Steuern & Wirtschaft 2/19
Newsletter zu wirtschaftsrelevanten Änderungen im Steuerrecht
Newsletter zu wirtschaftsrelevanten Änderungen im Steuerrecht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
STEUERN & WIRTSCHAFT / Nr. 1 – 20<strong>19</strong> / 13<br />
JAHRESABSCHLUSS<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
bei der Diskontierung von<br />
Pensionsrückstellungen<br />
Die Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens wird<br />
auch durch die Pensionsverpflichtungen beeinflusst.<br />
Die Pensionsrückstellungen deutscher IFRS-Anwender<br />
waren im Jahr 2017 tendenziell leicht rückläufig.<br />
Als Ursache wird vor allem ein etwas gestiegener<br />
Diskontierungszinssatz genannt. Dieser ist ein<br />
wichtiger Parameter für die Höhe der Pensionsrückstellungen<br />
und damit eine wichtige Stellschraube bilanzieller<br />
Gestaltungen.<br />
Gemäß dem IAS <strong>19</strong> soll bei der Ermittlung des Diskontierungszinssatzes<br />
auf die Marktrenditen von Unternehmensanleihen<br />
hoher Qualität zurückgegriffen werden. In der Praxis kommen<br />
Anleihen mit Ratingklassen von AAA bis A zur Anwendung. Infolgedessen<br />
findet sich eine Spannweite von 1,5 Prozentpunkten<br />
bei den in Jahresabschlüssen von DAX- Unternehmen verwendeten<br />
Diskontierungszinssätzen.<br />
Niedrigere Pensionsrückstellungen lassen sich durch Rückgriff<br />
auf die Renditen risikoreicherer Anleihen erzeugen. Umgekehrt<br />
führt der Rückgriff auf die Renditen von Unternehmensanleihen<br />
mit höchster Bonität zu hohen Pensionsrückstellungen.<br />
Statistische Untersuchungen ergeben für die DAX-Unternehmen<br />
im Jahr 2017 durchschnittliche Unterschiedsbeträge für die Pensionsverpflichtungen<br />
(vor Saldierung mit Deckungsvermögen)<br />
von mehr als 20 %. Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung, die<br />
den Diskontierungssätzen bei der Berechnung von Pensionsrückstellungen<br />
zukommt.<br />
Größere kapitalmarktnotierte Unternehmen könnten zur Bestimmung<br />
der Diskontierungssätze auf Bundesanleihen zugreifen.<br />
Da deren Renditen deutlich unter den aktuell verwendeten<br />
Diskontierungszinssätzen liegen, ergäben sich dann erhebliche<br />
Höherbewertungen der Pensionsrückstellungen. Die Zulässigkeit<br />
dieser Methode ist zurzeit noch strittig.<br />
HINWEIS<br />
Anders verläuft die Entwicklung bei Pensionsrückstellungen<br />
im handelsrechtlichen Jahresabschluss. Hier wird der Diskontierungszinssatz<br />
monatlich von der Bundesbank ermittelt.<br />
Ein weiteres Absinken ist zu erwarten. Daher werden sich die<br />
Ansätze handelsrechtlicher Pensionsrückstellungen voraussichtlich<br />
erhöhen.<br />
JAHRESABSCHLUSS<br />
Praktische Probleme bei<br />
der Leasingbilanzierung<br />
Die ab dem 1.1.20<strong>19</strong> anzuwendenden Regelungen<br />
des IFRS 16 zur Leasingbilanzierung verfolgen den sog.<br />
Right-of-Use-Ansatz. Das führt zur Bilanzierung grundsätzlich<br />
aller Leasingverhältnisse beim Leasingnehmer.<br />
Dieser kann Leasingverpflichtungen damit nur noch in<br />
Ausnahmefällen off balance zeigen.<br />
Sowohl der Umfang als auch die Komplexität der Bilanzierung<br />
von Leasingverträgen hat mit der Anwendung<br />
von IFRS 16 stark zugenommen. Anwender sind daher<br />
mit erhöhten Anforderungen bei der Erfassung und Verarbeitung<br />
bilanzierungsrelevanter Daten konfrontiert. Dem vollständigen<br />
und korrekten Auslesen der Daten aus den Leasingverträgen (Datenextraktion)<br />
kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu.<br />
Zur (teilweisen) Automatisierung der dazu erforderlichen<br />
Arbeiten sollten Unternehmen die Nutzung von IT-Systemen in<br />
Erwägung ziehen. Dies sind zurzeit vor allem Text-Mining- Lösungen.<br />
Die Bilanzierungspraxis geht von einer zunehmenden Dynamik<br />
im Bereich der Text-Mining-Software zur Datenextraktion<br />
aus. Hier ist mit wesentlichen Neu- und Weiter- entwicklungen<br />
zu rechnen. Aufgrund der erforderlichen Beurteilung von Ermessensspielräumen<br />
zur Ausübung von Verlängerungs- und Kündigungsoptionen<br />
wird jedoch eine manuelle Nachbearbeitung der<br />
automatisierten Textanalyse bis auf Weiteres erforderlich bleiben.<br />
Zur Reduzierung des administrativen Aufwands sollten Anwender<br />
auch die Leasinggeber einbeziehen. Diese können den<br />
Leasingnehmern z.B. durch standardisierte Verträge oder die digitale<br />
Bereitstellung der bilanzierungsrelevanten Daten entlasten.