Fairy Queen_export_web
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KARL ERLE<br />
BAUGESCHÄFT<br />
Wie kommt Purcells “<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong> ”<br />
in Shakespeares Sommernachtstraum?<br />
64385 Reichelsheim OT Rohrbach<br />
Telefon 06164-1257 • Fax 5673<br />
Als ich im Frühjahr 2005 eine Videoaufnahme von<br />
Henry Purcells „The <strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“, aufgeführt von<br />
Schülern eines schwäbischen Gymnasiums, zu sehen<br />
bekam, wusste ich sofort: Das wird unser Stück!<br />
Die frischen, eingängigen Melodien und die lebendigen<br />
Rhythmen der „<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ (Die Elfenkönigin) begeisterten<br />
mich. Die Fülle solistischer Sopranpartien, die<br />
wunderschönen Basspassagen und die mitreißenden Chöre<br />
schienen mir für die Zusammensetzung des Reichelsheimer<br />
Jugendchores wie geschaffen, obwohl mir bewusst war, dass<br />
die Musik des englischen Barockkomponisten gesangstechnisch<br />
alles in den Schatten stellen würde, was der Jugendchor<br />
bisher aufgeführt hat.<br />
Henry Purcell (1659–1695) war in London als Organist der<br />
Chapel Royal und zeitgleich an der Westminster Abbey angestellt.<br />
Er schrieb fast vierzig dramatische Bühnenwerke<br />
und zahlreiche kirchenmusikalische Meisterwerke, die ihn<br />
bei seinen Zeitgenossen, darunter auch Georg Friedrich<br />
Händel, berühmt machten. Bemerkenswert an seinen Vokalwerken<br />
ist vor allem die einfühlsame Verwendung der englischen<br />
Sprache, die ihm schon zu Lebzeiten den Ehrentitel<br />
„Orpheus Britannicus“ eingetragen hatte.<br />
Die „<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ gehört in die Gattung der zu Purcells<br />
Zeit überaus beliebten phantastischen Maskenspiele. Dabei<br />
folgt auf einen Prolog eine Reihe von Szenen, Tänzen,<br />
Arien und Chören mythologischen bzw. allegorischen<br />
Inhalts. Den Abschluss einer „masques“ bildet ein großer<br />
Ball aller Anwesenden und die Demaskierung.<br />
Die „<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ ist uns in diesem Zusammenhang als<br />
eine thematisch lose Abfolge von Stücken überliefert, in die<br />
Sprechtexte einer anonymen Bearbeitung von Shakespeares<br />
„Sommernachtstraum“ eingefügt sind.<br />
Bei der Uraufführung im Mai 1692 am <strong>Queen</strong>’s Theatre in<br />
London hatte das Stück einen Riesenerfolg. Aus zeitgenössischen<br />
Quellen erfahren wir, dass der Königshof und die<br />
Stadt die „Ausschmückung“ allem überlegen fanden, was<br />
sie bisher gesehen hatten, „vor allem die Kostüme und die<br />
vielen Sänger und Tänzer“. Purcell brachte Modegenres des<br />
Barock ein, zum Beispiel das allegorische Auftreten der vier<br />
Jahreszeiten oder die Persiflage auf einen Dichter in der<br />
„Scene of the drunken poet“.<br />
Zwischen den sechzig Musikstücken finden sich bei Purcell<br />
Reste des „Sommernachtstraums“. Die Reichelsheimer<br />
„<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ geht den umgekehrten Weg. In die Handlung<br />
des „Sommernachtstraums“ werden ausgewählte<br />
Musikstücke der „<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ eingefügt. Purcells Musik<br />
schafft Atmosphäre und lebendige Charakterisierung der<br />
handelnden Personen auf der Bühne. In seiner originär<br />
englischen Tonsprache gelingt es ihm, die emotionale<br />
Spannweite auf geniale Weise auszudehnen. Diese starke<br />
Ausdruckskraft von Purcells Musik ist an die Einheit von<br />
Musik und Sprache gebunden. Aus diesem Grund singen<br />
wir die „<strong>Fairy</strong> <strong>Queen</strong>“ in der englischen Originalsprache.