hallo-greven_05-10-2019
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Sport<br />
Samstag, 5. Oktober <strong>2019</strong><br />
Ring frei für Özen-Otto<br />
Zwischen Boxring und Politik: Der neue Universum-Macher / „Lassen Tradition aufleben“<br />
Von Franko Koitsch<br />
Universum war einst der<br />
größte Boxstall Europas.<br />
Dann versank er in der Insolvenz.<br />
Jetzt soll er wieder auferstehen.<br />
Der neue Chef trägt<br />
einen großen Namen. Wird<br />
Universum wieder so erfolgreich<br />
wie einst mit dem „Tiger“<br />
und den Klitschkos?<br />
HAMBURG. Es ist das Treffen<br />
zweier Traditionsnamen. Universum-Box-Promotion<br />
und die<br />
Hamburger Unternehmerfamilie<br />
Otto bilden seit kurzer Zeit<br />
eine Symbiose. Ismail Özen-Otto,<br />
Schwiegersohn von Versandhaus-Legende<br />
Michael Otto,<br />
will den einst größten Boxstall<br />
Europas zu neuem Glanz<br />
führen. „Wir lassen die Tradition<br />
aufleben. Wir wollen die<br />
Nummer eins in Europa werden“,<br />
sagt Geschäftsführer<br />
Özen-Otto, der mit Zustimmung<br />
des Insolvenzverwalters<br />
den Namen deruntergegangenen<br />
Weltmeister-<br />
Schmiede nutzen darf. Der in<br />
Hamburg geborene 38 Jahre<br />
alte Türke hat große Pläne und<br />
reaktiviert einstige Universum-Champions<br />
für sein<br />
Unternehmen.<br />
„Dariusz Michalczewski soll<br />
Sportdirektor werden, Regina<br />
Halmich soll sich um das Frauen-Boxen<br />
kümmern“, betont er.<br />
Seine Cheftrainer sind die früheren<br />
Universum-Weltmeister<br />
Juan Carlos Gomez und Artur-<br />
Grigorian. Sauerland-Trainer<br />
Ulli Wegner ist als Berater eingeplant.<br />
„Im Moment kann ich<br />
nicht. Aber ich wü<br />
rde es machen“,<br />
sagt Wegner. „Ich glaube,<br />
dass der Junge was schaffen<br />
kann.“ Özen-Otto unterhält sein<br />
Gym an der Großen Elbstraße in<br />
Hamburg. Auf seine ehrgeizigen<br />
Pläne ist auch das ZDF aufmerksam<br />
geworden und hat<br />
eine Partnerschaft geschlossen<br />
für zunächst zwei Veranstaltungen.<br />
Neun Jahre hatte der öffentlich-rechtliche<br />
Sender das Profiboxen<br />
ignoriert. Nun will der<br />
frühere TV<br />
-Partner von Ex-<br />
Universum-Chef Klaus-Peter<br />
Kohl „authentisches Boxen“<br />
Der neue Mann im Universum: Ismail Özen-Otto, hier an der Seite<br />
seiner Frau Janina bei einer Charity-Veranstaltung. Foto: dpa<br />
präsentieren. „Wir wollen das<br />
deutsche Boxen wieder nach<br />
oben bringen“, sagt Özen-Otto<br />
und bedauert die Entwicklung<br />
der vergangenen Jahre. „Es gab<br />
wenig Kämpfe auf Augenhöhe.<br />
Das wollte das Publikum nicht<br />
mehr sehen. Außerdem hat die<br />
Ausbildung des Nachwuchses<br />
gelitten. Auch die Klitschkos<br />
haben keine Nachwuchsboxer<br />
entwickelt.“<br />
Özen-Otto beteuert, es fließe<br />
kein Geld aus der Otto-Dynastie<br />
in das Box-Projekt. Boxen<br />
sei „nicht das Ding“ von<br />
Schwiegervater Michael Otto,<br />
sagt er. „Aber er mag Sport. Er<br />
berät mich, und ich informiere<br />
mich bei ihm in geschäftlichen<br />
Fragen.“ Auf größere<br />
Gegenliebe stößt der Faustkampf<br />
bei Ehefrau Janina.<br />
„Sie liebt Boxen. Sie ist stolz<br />
auf das, was ich geschaffen<br />
habe“, berichtet der zweifache<br />
Vater.<br />
Zugpferd im neuen Universum-Stall<br />
ist Artem Harutyunyan,<br />
olympischer Bronzemedaillen-Gewinner<br />
von Rio<br />
2016. Ihn will Özen-Otto zum<br />
Weltmeister aufbauen. „Wir<br />
wollen bald auf zehn Hauptkämpfer<br />
kommen“, sagt der<br />
neue Universum-Macher.<br />
Özen-Otto ist ein politisch<br />
aktiver Mensch. Vor allem die<br />
Situation in der Türkei treibt<br />
ihn um. „Ich hoffe, es ändert<br />
sich dort bald einiges. Die<br />
Menschen wollen Demokratie<br />
und Meinungsfreiheit“, sagt<br />
er. Mit seiner Meinung hält er<br />
hingegen nicht zurück. „In<br />
den Augen der Machthaber<br />
dort bin ich ein Terrorist. Es<br />
gibt einen Haftbefehl gegen<br />
mich, obwohl ich dort nie eine<br />
Straftat begangen habe.“<br />
Zuletzt war er 2014 in der<br />
Türkei. Den türkischen Pass<br />
besitzt er nicht mehr. „Der<br />
wurde vom Konsulat eingezogen.<br />
Ich habe einen deutschen<br />
Pass beantragt.“ (dpa)<br />
Marc-André ter Stegen Foto: dpa<br />
Neuer oder<br />
ter Stegen?<br />
DORTMUND. Es ist das Länderspiel<br />
Nummer eins nach<br />
der Beschwerde von Marc-<br />
André ter Stegen über zu wenig<br />
Berücksichtigung im Tor<br />
der DFB-Elf – und einem<br />
mächtigen Echo. Mit Spannung<br />
dürfte erwartet werden,<br />
wer am Mittwoch (9. Oktober)<br />
im Dortmunder Signal-Iduna-<br />
Park (20.45 Uhr / RTL) im Klassiker<br />
gegen Argentinien das<br />
deutsche Tor hütet.<br />
Feststeht hingegen, dass bei<br />
den Gästen neben Weltfußballer<br />
Lionel Messi auch Sergio<br />
Aguero sowie Angel di Maria<br />
fehlen werden. Erstgenannter<br />
wird allerdings nicht geschont,<br />
sondern ist nach<br />
einem Feldverweis bei der Copa<br />
América gesperrt. Während<br />
die drei Topstars fehlen, berief<br />
Trainer Lionel Scaloni mit Leonardo<br />
Balerdi (Borussia Dortmund),<br />
Lucas Alario (Bayer Leverkusen)<br />
und Nicolas Gonzalez<br />
(VfB Stuttgart) drei Akteure,<br />
die ihr Geld in Deutschland<br />
verdienen. (uni)<br />
Trügerische Idylle: Gerade die Bauarbeiten stehen im Wüstenstaat<br />
in der Kritik. Foto: dpa<br />
WM-Gastgeber heftig in der Kritik<br />
Fußball: Die Arbeitsbedingungen in Katar stehen am Pranger<br />
DOHA. Die Menschenrechtsorganisation<br />
Amnesty International<br />
wirft Katar, dem Gastgeber<br />
der Fußball-WM<br />
, vor, trotz<br />
Reformversprechen eine „Spielwiese“<br />
für „skrupellose“ Arbeitgeber<br />
von Migranten zu bleiben.<br />
So müssten in dem Emirat<br />
hunderte ausländische Arbeiter<br />
seit Monaten auf ihre Löhne<br />
warten, ohne vom Staat<br />
Hilfe zu bekommen, erklärte<br />
Amnesty. Schlichtungskomitees<br />
würden mit Beschwerden<br />
überflutet, hätten aber so wenige<br />
Richter, sodass die Arbeiter<br />
Monate warten müssten,<br />
bis ihre Fälle behandelt würden.<br />
In den konkreten Fällen geht<br />
es um mehr als 2000 ausländische<br />
Arbeiter dreier Bau- und<br />
Reinigungsfirmen, die wegen<br />
finanzieller Probleme keine<br />
Löhne gezahlt hätten. Die Migranten<br />
müssten ohne Einkommen<br />
in ihren Unterkünften leben<br />
oder nach Hause zurückgehen.<br />
Katar zählt wegen seiner<br />
riesigen Gasvorkommen zu den<br />
reichsten Ländern der Welt. Der<br />
Gastgeber der Fußball-WM<br />
2022<br />
stand in der Vergangenheit wegen<br />
schlechter Arbeitsbedingungen<br />
immer wieder in der<br />
Kritik. Dem Land werden wiederholt<br />
Todesfälle auf Baustellen,<br />
die Ausbeutung von Arbeitern<br />
und schlechte Unterkünfte<br />
vorgeworfen. (dpa)<br />
Der Coach bittet um Zeit und Geduld<br />
Volleyball: USC startet heute gegen den Meister in die neue Saison<br />
MÜNSTER. Die Saison <strong>2019</strong>/20<br />
in der Volleyball-Bundesliga der<br />
Frauen wird rekordverdächtig.<br />
Das deutet sich bereits vor dem<br />
ersten Spieltag an. Denn mit<br />
einem geschätzten Etat von bis<br />
zu 14 Millionen Euro insgesamt<br />
sollen die elf Erstligisten eine finanzielle<br />
Bestmarke aufgestellt<br />
haben. Das berichtet das im<br />
Philippka-Verlag erscheinende<br />
Volleyball-Magazin. Vorne rangieren<br />
hier demnach Schwerin<br />
(zwei Millionen Euro), Stuttgart<br />
und Dresden (j<br />
eweils rund 1,8<br />
Millionen Euro). Mit einem dieser<br />
Schwergewichte bekommt<br />
es gleich zum Saisonstart der<br />
USC Münster zu tun. Am heutigen<br />
Samstagabend (5. Oktober,<br />
19.30 Uhr) gibt der amtierende<br />
Deutsche Meister Allianz MTV<br />
Stuttgart seine Visitenkarte am<br />
Berg Fidel ab.<br />
Fast selbstv<br />
erständlich, dass<br />
die drei finanzkräftigen Clubs<br />
auch als erste Titelkandidaten<br />
gehandelt werden. Fünf der<br />
letzten zehn Titel gingen an<br />
Schwerin, drei an Dresden und<br />
je einer an Vilsbiburg sowie zuletzt<br />
Stuttgart. Der USC Münster<br />
hegt andere<br />
Ambitionen. Er<br />
muss seinen<br />
eigenen Weg<br />
gehen und mit<br />
jungen, ausbildungsfähigen<br />
„Wir haben eine<br />
schöne Truppe mit<br />
viel Talent.“<br />
Kräften eine<br />
von großem Miteinander geprägte<br />
Mannschaft formen.<br />
Coach Teun Buijs setzt auf ein<br />
Aufgebot, das ein Durchschnittsalter<br />
von unter 22 Jahren<br />
aufweist. Da wird der seit<br />
Mitte 2017 verantwortliche 59-<br />
Jährige, der seinen Vertrag bis<br />
2021 verlängert hat, großes<br />
Potenzial beisammen haben,<br />
eine Einheit an Spielerinnen,<br />
die für ihren Sport brennen.<br />
„Wir haben eine schöne Truppe<br />
mit viel Talent“, konstatiert Buijs.<br />
Sein Assistent Marv<br />
in Mallach<br />
steht weiterhin an seiner<br />
Seite. Und jetzt außerdem Lisa<br />
Thomsen, die ihre aktive Karriere<br />
beendet hat, um Münster<br />
und dem USC<br />
treu zu blei-<br />
USC-Trainer Teun Buijs<br />
ben. Angesichts<br />
des Personalwechsels,<br />
der auch<br />
immer das<br />
Herausbilden<br />
neuer Persönlichkeiten zur Folge<br />
haben muss, setzt der USC<br />
auf die Geduld der Fans und auf<br />
Verständnis des Umfelds. „Bis<br />
wir zusammenwachsen,<br />
braucht es ein bisschen Zeit“,<br />
sagt der Coach. Und weiß: „Mit<br />
diesem Problem sind wir nicht<br />
allein. Viele Mannschaften haben<br />
sich stark verändert.“ Und<br />
viele werden die ersten Partien<br />
brauchen, um einen eigenen<br />
Stil zu etablieren.<br />
Der USC wird sich neu finden<br />
müssen angesichts der Wechsel<br />
auf Schlüsselpositionen.<br />
Denn es gilt, die etablierte Libera<br />
(Lisa Thomsen) und die routinierte<br />
Zuspielerin (Mareike<br />
Hindriksen) zu ersetzen. Linda<br />
Bock trägt im andersfarbigen<br />
Dress der Libera die Nummer<br />
eins, Johanna Müller-Scheffski<br />
die Zwölf. Auf der Regieposition<br />
sind jetzt Taylor Nelson (23) und<br />
die vier Jahre jüngere Sarah van<br />
Aalen gefordert – zwei Zuspielerinnen,<br />
die ihre eigene Spielweise<br />
einbringen werden. (tau)<br />
SPORTHALLE BERG FIDEL<br />
5. Oktober, 19.30 Uhr<br />
USC Münster – Allianz MTV Stuttgart<br />
Neu am Regiepult: Taylor Nelson soll wie auch Sarah van Aalen<br />
das USC-Spiel lenken. Foto: Jürgen Peperhowe<br />
Fußball:<br />
Warnung vor<br />
Sturmböen<br />
MÜNSTER. Lokalderbys gehören<br />
in Münsters Fußball (fast)<br />
zur Tagesordnung. Unerwartete<br />
Resultate dabei auch. Am morgigen<br />
Sonntag (6. Oktober, 15<br />
Uhr) bittet Westfalia Kinderhaus<br />
den BSV Roxel zum Landesliga-Duell.<br />
Begleitet von<br />
einer Sturmwarnung für den<br />
Norden. Denn die Offensive der<br />
Gastgeber entpuppte sich in den<br />
bisherigen acht Partien nicht<br />
als laues Lüftchen. Beinahe vier<br />
Treffer pro Spiel sind eine Duftmarke.<br />
Mehr als die 31 – kein<br />
anderes Team traf so häufig –<br />
können sich sehen lassen. Spätestens<br />
jetzt kommen sie ins<br />
Spiel, die eigenen Derby-Gesetze.<br />
Beim 1:1 im Hinspiel der Vorsaison<br />
musste der BSV den Ausgleich<br />
erst in der 88. Minute<br />
hinnehmen. Auch im Rückspiel<br />
mischte er kräftig mit, zog nach<br />
0:2-Rückstand zum 2:2 gleich,<br />
verlor aber 2:5. (uni)