der Hund Club Foto: Katharina Berger, SAJ/stock.adobe 32 Der Hund <strong>10</strong>/<strong>2019</strong>
der Hund Club Holger Schüler, renommierter Hundeerziehungsberater und Botschafter unseres derHund Clubs, gibt Tipps fürs Leben mit Vierbeiner(n). Dieses Mal dreht sich alles um den Hundekontakt. Es ist wichtig, dass wir unseren Hunden Kontakt zu Artgenossen ermöglichen. Dabei ist es aber ebenso wichtig, im Kopf zu behalten, dass Sozialkontakt nicht gleich Sozialkontakt ist und wir dazu beitragen, dass die Begegnungen positiv ablaufen. Gestatten: Dampfwalze Manche Vierbeiner überrumpeln ihre Gegenüber ganz nach der „Auf Sie mit Gebrüll!“-Methode. Einem allzu distanzlosen Hund droht aber ganz schnell erheblicher Ärger. Eher zurückhaltende Zeitgenossen schätzen solchen Übermut überhaupt nicht – egal, wie freundlich die Spielattacke auch gedacht war. Wenn also zum Beispiel ein jugendlicher Labrador meint, einen erwachsenen Hund mal eben so fast niederwalzen zu müssen, stehen die Chancen gut, dass er sich eine deutliche hündische Zurechtweisung einhandelt. Oft wird dann der andere Hund zu Unrecht als der „Böse“ angesehen. Hausgemachte Probleme Wenn Sie solche Situationen zulassen – egal, ob Ihr Hund die Dampfwalze oder der reserviertere ist –, entstehen gleich mehrere Probleme. So wird der übermütige Hund möglicherweise unsicherer und ängstlicher. Schließlich hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Es kann auch gut sein, dass er weiterhin nach vorne geht – allerdings nicht mehr „nur im Spiel“. Nicht selten entsteht daraus sogar eine Leinenaggression. Gehört Ihnen der zurück haltendere Hund, der sich verteidigt hat, sind auch Sie nun in einer misslichen Lage: Ihr Hund hat gelernt, dass auf Sie kein Verlass ist. Er muss unangenehme Situationen selbst regeln, weil Sie ihm nicht helfen. Das bringt Ihre Beziehung in Schieflage. Sozialkontakt: So geht’s richtig Damit es zu solchen unangenehmen Folgen gar nicht erst kommt, sollten wir den Sozialkontakt nicht einfach so laufen lassen, während wir daneben stehen und miteinander plauschen. Bleiben Sie also präsent – physisch und im Kopf – insbesondere, wenn sich Ihr Hund und sein Gegenüber noch nicht kennen. Der Abruf aus dem Spiel ist eine nützliche Fähigkeit, die Sie bereits mit Welpen trainieren können. Kommt ihr Vierbeiner dann zu Ihnen, erwartet ihn etwas richtig Tolles, wie ein Superleckerli oder ein Zerrspiel mit Ihnen. Danach darf er gleich wieder zu den anderen. Sie sind der Schiri Beobachten Sie außerdem die Hunde und wie sie miteinander umgehen sehr aufmerksam. Sie sind quasi ein Schiedsrichter: Mobbt und nervt ein Hund oder sogar eine Gruppe von Hunden einen anderen, dann nehmen Sie diesen aus der Situation raus und gönnen ihm ein Päuschen. Bleibt ein Hund von allein lieber abseits, fordern Sie ihn nicht dazu auf, sich den anderen anzuschließen. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass er auch wirklich in Ruhe seiner eigenen Beschäftigung nachgehen kann. Bringen Sie darüber hinaus nichts ins Spiel, das zu Auseinandersetzungen führen könnte, wie einen Ball. Es ist auch eine gute Idee, nicht zu viele einander fremde Hunde gleichzeitig zusammenzulassen. Hunde verstehen Um ein guter Hunde-Schiedsrichter zu sein, der rechtzeitig eingreift – also schon bevor eine Situation kippt – muss man lernen, das Verhalten und die Körpersprache von Hunden zu lesen und zu verstehen. Und wird es dann einmal nötig, sich einzuschalten, muss man sich mit den anderen Hundehaltern über den Zeitpunkt einig sein. Egal, wer „schuld“ ist, oder „nur spielen“ will. Ich halte wenig davon, alle möglichen sich noch fremden Hunde mir nichts, dir nichts in Hundeausläufen zusammenzulassen und sich dann Gesprächen oder dem Smartphone zuzuwenden. Klar, das kann gut gehen und es ist wichtig, dass Ihr Hund auch die Chance bekommt, fremde Hunde zu treffen. Bleiben Sie dabei aber achtsam. Sprechen Sie vorher mit den anderen Haltern, um mehr über diese und deren Tiere herauszufinden. Geben Sie den Vierbeinern erst einmal die Gelegenheit, sich ruhig kennenzulernen. Eine gute Idee, um regelmäßig für entspannten Sozialkontakt zu sorgen: Verabreden Sie sich mit festen Bekannten und deren Vierbeinern. Hunde treffen auch lieber alte Kumpels als irgendwelche Fremden. Am besten lernt man sich bei gemeinsamen Spaziergängen kennen – anfangs noch an der Leine. So wissen alle Hunde direkt, dass eine „Auf-sie-mit- Gebrüll“-Einstellung unerwünscht ist. = Hinweis: Holger Schüler geht wieder auf Tour. Die Termine seiner Bühnenshow im November finden Sie auf 3 www.derhund.de/kalender Als Mitglied im derHund Club warten viele Videos rund um Erziehung und Training mit Holger Schüler und weiteren Hundeexperten, Downloads und vielem mehr auf Sie! Mehr auf 3 www.derhund.de/club www.derhund.de 33