Takte_2_19
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[t]akte<br />
Das Bärenreiter-Magazin<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Informationen für<br />
Bühne und Orchester<br />
Widerläufer zwischen Nord und Süd:<br />
Manfred Trojahn wird 70<br />
Der bekannte Unbekannte:<br />
Engelbert Humperdincks Opern<br />
Die sinfonischen Dichtungen<br />
von Camille Saint-Saëns
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
4 9 11 12<br />
14 16 18 20<br />
Arkadien atmet auf<br />
Händels „Il pastor fido“ in der<br />
Hallischen Händel-Ausgabe<br />
In seiner Anlage ist Händels<br />
„Il pastor fido“ ein eher bescheidenes<br />
Werk. Musik und<br />
Handlung aber bieten vielfältige<br />
Möglichkeiten zu einem<br />
effektvollen Theatererlebnis.<br />
Nicht immer nur die<br />
„Danse macabre“<br />
Die symphonischen Dichtungen<br />
von Camille Saint-Saëns<br />
Mit seinen vier symphonischen<br />
Dichtungen stellt sich<br />
Camille Saint-Saëns entschieden<br />
in die Tradition von<br />
Hector Berlioz und Franz Liszt.<br />
Die kritischen Erstausgaben<br />
bieten Gelegenheit für neue<br />
Interpretationen auf verlässlicher<br />
Quellengrundlage, nicht<br />
nur im Gedenkjahr 2021 (100.<br />
Todestag).<br />
„Pure Freude, dieses Stück<br />
zu spielen“<br />
Frank Peter Zimmermann über<br />
Bohuslav Martinůs Violinkonzerte<br />
Mit den Berliner Philharmonikern<br />
hat Frank Peter Zimmermann<br />
schon beide Violinkonzerte<br />
von Bohuslav Martinů<br />
aufgeführt. Im Interview<br />
spricht der Geiger über die<br />
Schönheiten und Herausforderungen<br />
dieser Werke.<br />
Der bekannte Unbekannte<br />
Engelbert Humperdinck vor<br />
dem 100. Todestag am<br />
27. September 2021<br />
„Hänsel und Gretel“ hat<br />
seinen Stammplatz unter<br />
den meistgespielten Opern.<br />
Aber darüber hinaus bieten<br />
Humperdincks Märchenopern,<br />
Schauspielmusiken und<br />
Orchesterwerke reichlich Gelegenheit<br />
zu Entdeckungen.<br />
Cilea oder Die Wahrheit des<br />
Gesangs<br />
Die Opern Francesco Cileas<br />
(Teil 1)<br />
Francesco Cileas schmales<br />
Opernschaffen nimmt eine<br />
singuläre Position im veristischen<br />
Musiktheater ein.<br />
Drachen gibt es auch heute noch<br />
Paul Dessaus Oper „Lanzelot“<br />
wird wieder aufgeführt<br />
Fünfzig Jahre nach der Uraufführung<br />
gelangt Paul Dessaus<br />
Oper „Lanzelot“ in der ursprünglichen<br />
Fassung wieder<br />
auf die Bühne. Die Theater in<br />
Weimar und Erfurt nehmen<br />
sich ihrer an.<br />
Ein Widerläufer zwischen<br />
Nord und Süd<br />
Einiges über Manfred Trojahn:<br />
seine Positionen, Orchestermusik<br />
und Opern<br />
Am 22. Oktober wird Manfred<br />
Trojahn 70 Jahre alt. Für eine<br />
Lebens- und Schaffensbilanz<br />
ist es zu früh. Gerhard R. Koch<br />
aber zeichnet Linien und Wegmarken<br />
im Werk des Komponisten<br />
nach.<br />
Lebensstürme<br />
Zum Tode des Komponisten<br />
Heinz Winbeck<br />
Heinz Winbeck starb im März<br />
20<strong>19</strong> in Regensburg. Leonhard<br />
Scheuch, der Verleger des<br />
Bärenreiter-Verlags, erinnert<br />
sich an die Anfänge und die<br />
langen Jahre der Verlagsbeziehung<br />
zu dem Komponisten.<br />
Oper<br />
Arkadien atmet auf<br />
Händels „Il pastor fido“ in der<br />
Hallischen Händel-Ausgabe 4<br />
Fragment und Frühfassung<br />
zugleich<br />
Georg Friedrich Händels<br />
„Fernando“ 5<br />
Sängerische Herausforderung<br />
damals wie heute<br />
Glucks „Atto di Bauci e<br />
Filemone“ 6<br />
„Faust est ressuscité! Faust<br />
vient de renaître!“<br />
Die Wiederentdeckung der<br />
Dialogfassung von Gounods<br />
„Faust“ auf der Bühne und<br />
auf CD 8<br />
Oper<br />
Der bekannte Unbekannte<br />
Engelbert Humperdinck vor<br />
dem 100. Todestag 12<br />
Cilea oder Die Wahrheit des<br />
Gesangs (Teil 1)<br />
Die Opern Francesco Cileas 14<br />
Drachen gibt es auch heute<br />
noch<br />
Paul Dessaus Oper „Lanzelot“<br />
wird wieder aufgeführt 16<br />
Orchester<br />
Nicht immer nur die<br />
„Danse macabre“<br />
Die symphonischen Dichtungen<br />
von Camille Saint-Saëns 9<br />
Dvořáks beliebtestes<br />
geistliches Werk<br />
Neuedition der Messe<br />
D-Dur op. 86 10<br />
„Pure Freude, dieses Stück<br />
zu spielen“<br />
Frank Peter Zimmermann<br />
über Bohuslav Martinůs Violinkonzerte<br />
11<br />
Porträt<br />
Ein Widerläufer<br />
zwischen Nord und Süd<br />
Einiges über Manfred Trojahn:<br />
seine Positionen, Orchestermusik<br />
und Opern 18<br />
Lebensstürme<br />
Zum Tode des Komponisten<br />
Heinz Winbeck 20<br />
Neue Musik<br />
Innere Stimmen<br />
Zwei neue Werke von<br />
Beat Furrer 17<br />
Zum Tode Georg Katzers 17<br />
Gold, Silber, Purpur<br />
Der Abschluss von Matthias<br />
Pintschers Hohelied-Zyklus 22<br />
Befreiung zum Egoismus<br />
Ľubica Čekovskás Orchesterstück<br />
zum Gedenken an die<br />
Samtene Revolution 23<br />
Mahlers Geister<br />
Andrea Lorenzo Scartazzinis<br />
„Spiriti“ für Orchester 24<br />
Philipp Maintz – aktuell 24<br />
Neue Musik<br />
Dieter Ammann – aktuell 25<br />
Charlotte Seither – aktuell 25<br />
Reise in die Unterwelt<br />
Die Kurzoper „Cave“ von<br />
Tansy Davies 26<br />
Lucia im hellen Wald der<br />
Sprache<br />
Zwei neue Musiktheaterwerke<br />
von Lucia Ronchetti 27<br />
Publikationen / Nachrichten /<br />
Termine<br />
Arien eines Revolutionärs<br />
Eine vierbändige Reihe mit<br />
Glucks Arien aus französischen<br />
Opern 7<br />
Nachrichten 23<br />
Ein ganz Großer tritt ab:<br />
Bernard Haitink 28<br />
Neue Bücher 29<br />
Neue Aufnahmen 30<br />
Termine<br />
Oktober 20<strong>19</strong> – April 2020 31<br />
Titelbild<br />
Georg Friedrich Händels<br />
Rodrigo bei den Internationalen<br />
Händel-Festspielen<br />
Göttingen 20<strong>19</strong> (Musikalische<br />
Leitung: Laurence<br />
Cummings, Inszenierung:<br />
Walter Sutcliff) – (Foto:<br />
Alciro Theodoro da Silva)<br />
Übersetzungen<br />
S. 4 / 26: Ina Rudisile<br />
S. 7: Michael Haag<br />
S. 8: Annette Thein<br />
2 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 3
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Arkadien atmet auf<br />
Händels „Il pastor fido“ in der Hallischen Händel-<br />
Ausgabe<br />
In seiner Anlage ist Händels „Il pastor fido“ ein<br />
eher bescheidenes Werk. Musik und Handlung<br />
aber bieten vielfältige Möglichkeiten zu einem<br />
effektvollen Theatererlebnis.<br />
Fragment und<br />
Frühfassung zugleich<br />
Georg Friedrich Händels „Fernando“<br />
Händels Il pastor fido ist die bescheidenste unter seinen<br />
italienischen Opern: Mit Nummern, die mindestens<br />
zur Hälfte musikalisches Material aus Händels frühen<br />
italienischen Kantaten übernehmen, rückt sie sich<br />
bewusst in die Nähe italienischer Serenaten in pastoralem<br />
Stil. Um die Schlichtheit der pastoralen Formensprache<br />
einzufangen, bediente sich Händel verschiedener<br />
Techniken: des konventionellen Einsatzes hoher<br />
Stimmlagen (lediglich eine Arie wird nicht von Sopran<br />
oder Alt gesungen), der großflächigen Verwendung<br />
monothematischer Da-capo-Arien, einer hohen Dichte<br />
von zurückgenommenen Arien, z. B. Continuo-Arien,<br />
Arien all’unisono (Geigen und/oder Oboen doppeln die<br />
Singstimme, keine Begleitung des Continuos) und Arien<br />
all’ottave (Continuo oktaviert die Streicher).<br />
Dieses so zurückhaltende Werk wird leicht von<br />
Händels größeren Opern überschattet und ist damit<br />
Guarinis Tragicommedia (1590) diametral entgegengesetzt,<br />
die nicht nur in ihrer Länge, sondern auch in<br />
ihrer Bedeutung für Theater, Literatur und Musikgeschichte<br />
gewaltig ist. Zur<br />
kleinen Anlage des Il pastor<br />
fido mag wohl auch<br />
die schwierige finanzielle<br />
Lage der London Operngesellschaft<br />
in der Saison<br />
1712/13 beigetragen haben.<br />
Es leuchtet ein, weshalb<br />
Il pastor fido nicht<br />
als populärere Vorlage für<br />
Opernadaptionen herhalten<br />
konnte: Die originale<br />
Textvorlage auf den Umfang<br />
eines Librettos einzudampfen,<br />
stellte eine<br />
immense Aufgabe dar.<br />
Unter den drastischen<br />
Kürzungen von Händels<br />
Librettist Rossi wurden<br />
aus fünf Akten mit achtzehn<br />
Charakteren drei<br />
Akte mit sechs Rollen. Das<br />
Libretto, nur noch ein dürftiges Gerüst des komplexen<br />
Dramas, geriet in die Kritik. Doch Rossi hatte das Beste<br />
daraus gemacht, um der Geschichte einen roten Faden<br />
zu verleihen und zumindest einen Teil von Guarinis<br />
poetischer Sprache zu bewahren.<br />
Die vereinfachte Handlung: Arkadien leidet unter<br />
dem von einer untreuen Nymphe hervorgerufenen<br />
Fluch, wobei Göttin Diana alljährlich das Opfer einer<br />
Jungfrau verlangt und untreue Frauen mit dem Tod<br />
bestraft. Ein Orakel prophezeit, dass, wenn zwei Kinder<br />
des Himmels in Liebe vereint seien, ein Schäfer<br />
den Fluch brechen wird. Die Nymphe Amarilli, eine<br />
Nachfahrin Pans, und der Jäger Silvio, ein Nachkomme<br />
Verwirrung allüberall: „Il pastor fido“ in Bad<br />
Lauchstädt (Foto: Magdalena Halas)<br />
Herkules’, wurden auserwählt zu heiraten, um Diana<br />
zu besänftigen. Doch Silvio interessiert sich nur für die<br />
Jagd, während Amarilli eigentlich den fremden Schäfer<br />
Mirtillo liebt. Als Silvio von der Nymphe Dorina durch<br />
die Wälder gejagt wird, plant die hinterhältige Nymphe<br />
Eurilla, die ebenfalls in Mirtillo verliebt ist, Amarilli zu<br />
beseitigen. Sie sorgt dafür, dass die beiden Liebenden<br />
zusammen erwischt werden, woraufhin Amarilli zum<br />
Tode verurteilt wird. Mirtillo will an ihrer statt sterben,<br />
wird aber verschont, als ans Licht kommt, dass er<br />
Silvios lang verschollener Bruder ist. Der blinde Seher<br />
Tirenio erkennt Mirtillo als den treuen Schäfer, den das<br />
Orakel geweissagt hat. Mirtillo heiratet Amarilli, Silvio<br />
heiratet Dorinda, und Arkadien atmet auf.<br />
Mirtillos Musik ist vorwiegend melancholisch,<br />
Amarilli und Dorinda streifen zuweilen das Tragische.<br />
Im Gegensatz dazu wird Silvio leicht überzeichnet<br />
dargestellt. Der bemerkenswerteste Part jedoch ist<br />
der von Eurilla, dessen Dynamik Eurillas Rolle als<br />
handlungstreibende Figur des Dramas gerecht wird:<br />
Sie hat einen großen Anteil an den Bravourarien, die<br />
strahlender, brillanter und üppiger orchestriert sind<br />
als die der übrigen Charaktere. Das am reichsten instrumentierte<br />
Stück der Oper ist jedoch die Ouvertüre,<br />
die weder Teil des Autographs war, noch der Partitur<br />
in Händels Sammlung. Es ist ein ausgewachsenes<br />
Concerto in sechs Sätzen, das wahrscheinlich im Zuge<br />
einer früheren Komposition entstand.<br />
Die Edition der Hallischen Händel-Ausgabe vergleicht<br />
mehrere Quellen, die Chrysander nicht zur<br />
Verfügung standen, und ist insofern bemerkenswert,<br />
als sie die erste moderne Edition der kompletten Ouvertüre<br />
bereitstellt, ebenso die vollständigen Bühnenanweisungen<br />
des Librettos und das alternative Ende für<br />
Mirtillos und Amarillis Duett im dritten Akt.<br />
Suzana Ograjenšek<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Il pastor fido. Opera in tre atti. HWV 8a. Fassung<br />
der Uraufführung, London 1712. Hrsg. von Suzana<br />
Ograjenšek (Hallische Händel-Ausgabe II/5)<br />
Erstaufführung nach der Neuedition: 1.6.20<strong>19</strong>,<br />
Goethe-Theater Bad Lauchstädt (Händel-Festspiele<br />
Halle), {oh!} Orkiestra Historyczna, Leitung:<br />
Martyna Pastuszka & Marcin Świątkiewicz,<br />
Inszenierung: Daniel Pfluger<br />
Besetzung: Mirtillo (Sopran), Silvio (Kontraalt),<br />
Amarilli (Sopran), Dorinda (Alt), Eurilla (Sopran),<br />
Tirenio (Bass)<br />
Orchester: Flauto traverso I, II, Ob I, II, Fag I, II, Vl<br />
I, II, Va, Vc, Kb, B. c. (Vc, Kb, Fag, Cemb)<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 10714, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Als Händel im Dezember 1731 nach Ezio mit der Komposition<br />
einer weiteren neuen Oper begann, wollte er<br />
zunächst das geografische und historische Milieu des<br />
Vorlagelibrettos Dionisio, Re di Portogallo (Florenz 1707,<br />
Antonio Salvi) beibehalten. Unter dem Titel Fernando,<br />
Re di Castiglia begann Händel, die Geschichte um einen<br />
Machtkampf zwischen König Dionisio und Königssohn<br />
Alfonso zu vertonen, in den der kastilische König Fernando<br />
eingreift. Die Handlung spielt in der früheren<br />
portugiesischen Hauptstadt Coimbra und deren Umgebung<br />
und kann aufgrund der Vermengung historischer<br />
und fiktiver Ereignisse und Personen nur grob in die<br />
Zeit um 1300 eingeordnet werden.<br />
Damit hat Fernando, Re di Castiglia das „modernste“<br />
Sujet aller Händel-Opern nach Tamerlano. Gerade diese<br />
Modernität, die Darstellung eines Vater-Sohn-Konfliktes<br />
im Herrschermilieu mit Parallelen zur englischen<br />
Situation in der Entstehungszeit der Oper, der Handlungsort<br />
im mit England traditionell verbündeten<br />
Portugal sowie die Konfliktlösung durch das Eingreifen<br />
eines Herrschers des mit England und Portugal ebenso<br />
traditionell verfeindeten Spanien, werden Händel und<br />
seinen unbekannten literarischen Mitarbeiter mitten<br />
im Kompositionsprozess bewogen haben, die Handlung<br />
in ein unverfängliches orientalisches Milieu zu<br />
verlegen. So wurde die Oper bis kurz vor dem Ende des<br />
zweiten Aktes als Fernando, Re di Castiglia komponiert,<br />
dann aber als Sosarme, Re di Media vollendet.<br />
Fernando ist damit Fragment und Frühfassung<br />
zugleich. Der Herausgeber Michael Pacholke legte im<br />
Rahmen der Hallischen Händel-Ausgabe von Sosarme<br />
das Fragment Fernando in musikalisch und philologisch<br />
nachvollziehbarer und aufführbarer Form vor.<br />
Im Bärenreiter-Verlag erscheinen in Kürze leihweise<br />
Dirigierpartitur und Stimmen. Der käufliche Klavierauszug<br />
zu Sosarme enthält sämtliche Fernando-Anteile<br />
und komplettiert damit das Aufführungsmaterial.<br />
Tobias Gebauer<br />
Georg Friedrich Händel<br />
Fernando, Re di Castiglia (Fragment). Hrsg. von Michael<br />
Pacholke (Hallische Händel-Ausgabe II/27.2)<br />
Erstaufführung (konzertant) nach der Neuedition:<br />
1.4.2020 London (London Handel Festival), Opera<br />
Settecento, Musikalische Leitung: Leo Duarte<br />
(auch 5.6.2020 Händel-Festspiele Halle)<br />
Besetzung: Dionisio (Tenor), Isabella (Kontraalt),<br />
Alfonso (Kontraalt), Elvida (Sopran), Sancio (Kontraalt),<br />
Fernando (Kontraalt), Altomaro (Bass)<br />
Orchester: Ob I, II, Cor I, II, Tr I, II, Vl I, II, III, Va, Kb,<br />
B.c. (Vc, Kb, Fag, Cemb)<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 10713, BA 10260, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Irrtum, Preisänderung und Lieferungsmöglichkeiten vorbehalten<br />
Lieferbare Bühnenwerke:<br />
Anacréon<br />
Ballet héroïque en un acte (1754)<br />
BA 8851 Part. OOR IV/25 und<br />
KlA (BA 8851-90) käuflich<br />
Castor et Pollux<br />
Tragédie en cinq actes<br />
(1754, compléments de 1763-1764)<br />
BA 8864<br />
Daphnis et Églé<br />
Pastorale héroïque<br />
BA 8862 Part. OOR IV/22 und<br />
KlA (BA 8862-90) käuflich<br />
Neu<br />
Dardanus<br />
Tragédie en un prologue et cinq<br />
actes (1739, 1744)<br />
BA 8854 Part. OOR IV/5 (1739) und<br />
KlA (BA 8854-90) käuflich<br />
Les Fêtes de l’Hymen<br />
et de l‘Amour<br />
Ballet héroïque<br />
en un prologue et trois entrées<br />
BA 8858 Part. OOR IV/14 und<br />
KlA (BA 8858-90) käuflich<br />
Hippolyte et Aricie<br />
Tragédie en cinq actes (1757, 1742)<br />
BA 8853 Part. OOR IV/6 und<br />
KlA (BA 8853-90) käuflich<br />
Neu<br />
Les Indes galantes<br />
Ballet héroïque en un prologue<br />
et quatre actes<br />
BA 8860-01 Part. OOR IV/2,7 und<br />
KlA (BA 8860-90) käuflich<br />
OOR = Opera omnia Rameau<br />
Kritische Gesamtausgabe<br />
der musikalischen Werke<br />
Part. = Partitur<br />
KlA = Klavierauszug<br />
Jean-Philippe<br />
Rameau<br />
Opera omnia<br />
Naïs<br />
Opéra en un prologue et trois actes<br />
BA 8857 Part. OOR IV/18 und<br />
KlA (BA 8857-90) käuflich<br />
Les Paladins<br />
Comédie-ballet en trois actes<br />
BA 8870<br />
Neu<br />
Pigmalion<br />
Acte de ballet<br />
BA 8861-01 Part. OOR IV/16 käuflich<br />
Platée<br />
Ballet bouffon en un prologue<br />
et trois actes<br />
BA 8852 Part. OOR IV/10 und<br />
KlA (BA 8852-90) käuflich<br />
Le Temple de la Gloire<br />
Fête en un prologue et trois actes<br />
BA 8859<br />
Zaïs<br />
Ballet héroïque en un prologue<br />
et quatre actes<br />
BA 8856 Part. OOR IV/15 und<br />
KlA (BA 8856-90) käuflich<br />
Zoroastre<br />
Tragédie en cinq actes<br />
BA 8867<br />
Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Ausführliche Werkeinführungen<br />
zu den Titeln finden Sie unter<br />
www.takte-online.de<br />
Auslieferung weltweit:<br />
Bärenreiter<br />
www.baerenreiter.com<br />
]<br />
4 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 5
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Sängerische Herausforderung<br />
damals wie heute<br />
Glucks „Atto di Bauci e Filemone“<br />
Dem österreichisch-spanischen Hochzeitsanlass<br />
gemäß wird aus dem alten Ehepaar Philemon und<br />
Baucis ein junges Paar. Glucks Einakter „Atto di<br />
Bauci e Filemone“ mit seinen Bravourarien verdient<br />
Wiederaufführungen.<br />
Arien eines<br />
Revolutionärs<br />
Eine vierbändige Reihe mit Glucks Arien aus<br />
französischen Opern<br />
Die nicht zu überschätzende Wirkung der Opern<br />
Christoph Willibald Glucks ist allgemein bekannt.<br />
Eine Reihe mit vier Alben, nach Stimmlagen sortiert,<br />
macht seine Arien jetzt für Unterricht und<br />
Aufführung zugänglich.<br />
Glucks Atto di Bauci e Filemone wurde im Rahmen<br />
prächtiger Hochzeitsfeierlichkeiten für die Erzherzogin<br />
Maria Amalia mit dem Infanten Ferdinand von Spanien<br />
im Sommer 1769 zum ersten Mal am Hoftheater in Parma<br />
aufgeführt. Er ist Teil seiner Feste d’Apollo, eines Auftragswerks<br />
Kaiserin Maria Theresias für die Hochzeit<br />
ihrer Tochter, das aus mehreren Einaktern besteht, die<br />
als Allegorien auf die Feierlichkeiten Bezug nehmen.<br />
Auf einen Prologo folgen drei thematisch unabhängige<br />
Akte pastoralen Charakters, der Atto di Bauci e Filemone,<br />
der Atto d‘Aristeo und der abschließende Atto d‘Orfeo.<br />
Das Libretto zum Atto di Bauci e Filemone stammt<br />
von Luca Antonio Pagnini und basiert auf Ovids Metamorphosen.<br />
Die aus der griechischen Mythologie<br />
stammende Geschichte um das alternde Liebespaar<br />
Philemon und Baucis wird von ihm aber insofern modifiziert,<br />
als er aus dem alternden ein junges Paar macht.<br />
Göttervater Giove kommt als Reisender verkleidet nach<br />
Phrygien, um die Einwohner für ihre Frevel zu bestrafen.<br />
In ländlicher Gegend trifft er auf das Schäferpaar,<br />
das ihn in ihrer einfachen Hütte willkommen heißt.<br />
Giove gibt sich daraufhin zu erkennen und teilt ihnen<br />
bei der Hochzeit mit, dass sie künftig in seinem Tempel<br />
zusammenleben und bei ihrem Tod Halbgötter und<br />
Beschützer der Region werden.<br />
Das Werk besteht aus fünf Szenen, in denen sich nach<br />
einer einleitenden Introduzione vier Arien, zwei Duette,<br />
vier Chöre und ein Instrumentalstück (Tempesta)<br />
mit Rezitativen abwechseln. Von den zwölf geschlossenen<br />
Nummern hat Gluck die Hälfte entsprechend<br />
überarbeitet aus früheren seiner Werke übernommen;<br />
fünf hat er in seinen späteren französischen Werken<br />
wiederverwendet. Das Hoftheater von Parma war unter<br />
seinem Intendanten, dem französischen Minister<br />
Guillaume Du Tillot, sehr interessiert daran, französische<br />
und italienische Kultur miteinander zu verbinden,<br />
Jupiter und Merkur im Hause von Philemon und Baucis. Gemälde von<br />
Jacob Jordaens. North Carolina Museum of Art<br />
und das Herzogtum Parma wurde insbesondere in<br />
seiner Amtszeit ab 1759 zu einem Schmelztiegel beider<br />
Kulturen. So spielen in den Feste d’Apollo und auch im<br />
Atto di Bauci e Filemone neben virtuosen italienischen<br />
Arien und der Verpflichtung eines Soprankastraten<br />
die nach französischem Vorbild in die Handlung<br />
integrierten und überwiegend getanzten Chöre eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Bei den in Parma gefeierten Hochzeitsfeierlichkeiten<br />
hatte man für die Rolle der Bauci die damals<br />
26-jährige Sopranistin Lucrezia Agujari verpflichtet.<br />
Die Stimme der in ganz Europa auftretenden Opernsängerin<br />
erreichte eine außergewöhnliche Höhe. Ihre<br />
große dreiteilige Bravourarie „Il mio pastor tu sei” in<br />
der dritten Szene reicht bis zum g‘‘‘. Leopold Mozart,<br />
der sie zusammen mit seinem Sohn Wolfgang in Parma<br />
gehört hatte, äußerte sich in einem Brief vom 24.<br />
März 1770 zu ihrem außergewöhnlichen stimmlichen<br />
Talent: „In Parma hat uns die Sgra Guari … zum speisen<br />
eingeladen, und hat uns 3 Arien gesungen. daß Sie bis<br />
ins c Sopraacuto solle hinauf singen, war mir nicht zu<br />
glauben möglich: allein die ohren haben mich dessen<br />
überzeuget.“ Als Liebhaber Filemone hatte man den<br />
Soprankastraten Vincenzo Caselli engagiert. Dieser<br />
hatte bei der Uraufführung des Antigono 1755 bereits<br />
als Seconda donna Ismene in einer Gluck-Oper mitgewirkt.<br />
Mozart hörte ihn 1770 in Mantua und berichtete<br />
brieflich an seine Schwester: „die opera zu mantua ist<br />
hübsch gewesen, sie haben den Demetrio gespillet,<br />
… il primo uomo, il musico, singt schön, aber einne<br />
ungleiche stime, er nent sich Casselli“. Die Partie des<br />
Göttervaters Giove sang der Tenor Gaetano Ottani,<br />
der ebenfalls für Gluck kein Unbekannter war, hatte<br />
er doch in seiner Clemenza di Tito 1752 am Teatro San<br />
Carlo in Neapel die Titelrolle gesungen.<br />
Wie damals in Italien üblich, sind weder Partitur<br />
noch Stimmenmaterial des Atto di Bauci e Filemone im<br />
Druck erschienen und nur in zeitgenössischen Handschriften<br />
überliefert. Im Rahmen der Gluck-Gesamtausgabe<br />
wurden die kompletten Feste d’Apollo inzwischen<br />
als wissenschaftlich-kritische Edition erarbeitet.<br />
Gabriele Buschmeier<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
Atto di Bauci e Filemone (Parma 1769). Hrsg. von<br />
Gabriele Buschmeier. Gluck: Sämtliche Werke<br />
III/28, Teilband a.<br />
Besetzung: Bauci (Sopran), Filemone (Sopran),<br />
Giove (Tenore), Chor (SATB)<br />
Orchester: Flauto I,II, Oboe I,II, Fagotto I,II; Corno<br />
I,II, Tromba I,II; Violino I,II, Viola, Bassi, Cembalo<br />
Verlag: Bärenreiter BA 5840, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
Christoph Willibald Gluck (1714–1787) gilt als der große<br />
Opernreformator in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit<br />
Ranieri de’ Calzabigi brachte er eine Reform der italienischen<br />
Opera seria auf den Weg, wie sie in seinem<br />
Orfeo (1762) verwirklicht wurde. Mit Calzabigi sowie<br />
der Unterstützung durch den Choreographen Gasparo<br />
Angiolini hatte er bereits einige Monate zuvor Don<br />
Juan ou Le Festin de pierre als erstes Beispiel für ein<br />
Handlungsballett entworfen. Unter dem Einfluss der<br />
Dauphine und späteren Königin Marie-Antoinette<br />
ließ er sich 1773 in Paris nieder. Dort gelang es ihm<br />
mit der Hilfe einiger Librettisten und Übersetzer wie<br />
Pierre-Louis Moline, François-Louis Gand Le Bland Du<br />
Roullet oder Nicolas-François Guillard innerhalb weniger<br />
Jahre, die Gattung der französischen „tragédie<br />
en musique“ zu erneuern. Glucks Iphigénie en Aulide<br />
(1774) war ein noch größerer ästhetischer Schock für<br />
das Publikum als seinerzeit Rameaus Hippolyte et<br />
Aricie. Die Vertonung von Armide, dem Hauptwerk<br />
Philippe Quinaults, verdrängte Jean-Baptiste Lullys<br />
Musik und stellte die Wirkung seiner eigenen unter<br />
Beweis. Mit weniger als zehn Opern, die bei Hofe und<br />
in Paris zwischen 1774 und 1779 gespielt wurden – Neukompositionen<br />
oder Bearbeitungen wie im Falle von<br />
Orphée et Eurydice (1774), Cythère assiégée (1775), L’Arbre<br />
enchanté (1775) und Alceste (1776) – verhalf Gluck der<br />
französischen Oper zum Aufbruch in eine neue Zeit.<br />
Allerdings wurde sein Stil von den Anhängern der<br />
italienischen Musik, deren Galionsfiguren Piccinni und<br />
Sacchini hießen, der Kälte und Härte bezichtigt, was<br />
den Streit zwischen den Gluckisten und Piccinnisten<br />
(1778–1779) heraufbeschwor. In der Tat stieß Gluck das<br />
Publikum der Académie royale de musique durch den<br />
Verzicht auf alte, aus dem 17. Jahrhundert stammende,<br />
aber mittlerweile überholte Gepflogenheiten vor den<br />
Kopf: Die Anzahl der Ballette wurde reduziert, und sie<br />
wurden in die Bühnenhandlung integriert. Rezitative<br />
wurden durchgängig begleitet und flüssig und ohne<br />
Verzierungen vorgetragen. Der Chor nahm unmittelbar<br />
am Dramengeschehen teil. Die Arien, entweder ausdrucksstarke<br />
Kavatinen oder leidenschaftliche Stücke,<br />
erwiesen sich als von nie zuvor gehörter Intensität.<br />
Glucks Kunst wurde in Paris von einigen seiner<br />
Schüler wie Lemoyne, Vogel oder Salieri fortgeführt<br />
und erregte bis in die Mitte des folgenden Jahrhunderts<br />
große Bewunderung, allen voran diejenige von Hector<br />
Berlioz. Durch die Anhebung des Stimmtones und die<br />
zunehmend größeren Säle und Orchester verschwanden<br />
seine Werke jedoch bis zur Mitte des <strong>19</strong>. Jahrhunderts<br />
aus dem Repertoire der Opéra. In der zweiten<br />
Hälfte des Jahrhunderts wurden Glucks französische<br />
Opern, insbesondere dank der Anstrengungen Berlioz’,<br />
der 1859 Orphée et Eurydice für die Mezzosopranistin<br />
Pauline Viardot bearbeitete, indem er die Wiener und<br />
Pariser Versionen mischte, wieder im Repertoire verankert<br />
und kehrten allmählich auf die Bühnen zurück.<br />
Sie wurden in viele Sprachen übersetzt und erfreuten<br />
sich nicht zuletzt in Deutschland großer Beliebtheit.<br />
Für Beethoven, Weber und insbesondere für Wagner<br />
galt Gluck als einer der<br />
Gründerväter der modernen<br />
Oper. Aber vor allem die historische<br />
Aufführungspraxis<br />
der <strong>19</strong>70er Jahre, die neuen<br />
Interpretationsansätze<br />
und der Einsatz historischer<br />
Instrumente in authentischer<br />
Stimmung verschafften<br />
Gluck neue Aktualität.<br />
Heutzutage auf modernen<br />
und barocken Instrumenten<br />
gleichermaßen gespielt,<br />
ernten seine französischen<br />
Opern nun allgemeine Bewunderung<br />
und zählen neben<br />
Mozarts Bühnenwerken<br />
zu den meistgespielten des<br />
18. Jahrhunderts.<br />
Seit ihrer Entstehung<br />
in den 1770er Jahren sind<br />
Glucks französische Opernarien<br />
wie „J’ai perdu mon<br />
Eurydice“ (Orphée), „Divinités<br />
du Styx“ (Alceste) oder<br />
„Ô malheureuse Iphigénie“<br />
(Iphigénie en Tauride) zu unverzichtbaren<br />
Stücken für<br />
Gesangsunterricht, Konzerte,<br />
Vorsingen und – in jüngster Zeit – CD-Recitals geworden.<br />
Erstmals sind nun sämtliche Arien in Form von Klavierauszügen,<br />
größtenteils auf Basis der Gluck-Gesamtausgabe<br />
(Christoph Willibald Gluck, Sämtliche Werke,<br />
Bärenreiter-Verlag), in vier zweisprachig angelegten<br />
(fr./engl.) und nach Stimmlagen geordneten Bänden<br />
Dorothea Röschmann als Alceste in Sidi Larbi<br />
Cherkaouis Inszenierung von Glucks „Alceste“<br />
an der Bayerischen Staatsoper (Musikal. Leitung<br />
Antonello Manacorda) (Foto: Wilfried Hösl)<br />
(Sopran, dramatischer Sopran/Mezzosopran, Tenor und<br />
Bariton) versammelt.<br />
Benoît Dratwicki<br />
Christoph Willibald Gluck<br />
Airs d’opéra français / French Operatic Arias.<br />
Dessus et grand dessus / Soprano and Mezzosoprano.<br />
Hrsg. von Benoît Dratwicki. Koproduktion<br />
Centre de musique baroque de Versailles/<br />
Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BA 8167. Klavierauszug<br />
€ 47,95.<br />
In Vorbereitung: Dessus/Soprano (BA 8166), Hautecontre<br />
/ Tenor (BA 8168), Basse-taille / Baritone<br />
(BA 8169)<br />
]<br />
6 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 7
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
„Faust est ressuscité!<br />
Faust vient de renaître!“<br />
Die Wiederentdeckung der Dialogfassung von<br />
Gounods „Faust“ auf der Bühne und auf CD<br />
Nach der konzertanten Erstaufführung der Dialogfassung<br />
von Charles Gounods „Faust“ ist nun<br />
die CD der Pariser Premiere erschienen, und in den<br />
USA hat die szenische Erstaufführung stattgefunden.<br />
Nicht immer nur die<br />
„Danse macabre“<br />
Die symphonischen Dichtungen<br />
von Camille Saint-Saëns<br />
Mit seinen vier symphonischen Dichtungen stellt<br />
sich Camille Saint-Saëns entschieden in die Tradition<br />
von Hector Berlioz und Franz Liszt. Die kritischen<br />
Erstausgaben bieten Gelegenheit für neue<br />
Interpretationen auf verlässlicher Quellengrundlage,<br />
nicht nur im Gedenkjahr 2021 (100. Todestag).<br />
Die konzertante Erstaufführung von Gounods Faust<br />
in seiner frühen, 1859 für das Pariser Théâtre-Lyrique<br />
entstandenen Fassung, mit wunderbaren, bislang unbekannten<br />
Melodramen und Rezitativen war eines der<br />
Präsente zu Gounods 200. Geburtstag. Inzwischen<br />
ist die Einspielung der Erstaufführung<br />
vom 14. Juni 2018 mit Véronique<br />
Gens (Marguerite), Benjamin Bernheim<br />
(Faust), Andrew Foster-Williams (Méphistophélès),<br />
dem Flemish Radio Choir<br />
und den Talens Lyriques unter der Leitung<br />
von Christophe Rousset auf CD in<br />
der Reihe Opéra français des Palazzetto<br />
Bru Zane erschienen. Auch die szenische<br />
Erstaufführung der Neuausgabe von Paul<br />
Prévost fand am 14. April 20<strong>19</strong> in Omaha<br />
(Nebraska) statt.<br />
Pressestimmen<br />
„Faust est ressuscité! Faust vient de renaître! – „Faust ist<br />
auferstanden! Faust ist wiedergeboren! Die Unterschiede<br />
gegenüber der üblicherweise aufgeführten Fassung<br />
sind zahlreich, vor allem ist es die Anwesenheit der<br />
gesprochenen Dialoge und der Mélodrames, die den<br />
generellen Tonfall des Werks verändern. Entsprechend<br />
den Prinzipien des Cromwell-Vorworts schrieben die<br />
Librettisten Jules Barbier und Michel Carré ein romantisches<br />
Drama, in dem das Groteske an das Erhabene<br />
grenzt, in dem sich Katholizismus mit französischem<br />
Witz mischt. Das Wort überlassen sie vor allem zwei<br />
Charakteren, die in der Fassung von 1869 eher diskret<br />
bzw. fast ganz gestrichen wurden: Wagner, ein Schüler<br />
Fausts, und Marthe, Marguerites Nachbarin. Beide sind<br />
Rollen der ,Opéra-comique‘, und wenn Méphisto noch<br />
mit teuflischem Schalk hinzukommt, so sind etliche<br />
Lacher sicher – was in der späteren Fassung eher nicht<br />
der Fall ist. […] Akt I, Bild 1 enthält ein substantielles<br />
Trio Faust-Siebel-Wagner. Im zweiten Bild bietet der<br />
Abschied von Marguerite und Valentin Anlass für ein<br />
kleines Duo. Während der Kirchweih singt Méphisto die<br />
,Chanson de Maître Scarabée‘ (die 1869 durch das ,Ronde<br />
du Veau d’or‘ ersetzt wurde). Im Garten-Akt sind Siebels<br />
Couplets mit gesprochenen Passagen durchsetzt. Und<br />
im Bild in Marguerites Kammer singt der junge Student<br />
nicht ,Si le bonheur à sourire t’invite‘, sondern die sehr<br />
schöne Arie ,Versez vos chagrins dans mon âme‘. In der<br />
Szene in der Kirche unterbricht der Chor mehrmals; und<br />
als Valentin aus dem Krieg heimkehrt, stürzt er, ein<br />
weit größerer Haudegen als in der bekannten Fassung,<br />
sich in martialische Couplets (die später der berühmte<br />
Soldatenchor ersetzt). Die Apothéose schließlich ist<br />
weit mehr ausgearbeitet und gibt dem Orchester deutlich<br />
mehr Gewicht.“<br />
Jacques Bonnaure, Opéra Magazine September 2018<br />
„Prévosts Arbeit ist unter musikologischem Gesichtspunkt<br />
faszinierend, aber, wichtiger noch, sie ist<br />
auch theatralisch nutzbar, wie diese berauschende<br />
Erstaufführung mit Christophe Rousset und den Talens<br />
Lyriques demonstriert, die mit der ihr eigenen<br />
Leichtigkeit und Präzision und einer toll schroffen<br />
Bläserabteilung auf zeitgenössischen Instrumenten<br />
spielen. Die traditionelle Eichen-Mahagoni-Orchestrierung<br />
des Werks macht lichteren Farben und klareren<br />
Linien Platz. Mit neuer Energie tanzt es in neuem<br />
Geist – nicht als die bekannte Tragödie, sondern mit der<br />
sprunghaften Energie einer Opéra demi-caractère. […]<br />
Vielleicht noch bemerkenswerter als die neue Musik<br />
aber ist der neue Geist, den diese Änderungen dem<br />
Werk einhauchen. Méphistophélès wird beinahe eine<br />
komische Rolle – ein städtischer, witziger Lebemann,<br />
der mit zahlreichen Spötteleien das Publikum umwirbt<br />
– assistiert von der aufgepeppten Rolle der geschwätzigen<br />
Nachbarin Dame Marthe. […] Dieser „neue“ Faust<br />
ist eine Offenbarung – eine faszinierende Ergänzung<br />
der bekannten Fassung von 1869 und zugleich eine<br />
aufregende Alternative.“<br />
Alexandra Coghlan, Opera September 2018<br />
Charles Gounod<br />
Faust. Oper in 5 Akten. Erstfassung 1859 mit Dialogen.<br />
Hrsg. von Paul Prévost. L’Opéra français.<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 8714 (Aufführungsmaterial<br />
leihweise)<br />
„Die Opera Omaha gab der wiederhergestellten Fassung von ,Faust‘ ein himmlisches<br />
Debüt“ (World Herald 13.4.20<strong>19</strong>). Szenenfoto aus der szenischen Erstaufführung am 12.<br />
April 20<strong>19</strong> (Musikalische Leitung: Steven White, Inszeneriung: Lileana Blain-Cruz)<br />
In den 1870er Jahren ging es Camille Saint-Saëns im<br />
Umfeld der gerade gegründeten „Société nationale de<br />
musique“ darum, in der Instrumentalmusik Anschluss<br />
an die großen deutschen romantischen Orchesterwerke<br />
zu finden und für Frankreich ein genuines Repertoire<br />
zu entwickeln. Mit der Wahl der Gattung positionierte<br />
sich der Komponist zugleich musikpolitisch, nämlich<br />
auf der Seite der Neudeutschen, der „Zukunftsmusiker“,<br />
gegen reaktionäre Haltungen – und schürte damit,<br />
wie die frühen Presseberichte dokumentieren, in Paris<br />
damals gerade antideutsche Ressentiments. Diesen<br />
so spannenden wie kontroversen Prozess beschreibt<br />
ein spezielles Essay zur Rezeption des Editionsleiters<br />
Michael Stegemann im Gesamtausgaben-Band.<br />
Le Rouet d‘Omphale (Das Spinnrad der Omphale) war<br />
zunächst als ein Werk für zwei Klaviere konzipiert, und<br />
auch eine Fassung für Klavier solo erschien im Druck,<br />
bevor Saint-Saëns sein „Scherzo“ im März 1872 orchestrierte.<br />
Bereits am 14. April brachte es Jules Pasdeloup<br />
zur Aufführung. In einer der gedruckten Partitur vorangestellten<br />
Notiz erläutert der Komponist: „Sujet ist<br />
die weibliche Verführungskraft, der triumphierende<br />
Sieg der Schwäche über die Stärke. Das Spinnrad ist nur<br />
ein Vorwand, gewählt aus rhythmischen Überlegungen<br />
und wegen der grundsätzlichen Bewegtheit des Stückes.<br />
Wer sich für solche Details interessiert, kann<br />
beobachten, wie Herakles unter den Fesseln, die er<br />
nicht zerreißen kann, ächzt, und wie Omphale über die<br />
verzweifelten Versuche des Helden spottet.“<br />
Phaéton hob Édouard Colonne am 7. Dezember 1873<br />
im Théâtre du Châtelet aus der Taufe. „Der Kerngedanke<br />
von Phaéton ist der Hochmut, so wie der Kerngedanke<br />
von Le Rouet d’Omphale die Wollust ist“, erklärte<br />
Saint-Saëns. Als Quelle diente Saint-Saëns wohl der<br />
Phaeton-Mythos aus Ovids Metamorphosen. Phaeton<br />
war es gestattet, im Wagen seines Vaters, des Sonnengottes,<br />
durch den Himmel zu fahren. Doch verloren<br />
seine ungeübten Hände die Kontrolle über die Pferde.<br />
Der brennende Wagen kam vom Kurs ab und stürzte<br />
beinahe auf die Erde. Das gesamte Universum hätte in<br />
Flammen aufgehen können, hätte Zeus nicht den leichtsinnigen<br />
Phaeton mit seinem Blitz niedergestreckt.<br />
Die Danse macabre, heute wohl das bekannteste<br />
musikalische Totentanzstück überhaupt, hat ihren<br />
Ursprung in einem gleichnamigen Lied, das Saint-Saëns<br />
im August 1872 auf ein Gedicht mit dem Titel „Égalité –<br />
Fraternité“ von Henri Cazalis komponiert hatte. Nach<br />
dem Erfolg seiner beiden früheren symphonischen<br />
Dichtungen komponierte Saint-Saëns 1874 diese dritte<br />
als Erweiterung des Liedes. Der Partitur stellt er einen<br />
Ausschnitt aus dem Gedicht voran:<br />
Zig et zig et zag, la mort en cadence / Frappant une<br />
tombe avec son talon, / La mort à minuit joue un air<br />
de danse, / Zig et zig et zag, sur son violon.<br />
Édouard Colonne dirigierte,<br />
von der Presse<br />
wenig enthusiastisch<br />
aufgenommen, die erste<br />
Aufführung am 24.<br />
Januar 1875 im Concert<br />
du Châtelet sowie die<br />
Wiederholung am 7. Februar.<br />
Als Pasdeloup das<br />
Werk am 24. Oktober<br />
1875 dirigierte, reagierte<br />
das Publikum gar mit<br />
Pfiffen und Buhs; vielleicht<br />
dachte das Publikum<br />
schlicht, dass die<br />
verstimmte Geige falsch<br />
spielte? Die E-Saite der<br />
Solovioline nämlich, die<br />
die teuflische Seite der<br />
Musik verkörpert, ist auf<br />
Es heruntergestimmt und<br />
bildet so mit der leeren<br />
A-Saite das „diabolische”<br />
Intervall des Tritonus; an<br />
„Danse macabre“. Titelseite der Ausgabe für<br />
keiner Stelle geht der Solopart<br />
höher als bis zum<br />
Singstimme und Klavier (Paris, Énoch 1873)<br />
es 2 , so dass die Saite nur leer angespielt wird. Besonders<br />
ist auch der erstmalige Einsatz eines Xylophons<br />
im Orchester, das zu der ganz spezifischen Klangfarbe<br />
beiträgt.<br />
Saint-Saëns komponierte La Jeunesse d‘Hercule im<br />
Winter 1876/77 und am 28. Januar 1877 fand die Uraufführung<br />
unter der Leitung von Édouard Colonne<br />
statt. Die Xenophons Memorabilia entnommene Fabel<br />
erzählt, wie Herakles sich am Anfang seines Lebens<br />
zwischen zwei Wegen entscheiden muss: demjenigen<br />
der Lebensfreude und demjenigen der Tugend. Den<br />
Verführungskünsten der Nymphen und Bacchantinnen<br />
gegenüber unempfänglich, macht der Held sich<br />
auf seinen Lebensweg voller Kämpfe und Herausforderungen,<br />
an dessen Ende ihm durch die Flammen des<br />
Scheiterhaufens als Lohn die Unsterblichkeit winkt.<br />
Hugh Macdonald / Annette Thein<br />
Camille Saint-Saëns<br />
Le Rouet d’Omphale, op. 31, Phaéton, op. 39, Danse<br />
macabre, op. 40, La Jeunesse d’Hercule, op. 50.<br />
Édités par Hugh Macdonald. Œuvres instrumentales<br />
complètes I/4.<br />
Verlag: Bärenreiter. BA 10307-01, Aufführungsmaterial<br />
käuflich (Danse macabre), leihweise<br />
(op. 31, 39, 50)<br />
]<br />
8 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 9
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Dvořáks beliebtestes<br />
geistliches Werk<br />
Neuedition der Messe D-Dur op. 86<br />
Auf der Basis einer bisher nicht berücksichtigten<br />
Quelle legt Haig Utidjian die Orgelversion von<br />
Dvořáks D-Dur-Messe vor, erstmals ergänzt um<br />
Violoncello- und Kontrabassstimmen.<br />
„Pure Freude, dieses<br />
Stück zu spielen“<br />
Frank Peter Zimmermann über Bohuslav Martinůs<br />
Violinkonzerte<br />
Mit den Berliner Philharmonikern hat Frank<br />
Peter Zimmermann schon beide Violinkonzerte<br />
von Bohuslav Martinů aufgeführt. Im Interview<br />
spricht der Geiger über die Schönheiten und<br />
Herausforderungen dieser Werke.<br />
Die Umstände, unter denen Antonín Dvořáks beliebte<br />
D-Dur-Messe entstanden ist, sind weitgehend bekannt.<br />
Das Werk entstand auf Anregung des bedeutenden<br />
tschechischen Architekten und Kunstmäzens Josef<br />
Hlávka, des späteren Begründers und ersten Präsidenten<br />
der Tschechischen Akademie der Wissenschaften.<br />
Hlávka ließ sich 1886 in der Nähe seines Sommersitzes<br />
– eines Schlosses im westböhmischen<br />
Lužany – eine neue Kapelle errichten<br />
und bat seinen Freund Antonín<br />
Dvořák, für ihre Weihe eine neue Messe<br />
zu komponieren. Dvořák erfüllte<br />
ihm diesen Wunsch gern und schuf<br />
eine Messe für Soli, Chor und Orgel.<br />
Unter Berücksichtigung des Zwecks,<br />
zu dem die Messe komponiert wurde,<br />
und im Wissen um die begrenzten<br />
Interpretationsmöglichkeiten der<br />
Aufführung teils durch Amateure<br />
wählte er eine einfache formale Gliederung<br />
und achtete auf eine übersichtliche Faktur der<br />
Gesangsparts und auf die Möglichkeit, dass Solostellen<br />
von Chorsängern übernommen wurden. Aufgrund des<br />
kleinen Raumes in der Kapelle von Lužany beschränkte<br />
er überdies die Instrumentalbegleitung nur auf die<br />
Orgel. Doch auch mit diesen bescheidenen Mitteln<br />
gelang es ihm, ein eigenwilliges Opus zu schaffen,<br />
das aufgrund seiner außerordentlichen musikalischen<br />
Qualitäten den Charakter eines Gelegenheitswerkes bei<br />
Weitem übersteigt.<br />
Die Weihe der Kapelle, bei der das Werk erstmals<br />
aufgeführt wurde, fand am 11. September 1887 statt.<br />
Das Werk wurde von Dvořák selbst dirigiert, den Part<br />
des Sopransolos übernahm Hlávkas Frau Zdenka, den<br />
des Alts wiederum die Gattin des Komponisten Anna.<br />
Zur ersten öffentlichen Aufführung kam es dann<br />
in Pilsen, jedoch nicht in einer Kirche, sondern im<br />
Stadttheater, wo es keine Orgel gab. Stattdessen stellte<br />
man zwei Harmoniums zur Verfügung, und so schrieb<br />
Dvořák aus praktischen Gründen für diese Aufführung<br />
Violoncello- und Kontrabassstimmen hinzu, die die<br />
Pedale ersetzen sollten.<br />
Nach der erfolgreichen Aufführung erklang die<br />
Messe mit den hinzugefügten Stimmen auch im Prager<br />
Rudolfinum, obwohl im Saal eine 16´-Register-Orgel<br />
stand. Diese Version des Werkes befindet sich in einer<br />
bisher von Musikwissenschaftlern vernachlässigten<br />
Quelle – der zweiten Abschrift des Schreibers Jan Elsnic<br />
mit den von Dvořák eigenhändig hinzugefügten Stimmen<br />
der tieferen Streicher. Und gerade diese Abschrift<br />
legte der Komponist dem Londoner Verlag Novello zur<br />
Veröffentlichung vor. Auch wenn dieser die Partitur<br />
bezahlte, gab er diese Version schließlich nicht heraus<br />
und verlangte von Dvořák eine Orchesterversion, die<br />
dann 1893 erschien.<br />
Haig Utidjian hat diese Abschrift aus dem Eigentum<br />
des Verlags Novello (nun aufbewahrt in der British<br />
Library) als Hauptquelle für eine Neuedition gewählt<br />
und verändert so die bisherige Auffassung vom Kammerklang<br />
dieses Werkes. Auch nach den Forschungen<br />
des bedeutenden Dvořák-Forschers David Beveridge<br />
handelt es sich um eine Version, die Dvořák als endgültig<br />
ansah, ehe er 1892 die Orchestrierung in Angriff<br />
nahm. Utidjian untersuchte die neue Version im Rahmen<br />
eines Doktorandenprojekts an der Karlsuniversität<br />
Prag und gelangte zu dem Schluss, dass die Edition<br />
der Orgelversion, die im Rahmen der Dvořák-Gesamtausgabe<br />
(hrsg. von Jarmil Burghauser und Antonín<br />
Čubr <strong>19</strong>70 bei Supraphon) sehr umstritten sei, da den<br />
Editoren die von Dvořák autorisierten und ergänzten<br />
Abschriften nicht zur Verfügung gestanden hätten. Die<br />
neuere Edition von Michael Pilgington (Novello 2000)<br />
greife zwar auf sie zurück, werte sie jedoch falsch aus,<br />
somit sei die Edition für eine praktische Nutzung ungeeignet.<br />
Dvořák habe eindeutig die Aufführung der<br />
Orgelversion mit Begleitstimmen der tiefen Streicher<br />
den Vorzug gegeben. Deshalb müssten jede weitere<br />
Edition und Aufführung dieser Messe diesen Umstand<br />
berücksichtigen.<br />
In der Neuedition wurde neben der Londoner Quelle<br />
außerdem noch eine neu entdeckte Quelle herangezogen:<br />
ein kompletter Satz von vier Vokalparts, der im<br />
Schloss in Lužany gefunden wurde. Im Lichte dieser<br />
Quellen schuf der Herausgeber eine Neuedition der<br />
Kammerversion, die entweder nur mit Orgel – also<br />
als „reine“ Orgelversion – oder mit den hinzugefügten<br />
Stimmen für Violoncello und Kontrabass aufgeführt<br />
werden kann. Die ganze Edition bietet eine maximal<br />
mögliche praktische Nutzung – neben der Partitur<br />
umfasst sie überdies einen Orgelauszug (ohne Streicherstimmen)<br />
und eine Chorpartitur, die auch mit<br />
der späteren Orchesterversion kompatibel sind. Die<br />
neueste Urtext-Edition bietet somit die einzigartige<br />
Möglichkeit, ein Werk in drei Versionen aufzuführen.<br />
Eva Velická<br />
Antonín Dvořák<br />
Messe D-Dur für Soli, Chor und Orgel mit der<br />
Violoncello- und Kontrabassstimme ad libitum<br />
op. 86. Hrsg. von Haig Utidjian. Bärenreiter<br />
Praha, BA 10434. Partitur, Violoncellostimme/<br />
Kontrabassstimme, Orgelauszug, Chorpartitur –<br />
Kompatibles Leihmaterial zur Orchesterfassung<br />
H 4839-72<br />
Martinů gehört zu den großen Komponisten des 20. Jahrhunderts.<br />
Warum werden seine Violinkonzerte so selten<br />
aufgeführt?<br />
Martinů hat eine ganz eigene Tonsprache. Seine Musik<br />
lässt sich in keine Schublade stecken, weil sie so wandelbar<br />
ist: mal impressionistisch, mal expressiv, mal<br />
perkussiv, dann wieder sehr gesanglich und lyrisch. Sie<br />
widersetzt sich jeder stilistischen Einordnung. Hinzu<br />
kommt noch das tschechische Idiom von Martinůs<br />
Musik. Diese böhmischen Tanzrhythmen mit ihren<br />
vertrackten metrischen Verschiebungen! Die sind<br />
schwer zu realisieren.<br />
2012 haben Sie bereits das zweite Violinkonzert von<br />
Martinů mit den Philharmonikern aufgeführt. Jetzt interpretieren<br />
sie das erste. Worin unterscheiden sich die<br />
beiden Werke?<br />
Das zweite Violinkonzert steht ganz in der Tradition<br />
des großen romantischen Konzerts. Martinů schrieb<br />
es <strong>19</strong>43 im amerikanischen Exil für Mischa Elman,<br />
einen Geiger alter Schule. Ganz anders dagegen das<br />
erste Konzert, das zehn Jahre früher in Paris entstand:<br />
Martinů setzte sich damals intensiv mit dem Werk<br />
Igor Strawinskys auseinander und der Einfluss des<br />
russischen Komponisten ist vor allem in den beiden<br />
Ecksätzen des Konzerts stark zu spüren, zumal das<br />
Stück für einen Geiger geschrieben wurde, der viel und<br />
eng mit Strawinsky zusammengearbeitet hat: Samuel<br />
Dushkin, der u. a. die Uraufführung von Strawinskys<br />
Violinkonzert spielte. Außerdem beschäftigte sich<br />
Martinů zu der Zeit mit der barocken Form des Concerto<br />
grosso. Auch das schlägt sich in der Komposition des<br />
Konzerts nieder.<br />
Wie stark merkt man dem Stück an, dass es für Samuel<br />
Dushkin geschrieben wurde? Gibt es Passagen, die typisch<br />
für sein Spiel sind?<br />
Dushkin und Martinů hatten einen regen Meinungsaustausch.<br />
Der Geiger war allerdings nicht einfach<br />
zufriedenzustellen, weil er seinen Part sehr virtuos<br />
haben wollte. So gehen die dreistimmigen Akkordpassagen<br />
auf ihn zurück. Um diese zum Klingen zu<br />
bringen, muss man den Bogen sehr stark auf die Geige<br />
pressen. Das kommt für mein Empfinden fast einer<br />
„Vergewaltigung“ des Instruments gleich. Und dann<br />
gibt es viele Quartintervalle und extrem weite Sprünge<br />
bis zur dreizehnten, vierzehnten Lage. Dabei den Ton<br />
sauber zu treffen, ist fast wie ein Lottogewinn (lacht).<br />
Ich denke, auch diese Intervallsprünge waren Dushkins<br />
Idee. Übrigens hat Dushkin das Konzert nie gespielt.<br />
Die Partitur ging verloren und tauchte erst Jahrzehnte<br />
später wieder auf. Erst <strong>19</strong>73 wurde das Konzert von Josef<br />
Suk uraufgeführt. Martinů war selbst ein professioneller<br />
Geiger.<br />
Wie hat diese Tatsache die Komposition seines Violinkonzerts<br />
beeinflusst?<br />
Das ist ja das Schöne daran! Man spürt sofort, dass<br />
dieses Werk von einem Geiger komponiert wurde. Trotz<br />
aller Schwierigkeiten ist es sehr geigerisch konzipiert.<br />
Es ist pure Freude, dieses Stück zu spielen.<br />
Was lieben Sie an diesem Konzert besonders? Wo liegen<br />
für Sie die Herausforderungen?<br />
Ich habe das Stück als 13-Jähriger mit Josef Suk als<br />
Solist gehört und war sofort davon fasziniert. Diese<br />
unbändige musikantisch-böhmische Musizierlust, die<br />
das Stück besitzt,<br />
ist einfach mitreißend.<br />
Darin liegt<br />
gleichzeitig die Herausforderung<br />
für<br />
uns Interpreten.<br />
Jeder − egal, ob Solist,<br />
Dirigent oder<br />
Orchestermusiker<br />
− muss diese komplizierte<br />
Rhythmik<br />
mit ihren metrischen<br />
Verschiebungen,<br />
die von<br />
der tschechischen<br />
Tanzmusik inspiriert<br />
ist, verinnerlicht<br />
haben. Es gibt<br />
Stellen, bei denen<br />
sonst die Gefahr<br />
Frank Peter Zimmermann spielt Martinů mit den Berliner<br />
Philharmonikern unter der Leitung von Jakub Hrůša<br />
(Foto: Stephan Rabold)<br />
besteht, dass das Ganze auseinanderbricht. Ich habe<br />
mir diese Stellen ganz pragmatisch mit dem Metronom<br />
erarbeitet.<br />
Wie gestaltet sich in diesem Konzert das Zusammenspiel<br />
zwischen Solist und Orchester?<br />
Das Orchester muss sehr durchsichtig, leicht und transparent<br />
spielen. Das Konzert sollte fast wie ein Stück aus<br />
der Barockzeit behandelt werden.<br />
Das Interview erschien 2018 auf der Website der Stiftung<br />
Berliner Philharmoniker, Wiederveröffentlichung mit<br />
freundlicher Genehmigung der Stiftung.<br />
Bohuslav Martinů<br />
Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester H 226<br />
Konzert Nr. 2 für Violine und Orchester H 293<br />
Verlag: Bärenreiter, Partitur und Aufführungsmaterial<br />
jeweils leihweise, Klavierauszug käuflich<br />
(BA 11527-90 / BA 11529-90)<br />
]<br />
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[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Der bekannte<br />
Unbekannte<br />
Engelbert Humperdinck vor dem 100. Todestag am<br />
27. September 2021.<br />
„Hänsel und Gretel“ hat seinen Stammplatz unter<br />
den meistgespielten Opern. Aber darüber hinaus<br />
bieten Humperdincks Märchenopern, Schauspielmusiken<br />
und Orchesterwerke reichlich Gelegenheit<br />
zu Entdeckungen.<br />
Es gibt Komponisten, die weltbekannt sind, mit deren<br />
Namen aber nur ein einziges Stück verbunden ist,<br />
obwohl ihr Œuvre vielfältiger, reicher und farbiger ist.<br />
Für Dramaturgen, Programmplaner und Interpreten<br />
sind solche Komponisten eine Chance, da zumindest<br />
der Name auf den Programmen Publikum anzulocken<br />
verspricht. Für die Interpreten bietet sich die Chance,<br />
Neuland zu erkunden und doch schon vorher zu wissen,<br />
welcher Dialekt dort gesprochen wird.<br />
Als Engelbert Humperdinck mit der Märchenoper<br />
Hänsel und Gretel seine über ein Jahrzehnt dauernde<br />
und durch sein ausführliches Engagement für die<br />
Musik Richard Wagners ausgelöste Schaffenskrise<br />
beenden konnte, war sicher weder ihm noch seinen<br />
Verwandten und Freunden klar, dass hier ein Welterfolg,<br />
Kassenschlager und gleichzeitig auch ein künstlerischer<br />
Fluch geboren war, der Humperdinck bis an<br />
sein Berufsende verfolgen sollte. Natürlich war mit<br />
der Oper eine große Last von Humperdincks Schultern<br />
genommen. Der Erfolg verselbständigte sich in kurzer<br />
Zeit so weit, dass finanzielle Sorgen nicht mehr zu befürchten<br />
waren. Gleichzeitig war aber der Druck übermächtig,<br />
etwas dem Stück Ebenbürtiges zu schaffen.<br />
Dabei war es nicht so, dass der Komponist sich nicht<br />
in verschiedenen Genres mit unterschiedlichen Ideen<br />
und innovativer Schöpferkraft als kreativer Tonsetzer<br />
bewiesen hätte. Alleine der große zweite Wurf wollte<br />
und sollte nicht gelingen.<br />
Im Abstand von nun über hundert Jahren muss<br />
man das Werk Humperdincks allerdings umfassender<br />
betrachten und sieht, auch durch mittlerweile erfolgte<br />
Wiederaufführungen von unbekannteren Werken und<br />
Aufnahmen fast des gesamten Œuvres, mit breiterem<br />
Blick auf sein Schaffen. Und hier gibt es nach wie vor<br />
Schätze zu entdecken.<br />
Erst in diesem Jahr wagte Michael Hofstetter mit<br />
seinem Gießener Theaterorchester und Ensemble einen<br />
ersten Versuch, die Melodramfassung von Königskinder,<br />
Humperdincks zweiter großer Märchenoper, wieder<br />
ins Repertoire zu holen. Die Spätfassung des Werkes<br />
ist ja bereits seit einigen Jahren mit Aufführungen<br />
nicht nur an den großen Opernhäusern wieder fest<br />
im Werkekanon der Musiktheaterbühnen verankert.<br />
Die Frühfassung ist in ihrer innovativen Verbindung<br />
des später von Arnold Schönberg aufgegriffenen<br />
musikalisch notierten Sprechens mit dem spätromantischen,<br />
überragend instrumentierten typischen<br />
Humperdinck-Klang eine beachtliche Herausforderung,<br />
besonders dadurch, dass sie Darsteller erfordert,<br />
die der hochartifiziellen Kunstform des Sprechens auf<br />
einer vorgegebenen Sprachmelodie und einem auskomponierten<br />
Sprachrhythmus gewachsen sind. Das<br />
Stück harrt einer aktuellen szenischen Interpretation<br />
und wäre in solcher Form sicher eine Chance gerade für<br />
kleinere Bühnen, sich überregionale Aufmerksamkeit<br />
Humperdincks „Königskinder“ am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, Premiere: 24.11.2018, Musikalische Leitung, Rasmus Baumann, Inszenierung:<br />
Tobias Ribitzki (Foto: Bettina Stöß)<br />
zu verschaffen. Bereits die Ouvertüre zu dieser Fassung<br />
ist bemerkenswert, nimmt sie doch in ihrer Dimension<br />
vieles von der späteren Konzertouvertüre vorweg. Auch<br />
sie ist also eine Entdeckung für sinfonische Programme<br />
wert, ebenso wie man aus dieser Fassung hervorragend<br />
eine circa fünfundzwanzigminütige symphonische<br />
Suite mit den drei Stücken Vorspiel – „Hellafest und<br />
Kinderreigen“, „Verdorben, gestorben“, „Spielmanns<br />
letzter Gesang“ – extrahieren kann.<br />
Ein weiteres gewichtiges und wunderschönes Werk<br />
aus der Feder des Komponisten ist die unterschätzte<br />
Märchenoper Dornröschen. Manchem mögen die fünf<br />
Tonbilder, die ab und zu den Weg in die Konzertsäle<br />
finden, bekannt sein. Das komplette Werk gibt es jedoch<br />
extrem selten. Eine konzertante Aufführung des<br />
Münchner Rundfunkorchesters ist 2011 als Aufnahme<br />
erschienen. 2014 wagte das Nordharzer Städtebundtheater<br />
eine szenische Aufführung der zu Unrecht vergessenen<br />
Oper. Problematisch bleibt wohl das Libretto<br />
des Werkes, welches das grimmsche Märchen durch einige<br />
neu eingeführte Umwege des Helden zu verlängern<br />
sucht. Eine Aufführung jedoch, die damit bewusst und<br />
kreativ umgeht, wird mit dem märchenhaften Schwung<br />
dieses musikalisch opulenten Musiktheaters und seiner<br />
reizvollen Mischung aus Gesang und notierter Sprachmelodie<br />
unzweifelhaft Erfolg haben.<br />
Von einer weiteren Oper ist es vor allem die Ouvertüre,<br />
die für Konzertprogramme von großem Interesse<br />
sein kann. Musikalisch ist Die Heirat wider Willen so<br />
etwas wie Humperdincks Rosenkavalier. Sein Humor<br />
und seine unvergleichliche Fähigkeit, Leichtigkeit<br />
zu komponieren in einer Zeit, in der alles schwer am<br />
Boden haftet, wird in diesem wunderschönen Vorspiel<br />
besonders gut deutlich.<br />
Für das Konzertpublikum nach wie vor fast unbekannt<br />
sind Humperdincks zauberhafte Schauspielmusiken.<br />
Ideal geeignet für kurzweilige Programme, hervorragend<br />
zur Kombination mit Texten geeignet, sind<br />
gerade die Shakespeare-Musiken wahrlich eine Wiederentdeckung<br />
wert. Die mendelssohnsche Leichtigkeit,<br />
die Humperdinck im Tanz der Luft- und Wassergeister<br />
aus Der Sturm findet, die an Wagner gemahnende<br />
Innigkeit der Liebesszene „In solcher Nacht“ aus Der<br />
Kaufmann von Venedig und die Richard Strauss‘ Spätstil<br />
vorwegnehmende Serenade aus Was ihr wollt zeigen die<br />
Früchte der engen Zusammenarbeit des Komponisten<br />
mit dem Regisseur Max Reinhardt.<br />
Nicht zu vergessen ist natürlich Humperdincks<br />
wichtigstes und größtes sinfonisches Werk, die knapp<br />
vierzigminütige Maurische Rhapsodie. Die drei überaus<br />
farbigen Sätze „Tarifa“, „Tanger“ und „Tetuan“ brauchen<br />
den Vergleich mit den Tondichtungen von Richard<br />
Strauss nicht zu scheuen. Jedes groß besetzte Orchester<br />
wird in diesem Stück eine dankbare Herausforderung<br />
sehen und jedes Publikum wird mit dankbarer Gänsehaut<br />
auf das zweite Thema im abschließenden Wüstenritt<br />
reagieren. Humperdincks Instrumentationskunst<br />
kommt hier zur vollen Blüte und sein sympathischer<br />
und unverwechselbarer Humor begleitet uns durch<br />
das belebte Café in Tanger bis zu den Zwölftolen der<br />
letzten Fata Morgana.<br />
Dass Engelbert Humperdinck zu den Komponisten<br />
gehörte, die nach einem ersten übergroßen Erfolg nie<br />
an diesen anknüpfen konnten, mag bedauerlich sein.<br />
Auf der anderen Seite wartet dadurch auf uns Interpreten<br />
eine wahre Schatztruhe an Möglichkeiten. Denn<br />
der Tonsetzer war auch ein Aufführungspraktiker. All<br />
seine Werke bieten hervorragende Anknüpfungspunkte<br />
für diverse Konzertformate, die eine reine Rampensituation<br />
aufbrechen wollen. Zum einen ist da die Volkstümlichkeit<br />
seiner Musik. Das Erfolgsrezept seiner<br />
bekanntesten Märchenoper hat Humperdinck durch<br />
sein ganzes Komponistenleben beibehalten und Musik<br />
geschaffen, die in Erinnerung bleibt, die auch nach dem<br />
Konzert weiterschwingt. Seine Theateraffinität, der<br />
Wunsch, Text und Musik zu Einheiten zu verschmelzen,<br />
bieten unzählige Möglichkeiten, Poesie und Musik in<br />
Konzerten und Theaterproduktionen miteinander zu<br />
verweben. Indes ist Engelbert Humperdinck eben der<br />
bekannte Unbekannte, der vertraute Fremde. Und als<br />
solcher passt er gerade mit der Publikumsnähe seiner<br />
Werke, seinem immer für die Musik begeisternden<br />
musikvermittlerischen Ansatz als Komponist hervorragend<br />
in unsere Gegenwart.<br />
Florian Ludwig<br />
Florian Ludwig, der Autor dieses Beitrags, leitet am<br />
24.5.2020 im Detmolder Konzerthaus eine konzertante<br />
Aufführung von „Dornröschen“ mit Vokalsolisten, einem<br />
Sprecher, dem Detmolder Oratorienchor sowie der Nordwestdeutschen<br />
Philharmonie.<br />
Engelbert Humperdincks Werke bei<br />
Brockhaus (Auswahl)<br />
Dornröschen. Märchenoper in drei Akten<br />
Königskinder. Melodram in drei Akten<br />
Königskinder. Märchenoper in drei Akten<br />
Maurische Rhapsodie<br />
Musik zu „Der Kaufmann von Venedig“<br />
Musik zu „Das Wintermärchen“<br />
Musik zu „Der Sturm“<br />
Musik zu „Was ihr wollt“<br />
Shakespeare-Suiten Nr. 1 und Nr. 2<br />
Ouvertüre zu „Die Heirat wider Willen“<br />
Schauspielmusik zu Maeterlincks „Der Blaue<br />
Vogel“<br />
Verleih: Bärenreiter · Alkor<br />
]<br />
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[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Cilea oder<br />
Die Wahrheit des Gesangs<br />
Die Opern Francesco Cileas (Teil 1)<br />
Francesco Cileas schmales Opernschaffen nimmt<br />
eine singuläre Position im veristischen Musiktheater<br />
ein.<br />
Francesco Cilea (1866–<strong>19</strong>50) zählt neben Pietro Mascagni,<br />
Ruggero Leoncavallo und Umberto Giordano zu den<br />
wichtigen Vertretern der sog. „Giovane<br />
scuola italiana“, jener jungen<br />
Komponistengeneration, die sich im<br />
letzten Jahrzehnt des <strong>19</strong>. Jahrhunderts<br />
aufmachte, dem italienischen Musiktheater<br />
neue Perspektiven zu eröffnen.<br />
Man wandte sich entschieden<br />
gegen Wagners Gesamtkunstwerk,<br />
in gleicher Weise aber auch gegen die<br />
Vorrangstellung des französischen<br />
Drame lyrique und die „Überväter“<br />
des italienischen Musiktheaters Rossini,<br />
Donizetti und Verdi. Dieser Weg<br />
führte über die Auseinandersetzung<br />
mit den Werken des literarischen Verismo.<br />
Mit Pietro Mascagnis Cavalleria<br />
rusticana fand der musikalische Verismo<br />
seine idealtypische Formulierung,<br />
mit Ruggero Leoncavallos Pagliacci sein musikästhetisches<br />
Manifest.<br />
Unter den Komponisten des veristischen Musiktheaters<br />
nimmt Francesco Cilea eine singuläre Position ein.<br />
Sein Œuvre ist schmal, es umfasst einige Instrumentalwerke,<br />
wenige Lieder und fünf Opern.<br />
„Gina“ und „La Tilda“<br />
Cilea komponierte zum Abschluss seiner erfolgreichen<br />
Studien am Konservatorium San Pietro a Majella in<br />
Neapel seine erste Oper Gina nach einem Libretto von<br />
Enrico Golisciani. Nach der erfolgreichen Uraufführung<br />
1889 dort machte Cileas Lehrer Paolo Serrao den<br />
Komponisten mit dem Mailänder Verleger Edoardo<br />
Sonzogno bekannt. Sonzogno, Initiator und Förderer<br />
des musikalischen Verismo, erkannte in Cileas Erstlingsoper<br />
die im szenischen Bereich angesiedelten<br />
Möglichkeiten des Komponisten und band ihn durch<br />
einen Kompositionsauftrag an sein Verlagshaus. Cilea<br />
komponiert daraufhin nach einem Libretto von<br />
Anneldo Graziani (Pseudonym von Angelo Zanardini)<br />
die Oper La Tilda; ein dreiaktiges Melodramma, das<br />
sich in mehrfacher Hinsicht an Pietro Mascagnis<br />
veristischem Prototyp Cavalleria rusticana orientiert<br />
und dessen normsetzenden Charakter unterstreicht.<br />
Einerseits kreist La Tilda inhaltlich um das bäuerliche<br />
Leben vor den Toren Roms in der Campagna und fragt<br />
wie Cavalleria rusticana nach dem Gelingen und Scheitern<br />
von Liebe in den Norm- und Moralvorstellungen<br />
einer bäuerlichen Gemeinschaft. Andererseits folgt<br />
Cilea dem Vorbild, wenn er die Dramaturgie der Oper<br />
auf die klassische Nummernabfolge des italienischen<br />
Musiktheaters gründet, die Nummern in der Mehrzahl<br />
aber sog. zitierte Lieder darstellen: Lieder und Tänze wie<br />
Ballata, Stornello und Saltarello durchziehen die Oper;<br />
die Titelheldin Tilda – eine Sängerin und Tänzerin –<br />
stellt sich mit einer gitarrenbegleiteten Canzone vor;<br />
eine weit ausladende Gebetsszene, eine Preghiera und<br />
ein „Ave Maria“ garantieren hingegen den für La Tilda<br />
zentralen Religioso-Ton. Indes greift Cilea insbesondere<br />
dann über Pietro Mascagni hinaus, wenn er auch<br />
traditionelle Formen wie Duette und Terzette „zitiert“,<br />
diese aber bis zur Unkenntlichkeit transformiert und in<br />
den Dienst einer detailreichen Figurencharakteristik<br />
stellt: Hier ereignet sich die Individualisierung der<br />
Figuren, hier finden die Protagonisten musikalisch<br />
zu sich selbst, und damit erweist sich Cilea schon in<br />
seiner ersten großen Arbeit fürs Musiktheater als ein<br />
Komponist präziser musikalischer Psychologie.<br />
La Tilda wurde am 7. April 1892 im florentinischen<br />
Teatro Pagliano uraufgeführt. Die Premiere war für<br />
Cilea kein Erfolg, und selbst die Teilnahme an der<br />
von Edoardo Sonzogno organisierten Europa-Tournee<br />
mit veristischen Opern 1892 in Wien, Paris und Berlin<br />
vermochte La Tilda nicht dauerhaft im Repertoire zu<br />
verankern.<br />
„Adriana Lecouvreur“<br />
„Adriana Lecouvreur“ an der Oper Frankfurt, Wiederaufnahme im Mai 20<strong>19</strong> (Musikalische<br />
Leitung: Steven Sloane, Inszenierung: Vincent Boussard, Foto: Barbara Aumüller)<br />
Den ersehnten Durchbruch erlebte Francesco Cilea<br />
am 6. November <strong>19</strong>02, als am Teatro Lirico in Mailand<br />
die Oper Adriana Lecouvreur nach einem Libretto von<br />
Arturo Colautti uraufgeführt wurde – eine Oper, die<br />
innerhalb weniger Jahre an allen großen Häusern<br />
weltweit aufgeführt wurde und Cileas Ruf als einer<br />
der führenden italienischen Komponisten der Zeit<br />
begründete.<br />
Adriana Lecouvreur ist ein Werk des historischen<br />
Verismo. Der Oper liegt das fünfaktige Schauspiel von<br />
Eugène Scribe und Ernest-Wilfried Legouvé zugrunde,<br />
in dem der Skandal um den mysteriösen Tod der Schauspielerin<br />
Adrienne Lecouvreur im Jahre 1730 thematisiert<br />
wird. Die Autoren haben dabei zwar die historische<br />
Wirklichkeit auf die Bühne gebracht, allerdings<br />
greifen bereits die Stoffbearbeitung und die Funktion<br />
des Schauspiels über die Idee einer bloßen Widerspiegelung<br />
historisch gesicherter Realität hinaus. Scribe<br />
und Legouvé bearbeiteten den Stoff – konzentriert<br />
auf die Lecouvreur im Spannungsfeld zwischen ihrer<br />
künstlerischen Gegenspielerin Mademoiselle Duclos<br />
und ihrer privaten Gegenspielerin um die Gunst des<br />
Moritz von Sachsen: der Herzogin von Bouillon – unter<br />
Anlehnung an die historische Wahrheit für die französische<br />
Schauspielerin Elisa Rachel; einer Tragödin,<br />
die seit 1838 an der Comédie-Française brillierte und<br />
auf internationalen Tourneen vor allem mit Dramen<br />
Racines Weltruhm erlangte. Das Leben einer Schauspielerin,<br />
dramatisiert für die Bühne und als Paraderolle<br />
für eine Tragödin des <strong>19</strong>. Jahrhunderts konzipiert, wird<br />
schließlich zu einem Opernstoff. Die Grenzen zwischen<br />
Realität und Fiktion beginnen zu verschwimmen, es<br />
entwickelt sich ein kunstvolles Spiel der Realitäts- und<br />
Fiktionsebenen. Und es ist gerade dieses Changieren,<br />
das der Oper eine herausragende Position innerhalb der<br />
Geschichte des veristischen Musiktheaters garantiert.<br />
Bereits die Eröffnung der Oper gibt dafür ein sinnfälliges<br />
Beispiel ab. Eine Schauspieltruppe bereitet die<br />
Vorstellung zweier Werke vor: Bajazet von Jean Racine<br />
und Les Folies Amoureuses von Jean-François Regnard<br />
– und es ist zugleich ein verschlüsselter Prolog. Bajazet<br />
ist eine im Serail des Großvesirs von Konstantinopel<br />
angesiedelte Tragödie, Les Folies Amoureuses hingegen<br />
eine Komödie, so dass die Kontrastierung der Werke in<br />
direkter Beziehung zum Commedia-dramma Adriana<br />
Lecouvreur steht. Darüber hinaus antizipieren die beiden<br />
Schauspiele dramaturgisch nicht nur den weiteren<br />
Fortgang der Handlung, sondern auch das tragische<br />
Ende der Lecouvreur.<br />
Eng mit dem Wechsel der Fiktionsebenen ist das<br />
dramaturgische Problem der Darstellung einer Schauspieltragödin<br />
auf der Opernbühne verknüpft. Colautti<br />
und Cilea haben diesen Sachverhalt bereits mit dem<br />
ersten Erscheinen Adrianas thematisiert und insofern<br />
zugleich ihre Ästhetik formuliert. Adriana tritt als<br />
Roxane in orientalischem Kostüm auf und deklamiert<br />
als Einstimmung auf die bevorstehende Aufführung<br />
bedächtig die zweite Szene aus dem zweiten Akt<br />
von Bajazet, in der Roxane ihren Widerstand gegen<br />
den Sultan aufgibt. Adriana unterbricht sich selbst<br />
nach dem ersten Vers und erhebt ihre Stimme zum<br />
Gesang. Die gesprochene Sprache erweist sich dabei<br />
unter rezeptionsästhetischem Aspekt im Kontext<br />
einer Oper als gleichsam zweite fiktionale Ebene,<br />
und sie ist in ihrem Realitätsgehalt insofern dem<br />
gesungenen Wort nachgeordnet, als die von Adriana<br />
angestrebte Interpretation des Textes mit der gesprochenen<br />
Sprache nicht realisiert werden kann. Erst das<br />
gesungene Wort kann den wahren Gehalt des Textes<br />
vergegenwärtigen. Als Antwort auf die Reaktion der<br />
anwesenden Schauspielerkollegen formuliert Adriana<br />
das Credo ihres Künstlertums in der Arie „Io son<br />
l’umile ancella“. Sie versteht sich und ihre Stimme als<br />
ein Instrument des Dichters, das einzig der Wahrheit<br />
zu folgen hat; die unverstellte und authentische Äußerung<br />
der Emotion im Gesang ist aber nicht nur Ziel<br />
der Protagonistin, sondern ästhetisches Paradigma<br />
des Verismo überhaupt.<br />
Maßgeblich für die musikdramaturgische Konzeption<br />
von Adriana Lecouvreur ist Cileas Verpflichtung auf<br />
die Idee des historischen Verismo. Eine authentische<br />
Musik des 18. Jahrhunderts soll der Historie zur Vergegenwärtigung<br />
verhelfen. Zahlreiche Themenformulierungen<br />
spielen darauf an, Raum und Zeit finden ihren<br />
Widerhall in leitmotivisch gesetzten Tanzgesten der<br />
Barockzeit, schließlich nutzt Cilea das Ausdrucks- und<br />
Formenspektrum des Settecento – wie sie John Brown<br />
in den Lettres on the Italien Opera (1791) beschrieben hat:<br />
von der Aria cantabile über die Aria di mezzocarattere<br />
und die Aria di portamento bis hin zur Aria parlante.<br />
Überdies setzt Cilea die Rhetorik der Affekte der<br />
neapolitanischen Oper ein. Der historische Verismo<br />
in Adriana Lecouvreur ist insofern nicht nur einer der<br />
Handlung, der Figuren oder des Ambientes, sondern<br />
ein historischer Verismo der Musik: Der musikalische<br />
Gestus und die musikalischen Formprinzipien der Partitur<br />
orientieren sich am historisch präfigurierten Stil.<br />
Francesco Cilea hat auch Adriana Lecouvreur überarbeitet;<br />
die revidierte Fassung kam am 22. März <strong>19</strong>30 am<br />
Teatro San Carlo in Neapel zur Aufführung. Bis heute ist<br />
die Oper Teil des internationalen Repertoires – nicht zuletzt<br />
aufgrund der Tatsache, dass die Titelpartie zu den<br />
bedeutenden Primadonnen-Rollen des italienischen<br />
Musiktheaters zählt. Magda Olivero gilt bis heute als<br />
maßstabsetzende Interpretin der Adriana Lecouvreur.<br />
Hans-Joachim Wagner<br />
Die Opern Francesco Cileas<br />
Gina<br />
L’Arlesiana<br />
Adriana Lecouvreur<br />
Gloria (Colautti)<br />
Verlag: Casa Musicale Sonzogno · Vertrieb: Bärenreiter<br />
· Alkor<br />
]<br />
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[t]akte 2I20<strong>19</strong> 15
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Drachen gibt es<br />
auch heute noch<br />
Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ wird wieder<br />
aufgeführt<br />
Fünfzig Jahre nach der Uraufführung gelangt<br />
Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ in der ursprünglichen<br />
Fassung wieder auf die Bühne. Die Theater in<br />
Weimar und Erfurt nehmen sich ihrer an.<br />
Innere Stimmen<br />
Zwei neue Werke von Beat Furrer<br />
Nachdem Paul Dessau für seine ersten beiden Musiktheaterwerke<br />
Die Verurteilung des Lukullus (<strong>19</strong>51) und<br />
Puntila (<strong>19</strong>66) auf Vorlagen von Bertolt Brecht zurückgreifen<br />
konnte, wählte er für seine dritte, im Dezember<br />
<strong>19</strong>69 an der Deutschen Staatsoper Berlin uraufgeführte<br />
Oper Lanzelot ein Märchenstück des russischen Dramatikers<br />
Jewgeni Schwarz. Die Parabel Der Drache wurde<br />
<strong>19</strong>43 vor dem Hintergrund des Naziterrors geschrieben<br />
und war wegen der allzu deutlichen Kritik am totalitären<br />
Regime Stalins in der Sowjetunion zunächst<br />
17 Jahre lang verboten. <strong>19</strong>65 brachte Benno Besson<br />
das Stück über den Drachentöter in einer legendären<br />
Inszenierung am Deutschen Theater in Berlin heraus.<br />
Dessau entdeckte darin eine operntaugliche Vorlage<br />
mit den für ihn so wichtigen gesellschaftspolitischen<br />
Bezügen: Ein freier „Held“ möchte die Drachenstadt von<br />
seinem inhumanen, Angst und Schrecken verbreitenden<br />
Usurpator befreien, doch er stößt auf Desinteresse<br />
bei den Stadtoberen und der Bevölkerung, die sich<br />
„fressend, verdauend, fernsehend“ mit den bestehenden<br />
Verhältnissen arrangiert hat. Die Gleichgültigkeit<br />
schlägt in Feindseligkeit um, als Lanzelot den Drachen<br />
besiegt. Die offene Diktatur des Drachen wird umgemünzt<br />
in eine verdeckte Ausbeutung der Bevölkerung,<br />
in eine Herrschaft weniger über viele. Für die Liebe<br />
Elsas kehrt Lanzelot noch einmal zurück und vollendet<br />
sein Werk der Befreiung.<br />
Als Librettist wählte sich Paul Dessau (nicht ohne<br />
politische Brisanz) den befreundeten Dramatiker Heiner<br />
Müller, der wegen allzu großer Kritik am sozialistischen<br />
System seit <strong>19</strong>61 aus dem Deutschen Schriftstellerverband<br />
ausgeschlossen war und dessen Werke nicht<br />
mehr auf DDR-Bühnen gespielt werden durften. Zu der<br />
vielschichtigen textlichen Vorlage Müllers schuf Dessau<br />
eine ebenso vielfältige Musik: In ihren Grundzügen<br />
ist sie dodekaphon gearbeitet, der Drache wird mit<br />
bruitistischen Klängen des überbordenden Schlagapparats<br />
charakterisiert, daneben gibt es lyrische und<br />
karikaturistische Momente, eine Barockmusikparodie,<br />
Beat-Klänge, Mozart-Allusionen, Chopin-, Rossini-,<br />
Wagner- und nicht zuletzt Eigenzitate von Dessau. Das<br />
Finale erinnert in seiner dramaturgischen Anlage an<br />
Mozarts Zauberflöte: Letzter verzweifelter Vorstoß der<br />
Bösewichter, die Vernichtung des Bösen, glanzvoller,<br />
hymnischer Schlussgesang der Befreiten „Der Rest ist<br />
Freude. Freude der Rest“. Dem Finale ist in der ursprünglichen<br />
Fassung ein Epilog angefügt. In einem großen Diminuendo<br />
entfernen sich die Menschen von der Bühne,<br />
bis ein kleinen Kind übrig bleibt, das noch einmal die<br />
Schlussworte wiederholt, die „Freude“ aber gleichsam<br />
in Frage stellt. Nach der Uraufführung entzündete sich<br />
Kritik an diesem reduzierten, an Alban Bergs Wozzeck<br />
erinnernden Schluss. Dessau selbst scheint mit dieser<br />
dramaturgischen Lösung auch nicht zufrieden gewesen<br />
zu sein. Für die folgenden Produktionen – in München<br />
Paul Dessau (2. v. r.) im Dezember <strong>19</strong>74 bei einem Solidaritätskonzert<br />
vor seinem 80. Geburtstag zusammen mit (v. l.) Kurt Hager (Mitglied<br />
des Politbüros und Sekretär des ZK der SED), Ruth Berghaus (Intendantin<br />
des Berliner Ensembles), Werner Rackwitz (Stellvertreter des<br />
Ministers für Kultur der DDR) und Hans-Joachim Hoffmann (Minister<br />
für Kultur der DDR). (Foto: Katcherowski)<br />
(April <strong>19</strong>71) und Dresden (<strong>19</strong>71/72) – schrieb er wenige<br />
Wochen nach den Berliner Aufführungen die letzten<br />
<strong>Takte</strong> neu, so dass Lanzelot mit einem großen Chor- und<br />
Ensemblegesang optimistisch endet.<br />
Die Gattung der Oper war für Paul Dessau das<br />
„ausdrucksstärkste Genre, um die großen gesellschaftlichen<br />
Probleme unserer Zeit künstlerisch zu beleuchten“.<br />
Es spricht für Lanzelot, dass auch nach 50 Jahren<br />
die darin thematisierten Probleme und die enthaltene<br />
Gesellschaftskritik kaum an Aktualität verloren haben,<br />
denn Drachen gibt es auch heute und wird es immer<br />
wieder geben.<br />
Robert Krampe<br />
Paul Dessau<br />
Lanzelot. Oper in fünfzehn Bildern. Libretto:<br />
Heiner Müller und Ginka Tscholakowa (nach Motiven<br />
von Hans Christian Andersen und Jewgeni<br />
Schwarz‘ Märchenkomödie „Der Drache“)<br />
Premiere: 23.11.20<strong>19</strong> Weimar (Nationaltheater),<br />
Musikalische Leitung: Dominik Beykirch, Regie:<br />
Peter Konwitschny, Premiere Theater Erfurt:<br />
16.5.2020<br />
Besetzung: Lanzelot (Bariton), Drache (Bass), Elsa<br />
(Sopran), Charlesmagne (Bass), Bürgermeister<br />
(Tenor), Heinrich (Tenor), Kater (Sopran), 24 Nebenrollen,<br />
5 Tänzer/Pantomimen, Chorsolisten,<br />
großer Chor, Kinderchor<br />
Orchester: 4 (4 Picc, Afl), 3 (Eh), 3 (Bklar), Es-Klar,<br />
2Sax (S, A, T, Bar), 3 (Kfg) – 4,4,3,2 – Pk, Schlg – 2 Hfe,<br />
Git, Md – Klav (normales und präp. Klav), 2 Cemb.<br />
od. präp. Klav (auf Tonband), elOrg (auf Tonband),<br />
Cel, Akk, Harm – Str<br />
Verlag: Henschel Musik, Vertrieb: Bärenreiter ·<br />
Alkor<br />
In mia vita da vuolp<br />
„In meinem Leben als Fuchs / war ich alles und alles /<br />
war ich auch das Licht / die Sonne mein Antlitz / makellos<br />
…“ Die faszinierende Dichtung der Schweizerin<br />
Leta Semadeni wird zum Ausgangspunkt von Beat Furrers<br />
In mia vita da vuolp (Uraufführung:<br />
14.9.20<strong>19</strong> Rümlingen mit Rinnat Moriah<br />
[Sopran] und Marcus Weiss [Saxophon]).<br />
Aus der gleichnamigen Sammlung der<br />
Lyrikerin komponiert er fünf Texte, deren<br />
weitere Titel lauten: „Erinnerung an ein<br />
erschlagenes Pferd“, „Kasimir hat Liebeskummer“,<br />
„Im Weltraum“, „In den Nächten“<br />
– alle gleichermaßen enigmatisch<br />
und bilderreich. Beat Furrer fächert für<br />
den Farbenreichtum des Saxophons den<br />
Leta Semadini<br />
(Foto: Georg Luzzi)<br />
Tonraum noch weiter auf als bisher: Ein<br />
einziges unaufhaltsames Glissando zieht<br />
in der ersten dieser Allegorien des Todes<br />
den Klangraum in den Abgrund, in den Abwärtsbewegungen<br />
treten immer andere Klanglichkeiten des Saxophons<br />
hervor. Wie ein Schatten, der in immer anderen<br />
Erscheinungsweisen den Gesang begleitet, färbt das<br />
Instrument in vielfach aufgefächerten Spielweisen den<br />
Gesang. „In den Nächten / am Rande des Dorfes / wo ich<br />
wohne / am Rande der Dinge / schnappen / die Klingen<br />
/ des Winters / nach mir“ – endet das letzte Lied. Wie<br />
ein Schatten, der in immer anderen Erscheinungsweisen<br />
den Gesang begleitet, färbt das Saxophon diesen<br />
in vielfach aufgefächerten Spielweisen. Der Schluss<br />
lässt die Gesangsstimme in Saxophonmehrklängen<br />
mit komplexer Harmonik gleichsam verschwinden.<br />
Ensemblestück mit Klarinette für Donaueschingen<br />
Einem eng verwandten und doch grundverschiedenen<br />
Instrument widmet Beat Furrer sich in seinem neuen<br />
Werk für Klarinette und Ensemble für das Ensemble<br />
intercontemporain. Darin geht es ihm um die „Linie<br />
der Klarinette, um die Erscheinung dieses Soloinstruments.<br />
Alles wird Teil dieser Linie.“ Die Aufsplitterung<br />
der Solostimme in ganz verschiedene Klangqualitäten<br />
vollzieht sich in der ersten Phase des Werks. Die Klarinette<br />
wird in ihrer linearen Bewegung durch einzeln<br />
hinzutretende Instrumente verfärbt. Im großformalen<br />
Ablauf vollzieht sich ein Auffächern der Solostimme in<br />
komplexe klangliche Strukturen. Zwei Strukturen sind<br />
ineinander geführt, eine linear verlaufende und eine<br />
„kaleidoskopische“. Auf eine Verschiebung der Zeitlichkeiten<br />
zielt dieses Ineinander vielfacher Schichten. Das<br />
Stück entwickelt sich hin zu einem Unisono, in eine<br />
Quasi-Kadenz am Schluss, in der das ganz Ensemble<br />
in der Linie der Klarinette aufgeht.<br />
MLM<br />
Beat Furrer – aktuell<br />
20.10.20<strong>19</strong> Donaueschingen (Musiktage), Neues<br />
Werk für Klarinette und Ensemble (Uraufführung),<br />
Jérome Comte (Klarinette), Ensemble<br />
Intercontemporain, Leitung: Matthias Pintscher<br />
+++ 15.11.20<strong>19</strong> Dortmund, Studie II für Klavier<br />
(Uraufführung), Sergej Babayan, Klavier +++<br />
12.12.20<strong>19</strong> München, XENOS III, Münchner<br />
Kammerorchester, Leitung: Ilan Volkov +++<br />
11.1.2020 Köln, Phaos für Orchester, WDR Sinfonieorchester,<br />
Leitung: Michael Wendeberg +++<br />
10./12.1.2020 Berlin (Staatsoper), Violetter Schnee.<br />
Oper. Text von Händl Klaus basierend auf einer<br />
Vorlage von Wladimir Sorokin, Musikalische<br />
Leitung: Matthias Pintscher/Beat Furrer, Inszenierung:<br />
Claus Guth +++ 9.6.2020 Paris, Enigma<br />
I, III und VI (Frz. Erstaufführung), SWR Vokalensemble,<br />
Leitung: Yuval Weinberg<br />
Zum Tode Georg Katzers<br />
Der Komponist Georg Katzer, geboren am 10. Januar <strong>19</strong>35<br />
in Schlesien, ist am 7. Mai 20<strong>19</strong> in Berlin gestorben. Er<br />
studierte Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny und<br />
Ruth Zechlin in Berlin (Ost) und an der Akademie der<br />
Musischen Künste in Prag. Danach<br />
war er Meisterschüler von Hanns<br />
Eisler an der Akademie der Künste<br />
der DDR, zu deren Mitglied er im<br />
Jahre <strong>19</strong>78 gewählt wurde. Er wurde<br />
zum Professor für Komposition in<br />
Verbindung mit einer Meisterklasse<br />
gewählt und gründete <strong>19</strong>82 das Studio<br />
für Elektroakustische Musik. Neben<br />
seiner kompositorischen Arbeit<br />
(Kammermusik, Orchesterwerke, Solokonzerte,<br />
drei Opern, zwei Ballette,<br />
Puppenspiele) beschäftigt sich Katzer<br />
auch mit Computermusik, Multimedia-Projekten<br />
und Improvisation.<br />
Kompositionspreise und Auszeichnungen erhielt er<br />
in der DDR, in der Schweiz, in Frankreich, in den USA<br />
und in der Bundesrepublik Deutschland, dort u. a. das<br />
Bundesverdienstkreuz (2002) und den Deutschen Musikautorenpreis<br />
(2012).<br />
Bei Henschel Musik (Bärenreiter-Verlagsgruppe) sind<br />
vier Bühnenwerke verlegt: Die Herren des Strandes. Ein<br />
Stück mit Songs von Friedrich Gerlach (<strong>19</strong>71), Das Land<br />
Bum-Bum (<strong>19</strong>78 Berlin), Gastmahl oder Über die Liebe<br />
(<strong>19</strong>88) und Antigone oder Die Stadt (<strong>19</strong>91). www.georgkatzer.de<br />
– (Foto: Angelika Katzer)<br />
]<br />
16 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 17
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Ein Widerläufer<br />
zwischen Nord und Süd<br />
Einiges über Manfred Trojahn: seine Positionen,<br />
Orchestermusik und Opern<br />
Am 22. Oktober wird Manfred Trojahn 70 Jahre alt.<br />
Für eine Lebens- und Schaffensbilanz ist es zu früh.<br />
Gerhard R. Koch aber zeichnet Linien und Wegmarken<br />
im Werk des Komponisten nach.<br />
Nach <strong>19</strong>45 war von „Stunde Null“ und radikalem<br />
Neuanfang die Rede, zunächst politisch, während<br />
manch „braune“ Ehrenmänner noch oder schon wieder<br />
Einfluss ausübten. Und abermals war die Musik<br />
Konfliktstoff in zwei konträren „Mekkas“: Bayreuth<br />
und Darmstadt. Parallel wurde in Darmstadt via Webern<br />
und Messiaen der Serialismus entwickelt, der<br />
Einzelton nach Höhe, Dauer, Stärke, Farbe, Artikulation<br />
systematisiert. Anklänge an Tradition, gar Tonalität,<br />
Vertrautes aller Art wie Sprachähnliches, Gesang,<br />
Sinfonie, gar Oper waren tabu. Wer dagegen verstieß,<br />
galt als reaktionär, wenn nicht gar „ewig gestrig“. Die<br />
Institution war schulbildend, wurde als dogmatische<br />
Zwingburg dämonisiert. Doch gar so monolithisch<br />
war sie nicht. Und die anfangs dominierende Trias<br />
Boulez-Nono-Stockhausen zerstritt sich bald. Boulez<br />
immerhin meinte 2009: „Die serielle Musik war ein<br />
Tunnel von zwei Jahren. Dieser Tunnel war absolut<br />
notwendig, um die neue Landschaft zu entdecken.“<br />
Zum Darmstadt-Trauma indes wurde, dass das rigide<br />
Trio <strong>19</strong>58 bei der Donaueschinger Uraufführung von<br />
Henzes Nachtstücken und Arien demonstrativ den Saal<br />
verließ. Seitdem war Henze, nach Italien übergesiedelt,<br />
Oppositionsführer wider die Avantgardezentren<br />
Darmstadt, Donaueschingen und Köln. Und eine ganze<br />
Reihe jüngerer Komponisten hat sich ihm angeschlossen.<br />
Nicht zuletzt Manfred Trojahn.<br />
Auch er hält es, analog zu Mendelssohn, Schumann<br />
und Brahms, selbst Reger, nicht mit der „Zukunftsmusik“:<br />
Serialismus, (Live-)Elektronik, Aleatorik, Improvisation,<br />
geräuschhafte Verfremdung, „Musik im Raum“,<br />
Aktionismus, Instrumentales oder „Total-Theater“,<br />
Multimedia, Exotismen, auch politisches Engagement,<br />
gar Agitprop, Kollektiv-Arbeit, Popularkultur, Filmmusik<br />
spielen bei ihm kaum eine Rolle. Darin unterscheidet<br />
er sich fundamental von dem hochverehrten Henze<br />
mit seinen Stilbrüchen, ästhetischen Grenzgängereien<br />
und nicht zuletzt politischen Schwenks.<br />
Als Avantgarde-Komponist will Trojahn sich nicht<br />
unbedingt verstehen. Dennoch fühlte er sich, auch<br />
während seiner Kompositionsprofessur in Düsseldorf<br />
und zahlreicher (Ur-)Aufführungen auch an den Großinstitutionen,<br />
als Außenseiter gegenüber den obligaten<br />
Galionsfiguren des „Fortschritts“. In gelegentlicher<br />
Polemik gegen diese und den „Betrieb“ schwingen<br />
Verletzungen mit. Dabei ähnelt er nur sehr bedingt<br />
Generationsgefährten, die ab Mitte der siebziger<br />
Jahre als Anti-Darmstadt-Fronde und neue deutsche<br />
Tonalitätsromantiker etikettiert wurden. Dagegen<br />
ist er gefeit durch einen kulturgeographischen Spagat<br />
besonderer Art. Bei Braunschweig geboren, zog es<br />
ihn gleichermaßen nach Italien wie Frankreich, aber<br />
auch nach Skandinavien. Suchte er im romanischen<br />
Kulturbereich die Welt von Theater, Oper, Ballett, so<br />
im Norden die einsamen Landschaften, die, wie auch<br />
Sein und Schein: Manfred Trojahn<br />
immer, ihren Niederschlag in den Sinfonien von Sibelius<br />
und des Schweden Allan Pettersson gefunden<br />
haben, für den sich Trojahn auch als Dirigent engagiert<br />
hat. Damit sind die beiden Hauptstränge von Trojahns<br />
Schaffen umrissen: Sinfonisches und Oper – schon im<br />
neunzehnten Jahrhundert nicht mehr selbstverständlich,<br />
zumal in der Doppelung. Vollends ab <strong>19</strong>50 sind die<br />
strukturellen Voraussetzungen wie die Tonalität für<br />
die großen klassischen Formate brüchig geworden.<br />
Als Henze wie Trojahn Sinfonien und Opern schrieben,<br />
wirkte dies mitunter fast als „credo quia absurdum“,<br />
bekräftigt indes durch prononcierten Vorsatz und<br />
artistisches Gelingen.<br />
So ist es keineswegs Resignation gegenüber dem<br />
„anything goes“ der sogenannten Postmoderne, stellt<br />
man fest, dass die ohnehin fragilen Kriterien für reaktionär<br />
oder progressiv nicht mehr greifen. Zumindest<br />
lässt sich vieles von Trojahn nicht mehr nach solch<br />
simplem Schema be- oder gar aburteilen. Die neuerliche<br />
Beschäftigung mit manchen Werken jedenfalls belegt,<br />
dass das einstige Schlagwort „neue Einfachheit“ in die<br />
Irre führt. Dass jemand tonale Allusionen, motorische<br />
Raster und semantische Klangtopoi (das „klagende“<br />
Englischhorn) nicht hundertprozentig verschmäht,<br />
macht ihn nicht automatisch zum spätromantischen<br />
Kitschier. Überhaupt sind seine sinfonischen Werke<br />
alles andere als nostalgisch wohllautende Idyllen, viel<br />
mehr voller rabiater Schroffheiten kinetischer Turbulenzen,<br />
Schlagzeug-Eruptionen. Dass Trojahn Flötist<br />
ist, spürt man an den virtuos gleißenden Hüllkurvenkatarakten<br />
der Holzbläser.<br />
Pierre Boulez hat den „Gedächtnisschwund“ zugunsten<br />
der durch nichts Vergangenes korrumpierten<br />
Zukunft „reiner“ Struktur thematisiert. Trojahn hingegen<br />
lässt sich durch Assoziationen leiten, bildnerische,<br />
literarische, musikalische Anregungen, sei es durch<br />
Kompositionen, sei es durch seinen Lehrer Ligeti. So<br />
bezieht sich seine erste Sinfonie Makramee (<strong>19</strong>74) auf<br />
orientalische Verknüpfungstechniken, auch Ligetis Mikropolyphonie.<br />
In der Zweiten lassen sich Mahler-Reflexe<br />
heraushören (Marcia furioso, Nachtmusik), während<br />
die Dritte, keineswegs plakativ, von einem imaginären<br />
Italien zeugt. Sogar einen sinfonischen Zyklus gibt es:<br />
Fünf See-Bilder (<strong>19</strong>79–<strong>19</strong>83) beschwören düster nordische<br />
Stimmungen, integrieren Gedichte von Georg Heym,<br />
bringen schier apokalyptische Rauschwolken und mit<br />
Englischhorn und es-Moll expressive Wagner-Anklänge.<br />
Eine sechste Sinfonie hat Trojahn fest im Blick.<br />
Im Gegensatz zur Darmstadt-Avantgarde hat Trojahn,<br />
ähnlich wie Henze, immer wieder betont, dass<br />
szenische Vorstellungen oft sein Komponieren prägend<br />
beeinflussen, ja initiieren, die Stimme stete Verlockung<br />
bleibe. Der Weg zur Oper war vorgezeichnet, damit auch<br />
der zu einem Genre, das stärker als die stringentere<br />
Sinfonie durch Bühnentraditionen, ja -konventionen<br />
mitbestimmt wird. Verdis Devise: „Torniamo all‘<br />
Antico – e sarà un progresso“ galt auch für Trojahn;<br />
wobei offenbleibt, was „Altes“ und „Fortschritt“ bei<br />
beiden wirklich heißt.<br />
Fünf Opern hat Trojahn bislang geschrieben, und<br />
täuscht der Eindruck nicht, so sind die erste – Enrico –<br />
und die letzte – Orest – womöglich sogar die stärksten.<br />
Und mag das Faible für den nebligen Norden noch so<br />
groß sein: Die „Melodrammen“-Vorlagen gehören ins<br />
Mediterrane. Verbunden sind sie durch das Spiel mit<br />
Sein und Schein, trügerischer Realität. Die obligaten<br />
Zweifel am Sinn von „Literaturoper“ werden in den<br />
gelungenen Fällen entschärft. Zumal Trojahn Texte<br />
keineswegs eins zu eins vertonte: So hat Claus H. Henneberg<br />
als Librettist nicht nur als „Einrichter“ gewirkt.<br />
Enrico (<strong>19</strong>91), basierend auf Pirandellos Heinrich der<br />
Vierte, zeigt einen Adligen, der bei einem Kostümspiel<br />
den deutschen Kaiser spielt, vom Pferd stürzt und sich<br />
im Wahn für den Kaiser hält, dies zumindest spielt.<br />
Die Umgebung will ihn therapieren. Doch er entdeckt<br />
seinen Nebenbuhler, der seinen Unfall verursacht<br />
hat, ersticht ihn – und muss nun für immer der irre<br />
Pseudokaiser sein. Das Ganze ist ein turbulentes<br />
Sex-and-Crime-Spektakel mit einiger Rossini-Rasanz:<br />
Und entspricht Strauss‘ Salome-Bonmot vom „Scherzo<br />
mit tödlichem Ausgang“.<br />
Auch für Was ihr wollt hat Henneberg Shakespeares<br />
Text in kunstvolle Ensembles verwandelt. Und für<br />
den Schlussmonolog des Narren wird das Ganze ins<br />
Englische und nach d-Moll (zurück)geführt. Limonen<br />
aus Sizilien verleugnen nicht Puccinis Trittico, und<br />
auch La Grande Magia hat als hintersinnige Komödie<br />
Bühnenwirksamkeit erlangt. Für die jüngste Oper,<br />
Orest, hat Trojahn den Text selbst verfasst, was ihr<br />
zusätzliche Schubkraft verleiht. Analog zu Enrico wird<br />
die Atriden-Tragödie in eine Art Klinik verlegt, wobei<br />
wieder die Frage nach Schuld und Schein das Geschehen<br />
vorantreibt. An Anfang und Ende durchdringt der<br />
Ruf „Orest!“ den Außen- wie Innen-Raum. Orest gehört<br />
eindeutig zu Trojahns stärksten Partituren. Vom „Gedächtnisschwund“<br />
ist Trojahn keineswegs befallen.<br />
So hat er für Mozarts La clemenza di Tito die stets heiklen,<br />
nicht authentischen Rezitative neu komponiert,<br />
Vergangenheit und Gegenwart kreativ amalgamiert.<br />
Beschäftigt man sich erneut mit Trojahns Sinfonik<br />
wie Opern, so ergibt sich ein fast janusköpfiges Bild:<br />
Folgt die Bühne noch manchen lyrisch-buffonesken<br />
Gattungstraditionen, so ist die Orchestersprache<br />
kinetisch-schroffer, bis zur Raserei. Noch bei der<br />
Henze-Hommage Contrevenir (2012) oder der Herbstmusik<br />
(2010) kann von „Neue Einfachheit“-Idyllik nicht im<br />
Entferntesten die Rede sein.<br />
Gerhard R. Koch<br />
Manfred Trojahn – aktuell<br />
14., 17., 20.11.20<strong>19</strong> Wien (Staatsoper), Orest. Musiktheater,<br />
Musikalische Leitung: Michael Boder, Regie:<br />
Marco Arturo Marelli +++ 26.11.20<strong>19</strong> Salzburg<br />
(Dialoge), Streichquartett Nr. 2 für Mezzosopran,<br />
Klarinette und Streichquartett, Tanja Ariane<br />
Baumgartner (Mezzosopran), Thorsten Johanns<br />
(Klarinette), Minguet Quartett +++ 24.1.2020<br />
Leipzig (Peterskirche), Neues Werk für Chor a cappella<br />
(Uraufführung), MDR-Chor, Musikalische<br />
Leitung: Philipp Ahmann +++ 11.2.2020 Bonn, Ein<br />
Brief. Reflexive Szene für Bariton, Streichquartett<br />
und Orchester (Uraufführung), Musikalische<br />
Leitung: Dirk Kaftan, Regie: Reinhild Hoffmann<br />
+++ 16.3.2020 Kassel, … mit durchscheinender<br />
Melancholie, Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />
Francesco Angelico +++ 4., 13.4.2020 Salzburg<br />
(Osterfestspiele), Blick-Traum-Übergang. Prolog<br />
für Orchester zu Verdis Don Carlo (Uraufführung),<br />
Musikalische Leitung: Christian Thielemann,<br />
Regie: Vera Nemirowa<br />
]<br />
18 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> <strong>19</strong>
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Lebensstürme<br />
Zum Tode des Komponisten Heinz Winbeck<br />
Heinz Winbeck starb im März 20<strong>19</strong> in Regensburg.<br />
Leonhard Scheuch, der Verleger des Bärenreiter-<br />
Verlags, erinnert sich an die Anfänge und die<br />
langen Jahre der Verlagsbeziehung zu dem Komponisten.<br />
Von dem in München wirkenden Bärenreiter-Komponisten<br />
und Kompositionslehrer Günter Bialas, der mit<br />
Ulrich Stranz und Peter Michael Hamel schon zwei seiner<br />
Schüler dem Verlag zugeführt hatte, war mehrmals<br />
der Hinweis, dann gar die Bitte an den Verlag gekommen,<br />
mit seinem ehemaligen Schüler Heinz Winbeck<br />
Kontakt aufzunehmen. Mein Interesse war vorhanden,<br />
und im Oktober <strong>19</strong>80 kam es anlässlich eines Konzerts<br />
in Stuttgart zu einer ersten Begegnung, einem längeren<br />
Pausengespräch mit meiner dezidierten Bitte, mir<br />
einige seiner unveröffentlichten Werke zuzusenden.<br />
Es ergab sich ein weiteres Zusammentreffens im April<br />
<strong>19</strong>81 bei einem Nachmittagskonzert im Hause Bialas in<br />
Glonn. Darauf erhielt ich, datiert vom 13. April, einen<br />
Brief aus Landshut:<br />
„Sehr geehrter, lieber Herr Scheuch,<br />
lassen Sie mir nochmals herzlich Dankeschön sagen<br />
dafür, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, in mein<br />
Konzert zu kommen. Da Sie mir nun, nachdem Sie ein<br />
kleines Stück von mir gehört haben, anscheinend trotzdem<br />
wohlgesonnen sind, habe ich den Mut, Ihnen ein<br />
paar Partituren und Aufnahmen zu schicken. Vorher<br />
war ich mir zu unsicher, obwohl einige meiner Kollegen<br />
sich für mich bei mir eingesetzt hatten – das alleine war<br />
der Grund, warum ich zögerte.<br />
Da ich Ihnen gegenüber so aufrichtig wie möglich sein<br />
möchte, muss ich Ihnen gestehen, daß ich im Moment<br />
sehr verwirrt bin wegen des plötzlichen Interesses an<br />
meinen Stücken. Nachdem ich jahrelang von Verlagen<br />
nur Prospekte bekommen habe, bekomme ich in<br />
letzter Zeit wohlwollende Briefe – wohlgemerkt: ohne<br />
mein Zutun. (...) Mein lieber Lehrer sähe mich gern bei<br />
Ihnen, bei Bärenreiter: ich bin verwirrt, freudig – aber<br />
doch eben verwirrt - - - Was soll ich tun? Ich kann und<br />
will kein Doppelspiel betreiben, ich kann und will keine<br />
Bedingungen stellen, weil ich nicht weiß, wie weit ich<br />
Bedingungen erfüllen kann und Ansprüchen gerecht<br />
werden kann. Im Gegensatz zu den meisten meiner<br />
Kollegen, deren Produktivität ich ohne Zweifel schätze<br />
und bewundere, schreibe ich sehr wenige Stücke, und<br />
das wird sich auch grundsätzlich nicht sehr ändern.<br />
Bevor ich nun irgendwelche Entscheidungen treffe und<br />
Briefe schreibe, möchte ich Ihre Nachricht abwarten.<br />
[…] Bitte prüfen Sie nach Ihrer Kenntnis die Lage und<br />
teilen Sie mir Ihre Meinung oder Entscheidung möglichst<br />
bald mit.“<br />
Meine Antwort erfolgte am 28. April <strong>19</strong>81:<br />
„Lieber Herr Winbeck,<br />
dass Sie mir vor Ostern noch ein paar Partituren und<br />
eine Kassette zugeschickt hatten, freute mich sehr,<br />
und ich danke Ihnen dafür. Fast mehr aber noch freute<br />
mich Ihr Brief in seiner Offenheit und Ehrlichkeit; ich<br />
kann mir für unsere weiteren Gespräche keine bessere<br />
Basis denken. Ich habe größtes Verständnis für Ihre<br />
Haltung, ich finde sie absolut richtig und bin froh darüber.<br />
Dennoch möchte ich Ihnen keine ,Entscheidung‘<br />
mitteilen – weil ich der Meinung bin, dass wir diese nur<br />
gemeinsam fällen können.“<br />
Ich kündigte ihm für Juni einen zweitägigen Besuch<br />
in seinem heimischen Umfeld in Landshut an, um „in<br />
Ruhe ausführlich mit Ihnen zu reden – über alles ausgenommen<br />
über Bedingungen und Ansprüche“.<br />
So kam es, dass ich am 13. Juni <strong>19</strong>81 wohlpräpariert<br />
und angetan von den mir vorab zugesandten<br />
ersten zwischen <strong>19</strong>73 bis <strong>19</strong>79 entstandenen Werken<br />
nach Landshut fuhr (wo Heinz Winbeck, geboren am<br />
11. Februar im <strong>19</strong>46, in äußerst bescheidenen Verhältnissen<br />
aufgewachsen war) – herzlich empfangen von<br />
ihm und seiner Frau Gerhilde. Er erzählte offen über<br />
seine Jugend in Armut und wie sich die Umstände<br />
nach einem unverschuldeten Unfall dank eines<br />
Schmerzensgeldes verbessert hätten, was auch die<br />
Anschaffung eines Klaviers ermöglicht habe … Dass<br />
die Beschäftigung mit diesem Instrument tatsächlich<br />
zu einem Klavierstudium führen würde, erstaunt auch<br />
heute noch; jedenfalls brachte es ihn mit 17 Jahren an<br />
das Richard-Strauss-Konservatorium nach München,<br />
wo Winbeck nebenher auch Unterricht im Dirigieren<br />
nahm. <strong>19</strong>67 setzte er sein Studium an der Staatlichen<br />
Hochschule in München fort, erst bei Harald Genzmer,<br />
dann hauptsächlich bei Günter Bialas: ihm hatte er<br />
<strong>19</strong>73 „in großer Dankbarkeit“ seinen Entgegengesang<br />
für Orchester gewidmet. Wir sprachen ausführlich<br />
darüber, und Winbecks Text dazu erschien mir wie ein<br />
Credo für sein späteres Schaffen. Es gehe ihm darum,<br />
sich „von jeglichem experimentellen Tatendrang und<br />
allen -ismen zu lösen, stattdessen wollte ich das musikalische<br />
Urerlebnis, den Vorgang der Musikwerdung<br />
selber gestalten, von dem man nie so genau weiß, ob<br />
es sich um eine ,Begegnung‘ oder um eine Selbstprojektion<br />
handelt. Es war mir damals auch wichtig, das<br />
allgemein strapazierte Tonmaterial überschaubar auf<br />
jene Grundbausteine zu reduzieren, welche wirklich<br />
von mir vertreten werden konnten.“<br />
Heinz Winbeck hatte sich seinen Weg danach mühsam<br />
suchen müssen: als Schauspielkapellmeister und<br />
-komponist in Ingolstadt und Wunsiedel, bis erste<br />
Anerkennungen und Preise folgten und sich <strong>19</strong>80 die<br />
Chance bot, einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule<br />
für Musik in München zu übernehmen (wo er ab<br />
<strong>19</strong>87 als hauptamtlicher Dozent für Musiktheorie und<br />
Gehörbildung unterrichtete).<br />
<strong>19</strong>88 wechselte er als Professor für Komposition an<br />
die Staatliche Hochschule für Musik in Würzburg und<br />
leitete bis zu seiner Emeritierung viele junge Komponisten<br />
in seiner Kunst an – freundschaftlich, nachdenklich<br />
und stets Freiheit gewährend.<br />
Durch die Berufung nach Würzburg hatte sich seine<br />
Lebenssituation materiell und ideell verbessert: Es war<br />
ihm gelungen, <strong>19</strong>90 abseits jeglichen Stadtbetriebs in<br />
Schambach im Altmühltal in einem klosterähnlichen<br />
Anwesen eine Heimstätte zu finden, das die beiden<br />
Winbecks liebevoll über Jahre hinweg restaurierten<br />
und bewirtschafteten und zusammen mit Hunden,<br />
Katzen und weiteren Tieren bewohnten; auf einer<br />
selbst kunstvoll gestalteten Weihnachtskarte schrieb<br />
Heinz Winbeck <strong>19</strong>97 „Stellt Euch vor … da steht unser<br />
Weihnachtsbaum wieder im Stall bei den Tieren … und<br />
hängt voller bunter Bärchen! Was werden da wohl die<br />
Wiesa, das Nannerl, der Simmerl, die Zenzi, der Mupfl,<br />
die Rebekka, das Minnerl und die Laura sagen!? An<br />
Eurem Baum müssten – so stelle ich mir das vor – lauter<br />
kleine Komponistchen hängen!“ Dort einzukehren<br />
zum Weisswurstessen war jedesmal eine große Freude.<br />
Mit Entgegengesang für Orchester und Denk ich an<br />
Haydn. Drei Fragmente für Orchester und vier Kammermusikwerken<br />
durften wir erfreut Heinz Winbeck <strong>19</strong>82<br />
als Bärenreiter-Komponisten vorstellen. Über „Bedingungen<br />
und Ansprüche“ zu sprechen, bestand keine<br />
Notwendigkeit mehr, und mit<br />
der Voraussage, dass er nur<br />
sehr wenige Stücke schreibe,<br />
hat er recht behalten. Vierzehn<br />
sind noch dazugekommen,<br />
darunter fünf davon großdimensionierte<br />
Sinfonien, in<br />
ihrer Eigenständigkeit teils<br />
an Mahler, teils an Bruckner<br />
erinnernd. Die Fünfte, Jetzt<br />
und in der Stunde des Todes genannt,<br />
Bruckners Neunte gar<br />
ergänzend, wurde 2011 in Linz<br />
von Dennis Russell Davies<br />
uraufgeführt.<br />
Im Wissen, dass die CD-Edition<br />
mit seinen Sinfonien kurz<br />
vor dem Erscheinen stand,<br />
durfte Heinz Winbeck vier<br />
„… schreibe ich sehr wenige Stücke, und<br />
das wird sich auch grundsätzlich nicht sehr<br />
ändern.“ – Heinz Winbeck <strong>19</strong>46–20<strong>19</strong><br />
(Foto: Thomas Neumann)<br />
Tage vor seinem Tod am 26. März 20<strong>19</strong> von Russell Davies,<br />
der sich wie kein zweiter für sein Werk eingesetzt<br />
hatte, erfahren, dass er in Brünn mit großem Publikumserfolg<br />
dreimal sein Orchesterwerk Lebensstürme<br />
dirigiert hatte. Winbeck war nicht in die mährische<br />
Stadt gereist, da er inzwischen jegliches Reisen verabscheute.<br />
Wir nehmen Abschied von einem großen Stillen,<br />
der einen – seinen – voll und ganz eigenen Weg ging,<br />
nicht unbeirrt, aber authentisch in seinen ganz eigenen<br />
Lebensstürmen.<br />
Leonhard Scheuch<br />
Heinz Winbeck<br />
Sinfonien 1 bis 5<br />
Christel Borchers, Udo Samel, Günter Binge,<br />
Werner Buchin, Bruce Weinberger, Symphonieorchester<br />
des Bayerischen Rundfunks, ORF<br />
Radio-Symphonieorchester Wien, Deutsches<br />
Symphonie-Orchester Berlin, Beethoven Orchester<br />
Bonn, Muhai Tang, Dennis Russell Davies,<br />
Mathias Husmann. TYXart (5 CD)<br />
]<br />
20 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 21
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Gold, Silber, Purpur<br />
Der Abschluss von Matthias Pintschers<br />
Hohelied-Zyklus<br />
„Pracht“ könnte über Matthias Pintschers letzter<br />
Komposition zum „Shirim“-Zyklus stehen, der<br />
nun vollständig uraufgeführt wird.<br />
Befreiung zum Egoismus<br />
Ľubica Čekovskás Orchesterstück zum Gedenken<br />
an die Samtene Revolution<br />
Nachrichten<br />
Als vierten Teil und Abschluss seines Shirim-Zyklus<br />
komponiert Matthias Pintscher das 3. Kapitel des Hohelieds<br />
für Bariton, Chor und Orchester. Von der Pracht,<br />
dem Auftritt des Königs Salomon selber ist darin die<br />
Rede, von der Kostbarkeit der Schätze und Gewänder,<br />
den goldschimmernden Waffen seines<br />
Begleitzuges: „Der König Salomo ließ<br />
sich eine Sänfte machen aus Holz vom<br />
Libanon. Ihre Säulen machte er aus Silber,<br />
die Decke aus Gold, der Sitz purpurn; das<br />
Innere geziert mit Edelsteinen. Ihr Töchter<br />
Jerusalems, kommt heraus und seht …“<br />
Charakteristisch für das dritte Kapitel<br />
des Shir-ha-shirim ist seine Kontemplation.<br />
Matthias Pintscher: „Es ist überwiegend<br />
eine Zustandsbeschreibung. Die<br />
Handlung ist weniger aktiv als in den<br />
anderen sechs Teilen des Hohelieds. Es<br />
geht mir hier um das Erspüren eines Zustands,<br />
der etwas sehr Archaisches hat: Das Klingen der<br />
Schwerter, das Metallische ist prägend, die Beschreibung<br />
der Geräusche, Farben, Gerüche.“<br />
Über zehn Jahre hinweg hat Pintscher die Teile des<br />
Zyklus komponiert, beginnend 2008 mit dem fünften<br />
Gesang in she-cholat ahava ani (Wie liebeskrank ich<br />
bin) für gemischten Chor a cappella, es folgten 2011<br />
der zweite Gesang in songs from Solomon’s Garden und<br />
2017 der dritte Teil von Shirim, jeweils für Bariton und<br />
Orchester. Bei der Gesamtaufführung bei musica viva<br />
München werden nun alle vier Teile erklingen.<br />
Die Dichtungen sind geprägt von ihrer schwebenden<br />
Vielstimmigkeit, die mehrere Sprecher vereint.<br />
Dieses Prinzip wird in Shirim IV in größte Dimensionen<br />
geführt. Das Dialogische wird geweitet in einen Austausch<br />
von drei Stimmen – Bariton, Chor und Orchester.<br />
„Im Verlauf des Stücks wird der Satz zunächst immer<br />
dichter, konzentrierter und vereinfacht sich immer<br />
mehr, bis sich dann die Tore zum Schluss öffnen. Das<br />
Stichwort ‚Pracht‘ ist ganz wichtig. Der gesamte Zyklus<br />
ist geprägt durch ein Kreisen ganz vieler Elemente, die<br />
in sich sehr zusammenhängend sind – der Harmonien,<br />
der Orchestrierung, der Gesten. Hier in diesem Satz<br />
ist vor allem das metallische Repertoire ausgeweitet,<br />
was sich auch schon in meinem Klavierkonzert NUR<br />
angekündigt hatte.“<br />
Marie Luise Maintz<br />
Matthias Pintscher<br />
Shirim for baritone, chorus and orchestra<br />
Erstaufführung des Gesamtzyklus: 7.2.2020 München<br />
(musica viva), Georg Nigl (Bariton), Chor<br />
und Orchester des Bayerischen Rundfunks,<br />
Leitung: Matthias Pintscher<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11185, Aufführungsmaterial<br />
leihweise – (Foto: Franck Ferville)<br />
König Salomon, englischer Kupferstich von 1875<br />
Matthias Pintscher – aktuell<br />
29., 30.9., 1.10.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie), un<br />
despertar for cello and orchestra (Dt. Erstaufführung),<br />
Alisa Weilerstein (Violoncello), Gürzenich-Orchester,<br />
Leitung: François-Xavier<br />
Roth +++ 15.10.20<strong>19</strong> Paris (Cité de la Musique),<br />
Mar‘eh, NUR for piano and ensemble, Ensemble<br />
Intercontemporain, Leitung: Matthias Pintscher<br />
+++ 29.1., 1./2.2.2020 Paris (Cité de la Musique/<br />
Châtelet), Lieder und Schneebilder, Ensemble<br />
Intercontemporain, Leitung: M. Pintscher +++<br />
7.2.2020 München (musica viva), Shirim for<br />
baritone, chorus and orchestra (Erstaufführung<br />
des Gesamtzyklus), Georg Nigl (Bariton), Chor<br />
und Orchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung:<br />
M. Pintscher +++ 26.2.2020 Montréal, Ex<br />
Nihilo for orchestra, Montréal Symphony Orchestra,<br />
Leitung: M.Pintscher +++ 3., 5.4.2020 Pittsburgh<br />
(Heinz Hall), Ex Nihilo for orchestra, Pittsburgh<br />
Symphony Orchestra, Leitung: M. Pintscher<br />
Zum Jahrestag der Samtenen Revolution am 17. November<br />
<strong>19</strong>89 in Bratislava hat Ľubica Čekovská Liberte für<br />
Mezzosopran, Chor und Orchester komponiert. Die Erinnerung<br />
an den weitgehend gewaltfreien<br />
Umbruch vom Sozialismus zur Demokratie<br />
in der Tschechoslowakei vor 30 Jahren<br />
ist für die slowakische Komponistin mit<br />
Ambivalenz erfüllt. „Die Revolution hat<br />
uns politische Befreiung gebracht, sie<br />
hat jedoch vielfach nicht zur spirituellen<br />
Freiheit geführt. Der Umbruch hat uns<br />
etwas gegeben, aber auch gestohlen. Er<br />
hat wirtschaftliche Befreiung, aber auch<br />
Egoismus hervorgebracht.“ Tiefer Zweifel<br />
ist die Grundhaltung von William<br />
Shakespeares berühmtem Sonett 66, das<br />
den Verdruss an der scheinheiligen Welt formuliert.<br />
Ľubica Čekovská vertont eine Übersetzung von Anna<br />
Sedlačková ins Slowakische und kombiniert sie mit<br />
einem Text des <strong>19</strong>46 in Košice geborenen Autors Ján<br />
Štrasser. Ihre Komposition Liberte geht mit dem großen<br />
Apparat von Chor und Orchester in einer reichen Textur<br />
um, in einer rhythmisch betonten, energetischen<br />
und perkussionsbetonten Satzstruktur, mal in einem<br />
sarkastischen Marschcharakter, mal in einem elegischen<br />
Tonfall. Ihr Kommentar zur Revolution ist ein<br />
heterogenes, tief gespaltenes Stimmungsbild. MLM<br />
Ľubica Čekovská<br />
Liberte<br />
Uraufführung: 17.11.20<strong>19</strong> Bratislava (Philharmonie),<br />
Terézia Kružliaková (Mezzosopran), Slowakischer<br />
Philharmonischer Chor, Symphonieorchester<br />
des Slowakischen Rundfunks, Musikalische<br />
Leitung: Peter Valentovič<br />
Besetzung: Mezzosopran solo, Chor (SATB)<br />
2, Picc, 2, Eh, 2, BKlar, 2, Kfag – 4, 3, 3, 1 – Pk, Schlg<br />
(7), Hfe – Streicher<br />
Verlag: Bärenreiter, BA 11179, Aufführungsmaterial<br />
leihweise<br />
^<br />
Lubica<br />
‘<br />
Cekovská – aktuell<br />
6.3.2020 Kansas City, A Midsummer Quartet<br />
(US-Erstaufführung), Pavel Haas Quartet<br />
Rechtzeitig vor dem Beginn des Beethoven-Jahrs 2020<br />
hat der Bärenreiter-Verlag Ludwig van Beethovens<br />
35 Klaviersonaten als dreibändige Gesamtausgabe<br />
herausgebracht (BA 11840. € 75,–, ab 5.1.2021 € 94,–,<br />
Bände I–III einzeln jeweils € 26,95, ab 5.1.2021 jeweils<br />
€ 34,95. Kritischer Bericht. BA 11840-40. € 98,–). Herausgeber<br />
ist der weltweit renommierte Beethoven-Spezialist<br />
Jonathan Del Mar, der für einen zuverlässigen, auf<br />
intensivem Quellenstudium beruhenden Notentext<br />
bürgt. Die Bände enthalten jeweils ein thematisches<br />
Inhaltsverzeichnis mit den Incipits aller Sonaten.<br />
Del Mar hatte bereits alle Sinfonien, Konzerte, einige<br />
Streichquartette und weitere Werke des Bonner Komponisten<br />
herausgegeben.<br />
Unter dem Titel „Nun ist alles beim Teufel“ Franz Schrekers<br />
späte Opern ist bei der Edition Text + Kritik ein Buch<br />
von Janine Ortiz erschienen. In seinen Frühwerken<br />
hatte Schreker mit der Orientierung des musikalischen<br />
Materials an den Vorgängen der Psyche Neuland betreten<br />
– die Uraufführung von Der Ferne<br />
Klang <strong>19</strong>14 in Frankfurt am Main machte<br />
ihn über Nacht berühmt. Doch infolge des<br />
Ersten Weltkriegs veränderte sich das kulturelle<br />
Klima radikal. Neue Sachlichkeit,<br />
Jazz, Zeitoper und andere Strömungen<br />
standen Schrekers Stil diametral gegenüber.<br />
In der öffentlichen Wahrnehmung<br />
begann der Stern des Komponisten zu<br />
sinken. Doch Schreker ging mit der Herausforderung<br />
produktiv um. Es gelangen<br />
ihm drei höchst unterschiedliche<br />
Konzepte, die seine unverwechselbare<br />
Handschrift mit den neuen Einflüssen<br />
verbanden. Der singende Teufel, Christophorus (Verlag:<br />
Alkor-Edition) und Der Schmied von Gent werden nun<br />
erstmals in einer präzisen Analyse gedeutet, welche<br />
die konstitutiven und stilbildenden Widersprüchlichkeiten<br />
herausarbeitet, die Schrekers Werk so schillernd<br />
und berührend machen.<br />
]<br />
22 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 23
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Mahlers Geister<br />
Andrea Lorenzo Scartazzinis „Spiriti“ für Orchester<br />
Es könnte verwegen anmuten, den riesenhaften symphonischen<br />
Geschöpfen Gustav Mahlers musikalisch<br />
noch etwas zur Seite zu stellen. Und doch ist dies die<br />
Essenz des Auftrags der Jenaer Philharmonie und ihres<br />
GMD Simon Gaudenz an den Komponisten Andrea<br />
Scartazzini. Zu jeder Symphonie Mahlers entsteht ein<br />
kurzes eigenständiges Orchesterstück, das sich mit<br />
dessen Musik und Gedankenwelt in Beziehung setzt.<br />
Die ersten beiden Kompositionen Torso und Epitaph<br />
wurden bereits aus der Taufe gehoben, und nun steht<br />
in Neubrandenburg und in Jena die Uraufführung des<br />
dritten Stückes, Spiriti, an. Es verzichtet gänzlich aufs<br />
Blech und die Holzbläser kommen nur mit schattenhaften<br />
Geräuschen zum Einsatz. Dies als Gegenentwurf<br />
zur schieren orchestralen Wucht, die sich in Mahlers<br />
dritter Symphonie Bahn bricht. Klanglich dominieren<br />
bei Scartazzini ruhige, tiefe mit Gongs und teilweise<br />
neuen Perkussionsinstrumenten angereicherte Streicherflächen<br />
sowie ätherisch feine, fast tänzerisch anmutende<br />
Passagen, die zuletzt übergangslos in Mahlers<br />
ersten Satz münden.<br />
„Spiriti“ ist das italienische Wort für Geister. Scartazzinis<br />
geisterhaftes Scherzo nimmt damit Bezug auf<br />
Mahlers musikalische Kosmologie, die er in der dritten<br />
Symphonie verwirklichte. Dessen sechs Sätzen über die<br />
unbelebte Natur, die Blumen, Tiere, Menschen, Engel<br />
und die göttliche Liebe fügt Scartazzini mit Spiriti einen<br />
Satz hinzu, der den Schöpfungsreigen augenzwinkernd<br />
ins Reich der Naturgeister erweitert.<br />
ALS<br />
Nichts für Zartbesaitete: Die Oper Thérèse von Philipp Maintz nach Émile Zolas Roman<br />
„Thérèse Raquin“ wurde am 14. April 20<strong>19</strong> bei den Osterfestspielen in Salzburg uraufgeführt<br />
(Libretto: Otto Katzameier, Musikalische Leitung: Nicolas André, Inszenierung: Georges<br />
Delnon, Deutsche Erstaufführung am 18. Mai 20<strong>19</strong> in der Hamburger Elbphilharmonie).<br />
Erzählt wird die Geschichte eines skrupellosen Verbrechens, von Wahnsinn und Selbstzerstörung.<br />
Thérèse (Marisol Montalvo, Foto: OFS/Matthias Creutziger) und ihr Liebhaber<br />
Laurent ermorden den Ehemann der jungen Frau. Ihre Liebe wendet sich bald in einen<br />
zerfleischenden Kampf gegeneinander, schließlich begehen sie Doppelselbstmord.<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini – aktuell<br />
26.10.20<strong>19</strong> Neubrandenburg<br />
(Konzertkirche),<br />
Spiriti für Orchester<br />
(Uraufführung), Neubrandenburger<br />
Philharmonie,<br />
Leitung: Sebastian<br />
Tewinkel +++<br />
7.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus),<br />
Torso, Epitaph, Spiriti für<br />
Orchester (Mahler-Scartazzini-Zyklus<br />
III) Jenaer<br />
Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz +++<br />
24.4.2020 Siegen, Neues Werk für Orchester (Mahler-Scartazzini-Zyklus<br />
IV, Uraufführung), Philharmonie<br />
Südwestfalen, Leitung: Nabil Shehata +++<br />
28.5.2020 Jena (Volkshaus), Torso, Epitaph, Spiriti,<br />
Neues Werk (Mahler-Zyklus, Nr. 4) für Orchester,<br />
Jenaer Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz<br />
+++ 10.6.2020 Freiburg (Br., Konzerthaus), Neues<br />
Werk (Mahler-Zyklus Nr. 4) für Orchester, Jenaer<br />
Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz +++<br />
18.7.2020 Toblach (Kulturzentrum, Gustav-Mahler-Musikwochen),<br />
Torso für Orchester, Jenaer<br />
Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz (Foto:<br />
Janis Huber)<br />
Philipp Maintz – aktuell<br />
9.12.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie), choralvorspiel<br />
XIII (veni, redemptor gentium) für orgel<br />
solo (Uraufführung), Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />
+++ 6.1.2020 München (Jesuitenkirche St. Michael),<br />
choralvorspiel IV (unüberwindlich starker<br />
held, sankt michael), choralvorspiel VIII (wie<br />
schön leucht uns der morgenstern) für orgel solo<br />
(Uraufführung), Hansjörg Albrecht (Orgel) +++<br />
15.2.2020 Hamburg (Elbphilharmonie), Neues<br />
Werk für Klavier solo (Uraufführung), William<br />
Youn (Klavier) +++ 24.5.2020 Köln (Philharmonie),<br />
red china green house für orchester (Uraufführung),<br />
Aurora Orchestra, Leitung: Nicholas Collon<br />
+++ 9.10.2020 Graz (Musikprotokoll im Steirischen<br />
Herbst), konzert für klavier und orchester<br />
(Österreichische Erstaufführung), Tzimon Barto<br />
(Klavier), ORF Radio-Symphonieorchester Wien,<br />
Leitung: Marin Alsop<br />
„It was thrilling … Care, precision and delicacy are certainly evident in Dieter Ammann’s Piano Concerto“<br />
(The Times): Großer Erfolg für Dieter Ammanns Klavierkonzert bei der Uraufführung im Rahmen der Proms am<br />
<strong>19</strong>. August 20<strong>19</strong> in der Londoner Royal Albert Hall. „A 25-minute single span, scherzo-like in character, colourful,<br />
percussion-laden, a touch bluesy but mostly modernist, this was a complex sustained tutti into which the piano<br />
fitted, as Ammann suggested, like a cog in a machine.“ (The Sunday Times) – Foto oben: Dieter Ammann im Glück<br />
der gelungenen Premiere, rechts der Pianist Andreas Haefliger und links der Dirigent Sakari Oramo vor dem BBC<br />
Symphony Orchestra (Foto: Chris Christodoulou)<br />
Weitere Termine – Klavierkonzert mit Andreas Haefliger: 24./25./26.10.<strong>19</strong> Boston (US-Erstaufführung), Boston<br />
Symphony Orchestra, Leitung: Susanna Mälkki +++ 6/7.11.20<strong>19</strong> Helsinki (Finnische Erstaufführung), Helsinki<br />
Philharmonic, Leitung: Susanna Mälkki +++ 9./10./12.1.2020 München (Deutsche Erstaufführung), Münchner<br />
Philharmoniker, Leitung: Susanna Mälkki +++25.8.2020 Luzern (Lucerne Festival, Schweizer Erstaufführung),<br />
Helsinki Philharmonic, Leitung: Susanna Mälkki +++ 15.1.2020 Berlin, (Ultraschall, Haus des Rundfunks), glut for<br />
orchestra, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Leitung: Marc Albrecht<br />
Charlotte Seither – aktuell<br />
5.10.20<strong>19</strong> Köln (Kunststation St. Peter), Sette respiri,<br />
Irene Kurka (Stimme solo) +++ 11.10.20<strong>19</strong> Bonn (Oper),<br />
sie, die spricht für Orchester, Beethoven-Orchester<br />
Bonn, Leitung: Dirk Kaftan +++ 11.10.20<strong>19</strong> Sondershausen,<br />
Neues Werk für Ensemble (Uraufführung),<br />
Ensemble der Länder, Leitung: Romeo Wecks<br />
+++ 22.10.20<strong>19</strong> Berlin (BKA/Unerhörte Musik), Equal<br />
ways of difference, Neues Dresdner Klaviertrio +++<br />
18.11.20<strong>19</strong> Wien (Wien Modern), lauschgut für Inside<br />
Piano (Uraufführung), Mathilde Hoursiangou (Klavier)<br />
+++ 22.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus), Flow für<br />
Flöte, Violine und Violoncello, Modern Art Ensemble<br />
+++ 25.11.20<strong>19</strong> Heilbronn (Deutschhof), Weitere<br />
Machart von Stille, Natasha López (Stimme) +++<br />
6.3.2020 Wien (Symposium Hegel-Hölderlin-Beethoven<br />
2020), Neues Werk für Stimme solo (Uraufführung),<br />
Salome Kammer (Stimme) +++ 16.–24.5.2020<br />
Bonn, Deutscher Orchesterwettbewerb 2020 (Pflichtstück<br />
für Kammerorchester), Ferne Begegnung. Trois<br />
Adieux für Ludwig van B. (Uraufführung)<br />
]<br />
24 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 25
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Reise in die Unterwelt<br />
Die Kurzoper „Cave“ von Tansy Davies<br />
Lucia im hellen Wald<br />
der Sprache<br />
Zwei neue Musiktheaterwerke von Lucia Ronchetti<br />
„The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi“<br />
nach einem Metaroman von Eugene Ostashevsky<br />
und „Inferno“ nach dem Gedicht von Dante<br />
Alighieri.<br />
Seit der Uraufführung ihrer preisgekrönten Oper Between<br />
Worlds (2014) genießt Tansy Davies anhaltende<br />
internationale Aufmerksamkeit. Das 2016 entstandene<br />
Konzert Forest für vier Hörner und Orchester wurde<br />
vom Philharmonia Orchestra, den New Yorker Philharmonikern<br />
und dem Warschauer Herbst Festival in<br />
Auftrag gegeben. Die Spielzeit 2018/<strong>19</strong>, die Davies als<br />
Composer in Residence am Concertgebouw Amsterdam<br />
verbrachte, gipfelte in einem neuen Werk für das<br />
„Asko|Schönberg“-Ensemble mit dem Titel Soul Canoe.<br />
Diesen Herbst tritt sie ihre Stelle als Lehrbeauftragte<br />
für Komposition an der Jacobs School of Music in Bloomington,<br />
Indiana, an.<br />
Marc Padmore bei der Uraufführung<br />
von „Cave“ 2018 in London<br />
(Foto: Manuel Harlan)<br />
Cave<br />
Im Sommer 2018 feierte Tansy<br />
Davies’ Kammeroper Cave<br />
in der großen Lagerhalle von<br />
Printworks in London Premiere.<br />
Die London Sinfonietta und die<br />
Royal Opera inszenierten das<br />
Stück gemeinsam mit Mark<br />
Padmore und Elaine Mitchener<br />
in den Hauptrollen. Die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit mit<br />
dem Librettisten Nick Drake<br />
wird hier nach der Oper Between<br />
Worlds 2014 fortgesetzt: In<br />
dem 60-minütigen Werk begleiten<br />
wir einen trauernden Vater<br />
auf der Suche nach Überleben<br />
und Erneuerung in einer von<br />
Umweltkatastrophen geplagten<br />
Welt. Bei dem verzweifelten<br />
Versuch, eine Beziehung zu seiner<br />
Tochter herzustellen, begibt<br />
sich der Mann, von Padmore<br />
gesungen, in eine dunkle Höhle<br />
und tritt eine Reise in die Unterwelt<br />
der Geister an, in eine Welt,<br />
der Mitchener ihre Stimme<br />
verleiht. Die Regie führte Lucy<br />
Bailey, die London Sinfonietta<br />
wurde von Geoffry Paterson<br />
dirigiert und das Sounddesign<br />
leiteten Sound Intermedia und<br />
Rolf Wallin.<br />
Die geniale Kombination der<br />
beiden bemerkenswerten und<br />
äußerst gegensätzlichen Gesangstalente<br />
macht den Erfolg<br />
der Oper aus. Padmore, einem<br />
britischen lyrischen Tenor par<br />
excellence, steht Mitchener gegenüber, eine furchtlos<br />
experimentelle Sängerin, die sich in einem aufregenden<br />
Wechselspiel entweder strikt an den Notentext<br />
hält oder wild improvisiert. Manchmal trennen die<br />
Sänger Welten, manchmal sind sie das vage Echo des<br />
anderen, und, in manchen der berührendsten Stellen<br />
der Oper, verschmelzen ihre Stimmen zu einem wundersamen<br />
Gemisch. Die schiere Bandbreite der vokalen<br />
Ausdrucksformen in diesem Werk ist beeindruckend:<br />
von Sinuston-Gesängen, sich schlängelnden, kantablen<br />
schamanischen Gesängen und trällernden Imitationen<br />
des Vogelgesangs bis hin zu Schmerzensschreien, kehligen<br />
Jammerlauten und einer Reihe furchteinflößender,<br />
durch ein Megaphon gebellter Krächzer. Beim Singen<br />
schütteln die beiden Sänger Rasseln und Mitchener<br />
spielt in einer der Ausbrüche wilder schamanischer<br />
Energie die Basstrommel.<br />
Cave erscheint als Schlüsselmoment in Tansy Davies’<br />
bisherigem Werdegang als Komponistin. Die neu gefundene<br />
Weiträumigkeit und harmonische Leichtigkeit<br />
werden mit den wiederkehrenden Rhythmen vereint,<br />
die lange Zeit die treibende Kraft ihrer Werke waren.<br />
Über acht Szenen hinweg erschaffen sechs Instrumentalisten<br />
eine verführerisch schillernde Klangwelt, in<br />
der die Harfe immer wieder markant hervortritt. In<br />
entscheidenden Momenten nehmen die Instrumentalisten<br />
die Rolle von Solisten an: Ein Horn jagt die natürliche<br />
Obertonreihe hinauf in breiten, aufsteigenden<br />
Wogen; in der Stratosphäre erklingt ein Duett zwischen<br />
Klarinette und Mitcheners zwitscherndem Gesang;<br />
ihm gesellt sich später wiederum die Geige mit einem<br />
volkstümlich trällernden Wiegenlied hinzu. Alles ist<br />
eingebettet in einer riesigen, sich langsam bewegenden<br />
Höhle aus elektrischen Klängen (basierend auf Davies’<br />
dunkel schimmerndem Stück für Streichorchester Dune<br />
of Footprints), welche die verlockenden Harmonien<br />
birgt, die das Fundament des Stücks bilden.<br />
Faber Music<br />
„A shimmeringly atmospheric soundscape… What<br />
one is left with is often beautiful in sound, a threnody<br />
always haunting and unsettling in implication.“<br />
Rupert Christiansen, The Telegraph, 21 June 2018<br />
Tansy Davies<br />
Cave. Chamber opera in eight scenes. Text: Nick<br />
Drake (Eng)<br />
Besetzung: Mezzosopran, Tenor – Ensemble: Klarinette<br />
(Bklar), Fagott (Kfag), Horn, Harfe, Violine,<br />
Kontrabass – Live-Elektronik (1–2 Spieler)<br />
Aufführungsdauer: 60 Minuten<br />
Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi<br />
Die zwei neuen Musiktheaterwerke von Lucia Ronchetti<br />
sind von sehr unterschiedlicher Gestalt. Das erste vertont<br />
in Form von neun Unterhaltungen für Sopran und<br />
Instrumentalensemble (Tenorsaxophon, E-Gitarre, Akkordeon,<br />
Kontrabass und Klavier) The Pirate Who Does<br />
Not Know the Value of Pi von Eugene Ostashevsky. Der<br />
russisch-amerikanische Dichter hatte bereits früher<br />
Texte für Ronchettis Kammermusikwerke Hamlet‘s Mill<br />
(2007) und Ravel Unravel (2012) sowie für das Chorwerk<br />
Prosopopeia (2010) zur Verfügung gestellt.<br />
Das „Pi“ des Titels hat nichts mit dem mathematischen<br />
Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem<br />
Durchmesser zu tun, sondern verweist auf die Philosophical<br />
Investigations (Philosophischen Untersuchungen)<br />
von Ludwig Wittgenstein, einen grundlegenden Aufsatz<br />
über die Privatsprache (d. h. nur der Sprechende<br />
weiß um die Bedeutung der Worte).<br />
In seinem Metaroman, der 2017 von der New York<br />
Review of Books veröffentlicht wurde, übersetzt Ostashevsky<br />
diese Idee in einen surrealen, scheinbar<br />
leichten Dialog zwischen einem launischen Papagei,<br />
der gerne mit Worten spielt, und einem introvertierten<br />
Piraten. Wie der emblematische Robinson Crusoe in<br />
Wittgensteins Aufsatz befinden sich auch die zwei Protagonisten<br />
von Ostaschevsky nach einem Schiffbruch<br />
auf einer verlassenen Insel. Aber es ist das Tier, das von<br />
Natur aus dazu bestimmt ist, Worte zu wiederholen,<br />
ohne ihnen eine Bedeutung zu geben, das den philosophischen<br />
Dialog führt, der ständig auf der Ebene des<br />
Paradoxons stattfindet.<br />
In Ronchettis musikalischer Umsetzung drückt<br />
sich der Papagei durch die Stimme der Sopranistin<br />
aus, während der Pirat vom A-cappella-Chor der Instrumentalisten<br />
interpretiert wird. Für diesen Anlass<br />
werden sie in Interpreten verwandelt, eine Wahl,<br />
die den Wunsch der Komponistin widerspiegelt, ein<br />
akustisches Ungleichgewicht zwischen ihnen zu<br />
schaffen und die Unmöglichkeit der Kommunikation<br />
zu unterstreichen.<br />
Inferno<br />
Die Unmöglichkeit der Kommunikation wird auch<br />
zwischen Dante und Luzifer in Inferno thematisiert:<br />
Dante ist klar und tiefgründig in seinen Überlegungen,<br />
während Luzifer jegliche kritische und spekulative<br />
Haltung fehlt. Luzifer selbst erklärt es: „im ganzen<br />
Universum / kann nur ich nichts sagen … / Ich sage es<br />
wirklich: Ich sage nichts.“ Es sind daher die Worte des<br />
Schriftstellers Tiziano Scarpa, die Luzifer in seinem<br />
langen und dunklen „Lamento“ zum Ausdruck bringt,<br />
begleitet von einem Streichquartett, das Lucia Ronchettis<br />
Werk Inferno aus dem ersten Teil der Göttlichen<br />
Komödie abschließt.<br />
Inferno, ein Auftragswerk von Oper und Schauspiel<br />
Frankfurt, ist aus einem grundlegenden Werk<br />
der Weltkultur entstanden – und zeugt vom Mut der<br />
Komponistin. Im großen Meer<br />
von Dantes Gedicht trifft Ronchetti<br />
eine drastische und doch<br />
notwendige Wahl: Der Dichter<br />
drückt sich durch die Rede<br />
eines Schauspielers aus, aber<br />
seine inneren Stimmen artikulieren<br />
sich im Gesang eines<br />
männlichen Vokalquartetts.<br />
Durch den Gesang kommen nur<br />
Francesca da Rimini, Odysseus<br />
und Luzifer zum Ausdruck. Die<br />
anderen elf Gestalten wurden<br />
nach der dramatischen Kraft<br />
ihrer Dialoge mit Dante und<br />
dem symbolischen Wert ihrer<br />
Sünden ausgewählt. Der Chor<br />
verkörpert eine formlose und<br />
sich wandelnde Masse von Dämonen<br />
und Verdammten, die<br />
sich durch eine vor-madrigalistische<br />
Musiksprache und mittelalterliche Fragmente<br />
ausdrücken. Blechbläser und Schlagzeug hingegen<br />
schaffen eine Klanglandschaft, die den Betrachter<br />
durch die neun Kreise der Hölle begleitet.<br />
In dieser Hölle hat Dante keinen Virgil an seiner<br />
Seite. Dante ist damit allein, und allein hört er auf die<br />
Sprache seiner inneren Stimmen. „Was du hörst, existiert<br />
nicht. / Du hörst mir nicht zu. / Du hörst auf das<br />
was du denkst, / als du mich ansiehst“, erklärt Luzifer<br />
ihm und uns am heftigen Ende dieses tragischen und<br />
reichhaltigen mittelalterlichen Theaters, das so nah an<br />
unserer modernen Sensibilität liegt.<br />
Was soll man sagen? Verdammter Wittgenstein!<br />
Stefano Nardelli<br />
Unmöglichkeit der Kommunikation.<br />
Lucia Ronchetti (Foto: Stefano Corso)<br />
Lucia Ronchetti<br />
The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi<br />
for soprano and ensemble<br />
Uraufführung: 28.10.20<strong>19</strong> Venedig (Biennale Musica,<br />
Teatro alle Tese)<br />
Inferno. Oper. Text von Lucia Ronchetti nach Dante<br />
Alighieri, mit einem Epilog von Tiziano Scarpa<br />
Uraufführung: 18.4.2020 Frankfurt/Main (Bockenheimer<br />
Depot)<br />
Verlag: Rai Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />
]<br />
26 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 27
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Ein ganz Großer tritt ab:<br />
Bernard Haitink<br />
Neue Bücher<br />
Am 6. September 20<strong>19</strong> hat er zum letzten Mal ein Orchesterkonzert<br />
geleitet. Als die Wiener Philharmoniker<br />
in Luzern den letzten Takt von Anton Bruckners 7. Symphonie<br />
gespielt hatten, ging eine einmalige Karriere zu<br />
Ende. Der niederländische Dirigent Bernard Haitink,<br />
der am 4. März seinen 90. Geburtstag feiern konnte,<br />
hat alles erreicht, was man in seiner Zunft erreichen<br />
kann. Die fast drei Jahrzehnte als Erster Dirigent des<br />
Concertgebouw-Orchesters Amsterdam sind ebenso<br />
legendär wie viele Auftritte mit den berühmtesten Orchestern<br />
der Welt. All das ist Anlass genug, mit diesem<br />
Buch die Aufmerksamkeit auf den großen Dirigenten<br />
zu richten, der das Licht der Öffentlichkeit jenseits des<br />
Pults nie gesucht hat: Sein Tun war kompromisslos auf<br />
die Musik fokussiert.<br />
Im Zentrum des Buches stehen Gespräche, die Peter<br />
Hagmann und Erich Singer von 2007 bis 20<strong>19</strong> mit<br />
Bernard Haitink geführt haben. Sie beleuchten Leben<br />
und Schaffen gleichermaßen: von den Jugendjahren in<br />
den von den Deutschen besetzten Niederlanden, seiner<br />
Ausbildung zum Geiger bis zur Dirigentenlaufbahn.<br />
Vertieft wird dies in thematischen Blöcken zu Haitinks<br />
Musizieren, seinen Interpretationsansätzen und seinen<br />
pädagogischen Tätigkeiten.<br />
Zwei große Essays runden das Buch ab: eine biografische<br />
Darstellung der über sechzig Jahre dauernden<br />
Dirigentenkarriere und ein Beitrag, der Haitinks<br />
Musikauffassung und ihre Konkretisierung in Opernaufführungen,<br />
Konzerten und zahllosen Aufnahmen<br />
schildert. Eine Reihe von exklusiven Fotografien – zum<br />
Teil aus dem Privatarchiv des Dirigenten – illustrieren<br />
den Band.<br />
Zum letzten Mal … Bernard Haitink bei seinem Abschiedskonzert<br />
am 6. September 20<strong>19</strong> in Luzern (Foto: Peter Fischli / Lucerne Festival)<br />
Textausschnitt<br />
Was halten Sie von der Macht des Dirigenten?<br />
Bernard Haitink: Überhaupt nichts. Von Anfang an war<br />
ich allergisch gegen das Wort „Macht“, und ich bin es<br />
nach wie vor. In meinen Anfängen war ich furchtbar<br />
unsicher, und etwas von dieser Unsicherheit habe ich<br />
bis heute behalten. Ich sehe das als eine Schwäche,<br />
ab und zu aber auch als eine Stärke von mir. Das<br />
Dirigieren, so finde ich, soll keine Machtausübung<br />
sein, es soll Musizieren sein, es soll Motivieren sein.<br />
Wenn ich mich als Diktator fühle, was mir schon von<br />
meinem Wesen her fremd ist, kann ich mit einem<br />
Orchester nicht arbeiten. Ich kann nur mit Musikern<br />
zusammenwirken, die willens sind, mit mir Musik zu<br />
machen, die sich durch mich angesprochen fühlen. Ein<br />
gutes Beispiel für diese Art der Zusammenarbeit bieten<br />
die Berliner Philharmoniker. In Berlin hatte ich immer<br />
einen ausgezeichneten Kontakt mit dem Orchester<br />
– wie es in Chicago und Amsterdam der Fall war. Ich<br />
bin fast ein wenig beschämt zu sagen: Ja, ich komme<br />
gut aus mit den Orchestern – weil viele Menschen den<br />
Dirigenten als eine Machtfigur sehen und von mir<br />
dann denken, ich sei das gerade nicht und darum eben<br />
nicht so gut als Dirigent. Aber es ist doch ganz klar:<br />
Ich brauche die Musiker, ich brauche den Klang, ich<br />
brauche die Lebendigkeit – und wenn ich einen Musiker<br />
beeinflussen will, muss er zuerst mich beeinflussen,<br />
die Kommunikation ist in diesem Fall eine gegenseitige<br />
Angelegenheit. Ich bin nun einmal nicht einer, der<br />
kommt und sagt, so und so ist es, anders geht es nicht.<br />
Es geht immer wieder anders, jedes Orchester ist<br />
verschieden, jeder Saal ist verschieden, auch ich als<br />
Mensch bin immer wieder anders – jeder Tag ist ein<br />
bisschen anders. Das ist für mich das Wunderbare. Man<br />
soll sich nicht festlegen – auch wenn man natürlich<br />
sein Metier beherrschen muss. […]<br />
Dirigieren ist nicht Luftsortieren. Dirigieren heißt:<br />
musizieren, kommunizieren – mit Musikern, mit<br />
Menschen. Jüngere Dirigenten, gerade solche in Ausbildung,<br />
verstehen dies manchmal noch nicht ganz<br />
– einige schon. Aber die meisten – ich war vielleicht<br />
auch so – wollen Eindruck machen. Aber das ist ein<br />
anderes Kapitel.<br />
Peter Hagmann / Erich Singer<br />
Bernard Haitink. „Dirigieren ist ein Rätsel“. Gespräche<br />
und Essays. BVK 2091. Bärenreiter-Verlag<br />
/ Henschel Verlag. 20<strong>19</strong>. 184 Seiten. € 24,95.<br />
Hans-Joachim Hinrichsen. Ludwig van Beethoven.<br />
Musik für eine neue Zeit. Bärenreiter-Verlag / Verlag<br />
J.B. Metzler. BVK 2072. 380 Seiten. € 39,99.<br />
Beethoven komponierte seine Musik für „die neue Zeit“.<br />
An den geistigen Strömungen seiner „revolutionären“<br />
Epoche nahm er intensiv Anteil: Sie bilden die Grundlage<br />
seiner musikalischen Botschaften, nicht nur in<br />
der Vokalmusik, sondern auch seiner Instrumentalmusik,<br />
die uns bis heute bewegen und zu denken geben.<br />
In zwölf Kapiteln erzählt Hans-Joachim Hinrichsen<br />
die lebensgeschichtlichen Stationen Beethovens und<br />
beschreibt die tiefere kompositorische und gedankliche<br />
Entwicklung des Komponisten. Er zeigt dabei, wie<br />
Beethoven die modernen, von Kant geprägten Ideen<br />
moralischer Selbstbestimmung oder einer vernunftgeleiteten<br />
Religiosität in Musik umsetzt. Entstanden<br />
ist damit ein neues, faszinierendes Porträt des Komponisten<br />
und seiner Musik, aber auch ein Panorama<br />
der geistigen Welt, in der sich Beethoven bewegte.<br />
Ein Buch nicht nur für Musikkenner, sondern auch für<br />
alle an Kultur- und Geistesgeschichte Interessierte.<br />
Silke Leopold: „Ein Mann von vielen Witz und Klugheit“.<br />
Leopold Mozart. Eine Biografie. Bärenreiter-Verlag. BVK<br />
2086. 280 Seiten. € 29,99.<br />
Was wüssten wir heute von Leopold Mozart, wenn<br />
er nicht der Vater seines Sohnes gewesen wäre? Sein<br />
rechtswissenschaftliches Studium hatte er abgebrochen,<br />
er wurde Kammerdiener und Musiker, schaffte<br />
es aber nie nach ganz oben, als Autor der vielgelesenen<br />
„Gründlichen Violinschule” erlangte er schließlich einige<br />
Bekanntheit: Leopold Mozart würde ohne seinen<br />
Sohn wohl in der Masse der vielen Musiker seiner Zeit<br />
untergehen. Die Frage kann aber auch andersherum<br />
gestellt werden: Was wäre aus Wolfgangus Theophilus<br />
geworden, wenn er einen anderen Lehrmeister gehabt<br />
hätte? Wenn der Vater nicht die Jahrhundertbegabung<br />
dieses Kindes erkannt und sein Leben fortan der Förderung<br />
seines Sohnes gewidmet hätte? Und natürlich ist<br />
Leopold Mozart viel mehr als nur der Vater seines Sohnes.<br />
Davon erzählt diese Biografie zum 300. Jubiläum.<br />
Am 14. November 17<strong>19</strong> wurde Leopold Mozart hineingeboren<br />
in eine Zeit, in der die alten Herrschaftsverhältnisse<br />
und konfessionellen Schranken ebenso beharrlich<br />
verteidigt wurden wie sie brüchig geworden waren.<br />
Leopold Mozart verstand sich als ein Mittler zwischen<br />
den Welten – ein Jesuitenschüler, der mit Protestanten<br />
Freundschaften schloss, ein Bürgersohn,<br />
der dem Adel diente, ein Geiger, der als Schriftsteller<br />
zu reüssieren hoffte. Und er war ein Mann, der mit<br />
offenen Augen durch die Welt reiste, voller Neugier<br />
auf alles: auf Religion und Medizin, auf Esskultur<br />
und Trinkgewohnheiten, auf Mode und Hygiene, auf<br />
Landschaft und Klima und vor allem auf die Menschen,<br />
die ihm begegnet sind. In Briefen offenbart sich<br />
Persönliches und Familiäres; sie sind darüber hinaus<br />
eine Fundgrube zu Lebenswelt und Alltagsgeschichte<br />
seiner Zeit. Über sechzig farbige Abbildungen machen<br />
diese Zeit anschaulich und lassen den Leser eintauchen<br />
in Mozarts Welt.<br />
Sergio Morabito: Opernarbeit. Texte aus 25 Jahren.<br />
Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler. BVK 2094. 320<br />
Seiten. € 28,99.<br />
Sergio Morabito war der Stuttgarter Oper fünfundzwanzig<br />
Jahre lang als Dramaturg und Regisseur verbunden;<br />
seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet. In<br />
diesem Buch gibt Morabito Einblicke in die Praxis des<br />
Operndramaturgen und -regisseurs. Er setzt sich mit<br />
wichtigen Werken des Opernrepertoires auseinander<br />
und zeigt dabei, was als sein Markenzeichen gelten<br />
kann: die Vermittlung von wissenschaftlicher Erkenntnis<br />
mit künstlerischer Freiheit, ästhetischer Praxis mit<br />
analytischer Verbindlichkeit.<br />
Der erste Teil des Buches ist grundsätzlichen Fragen<br />
der Operndramaturgie gewidmet, im zweiten Teil<br />
stellt Morabito dramaturgische Überlegungen zu einer<br />
Fülle von Opern an, die am Stuttgarter Haus inszeniert<br />
wurden. Hinzu kommen Texte, die ästhetische und kulturelle<br />
Zusammenhänge werkübergreifend entfalten,<br />
beispielsweise zur romantischen Primadonnen-Oper.<br />
Fotos von Aufführungen, die Sergio Morabito im<br />
Regieteam mit Jossi Wieler und Bühnenbildnern wie<br />
Anna Viebrock oder Bert Neumann realisiert hat, ergänzen<br />
die Publikation.<br />
Handbuch Aufführungspraxis Sologesang. Hrsg. von<br />
Thomas Seedorf. BVK 2345. Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>.<br />
500 Seiten. € 69,–.<br />
Wie singt man ein Lautenlied von John Dowland? Wo ist<br />
ein Portamento angebracht? Was bedeutet „cercar della<br />
nota“? Darf man Schubert-Lieder verzieren? Und wie<br />
viel Spielraum haben Interpreten und Interpretinnen<br />
in Vokalwerken der Neuen Musik? Das Handbuch gibt<br />
Antworten auf diese und viele andere Fragen.<br />
Gegliedert nach Jahrhunderten, stellt es die Vokalpraxis<br />
von etwa 1600 bis zur Gegenwart vor: In systematischer<br />
Weise erschließt es zunächst Aspekte wie<br />
Stimmtypen, Gesangsästhetik, historische Aussprache,<br />
Ornamentik und Deklamation – stets mit Bezug auf<br />
die zeitgenössischen Quellen. Darauf folgen kommentierte<br />
Beispiele aus den verschiedenen Gattungen der<br />
jeweiligen Zeit, die das Spektrum vokaler Gestaltungsmöglichkeiten<br />
verdeutlichen und so Interpreten von<br />
heute die Grundlagen für die eigenen künstlerischen<br />
Entscheidungen an die Hand geben.<br />
Das Handbuch, verfasst von acht Spezialisten, wendet<br />
sich ebenso an Sänger und Gesangspädagogen wie<br />
an alle, die sich für Historische Aufführungspraxis<br />
interessieren.<br />
]<br />
28 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />
[t]akte 2I20<strong>19</strong> 29
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Neue Aufnahmen<br />
Termine (Auswahl)<br />
Oktober 20<strong>19</strong><br />
Oktober 20<strong>19</strong> Oktober 20<strong>19</strong><br />
Oktober 20<strong>19</strong><br />
Joseph Haydn<br />
Die sieben letzten Worte unseres<br />
Erlösers am Kreuze<br />
Ensemble Resonanz, Leitung:<br />
Riccardo Minasi. Harmonia<br />
Mundi<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Die Zauberflöte<br />
RIAS Kammerchor, Chamber<br />
Orchestra of Europe, Leitung:<br />
Yannik Nézet-Seguin<br />
Deutsche Grammophon<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Klavierkonzerte u. a.<br />
Mari Kodama, Kolja Blacher,<br />
Johannes Moser (Klavier), Deutsches<br />
Symphonie-Orchester,<br />
Leitung: Kent Nagano<br />
Berlin Classics / DLF Kultur (4 CD)<br />
Franz Berwald<br />
Klavierkonzert D-Dur<br />
Ana-Marija Markovina (Klavier),<br />
Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester,<br />
Leitung: Peter<br />
Sommerer<br />
Hänssler Classic<br />
Hector Berlioz<br />
Symphonie fantastique; Lélio<br />
Cyrille Dubois (Tenor); Florian<br />
Sempey (Bariton), Ingrid Marsoner<br />
(Klavier), Wiener Singverein,<br />
Wiener Symphoniker, Leitung:<br />
Philippe Jordan<br />
Wiener Symphoniker<br />
Hector Berlioz<br />
Roméo et Juliette<br />
Orchestre national de Lyon,<br />
Leitung: Leonard Slatkin<br />
Naxos<br />
Charles Gounod<br />
Faust (Dialogfassung 1859,<br />
Ersteinspielung)<br />
Solisten, Les Talens Lyriques,<br />
Flemish Radio Choir, Leitung:<br />
Christophe Rousset<br />
Palazzetto Bru Zane<br />
Antonín Dvořák<br />
Stabat Mater (Fassung für Soli,<br />
Chor und Klavier)<br />
Julia Kleiter (Sopran), Gerhild<br />
Romberger (Alt), Dmitry Korchak<br />
(Tenor), Tareq Nazmi (Bass),<br />
Julius Drake (Klavier), Chor des<br />
Bayerischen Rundfunks, Howard<br />
Arman<br />
BR Klassik<br />
Gabriel Fauré<br />
Berceuse für Violine und Orchester;<br />
Romance für Violine und<br />
Orchester, Ballade für Klavier<br />
und Orchester; Élégie für Cello<br />
und Orchester; Masques et Bergamasques;<br />
Pavane u. a.<br />
Axel Schacher (Violine), Antoine<br />
Lederlin, Oliver Schnyder, Sinfonieorchester<br />
Basel, Leitung: Ivor<br />
Bolton<br />
Sony<br />
Heinz Winbeck<br />
Sinfonien 1 bis 5<br />
Christel Borchers, Udo Samel,<br />
Günter Binge, Werner Buchin,<br />
Bruce Weinberger, Symphonieorchester<br />
des Bayerischen<br />
Rundfunks, ORF Radio-Symphonieorchester<br />
Wien, Deutsches<br />
Symphonie-Orchester Berlin,<br />
Beethoven Orchester Bonn, Muhai<br />
Tang, Dennis Russell Davies,<br />
Mathias Husmann<br />
TYXart (5 CD)<br />
Jorge E. López<br />
Kampfhandlungen / Traumhandlungen<br />
op. 11<br />
Collegium Novum Zürich, Leitung:<br />
Jonathan Stockhammer<br />
NEOS<br />
Andreas Tarkmann<br />
Zwerg Nase. Orchestermärchen;<br />
Das kalte Herz. Konzertouvertüre<br />
Duisburger Philharmoniker,<br />
Leitung: Christoph Breidler<br />
Coviello Classics<br />
1.10.20<strong>19</strong> London (English National<br />
Opera)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orpheus and Eurydice (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Harry<br />
Bicket, Regie: Wayne McGregor<br />
3.10.20<strong>19</strong> Bordeaux<br />
Thomas Adès: Three Studies<br />
from Couperin<br />
Orchestre National Bordeaux<br />
Aquitaine, Musikalische Leitung:<br />
Paul Daniel<br />
3.10.20<strong>19</strong> Winterthur (Stadthaus)<br />
Heinrich Kaminski:<br />
In memoriam Gabrielae. Sinfonische<br />
Ballade<br />
Jean-François Antonioli (Klavier),<br />
Musikkollegium Winterthur,<br />
Musikalische Leitung: Jan<br />
Schultsz<br />
3.10.20<strong>19</strong> Dublin (National Concert<br />
Hall)<br />
Hector Berlioz: La mort d’Orphée,<br />
Messe solennelle<br />
RTÉ Concert Orchestra, Musikalische<br />
Leitung: Proinnsías Ó<br />
Duinn<br />
3.10.20<strong>19</strong> Amsterdam<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Ivor Bolton,<br />
Regie: Jossie Wieler, Sergio<br />
Morabito<br />
4.10.20<strong>19</strong> Tours<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Benjamin<br />
Pionnier, Regie: Gilles Bouillon<br />
4.10.20<strong>19</strong> Straßburg (Palais de la<br />
musique et des congrès)<br />
George Benjamin: Dance Figures<br />
Orchestre Philharmonique de<br />
Strasbourg, Leitung: Antony<br />
Hermus<br />
4.10.20<strong>19</strong> Utrecht (Tivoli Vredenburg)<br />
Hector Berlioz: Harold en Italie<br />
Radio Filharmonisch Orkest,<br />
Leitung: Alexander Vedemikov<br />
5.10.20<strong>19</strong> Koblenz<br />
Wolfgang Amadeus Mozart: Don<br />
Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Yura Yang,<br />
Regie: Markus Dietze<br />
5.10.20<strong>19</strong> Köln (Funkhaus Wallraffplatz)<br />
George Benjamin: Duett für<br />
Klavier und Kammerorchester<br />
Florence Millet (Klavier), WDR<br />
Sinfonieorchester, Leitung: Elena<br />
Schwarz<br />
5.10.20<strong>19</strong> Köln (Kunststation<br />
St. Peter)<br />
Charlotte Seither: Sette respiri<br />
Irene Kurka (Stimme solo)<br />
6.10.20<strong>19</strong> Würzburg<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Die drei kleinen Schweinchen;<br />
Na warte, sagte Schwarte<br />
Philharmonisches Orchester<br />
Würzburg, Leitung: Gábor<br />
Hontvári<br />
6.10.20<strong>19</strong> Oviedo<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Rinaldo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Aarón Zapico,<br />
Regie: Kobie van Rensburg<br />
9.10.20<strong>19</strong> Köln (Dom)<br />
Hector Berlioz:<br />
L’enfance du Christ1<br />
Vokalensemble Kölner Dom,<br />
Gürzenich-Orchester, Leitung:<br />
François-Xavier Roth<br />
10.10.20<strong>19</strong> Rom (Sala Santa<br />
Cecilia)<br />
Hector Berlioz:<br />
Grande messe des morts<br />
Orchestra e Coro dell‘Accademia<br />
Nazionale di Santa Cecilia, Musikalische<br />
Leitung: Antonio<br />
Pappano<br />
11.10.20<strong>19</strong> Bonn (Oper)<br />
Charlotte Seither: sie, die spricht<br />
Beethoven-Orchester Bonn, Musikalische<br />
Leitung: Dirk Kaftan<br />
11.10.20<strong>19</strong> Buxton<br />
(International Festival)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: John<br />
Andrews, Regie: Stephen Medcalf<br />
–> 11.10.20<strong>19</strong> Sondershausen<br />
Charlotte Seither: Neues Werk<br />
für Ensemble (Uraufführung)<br />
Ensemble der Länder, Leitung:<br />
Romeo Wecks<br />
–> 13.10.20<strong>19</strong> Dresden (Dreikönigskirche)<br />
Heinrich Schütz: Historia des Leidens<br />
und Sterbens Jesu Christi<br />
nach Lucas mit betrachtenden<br />
Einschüben von Torsten Rasch<br />
(Uraufführung)<br />
RIAS Kammerchor Berlin,<br />
Leitung: Justin Doyle<br />
15.10.20<strong>19</strong> Paris (Cité de la<br />
Musique)<br />
Matthias Pintscher: Mar´eh, NUR<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Musikalische Leitung: Matthias<br />
Pintscher<br />
17.10.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />
Wien)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito (Premiere)<br />
Leitung: Stefan Gottfried, Regie:<br />
Sam Brown<br />
17.10.20<strong>19</strong> Basel<br />
Gioachino Rossini:<br />
Il barbiere di Siviglia (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: David<br />
Parry, Regie: Kirill Serebrennikov<br />
18.10.20<strong>19</strong> London (Royal Academy<br />
of Music)<br />
Joseph Haydn: Il mondo della luna<br />
Royal Academy Chamber Orchestra,<br />
Musikalische Leitung:<br />
Lorenza Borrani<br />
18.10.20<strong>19</strong> Mulhouse<br />
Hector Berlioz:<br />
Lélio ou Le retour à la vie<br />
Orchestre Symphonique de Mulhouse,<br />
Leitung: Jacques Lacombe<br />
18.10.20<strong>19</strong> Düsseldorf<br />
Camille Saint-Saëns:<br />
Samson et Dalila (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Axel<br />
Kober, Regie: Joan Anton Rechi<br />
18.10.20<strong>19</strong> Mailand<br />
(Teatro alla Scala)<br />
Georg Friedrich Händel: Giulio<br />
Cesare in Egitto (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Giovanni<br />
Antonini, Regie: Robert Carsen<br />
18.10.20<strong>19</strong> Dallas<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Emmanuel<br />
Villaume, Regie: Kyle Lang<br />
18.10.20<strong>19</strong> Liège<br />
Christoph Willibald Gluck/<br />
Hector Berlioz: Orphée (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Guy Van<br />
Waas, Regie: Aurélien Bory<br />
<strong>19</strong>.10.20<strong>19</strong> Karlsruhe<br />
Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Daniele<br />
Squeo, Regie: Walter Sutcliffe<br />
<strong>19</strong>.10.20<strong>19</strong> Baden<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Franz<br />
Josef Breznik, Regie: Michael<br />
Lakner<br />
20.10.20<strong>19</strong> Bremen<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Hartmut<br />
Keil, Regie: Tatjana Gürbaca<br />
–> 20.10.20<strong>19</strong> Donaueschingen<br />
(Musiktage)<br />
Beat Furrer: Neues Werk für<br />
Klarinette und Ensemble (Uraufführung)<br />
Jérome Comte (Klarinette), Ensemble<br />
Intercontemporain, Leitung:<br />
Matthias Pintscher<br />
22.10.20<strong>19</strong> Berlin (BKA/Unerhörte<br />
Musik)<br />
Charlotte Seither:<br />
Equal ways of difference<br />
Neues Dresdner Klaviertrio<br />
30 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 31
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Termine (Auswahl)<br />
Oktober 20<strong>19</strong> Oktober/November 20<strong>19</strong> November 20<strong>19</strong><br />
November 20<strong>19</strong><br />
November 20<strong>19</strong><br />
November 20<strong>19</strong> November/Dezember 20<strong>19</strong> Dezember 20<strong>19</strong><br />
24.10.20<strong>19</strong> Boston (Symphony<br />
Hall)<br />
Dieter Ammann: The Piano Concerto<br />
(Gran Toccata) (US-Erstaufführung,<br />
auch 25./26.10.20<strong>19</strong>)<br />
Andreas Haefliger (Klavier), Boston<br />
Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Susanna Mälkki<br />
25.10.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />
Francesco Filidei:<br />
Sull‘essere angeli<br />
WDR Sinfonieorchester Köln,<br />
Leitung: Sylvain Cambreling<br />
25.10.20<strong>19</strong> Houston<br />
Georg Friedrich Händel: Saul<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Patrick<br />
Summers, Regie: Barrie Kosky<br />
25.10.20<strong>19</strong> Dessau<br />
Jacques Offenbach: Les contes<br />
d‘Hoffmann (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Elisa Gogou,<br />
Regie: Roman Hovenbitzer<br />
26.10.20<strong>19</strong> St. Gallen<br />
Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Michael<br />
Balke, Regie: Ben Baur<br />
26.10.20<strong>19</strong> São Paolo (Theatro<br />
São Pedro)<br />
Emmanuel Chabrier:<br />
L‘Étoile (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Andre dos<br />
Santos, Regie: Walter Neiva<br />
–> 26.10.20<strong>19</strong> Neubrandenburg<br />
(Konzertkirche)<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />
Spiriti für Orchester (Uraufführung)<br />
Neubrandenburger Philharmonie,<br />
Leitung: Sebastian Tewinkel<br />
27.10.20<strong>19</strong> Aachen<br />
Jules Massenet:<br />
Werther (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Yura Yang,<br />
Regie: Corinna von Rad<br />
31.10.20<strong>19</strong> Salzburg (Universität<br />
Mozarteum)<br />
Yann Robin: Asymétriades<br />
MozART Sinfonietta Salzburg,<br />
Leitung: Chungki Min<br />
31.10.20<strong>19</strong> Helsinki (Music<br />
Centre)<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo ed Euridice<br />
Finnish Radio Symphony Orchestra,<br />
Musikalische Leitung: Fabio<br />
Biondi<br />
1.11.20<strong>19</strong> Málaga<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Manuel<br />
Hernández Silva, Regie: José<br />
Carlos Plaza<br />
1.11.20<strong>19</strong> Dresden (Kreuzkirche)<br />
Hector Berlioz:<br />
Grande messe des morts<br />
Philharmonia Chor Stuttgart,<br />
Singakademie Dresden, Elbland<br />
Philharmonie Sachsen, Leitung:<br />
Ekkehard Klemm<br />
2.11.20<strong>19</strong> Zwickau<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Leo<br />
Siberski, Regie: Jürgen Pöckel<br />
3.11.20<strong>19</strong> Ravenna (Festival)<br />
Georges Bizet: Carmen (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Vladimir<br />
Ovodok, Regie: Luca Micheletti<br />
3.11.20<strong>19</strong> Krefeld<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Zwerg Nase<br />
Niederrheinische Sinfoniker<br />
6.11.20<strong>19</strong> Lille<br />
George Benjamin:<br />
Into the little hill (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Alphonse<br />
Cemin, Regie: Jacques Osinski<br />
7.11.20<strong>19</strong> Wien (Universität für<br />
Musik und darstellende Kunst)<br />
Domenico Cimarosa: Die heimliche<br />
Ehe (II matrimonio segreto)<br />
Universitätsorchester, Musikalische<br />
Leitung: Robert Simma<br />
7.11.20<strong>19</strong> Stavanger (Konserthus)<br />
Bohuslav Martinů: Konzert für<br />
zwei Violinen und Orchester<br />
Miriam Helms Alien, Joakim Robergshagen<br />
(Violine), Stavanger<br />
Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Halldis Ronning<br />
7.11.20<strong>19</strong> Frankfurt (Bockenheimer<br />
Depot)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Tamerlano (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Karsten<br />
Januschke, Regie: RB Schlather<br />
7.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />
Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />
Torso, Epitaph, Spiriti für<br />
Orchester<br />
Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />
Simon Gaudenz<br />
8.11.20<strong>19</strong> Paris (Théâtre du<br />
Châtelet)<br />
George Benjamin: Duet<br />
Lorenzo Soulès (Klavier), Orchestre<br />
de chambre de Paris, Leitung:<br />
Sora Elizabeth Lee<br />
8.11.20<strong>19</strong> Innsbruck (Vierund-<br />
Einzig)<br />
Francisco Coll:<br />
Four Iberian Miniatures<br />
Akademie St. Blasius, Leitung:<br />
Michael Köck<br />
8.11.20<strong>19</strong> Saint-Etienne<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Giuseppe<br />
Grazioli, Regie: Laurent Delvert<br />
8.11.20<strong>19</strong> Boise (Egyptian Theatre)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Acis and Galatea (konzertant)<br />
Boise Baroque Orchestra, Musikalische<br />
Leitung: Robert Franz<br />
9.11.20<strong>19</strong> Bonn<br />
Pietro Mascagni: Cavalleria<br />
rusticana (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Will Humburg,<br />
Regie: Guy Montavon<br />
9.11.20<strong>19</strong> Essen (Aalto-Theater)<br />
Peter I. Tschaikowsky:<br />
Dornröschen (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Andrea<br />
Sanguineti, Choreographie: Ben<br />
Van Couwenbergh<br />
10.11.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />
Hector Berlioz: Le Corsaire<br />
Gürzenich Orchester, Leitung:<br />
Elim Chan<br />
10.11.20<strong>19</strong> Bremen<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Alcina (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Marco<br />
Comin, Regie: Michael Talke<br />
10.11.20<strong>19</strong> Vilnius<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Die drei kleinen Schweinchen<br />
Litauisches Kammerorchester,<br />
Musikalische Leitung:<br />
Vilmantas Kaliunas<br />
11./12.11.20<strong>19</strong> Berlin (Staatsoper)<br />
Camille Saint-Saëns:<br />
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 72<br />
Christian Schmitt (Orgel), Staatskapelle<br />
Berlin, Leitung: Daniel<br />
Barenboim<br />
12.11.20<strong>19</strong> Kopenhagen<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Paul<br />
Goodwin, Regie: Tim Albery<br />
14.11.20<strong>19</strong> Meiningen<br />
Thomas Adès: Lieux retrouvés<br />
für Violoncello und Orchester<br />
(Deutsche Erstaufführung)<br />
Karoline Öhmann (Violoncello),<br />
Staatskapelle Meiningen,<br />
Leitung: Philippe Bach<br />
15.11.20<strong>19</strong> Hamburg (resonanzraum)<br />
Francesco Filidei:<br />
Esercizio di pazzia I<br />
Non-Piano Ensemble<br />
15.11.20<strong>19</strong> Schwerin<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo ed Euridice (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Manfred<br />
Mayrhofer, Regie: Stefano<br />
Giannetti<br />
15.11.20<strong>19</strong> Versailles (Opéra Royal)<br />
Jean-Philippe Rameau:<br />
Les Indes galantes (konzertant)<br />
La Chapelle Harmonique (chœur<br />
et orchestre), Musikalische Leitung:<br />
Valentin Tournet<br />
15.11.20<strong>19</strong> Lübeck<br />
Antonín Dvořák:<br />
Rusalka (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Stefan<br />
Vladar, Regie: Otto Katzameier<br />
16.11.20<strong>19</strong> Hannover (Marktkirche)<br />
Leos Janácček:<br />
Glagolitische Messe<br />
Bachchor und Bachorchester<br />
Hannover, Leitung: Jörg Straube<br />
16.11.20<strong>19</strong> Los Angeles<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: James<br />
Conlon, Regie: Barrie Kosky<br />
16.11.20<strong>19</strong> Pforzheim<br />
Bedřich Smetana:<br />
Die verkaufte Braut (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Florian<br />
Erdl, Regie: Gregor Horres<br />
17.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />
Bernd Alois Zimmermann:<br />
Musique pour les soupers du<br />
Roi Ubu<br />
Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />
Simon Gaudenz<br />
17.11.20<strong>19</strong> Metzingen (Stadthalle)<br />
Andreas N. Tarkmann:<br />
Die verlorene Melodie<br />
Kammerorchester Metzingen,<br />
Leitung: Wolfgang Honigberger<br />
–> 17.11.20<strong>19</strong> Bratislava (Philharmonie)<br />
Ľubica Čekovská: LIBERTE (Urauff.)<br />
Slowakischer Philharmonischer<br />
Terézia Kružliaková (Mezzosopran),<br />
Chor, Symphonieorchester<br />
des Slowakischen Rundfunks,<br />
Leitung: Peter Valentovič<br />
–> 18.11.20<strong>19</strong> Wien (Wien Modern)<br />
Charlotte Seither: lauschgut für<br />
Inside Piano (Uraufführung)<br />
Beat Furrer: Flageolett-Studie<br />
für Klavier (Uraufführung)<br />
Mathilde Hoursiangou (Klavier)<br />
20.11.20<strong>19</strong> Paderborn (St. Heinrich)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Der Messias<br />
Nordwestdeutsche Philharmonie,<br />
Leitung: Marbod Kaiser<br />
22.11.20<strong>19</strong> Potsdam (Friedenskirche<br />
Schlosspark Sanssouci)<br />
Franz Schubert:<br />
Lazarus (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Trevor<br />
Pinnock, Regie: Frederic Wake-Walker<br />
22.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />
Charlotte Seither: Flow<br />
Modern Art Ensemble<br />
23.11.20<strong>19</strong> Weimar<br />
Paul Dessau: Lanzelot (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Dominik<br />
Beykirch, Regie: Peter Konwitschny<br />
23.11.20<strong>19</strong> Nürnberg<br />
Francesco Cavalli:<br />
La Calisto (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Wolfgang<br />
Katschner, Regie: Jens-Daniel<br />
Herzog<br />
24.11.20<strong>19</strong> Mannheim (Christuskirche)<br />
Thomas Daniel Schlee:<br />
Zwei Psalmen<br />
Matthias Maierhofer (Orgel)<br />
24.11.20<strong>19</strong> Leipzig (Gewandhaus)<br />
Hector Berlioz:<br />
Grande Messe des morts<br />
Werner Güra (Tenor), MDR-Chor<br />
und -Sinfonieorchester, Leitung:<br />
Marc Soustrot<br />
24.11.20<strong>19</strong> Mosbach (Klassische<br />
Konzerte )<br />
Rudolf Kelterborn: Klavierstück 7<br />
für zwei Klaviere („Quinternio“).<br />
Duo Soòs/Haag<br />
25.11.20<strong>19</strong> Heilbronn (Deutschhof)<br />
Charlotte Seither:<br />
Weitere Machart von Stille<br />
Natasha López (Stimme)<br />
26.11.20<strong>19</strong> Paris (Théâtre des<br />
Champs-Elysées)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jérémie<br />
Rhorer, Regie: James Gray<br />
–> 26.11.20<strong>19</strong> Salzburg (Dialoge)<br />
Manfred Trojahn: Streichquartett<br />
Nr. 2 für Mezzosopran, Klarinette<br />
und Streichquartett<br />
Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran),<br />
Thorsten Johanns<br />
(Klarinette), Minguet Quartett<br />
28.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />
Thomas Adès: In Seven Days<br />
Konzerthausorchester, Musikalische<br />
Leitung: Christoph Eschenbach<br />
30.11.20<strong>19</strong> Freiberg<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Raoul<br />
Grüneis, Regie: N. N.<br />
1.12.20<strong>19</strong> Stuttgart<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Roland<br />
Kluttig, Regie: Christiane Pohle<br />
1.12.20<strong>19</strong> Freiburg<br />
Camille Saint-Saëns:<br />
Oratorio de Noël (Erstaufführung<br />
nach der Neuausgabe)<br />
Balthasar-Neumann-Chor und<br />
-Ensemble, Leitung: Thomas<br />
Hengelbrock<br />
3.12.20<strong>19</strong> Gießen<br />
Hector Berlioz:<br />
L’enfance du Christ<br />
Chor und Philharmonisches<br />
Orchester Gießen, Leitung:<br />
Jan Hoffmann<br />
4.12.20<strong>19</strong> Buenos Aires<br />
(Teatro Colón)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Mitridate, re di Ponto<br />
Musikalische Leitung: Julián<br />
Ignacio Carcés, Regie: Diego<br />
Cirulli<br />
5.12.20<strong>19</strong> Dresden (Semperoper)<br />
Christoph Willibald Gluck: Iphigenie<br />
auf Tauris (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jonathan<br />
Darlington, Choreographie: Pina<br />
Bausch<br />
7.12.20<strong>19</strong> Kassel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jörg Halubek,<br />
Regie: Lorenzo Fioroni<br />
8.12.20<strong>19</strong> Frankfurt (Alte Oper)<br />
Hector Berlioz:<br />
L’enfance du Christ<br />
Vokalsolisten Frankfurter Singakademie,<br />
Philharmonisches<br />
Orchester Gießen, Musikalische<br />
Leitung: Jan Hoffmann<br />
–> 9.12.20<strong>19</strong> Hamburg<br />
(Elbphilharmonie)<br />
Philipp Maintz: Choralvorspiel<br />
XIII (veni, redemptor gentium)<br />
(Uraufführung)<br />
Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />
10.12.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie)<br />
Oliver Knussen: O Hototogisu!<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Leitung: Brad Lubman<br />
11.12.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum)<br />
Miroslav Srnka: move 01, move 03<br />
Tschechische Philharmonie,<br />
Leitung: Peter Eötvös<br />
12.12.20<strong>19</strong> München<br />
(Prinzregententheater)<br />
Beat Furrer: XENOS III<br />
Münchner Kammerorchester,<br />
Leitung: Ilan Volkov<br />
12.12.20<strong>19</strong> Antwerpen<br />
(Kunsthuis Opera Vlaanderen)<br />
Antonín Dvořák:<br />
Rusalka (Premiere )<br />
Musikalische Leitung: Giedre<br />
Slekyte, Regie: Alan Lucien Oyen<br />
13.12.20<strong>19</strong> Barcelona (L‘Auditori)<br />
Georg Friedrich Händel/<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Der Messias<br />
Orquestra Simfònica de Barcelona<br />
i Nacional de Catalunya, Musikalische<br />
Leitung: Kazushi Ono<br />
32 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 33
[t]akte<br />
2I20<strong>19</strong><br />
Termine (Auswahl)<br />
Dezember 20<strong>19</strong> Dezember 20<strong>19</strong>/Januar 2020 Januar 2020<br />
Januar 2020<br />
Januar 2020<br />
Februar 2020 Februar 2020<br />
Februar 2020<br />
14.12.20<strong>19</strong> Karlsruhe<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Johannes<br />
Willig, Regie: Floris Visser<br />
14.12.20<strong>19</strong> Graz<br />
Engelbert Humperdinck:<br />
Königskinder (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Marius<br />
Burkert, Regie: Frank Hilbrich<br />
15.12.20<strong>19</strong> Hildesheim<br />
Georg Friedrich Händel: Saul<br />
(konzertant)<br />
Chor und Orchester des Theaters<br />
Hildesheim, Leitung: Michael<br />
Hofstetter<br />
–> 17.12.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />
Lucia Ronchetti: Cartilago auris,<br />
magna et irregulariter formata<br />
(Uraufführung )<br />
Herbert Schuch (Klavier)<br />
<strong>19</strong>.12.20<strong>19</strong> München (Gasteig)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Missa in c-Moll KV 427<br />
Symphonieorchester des Bayerischen<br />
Rundfunks, Leitung:<br />
Herbert Blomstedt<br />
20.12.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />
Wien)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Rodrigo (konzertant)<br />
Orchestre Les Accents, Musikalische<br />
Leitung: Thibault Noally<br />
21.12.20<strong>19</strong> Passau<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Basil H. E.<br />
Coleman, Regie: Ultz<br />
21.12.20<strong>19</strong> Innsbruck<br />
Camille Saint-Saëns:<br />
Samson et Dalila (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Kerem<br />
Hasan, Regie: Michael D. Zimmermann<br />
22.12.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />
Benjamin Britten:<br />
Men of Goodwill<br />
Konzerthausorchester, Musikalische<br />
Leitung: Ulrich Kern<br />
27.12.20<strong>19</strong> Avignon<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Hervé<br />
Niquet, Regie: Cécile Roussat,<br />
Julien Lubek<br />
1.1.2020 Bonn<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan,<br />
Regie: Volker Lösch<br />
–> 6.1.2020 München (Jesuitenkirche<br />
St. Michael)<br />
Philipp Maintz: Choralvorspiel<br />
IV (unüberwindlich starker held,<br />
sankt michael) / Choralvorspiel<br />
VIII (wie schön leucht uns der<br />
morgenstern) (Uraufführung)<br />
Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />
9./10./12.1.2020 München<br />
Dieter Ammann: Konzert für<br />
Klavier und Orchester (Deutsche<br />
Erstaufführung)<br />
Andreas Haefliger (Klavier),<br />
Münchner Philharmoniker, Musikalische<br />
Leitung: Susanna<br />
Mälkki<br />
10.1.2020 Versailles<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Hervé<br />
Niquet, Regie: Cécile Roussat,<br />
Julien Lubek<br />
11.1.2020 Köln (Funkhaus)<br />
Beat Furrer: Phaos<br />
WDR Sinfonieorchester, Leitung:<br />
Michael Wendeberg<br />
12.1.2020 Frankfurt (Alte Oper)<br />
George Benjamin:<br />
Dream of the Song<br />
Junge Deutsche Philharmonie,<br />
Leitung: Sir George Benjamin<br />
14.1.2020 Amsterdam<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Rodelinda (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Riccardo<br />
Minasi, Regie: Claus Guth<br />
17.1.2020 Nizza<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Roland<br />
Böer, Regie: Daniel Benoin<br />
17.1.2020 Oulu<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Huba<br />
Hollókoi, Regie: Tuomas Parkkinen<br />
18.1.2020 Basel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Christian<br />
Curnyn, Regie: Barbara Frey<br />
<strong>19</strong>.1.2020 Berlin (Konzerthaus)<br />
Pietro Mascagni: Cavalleria<br />
rusticana (konzertant)<br />
cappella academica, Musikalische<br />
Leitung: Christiane Silber<br />
<strong>19</strong>.1.2020 Gelsenkirchen<br />
Joseph Haydn:<br />
Orlando Paladino (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Werner<br />
Erhardt, Regie: Jetske Mijnssen<br />
<strong>19</strong>.1.2020 Madrid<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Ivor Bolton,<br />
Regie: Kornilios Michailidis<br />
20.1.2020 Tel Aviv<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Michele<br />
Gamba, Regie: Kasper Holten<br />
21.1.2020 Paris (Opéra National)<br />
Jacques Offenbach: Les contes<br />
d’Hoffmann (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Mark<br />
Elder, Regie: Robert Carsen<br />
22.1.2020 Genf<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serail<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Fabio<br />
Biondi, Regie: Luk Perceval<br />
23.1.2020 Bern (Casino)<br />
Josef Suk:<br />
Asrael. Symphonie c-Moll<br />
Berner Symphonieorchester,<br />
Leitung: Gabriel Feltz<br />
23.1.2020 Lille<br />
Georges Bizet:<br />
Les Pêcheurs de perles (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Guillaume<br />
Tourniaire, Regie: FC Bergman<br />
–> 24.1.2020 Leipzig (Peterskirche)<br />
Manfred Trojahn: Neues Werk für<br />
Chor a cappella (Uraufführung)<br />
MDR-Chor, Leitung: Philipp<br />
Ahmann<br />
24.1.2020 Toulon<br />
Gioachino Rossini:<br />
Le comte Ory (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jurjen<br />
Hempel, Regie: Denis Podalydès<br />
24.1.2020 Pittsburgh (Heinz Hall)<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (konzertant)<br />
Pittsburgh Symphony Orchestra,<br />
Leitung: Manfred Honeck<br />
25.1.2020 Hannover (Funkhaus)<br />
Ludwig van Beethoven: Musik zu<br />
Goethes Trauerspiel Egmont<br />
NDR Radiophilharmonie, Leitung:<br />
Pablo Gonzáles<br />
25.1.2020 Halle<br />
Antonín Dvořák:<br />
Rusalka (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: José Miguel<br />
Esandi, Regie: Veit Güssow<br />
25.1.2020 Trier<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jochem<br />
Hochstenbach, Regie: Jean-Claude<br />
Berutti<br />
25.1.2020 Enschede<br />
(Nationale Reisopera)<br />
Claudio Monteverdi:<br />
L´Orfeo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Hernán<br />
Schvartzman, Regie: Monique<br />
Wagemakers<br />
28.1.2020 Basel (Theodorskirche)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Missa c-Moll KV 427<br />
Vokalensemble Basel, La Cetra<br />
Barockorchester, Leitung:<br />
Andrea Marcon<br />
(auch 29.1.2020 Salzburg)<br />
29.1.2020 London<br />
(English National Opera)<br />
Georges Bizet: Carmen (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Valentina<br />
Peleggi, Regie: Calixto Bieito<br />
30.1.2020 Heidelberg<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Fidelio (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Dietger<br />
Holm, Regie: Thomas Böckstiegel<br />
31.1.2020 Bregenz<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Karsten<br />
Januschke, Regie: Henry Arnolds<br />
2.2.2020 Zürich<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Iphigénie en Tauride (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Gianluca<br />
Capuano, Regie: Andreas<br />
Homoki<br />
3.2.2020 Kassel<br />
Josef Suk:<br />
Asrael. Symphonie c-Moll<br />
Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />
Jiri Rozen<br />
6.2.2020 New York (MET)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Agrippina (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Harry<br />
Bicket, Regie: David McVicar<br />
7.2.2020 Detmold<br />
Giselher Klebe: Der jüngste Tag<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Lutz Rademacher,<br />
Regie: Jan Eßinger<br />
–> 7.2.2020 München (musica viva)<br />
Matthias Pintscher: shirim for<br />
baritone and orchestra (Erstaufführung<br />
des Gesamtzyklus)<br />
Georg Nigl (Bariton), Chor und<br />
Orchester des Bayerischen<br />
Rundfunks, Leitung: Matthias<br />
Pintscher<br />
Mit Beethoven durch das Jahr 2020<br />
Bärenreiter<br />
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Taschenkalender<br />
144 S., 11 x 15,3 cm, gebunden<br />
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● Beethoven und seine Zeit in vielen Facetten<br />
● Zahlreiche, meist farbige Abbildungen<br />
● Das Geschenk zum Beethoven-Jahr 2020<br />
8.2.2020 Freiburg<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: N. N.,<br />
Regie: Juan Anton Rechi<br />
8.2.2020 Graz<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Andrea<br />
Sanguineti, Marcus Merkel,<br />
Regie: Elisabeth Stöppler<br />
8.2.2020 Hannover<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Alcina (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Rubén<br />
Dubrovsky, Regie: Lydia Steier<br />
–> 11.2.2020 Bonn<br />
Manfred Trojahn: Ein Brief.<br />
Reflexive Szene für Bariton,<br />
Streichquartett und Orchester<br />
(Uraufführung)<br />
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan,<br />
Regie: Reinhild Hoffmann<br />
14.2.2020 Düsseldorf<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Alcina (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Axel<br />
Kober, Regie: Lotte de Beer<br />
14.2.2020 Essen<br />
Richard Wagner/Andreas N.<br />
Tarkmann: Wesendonck-Lieder<br />
Folkwang Kammerorchester<br />
Essen<br />
15.2.2020 Oldenburg<br />
Antonín Dvořák:<br />
Rusalka (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Vito Cristofaro,<br />
Regie: Hinrich Horstkotte<br />
–> 15.2.2020 Hamburg (Elbphilharmonie)<br />
Philipp Maintz: Neues Werk für<br />
Klavier solo (Uraufführung)<br />
William Youn (Klavier)<br />
16.2.2020 Paris (Maison de Radio<br />
France)<br />
George Benjamin:<br />
Into the little hill<br />
Ensemble Intercontemporain,<br />
Musikalische Leitung: Pierre<br />
Bleuse<br />
16.2.2020 Wien (Konzerthaus)<br />
George Benjamin:<br />
Written on skin (halbszenisch)<br />
Orchestre Philharmonique de<br />
Radio France, Leitung: Sir George<br />
Benjamin<br />
16.2.2020 Cardiff<br />
(Welsh National Opera)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Carlo<br />
Rizzi, Regie: Tobias Richter<br />
18.2.2020 Brüssel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Antonello<br />
Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />
20.2.2020 Brüssel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Così fan tutte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Antonello<br />
Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />
21.2.2020 Tel Aviv<br />
Gioachino Rossini:<br />
Il barbiere di Siviglia (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Alessandro<br />
de Marchi, Regie: Martin<br />
Lyngbo<br />
21.2.2020 Aarhus<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Entführung aus dem Serial<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Claus<br />
Efland, Regie: Philipp Kochheim<br />
22.2.2020 Brüssel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Antonello<br />
Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />
23.2.2020 Hamburg (Staatsoper)<br />
Georg Friedrich Händel:<br />
Alcina (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Christopher<br />
Moulds, Regie: Christof Loy<br />
34 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 35
[t]akte<br />
Februar/März 2020 März 2020<br />
März 2020<br />
März 2020<br />
29.2.2020 Bielefeld<br />
Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Alexander<br />
Kalajdzic, Regie: Tomo Sugao<br />
29.2.2020 Halle<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Don Giovanni (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Michael<br />
Wendeberg, Regie: Florian Lutz<br />
29.2.2020 Kopenhagen<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Julia<br />
Jones, Regie: Robert Carsen<br />
29.2.2020 Hagen<br />
Christoph Willibald Gluck:<br />
Orfeo ed Euridice (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel,<br />
Regie: Kerstin Steeb<br />
–> 6.3.2020 Wien<br />
Charlotte Seither: Neues Werk<br />
für Stimme solo (Uraufführung)<br />
Salome Kammer (Stimme)<br />
6.3.2020 Kansas City<br />
Ľubica Čekovská: A Midsummer<br />
Quartet (US Erstaufführung)<br />
Pavel Haas Quartet<br />
7.3.2020 Kiel<br />
Hector Berlioz:<br />
Les Troyens (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Daniel Carlberg,<br />
Regie: Alexandra Liedtke<br />
8.3.2020 Budapest<br />
(Bartók National Festival Hall)<br />
Jean-Philippe Rameau: Dardanus<br />
(konz. Erstaufführung nach den<br />
Opera Omnia Rameau)<br />
Purcell Choir, Orfeo Orchestra,<br />
Leitung: György Vashegyi<br />
8.3.2020 Bern<br />
Bedřich Smetana:<br />
Die verkaufte Braut (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Matthew<br />
Toogood, Regie: Adriana Altaras<br />
13.3.2020 Kopenhagen<br />
(Konzerthaus)<br />
Hector Berlioz: Les nuits d’été<br />
Christian Gerhaher (Bariton),<br />
Danish National Symphony<br />
Orchestra, Leitung: Fabio Luisi<br />
14.3.2020 Ulm<br />
Andreas N. Tarkmann: Die Prinzessin<br />
auf der Erbse<br />
Philharmonisches Orchester<br />
der Stadt Ulm, Musikalische Leitung:<br />
Michael Weiger, Szenische<br />
Einrichtung: Andreea Geletu<br />
14.3.2020 London<br />
(English National Opera)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Le nozze di Figaro (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Kevin John<br />
Edusei, Regie: James Henshaw<br />
14.3.2020 Burgdorf<br />
Antonín Dvořák: Stabat Mater<br />
ad hoc, Leitung: Ganzague<br />
Monney<br />
14.3.2020 Enschede (Reisopera)<br />
Bedřich Smetana:<br />
Die verkaufte Braut (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Ed Spanjaard,<br />
Regie: John Yost<br />
15.3.2020 Weimar<br />
Engelbert Humperdinck: Fünf<br />
Tonbilder aus „Dornröschen“<br />
Staatskapelle Weimar,<br />
Leitung: Dominik Beykirch<br />
15.3.2020 Krefeld<br />
Antonín Dvořák: Rusalka<br />
(Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Diego<br />
Martin-Extebarria, Regie: Ansgar<br />
Weigner<br />
16.3.2020 Wien (Theater an der<br />
Wien)<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
Leonore 1806 (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Manfred<br />
Honeck, Regie: Christoph Waltz<br />
16.3.2020 Kassel<br />
Manfred Trojahn: ... mit durchscheinender<br />
Melancholie<br />
Staatsorchester Kassel, Musikalische<br />
Leitung: Francesco Angelico<br />
21.3.2020 Augsburg<br />
Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Domonkos<br />
Héja, Regie: Jochen Bigonzoli<br />
21.3.2020 Mamer (Luxemburg<br />
Kinneksbond, Centre Culturel)<br />
Christoph Willibald Gluck /<br />
Hector Berlioz: Orphée<br />
Orchestre de Chambre de<br />
Luxembourg<br />
21.3.2020 St. Gallen<br />
Georg Friedrich Händel: Giulio<br />
Cesare in Egitto (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Rubén<br />
Dubrovsky, Regie: Fabio Ceresa<br />
21.3.2020 Bergen<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
La clemenza di Tito (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Jan<br />
Willem de Vriend, Regie: Rodula<br />
Gaitanou<br />
22.3.2020 Berlin (Staatsoper)<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Idomeneo (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Simon<br />
Rattle, Regie: David McVicar<br />
27.3.2020 Neapel<br />
Wolfgang Amadeus Mozart:<br />
Die Zauberflöte (Premiere)<br />
Musikalische Leitung: Asher<br />
Fisch, Regie: Claudio Andò<br />
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