />
alarmiert werden?<br />
a Der Jugendwart klopft<br />
an jede Zimmertür.<br />
b Mit einer Handsirene oder<br />
sonst einem lauten Ton.<br />
c Durch lautes Schreien.<br />
7 Wer darf den Brandalarm<br />
auslösen?<br />
a Selbstverständlich nur<br />
der Jugendwart oder ein<br />
anderer Erwachsener.<br />
b Dafür ist der<br />
Heimleiter zuständig.<br />
c Jeder, der einen Band<br />
entdeckt.<br />
Wissen?<br />
Teste<br />
dein<br />
Von Kultautor Siegfried Volz<br />
7c Jeder, der ein Feuer bemerkt, muss sofort andere warnen und die<br />
Feuerwehr alarmieren.<br />
6b Heimleiter sollte informiert werden. Es kann auch ein tragbares<br />
Alarmgerät mitgebracht werden.<br />
5c Auch Verletzte können hier gleich versorgt werden.<br />
4b Eigentlich sollten solche Sammelpunkte bereits festgelegt und<br />
gekennzeichnet sein.<br />
3c Trotz Brandmelder kann zusätzlich die Meldung über Telefon<br />
erfolgen. Dadurch erfährt die Leitstelle schon nähere Einzelheiten<br />
und kann die anrückenden Kräfte verständigen.<br />
2b Dies ist leider nicht immer der Fall.<br />
1a Es sind sämtliche Fluchtmöglichkeiten zu erkunden. Das<br />
erfordert die eigene Sicherheit.
Medien<br />
Zahlen, bitte! …<br />
… nicht im Restaurant, sondern<br />
zur Bewertung von Lagen im Gefahrguteinsatz.<br />
Im Kohlhammer Verlag<br />
ist in der Rubrik „Besondere Einsatzlagen“<br />
das Buch von Jens Christiansen<br />
„Berechnungen im ABC-Einsatz“<br />
erschienen. Dabei handelt es sich<br />
um eine Formelsammlung mit Erklärungen<br />
für Führungskräfte und<br />
Fachberater im Bereich der Abwehr<br />
von atomaren, biologischen und<br />
chemischen Risiken.<br />
Nach einer kurzen Einführung in<br />
die mathematischen und physikalischen<br />
Grundlagen werden dem<br />
Leser Formeln an die Hand gegeben,<br />
die der Autor mithilfe von Beispielen<br />
erklärt. Diese lassen sich auf Gefahrenlagen<br />
übertragen, sodass im Vorfeld<br />
oder während eines Einsatzes<br />
Berechnungen oder Abschätzungen<br />
vorgenommen werden können.<br />
Die Ergebnisse dienen dann als<br />
Grundlage für<br />
die Einsatzplanung.<br />
Naturwissenschaftliche<br />
Kenntnisse sowie<br />
die Ermittlung<br />
physikalischer<br />
und chemischer<br />
Kennzahlen im<br />
Einsatzfall sind<br />
also wichtig, um<br />
Schadenslagen zu meistern. Die<br />
Bedienung eines wissenschaftlichen<br />
Taschenrechners stellt dagegen<br />
durchaus eine Hürde dar. Um die<br />
Formeln anzuwenden, ist das Gerät<br />
aber notwendig. Hier lohnt sich<br />
vorheriges Üben.<br />
Aufgrund der sehr speziellen<br />
Materie richtet sich dieses Buch<br />
an Fachberater und Führungskräfte<br />
im ABC-Bereich.<br />
Das Buch: Berechnungen im ABC-Einsatz –<br />
Besondere Gefahrenlagen, Jens Christiansen,<br />
86 Seiten, Format 15,5 x 21 cm, Softcover,<br />
Kohlhammer Verlag, ISBN 978-3-17-034012-1,<br />
Preis: 17 Euro.<br />
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Anmerkung der Redaktion: Alle Medien werden<br />
durch unsere Rezensenten unabhängig bewertet.<br />
Nur Medien mit positiver Rezension nehmen wir in<br />
den Feuerwehr-Magazin-Shop auf.<br />
DDR-Nutzfahrzeuge: Mehr als nur Feuerwehr<br />
Wie umgehen mit Leid und Tod?<br />
Der Autor Dr. Gerhard<br />
Deißenböck, Religionspädagoge<br />
und psychosoziale Fachkraft,<br />
ist ehrenamtlich in der Psychosozialen<br />
Notfallver sorgung<br />
(PSNV) tätig. Er geht in seinem<br />
Werk „Umgang mit Sterben<br />
und Tod im Feuerwehrdienst<br />
– eine<br />
Chance für die Seelsorge?!“<br />
der Frage<br />
nach, wie und ob<br />
Glaube sowie kirchliche<br />
Seelsorge für<br />
Einsatzkräfte im<br />
Umgang mit Leid<br />
hilfreich sein können.<br />
Wer sich hinter<br />
diesem Titel vielversprechende,<br />
praxisnahe<br />
und einsatz bezogene<br />
Tipps in der Zusammenarbeit<br />
mit Notfall- oder Feuerwehrseelsorgern<br />
erhofft, wird sie<br />
nicht finden. Bei dem 300-<br />
Seiten-Buch handelt es sich<br />
um eine Dissertation, also eine<br />
wissenschaftliche Arbeit zur<br />
Erlangung eines Doktortitels.<br />
Ausgestattet ist die Publikation<br />
mit vielen Bibelzitaten<br />
und lateinischen Ausdrücken.<br />
Es werden verschiedene Hypothesen<br />
erstellt, auf deren Basis<br />
der Autor versucht, die Thematik<br />
zu ergründen. In den<br />
Ausführungen finden sich<br />
diverse philosophische<br />
Gedanken über den Tod. Es<br />
wird erforscht, ob die eigene<br />
Verwundbarkeit<br />
eine Chance im<br />
Umgang mit<br />
Belastungen sein<br />
kann, und wie<br />
möglicherweise<br />
Spiritualität weiterhilft.<br />
Umfassend<br />
wird das Thema<br />
Leid beschrieben.<br />
Mitleid sei nicht<br />
Bedauern, sondern<br />
solidarisches<br />
Mitgehen durch das Leid des<br />
Anderen. In der PSNV-Prävention<br />
lernen die Einsatzkräfte<br />
dagegen den Grundsatz: „Mitgefühl<br />
JA – Mitleid NEIN!“. Der<br />
Autor konfrontiert den Leser<br />
mit philosophischen und<br />
moraltheologischen Gedanken,<br />
die nur diejenigen verstehen,<br />
die in einem tiefen Glauben<br />
verwurzelt sind. Man könne<br />
das „Inkognito Gottes“ im<br />
Feuerwehrdienst durch das<br />
Udo Paulitz hat sich im großen Feld der<br />
Feuerwehr- und Eisenbahnfotografie einen<br />
nachhaltigen Namen erworben. Der im<br />
vergangenen Jahr gestorbene<br />
Fahrzeugkenner ist Autor<br />
unzähliger Werke zu diesen<br />
Themen. Im Geramond-<br />
Verlag ist jetzt mit „Das große<br />
Buch der DDR-Nutzfahrzeuge<br />
– Landwirtschaft, Feuerwehr,<br />
Lastverkehr“ ein letztes<br />
Werk von Paulitz erschienen.<br />
Manche Namen waren<br />
regelrechte Spitznamen:<br />
Barkas, Robur oder einfach<br />
„LO“, Brockenhexe oder<br />
Maulwurf. Andere gaben sich<br />
betont sachlich: W50, LF 16-<br />
TS 8 oder KLF-TS 8. Die Rede<br />
ist von den Nutzfahrzeugen,<br />
die das Bild der Straßen und<br />
Äcker beherrschten. Dieser<br />
Sammelband zeigt in authentischen Bildern und<br />
mit einer Fülle an kenntnisreichen Hintergrundinformationen<br />
Feuerwehrfahrzeuge, Traktoren<br />
und Lastkraftwagen, die zumeist zuverlässig ihren<br />
Dienst taten. Ein auch nostalgischer Blick auf ein<br />
spannendes Kapitel der Automobilgeschichte.<br />
In dem fast 300 Seiten starken Buch ist ein<br />
Drittel den Feuerwehrfahrzeugen von Phänomen<br />
Granit über IFA S 4000 bis Robur LO<br />
gewidmet. Aber auch die Freunde von Tatra,<br />
W50, Barkas und Exoten wie P2M oder ZIS<br />
finden etwas zum Thema.<br />
Zum Text kommen historische<br />
Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />
und sehr gute Farbfotos<br />
hinzu. Ergänzt werden sie<br />
durch Tabellen mit den<br />
wichtigsten technischen<br />
Daten sowie Abbildungen<br />
aus alten Prospekten.<br />
Der Leser erhält somit einen<br />
guten Überblick über zahlreiche<br />
verwendete Fahrzeugtypen<br />
der DDR-Feuerwehren.<br />
In gleicher Qualität<br />
sind auch die Kapitel über<br />
Traktoren und Lastwagen<br />
gehalten. Wer sich also nicht<br />
nur für Feuerwehrfahrzeuge<br />
begeistern kann, erhält<br />
hier zu einem unschlagbaren Preis genau<br />
das Richtige.<br />
Das Buch: Das große Buch der DDR-Nutzfahrzeuge,<br />
Landwirtschaft, Feuerwehr, Lastverkehr, Udo Paulitz,<br />
288 Seiten, Format 17 x 24 cm, Hardcover, Geramond Verlag,<br />
ISBN 9783956130724, Preis: 17,99 Euro.<br />
<br />
Treffen auf Sterben und<br />
Tod neu entdecken und damit<br />
in das Antlitz Gottes im<br />
Angesicht des Anderen blicken.<br />
Am Ende des Buches nimmt<br />
uns der Autor mit in die<br />
Zahlenwelt der Seelsorge für<br />
Einsatzkräfte in Bayern. Er<br />
erwähnt – als hilfreiche Lösung<br />
im Umgang mit Belastungen –<br />
die Organisation SbE (Bundesvereinigung<br />
Stressbearbeitung<br />
nach belastenden Ereignissen<br />
e.V.) und die eigene Spiritualität.<br />
Andere Lösungsvorschläge<br />
werden nicht ins Auge gefasst.<br />
Für Notfallseelsorger oder<br />
Fachberater Seelsorge in der<br />
Feuerwehr mag diese Veröffentlichung<br />
vielleicht hilfreich sein,<br />
um eigene theologische Gedanken<br />
zu erweitern oder zu vertiefen.<br />
Das Buch ist jedoch nicht<br />
für Einsatzkräfte konzipiert und<br />
kann daher von mir nicht zum<br />
Kauf empfohlen werden.<br />
Das Buch: Umgang mit Sterben<br />
und Tod im Feuerwehrdienst – eine<br />
Chance für die Seelsorge?!, Gerhard<br />
Deißenböck, 300 Seiten, Format 15,5 x<br />
23,3 cm, Softcover, Echter Verlag,<br />
ISBN 978-3-429-05386-4, Preis: 30 Euro.<br />
<br />
Olaf Preuschoff<br />
Günter Nuth<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 49
Hoch hinaus
Bei der FF Eselsbach-Unterkainisch (Steiermark,<br />
Österreich) ist die neue DLK 23-12 für die Feuerwehrabschnitte<br />
Bad Mitterndorf und Bad Aussee stationiert.<br />
Ermöglicht wurde die Ersatzbeschaffung durch das<br />
Zusammenspiel von Land und Landesfeuerwehrverband<br />
Steiermark sowie den vier Gemeinden des steirischen<br />
Salzkammergutes: Altaussee, Bad Aussee, Bad Mitterndorf<br />
und Grundlsee.<br />
Magirus-Lohr baute das Neufahrzeug auf einem<br />
Mercedes Atego 1627 F mit 272 PS und<br />
einer zulässigen Gesamtmasse von<br />
16 t auf. Er verfügt über ein Automatikgetriebe<br />
und Schleuderketten.<br />
Insgesamt sechs<br />
Kameras sind auf der<br />
DLAK montiert, unter<br />
anderem an den<br />
Abstützungen.<br />
Diese ermöglichen<br />
es<br />
dem<br />
Maschinisten, die Drehleiter richtig zu platzieren.<br />
Eine Kamera vorn am Korb zeigt bei der Bedienung<br />
vom Steuerstand aus ein Bild von oben. Außerdem<br />
zählt eine Rückfahrkamera zur Ausstattung.<br />
Der vordere, 4,7 m lange Abschnitt des Leiterparks<br />
vom Typ M32L-AS mit einem 400-kg-Rettungskorb ist<br />
als Gelenkteil ausgeführt. Am Korb lassen sich eine<br />
Krankentrage (bis 270 kg), ein Schaum-Wasser-Werfer<br />
(2.500 l/min), Scheinwerfer zur Ausleuchtung, eine<br />
Aufnahmevorrichtung für Lüfter sowie ein Anschlagpunkt<br />
Safety Peak zur Sicherung und Rettung von<br />
zwei Personen befestigen. Am untersten Leiterteil<br />
ist eine 4.000-kg-Lastöse angebracht.<br />
Das Fahrzeug wurde im Rahmen eines Gesamtkonzeptes<br />
für die Steiermark von der Technikabteilung des<br />
Landesfeuerwehrverbandes – als Teil eines Rahmenauftrages<br />
für 15 Fahrzeuge – ausgeschrieben. Auf zirka<br />
700.000 Euro beliefen sich die Gesamtkosten. 480.000<br />
Euro kamen vom Land Steiermark und vom LFV Steiermark<br />
aus Feuerschutzsteuermitteln. Der Restbetrag von<br />
220.000 Euro wurde von den vier zuständigen Gemeinden<br />
anteilig nach dem derzeit gültigen Kanalschlüssel<br />
(Verteilerschlüssel zur Kostenaufteilung der Abwasserentsorgung)<br />
aufgebracht.<br />
Foto: Christine Strutz, Altaussee
Service<br />
Richtiges<br />
Mengenverhältnis<br />
Stichworte<br />
Karton zu entzünden<br />
ist nicht immer<br />
leicht. Hängt<br />
der Karton an<br />
einer Wand, wird<br />
die Energie anfangs<br />
abgeleitet.<br />
Manche Materialien brennen in der Regel sehr schnell:<br />
Papier, Karton oder Stroh beispielsweise. Dieses Experiment<br />
zeigt, welchen großen Einfluss die Umgebung und das<br />
Mischungsverhältnis auf die Entzündlichkeit haben.<br />
##<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Verbrennung.<br />
##<br />
Richtiges Mengenverhältnis.<br />
##<br />
Pyrolyse.<br />
Für dieses Experiment werden ein<br />
Material Feuerzeug, ein Streifen dünner Karton<br />
(zum Beispiel Trennstreifen aus<br />
dem Bürobedarf oder Namensschilder) sowie<br />
ein fester Hintergrund (Tafel, Wand) benötigt.<br />
Das Stück Karton wird plan an die<br />
Ablauf Tafel angelegt und anschließend<br />
mittig mit dem Feuerzeug für zirka<br />
2 bis 4 Sekunden beflammt. Obwohl die<br />
Flamme längere Zeit auf den Kartonstreifen<br />
einwirkt, entzündet sich dieser nicht. Wird<br />
der Streifen von der Tafel genommen, so ist<br />
zu sehen, dass sich an dessen Oberfläche<br />
Kondenswasser in Form eines dünnen Films<br />
gebildet hat. Die Tröpfchen sind genau dort<br />
zu erkennen, wo die Flamme aufgetroffen ist.<br />
Nun wird der Karton erneut beflammt – und<br />
zwar am unteren Rand. Bereits nach kurzer<br />
Zeit entzündet sich der Karton.<br />
Zersetzung des Papierstreifens (Pyrolyse)<br />
findet nicht statt. Durch den Kontakt zur Tafel<br />
wird ein Großteil der Wärme abgeführt.<br />
Deswegen kann der Karton nicht thermisch<br />
aufbereitet werden. Ohne diese Pyrolyse ist<br />
eine Verbrennung nicht möglich.<br />
Bei der Verbrennung in der Feuerzeugflamme<br />
entsteht Wasser, das sich an der kalten<br />
Tafel niederschlägt (kondensiert). Beim<br />
zweiten Durchgang, ohne Kontakt zur Tafel,<br />
ist die Oberfläche, an der es zur Pyrolyse<br />
kommen kann, viel größer. Somit brennt der<br />
Karton bei Beflammung am unteren Rand<br />
recht schnell.<br />
Das Verständnis für die Voraussetzung<br />
einer Verbrennung den Einsatz<br />
Bedeutung für<br />
ist zentral für die Brandbekämpfung<br />
und somit eine unserer Hauptaufgaben.<br />
Nicht allein die Art des Brennstoffes ist entscheidend,<br />
sondern auch die Form, in der<br />
dieser vorliegt.<br />
Text und Fotos: Dr. Steffen Patzelt,<br />
Feuerwehr-Ausbilder<br />
N<br />
Haftungsausschluss: Die Anleitungen wurden unter<br />
größter Sorgfalt erstellt. Eine Haftung des Autors<br />
und des Feuerwehr-Magazins ist ausgeschlossen.<br />
Kleine Experimente 34<br />
Damit eine Verbrennung stattfinden<br />
kann, muss ein korrektes<br />
Erklärung<br />
Verhältnis zwischen brennbarem<br />
Stoff und Sauerstoff sowie ausreichend Wärme<br />
bestehen. Bei der ersten Variante an der<br />
Tafel ist ausreichend Luftsauerstoff vorhanden,<br />
es fehlt also an Brennstoff, denn eine<br />
52 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
Anmerkung des Autors<br />
Dieses Experiment stammt ursprünglich von einem<br />
Ausbilder der Hessischen Landesfeuerwehrschule. Dessen<br />
unterrichtliches Wirken war sofort daran zu erkennen,<br />
dass in vielen Lehrgängen Teilnehmer mit angekokelten<br />
Namensschildern in der ersten Reihe saßen. Danke!<br />
Ich denke gerne an diese Zeit zurück!<br />
Zum Ausschneiden<br />
und Sammeln
Aus den Wehren<br />
Neue Fahrzeuge, neue Häuser, Termine und alte Schätze<br />
Diese neue Drehleiter von<br />
Rosenbauer auf Mercedes<br />
Atego 1530 ist die erste in der<br />
Geschichte der FF Großhansdorf.<br />
Foto: Köhlbrandt<br />
DLAK 23 / 12<br />
Erstmals in der Geschichte<br />
der FF Großhansdorf<br />
(Kreis Stormarn, SH) ist dort<br />
eine DLAK 23/12 in Dienst<br />
gestellt worden. Als Fahrgestell<br />
dient ein Mercedes<br />
Atego 1530, der Leiterpark<br />
sowie der Aufbau stammen<br />
von der Firma Rosenbauer.<br />
Besonders ein großes<br />
Krankenhaus im Einsatzgebiet,<br />
aber auch die ständig<br />
zunehmende Anzahl von<br />
Hilfeleistungen beim<br />
Transport von<br />
Mercedes Atego 1530/Rosenbauer<br />
schwergewichtigen Patienten<br />
aus oberen Stockwerken<br />
sowie bei der Beseitigung<br />
von gefährdeten Bäumen<br />
nach Unwetterereignissen<br />
machten die Anschaffung<br />
einer eigenen Drehleiter<br />
erforderlich. Der Leiterpark<br />
wurde ohne Gelenkteil gewählt<br />
und verfügt über einen<br />
Rettungskorb HR-500<br />
MF mit einer Belastbarkeit<br />
von 500 kg, einem Anschluss<br />
für einen Schaum-<br />
Wasser-Werfer, entnehmbarer<br />
Multifunktionssäule<br />
und Arbeitsscheinwerfern<br />
in LED-Technik. Weiter besitzt<br />
die DLAK einen Stromerzeuger<br />
RS 14 Super Silent<br />
am Leiterkranz, eine<br />
Schleifkorbtrage und einen<br />
Überdrucklüfter Fanergy<br />
E16 compact. Die Sondersignalanlage<br />
besteht aus zwei<br />
Hänsch Nova LED-Leuchten<br />
auf der Fahrerkabine und<br />
Hänsch Sputnik SL-Leuchten<br />
im Kühlergrill sowie am<br />
Rettungskorb.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 53
Aus den Wehren<br />
Mit einem Ladekran der<br />
Firma Palfinger sowie<br />
einem Rollwagensystem<br />
ist der neue V-LKW der FF<br />
Feucht ausgestattet. Der<br />
Pritsche-Plane-Aufbau<br />
stammt von Hensel.<br />
V-LKW Mercedes Atego 1628 4x4 und MTW Renault Master/Kuhn<br />
Zwei neue Fahrzeuge stehen in der Fahrzeughalle<br />
der FF Feucht im mittelfränkischen<br />
Landkreis Nürnberger Land (BY). „Bisher hatten<br />
wir für Mannschaftstransport und kleinere<br />
Werkstattfahrten unseren GW-L1“, erklärt Armin<br />
Zwilling, Kommandant der Feuerwehr. Der 27<br />
Jahre alte VW LT 28 besitzt eine Staffelkabine<br />
und eine kleine Ladefläche. Für seine eigentliche<br />
Aufgabe, den Materialtransport, war er<br />
aber deutlich zu klein. Deshalb ist er nun durch<br />
einen V-LKW nach Technischer Weisung Bayern<br />
ersetzt worden.<br />
Wie auch bei den Kameraden im benachbarten<br />
Wendelstein, deren V-LKW wir in der Ausgabe<br />
5/2016 vorgestellt haben, war es in Feucht<br />
der Wunsch, das Fahrzeug mit einem Kran auszustatten.<br />
Die Wahl fiel hier auf einen Palfinger<br />
PK 12502-SH C. Er hat eine maximale Hublast<br />
von 5.360 kg. Bei einer Ausladung von 12 m<br />
kann er noch immer ein Gewicht von 760 kg<br />
heben. Fahrgestell für den V-LKW ist ein Mercedes<br />
Atego 1628 mit kurzer Truppkabine und<br />
Allradantrieb. Das zulässige Gesamtgewicht<br />
beträgt 16.000 kg, der Motor hat eine Leistung<br />
von 280 PS.<br />
Den Aufbau lieferte Hensel aus dem unterfränkischen<br />
Waldbrunn in der Nähe von Würzburg.<br />
Die Beladung, die auf dem V-LKW mitgeführt<br />
wird, ist größtenteils in Rollwagen<br />
verstaut. Um diese möglichst schnell be- und<br />
entladen zu können, ist am Heck eine Ladebordwand<br />
von Dautel angebracht. Diese darf<br />
mit bis zu 2.000 kg belastet werden. Da geplant<br />
ist, den V-LKW auch zum Verlegen von langen<br />
Schlauchstrecken einzusetzen, kann die Ladebordwand<br />
in der Mitte umgeklappt werden.<br />
Insgesamt haben neun Rollwagen auf der<br />
Ladefläche Platz. Unter anderem gibt es einen<br />
Rollwagen mit Kunststofffässern, einen mit<br />
Bindemittel, mit Material für die Verkehrsabsicherung,<br />
das Beseitigen von Ölspuren, zum<br />
Bergen von Fahrzeugen und mit Schlauchmaterial.<br />
Da der V-LKW auch auf Autobahnen zum<br />
Einsatz kommen wird, ist er am Heck mit einer<br />
reflektierenden rotgelben Warnbeklebung versehen.<br />
In den Ecken des Aufbaus sind blaue<br />
LEDs integriert, weiter gibt es eine Heckwarneinrichtung<br />
mit sechs gelben LEDs und zwei<br />
Auf einem Renault Master basiert der neue MTW, den die<br />
Feuerwehr zusammen mit drei Firmen ausgebaut hat.<br />
Fahrgestell für den neuen Versorgungs-LKW ist ein<br />
Mercedes Atego 1628 AF. Die auffällige Heckbeklebung<br />
wird durch eine Verkehrswarnanlage und Heckblaulichter<br />
ergänzt.<br />
Fotos: A. Müller<br />
Arbeitsscheinwerfer. Auch die Rückfahrkamera<br />
ist hier montiert.<br />
Auf der Fahrerkabine befinden sich zwei Module<br />
DBS 975 LED K2 von Hänsch. Im Kühlergrill<br />
sind zwei weitere blaue LEDs eingebaut, für den<br />
nötigen Ton sorgt ein Kompressorhorn von Martin<br />
mit vier Schalltrichtern.<br />
Als zusätzliches Fahrzeug ergänzt ein MTW<br />
den bestehenden Fuhrpark der Wehr. Der Renault<br />
Master wurde vom Feuerwehrverein beschafft<br />
und an die Gemeinde übergeben. Er<br />
hat eine Motorleistung von 145 PS bei einer<br />
zulässigen Gesamtmasse von 3.300 kg. Die<br />
Sondersignalanlage baute die Firma Purucker<br />
ein. KTS Karosserietechnik übernahm die Beklebung<br />
und die Firma Kuhn erledigte den Einbau<br />
der Funktechnik. Den Innenausbau fertigten die<br />
Kameraden der Feuerwehr Feucht selbst.<br />
54 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Alter Schatz<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge<br />
(VWN) feiert <strong>2019</strong> den<br />
40. Geburtstag des legendären<br />
T3. 1979 kam die dritte<br />
Generation des Kulttransporters<br />
auf den Markt. Mehr<br />
als 1,3 Millionen Exemplare<br />
wurden gebaut. Über Jahrzehnte<br />
gehörte der „Bulli“<br />
zum festen Bestandteil der<br />
Fuhrparks von Feuerwehr,<br />
Polizei und Hilfsorganisationen.<br />
Der T3 war der letzte<br />
Typ in der klassischen Bauform<br />
mit Heckmotor sowie<br />
herkömmlichen Boxermotor<br />
(Benziner), bevor VW 1990<br />
das Erfolgsmodell einem<br />
kompletten Wandel unterzog<br />
und mit dem T4 eine<br />
neue Konstruktion auf den<br />
Markt brachte.<br />
Mit der Erstzulassung am<br />
17. Januar 1983 gehört der<br />
Alte Schatz der Feuerwehr<br />
Illenschwang (BY) sogar<br />
noch zu den jüngeren Modellen<br />
der Baureihe. Der<br />
Transporter leistet heute<br />
seinen Dienst als Tragkraftspritzenfahrzeug<br />
mit Truppbesatzung<br />
(TSF-Tr.) bei der<br />
Feuerwehr in der kleinen<br />
Ortschaft mit rund 240 Einwohnern,<br />
die im mittelfränkischen<br />
Landkreis Ansbach<br />
am Fuße des Hesselberges<br />
liegt. Dieser ist mit 689 m<br />
die höchste Erhebung Mittelfrankens.<br />
Beschafft wurde der T3 von<br />
der Firma Werner & Pfleiderer<br />
aus Dinkelsbühl. Soweit es<br />
bekannt ist, war das Fahrzeug<br />
bei der Betriebsfeuerwehr<br />
des Unternehmens im<br />
Einsatz. Die Feuerwehr wurde<br />
2001 aufgelöst. Bereits<br />
zu diesem Zeitpunkt gab es<br />
Versuche aus Illenschwang,<br />
das Fahrzeug zu kaufen. Ohne<br />
Erfolg. Danach fristete der<br />
T3 ein vermutlich eher tristes<br />
Dasein. Meistens stand er<br />
ungenutzt im Freien. 2005<br />
sollte er dann schließlich<br />
verschrottet werden. Die Kameraden<br />
aus Illenschwang<br />
unternahmen einen erneuten<br />
Anlauf, um den Bulli<br />
vor diesem unrühmlichen<br />
Ende zu retten. Dieses Mal<br />
mit Erfolg!<br />
In Eigenleistung wurde<br />
der Bulli mit viel Elan technisch<br />
auf die Höhe und<br />
auch optisch wieder auf<br />
einen vorzeigbaren Stand<br />
gebracht. Der Innenausbau<br />
wurde angepasst, damit er<br />
Auf dem legendären T3 besitzt die FF Illenschwang<br />
noch ein TSF mit Truppbesatzung. Ursprünglich war das<br />
Fahrzeug bei einer Betriebsfeuerwehr im Einsatz. Dann<br />
ersetzte die Feuerwehr damit einen TSA.<br />
Die Beladung des TSF wurde im Lauf der Zeit immer<br />
wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Als Letztes<br />
sind drei digitale Funkgeräte hinzugekommen. Ihren Platz<br />
haben sie in ihren Ladehalterungen bekommen, die auf<br />
dem Armaturenbrett montiert sind.<br />
den Anforderungen eines<br />
TSF entsprach. Und damit<br />
die notwendige Beladung,<br />
die nach Norm vorgesehen<br />
ist, untergebracht werden<br />
konnte. Ersetzt werden sollte<br />
mit dem Fahrzeug der TSA<br />
der Wehr. Da für diesen erst<br />
1992 eine TS 8/8 von Ziegler<br />
beschafft worden war,<br />
konnte die Pumpe übernommen<br />
werden. Daher wurde<br />
auch eine Ladeerhaltung<br />
für die TS eingebaut. Weil<br />
die Pumpe aber hinten über<br />
dem Heckmotor eingeschoben<br />
ist, kann die Entnahme<br />
durchaus zu einer Herausforderung<br />
werden.<br />
Ein großes Manko des<br />
Fahrzeuges ist die Tatsache,<br />
dass nur ein Trupp mit<br />
dem TSF ausrücken kann.<br />
Liegt die Einsatzstelle außerhalb<br />
der Ortschaft, wird<br />
das Nachrücken der restlichen<br />
Kameraden schwierig.<br />
Auch wenn die Männer der<br />
Feuerwehr Illenschwang<br />
ihren Bulli hegen und pflegen,<br />
geht seine Dienstzeit<br />
nun wohl endgültig zu Ende.<br />
Die Beschaffung eines<br />
modernen TSF ist bereits im<br />
Gespräch. [8724]<br />
Fotos: A. Müller<br />
Ein neues HLF 20 von Schlingmann stellte die FF Halstenbek<br />
in Dienst. Es basiert auf einem Mercedes<br />
Atego 1730.<br />
Foto: Köhlbrandt<br />
HLF 20 Mercedes Atego<br />
1730/Schlingmann<br />
Ein neues HLF 20 auf einem Mercedes<br />
Atego 1730 AF ersetzt bei der FF Halstenbek<br />
(Kreis Pinneberg, SH) ein LF 16/12 aus<br />
dem Jahr 1993. Den feuerwehrtechnischen<br />
Aufbau des neuen HLF übernahm die Firma<br />
Schlingmann aus Dissen. Es besitzt eine<br />
Motorleistung von 300 PS, verfügt über ein<br />
Allison-Automatikgetriebe und ist mit ABS<br />
sowie ESP ausgestattet. Bestandteil der<br />
umfangreichen Beladung sind unter anderem:<br />
ein Rettungssatz mit akkubetriebener<br />
Schere RSU 180 Plus und akkubetriebenem<br />
Spreizer SP 53 BS von Weber Rescue, eine<br />
Akkupumpe sowie drei Teleskopzylinder,<br />
ein 14-kVA-Stromer zeuger von Eisemann,<br />
ein zusammengerolltes und mittels Pressluft<br />
aufblasbares Schlauchboot, eine mobile<br />
Sichtschutzwand, eine Mini Chiemsee-<br />
Schmutzwasserpumpe sowie eine Rettungsplattform.<br />
Zwischen Kabine und Aufbau befindet<br />
sich der pneumatisch ausfahrbare Teklite-<br />
Lichtmast mit zwei LED-Strahlern, auf dem<br />
Dach ist zudem der klappbare Dachwerfer<br />
vom Typ Alco HH 365 verlastet. Im Heck ist<br />
eine Feuerlöschkreiselpumpe S3000 (FPN<br />
10-3000) von Schlingmann eingebaut.<br />
Weiter verfügt das HLF über eine Druckzumischanlage<br />
AutoMix 30 DE. Der Löschwasserbehälter<br />
hat ein Fassungsvermögen von<br />
1.800 l, zudem ist ein Schaumtank mit einem<br />
Volumen von 150 l im Fahrzeug verbaut.<br />
Für die vierteilige Steckleiter ist eine mechanische<br />
Leiterentnahmehilfe vorhanden,<br />
die Schiebleiterhalterung wurde auf einen<br />
Dachkasten aufgesetzt, sodass hier keine<br />
Leiterentnahmehilfe möglich war. Am Heck<br />
sind zudem zwei Haspeln – Schlauch und<br />
Verkehrssicherung – aufgeprotzt. Die Sondersignalanlage<br />
besteht unter anderem aus<br />
einem geteilten Dachbalken Hänsch DBS<br />
975 LED und aus mehreren Hänsch Sputnik<br />
SL-Blitzern, zum Beispiel im Kühlergrill und<br />
im Lichtmast. Abgerundet wird die Anlage<br />
mit einem Jumbo-Bullhorn.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 55
Aus den Wehren<br />
MTW VW T6/Compoint<br />
Als Ersatz für ein MZF auf Ford<br />
Transit aus dem Jahr 1996 konnte<br />
die Feuerwehr im mittelfränkischen<br />
Stein (BY, Kreis Fürth) einen<br />
MTW in Dienst stellen. Nach der<br />
aktuellen Technischen Weisung<br />
des Freistaats Bayern sind alle acht<br />
Sitzplätze des MTW in Fahrtrichtung<br />
angeordnet. Das Heck baute<br />
die Firma Compoint aus Forchheim<br />
nach den Wünschen der Steiner<br />
aus. Als Basisfahrzeug dient ein<br />
VW T6. Der 3.200 kg schwere Bus<br />
besitzt ein automatisiertes Schaltgetriebe<br />
und einen 150 PS starken<br />
Dieselmotor, der die Abgasnorm<br />
Euro 6 erfüllt.<br />
Neben der feuerwehrtechnischen<br />
Beladung, zu der ein Kleinlöschgerät<br />
Hydrofix gehört, ist der<br />
Einen MTW auf VW T6 beschaffte die FF Stein von Compoint. Das Fahrzeug wird auch<br />
von der First Responder-Gruppe genutzt. Im Heck sind alle Gerätschaften in einem<br />
Regalsystem verstaut. Leitkegelleuchten gehören ebenso dazu wie die Rücksäcke mit<br />
Rettungsdienst-Material.<br />
Fotos: A. Müller<br />
MTW mit Material für die Verkehrsabsicherung<br />
bestückt. Es sind zwei<br />
Faltsignale, zwei Winkerkellen und<br />
vier Pylonen mit Stabblitzleuchten<br />
an Bord. Ein Aufgabenbereich<br />
werden auch die Einsätze der First<br />
Responder der Feuerwehr sein. Daher<br />
gehören je ein Notfallrucksack<br />
Kreislauf und Beatmung mit zur<br />
Ausstattung. AED und eine Tasche<br />
mit Immobilisationsmaterial sind<br />
ebenfalls an Bord. Ein praktisches<br />
Detail ist der neben den Pylonen<br />
angebrachte Behälter mit Händedesinfektionsmittel.<br />
Die Sondersignalanlage besteht<br />
aus einem Blaulichtbalken DBS<br />
4000 mit zwei integrierten Arbeitsscheinwerfern<br />
von Hänsch und vier<br />
blauen LEDs im Kühlergrill. Zusätzlich<br />
ist der MTW noch mit einem<br />
original Martin-Kompressorhorn<br />
mit vier Schalltrichtern versehen.<br />
Für Sicherheit nach hinten sorgt<br />
neben der rot und gelb schraffierten,<br />
reflektierenden Warnbeklebung<br />
der Heckklappe eine Heckwarneinrichtung<br />
mit sechs gelben<br />
LEDs und je einer blauen LED an<br />
den Seiten.<br />
WLF Scania R 410 B 6x2*4/Meiller<br />
Bislang wurden bei der BF Dortmund (NW)<br />
ausschließlich zweiachsige WLF beschafft.<br />
„Wir schätzten die bessere Wendigkeit<br />
der kürzeren Fahrzeuge im Innenstadtbereich“,<br />
erklärt Ralf Schmidt, Fachkoordinator<br />
Fahrzeugtechnik bei der BF Dortmund.<br />
„Allerdings stießen wir mittlerweile bei der Zuladung<br />
an die Grenzen.“ Aus diesem Grund beschaffte<br />
die Berufsfeuerwehr gleich fünf neue<br />
Fahrzeuge mit drei Achsen des schwedischen<br />
Herstellers Scania. Die Bedenken hinsichtlich<br />
einer eingeschränkten Beweglichkeit durch die<br />
zusätzliche Achse wurden schnell zerstreut.<br />
„Durch eine gelenkte und liftbare Nachlaufachse<br />
konnte der Wendekreis im Gegensatz zu den<br />
kürzeren Vorgängermodellen sogar noch verringert<br />
werden“, sagt Schmidt.<br />
Neu ist auch der AB-Gefahrgut, der im Vergleich<br />
zum Vorgänger um einen ganzen Meter<br />
auf 6,90 m länger wurde. Schmidt hierzu:<br />
„Wenn wir uns strikt an die Norm gehalten<br />
hätten, wären wir auch mit 5,90 m hingekommen.<br />
Dann hätte allerdings die in Dortmund<br />
notwendige Zusatzbeladung keinen Platz mehr<br />
darin gefunden. Darüber hinaus hätten wir ungünstige<br />
Kompromisse bei der ergonomischen<br />
Verlastung der Geräte machen müssen.“<br />
Zugeordnet sind drei der Neuzugänge der<br />
Feuer- und Rettungswache 8 in Dortmund-Eichlinghofen.<br />
Diese wird aufgrund der dort stationierten<br />
Sondereinheiten SE-ABC und Analytische<br />
Taskforce als Umweltwache bezeichnet.<br />
Ein weiteres Fahrzeug mit dem Abrollbehälter<br />
Kranzubehör (AB-KranZ) befindet sich auf der<br />
FW 1 in der Innenstadt. Das derzeit noch in der<br />
Beschaffung befindliche Fahrschulfahrzeug –<br />
WLF 5 – unterscheidet sich etwas von den anderen.<br />
Es wird eine Fernfahrerkabine erhalten und<br />
nicht die in Dortmund übliche Signalbeklebung.<br />
Standort wird am Ausbildungszentrum (FW 2) im<br />
Dortmunder Norden sein. Die im Einsatzdienst<br />
laufenden WLFs haben die Schadstoffklasse 5,<br />
das Fahrschulfahrzeug die Schadstoffklasse 6.<br />
Technische Daten: Fahrgestell Scania R 410 B<br />
6x2*4NB (6x2*4 = dreiachsiges Fahrzeug<br />
mit Antrieb auf einer Hinterachse und einer<br />
Weitere neue Fahrzeuge<br />
feuerwehrmagazin.de<br />
gelenkten Nachlaufachse), Motorleistung<br />
410 PS/301 kW, Wendekreis 8.925 mm, zulässige<br />
Gesamtmasse: 26.000 kg, Leermasse<br />
9.129 kg. Die bereits in Dienst gestellten WLF<br />
verfügen über automatisierte Schaltgetriebe.<br />
Das Fahrschulfahrzeug wird ein Allison-<br />
Wandlergetriebe haben. Meiller lieferte das Hakensystem,<br />
außerdem besitzen alle Fahrzeuge<br />
einen Abbiegeassistenten. Den AB-Gefahrgut<br />
lieferte Hersteller Itturi aus Wilnsdorf.<br />
Grundsätzlich wird das bisherige Design der<br />
Feuerwehr Dortmund fortgeführt. Im Jahr 2018<br />
wurde jedoch die Warnbeklebung in Anlehnung<br />
an die DIN 14502-3 und ECE-R 104 angepasst.<br />
Zur feuerwehrtechnischen Beladung der Fahrzeuge<br />
gehören analoge und digitale Handsprechfunkgeräte<br />
sowie Handlampen jeweils<br />
in Ladehalterungen. Eine Sortimo-Box enthält<br />
zusätzlich die abrollbehälterspezifische Beladung.<br />
Falls zum Beispiel der AB-Gefahrgut vom<br />
WLF 13 auf das WLF 14 wechselt, wird die dazugehörige<br />
Box einfach von einem zum anderen<br />
Fahrerhaus umgeladen.<br />
Drei der neuen WLF der BF Dortmund auf Scania<br />
R 410 B 6x2*4NB-Fahrgestellen. Meiller lieferte die Hakenanlagen.<br />
Das erste Fahrzeug trägt den neuen AB-Gefahrgut von Iturri.<br />
Foto: Prochnow
Kongresse<br />
12. September: 9. Bundesfachkongress<br />
des DFV, Berlin-Mitte (10559),<br />
Mercure Hotel MOA. Info:<br />
www.feuerwehrverband.de/<br />
bundesfachkongress.html.<br />
Oldtimer<br />
17. und 18. August: 4. Feuerwehr-<br />
Oldtimer-Treffen Welzheim (73642).<br />
Info: FF Welzheim, Friedrich-<br />
Bauer-Straße 40,<br />
www.feuerwehr-welzheim.de,<br />
oldtimer@feuerwehr-welzheim.de.<br />
Ausbildung<br />
9. August: Türöffnung. 17. August:<br />
Großtierrettung. 24. August: Drohnen<br />
im Feuerwehreinsatz. 6. oder<br />
7. September: Maschinenunfälle.<br />
13. September: Gestaltung von<br />
Übungsszenarien. Info und Anmeldung:<br />
rescue-tec GmbH & Co. KG,<br />
Oberau 4-8, 65594 Runkel-Ennerich,<br />
Telefon 06482/608900, Fax<br />
06482/608920, www.rescue-tec.<br />
de, info@rescue-tec.de.<br />
;<br />
19. August: Weiterbildung im<br />
Explosionsschutz. 20. bis<br />
23. August: Ausbildung zum<br />
Explosionsschutzbeauftragten.<br />
22. und 23. August: Gefahrstoffbeauftragter,<br />
Timmendorfer Strand.<br />
11. September: Einführung in die<br />
Grundlagen der Brandursachenermittlung.<br />
11. und 12. September:<br />
Notfall- und Krisenmanagement.<br />
12. September: Brandursachen Aufbauseminar.<br />
Info und Anmeldung:<br />
Haus der Technik e.V., Hollestraße 1,<br />
45127 Essen, Telefon 0201/18031,<br />
Fax 0201/1803269, www.hdt-essen.de,<br />
anmeldung@hdt-essen.de.<br />
;<br />
19. bis 22. August: Brandschutzbeauftragter<br />
Teil 1. 26. bis 28. August:<br />
Brandschutzbeauftragter Teil 2.<br />
28. August: Gefahrstoffe für<br />
Einsteiger. 9. September: Gefahrstoffbeauftragter.<br />
Info und<br />
Anmeldung: Umweltinstitut<br />
Offenbach GmbH, Frankfurter<br />
Straße 48, 63065 Offenbach,<br />
Telefon 069/810679,<br />
www.umweltinstitut.de,<br />
mail@umweltinstitut.de.<br />
;<br />
26. bis 30. August: Brandschutzbeauftragter<br />
Teil 2. 5. September:<br />
Brandschutz im Bestand,<br />
Fachtagung. Info und Anmeldung:<br />
VdS Schadenverhütung GmbH,<br />
Amsterdamer Straße 172-174,<br />
50735 Köln, Telefon 0221/<br />
7766481, Fax 0221/7766499,<br />
www.vds.de, fachtagung@vds.de.<br />
;<br />
29. und 30. August: 2 Tage „NH3“,<br />
Esbjerg (Dänemark). Info: booking@<br />
dk.relyonnutec.com. 17. bis 19.<br />
September: 3 Tage „Industrie“ IDS<br />
2100. Veranstaltungsort ist Maasvlakte-Rotterdam<br />
(Niederlande). Info<br />
und Anmeldung: RelyOn Nutec Fire<br />
Academy, Telefon 06203/108360,<br />
www.falckfireacademy.com,<br />
fireacademy@nl.relyonnutec.com.<br />
;<br />
feuerwehr<br />
termine<br />
12<br />
30. und 31. August:<br />
Feuerwehr- und Hilfsdien-<br />
ste-Geländefahrsicherheits-<br />
Training (FHG). Info und Anmeldung:<br />
Markom Offroad, Heilbronnerstraße 21,<br />
74889 Sinsheim, Telefon 07261/<br />
978888, Fax 07261/978889,<br />
www.gelaendefahrschule.de,<br />
info@gelaendefahrschule.de.<br />
;<br />
3. September: Brandschutzhelfer.<br />
11. September: Erstunterweisung<br />
an Hochdruckfüllanlagen. Info und<br />
Anmeldung: Domeyer GmbH & Co.<br />
KG, Konsul-Smidt-Straße 15, 28217<br />
Bremen, Telefon 0421/377880,<br />
Fax 0421/3778888 www.domeyer.<br />
eu, info@domeyer.eu.<br />
;<br />
10. und 11. September: 16. Fachtagung<br />
Sicherheit in Tunnelanlagen.<br />
11. und 12. September: Grundlagen<br />
des Explosionsschutzes. Info und<br />
Anmeldung: DMT GmbH & Co. KG,<br />
Tremoniastraße 13, 44137 Dortmund,<br />
Telefon 0231/5333211,<br />
Fax 0231/5333299, www.dmt.de,<br />
ausbildung-dortmund@dmt.de.<br />
Jubiläum<br />
16. bis 18. August: 125 Jahre<br />
FF Flieden (36103). Info:<br />
www.feuerwehr-flieden.de.<br />
;<br />
23. bis 25. August: 125 Jahre<br />
Feuerwehr Burgaltendorf (45289).<br />
Info: www.ff-burgaltendorf.de,<br />
info@ff-burgaltendorf.de.<br />
;<br />
24. August: 130 Jahre FF Erkner<br />
(15537), Am Kurpark16-17. Info:<br />
www.feuerwehr-erkner.de.<br />
;<br />
8. September: 145 Jahre Feuerwehr<br />
Sohland a. d. Spree (02689).<br />
Info: www.feuerwehr-sohland.de.<br />
Tag der offenen Tür<br />
31. August: …bei der FF der Stadt<br />
Wunstorf (31515), Barne Straße 1.<br />
Info: sven.moellmann@<br />
feuerwehr-wunstorf.de.<br />
Sonstige<br />
4. August: Museumsfest des<br />
Feuerwehr-Museums Frankfurt<br />
(60437), Am Burghof 55, Alter<br />
Flugplatz Bonames. Info: Feuerwehr-<br />
Museumsverein Rhein/Main e.V.,<br />
www.feuerwehrmuseum-frankfurt.de,<br />
info@feuerwehrmuseum-frankfurt.<br />
de.<br />
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8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 57<br />
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Aus den Wehren<br />
Die neue Unterkunft für den Löschzug Brambauer<br />
der FF Lünen mit den Einsatzfahrzeugen. Die Farben<br />
weiß und rot dominieren auch beim Gebäude.<br />
Die Gebäuderückseite wurde im Rahmen eines Projektes<br />
von Schülern des neunten Jahrgangs der ProfilSchuleLünen<br />
mit typischen Motiven des Stadtteils verziert. Geleitet wurde<br />
das Projekt von dem Lüner Künstler Uwe Gegenmantel<br />
(grüne Jacke). Unterstützung erhielt die Schule von einem<br />
Malergeschäft (Farben) und einem Kreditinstitut. Von links:<br />
stellvertretender Zugführer Rüdiger Huld, Zugführer Uwe<br />
Radmacher, Schulleiter Michael Schulte, Gegenmantel,<br />
Finn Koberzitzki, Ali Borto und Fabian Engelke.<br />
Ein Edelstahlrohr mit zwei<br />
Storzkupplungen ist in eine<br />
Zwischenwand im Eingangsbereich<br />
eingelassen. In<br />
dieser mit blauen LED<br />
beleuchteten Zeitkapsel<br />
befinden sich die üblichen<br />
Unterlagen wie bei einem<br />
Grundstein.<br />
Das alte Feuerwehrhaus steht noch links neben dem neuen<br />
Gebäude. Für die Drehleiter war rechts neben dem Haus<br />
eine Garage angebaut worden.<br />
Fotos: Prochnow<br />
FF Lünen (NW)<br />
Das alte Feuerwehrhaus des Löschzugs<br />
Brambauer der FF Lünen (NW, Kreis Unna) wäre<br />
in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Gerade<br />
zwei Löschfahrzeuge passten in das Hauptgebäude,<br />
die Drehleiter stand in einer angebauten<br />
Garage. Hinter dem Haus befanden sich<br />
Teile eines ehemaligen Bauhofes, die von der<br />
Feuerwehr genutzt wurden. Darunter auch eine<br />
weitere Garage für ein MTF. Ebenfalls eine<br />
Notlösung war der Container mit den Damentoiletten,<br />
der heute noch auf dem Hof hinter<br />
dem alten Gebäude steht.<br />
Nach einer Bauzeit von knapp 2 Jahren<br />
konnten die Einsatzkräfte des Löschzugs 5<br />
nun endlich in ihr neues Haus einziehen. Vom<br />
optischen Auftritt her ist dieser Neubau eine<br />
konsequente Fortführung eines einheitlichen<br />
Designs, welches bereits bei der Inbetriebnahme<br />
der Hauptwache in der Kupferstraße seinen<br />
Anfang hatte. Vom Grundmodell her ähnelt das<br />
neue Haus dem in Lünen-Wethmar, verfügt allerdings<br />
über einen weiteren Stellplatz in der<br />
Fahrzeughalle. Einige Unterschiede gibt es<br />
auch bei der Aufteilung der Räume.<br />
Trotzdem hatten die Mitglieder der FF Brambauer<br />
ein großes Mitspracherecht bei der<br />
Gestaltung. Löschzugführer Uwe Radmacher<br />
hierzu: „Wir haben ein Bauteam gebildet, in<br />
welchem jeder seine Wünsche und Vorstellungen<br />
mit einbringen durfte. Viele Zusatzwünsche<br />
– zum Beispiel andere Fliesen – konnten<br />
vor allem auch durch Eigenleistung realisiert<br />
werden.“ Für diesen Zweck sparten die Mitglieder<br />
der FF allerdings auch schon lange<br />
vorher ein finanzielles Polster an. Radmacher:<br />
„Ein Kamerad von uns hat so viel Eigenleistung<br />
erbracht, dass die Baustelle in den letzten 2<br />
Jahren quasi zu seinem zweiten Zuhause und<br />
für einige andere zu einem zweiten Job wurde.“<br />
Unterstützt wurde die FF Brambauer aber<br />
auch von mehreren ortsansässigen Firmen,<br />
woran man sieht, welchen Stellenwert eine FF<br />
auch in einer größeren Stadt des Ruhrgebiets<br />
haben kann.<br />
Neben den üblichen Räumlichkeiten eines<br />
modernen Feuerwehrhauses gibt es im Erdgeschoss<br />
einen Besprechungsraum mit umfangreichem<br />
Multimediasystem. Über dem großen<br />
Whiteboard hängt ein Beamer unter der Decke,<br />
mit dem sich alle Informationen über WLAN<br />
auf weitere Beamer in der Fahrzeughalle und<br />
in den großen (teilbaren) Unterrichtsraum im<br />
ersten Obergeschoss weiterleiten lassen.<br />
Sinnvoll ist dies beispielsweise bei Großschadenslagen<br />
mit vielen Einsatzkräften im Haus.<br />
Bei Euch ist ein neues Einsatzfahrzeug<br />
in Dienst gegangen? Ihr habt<br />
ein neues Feuerwehrhaus bezogen?<br />
Euer Löschfahrzeug ist schon über 30<br />
Jahre alt und immer noch im Dienst?<br />
Dann lasst es andere wissen und nutzt<br />
die Chance zur Veröffentlichung einer<br />
Meldung im Feuerwehr-Magazin.<br />
Schreibt uns gerne direkt an unter<br />
preuschoff@feuerwehrmagazin.de und<br />
rueffer@feuerwehrmagazin.de.<br />
meldet<br />
euch<br />
Olaf Preuschoff (rechts) und Michael Rüffer<br />
(links), Redakteure Feuerwehr- Magazin, Fahrzeuge<br />
und Technik. [9489]<br />
Foto: Rüffer<br />
58 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
FF Beelitz (BB)<br />
Schon vor der offiziellen Eröffnung hat sich<br />
der Neubau der FF Beelitz (BB, Kreis Potsdam-<br />
Mittelmark) in der Trebbiner Straße bewährt:<br />
Beim Waldbrand im Beelitzer Ortsteil Fichtenwalde<br />
im Juli vorigen Jahres war das Depot bereits<br />
Versorgungsstützpunkt. Nun ist der 3,32<br />
Millionen Euro teure Neubau offiziell in Betrieb.<br />
In der 926 m 2 großen Halle, die in knapp<br />
einem Jahr gebaut worden ist, gibt es neben<br />
Platz für die Fahrzeuge auch Umkleide-, Lager-,<br />
Technik- und Verwaltungsräume einen<br />
Fitnessbereich sowie Schulungsräume. Das<br />
zweigeschossige Großprojekt wurde mit 1,66<br />
Millionen Euro zur Hälfte aus dem Kommunalen<br />
Infrastrukturprogramm des Landes finanziert.<br />
Großzügige Sanitäranlagen sowie Waschräume,<br />
eine Industriewaschmaschine, moderne Büroräume,<br />
eine vernünftige Infrastruktur sowie eine<br />
Einsatzzentrale verbessern die Arbeitsbedingungen<br />
in dem auf Erweiterungsmöglichkeiten<br />
ausgelegten Projekt.<br />
„Ein erster zukunftsorientierter Schritt ist es<br />
gewesen, eine feste Stelle für Brandschutzangelegenheiten<br />
zu schaffen und den Stadtwehrführer<br />
Matthias Jahn einzustellen“, so Bürgermeister<br />
Bernhard Knuth bei der Eröffnung.<br />
Das ist 4 Jahre her. Zum 1. August wurde der<br />
Posten des Gerätewartes, der vorher ehrenamtlich<br />
war, ebenfalls zur hauptamtlichen Stelle.<br />
Mittlerweile sind zwei weitere Stellen für die<br />
Betreuung der Feuerwehrliegenschaften und<br />
für die Erschließung und Kontrolle von Löschwasserbrunnen<br />
geschaffen worden. Nun ist<br />
der Stützpunkt in der Woche von 7 bis 16 Uhr<br />
durch hauptamtliche Mitarbeiter besetzt. „Die<br />
Stadt hat mit dem Neubau ihre Wertschätzung<br />
für die Feuerwehr unter Beweis gestellt“, lobt<br />
Stadtwehrführer Jahn. Die Wache in der Trebbiner<br />
Straße ist die größte in Beelitz und fungiert<br />
als Stützpunktfeuerwehr, ist also auch für umliegende<br />
Kommunen zuständig.<br />
Das neue Feuerwehrhaus in Beelitz<br />
ist in der Woche durch hauptamtliche<br />
Mitarbeiter besetzt. Dazu kommen<br />
rund 40 aktive Freiwillige. Foto: Ludewig<br />
Seit ihrer Gründung im Jahr 1896 ist die FF<br />
Beelitz drei Mal umgezogen. Die Stadtfeuerwehr<br />
besteht aus insgesamt zehn Einheiten in<br />
den Ortsteilen. Es gibt 214 Mitglieder, darunter<br />
59 Frauen. In der Ortswehr Beelitz sind knapp<br />
40 Männer und Frauen aktiv. Hinzu kommen<br />
31 Kinder und Jugendliche. Das Einsatzgebiet<br />
der Beelitzer umfasst rund 35 Kilometer der<br />
A 9 und A 10. Dazu kommen entlang der umliegenden<br />
Bahnstrecken gut 30 km in Richtung<br />
Michendorf, Dessau und Jüterbog sowie die<br />
B 2 und B 246. Im Vorjahr waren alle Beelitzer<br />
Kameraden zu insgesamt 562 Einsätzen<br />
alarmiert worden.<br />
FF Balzhausen (BY)<br />
Für 1,98 Millionen Euro baute die Gemeinde<br />
Balzhausen (BY, Kreis Günzburg)<br />
für ihre Feuerwehr eine neue Unterkunft.<br />
Neben Landeszuschüssen von 270.000<br />
Euro für die Stellplätze sowie 19.000<br />
Euro für eine Schlauchpflege beteiligte<br />
sich auch die Wehr selbst an den Kosten:<br />
40.000 Euro für Küche und Bereitschaftsraum<br />
sowie deren Einrichtung, darüber<br />
hinaus 5.000 Stunden Eigenleistung<br />
brachten die Aktiven ein.<br />
In dem Neubau auf einem 3.400 m 2<br />
großen Grundstück steht der Einheit nun<br />
eine Nutzfläche von 1.300 m 2 zur Verfügung.<br />
Hierzu zählen im Erdgeschoss eine<br />
Fahrzeughalle mit vier Stellplätzen, zwei<br />
Umkleideräume für Männer und Frauen<br />
mit den dazu gehörenden Sanitäreinrichtungen,<br />
die Schlauchpflegeanlage<br />
nebst Trockenturm, ein Umkleideraum<br />
für die Jugendfeuerwehr sowie zwei Werkstätten<br />
für Atemschutz und allgemeine<br />
feuerwehrtechnische Arbeiten. Ergänzt<br />
werden diese Räume durch eine Fahrzeugwaschhalle,<br />
die zusammen mit dem<br />
Bauhof genutzt wird.<br />
Im oberen Geschoss befinden sich eine<br />
Küche, ein Aufenthaltsraum, ein Schulungsraum,<br />
das Kommandantenbüro, ein<br />
Erste Hilfe-Raum sowie eine Behindertentoilette.<br />
Das Feuerwehrhaus ist behindertengerecht<br />
und barrierefrei gebaut.<br />
Das neue Feuerwehrhaus in Balzhausen grenzt mit<br />
seiner Fahrzeughalle an eine Halle des örtlichen Bauhofs<br />
(links). Dazwischen befindet sich eine gemeinsam<br />
genutzte Waschhalle. Auch ein Trockenturm für<br />
die Schläuche gehört zum Gebäude.<br />
In der Halle haben die vier Einsatzfahrzeuge der Wehr<br />
– von links LF 8, LF 16-TS, LF 10/6 und MZF – sowie<br />
zwei Anhänger Platz.<br />
Eine automatische Schlauchpflegeanlage der Firma Bockermann<br />
steht für die Reinigung, Prüfung und Wicklung von Schläuchen zur<br />
Verfügung.<br />
Neue Fahrzeuge auch auf:<br />
feuerwehrmagazin.de<br />
Fotos: Atzkern<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 59
Fahrzeuge<br />
Edel-ELW<br />
2016 beschaffte die Berufsfeuerwehr Frankfurt<br />
am Main (HE) drei ELW für den B-Dienst auf<br />
der hochwertigen Mercedes V-Klasse.<br />
Dieses Fahrgestell findet sich selten bei<br />
deutschen Feuerwehren. Und auch in<br />
Frankfurt sind nur noch zwei der<br />
Großraum limousinen im Einsatz.<br />
Wir berichten, welche Erfahrungen<br />
die BF gemacht hat.<br />
Die Branddirektion Frankfurt am<br />
Main stellte im Dezember 2016<br />
für die Berufsfeuerwehr drei neue<br />
Fahrzeuge für die Einsatzleiter B-Dienst in<br />
Dienst. Sie ersetzten drei Einsatzleitwagen<br />
(ELW) 1 auf Basis des VW T4, Baujahr 1999.<br />
Vorausgegangen war ein mehrjähriger Entscheidungs-<br />
und Beschaffungsprozess.<br />
Die neuen ELW gehören zu den wenigen<br />
Einsatzfahrzeugen auf der aktuellen Baureihe<br />
der so genannten V-Klasse von Mercedes<br />
bei deutschen Feuerwehren. Üblicherweise<br />
greifen diese auf die Mercedes Vito-Varianten<br />
zurück. Diese weisen einen einfacheren<br />
Ausstattungsumfang auf und sind somit für<br />
einen günstigeren Grundpreis erhältlich.<br />
Bereits 2010 bildete die Branddirektion einen<br />
Arbeitskreis (AK), der sich aus Vertretern<br />
der Sachgebiete Fahrzeugtechnik, Gefahrenabwehrplanung,<br />
Einsatzdienst und Kommunikationstechnik<br />
zusammensetzte. Der AK<br />
beurteilte zunächst das Fahrzeugkonzept der<br />
bisherigen ELW 1 und bewertete die seit 1999<br />
im Einsatzbetrieb gewonnenen Erkenntnisse.<br />
60 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Fahrzeugtechnik die Ausschreibung und<br />
veröffentlichte diese nach Freigabe durch<br />
die zuständigen städtischen Verwaltungsstellen.<br />
Allerdings konnten die darauf abgegebenen<br />
Angebote die geforderten Kriterien<br />
nicht ausreichend erfüllen, sodass die Ausschreibung<br />
aufgehoben werden musste.<br />
ELW „Florian Frankfurt 3/11“ beim Ausrücken von der Feuer-<br />
und Rettungswache 1. Der allradgetriebene Mercedes<br />
V 220 d 4Matic ist eines von drei baugleichen Fahrzeugen,<br />
die Friederichs für die Einsatzleiter B-Dienst an die Branddirektion<br />
Frankfurt am Main 2016 ausgeliefert hat.<br />
Parallel zur notwendigen Ersatzbeschaffung<br />
der Vorgängerfahrzeuge wurde die<br />
Einführung des Digitalfunks in Hessen angekündigt.<br />
Dadurch mussten die Planer unter<br />
anderem einen Parallelbetrieb von Digital-<br />
und analogem 4-Meter-Funk berücksichtigen.<br />
Durch diese Mehrausstattung an<br />
Kommunikationstechnik und die zwischenzeitlich<br />
intern formulierte Forderung nach<br />
zwei vollwertigen Funkarbeitsplätzen sowie<br />
einem kleinen Besprechungsbereich musste<br />
das angedachte Fahrzeugkonzept mehrfach<br />
überarbeitet werden.<br />
Nachdem alle Rahmenbedingungen für<br />
die neuen ELW 1 festgelegt und intern abgestimmt<br />
waren, erstellte das Sachgebiet<br />
Fahrzeugkonzept<br />
neu überdacht<br />
Durch die Aufhebung und einer dadurch<br />
erforderlichen Neuausschreibung mit entsprechenden<br />
Fristen war eine große zeitliche<br />
Verzögerung für die Auftragsvergabe<br />
zu erwarten. Die genutzten ELW 1 waren zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits 16 Jahre im Dienst.<br />
Wegen der erreichten Kilometerlaufleistungen<br />
und den damit verbundenen Reparaturen<br />
waren die Fahrzeuge nicht mehr wirtschaftlich<br />
zu unterhalten. Dies machte die<br />
Beschaffung dringlich.<br />
Da mittlerweile auch die sechs C-Dienst-<br />
Kommandowagen (KdoW) auf Basis von<br />
Mercedes Vito zur Ersatzbeschaffung anstanden,<br />
wurde das bisherige Fahrzeugkonzept<br />
für die Führungsdienste erneut<br />
überdacht. Ziel war nun, eine aufeinander<br />
abgestimmte Fahrzeugbeschaffung für die<br />
Führungsdienste B und C festzulegen.<br />
Der C-Dienst nimmt die Aufgabe des Zugführers<br />
wahr (siehe Kasten „Führungsdienste<br />
der Frankfurter Feuerwehr“). Durch die<br />
Verteilung auf mehrere Standorte trifft er in<br />
den meisten Fällen vor dem zuständigen<br />
B-Dienst, welcher von zwei Standorten ausrückt,<br />
an der Einsatzstelle ein. Daher sollte<br />
künftig initial die durchgängige Dokumentation<br />
und Lageführung durch die Besatzung<br />
des Führungsfahrzeugs des C-Dienstes erfolgen.<br />
Das Fahrzeug des B-Dienstes sollte<br />
ergänzend an der Einsatzstelle eine Möglichkeit<br />
für eine Besprechung bieten. Nach<br />
dem neuen Konzept wechselt der Führungsassistent<br />
des B-Dienstes in den ELW 1 des<br />
C-Dienstes.<br />
Durch diese neue Ausgangslage musste<br />
die neue Fahrzeuggeneration für den C-<br />
Dienst eine Fahrzeugklasse größer ausfallen.<br />
Für den B-Dienst suchte die Frankfurter<br />
Feuerwehr ein wendiges Fahrzeug mit sechs<br />
Sitzplätzen und einer bedarfsgerechten<br />
Funkausstattung. Die vorgegebene Ausstattung<br />
erfüllt zwar nicht die Anforderungen<br />
nach DIN SPEC 14507-2 „Einsatzleitfahrzeuge<br />
– Teil 2: Einsatzleitwagen ELW 1“ (Ausgabe<br />
2014). Sie liegt jedoch über der eines<br />
KdoW, sodass die interne Bezeichnung ELW<br />
ohne weitere Klassifizierung gewählt wurde.<br />
Das Sachgebiet Fahrzeugtechnik fand<br />
nach einer Marktanalyse in der Mercedes<br />
V-Klasse ein geeignetes Basisfahrzeug, welches<br />
recht schnell beschafft werden konnte.<br />
Als besonderen Vorteil bot sie eine individuelle<br />
Innenraumgestaltung, welche dem<br />
zukünftigen Aufgabenzweck weitestgehend<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 61
Fahrzeuge<br />
entsprach. So ist nur bei der V-Klasse ab<br />
Werk ein Fußboden mit Airliner-Schienen<br />
(Befestigungsschienen) für Einzelsitze bestellbar.<br />
Dadurch konnte die Forderung<br />
nach einer Besprechungsmöglichkeit ohne<br />
besonderen Aufwand für einen speziellen<br />
Innenausbau bereits erfüllt werden.<br />
Durch die gewählte Zusatzausstattung<br />
mit beidseitigen Schiebetüren sind der<br />
Innenraum im Fond und die dortigen Sitzplätze<br />
einfach und ohne Hindernisse zu<br />
erreichen. Die Fahrzeuge wurden ab Werk<br />
in der Grundfarbe Reinweiß und mit vier<br />
verschiebbaren Einzelsitzen im Fond – jeweils<br />
zwei gegenüber angeordnet – bestellt.<br />
Außerdem verfügen sie über ein verschiebbares<br />
Tischelement, welches ausklappbare<br />
Tischplatten besitzt und im Fahrbetrieb<br />
zwischen den beiden hinteren Sitzen verriegelt<br />
ist.<br />
Zur Ausstattung der ELW zählen stark getönte Fensterflächen im hinteren Bereich als Schutz gegen<br />
Sonneneinstrahlung und Einblick, eine reflektierende Konturenbeklebung sowie eine Warnbe streifung<br />
an der Heckklappe.<br />
Einsatzleitwagen B-Dienst<br />
Rufname: Florian Frankfurt 1/11,<br />
2/11 und 3/11<br />
Fahrzeugtyp:<br />
Fahrgestell:<br />
Einsatzleitwagen (ELW)<br />
Mercedes V 220 d 4Matic<br />
Motor: 4-Zylinder-Dieselmotor, Hubraum<br />
1.950 cm 3 , Leistung 120 kW/163 PS,<br />
Schadstoffklasse Euro 6<br />
Getriebe:7-Stufen-Wandler-<br />
<br />
Automatikgetriebe 7G-Tronic<br />
Höchstgeschwindigkeit:<br />
Länge:<br />
Breite:<br />
Höhe:<br />
Leermasse:<br />
Zul. Gesamtmasse:<br />
Zul. Achslast vorn/hinten:<br />
62 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
189 km/h<br />
5.140 mm<br />
1.928 mm<br />
2.150 mm<br />
2.605 kg<br />
3.100 kg<br />
1.550 kg<br />
Besatzung:1/1<br />
Aufbauhersteller:<br />
<br />
Carl Friederichs GmbH,<br />
Frankfurt a.M.<br />
Baujahr:2016<br />
Fahrzeugtechnische Ausstattung: permanenter<br />
Allradantrieb, Airbag, Windowbag, Thorax -<br />
bag, adaptives Bremslicht, adaptiver Brems-<br />
Assistent, Abstandhalte-Assistent, Totwinkel-<br />
Assistent, Spurhalte-Assistent, Seitenwind-Assistent,<br />
Einparkhilfe-Assistent, elektronische<br />
Parkbremse, Berganfahrhilfe, intelligentes LED-<br />
Lichtsystem, Tempomat, Navigationssystem,<br />
360-Grad-Kamerasystem, Multimediasystem.<br />
Feuerwehrtechnische Ausstattung: Blaulichtbalken<br />
Hänsch DBS 4000 LED mit<br />
integrierter Martin-Horn-Anlage, Umfeldbeleuchtung,<br />
Verkehrswarnsystem und Fahrtrichtungsanzeiger<br />
hinten, Frontblitzer Hänsch<br />
Sputnik SL LED, Inomatic-Steuerungsmodul<br />
ZE Pico CAN-Bus-Steuerung für ausbauerseitige<br />
Einbauten, Bedieneinheit Inomatic BT<br />
2012, Innenraumboden mit Airliner-Schienen<br />
zur Aufnahme der verschiebbaren Einzelsitze<br />
und eines Tisches, Heckausbau mit Aluminium-Profilsystem,<br />
Kunststoffboxen und Sortimo-Koffern,<br />
VdS-Feuerwehrschlüsseldepot,<br />
leuchtrote Folienbeklebung mit reflektierenden<br />
weißen Beschriftungen und Konturenmarkierungen.<br />
Beladung: 4x HRT-Digitalfunkgerät, 2x FuG 10<br />
2-m-Band, 3x Adalit-Knickkopflampe, Notfalltasche,<br />
2x Schreibkladde, Feuerlöscher PG 6,<br />
Stadtplan, Ordner Stadtkarten, Straßenkarten<br />
Umland, Schlüsselbund Objektschlüssel, Dreikantschlüssel,<br />
Forstschlüssel, Funktionsweste<br />
Einsatzleiter B-Dienst, Funktionsweste C-<br />
Dienst, Magnettafel DIN A2, UMTS-Laptop, DIN<br />
A4-Drucker mit Zubehör, 4x Ordner mit Einsatzunterlagen,<br />
Handbuch Gefahrgut ersteinsatz,<br />
Handbuch Eri-Cards, Schreibmaterial, Fernglas<br />
mit Kompass, Digitalkamera, Zusatzblitzgerät,<br />
Laserentfernungsmesser, Markierungsspray,<br />
3x Warnweste, Kfz-Verbandkasten,<br />
Getränke, Unfallaufnahmemappe für Eigenunfälle,<br />
3x Atemanschluss, 3x Kombinationsfilter<br />
A2B2E2K2-P3, Megaphon, Absperrband, Pack<br />
Einmalhandschuhe und Pack Hygienetücher.<br />
Preis:<br />
technische<br />
Daten<br />
Zirka 90.000 Euro je Fahrzeug<br />
<br />
Austauschbare Funkkiste<br />
Nach der Auslieferung wurden die Fahrzeuge<br />
von der Firma Carl Friederichs in<br />
Frankfurt am Main ausgebaut. Sie erhielten<br />
im Heck ein Regalsystem für die Beladung in<br />
Systemboxen und Sortimo-Koffern sowie eine<br />
Sondersignalanlage. „Wir haben den Ausbau<br />
in Modulbauweise in das Fahrzeug integriert“,<br />
sagt Henrik Schepler, Geschäftsführer<br />
und Verkaufsleiter der Firma Friederichs.<br />
„Dabei bestand die größte Herausforderung<br />
für uns darin, die Aufbaurichtlinien der<br />
Daimler AG und die Wünsche der Branddirektion<br />
unter einen Hut zu bekommen.“ Für<br />
die Folienbeklebung im Design der Feuerwehr<br />
sorgte die Firma Wagner Projekte aus<br />
Wetzlar-Dutenhofen.<br />
Mitarbeiter der Funkwerkstatt der Branddirektion<br />
bauten die Kommunikationsausstattung<br />
ein. Hierbei fand eine selbstentwickelte<br />
Funkkiste Verwendung, welche<br />
zwischen den beiden Vordersitzen montiert<br />
wurde. Diese ist mit je einem 4-Meter-Gerät<br />
im Festeinbau und einem MRT-Digitalfunkgerät<br />
sowie den Ladehalterungen für vier<br />
HRT-Digitalfunkgeräte und zwei tragbare<br />
2-Meter-Geräte ausgestattet.<br />
Diese Kiste zählt mittlerweile zum Standardeinbau<br />
für alle neuen Fahrzeuge, welche<br />
über den benötigten Freiraum zwischen<br />
den Vordersitzen verfügen. Sie ermöglicht<br />
bei einem technischen Defekt an einem<br />
der Funkgeräte einen schnellen Austausch<br />
durch eine andere Kiste, sodass die eigentliche<br />
Fehlersuche und Reparatur ohne längere<br />
Ausfallzeit des betreffenden Fahrzeugs<br />
erfolgen kann.<br />
Eine weitere Besonderheit der Fahrzeuge<br />
ist ein im Fond zwischen den hinteren<br />
Sitzen eingebautes Schlüsseldepot in VdS-<br />
Ausführung (VdS = Verband der Sachversicherer).<br />
Dort sind Objekt- und BMA-<br />
Schlüssel (Brandmeldeanlagen) untergebracht.<br />
Eine optische Überwachung mittels<br />
e
Kapitel 5<br />
Wasserfahrzeuge<br />
Rettungsnetz im Einsatz. Links: das Einlegen einer Person. In der Praxis<br />
führt diese Rettungsmöglichkeit zu massiven Problemen. Durch Strömungen<br />
im Wasser ist es sehr schwierig, die Person gezielt und ohne<br />
deren Mithilfe in das Netz einzulegen. Mitte: Beim Überwinden des<br />
Freibords kann es zu zusätzlichen Verletzungen der Personen kommen.<br />
Rechts: Besser sind hier starre Elemente aus Kunststoff, die in strömenden<br />
Gewässern durch Ihre Formstabilität für weniger Konflikte sorgen.<br />
Beim Selbstversuch an der LFKS musste festgestellt werden, dass die<br />
Scheuerleiste am Gummiwulstboot die Rettung maßgeblich behinderte<br />
(Bild links). Aus diesem Grund wurde die Rettung durch zwei Personen<br />
durchgeführt (Bild Mitte). Absolut auszuschließen ist bei dieser<br />
Rettungsvariation, dass es zu einem Überdehnen des Verunfallten<br />
(Bild rechts) kommt. Die Person muss mit Schwung vertikal über die<br />
Wulst und nicht mit Gewalt hineingezogen werden.<br />
Das Trainieren dieser Rettungsmethode hat den Vorteil, dass es auch<br />
auf Boote mit seitlicher Öffnung sowie Bugklappen übertragbar ist. Ein<br />
weiterer Vorteil liegt darin, dass der Verunfallte nach Abschluss des<br />
Vorganges nun wie auf dem Bild rechts, sich mit seinem Schwerpunkt<br />
im Boot befindet und dadurch sehr leicht über Kanten und Hindernisse<br />
in den Bootskörper gezogen werden kann. Besser ist es, wenn die<br />
Person bei diesem Zugvorgang auf ein Rettungsbrett gezogen wird, um<br />
sie bei einem anschließenden Transport an das Ufer nicht noch einmal<br />
umlagern zu müssen.<br />
52 Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung<br />
Fotos (8): LFKS<br />
werden, die Person mit einem Ruck aus dem<br />
Wasser zu ziehen. Bei mehrmaligem Trainieren<br />
ist dies sicherlich eine sehr interessante und<br />
auch schonende sowie schnelle Alternative.<br />
Egal welche Hilfsmittel oder Manöver<br />
die jeweiligen Feuerwehren<br />
favorisieren, es ist zwingend erforderlich, diese<br />
ausreichend und umfassend zu üben und zu<br />
schulen. Die Qualität der Rettung, gerade auch<br />
bei schlechten Randbedingungen (zum Beispiel<br />
bei Dunkelheit oder Wellengang) ist im<br />
hohen Maße abhängig vom Können der Einsatzkräfte.<br />
Bei einer Rettung von Personen sollte<br />
der Steuerstand eines Bootes dabei niemals<br />
vom Bootsführer verlassen werden. Seine Aufgabe:<br />
Er hat das Boot aus dem Gefahrenbereich<br />
vom Schifffahrtsverkehr heraus- und von Wasserbauwerken<br />
fernzuhalten sowie auf eine notwendige<br />
Gewichtsverteilung zu achten.<br />
Nach Norm beträgt die Stärke der Bootsbesatzung<br />
1/2. Demnach müsste sich also nach den<br />
Führungsrichtlinien ein ausgebildeter Gruppenführer<br />
(muss nicht der Bootsführer sein)<br />
auf dem Wasserfahrzeug befinden. Erst dann<br />
gilt ein solches Wasserfahrzeug als selbstständige<br />
taktische Einheit im Sinne der Feuerwehr-<br />
Dienstvorschrift (FwDV) 3.<br />
Oft ist es leider dem Zufall geschuldet, ob<br />
ein Wasserfahrzeug mit einer Führungskraft<br />
besetzt ist. Die Qualifikation und die Funktion<br />
eines Bootsführers ist mit dem Maschinisten<br />
auf einem Löschgruppenfahrzeug vergleichbar.<br />
Er ist dabei für die Sicherheit des Bootes<br />
auf dem Gewässer verantwortlich und für Verfehlungen<br />
vollumfänglich haftbar zu machen.<br />
Dennoch ist die Qualifikation eines Gruppenführers<br />
nicht explizit vorgeschrieben. Es muss<br />
aber ein Gruppenführer an Bord sein, um die<br />
taktische Einheit Boot im Sinne der Vorschrift<br />
als „selbstständige taktische Einheit“ zu führen.<br />
Der Gruppenführer muss allerdings kein Bootsführer<br />
sein und umgekehrt. Es reicht, wenn<br />
(genauso wie auf einer Drehleiter oder einem<br />
Tanklöschfahrzeug) der Gruppenführer Teil der<br />
nautischen Besatzung ist.<br />
Gruppenführers hat.<br />
Es ist empfehlenswert, dass ein<br />
Bootsführer die Qualifikation eines<br />
Grundsätzlich kann es auf allen Gewässern,<br />
auf denen sich Boote bewegen, zu Bootsbränden<br />
kommen. Allerdings lohnt sich die Frage,<br />
ob sich die Feuerwehren deshalb auch zwingend<br />
mit dem Thema Schiffsbrandbekämpfung<br />
beschäftigen müssen. Sollte ein motorisiertes<br />
Kleinboot auf einem Badesee in Brand geraten,<br />
so ist in den meisten Fällen die Gefahr eines<br />
Umweltschadens höher zu bewerten als die Gefahr,<br />
die vom Feuer ausgeht. Außerdem bedeutet<br />
dies mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass das<br />
Boot beim Eintreffen der ersten Kräfte bereits<br />
in Vollbrand steht, gekentert oder sogar schon<br />
gesunken ist.<br />
Die MZB-Norm sieht vor, dass eine tragbare<br />
Kraftspritze mitgeführt und betrieben werden<br />
kann. Allerdings kann auch ein RTB dazu zweckentfremdet<br />
werden, damit sich beispielsweise<br />
Löschwasser an schwer zugänglich Uferbereiche<br />
entnehmen lässt. Dabei dient das Kleinboot<br />
als Plattform, von der das Löschwasser mittels<br />
Druckschläuchen an Land gefördert wird.<br />
Auch bei Großbränden von Gebäuden in Ha-<br />
fen- oder Flussnähe werden Löschboote gerne<br />
zur Wasserförderung eingesetzt. In solchen Fällen<br />
profitieren die Kräfte vor allem von der hohen<br />
Leistungskapazität der großvolumigen Förderpumpen<br />
an Bord der Schiffe. In einem kleinen<br />
Maßstab hat diese Variante darüber hinaus<br />
den Vorteil, dass unter der Voraussetzung einer<br />
ausreichenden Wassertiefe der Saugkorb auf<br />
dem kompletten Querschnitt durchspült werden<br />
kann. Damit ist einerseits ausgeschlossen,<br />
dass Sedimente durch die Kreiselpumpe angesaugt<br />
werden. Und andererseits ist gewährleistet,<br />
dass die Tragkraftspritzen ihre maximalen<br />
Leistungen abrufen können.<br />
Kommunen an Binnenschifffahrtsstraßen<br />
oder an Seen mit Passagierschiffen oder Fährbetrieb<br />
müssen sich auf wassergestützte Brandbekämpfungen<br />
vorbereiten. Das Mindestmaß<br />
an organisatorischen Vorkehrungen ist die<br />
Auf dem Bild<br />
wird das Betreiben<br />
einer PFPN<br />
10-1000 auf<br />
einem Hochwasserboot<br />
als Ponton<br />
symbolisiert.<br />
Foto: LFKS<br />
Brandbekämpfung<br />
von der Wasserseite.<br />
Auf einem<br />
Boot ist eine<br />
Tragkraftspritze<br />
positioniert. Das<br />
Wasser wird direkt<br />
aus dem See<br />
angesaugt und<br />
über einen Werfer<br />
abgegeben.<br />
Großer Vorteil: Es<br />
steht unendlich<br />
viel Löschmittel<br />
zur Verfügung.<br />
Foto: Radtke<br />
Kapitel 8<br />
Fließwasser<br />
Die Rettung aus<br />
fließenden Gewässern<br />
erfordert eine spezielle<br />
Ausrüstung und Ausbildung.<br />
Je nach Einsatzlage gibt<br />
es verschiedene Rettungstechniken.<br />
Hier treibt<br />
eine zu rettende Person<br />
in einem Fluss mit starker<br />
Strömung. Ein Fließwasserretter<br />
springt ins Wasser<br />
und schwimmt ihr entgegen.<br />
Der Leinenführer wird<br />
wiederum von einer dritten<br />
Einsatzkraft gesichert.<br />
Foto: Feuerwehr Reutlingen<br />
82 Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung<br />
Sind dort Personen in Gefahr, kommt der Wasserrettungszug<br />
der Reutlinger Feuerwehr (BW)<br />
zum Einsatz. Als Tauchergruppe 1990 gegründet,<br />
werden die 30 ausgebildeten Feuerwehrtaucher<br />
seit 2017 verstärkt in der Fließwasserrettung<br />
aus- und fortgebildet. Das Ausbildungskonzept<br />
sieht vor, dass bis Mitte <strong>2019</strong> alle Taucher zum<br />
Fließwasserretter ausgebildet sind.<br />
Das Einsatzpersonal des Reutlinger Wasserrettungszuges<br />
setzt sich aus allen Abteilungen<br />
der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr<br />
zusammen. Der Leiter der Tauchergruppe,<br />
Ulrich Meyer, und sein Stellvertreter<br />
Michael Fromm sind Berufsfeuerwehrleute.<br />
Hintergrundinfo: Die Einsatzzahlen im Bundesgebiet<br />
an Fließgewässern nehmen den Statistiken<br />
zufolge immer mehr zu. In den USA<br />
wurde dieses Problem bereits frühzeitig erkannt<br />
und 1979 eine spezielle Ausbildung unter dem<br />
Begriff SRT (Swiftwater Rescue Technician,<br />
Strömungsretter) ins Leben gerufen.<br />
Anders als für den Taucheinsatz gibt es für<br />
die Fließwasserrettung keine speziell geltenden<br />
Vorschriften. Es können nur die allgemein geltenden<br />
Vorschriften für den Feuerwehrdienst<br />
herangezogen werden.<br />
Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung 83<br />
Kapitel 4<br />
Fahrzeuge<br />
26 Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung<br />
icht nur bei den Wasserfahrzeugen,<br />
auch bei den landgebundenen Einsatzmitteln<br />
gibt es eine bunte Mischung an<br />
unterschiedlichen Herstellern und Varianten.<br />
Doch anders als die Boote sind Gerätewagen<br />
Wasserrettung (GW-Wasser oder GW-W), Wasserrettungswagen<br />
(WRW) beziehungsweise Gerätewagen<br />
Tauchen (GW-Tauchen oder GW-T)<br />
nicht genormt. Allein schon diese diversen unterschiedlichen<br />
Bezeichnungen lassen erkennen,<br />
vor welchen grundsätzlichen Problemen<br />
Beschaffer solcher Einsatzfahrzeuge stehen.<br />
„Richtig wäre die Bezeichnung Tauchereinsatzfahrzeug“,<br />
sagt Josef Helpenstein von der<br />
Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutz-<br />
Schule Rheinland-Pfalz. „Es bringt mindestens<br />
den in der Feuerwehr-Dienstvorschrift<br />
8 bezeichneten Tauchtrupp samt Ausrüstung,<br />
Signalmann und Taucheinsatzführer an die<br />
Einsatzstelle.“ Dabei kann der Signalmann in<br />
Doppelfunktion auch als Maschinist fungieren.<br />
„Wichtig ist, dass sich zwei Taucher – Taucher<br />
und Sicherheitstaucher – zeitgleich im Mannschaftsraum<br />
ausrüsten können“, so Helpenstein.<br />
Zudem sind die Fahrzeuge häufig die Zugfahrzeuge<br />
für ein Boot auf einem Trailer. Ein weiterer<br />
Einsatzzweck ist die Eisrettung. Bei vielen<br />
Feuerwehren rückt der GW-W in der Regel zusammen<br />
mit einem Löschgruppenfahrzeug aus.<br />
Bei den Fahrzeuggrößen ist das Spektrum<br />
weit gefächert. Vom Kastenwagen in der<br />
3,5-Tonnen-Klasse bis hin zum Fahrgestell und<br />
Ausbau eines Löschfahrzeuges der 16-Tonnen-<br />
Klasse ist alles möglich. Als Antriebsart wird<br />
überwiegend auf Allradfahrgestelle zurückgegriffen.<br />
Da die Fahrzeuge auch auf unbefestigten<br />
Uferwegen, Wiesen und Sandflächen zum<br />
Einsatzort gelangen können müssen, ergeben<br />
Straßenfahrgestelle wenig Sinn. Während früher<br />
sogar umgebaute Rettungswagen eingesetzt<br />
wurden, sind mittlerweile sogar entsprechend<br />
ausgebaute Abrollbehälter vorhanden.<br />
Generell lassen sich die Fahrzeuge in zwei<br />
Kategorien unterscheiden:<br />
1. Kleine, wendige, schnelle Fahrzeuge mit nur<br />
der notwendigsten Ausstattung, um einen<br />
Tauchtrupp (1/3) in kürzester Zeit an eine<br />
Einsatzstelle zu bringen.<br />
2. Großfahrzeuge mit hoher Ladekapazität, um<br />
viel Material an eine Einsatzstelle zu befördern.<br />
Diese Fahrzeuge verfügen in der Regel<br />
auch über einen großen klimatisierten und<br />
beheizten Mannschaftsraum.<br />
Beide Varianten können mit einem Feuerwehranhänger<br />
(FwA) ergänzt werden. Entweder<br />
als Trailer, um ein Boot mitzuführen, oder<br />
als Geräteanhänger für weitere Ausrüstung.<br />
Der Mannschaftsraum ist meist so konzipiert,<br />
dass sich der Taucher und der Sicherheitstaucher<br />
bereits auf der Fahrt zur Einsatzstelle<br />
komplett ausrüsten können. Hierzu ist die nach<br />
FwDV 8 erforderliche Mindestausrüstung um<br />
die Size herum gelagert. Die restliche Beladung<br />
ist in den Geräteräumen oder in Rollwagen im<br />
Aufbau untergebracht.<br />
Beim GW-W der Feuerwehr Erlangen (BY)<br />
auf Ford Transit 125 T 350 4x4 handelt es sich<br />
um einen Eigenausbau der Erlanger Feuerwehr<br />
aus dem Jahr 2012. Das Fahrzeug ist auf der<br />
GW-W der Feuerwehr ist<br />
ein Ford Transit 125 T 350<br />
4x4 mit Eigenausbau aus<br />
dem Jahr 2012. Zur Ausstattung<br />
gehört auch ein<br />
Lichtmast im Bereich des<br />
Laderaums.<br />
Im Heck kann die Besatzung<br />
diese Arbeitsflächen<br />
herausziehen, um Tauchgeräte<br />
einsatzklar zu machen.<br />
Getaucht wird mit Geräten<br />
von Interspiro.<br />
Auf den entgegen der<br />
Fahrtrichtung eingebauten<br />
Sitzen für die<br />
Taucher sind die Geräte<br />
einsatzbereit gelagert.<br />
Oberhalb von Fahrer<br />
und Fahrzeugführer<br />
lagert eine teilbare<br />
Schleifkorbtrage.<br />
Richtiges Vorgehen bei der Wasserrettung 27<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/<strong>2019</strong><br />
Belgien EUR 11,50 Italien EUR 12,20 Luxemburg EUR 11,50 Österreich EUR 11,20 Schweiz CHF 19,80<br />
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Feuerwehr-Magazin<br />
Richtiges Vorgehen bei der<br />
Wasserrettung<br />
Alles, was<br />
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müsst:<br />
I Boote: Alle Typen,<br />
alle Varianten<br />
I Ausrüstung:<br />
Ohne dieses Zubehör<br />
geht es nicht!<br />
Einsatz unter Wasser<br />
Merke:<br />
▸ Übersicht über<br />
die Tauchgeräte<br />
▸ Gefährdungen<br />
richtig beurteilen<br />
I Fließgewässer:<br />
Auf diese Gefahren<br />
gilt es zu achten<br />
Tipp:<br />
5.2.3.<br />
Brandbekämpfung<br />
mit einem Kleinboot<br />
Aus fließenden<br />
Gewässern retten<br />
Eisrettung<br />
Eingebrochene<br />
sicher retten<br />
Gerätewagen<br />
Vom umgebauten RTW<br />
bis zur Profi-Lösung<br />
In den letzten Jahren haben die Extremwetterlagen mit<br />
Starkregenereignissen deutlich zugenommen. Infolgedessen<br />
kann es vorkommen, dass sich kleinere Bäche und Flüsse<br />
in einen reißenden Strom verwandeln. Für Einsätze in<br />
Gewässern mit starker Strömung sind spezielles Equipment<br />
und eine zusätzliche Ausbildung erforderlich.<br />
as im Regelfall ruhige Gewässer im Reutlinger<br />
Innenstadtgebiet entwickelt sich<br />
Dnach Starkregenereignissen sehr schnell<br />
zu einem reißenden und gefährlichen Fluss.<br />
Bunte Vielfalt<br />
Im Gegensatz zu den meisten Feuerwehrfahrzeugen gibt es<br />
für Gerätewagen Wasserrettung oder Tauchereinsatzfahrzeuge<br />
in Deutschland keine Fahrzeugnorm. Dies bedeutet, dass jede<br />
Feuerwehr, die eine Tauchergruppe vorhält, ein Fahrzeug nach<br />
eigenem Konzept und Ermessen baut. Wir haben eine Auswahl<br />
zusammengestellt, wie solch ein Fahrzeug aussehen kann.<br />
N<br />
4.1.<br />
Typen<br />
Unser 10.<br />
Ausbildungs-<br />
Sonderheft –<br />
116 Seiten<br />
stark!<br />
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und Android-Tablets!<br />
4.1.1.<br />
Wendige Fahrzeuge auf<br />
Transporter-Fahrgestell<br />
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Telefon +49 (0)421 46886-20 O Telefax +49 (0)421 46886-30 O eMail shop@feuerwehrmagazin.de<br />
Lieferung solange Vorrat reicht. Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte unsere Widerrufsbelehrung im Impressum (Seite 3) beachten. Feuerwehr-Magazin ist eine Zeitschrift der EBNER MEDIA GROUP.
Fahrzeuge<br />
LED im Fahrerraum signalisiert der Besatzung<br />
jederzeit, ob sich der mitgeführte<br />
Schlüsselbund vorschriftsmäßig gesichert<br />
im Tresor befindet.<br />
Nicht jeder mag die<br />
Assistenzsysteme<br />
Die Beladung der ELW besteht überwiegend<br />
aus Führungshilfsmitteln wie Nachschlagewerke,<br />
Laptop, Thermodrucker,<br />
Dokumentationsausstattung, Kameraausstattung,<br />
Fernglas, Entfernungsmesser und<br />
Kennzeichnungswesten sowie Schutzausrüstungen<br />
und Zubehör. Die Anzahl der<br />
Sitzplätze wurde zugunsten von mehr<br />
Freiraum im Innenraum nachträglich auf<br />
fünf reduziert. Wobei der vierte Einzelsitz<br />
für den Fondbereich an den Standorten<br />
vorgehalten und jederzeit schnell in den<br />
Fahrzeugen montiert werden kann.<br />
Hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz wurde<br />
je eine Bodenwanne mit Helmhalterung<br />
für die Unterbringung des Feuerwehrhelms<br />
und der Feuerwehrstiefel mit Feuerschutzhose<br />
vorgesehen, welche ebenfalls in den<br />
Bodenschienen befestigt sind.<br />
Die als Basisfahrzeug beschafften V 220<br />
d sind mit einem 163-PS-Dieselmotor (120<br />
kW, Euro 6), 7-Stufen-Automatikgetriebe,<br />
permanentem Allradantrieb und zahlreichen<br />
Assistenzsystemen ausgestattet.<br />
„Durch den Allradantrieb empfinden wir<br />
das Spurhaltevermögen der Fahrzeuge als<br />
sehr sicher“, berichtet Führungsassistent<br />
Hauptbrandmeister Florian Ritter.<br />
Die Sicherheits- und Assistenzsysteme<br />
hätten zwar viele Vorteile. Jedoch irritierten<br />
insbesondere der Spurhalteassistent und<br />
Abstandshalteassistent bei Alarmfahrten<br />
mit häufigem Spurwechsel und näherem<br />
Auffahren auf vorausfahrende Fahrzeuge<br />
durch die akustischen und optischen Alarmzeichen.<br />
„Allerdings können alle Assistenzsysteme<br />
über das Bedienmenü einzeln abgeschaltet<br />
werden, so dass von jedem Führungsassistenten<br />
eine individuelle Konfiguration<br />
bei Dienstübernahme vorgenommen<br />
werden kann“, berichtet Ritter.<br />
Die Ausstattung mit einem 360-Grad-<br />
Kamerasystem wird von den Besatzungen<br />
ebenfalls als eine sehr sinnvolle Zusatzausstattung<br />
bewertet. Gerade beim Rangieren<br />
und Rückwärtsfahren bietet sie dem Fahrer<br />
mehr Übersicht.<br />
Einer der drei V-Klasse-ELW wurde im<br />
Sommer 2018 durch einen heckseitigen<br />
Auffahrunfall so stark beschädigt, dass er<br />
als wirtschaftlicher Totalschaden außer<br />
Dienst genommen werden musste. Das<br />
Ausbaukonzept und die Qualität der Umsetzung<br />
wurden hierbei bestätigt. Trotz des<br />
heftigen Aufpralls hielt der Innenausbau<br />
Im Schlüsseldepot in VdS-Ausführung befindet<br />
sich ein Sicherungszylinder mit Überwachung<br />
für den mitgeführten Schlüsselbund.<br />
Hinter den beiden Vordersitzen ist eine<br />
Schale mit Helmhalterung für die persönliche<br />
Schutzkleidung montiert.<br />
Die Elemente des Innenraums – drei Einzelsitze und ein Tisch –<br />
lassen sich verschieben. Vor der Benutzung werden die Tischplatten<br />
ausgefahren und ausgeklappt.<br />
HBM Florian Ritter bei der täg lichen Überprüfung der<br />
Fahrzeugbeladung am heckseitigen Regal einbau.<br />
Die entnehmbare Funkkiste<br />
zwischen den Vordersitzen ist in<br />
dieser Ausführung eine Eigenentwicklung<br />
der Feuerwehr Frankfurt.<br />
64 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
stand. Er verhinderte dadurch eine Verletzung<br />
der Besatzung durch im Innenraum<br />
umherfliegende Teile und Beladungen.<br />
C-Dienst-ELW erstmals<br />
selbst ausgebaut<br />
Das verunfallte Fahrzeug wird laut<br />
Branddirektor Benedikt Spiller, Abteilungsleiter<br />
Technik, gegenwärtig aus wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht durch ein Neufahrzeug<br />
ersetzt. „Durch die Indienststellung von<br />
neuen ELW 1 für die C-Dienste verfügen wir<br />
über zwei Vito-Kommandowagen, Baujahr<br />
2010“, erklärt Spiller. „Von diesen setzen wir<br />
nun bis auf Weiteres ein Fahrzeug als dritten,<br />
zusätzlichen B-Dienst-ELW werktags<br />
zwischen 7.30 Uhr bis 16 Uhr ein.“<br />
Die ersten drei neuen ELW 1 für die C-<br />
Dienste auf Mercedes Sprinter 316 CDI mit<br />
kurzem Radstand und Flachdach konnte<br />
die Frankfurter Feuerwehr im Herbst 2018<br />
in Dienst stellen. Der Ausbau der Basisfahrzeuge<br />
erfolgte diesmal – bis auf die Folienbeklebung<br />
– komplett durch die Kfz-Werkstatt,<br />
die Funkwerkstatt und die EDV-Abteilung<br />
der Branddirektion. Weitere fünf identische<br />
Sprinter wurden zwischenzeitlich ausgeliefert<br />
und nacheinander ausgebaut.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit dem<br />
neuen Führungsfahrzeug-Konzept bezeichnet<br />
die Branddirektion grundsätzlich<br />
als positiv. „Mit der Indienststellung<br />
der neuen ELW 1 für die C-Dienste steht<br />
Führungsdienste der Frankfurter Feuerwehr<br />
Wie bei vielen Berufsfeuerwehren<br />
in<br />
Deutschland gibt es<br />
in Frankfurt drei<br />
Führungsebenen:<br />
C-, B- und A-Dienst<br />
(hierarchisch von unten<br />
nach oben). Feuer- und<br />
Rettungswachen 1, 2, 3 und<br />
4 kann jeweils ein C-Dienst<br />
als Zugführer ausrücken.<br />
Zwei zusätzliche C-Dienste<br />
gut zu<br />
wissen<br />
erstmals ein Fahrzeug mit einem ergonomisch<br />
gestalteten Arbeitsbereich und einer<br />
umfangreichen Kommunikationsausstattung<br />
für die Führungsassistenten zur<br />
Verfügung“, resümiert Brandamtsrat Sven<br />
Dunkel, Sachratenleiter Einsatzplanung,<br />
der das neue Führungsfahrzeug-Konzept<br />
vorgeschlagen hat. „Durch die Gestaltung<br />
von zwei vollwertigen EDV- und Funk-Arbeitsplätzen<br />
kann ein optimales Arbeitsumfeld<br />
für den Führungsassistenten des<br />
C-Dienstes und bei Bedarf des B-Dienstes<br />
zur Verfügung gestellt werden.“<br />
Sofern ein größerer Besprechungsbereich<br />
benötigt wird, kann auf den ELW des<br />
sind tagsüber aus dem Pool<br />
des Tagesdienstpersonals<br />
im Brandschutz-,<br />
Katastrophenschutzund<br />
Rettungsdienstzentrum<br />
(BKRZ)<br />
abrufbar. Je ein B-Dienst<br />
ist auf den Feuer- und<br />
Rettungs wachen 1 und 2<br />
stationiert. Dieser fungiert<br />
als Verbandführer oder<br />
Verbindungsbeamter. An<br />
<br />
den Werktagen von 7.30<br />
Uhr bis 16 Uhr kommt ein<br />
weiterer B-Dienst dazu,<br />
der ebenfalls vom BKRZ-<br />
Tagdienstpersonal gestellt<br />
wird. Als A-Dienst ist jeweils<br />
ein Beamter des höheren<br />
feuerwehrtechnischen Dienstes<br />
auf der Feuer wache 1<br />
in 24-Stunden-Bereitschaft.<br />
Er übernimmt die Einsatzleitung<br />
bei größeren Lagen.<br />
B-Dienstes zurückgegriffen werden. Einen<br />
kleinen Nachteil des zweigeteilten Fahrzeugkonzepts<br />
sieht der Brandamtsrat darin,<br />
dass – durch das zeitversetzte Eintreffen der<br />
Fahrzeuge – nicht an jeder Einsatzstelle eine<br />
unmittelbare räumliche Nähe zwischen<br />
den ELW sichergestellt werden könne.<br />
„Diesen Umstand haben wir jedoch im Vorfeld<br />
abgewogen und in Kauf genommen“,<br />
betont Dunkel.<br />
Text und Fotos: Uwe Bunzel, freier Fachautor,<br />
Fahrzeugtechnik-Spezialist<br />
[9101] N<br />
Die neue Fahrzeuggeneration der Frankfurter Führungsdienste<br />
(von links): KdoW A-Dienst, ELW B-Dienst und ELW 1 C-Dienst.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 65
Reportage<br />
Gemischtes Doppel<br />
Alleine wären sämtliche Alarme für die zirka 280 Einsatzbeamten<br />
auf den drei Wachen der Berufsfeuerwehr<br />
Wiesbaden nicht zu bewältigen. Daher setzt die BF auf<br />
Zusammenarbeit: zum einen mit den 20 freiwilligen Einheiten,<br />
vier Werkfeuerwehren und der US-Militärfeuerwehr, zum<br />
anderen mit der BF im unmittelbar angrenzenden Mainz.<br />
Atmet und schreit das Kind?“, fragt eine<br />
Männerstimme. Keine Antwort – nur leise<br />
Hintergrundgeräusche sind zu hören.<br />
Sekunden vergehen. Die Spannung ist kaum<br />
auszuhalten. „Atmet und schreit das Kind?“,<br />
wiederholt die Stimme laut und beharrlich.<br />
Wieder die Geräusche, wieder vergeht die Zeit<br />
quälend langsam. Endlich – der erste Schrei eines<br />
Neugeborenen löst die Situation auf.<br />
66 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Amtsleitung, Tagdienst, Verwaltungsmitarbeiter, Wachabteilung und<br />
Grundlehrgang der BF Wiesbaden haben sich vor dem Kurhaus mit<br />
folgenden Fahrzeugen aufgestellt: KdoW Direktionsdienst und Amtsleiter<br />
(vordere Reihe, von links), DLAK 23/12, TLF 4000, Basis-LF, ELW 1,<br />
KLAF, Mobile Einheit Sprung mit Anhänger ME SRHT, GW-Wasserrettung,<br />
Ölspurbeseitigungsfahrzeug, Rettungsboot (hintere Reihe, von links).<br />
Foto: Feuerwehr/Plümper<br />
<br />
Es ist das glückliche Ende eines ungewöhnlichen<br />
Notrufs, der am 27. Mai 2015<br />
morgens um kurz nach 5 Uhr in der Leitstelle<br />
der Feuerwehr Wiesbaden auf Feuerwache<br />
1 eingeht. Er beginnt mit einer Routinefrage<br />
des Disponenten: „Feuerwehr und Rettungsdienst<br />
Wiesbaden, wo genau ist der<br />
Notfallort?“ „Meine Tochter bekommt gerade<br />
ihr Kind“, eröffnet die Anruferin dem<br />
Einsatzbearbeiter Harald Sulzbach. „Ich sehe<br />
schon das Köpfchen.“<br />
Um die Zeit bis zum Eintreffen des sofort<br />
alarmierten Rettungsdienstes zu überbrücken,<br />
leitet der Hauptbrandmeister die<br />
werdende Oma Schritt für Schritt an, ihre<br />
Tochter bei der Geburt zu unterstützen. „Ich<br />
konnte mich dabei an die Vorgaben der standardisierten<br />
Notrufabfrage halten, die wir<br />
2011 mit dem Leitstellenprogramm ProQA<br />
eingeführt haben“, erzählt Sulzbach. „Damit<br />
werden wir selbst bei komplexen medizinischen<br />
Lagen per Algorithmus-Abfrage durch<br />
das Gespräch geführt. Das System liefert die<br />
Fragen, Hinweise auf Komplikationen und<br />
Handlungsanweisungen für Ersthelfer.“<br />
Als die Besatzungen des Rettungswagens<br />
(RTW) und wenig später auch des Notarzt-<br />
Einsatzfahrzeugs (NEF) am Geburtsort des<br />
kleinen Jerome Maurice eintreffen, kann der<br />
Disponent dies durchs Fenster sehen: Der<br />
Einsatzort liegt nahe<br />
der Leitstelle.<br />
Auszeichnung als<br />
„Disponent des Jahres“<br />
Drei Arbeitsplätze sind dort immer besetzt.<br />
Sulzbach und seine Kollegen disponieren<br />
Feuerwehr- und Notfalleinsätze<br />
sowie Krankentransporte im Stadtgebiet<br />
Wiesbaden. „Wir sind eine der wenigen Berufsfeuerwehren<br />
in Deutschland, die nicht<br />
selbst als Leistungserbringer im Rettungsdienst<br />
tätig ist“, erklärt Brandoberrat Florian<br />
Erbacher, Pressesprecher und Abteilungs-<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 67
Reportage<br />
leiter Technik der BF Wiesbaden. „Daher<br />
gehören auch keine RTW, Krankentransportwagen<br />
und NEF zu unserem Fuhrpark.<br />
Aber 2016 haben wir vom Gesundheitsamt<br />
die Trägerschaft und die Steuerung in unserem<br />
Amt übernommen. Wir<br />
stellen dem Organisatorischen<br />
Leiter Rettungsdienst und dem<br />
Leitenden Notarzt jeweils einen<br />
Kommandowagen.“ „Die Umstrukturierung<br />
war nötig, weil<br />
viele alltägliche Einsätze eine<br />
eng abgestimmte Zusammenarbeit<br />
zwischen Feuerwehr und<br />
Rettungsdienst erfordern“, sagt<br />
Marc Dieroff, Ärztlicher Leiter<br />
Rettungsdienst.<br />
Stolz erzählt Pressesprecher<br />
Erbacher, dass sein Leitstellen-<br />
Kollege für das erfolgreiche Abarbeiten<br />
des Geburts-Notrufs<br />
bei einem Anwender-Treffen der ProQA-<br />
Software sogar als „Emergency Medical<br />
Dispatcher of the Year“ (Notfallmedizinischer<br />
Disponent des Jahres) ausgezeichnet<br />
wurde. Die Beteiligten hatten die Aufzeichnung<br />
des Gesprächs freigegeben.<br />
Geht noch <strong>2019</strong> in den<br />
Ruhestand: Leitender<br />
Branddirektor Harald<br />
Müller, Chef der Feuerwehr<br />
Wiesbaden.<br />
„Bei einem solchen Ereignis früh morgens<br />
ohne eine Vorlage die richtigen Fragen<br />
zu stellen und Anweisungen zu geben, wäre<br />
ohne die standardisierte Notrufabfrage<br />
wirklich schwer“, gesteht Sulzbach, der als<br />
Rettungssanitäter ausgebildet<br />
ist. Regelmäßig fahren er und<br />
seine Kollegen Schichten auf<br />
Rettungswagen des ASB – für die<br />
Praxiserfahrung. „Mit unserem<br />
System, das in Deutschland bisher<br />
nur ganz wenige Leitstellen<br />
verwenden, können wir auch<br />
jüngere, weniger erfahrene Kollegen<br />
nach einer einjährigen<br />
Einarbeitungszeit als Disponent<br />
einsetzen“, sagt der Schichtleiter.<br />
In der Leitstelle wird schnell<br />
deutlich, wo Gefahrenschwerpunkte<br />
in der hessischen Landeshauptstadt<br />
liegen. An der<br />
Wand hängt eine Karte vom Rhein und eine<br />
von den vier stark befahrenen Autobahnen,<br />
die durch das Stadtgebiet führen: A 3, A 66,<br />
A 643 und A 671. „Wir haben für die Straßen<br />
und Gewässer, aber auch für die ICE- Tunnel<br />
Einsatzkonzepte zusammen mit den umliegenden<br />
Feuerwehren entwickelt – über Gemeindegrenzen<br />
hinweg“, sagt Erbacher.<br />
2018 rückte die Feuerwehr Wiesbaden zu<br />
3.684 Hilfeleistungseinsätzen aus. Die Zahl<br />
der Brandeinsätze lag mit 835 deutlich darunter.<br />
Regelmäßig alarmiert die Leitstelle<br />
mit dem Stichwort „Person im Rhein“ – im<br />
ersten Halbjahr <strong>2019</strong> bereits 14 Mal. „Mainz<br />
ist nur durch den Fluss mit zwei Auen von<br />
Wiesbaden getrennt“, zeigt Erbacher auf der<br />
Karte von Deutschlands bekanntester Bundeswasserstraße.<br />
„Dementsprechend arbeiten<br />
wir auf und an dem Rhein eng mit den<br />
rheinland-pfälzischen Kollegen zusammen.“<br />
Zwei Hauptstädte –<br />
ein Feuerlöschboot<br />
Eine Besonderheit ist dabei das gemeinsam<br />
mit der BF Mainz betriebene und eingesetzte<br />
Feuerlöschboot (FLB). Die „Branddirektor<br />
Franz Anton Schneider“ – benannt<br />
nach einem ehemaligen Wiesbadener<br />
Feuerwehrchef – hat die Schimag-Werft in<br />
Mannheim 1961 als Pionierfähre der Bundeswehr<br />
gebaut. Eine Schiffswerft in Ginsheim-Gustavsburg<br />
machte daraus in den<br />
Taunusstein<br />
HESSEN<br />
FF Naurod<br />
3<br />
Eppstein<br />
Feuerwache 1<br />
Wiesbaden<br />
1<br />
FF Dotzheim<br />
FF Stadtmitte<br />
FF Rambach<br />
FF Sonnenberg<br />
3<br />
FF Heßloch<br />
FF Auringen<br />
FF Kloppenheim<br />
FF Bierstadt<br />
FF<br />
Igstadt<br />
3 FF<br />
Neubau<br />
FF Medenbach<br />
FF<br />
Breckenheim<br />
1<br />
FF<br />
FF Frauenstein<br />
Feuerwachen der<br />
Berufsfeuerwehr<br />
Rhein<br />
Freiwillige Feuerwehren<br />
FF Schierstein<br />
643<br />
Mainz<br />
FF Biebrich<br />
RHEINLAND-<br />
PFALZ<br />
671<br />
2<br />
66<br />
Mainz-Kastel<br />
FF<br />
FF Erbenheim<br />
FF<br />
Mainz-Kostheim<br />
FF Nordenstadt<br />
FF<br />
Delkenheim<br />
Hochheim<br />
am Main<br />
5 km<br />
Main<br />
© Feuerwehr-Magazin / Jung<br />
Die Standorte der Feuerwehr Wiesbaden sind weit gestreut. Auf der Feuerwache 1 ist auch die FF Stadtmitte<br />
untergebracht. Die Feuerwache 3 teilt sich die BF noch mit der FF Bierstadt im gleichnamigen<br />
Ortsbezirk. Sobald der Neubau der Feuer- und Rettungswache 3 in Igstadt fertiggestellt ist, zieht die BF<br />
zusammen mit dem Rettungsdienst sowie der dortigen FF ein. Beim alten Feuerwehrhaus der Igstädter<br />
Kameraden lohnt sich die Renovierung nicht mehr.<br />
68 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Steckbrief Wiesbaden<br />
Bundesland: Hessen.<br />
Status: Landeshauptstadt.<br />
Höhe: 117 m ü. NHN.<br />
Fläche: 209,93 km 2 .<br />
Einwohnerzahl: zirka 280.000, dazu<br />
kommen noch einmal rund 25.000 US-Bürger.<br />
Hinter Frankfurt mit zirka 747.000 Einwohnern<br />
zweitgrößte Stadt Hessens.<br />
Ortsbezirke: Auringen, Biebrich, Bierstadt,<br />
Breckenheim, Delkenheim, Dotzheim,<br />
Erbenheim, Frauenstein, Heßloch, Igstadt,<br />
Klarenthal, Kloppenheim, Mainz-Amöneburg,<br />
Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim, Medenbach,<br />
Blick auf die Russisch-Orthodoxe Kirche der heiligen<br />
Elisabeth in Wiesbaden. Sie wurde 1847 bis<br />
1855 auf dem Neroberg erbaut.<br />
Mitte, Naurod, Nordenstadt, Nordost, Rambach,<br />
Rheingauviertel, Hollerborn, Schierstein,<br />
Sonnenberg, Südost, Westend, Bleichstraße.<br />
Sehenswürdigkeiten: Hessischer Landtag<br />
(Stadtschloss und Kavalierhaus), Hessische<br />
<br />
Staatskanzlei (ehemals Grand Hotel Rose),<br />
Hessisches Staatstheater, Kurhaus mit<br />
Kurhauskolonnade, Kochbrunnen und weitere<br />
14 Thermal-/Mineralquellen, Marktkirche,<br />
Russisch-Orthodoxe Kirche, Nerobergbahn.<br />
Bekannte Unternehmen: Abbott<br />
(Pharmakonzern), CSC Deutschland<br />
(IT-Unternehmen), Federal-Mogul<br />
(Automobilzulieferer), Ferrari Deutschland,<br />
Henkell (Sektkellerei), Kion Group<br />
(Gabelstapler), Schufa.<br />
Gefahrenschwerpunkte: A 3, A 66, A 643<br />
und A 671, Flüsse Rhein und Main, Industrie,<br />
US-Militäreinrichtungen, Waldgebiete.<br />
Jahren 1988 und 1989 ein FLB. Den Innenausbau<br />
nahm die BF Wiesbaden selbst vor.<br />
Nachdem die BF Mainz ihr eigenes FLB<br />
wegen erheblicher Mängel außer Dienst<br />
nehmen musste, vereinbarten die beiden<br />
Landeshauptstädte 1995 per Vertrag die<br />
gemeinsame Nutzung der „Branddirektor<br />
Franz Anton Schneider“. „Das Boot haben<br />
wir 2012 für 200.000 Euro instandgesetzt. Für<br />
<strong>2019</strong> und 2020 ist eine weitere Überholung<br />
vorgesehen, damit es noch bis zirka 2030<br />
hält“, sagt Erbacher. „Gefördert wird das<br />
Boot von den Innenministerien in Hessen<br />
und Rheinland-Pfalz. Die weiteren Kosten<br />
werden von unseren beiden Landeshauptstädten<br />
getragen.“<br />
Zum Einsatz kommt das FLB bei der Menschenrettung,<br />
bei Schiffsbränden, Havarien<br />
e<br />
Auf solchen<br />
selbst gebauten<br />
Personaltableaus<br />
ist auf allen<br />
Wachen durch<br />
hinterleuchtete<br />
Namensschilder<br />
ablesbar,<br />
wer gerade<br />
Dienst hat.<br />
Alarm für den<br />
Einsatzleitdienst<br />
(ELD), das Basis-<br />
Löschfahrzeug<br />
(LF), die Drehleiter<br />
(DL) und den<br />
Nachschub (N),<br />
der beispielsweise<br />
das zweite<br />
LF oder das TLF<br />
4000 besetzt.<br />
Blick in die großzügig<br />
dimensionierte<br />
Fahrzeughalle. Als<br />
die Wache errichtet<br />
wurde, lag sie noch<br />
am Rand der Stadt,<br />
wo Bauplatz reichlich<br />
vorhanden war.<br />
Die 2. Wachabteilung<br />
mit Einsatzfahrzeugen<br />
vor der 1964 errichteten<br />
Feuerwache 1. Trotz<br />
Umbau und Erweiterung<br />
ist diese mittlerweile zu<br />
klein, die Bausubstanz<br />
teilweise überaltert. Die<br />
Feuerwehr sucht zurzeit<br />
nach Alternativen.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 69
Reportage<br />
oder Umwelteinsätzen auf dem Wasser. Es<br />
kann Fahrzeuge und Abrollbehälter bis maximal<br />
60 Tonnen aufnehmen und zur Einsatzstelle<br />
transportieren. Auch eine große Anzahl<br />
von Personen – beispielsweise bei der Räumung<br />
eines Ausflugsschiffes – oder Tieren<br />
lässt sich befördern. Dank seines Rumpfes<br />
kann das Feuerlöschboot auch an steinigen<br />
Uferböschungen anlegen. Eine Schutzausrüstung<br />
ermöglicht Einsätze unter Explosionsgefahr.<br />
„Früher wechselte das Boot jeden Monat<br />
seinen Liegeplatz“, erzählt der Pressesprecher<br />
der Berufsfeuerwehr. „In ungeraden<br />
Monaten war es in Wiesbaden-Schierstein,<br />
in geraden im Mainzer Zollhafen stationiert.<br />
Zurzeit macht es nur bei uns auf der rechtsrheinischen<br />
Seite fest, da auf der linksrheinischen<br />
Seite aktuell kein Liegeplatz verfügbar<br />
ist.“<br />
Auf dem Rhein kommt das FLB vorrangig<br />
in einem Bereich zum Einsatz, der etwas<br />
über die Länge der beiden Landeshauptstädte<br />
hinausgeht. Das zugeteilte Gebiet<br />
auf dem Main reicht von der Mündung bis<br />
zum 12 Kilometer entfernten Raunheim.<br />
„Bei besonderen Lagen kann das Feuerlöschboot<br />
auch jede andere erreichbare<br />
Stelle ansteuern, was den Einsatzradius<br />
gerade bei Havarien von großen Schiffen<br />
deutlich erweitert“, sagt Erbacher. „Deshalb<br />
werden die Schiffsführer auf die 118 Rhein-<br />
Kilometer zwischen Mannheim und Kaub<br />
ausgebildet.“<br />
Freiwillige Feuerwehr Wiesbaden<br />
Zur Freiwilligen Feuerwehr<br />
Wiesbaden zählen 20<br />
Einheiten mit zurzeit<br />
insgesamt 614 Aktiven:<br />
559 Männer und<br />
55 Frauen. Sie werden<br />
nicht nur zu Bränden und<br />
Technischen Hilfeleistungen<br />
in ihrem Ausrückebereich<br />
alarmiert, sondern nehmen<br />
auch Sonderaufgaben wahr.<br />
So unterstützt die FF<br />
Wiesbaden-Stadtmitte,<br />
die auf der Feuerwache 1<br />
untergebracht ist, mit<br />
den Gefahrstoffeinheiten<br />
GABC-Dekon-Zug und<br />
GABC-Messgruppe.<br />
Außerdem stellt sie den<br />
Lotsendienst für überregionale<br />
Einheiten bei Einsätzen<br />
in einem der drei Wiesbadener<br />
ICE-Tunnel sowie eine<br />
Rettungshundestaffel.<br />
gut zu<br />
wissen<br />
Aus Mitgliedern verschiedener<br />
Einheiten setzt<br />
sich die IuK-Gruppe<br />
(Information und<br />
Kommunikation)<br />
zusammen. Sie<br />
besetzt bei Bedarf<br />
den ELW 2 und unterstützt<br />
bei Großschadenslagen<br />
die Leitstellenmitarbeiter.<br />
Eine Logistikgruppe mit<br />
ähnlicher Struktur<br />
befindet sich im Aufbau.<br />
Bei vier Freiwilligen<br />
Feuerwehren sind TLF<br />
8/18 stationiert, die<br />
insbesondere in die<br />
Waldbrandbekämpfung<br />
einbezogen sind. Jede<br />
FF ist 3 Monate im Jahr<br />
für Wachbesetzungen<br />
in einem der drei Bezirke<br />
eingeteilt. Das heißt: Ist<br />
die Abteilung der jeweiligen<br />
BF-Wache vollständig<br />
ausgerückt, besetzen die<br />
Vom österreichischen Aufbauhersteller Walser<br />
stammen die so genannten Basis-LF, Baujahr 2014.<br />
Sie entsprechen HLF 20. Als Fahrgestell dienen<br />
MAN TGM 18.340 4x4 mit Schweizer Breite (2,35 Meter)<br />
für enge Straßen und Durchfahrten.<br />
Die nautische Besatzung besteht aus einem<br />
Bootsführer (Kapitän) und zwei Matrosen,<br />
monatlich wechselnd aus Mainz und<br />
Wiesbaden. Allerdings wird das FLB nur<br />
Freiwilligen diese mit<br />
eigenen Fahrzeugen.<br />
<br />
Alle FF-Einheiten verfügen<br />
über eine JF. Dort engagieren<br />
sich insgesamt 310 Kinder<br />
und Jugendliche. 186<br />
Jungen und Mädchen<br />
sind in den elf Bambini-<br />
Feuerwehren aktiv.<br />
Hauptberuflich<br />
bei einer<br />
Werkfeuerwehr<br />
tätig:<br />
Stadtbrandinspektor<br />
Thomas<br />
Stein.<br />
Lorenz Grebner,<br />
Verwaltungsfachangestellter,<br />
ist stellvertretender<br />
Stadtbrandinspektor.<br />
bei Bedarf besetzt. Bei Alarm in Wiesbaden<br />
stellt die BF Mainz dann das zusätzliche<br />
feuerwehrtechnische Personal aus ihrer<br />
Wachabteilung, bei einem Ereignis in der<br />
rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt<br />
rücken die hessischen Kollegen an. „Damit<br />
ist gewährleistet, dass die Funktionen der<br />
Wachabteilungen in der primär alarmierten<br />
Feuerwehr verfügbar bleiben“, erklärt der<br />
Pressesprecher das System.<br />
Karriere von unten<br />
nach ganz oben<br />
Rund um die Uhr sind auf den drei Wiesbadener<br />
Feuerwachen (FW) 45 Einsatzfunktionen<br />
besetzt. 20 auf FW 1 – davon drei in<br />
der Leitstelle –, 15 auf FW 2 und weitere<br />
zehn auf FW 3. Dazu kommen zwei Einsatzleitdienste<br />
(ELD, auf FW 1 und 2), ein<br />
Lagedienst in der Leitstelle sowie der Direktionsdienst<br />
in Rufbereitschaft. „Unterstützt<br />
werden wir von den 614 Kräften der Freiwilligen<br />
Feuerwehr in 20 Einheiten“, betont Erbacher.<br />
„Wenn man bedenkt, dass Wiesbaden<br />
insgesamt rund 280.000 Einwohner hat,<br />
verfügen wir im Verhältnis dazu über eine<br />
ungewöhnlich mitgliederstarke FF. Bei großen<br />
Einsätzen hilft uns das, genug Personal<br />
zusammenzubekommen.“<br />
Direkt unter der Leitstelle befindet sich die<br />
Fahrzeughalle der FF Wiesbaden-Stadtmitte,<br />
eine der am häufigsten alarmierten Einheiten.<br />
„Wir Freiwilligen rücken nicht nur<br />
von unseren Standorten in die Löschbezirke<br />
aus, sondern besetzen auch die Feuerwa-<br />
e<br />
70 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Basis-Einheit<br />
Neueste Gelenk-<br />
Drehleitergeneration:<br />
DLAK 23/12<br />
auf Iveco 160 E<br />
30 von Magirus,<br />
Baujahr 2018.<br />
Leistelle<br />
Blick in die Leitstelle der Wiesbadener Feuerwehr.<br />
Drei Arbeitsplätze sind hier ständig besetzt.<br />
Die A 3, die A 66, die<br />
A 643 und die A 671<br />
führen durchs Stadtgebiet.<br />
Schichtleiter<br />
Harald Sulzbach<br />
erklärt anhand einer<br />
Karte in der Leitstelle,<br />
für welche Abschnitte<br />
die Feuerwehr Wiesbaden<br />
zuständig ist.<br />
Für Wassernotfälle<br />
auf dem Rhein existiert<br />
ein gemeinsames<br />
Einsatzkonzept<br />
der anliegenden Feuerwehren.<br />
Anhand<br />
von Schablonen,<br />
die den jeweiligen<br />
Pegelstand berücksichtigen<br />
und auf<br />
einer Karte auf den<br />
Ereignisort aufgelegt<br />
werden, lässt sich<br />
bestimmen, wo wer<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Auf der linken Fahrzeugseite sind unter anderem in G1 der hydraulische Rettungssatz, in<br />
G3 vier PA und in G5 Schläuche und Strahlrohre untergebracht.<br />
Für die Einsatzleitdienste<br />
(ELD)<br />
der Wachen<br />
1 und 2 steht<br />
jeweils ein ELW<br />
1 auf Mercedes<br />
Sprinter 316<br />
CDI 4x4 mit<br />
Hartmann-Ausbau<br />
bereit. An<br />
diesem Tag sind<br />
BOI Jörg Heck<br />
(links) als ELD-1<br />
und BOI Michael<br />
Meurer als Leitungsassistent<br />
unterwegs.<br />
ELW<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 71
Reportage<br />
Feuerwache 3<br />
Wachabteilung 2 vor Feuerwache 3,<br />
dem kleinsten Standort der BF.<br />
MTF, Basis-LF und DLAK 23/12 (von<br />
links) besetzen die hauptberuflichen<br />
Kräfte, das LF 8/6 (rechts)<br />
die Aktiven der FF Bierstadt.<br />
Diese Einheit ist ebenfalls in<br />
der Wache untergebracht.<br />
So soll die die erste kombinierte<br />
Feuer- und Rettungswache (3) in<br />
Wiesbaden-Igstadt aussehen: links<br />
der Trakt mit elf Toren für die BF<br />
und FF, ganz rechts – mit vier Toren<br />
– für den DRK-Rettungsdienst.<br />
Im Innern der alten Wache geht es eng zu.<br />
Daher plant die Feuerwehr schon seit 15<br />
Jahren einen Neubau für die Berufskräfte.<br />
Feuerwache 2<br />
Die Wachabteilung<br />
Vor der 1994<br />
beim Volleyball-<br />
errichteten<br />
Spiel in der Sporthalle<br />
von Wache 2.<br />
im Ortsbezirk<br />
Feuerwache 2<br />
Sport steht jeden<br />
Mainz-Kastel<br />
Tag auf dem Stundenplan.<br />
Dafür<br />
abteilung 3<br />
ist die Wach-<br />
beschäftigt die<br />
angetreten. Die<br />
Feuerwehr jeweils<br />
Fahrzeuge von<br />
halbtags zwei<br />
links: ELW 1,<br />
Sportlehrer.<br />
GW-Mess, Basis-<br />
LF, DLAK 23/12,<br />
TLF 4000.<br />
72 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
Ausbildung<br />
In einem Steinbruch steht ein selbst gebauter<br />
Flash-over-Container für die Heißausbildung.<br />
Wegen des abgelegenen Standorts können<br />
die Wiesbadener Feuerwehren diesen auch an<br />
Sonn- und Feiertagen nutzen.<br />
Dringend benötigter Nachwuchs: Im April <strong>2019</strong><br />
startete ein neuer Grundausbildungslehrgang,<br />
hier bei der Unterrichtseinheit „Feuerwehr-<br />
Dienstvorschriften“.<br />
Foto: Feuerwehr Wiesbaden
chen mit eigenen Fahrzeugen, wenn die BF<br />
raus ist“, berichtet Stadtbrandinspektor Thomas<br />
Stein, der die FF anführt (siehe Kasten<br />
„Freiwillige Feuerwehr Wiesbaden“). „Jede<br />
Wehr ist 3 Monate im Jahr für Besetzungen<br />
in ihrem Wachbereich eingeteilt“, fügt sein<br />
Stellvertreter Lorenz Grebner hinzu. „Außerdem<br />
ergänzen wir die Berufsfeuerwehr<br />
mit Sondereinheiten, beispielsweise mit<br />
unserer Rettungshundestaffel.“ Die Zusammenarbeit<br />
sei wirklich sehr gut, sind sich die<br />
beiden einig.<br />
„Wir verstehen uns als eine Feuerwehr<br />
– BF, FF und die vier Werkfeuerwehren im<br />
Stadtgebiet“, betont Leitender Branddirektor<br />
Harald Müller, der Chef der Feuerwehr<br />
Wiesbaden, bei einem Gespräch in seinem<br />
Büro (siehe Kasten „Werkfeuerwehren in<br />
Wiesbaden“). „Daher stimmen wir unser<br />
Fahrzeug- und Ausstattungskonzept nicht<br />
nur zwischen BF und FF, sondern auch mit<br />
den Werkfeuerwehren ab.“ Beispielsweise<br />
könne die WF Infraserv im Industriepark<br />
Kalle-Albert mit einem 52-Meter-Teleskopmast<br />
unterstützen. Und die Feuerwehr<br />
Wiesbaden helfe im Gegenzug mit Wechselladerfahrzeugen<br />
aus.<br />
„Auch mit der Feuerwehr der U.S. Army,<br />
dem Fire Department Wiesbaden, arbeiten<br />
wir gut zusammen“, sagt der 60-Jährige. „Wir<br />
werden beispielsweise bei Brandmelde-<br />
Alarmen in den US-amerikanischen Liegenschaften<br />
hinzualarmiert. Im Gegenzug<br />
fahren die Kollegen auch schon mal für uns<br />
zu einem Verkehrsunfall.“<br />
Müller steht kurz vor seiner Pensionierung<br />
– nach einer ungewöhnlich langen Dienstzeit<br />
von 40 Jahren bei der BF Wiesbaden. „Ich<br />
habe hier schon alles gemacht“, schmunzelt<br />
der gelernte Kfz-Mechaniker. Die Ausbildung<br />
absolvierte Müller, um 1979 bei der BF im<br />
mittleren Dienst anfangen zu können. Dort<br />
brachte er es zum Ausbilder für die Grundausbildung<br />
der BF und Maschinisten. Nach<br />
dem Aufstieg in den gehobenen Dienst Mitte<br />
der 1980er Jahre war er als Schichtleiter tätig.<br />
Außerdem arbeitete er in den Sachgebieten<br />
Ausbildung und Neubau der Feuerwache 2.<br />
„Ich habe die Ausführung geplant“, sagt der<br />
Feuerwehrchef.<br />
Ende 1995 folgte dann der Aufstieg in den<br />
höheren Dienst. Weitere Stationen waren<br />
die Leitung der Abteilungen Technik und<br />
Einsatzdienst, stellvertretende und kommissarische<br />
Amtsleitung. Seit 2013 steht Müller<br />
an der Spitze der Feuerwehr. Dass er dort<br />
großen Respekt auch unter studierten Führungsdienstlern<br />
genießt, zeigen die Gespräche<br />
und Begegnungen mit den Kollegen auf<br />
den verwinkelten Fluren der Feuerwache.<br />
Wache mit Atombunker<br />
„Der Gebäudekomplex wurde ursprünglich<br />
1964 errichtet“, erzählt Brandoberinspektor<br />
Jörg Heck, Mitglied des Presseteams, auf<br />
einem Rundgang. „Damals lag der Standort<br />
noch auf der grünen Wiese am Rande der<br />
Stadt. Daher war genug Platz, eine für heutige<br />
Verhältnisse sehr großzügige Fahrzeughalle<br />
zu errichten. Sogar einen atomwaffensicheren<br />
Bunker plante die Stadt ein – für einen<br />
kompletten Löschzug. Diesen nutzen wir<br />
jetzt allerdings nur noch als Lager.“<br />
„Energetisch ist die Fahrzeughalle eine<br />
Katastrophe“, sagt Erbacher. „Keine Dämmung,<br />
das treibt die Heizkosten in die Höhe.<br />
Und der Platz im restlichen Gebäudekomplex<br />
ist knapp.“ Daher sei eine Projektgruppe<br />
mit der Frage beschäftigt, wie es mit der Feuerwache<br />
weitergeht. „Umbau, Neubau – alle<br />
Optionen sind offen“, meint der Brandoberrat.<br />
„Der jetzige Standort ist zwar ideal, dennoch<br />
überlegen wir in alle Richtungen, da<br />
die Flächen in der Stadt heiß begehrt sind.“<br />
Ebenerdig – direkt hinter der Fahrzeughalle<br />
– befinden sich die Ruheräume. „Das ist bei<br />
nächtlichen Alarmen unheimlich praktisch“,<br />
sagt der 37-Jährige. Von den Sozialräumen<br />
im Obergeschoss führen Rutschstangen direkt<br />
zur Halle. Im vorderen Bereich stehen<br />
die Fahrzeuge des Löschzugs. „Auf jeder der<br />
drei Feuerwachen haben wir eine so genannte<br />
Basis-Einheit stationiert, die aus einem<br />
Basis-Löschfahrzeug mit Staffelbesatzung<br />
– entsprechend einem Hilfeleistungslöschfahrzeug<br />
20 – und einer Drehleiter besteht“,<br />
erläutert der Abteilungsleiter Technik, der<br />
Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat.<br />
„Auf Wache 1 halten wir außerdem ein Nachschub-LF<br />
bereit, das die Leitstelle zu Ein-<br />
e<br />
Aus dem Jahr 1997 stammt der GW-Wasserrettung<br />
von FFT auf Mercedes 917 AFE. Er ist auf<br />
Feuerwache 1 stationiert und dient als Einsatzfahrzeug<br />
der Taucher.<br />
Foto: Wiesbaden112.de<br />
Das über 27 Meter lange Feuerlöschboot<br />
„Branddirektor F. A. Schneider“ war früher eine<br />
Pionierfähre der Bundeswehr. Es wird von<br />
der BF Wiesbaden und der BF Mainz gemeinsam<br />
genutzt.<br />
Foto: Feuerwehr Wiesbaden<br />
Werkfeuerwehren<br />
in Wiesbaden<br />
In Wiesbaden gibt es vier<br />
Werkfeuerwehren:<br />
##<br />
WF Dykerhoff, Zement- und<br />
Baustoffhersteller.<br />
##<br />
WF Federal Mogul, Zulie ferer<br />
von Komponenten wie Gleitlager<br />
für Automobil-Motoren und<br />
industrielle Anwendungen.<br />
<br />
##<br />
WF Infraserv im Industriepark<br />
Kalle-Albert, unter anderem mit<br />
chemischen Betrieben.<br />
##<br />
WF SCA Hygiene Products, Hersteller<br />
von Hygiene produkten aus<br />
Zellulose und Papier.<br />
Eine Sonderstellung hat das Fire<br />
Department Wiesbaden der U.S. Army.<br />
Es ist für das Hauptquartier der US Army<br />
Europe (USAEUR), den Militärflughafen<br />
(Wiesbaden Army Airfield) sowie für die<br />
US-amerikanischen Wohngebiete und<br />
sonstigen Liegenschaften zuständig.<br />
gut zu<br />
wissen<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 73
Reportage<br />
TLF 4000<br />
Zwei TLF 4000 besitzt die Berufsfeuerwehr<br />
Wiesbaden. Eines ist auf Wache 1, das andere<br />
auf Wache 2 stationiert. Walser baute sie 2017<br />
auf Scania P 410 CB.<br />
Die eingebaute<br />
Pumpe FPN<br />
10-5000<br />
fördert<br />
5.000 l/min<br />
bei 10 bar.<br />
Gesteuert<br />
wird sie<br />
über einen<br />
Touchscreen.<br />
Zur Ausstattung zählen<br />
ein 5.000-Liter-<br />
Wassertank sowie ein<br />
500-Liter-Schaummittel-Tank.<br />
Auf dem<br />
Dach ist eine aufstellbare<br />
Verkehrswarnanlage<br />
montiert.<br />
Tabelle mit allen<br />
Fahrzeugen<br />
der BF: bit.ly/2Yl2k7E<br />
WLF<br />
Hydraulischer Rettungssatz von Weber<br />
Rescue auf einem der Rollwagen des<br />
AB-TUH. Damit lassen sich auch Lkw-<br />
Unfälle bewältigen.<br />
Im Abrollbehälter Technische Unfallhilfe<br />
ist die Beladung teilweise<br />
auf Rollwagen untergebracht.<br />
Diese beiden Wechselladerfahrzeuge<br />
sind auf der Feuerwache 2<br />
stationiert. Das WLF-K (Kran) auf<br />
MAN TGS 26.360 trägt den Abrollbehälter<br />
Umwelt (links), das WLF<br />
auf MAN TGA 28.410 (rechts) den<br />
AB-Technische Unfallhilfe (TUH).<br />
74 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
ÖSF<br />
Mit diesem Ölspurbeseitigungsfahrzeug<br />
von Wehner Motors auf MAN TGL 12.250 4x2<br />
BL rückt die BF ins Stadtgebiet aus.<br />
ATV<br />
Fast 28 Prozent des Stadtgebietes besteht<br />
aus Waldflächen. Für Einsätze in unwegsamem<br />
Gelände besitzt die BF dieses All<br />
Terrain Vehicle.<br />
GW-Mess<br />
Einer der Oldies im Fuhrpark der BF ist dieser<br />
Gerätewagen Messtechnik auf Mercedes<br />
410 D, Baujahr 1992. Er soll demnächst<br />
ersetzt werden.<br />
KLAF<br />
Kleinalarmfahrzeug von Feuerwache 1. Für<br />
den Wechselaufbau gibt es zwei Fahrgestelle,<br />
da die Besatzung pro Jahr rund 50.000<br />
Einsatzkilometer fährt.<br />
sätzen im Wachbereich 1 hinzualarmieren<br />
kann. Ansonsten fahren die LF der anderen<br />
Wachen dazu oder es wird eine FF entsendet.“<br />
Probleme mit der<br />
Schweizer Breite<br />
Als Fahrgestelle für die Basis-<br />
LF aus dem Jahr 2014 dienen<br />
MAN TGM 18.340<br />
4x4 mit 340-PS-Motor<br />
und Allradantrieb.<br />
„Wegen des bergigen<br />
Terrains“, erklärt Erbacher.<br />
Eine Besonderheit ist der Aufbau<br />
des österreichischen Herstellers Walser. „Das<br />
hatte vor uns nur die BF Bremerhaven“, berichtet<br />
der Pressesprecher. „Wir haben die<br />
Fahrzeuge – wie auch die Vorgängergeneration<br />
– mit so genannter Schweizer Breite<br />
von 2,35 Metern ausgeschrieben, also rund<br />
20 Zentimetern weniger als normalerweise<br />
üblich. So kommen die LF auch durch Engstellen<br />
in der Innenstadt. Walser hatte damit<br />
auf dem Schweizer Markt bereits große Erfahrung<br />
gesammelt.“<br />
Nach der Auslieferung stellte sich allerdings<br />
heraus, dass die Änderungen am<br />
Fahrgestell zu einem schlechteren Fahrver-<br />
Projekt Marketing mit der Hochschule RheinMain<br />
Studierende der Hochschule RheinMain<br />
– University of Applied Sciences –<br />
Wiesbaden Rüsselsheim haben 2016 im<br />
Studiengang „Media: Concep tion<br />
gut zu<br />
wissen<br />
& Production“ ein neues Corporate<br />
Design – darunter Logo<br />
und Schriftzug – für die Feuerwehr<br />
Wiesbaden erstellt. Sie filmten<br />
außerdem eine Reihe von Werbe- und<br />
Recruitment-Videos, die mittlerweile um<br />
weitere Produktionen ergänzt wurden:<br />
##„Imagefilm der Berufsfeuerwehr<br />
Wiesbaden“ https://vimeo.com/154995231<br />
##„Imagefilm Freiwillige Feuerwehr<br />
Wiesbaden“ https://vimeo.com/315923888<br />
##„Recruitment-Film ‚Frame Faces‘<br />
der Berufsfeuerwehr Wiesbaden“<br />
https://vimeo.com/154995229<br />
##„Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr<br />
Wiesbaden“ https://vimeo.com/154995295<br />
##„Budgetkürzungen kosten Leben“<br />
https://vimeo.com/154995293<br />
##„Informationsfilm über Höhen- und<br />
Wasserrettung der Feuerwehr“<br />
https://vimeo.com/154986926<br />
##„Informations- und Kommunikationsgruppe<br />
– Sei dabei!“ https://vimeo.<br />
com/154995396<br />
##„Katastrophenschutz Wiesbaden – Ein<br />
halten führten. „Wir hatten Probleme mit<br />
Aufschaukeln“, berichtet Erbacher. „Das haben<br />
wir zusammen mit dem Aufbauhersteller<br />
aber schließlich in den Griff bekommen.“<br />
Eine neue Basis-LF-Generation ist bereits<br />
bestellt – ebenfalls bei Walser, dieses Mal<br />
aber in Normalbreite. Die vier Fahrzeuge<br />
sollen 2020 ausgeliefert werden. Drei gehen<br />
auf die Wachen, eins dient als Nachschub.<br />
„Wir sind mit dem Aufbauhersteller an<br />
sich sehr zufrieden“, betont Erbacher und<br />
weist auf ein TLF 4000 auf Scania P 410 CB.<br />
„Ebenfalls von Walser, ein zweites steht auf<br />
Feuerwache 2“, sagt der Technikchef. „Die<br />
Scania-Fahrgestelle besitzen eine besonders<br />
gute Fahrstabilität.“<br />
Noch aus einer Beschaffung aus dem Jahr<br />
2003 stammt das Nachschub-LF auf MAN<br />
14.285 von Magirus. „Wir haben zwar immer<br />
Sonderheft:<br />
Wasserrettung<br />
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was Ihr zur Wasserrettung<br />
wissen müsst.<br />
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Team für den Ausnahmezustand“<br />
https://vimeo.com/154995397<br />
##„Standardisierte Rettungsabfrage –<br />
Für den Notfall perfekt vernetzt!“<br />
https://vimeo.com/315925018<br />
##„Fields of Firefighting“ (Bereiche der<br />
Brand bekämpfung) https://vimeo.<br />
com/154986925<br />
##„Helping Hands – Hände, die Leben retten“<br />
https://vimeo.com/154995393<br />
##„Your Workout is our Warmup“<br />
(Dein Workout ist unser Warmup)<br />
https://vimeo.com/154995489<br />
##„Why not in time“ (Warum nicht rechtzeitig)<br />
https://vimeo.com/154995351<br />
##„False Alam“ (Fehlalarm)<br />
https://vimeo.com/154995347<br />
##„New Year‘s Eve – Someone has to stay<br />
sober“ (Silvester – jemand muss nüchtern<br />
bleiben) https://vimeo.com/154995490<br />
##„Fire has no gender“ (Feuer hat kein<br />
Geschlecht) https://vimeo.com/154995297<br />
##„Stereotypes vs. Reality – a fight against<br />
flames and clichés“ (Stereotype vs.<br />
Realität – ein Kampf gegen Flammen und<br />
Klischees) https://vimeo.com/154995491<br />
##„Ehemann, Familienvater, Held“<br />
https://vimeo.com/154986929<br />
<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 75
Reportage<br />
mehr Aufgaben, aber nicht im selben Maße<br />
mehr Personal dazubekommen. Daher ist<br />
die dauerhafte Besetzung dieses Fahrzeugs<br />
mit einer Staffel zurzeit noch ein Problem“,<br />
gesteht Erbacher. „Oft müssen die anderen<br />
Wachen im Rendezvous-Verfahren als zweites<br />
Löschfahrzeug die Einsatzstelle anfahren<br />
– und ihren Wachbezirk entblößen.“<br />
Doch ein Besuch auf Feuerwache 2 zeigt:<br />
Verstärkung ist schon in Sicht. Im Schulungsraum<br />
im ersten Obergeschoss büffeln<br />
19 Brandmeister-Anwärter die Feuerwehr-<br />
Dienstvorschriften. „Egal ob BF oder FF –<br />
die gelten für alle“, wirft der Ausbilder in die<br />
Runde. „Im letzten Haushalt haben wir 13<br />
Stellen im mittleren Dienst dazubekommen,<br />
um unsere Funktionsstellen sicher besetzen<br />
zu können“, berichtet Erbacher. „Die Anwärter<br />
haben im April ihre Ausbildung begonnen.<br />
Das ist unser bisher größter Lehrgang.“<br />
Auch vier Stellen in der Verwaltung und<br />
zwei Stellen im gehobenen feuerwehrtechnischen<br />
Dienst seien neu bewilligt worden,<br />
zudem hätten sechs Kollegen aus dem mittleren<br />
Dienst ihren Aufstieg gemacht. „Wir<br />
haben unter anderem die Stellen der Ausbildung<br />
aufgewertet, um diese wichtigen<br />
Aufgaben zur Zukunftssicherung attraktiver<br />
zu machen, “, sagt der Pressesprecher.<br />
Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen<br />
Die SRHT-Einheit kooperiert<br />
mit der Polizei-Fliegerstaffel in<br />
Egelsbach. So können die Höhenretter<br />
per Hubschrauber auch zu<br />
weiter entfernten Einsatzorten<br />
gelangen und sich dort per Winde<br />
zum Verunglückten abseilen. Auf<br />
Anforderung fliegen die Wiesbadener<br />
zu Einsätzen in ganz<br />
Hessen und Rheinland-Pfalz.<br />
Foto: Wiesbaden112.de<br />
1.000 Feuerwehrleute<br />
im Großeinsatz<br />
Mit Baujahr 1994 ist die Feuerwache 2, in<br />
der das Sachgebiet Aus- und Fortbildung beheimatet<br />
ist, zurzeit die modernste. „Was wir<br />
von unserer dritten und kleinsten Feuerwache<br />
nicht sagen können“, erzählt der Pressesprecher.<br />
„Aber auch hier tut sich etwas: Wir<br />
bauen an einem anderen Standort neu.“ Auf<br />
dem Weg zur bisherigen Wache 3 im Ortsbezirk<br />
(Stadtteil) Bierstadt macht Erbacher<br />
einen Abstecher zum Zentrum – vorbei am<br />
Kurhaus, dem Wahrzeichen der Stadt.<br />
Einsätze<br />
Im Mai <strong>2019</strong><br />
brach in<br />
Mainz ein<br />
Feuer in der<br />
Rheingoldhalle<br />
aus.<br />
Die Feuerwehren<br />
aus<br />
Mainz und<br />
Wiesbaden<br />
löschten<br />
den Brand<br />
gemeinsam.<br />
Fotos (2): Wiesbaden112.de<br />
Brachte die BF Wiesbaden 2018 in die Medien: Aus Sicherheitsgründen<br />
bauen Feuerwehrleute im Auftrag<br />
der Stadt eine vergoldete Statue des türkischen Staatspräsidenten<br />
Recep Tayyip Erdoğan ab, die als Teil eines<br />
Kunstfestivals in Wiesbaden aufgestellt worden war.<br />
76 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
„Im Juli 2014 hatten wir Starkregen<br />
mit Hochwasser, da war die<br />
gesamte Innenstadt einen halben<br />
Meter hoch überflutet“, erzählt der<br />
Brandoberrat. „Rund um Wiesbaden liegen<br />
fünf Bachtäler. Von dort lief das Wasser<br />
in den Talkessel des Stadtzentrums. Im Kurhaus<br />
sind zwei Geschosse abgesoffen – das<br />
hat einen zweistelligen Millionenschaden<br />
verursacht.“<br />
3 Tage lang waren BF und FF rund um<br />
die Uhr im Einsatz. Die Leitstelle alarmierte<br />
außerdem Kräfte aus zwei Landkreisen<br />
dazu. Insgesamt waren in dieser Zeit rund<br />
800 Wiesbadener und 200 externe Feuerwehrleute<br />
vor Ort. „Unser Chef sagt, das sei<br />
der größte Einsatz gewesen, den er in seiner<br />
gesamten Dienstzeit erlebt hat“, berichtet Erbacher.<br />
„Das will schon was heißen. Einen<br />
Tag vor dem Endspiel der Fußball-WM waren<br />
wir noch dabei, die Lage abzuarbeiten.<br />
Es war ein Public Viewing auf dem Platz vor<br />
dem Kurhaus geplant – und wir sind rechtzeitig<br />
fertig geworden.“<br />
Erste kombinierte Feuerund<br />
Rettungswache<br />
Im Ortsbezirk Bierstadt wird es ländlich.<br />
Nur 200 Meter von der Feuerwache 3 entfernt<br />
erstrecken sich Wiesen und Felder. Von<br />
außen sieht das Gebäude aus wie der Standort<br />
einer Freiwilligen Feuerwehr. Tatsächlich<br />
ist hier neben der BF auch die FF Bierstadt<br />
untergebracht. „Drei Tore für die Berufsfeuerwehr<br />
mit Mannschaftstransportfahrzeug<br />
(MTF), Basis-LF und DLAK 23/12, zwei für<br />
die Ehrenamtlichen mit LF 8/6 und MTF“,<br />
zählt Erbacher auf. „Das Gebäude ist für unsere<br />
Zwecke viel zu klein. Wir sind schon seit<br />
15 Jahren dran, das zu ändern. Es gibt aber<br />
noch weitere Gründe für einen Neubau.“<br />
Einen Ortsbezirk weiter östlich präsentiert<br />
Erbacher die Rettungswache Wiesbaden-<br />
Igstadt: eine Ansammlung von Containern,<br />
vor der drei Rettungswagen unter freiem<br />
Himmel stehen. „Dieses Provisorium existiert<br />
schon seit 10 Jahren“, berichtet der Pressesprecher.<br />
„Daher werden wir erstmals in<br />
Wiesbaden eine kombinierte Feuer- und<br />
Rettungswache errichten.“<br />
Das isoliert von der Kernstadt liegende,<br />
dörflich wirkende Igstadt mit seinen rund<br />
2.300 Einwohnern sei schon vor 6 Jahren als<br />
optimaler Standort ermittelt worden. Unter<br />
anderem wegen der günstigeren Anbindung<br />
als bei der bisherigen Feuerwache 3. Neben<br />
dem DRK-Rettungsdienst Rhein-Main-<br />
Taunus wird auch die FF Igstadt mit in den<br />
Gebäudekomplex einziehen. „Deren Feuerwehrhaus<br />
ist so alt, dass eine Renovierung<br />
nicht mehr lohnt“, sagt Erbacher. „Und wenn<br />
die BF in Bierstadt auszieht, hat die dortige<br />
FF mehr Platz.“<br />
Am Bauplatz der neuen Feuer- und Rettungswache<br />
erläutert der Pressesprecher die<br />
*2018, **Gemeinsame Zahlen BF/FF, 2018<br />
Seit 1960 gibt es in Wiesbaden<br />
ein Feuerwehr-Museum. Die<br />
Ausstellungs räume befinden<br />
sich im Keller ge schoss<br />
von Wache 1.<br />
Blick in einen der Ausstellungsräume, in dem die Feuerwehr unter anderem Handdruckspritzen<br />
und Patiententransportmittel (links) zeigt.<br />
Pläne des Kaiserslauterner Architekturbüros<br />
Bayer & Strobel, das 2016 den Realisierungswettbewerb<br />
gewann. „Wir mussten wegen<br />
der benachbarten Wohnbebauung hohe Anforderungen<br />
an den Schallschutz erfüllen“,<br />
sagt Erbacher. „Daher weist beispielsweise<br />
der Alarm- und Übungshof der Feuerwehr<br />
zum offenen Feld hin. Er ist durch den Gebäudekomplex<br />
vom Ort abgeschirmt.“<br />
BF Wiesbaden<br />
in Zahlen<br />
##<br />
3 Wachen<br />
##<br />
317 Mitarbeiter<br />
##<br />
280 davon Einsatzbeamte<br />
##<br />
64 Fahrzeuge<br />
##<br />
3 Boote<br />
##<br />
14 Abrollbehälter<br />
##<br />
2 Anhänger<br />
##<br />
74.716 Notrufe 112*<br />
##<br />
835 Brandeinsätze**<br />
##<br />
3.684 Hilfeleistungseinsätze**<br />
##<br />
1.338 Fehlalarme**<br />
##<br />
471 Brandsicherheitsdienste**<br />
Brandoberrat Florian<br />
Erbacher, Pressesprecher<br />
und Abteilungsleiter<br />
Technik, vor einem<br />
ehemaligen Krad der BF.<br />
<br />
gut zu<br />
wissen<br />
Hinter den elf Toren des Feuerwehrtraktes<br />
verbergen sich zwei Fahrzeug-Stellplätze<br />
für die FF, acht für die BF und eine<br />
Waschhalle. „Künftig werden wir auf dieser<br />
Wache auch Wechselladerfahrzeuge mit<br />
Abrollbehältern stationieren“, erzählt der<br />
Pressesprecher. „Außerdem siedeln wir die<br />
Großgeräteprüfung dort an.“ Für die RTW<br />
steht ein eigener Trakt zur Verfügung. Die<br />
drei Stellplätze führen direkt auf die Straße.<br />
„Die Kollegen von der Notfallrettung rücken<br />
häufiger aus als wir“, erklärt Erbacher<br />
diese Anordnung. „Zum Jahreswechsel<br />
2020/2021 soll der Gebäudekomplex fertiggestellt<br />
sein. Wir freuen uns schon auf den<br />
ersten gemeinsamen Standort von Freiwilliger<br />
Feuerwehr und Berufsfeuerwehr mit<br />
dem Rettungsdienst.“<br />
Text und Fotos: Michael Rüffer,<br />
Redakteur Feuerwehr-Magazin<br />
[8397] N<br />
Kontakt:<br />
Berufsfeuerwehr Wiesbaden,<br />
Kurt-Schumacher-Ring 16, 65197 Wiesbaden,<br />
Telefon 0611/4990, Fax 0611/499190<br />
eMail feuerwehr@wiesbaden.de,<br />
https://bit.ly/2INRtOg<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 77
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Service<br />
Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr<br />
haben elf Trennschleifer von<br />
sechs Herstellern für das Feuerwehr-Magazin<br />
getestet. Die Maschinen<br />
haben wir in die drei Kategorien<br />
mit Kabel (drei Geräte), mit Akku<br />
(vier Geräte) und mit Kraftstoff<br />
(vier Geräte) betrieben eingeteilt.<br />
Hier ist der Testsieger in der Kategorie<br />
Kraftstoff in Aktion zu sehen.<br />
Feuerwehrmann Michael Meister<br />
schneidet gerade ein Stahlrohr mit<br />
der Husqvarna K 970 Rescue.<br />
80 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Alle elf Maschinen auf einen Blick vor<br />
dem Test: Bosch, Hilti, Husqvarna,<br />
Makita, Metabo und Stihl hatten<br />
Geräte bereitgestellt.<br />
Test<br />
Trennschleifer<br />
im Praxistest<br />
Wenn die Feuerwehr andere Materialien als Holz<br />
durchtrennen muss, kommen Trennschleifmaschinen<br />
zum Einsatz. Wir haben elektro-, akku- sowie<br />
kraftstoffbetriebene Trennschleifer verschiedener<br />
Hersteller für Euch in einem Praxistest verglichen.<br />
E<br />
s gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten<br />
für Trennschleifmaschinen bei<br />
der Feuerwehr – egal ob bei einem<br />
Brandeinsatz oder einer Technischen Hilfeleistung.<br />
Bei Materialien wie Stahl, Aluminium,<br />
Verbundwerkstoffen oder Ziegelsteinen<br />
ist ein Trennschleifer das Mittel der Wahl.<br />
Nach Säbelsägen (Feuerwehr-Magazin<br />
2/2015) und Rettungssägen (FM 11/2017)<br />
haben wir Trennschleifer in der Praxis getestet.<br />
Diese drei Typen sind die bei der Feuerwehr<br />
am häufigsten genutzten, motorisierten<br />
Trenn- beziehungsweise Schneidwerkzeuge.<br />
Weil die Trennschleifer mit Scheiben<br />
speziell für einen Stoff oder mit Universalscheiben<br />
ausgerüstet werden können, gehören<br />
sie zu den vielseitigsten Maschinen im<br />
Einsatz. Jede Feuerwehr kann in die Situation<br />
kommen, wo sie sich schnell Zugang in<br />
Gebäude oder Fahrzeuge verschaffen oder<br />
etwas zerlegen muss. Klassische Beispiele<br />
sind das Öffnen von Stahltüren oder das<br />
Beseitigen einer Leitplanke nach einem<br />
Verkehrsunfall.<br />
Elf Geräte in drei<br />
Kategorien getestet<br />
Wir haben für unser Vorhaben namhafte<br />
Hersteller der Branche angeschrieben. Die<br />
Firmen Bosch, Hilti, Husqvarna, Makita,<br />
Metabo und Stihl stellten uns insgesamt<br />
elf Geräte zur Verfügung. Diese haben wir<br />
in drei Kategorien (Kabel, Akku, Kraftstoff)<br />
getestet. Grundlage für die erste Kategorie<br />
bildet die derzeit gültige Norm DIN 14800-<br />
18 „Feuerwehrtechnische Ausrüstung für<br />
Feuerwehrfahrzeuge – Teil 18: Zusatzbeladungssätze<br />
für Löschfahrzeuge; Beiblatt 7:<br />
Beladungssatz G, Trennschleifmaschine“.<br />
Diese sieht einen 230-Volt-Trennschleifer<br />
mit einer Leistung von mindestens 1.800<br />
Watt vor. Er soll mit einer mindestens 5<br />
Meter langen Anschlussleitung sowie einer<br />
Trennschleifscheibe mit 230 Millimeter<br />
Durchmesser ausgestattet sein. Hinzu kommen<br />
jeweils drei Trennscheiben für Metall,<br />
Stein und Nichteisenmetalle – wie zum Beispiel<br />
Aluminium und Kupfer. In der ersten<br />
Test-Kategorie standen uns drei Elektrogeräte<br />
mit Kabel zur Verfügung.<br />
ACHTUNG:<br />
Als Schutzkleidung ist beim Arbeiten mit so<br />
einer Maschine selbstverständlich die<br />
vollständige Persönliche Schutzausrüstung (PSA)<br />
Pflicht. Außerdem muss laut Norm eine dicht<br />
am Auge schließende, in Kombination mit dem<br />
Feuerwehrhelm tragbare Schutzbrille – auch<br />
von Brillenträgern – getragen werden.<br />
Zwar noch nicht im Beiblatt 7 der DIN<br />
14800-18 (Stand März 2016) enthalten, aber<br />
schon bei einigen Feuerwehren im Einsatz,<br />
e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 81
Service<br />
sind Akku-Trennschleifer. In der DIN heißt<br />
es dazu: „Alternativsysteme dürfen verwendet<br />
werden, sofern bei Verwendung von anderen<br />
als den zitierten Geräten und Einrichtungen<br />
unter Berücksichtigung der Schutzziele<br />
mindestens der angestrebte technische<br />
Einsatzwert, die Sicherheit und die<br />
Gebrauchstauglichkeit sichergestellt sind.“<br />
„Von der Norm kann abgewichen werden,<br />
wenn die Geräte bei abweichender Bauart<br />
die gleiche Leistung erbringen“, bringt es<br />
Diplom-Ingenieur Michael Behrens vom<br />
DIN-Normenausschuss Feuerwehrwesen<br />
(FNFW) auf den Punkt.<br />
Trennschleifer in Norm für<br />
Rüstwagen aktualisiert<br />
Dieser Klausel der Norm folgend, haben<br />
wir in einer zweiten Kategorie vier Akku-<br />
Trennschleifer ausprobiert. Energiequelle<br />
waren entweder zwei 18-Volt-Akkus oder<br />
ein 36-Volt-Akku. Scheibendurchmesser war<br />
– ebenso wie in Kategorie 1 – 230 Millimeter.<br />
Unsere Test-Kategorie<br />
3 basiert auf der<br />
DIN 14555-3 „Rüstwagen<br />
und Gerätewagen<br />
– Teil 3: Rüstwagen<br />
RW“. Darin ist<br />
eine Trennschleifmaschine<br />
mit Verbrennungsmotor<br />
für<br />
Trennschleifscheiben<br />
mit 350 Millimeter<br />
Durchmesser<br />
Zwei Feuerwehrleute<br />
füllen zwischen den<br />
Stationen die Bewertungsbögen<br />
für die<br />
Geräte aus.<br />
Zwischendurch überprüfen<br />
die Tester, ob<br />
die Scheibe noch fest<br />
sitzt. Für den Scheibenwechsel<br />
dieser<br />
Makita ist kein Werkzeug<br />
nötig.<br />
festgelegt. Die Antriebsleistung<br />
muss<br />
mindestens 3,2 Kilowatt<br />
betragen. Fünf<br />
universelle Trennscheiben<br />
für mineralische<br />
Werkstoffe,<br />
zum Beispiel Gestein<br />
und Beton, Stahl und<br />
Leichtmetalle sind<br />
vorgesehen. Hinzu<br />
kommen drei Trennscheiben<br />
speziell für<br />
Stahl.<br />
In dieser Kategorie<br />
3 bekamen die<br />
teilnehmenden Hersteller<br />
bezüglich Leistung<br />
und Scheibendurchmesser<br />
ein wenig<br />
mehr Spielraum<br />
– und zwar aus folgendem<br />
Grund. Die<br />
DIN 14555-3 wurde<br />
zuletzt im Dezember<br />
2016 aktualisiert und<br />
ist daher noch verhältnismäßig jung. Das<br />
bedeutet: Der Großteil der Trennschleifer,<br />
die zurzeit in Deutschland auf Feuerwehrfahrzeugen<br />
verlastet sind, dürften älter als<br />
17 Tipps für den sicheren Einsatz<br />
1 Betriebsanweisungen der<br />
Hersteller beachten.<br />
2 Trennschleifscheiben für erhöhte<br />
Umfangsgeschwindigkeiten sind mit<br />
einem Farbstreifen gekennzeichnet.<br />
3 Die höchst zulässige Drehzahl der<br />
Trennschleifscheibe muss mindestens<br />
so groß sein wie die maximale<br />
Drehzahl der Maschine.<br />
4 Zum Aufspannen der Trennscheibe<br />
nur gleich große, zur Maschine<br />
gehörende Spannflansche verwenden.<br />
Flansche nur mit dem dazugehörenden<br />
Spezialschlüssel anziehen.<br />
5 Vor dem Aufspannen Klangprobe der<br />
Trennschleifscheibe durchführen. Nach<br />
dem Aufspannen Probelauf absolvieren.<br />
6 Die Schutzhaube muss so eingestellt<br />
sein, dass der Benutzer geschützt wird.<br />
7 Beim Trennschleifen im Feuerwehreinsatz<br />
den Gesichtsschutz zum<br />
Feuerwehrhelm oder Schutzbrille<br />
mit Seitenschutz benutzen.<br />
8 Auf geschlossene Schutzkleidung<br />
achten, Gehörschutz tragen.<br />
9 Beim Arbeiten auf einen sicheren Stand<br />
achten.<br />
❿ Der bei Trennschleifarbeiten entstehende<br />
Funkenflug kann eine horizontale<br />
Reichweite von bis zu 10 Metern haben.<br />
Zur Vermeidung von Brandgefahren<br />
gut zu<br />
wissen<br />
brennbare Stoffe und Gegenstände<br />
möglichst aus dem gefährdeten Bereich<br />
entfernen oder zumindest abdecken.<br />
Brandschutz sicherstellen.<br />
⓫ Beim Trennen von Metallteilen<br />
darauf achten, dass der Funkenflug<br />
vom Körper weg gerichtet ist.<br />
⓬ Trennschleifarbeiten dürfen nicht<br />
in Bereichen mit Explosionsgefahr<br />
durchgeführt werden.<br />
⓭ Bei Rettungsarbeiten Personen im<br />
Arbeitsbereich vor Funkenflug schützen,<br />
zum Beispiel mittels Löschdecke.<br />
⓮ Rohre, Profile oder ähnliche Werkstücke<br />
möglichst fixieren. Zu trennende Teile<br />
nicht mit dem Fuß fixieren.<br />
⓯ Beim freihändigen Trennschleifen die Maschine<br />
immer mit beiden Händen führen.<br />
Verkanten der Trennschleifscheibe vermeiden.<br />
Die Schleifscheibe deshalb<br />
nicht ruckartig aufsetzen und beim<br />
Trennen ohne großen Druck in der<br />
Schnittfuge hin- und herbewegen.<br />
⓰ Verformte Stahlteile können unter<br />
Spannung stehen und beim Trennen<br />
plötzlich wegschnellen.<br />
⓱ Trennschleifmaschinen nach Gebrauch<br />
sicher ablegen. Maschinen nur am<br />
Handgriff und nicht an der Anschlussleitung<br />
aufnehmen und ablegen.<br />
<br />
Quelle: DGUV-Information 8651, „Sicherheit im Feuerwehrdienst“<br />
82 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
An dieser Station<br />
konnten die Teilnehmer<br />
Schnitte<br />
in Stein testen.<br />
Hier ist gerade die<br />
Stihl TSA 230 mit<br />
Akku im Einsatz.<br />
Insgesamt 16<br />
Einsatzkräfte des<br />
THW Bremen,<br />
der FF Bremen-<br />
Huchting und der<br />
FF Bremen-Neustadt<br />
haben elf<br />
Trennschleifer für<br />
das Feuerwehr-<br />
Magazin getestet.<br />
Während einer<br />
kurzen Pause<br />
kamen alle zusammen,<br />
um für<br />
unser Gruppenbild<br />
die Geräte zu<br />
präsentieren.<br />
Der Makita-<br />
Trennschleifer<br />
DGA900ZKx2 mit<br />
Akku beim Durchtrennen<br />
einer Doppelglasscheibe.<br />
2,5 Jahre und noch nach der Vorgänger-<br />
Norm beschafft worden sein. Bis Ende 2016<br />
sah die DIN-Norm Trennschleifmaschinen<br />
mit mindestens 4,5 Kilowatt Leistung und<br />
300-Millimeter-Scheiben vor.<br />
Es stand den Firmen frei, uns entweder<br />
die etwas leistungsstärkeren Maschinen<br />
oder die kompakteren und leichteren 3,2-Kilowatt-Geräte<br />
zur Verfügung zu stellen. Auch<br />
in dieser Kategorie mit Verbrennungsmotor<br />
erhielten wir vier Modelle. Was das Format<br />
betrifft, ist der Trend eindeutig erkennbar.<br />
„Die Feuerwehren verlangen überwiegend<br />
nach kompakten Geräten, die nicht viel<br />
Platz im Einsatzfahrzeug benötigen“, sagt<br />
Horst Otterbach, Produktmanager bei Stihl.<br />
Das haben sowohl die Firmen als auch die<br />
Tester bestätigt.<br />
Test-Location war das Feuerwehrhaus der<br />
Feuerwehr Bremen-Neustadt, in der zwei Feuerwehr-Magazin-Mitarbeiter<br />
aktiv sind. Weil<br />
uns wichtig ist, dass Praktiker unsere Tests<br />
durchführen, haben wir ausschließlich aktive<br />
Einsatzkräfte dafür ausgewählt. Zwölf Feuerwehrleute<br />
aus der Neustadt und der Rüstgruppe<br />
der Nachbarwehr Bremen-Huchting sowie<br />
vier Mitglieder des THW haben die Geräte für<br />
uns unter die Lupe genommen.<br />
Drei von sechs Herstellern<br />
gaben Einweisung vor Ort<br />
Wir hatten jedem Hersteller die Möglichkeit<br />
gegeben, die Kräfte persönlich in die<br />
Handhabung sowie die Sicherheitseinrichtungen<br />
einzuweisen. Husqvarna, Makita<br />
und Metabo schickten einen beziehungsweise<br />
zwei Mitarbeiter nach Bremen. Nach<br />
einer kurzen Unterweisung standen die<br />
Männer für Fragen und als Sicherheitsstellung<br />
während des Tests zur Verfügung.<br />
Pro Gerät konnte jeder Tester insgesamt<br />
zehn wertungsrelevante Noten von 1 (sehr<br />
gut) bis 6 (ungenügend) vergeben. Weil<br />
die Trennschleifer im Einsatz schnell betriebsbereit<br />
sein müssen, sollten auch die<br />
Inbetriebnahme sowie die vorhandenen<br />
Sicherheitseinrichtungen bewertet werden.<br />
Während des Trennens mussten die Freiwilligen<br />
auf die Vibration des Gerätes, das<br />
Handling beziehungsweise die Haptik sowie<br />
das Auswurfverhalten von Spänen, Staub<br />
und Rauch achten. Vier Noten gab es für die<br />
Schnittleistung von Aluminium, Stahl, Stein<br />
und Verbundwerkstoff.<br />
Lest bitte weiter auf Seite 86 E<br />
Am Stahlträger haben die<br />
Maschinen mächtig Funken<br />
erzeugt. Bei Materialien mit<br />
solch einem Querschnitt spielt<br />
die Schnitttiefe eine Rolle.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 83
Service<br />
Marktübersicht: Trennschleifer<br />
Modell GWS 24-230 JH Professional AG 230-27DB WEPBA 24-230 MVT Quick K 535i DGA900ZKX2<br />
Hersteller<br />
Robert Bosch<br />
Power Tools GmbH<br />
Hilti Deutschland AG Metabowerke GmbH Husqvarna Deutschland<br />
GmbH Construction Products<br />
Leistung 2.400 W 2.700 W 2.400 W 1.500 W 1.500 Watt<br />
Makita Werkzeug GmbH<br />
Antrieb 230 V (Kabel) 230 V (Kabel) 230 V (Kabel) 36 V (Akku) 2x 18 V (Akku)<br />
Gewicht 5,2 kg 6,8 kg 6,2 kg 3,5 kg 8 kg<br />
Trennscheibe 230 mm 230 mm 230 mm 230 mm 230 mm<br />
Schnitttiefe maximal 62 mm 68 mm 65 mm 76 mm 66 mm<br />
Maße (LxBxH) 464x310x140 mm Keine Angaben 577x348x149 mm 560x220x310 mm 499x250x158 mm<br />
Schalldruckpegel 93 dB(A) 93 dB(A) 94 dB(A) 98,5 dB(A) 88 dB(A)<br />
Schallleistungspegel 104 dB(A) Keine Angaben 105 dB(A) 109,5 dB(A) 99 dB(A)<br />
Vibrationswert 7,5 m/s² 6,3 m/s 2 3,9 m/s 2 2,1 m/s 2 linker Griff<br />
2,5 m/s 2 rechter Griff<br />
7,5 m/s 2 Vibration<br />
Schleifen<br />
Lieferumfang<br />
Trennschleifer, Zusatzhandgriff,<br />
Aufnahmeflansch,<br />
Spannmutter, Schutzhaube,<br />
Zweilochschlüssel<br />
Trennschleifer, Montageschlüssel<br />
M14 /5/8,<br />
Seitengriff (M 14) komplett,<br />
Schutzabdeckung<br />
Trennschleifer, Schutzhaube,<br />
Stützflansch, Schnellspannmutter,<br />
Zusatzhandgriff<br />
Metabo VibraTech (MVT)<br />
Trennschleifer,<br />
Betonscheibe S35BAT<br />
Trennschleifer,<br />
Transportkoffer, EZY-Nut,<br />
AVT-Griff, werkzeuglose<br />
Schutzhaube<br />
Ausstattung/Zubehör<br />
optional<br />
Anti-Vibrations-Zusatzhandgriff,<br />
Staubabsaughaube<br />
GDE 230 FC-S<br />
Professional<br />
Schnellspannmutter Kwik<br />
lock, Drehgriff und Bremse<br />
für Scheiben bis 230 mm<br />
Durchmesser<br />
Trenn- und Schruppscheiben,<br />
Schutz- und<br />
Absaughauben<br />
Staubabsaugung,<br />
verschiedene Ladegeräte<br />
(12 DC/230V AC), Akku<br />
Absaughaube, Motorbremse,<br />
Seitengriff<br />
wahlweise links oder<br />
rechts einschraubbar, LED<br />
(warnt vor nachlassender<br />
Akkuspannung und Überlastung),<br />
elek tronischer<br />
Überlastschutz, umlaufender<br />
Metallbügel<br />
(schützt die Akkus vor<br />
Beschädigungen)<br />
Besonderheiten<br />
Kompakte Bauweise für<br />
gute Handhabung und<br />
Kontrolle der Maschine,<br />
Wiederanlaufschutz<br />
verhindert selbstständiges<br />
Wiederanlaufen nach<br />
einer Stromunterbrechung,<br />
geringes Gewicht<br />
Totmannschalter, Active<br />
Torque Control (ATC)<br />
verhindert bei Verklemmen<br />
der Scheibe unkontrolliertes<br />
Drehen der Maschine und<br />
damit ein häufiges Sicherheitsrisiko<br />
Marathon-Motor mit Staubschutz,<br />
Anwenderschutz<br />
durch mechanische<br />
Scheibenbremse und Totmannschalter:<br />
Scheibenstopp<br />
in 2,5 Sekunden<br />
nach Loslassen – auch<br />
bei Strom unterbrechung,<br />
elektroni sche Sicherheitsabschaltung:<br />
reduziert<br />
Kick-Back beim Blockieren<br />
der Scheibe, reduzierte<br />
Vibrationen durch Metabo<br />
VibraTech (MVT)<br />
Dämpfungssystem und<br />
integrierten Autobalan cer,<br />
Haupthandgriff drehbar und<br />
Zusatzhandgriff an drei Positionen<br />
montierbar, Metabo<br />
Quick für werkzeuglosen<br />
Scheibenwechsel durch<br />
Schnellspannmutter<br />
Patentierter Akkuschacht<br />
mit aktiver Akkukühlung,<br />
Seilöse am Griffteil,<br />
modulares Akkusystem,<br />
Bürstenloser Motor,<br />
Scheibenbremse, hohe<br />
Sicherheit durch aktives<br />
Einschalten der Maschine,<br />
IP X/4-geschütztes System<br />
Preis 237 Euro 472 Euro 399 Euro 534 Euro 346 Euro<br />
1,92<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Kabel-<br />
Trennschleifer<br />
ADT Automatic torque<br />
Drive Technology,<br />
während des Betriebs<br />
wird die Drehzahl automatisch<br />
reguliert, um je<br />
nach Anforderung eine<br />
optimale Leistung zu<br />
erzielen, bürstenloser<br />
Motor für mehr Ausdauer,<br />
längere Lebensdauer und<br />
kompaktere Bauweise,<br />
Wiedereinschaltsperre<br />
verhindert unbeabsichtigten<br />
Start nach<br />
Austausch des Akkus<br />
84 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
WPB 36-18 LTX BL 230 TSA 230 DSH 600-X K 970 Rescue EK8100WS TS 500i<br />
Metabowerke GmbH Andreas Stihl AG & Co. KG Hilti Deutschland AG Husqvarna Deutschland<br />
GmbH Construction Products<br />
Makita Werkzeug GmbH<br />
Keine Angaben Keine Angaben 3,2 kW 4,8 kW 4,5 kW 3,9 kW<br />
Andreas Stihl AG & Co. KG<br />
2x 18 V (Akku) 36 V (Akku) Benzingemisch 1:50 Benzingemisch 1:50 Benzingemisch 1:50 2-Mix-Motor mit elektronisch<br />
gesteuerter Einspritzung<br />
6,5 kg 3,9 kg 9,85 kg 10,8 kg 10,6 kg 10,2 kg<br />
230 mm 230 mm 300 mm 350 mm 400 mm 350 mm<br />
77 mm 70 mm 120 mm 125 mm 147 mm 125 mm<br />
634x346x177 mm 550x215x280 mm 561x326x379 mm 830x240x470 mm 830x290x370 mm 730x300x350 mm<br />
88 dB(A) 103 dB(A)<br />
(mit Trennschleifscheibe)<br />
99 dB(A) 114 dB(A)<br />
(mit Trennschleifscheibe)<br />
8,2 m/s 2 3,5 m/s 2 linker Griff 2,5 m/s 2 3,8 m/s 2 linker Griff<br />
4,2 m/s 2 rechter Griff<br />
Trennschleifer,<br />
Schutzhaube, Stützflansch,<br />
Zweilochmutter,<br />
Zusatzhandgriff<br />
Metabo VibraTech (MVT),<br />
Zweilochschlüssel,<br />
vier LiHD Akkupacks<br />
(18 V/8,0 Ah), zwei<br />
Schnellladegeräte<br />
ASC Ultra „Air cooled",<br />
Kunststoff koffer,<br />
MetaLoc Koffer<br />
Trenn- und Schruppscheiben,<br />
Schutz- und<br />
Absaughauben<br />
100 % Kompatibilität zur<br />
18-Volt-Klasse: 36-Volt-Betrieb<br />
mit zwei 18-Volt-Akkupacks<br />
von Metabo, breites<br />
Anwendungsspektrum<br />
durch große Trenntiefe<br />
von 77 mm, gekapselter<br />
Metabo Brushless-Motor<br />
mit Staubschutz für schnellen<br />
Arbeitsfortschritt,<br />
Totmannschalter für<br />
Anwenderschutz, schnelles<br />
Bremssystem stoppt die<br />
Scheibe nach Ausschalten<br />
sekundenschnell, drehbarer<br />
Haupthandgriff: Sicherheit<br />
und bessere Handhabung<br />
beim Trennen<br />
Trennschleifer<br />
mit Kunstharz-<br />
Trennschleifscheibe<br />
Lithium-Ionen-Akku AP 300,<br />
AL 300 Schnellladegerät,<br />
AL 500 Schnellladegerät,<br />
AL 101 Standardladegerät,<br />
Diamant-Trennschleifscheibe<br />
für Beton, D-B10, Diamant-Trennschleifscheibe<br />
Universal, D-X100, Akku-<br />
Gürtel mit Traggurt,<br />
Akku-Gürteltasche AP mit<br />
Anschlussleitung,<br />
Tiefenanschlag<br />
Leichter und robuster<br />
Trennschleifscheibenschutz<br />
aus Magnesium-Druckguss,<br />
serienmäßiger Wasseranschluss,<br />
bürstenloser<br />
EC-Motor (energieeffizient<br />
und nahezu verschleißfrei),<br />
einfacher Scheibenwechsel<br />
durch Spindelarretierung,<br />
ergonomische Bauweise für<br />
präzise Schnittführung<br />
115 dB(A) 104 dB(A) 100,3 dB(A) 98 dB(A)<br />
(ohne Trennschleifscheibe)<br />
Keine Angaben 115 dB(A) 109,6 dB(A) 112 dB(A)<br />
(ohne Trennschleifscheibe)<br />
Trennschleifer, Werkzeugsatz<br />
komplett, Verbrauchsmaterialsatz<br />
DSH 600<br />
Durchmesserbereich<br />
Blattdorn 20-25, 4 mm,<br />
Optional mit Pumpe DSH-P<br />
selbst nachrüstbar<br />
Trocken und Nassschnitte<br />
möglich, Mit 50:1 (2% Öl)<br />
Gemisch oder Alkylat<br />
2-Takt Benzin nutzbar<br />
Trennschleifer, Tragegurt<br />
7,8 m/s 2 linker Griff<br />
6,1 m/s 2 rechter Griff<br />
(Werte bei Nenndrehzahl)<br />
Trennschleifer, Schlauchkupplung,<br />
Winkelschraubendreher<br />
T27, Kombischlüssel<br />
13-19, Schraubendreher,<br />
Werkzeugtasche,<br />
Trennscheibe Stein<br />
2, m/s 2 links<br />
4/2 m/s 2 rechts<br />
Trennschleifer<br />
mit Kunstharz-<br />
Trennschleifscheibe<br />
Keine Angaben Keine Angaben Druckwasserbehälter,<br />
Radsatz, Führungswagen<br />
Trennscheibenaufnahme<br />
wechselbar (20,0/25,4mm),<br />
extrabreiter Startergriff –<br />
für Handschuhe geeignet<br />
(Spatengriff), reflektierender<br />
Blattschutz (bessere Sichtbarkeit<br />
im Dunkeln und in<br />
verrauchten Bereichen),<br />
Scheibenbremse<br />
Leichter Start durch Dekompressionsventil,<br />
Selbstreinigung<br />
des Papierluftfilters<br />
durch die Anordnung der<br />
Lamellen in Maschinen-<br />
Längsrichtung, einfache<br />
Einhebelbedienung für<br />
Kaltstart, Betrieb und Stopp,<br />
optimale Kühlluftführung<br />
zur Senkung der Motortemperatur<br />
auch bei hartem<br />
Dauereinsatz<br />
1.458 Euro 399 Euro 1.160 Euro 2.379 Euro 1.264 Euro 1.769 Euro<br />
1,93<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Akku-<br />
Trennschleifer<br />
1,64<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Kraftstoff-<br />
Trennschleifer<br />
Elektronisch gesteuerte<br />
Einspritzung Injection sorgt<br />
jederzeit für perfektes<br />
Laufverhalten und reduzierten<br />
Kraftstoffverbrauch,<br />
leichter und robuster<br />
Trennschleifscheibenschutz<br />
aus Magnesium-Druckguss,<br />
2-Mix-Motor, ElastoStart für<br />
gleichmäßigen Anwerfvorgang,<br />
Entfall der täglichen<br />
Filterreinigung und lange<br />
Filterstandzeit durch Langzeit-Luftfiltersystem<br />
mit<br />
Zyklonvorab scheidung,<br />
Antivibrationssystem, ergonomische<br />
Griffgestaltung<br />
Allle Informationen beruhen auf Angaben des Herstellers. Zirka-Preise inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer, Mengenrabatte auf Anfrage.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 85
Service<br />
Abschließend sollten die Tester das<br />
Wechseln der Scheibe bewerten. Wenn sie<br />
im Einsatz nötig wird, sollte es möglichst<br />
schnell und einfach vonstattengehen. Da<br />
in beiden genannten Normen sowohl Universalscheiben<br />
als auch Trennscheiben für<br />
jeweils ein Material aufgeführt sind, hatten<br />
die Firmen die Wahl, was sie uns zur Verfügung<br />
stellen wollen. Auch wenn bei den<br />
modernen Maschinen ein Scheibenwechsel<br />
schnell zu realisieren ist, waren sich<br />
THW-Kräfte bei einem Schnitt durch Kunststoff:<br />
Dabei werden erstaunlich wenig Späne<br />
produziert.<br />
die meisten Tester einig, dass im Ernstfall<br />
eine Universalscheibe das Mittel der Wahl<br />
ist. „Im Einsatz kommt es bei jeder neuen<br />
Lage zu einem Zusammentreffen verschiedener<br />
Materialien und nie zu der gleichen<br />
Aufgabe“, weiß Michael Meister von der FF<br />
Bremen-Neustadt aus Erfahrung.<br />
Einige Hersteller hatten Universalscheibe<br />
und andere Trennscheiben für jeweils ein<br />
Material mitgeliefert. Pro Modell standen<br />
ausreichend Ersatzscheiben zur Verfügung,<br />
An dieser Station konnte Aluminium und Stahl<br />
geschnitten werden. Im Einsatz ist das Akku-<br />
Gerät K535i von Husqvarna.<br />
Feuerwehrmann Nils<br />
Berthold beim Schneiden<br />
mit der Hilti AG 230-27DB<br />
an der Stein-Station.<br />
Weitere Tests<br />
Download<br />
Säbelsägen im Praxistest:<br />
Wofür sich die Geräte eignen, was<br />
sich mit ihnen schneiden lässt und<br />
welches das beste Gerät für die<br />
Feuerwehr ist, erklären wir Euch in<br />
unserem Testbericht.<br />
Hier downloaden:<br />
shop.feuerwehrmagazin.de<br />
Download<br />
Rettungssägen für<br />
Feuerwehren:<br />
Wir haben für Euch drei Modelle von<br />
Dolmar, Stihl und Cutters Edge in<br />
der Praxis getestet.<br />
Hier downloaden:<br />
shop.feuerwehrmagazin.de<br />
damit abgenutzte Scheiben während des<br />
Tests ausgewechselt und durch neue ersetzt<br />
werden konnten. Als Testmaterialien standen<br />
Kunststoff, Aluminium, Stahl (Leitplanke,<br />
Träger, Rohr), Steine, eine Glasscheibe<br />
sowie eine Sicherheitstür aus unterschiedlichen<br />
Materialien bereit.<br />
Alle Geräte klar zum Start<br />
Nach den Schwierigkeiten beim Motorund<br />
Rettungssägentest (FM 10 und 11/2017),<br />
manche fabrikneuen Maschinen zum Laufen<br />
zu bringen, konnten die Tester diesmal alle<br />
elf Geräte problemlos in Betrieb nehmen.<br />
Beispiel: „Bei der Hilti DSH 600-X handelte<br />
es sich augenscheinlich um ein fabrikneues<br />
Gerät ohne vorherigen Testlauf“, erklärt Meister.<br />
„Nach der Erstbefüllung mit Kraftstoff,<br />
Vorpumpen und dem folgenden Erststart lief<br />
sie wie gewünscht ohne Probleme an.“ „Sie<br />
ist sehr einfach zu starten“, beurteilt auch<br />
Feuerwehrmann Carsten Hetfeld.<br />
Dass die Kräfte die Maschinen sehr genau<br />
unter die Lupe nahmen und zu ähnlichen<br />
Beurteilungen kamen, zeigt die kraftstoffberiebene<br />
AK 8100 von Makita. „Sie lässt sich<br />
gut starten“, sagt Christian Knuschke, Leiter<br />
der Rüstgruppe Huchting. Dennis Müller-<br />
Lohse attestiert der AK 8100 eine „intuitive<br />
Bedienungs- und Startprozedur“. Für ungeschultes<br />
Personal sind auf einem Aufkleber<br />
auf dem Griff die Schritte zur Inbetriebnahme<br />
dargestellt. „Der Trennschleifer hat<br />
jedoch keine Motorbremse und läuft sehr<br />
lange nach“, bemängeln beide Tes ter. Laut<br />
Müller-Lohse seien beim Trennen deutliche<br />
Vibrationen zu spüren, die er bei längerem<br />
Betrieb als ermüdend einstuft. Knuschke<br />
hingegen empfindet die Vibrationen dieses<br />
Gerätes als „normal“. „Sehr gut austariert“,<br />
wertet Müller-Lohse in puncto Handling.<br />
Einig waren sich alle Tester beim Akku-<br />
Trennschleifer PSA 230 von Stihl. Durch das<br />
geringe Gewicht überzeugte er in Sachen<br />
Handling und Haptik. Auch für die schnelle<br />
Inbetriebnahme und den schnellen Wechsel<br />
von nur einem 36-Volt-Akku gab es gute Noten.<br />
Dafür wurde er beim Durchtrennen von<br />
Aluminium als „schwerfällig“ oder „schwergängig“<br />
beurteilt.<br />
Ein Blick auf die Testsieger<br />
In der Kategorie der großen Kraftstoff-<br />
Trennschleifer hatte die K 970 Rescue von<br />
Husqvarna mit der besten Gesamtnote<br />
(1,64) von allen elf Geräten die Nase vorn.<br />
Sie überzeugte vor allem mit ihrer besonderen<br />
Ausstattung. Es war das einzige Testgerät,<br />
das über einen Gurt verfügt, welcher das<br />
Tragen erleichtert. Der leicht verstellbare<br />
Scheibenschutz, die gute Haptik, ein großer<br />
Griff zum Anziehen/Starten sowie geringe<br />
Vibrationen brachten weitere Pluspunkte.<br />
Einige Tester probierten mit der K 970 so-<br />
86 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Hersteller<br />
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Hiltistraße 2<br />
86916 Kaufering<br />
Telefon 0800/8885522<br />
de.kundenservice@hilti.com<br />
www.hilti.de<br />
Husqvarna Deutschland GmbH<br />
Construction Products<br />
Bahnhofstraße 50<br />
89168 Niederstotzingen<br />
Telefon 0731/4902540<br />
info.hcp@husqvarna.de<br />
www.husqvarna.com<br />
Makita Werkzeug GmbH<br />
Makita-Platz 1<br />
40885 Ratingen<br />
Telefon 02102/10040<br />
info@makita.de<br />
www.makita.de<br />
Metabowerke GmbH<br />
Metabo-Allee 1<br />
72602 Nürtingen<br />
Telefon 07022/720<br />
metabo@metabo.de<br />
www.metabo.com<br />
Andreas Stihl AG & Co. KG<br />
Badstraße 115<br />
71336 Waiblingen<br />
Telefon 07151/260<br />
info@stihl.de<br />
www.stihl.de<br />
<br />
wohl eine mitgelieferte Rescue-Scheibe für<br />
alle Stoffe als auch eine reine Stahlscheibe<br />
aus. Dabei zeigte sich, dass die Leistung<br />
einer Trennscheibe für ein Material bis zu<br />
zwei Noten besser abschnitt als die Schnittleistung<br />
mit einer Universalscheibe.<br />
Bei den Elektro-Geräten heimste Metabo<br />
einen Doppelsieg ein. Die WEPBA 24-230<br />
MVT-Quick von Metabo lag bei den Kabel-<br />
Geräten allerdings nur 0,03 Notenpunkte vor<br />
der AG 230-27DB von Hilti. Dabei bekam die<br />
Metabo nicht nur gute Bewertungen. „Sie<br />
raucht sehr stark beim Schneiden von Stein<br />
und vibriert außerdem kräftig“, erklärt Feuerwehrmann<br />
Nils Berthold. „Das Wechseln<br />
der Scheibe ist ohne Werkzeug möglich“, loben<br />
Berthold und Hetfeld.<br />
Im Ranking der Akku-Maschinen lag die<br />
Metabo WPB 36-18 LTX BL 230 vorn. Handling<br />
und Haptik sowie kaum Vibrationen<br />
waren die meist genannten Pluspunkte. „Die<br />
Metabo war mit der Sonderfunktion versehen,<br />
welche Schwingungen vermindert“,<br />
erklärt Meister. „Dieses System erzeugt bei<br />
freiem Lauf minimale Pendelbewegungen.<br />
Bei ungeübten Bedienern erweckte dies<br />
den Eindruck einer losen Scheibe und muss<br />
bei der Unterweisung besonders behandelt<br />
werden.“ „Es ist ein tolles Gerät, handlich<br />
und mit guter Schnittqualität“, urteilt Müller-<br />
Lohse abschließend. „Ein Allroundgerät für<br />
alle Lebenslagen."<br />
Text und Fotos: Sven Buchenau,<br />
Redakteur Feuerwehr-Magazin<br />
[9519] N<br />
Auf diesem Bild wird deutlich, warum unsere Tester während<br />
des Schneidens einen Mundschutz tragen mussten.<br />
Die Trennschleifer<br />
haben ganze<br />
Arbeit<br />
geleistet.<br />
Auch an der<br />
Stein-Station<br />
haben<br />
die meisten<br />
Geräte<br />
überzeugt.<br />
Ergebnisse des Praxistests<br />
Hersteller: Bosch Hilti Metabo Husqvarna Makita Metabo Stihl Hilti Husqvarna Makita Stihl<br />
Trennschleifer: GWS 24-230<br />
JH<br />
AG 230-<br />
27DB<br />
WEPBA<br />
24-230 MVT<br />
Quick<br />
K 535i<br />
DGA900Z-<br />
KX2<br />
WPB 36-18<br />
LTX BL 230<br />
TSA 230 DSH 600-X K 970<br />
Rescue<br />
EK8100WS<br />
Kategorie Kabel Kabel Kabel Akku Akku Akku Akku Kraftstoff Kraftstoff Kraftstoff Kraftstoff<br />
Inbetriebnahme 1,50 2,00 1,78 1,69 1,64 1,63 1,40 1,75 1,63 1,89 2,00<br />
Sicherheitseinrichtungen<br />
3,00 2,00 1,72 2,00 2,09 1,75 2,00 2,25 1,50 2,33 2,00<br />
Vibration 2,88 2,25 2,00 2,00 2,36 1,75 1,80 2,50 1,63 2,56 1,60<br />
Handling/Haptik 2,75 2,00 2,11 2,00 2,91 1,75 1,90 2,25 1,63 2,11 1,60<br />
Auswurfverhalten<br />
(Staub/Späne/<br />
Rauch)<br />
Schnittleistung<br />
Stahl<br />
Schnittleistung<br />
Aluminium<br />
Schnittleistung<br />
Stein/Beton<br />
Schnittleistung<br />
Verbundstoff<br />
2,25 1,75 2,44 2,08 2,36 2,00 2,00 2,38 1,63 2,44 1,80<br />
2,67 2,00 2,00 2,22 2,14 2,00 2,67 1,83 1,50 1,63 1,00<br />
2,83 2,00 2,00 3,00 3,27 2,38 2,89 2,83 2,50 2,86 2,00<br />
2,38 2,00 2,25 2,00 1,67 2,33 1,83 1,75 1,43 1,38 1,40<br />
2,00 1,50 1,50 2,09 2,11 1,67 1,63 1,80 1,29 1,40 2,00<br />
Scheibe wechseln 2,00 2,00 1,43 1,82 1,44 2,00 1,75 2,75 1,63 2,25 2,25<br />
Gesamtbewertung 2,43 1,95 1,92 2,09 2,20 1,93 1,99 2,21 1,64 2,09 1,77<br />
1,92<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Kabel-<br />
Trennschleifer<br />
1,93<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Akku-<br />
Trennschleifer<br />
1,64<br />
(GUT)<br />
TESTSIEGER<br />
Kraftstoff-<br />
Trennschleifer<br />
TS 500i<br />
Anmerkungen: Benotung 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 87
Rätsel<br />
drohender<br />
Brand<br />
vorher,<br />
vor allem<br />
anderen<br />
Patzer<br />
Originalunterlage<br />
für die<br />
Buchung<br />
enthaltsamer<br />
Mensch<br />
Fußabdruck<br />
im<br />
Boden<br />
immer,<br />
ständig<br />
Laubbaum<br />
Ablehnung<br />
Arbeitspferd<br />
zu einem<br />
früheren<br />
Zeitpunkt<br />
chemisches<br />
Element<br />
Magnetende<br />
Idol<br />
2<br />
großer<br />
See in<br />
Nordamerika<br />
Feuerwehrausrüstung<br />
Polstermöbel,<br />
Kanapee<br />
3<br />
chem.<br />
Zeichen:<br />
Eisen<br />
(Ferrum)<br />
Grube,<br />
Loch<br />
8<br />
chem.<br />
Zeichen:<br />
Titan<br />
12<br />
Vorn. von<br />
Schausp.<br />
Flynn<br />
† 1959<br />
Frauenkurzname<br />
Spielfigur<br />
umgangssprachl.:<br />
schnell,<br />
rasch!<br />
Brand<br />
11<br />
Unterhändler,<br />
Agent<br />
unentschieden<br />
beim<br />
Schach<br />
Satz<br />
beim<br />
Tennis<br />
(engl.)<br />
Abk.:<br />
Erdgeschoss<br />
Bevollmächtigter<br />
schwacher<br />
Mitlaut<br />
Rand<br />
den Ackerboden<br />
bearbeiten<br />
Fremdwortteil:<br />
rückwärts<br />
deutscher<br />
Adelstitel<br />
Landwirtschaft<br />
betreff.<br />
Teil der<br />
Woche<br />
14<br />
Kleinstaat<br />
in<br />
den Pyrenäen<br />
Singund<br />
Tanztheater<br />
Fremdwortteil:<br />
über,<br />
oberhalb<br />
Kfz.-Z.:<br />
Bottrop<br />
Fälschungen<br />
(veralt.)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
4<br />
Film mit<br />
Bogart<br />
und<br />
Bergman<br />
negatives<br />
elektrisches<br />
Teilchen<br />
dt.<br />
Schauspieler<br />
(Helmut)<br />
ganz<br />
ohne<br />
Mängel<br />
7<br />
Teil der<br />
Bibel<br />
(Abk.)<br />
Bienenmännchen<br />
Verkaufserlös<br />
1. dt.<br />
Reichspräsident<br />
† 1925<br />
franz.<br />
Schriftsteller<br />
† (Emile)<br />
6<br />
italienischer<br />
Süßwein<br />
feuerfestes<br />
Material<br />
Museum<br />
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Paris<br />
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der Taschen mit dem Tragesystem gewinnen<br />
möchte, trägt das richtige Lösungswort in unser<br />
Online-Formular unter www.feuerwehrmagazin.<br />
de/raetsel ein. Mitmachen kann auch, wer das<br />
Lösungswort auf eine Postkarte schreibt und diese<br />
zu uns schickt: Feuerwehr-Magazin, Hinter der<br />
Mauer 9, 28195 Bremen. Teilnahmeschluss ist<br />
der 29. August <strong>2019</strong>.<br />
Das Reflex-Kabel<br />
aus der Juni-<br />
Ausgabe hat<br />
gewonnen:<br />
Jean-Pascal<br />
Kaufhold,<br />
45731 Waltrop.<br />
Das Lösungswort lautete: Nachloescharbeiten.<br />
9<br />
Stenokürzel<br />
Fachwort<br />
nikotinhaltige<br />
Pflanze<br />
Kfz.-Z.:<br />
Panama<br />
Ansporn<br />
Besessenheit<br />
französisch:<br />
man<br />
Fremdwortteil:<br />
vier<br />
Fußballbegriff<br />
Steigerung<br />
von „gut“<br />
völlig<br />
verschwommen<br />
früh.<br />
Hauptst.<br />
v. Südvietnam<br />
Sauerkirsche<br />
Moto-<br />
cross-<br />
Rennen<br />
5<br />
ostfries.<br />
Blödelbarde<br />
Ersatz,<br />
Vorrat<br />
alte<br />
franz. 5-<br />
Centime-<br />
Münze<br />
städtisch<br />
italienisch:<br />
drei<br />
engl.<br />
Pferderennbahn<br />
1<br />
so weit,<br />
so<br />
lange<br />
15<br />
Abk.:<br />
von<br />
unten<br />
Südwind<br />
am<br />
Gardasee<br />
Fremdwortteil:<br />
jenseits<br />
(lat.)<br />
kolloide<br />
Lösung<br />
10<br />
Abk.<br />
für ein<br />
Raummaß<br />
osteurop.<br />
Volksgruppe<br />
Küstengebiet<br />
am Mittelmeer<br />
Tonware<br />
13<br />
franz.,<br />
span.<br />
Fürwort:<br />
du<br />
nervöse<br />
Muskelzuckung<br />
Bettwäschestücke<br />
ohne<br />
Bedeutung<br />
Bild von<br />
da Vinci<br />
(„...<br />
Lisa“)<br />
88 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
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8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 89<br />
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Satte 9.100 Liter Löschwasser hat das neue TLF 4000<br />
der Feuerwehr Senftenberg (BB) im Tank. Ziegler<br />
baute erstmals für eine deutsche Feuerwehr ein Fahrzeug<br />
auf einem Phoenix-Fahrgestell von Tatra auf. Motor<br />
und Kabine stammen von DAF. Die Kooperation und der<br />
erstmalige Aufbau sorgten für viele Verzögerungen<br />
bis zur Indienststellung.<br />
Gesamtgewicht 27 Tonnen, 9.100<br />
Liter Löschwasser, 360 PS, drei<br />
Achsen, Platz für acht Einsatzkräfte.<br />
Das neue Tanklöschfahrzeug (TLF)<br />
4000 der FF Senftenberg (Landkreis<br />
Oberspreewald-Lausitz) macht zu dem<br />
optisch einiges her. Es ist das erste Feuerwehr-Fahrzeug<br />
in Deutschland auf Basis<br />
eines Tatra Phoenix.<br />
Den Phoenix präsentierten die Lkw-<br />
Hersteller Tatra und DAF, die bei der<br />
Fahrzeugentwicklung kooperiert haben,<br />
erstmals 2011. DAF Trucks liefert für den<br />
schweren Lkw die Motoren und die Kabinen.<br />
Achse sowie Rahmen kommen von<br />
Tatra und die Getriebe stammen von ZF<br />
in Friedrichshafen (BW). Um aus einem<br />
Phoenix das TLF 4000 nach den Wünschen<br />
der FF Senftenberg herzustellen, musste<br />
die Kabine durch die niederländische Firma<br />
Estepe verlängert werden, Ziegler ließ<br />
in seinem Werk im kroatischen Zagreb<br />
einen ALPAS-Aufbau fertigen und montieren.<br />
Der Endausbau erfolgte schließlich<br />
bei Ziegler in Mühlau (SN).<br />
„Diese Zusammenarbeit war für uns<br />
schon eine Herausforderung“, berichtet<br />
Ziegler-Außendienstmitarbeiter Hans-<br />
Peter Kahlert, der die FF Senftenberg<br />
bei dem Projekt betreut hatte. Kahlert:<br />
„Der Wunsch der Feuerwehr nach einer<br />
großen Kabine und einer vom Fahrersitz<br />
aus steuerbaren Reifendruckregelanlage<br />
führte zwangsläufig zum Tatra.“ Die<br />
DAF-Kabine kann für bis zu zehn Personen<br />
vergrößert werden. In Senftenberg<br />
ist sie für acht Einsatzkräfte ausgestattet<br />
– das Fahrzeug soll ausreichend Manpower<br />
mitführen.<br />
Und die Reifendruckregelanlage sollte<br />
eingebaut sein, um das extrem schwere<br />
Fahrzeug den Bodenbedingungen in<br />
Brandenburg anzupassen. „Dazu hatten<br />
wir im vorab Kontakt zu mehreren Herstellern<br />
aufgenommen, aber nur Tatra<br />
konnte uns diese Regelanlage anbieten“,<br />
erklärt Manuel Keba, der stellvertretende<br />
Wehrleiter der Senftenberger Ortswehr<br />
Brieske. Dort ist das TLF 4000 stationiert.<br />
Beschaffung von Aufbau<br />
und Fahrgestell zusammen<br />
„Und auch die Geländegängigkeit, die<br />
wir wollten, konnten uns Mercedes oder<br />
MAN nicht bieten“, sagt er. Bei der Ausschreibung<br />
wurde die Beschaffung in zwei<br />
Lose unterteilt: Fahrgestell und Aufbau in<br />
einem, die Beladung in einem zweiten.<br />
Den Zuschlag bekam letztlich Ziegler für<br />
alles. Keba: „Uns war wichtig, nicht das<br />
Fahrgestell und den Aufbau getrennt zu<br />
beschaffen. Wir wollten einen direkten<br />
Ansprechpartner haben, sollte es zu Problemen<br />
kommen.“ Eine weise Entscheidung,<br />
wie sich bei der späteren Umsetzung<br />
zeigen sollte.<br />
Durch die Kombination sperrbarer<br />
Achsen, dem zuschaltbaren Vorderradantrieb<br />
und den breiten Radialreifen lässt e<br />
90 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Der Tatra Phoenix 6x6 spielt seine<br />
Stärken vor allem im Gelände aus. Trotz<br />
des Gesamtgewichts von 27 Tonnen<br />
kommt das singlebereifte Fahrzeug auch<br />
auf sandigem Untergrund gut durch.<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 91
Fahrzeuge<br />
sich der gelieferte Phoenix auch auf sandigem,<br />
schlammigem oder aufgeschüttetem<br />
Boden fahren, wenn der Reifendruck<br />
den Bodenverhältnissen angepasst wird.<br />
Dafür muss der Maschinist nicht mehr<br />
aussteigen, ein Knopfdruck genügt. Die<br />
Bodenaufstandsfläche der Reifen kann<br />
mit weniger Luftdruck auf das 1,7-fache<br />
erhöht werden. Trotz einer Gesamtmasse<br />
von 27 Tonnen kann so unter Zuhilfenahme<br />
der Reifendruckregelanlage der<br />
Bodendruck auf 2,5 Kilogramm pro Quadratzentimeter<br />
gesenkt werden. Das ist in<br />
etwa so viel, wie bei einem TLF 3000 anfällt,<br />
das 14 Tonnen wiegt.<br />
16 Gänge bietet das EcoSplit-Handschaltgetriebe<br />
von ZF. „Das neue TLF<br />
fährt sich wie eine Eins“, sagt Hauptmaschinist<br />
Benjamin Weiß. Für die Maschinisten<br />
gab es bereits Fahrtrainings,<br />
TLF 4000<br />
Rufname: Florian Spree-Lausitz 03/25-01<br />
Fahrzeugtyp:Tanklöschfahrzeug<br />
Fahrgestell: Tatra Phoenix 6x6<br />
Motor: 6-Zylinder Reihenmotor,<br />
<br />
360 PS/265 kW<br />
Getriebe: Schaltung, 16 Gänge<br />
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h<br />
Länge:<br />
9.320 mm<br />
Breite:<br />
2.500 mm<br />
Höhe:<br />
3.400 mm<br />
Radstand:<br />
4.090 + 1.450 mm<br />
Leermasse:<br />
14.000 kg<br />
Zul. Gesamtmasse: 27.000 kg<br />
Besatzung:1/7<br />
Aufbauhersteller:Ziegler<br />
Baujahr:2018<br />
Fahrzeugtechnische Ausstattung: Navigationsgerät,<br />
Rückfahrkamera, Einzelradaufhängung,<br />
Reifendruck-Regelanlage.<br />
Feuerwehrtechnische Ausstattung:<br />
Feuerlöschkreiselpumpe FPN 10-3000,<br />
Löschwassertank 9.100 l, Schnellangriff.<br />
Beladung: 4-teilige Steckleiter, Wasserwerfer<br />
HH1260, Sammelstück A-4B, fünf<br />
B-Druckschläuche, zwei D-Druckschläuche,<br />
D-Hohlstrahlrohr, sechs Schaummittelkanister,<br />
Schaumrohr MSR 4/100, drei<br />
C-Hohlstrahlrohre, Pulverlöscher P6, CO 2 -<br />
Löscher, vier Atemschutzgeräte (davon<br />
zwei im Mannschaftsraum) mit Reserveflaschen,<br />
Ölbindemittel, Motorkettensäge,<br />
Bügelsäge, Halligan-Tool, Blitzleuchten,<br />
Preis:<br />
technische<br />
Daten<br />
350.000 Euro<br />
1<br />
Per kabelgebundener<br />
Fernbedienung 1<br />
lässt sich der Werfer<br />
auf dem Dach des<br />
Aufbaus steuern.<br />
sowohl in der Stadt als auch im Gelände.<br />
1<br />
Weiß: „Das Fahrzeug sieht klotziger aus,<br />
Feuerwehrmann<br />
Benjamin Weiß, der<br />
Hauptmaschinist der<br />
FF Brieske, am Werfer.<br />
Die LED 2 an der<br />
Aufbaukante zeigen<br />
2<br />
den Füllstand des<br />
Löschmitteltanks an.<br />
92 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong><br />
als es sich fährt.“<br />
Doch der Weg bis zur Indienststellung<br />
des TLF 4000 war lang. Bereits 2015 erhielt<br />
Ziegler den Auftrag, doch erst im<br />
März <strong>2019</strong> konnte die FF Senftenberg<br />
in der Ortswehr Brieske das neue Tanklöschfahrzeug<br />
in Dienst stellen. Ziegler<br />
ließ das 6x6-Fahrgestell zunächst wegen<br />
zahlreicher Mängel zurückgehen.
2<br />
4<br />
3<br />
1<br />
1 Im G1 führt<br />
das TLF 4000<br />
unter anderem<br />
Absperrmaterial,<br />
Werkzeug und<br />
eine Motorkettensäge<br />
samt<br />
Zubehör mit.<br />
4 Im G4 befinden<br />
sich<br />
die Schnellangriffsschlä<br />
uche<br />
für die<br />
Brandbekämpfung.<br />
2<br />
2 Im G2 haben<br />
Saugschläuche<br />
und zwei weitere<br />
Atemschutzgeräte<br />
ihren Platz<br />
gefunden. Auch<br />
Schaummittel in<br />
Kanistern ist hier<br />
untergebracht.<br />
3<br />
3 Im G3 des<br />
TLF 4000 sind<br />
vor allem<br />
Armaturen<br />
und Schlauchmaterial<br />
für<br />
den Einsatz<br />
vom Fahrzeug<br />
aus verlastet.<br />
4<br />
„Es waren unter anderem die falschen<br />
Achsen verbaut, wir wollten da aber keine<br />
Kompromisse eingehen“, berichtet<br />
Keba. Nachgebessert passte der Auftrag<br />
im Ziegler-Werk in Mühlau dann aber<br />
nicht in den Produktions-Ablauf. Nach<br />
Rücksprache zwischen den Verantwortlichen<br />
wurde der Phoenix zur schnelleren<br />
Abwicklung aus Tschechien direkt<br />
nach Kroatien überführt. Im Ziegler-<br />
Werk in Zagreb erfolgte dann der Aufbau<br />
des Dreiachsers. Zur obligatorischen<br />
Rohbauabnahme machten sich<br />
Kahlert und die Projektgruppe<br />
der FF Senftenberg auf den Weg<br />
nach Kroatien.<br />
3 Monate dauerte es, den<br />
Aufbau herzustellen und zu<br />
montieren. Anschließend erfolgte<br />
der Transport des TLF 4000 mitsamt<br />
der Pumpe nach Mühlau, wo der<br />
Endausbau erfolgte. „Da wurde sehr, sehr<br />
viel Zeit auf dem Prüfstand verbracht“,<br />
erinnert sich Kahlert. Die zulässige<br />
Höchstgeschwindigkeit musste<br />
auf 100 Stundenkilometer programmiert<br />
werden. Es waren<br />
Einstellungen für die Nutzung<br />
des Pump & Roll-Betriebes nötig,<br />
ebenso für die Selbstschutzdüsen.<br />
Kein leichtes Unterfangen,<br />
wie sich zeigte. Kahlert: „Wir hatten<br />
einen Techniker von DAF da, der beinahe e<br />
8 | <strong>2019</strong> Feuerwehr-Magazin | 93
Fahrzeuge<br />
Lesetipp eDossier<br />
www.feuerwehr<br />
magazin.de<br />
Im Heck des Ziegler-Aufbaus steckt eine FPN 10-3000.<br />
Platz für acht<br />
Feuerwehrleute<br />
bietet<br />
die geräumige<br />
Kabine. Der<br />
Angriffstrupp<br />
kann sich<br />
während der<br />
Fahrt mit<br />
Atemschutz<br />
ausrüsten.<br />
Dank der möglichen Neigung passen sich die einzeln<br />
aufgehängten Räder dem Gelände an. Das Foto<br />
verdeutlicht auch den hohen Einstieg in das Fahrzeug.<br />
verzweifelt ist. Die Einstellungen für den<br />
Nebenantrieb waren nicht ohne.“<br />
Erst nachdem weitere Informationen<br />
durch DAF bei Tatra eingeholt wurden,<br />
funktionierte die Programmierung aller<br />
Systeme. „Da zeigte sich dann, dass unsere<br />
Entscheidung, Aufbau und Fahrgestell<br />
in einem Los zu vergeben, die richtige<br />
gewesen war. Ziegler war unser Auftragnehmer<br />
und unser alleiniger Ansprechpartner.<br />
Ich denke, hätten wir Fahrgestell<br />
und Aufbau getrennt vergeben, wäre es<br />
ein ewiges Hin und Her geworden, jeder<br />
hätte die Zuständigkeit auf den anderen<br />
geschoben“, so Keba. Erst nachdem in<br />
Mühlau alle Einstellungen vorgenommen<br />
waren, konnte der Tatra abgenommen<br />
werden.<br />
Im Anschluss erfolgte die Auslieferung<br />
des 13,30 Meter langen Phoenix an die<br />
Feuerwehr. „Mit dem Ergebnis sind wir<br />
jetzt aber auch vollends zufrieden“, so<br />
Keba. Das TLF 4000 mit dem XXL-Wassertank<br />
ist das erste neue Fahrzeug in der<br />
105-jährigen Geschichte der FF Brieske<br />
(35 Aktive). Einen früher eingesetzten<br />
alten Mercedes nahmen russische Besatzungskräfte<br />
1945 als Reparationsleistung<br />
mit, bis in die 1990er Jahre war dann in<br />
dem Senftenberger Ortsteil nur ein Tragkraftspritzenanhänger<br />
stationiert. Ein<br />
Barkas B 1000 wurde 1994 zum Kleinlöschfahrzeug<br />
umgebaut, 1998 folgte ein<br />
schon sieben Jahre altes Tanklöschfahrzeug<br />
auf IFA W50-Fahrgestell, dafür kam<br />
später ein gebrauchter Unimog als Ersatz.<br />
Und jetzt eben der Phoenix.<br />
Trotz Größe sehr wendig<br />
„Geplant ist nach einem neuen Konzept<br />
für die Senftenberger Ortswehren,<br />
dass jede eine Spezialaufgabe erhalten<br />
soll. Für uns ist das der Bereich Waldbrandbekämpfung“,<br />
erklärt Keba. Entsprechend<br />
erfolgte die Beschaffung eines<br />
TLF, dessen primäre Aufgabe der<br />
Wassertransport ist. Von D-Schlauch-<br />
Material abgesehen, befindet sich keine<br />
Waldbrand-Zusatzbeladung – wie etwa<br />
Löschrucksäcke – an Bord.<br />
„Im Gelände wird unser neues TLF so<br />
schnell nichts aufhalten, wenn Allrad<br />
eingeschaltet ist“, ist der stellvertretende<br />
Ortswehrführer überzeugt. „Der Tatra<br />
fährt sich auch in Kurven sehr gut, trotz<br />
seiner Größe ist er sehr wendig“, erklärt<br />
Weiß. Zum Einsatz kommt das TLF<br />
4000 zusammen mit einem Löschgruppenfahrzeug<br />
(LF) 16-TS, das über viel<br />
Schlauchmaterial verfügt. „Diese Kombination<br />
aus TLF und LF sollte funktionieren“,<br />
meint Keba.<br />
Im Heck des TLF 4000 befindet sich<br />
eine Feuerlöschkreiselpumpe vom Typ<br />
FPN 10-3000. Sie kann ihr Wasser über<br />
einen formstabilen Schnellangriff, einen<br />
D-Schnellangriff mit Rollschlauch<br />
in Buchten, einen Wasserwerfer auf dem<br />
Dach des Aufbaus oder die normalen B-<br />
Druckabgänge abgeben.<br />
„Trotz aller Schwierigkeiten hat uns<br />
dieses Projekt richtig viel Spaß gemacht.<br />
Ich denke, es wird noch das eine oder andere<br />
TLF auf Basis eines Phoenix folgen“,<br />
sagt Kahlert.<br />
Text und Fotos: Timo Jann,<br />
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Vergesst mir die Kleinen nicht<br />
KOLUMNE von Dr. Steffen Patzelt, Feuerwehrmann<br />
Die Zeiten werden für die<br />
Feuerwehren aktuell und in den<br />
nächsten Jahren auf keinen Fall<br />
leichter. Wir sehen uns wachsenden<br />
Aufgaben gegenüber. Und<br />
während die Belastungen durch<br />
Einsätze an Zahl und Komplexität<br />
steigen, nimmt die Zahl derer,<br />
die diese Aufgaben bewältigen<br />
können, tendenziell ab. Im Angesicht<br />
des demografischen<br />
Wandels ist eine Entspannung<br />
dieser Situation nicht zu erwarten<br />
– im Gegenteil, eine alternde<br />
Gesellschaft wird diese Probleme<br />
noch verschärfen.<br />
Schon jetzt sind einige Feuerwehren<br />
an ihren Belastungsgrenzen<br />
angelangt. Wobei das so<br />
ja nicht ganz richtig ausgedrückt<br />
ist, denn es sind ja nicht die<br />
Feuerwehren, sondern die<br />
Menschen, die das überwiegend<br />
auf Ehrenamtlichkeit beruhende<br />
System in unserem Land realisieren.<br />
Menschen mit ihren<br />
Familien und Kindern, die im<br />
Einsatz zuhause fehlen und<br />
auch gebraucht werden.<br />
Die Einsatzzahlen werden sich<br />
nicht so einfach reduzieren lassen<br />
und es soll hier an dieser Stelle<br />
auch keine Diskussion darüber<br />
begonnen werden, wieviel Feuerwehr<br />
wir uns leisten können. Wir<br />
müssen uns aber fragen, ob die<br />
Belastungen nicht noch anders<br />
verteilt werden können. Kann es<br />
wirklich sein, dass eine Freiwillige<br />
Feuerwehr hunderte Einsätze im<br />
Jahr abarbeitet? Die Antwort lautet<br />
natürlich: Ja, obwohl ich mir eine<br />
andere Antwort wünschen würde.<br />
Es gibt inzwischen viele<br />
Feuerwehren, in denen 300 bis<br />
500 Einsätze pro Jahr „gefahren“<br />
werden. Darunter sind durchaus<br />
Einheiten, die nur über wenige<br />
oder gar keine hauptamtlichen<br />
Kräfte verfügen. Ich glaube nicht,<br />
dass solche Systeme noch in 20<br />
bis 30 Jahren bestehen können,<br />
wenn dort fast im Tagesrhythmus<br />
der Melder piepst. Ohne eine<br />
Aus weitung von hauptamtlichen<br />
Kräften, die speziell innerhalb<br />
der Kernarbeitszeit von 7 bis 17<br />
Uhr einen Großteil der Aufgaben<br />
bewältigen, befürchte ich einen<br />
Kollaps des Systems.<br />
Nun werden einige natürlich<br />
sagen, das ist doch für uns gar<br />
kein Problem – wir stemmen das<br />
schon, wie wir es doch immer<br />
geschafft haben. Das könnte<br />
natürlich stimmen, aber die Frage<br />
lautet, zu welchem Preis und auf<br />
wessen Kosten dieses „Stemmen“<br />
möglich ist. Die Arbeitswelt hat<br />
sich in den letzten Jahrzehnten<br />
deutlich verändert und auch die<br />
Erwartungen an und innerhalb<br />
der Familie sind einem Wandel<br />
unterzogen. Die klassische<br />
Hausfrau, die das Essen kocht<br />
und dem Mann die Schlappen<br />
hinstellt, gibt es höchstens noch<br />
in der einen oder anderen<br />
Stammtischfantasie. Dieser<br />
Die kleinen Wehren werden<br />
leider teilweise nicht als<br />
vollwertig angesehen<br />
Anachronismus passt nicht mehr<br />
in unser heutiges System.<br />
Wo kann aber jetzt Entlastung<br />
geschaffen werden? Ich glaube,<br />
dass das Potential der kleinen<br />
und kleinsten Feuerwehreinheiten<br />
bei Weitem noch nicht<br />
ausreichend berücksichtigt und<br />
in den Einsatzalltag integriert ist.<br />
Wenn es darum geht, die extrem<br />
hohen Einsatzstunden pro Kopf<br />
zu reduzieren, dann liegt es doch<br />
nahe, einmal zu schauen, auf<br />
welche Köpfe man die Einsatzstunden<br />
umschichten könnte.<br />
Viele kleine Wehren – wobei ich<br />
es mir an dieser Stelle schenke,<br />
eine Definition von klein zu geben<br />
– sind gut ausgebildet und<br />
stehen den großen Einheiten nur<br />
in der Einsatzerfahrung nach.<br />
Aus meiner persönlichen<br />
Erfahrung behaupte ich sogar,<br />
dass es keinen kausalen zusammenhang<br />
zwischen der Größe<br />
einer Wehr und der Qualität ihrer<br />
Arbeit gibt. Hohe Einsatzzahlen<br />
können auch dazu führen, dass<br />
falsche Routinen entstehen, die<br />
man eben nicht als Erfahrung<br />
betiteln sollte. Die kleinen Wehren<br />
werden leider teilweise nicht als<br />
vollwertig angesehen, so wie auch<br />
Berufsfeuerwehren manchmal auf<br />
die freiwilligen Wehren in ihrer<br />
Stadt herunterblicken. Da ist man<br />
froh, dass die nicht alarmiert werden,<br />
weil man ja gar nicht weiß,<br />
was die denn können. So kann<br />
kein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut<br />
werden. Wir brauchen eine<br />
viel stärkere Einbindung kleiner<br />
Einheiten in den Einsatzalltag und<br />
zwar in allen Bereichen beziehungsweise<br />
Tätigkeitsfeldern.<br />
Warum sollte eine kleine Einheit<br />
nicht etwa eine Atemschutz-<br />
Notfall-Trainierte-Staffel stellen?<br />
Weil die keine Erfahrung mit<br />
Atemschutz haben? Dann lasst<br />
sie doch mal welche bekommen!<br />
Schon bedacht, dass sich eine<br />
kleine Wehr womöglich viel<br />
besser auf die Spezialaufgabe<br />
konzentrieren könnte als die große<br />
Stützpunktwehr? In den großen<br />
Wehren muss der Universalfeuerwehrmann<br />
aktuell bei uns vom<br />
Strahlenschutzeinsatz über die<br />
Lkw-Rettung und die Messtechnik<br />
alles erledigen beziehungsweise<br />
beherrschen. Geht das heute<br />
wirklich noch?<br />
Damit das schlummernde<br />
Potential aber genutzt werden<br />
kann, muss natürlich auch der<br />
Wille in den kleinen Einheiten<br />
vorhanden sein, sich aus der<br />
manchmal zu sehr einengenden<br />
Komfortzone herauszuwagen.<br />
Es könnte sein, dass die soziale<br />
Komponente, die eine Freiwillige<br />
Feuerwehr in ihrem Dorf hat, um<br />
eine bedeutende Erweiterung der<br />
Einsatzrelevanz bereichert wird.<br />
Darum geht es ja bei<br />
unserem Tun – Hilfe für unsere<br />
Mitmenschen.<br />
M<br />
96 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
Vorschau<br />
Foto: Hegemann<br />
Heft 9<br />
ist ab dem<br />
30.August<br />
<strong>2019</strong> im<br />
Handel<br />
Treffpunkt<br />
Feuerwehrhaus<br />
Die Rahmenbedingungen<br />
für Feuerwehren werden<br />
zunehmend schwieriger.<br />
Doch die FF Ottobrunn (BY)<br />
hält dagegen. Das Feuerwehrhaus<br />
fungiert als eine<br />
Art offener Treffpunkt:<br />
Aufenthalts- und Fitnessräume<br />
dürfen jederzeit<br />
genutzt werden. Nach<br />
Übungen und Diensten gibt<br />
es kostenloses Essen und<br />
Getränke. Und um die<br />
Wohnungsnot zu lindern,<br />
sollen über einer<br />
Fahrzeug halle 14 Wohnungen<br />
errichtet werden.<br />
Gefährliche Waldbrände<br />
Der größte Waldbrand in der jüngeren Geschichte<br />
des Landes Brandenburg beschäftigt auf einem<br />
ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog mehr<br />
als 1.000 Einsatzkräfte über eine Woche lang. Löschen<br />
kann die Feuerwehr nur von als sicher eingestuften<br />
Waldwegen und aus der Luft. Denn im Boden<br />
liegt Munition aus mehr als 180 Jahren militärischer<br />
Nutzung. Kurze Zeit später bricht ein ähnlich<br />
dramatischer Waldbrand in Lübtheen (MV) aus.<br />
Foto: Jann<br />
Aus Höhen und Tiefen<br />
Im Erzgebirge kümmert sich<br />
der Bergbau- und Höhenrettungszug<br />
der Feuerwehr<br />
Annaberg-Buchholz (SN) um die<br />
Menschenrettung aus Tiefen<br />
und Höhen. Mehrfach kam die<br />
Sondereinheit in der Region<br />
schon zum Einsatz, wo mit normaler<br />
Feuerwehrtechnik nichts<br />
mehr zu machen war. Wir waren bei der Ausbildung dabei und stellen<br />
den Zug, seine Ausrüstung und einen aktuellen Rettungseinsatz vor.<br />
Halligan Tool & Co.<br />
Beil und Feuerwehraxt gehörten seit jeher zur Ausrüstung des<br />
Angriffstrupps im Innenangriff. Mittlerweile hat das Halligan<br />
Tool sie jedoch vielfach verdrängt. Doch es gibt auch Alternativen.<br />
Neue Werkstoffe machen Geräte leichter und stabiler. Viele<br />
Feuerwehren verfügen bereits über viel seitigere Werkzeuge.<br />
Foto: Jann<br />
DAF erstaunt<br />
DAF finden sich bei deutschen Feuerwehren<br />
bisher kaum. Doch die<br />
Berufsfeuerwehr Essen (NW) ließ<br />
gleich sechs Einsatzfahrzeuge auf<br />
Fahrgestellen des nieder ländischen<br />
Herstellers aufbauen. Und sie sind<br />
begeistert. Wir haben uns die beiden<br />
Gerätewagen Atemschutz,<br />
Gas, Wasserrettung angeguckt.<br />
Foto: Hegemann<br />
Aus aktuellem Anlass kann sich der Inhalt ändern.<br />
98 | Feuerwehr-Magazin 8 | <strong>2019</strong>
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iconos ®<br />
Lösungen in der Brandbekämpfung<br />
Klemmgleitring<br />
þ kaum Verhaken der Schlauchkupplung<br />
an Treppen und Kanten<br />
þ Zeitgewinn im Einsatz<br />
þ für alle Schlauchgrößen einfach nachrüstbar<br />
þ kein aufwendiger Drahteinb<br />
Wir stellen aus: FLORIAN Halle 4 Stand K5<br />
iconos ® Vertriebs GmbH<br />
Tel.: 0203-741469 • www.iconos-system.com<br />
Seilwinden<br />
RSS<br />
Regio<br />
Solutions & Support GmbH<br />
79576 Weil am Rhein<br />
Tel.: 07621 792430<br />
Mail: hwagner@rss-wagner.de<br />
Web: www.rss-brandschutz.de<br />
Praxistraining<br />
1-tägiges Training<br />
Praktische Anwendung<br />
Anschlagmittel<br />
Zubehör<br />
Sicherheit<br />
in Schaumtechnik<br />
nd Flughafenfeuerwehren<br />
FIXMIX<br />
DIGIDOS<br />
CONTI CAFS<br />
Pumpe mit<br />
LCS<br />
www.rosenbauer.com<br />
Sonderheft Brandbekämpfung mit Schaum O aktualisierte Auflage O Feuerwehr-Magazin<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
I Welcher Schaum<br />
für welchen Brand<br />
I So wichtig ist<br />
der Eigenschutz<br />
I Einsatztaktik<br />
muss stimmen<br />
Schaumsysteme<br />
für Fahrzeuge – was<br />
beachtet werden muss<br />
I So funktioniert<br />
Druckluftschaum<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2010<br />
NEU<br />
Umweltverträglichkeit:<br />
Wir räumen die Irrtümer aus<br />
Brandbekämpfung mit<br />
Aktualisierte Aufage<br />
NEU<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Sonderheft<br />
Verhalten im<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
I Taktik bei der<br />
Brandbekämpfung<br />
I Notfälle<br />
vermeiden<br />
I Strahlrohrtechnik<br />
I Schlauch-<br />
Management<br />
Entrauchung: So<br />
wird sie eingebunden<br />
I Selbstrettung<br />
I Heißausbildung<br />
EUR 9,80 Deutschland<br />
Aktualisierte Aufage 2012<br />
Schutzkleidung und Ausrüstung:<br />
Was wirklich wichtig ist<br />
Innenangriff<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Einsatz von<br />
Hubrettungsfahrzeugen<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
I Einsatzschema für<br />
Hubrettungsfahrzeuge<br />
I Schnelle<br />
Menschenrettung<br />
I Effektive<br />
Brandbekämpfung<br />
Profi-Tipps für<br />
die Ausbildung<br />
I Sicherer Einsatz –<br />
Unfälle vermeiden<br />
124<br />
Seiten<br />
kompakte<br />
Ausbildung!<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2014 4 194771 809804 01<br />
Technik<br />
So funktioniert ein<br />
Hubrettungsfahrzeug<br />
IT<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Technische Hilfeleistung nach<br />
Pkw-Unfällen<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
Alternative Antriebe:<br />
Darauf sollten Sie<br />
unbedingt achten!<br />
Einsatzstellen<br />
optimal absichern<br />
Überblick über neueste<br />
Rettungstechniken<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
Zusammenarbeit mit<br />
dem Rettungsdienst<br />
Die Schutzkleidung<br />
für Verkehrsunfälle<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
I So funktionieren<br />
die Anlagen<br />
I Gefahren der<br />
Einsatzstelle<br />
I Taktik bei der<br />
Brandbekämpfung<br />
I Vorsicht Faulgas!<br />
I Effektives Eingreifen<br />
im Schadenfall<br />
I Rettung von<br />
Patienten<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 2/2010 4 194771 809804 02<br />
Effektives Vorgehen bei<br />
eingeklemmten Personen<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2015 4 194771 809804 01<br />
Sicherheit durch<br />
Einsatzplanung<br />
Erneuerbare Energien<br />
Photovoltaik O Windenergie O Biogas O Biomasse-Heizung<br />
Rettung und Erste Hilfe<br />
bei einem Stromunfall<br />
Verständlich, informativ,<br />
abwechslungsreich:<br />
unsere Ausbildungs-<br />
Sonderhefte!<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Alles, was<br />
ihr wissen<br />
müsst:<br />
Sonderheft<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/<strong>2019</strong><br />
Richtiges Vorgehen bei der<br />
Wasserrettung<br />
NEU<br />
Belgien EUR 11,50 Italien EUR 12,20 Luxemburg EUR 11,50 Österreich EUR 11,20 Schweiz CHF 19,80<br />
Eisrettung<br />
Eingebrochene<br />
sicher retten<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Richtiges Vorgehen bei<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
I Taktik bei der<br />
Brandbekämpfung<br />
I Ausrüstung<br />
und Technik<br />
Fahrzeuge<br />
Ohne Allrad<br />
geht es nicht<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2016<br />
Wald- und<br />
Flächenbränden<br />
I Lehren aus der<br />
Vergangenheit<br />
I Sicherheit:<br />
Darauf müssen<br />
Sie achten!<br />
Löschwasser<br />
So klappt<br />
es mit der<br />
Versorgung<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Einsatz unter<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2017<br />
Atemschutz<br />
Alles, was<br />
Sie wissen<br />
müssen:<br />
• Welche Geräte für<br />
welchen Einsatz?<br />
• Lehren aus<br />
Unglücken<br />
Tipps für die<br />
Ausbildung<br />
• Welche Ausrüstung<br />
ist ein MUSS?<br />
• Immer an die eigene<br />
Sicherheit denken<br />
Warum die<br />
Überwachung<br />
so wichtig ist<br />
Feuerwehr-Magazin<br />
8200<br />
Sonderheft<br />
Richtiges Vorgehen beim<br />
EUR 9,80 Deutschland Sonderheft 1/2018<br />
Unwettereinsatz<br />
Sturm I Hochwasser I Schneelast<br />
Alles, was<br />
Ihr wissen<br />
müsst:<br />
I Was passiert<br />
bei Sturm und<br />
Starkregen?<br />
I Die richtige<br />
Schutzausrüstung<br />
I Was ist beim<br />
Keller auspumpen<br />
zu beachten?<br />
I Einsatz bei Sturzund<br />
Sturmfluten<br />
Tipps für jede Lage<br />
I Maßnahmen<br />
bei Hochwasser<br />
Gefahren beim<br />
Arbeiten mit<br />
Kettensägen<br />
I Boote: Alle Typen,<br />
alle Varianten<br />
I Ausrüstung:<br />
Ohne dieses Zubehör<br />
geht es nicht!<br />
Einsatz unter Wasser<br />
Je Heft<br />
9,80 Euro<br />
versandkostenfrei<br />
▸ Übersicht über<br />
die Tauchgeräte<br />
▸ Gefährdungen<br />
richtig beurteilen<br />
I Fließgewässer:<br />
Auf diese Gefahren<br />
gilt es zu achten<br />
Gerätewagen<br />
Vom umgebauten RTW<br />
bis zur Profi-Lösung<br />
Außerdem erhältlich als digitale Ausgabe (PDF) oder als Tablet-Version – für <strong>iPad</strong> und Android-Tablets!<br />
Shop<br />
www.feuerwehrmagazin.de/shop<br />
Telefon +49 (0)421 46886-20 O Telefax +49 (0)421 46886-30 O eMail shop@feuerwehrmagazin.de<br />
Lieferung solange Vorrat reicht. Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte unsere Widerrufsbelehrung im Impressum (Seite 3) beachten. Feuerwehr-Magazin ist eine Zeitschrift der EBNER MEDIA GROUP.
Notfälle kennen keine<br />
Kompromisse.<br />
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Unser Einsatz für Ihren Einsatz.<br />
Die richtige Verfügbarkeit von Ersatzteilen, ein individuelles Servicepaket<br />
und speziell ausgebildete Mitarbeiter schaffen das Vertrauen mit<br />
dem man sicher in jeden Einsatz geht. Und wenn das Problem doch nicht<br />
vor Ort gelöst werden kann, bietet Rosenbauer Fahrzeuge und Geräte zur<br />
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Denn egal welcher Notfall, Rosenbauer hat sicher die Lösung.<br />
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