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Enter, tenter, tiromenter - Kirchengemeinde Osterwald

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28<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Inhalt<br />

Vorwort 3<br />

Spielen auf dem Schulhof 4<br />

Elle-Bock 6<br />

Pindopp 7<br />

Dosen - Stelzenlaufen 7<br />

Ballprobe 8<br />

Murmeln – Gickseln – Knickern 9<br />

Hinkeln 9<br />

Emm, pomm pie - Armspiel 11<br />

Die goldene Brücke 11<br />

Verstecken mit Abschlagen – auf Magerkords Hof 13<br />

Landstechen 14<br />

Mutter, Mutter wie viele Schritte darf ich gehen 15<br />

Wir kommen aus dem Morgenland 15<br />

Pinke panke, Smett ist kranke 16<br />

Schornsteinfeger ging spazieren 16<br />

„Anklunschern“ - Verkleidungsspiele 18<br />

Ein Bauer fuhr ins Holz 19<br />

Topfschlagen 20<br />

„Ochsenfussball“ 21<br />

Tick an´n Pott 21<br />

Räuber und Gendarm 22<br />

Hahnenkampf 22<br />

Reiterkampf 22<br />

Reifen treiben 23<br />

Ein Reim mit „K“ 23<br />

Martinslied: Mart´n, Mart´n Märn 24<br />

Nachwort 26<br />

Die Arbeitsgruppe 27<br />

Inhaltsverzeichnis 28<br />

<strong>Enter</strong>, <strong>tenter</strong>,<br />

<strong>tiromenter</strong><br />

Was wir gespielt haben<br />

in <strong>Osterwald</strong><br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


2<br />

Entstanden im Jahre 2006/2007<br />

Evangelisch-lutherische<br />

<strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Osterwald</strong><br />

Hauptstr. 234<br />

30826 Garbsen<br />

Www.kircheosterwald.de<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Anhang:<br />

Die Arbeitsgruppe<br />

Elfriede Anders, geb. Marx, * 1940, Unterende<br />

Margarete Bellmer, geb. Hoppe, * 1930, Oberende<br />

Ilsemarie Dobrunz, geb. Homeyer, * 1940, Unterende<br />

Marianne Feesche, geb. Schmidt, *1940, Oberende<br />

Johannes Meyer, * 1958, Diakon in der <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Osterwald</strong>-<br />

Heitlingen<br />

Marianne Sarstedt, geb. Knigge, * 1937, Unterende<br />

Gisela Schmidt, geb. Jathe, * 1941, Unterende<br />

Karl Streit, *1936, Unterende<br />

27<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


26<br />

„Es sollen hinfort wieder sitzen auf den<br />

Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen,<br />

jeder mit seinem Stock in der Hand<br />

vor hohem Alter,<br />

und die Plätze der Stadt sollen voll sein von<br />

Knaben und Mädchen, die dort spielen.“<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Die Bibel, Sacharja 8, 4<br />

Dieses Sacharjawort stand wohl unausgesprochen Pate bei dem Vorhaben<br />

der Projektgruppe „Alte Spiele“ der Ev.-luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Osterwald</strong>.<br />

Es war unser Ziel sich an alte Spiele zu erinnern, sie noch einmal zu<br />

spielen und zu dokumentieren.<br />

So verwundert es nicht, dass die beschriebenen Spiele mit minimaler Ausstattung,<br />

aber mit maximalem Spaß spielbar sind. Davon haben wir uns -<br />

ca. 70 Jahre nach unseren ersten Spielerfahrungen - überzeugen können,<br />

als wir uns daranmachten, die Spielregeln aufzuschreiben. Der anschließende<br />

Praxistest hat uns viel Freude gemacht.<br />

Die beschriebenen Spiele sind aber nicht nur Teil unserer Kindheit, sondern<br />

waren auch Teil des Dorfalltags, der es verdient festgehalten zu werden.<br />

Natürlich wurden die <strong>Osterwald</strong>er Spiele auch in Heitlingen und in<br />

anderen Teilen des Landes gespielt – meist unter anderem Namen und mit<br />

anderen Regeln.<br />

In ihren Regeln, ihren Materialien, ihrer Herkunft – oder ihrem Verschwinden<br />

- sind Spiele immer auch ein Spiegel der Lebenswelt der Spielerinnen<br />

und Spieler - und für die Projektgruppe ein willkommener Anlass,<br />

sich der eigenen Kindheit zu erinnern.<br />

Johannes Meyer<br />

<strong>Enter</strong>, <strong>tenter</strong>, <strong>tiromenter</strong><br />

Wisst Ihr eigentlich,<br />

was wir früher spielten,<br />

als wir - die heutigen<br />

Großeltern –<br />

Kinder waren? Könnt<br />

Ihr Euch vorstellen,<br />

dass wir fast bei jedem<br />

Wetter draußen<br />

waren? Unseren Bewegungsdrang<br />

haben<br />

wir im Freien ausgelebt.<br />

Kein Graben war<br />

uns zu schmutzig, um<br />

unsere „Schiffe“ (ein<br />

Holzklötzchen) darauf<br />

fahren zu lassen oder<br />

ein Wehr aus Stein<br />

und Matsch zu bauen. Die Wohnungen waren ziemlich klein, und alles<br />

spielte sich in der Küche ab, da war es immer warm. So etwas wie ein<br />

„Kinderzimmer“, noch dazu beheizt, kannten wir nicht.<br />

Und Spielzeug, richtiges gekauftes Spielzeug, wer hatte das schon? Wir<br />

spielten auf den Höfen, bei Magerkords oder Mester Henjen, im Schüinlocke,<br />

bei Discherjehans oder auf dem Sommerweg, neben der Straße. Wir<br />

spielten mit dem, was wir fanden, was wir uns so ausdachten oder was zu<br />

Hause nicht mehr gebraucht wurde. Die Spiele kuckten wir bei den Großen<br />

ab, manchmal durften wir auch mitspielen. Und natürlich mussten wir<br />

uns an die Regeln halten.<br />

Nun haben wir, die heutigen Omas und Opas, uns mit Johannes Meyer,<br />

unserem Diakon, im alten Konfirmandensaal zusammengesetzt und versucht,<br />

uns zu erinnern. Das war richtig lustig. und daraus ist dieses kleine<br />

Heft entstanden. Vielleicht habt Ihr ja Lust, auch mal „Elle-Bock“ oder<br />

„Ballprobe“, oder … zu spielen. Das würde uns freuen.<br />

Viel Spaß dabei!<br />

Ursula Hachmeister (Barthel), Waltraut Jathe (Pich), Inge Niemann<br />

(Jathe), Elfriede Anders (Marx), Ingrid Goldau, Ilsemarie<br />

Dobrunz (Homeyer), Elsa Schätzler (Lipphardt), Edelgard Finck<br />

(Lipphardt), Gerd Goldau, Sieglinde Altmann (Körber)<br />

Foto: Elfriede Anders<br />

3<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


4<br />

<strong>Enter</strong>, <strong>tenter</strong>, <strong>tiromenter</strong><br />

<strong>Enter</strong>, <strong>tenter</strong> - ab,<br />

ab bist du noch lange nicht,<br />

Sag mir erst, wie alt du bist ….<br />

Mit diesem Abzählreim begannen die meisten unserer Spiele auf dem<br />

Schulhof. Als es bei uns noch keine Kindergärten gab und keinen -hort,<br />

kamen Kreis- und Gruppenspiele eigentlich nur auf den beiden Schulhöfen<br />

in den großen Pausen zustande.<br />

Dabei lernten die Kleinen von den Großen die Texte und die Regeln der<br />

Spiele - in unserer Projektgruppe erinnerten wir uns dabei: „An manchen<br />

Spielen wurde auch herumgetüftelt, um alles ein bisschen abwechslungsreicher<br />

zu machen.“<br />

Auf diese Weise haben sich Spiele im Lauf der Zeit verändert.<br />

In den Jahren, in denen wir die alten Spiele spielten, gab es eine Schule in<br />

Oberende, die andere in Unterende. Wo heute die beiden ersten Jahrgänge<br />

für die Kinder aus der Nachbarschaft unterrichtet werden, gingen damals<br />

die Kinder vom ersten bis zum achten Schuljahr in diese zweiklassige<br />

Sigrid Kuck (geb. Haase, Discherjehans), Heinz Höhne, (Bors Puddel), Helga Scharnhorst (Möllers<br />

Helga) Inge Steinert (geb. Haase, Discherjehans) Marianne Sarstedt, geb. Knigge, Lotti Meysel<br />

aufgenommen 1943 auf dem Sommerweg neben der Hauptstr./Großer Weg. Foto von Sigrid Kuck.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

„Ich erinnere mich, dass wir das nur einmal gesungen haben, dann aber<br />

erschrocken über unseren eigenen Mut und voller Angst kreischend vom<br />

Hof gelaufen sind. Einmal, als es schon dunkel war, haben wir arglos vor<br />

der Tür des Dorfpolizisten gesungen. Der reagierte bitterböse und schickte<br />

uns sofort nach Hause, weil wir „im Dunkeln draußen nichts mehr zu<br />

suchen hätten“. Da er eine Angst einflössende Autorität war, haben wir<br />

uns ganz schnell auf den Nachhauseweg gemacht.“ Margarete Bellmer<br />

Die Übertragung:<br />

Die Mär von Martin,<br />

die Äpfel und die Birnen<br />

Nüsse mag ich gern.<br />

Laß mich stehn, lass mich stehn,<br />

lass mich nicht so lange stehn,<br />

ich muss heute noch weiter gehen,<br />

ich muss noch hin nach Köln.<br />

Köln ist ´ne gute Stadt<br />

da geben mir alle Leute was.<br />

Viele unserer alten Spiele haben sich im Lauf der Jahre von Generation zu<br />

Generation verändert - teilweise die Regeln, aber auch die Spielreime. Die<br />

„Goldene Brücke“ ist ein Beispiel dafür. Wir haben den Text so abgedruckt,<br />

wie ihn Ilsemarie Dobrunz erinnert und wie er in der Unterender<br />

Volksschule weitergegeben wurde.<br />

Viele Spiele sind verloren gegangen - viele neue Spiele sind entstanden<br />

und machen genau so viel Spaß. Geblieben ist das Heischesingen, (Mart´n<br />

Märn). So ziehen die Kinder immer noch von Haus zu Haus, jetzt aber am<br />

10. und auch am 11. November, dem eigentlichen Martinstag. Der hochdeutsche<br />

Text, den die Kinder heute singen, hat sich vom „alten“ sehr entfernt.<br />

Vom Heischelied, das die Kinder der Ärmeren an den Türen der<br />

Wohlhabenden sangen, ist nicht viel übrig geblieben. Aber wer mag behaupten,<br />

dass „unser“ Mart´n Märn Lied aus den dreißigern und vierziger<br />

Jahren das historisch richtig überlieferte ist.<br />

25<br />

Klingeln in der Büchse<br />

mit ´nem goldenen Kissen*<br />

Vier Pferde vor einem Pflug -<br />

Ihr habt noch Äpfel und Birnen genug.<br />

*wohl gemeint: In der Büchse unter dem Bettkissen<br />

Weißer Zwirn, schwarzer Zwirn,<br />

alte Hexe gibt nicht gern.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


24<br />

Martinslied: Mart´n, Mart´n Märn<br />

Mart´n, Mart´n Märn.<br />

Dëi Appel un dëi Biërn,<br />

Nüte mag ek geern,<br />

Lot mek stohn, lot mek stohn,<br />

lot mek nich sau lange stohn.<br />

Ek mot vondoge nach füdder gohn,<br />

Ek mot noch hen na Köln,<br />

Köln is ne guë Stadt,<br />

Da gift mek alle Lüë wat.<br />

Klinke inne Büssen<br />

mit´n goln Küssen,<br />

Veiër Päre vör eine Plaug<br />

Jie hätt noch Appel und Biërn genaug!<br />

„Am Martinstage (gemeint ist der 11. November)<br />

gehen die Kinder mit einem Säckchen auf<br />

dem Rücken von Haus zu Haus und erbitten<br />

durch Heischelieder Kuchen, Äpfel und Nüsse.<br />

Früher sammelten sich auf diese Weise die<br />

Kinder der Ärmeren für den ganzen Winter<br />

Obst.“<br />

Aus: Die Volkskunde der Provinz Hannover. Bd. 1 Die Volkskunde<br />

des Kreises Neustadt a. Rbge von Dr. Kurt Heckscher, 1930<br />

Martin Luther gemalt von<br />

Lucas Cranach der Ältere,<br />

1529. Aus: Wikipedia.de<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Der heilige Martin, Glasmosaik, ca.<br />

1230, Paris, Museum National du<br />

Moyen. Aus: Wikipedia.de<br />

„Wir haben das Mart´n, Mart´n Märn Lied, am<br />

10. November gesungen, an Martin Luthers Geburtstag<br />

– und nur an diesem einen Tag.“, erinnert<br />

sich Margarete Bellmer. Wann es zu dieser Verschiebung<br />

auf Luthers Geburtstag gekommen ist,<br />

lässt sich nicht mehr klären. Man muss es einfach<br />

als eine norddeutsche, protestantisch geprägte Variante<br />

hinnehmen.<br />

Wenn die Kinder nichts bekamen, riefen sie:<br />

Witten Tweern, swatten Tweern.<br />

Ole Hexe gift nich geern.<br />

Volksschule. Dabei saßen die Kleinen, also die erste bis vierte Klasse, im<br />

unteren Klassenraum, die Großen der Klassen fünf bis acht lernten oben.<br />

Nach dem achten Schuljahr wurden wir entlassen und gingen in die Ausbildung,<br />

wenn wir nicht schon vorher zu weiterführenden Schulen gewechselt<br />

hatten.<br />

„Nach der Schule galt es erst einmal Schulaufgaben zu machen, und zu<br />

Hause waren immer auch Arbeiten zu erledigen, z.B. mit der Ziege zum<br />

Bock nach Oberende, Kartoffeln hinter dem Pflug aufzusuchen oder vom<br />

Schlachten Brühe zu den Nachbarn zu tragen. Kinder bekamen dann eine<br />

kleine Knappwurst. Danach traf man sich mit Kindern gleichen Alters und<br />

auch anderen zum Spielen in der Nachbarschaft, z.B. auf Kölling´s Hof<br />

oder bei Lanker´s Hof (Uelschen-Körber) Karl Streit<br />

5<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


6<br />

Elle-Bock6<br />

Bei diesem Geschicklichkeitsspiel benötigt man eine „Elle“ und einen<br />

„Bock“: Die Elle ist ein ca. 60-70 cm langer Schlagstock. Der „Bock" ist<br />

ca. 10cm lang und daumendick. Vor Spielbeginn muss zunächst eine kleine<br />

Rinne in den Erdboden gekratzt werden, über die der Bock dann quer<br />

gelegt wird. Mit der Elle versucht man nun, den über der Rille liegenden<br />

„Bock“ möglichst weit in die Luft zu schnippen. Zwei Parteien spielen<br />

gegeneinander, von denen die eine die Werfer, die andere die Fänger sind.<br />

Ein Kind der Werferpartei wird durch<br />

„Ab<strong>tenter</strong>n“, so wird das Abzählen genannt,<br />

zum ersten Werfer bestimmt.<br />

Dieses Kind schnippt den Bock mit der<br />

Elle aus der Rille heraus möglichst<br />

weit nach vorn in die Luft. Dort stehen<br />

die Fänger und versuchen den Bock zu<br />

fangen. Gelingt das einem Kind, darf<br />

es drei große Schritte in Richtung Rille<br />

gehen und versuchen, die inzwischen<br />

über die Rille gelegte Elle zu treffen.<br />

Wenn dies gelingt, sind die Werfer<br />

„ab“, d.h. sie müssen nun Fänger sein.<br />

Wird der Bock nicht gefangen und fällt<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Karl Streit<br />

zu Boden, versucht von dort aus ein<br />

Kind der Fängerpartei, die Elle zu treffen.<br />

Wenn die Elle nicht getroffen wird, versucht der Werfer nun die<br />

„Bockprobe“, und die ist so: Man musst den über der Rille liegenden<br />

Bock mit der Elle senkrecht in die Höhe schnippen, um ihn dann in der<br />

Luft wegzuschlagen. Die dabei erreichte Weite wird mit der Elle als Maßeinheit<br />

gemessen und bringt dem Spieler die entsprechende Punktzahl ein.<br />

Gelingt die Bockprobe nicht, d.h. der Bock wird auch nach dem dritten<br />

Versuch vom Werfer in der Luft nicht getroffen, so scheided dieser Spieler<br />

aus und einer seiner Mitspieler ist nun als Werfer an der Reihe.<br />

Variationen:<br />

• Wird bei einer gelungenen Bockprobe der Bock in der Luft gefangen,<br />

ist dieser Werfer ausgeschieden. Nach der ersten erfolgreich<br />

Reifen treiben Tonnreifen schlagen<br />

Die Felge oder der Tonnreifen<br />

wurden mit einem<br />

kurzen Stock geschlagen<br />

und am Laufen gehalten.<br />

„Eine alte Fahrradfelge<br />

war der pure Luxus. Sie<br />

war aber viel beliebter,<br />

weil die vorhandenen<br />

Fassreifen schief und<br />

krumm schlecht zu treiben<br />

waren.“<br />

Beim Fotografen in der<br />

Stadt gab es einen feinen<br />

Holzreifen, der dem erstaunten<br />

kleinen Jungen<br />

vom Land in die Hand gegeben<br />

wurde. Der stellte<br />

im schönsten <strong>Osterwald</strong>er<br />

Platt fest: “Da hebb ek ja<br />

noch garnich mieë truëlt.“<br />

Heinz Hoppe - ca. 1926. Foto: Margarete Bellmer<br />

Ein Reim mit „K“<br />

Kösters kleine Katzenkinder kacken kleine krumme Köttel.<br />

„Über diesen Reim hat sich meine Mutter schon als kleines Kind geärgert.<br />

Meine Großeltern haben sich 1915 ein altes Haus gekauft. Die ehemaligen<br />

Bewohner hießen Köster. Die Großeltern hießen Schröder. Da<br />

aber der Name Schröder früher in <strong>Osterwald</strong> oft vorkam, hatten viele einen<br />

Beinamen. Also Kösterschröder – deswegen also Kösters-Katzenkinder.“,<br />

erinnert sich Marianne Feesche.<br />

23<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


22<br />

Tick an´n Pott für Elfriede - (den Mitspieler, den er gefunden hat).<br />

Dieser Spieler muss sich dann in die Mitte des Kreises stellen. Die Suche<br />

geht weiter, bis alle Mitspieler gefunden sind. Der zuerst gefundene Mitspieler<br />

ist der nächste „Sucher“. Kommt aber jemand von den nicht gefundenen<br />

Mitspielern an den „Pott“ heran und wirft ihn weg und ruft wieder:<br />

Pott ist weg,<br />

können sich alle gefundenen Mitspieler wieder verstecken, und das Spiel<br />

beginnt von vorne.<br />

„Räuber und Gendarm<br />

spielten wir am liebsten bei Braukeln August auf der Brokel. Dort gab es<br />

große Koofhaufen vom Dreschen, denn dort befand sich der Dreschplatz<br />

von Rieckenbergs (Lohndrescherei). Außerdem gab es da gute Verstecke<br />

und andere Kinder, meistens auch schon ältere. Mir hat es immer gefallen,<br />

besonders im Herbst, wenn es schon früher dunkel wurde“, erinnert<br />

sich Karl Streit.<br />

Hahnenkampf<br />

Ein kleines Kampfspiel für Jungen. Die „Kampfhähne“ hüpfen auf einem<br />

Bein und mit verschränkten Armen aufeinander zu und versuchen, sich<br />

durch Anrempeln aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wer die Balance<br />

verliert und nicht mehr auf einem Bein stehen kann oder gar zu Boden<br />

geht, hat den Kampf verloren.<br />

Reiterkampf<br />

Mindestteilnehmer: Vier Jungen. Sie bilden zwei Mannschaften. Der jeweils<br />

größere oder kräftigere nimmt seinen Mannschaftskameraden auf<br />

die Schulter. Dann gehen beide Mannschaften aufeinander zu – der Reiterkampf<br />

kann beginnen. Die Reiter ringen miteinander, die „Pferde“<br />

müssen ihre Standhaftigkeit beweisen und ihre Reiter indirekt unterstützen.<br />

Die Pferde drehen sich geschickt ab, wenn es nötig ist, halten ihre<br />

Reiter so fest, dass sie nicht durch den Gegner vom Pferd gezogen werden<br />

können. Verlierer ist die Mannschaft, deren Reiter zu Boden geht.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

abgeschlossenen Bockprobe hat der Werfer nun eine zweite, schwierigere<br />

auszuführen, die darin besteht, dass der Bock zweimal in der<br />

Luft berührt werden muss, ehe er weggeschlagen werden darf. Gelingt<br />

diese Übung, wird die erziele Weite nun mit dem Bock anstelle<br />

der Elle gemessen.<br />

• Kann auf hartem Untergrund keine Rille in den Erdboden geritzt<br />

werden, wird dort eine Markierung angebracht und der Bock aus der<br />

Hand abgeschlagen.<br />

Als MitspielerInnen erinnert sich Gisela Schmidt besonders an Fred Bansemer,<br />

Konrad Zindler, Dieter Nordmeyer, Wolfgang Scholz, Ilse Günther,<br />

Gisela Jathe, Ingrid Goldau, Gerd Burkhard und Waltraut Scharnhorst.<br />

Pindopp<br />

Der Pindopp ist ein Holzkreisel, der mit einer Peitsche<br />

getrieben wird.<br />

„Es ist gar nicht so einfach, den Pindopp in Gang zu<br />

halten. Wer Schwierigkeiten hat, den Pindopp zu<br />

starten, steckt ihn in den Sand und versucht auf diese<br />

Weise, den Pindopp ruhig zu halten, während die<br />

Peitsche ihn in Bewegung bringt.“ Karl Streit<br />

Dosen– und Stelzenlaufen<br />

Die hohen Blechdosen, die auch beim Hausschlachten nicht mehr zu<br />

gebrauchen waren, wurden von uns Kindern gern zum Stelzenlaufen genommen.<br />

„Mein Opa hat in zwei gleich hohe Dosen (für jeden Fuß eine) jeweils<br />

zwei gegenüberliegende Löcher gebohrt. Wir brauchten reißfesten Bindfaden<br />

zum Durchziehen und konnten dann mit beiden Händen in die Schlaufen<br />

fassen und starten.<br />

Ansonsten waren lange Bohnenstangen besser geeignet echte Stelzen zu<br />

bauen. Davon träumten wir. Solche Stelzen wollten wir uns bauen.<br />

„Oma Wiebe, die Oma von Friedrich Wiebe, schimpfte gehörig, als sie<br />

uns dabei erwischte, wie wir gerade ihre Bohnenstangen benutzen wollten.<br />

Dazu wollten wir dieses Mal die dickeren Stangen nehmen, da wir mit<br />

den dünnen schon einige Bruchlandungen erlebt hatten.“ Karl Streit<br />

7<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


8<br />

Ballprobe<br />

Für dieses Spiel<br />

benötigen wir einen<br />

Ball. Es kann<br />

auch mit mehreren<br />

Kindern gespielt<br />

werden. Damals<br />

wollte jeder gern<br />

anfangen. Da gab<br />

es schon manches<br />

Mal Streit. Als wir<br />

uns nach langem<br />

Hin und Her geeinigt<br />

hatten, ging es<br />

endlich los:<br />

Ein Mädchen<br />

nahm den Ball in<br />

die Hand und warf<br />

ihn an die Wand,<br />

(ca 1- Meter Abstand). Zuerst wurden 10 Schläge mit der Faust geschlagen.<br />

Dann mit dem Handrücken, mit dem Arm, mit der Brust, mit dem<br />

Knie und mit dem Kopf. Wer dann alles geschafft hatte war die Siegerin.<br />

„Aber der Ball fiel auch oft zwischendurch auf die Erde. Da waren manche<br />

Mädchen ganz schön wütend; ja sogar zickig. Vor allen Dingen, wenn<br />

es denn beim zweiten Durchgang auch ´mal wieder nicht geklappt hat.“<br />

„An dieses Spiel erinnere ich mich sehr gerne. Den Ball, das heißt zwei<br />

Bälle, hat mir mein Vater aus der Kriegsgefangenschaft geschickt. Ich<br />

habe mich so darüber gefreut. Die waren sehr schön. – Aber jetzt kommt<br />

es. Den einen schenkte meine Mutter der Tochter einer sehr guten Kundin.<br />

(Meine Mutter war Hausschneiderin.) Was war ich anfangs traurig. Aber<br />

das hat sich dann bald gelegt. Meine Mutter hat anschließend mit mir in<br />

aller Ruhe und ganz vernünftig gesprochen. Es waren ja auch schlechte<br />

Zeiten. Da musste man eben teilen. Das habe ich ja auch eingesehen.“ -<br />

so erinnert sich Marianne Feesche<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Ilsemarie Dobrunz (Homeyer), Sieglinde Altmann (Körber),<br />

Inge Niemann (Jathe), Elfriede Anders (Marx)<br />

Foto: Elfriede Anders<br />

„Ochsenfussball“ Köppen, ein Kopfballspiel<br />

Zwei Mannschaften, jeweils ein bis drei Kinder, spielen in einem Spielfeld<br />

von mindestens drei x vier Meter Größe gegeneinander. Jede Mannschaft<br />

versucht, möglichst viele Kopfballtore zu erzielen. Dazu tritt ein<br />

Spieler an den hinteren Rand seines Spielfeldes, wirft den Ball in die Luft<br />

und versucht, mit einem kräftigen Kopfstoß den Ball im gegnerischen<br />

Spielfeld unterzubringen. Wenn dies gelingt, hat er ein Kopfballtor erzielt,<br />

und es steht 1:0. Der Gegner versucht, dies natürlich zu verhindern,<br />

indem er mit Fuß- und Kopfabwehr den Ball ins gegenüberliegende Feld<br />

zurückspielt. Wird das nicht geschafft, hat der Gegner einen neuen Versuch<br />

frei. Nur wenn der Kopfball den Erdboden berührt, wurde ein Tor<br />

erzielt.<br />

Vor jedem Spielbeginn wird vereinbart, wie viele Versuche (Kopfbälle)<br />

jeder Spieler hat.<br />

„Als wir in der Besatzungszeit nach dem Krieg ein Fußballspiel einer britischen<br />

Mannschaft sahen, begeisterte uns deren Kopfballspiel so sehr,<br />

dass wir am nächsten Tage schon mit dem „Köppen“ begannen. Als wir<br />

Tage und Wochen danach immer noch das Kopfballspiel auf dem Schulhof<br />

übten, ärgerte sich der Lehrer Küker darüber und nannte es:<br />

„Ochsenfußball“ – ein Name, der uns nicht störte.“ Nicht nur die Spielweise,<br />

sondern auch unsere gerötete Stirn und der „dunkle Haaransatz“<br />

(Kohlasche war auf dem Schulhof!) mögen ihn zu dieser Wortschöpfung<br />

inspiriert haben“, erinnert Karl Streit.<br />

Tick an´n Pott, im Schüienlocke und auf Mesterhenjen<br />

Hof<br />

„Tick an´n Pott“ ist abgeleitet vom „Versteckspiel“. Vor Spielbeginn<br />

wird abge<strong>tenter</strong>t, wer die Mitspieler suchen muss. Zu Spielbeginn wird<br />

ein Kreis aufgezeichnet. In die Mitte stellt man den „Pott“, meist eine alte<br />

Blechdose. Danach nimmt einer der Mitspieler den „Pott“, wirft ihn weit<br />

weg und ruft dabei:<br />

Pott ist weg!<br />

In dieser Zeit verstecken sich alle Mitspieler. Der „Sucher“ muss den<br />

„Pott“ holen und in die Mitte des Kreises stellen, dann kann er mit der<br />

Suche beginnen.<br />

Wenn er jemanden gefunden hat, läuft er schnell zum „Pott“ und ruft:<br />

21<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


20<br />

Topfschlagen<br />

Einem Kind werden die Augen verbunden. Es muss einen längeren Stock<br />

in die Hand nehmen. In einem vorher festgelegten Bereich steht ein Topf.<br />

Dann wird das Kind mit der Binde um die Augen einige Male um die eigene<br />

Achse gedreht. Es soll nun den Topf suchen, indem es mit dem<br />

Stock den Boden abtastet und zuschlägt, wo es den Topf vermutet. Entfernt<br />

sich das Kind zu weit von dem gesuchten Topf, kann es durch Zurufe<br />

wie<br />

kalt, kalt, kälter<br />

in die richtige Richtung gelenkt werden.<br />

Sobald das Kind den Topf geschlagen hat, wird es von der Binde befreit.<br />

Wer es in der kürzesten Zeit schafft, hat gewonnen.<br />

Eine kleine Geburtstagsgesellschaft sitzt 1937 hier aufgereiht im Gras.<br />

Hermann Lübbert, Lieselotte und Helga Oberhaus, Margarete Hoppe<br />

(Bellmer), Bernhard Romberg und dessen Vater. Gefeiert wurde mit Kakao<br />

und Kuchen, Topfschlagen und Verstecken rund um Haus und Scheune.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Murmeln – Gickseln – Knickern<br />

„Löcher für die Murmeln wurden in den Padweg gebohrt – da stolperten<br />

die Leute oft über die Löcher. Und oftmals waren die Löcher auch im<br />

„Sommerweg“<br />

Murmeln oder Knickern spielt man im Freien mit kleineren Ton- oder<br />

größeren Glaskugeln. Für die Kugeln bestehen bei den Kindern<br />

„Umrechnungskurse“. So entsprechen etwa fünf Tonkugeln einer Glaskugel.<br />

Zum Spiel: Es wird eine kleine Grube von der Größe einer Kaffeetasse<br />

ausgehoben. Dann stellen sich die Kinder in einer Entfernung von zweidrei<br />

Meter auf und versuchen nacheinander, eine bis drei Kugeln in die<br />

Grube zu rollen. Dies wird nur selten auf Anhieb gelingen. Nach der ersten<br />

Runde bemühen sich die Kinder darum, eine beliebige Kugel mit gekrümmtem<br />

Zeigefinger in die Grube zu befördern. Wer beim ersten Versuch<br />

Erfolg hat, darf weitermachen, solange er Glück hat. Der gesamte<br />

Grubeninhalt gehört dem Kind, das als erstes alle seine Kugeln in die Grube<br />

befördert.<br />

• Bei anderer Spielweise kann jeder sofort die Kugeln an sich nehmen,<br />

die er in die Grube befördert hat.<br />

Hinkeln<br />

Es gibt mehrere Spielregeln. Wir Mädchen am<br />

Schuldamm haben das so gespielt: Wir malten uns<br />

einen Hinkelkasten auf.<br />

Jede Mitspielerin hatte einen Hinkelstein<br />

– eine Porzellanscherbe oder einen flachen<br />

Stein. Dann warfen wir den Stein in den<br />

ersten Kasten und hinkelten mit einem Bein in jedes<br />

Feld. In dem Kasten mit dem X durften wir<br />

uns ausruhen; also auf beide Füße stellen. Dann<br />

ging es mit einem Bein wieder zurück. Der Stein,<br />

der im ersten Kasten lag, musste dann aufgehoben<br />

werden. Danach kamen die anderen Mädchen an<br />

die Reihe. Wenn alle durch waren, wurde der Stein<br />

in den zweiten Kasten geworfen, dann in den dritten usw.<br />

Aber wer beim Hinkeln doch mit zwei Beinen auftrat, oder auf den Strich<br />

trat, musste ausscheiden.<br />

9<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


10<br />

• Dieses Spiel kann auch anders gespielt werden. Statt den Hinkelstein<br />

mit der Hand aufzuheben und weiterzuhinkeln, schnippt man<br />

den Stein mit dem Fuß weiter.<br />

„So haben wir es aber selten gespielt. Unsere Schuhsohlen hätten zu sehr<br />

gelitten – es waren ja schlechte Zeiten.“<br />

Hüpfspiele gibt es in großer Zahl, aber alle verbindet ein Grundprinzip:<br />

Das Spielfeld wird mit einem Stöckchen in den Erdboden<br />

geritzt oder mit Kreide auf das Pflaster gemalt. Beim<br />

Springen dürfen die Linien der Spielfelder nicht betreten<br />

werden. In die geteilten Felder tritt das springende Kind<br />

im allgemeinen mit einem Fuß, in die großen mit beiden<br />

Füßen. Es gibt folgende Sprungarten: beidbeinig vorwärts,<br />

einbeinig vorwärts, beidbeinig vorwärts mit einer<br />

halben Drehung in der Luft, so dass das Kind nach diesem<br />

Sprung in Richtung Startplatz schaut. Beidbeinig<br />

rückwärts, einbeinig rückwärts, Sprung mit gekreuzten<br />

Beinen, einbeinig mit einem Steinchen auf dem angehobenen<br />

Fuß. Sprung mit geschlossenen Beinen. Das Steinchen<br />

wird vor dem ersten Sprung auf ein beliebiges oder<br />

vorher festgelegtes Feld geworfen. Das<br />

Steinchen muss nach dem Sprung in<br />

das betreffende Feld aufgehoben,<br />

bzw. mit dem Fuß in das nächste Feld<br />

gestoßen werden. Im Feld mit dem Himmel darf man<br />

sich ausruhen – die Hölle muss übersprungen werden.<br />

Wird das gesamte fehlerfrei überwunden, darf das<br />

Kind ein beliebiges Feld (aber nicht den Himmel)<br />

„schließen“. Dieses Feld ist dann für alle anderen Mitspieler<br />

tabu, während das Kind selbst sich dort ausruhen<br />

kann. Die „geschlossenen“ Felder werden markiert.<br />

Häufig entfällt die „Hölle“, die auch „Erde“ genannt<br />

werden kann. Die Spieler müssen grundsätzlich<br />

schnell springen. Bei größeren Spielflächen wird häufig so gespielt, dass<br />

die gesamte Strecke hin und her mit möglichst wenigen Sprüngen zu überwinden<br />

ist. Das Kind wirft den Stein in das Feld, von dem es glaubt, es<br />

gerade noch erreichen zu können. Gelingt der Sprung, wird der Stein aufgenommen<br />

und in den Himmel geworfen. Fällt der Stein auf eine Linie<br />

oder berührt das Kind beim Sprung eine Linie, so muss von vorne begon-<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Ein Bauer fuhr ins Holz<br />

Jemand beginnt, alle singen:<br />

Ein Bauer fuhr ins Holz,<br />

ein Bauer fuhr ins Holz,<br />

hejo dihejo, hejo dihejo,<br />

ein Bauer fuhr ins Holz.<br />

Der Bauer nimmt einen Mitspieler aus der Gruppe der Umstehenden an<br />

die Hand und alle singen weiter, während die Reihe immer länger wird.<br />

„Der Bauer nimmt die Frau,<br />

hejo dihejo …<br />

Die Frau, die nimmt das Kind … Das Kind, das nimmt den Hund … Der<br />

Hund, der nimmt die Katz ... Die Katz, die nimmt die Maus … Wie sich<br />

das Spiel letztlich auflöst, hängt vom Spielmacher ab.<br />

„In meiner Klasse war ein Mädchen, das bei den Spielen oft den Ton angegeben<br />

hat.“, erinnert sich Margarete Bellmer. „Von ihr hing das Ende<br />

ab. Beispielsweise wurde von ihr, wenn sie der Bauer war, die lange Reihe<br />

von Kindern wild über den Hof gerissen. Das Kind am Ende hatte es<br />

dabei nicht leicht.“<br />

O: Liselotte Bürger, Ingrid Goldau, Maria Rieger<br />

M: Hannah Blasczyk, Ulla Westermann, Gisela Jathe, Edith Körber<br />

U: Karin Knappe, Ilse Günther, Renate Langer<br />

Radtour mit der Schule im Mai 1954, Mädchen des 7. Schuljahres,<br />

Foto von Gisela Schmidt<br />

19<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


18<br />

„Anklunschern“ Verkleidungsspiele<br />

Pastor: Marianne Feesche, geb. Schmidt, Braut: Monika Hoffmann, geb. Heimann, Bräutigam:<br />

Gretel Mücke, geb. Scheitauer, Gäste: Helga Osterode, geb. Nordmeyer�, Erika<br />

Schröder, geb. Laqua, Ingrid Hering, geb. Schulze, Renate Mühlenbrink, geb. Nordmeyer,<br />

Ingrid Baumgarte, geb. Seegelke, Blumenstreu-Kind: Heinz Schmidt.<br />

Die Aufnahme entstand ca. 1950 auf dem Hof von Familie Mühlenbrink.<br />

Foto: Marianne Feesche<br />

„Als Kind kommt man<br />

ja auf die witzigsten<br />

Ideen. Wir könnten ja<br />

´mal Hochzeit spielen,<br />

kam uns in den Sinn.<br />

Von den Vätern wurden<br />

schnell ein paar Hüte<br />

geholt, die Braut bekam<br />

einen Schleier aus alten<br />

Gardinen. Der Pastor<br />

bekam ein Bäffchen aus<br />

Papier, der Hut wurde nach innen gekrempelt<br />

und dann konnte der Traugottesdienst beginnen.“<br />

Marianne Feesche<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

57 Jahre später<br />

Foto: Werner Hoffmann<br />

nen werden. Sind Felder geschlossen worden, z.B. Feld eins bis vier, muss<br />

der erste Sprung bis Feld fünf oder sechs gehen bzw. mit je einem Fuß in<br />

eines der Felder.<br />

Em-pom-pie<br />

Bei diesem Spiel wird gesungen:<br />

Em pom pie, fiedemie, fidenoska,<br />

empompie, empompa -<br />

und zwar immer wieder und immer<br />

schneller.<br />

Es wird paarweise gespielt. Andere<br />

kucken zu. Wenn sich eine Spielerin<br />

Marianne Feesche …<br />

vertan hat (also falsch geschlagen<br />

hat), muss sie ausscheiden.<br />

Also; es geht los:<br />

Zwei sitzen sich gegenüber. Mit den<br />

Händen hauen sie sich auf die Oberschenkel,<br />

dann klatschen sie in die<br />

Hände; dann überkreuz in die Handflächen;<br />

dann wieder jeder für sich in<br />

die Hand. Danach dann wieder gerade<br />

in die Handflächen der anderen<br />

Mitspielerin. Dann überkreuzt jeder<br />

und Elfriede Anders<br />

die Arme und schlägt sich an die<br />

Brust. Dieses Spiel wird so lange gespielt, bis eine aus dem Takt kommt<br />

und sich verheddert, denn es soll ja immer schneller gesungen und gespielt<br />

werden.<br />

Die goldene Brücke<br />

Zwei Kinder stehen sich gegenüber und bilden mit ihren erhobenen und<br />

verschränkten Händen ein Tor und singen mit den anderen:<br />

Ziehe durch, ziehe durch,<br />

durch die gold´ne Brücke.<br />

Sie ist entzwei, sie ist entzwei,<br />

wer kann sie wieder flicken?<br />

Mit was denn, mit was denn?<br />

Mit lauter grünem Gras denn.<br />

11<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


12<br />

Die anderen Kinder bilden nach und nach eine Kette, wobei jedes die<br />

Hände auf die Schultern des Vordermannes oder -mädchens legt. So ziehen<br />

sie gebückt durch das Tor. Die Brückenkinder und alle anderen singen<br />

dabei weiter:<br />

Der Erste kommt,<br />

der Zweite kommt,<br />

der Dritte kommt,<br />

der Vierte muss gefangen sein.<br />

Die Schlange zieht mal schneller mal langsamer durch die Brücke und die<br />

Brückenkinder deuten mal an, dass sie die Arme sinken lassen, um den<br />

„Vierten“ zu fangen und schlagen dann unvermutet zu.<br />

Zu Beginn des Spiels<br />

haben die Brückenkinder<br />

je einen Gegenstand,<br />

der entweder für<br />

den Engel oder für den<br />

Teufel stehen soll<br />

(z.B. Kirschen und<br />

Erdbeeren). Flüsternd<br />

fragen sie die Gefangenen:<br />

„Was isst Du<br />

lieber, Kirschen oder<br />

Erdbeeren? Flüsternd<br />

antworten die, und<br />

müssen nach der Wahl<br />

hinter dem Engel oder<br />

dem Teufel stehen, wissen aber nicht, wo sie sich befinden. Wenn nach<br />

der ständigen Wiederholung des Gesanges schließlich alle gefangen sind,<br />

nehmen die Brückenkinder die Engel und wiegen sie auf den Armen und<br />

Händen und singen:<br />

Wir tragen, wir tragen<br />

die Engel in das Himmelreich hinein.<br />

Die Teufel werden umfasst und gerüttelt, geschüttelt und anschließend<br />

weggeschleudert. Dazu singen die Brückenkinder:<br />

Die Teufel werden gerüttelt, geschüttelt<br />

zum Himmel hinaus ins feurige Haus.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Hildegard Krasel (Ronge), Ilsemarie Dobrunz (Homeyer),<br />

Elfriede Anders (Marx) Foto: Elfriede Anders<br />

Schornsteinfeger:<br />

Mädchen willst Du mit mir gehen?<br />

Alle:<br />

Mädchen willst Du mit mir gehen? Mit mir gehen. Mädchen willst<br />

Du mit mir gehen?<br />

Mädchen:<br />

Muss ich erst den Vater fragen….<br />

Alle:<br />

Muss ich erst den Vater fragen. Vater fragen. Muss ich erst den Vater<br />

fragen.<br />

Dabei gehen der Schornsteinfeger und das Mädchen Hand in Hand im<br />

Kreis herum, bis das Mädchen vor einem Kind stehen bleibt.<br />

Mädchen:<br />

Vater, darf ich mit ihm gehen?<br />

Alle:<br />

Vater, darf ich mit ihm gehen ...<br />

Vater:<br />

Nein, mein Kind, das darfst Du nicht!<br />

Alle:<br />

Nein, mein Kind, das darfst Du nicht!<br />

Anschließend versuchen der Schornsteinfeger und das Mädchen zu fliehen.<br />

Dabei singen alle:<br />

Da liefen sie zum Tor hinaus, da liefen sie zum Tor hinaus,<br />

Tor hinaus. Da liefen sie zum Tor hinaus.<br />

Die beiden versuchen den Kreis zu durchbrechen. Wenn es ihnen gelungen<br />

ist, singen alle:<br />

Dann feierten sie das Hochzeitsfest.<br />

Dann feierten sie das Hochzeitsfest.<br />

Hochzeitsfest.<br />

Da feierten sie das Hochzeitsfest.<br />

Während des Gesangs kommt das Paar wieder in den Kreis und tanzt im<br />

Kreis herum.<br />

17<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


16<br />

Erraten die Wartenden das Handwerk nicht, können die aus dem Morgenland<br />

noch einmal kommen und das Spiel von vorn beginnen. Wird der Beruf<br />

erraten, wechseln die Gruppen die Seiten und ein neues Spiel beginnt.<br />

Pinke panke, Smett ist kranke. Wu schall he wuhnen,<br />

ünnen oder boben?<br />

Dieses ist ein Spiel mit geballten Händen. In eine Faust kommt ein kleines<br />

Teilchen (Streichholz, Stein oder Knopf). Die anderen Kinder dürfen es<br />

aber nicht sehen. Die geballten Hände werden abwechselnd übereinander<br />

gehauen; die Kinder müssen raten, in welcher Hand das Teilchen versteckt<br />

ist. Dabei wird gesungen. Wer richtig geraten hat, darf wieder neu<br />

beginnen.<br />

Schornsteinfeger ging spazieren<br />

Alle Kinder bilden einen Kreis. Eines wird durch Ab<strong>tenter</strong>n zum Schornsteinfeger<br />

bestimmt. Der Schornsteinfeger geht im Kreis herum und alle<br />

singen:<br />

Schornsteinfeger ging spaziern,<br />

Schronsteinfeger ging spaziern,<br />

ging spaziern.<br />

Schornsteinfeger ging spaziern.<br />

Kam er an ein schönes Haus,<br />

Kam er an ein schönes Haus,<br />

schönes Haus.<br />

Kam er an ein schönes Haus.<br />

Schaut ein schönes Mädchen raus …<br />

Da bleibt der Schornsteinfeger vor einem Mädchen im Kreis stehen, während<br />

alle weitersingen:<br />

Schaut ein schönes Mädchen raus,<br />

Mädchen raus.<br />

Schaut ein schönes Mädchen raus.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Verstecken mit Abschlagen – auf Magerkords Hof<br />

Eine Stelle an einer Wand<br />

oder an einem Baum wird<br />

als Mal zum Anschlagen<br />

bestimmt. Durch Auszählen<br />

wird ein Kind als Suchendes<br />

ausgewählt. Es<br />

stellt sich mit dem Gesicht<br />

zum Mal, verdeckt seine<br />

Augen und zählt bis zu<br />

einer vereinbarten Zahl<br />

(z.B. bis 50 oder 100).<br />

Dann ruft es:<br />

Eins-zwei-drei-vier<br />

Eckstein, alles muss<br />

versteckt sein! Hinter<br />

mir und vorder<br />

mir, rechts und links<br />

das gildet nicht. Eins<br />

–zwei-drei: Ich komme!<br />

Währenddessen laufen die<br />

Mitspieler zu einem Versteck.<br />

Nach „Ich komme"<br />

darf das Kind mit der Suche<br />

beginnen. Hat es ein<br />

anders Kind entdeckt, läuft es<br />

zum Mal und ruft:<br />

eins, zwei, drei für . . .<br />

Sieglinde Altmann (Körber), Ilsemarie Dobrunz<br />

(Homeyer), Elfriede Anders (Marx)<br />

Foto: Elfriede Anders<br />

(Name des gefundenen Kindes)". Das Kind ist damit abgeschlagen. Wenn<br />

das gefundene Kind, oder ein anderes, das Mal jedoch vor dem Suchenden<br />

erreicht, kann es sich selber abschlagen:<br />

eins, zwei, drei für mich.<br />

Das zuerst abgeschlagene Kind muss beim nächsten Mal suchen. Haben<br />

sich alle freigeschlagen, ist das suchende Kind noch einmal dran.<br />

13<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>


14<br />

Landstechen<br />

Gisela Schmidt<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong><br />

Auf nicht zu hartem Erdreich wird<br />

ein etwa ein qm großes Feld abgezeichnet.<br />

Das Feld wird in zwei<br />

gleiche Teile aufgeteilt. Mit einem<br />

geeigneten Messer wird nun versucht,<br />

aus geringer Höhe im gegnerischen<br />

Feld ein Stück<br />

„abzustechen“, indem das Messer<br />

in das gegnerische Landstück geschleudert<br />

wird. Bleibt das Messer<br />

in der Erde stecken, wird in der<br />

Richtung der Messerschneide eine<br />

neue Grenzlinie gezogen; also das<br />

„abgesteckte“ Land dem Gegner<br />

weggenommen. Fällt das Messer beim Absteckversuch um, ist der Gegner<br />

am Zug und versucht nun, sein verlorenes Land wiederzugewinnen oder<br />

sogar sein Feld noch zu vergrößern. Wenn ein Spieler so viel „Land“ ver-<br />

Elfriede Anders, Gisela Schmidt, Marianne Sarstedt, Karl Streit<br />

loren hat, dass er<br />

in seinem Feld<br />

nicht mehr stehen<br />

kann, dann muss<br />

er heraustreten<br />

und es zulassen,<br />

dass sein Gegner<br />

mit drei gültigen<br />

Stechversuchen in<br />

sein verbliebenes,<br />

kleines Feld nun<br />

der Sieger im<br />

Landstechen ist.<br />

„Als Messer nah-<br />

men wir Kartoffelschälemesser aus der Küche“, erinnert sich Margarete<br />

Bellmer, „…und wenn die Klinge abgebrochen war, wurde sie wieder angeschliffen“,<br />

berichtet Karl Streit. Gisela Schmidt ist im Gedächtnis<br />

geblieben, dass „die Jungen ein Fahrtenmesser hatten – wir nur ein Kartoffelschälmesser<br />

aus der Küche“ Ein beliebter Spielplatz hierfür war die<br />

Konradstraße, die auch damals schon so hieß.<br />

Mutter, Mutter, wie viel Schritte darf ich gehen<br />

Ein Spieler, die Mutter, die durch ab<strong>tenter</strong>n bestimmt<br />

ist, stellt sich mit dem Gesicht zur Wand -<br />

bei uns war das die Wand links neben der Schultür<br />

in Oberende. In einem großen Abstand zu ihr,<br />

hinter ihrem Rücken, stellen sich beliebig viele<br />

MitspielerInnen und fragen:<br />

Mutter, Mutter, wie viel Schritte darf ich<br />

gehen?<br />

Die Mutter antwortet z.B.:<br />

Grün darf drei Riesenschritte gehen.<br />

Wer etwas in der Farbe Grün trägt, geht jetzt die<br />

drei Riesenschritte zur Mutter hin. Die Mutter<br />

sagt sehr unterschiedliche Schritte an, z.B. Mäuseschritte,<br />

Entenschritte, Trippelschritte. Der Mitspieler,<br />

der mit seinen Schritten zuerst bei der Mutter<br />

ist, darf im nächsten Spiel, das nun beginnt, die<br />

Mutter sein. Alles von vorn, so lange es Spaß macht.<br />

15<br />

Marianne Feesche, um<br />

1945<br />

Rad mit Vollgummireifen<br />

Foto: Marianne Feesche<br />

Wir kommen aus dem Morgenland<br />

Es bilden sich zwei Gruppen. Die eine steht an der Hauswand, die Kinder<br />

der anderen Gruppe verabreden untereinander, welchen Beruf sie vorstellen<br />

wollen. Ist das verabredet, stellen sie sich in einer Reihe auf und gehen<br />

singend auf die Wartenden zu.<br />

Wir kommen aus dem Morgenland,<br />

die Sonne hat uns schwarz gebrannt,<br />

wir sehen aus wie Mohren<br />

und haben gold´ne Ohren.<br />

Die fragen:<br />

Was seid ihr für Leute?<br />

Die Antwort:<br />

Ganz ehrliche.<br />

Die Wartenden:<br />

Zeigt Euer Handwerk.<br />

Jetzt zeigen die Morgenländer mit mehr oder weniger deutlichen Gesten<br />

pantomimisch ihr Handwerk. Z.B. Maurer, Wäscherinnen, Kutscher. Sie<br />

zeigen dabei typische, aber nicht leicht zu erratende Handlungen.<br />

Alte Spiele in <strong>Osterwald</strong>

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