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Traunreuter Stadtblatt Oktober 2019

LIEBE LESER, ich bin jetzt gerade, wie man so schön sagt „auf 180“. Nur noch wenige Seiten trennen mich von einer friedlichen Druckabgabe nach einer durchgearbeiteten Nacht und etlichen Stunden „Sitzen beim Satz“. Und dann das: die Maus fängt an zu lahmen. Sie reagiert nicht. Ich weiß ja wie Wiederbelebung funktioniert - Batterietausch. Kurzum: Maus lahmt immer noch. Ich merke, langsam zerrt es an den Nerven. Tipp zwei: Neustart des Computers, denn da hat sich wohl irgendwo irgendwas aufgehängt. Also: funktioniert immer noch nicht besser. Naja, in Gedanken würde ich ihn schon am liebsten aus dem Fenster befördern. Dementsprechend laut und hysterisch meine Stimmung, zum Leidwesen meines Gatten, der sich kaum noch auf seine Arbeit konzentrieren kann. Aber: Lösung nicht in Sicht. Die ganze Eile der vorangegangenen Stunden umsonst, denn jetzt kann ich nur noch so schnell arbeiten wie eine Schnecke, die sich über die Autobahn stresst. Ja, Datenautobahn, Schnelligkeit, Kurzlebigkeit, Rastlosigkeit, Unübersichtlichkeit, Unendlichkeit, Daueronline: nicht selten wünschte ich mich an einen Ort, an dem man ohne diesen Kasten überleben kann. Und es erschreckt mich, wie unkritisch wir uns lenken lassen. In welchem Umfang wir uns Tag für Tag, immer weiter, in den Rachen der Computerversums stürzen, obwohl wir, ehrlich gesagt, von dem ganzen Mist doch überhaupt keine Ahnung haben. Das Gleiche gilt auch für das hochgelobte Internet. Das ist, als würde man mit einem durchlöcherten Fallschirm aus dem Flugzeug springen und hoffen, dass man auf einem weichen Daunenkissen landet. Sonderbares Wesen, dieser Mensch. Sonderbar, diese Welt. Ps: Ich gehe jetzt eine Maus kaufen. Keine Ahnung, ob es dann funktioniert. Vielleicht ruft ihr die nächste Zeit einfach bei uns an, statt zu mailen. Henriette Matovina

LIEBE LESER,

ich bin jetzt gerade, wie man so schön sagt „auf 180“. Nur noch wenige Seiten trennen mich von einer friedlichen Druckabgabe nach einer durchgearbeiteten Nacht und etlichen Stunden „Sitzen beim Satz“.
Und dann das: die Maus fängt an zu lahmen. Sie reagiert nicht. Ich weiß ja wie Wiederbelebung funktioniert - Batterietausch. Kurzum: Maus lahmt immer noch. Ich merke, langsam zerrt es an den Nerven. Tipp zwei: Neustart des Computers, denn da hat sich wohl irgendwo irgendwas aufgehängt. Also: funktioniert immer noch nicht besser. Naja, in Gedanken würde ich ihn schon am liebsten aus dem Fenster befördern. Dementsprechend laut und hysterisch meine Stimmung, zum Leidwesen meines Gatten, der sich kaum noch auf seine Arbeit konzentrieren kann. Aber: Lösung nicht in Sicht. Die ganze Eile der vorangegangenen Stunden umsonst, denn jetzt kann ich nur noch so schnell arbeiten wie eine Schnecke, die sich über die Autobahn stresst. Ja, Datenautobahn, Schnelligkeit, Kurzlebigkeit, Rastlosigkeit, Unübersichtlichkeit, Unendlichkeit, Daueronline: nicht selten wünschte ich mich an einen Ort, an dem man ohne diesen Kasten überleben kann.

Und es erschreckt mich, wie unkritisch wir uns lenken lassen. In welchem Umfang wir uns Tag für Tag, immer weiter, in den Rachen der Computerversums stürzen, obwohl wir, ehrlich gesagt, von dem ganzen Mist doch überhaupt keine Ahnung haben. Das Gleiche gilt auch für das hochgelobte Internet. Das ist, als würde man mit einem durchlöcherten Fallschirm aus dem Flugzeug springen und hoffen, dass man auf einem weichen Daunenkissen landet.

Sonderbares Wesen, dieser Mensch. Sonderbar, diese Welt.

Ps: Ich gehe jetzt eine Maus kaufen. Keine Ahnung, ob es dann funktioniert.
Vielleicht ruft ihr die nächste Zeit einfach bei uns an, statt zu mailen.


Henriette Matovina

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