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[t]akte<br />

Das Bärenreiter-Magazin<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Informationen für<br />

Bühne und Orchester<br />

Widerläufer zwischen Nord und Süd:<br />

Manfred Trojahn wird 70<br />

Der bekannte Unbekannte:<br />

Engelbert Humperdincks Opern<br />

Die sinfonischen Dichtungen<br />

von Camille Saint-Saëns


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

4 9 11 12<br />

14 16 18 20<br />

Arkadien atmet auf<br />

Händels „Il pastor fido“ in der<br />

Hallischen Händel-Ausgabe<br />

In seiner Anlage ist Händels<br />

„Il pastor fido“ ein eher bescheidenes<br />

Werk. Musik und<br />

Handlung aber bieten vielfältige<br />

Möglichkeiten zu einem<br />

effektvollen Theatererlebnis.<br />

Nicht immer nur die<br />

„Danse macabre“<br />

Die symphonischen Dichtungen<br />

von Camille Saint-Saëns<br />

Mit seinen vier symphonischen<br />

Dichtungen stellt sich<br />

Camille Saint-Saëns entschieden<br />

in die Tradition von<br />

Hector Berlioz und Franz Liszt.<br />

Die kritischen Erstausgaben<br />

bieten Gelegenheit für neue<br />

Interpretationen auf verlässlicher<br />

Quellengrundlage, nicht<br />

nur im Gedenkjahr 2021 (100.<br />

Todestag).<br />

„Pure Freude, dieses Stück<br />

zu spielen“<br />

Frank Peter Zimmermann über<br />

Bohuslav Martinůs Violinkonzerte<br />

Mit den Berliner Philharmonikern<br />

hat Frank Peter Zimmermann<br />

schon beide Violinkonzerte<br />

von Bohuslav Martinů<br />

aufgeführt. Im Interview<br />

spricht der Geiger über die<br />

Schönheiten und Herausforderungen<br />

dieser Werke.<br />

Der bekannte Unbekannte<br />

Engelbert Humperdinck vor<br />

dem 100. Todestag am<br />

27. September 2021<br />

„Hänsel und Gretel“ hat<br />

seinen Stammplatz unter<br />

den meistgespielten Opern.<br />

Aber darüber hinaus bieten<br />

Humperdincks Märchenopern,<br />

Schauspielmusiken und<br />

Orchesterwerke reichlich Gelegenheit<br />

zu Entdeckungen.<br />

Cilea oder Die Wahrheit des<br />

Gesangs<br />

Die Opern Francesco Cileas<br />

(Teil 1)<br />

Francesco Cileas schmales<br />

Opernschaffen nimmt eine<br />

singuläre Position im veristischen<br />

Musiktheater ein.<br />

Drachen gibt es auch heute noch<br />

Paul Dessaus Oper „Lanzelot“<br />

wird wieder aufgeführt<br />

Fünfzig Jahre nach der Uraufführung<br />

gelangt Paul Dessaus<br />

Oper „Lanzelot“ in der ursprünglichen<br />

Fassung wieder<br />

auf die Bühne. Die Theater in<br />

Weimar und Erfurt nehmen<br />

sich ihrer an.<br />

Ein Widerläufer zwischen<br />

Nord und Süd<br />

Einiges über Manfred Trojahn:<br />

seine Positionen, Orchestermusik<br />

und Opern<br />

Am 22. Oktober wird Manfred<br />

Trojahn 70 Jahre alt. Für eine<br />

Lebens- und Schaffensbilanz<br />

ist es zu früh. Gerhard R. Koch<br />

aber zeichnet Linien und Wegmarken<br />

im Werk des Komponisten<br />

nach.<br />

Lebensstürme<br />

Zum Tode des Komponisten<br />

Heinz Winbeck<br />

Heinz Winbeck starb im März<br />

20<strong>19</strong> in Regensburg. Leonhard<br />

Scheuch, der Verleger des<br />

Bärenreiter-Verlags, erinnert<br />

sich an die Anfänge und die<br />

langen Jahre der Verlagsbeziehung<br />

zu dem Komponisten.<br />

Oper<br />

Arkadien atmet auf<br />

Händels „Il pastor fido“ in der<br />

Hallischen Händel-Ausgabe 4<br />

Fragment und Frühfassung<br />

zugleich<br />

Georg Friedrich Händels<br />

„Fernando“ 5<br />

Sängerische Herausforderung<br />

damals wie heute<br />

Glucks „Atto di Bauci e<br />

Filemone“ 6<br />

„Faust est ressuscité! Faust<br />

vient de renaître!“<br />

Die Wiederentdeckung der<br />

Dialogfassung von Gounods<br />

„Faust“ auf der Bühne und<br />

auf CD 8<br />

Oper<br />

Der bekannte Unbekannte<br />

Engelbert Humperdinck vor<br />

dem 100. Todestag 12<br />

Cilea oder Die Wahrheit des<br />

Gesangs (Teil 1)<br />

Die Opern Francesco Cileas 14<br />

Drachen gibt es auch heute<br />

noch<br />

Paul Dessaus Oper „Lanzelot“<br />

wird wieder aufgeführt 16<br />

Orchester<br />

Nicht immer nur die<br />

„Danse macabre“<br />

Die symphonischen Dichtungen<br />

von Camille Saint-Saëns 9<br />

Dvořáks beliebtestes<br />

geistliches Werk<br />

Neuedition der Messe<br />

D-Dur op. 86 10<br />

„Pure Freude, dieses Stück<br />

zu spielen“<br />

Frank Peter Zimmermann<br />

über Bohuslav Martinůs Violinkonzerte<br />

11<br />

Porträt<br />

Ein Widerläufer<br />

zwischen Nord und Süd<br />

Einiges über Manfred Trojahn:<br />

seine Positionen, Orchestermusik<br />

und Opern 18<br />

Lebensstürme<br />

Zum Tode des Komponisten<br />

Heinz Winbeck 20<br />

Neue Musik<br />

Innere Stimmen<br />

Zwei neue Werke von<br />

Beat Furrer 17<br />

Zum Tode Georg Katzers 17<br />

Gold, Silber, Purpur<br />

Der Abschluss von Matthias<br />

Pintschers Hohelied-Zyklus 22<br />

Befreiung zum Egoismus<br />

Ľubica Čekovskás Orchesterstück<br />

zum Gedenken an die<br />

Samtene Revolution 23<br />

Mahlers Geister<br />

Andrea Lorenzo Scartazzinis<br />

„Spiriti“ für Orchester 24<br />

Philipp Maintz – aktuell 24<br />

Neue Musik<br />

Dieter Ammann – aktuell 25<br />

Charlotte Seither – aktuell 25<br />

Reise in die Unterwelt<br />

Die Kurzoper „Cave“ von<br />

Tansy Davies 26<br />

Lucia im hellen Wald der<br />

Sprache<br />

Zwei neue Musiktheaterwerke<br />

von Lucia Ronchetti 27<br />

Publikationen / Nachrichten /<br />

Termine<br />

Arien eines Revolutionärs<br />

Eine vierbändige Reihe mit<br />

Glucks Arien aus französischen<br />

Opern 7<br />

Nachrichten 23<br />

Ein ganz Großer tritt ab:<br />

Bernard Haitink 28<br />

Neue Bücher 29<br />

Neue Aufnahmen 30<br />

Termine<br />

Oktober 20<strong>19</strong> – April 2020 31<br />

Titelbild<br />

Georg Friedrich Händels<br />

Rodrigo bei den Internationalen<br />

Händel-Festspielen<br />

Göttingen 20<strong>19</strong> (Musikalische<br />

Leitung: Laurence<br />

Cummings, Inszenierung:<br />

Walter Sutcliff) – (Foto:<br />

Alciro Theodoro da Silva)<br />

Übersetzungen<br />

S. 4 / 26: Ina Rudisile<br />

S. 7: Michael Haag<br />

S. 8: Annette Thein<br />

2 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 3


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Arkadien atmet auf<br />

Händels „Il pastor fido“ in der Hallischen Händel-<br />

Ausgabe<br />

In seiner Anlage ist Händels „Il pastor fido“ ein<br />

eher bescheidenes Werk. Musik und Handlung<br />

aber bieten vielfältige Möglichkeiten zu einem<br />

effektvollen Theatererlebnis.<br />

Fragment und<br />

Frühfassung zugleich<br />

Georg Friedrich Händels „Fernando“<br />

Händels Il pastor fido ist die bescheidenste unter seinen<br />

italienischen Opern: Mit Nummern, die mindestens<br />

zur Hälfte musikalisches Material aus Händels frühen<br />

italienischen Kantaten übernehmen, rückt sie sich<br />

bewusst in die Nähe italienischer Serenaten in pastoralem<br />

Stil. Um die Schlichtheit der pastoralen Formensprache<br />

einzufangen, bediente sich Händel verschiedener<br />

Techniken: des konventionellen Einsatzes hoher<br />

Stimmlagen (lediglich eine Arie wird nicht von Sopran<br />

oder Alt gesungen), der großflächigen Verwendung<br />

monothematischer Da-capo-Arien, einer hohen Dichte<br />

von zurückgenommenen Arien, z. B. Continuo-Arien,<br />

Arien all’unisono (Geigen und/oder Oboen doppeln die<br />

Singstimme, keine Begleitung des Continuos) und Arien<br />

all’ottave (Continuo oktaviert die Streicher).<br />

Dieses so zurückhaltende Werk wird leicht von<br />

Händels größeren Opern überschattet und ist damit<br />

Guarinis Tragicommedia (1590) diametral entgegengesetzt,<br />

die nicht nur in ihrer Länge, sondern auch in<br />

ihrer Bedeutung für Theater, Literatur und Musikgeschichte<br />

gewaltig ist. Zur<br />

kleinen Anlage des Il pastor<br />

fido mag wohl auch<br />

die schwierige finanzielle<br />

Lage der London Operngesellschaft<br />

in der Saison<br />

1712/13 beigetragen haben.<br />

Es leuchtet ein, weshalb<br />

Il pastor fido nicht<br />

als populärere Vorlage für<br />

Opernadaptionen herhalten<br />

konnte: Die originale<br />

Textvorlage auf den Umfang<br />

eines Librettos einzudampfen,<br />

stellte eine<br />

immense Aufgabe dar.<br />

Unter den drastischen<br />

Kürzungen von Händels<br />

Librettist Rossi wurden<br />

aus fünf Akten mit achtzehn<br />

Charakteren drei<br />

Akte mit sechs Rollen. Das<br />

Libretto, nur noch ein dürftiges Gerüst des komplexen<br />

Dramas, geriet in die Kritik. Doch Rossi hatte das Beste<br />

daraus gemacht, um der Geschichte einen roten Faden<br />

zu verleihen und zumindest einen Teil von Guarinis<br />

poetischer Sprache zu bewahren.<br />

Die vereinfachte Handlung: Arkadien leidet unter<br />

dem von einer untreuen Nymphe hervorgerufenen<br />

Fluch, wobei Göttin Diana alljährlich das Opfer einer<br />

Jungfrau verlangt und untreue Frauen mit dem Tod<br />

bestraft. Ein Orakel prophezeit, dass, wenn zwei Kinder<br />

des Himmels in Liebe vereint seien, ein Schäfer<br />

den Fluch brechen wird. Die Nymphe Amarilli, eine<br />

Nachfahrin Pans, und der Jäger Silvio, ein Nachkomme<br />

Verwirrung allüberall: „Il pastor fido“ in Bad<br />

Lauchstädt (Foto: Magdalena Halas)<br />

Herkules’, wurden auserwählt zu heiraten, um Diana<br />

zu besänftigen. Doch Silvio interessiert sich nur für die<br />

Jagd, während Amarilli eigentlich den fremden Schäfer<br />

Mirtillo liebt. Als Silvio von der Nymphe Dorina durch<br />

die Wälder gejagt wird, plant die hinterhältige Nymphe<br />

Eurilla, die ebenfalls in Mirtillo verliebt ist, Amarilli zu<br />

beseitigen. Sie sorgt dafür, dass die beiden Liebenden<br />

zusammen erwischt werden, woraufhin Amarilli zum<br />

Tode verurteilt wird. Mirtillo will an ihrer statt sterben,<br />

wird aber verschont, als ans Licht kommt, dass er<br />

Silvios lang verschollener Bruder ist. Der blinde Seher<br />

Tirenio erkennt Mirtillo als den treuen Schäfer, den das<br />

Orakel geweissagt hat. Mirtillo heiratet Amarilli, Silvio<br />

heiratet Dorinda, und Arkadien atmet auf.<br />

Mirtillos Musik ist vorwiegend melancholisch,<br />

Amarilli und Dorinda streifen zuweilen das Tragische.<br />

Im Gegensatz dazu wird Silvio leicht überzeichnet<br />

dargestellt. Der bemerkenswerteste Part jedoch ist<br />

der von Eurilla, dessen Dynamik Eurillas Rolle als<br />

handlungstreibende Figur des Dramas gerecht wird:<br />

Sie hat einen großen Anteil an den Bravourarien, die<br />

strahlender, brillanter und üppiger orchestriert sind<br />

als die der übrigen Charaktere. Das am reichsten instrumentierte<br />

Stück der Oper ist jedoch die Ouvertüre,<br />

die weder Teil des Autographs war, noch der Partitur<br />

in Händels Sammlung. Es ist ein ausgewachsenes<br />

Concerto in sechs Sätzen, das wahrscheinlich im Zuge<br />

einer früheren Komposition entstand.<br />

Die Edition der Hallischen Händel-Ausgabe vergleicht<br />

mehrere Quellen, die Chrysander nicht zur<br />

Verfügung standen, und ist insofern bemerkenswert,<br />

als sie die erste moderne Edition der kompletten Ouvertüre<br />

bereitstellt, ebenso die vollständigen Bühnenanweisungen<br />

des Librettos und das alternative Ende für<br />

Mirtillos und Amarillis Duett im dritten Akt.<br />

Suzana Ograjenšek<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Il pastor fido. Opera in tre atti. HWV 8a. Fassung<br />

der Uraufführung, London 1712. Hrsg. von Suzana<br />

Ograjenšek (Hallische Händel-Ausgabe II/5)<br />

Erstaufführung nach der Neuedition: 1.6.20<strong>19</strong>,<br />

Goethe-Theater Bad Lauchstädt (Händel-Festspiele<br />

Halle), {oh!} Orkiestra Historyczna, Leitung:<br />

Martyna Pastuszka & Marcin Świątkiewicz,<br />

Inszenierung: Daniel Pfluger<br />

Besetzung: Mirtillo (Sopran), Silvio (Kontraalt),<br />

Amarilli (Sopran), Dorinda (Alt), Eurilla (Sopran),<br />

Tirenio (Bass)<br />

Orchester: Flauto traverso I, II, Ob I, II, Fag I, II, Vl<br />

I, II, Va, Vc, Kb, B. c. (Vc, Kb, Fag, Cemb)<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 10714, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Als Händel im Dezember 1731 nach Ezio mit der Komposition<br />

einer weiteren neuen Oper begann, wollte er<br />

zunächst das geografische und historische Milieu des<br />

Vorlagelibrettos Dionisio, Re di Portogallo (Florenz 1707,<br />

Antonio Salvi) beibehalten. Unter dem Titel Fernando,<br />

Re di Castiglia begann Händel, die Geschichte um einen<br />

Machtkampf zwischen König Dionisio und Königssohn<br />

Alfonso zu vertonen, in den der kastilische König Fernando<br />

eingreift. Die Handlung spielt in der früheren<br />

portugiesischen Hauptstadt Coimbra und deren Umgebung<br />

und kann aufgrund der Vermengung historischer<br />

und fiktiver Ereignisse und Personen nur grob in die<br />

Zeit um 1300 eingeordnet werden.<br />

Damit hat Fernando, Re di Castiglia das „modernste“<br />

Sujet aller Händel-Opern nach Tamerlano. Gerade diese<br />

Modernität, die Darstellung eines Vater-Sohn-Konfliktes<br />

im Herrschermilieu mit Parallelen zur englischen<br />

Situation in der Entstehungszeit der Oper, der Handlungsort<br />

im mit England traditionell verbündeten<br />

Portugal sowie die Konfliktlösung durch das Eingreifen<br />

eines Herrschers des mit England und Portugal ebenso<br />

traditionell verfeindeten Spanien, werden Händel und<br />

seinen unbekannten literarischen Mitarbeiter mitten<br />

im Kompositionsprozess bewogen haben, die Handlung<br />

in ein unverfängliches orientalisches Milieu zu<br />

verlegen. So wurde die Oper bis kurz vor dem Ende des<br />

zweiten Aktes als Fernando, Re di Castiglia komponiert,<br />

dann aber als Sosarme, Re di Media vollendet.<br />

Fernando ist damit Fragment und Frühfassung<br />

zugleich. Der Herausgeber Michael Pacholke legte im<br />

Rahmen der Hallischen Händel-Ausgabe von Sosarme<br />

das Fragment Fernando in musikalisch und philologisch<br />

nachvollziehbarer und aufführbarer Form vor.<br />

Im Bärenreiter-Verlag erscheinen in Kürze leihweise<br />

Dirigierpartitur und Stimmen. Der käufliche Klavierauszug<br />

zu Sosarme enthält sämtliche Fernando-Anteile<br />

und komplettiert damit das Aufführungsmaterial.<br />

Tobias Gebauer<br />

Georg Friedrich Händel<br />

Fernando, Re di Castiglia (Fragment). Hrsg. von Michael<br />

Pacholke (Hallische Händel-Ausgabe II/27.2)<br />

Erstaufführung (konzertant) nach der Neuedition:<br />

1.4.2020 London (London Handel Festival), Opera<br />

Settecento, Musikalische Leitung: Leo Duarte<br />

(auch 5.6.2020 Händel-Festspiele Halle)<br />

Besetzung: Dionisio (Tenor), Isabella (Kontraalt),<br />

Alfonso (Kontraalt), Elvida (Sopran), Sancio (Kontraalt),<br />

Fernando (Kontraalt), Altomaro (Bass)<br />

Orchester: Ob I, II, Cor I, II, Tr I, II, Vl I, II, III, Va, Kb,<br />

B.c. (Vc, Kb, Fag, Cemb)<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 10713, BA 10260, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Irrtum, Preisänderung und Lieferungsmöglichkeiten vorbehalten<br />

Lieferbare Bühnenwerke:<br />

Anacréon<br />

Ballet héroïque en un acte (1754)<br />

BA 8851 Part. OOR IV/25 und<br />

KlA (BA 8851-90) käuflich<br />

Castor et Pollux<br />

Tragédie en cinq actes<br />

(1754, compléments de 1763-1764)<br />

BA 8864<br />

Daphnis et Églé<br />

Pastorale héroïque<br />

BA 8862 Part. OOR IV/22 und<br />

KlA (BA 8862-90) käuflich<br />

Neu<br />

Dardanus<br />

Tragédie en un prologue et cinq<br />

actes (1739, 1744)<br />

BA 8854 Part. OOR IV/5 (1739) und<br />

KlA (BA 8854-90) käuflich<br />

Les Fêtes de l’Hymen<br />

et de l‘Amour<br />

Ballet héroïque<br />

en un prologue et trois entrées<br />

BA 8858 Part. OOR IV/14 und<br />

KlA (BA 8858-90) käuflich<br />

Hippolyte et Aricie<br />

Tragédie en cinq actes (1757, 1742)<br />

BA 8853 Part. OOR IV/6 und<br />

KlA (BA 8853-90) käuflich<br />

Neu<br />

Les Indes galantes<br />

Ballet héroïque en un prologue<br />

et quatre actes<br />

BA 8860-01 Part. OOR IV/2,7 und<br />

KlA (BA 8860-90) käuflich<br />

OOR = Opera omnia Rameau<br />

Kritische Gesamtausgabe<br />

der musikalischen Werke<br />

Part. = Partitur<br />

KlA = Klavierauszug<br />

Jean-Philippe<br />

Rameau<br />

Opera omnia<br />

Naïs<br />

Opéra en un prologue et trois actes<br />

BA 8857 Part. OOR IV/18 und<br />

KlA (BA 8857-90) käuflich<br />

Les Paladins<br />

Comédie-ballet en trois actes<br />

BA 8870<br />

Neu<br />

Pigmalion<br />

Acte de ballet<br />

BA 8861-01 Part. OOR IV/16 käuflich<br />

Platée<br />

Ballet bouffon en un prologue<br />

et trois actes<br />

BA 8852 Part. OOR IV/10 und<br />

KlA (BA 8852-90) käuflich<br />

Le Temple de la Gloire<br />

Fête en un prologue et trois actes<br />

BA 8859<br />

Zaïs<br />

Ballet héroïque en un prologue<br />

et quatre actes<br />

BA 8856 Part. OOR IV/15 und<br />

KlA (BA 8856-90) käuflich<br />

Zoroastre<br />

Tragédie en cinq actes<br />

BA 8867<br />

Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Ausführliche Werkeinführungen<br />

zu den Titeln finden Sie unter<br />

www.takte-online.de<br />

Auslieferung weltweit:<br />

Bärenreiter<br />

www.baerenreiter.com<br />

]<br />

4 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 5


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Sängerische Herausforderung<br />

damals wie heute<br />

Glucks „Atto di Bauci e Filemone“<br />

Dem österreichisch-spanischen Hochzeitsanlass<br />

gemäß wird aus dem alten Ehepaar Philemon und<br />

Baucis ein junges Paar. Glucks Einakter „Atto di<br />

Bauci e Filemone“ mit seinen Bravourarien verdient<br />

Wiederaufführungen.<br />

Arien eines<br />

Revolutionärs<br />

Eine vierbändige Reihe mit Glucks Arien aus<br />

französischen Opern<br />

Die nicht zu überschätzende Wirkung der Opern<br />

Christoph Willibald Glucks ist allgemein bekannt.<br />

Eine Reihe mit vier Alben, nach Stimmlagen sortiert,<br />

macht seine Arien jetzt für Unterricht und<br />

Aufführung zugänglich.<br />

Glucks Atto di Bauci e Filemone wurde im Rahmen<br />

prächtiger Hochzeitsfeierlichkeiten für die Erzherzogin<br />

Maria Amalia mit dem Infanten Ferdinand von Spanien<br />

im Sommer 1769 zum ersten Mal am Hoftheater in Parma<br />

aufgeführt. Er ist Teil seiner Feste d’Apollo, eines Auftragswerks<br />

Kaiserin Maria Theresias für die Hochzeit<br />

ihrer Tochter, das aus mehreren Einaktern besteht, die<br />

als Allegorien auf die Feierlichkeiten Bezug nehmen.<br />

Auf einen Prologo folgen drei thematisch unabhängige<br />

Akte pastoralen Charakters, der Atto di Bauci e Filemone,<br />

der Atto d‘Aristeo und der abschließende Atto d‘Orfeo.<br />

Das Libretto zum Atto di Bauci e Filemone stammt<br />

von Luca Antonio Pagnini und basiert auf Ovids Metamorphosen.<br />

Die aus der griechischen Mythologie<br />

stammende Geschichte um das alternde Liebespaar<br />

Philemon und Baucis wird von ihm aber insofern modifiziert,<br />

als er aus dem alternden ein junges Paar macht.<br />

Göttervater Giove kommt als Reisender verkleidet nach<br />

Phrygien, um die Einwohner für ihre Frevel zu bestrafen.<br />

In ländlicher Gegend trifft er auf das Schäferpaar,<br />

das ihn in ihrer einfachen Hütte willkommen heißt.<br />

Giove gibt sich daraufhin zu erkennen und teilt ihnen<br />

bei der Hochzeit mit, dass sie künftig in seinem Tempel<br />

zusammenleben und bei ihrem Tod Halbgötter und<br />

Beschützer der Region werden.<br />

Das Werk besteht aus fünf Szenen, in denen sich nach<br />

einer einleitenden Introduzione vier Arien, zwei Duette,<br />

vier Chöre und ein Instrumentalstück (Tempesta)<br />

mit Rezitativen abwechseln. Von den zwölf geschlossenen<br />

Nummern hat Gluck die Hälfte entsprechend<br />

überarbeitet aus früheren seiner Werke übernommen;<br />

fünf hat er in seinen späteren französischen Werken<br />

wiederverwendet. Das Hoftheater von Parma war unter<br />

seinem Intendanten, dem französischen Minister<br />

Guillaume Du Tillot, sehr interessiert daran, französische<br />

und italienische Kultur miteinander zu verbinden,<br />

Jupiter und Merkur im Hause von Philemon und Baucis. Gemälde von<br />

Jacob Jordaens. North Carolina Museum of Art<br />

und das Herzogtum Parma wurde insbesondere in<br />

seiner Amtszeit ab 1759 zu einem Schmelztiegel beider<br />

Kulturen. So spielen in den Feste d’Apollo und auch im<br />

Atto di Bauci e Filemone neben virtuosen italienischen<br />

Arien und der Verpflichtung eines Soprankastraten<br />

die nach französischem Vorbild in die Handlung<br />

integrierten und überwiegend getanzten Chöre eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Bei den in Parma gefeierten Hochzeitsfeierlichkeiten<br />

hatte man für die Rolle der Bauci die damals<br />

26-jährige Sopranistin Lucrezia Agujari verpflichtet.<br />

Die Stimme der in ganz Europa auftretenden Opernsängerin<br />

erreichte eine außergewöhnliche Höhe. Ihre<br />

große dreiteilige Bravourarie „Il mio pastor tu sei” in<br />

der dritten Szene reicht bis zum g‘‘‘. Leopold Mozart,<br />

der sie zusammen mit seinem Sohn Wolfgang in Parma<br />

gehört hatte, äußerte sich in einem Brief vom 24.<br />

März 1770 zu ihrem außergewöhnlichen stimmlichen<br />

Talent: „In Parma hat uns die Sgra Guari … zum speisen<br />

eingeladen, und hat uns 3 Arien gesungen. daß Sie bis<br />

ins c Sopraacuto solle hinauf singen, war mir nicht zu<br />

glauben möglich: allein die ohren haben mich dessen<br />

überzeuget.“ Als Liebhaber Filemone hatte man den<br />

Soprankastraten Vincenzo Caselli engagiert. Dieser<br />

hatte bei der Uraufführung des Antigono 1755 bereits<br />

als Seconda donna Ismene in einer Gluck-Oper mitgewirkt.<br />

Mozart hörte ihn 1770 in Mantua und berichtete<br />

brieflich an seine Schwester: „die opera zu mantua ist<br />

hübsch gewesen, sie haben den Demetrio gespillet,<br />

… il primo uomo, il musico, singt schön, aber einne<br />

ungleiche stime, er nent sich Casselli“. Die Partie des<br />

Göttervaters Giove sang der Tenor Gaetano Ottani,<br />

der ebenfalls für Gluck kein Unbekannter war, hatte<br />

er doch in seiner Clemenza di Tito 1752 am Teatro San<br />

Carlo in Neapel die Titelrolle gesungen.<br />

Wie damals in Italien üblich, sind weder Partitur<br />

noch Stimmenmaterial des Atto di Bauci e Filemone im<br />

Druck erschienen und nur in zeitgenössischen Handschriften<br />

überliefert. Im Rahmen der Gluck-Gesamtausgabe<br />

wurden die kompletten Feste d’Apollo inzwischen<br />

als wissenschaftlich-kritische Edition erarbeitet.<br />

Gabriele Buschmeier<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

Atto di Bauci e Filemone (Parma 1769). Hrsg. von<br />

Gabriele Buschmeier. Gluck: Sämtliche Werke<br />

III/28, Teilband a.<br />

Besetzung: Bauci (Sopran), Filemone (Sopran),<br />

Giove (Tenore), Chor (SATB)<br />

Orchester: Flauto I,II, Oboe I,II, Fagotto I,II; Corno<br />

I,II, Tromba I,II; Violino I,II, Viola, Bassi, Cembalo<br />

Verlag: Bärenreiter BA 5840, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

Christoph Willibald Gluck (1714–1787) gilt als der große<br />

Opernreformator in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit<br />

Ranieri de’ Calzabigi brachte er eine Reform der italienischen<br />

Opera seria auf den Weg, wie sie in seinem<br />

Orfeo (1762) verwirklicht wurde. Mit Calzabigi sowie<br />

der Unterstützung durch den Choreographen Gasparo<br />

Angiolini hatte er bereits einige Monate zuvor Don<br />

Juan ou Le Festin de pierre als erstes Beispiel für ein<br />

Handlungsballett entworfen. Unter dem Einfluss der<br />

Dauphine und späteren Königin Marie-Antoinette<br />

ließ er sich 1773 in Paris nieder. Dort gelang es ihm<br />

mit der Hilfe einiger Librettisten und Übersetzer wie<br />

Pierre-Louis Moline, François-Louis Gand Le Bland Du<br />

Roullet oder Nicolas-François Guillard innerhalb weniger<br />

Jahre, die Gattung der französischen „tragédie<br />

en musique“ zu erneuern. Glucks Iphigénie en Aulide<br />

(1774) war ein noch größerer ästhetischer Schock für<br />

das Publikum als seinerzeit Rameaus Hippolyte et<br />

Aricie. Die Vertonung von Armide, dem Hauptwerk<br />

Philippe Quinaults, verdrängte Jean-Baptiste Lullys<br />

Musik und stellte die Wirkung seiner eigenen unter<br />

Beweis. Mit weniger als zehn Opern, die bei Hofe und<br />

in Paris zwischen 1774 und 1779 gespielt wurden – Neukompositionen<br />

oder Bearbeitungen wie im Falle von<br />

Orphée et Eurydice (1774), Cythère assiégée (1775), L’Arbre<br />

enchanté (1775) und Alceste (1776) – verhalf Gluck der<br />

französischen Oper zum Aufbruch in eine neue Zeit.<br />

Allerdings wurde sein Stil von den Anhängern der<br />

italienischen Musik, deren Galionsfiguren Piccinni und<br />

Sacchini hießen, der Kälte und Härte bezichtigt, was<br />

den Streit zwischen den Gluckisten und Piccinnisten<br />

(1778–1779) heraufbeschwor. In der Tat stieß Gluck das<br />

Publikum der Académie royale de musique durch den<br />

Verzicht auf alte, aus dem 17. Jahrhundert stammende,<br />

aber mittlerweile überholte Gepflogenheiten vor den<br />

Kopf: Die Anzahl der Ballette wurde reduziert, und sie<br />

wurden in die Bühnenhandlung integriert. Rezitative<br />

wurden durchgängig begleitet und flüssig und ohne<br />

Verzierungen vorgetragen. Der Chor nahm unmittelbar<br />

am Dramengeschehen teil. Die Arien, entweder ausdrucksstarke<br />

Kavatinen oder leidenschaftliche Stücke,<br />

erwiesen sich als von nie zuvor gehörter Intensität.<br />

Glucks Kunst wurde in Paris von einigen seiner<br />

Schüler wie Lemoyne, Vogel oder Salieri fortgeführt<br />

und erregte bis in die Mitte des folgenden Jahrhunderts<br />

große Bewunderung, allen voran diejenige von Hector<br />

Berlioz. Durch die Anhebung des Stimmtones und die<br />

zunehmend größeren Säle und Orchester verschwanden<br />

seine Werke jedoch bis zur Mitte des <strong>19</strong>. Jahrhunderts<br />

aus dem Repertoire der Opéra. In der zweiten<br />

Hälfte des Jahrhunderts wurden Glucks französische<br />

Opern, insbesondere dank der Anstrengungen Berlioz’,<br />

der 1859 Orphée et Eurydice für die Mezzosopranistin<br />

Pauline Viardot bearbeitete, indem er die Wiener und<br />

Pariser Versionen mischte, wieder im Repertoire verankert<br />

und kehrten allmählich auf die Bühnen zurück.<br />

Sie wurden in viele Sprachen übersetzt und erfreuten<br />

sich nicht zuletzt in Deutschland großer Beliebtheit.<br />

Für Beethoven, Weber und insbesondere für Wagner<br />

galt Gluck als einer der<br />

Gründerväter der modernen<br />

Oper. Aber vor allem die historische<br />

Aufführungspraxis<br />

der <strong>19</strong>70er Jahre, die neuen<br />

Interpretationsansätze<br />

und der Einsatz historischer<br />

Instrumente in authentischer<br />

Stimmung verschafften<br />

Gluck neue Aktualität.<br />

Heutzutage auf modernen<br />

und barocken Instrumenten<br />

gleichermaßen gespielt,<br />

ernten seine französischen<br />

Opern nun allgemeine Bewunderung<br />

und zählen neben<br />

Mozarts Bühnenwerken<br />

zu den meistgespielten des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Seit ihrer Entstehung<br />

in den 1770er Jahren sind<br />

Glucks französische Opernarien<br />

wie „J’ai perdu mon<br />

Eurydice“ (Orphée), „Divinités<br />

du Styx“ (Alceste) oder<br />

„Ô malheureuse Iphigénie“<br />

(Iphigénie en Tauride) zu unverzichtbaren<br />

Stücken für<br />

Gesangsunterricht, Konzerte,<br />

Vorsingen und – in jüngster Zeit – CD-Recitals geworden.<br />

Erstmals sind nun sämtliche Arien in Form von Klavierauszügen,<br />

größtenteils auf Basis der Gluck-Gesamtausgabe<br />

(Christoph Willibald Gluck, Sämtliche Werke,<br />

Bärenreiter-Verlag), in vier zweisprachig angelegten<br />

(fr./engl.) und nach Stimmlagen geordneten Bänden<br />

Dorothea Röschmann als Alceste in Sidi Larbi<br />

Cherkaouis Inszenierung von Glucks „Alceste“<br />

an der Bayerischen Staatsoper (Musikal. Leitung<br />

Antonello Manacorda) (Foto: Wilfried Hösl)<br />

(Sopran, dramatischer Sopran/Mezzosopran, Tenor und<br />

Bariton) versammelt.<br />

Benoît Dratwicki<br />

Christoph Willibald Gluck<br />

Airs d’opéra français / French Operatic Arias.<br />

Dessus et grand dessus / Soprano and Mezzosoprano.<br />

Hrsg. von Benoît Dratwicki. Koproduktion<br />

Centre de musique baroque de Versailles/<br />

Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>. BA 8167. Klavierauszug<br />

€ 47,95.<br />

In Vorbereitung: Dessus/Soprano (BA 8166), Hautecontre<br />

/ Tenor (BA 8168), Basse-taille / Baritone<br />

(BA 8169)<br />

]<br />

6 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 7


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

„Faust est ressuscité!<br />

Faust vient de renaître!“<br />

Die Wiederentdeckung der Dialogfassung von<br />

Gounods „Faust“ auf der Bühne und auf CD<br />

Nach der konzertanten Erstaufführung der Dialogfassung<br />

von Charles Gounods „Faust“ ist nun<br />

die CD der Pariser Premiere erschienen, und in den<br />

USA hat die szenische Erstaufführung stattgefunden.<br />

Nicht immer nur die<br />

„Danse macabre“<br />

Die symphonischen Dichtungen<br />

von Camille Saint-Saëns<br />

Mit seinen vier symphonischen Dichtungen stellt<br />

sich Camille Saint-Saëns entschieden in die Tradition<br />

von Hector Berlioz und Franz Liszt. Die kritischen<br />

Erstausgaben bieten Gelegenheit für neue<br />

Interpretationen auf verlässlicher Quellengrundlage,<br />

nicht nur im Gedenkjahr 2021 (100. Todestag).<br />

Die konzertante Erstaufführung von Gounods Faust<br />

in seiner frühen, 1859 für das Pariser Théâtre-Lyrique<br />

entstandenen Fassung, mit wunderbaren, bislang unbekannten<br />

Melodramen und Rezitativen war eines der<br />

Präsente zu Gounods 200. Geburtstag. Inzwischen<br />

ist die Einspielung der Erstaufführung<br />

vom 14. Juni 2018 mit Véronique<br />

Gens (Marguerite), Benjamin Bernheim<br />

(Faust), Andrew Foster-Williams (Méphistophélès),<br />

dem Flemish Radio Choir<br />

und den Talens Lyriques unter der Leitung<br />

von Christophe Rousset auf CD in<br />

der Reihe Opéra français des Palazzetto<br />

Bru Zane erschienen. Auch die szenische<br />

Erstaufführung der Neuausgabe von Paul<br />

Prévost fand am 14. April 20<strong>19</strong> in Omaha<br />

(Nebraska) statt.<br />

Pressestimmen<br />

„Faust est ressuscité! Faust vient de renaître! – „Faust ist<br />

auferstanden! Faust ist wiedergeboren! Die Unterschiede<br />

gegenüber der üblicherweise aufgeführten Fassung<br />

sind zahlreich, vor allem ist es die Anwesenheit der<br />

gesprochenen Dialoge und der Mélodrames, die den<br />

generellen Tonfall des Werks verändern. Entsprechend<br />

den Prinzipien des Cromwell-Vorworts schrieben die<br />

Librettisten Jules Barbier und Michel Carré ein romantisches<br />

Drama, in dem das Groteske an das Erhabene<br />

grenzt, in dem sich Katholizismus mit französischem<br />

Witz mischt. Das Wort überlassen sie vor allem zwei<br />

Charakteren, die in der Fassung von 1869 eher diskret<br />

bzw. fast ganz gestrichen wurden: Wagner, ein Schüler<br />

Fausts, und Marthe, Marguerites Nachbarin. Beide sind<br />

Rollen der ,Opéra-comique‘, und wenn Méphisto noch<br />

mit teuflischem Schalk hinzukommt, so sind etliche<br />

Lacher sicher – was in der späteren Fassung eher nicht<br />

der Fall ist. […] Akt I, Bild 1 enthält ein substantielles<br />

Trio Faust-Siebel-Wagner. Im zweiten Bild bietet der<br />

Abschied von Marguerite und Valentin Anlass für ein<br />

kleines Duo. Während der Kirchweih singt Méphisto die<br />

,Chanson de Maître Scarabée‘ (die 1869 durch das ,Ronde<br />

du Veau d’or‘ ersetzt wurde). Im Garten-Akt sind Siebels<br />

Couplets mit gesprochenen Passagen durchsetzt. Und<br />

im Bild in Marguerites Kammer singt der junge Student<br />

nicht ,Si le bonheur à sourire t’invite‘, sondern die sehr<br />

schöne Arie ,Versez vos chagrins dans mon âme‘. In der<br />

Szene in der Kirche unterbricht der Chor mehrmals; und<br />

als Valentin aus dem Krieg heimkehrt, stürzt er, ein<br />

weit größerer Haudegen als in der bekannten Fassung,<br />

sich in martialische Couplets (die später der berühmte<br />

Soldatenchor ersetzt). Die Apothéose schließlich ist<br />

weit mehr ausgearbeitet und gibt dem Orchester deutlich<br />

mehr Gewicht.“<br />

Jacques Bonnaure, Opéra Magazine September 2018<br />

„Prévosts Arbeit ist unter musikologischem Gesichtspunkt<br />

faszinierend, aber, wichtiger noch, sie ist<br />

auch theatralisch nutzbar, wie diese berauschende<br />

Erstaufführung mit Christophe Rousset und den Talens<br />

Lyriques demonstriert, die mit der ihr eigenen<br />

Leichtigkeit und Präzision und einer toll schroffen<br />

Bläserabteilung auf zeitgenössischen Instrumenten<br />

spielen. Die traditionelle Eichen-Mahagoni-Orchestrierung<br />

des Werks macht lichteren Farben und klareren<br />

Linien Platz. Mit neuer Energie tanzt es in neuem<br />

Geist – nicht als die bekannte Tragödie, sondern mit der<br />

sprunghaften Energie einer Opéra demi-caractère. […]<br />

Vielleicht noch bemerkenswerter als die neue Musik<br />

aber ist der neue Geist, den diese Änderungen dem<br />

Werk einhauchen. Méphistophélès wird beinahe eine<br />

komische Rolle – ein städtischer, witziger Lebemann,<br />

der mit zahlreichen Spötteleien das Publikum umwirbt<br />

– assistiert von der aufgepeppten Rolle der geschwätzigen<br />

Nachbarin Dame Marthe. […] Dieser „neue“ Faust<br />

ist eine Offenbarung – eine faszinierende Ergänzung<br />

der bekannten Fassung von 1869 und zugleich eine<br />

aufregende Alternative.“<br />

Alexandra Coghlan, Opera September 2018<br />

Charles Gounod<br />

Faust. Oper in 5 Akten. Erstfassung 1859 mit Dialogen.<br />

Hrsg. von Paul Prévost. L’Opéra français.<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 8714 (Aufführungsmaterial<br />

leihweise)<br />

„Die Opera Omaha gab der wiederhergestellten Fassung von ,Faust‘ ein himmlisches<br />

Debüt“ (World Herald 13.4.20<strong>19</strong>). Szenenfoto aus der szenischen Erstaufführung am 12.<br />

April 20<strong>19</strong> (Musikalische Leitung: Steven White, Inszeneriung: Lileana Blain-Cruz)<br />

In den 1870er Jahren ging es Camille Saint-Saëns im<br />

Umfeld der gerade gegründeten „Société nationale de<br />

musique“ darum, in der Instrumentalmusik Anschluss<br />

an die großen deutschen romantischen Orchesterwerke<br />

zu finden und für Frankreich ein genuines Repertoire<br />

zu entwickeln. Mit der Wahl der Gattung positionierte<br />

sich der Komponist zugleich musikpolitisch, nämlich<br />

auf der Seite der Neudeutschen, der „Zukunftsmusiker“,<br />

gegen reaktionäre Haltungen – und schürte damit,<br />

wie die frühen Presseberichte dokumentieren, in Paris<br />

damals gerade antideutsche Ressentiments. Diesen<br />

so spannenden wie kontroversen Prozess beschreibt<br />

ein spezielles Essay zur Rezeption des Editionsleiters<br />

Michael Stegemann im Gesamtausgaben-Band.<br />

Le Rouet d‘Omphale (Das Spinnrad der Omphale) war<br />

zunächst als ein Werk für zwei Klaviere konzipiert, und<br />

auch eine Fassung für Klavier solo erschien im Druck,<br />

bevor Saint-Saëns sein „Scherzo“ im März 1872 orchestrierte.<br />

Bereits am 14. April brachte es Jules Pasdeloup<br />

zur Aufführung. In einer der gedruckten Partitur vorangestellten<br />

Notiz erläutert der Komponist: „Sujet ist<br />

die weibliche Verführungskraft, der triumphierende<br />

Sieg der Schwäche über die Stärke. Das Spinnrad ist nur<br />

ein Vorwand, gewählt aus rhythmischen Überlegungen<br />

und wegen der grundsätzlichen Bewegtheit des Stückes.<br />

Wer sich für solche Details interessiert, kann<br />

beobachten, wie Herakles unter den Fesseln, die er<br />

nicht zerreißen kann, ächzt, und wie Omphale über die<br />

verzweifelten Versuche des Helden spottet.“<br />

Phaéton hob Édouard Colonne am 7. Dezember 1873<br />

im Théâtre du Châtelet aus der Taufe. „Der Kerngedanke<br />

von Phaéton ist der Hochmut, so wie der Kerngedanke<br />

von Le Rouet d’Omphale die Wollust ist“, erklärte<br />

Saint-Saëns. Als Quelle diente Saint-Saëns wohl der<br />

Phaeton-Mythos aus Ovids Metamorphosen. Phaeton<br />

war es gestattet, im Wagen seines Vaters, des Sonnengottes,<br />

durch den Himmel zu fahren. Doch verloren<br />

seine ungeübten Hände die Kontrolle über die Pferde.<br />

Der brennende Wagen kam vom Kurs ab und stürzte<br />

beinahe auf die Erde. Das gesamte Universum hätte in<br />

Flammen aufgehen können, hätte Zeus nicht den leichtsinnigen<br />

Phaeton mit seinem Blitz niedergestreckt.<br />

Die Danse macabre, heute wohl das bekannteste<br />

musikalische Totentanzstück überhaupt, hat ihren<br />

Ursprung in einem gleichnamigen Lied, das Saint-Saëns<br />

im August 1872 auf ein Gedicht mit dem Titel „Égalité –<br />

Fraternité“ von Henri Cazalis komponiert hatte. Nach<br />

dem Erfolg seiner beiden früheren symphonischen<br />

Dichtungen komponierte Saint-Saëns 1874 diese dritte<br />

als Erweiterung des Liedes. Der Partitur stellt er einen<br />

Ausschnitt aus dem Gedicht voran:<br />

Zig et zig et zag, la mort en cadence / Frappant une<br />

tombe avec son talon, / La mort à minuit joue un air<br />

de danse, / Zig et zig et zag, sur son violon.<br />

Édouard Colonne dirigierte,<br />

von der Presse<br />

wenig enthusiastisch<br />

aufgenommen, die erste<br />

Aufführung am 24.<br />

Januar 1875 im Concert<br />

du Châtelet sowie die<br />

Wiederholung am 7. Februar.<br />

Als Pasdeloup das<br />

Werk am 24. Oktober<br />

1875 dirigierte, reagierte<br />

das Publikum gar mit<br />

Pfiffen und Buhs; vielleicht<br />

dachte das Publikum<br />

schlicht, dass die<br />

verstimmte Geige falsch<br />

spielte? Die E-Saite der<br />

Solovioline nämlich, die<br />

die teuflische Seite der<br />

Musik verkörpert, ist auf<br />

Es heruntergestimmt und<br />

bildet so mit der leeren<br />

A-Saite das „diabolische”<br />

Intervall des Tritonus; an<br />

„Danse macabre“. Titelseite der Ausgabe für<br />

keiner Stelle geht der Solopart<br />

höher als bis zum<br />

Singstimme und Klavier (Paris, Énoch 1873)<br />

es 2 , so dass die Saite nur leer angespielt wird. Besonders<br />

ist auch der erstmalige Einsatz eines Xylophons<br />

im Orchester, das zu der ganz spezifischen Klangfarbe<br />

beiträgt.<br />

Saint-Saëns komponierte La Jeunesse d‘Hercule im<br />

Winter 1876/77 und am 28. Januar 1877 fand die Uraufführung<br />

unter der Leitung von Édouard Colonne<br />

statt. Die Xenophons Memorabilia entnommene Fabel<br />

erzählt, wie Herakles sich am Anfang seines Lebens<br />

zwischen zwei Wegen entscheiden muss: demjenigen<br />

der Lebensfreude und demjenigen der Tugend. Den<br />

Verführungskünsten der Nymphen und Bacchantinnen<br />

gegenüber unempfänglich, macht der Held sich<br />

auf seinen Lebensweg voller Kämpfe und Herausforderungen,<br />

an dessen Ende ihm durch die Flammen des<br />

Scheiterhaufens als Lohn die Unsterblichkeit winkt.<br />

Hugh Macdonald / Annette Thein<br />

Camille Saint-Saëns<br />

Le Rouet d’Omphale, op. 31, Phaéton, op. 39, Danse<br />

macabre, op. 40, La Jeunesse d’Hercule, op. 50.<br />

Édités par Hugh Macdonald. Œuvres instrumentales<br />

complètes I/4.<br />

Verlag: Bärenreiter. BA 10307-01, Aufführungsmaterial<br />

käuflich (Danse macabre), leihweise<br />

(op. 31, 39, 50)<br />

]<br />

8 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 9


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Dvořáks beliebtestes<br />

geistliches Werk<br />

Neuedition der Messe D-Dur op. 86<br />

Auf der Basis einer bisher nicht berücksichtigten<br />

Quelle legt Haig Utidjian die Orgelversion von<br />

Dvořáks D-Dur-Messe vor, erstmals ergänzt um<br />

Violoncello- und Kontrabassstimmen.<br />

„Pure Freude, dieses<br />

Stück zu spielen“<br />

Frank Peter Zimmermann über Bohuslav Martinůs<br />

Violinkonzerte<br />

Mit den Berliner Philharmonikern hat Frank<br />

Peter Zimmermann schon beide Violinkonzerte<br />

von Bohuslav Martinů aufgeführt. Im Interview<br />

spricht der Geiger über die Schönheiten und<br />

Herausforderungen dieser Werke.<br />

Die Umstände, unter denen Antonín Dvořáks beliebte<br />

D-Dur-Messe entstanden ist, sind weitgehend bekannt.<br />

Das Werk entstand auf Anregung des bedeutenden<br />

tschechischen Architekten und Kunstmäzens Josef<br />

Hlávka, des späteren Begründers und ersten Präsidenten<br />

der Tschechischen Akademie der Wissenschaften.<br />

Hlávka ließ sich 1886 in der Nähe seines Sommersitzes<br />

– eines Schlosses im westböhmischen<br />

Lužany – eine neue Kapelle errichten<br />

und bat seinen Freund Antonín<br />

Dvořák, für ihre Weihe eine neue Messe<br />

zu komponieren. Dvořák erfüllte<br />

ihm diesen Wunsch gern und schuf<br />

eine Messe für Soli, Chor und Orgel.<br />

Unter Berücksichtigung des Zwecks,<br />

zu dem die Messe komponiert wurde,<br />

und im Wissen um die begrenzten<br />

Interpretationsmöglichkeiten der<br />

Aufführung teils durch Amateure<br />

wählte er eine einfache formale Gliederung<br />

und achtete auf eine übersichtliche Faktur der<br />

Gesangsparts und auf die Möglichkeit, dass Solostellen<br />

von Chorsängern übernommen wurden. Aufgrund des<br />

kleinen Raumes in der Kapelle von Lužany beschränkte<br />

er überdies die Instrumentalbegleitung nur auf die<br />

Orgel. Doch auch mit diesen bescheidenen Mitteln<br />

gelang es ihm, ein eigenwilliges Opus zu schaffen,<br />

das aufgrund seiner außerordentlichen musikalischen<br />

Qualitäten den Charakter eines Gelegenheitswerkes bei<br />

Weitem übersteigt.<br />

Die Weihe der Kapelle, bei der das Werk erstmals<br />

aufgeführt wurde, fand am 11. September 1887 statt.<br />

Das Werk wurde von Dvořák selbst dirigiert, den Part<br />

des Sopransolos übernahm Hlávkas Frau Zdenka, den<br />

des Alts wiederum die Gattin des Komponisten Anna.<br />

Zur ersten öffentlichen Aufführung kam es dann<br />

in Pilsen, jedoch nicht in einer Kirche, sondern im<br />

Stadttheater, wo es keine Orgel gab. Stattdessen stellte<br />

man zwei Harmoniums zur Verfügung, und so schrieb<br />

Dvořák aus praktischen Gründen für diese Aufführung<br />

Violoncello- und Kontrabassstimmen hinzu, die die<br />

Pedale ersetzen sollten.<br />

Nach der erfolgreichen Aufführung erklang die<br />

Messe mit den hinzugefügten Stimmen auch im Prager<br />

Rudolfinum, obwohl im Saal eine 16´-Register-Orgel<br />

stand. Diese Version des Werkes befindet sich in einer<br />

bisher von Musikwissenschaftlern vernachlässigten<br />

Quelle – der zweiten Abschrift des Schreibers Jan Elsnic<br />

mit den von Dvořák eigenhändig hinzugefügten Stimmen<br />

der tieferen Streicher. Und gerade diese Abschrift<br />

legte der Komponist dem Londoner Verlag Novello zur<br />

Veröffentlichung vor. Auch wenn dieser die Partitur<br />

bezahlte, gab er diese Version schließlich nicht heraus<br />

und verlangte von Dvořák eine Orchesterversion, die<br />

dann 1893 erschien.<br />

Haig Utidjian hat diese Abschrift aus dem Eigentum<br />

des Verlags Novello (nun aufbewahrt in der British<br />

Library) als Hauptquelle für eine Neuedition gewählt<br />

und verändert so die bisherige Auffassung vom Kammerklang<br />

dieses Werkes. Auch nach den Forschungen<br />

des bedeutenden Dvořák-Forschers David Beveridge<br />

handelt es sich um eine Version, die Dvořák als endgültig<br />

ansah, ehe er 1892 die Orchestrierung in Angriff<br />

nahm. Utidjian untersuchte die neue Version im Rahmen<br />

eines Doktorandenprojekts an der Karlsuniversität<br />

Prag und gelangte zu dem Schluss, dass die Edition<br />

der Orgelversion, die im Rahmen der Dvořák-Gesamtausgabe<br />

(hrsg. von Jarmil Burghauser und Antonín<br />

Čubr <strong>19</strong>70 bei Supraphon) sehr umstritten sei, da den<br />

Editoren die von Dvořák autorisierten und ergänzten<br />

Abschriften nicht zur Verfügung gestanden hätten. Die<br />

neuere Edition von Michael Pilgington (Novello 2000)<br />

greife zwar auf sie zurück, werte sie jedoch falsch aus,<br />

somit sei die Edition für eine praktische Nutzung ungeeignet.<br />

Dvořák habe eindeutig die Aufführung der<br />

Orgelversion mit Begleitstimmen der tiefen Streicher<br />

den Vorzug gegeben. Deshalb müssten jede weitere<br />

Edition und Aufführung dieser Messe diesen Umstand<br />

berücksichtigen.<br />

In der Neuedition wurde neben der Londoner Quelle<br />

außerdem noch eine neu entdeckte Quelle herangezogen:<br />

ein kompletter Satz von vier Vokalparts, der im<br />

Schloss in Lužany gefunden wurde. Im Lichte dieser<br />

Quellen schuf der Herausgeber eine Neuedition der<br />

Kammerversion, die entweder nur mit Orgel – also<br />

als „reine“ Orgelversion – oder mit den hinzugefügten<br />

Stimmen für Violoncello und Kontrabass aufgeführt<br />

werden kann. Die ganze Edition bietet eine maximal<br />

mögliche praktische Nutzung – neben der Partitur<br />

umfasst sie überdies einen Orgelauszug (ohne Streicherstimmen)<br />

und eine Chorpartitur, die auch mit<br />

der späteren Orchesterversion kompatibel sind. Die<br />

neueste Urtext-Edition bietet somit die einzigartige<br />

Möglichkeit, ein Werk in drei Versionen aufzuführen.<br />

Eva Velická<br />

Antonín Dvořák<br />

Messe D-Dur für Soli, Chor und Orgel mit der<br />

Violoncello- und Kontrabassstimme ad libitum<br />

op. 86. Hrsg. von Haig Utidjian. Bärenreiter<br />

Praha, BA 10434. Partitur, Violoncellostimme/<br />

Kontrabassstimme, Orgelauszug, Chorpartitur –<br />

Kompatibles Leihmaterial zur Orchesterfassung<br />

H 4839-72<br />

Martinů gehört zu den großen Komponisten des 20. Jahrhunderts.<br />

Warum werden seine Violinkonzerte so selten<br />

aufgeführt?<br />

Martinů hat eine ganz eigene Tonsprache. Seine Musik<br />

lässt sich in keine Schublade stecken, weil sie so wandelbar<br />

ist: mal impressionistisch, mal expressiv, mal<br />

perkussiv, dann wieder sehr gesanglich und lyrisch. Sie<br />

widersetzt sich jeder stilistischen Einordnung. Hinzu<br />

kommt noch das tschechische Idiom von Martinůs<br />

Musik. Diese böhmischen Tanzrhythmen mit ihren<br />

vertrackten metrischen Verschiebungen! Die sind<br />

schwer zu realisieren.<br />

2012 haben Sie bereits das zweite Violinkonzert von<br />

Martinů mit den Philharmonikern aufgeführt. Jetzt interpretieren<br />

sie das erste. Worin unterscheiden sich die<br />

beiden Werke?<br />

Das zweite Violinkonzert steht ganz in der Tradition<br />

des großen romantischen Konzerts. Martinů schrieb<br />

es <strong>19</strong>43 im amerikanischen Exil für Mischa Elman,<br />

einen Geiger alter Schule. Ganz anders dagegen das<br />

erste Konzert, das zehn Jahre früher in Paris entstand:<br />

Martinů setzte sich damals intensiv mit dem Werk<br />

Igor Strawinskys auseinander und der Einfluss des<br />

russischen Komponisten ist vor allem in den beiden<br />

Ecksätzen des Konzerts stark zu spüren, zumal das<br />

Stück für einen Geiger geschrieben wurde, der viel und<br />

eng mit Strawinsky zusammengearbeitet hat: Samuel<br />

Dushkin, der u. a. die Uraufführung von Strawinskys<br />

Violinkonzert spielte. Außerdem beschäftigte sich<br />

Martinů zu der Zeit mit der barocken Form des Concerto<br />

grosso. Auch das schlägt sich in der Komposition des<br />

Konzerts nieder.<br />

Wie stark merkt man dem Stück an, dass es für Samuel<br />

Dushkin geschrieben wurde? Gibt es Passagen, die typisch<br />

für sein Spiel sind?<br />

Dushkin und Martinů hatten einen regen Meinungsaustausch.<br />

Der Geiger war allerdings nicht einfach<br />

zufriedenzustellen, weil er seinen Part sehr virtuos<br />

haben wollte. So gehen die dreistimmigen Akkordpassagen<br />

auf ihn zurück. Um diese zum Klingen zu<br />

bringen, muss man den Bogen sehr stark auf die Geige<br />

pressen. Das kommt für mein Empfinden fast einer<br />

„Vergewaltigung“ des Instruments gleich. Und dann<br />

gibt es viele Quartintervalle und extrem weite Sprünge<br />

bis zur dreizehnten, vierzehnten Lage. Dabei den Ton<br />

sauber zu treffen, ist fast wie ein Lottogewinn (lacht).<br />

Ich denke, auch diese Intervallsprünge waren Dushkins<br />

Idee. Übrigens hat Dushkin das Konzert nie gespielt.<br />

Die Partitur ging verloren und tauchte erst Jahrzehnte<br />

später wieder auf. Erst <strong>19</strong>73 wurde das Konzert von Josef<br />

Suk uraufgeführt. Martinů war selbst ein professioneller<br />

Geiger.<br />

Wie hat diese Tatsache die Komposition seines Violinkonzerts<br />

beeinflusst?<br />

Das ist ja das Schöne daran! Man spürt sofort, dass<br />

dieses Werk von einem Geiger komponiert wurde. Trotz<br />

aller Schwierigkeiten ist es sehr geigerisch konzipiert.<br />

Es ist pure Freude, dieses Stück zu spielen.<br />

Was lieben Sie an diesem Konzert besonders? Wo liegen<br />

für Sie die Herausforderungen?<br />

Ich habe das Stück als 13-Jähriger mit Josef Suk als<br />

Solist gehört und war sofort davon fasziniert. Diese<br />

unbändige musikantisch-böhmische Musizierlust, die<br />

das Stück besitzt,<br />

ist einfach mitreißend.<br />

Darin liegt<br />

gleichzeitig die Herausforderung<br />

für<br />

uns Interpreten.<br />

Jeder − egal, ob Solist,<br />

Dirigent oder<br />

Orchestermusiker<br />

− muss diese komplizierte<br />

Rhythmik<br />

mit ihren metrischen<br />

Verschiebungen,<br />

die von<br />

der tschechischen<br />

Tanzmusik inspiriert<br />

ist, verinnerlicht<br />

haben. Es gibt<br />

Stellen, bei denen<br />

sonst die Gefahr<br />

Frank Peter Zimmermann spielt Martinů mit den Berliner<br />

Philharmonikern unter der Leitung von Jakub Hrůša<br />

(Foto: Stephan Rabold)<br />

besteht, dass das Ganze auseinanderbricht. Ich habe<br />

mir diese Stellen ganz pragmatisch mit dem Metronom<br />

erarbeitet.<br />

Wie gestaltet sich in diesem Konzert das Zusammenspiel<br />

zwischen Solist und Orchester?<br />

Das Orchester muss sehr durchsichtig, leicht und transparent<br />

spielen. Das Konzert sollte fast wie ein Stück aus<br />

der Barockzeit behandelt werden.<br />

Das Interview erschien 2018 auf der Website der Stiftung<br />

Berliner Philharmoniker, Wiederveröffentlichung mit<br />

freundlicher Genehmigung der Stiftung.<br />

Bohuslav Martinů<br />

Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester H 226<br />

Konzert Nr. 2 für Violine und Orchester H 293<br />

Verlag: Bärenreiter, Partitur und Aufführungsmaterial<br />

jeweils leihweise, Klavierauszug käuflich<br />

(BA 11527-90 / BA 11529-90)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

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Der bekannte<br />

Unbekannte<br />

Engelbert Humperdinck vor dem 100. Todestag am<br />

27. September 2021.<br />

„Hänsel und Gretel“ hat seinen Stammplatz unter<br />

den meistgespielten Opern. Aber darüber hinaus<br />

bieten Humperdincks Märchenopern, Schauspielmusiken<br />

und Orchesterwerke reichlich Gelegenheit<br />

zu Entdeckungen.<br />

Es gibt Komponisten, die weltbekannt sind, mit deren<br />

Namen aber nur ein einziges Stück verbunden ist,<br />

obwohl ihr Œuvre vielfältiger, reicher und farbiger ist.<br />

Für Dramaturgen, Programmplaner und Interpreten<br />

sind solche Komponisten eine Chance, da zumindest<br />

der Name auf den Programmen Publikum anzulocken<br />

verspricht. Für die Interpreten bietet sich die Chance,<br />

Neuland zu erkunden und doch schon vorher zu wissen,<br />

welcher Dialekt dort gesprochen wird.<br />

Als Engelbert Humperdinck mit der Märchenoper<br />

Hänsel und Gretel seine über ein Jahrzehnt dauernde<br />

und durch sein ausführliches Engagement für die<br />

Musik Richard Wagners ausgelöste Schaffenskrise<br />

beenden konnte, war sicher weder ihm noch seinen<br />

Verwandten und Freunden klar, dass hier ein Welterfolg,<br />

Kassenschlager und gleichzeitig auch ein künstlerischer<br />

Fluch geboren war, der Humperdinck bis an<br />

sein Berufsende verfolgen sollte. Natürlich war mit<br />

der Oper eine große Last von Humperdincks Schultern<br />

genommen. Der Erfolg verselbständigte sich in kurzer<br />

Zeit so weit, dass finanzielle Sorgen nicht mehr zu befürchten<br />

waren. Gleichzeitig war aber der Druck übermächtig,<br />

etwas dem Stück Ebenbürtiges zu schaffen.<br />

Dabei war es nicht so, dass der Komponist sich nicht<br />

in verschiedenen Genres mit unterschiedlichen Ideen<br />

und innovativer Schöpferkraft als kreativer Tonsetzer<br />

bewiesen hätte. Alleine der große zweite Wurf wollte<br />

und sollte nicht gelingen.<br />

Im Abstand von nun über hundert Jahren muss<br />

man das Werk Humperdincks allerdings umfassender<br />

betrachten und sieht, auch durch mittlerweile erfolgte<br />

Wiederaufführungen von unbekannteren Werken und<br />

Aufnahmen fast des gesamten Œuvres, mit breiterem<br />

Blick auf sein Schaffen. Und hier gibt es nach wie vor<br />

Schätze zu entdecken.<br />

Erst in diesem Jahr wagte Michael Hofstetter mit<br />

seinem Gießener Theaterorchester und Ensemble einen<br />

ersten Versuch, die Melodramfassung von Königskinder,<br />

Humperdincks zweiter großer Märchenoper, wieder<br />

ins Repertoire zu holen. Die Spätfassung des Werkes<br />

ist ja bereits seit einigen Jahren mit Aufführungen<br />

nicht nur an den großen Opernhäusern wieder fest<br />

im Werkekanon der Musiktheaterbühnen verankert.<br />

Die Frühfassung ist in ihrer innovativen Verbindung<br />

des später von Arnold Schönberg aufgegriffenen<br />

musikalisch notierten Sprechens mit dem spätromantischen,<br />

überragend instrumentierten typischen<br />

Humperdinck-Klang eine beachtliche Herausforderung,<br />

besonders dadurch, dass sie Darsteller erfordert,<br />

die der hochartifiziellen Kunstform des Sprechens auf<br />

einer vorgegebenen Sprachmelodie und einem auskomponierten<br />

Sprachrhythmus gewachsen sind. Das<br />

Stück harrt einer aktuellen szenischen Interpretation<br />

und wäre in solcher Form sicher eine Chance gerade für<br />

kleinere Bühnen, sich überregionale Aufmerksamkeit<br />

Humperdincks „Königskinder“ am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, Premiere: 24.11.2018, Musikalische Leitung, Rasmus Baumann, Inszenierung:<br />

Tobias Ribitzki (Foto: Bettina Stöß)<br />

zu verschaffen. Bereits die Ouvertüre zu dieser Fassung<br />

ist bemerkenswert, nimmt sie doch in ihrer Dimension<br />

vieles von der späteren Konzertouvertüre vorweg. Auch<br />

sie ist also eine Entdeckung für sinfonische Programme<br />

wert, ebenso wie man aus dieser Fassung hervorragend<br />

eine circa fünfundzwanzigminütige symphonische<br />

Suite mit den drei Stücken Vorspiel – „Hellafest und<br />

Kinderreigen“, „Verdorben, gestorben“, „Spielmanns<br />

letzter Gesang“ – extrahieren kann.<br />

Ein weiteres gewichtiges und wunderschönes Werk<br />

aus der Feder des Komponisten ist die unterschätzte<br />

Märchenoper Dornröschen. Manchem mögen die fünf<br />

Tonbilder, die ab und zu den Weg in die Konzertsäle<br />

finden, bekannt sein. Das komplette Werk gibt es jedoch<br />

extrem selten. Eine konzertante Aufführung des<br />

Münchner Rundfunkorchesters ist 2011 als Aufnahme<br />

erschienen. 2014 wagte das Nordharzer Städtebundtheater<br />

eine szenische Aufführung der zu Unrecht vergessenen<br />

Oper. Problematisch bleibt wohl das Libretto<br />

des Werkes, welches das grimmsche Märchen durch einige<br />

neu eingeführte Umwege des Helden zu verlängern<br />

sucht. Eine Aufführung jedoch, die damit bewusst und<br />

kreativ umgeht, wird mit dem märchenhaften Schwung<br />

dieses musikalisch opulenten Musiktheaters und seiner<br />

reizvollen Mischung aus Gesang und notierter Sprachmelodie<br />

unzweifelhaft Erfolg haben.<br />

Von einer weiteren Oper ist es vor allem die Ouvertüre,<br />

die für Konzertprogramme von großem Interesse<br />

sein kann. Musikalisch ist Die Heirat wider Willen so<br />

etwas wie Humperdincks Rosenkavalier. Sein Humor<br />

und seine unvergleichliche Fähigkeit, Leichtigkeit<br />

zu komponieren in einer Zeit, in der alles schwer am<br />

Boden haftet, wird in diesem wunderschönen Vorspiel<br />

besonders gut deutlich.<br />

Für das Konzertpublikum nach wie vor fast unbekannt<br />

sind Humperdincks zauberhafte Schauspielmusiken.<br />

Ideal geeignet für kurzweilige Programme, hervorragend<br />

zur Kombination mit Texten geeignet, sind<br />

gerade die Shakespeare-Musiken wahrlich eine Wiederentdeckung<br />

wert. Die mendelssohnsche Leichtigkeit,<br />

die Humperdinck im Tanz der Luft- und Wassergeister<br />

aus Der Sturm findet, die an Wagner gemahnende<br />

Innigkeit der Liebesszene „In solcher Nacht“ aus Der<br />

Kaufmann von Venedig und die Richard Strauss‘ Spätstil<br />

vorwegnehmende Serenade aus Was ihr wollt zeigen die<br />

Früchte der engen Zusammenarbeit des Komponisten<br />

mit dem Regisseur Max Reinhardt.<br />

Nicht zu vergessen ist natürlich Humperdincks<br />

wichtigstes und größtes sinfonisches Werk, die knapp<br />

vierzigminütige Maurische Rhapsodie. Die drei überaus<br />

farbigen Sätze „Tarifa“, „Tanger“ und „Tetuan“ brauchen<br />

den Vergleich mit den Tondichtungen von Richard<br />

Strauss nicht zu scheuen. Jedes groß besetzte Orchester<br />

wird in diesem Stück eine dankbare Herausforderung<br />

sehen und jedes Publikum wird mit dankbarer Gänsehaut<br />

auf das zweite Thema im abschließenden Wüstenritt<br />

reagieren. Humperdincks Instrumentationskunst<br />

kommt hier zur vollen Blüte und sein sympathischer<br />

und unverwechselbarer Humor begleitet uns durch<br />

das belebte Café in Tanger bis zu den Zwölftolen der<br />

letzten Fata Morgana.<br />

Dass Engelbert Humperdinck zu den Komponisten<br />

gehörte, die nach einem ersten übergroßen Erfolg nie<br />

an diesen anknüpfen konnten, mag bedauerlich sein.<br />

Auf der anderen Seite wartet dadurch auf uns Interpreten<br />

eine wahre Schatztruhe an Möglichkeiten. Denn<br />

der Tonsetzer war auch ein Aufführungspraktiker. All<br />

seine Werke bieten hervorragende Anknüpfungspunkte<br />

für diverse Konzertformate, die eine reine Rampensituation<br />

aufbrechen wollen. Zum einen ist da die Volkstümlichkeit<br />

seiner Musik. Das Erfolgsrezept seiner<br />

bekanntesten Märchenoper hat Humperdinck durch<br />

sein ganzes Komponistenleben beibehalten und Musik<br />

geschaffen, die in Erinnerung bleibt, die auch nach dem<br />

Konzert weiterschwingt. Seine Theateraffinität, der<br />

Wunsch, Text und Musik zu Einheiten zu verschmelzen,<br />

bieten unzählige Möglichkeiten, Poesie und Musik in<br />

Konzerten und Theaterproduktionen miteinander zu<br />

verweben. Indes ist Engelbert Humperdinck eben der<br />

bekannte Unbekannte, der vertraute Fremde. Und als<br />

solcher passt er gerade mit der Publikumsnähe seiner<br />

Werke, seinem immer für die Musik begeisternden<br />

musikvermittlerischen Ansatz als Komponist hervorragend<br />

in unsere Gegenwart.<br />

Florian Ludwig<br />

Florian Ludwig, der Autor dieses Beitrags, leitet am<br />

24.5.2020 im Detmolder Konzerthaus eine konzertante<br />

Aufführung von „Dornröschen“ mit Vokalsolisten, einem<br />

Sprecher, dem Detmolder Oratorienchor sowie der Nordwestdeutschen<br />

Philharmonie.<br />

Engelbert Humperdincks Werke bei<br />

Brockhaus (Auswahl)<br />

Dornröschen. Märchenoper in drei Akten<br />

Königskinder. Melodram in drei Akten<br />

Königskinder. Märchenoper in drei Akten<br />

Maurische Rhapsodie<br />

Musik zu „Der Kaufmann von Venedig“<br />

Musik zu „Das Wintermärchen“<br />

Musik zu „Der Sturm“<br />

Musik zu „Was ihr wollt“<br />

Shakespeare-Suiten Nr. 1 und Nr. 2<br />

Ouvertüre zu „Die Heirat wider Willen“<br />

Schauspielmusik zu Maeterlincks „Der Blaue<br />

Vogel“<br />

Verleih: Bärenreiter · Alkor<br />

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Cilea oder<br />

Die Wahrheit des Gesangs<br />

Die Opern Francesco Cileas (Teil 1)<br />

Francesco Cileas schmales Opernschaffen nimmt<br />

eine singuläre Position im veristischen Musiktheater<br />

ein.<br />

Francesco Cilea (1866–<strong>19</strong>50) zählt neben Pietro Mascagni,<br />

Ruggero Leoncavallo und Umberto Giordano zu den<br />

wichtigen Vertretern der sog. „Giovane<br />

scuola italiana“, jener jungen<br />

Komponistengeneration, die sich im<br />

letzten Jahrzehnt des <strong>19</strong>. Jahrhunderts<br />

aufmachte, dem italienischen Musiktheater<br />

neue Perspektiven zu eröffnen.<br />

Man wandte sich entschieden<br />

gegen Wagners Gesamtkunstwerk,<br />

in gleicher Weise aber auch gegen die<br />

Vorrangstellung des französischen<br />

Drame lyrique und die „Überväter“<br />

des italienischen Musiktheaters Rossini,<br />

Donizetti und Verdi. Dieser Weg<br />

führte über die Auseinandersetzung<br />

mit den Werken des literarischen Verismo.<br />

Mit Pietro Mascagnis Cavalleria<br />

rusticana fand der musikalische Verismo<br />

seine idealtypische Formulierung,<br />

mit Ruggero Leoncavallos Pagliacci sein musikästhetisches<br />

Manifest.<br />

Unter den Komponisten des veristischen Musiktheaters<br />

nimmt Francesco Cilea eine singuläre Position ein.<br />

Sein Œuvre ist schmal, es umfasst einige Instrumentalwerke,<br />

wenige Lieder und fünf Opern.<br />

„Gina“ und „La Tilda“<br />

Cilea komponierte zum Abschluss seiner erfolgreichen<br />

Studien am Konservatorium San Pietro a Majella in<br />

Neapel seine erste Oper Gina nach einem Libretto von<br />

Enrico Golisciani. Nach der erfolgreichen Uraufführung<br />

1889 dort machte Cileas Lehrer Paolo Serrao den<br />

Komponisten mit dem Mailänder Verleger Edoardo<br />

Sonzogno bekannt. Sonzogno, Initiator und Förderer<br />

des musikalischen Verismo, erkannte in Cileas Erstlingsoper<br />

die im szenischen Bereich angesiedelten<br />

Möglichkeiten des Komponisten und band ihn durch<br />

einen Kompositionsauftrag an sein Verlagshaus. Cilea<br />

komponiert daraufhin nach einem Libretto von<br />

Anneldo Graziani (Pseudonym von Angelo Zanardini)<br />

die Oper La Tilda; ein dreiaktiges Melodramma, das<br />

sich in mehrfacher Hinsicht an Pietro Mascagnis<br />

veristischem Prototyp Cavalleria rusticana orientiert<br />

und dessen normsetzenden Charakter unterstreicht.<br />

Einerseits kreist La Tilda inhaltlich um das bäuerliche<br />

Leben vor den Toren Roms in der Campagna und fragt<br />

wie Cavalleria rusticana nach dem Gelingen und Scheitern<br />

von Liebe in den Norm- und Moralvorstellungen<br />

einer bäuerlichen Gemeinschaft. Andererseits folgt<br />

Cilea dem Vorbild, wenn er die Dramaturgie der Oper<br />

auf die klassische Nummernabfolge des italienischen<br />

Musiktheaters gründet, die Nummern in der Mehrzahl<br />

aber sog. zitierte Lieder darstellen: Lieder und Tänze wie<br />

Ballata, Stornello und Saltarello durchziehen die Oper;<br />

die Titelheldin Tilda – eine Sängerin und Tänzerin –<br />

stellt sich mit einer gitarrenbegleiteten Canzone vor;<br />

eine weit ausladende Gebetsszene, eine Preghiera und<br />

ein „Ave Maria“ garantieren hingegen den für La Tilda<br />

zentralen Religioso-Ton. Indes greift Cilea insbesondere<br />

dann über Pietro Mascagni hinaus, wenn er auch<br />

traditionelle Formen wie Duette und Terzette „zitiert“,<br />

diese aber bis zur Unkenntlichkeit transformiert und in<br />

den Dienst einer detailreichen Figurencharakteristik<br />

stellt: Hier ereignet sich die Individualisierung der<br />

Figuren, hier finden die Protagonisten musikalisch<br />

zu sich selbst, und damit erweist sich Cilea schon in<br />

seiner ersten großen Arbeit fürs Musiktheater als ein<br />

Komponist präziser musikalischer Psychologie.<br />

La Tilda wurde am 7. April 1892 im florentinischen<br />

Teatro Pagliano uraufgeführt. Die Premiere war für<br />

Cilea kein Erfolg, und selbst die Teilnahme an der<br />

von Edoardo Sonzogno organisierten Europa-Tournee<br />

mit veristischen Opern 1892 in Wien, Paris und Berlin<br />

vermochte La Tilda nicht dauerhaft im Repertoire zu<br />

verankern.<br />

„Adriana Lecouvreur“<br />

„Adriana Lecouvreur“ an der Oper Frankfurt, Wiederaufnahme im Mai 20<strong>19</strong> (Musikalische<br />

Leitung: Steven Sloane, Inszenierung: Vincent Boussard, Foto: Barbara Aumüller)<br />

Den ersehnten Durchbruch erlebte Francesco Cilea<br />

am 6. November <strong>19</strong>02, als am Teatro Lirico in Mailand<br />

die Oper Adriana Lecouvreur nach einem Libretto von<br />

Arturo Colautti uraufgeführt wurde – eine Oper, die<br />

innerhalb weniger Jahre an allen großen Häusern<br />

weltweit aufgeführt wurde und Cileas Ruf als einer<br />

der führenden italienischen Komponisten der Zeit<br />

begründete.<br />

Adriana Lecouvreur ist ein Werk des historischen<br />

Verismo. Der Oper liegt das fünfaktige Schauspiel von<br />

Eugène Scribe und Ernest-Wilfried Legouvé zugrunde,<br />

in dem der Skandal um den mysteriösen Tod der Schauspielerin<br />

Adrienne Lecouvreur im Jahre 1730 thematisiert<br />

wird. Die Autoren haben dabei zwar die historische<br />

Wirklichkeit auf die Bühne gebracht, allerdings<br />

greifen bereits die Stoffbearbeitung und die Funktion<br />

des Schauspiels über die Idee einer bloßen Widerspiegelung<br />

historisch gesicherter Realität hinaus. Scribe<br />

und Legouvé bearbeiteten den Stoff – konzentriert<br />

auf die Lecouvreur im Spannungsfeld zwischen ihrer<br />

künstlerischen Gegenspielerin Mademoiselle Duclos<br />

und ihrer privaten Gegenspielerin um die Gunst des<br />

Moritz von Sachsen: der Herzogin von Bouillon – unter<br />

Anlehnung an die historische Wahrheit für die französische<br />

Schauspielerin Elisa Rachel; einer Tragödin,<br />

die seit 1838 an der Comédie-Française brillierte und<br />

auf internationalen Tourneen vor allem mit Dramen<br />

Racines Weltruhm erlangte. Das Leben einer Schauspielerin,<br />

dramatisiert für die Bühne und als Paraderolle<br />

für eine Tragödin des <strong>19</strong>. Jahrhunderts konzipiert, wird<br />

schließlich zu einem Opernstoff. Die Grenzen zwischen<br />

Realität und Fiktion beginnen zu verschwimmen, es<br />

entwickelt sich ein kunstvolles Spiel der Realitäts- und<br />

Fiktionsebenen. Und es ist gerade dieses Changieren,<br />

das der Oper eine herausragende Position innerhalb der<br />

Geschichte des veristischen Musiktheaters garantiert.<br />

Bereits die Eröffnung der Oper gibt dafür ein sinnfälliges<br />

Beispiel ab. Eine Schauspieltruppe bereitet die<br />

Vorstellung zweier Werke vor: Bajazet von Jean Racine<br />

und Les Folies Amoureuses von Jean-François Regnard<br />

– und es ist zugleich ein verschlüsselter Prolog. Bajazet<br />

ist eine im Serail des Großvesirs von Konstantinopel<br />

angesiedelte Tragödie, Les Folies Amoureuses hingegen<br />

eine Komödie, so dass die Kontrastierung der Werke in<br />

direkter Beziehung zum Commedia-dramma Adriana<br />

Lecouvreur steht. Darüber hinaus antizipieren die beiden<br />

Schauspiele dramaturgisch nicht nur den weiteren<br />

Fortgang der Handlung, sondern auch das tragische<br />

Ende der Lecouvreur.<br />

Eng mit dem Wechsel der Fiktionsebenen ist das<br />

dramaturgische Problem der Darstellung einer Schauspieltragödin<br />

auf der Opernbühne verknüpft. Colautti<br />

und Cilea haben diesen Sachverhalt bereits mit dem<br />

ersten Erscheinen Adrianas thematisiert und insofern<br />

zugleich ihre Ästhetik formuliert. Adriana tritt als<br />

Roxane in orientalischem Kostüm auf und deklamiert<br />

als Einstimmung auf die bevorstehende Aufführung<br />

bedächtig die zweite Szene aus dem zweiten Akt<br />

von Bajazet, in der Roxane ihren Widerstand gegen<br />

den Sultan aufgibt. Adriana unterbricht sich selbst<br />

nach dem ersten Vers und erhebt ihre Stimme zum<br />

Gesang. Die gesprochene Sprache erweist sich dabei<br />

unter rezeptionsästhetischem Aspekt im Kontext<br />

einer Oper als gleichsam zweite fiktionale Ebene,<br />

und sie ist in ihrem Realitätsgehalt insofern dem<br />

gesungenen Wort nachgeordnet, als die von Adriana<br />

angestrebte Interpretation des Textes mit der gesprochenen<br />

Sprache nicht realisiert werden kann. Erst das<br />

gesungene Wort kann den wahren Gehalt des Textes<br />

vergegenwärtigen. Als Antwort auf die Reaktion der<br />

anwesenden Schauspielerkollegen formuliert Adriana<br />

das Credo ihres Künstlertums in der Arie „Io son<br />

l’umile ancella“. Sie versteht sich und ihre Stimme als<br />

ein Instrument des Dichters, das einzig der Wahrheit<br />

zu folgen hat; die unverstellte und authentische Äußerung<br />

der Emotion im Gesang ist aber nicht nur Ziel<br />

der Protagonistin, sondern ästhetisches Paradigma<br />

des Verismo überhaupt.<br />

Maßgeblich für die musikdramaturgische Konzeption<br />

von Adriana Lecouvreur ist Cileas Verpflichtung auf<br />

die Idee des historischen Verismo. Eine authentische<br />

Musik des 18. Jahrhunderts soll der Historie zur Vergegenwärtigung<br />

verhelfen. Zahlreiche Themenformulierungen<br />

spielen darauf an, Raum und Zeit finden ihren<br />

Widerhall in leitmotivisch gesetzten Tanzgesten der<br />

Barockzeit, schließlich nutzt Cilea das Ausdrucks- und<br />

Formenspektrum des Settecento – wie sie John Brown<br />

in den Lettres on the Italien Opera (1791) beschrieben hat:<br />

von der Aria cantabile über die Aria di mezzocarattere<br />

und die Aria di portamento bis hin zur Aria parlante.<br />

Überdies setzt Cilea die Rhetorik der Affekte der<br />

neapolitanischen Oper ein. Der historische Verismo<br />

in Adriana Lecouvreur ist insofern nicht nur einer der<br />

Handlung, der Figuren oder des Ambientes, sondern<br />

ein historischer Verismo der Musik: Der musikalische<br />

Gestus und die musikalischen Formprinzipien der Partitur<br />

orientieren sich am historisch präfigurierten Stil.<br />

Francesco Cilea hat auch Adriana Lecouvreur überarbeitet;<br />

die revidierte Fassung kam am 22. März <strong>19</strong>30 am<br />

Teatro San Carlo in Neapel zur Aufführung. Bis heute ist<br />

die Oper Teil des internationalen Repertoires – nicht zuletzt<br />

aufgrund der Tatsache, dass die Titelpartie zu den<br />

bedeutenden Primadonnen-Rollen des italienischen<br />

Musiktheaters zählt. Magda Olivero gilt bis heute als<br />

maßstabsetzende Interpretin der Adriana Lecouvreur.<br />

Hans-Joachim Wagner<br />

Die Opern Francesco Cileas<br />

Gina<br />

L’Arlesiana<br />

Adriana Lecouvreur<br />

Gloria (Colautti)<br />

Verlag: Casa Musicale Sonzogno · Vertrieb: Bärenreiter<br />

· Alkor<br />

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Drachen gibt es<br />

auch heute noch<br />

Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ wird wieder<br />

aufgeführt<br />

Fünfzig Jahre nach der Uraufführung gelangt<br />

Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ in der ursprünglichen<br />

Fassung wieder auf die Bühne. Die Theater in<br />

Weimar und Erfurt nehmen sich ihrer an.<br />

Innere Stimmen<br />

Zwei neue Werke von Beat Furrer<br />

Nachdem Paul Dessau für seine ersten beiden Musiktheaterwerke<br />

Die Verurteilung des Lukullus (<strong>19</strong>51) und<br />

Puntila (<strong>19</strong>66) auf Vorlagen von Bertolt Brecht zurückgreifen<br />

konnte, wählte er für seine dritte, im Dezember<br />

<strong>19</strong>69 an der Deutschen Staatsoper Berlin uraufgeführte<br />

Oper Lanzelot ein Märchenstück des russischen Dramatikers<br />

Jewgeni Schwarz. Die Parabel Der Drache wurde<br />

<strong>19</strong>43 vor dem Hintergrund des Naziterrors geschrieben<br />

und war wegen der allzu deutlichen Kritik am totalitären<br />

Regime Stalins in der Sowjetunion zunächst<br />

17 Jahre lang verboten. <strong>19</strong>65 brachte Benno Besson<br />

das Stück über den Drachentöter in einer legendären<br />

Inszenierung am Deutschen Theater in Berlin heraus.<br />

Dessau entdeckte darin eine operntaugliche Vorlage<br />

mit den für ihn so wichtigen gesellschaftspolitischen<br />

Bezügen: Ein freier „Held“ möchte die Drachenstadt von<br />

seinem inhumanen, Angst und Schrecken verbreitenden<br />

Usurpator befreien, doch er stößt auf Desinteresse<br />

bei den Stadtoberen und der Bevölkerung, die sich<br />

„fressend, verdauend, fernsehend“ mit den bestehenden<br />

Verhältnissen arrangiert hat. Die Gleichgültigkeit<br />

schlägt in Feindseligkeit um, als Lanzelot den Drachen<br />

besiegt. Die offene Diktatur des Drachen wird umgemünzt<br />

in eine verdeckte Ausbeutung der Bevölkerung,<br />

in eine Herrschaft weniger über viele. Für die Liebe<br />

Elsas kehrt Lanzelot noch einmal zurück und vollendet<br />

sein Werk der Befreiung.<br />

Als Librettist wählte sich Paul Dessau (nicht ohne<br />

politische Brisanz) den befreundeten Dramatiker Heiner<br />

Müller, der wegen allzu großer Kritik am sozialistischen<br />

System seit <strong>19</strong>61 aus dem Deutschen Schriftstellerverband<br />

ausgeschlossen war und dessen Werke nicht<br />

mehr auf DDR-Bühnen gespielt werden durften. Zu der<br />

vielschichtigen textlichen Vorlage Müllers schuf Dessau<br />

eine ebenso vielfältige Musik: In ihren Grundzügen<br />

ist sie dodekaphon gearbeitet, der Drache wird mit<br />

bruitistischen Klängen des überbordenden Schlagapparats<br />

charakterisiert, daneben gibt es lyrische und<br />

karikaturistische Momente, eine Barockmusikparodie,<br />

Beat-Klänge, Mozart-Allusionen, Chopin-, Rossini-,<br />

Wagner- und nicht zuletzt Eigenzitate von Dessau. Das<br />

Finale erinnert in seiner dramaturgischen Anlage an<br />

Mozarts Zauberflöte: Letzter verzweifelter Vorstoß der<br />

Bösewichter, die Vernichtung des Bösen, glanzvoller,<br />

hymnischer Schlussgesang der Befreiten „Der Rest ist<br />

Freude. Freude der Rest“. Dem Finale ist in der ursprünglichen<br />

Fassung ein Epilog angefügt. In einem großen Diminuendo<br />

entfernen sich die Menschen von der Bühne,<br />

bis ein kleinen Kind übrig bleibt, das noch einmal die<br />

Schlussworte wiederholt, die „Freude“ aber gleichsam<br />

in Frage stellt. Nach der Uraufführung entzündete sich<br />

Kritik an diesem reduzierten, an Alban Bergs Wozzeck<br />

erinnernden Schluss. Dessau selbst scheint mit dieser<br />

dramaturgischen Lösung auch nicht zufrieden gewesen<br />

zu sein. Für die folgenden Produktionen – in München<br />

Paul Dessau (2. v. r.) im Dezember <strong>19</strong>74 bei einem Solidaritätskonzert<br />

vor seinem 80. Geburtstag zusammen mit (v. l.) Kurt Hager (Mitglied<br />

des Politbüros und Sekretär des ZK der SED), Ruth Berghaus (Intendantin<br />

des Berliner Ensembles), Werner Rackwitz (Stellvertreter des<br />

Ministers für Kultur der DDR) und Hans-Joachim Hoffmann (Minister<br />

für Kultur der DDR). (Foto: Katcherowski)<br />

(April <strong>19</strong>71) und Dresden (<strong>19</strong>71/72) – schrieb er wenige<br />

Wochen nach den Berliner Aufführungen die letzten<br />

<strong>Takte</strong> neu, so dass Lanzelot mit einem großen Chor- und<br />

Ensemblegesang optimistisch endet.<br />

Die Gattung der Oper war für Paul Dessau das<br />

„ausdrucksstärkste Genre, um die großen gesellschaftlichen<br />

Probleme unserer Zeit künstlerisch zu beleuchten“.<br />

Es spricht für Lanzelot, dass auch nach 50 Jahren<br />

die darin thematisierten Probleme und die enthaltene<br />

Gesellschaftskritik kaum an Aktualität verloren haben,<br />

denn Drachen gibt es auch heute und wird es immer<br />

wieder geben.<br />

Robert Krampe<br />

Paul Dessau<br />

Lanzelot. Oper in fünfzehn Bildern. Libretto:<br />

Heiner Müller und Ginka Tscholakowa (nach Motiven<br />

von Hans Christian Andersen und Jewgeni<br />

Schwarz‘ Märchenkomödie „Der Drache“)<br />

Premiere: 23.11.20<strong>19</strong> Weimar (Nationaltheater),<br />

Musikalische Leitung: Dominik Beykirch, Regie:<br />

Peter Konwitschny, Premiere Theater Erfurt:<br />

16.5.2020<br />

Besetzung: Lanzelot (Bariton), Drache (Bass), Elsa<br />

(Sopran), Charlesmagne (Bass), Bürgermeister<br />

(Tenor), Heinrich (Tenor), Kater (Sopran), 24 Nebenrollen,<br />

5 Tänzer/Pantomimen, Chorsolisten,<br />

großer Chor, Kinderchor<br />

Orchester: 4 (4 Picc, Afl), 3 (Eh), 3 (Bklar), Es-Klar,<br />

2Sax (S, A, T, Bar), 3 (Kfg) – 4,4,3,2 – Pk, Schlg – 2 Hfe,<br />

Git, Md – Klav (normales und präp. Klav), 2 Cemb.<br />

od. präp. Klav (auf Tonband), elOrg (auf Tonband),<br />

Cel, Akk, Harm – Str<br />

Verlag: Henschel Musik, Vertrieb: Bärenreiter ·<br />

Alkor<br />

In mia vita da vuolp<br />

„In meinem Leben als Fuchs / war ich alles und alles /<br />

war ich auch das Licht / die Sonne mein Antlitz / makellos<br />

…“ Die faszinierende Dichtung der Schweizerin<br />

Leta Semadeni wird zum Ausgangspunkt von Beat Furrers<br />

In mia vita da vuolp (Uraufführung:<br />

14.9.20<strong>19</strong> Rümlingen mit Rinnat Moriah<br />

[Sopran] und Marcus Weiss [Saxophon]).<br />

Aus der gleichnamigen Sammlung der<br />

Lyrikerin komponiert er fünf Texte, deren<br />

weitere Titel lauten: „Erinnerung an ein<br />

erschlagenes Pferd“, „Kasimir hat Liebeskummer“,<br />

„Im Weltraum“, „In den Nächten“<br />

– alle gleichermaßen enigmatisch<br />

und bilderreich. Beat Furrer fächert für<br />

den Farbenreichtum des Saxophons den<br />

Leta Semadini<br />

(Foto: Georg Luzzi)<br />

Tonraum noch weiter auf als bisher: Ein<br />

einziges unaufhaltsames Glissando zieht<br />

in der ersten dieser Allegorien des Todes<br />

den Klangraum in den Abgrund, in den Abwärtsbewegungen<br />

treten immer andere Klanglichkeiten des Saxophons<br />

hervor. Wie ein Schatten, der in immer anderen<br />

Erscheinungsweisen den Gesang begleitet, färbt das<br />

Instrument in vielfach aufgefächerten Spielweisen den<br />

Gesang. „In den Nächten / am Rande des Dorfes / wo ich<br />

wohne / am Rande der Dinge / schnappen / die Klingen<br />

/ des Winters / nach mir“ – endet das letzte Lied. Wie<br />

ein Schatten, der in immer anderen Erscheinungsweisen<br />

den Gesang begleitet, färbt das Saxophon diesen<br />

in vielfach aufgefächerten Spielweisen. Der Schluss<br />

lässt die Gesangsstimme in Saxophonmehrklängen<br />

mit komplexer Harmonik gleichsam verschwinden.<br />

Ensemblestück mit Klarinette für Donaueschingen<br />

Einem eng verwandten und doch grundverschiedenen<br />

Instrument widmet Beat Furrer sich in seinem neuen<br />

Werk für Klarinette und Ensemble für das Ensemble<br />

intercontemporain. Darin geht es ihm um die „Linie<br />

der Klarinette, um die Erscheinung dieses Soloinstruments.<br />

Alles wird Teil dieser Linie.“ Die Aufsplitterung<br />

der Solostimme in ganz verschiedene Klangqualitäten<br />

vollzieht sich in der ersten Phase des Werks. Die Klarinette<br />

wird in ihrer linearen Bewegung durch einzeln<br />

hinzutretende Instrumente verfärbt. Im großformalen<br />

Ablauf vollzieht sich ein Auffächern der Solostimme in<br />

komplexe klangliche Strukturen. Zwei Strukturen sind<br />

ineinander geführt, eine linear verlaufende und eine<br />

„kaleidoskopische“. Auf eine Verschiebung der Zeitlichkeiten<br />

zielt dieses Ineinander vielfacher Schichten. Das<br />

Stück entwickelt sich hin zu einem Unisono, in eine<br />

Quasi-Kadenz am Schluss, in der das ganz Ensemble<br />

in der Linie der Klarinette aufgeht.<br />

MLM<br />

Beat Furrer – aktuell<br />

20.10.20<strong>19</strong> Donaueschingen (Musiktage), Neues<br />

Werk für Klarinette und Ensemble (Uraufführung),<br />

Jérome Comte (Klarinette), Ensemble<br />

Intercontemporain, Leitung: Matthias Pintscher<br />

+++ 15.11.20<strong>19</strong> Dortmund, Studie II für Klavier<br />

(Uraufführung), Sergej Babayan, Klavier +++<br />

12.12.20<strong>19</strong> München, XENOS III, Münchner<br />

Kammerorchester, Leitung: Ilan Volkov +++<br />

11.1.2020 Köln, Phaos für Orchester, WDR Sinfonieorchester,<br />

Leitung: Michael Wendeberg +++<br />

10./12.1.2020 Berlin (Staatsoper), Violetter Schnee.<br />

Oper. Text von Händl Klaus basierend auf einer<br />

Vorlage von Wladimir Sorokin, Musikalische<br />

Leitung: Matthias Pintscher/Beat Furrer, Inszenierung:<br />

Claus Guth +++ 9.6.2020 Paris, Enigma<br />

I, III und VI (Frz. Erstaufführung), SWR Vokalensemble,<br />

Leitung: Yuval Weinberg<br />

Zum Tode Georg Katzers<br />

Der Komponist Georg Katzer, geboren am 10. Januar <strong>19</strong>35<br />

in Schlesien, ist am 7. Mai 20<strong>19</strong> in Berlin gestorben. Er<br />

studierte Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny und<br />

Ruth Zechlin in Berlin (Ost) und an der Akademie der<br />

Musischen Künste in Prag. Danach<br />

war er Meisterschüler von Hanns<br />

Eisler an der Akademie der Künste<br />

der DDR, zu deren Mitglied er im<br />

Jahre <strong>19</strong>78 gewählt wurde. Er wurde<br />

zum Professor für Komposition in<br />

Verbindung mit einer Meisterklasse<br />

gewählt und gründete <strong>19</strong>82 das Studio<br />

für Elektroakustische Musik. Neben<br />

seiner kompositorischen Arbeit<br />

(Kammermusik, Orchesterwerke, Solokonzerte,<br />

drei Opern, zwei Ballette,<br />

Puppenspiele) beschäftigt sich Katzer<br />

auch mit Computermusik, Multimedia-Projekten<br />

und Improvisation.<br />

Kompositionspreise und Auszeichnungen erhielt er<br />

in der DDR, in der Schweiz, in Frankreich, in den USA<br />

und in der Bundesrepublik Deutschland, dort u. a. das<br />

Bundesverdienstkreuz (2002) und den Deutschen Musikautorenpreis<br />

(2012).<br />

Bei Henschel Musik (Bärenreiter-Verlagsgruppe) sind<br />

vier Bühnenwerke verlegt: Die Herren des Strandes. Ein<br />

Stück mit Songs von Friedrich Gerlach (<strong>19</strong>71), Das Land<br />

Bum-Bum (<strong>19</strong>78 Berlin), Gastmahl oder Über die Liebe<br />

(<strong>19</strong>88) und Antigone oder Die Stadt (<strong>19</strong>91). www.georgkatzer.de<br />

– (Foto: Angelika Katzer)<br />

]<br />

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[t]akte 2I20<strong>19</strong> 17


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Ein Widerläufer<br />

zwischen Nord und Süd<br />

Einiges über Manfred Trojahn: seine Positionen,<br />

Orchestermusik und Opern<br />

Am 22. Oktober wird Manfred Trojahn 70 Jahre alt.<br />

Für eine Lebens- und Schaffensbilanz ist es zu früh.<br />

Gerhard R. Koch aber zeichnet Linien und Wegmarken<br />

im Werk des Komponisten nach.<br />

Nach <strong>19</strong>45 war von „Stunde Null“ und radikalem<br />

Neuanfang die Rede, zunächst politisch, während<br />

manch „braune“ Ehrenmänner noch oder schon wieder<br />

Einfluss ausübten. Und abermals war die Musik<br />

Konfliktstoff in zwei konträren „Mekkas“: Bayreuth<br />

und Darmstadt. Parallel wurde in Darmstadt via Webern<br />

und Messiaen der Serialismus entwickelt, der<br />

Einzelton nach Höhe, Dauer, Stärke, Farbe, Artikulation<br />

systematisiert. Anklänge an Tradition, gar Tonalität,<br />

Vertrautes aller Art wie Sprachähnliches, Gesang,<br />

Sinfonie, gar Oper waren tabu. Wer dagegen verstieß,<br />

galt als reaktionär, wenn nicht gar „ewig gestrig“. Die<br />

Institution war schulbildend, wurde als dogmatische<br />

Zwingburg dämonisiert. Doch gar so monolithisch<br />

war sie nicht. Und die anfangs dominierende Trias<br />

Boulez-Nono-Stockhausen zerstritt sich bald. Boulez<br />

immerhin meinte 2009: „Die serielle Musik war ein<br />

Tunnel von zwei Jahren. Dieser Tunnel war absolut<br />

notwendig, um die neue Landschaft zu entdecken.“<br />

Zum Darmstadt-Trauma indes wurde, dass das rigide<br />

Trio <strong>19</strong>58 bei der Donaueschinger Uraufführung von<br />

Henzes Nachtstücken und Arien demonstrativ den Saal<br />

verließ. Seitdem war Henze, nach Italien übergesiedelt,<br />

Oppositionsführer wider die Avantgardezentren<br />

Darmstadt, Donaueschingen und Köln. Und eine ganze<br />

Reihe jüngerer Komponisten hat sich ihm angeschlossen.<br />

Nicht zuletzt Manfred Trojahn.<br />

Auch er hält es, analog zu Mendelssohn, Schumann<br />

und Brahms, selbst Reger, nicht mit der „Zukunftsmusik“:<br />

Serialismus, (Live-)Elektronik, Aleatorik, Improvisation,<br />

geräuschhafte Verfremdung, „Musik im Raum“,<br />

Aktionismus, Instrumentales oder „Total-Theater“,<br />

Multimedia, Exotismen, auch politisches Engagement,<br />

gar Agitprop, Kollektiv-Arbeit, Popularkultur, Filmmusik<br />

spielen bei ihm kaum eine Rolle. Darin unterscheidet<br />

er sich fundamental von dem hochverehrten Henze<br />

mit seinen Stilbrüchen, ästhetischen Grenzgängereien<br />

und nicht zuletzt politischen Schwenks.<br />

Als Avantgarde-Komponist will Trojahn sich nicht<br />

unbedingt verstehen. Dennoch fühlte er sich, auch<br />

während seiner Kompositionsprofessur in Düsseldorf<br />

und zahlreicher (Ur-)Aufführungen auch an den Großinstitutionen,<br />

als Außenseiter gegenüber den obligaten<br />

Galionsfiguren des „Fortschritts“. In gelegentlicher<br />

Polemik gegen diese und den „Betrieb“ schwingen<br />

Verletzungen mit. Dabei ähnelt er nur sehr bedingt<br />

Generationsgefährten, die ab Mitte der siebziger<br />

Jahre als Anti-Darmstadt-Fronde und neue deutsche<br />

Tonalitätsromantiker etikettiert wurden. Dagegen<br />

ist er gefeit durch einen kulturgeographischen Spagat<br />

besonderer Art. Bei Braunschweig geboren, zog es<br />

ihn gleichermaßen nach Italien wie Frankreich, aber<br />

auch nach Skandinavien. Suchte er im romanischen<br />

Kulturbereich die Welt von Theater, Oper, Ballett, so<br />

im Norden die einsamen Landschaften, die, wie auch<br />

Sein und Schein: Manfred Trojahn<br />

immer, ihren Niederschlag in den Sinfonien von Sibelius<br />

und des Schweden Allan Pettersson gefunden<br />

haben, für den sich Trojahn auch als Dirigent engagiert<br />

hat. Damit sind die beiden Hauptstränge von Trojahns<br />

Schaffen umrissen: Sinfonisches und Oper – schon im<br />

neunzehnten Jahrhundert nicht mehr selbstverständlich,<br />

zumal in der Doppelung. Vollends ab <strong>19</strong>50 sind die<br />

strukturellen Voraussetzungen wie die Tonalität für<br />

die großen klassischen Formate brüchig geworden.<br />

Als Henze wie Trojahn Sinfonien und Opern schrieben,<br />

wirkte dies mitunter fast als „credo quia absurdum“,<br />

bekräftigt indes durch prononcierten Vorsatz und<br />

artistisches Gelingen.<br />

So ist es keineswegs Resignation gegenüber dem<br />

„anything goes“ der sogenannten Postmoderne, stellt<br />

man fest, dass die ohnehin fragilen Kriterien für reaktionär<br />

oder progressiv nicht mehr greifen. Zumindest<br />

lässt sich vieles von Trojahn nicht mehr nach solch<br />

simplem Schema be- oder gar aburteilen. Die neuerliche<br />

Beschäftigung mit manchen Werken jedenfalls belegt,<br />

dass das einstige Schlagwort „neue Einfachheit“ in die<br />

Irre führt. Dass jemand tonale Allusionen, motorische<br />

Raster und semantische Klangtopoi (das „klagende“<br />

Englischhorn) nicht hundertprozentig verschmäht,<br />

macht ihn nicht automatisch zum spätromantischen<br />

Kitschier. Überhaupt sind seine sinfonischen Werke<br />

alles andere als nostalgisch wohllautende Idyllen, viel<br />

mehr voller rabiater Schroffheiten kinetischer Turbulenzen,<br />

Schlagzeug-Eruptionen. Dass Trojahn Flötist<br />

ist, spürt man an den virtuos gleißenden Hüllkurvenkatarakten<br />

der Holzbläser.<br />

Pierre Boulez hat den „Gedächtnisschwund“ zugunsten<br />

der durch nichts Vergangenes korrumpierten<br />

Zukunft „reiner“ Struktur thematisiert. Trojahn hingegen<br />

lässt sich durch Assoziationen leiten, bildnerische,<br />

literarische, musikalische Anregungen, sei es durch<br />

Kompositionen, sei es durch seinen Lehrer Ligeti. So<br />

bezieht sich seine erste Sinfonie Makramee (<strong>19</strong>74) auf<br />

orientalische Verknüpfungstechniken, auch Ligetis Mikropolyphonie.<br />

In der Zweiten lassen sich Mahler-Reflexe<br />

heraushören (Marcia furioso, Nachtmusik), während<br />

die Dritte, keineswegs plakativ, von einem imaginären<br />

Italien zeugt. Sogar einen sinfonischen Zyklus gibt es:<br />

Fünf See-Bilder (<strong>19</strong>79–<strong>19</strong>83) beschwören düster nordische<br />

Stimmungen, integrieren Gedichte von Georg Heym,<br />

bringen schier apokalyptische Rauschwolken und mit<br />

Englischhorn und es-Moll expressive Wagner-Anklänge.<br />

Eine sechste Sinfonie hat Trojahn fest im Blick.<br />

Im Gegensatz zur Darmstadt-Avantgarde hat Trojahn,<br />

ähnlich wie Henze, immer wieder betont, dass<br />

szenische Vorstellungen oft sein Komponieren prägend<br />

beeinflussen, ja initiieren, die Stimme stete Verlockung<br />

bleibe. Der Weg zur Oper war vorgezeichnet, damit auch<br />

der zu einem Genre, das stärker als die stringentere<br />

Sinfonie durch Bühnentraditionen, ja -konventionen<br />

mitbestimmt wird. Verdis Devise: „Torniamo all‘<br />

Antico – e sarà un progresso“ galt auch für Trojahn;<br />

wobei offenbleibt, was „Altes“ und „Fortschritt“ bei<br />

beiden wirklich heißt.<br />

Fünf Opern hat Trojahn bislang geschrieben, und<br />

täuscht der Eindruck nicht, so sind die erste – Enrico –<br />

und die letzte – Orest – womöglich sogar die stärksten.<br />

Und mag das Faible für den nebligen Norden noch so<br />

groß sein: Die „Melodrammen“-Vorlagen gehören ins<br />

Mediterrane. Verbunden sind sie durch das Spiel mit<br />

Sein und Schein, trügerischer Realität. Die obligaten<br />

Zweifel am Sinn von „Literaturoper“ werden in den<br />

gelungenen Fällen entschärft. Zumal Trojahn Texte<br />

keineswegs eins zu eins vertonte: So hat Claus H. Henneberg<br />

als Librettist nicht nur als „Einrichter“ gewirkt.<br />

Enrico (<strong>19</strong>91), basierend auf Pirandellos Heinrich der<br />

Vierte, zeigt einen Adligen, der bei einem Kostümspiel<br />

den deutschen Kaiser spielt, vom Pferd stürzt und sich<br />

im Wahn für den Kaiser hält, dies zumindest spielt.<br />

Die Umgebung will ihn therapieren. Doch er entdeckt<br />

seinen Nebenbuhler, der seinen Unfall verursacht<br />

hat, ersticht ihn – und muss nun für immer der irre<br />

Pseudokaiser sein. Das Ganze ist ein turbulentes<br />

Sex-and-Crime-Spektakel mit einiger Rossini-Rasanz:<br />

Und entspricht Strauss‘ Salome-Bonmot vom „Scherzo<br />

mit tödlichem Ausgang“.<br />

Auch für Was ihr wollt hat Henneberg Shakespeares<br />

Text in kunstvolle Ensembles verwandelt. Und für<br />

den Schlussmonolog des Narren wird das Ganze ins<br />

Englische und nach d-Moll (zurück)geführt. Limonen<br />

aus Sizilien verleugnen nicht Puccinis Trittico, und<br />

auch La Grande Magia hat als hintersinnige Komödie<br />

Bühnenwirksamkeit erlangt. Für die jüngste Oper,<br />

Orest, hat Trojahn den Text selbst verfasst, was ihr<br />

zusätzliche Schubkraft verleiht. Analog zu Enrico wird<br />

die Atriden-Tragödie in eine Art Klinik verlegt, wobei<br />

wieder die Frage nach Schuld und Schein das Geschehen<br />

vorantreibt. An Anfang und Ende durchdringt der<br />

Ruf „Orest!“ den Außen- wie Innen-Raum. Orest gehört<br />

eindeutig zu Trojahns stärksten Partituren. Vom „Gedächtnisschwund“<br />

ist Trojahn keineswegs befallen.<br />

So hat er für Mozarts La clemenza di Tito die stets heiklen,<br />

nicht authentischen Rezitative neu komponiert,<br />

Vergangenheit und Gegenwart kreativ amalgamiert.<br />

Beschäftigt man sich erneut mit Trojahns Sinfonik<br />

wie Opern, so ergibt sich ein fast janusköpfiges Bild:<br />

Folgt die Bühne noch manchen lyrisch-buffonesken<br />

Gattungstraditionen, so ist die Orchestersprache<br />

kinetisch-schroffer, bis zur Raserei. Noch bei der<br />

Henze-Hommage Contrevenir (2012) oder der Herbstmusik<br />

(2010) kann von „Neue Einfachheit“-Idyllik nicht im<br />

Entferntesten die Rede sein.<br />

Gerhard R. Koch<br />

Manfred Trojahn – aktuell<br />

14., 17., 20.11.20<strong>19</strong> Wien (Staatsoper), Orest. Musiktheater,<br />

Musikalische Leitung: Michael Boder, Regie:<br />

Marco Arturo Marelli +++ 26.11.20<strong>19</strong> Salzburg<br />

(Dialoge), Streichquartett Nr. 2 für Mezzosopran,<br />

Klarinette und Streichquartett, Tanja Ariane<br />

Baumgartner (Mezzosopran), Thorsten Johanns<br />

(Klarinette), Minguet Quartett +++ 24.1.2020<br />

Leipzig (Peterskirche), Neues Werk für Chor a cappella<br />

(Uraufführung), MDR-Chor, Musikalische<br />

Leitung: Philipp Ahmann +++ 11.2.2020 Bonn, Ein<br />

Brief. Reflexive Szene für Bariton, Streichquartett<br />

und Orchester (Uraufführung), Musikalische<br />

Leitung: Dirk Kaftan, Regie: Reinhild Hoffmann<br />

+++ 16.3.2020 Kassel, … mit durchscheinender<br />

Melancholie, Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />

Francesco Angelico +++ 4., 13.4.2020 Salzburg<br />

(Osterfestspiele), Blick-Traum-Übergang. Prolog<br />

für Orchester zu Verdis Don Carlo (Uraufführung),<br />

Musikalische Leitung: Christian Thielemann,<br />

Regie: Vera Nemirowa<br />

]<br />

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[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Lebensstürme<br />

Zum Tode des Komponisten Heinz Winbeck<br />

Heinz Winbeck starb im März 20<strong>19</strong> in Regensburg.<br />

Leonhard Scheuch, der Verleger des Bärenreiter-<br />

Verlags, erinnert sich an die Anfänge und die<br />

langen Jahre der Verlagsbeziehung zu dem Komponisten.<br />

Von dem in München wirkenden Bärenreiter-Komponisten<br />

und Kompositionslehrer Günter Bialas, der mit<br />

Ulrich Stranz und Peter Michael Hamel schon zwei seiner<br />

Schüler dem Verlag zugeführt hatte, war mehrmals<br />

der Hinweis, dann gar die Bitte an den Verlag gekommen,<br />

mit seinem ehemaligen Schüler Heinz Winbeck<br />

Kontakt aufzunehmen. Mein Interesse war vorhanden,<br />

und im Oktober <strong>19</strong>80 kam es anlässlich eines Konzerts<br />

in Stuttgart zu einer ersten Begegnung, einem längeren<br />

Pausengespräch mit meiner dezidierten Bitte, mir<br />

einige seiner unveröffentlichten Werke zuzusenden.<br />

Es ergab sich ein weiteres Zusammentreffens im April<br />

<strong>19</strong>81 bei einem Nachmittagskonzert im Hause Bialas in<br />

Glonn. Darauf erhielt ich, datiert vom 13. April, einen<br />

Brief aus Landshut:<br />

„Sehr geehrter, lieber Herr Scheuch,<br />

lassen Sie mir nochmals herzlich Dankeschön sagen<br />

dafür, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, in mein<br />

Konzert zu kommen. Da Sie mir nun, nachdem Sie ein<br />

kleines Stück von mir gehört haben, anscheinend trotzdem<br />

wohlgesonnen sind, habe ich den Mut, Ihnen ein<br />

paar Partituren und Aufnahmen zu schicken. Vorher<br />

war ich mir zu unsicher, obwohl einige meiner Kollegen<br />

sich für mich bei mir eingesetzt hatten – das alleine war<br />

der Grund, warum ich zögerte.<br />

Da ich Ihnen gegenüber so aufrichtig wie möglich sein<br />

möchte, muss ich Ihnen gestehen, daß ich im Moment<br />

sehr verwirrt bin wegen des plötzlichen Interesses an<br />

meinen Stücken. Nachdem ich jahrelang von Verlagen<br />

nur Prospekte bekommen habe, bekomme ich in<br />

letzter Zeit wohlwollende Briefe – wohlgemerkt: ohne<br />

mein Zutun. (...) Mein lieber Lehrer sähe mich gern bei<br />

Ihnen, bei Bärenreiter: ich bin verwirrt, freudig – aber<br />

doch eben verwirrt - - - Was soll ich tun? Ich kann und<br />

will kein Doppelspiel betreiben, ich kann und will keine<br />

Bedingungen stellen, weil ich nicht weiß, wie weit ich<br />

Bedingungen erfüllen kann und Ansprüchen gerecht<br />

werden kann. Im Gegensatz zu den meisten meiner<br />

Kollegen, deren Produktivität ich ohne Zweifel schätze<br />

und bewundere, schreibe ich sehr wenige Stücke, und<br />

das wird sich auch grundsätzlich nicht sehr ändern.<br />

Bevor ich nun irgendwelche Entscheidungen treffe und<br />

Briefe schreibe, möchte ich Ihre Nachricht abwarten.<br />

[…] Bitte prüfen Sie nach Ihrer Kenntnis die Lage und<br />

teilen Sie mir Ihre Meinung oder Entscheidung möglichst<br />

bald mit.“<br />

Meine Antwort erfolgte am 28. April <strong>19</strong>81:<br />

„Lieber Herr Winbeck,<br />

dass Sie mir vor Ostern noch ein paar Partituren und<br />

eine Kassette zugeschickt hatten, freute mich sehr,<br />

und ich danke Ihnen dafür. Fast mehr aber noch freute<br />

mich Ihr Brief in seiner Offenheit und Ehrlichkeit; ich<br />

kann mir für unsere weiteren Gespräche keine bessere<br />

Basis denken. Ich habe größtes Verständnis für Ihre<br />

Haltung, ich finde sie absolut richtig und bin froh darüber.<br />

Dennoch möchte ich Ihnen keine ,Entscheidung‘<br />

mitteilen – weil ich der Meinung bin, dass wir diese nur<br />

gemeinsam fällen können.“<br />

Ich kündigte ihm für Juni einen zweitägigen Besuch<br />

in seinem heimischen Umfeld in Landshut an, um „in<br />

Ruhe ausführlich mit Ihnen zu reden – über alles ausgenommen<br />

über Bedingungen und Ansprüche“.<br />

So kam es, dass ich am 13. Juni <strong>19</strong>81 wohlpräpariert<br />

und angetan von den mir vorab zugesandten<br />

ersten zwischen <strong>19</strong>73 bis <strong>19</strong>79 entstandenen Werken<br />

nach Landshut fuhr (wo Heinz Winbeck, geboren am<br />

11. Februar im <strong>19</strong>46, in äußerst bescheidenen Verhältnissen<br />

aufgewachsen war) – herzlich empfangen von<br />

ihm und seiner Frau Gerhilde. Er erzählte offen über<br />

seine Jugend in Armut und wie sich die Umstände<br />

nach einem unverschuldeten Unfall dank eines<br />

Schmerzensgeldes verbessert hätten, was auch die<br />

Anschaffung eines Klaviers ermöglicht habe … Dass<br />

die Beschäftigung mit diesem Instrument tatsächlich<br />

zu einem Klavierstudium führen würde, erstaunt auch<br />

heute noch; jedenfalls brachte es ihn mit 17 Jahren an<br />

das Richard-Strauss-Konservatorium nach München,<br />

wo Winbeck nebenher auch Unterricht im Dirigieren<br />

nahm. <strong>19</strong>67 setzte er sein Studium an der Staatlichen<br />

Hochschule in München fort, erst bei Harald Genzmer,<br />

dann hauptsächlich bei Günter Bialas: ihm hatte er<br />

<strong>19</strong>73 „in großer Dankbarkeit“ seinen Entgegengesang<br />

für Orchester gewidmet. Wir sprachen ausführlich<br />

darüber, und Winbecks Text dazu erschien mir wie ein<br />

Credo für sein späteres Schaffen. Es gehe ihm darum,<br />

sich „von jeglichem experimentellen Tatendrang und<br />

allen -ismen zu lösen, stattdessen wollte ich das musikalische<br />

Urerlebnis, den Vorgang der Musikwerdung<br />

selber gestalten, von dem man nie so genau weiß, ob<br />

es sich um eine ,Begegnung‘ oder um eine Selbstprojektion<br />

handelt. Es war mir damals auch wichtig, das<br />

allgemein strapazierte Tonmaterial überschaubar auf<br />

jene Grundbausteine zu reduzieren, welche wirklich<br />

von mir vertreten werden konnten.“<br />

Heinz Winbeck hatte sich seinen Weg danach mühsam<br />

suchen müssen: als Schauspielkapellmeister und<br />

-komponist in Ingolstadt und Wunsiedel, bis erste<br />

Anerkennungen und Preise folgten und sich <strong>19</strong>80 die<br />

Chance bot, einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule<br />

für Musik in München zu übernehmen (wo er ab<br />

<strong>19</strong>87 als hauptamtlicher Dozent für Musiktheorie und<br />

Gehörbildung unterrichtete).<br />

<strong>19</strong>88 wechselte er als Professor für Komposition an<br />

die Staatliche Hochschule für Musik in Würzburg und<br />

leitete bis zu seiner Emeritierung viele junge Komponisten<br />

in seiner Kunst an – freundschaftlich, nachdenklich<br />

und stets Freiheit gewährend.<br />

Durch die Berufung nach Würzburg hatte sich seine<br />

Lebenssituation materiell und ideell verbessert: Es war<br />

ihm gelungen, <strong>19</strong>90 abseits jeglichen Stadtbetriebs in<br />

Schambach im Altmühltal in einem klosterähnlichen<br />

Anwesen eine Heimstätte zu finden, das die beiden<br />

Winbecks liebevoll über Jahre hinweg restaurierten<br />

und bewirtschafteten und zusammen mit Hunden,<br />

Katzen und weiteren Tieren bewohnten; auf einer<br />

selbst kunstvoll gestalteten Weihnachtskarte schrieb<br />

Heinz Winbeck <strong>19</strong>97 „Stellt Euch vor … da steht unser<br />

Weihnachtsbaum wieder im Stall bei den Tieren … und<br />

hängt voller bunter Bärchen! Was werden da wohl die<br />

Wiesa, das Nannerl, der Simmerl, die Zenzi, der Mupfl,<br />

die Rebekka, das Minnerl und die Laura sagen!? An<br />

Eurem Baum müssten – so stelle ich mir das vor – lauter<br />

kleine Komponistchen hängen!“ Dort einzukehren<br />

zum Weisswurstessen war jedesmal eine große Freude.<br />

Mit Entgegengesang für Orchester und Denk ich an<br />

Haydn. Drei Fragmente für Orchester und vier Kammermusikwerken<br />

durften wir erfreut Heinz Winbeck <strong>19</strong>82<br />

als Bärenreiter-Komponisten vorstellen. Über „Bedingungen<br />

und Ansprüche“ zu sprechen, bestand keine<br />

Notwendigkeit mehr, und mit<br />

der Voraussage, dass er nur<br />

sehr wenige Stücke schreibe,<br />

hat er recht behalten. Vierzehn<br />

sind noch dazugekommen,<br />

darunter fünf davon großdimensionierte<br />

Sinfonien, in<br />

ihrer Eigenständigkeit teils<br />

an Mahler, teils an Bruckner<br />

erinnernd. Die Fünfte, Jetzt<br />

und in der Stunde des Todes genannt,<br />

Bruckners Neunte gar<br />

ergänzend, wurde 2011 in Linz<br />

von Dennis Russell Davies<br />

uraufgeführt.<br />

Im Wissen, dass die CD-Edition<br />

mit seinen Sinfonien kurz<br />

vor dem Erscheinen stand,<br />

durfte Heinz Winbeck vier<br />

„… schreibe ich sehr wenige Stücke, und<br />

das wird sich auch grundsätzlich nicht sehr<br />

ändern.“ – Heinz Winbeck <strong>19</strong>46–20<strong>19</strong><br />

(Foto: Thomas Neumann)<br />

Tage vor seinem Tod am 26. März 20<strong>19</strong> von Russell Davies,<br />

der sich wie kein zweiter für sein Werk eingesetzt<br />

hatte, erfahren, dass er in Brünn mit großem Publikumserfolg<br />

dreimal sein Orchesterwerk Lebensstürme<br />

dirigiert hatte. Winbeck war nicht in die mährische<br />

Stadt gereist, da er inzwischen jegliches Reisen verabscheute.<br />

Wir nehmen Abschied von einem großen Stillen,<br />

der einen – seinen – voll und ganz eigenen Weg ging,<br />

nicht unbeirrt, aber authentisch in seinen ganz eigenen<br />

Lebensstürmen.<br />

Leonhard Scheuch<br />

Heinz Winbeck<br />

Sinfonien 1 bis 5<br />

Christel Borchers, Udo Samel, Günter Binge,<br />

Werner Buchin, Bruce Weinberger, Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks, ORF<br />

Radio-Symphonieorchester Wien, Deutsches<br />

Symphonie-Orchester Berlin, Beethoven Orchester<br />

Bonn, Muhai Tang, Dennis Russell Davies,<br />

Mathias Husmann. TYXart (5 CD)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Gold, Silber, Purpur<br />

Der Abschluss von Matthias Pintschers<br />

Hohelied-Zyklus<br />

„Pracht“ könnte über Matthias Pintschers letzter<br />

Komposition zum „Shirim“-Zyklus stehen, der<br />

nun vollständig uraufgeführt wird.<br />

Befreiung zum Egoismus<br />

Ľubica Čekovskás Orchesterstück zum Gedenken<br />

an die Samtene Revolution<br />

Nachrichten<br />

Als vierten Teil und Abschluss seines Shirim-Zyklus<br />

komponiert Matthias Pintscher das 3. Kapitel des Hohelieds<br />

für Bariton, Chor und Orchester. Von der Pracht,<br />

dem Auftritt des Königs Salomon selber ist darin die<br />

Rede, von der Kostbarkeit der Schätze und Gewänder,<br />

den goldschimmernden Waffen seines<br />

Begleitzuges: „Der König Salomo ließ<br />

sich eine Sänfte machen aus Holz vom<br />

Libanon. Ihre Säulen machte er aus Silber,<br />

die Decke aus Gold, der Sitz purpurn; das<br />

Innere geziert mit Edelsteinen. Ihr Töchter<br />

Jerusalems, kommt heraus und seht …“<br />

Charakteristisch für das dritte Kapitel<br />

des Shir-ha-shirim ist seine Kontemplation.<br />

Matthias Pintscher: „Es ist überwiegend<br />

eine Zustandsbeschreibung. Die<br />

Handlung ist weniger aktiv als in den<br />

anderen sechs Teilen des Hohelieds. Es<br />

geht mir hier um das Erspüren eines Zustands,<br />

der etwas sehr Archaisches hat: Das Klingen der<br />

Schwerter, das Metallische ist prägend, die Beschreibung<br />

der Geräusche, Farben, Gerüche.“<br />

Über zehn Jahre hinweg hat Pintscher die Teile des<br />

Zyklus komponiert, beginnend 2008 mit dem fünften<br />

Gesang in she-cholat ahava ani (Wie liebeskrank ich<br />

bin) für gemischten Chor a cappella, es folgten 2011<br />

der zweite Gesang in songs from Solomon’s Garden und<br />

2017 der dritte Teil von Shirim, jeweils für Bariton und<br />

Orchester. Bei der Gesamtaufführung bei musica viva<br />

München werden nun alle vier Teile erklingen.<br />

Die Dichtungen sind geprägt von ihrer schwebenden<br />

Vielstimmigkeit, die mehrere Sprecher vereint.<br />

Dieses Prinzip wird in Shirim IV in größte Dimensionen<br />

geführt. Das Dialogische wird geweitet in einen Austausch<br />

von drei Stimmen – Bariton, Chor und Orchester.<br />

„Im Verlauf des Stücks wird der Satz zunächst immer<br />

dichter, konzentrierter und vereinfacht sich immer<br />

mehr, bis sich dann die Tore zum Schluss öffnen. Das<br />

Stichwort ‚Pracht‘ ist ganz wichtig. Der gesamte Zyklus<br />

ist geprägt durch ein Kreisen ganz vieler Elemente, die<br />

in sich sehr zusammenhängend sind – der Harmonien,<br />

der Orchestrierung, der Gesten. Hier in diesem Satz<br />

ist vor allem das metallische Repertoire ausgeweitet,<br />

was sich auch schon in meinem Klavierkonzert NUR<br />

angekündigt hatte.“<br />

Marie Luise Maintz<br />

Matthias Pintscher<br />

Shirim for baritone, chorus and orchestra<br />

Erstaufführung des Gesamtzyklus: 7.2.2020 München<br />

(musica viva), Georg Nigl (Bariton), Chor<br />

und Orchester des Bayerischen Rundfunks,<br />

Leitung: Matthias Pintscher<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11185, Aufführungsmaterial<br />

leihweise – (Foto: Franck Ferville)<br />

König Salomon, englischer Kupferstich von 1875<br />

Matthias Pintscher – aktuell<br />

29., 30.9., 1.10.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie), un<br />

despertar for cello and orchestra (Dt. Erstaufführung),<br />

Alisa Weilerstein (Violoncello), Gürzenich-Orchester,<br />

Leitung: François-Xavier<br />

Roth +++ 15.10.20<strong>19</strong> Paris (Cité de la Musique),<br />

Mar‘eh, NUR for piano and ensemble, Ensemble<br />

Intercontemporain, Leitung: Matthias Pintscher<br />

+++ 29.1., 1./2.2.2020 Paris (Cité de la Musique/<br />

Châtelet), Lieder und Schneebilder, Ensemble<br />

Intercontemporain, Leitung: M. Pintscher +++<br />

7.2.2020 München (musica viva), Shirim for<br />

baritone, chorus and orchestra (Erstaufführung<br />

des Gesamtzyklus), Georg Nigl (Bariton), Chor<br />

und Orchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung:<br />

M. Pintscher +++ 26.2.2020 Montréal, Ex<br />

Nihilo for orchestra, Montréal Symphony Orchestra,<br />

Leitung: M.Pintscher +++ 3., 5.4.2020 Pittsburgh<br />

(Heinz Hall), Ex Nihilo for orchestra, Pittsburgh<br />

Symphony Orchestra, Leitung: M. Pintscher<br />

Zum Jahrestag der Samtenen Revolution am 17. November<br />

<strong>19</strong>89 in Bratislava hat Ľubica Čekovská Liberte für<br />

Mezzosopran, Chor und Orchester komponiert. Die Erinnerung<br />

an den weitgehend gewaltfreien<br />

Umbruch vom Sozialismus zur Demokratie<br />

in der Tschechoslowakei vor 30 Jahren<br />

ist für die slowakische Komponistin mit<br />

Ambivalenz erfüllt. „Die Revolution hat<br />

uns politische Befreiung gebracht, sie<br />

hat jedoch vielfach nicht zur spirituellen<br />

Freiheit geführt. Der Umbruch hat uns<br />

etwas gegeben, aber auch gestohlen. Er<br />

hat wirtschaftliche Befreiung, aber auch<br />

Egoismus hervorgebracht.“ Tiefer Zweifel<br />

ist die Grundhaltung von William<br />

Shakespeares berühmtem Sonett 66, das<br />

den Verdruss an der scheinheiligen Welt formuliert.<br />

Ľubica Čekovská vertont eine Übersetzung von Anna<br />

Sedlačková ins Slowakische und kombiniert sie mit<br />

einem Text des <strong>19</strong>46 in Košice geborenen Autors Ján<br />

Štrasser. Ihre Komposition Liberte geht mit dem großen<br />

Apparat von Chor und Orchester in einer reichen Textur<br />

um, in einer rhythmisch betonten, energetischen<br />

und perkussionsbetonten Satzstruktur, mal in einem<br />

sarkastischen Marschcharakter, mal in einem elegischen<br />

Tonfall. Ihr Kommentar zur Revolution ist ein<br />

heterogenes, tief gespaltenes Stimmungsbild. MLM<br />

Ľubica Čekovská<br />

Liberte<br />

Uraufführung: 17.11.20<strong>19</strong> Bratislava (Philharmonie),<br />

Terézia Kružliaková (Mezzosopran), Slowakischer<br />

Philharmonischer Chor, Symphonieorchester<br />

des Slowakischen Rundfunks, Musikalische<br />

Leitung: Peter Valentovič<br />

Besetzung: Mezzosopran solo, Chor (SATB)<br />

2, Picc, 2, Eh, 2, BKlar, 2, Kfag – 4, 3, 3, 1 – Pk, Schlg<br />

(7), Hfe – Streicher<br />

Verlag: Bärenreiter, BA 11179, Aufführungsmaterial<br />

leihweise<br />

^<br />

Lubica<br />

‘<br />

Cekovská – aktuell<br />

6.3.2020 Kansas City, A Midsummer Quartet<br />

(US-Erstaufführung), Pavel Haas Quartet<br />

Rechtzeitig vor dem Beginn des Beethoven-Jahrs 2020<br />

hat der Bärenreiter-Verlag Ludwig van Beethovens<br />

35 Klaviersonaten als dreibändige Gesamtausgabe<br />

herausgebracht (BA 11840. € 75,–, ab 5.1.2021 € 94,–,<br />

Bände I–III einzeln jeweils € 26,95, ab 5.1.2021 jeweils<br />

€ 34,95. Kritischer Bericht. BA 11840-40. € 98,–). Herausgeber<br />

ist der weltweit renommierte Beethoven-Spezialist<br />

Jonathan Del Mar, der für einen zuverlässigen, auf<br />

intensivem Quellenstudium beruhenden Notentext<br />

bürgt. Die Bände enthalten jeweils ein thematisches<br />

Inhaltsverzeichnis mit den Incipits aller Sonaten.<br />

Del Mar hatte bereits alle Sinfonien, Konzerte, einige<br />

Streichquartette und weitere Werke des Bonner Komponisten<br />

herausgegeben.<br />

Unter dem Titel „Nun ist alles beim Teufel“ Franz Schrekers<br />

späte Opern ist bei der Edition Text + Kritik ein Buch<br />

von Janine Ortiz erschienen. In seinen Frühwerken<br />

hatte Schreker mit der Orientierung des musikalischen<br />

Materials an den Vorgängen der Psyche Neuland betreten<br />

– die Uraufführung von Der Ferne<br />

Klang <strong>19</strong>14 in Frankfurt am Main machte<br />

ihn über Nacht berühmt. Doch infolge des<br />

Ersten Weltkriegs veränderte sich das kulturelle<br />

Klima radikal. Neue Sachlichkeit,<br />

Jazz, Zeitoper und andere Strömungen<br />

standen Schrekers Stil diametral gegenüber.<br />

In der öffentlichen Wahrnehmung<br />

begann der Stern des Komponisten zu<br />

sinken. Doch Schreker ging mit der Herausforderung<br />

produktiv um. Es gelangen<br />

ihm drei höchst unterschiedliche<br />

Konzepte, die seine unverwechselbare<br />

Handschrift mit den neuen Einflüssen<br />

verbanden. Der singende Teufel, Christophorus (Verlag:<br />

Alkor-Edition) und Der Schmied von Gent werden nun<br />

erstmals in einer präzisen Analyse gedeutet, welche<br />

die konstitutiven und stilbildenden Widersprüchlichkeiten<br />

herausarbeitet, die Schrekers Werk so schillernd<br />

und berührend machen.<br />

]<br />

22 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 23


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Mahlers Geister<br />

Andrea Lorenzo Scartazzinis „Spiriti“ für Orchester<br />

Es könnte verwegen anmuten, den riesenhaften symphonischen<br />

Geschöpfen Gustav Mahlers musikalisch<br />

noch etwas zur Seite zu stellen. Und doch ist dies die<br />

Essenz des Auftrags der Jenaer Philharmonie und ihres<br />

GMD Simon Gaudenz an den Komponisten Andrea<br />

Scartazzini. Zu jeder Symphonie Mahlers entsteht ein<br />

kurzes eigenständiges Orchesterstück, das sich mit<br />

dessen Musik und Gedankenwelt in Beziehung setzt.<br />

Die ersten beiden Kompositionen Torso und Epitaph<br />

wurden bereits aus der Taufe gehoben, und nun steht<br />

in Neubrandenburg und in Jena die Uraufführung des<br />

dritten Stückes, Spiriti, an. Es verzichtet gänzlich aufs<br />

Blech und die Holzbläser kommen nur mit schattenhaften<br />

Geräuschen zum Einsatz. Dies als Gegenentwurf<br />

zur schieren orchestralen Wucht, die sich in Mahlers<br />

dritter Symphonie Bahn bricht. Klanglich dominieren<br />

bei Scartazzini ruhige, tiefe mit Gongs und teilweise<br />

neuen Perkussionsinstrumenten angereicherte Streicherflächen<br />

sowie ätherisch feine, fast tänzerisch anmutende<br />

Passagen, die zuletzt übergangslos in Mahlers<br />

ersten Satz münden.<br />

„Spiriti“ ist das italienische Wort für Geister. Scartazzinis<br />

geisterhaftes Scherzo nimmt damit Bezug auf<br />

Mahlers musikalische Kosmologie, die er in der dritten<br />

Symphonie verwirklichte. Dessen sechs Sätzen über die<br />

unbelebte Natur, die Blumen, Tiere, Menschen, Engel<br />

und die göttliche Liebe fügt Scartazzini mit Spiriti einen<br />

Satz hinzu, der den Schöpfungsreigen augenzwinkernd<br />

ins Reich der Naturgeister erweitert.<br />

ALS<br />

Nichts für Zartbesaitete: Die Oper Thérèse von Philipp Maintz nach Émile Zolas Roman<br />

„Thérèse Raquin“ wurde am 14. April 20<strong>19</strong> bei den Osterfestspielen in Salzburg uraufgeführt<br />

(Libretto: Otto Katzameier, Musikalische Leitung: Nicolas André, Inszenierung: Georges<br />

Delnon, Deutsche Erstaufführung am 18. Mai 20<strong>19</strong> in der Hamburger Elbphilharmonie).<br />

Erzählt wird die Geschichte eines skrupellosen Verbrechens, von Wahnsinn und Selbstzerstörung.<br />

Thérèse (Marisol Montalvo, Foto: OFS/Matthias Creutziger) und ihr Liebhaber<br />

Laurent ermorden den Ehemann der jungen Frau. Ihre Liebe wendet sich bald in einen<br />

zerfleischenden Kampf gegeneinander, schließlich begehen sie Doppelselbstmord.<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini – aktuell<br />

26.10.20<strong>19</strong> Neubrandenburg<br />

(Konzertkirche),<br />

Spiriti für Orchester<br />

(Uraufführung), Neubrandenburger<br />

Philharmonie,<br />

Leitung: Sebastian<br />

Tewinkel +++<br />

7.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus),<br />

Torso, Epitaph, Spiriti für<br />

Orchester (Mahler-Scartazzini-Zyklus<br />

III) Jenaer<br />

Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz +++<br />

24.4.2020 Siegen, Neues Werk für Orchester (Mahler-Scartazzini-Zyklus<br />

IV, Uraufführung), Philharmonie<br />

Südwestfalen, Leitung: Nabil Shehata +++<br />

28.5.2020 Jena (Volkshaus), Torso, Epitaph, Spiriti,<br />

Neues Werk (Mahler-Zyklus, Nr. 4) für Orchester,<br />

Jenaer Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz<br />

+++ 10.6.2020 Freiburg (Br., Konzerthaus), Neues<br />

Werk (Mahler-Zyklus Nr. 4) für Orchester, Jenaer<br />

Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz +++<br />

18.7.2020 Toblach (Kulturzentrum, Gustav-Mahler-Musikwochen),<br />

Torso für Orchester, Jenaer<br />

Philharmonie, Leitung: Simon Gaudenz (Foto:<br />

Janis Huber)<br />

Philipp Maintz – aktuell<br />

9.12.20<strong>19</strong> Hamburg (Elbphilharmonie), choralvorspiel<br />

XIII (veni, redemptor gentium) für orgel<br />

solo (Uraufführung), Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />

+++ 6.1.2020 München (Jesuitenkirche St. Michael),<br />

choralvorspiel IV (unüberwindlich starker<br />

held, sankt michael), choralvorspiel VIII (wie<br />

schön leucht uns der morgenstern) für orgel solo<br />

(Uraufführung), Hansjörg Albrecht (Orgel) +++<br />

15.2.2020 Hamburg (Elbphilharmonie), Neues<br />

Werk für Klavier solo (Uraufführung), William<br />

Youn (Klavier) +++ 24.5.2020 Köln (Philharmonie),<br />

red china green house für orchester (Uraufführung),<br />

Aurora Orchestra, Leitung: Nicholas Collon<br />

+++ 9.10.2020 Graz (Musikprotokoll im Steirischen<br />

Herbst), konzert für klavier und orchester<br />

(Österreichische Erstaufführung), Tzimon Barto<br />

(Klavier), ORF Radio-Symphonieorchester Wien,<br />

Leitung: Marin Alsop<br />

„It was thrilling … Care, precision and delicacy are certainly evident in Dieter Ammann’s Piano Concerto“<br />

(The Times): Großer Erfolg für Dieter Ammanns Klavierkonzert bei der Uraufführung im Rahmen der Proms am<br />

<strong>19</strong>. August 20<strong>19</strong> in der Londoner Royal Albert Hall. „A 25-minute single span, scherzo-like in character, colourful,<br />

percussion-laden, a touch bluesy but mostly modernist, this was a complex sustained tutti into which the piano<br />

fitted, as Ammann suggested, like a cog in a machine.“ (The Sunday Times) – Foto oben: Dieter Ammann im Glück<br />

der gelungenen Premiere, rechts der Pianist Andreas Haefliger und links der Dirigent Sakari Oramo vor dem BBC<br />

Symphony Orchestra (Foto: Chris Christodoulou)<br />

Weitere Termine – Klavierkonzert mit Andreas Haefliger: 24./25./26.10.<strong>19</strong> Boston (US-Erstaufführung), Boston<br />

Symphony Orchestra, Leitung: Susanna Mälkki +++ 6/7.11.20<strong>19</strong> Helsinki (Finnische Erstaufführung), Helsinki<br />

Philharmonic, Leitung: Susanna Mälkki +++ 9./10./12.1.2020 München (Deutsche Erstaufführung), Münchner<br />

Philharmoniker, Leitung: Susanna Mälkki +++25.8.2020 Luzern (Lucerne Festival, Schweizer Erstaufführung),<br />

Helsinki Philharmonic, Leitung: Susanna Mälkki +++ 15.1.2020 Berlin, (Ultraschall, Haus des Rundfunks), glut for<br />

orchestra, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Leitung: Marc Albrecht<br />

Charlotte Seither – aktuell<br />

5.10.20<strong>19</strong> Köln (Kunststation St. Peter), Sette respiri,<br />

Irene Kurka (Stimme solo) +++ 11.10.20<strong>19</strong> Bonn (Oper),<br />

sie, die spricht für Orchester, Beethoven-Orchester<br />

Bonn, Leitung: Dirk Kaftan +++ 11.10.20<strong>19</strong> Sondershausen,<br />

Neues Werk für Ensemble (Uraufführung),<br />

Ensemble der Länder, Leitung: Romeo Wecks<br />

+++ 22.10.20<strong>19</strong> Berlin (BKA/Unerhörte Musik), Equal<br />

ways of difference, Neues Dresdner Klaviertrio +++<br />

18.11.20<strong>19</strong> Wien (Wien Modern), lauschgut für Inside<br />

Piano (Uraufführung), Mathilde Hoursiangou (Klavier)<br />

+++ 22.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus), Flow für<br />

Flöte, Violine und Violoncello, Modern Art Ensemble<br />

+++ 25.11.20<strong>19</strong> Heilbronn (Deutschhof), Weitere<br />

Machart von Stille, Natasha López (Stimme) +++<br />

6.3.2020 Wien (Symposium Hegel-Hölderlin-Beethoven<br />

2020), Neues Werk für Stimme solo (Uraufführung),<br />

Salome Kammer (Stimme) +++ 16.–24.5.2020<br />

Bonn, Deutscher Orchesterwettbewerb 2020 (Pflichtstück<br />

für Kammerorchester), Ferne Begegnung. Trois<br />

Adieux für Ludwig van B. (Uraufführung)<br />

]<br />

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[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Reise in die Unterwelt<br />

Die Kurzoper „Cave“ von Tansy Davies<br />

Lucia im hellen Wald<br />

der Sprache<br />

Zwei neue Musiktheaterwerke von Lucia Ronchetti<br />

„The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi“<br />

nach einem Metaroman von Eugene Ostashevsky<br />

und „Inferno“ nach dem Gedicht von Dante<br />

Alighieri.<br />

Seit der Uraufführung ihrer preisgekrönten Oper Between<br />

Worlds (2014) genießt Tansy Davies anhaltende<br />

internationale Aufmerksamkeit. Das 2016 entstandene<br />

Konzert Forest für vier Hörner und Orchester wurde<br />

vom Philharmonia Orchestra, den New Yorker Philharmonikern<br />

und dem Warschauer Herbst Festival in<br />

Auftrag gegeben. Die Spielzeit 2018/<strong>19</strong>, die Davies als<br />

Composer in Residence am Concertgebouw Amsterdam<br />

verbrachte, gipfelte in einem neuen Werk für das<br />

„Asko|Schönberg“-Ensemble mit dem Titel Soul Canoe.<br />

Diesen Herbst tritt sie ihre Stelle als Lehrbeauftragte<br />

für Komposition an der Jacobs School of Music in Bloomington,<br />

Indiana, an.<br />

Marc Padmore bei der Uraufführung<br />

von „Cave“ 2018 in London<br />

(Foto: Manuel Harlan)<br />

Cave<br />

Im Sommer 2018 feierte Tansy<br />

Davies’ Kammeroper Cave<br />

in der großen Lagerhalle von<br />

Printworks in London Premiere.<br />

Die London Sinfonietta und die<br />

Royal Opera inszenierten das<br />

Stück gemeinsam mit Mark<br />

Padmore und Elaine Mitchener<br />

in den Hauptrollen. Die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit mit<br />

dem Librettisten Nick Drake<br />

wird hier nach der Oper Between<br />

Worlds 2014 fortgesetzt: In<br />

dem 60-minütigen Werk begleiten<br />

wir einen trauernden Vater<br />

auf der Suche nach Überleben<br />

und Erneuerung in einer von<br />

Umweltkatastrophen geplagten<br />

Welt. Bei dem verzweifelten<br />

Versuch, eine Beziehung zu seiner<br />

Tochter herzustellen, begibt<br />

sich der Mann, von Padmore<br />

gesungen, in eine dunkle Höhle<br />

und tritt eine Reise in die Unterwelt<br />

der Geister an, in eine Welt,<br />

der Mitchener ihre Stimme<br />

verleiht. Die Regie führte Lucy<br />

Bailey, die London Sinfonietta<br />

wurde von Geoffry Paterson<br />

dirigiert und das Sounddesign<br />

leiteten Sound Intermedia und<br />

Rolf Wallin.<br />

Die geniale Kombination der<br />

beiden bemerkenswerten und<br />

äußerst gegensätzlichen Gesangstalente<br />

macht den Erfolg<br />

der Oper aus. Padmore, einem<br />

britischen lyrischen Tenor par<br />

excellence, steht Mitchener gegenüber, eine furchtlos<br />

experimentelle Sängerin, die sich in einem aufregenden<br />

Wechselspiel entweder strikt an den Notentext<br />

hält oder wild improvisiert. Manchmal trennen die<br />

Sänger Welten, manchmal sind sie das vage Echo des<br />

anderen, und, in manchen der berührendsten Stellen<br />

der Oper, verschmelzen ihre Stimmen zu einem wundersamen<br />

Gemisch. Die schiere Bandbreite der vokalen<br />

Ausdrucksformen in diesem Werk ist beeindruckend:<br />

von Sinuston-Gesängen, sich schlängelnden, kantablen<br />

schamanischen Gesängen und trällernden Imitationen<br />

des Vogelgesangs bis hin zu Schmerzensschreien, kehligen<br />

Jammerlauten und einer Reihe furchteinflößender,<br />

durch ein Megaphon gebellter Krächzer. Beim Singen<br />

schütteln die beiden Sänger Rasseln und Mitchener<br />

spielt in einer der Ausbrüche wilder schamanischer<br />

Energie die Basstrommel.<br />

Cave erscheint als Schlüsselmoment in Tansy Davies’<br />

bisherigem Werdegang als Komponistin. Die neu gefundene<br />

Weiträumigkeit und harmonische Leichtigkeit<br />

werden mit den wiederkehrenden Rhythmen vereint,<br />

die lange Zeit die treibende Kraft ihrer Werke waren.<br />

Über acht Szenen hinweg erschaffen sechs Instrumentalisten<br />

eine verführerisch schillernde Klangwelt, in<br />

der die Harfe immer wieder markant hervortritt. In<br />

entscheidenden Momenten nehmen die Instrumentalisten<br />

die Rolle von Solisten an: Ein Horn jagt die natürliche<br />

Obertonreihe hinauf in breiten, aufsteigenden<br />

Wogen; in der Stratosphäre erklingt ein Duett zwischen<br />

Klarinette und Mitcheners zwitscherndem Gesang;<br />

ihm gesellt sich später wiederum die Geige mit einem<br />

volkstümlich trällernden Wiegenlied hinzu. Alles ist<br />

eingebettet in einer riesigen, sich langsam bewegenden<br />

Höhle aus elektrischen Klängen (basierend auf Davies’<br />

dunkel schimmerndem Stück für Streichorchester Dune<br />

of Footprints), welche die verlockenden Harmonien<br />

birgt, die das Fundament des Stücks bilden.<br />

Faber Music<br />

„A shimmeringly atmospheric soundscape… What<br />

one is left with is often beautiful in sound, a threnody<br />

always haunting and unsettling in implication.“<br />

Rupert Christiansen, The Telegraph, 21 June 2018<br />

Tansy Davies<br />

Cave. Chamber opera in eight scenes. Text: Nick<br />

Drake (Eng)<br />

Besetzung: Mezzosopran, Tenor – Ensemble: Klarinette<br />

(Bklar), Fagott (Kfag), Horn, Harfe, Violine,<br />

Kontrabass – Live-Elektronik (1–2 Spieler)<br />

Aufführungsdauer: 60 Minuten<br />

Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi<br />

Die zwei neuen Musiktheaterwerke von Lucia Ronchetti<br />

sind von sehr unterschiedlicher Gestalt. Das erste vertont<br />

in Form von neun Unterhaltungen für Sopran und<br />

Instrumentalensemble (Tenorsaxophon, E-Gitarre, Akkordeon,<br />

Kontrabass und Klavier) The Pirate Who Does<br />

Not Know the Value of Pi von Eugene Ostashevsky. Der<br />

russisch-amerikanische Dichter hatte bereits früher<br />

Texte für Ronchettis Kammermusikwerke Hamlet‘s Mill<br />

(2007) und Ravel Unravel (2012) sowie für das Chorwerk<br />

Prosopopeia (2010) zur Verfügung gestellt.<br />

Das „Pi“ des Titels hat nichts mit dem mathematischen<br />

Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem<br />

Durchmesser zu tun, sondern verweist auf die Philosophical<br />

Investigations (Philosophischen Untersuchungen)<br />

von Ludwig Wittgenstein, einen grundlegenden Aufsatz<br />

über die Privatsprache (d. h. nur der Sprechende<br />

weiß um die Bedeutung der Worte).<br />

In seinem Metaroman, der 2017 von der New York<br />

Review of Books veröffentlicht wurde, übersetzt Ostashevsky<br />

diese Idee in einen surrealen, scheinbar<br />

leichten Dialog zwischen einem launischen Papagei,<br />

der gerne mit Worten spielt, und einem introvertierten<br />

Piraten. Wie der emblematische Robinson Crusoe in<br />

Wittgensteins Aufsatz befinden sich auch die zwei Protagonisten<br />

von Ostaschevsky nach einem Schiffbruch<br />

auf einer verlassenen Insel. Aber es ist das Tier, das von<br />

Natur aus dazu bestimmt ist, Worte zu wiederholen,<br />

ohne ihnen eine Bedeutung zu geben, das den philosophischen<br />

Dialog führt, der ständig auf der Ebene des<br />

Paradoxons stattfindet.<br />

In Ronchettis musikalischer Umsetzung drückt<br />

sich der Papagei durch die Stimme der Sopranistin<br />

aus, während der Pirat vom A-cappella-Chor der Instrumentalisten<br />

interpretiert wird. Für diesen Anlass<br />

werden sie in Interpreten verwandelt, eine Wahl,<br />

die den Wunsch der Komponistin widerspiegelt, ein<br />

akustisches Ungleichgewicht zwischen ihnen zu<br />

schaffen und die Unmöglichkeit der Kommunikation<br />

zu unterstreichen.<br />

Inferno<br />

Die Unmöglichkeit der Kommunikation wird auch<br />

zwischen Dante und Luzifer in Inferno thematisiert:<br />

Dante ist klar und tiefgründig in seinen Überlegungen,<br />

während Luzifer jegliche kritische und spekulative<br />

Haltung fehlt. Luzifer selbst erklärt es: „im ganzen<br />

Universum / kann nur ich nichts sagen … / Ich sage es<br />

wirklich: Ich sage nichts.“ Es sind daher die Worte des<br />

Schriftstellers Tiziano Scarpa, die Luzifer in seinem<br />

langen und dunklen „Lamento“ zum Ausdruck bringt,<br />

begleitet von einem Streichquartett, das Lucia Ronchettis<br />

Werk Inferno aus dem ersten Teil der Göttlichen<br />

Komödie abschließt.<br />

Inferno, ein Auftragswerk von Oper und Schauspiel<br />

Frankfurt, ist aus einem grundlegenden Werk<br />

der Weltkultur entstanden – und zeugt vom Mut der<br />

Komponistin. Im großen Meer<br />

von Dantes Gedicht trifft Ronchetti<br />

eine drastische und doch<br />

notwendige Wahl: Der Dichter<br />

drückt sich durch die Rede<br />

eines Schauspielers aus, aber<br />

seine inneren Stimmen artikulieren<br />

sich im Gesang eines<br />

männlichen Vokalquartetts.<br />

Durch den Gesang kommen nur<br />

Francesca da Rimini, Odysseus<br />

und Luzifer zum Ausdruck. Die<br />

anderen elf Gestalten wurden<br />

nach der dramatischen Kraft<br />

ihrer Dialoge mit Dante und<br />

dem symbolischen Wert ihrer<br />

Sünden ausgewählt. Der Chor<br />

verkörpert eine formlose und<br />

sich wandelnde Masse von Dämonen<br />

und Verdammten, die<br />

sich durch eine vor-madrigalistische<br />

Musiksprache und mittelalterliche Fragmente<br />

ausdrücken. Blechbläser und Schlagzeug hingegen<br />

schaffen eine Klanglandschaft, die den Betrachter<br />

durch die neun Kreise der Hölle begleitet.<br />

In dieser Hölle hat Dante keinen Virgil an seiner<br />

Seite. Dante ist damit allein, und allein hört er auf die<br />

Sprache seiner inneren Stimmen. „Was du hörst, existiert<br />

nicht. / Du hörst mir nicht zu. / Du hörst auf das<br />

was du denkst, / als du mich ansiehst“, erklärt Luzifer<br />

ihm und uns am heftigen Ende dieses tragischen und<br />

reichhaltigen mittelalterlichen Theaters, das so nah an<br />

unserer modernen Sensibilität liegt.<br />

Was soll man sagen? Verdammter Wittgenstein!<br />

Stefano Nardelli<br />

Unmöglichkeit der Kommunikation.<br />

Lucia Ronchetti (Foto: Stefano Corso)<br />

Lucia Ronchetti<br />

The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi<br />

for soprano and ensemble<br />

Uraufführung: 28.10.20<strong>19</strong> Venedig (Biennale Musica,<br />

Teatro alle Tese)<br />

Inferno. Oper. Text von Lucia Ronchetti nach Dante<br />

Alighieri, mit einem Epilog von Tiziano Scarpa<br />

Uraufführung: 18.4.2020 Frankfurt/Main (Bockenheimer<br />

Depot)<br />

Verlag: Rai Com, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor<br />

]<br />

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[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Ein ganz Großer tritt ab:<br />

Bernard Haitink<br />

Neue Bücher<br />

Am 6. September 20<strong>19</strong> hat er zum letzten Mal ein Orchesterkonzert<br />

geleitet. Als die Wiener Philharmoniker<br />

in Luzern den letzten Takt von Anton Bruckners 7. Symphonie<br />

gespielt hatten, ging eine einmalige Karriere zu<br />

Ende. Der niederländische Dirigent Bernard Haitink,<br />

der am 4. März seinen 90. Geburtstag feiern konnte,<br />

hat alles erreicht, was man in seiner Zunft erreichen<br />

kann. Die fast drei Jahrzehnte als Erster Dirigent des<br />

Concertgebouw-Orchesters Amsterdam sind ebenso<br />

legendär wie viele Auftritte mit den berühmtesten Orchestern<br />

der Welt. All das ist Anlass genug, mit diesem<br />

Buch die Aufmerksamkeit auf den großen Dirigenten<br />

zu richten, der das Licht der Öffentlichkeit jenseits des<br />

Pults nie gesucht hat: Sein Tun war kompromisslos auf<br />

die Musik fokussiert.<br />

Im Zentrum des Buches stehen Gespräche, die Peter<br />

Hagmann und Erich Singer von 2007 bis 20<strong>19</strong> mit<br />

Bernard Haitink geführt haben. Sie beleuchten Leben<br />

und Schaffen gleichermaßen: von den Jugendjahren in<br />

den von den Deutschen besetzten Niederlanden, seiner<br />

Ausbildung zum Geiger bis zur Dirigentenlaufbahn.<br />

Vertieft wird dies in thematischen Blöcken zu Haitinks<br />

Musizieren, seinen Interpretationsansätzen und seinen<br />

pädagogischen Tätigkeiten.<br />

Zwei große Essays runden das Buch ab: eine biografische<br />

Darstellung der über sechzig Jahre dauernden<br />

Dirigentenkarriere und ein Beitrag, der Haitinks<br />

Musikauffassung und ihre Konkretisierung in Opernaufführungen,<br />

Konzerten und zahllosen Aufnahmen<br />

schildert. Eine Reihe von exklusiven Fotografien – zum<br />

Teil aus dem Privatarchiv des Dirigenten – illustrieren<br />

den Band.<br />

Zum letzten Mal … Bernard Haitink bei seinem Abschiedskonzert<br />

am 6. September 20<strong>19</strong> in Luzern (Foto: Peter Fischli / Lucerne Festival)<br />

Textausschnitt<br />

Was halten Sie von der Macht des Dirigenten?<br />

Bernard Haitink: Überhaupt nichts. Von Anfang an war<br />

ich allergisch gegen das Wort „Macht“, und ich bin es<br />

nach wie vor. In meinen Anfängen war ich furchtbar<br />

unsicher, und etwas von dieser Unsicherheit habe ich<br />

bis heute behalten. Ich sehe das als eine Schwäche,<br />

ab und zu aber auch als eine Stärke von mir. Das<br />

Dirigieren, so finde ich, soll keine Machtausübung<br />

sein, es soll Musizieren sein, es soll Motivieren sein.<br />

Wenn ich mich als Diktator fühle, was mir schon von<br />

meinem Wesen her fremd ist, kann ich mit einem<br />

Orchester nicht arbeiten. Ich kann nur mit Musikern<br />

zusammenwirken, die willens sind, mit mir Musik zu<br />

machen, die sich durch mich angesprochen fühlen. Ein<br />

gutes Beispiel für diese Art der Zusammenarbeit bieten<br />

die Berliner Philharmoniker. In Berlin hatte ich immer<br />

einen ausgezeichneten Kontakt mit dem Orchester<br />

– wie es in Chicago und Amsterdam der Fall war. Ich<br />

bin fast ein wenig beschämt zu sagen: Ja, ich komme<br />

gut aus mit den Orchestern – weil viele Menschen den<br />

Dirigenten als eine Machtfigur sehen und von mir<br />

dann denken, ich sei das gerade nicht und darum eben<br />

nicht so gut als Dirigent. Aber es ist doch ganz klar:<br />

Ich brauche die Musiker, ich brauche den Klang, ich<br />

brauche die Lebendigkeit – und wenn ich einen Musiker<br />

beeinflussen will, muss er zuerst mich beeinflussen,<br />

die Kommunikation ist in diesem Fall eine gegenseitige<br />

Angelegenheit. Ich bin nun einmal nicht einer, der<br />

kommt und sagt, so und so ist es, anders geht es nicht.<br />

Es geht immer wieder anders, jedes Orchester ist<br />

verschieden, jeder Saal ist verschieden, auch ich als<br />

Mensch bin immer wieder anders – jeder Tag ist ein<br />

bisschen anders. Das ist für mich das Wunderbare. Man<br />

soll sich nicht festlegen – auch wenn man natürlich<br />

sein Metier beherrschen muss. […]<br />

Dirigieren ist nicht Luftsortieren. Dirigieren heißt:<br />

musizieren, kommunizieren – mit Musikern, mit<br />

Menschen. Jüngere Dirigenten, gerade solche in Ausbildung,<br />

verstehen dies manchmal noch nicht ganz<br />

– einige schon. Aber die meisten – ich war vielleicht<br />

auch so – wollen Eindruck machen. Aber das ist ein<br />

anderes Kapitel.<br />

Peter Hagmann / Erich Singer<br />

Bernard Haitink. „Dirigieren ist ein Rätsel“. Gespräche<br />

und Essays. BVK 2091. Bärenreiter-Verlag<br />

/ Henschel Verlag. 20<strong>19</strong>. 184 Seiten. € 24,95.<br />

Hans-Joachim Hinrichsen. Ludwig van Beethoven.<br />

Musik für eine neue Zeit. Bärenreiter-Verlag / Verlag<br />

J.B. Metzler. BVK 2072. 380 Seiten. € 39,99.<br />

Beethoven komponierte seine Musik für „die neue Zeit“.<br />

An den geistigen Strömungen seiner „revolutionären“<br />

Epoche nahm er intensiv Anteil: Sie bilden die Grundlage<br />

seiner musikalischen Botschaften, nicht nur in<br />

der Vokalmusik, sondern auch seiner Instrumentalmusik,<br />

die uns bis heute bewegen und zu denken geben.<br />

In zwölf Kapiteln erzählt Hans-Joachim Hinrichsen<br />

die lebensgeschichtlichen Stationen Beethovens und<br />

beschreibt die tiefere kompositorische und gedankliche<br />

Entwicklung des Komponisten. Er zeigt dabei, wie<br />

Beethoven die modernen, von Kant geprägten Ideen<br />

moralischer Selbstbestimmung oder einer vernunftgeleiteten<br />

Religiosität in Musik umsetzt. Entstanden<br />

ist damit ein neues, faszinierendes Porträt des Komponisten<br />

und seiner Musik, aber auch ein Panorama<br />

der geistigen Welt, in der sich Beethoven bewegte.<br />

Ein Buch nicht nur für Musikkenner, sondern auch für<br />

alle an Kultur- und Geistesgeschichte Interessierte.<br />

Silke Leopold: „Ein Mann von vielen Witz und Klugheit“.<br />

Leopold Mozart. Eine Biografie. Bärenreiter-Verlag. BVK<br />

2086. 280 Seiten. € 29,99.<br />

Was wüssten wir heute von Leopold Mozart, wenn<br />

er nicht der Vater seines Sohnes gewesen wäre? Sein<br />

rechtswissenschaftliches Studium hatte er abgebrochen,<br />

er wurde Kammerdiener und Musiker, schaffte<br />

es aber nie nach ganz oben, als Autor der vielgelesenen<br />

„Gründlichen Violinschule” erlangte er schließlich einige<br />

Bekanntheit: Leopold Mozart würde ohne seinen<br />

Sohn wohl in der Masse der vielen Musiker seiner Zeit<br />

untergehen. Die Frage kann aber auch andersherum<br />

gestellt werden: Was wäre aus Wolfgangus Theophilus<br />

geworden, wenn er einen anderen Lehrmeister gehabt<br />

hätte? Wenn der Vater nicht die Jahrhundertbegabung<br />

dieses Kindes erkannt und sein Leben fortan der Förderung<br />

seines Sohnes gewidmet hätte? Und natürlich ist<br />

Leopold Mozart viel mehr als nur der Vater seines Sohnes.<br />

Davon erzählt diese Biografie zum 300. Jubiläum.<br />

Am 14. November 17<strong>19</strong> wurde Leopold Mozart hineingeboren<br />

in eine Zeit, in der die alten Herrschaftsverhältnisse<br />

und konfessionellen Schranken ebenso beharrlich<br />

verteidigt wurden wie sie brüchig geworden waren.<br />

Leopold Mozart verstand sich als ein Mittler zwischen<br />

den Welten – ein Jesuitenschüler, der mit Protestanten<br />

Freundschaften schloss, ein Bürgersohn,<br />

der dem Adel diente, ein Geiger, der als Schriftsteller<br />

zu reüssieren hoffte. Und er war ein Mann, der mit<br />

offenen Augen durch die Welt reiste, voller Neugier<br />

auf alles: auf Religion und Medizin, auf Esskultur<br />

und Trinkgewohnheiten, auf Mode und Hygiene, auf<br />

Landschaft und Klima und vor allem auf die Menschen,<br />

die ihm begegnet sind. In Briefen offenbart sich<br />

Persönliches und Familiäres; sie sind darüber hinaus<br />

eine Fundgrube zu Lebenswelt und Alltagsgeschichte<br />

seiner Zeit. Über sechzig farbige Abbildungen machen<br />

diese Zeit anschaulich und lassen den Leser eintauchen<br />

in Mozarts Welt.<br />

Sergio Morabito: Opernarbeit. Texte aus 25 Jahren.<br />

Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler. BVK 2094. 320<br />

Seiten. € 28,99.<br />

Sergio Morabito war der Stuttgarter Oper fünfundzwanzig<br />

Jahre lang als Dramaturg und Regisseur verbunden;<br />

seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet. In<br />

diesem Buch gibt Morabito Einblicke in die Praxis des<br />

Operndramaturgen und -regisseurs. Er setzt sich mit<br />

wichtigen Werken des Opernrepertoires auseinander<br />

und zeigt dabei, was als sein Markenzeichen gelten<br />

kann: die Vermittlung von wissenschaftlicher Erkenntnis<br />

mit künstlerischer Freiheit, ästhetischer Praxis mit<br />

analytischer Verbindlichkeit.<br />

Der erste Teil des Buches ist grundsätzlichen Fragen<br />

der Operndramaturgie gewidmet, im zweiten Teil<br />

stellt Morabito dramaturgische Überlegungen zu einer<br />

Fülle von Opern an, die am Stuttgarter Haus inszeniert<br />

wurden. Hinzu kommen Texte, die ästhetische und kulturelle<br />

Zusammenhänge werkübergreifend entfalten,<br />

beispielsweise zur romantischen Primadonnen-Oper.<br />

Fotos von Aufführungen, die Sergio Morabito im<br />

Regieteam mit Jossi Wieler und Bühnenbildnern wie<br />

Anna Viebrock oder Bert Neumann realisiert hat, ergänzen<br />

die Publikation.<br />

Handbuch Aufführungspraxis Sologesang. Hrsg. von<br />

Thomas Seedorf. BVK 2345. Bärenreiter-Verlag 20<strong>19</strong>.<br />

500 Seiten. € 69,–.<br />

Wie singt man ein Lautenlied von John Dowland? Wo ist<br />

ein Portamento angebracht? Was bedeutet „cercar della<br />

nota“? Darf man Schubert-Lieder verzieren? Und wie<br />

viel Spielraum haben Interpreten und Interpretinnen<br />

in Vokalwerken der Neuen Musik? Das Handbuch gibt<br />

Antworten auf diese und viele andere Fragen.<br />

Gegliedert nach Jahrhunderten, stellt es die Vokalpraxis<br />

von etwa 1600 bis zur Gegenwart vor: In systematischer<br />

Weise erschließt es zunächst Aspekte wie<br />

Stimmtypen, Gesangsästhetik, historische Aussprache,<br />

Ornamentik und Deklamation – stets mit Bezug auf<br />

die zeitgenössischen Quellen. Darauf folgen kommentierte<br />

Beispiele aus den verschiedenen Gattungen der<br />

jeweiligen Zeit, die das Spektrum vokaler Gestaltungsmöglichkeiten<br />

verdeutlichen und so Interpreten von<br />

heute die Grundlagen für die eigenen künstlerischen<br />

Entscheidungen an die Hand geben.<br />

Das Handbuch, verfasst von acht Spezialisten, wendet<br />

sich ebenso an Sänger und Gesangspädagogen wie<br />

an alle, die sich für Historische Aufführungspraxis<br />

interessieren.<br />

]<br />

28 [t]akte 2I20<strong>19</strong><br />

[t]akte 2I20<strong>19</strong> 29


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Neue Aufnahmen<br />

Termine (Auswahl)<br />

Oktober 20<strong>19</strong><br />

Oktober 20<strong>19</strong> Oktober 20<strong>19</strong><br />

Oktober 20<strong>19</strong><br />

Joseph Haydn<br />

Die sieben letzten Worte unseres<br />

Erlösers am Kreuze<br />

Ensemble Resonanz, Leitung:<br />

Riccardo Minasi. Harmonia<br />

Mundi<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Die Zauberflöte<br />

RIAS Kammerchor, Chamber<br />

Orchestra of Europe, Leitung:<br />

Yannik Nézet-Seguin<br />

Deutsche Grammophon<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Klavierkonzerte u. a.<br />

Mari Kodama, Kolja Blacher,<br />

Johannes Moser (Klavier), Deutsches<br />

Symphonie-Orchester,<br />

Leitung: Kent Nagano<br />

Berlin Classics / DLF Kultur (4 CD)<br />

Franz Berwald<br />

Klavierkonzert D-Dur<br />

Ana-Marija Markovina (Klavier),<br />

Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester,<br />

Leitung: Peter<br />

Sommerer<br />

Hänssler Classic<br />

Hector Berlioz<br />

Symphonie fantastique; Lélio<br />

Cyrille Dubois (Tenor); Florian<br />

Sempey (Bariton), Ingrid Marsoner<br />

(Klavier), Wiener Singverein,<br />

Wiener Symphoniker, Leitung:<br />

Philippe Jordan<br />

Wiener Symphoniker<br />

Hector Berlioz<br />

Roméo et Juliette<br />

Orchestre national de Lyon,<br />

Leitung: Leonard Slatkin<br />

Naxos<br />

Charles Gounod<br />

Faust (Dialogfassung 1859,<br />

Ersteinspielung)<br />

Solisten, Les Talens Lyriques,<br />

Flemish Radio Choir, Leitung:<br />

Christophe Rousset<br />

Palazzetto Bru Zane<br />

Antonín Dvořák<br />

Stabat Mater (Fassung für Soli,<br />

Chor und Klavier)<br />

Julia Kleiter (Sopran), Gerhild<br />

Romberger (Alt), Dmitry Korchak<br />

(Tenor), Tareq Nazmi (Bass),<br />

Julius Drake (Klavier), Chor des<br />

Bayerischen Rundfunks, Howard<br />

Arman<br />

BR Klassik<br />

Gabriel Fauré<br />

Berceuse für Violine und Orchester;<br />

Romance für Violine und<br />

Orchester, Ballade für Klavier<br />

und Orchester; Élégie für Cello<br />

und Orchester; Masques et Bergamasques;<br />

Pavane u. a.<br />

Axel Schacher (Violine), Antoine<br />

Lederlin, Oliver Schnyder, Sinfonieorchester<br />

Basel, Leitung: Ivor<br />

Bolton<br />

Sony<br />

Heinz Winbeck<br />

Sinfonien 1 bis 5<br />

Christel Borchers, Udo Samel,<br />

Günter Binge, Werner Buchin,<br />

Bruce Weinberger, Symphonieorchester<br />

des Bayerischen<br />

Rundfunks, ORF Radio-Symphonieorchester<br />

Wien, Deutsches<br />

Symphonie-Orchester Berlin,<br />

Beethoven Orchester Bonn, Muhai<br />

Tang, Dennis Russell Davies,<br />

Mathias Husmann<br />

TYXart (5 CD)<br />

Jorge E. López<br />

Kampfhandlungen / Traumhandlungen<br />

op. 11<br />

Collegium Novum Zürich, Leitung:<br />

Jonathan Stockhammer<br />

NEOS<br />

Andreas Tarkmann<br />

Zwerg Nase. Orchestermärchen;<br />

Das kalte Herz. Konzertouvertüre<br />

Duisburger Philharmoniker,<br />

Leitung: Christoph Breidler<br />

Coviello Classics<br />

1.10.20<strong>19</strong> London (English National<br />

Opera)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orpheus and Eurydice (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Harry<br />

Bicket, Regie: Wayne McGregor<br />

3.10.20<strong>19</strong> Bordeaux<br />

Thomas Adès: Three Studies<br />

from Couperin<br />

Orchestre National Bordeaux<br />

Aquitaine, Musikalische Leitung:<br />

Paul Daniel<br />

3.10.20<strong>19</strong> Winterthur (Stadthaus)<br />

Heinrich Kaminski:<br />

In memoriam Gabrielae. Sinfonische<br />

Ballade<br />

Jean-François Antonioli (Klavier),<br />

Musikkollegium Winterthur,<br />

Musikalische Leitung: Jan<br />

Schultsz<br />

3.10.20<strong>19</strong> Dublin (National Concert<br />

Hall)<br />

Hector Berlioz: La mort d’Orphée,<br />

Messe solennelle<br />

RTÉ Concert Orchestra, Musikalische<br />

Leitung: Proinnsías Ó<br />

Duinn<br />

3.10.20<strong>19</strong> Amsterdam<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Ivor Bolton,<br />

Regie: Jossie Wieler, Sergio<br />

Morabito<br />

4.10.20<strong>19</strong> Tours<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Benjamin<br />

Pionnier, Regie: Gilles Bouillon<br />

4.10.20<strong>19</strong> Straßburg (Palais de la<br />

musique et des congrès)<br />

George Benjamin: Dance Figures<br />

Orchestre Philharmonique de<br />

Strasbourg, Leitung: Antony<br />

Hermus<br />

4.10.20<strong>19</strong> Utrecht (Tivoli Vredenburg)<br />

Hector Berlioz: Harold en Italie<br />

Radio Filharmonisch Orkest,<br />

Leitung: Alexander Vedemikov<br />

5.10.20<strong>19</strong> Koblenz<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Don<br />

Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Yura Yang,<br />

Regie: Markus Dietze<br />

5.10.20<strong>19</strong> Köln (Funkhaus Wallraffplatz)<br />

George Benjamin: Duett für<br />

Klavier und Kammerorchester<br />

Florence Millet (Klavier), WDR<br />

Sinfonieorchester, Leitung: Elena<br />

Schwarz<br />

5.10.20<strong>19</strong> Köln (Kunststation<br />

St. Peter)<br />

Charlotte Seither: Sette respiri<br />

Irene Kurka (Stimme solo)<br />

6.10.20<strong>19</strong> Würzburg<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Die drei kleinen Schweinchen;<br />

Na warte, sagte Schwarte<br />

Philharmonisches Orchester<br />

Würzburg, Leitung: Gábor<br />

Hontvári<br />

6.10.20<strong>19</strong> Oviedo<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Rinaldo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Aarón Zapico,<br />

Regie: Kobie van Rensburg<br />

9.10.20<strong>19</strong> Köln (Dom)<br />

Hector Berlioz:<br />

L’enfance du Christ1<br />

Vokalensemble Kölner Dom,<br />

Gürzenich-Orchester, Leitung:<br />

François-Xavier Roth<br />

10.10.20<strong>19</strong> Rom (Sala Santa<br />

Cecilia)<br />

Hector Berlioz:<br />

Grande messe des morts<br />

Orchestra e Coro dell‘Accademia<br />

Nazionale di Santa Cecilia, Musikalische<br />

Leitung: Antonio<br />

Pappano<br />

11.10.20<strong>19</strong> Bonn (Oper)<br />

Charlotte Seither: sie, die spricht<br />

Beethoven-Orchester Bonn, Musikalische<br />

Leitung: Dirk Kaftan<br />

11.10.20<strong>19</strong> Buxton<br />

(International Festival)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: John<br />

Andrews, Regie: Stephen Medcalf<br />

–> 11.10.20<strong>19</strong> Sondershausen<br />

Charlotte Seither: Neues Werk<br />

für Ensemble (Uraufführung)<br />

Ensemble der Länder, Leitung:<br />

Romeo Wecks<br />

–> 13.10.20<strong>19</strong> Dresden (Dreikönigskirche)<br />

Heinrich Schütz: Historia des Leidens<br />

und Sterbens Jesu Christi<br />

nach Lucas mit betrachtenden<br />

Einschüben von Torsten Rasch<br />

(Uraufführung)<br />

RIAS Kammerchor Berlin,<br />

Leitung: Justin Doyle<br />

15.10.20<strong>19</strong> Paris (Cité de la<br />

Musique)<br />

Matthias Pintscher: Mar´eh, NUR<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Musikalische Leitung: Matthias<br />

Pintscher<br />

17.10.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />

Wien)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito (Premiere)<br />

Leitung: Stefan Gottfried, Regie:<br />

Sam Brown<br />

17.10.20<strong>19</strong> Basel<br />

Gioachino Rossini:<br />

Il barbiere di Siviglia (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: David<br />

Parry, Regie: Kirill Serebrennikov<br />

18.10.20<strong>19</strong> London (Royal Academy<br />

of Music)<br />

Joseph Haydn: Il mondo della luna<br />

Royal Academy Chamber Orchestra,<br />

Musikalische Leitung:<br />

Lorenza Borrani<br />

18.10.20<strong>19</strong> Mulhouse<br />

Hector Berlioz:<br />

Lélio ou Le retour à la vie<br />

Orchestre Symphonique de Mulhouse,<br />

Leitung: Jacques Lacombe<br />

18.10.20<strong>19</strong> Düsseldorf<br />

Camille Saint-Saëns:<br />

Samson et Dalila (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Axel<br />

Kober, Regie: Joan Anton Rechi<br />

18.10.20<strong>19</strong> Mailand<br />

(Teatro alla Scala)<br />

Georg Friedrich Händel: Giulio<br />

Cesare in Egitto (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Giovanni<br />

Antonini, Regie: Robert Carsen<br />

18.10.20<strong>19</strong> Dallas<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Emmanuel<br />

Villaume, Regie: Kyle Lang<br />

18.10.20<strong>19</strong> Liège<br />

Christoph Willibald Gluck/<br />

Hector Berlioz: Orphée (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Guy Van<br />

Waas, Regie: Aurélien Bory<br />

<strong>19</strong>.10.20<strong>19</strong> Karlsruhe<br />

Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Daniele<br />

Squeo, Regie: Walter Sutcliffe<br />

<strong>19</strong>.10.20<strong>19</strong> Baden<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Franz<br />

Josef Breznik, Regie: Michael<br />

Lakner<br />

20.10.20<strong>19</strong> Bremen<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Hartmut<br />

Keil, Regie: Tatjana Gürbaca<br />

–> 20.10.20<strong>19</strong> Donaueschingen<br />

(Musiktage)<br />

Beat Furrer: Neues Werk für<br />

Klarinette und Ensemble (Uraufführung)<br />

Jérome Comte (Klarinette), Ensemble<br />

Intercontemporain, Leitung:<br />

Matthias Pintscher<br />

22.10.20<strong>19</strong> Berlin (BKA/Unerhörte<br />

Musik)<br />

Charlotte Seither:<br />

Equal ways of difference<br />

Neues Dresdner Klaviertrio<br />

30 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 31


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Termine (Auswahl)<br />

Oktober 20<strong>19</strong> Oktober/November 20<strong>19</strong> November 20<strong>19</strong><br />

November 20<strong>19</strong><br />

November 20<strong>19</strong><br />

November 20<strong>19</strong> November/Dezember 20<strong>19</strong> Dezember 20<strong>19</strong><br />

24.10.20<strong>19</strong> Boston (Symphony<br />

Hall)<br />

Dieter Ammann: The Piano Concerto<br />

(Gran Toccata) (US-Erstaufführung,<br />

auch 25./26.10.20<strong>19</strong>)<br />

Andreas Haefliger (Klavier), Boston<br />

Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Susanna Mälkki<br />

25.10.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />

Francesco Filidei:<br />

Sull‘essere angeli<br />

WDR Sinfonieorchester Köln,<br />

Leitung: Sylvain Cambreling<br />

25.10.20<strong>19</strong> Houston<br />

Georg Friedrich Händel: Saul<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Patrick<br />

Summers, Regie: Barrie Kosky<br />

25.10.20<strong>19</strong> Dessau<br />

Jacques Offenbach: Les contes<br />

d‘Hoffmann (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Elisa Gogou,<br />

Regie: Roman Hovenbitzer<br />

26.10.20<strong>19</strong> St. Gallen<br />

Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Michael<br />

Balke, Regie: Ben Baur<br />

26.10.20<strong>19</strong> São Paolo (Theatro<br />

São Pedro)<br />

Emmanuel Chabrier:<br />

L‘Étoile (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Andre dos<br />

Santos, Regie: Walter Neiva<br />

–> 26.10.20<strong>19</strong> Neubrandenburg<br />

(Konzertkirche)<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />

Spiriti für Orchester (Uraufführung)<br />

Neubrandenburger Philharmonie,<br />

Leitung: Sebastian Tewinkel<br />

27.10.20<strong>19</strong> Aachen<br />

Jules Massenet:<br />

Werther (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Yura Yang,<br />

Regie: Corinna von Rad<br />

31.10.20<strong>19</strong> Salzburg (Universität<br />

Mozarteum)<br />

Yann Robin: Asymétriades<br />

MozART Sinfonietta Salzburg,<br />

Leitung: Chungki Min<br />

31.10.20<strong>19</strong> Helsinki (Music<br />

Centre)<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo ed Euridice<br />

Finnish Radio Symphony Orchestra,<br />

Musikalische Leitung: Fabio<br />

Biondi<br />

1.11.20<strong>19</strong> Málaga<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Manuel<br />

Hernández Silva, Regie: José<br />

Carlos Plaza<br />

1.11.20<strong>19</strong> Dresden (Kreuzkirche)<br />

Hector Berlioz:<br />

Grande messe des morts<br />

Philharmonia Chor Stuttgart,<br />

Singakademie Dresden, Elbland<br />

Philharmonie Sachsen, Leitung:<br />

Ekkehard Klemm<br />

2.11.20<strong>19</strong> Zwickau<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Leo<br />

Siberski, Regie: Jürgen Pöckel<br />

3.11.20<strong>19</strong> Ravenna (Festival)<br />

Georges Bizet: Carmen (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Vladimir<br />

Ovodok, Regie: Luca Micheletti<br />

3.11.20<strong>19</strong> Krefeld<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Zwerg Nase<br />

Niederrheinische Sinfoniker<br />

6.11.20<strong>19</strong> Lille<br />

George Benjamin:<br />

Into the little hill (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Alphonse<br />

Cemin, Regie: Jacques Osinski<br />

7.11.20<strong>19</strong> Wien (Universität für<br />

Musik und darstellende Kunst)<br />

Domenico Cimarosa: Die heimliche<br />

Ehe (II matrimonio segreto)<br />

Universitätsorchester, Musikalische<br />

Leitung: Robert Simma<br />

7.11.20<strong>19</strong> Stavanger (Konserthus)<br />

Bohuslav Martinů: Konzert für<br />

zwei Violinen und Orchester<br />

Miriam Helms Alien, Joakim Robergshagen<br />

(Violine), Stavanger<br />

Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Halldis Ronning<br />

7.11.20<strong>19</strong> Frankfurt (Bockenheimer<br />

Depot)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Tamerlano (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Karsten<br />

Januschke, Regie: RB Schlather<br />

7.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />

Andrea Lorenzo Scartazzini:<br />

Torso, Epitaph, Spiriti für<br />

Orchester<br />

Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />

Simon Gaudenz<br />

8.11.20<strong>19</strong> Paris (Théâtre du<br />

Châtelet)<br />

George Benjamin: Duet<br />

Lorenzo Soulès (Klavier), Orchestre<br />

de chambre de Paris, Leitung:<br />

Sora Elizabeth Lee<br />

8.11.20<strong>19</strong> Innsbruck (Vierund-<br />

Einzig)<br />

Francisco Coll:<br />

Four Iberian Miniatures<br />

Akademie St. Blasius, Leitung:<br />

Michael Köck<br />

8.11.20<strong>19</strong> Saint-Etienne<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Giuseppe<br />

Grazioli, Regie: Laurent Delvert<br />

8.11.20<strong>19</strong> Boise (Egyptian Theatre)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Acis and Galatea (konzertant)<br />

Boise Baroque Orchestra, Musikalische<br />

Leitung: Robert Franz<br />

9.11.20<strong>19</strong> Bonn<br />

Pietro Mascagni: Cavalleria<br />

rusticana (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Will Humburg,<br />

Regie: Guy Montavon<br />

9.11.20<strong>19</strong> Essen (Aalto-Theater)<br />

Peter I. Tschaikowsky:<br />

Dornröschen (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Andrea<br />

Sanguineti, Choreographie: Ben<br />

Van Couwenbergh<br />

10.11.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />

Hector Berlioz: Le Corsaire<br />

Gürzenich Orchester, Leitung:<br />

Elim Chan<br />

10.11.20<strong>19</strong> Bremen<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Alcina (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Marco<br />

Comin, Regie: Michael Talke<br />

10.11.20<strong>19</strong> Vilnius<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Die drei kleinen Schweinchen<br />

Litauisches Kammerorchester,<br />

Musikalische Leitung:<br />

Vilmantas Kaliunas<br />

11./12.11.20<strong>19</strong> Berlin (Staatsoper)<br />

Camille Saint-Saëns:<br />

Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 72<br />

Christian Schmitt (Orgel), Staatskapelle<br />

Berlin, Leitung: Daniel<br />

Barenboim<br />

12.11.20<strong>19</strong> Kopenhagen<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Paul<br />

Goodwin, Regie: Tim Albery<br />

14.11.20<strong>19</strong> Meiningen<br />

Thomas Adès: Lieux retrouvés<br />

für Violoncello und Orchester<br />

(Deutsche Erstaufführung)<br />

Karoline Öhmann (Violoncello),<br />

Staatskapelle Meiningen,<br />

Leitung: Philippe Bach<br />

15.11.20<strong>19</strong> Hamburg (resonanzraum)<br />

Francesco Filidei:<br />

Esercizio di pazzia I<br />

Non-Piano Ensemble<br />

15.11.20<strong>19</strong> Schwerin<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo ed Euridice (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Manfred<br />

Mayrhofer, Regie: Stefano<br />

Giannetti<br />

15.11.20<strong>19</strong> Versailles (Opéra Royal)<br />

Jean-Philippe Rameau:<br />

Les Indes galantes (konzertant)<br />

La Chapelle Harmonique (chœur<br />

et orchestre), Musikalische Leitung:<br />

Valentin Tournet<br />

15.11.20<strong>19</strong> Lübeck<br />

Antonín Dvořák:<br />

Rusalka (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Stefan<br />

Vladar, Regie: Otto Katzameier<br />

16.11.20<strong>19</strong> Hannover (Marktkirche)<br />

Leos Janácček:<br />

Glagolitische Messe<br />

Bachchor und Bachorchester<br />

Hannover, Leitung: Jörg Straube<br />

16.11.20<strong>19</strong> Los Angeles<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: James<br />

Conlon, Regie: Barrie Kosky<br />

16.11.20<strong>19</strong> Pforzheim<br />

Bedřich Smetana:<br />

Die verkaufte Braut (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Florian<br />

Erdl, Regie: Gregor Horres<br />

17.11.20<strong>19</strong> Jena (Volkshaus)<br />

Bernd Alois Zimmermann:<br />

Musique pour les soupers du<br />

Roi Ubu<br />

Jenaer Philharmonie, Leitung:<br />

Simon Gaudenz<br />

17.11.20<strong>19</strong> Metzingen (Stadthalle)<br />

Andreas N. Tarkmann:<br />

Die verlorene Melodie<br />

Kammerorchester Metzingen,<br />

Leitung: Wolfgang Honigberger<br />

–> 17.11.20<strong>19</strong> Bratislava (Philharmonie)<br />

Ľubica Čekovská: LIBERTE (Urauff.)<br />

Slowakischer Philharmonischer<br />

Terézia Kružliaková (Mezzosopran),<br />

Chor, Symphonieorchester<br />

des Slowakischen Rundfunks,<br />

Leitung: Peter Valentovič<br />

–> 18.11.20<strong>19</strong> Wien (Wien Modern)<br />

Charlotte Seither: lauschgut für<br />

Inside Piano (Uraufführung)<br />

Beat Furrer: Flageolett-Studie<br />

für Klavier (Uraufführung)<br />

Mathilde Hoursiangou (Klavier)<br />

20.11.20<strong>19</strong> Paderborn (St. Heinrich)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Der Messias<br />

Nordwestdeutsche Philharmonie,<br />

Leitung: Marbod Kaiser<br />

22.11.20<strong>19</strong> Potsdam (Friedenskirche<br />

Schlosspark Sanssouci)<br />

Franz Schubert:<br />

Lazarus (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Trevor<br />

Pinnock, Regie: Frederic Wake-Walker<br />

22.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />

Charlotte Seither: Flow<br />

Modern Art Ensemble<br />

23.11.20<strong>19</strong> Weimar<br />

Paul Dessau: Lanzelot (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Dominik<br />

Beykirch, Regie: Peter Konwitschny<br />

23.11.20<strong>19</strong> Nürnberg<br />

Francesco Cavalli:<br />

La Calisto (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Wolfgang<br />

Katschner, Regie: Jens-Daniel<br />

Herzog<br />

24.11.20<strong>19</strong> Mannheim (Christuskirche)<br />

Thomas Daniel Schlee:<br />

Zwei Psalmen<br />

Matthias Maierhofer (Orgel)<br />

24.11.20<strong>19</strong> Leipzig (Gewandhaus)<br />

Hector Berlioz:<br />

Grande Messe des morts<br />

Werner Güra (Tenor), MDR-Chor<br />

und -Sinfonieorchester, Leitung:<br />

Marc Soustrot<br />

24.11.20<strong>19</strong> Mosbach (Klassische<br />

Konzerte )<br />

Rudolf Kelterborn: Klavierstück 7<br />

für zwei Klaviere („Quinternio“).<br />

Duo Soòs/Haag<br />

25.11.20<strong>19</strong> Heilbronn (Deutschhof)<br />

Charlotte Seither:<br />

Weitere Machart von Stille<br />

Natasha López (Stimme)<br />

26.11.20<strong>19</strong> Paris (Théâtre des<br />

Champs-Elysées)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jérémie<br />

Rhorer, Regie: James Gray<br />

–> 26.11.20<strong>19</strong> Salzburg (Dialoge)<br />

Manfred Trojahn: Streichquartett<br />

Nr. 2 für Mezzosopran, Klarinette<br />

und Streichquartett<br />

Tanja Ariane Baumgartner (Mezzosopran),<br />

Thorsten Johanns<br />

(Klarinette), Minguet Quartett<br />

28.11.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />

Thomas Adès: In Seven Days<br />

Konzerthausorchester, Musikalische<br />

Leitung: Christoph Eschenbach<br />

30.11.20<strong>19</strong> Freiberg<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Raoul<br />

Grüneis, Regie: N. N.<br />

1.12.20<strong>19</strong> Stuttgart<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Roland<br />

Kluttig, Regie: Christiane Pohle<br />

1.12.20<strong>19</strong> Freiburg<br />

Camille Saint-Saëns:<br />

Oratorio de Noël (Erstaufführung<br />

nach der Neuausgabe)<br />

Balthasar-Neumann-Chor und<br />

-Ensemble, Leitung: Thomas<br />

Hengelbrock<br />

3.12.20<strong>19</strong> Gießen<br />

Hector Berlioz:<br />

L’enfance du Christ<br />

Chor und Philharmonisches<br />

Orchester Gießen, Leitung:<br />

Jan Hoffmann<br />

4.12.20<strong>19</strong> Buenos Aires<br />

(Teatro Colón)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Mitridate, re di Ponto<br />

Musikalische Leitung: Julián<br />

Ignacio Carcés, Regie: Diego<br />

Cirulli<br />

5.12.20<strong>19</strong> Dresden (Semperoper)<br />

Christoph Willibald Gluck: Iphigenie<br />

auf Tauris (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jonathan<br />

Darlington, Choreographie: Pina<br />

Bausch<br />

7.12.20<strong>19</strong> Kassel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jörg Halubek,<br />

Regie: Lorenzo Fioroni<br />

8.12.20<strong>19</strong> Frankfurt (Alte Oper)<br />

Hector Berlioz:<br />

L’enfance du Christ<br />

Vokalsolisten Frankfurter Singakademie,<br />

Philharmonisches<br />

Orchester Gießen, Musikalische<br />

Leitung: Jan Hoffmann<br />

–> 9.12.20<strong>19</strong> Hamburg<br />

(Elbphilharmonie)<br />

Philipp Maintz: Choralvorspiel<br />

XIII (veni, redemptor gentium)<br />

(Uraufführung)<br />

Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />

10.12.20<strong>19</strong> Paris (Philharmonie)<br />

Oliver Knussen: O Hototogisu!<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Leitung: Brad Lubman<br />

11.12.20<strong>19</strong> Prag (Rudolfinum)<br />

Miroslav Srnka: move 01, move 03<br />

Tschechische Philharmonie,<br />

Leitung: Peter Eötvös<br />

12.12.20<strong>19</strong> München<br />

(Prinzregententheater)<br />

Beat Furrer: XENOS III<br />

Münchner Kammerorchester,<br />

Leitung: Ilan Volkov<br />

12.12.20<strong>19</strong> Antwerpen<br />

(Kunsthuis Opera Vlaanderen)<br />

Antonín Dvořák:<br />

Rusalka (Premiere )<br />

Musikalische Leitung: Giedre<br />

Slekyte, Regie: Alan Lucien Oyen<br />

13.12.20<strong>19</strong> Barcelona (L‘Auditori)<br />

Georg Friedrich Händel/<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Der Messias<br />

Orquestra Simfònica de Barcelona<br />

i Nacional de Catalunya, Musikalische<br />

Leitung: Kazushi Ono<br />

32 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 33


[t]akte<br />

2I20<strong>19</strong><br />

Termine (Auswahl)<br />

Dezember 20<strong>19</strong> Dezember 20<strong>19</strong>/Januar 2020 Januar 2020<br />

Januar 2020<br />

Januar 2020<br />

Februar 2020 Februar 2020<br />

Februar 2020<br />

14.12.20<strong>19</strong> Karlsruhe<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Johannes<br />

Willig, Regie: Floris Visser<br />

14.12.20<strong>19</strong> Graz<br />

Engelbert Humperdinck:<br />

Königskinder (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Marius<br />

Burkert, Regie: Frank Hilbrich<br />

15.12.20<strong>19</strong> Hildesheim<br />

Georg Friedrich Händel: Saul<br />

(konzertant)<br />

Chor und Orchester des Theaters<br />

Hildesheim, Leitung: Michael<br />

Hofstetter<br />

–> 17.12.20<strong>19</strong> Köln (Philharmonie)<br />

Lucia Ronchetti: Cartilago auris,<br />

magna et irregulariter formata<br />

(Uraufführung )<br />

Herbert Schuch (Klavier)<br />

<strong>19</strong>.12.20<strong>19</strong> München (Gasteig)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Missa in c-Moll KV 427<br />

Symphonieorchester des Bayerischen<br />

Rundfunks, Leitung:<br />

Herbert Blomstedt<br />

20.12.20<strong>19</strong> Wien (Theater an der<br />

Wien)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Rodrigo (konzertant)<br />

Orchestre Les Accents, Musikalische<br />

Leitung: Thibault Noally<br />

21.12.20<strong>19</strong> Passau<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Basil H. E.<br />

Coleman, Regie: Ultz<br />

21.12.20<strong>19</strong> Innsbruck<br />

Camille Saint-Saëns:<br />

Samson et Dalila (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Kerem<br />

Hasan, Regie: Michael D. Zimmermann<br />

22.12.20<strong>19</strong> Berlin (Konzerthaus)<br />

Benjamin Britten:<br />

Men of Goodwill<br />

Konzerthausorchester, Musikalische<br />

Leitung: Ulrich Kern<br />

27.12.20<strong>19</strong> Avignon<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Hervé<br />

Niquet, Regie: Cécile Roussat,<br />

Julien Lubek<br />

1.1.2020 Bonn<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Dirk Kaftan,<br />

Regie: Volker Lösch<br />

–> 6.1.2020 München (Jesuitenkirche<br />

St. Michael)<br />

Philipp Maintz: Choralvorspiel<br />

IV (unüberwindlich starker held,<br />

sankt michael) / Choralvorspiel<br />

VIII (wie schön leucht uns der<br />

morgenstern) (Uraufführung)<br />

Hansjörg Albrecht (Orgel)<br />

9./10./12.1.2020 München<br />

Dieter Ammann: Konzert für<br />

Klavier und Orchester (Deutsche<br />

Erstaufführung)<br />

Andreas Haefliger (Klavier),<br />

Münchner Philharmoniker, Musikalische<br />

Leitung: Susanna<br />

Mälkki<br />

10.1.2020 Versailles<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Hervé<br />

Niquet, Regie: Cécile Roussat,<br />

Julien Lubek<br />

11.1.2020 Köln (Funkhaus)<br />

Beat Furrer: Phaos<br />

WDR Sinfonieorchester, Leitung:<br />

Michael Wendeberg<br />

12.1.2020 Frankfurt (Alte Oper)<br />

George Benjamin:<br />

Dream of the Song<br />

Junge Deutsche Philharmonie,<br />

Leitung: Sir George Benjamin<br />

14.1.2020 Amsterdam<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Rodelinda (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Riccardo<br />

Minasi, Regie: Claus Guth<br />

17.1.2020 Nizza<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Roland<br />

Böer, Regie: Daniel Benoin<br />

17.1.2020 Oulu<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Huba<br />

Hollókoi, Regie: Tuomas Parkkinen<br />

18.1.2020 Basel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Christian<br />

Curnyn, Regie: Barbara Frey<br />

<strong>19</strong>.1.2020 Berlin (Konzerthaus)<br />

Pietro Mascagni: Cavalleria<br />

rusticana (konzertant)<br />

cappella academica, Musikalische<br />

Leitung: Christiane Silber<br />

<strong>19</strong>.1.2020 Gelsenkirchen<br />

Joseph Haydn:<br />

Orlando Paladino (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Werner<br />

Erhardt, Regie: Jetske Mijnssen<br />

<strong>19</strong>.1.2020 Madrid<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Ivor Bolton,<br />

Regie: Kornilios Michailidis<br />

20.1.2020 Tel Aviv<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Michele<br />

Gamba, Regie: Kasper Holten<br />

21.1.2020 Paris (Opéra National)<br />

Jacques Offenbach: Les contes<br />

d’Hoffmann (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Mark<br />

Elder, Regie: Robert Carsen<br />

22.1.2020 Genf<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serail<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Fabio<br />

Biondi, Regie: Luk Perceval<br />

23.1.2020 Bern (Casino)<br />

Josef Suk:<br />

Asrael. Symphonie c-Moll<br />

Berner Symphonieorchester,<br />

Leitung: Gabriel Feltz<br />

23.1.2020 Lille<br />

Georges Bizet:<br />

Les Pêcheurs de perles (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Guillaume<br />

Tourniaire, Regie: FC Bergman<br />

–> 24.1.2020 Leipzig (Peterskirche)<br />

Manfred Trojahn: Neues Werk für<br />

Chor a cappella (Uraufführung)<br />

MDR-Chor, Leitung: Philipp<br />

Ahmann<br />

24.1.2020 Toulon<br />

Gioachino Rossini:<br />

Le comte Ory (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jurjen<br />

Hempel, Regie: Denis Podalydès<br />

24.1.2020 Pittsburgh (Heinz Hall)<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (konzertant)<br />

Pittsburgh Symphony Orchestra,<br />

Leitung: Manfred Honeck<br />

25.1.2020 Hannover (Funkhaus)<br />

Ludwig van Beethoven: Musik zu<br />

Goethes Trauerspiel Egmont<br />

NDR Radiophilharmonie, Leitung:<br />

Pablo Gonzáles<br />

25.1.2020 Halle<br />

Antonín Dvořák:<br />

Rusalka (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: José Miguel<br />

Esandi, Regie: Veit Güssow<br />

25.1.2020 Trier<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jochem<br />

Hochstenbach, Regie: Jean-Claude<br />

Berutti<br />

25.1.2020 Enschede<br />

(Nationale Reisopera)<br />

Claudio Monteverdi:<br />

L´Orfeo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Hernán<br />

Schvartzman, Regie: Monique<br />

Wagemakers<br />

28.1.2020 Basel (Theodorskirche)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Missa c-Moll KV 427<br />

Vokalensemble Basel, La Cetra<br />

Barockorchester, Leitung:<br />

Andrea Marcon<br />

(auch 29.1.2020 Salzburg)<br />

29.1.2020 London<br />

(English National Opera)<br />

Georges Bizet: Carmen (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Valentina<br />

Peleggi, Regie: Calixto Bieito<br />

30.1.2020 Heidelberg<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Fidelio (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Dietger<br />

Holm, Regie: Thomas Böckstiegel<br />

31.1.2020 Bregenz<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Karsten<br />

Januschke, Regie: Henry Arnolds<br />

2.2.2020 Zürich<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Iphigénie en Tauride (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Gianluca<br />

Capuano, Regie: Andreas<br />

Homoki<br />

3.2.2020 Kassel<br />

Josef Suk:<br />

Asrael. Symphonie c-Moll<br />

Staatsorchester Kassel, Leitung:<br />

Jiri Rozen<br />

6.2.2020 New York (MET)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Agrippina (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Harry<br />

Bicket, Regie: David McVicar<br />

7.2.2020 Detmold<br />

Giselher Klebe: Der jüngste Tag<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Lutz Rademacher,<br />

Regie: Jan Eßinger<br />

–> 7.2.2020 München (musica viva)<br />

Matthias Pintscher: shirim for<br />

baritone and orchestra (Erstaufführung<br />

des Gesamtzyklus)<br />

Georg Nigl (Bariton), Chor und<br />

Orchester des Bayerischen<br />

Rundfunks, Leitung: Matthias<br />

Pintscher<br />

Mit Beethoven durch das Jahr 2020<br />

Bärenreiter<br />

lvb2020.com<br />

Taschenkalender<br />

144 S., 11 x 15,3 cm, gebunden<br />

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● Beethoven und seine Zeit in vielen Facetten<br />

● Zahlreiche, meist farbige Abbildungen<br />

● Das Geschenk zum Beethoven-Jahr 2020<br />

8.2.2020 Freiburg<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: N. N.,<br />

Regie: Juan Anton Rechi<br />

8.2.2020 Graz<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Andrea<br />

Sanguineti, Marcus Merkel,<br />

Regie: Elisabeth Stöppler<br />

8.2.2020 Hannover<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Alcina (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Rubén<br />

Dubrovsky, Regie: Lydia Steier<br />

–> 11.2.2020 Bonn<br />

Manfred Trojahn: Ein Brief.<br />

Reflexive Szene für Bariton,<br />

Streichquartett und Orchester<br />

(Uraufführung)<br />

Musikalische Leitung: Dirk Kaftan,<br />

Regie: Reinhild Hoffmann<br />

14.2.2020 Düsseldorf<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Alcina (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Axel<br />

Kober, Regie: Lotte de Beer<br />

14.2.2020 Essen<br />

Richard Wagner/Andreas N.<br />

Tarkmann: Wesendonck-Lieder<br />

Folkwang Kammerorchester<br />

Essen<br />

15.2.2020 Oldenburg<br />

Antonín Dvořák:<br />

Rusalka (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Vito Cristofaro,<br />

Regie: Hinrich Horstkotte<br />

–> 15.2.2020 Hamburg (Elbphilharmonie)<br />

Philipp Maintz: Neues Werk für<br />

Klavier solo (Uraufführung)<br />

William Youn (Klavier)<br />

16.2.2020 Paris (Maison de Radio<br />

France)<br />

George Benjamin:<br />

Into the little hill<br />

Ensemble Intercontemporain,<br />

Musikalische Leitung: Pierre<br />

Bleuse<br />

16.2.2020 Wien (Konzerthaus)<br />

George Benjamin:<br />

Written on skin (halbszenisch)<br />

Orchestre Philharmonique de<br />

Radio France, Leitung: Sir George<br />

Benjamin<br />

16.2.2020 Cardiff<br />

(Welsh National Opera)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Carlo<br />

Rizzi, Regie: Tobias Richter<br />

18.2.2020 Brüssel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Antonello<br />

Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />

20.2.2020 Brüssel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Così fan tutte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Antonello<br />

Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />

21.2.2020 Tel Aviv<br />

Gioachino Rossini:<br />

Il barbiere di Siviglia (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Alessandro<br />

de Marchi, Regie: Martin<br />

Lyngbo<br />

21.2.2020 Aarhus<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Entführung aus dem Serial<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Claus<br />

Efland, Regie: Philipp Kochheim<br />

22.2.2020 Brüssel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Antonello<br />

Manacorda, Regie: Ben Glassberg<br />

23.2.2020 Hamburg (Staatsoper)<br />

Georg Friedrich Händel:<br />

Alcina (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Christopher<br />

Moulds, Regie: Christof Loy<br />

34 [t]akte 2I20<strong>19</strong> [t]akte 2I20<strong>19</strong> 35


[t]akte<br />

Februar/März 2020 März 2020<br />

März 2020<br />

März 2020<br />

29.2.2020 Bielefeld<br />

Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Alexander<br />

Kalajdzic, Regie: Tomo Sugao<br />

29.2.2020 Halle<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Don Giovanni (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Michael<br />

Wendeberg, Regie: Florian Lutz<br />

29.2.2020 Kopenhagen<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Julia<br />

Jones, Regie: Robert Carsen<br />

29.2.2020 Hagen<br />

Christoph Willibald Gluck:<br />

Orfeo ed Euridice (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel,<br />

Regie: Kerstin Steeb<br />

–> 6.3.2020 Wien<br />

Charlotte Seither: Neues Werk<br />

für Stimme solo (Uraufführung)<br />

Salome Kammer (Stimme)<br />

6.3.2020 Kansas City<br />

Ľubica Čekovská: A Midsummer<br />

Quartet (US Erstaufführung)<br />

Pavel Haas Quartet<br />

7.3.2020 Kiel<br />

Hector Berlioz:<br />

Les Troyens (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Daniel Carlberg,<br />

Regie: Alexandra Liedtke<br />

8.3.2020 Budapest<br />

(Bartók National Festival Hall)<br />

Jean-Philippe Rameau: Dardanus<br />

(konz. Erstaufführung nach den<br />

Opera Omnia Rameau)<br />

Purcell Choir, Orfeo Orchestra,<br />

Leitung: György Vashegyi<br />

8.3.2020 Bern<br />

Bedřich Smetana:<br />

Die verkaufte Braut (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Matthew<br />

Toogood, Regie: Adriana Altaras<br />

13.3.2020 Kopenhagen<br />

(Konzerthaus)<br />

Hector Berlioz: Les nuits d’été<br />

Christian Gerhaher (Bariton),<br />

Danish National Symphony<br />

Orchestra, Leitung: Fabio Luisi<br />

14.3.2020 Ulm<br />

Andreas N. Tarkmann: Die Prinzessin<br />

auf der Erbse<br />

Philharmonisches Orchester<br />

der Stadt Ulm, Musikalische Leitung:<br />

Michael Weiger, Szenische<br />

Einrichtung: Andreea Geletu<br />

14.3.2020 London<br />

(English National Opera)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Le nozze di Figaro (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Kevin John<br />

Edusei, Regie: James Henshaw<br />

14.3.2020 Burgdorf<br />

Antonín Dvořák: Stabat Mater<br />

ad hoc, Leitung: Ganzague<br />

Monney<br />

14.3.2020 Enschede (Reisopera)<br />

Bedřich Smetana:<br />

Die verkaufte Braut (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Ed Spanjaard,<br />

Regie: John Yost<br />

15.3.2020 Weimar<br />

Engelbert Humperdinck: Fünf<br />

Tonbilder aus „Dornröschen“<br />

Staatskapelle Weimar,<br />

Leitung: Dominik Beykirch<br />

15.3.2020 Krefeld<br />

Antonín Dvořák: Rusalka<br />

(Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Diego<br />

Martin-Extebarria, Regie: Ansgar<br />

Weigner<br />

16.3.2020 Wien (Theater an der<br />

Wien)<br />

Ludwig van Beethoven:<br />

Leonore 1806 (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Manfred<br />

Honeck, Regie: Christoph Waltz<br />

16.3.2020 Kassel<br />

Manfred Trojahn: ... mit durchscheinender<br />

Melancholie<br />

Staatsorchester Kassel, Musikalische<br />

Leitung: Francesco Angelico<br />

21.3.2020 Augsburg<br />

Charles Gounod: Faust (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Domonkos<br />

Héja, Regie: Jochen Bigonzoli<br />

21.3.2020 Mamer (Luxemburg<br />

Kinneksbond, Centre Culturel)<br />

Christoph Willibald Gluck /<br />

Hector Berlioz: Orphée<br />

Orchestre de Chambre de<br />

Luxembourg<br />

21.3.2020 St. Gallen<br />

Georg Friedrich Händel: Giulio<br />

Cesare in Egitto (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Rubén<br />

Dubrovsky, Regie: Fabio Ceresa<br />

21.3.2020 Bergen<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

La clemenza di Tito (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Jan<br />

Willem de Vriend, Regie: Rodula<br />

Gaitanou<br />

22.3.2020 Berlin (Staatsoper)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Idomeneo (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Simon<br />

Rattle, Regie: David McVicar<br />

27.3.2020 Neapel<br />

Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Die Zauberflöte (Premiere)<br />

Musikalische Leitung: Asher<br />

Fisch, Regie: Claudio Andò<br />

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