27.09.2019 Aufrufe

kurzGeschichte

Kurze historische Geschichten über Schüttorf, eine kleine Stadt am südwestlichen Rand von Niedersachsen.

Kurze historische Geschichten über Schüttorf, eine kleine Stadt am südwestlichen Rand von Niedersachsen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Vechte versorgte Jahrhundertelang die Schüttorfer Bürger, Tiere, Äcker und Wiesen zuverlässig<br />

mit frischem Wasser. Hin und wieder diente sie auch als Transportweg oder hielt als Teil der<br />

Stadtbefestigung Feinde von der Stadt fern. Darüber war sie als Proteinlieferant ein wichtiger<br />

Bestandteil des Nahrungsangebotes. Wie auch alle anderen wildlebenden Tiere waren aber die<br />

Fische Eigentum des jeweiligen Landesherren und durften von den Bürgern nicht so ohne Weiteres<br />

gefangen werden.<br />

Die Vechtefischerei<br />

Erst 1485 erlaubte Graf Bernhard von Bentheim in der Erweiterung der Stadtprivilegien den Schüttorfer<br />

Bürgern, in der Vechte auf Fischfang zu gehen: „Item ock mögen unsere Börger oft inwohner<br />

van Schüttrup fischen in der Vechte, wahre levest sie willen buten unser und burgmans-frede. Wahre<br />

levest sie willen.“ So gestand Graf Bernhard von Bentheim den Schüttorfer Bürgern ein zeitlich<br />

unbegrenztes Fischereirecht in der Vechte zu, wo sie nicht durch gräfliche Länderei oder durch<br />

Ländereien seiner Burgmannen floss. Scheurmann ging davon aus, dass die Schüttorfer Fischereigerechtsamen<br />

sich auf den Vechteabschnitt von Ohne bis Brandlecht erstreckten. Ausgenommen<br />

waren hiervon jedoch der Vechteverlauf unmittelbar vor und nach der fürstlichen Wassermühle.<br />

Hier lag das Fischereirecht beim Bentheimer Grafen. Leider gibt es keine historischen Belege, wie<br />

fischreich die Vechte früher war und ob in Schüttorf eine hauptberufliche Flussfischerei betrieben<br />

wurde. Aber die Fischereigerechtsame war für Schüttorf schon so wichtig, dass im 17. und 18.<br />

Jahrhundert mehrfach sogenannte „Schnatfischen“ stattfanden, um die Bedeutung dieses Privilegs<br />

öffentlich zu dokumentieren. Die Fischerei muss aber wohl so einträglich gewesen sein, dass<br />

darüber ein juristischer Streit mit dem Grafenhaus geführt wurde. In den 1870er Jahren kam es zum<br />

Prozess, der mit einer Einigung endete. Der Schüttorfer Rat durfte das Fischereirecht im stadtnahen<br />

Vechteverlauf verpachten, musste sich aber die Einnahmen mit Samern und Ohne teilen.<br />

In fast jeder Sage steckt auch ein Stückchen Wahrheit. Zu einer der bekannteren Schüttorfer Sagen<br />

gehört die von den drei Schmieden: In der frühen Neuzeit, als Schüttorf eine mit Stadtmauer,<br />

Gräben und Wällen stark gesicherte Stadtfestung war, konnte bei einer Belagerung der Feind<br />

durch das versehentlich offen gelassene Mühlentor des Nächtens in die Stadt eindringen. Aber<br />

ohne großen Erfolg. Denn er wurde von den drei Schüttorfer Schmieden mit glühenden Eisenstangen<br />

gleich wieder aus der Stadt vertrieben. Aus diesen Eisenstangen fertigten die Schmiede<br />

nach ihrem Sieg drei gewaltige Zweihandschwerter, als Zeichen ihrer Tapferkeit und ihres Mutes.<br />

Diese Schwerter wurden im Rathaus aufbewahrt und bei festlichen Gelegenheiten von jeweiligen<br />

Schmieden in ihrer Zunftkleidung mitgeführt.<br />

Die Schüttorfer Schmiede<br />

Soweit die Sage. Ob sie stimmt, und ob die im Rathaus verwahrten Schwerter wirklich die der<br />

mutigen Schmiede waren, ist ungewiss. Aber die Sage gibt Auskunft darüber, dass die Schüttorfer<br />

Schmiede wohl eine große Bedeutung für die junge Stadt hatten und deshalb hohes Ansehen<br />

genossen. So wurde den Schüttorfer Schmieden bereits 1387 der Gildebrief verliehen. Rund um<br />

Schüttorf gab es durchaus nennenswerte bodennahe Hämatit-Vorkommen (Roteisenerz). Im frühen<br />

Mittelalter war Hämatit ein sehr wertvoller Rohstoff. Wurde aus ihm doch Roteisen hergestellt,<br />

aus dem dann vor allem Waffen und Arbeitswerkzeuge gefertigt wurden. Es ist also durchaus möglich,<br />

dass Schüttorf in seinen Anfangsjahren ein bedeutender Standort für die Roteisenherstellung<br />

und -verarbeitung war. Und vielleicht hat man mit der Sage der Drei Schmiede dieser Bedeutung<br />

ein anschauliches Helden-Denkmal gesetzt. Das wäre durchaus denkbar.<br />

(Foto: Stadtarchiv Schüttorf, das Foto zeigt v.l.n.r Schmiedemeister J. Hambeck, Gildemeister G. Schlikker und<br />

Schmiedemeister A. Veddeler bei einer Festveranstaltung „200 Jahre Schüttorfer Schützengilde“, 1908)<br />

(Quelle: Scheurmann, Manuskript, Stadtarchiv Schüttorf, Foto: Stadtarchiv Schüttorf)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!