hallo-greven_05-10-2019
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Kino | Film<br />
Samstag, 5. Oktober <strong>2019</strong><br />
Apokalypse<br />
hinterm<br />
Deich<br />
Lenz-Adaption: „Deutschstunde“<br />
Foto:<br />
„Deutschstunde“<br />
Literaturverfilmung<br />
Fazit: <br />
Siggi Jepsens Vater Jens Ole, ein<br />
Polizist, erhielt im Krieg den Auftrag,<br />
dem befreundeten expressionistischen<br />
Maler Ludwig Nansen<br />
ein Berufsverbot zu überbringen.<br />
Bei dessen Überwachung sollte<br />
ihm damals Siggi helfen, dieser<br />
rebellierte jedoch schließlich<br />
gegen seinen Vater.<br />
Sprachen übersetzt und 2,2<br />
Millionen Mal verkauft.<br />
Regisseur Schwochow verdichtet<br />
den Stoff auf das<br />
Schicksal eines Jungen zwischen<br />
zwei gegensätzlichen<br />
Vaterfiguren. Siggi Jepsen<br />
(Tom Gronau) blickt aus einer<br />
Jugendstrafanstalt zurück auf<br />
seine Zeit als Kind (Levi Eisenblätter)<br />
mit seinem Vater (Ulrich<br />
Noethen), einem pflicht-<br />
Denn hier im Norden,<br />
am Rande<br />
des Wattenmeers,<br />
könnte es<br />
so friedlich sein.<br />
Doch der Krieg dringt bis hierhin<br />
vor. Dafür sorgen die Menschen<br />
in den Häusern mit<br />
ihrer Pflichterfüllung für das<br />
eigentlich so ferne Berlin.<br />
Die gleichnamige Vorlage<br />
von Siegfried Lenz (1926 bis<br />
2014) ist neben der „Blechtrommel“<br />
von Günter Grass<br />
versessenen<br />
wohl einer der wichtigsten<br />
Romane aus der deutschen<br />
Nachkriegszeit. Das Buch<br />
machte Lenz international bekannt,<br />
wurde nach dem Erscheinen<br />
1968 in zwanzig<br />
Bettwäsche im Wind.<br />
Neben kaum einem<br />
dieser düsteren Häuser<br />
hinterm Deich fehlen<br />
flatternde Laken, wehender<br />
weißer Stoff.<br />
Diese Bilder stehen in<br />
Christian Schwochows<br />
Verfilmung von<br />
„Deutschstunde“ für<br />
einen grotesken<br />
Gegensatz.<br />
Dorfpolizisten,<br />
der einen „brauchbaren Menschen“<br />
aus seinem Sohn machen<br />
will, was auch heißt:<br />
„brauchbare Menschen müssen<br />
sich fügen“.<br />
Einen Hof weiter lebt ein berühmter<br />
Künstler (Tobias Moretti).<br />
Die beiden Männer sind<br />
seit ihrer Kindheit befreundet,<br />
der Maler hat dem Polizisten<br />
damals sogar das Leben gerettet.<br />
Doch die Nazis mögen seine<br />
Kunst nicht. „Die glauben,<br />
dass Malen gefährlich ist“,<br />
sagt er dem Jungen. Der<br />
Künstler wehrt sich gegen ein<br />
Malverbot der Nazis, das der<br />
Polizist überbringt und dann<br />
überwachen muss.<br />
Siggi wird zwischen den<br />
Männern aufgerieben. Er steigert<br />
sich in den Wahn, die Bilder<br />
auch nach Kriegsende<br />
noch vor seinem Vater sichern<br />
zu müssen. „Es ist eine große<br />
Tragik, dass er diese Obsession<br />
für die Bilder, für das Retten<br />
der Kunst entwickelt und<br />
dann am Ende von beiden dafür<br />
ans Messer geliefert wird“,<br />
sagt Schwochow.<br />
Die Rolle des Malers Max<br />
Ludwig Nansen hat eine berühmte<br />
Entsprechung: Lenz<br />
orientierte sich an Hans Emil<br />
Hansen, der als Emil Nolde<br />
(1867 bis 1956) weltberühmt gewordenen<br />
Ikone des Expressionismus.<br />
Nolde lebte hinterm<br />
Deich in Seebüll an der<br />
dänischen Grenze, seine<br />
Arbeiten wurden von den Nazis<br />
ebenfalls als entartet verfemt.<br />
Auch er unterlag einem<br />
Berufsverbot. Allerdings durfte<br />
Nolde weiter malen. Und,<br />
ungleich wichtiger: Er war<br />
Antisemit, Rassist und glühender<br />
Nazi.<br />
Schwochow wollte mit seiner<br />
Verfilmung allerdings keine<br />
Nolde-Geschichte erzählen.<br />
„Mir ging es um etwas<br />
ganz anderes: um das Schützen<br />
von Kunst, das Verbrennen<br />
von Kunst, die Rettung<br />
von Kunst“, sagt er. Der Krieg<br />
steckt bei Schwochow nun in<br />
den Figuren. Nur einmal lässt<br />
der Regisseur das Martialische<br />
der Schlachten in Form<br />
eines Tieffliegers sehr konkret<br />
Gestalt annehmen. (dpa)<br />
Wie das mit dem Tanzen funktioniert? Jorge González zeigt den<br />
Frauen die richtigen Schritte. Foto: dpa<br />
Erfolg mit<br />
dem Tanz<br />
„Eine ganz heiße Nummer 2.0“<br />
Im Jahr 2011 war „Eine ganz<br />
heiße Nummer“ ein Überraschungshit<br />
im Kino. Drei<br />
Frauen aus der bayerischen<br />
Provinz riefen eine Hotline für<br />
Telefonsex ins Leben, um ihre<br />
knappen Kassen aufzubessern.<br />
1,3 Millionen Kinobesucher<br />
wollten die Komödie mit<br />
Gisela Schneeberger, Rosalie<br />
Thomass und Bettina Mittendorfer<br />
sehen.<br />
Nun folgt „Eine ganz heiße<br />
Nummer 2.0“. Die Einwohner<br />
von Marienzell fühlen sich<br />
von der digitalen Welt abgehängt.<br />
Ein modernes, blitzschnelles<br />
Internet soll her.<br />
Doch das kostet. Deshalb melden<br />
sich Lena, Maria und Waltraud<br />
bei einem Tanzwettbewerb<br />
an, bei dem ein hohes<br />
Preisgeld winkt.<br />
Einen prominenten Tanzlehrer<br />
haben sie bereits: Jorge<br />
González, der schon den Mädchen<br />
von „Germanys Next<br />
Topmodel“ die richtigen<br />
Schritte beibrachte.<br />
In weiteren Rollen spielen<br />
Hardy Krüger Jr., Günther<br />
Maria Halmer und Franziska<br />
Schlattner; Regie führte Rainer<br />
Kaufmann. (dpa)<br />
„Eine ganz heiße Nummer 2.0“<br />
Komödie<br />
Fazit: <br />
Mit ihrer durchaus gewagten Geschäftsidee,<br />
als Telefonsexanbieter<br />
zu arbeiten, konnten Waltraud,<br />
Maria und Lena sich vor der drohenden<br />
Pleite retten. Doch einige<br />
Zeit später steht es in ihrem Heimatdorf<br />
erneut schlecht. Der Gewinn<br />
eines Tanzwettbewerbs soll<br />
helfen.<br />
Will Smith<br />
im<br />
Doppelpack<br />
Thriller: „Gemini Man“<br />
Als Filmemacher hat Ang<br />
Lee bereits einen langen<br />
und erfolgreichen<br />
Weg hinter sich. 27 Jahre ist es<br />
her, dass der gebürtige Taiwanese<br />
mit „Pushing Hands“, der<br />
Geschichte eines in New York<br />
gestrandeten Tai Chi-Meisters,<br />
sein Debüt vorlegte. Es<br />
folgten populäre, teils epochemachende<br />
Werke wie „Brokeback<br />
Mountain“ (Regie-Oscar<br />
2006) oder „Life of Pi“ (Regie-<br />
Oscar 2013).<br />
Nun legt der Regisseur mit<br />
„Gemini Man“ einen bildgewaltigen,<br />
sicher ziemlich teuren<br />
Thriller mit einem großen<br />
US-Star vor: Will Smith in<br />
einer Doppelrolle. An dessen<br />
Seite agieren unter anderen<br />
Clive Owen („Valerian – Die<br />
Stadt der tausend Planeten“),<br />
Mary Elizabeth Winstead („<strong>10</strong><br />
Cloverfield Lane“), Benedict<br />
Wong („Doctor Strange“).<br />
Man kennt das aus anderen<br />
Action-Filmen: Ein gealterter<br />
Recke, in diesem Fall der<br />
Agent und Scharfschütze Henry<br />
Brogan (Smith), möchte<br />
sich nach unzähligen Einsätzen<br />
endlich zur Ruhe setzen,<br />
endlich Seele und Körper umsorgen.<br />
Auch Brogan aber<br />
muss noch darben bis zum<br />
verdienten Ruhestand, die 72<br />
Auftragsmorde, die der Berufskiller<br />
bereits in seinem<br />
Portfolio weiß, die sollen noch<br />
nicht genügen. Das Angeln<br />
und die Bonsai-Bäumchen,<br />
das alles muss noch warten.<br />
Dass Brogan es diesmal ausgerechnet<br />
mit einer jüngeren<br />
Version seiner selbst (der Klon<br />
entstammt einem geheimen<br />
DNA-Projekt namens „Gemini“)<br />
zu tun bekommt, macht<br />
die Sache nicht eben einfacher:<br />
Junior, so der Name des<br />
geklonten Brogan, sieht diesem<br />
nicht nur zum Verwechseln<br />
ähnlich (wenn auch ohne<br />
Falten und graues Haar), er ist<br />
auch an Gewehr und Pistole<br />
genauso agil und kundig.<br />
Und versteht es zudem, so<br />
manch Schritt seines, fast<br />
doppelt so alten DNA-Vorbilds<br />
vorherzusagen. Nur gut, dass<br />
der alte Brogan eine junge<br />
Agentin (Winstead) an seiner<br />
Seite hat. (dpa)<br />
Foto: dpa<br />
„Gemini Man“<br />
Thriller<br />
Fazit: <br />
Henry Brogan ist ein Weltklasse-<br />
Attentäter, der sich in den Ruhestand<br />
begeben will. Da setzt sein<br />
ehemaliger Vorgesetzter Clay Verris<br />
plötzlich einen gefährlichen Assassinen<br />
auf ihn an, der sich als<br />
Henrys eigener, im Geheimen erzeugter<br />
und vor allem viel jüngerer<br />
Klon (ebenfalls Smith, aber aus<br />
dem Computer) entpuppt<br />
Und sonst<br />
noch?<br />
Drama: „Zwischen<br />
uns die Mauer“<br />
DRAMA. Anna (Lea Freund) fährt<br />
1986 mit ihrer westdeutschen Kirchengruppe<br />
nach Ost-Berlin. Dort<br />
verliebt sie sich in Philipp (Tim<br />
Bülow). Beide versuchen, Kontakt<br />
zu halten, doch bald bekommen<br />
sie Probleme mit der DDR-Führung.<br />
Finden die Teenager trotzdem<br />
noch zueinander?<br />
Fazit: <br />
Reale Geschichte:<br />
„Skin“<br />
DRAMA. Dieses Drama über einen<br />
Neonazi-Aussteiger beruht auf<br />
einer wahren Begebenheit: Bryon<br />
Widner lebt in einer Gruppe weißer<br />
Patrioten, die Ausländer und<br />
Ermittler hassen. Doch als Julie in<br />
sein Leben tritt, will er lieber Familienvater<br />
werden und aus der<br />
Szene aussteigen.<br />
Fazit: <br />
Für Vielfalt:<br />
„Ugly Dolls“<br />
ANIMATION. Im idyllischen Städtchen<br />
Uglyville leben die Ausgestoßenen.<br />
Moxy, Lucky Bat und Wage<br />
sind Puppen, die angeblich nicht<br />
perfekt genug sind, um von Kindern<br />
geliebt zu werden. Das Leben<br />
in Uglyville ist zwar schön,<br />
doch die Neugier lässt die rosafarbene<br />
Moxy nicht los.<br />
Fazit: