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Brown Angels – Die Geschichte der indischen Krankenschwestern in Deutschland

Winter 1964: Regelmäßig landen Maschinen mit jungen Frauen aus dem südindischen Kerala. Gut 6.000 werden es am Ende sein, die jüngsten gerade mal 16, die ältesten kaum 20. Die Bundesrepublik sucht händeringend Krankenschwestern ...

Winter 1964: Regelmäßig landen Maschinen mit jungen Frauen aus dem südindischen Kerala. Gut 6.000 werden es am Ende sein, die jüngsten gerade mal 16, die ältesten kaum 20. Die Bundesrepublik sucht händeringend Krankenschwestern ...

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own<br />

angels<br />

<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />

<strong><strong>in</strong>dischen</strong> <strong>Krankenschwestern</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>


2


Pflegekräfte<br />

gesucht!<br />

3


In <strong>Deutschland</strong> leben<br />

schätzungsweise 120.000<br />

Menschen <strong>in</strong>discher<br />

Abstammung, davon<br />

haben etwa 18.000 ihre<br />

Wurzeln im süd<strong><strong>in</strong>dischen</strong><br />

Bundestaat Kerala.<br />

Kerala<br />

Fläche:<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahl:<br />

Alphabetisierung:<br />

Lebenserwartung:<br />

Hauptsprache:<br />

Religionen:<br />

38.863 km²<br />

ca. 34.000.000<br />

93 %<br />

68 Jahre<br />

Malayalam<br />

H<strong>in</strong>duismus 55 %<br />

Islam 26 %<br />

Christentum 18 %<br />

An<strong>der</strong>e 1 %<br />

3.287.469 km²<br />

ca. 1.237.000.000<br />

69 %<br />

66 Jahre<br />

H<strong>in</strong>di<br />

80 %<br />

14 %<br />

2 %<br />

4 %<br />

Indien<br />

4


• Es war die Zeit des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s<br />

und Pflegenotstands. Arbeitskräfte wurden<br />

dr<strong>in</strong>gend gesucht. Sie wurden weltweit<br />

angeworben. Aus den Mittelmeerstaaten<br />

kamen die Arbeiter für die Industrie,<br />

aus Asien die Schwestern. Staatliche<br />

Verträge gab es mit den Philipp<strong>in</strong>en<br />

und Süd-Korea. Aber das reichte noch<br />

nicht, um den großen Bedarf zu decken.<br />

Da erwies sich das weltweite Netzwerk<br />

<strong>der</strong> katholischen Kirche als hilfreich.<br />

Konfessionell geleitete Krankenhäuser<br />

und Altenheime warben <strong>in</strong> Kerala junge<br />

christliche Frauen für den <strong>Die</strong>nst am<br />

Nächsten.<br />

Da die Anwerbung kirchlich sanktioniert<br />

war, wurde sie von den keralesischen<br />

Familien als ernsthafte Option<br />

wahrgenommen. Man konnte davon ausgehen,<br />

dass die jungen Mädchen im fernen<br />

<strong>Deutschland</strong> beschützt werden würden.<br />

Und <strong>in</strong> Kerala hatten sie nicht wirklich<br />

Zukunftsperspektiven. Sie waren zwar<br />

gut ausgebildet, aber Arbeitsplätze<br />

gab es wenige und den Familien aus <strong>der</strong><br />

unteren Mittelschicht fehlte Geld. Es<br />

war daher durchaus üblich auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Arbeit, Kerala zu verlassen. E<strong>in</strong>ige<br />

zogen <strong>in</strong> den Norden Indiens, an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>s<br />

Ausland. ª S.7<br />

5


6


So wurde nun <strong>in</strong> vielen Familien entschieden,<br />

dass e<strong>in</strong>e Tochter nach <strong>Deutschland</strong> gehen, dort<br />

Geld verdienen und die Familie unterstützen<br />

würde. Und dann zurückkäme. E<strong>in</strong>ige waren bereits<br />

diplomierte <strong>Krankenschwestern</strong>, an<strong>der</strong>e wollten sich<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zunächst ausbilden lassen. Sie alle<br />

waren sehr jung, zum Teil erst siebzehn. ª S.9<br />

7


8


Zu den weltlichen <strong>Krankenschwestern</strong> gesellten sich auch<br />

e<strong>in</strong>ige Ordensschwestern, die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> den <strong>Die</strong>nst am<br />

Nächsten leisteten und so auch ihren Orden unterstützen<br />

wollten. Später kamen auch Priester und Priesterschüler<br />

nach.<br />

Geme<strong>in</strong>sam machten sie sich auf den Weg nach <strong>Deutschland</strong>,<br />

wurden häufig schon auf dem Schiff mit den ersten Eigenarten<br />

Europas vertraut gemacht. Das Essen war ungewürzt und<br />

roh, die Toiletten <strong>in</strong> die Höhe gebaut und mit Papier<br />

ausgestattet. In <strong>Deutschland</strong> war das nicht besser, aber es<br />

war zusätzlich auch noch kalt. Wenigstens waren die jungen<br />

Frauen nicht alle<strong>in</strong>e, an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Situation waren<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe. Man konnte sich austauschen, geme<strong>in</strong>sam etwas<br />

unternehmen. Und auch die Kirche kümmerte sich (zum Teil).<br />

So wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Unterkunft und Sprachkurse, oft auch<br />

Freizeitprogramme organisiert. ª S.12<br />

9


10


11


Während die private E<strong>in</strong>gewöhnung noch e<strong>in</strong>ige Zeit kostete,<br />

g<strong>in</strong>g es beruflich recht schnell. <strong>Krankenschwestern</strong> wurden<br />

dr<strong>in</strong>gend gebraucht und so wurden die jungen In<strong>der</strong><strong>in</strong>nen<br />

freundlich aufgenommen. <strong>Die</strong> fertig exam<strong>in</strong>ierten Pfleger<strong>in</strong>nen<br />

stiegen sofort voll e<strong>in</strong>, auch wenn die Sprachkenntnisse noch<br />

zu wünschen übrig ließen. Das Klischee <strong>der</strong> ewig lächelnden,<br />

freundlichen Asiat<strong>in</strong> und ihr Engagement machte sie beliebt.<br />

Sie mussten zwar ihre <strong><strong>in</strong>dischen</strong> Namen e<strong>in</strong>deutschen, aber<br />

sonst war ihre Fremdheit durchaus erwünscht.<br />

Mit den Jahren konnten sich die meisten <strong>der</strong> jungen Frauen<br />

gut etablieren. Bei <strong>der</strong> Arbeit wurden sie geschätzt, sie<br />

lebten sich immer besser <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong> - vermissten<br />

manches, genossen an<strong>der</strong>es. Sie schickten Geld nach Hause,<br />

f<strong>in</strong>anzierten die Ausbildung von jüngeren Geschwistern<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Mitgift. Freund<strong>in</strong>nen und Verwandte <strong>in</strong> Indien<br />

sahen ihren Erfolg und folgten ihnen mit ihrer Hilfe. <strong>Die</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Keralesen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> wuchs. ª S.17<br />

12


13


„Feiern Sie<br />

<strong>in</strong> Indien<br />

eigentlich auch<br />

Weihnachten?“<br />

„Ja, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche, also<br />

ohne Baum und Geschenke.“<br />

14


15


16


Langsam kamen die Engel <strong>in</strong>s heiratsfähige Alter. Manch<br />

deutscher Arzt o<strong>der</strong> Patient sah dies und warb erfolgreich.<br />

Erfolgreicher noch waren aber wohl die wenigen männlichen<br />

Keralesen, die den Weg nach <strong>Deutschland</strong> gegangen waren.<br />

Sie waren eher ‚suitable‘ als die Deutschen - sprachen die<br />

gleiche Sprache, hatten die gleiche Religion. <strong>Die</strong> meisten<br />

<strong>der</strong> Schwestern aber suchten sich nicht selbst e<strong>in</strong>en Partner.<br />

Das übernahmen ihre Eltern, wenn sie auf Heimaturlaub <strong>in</strong><br />

Kerala waren. Sie waren <strong>in</strong>zwischen gute Partien geworden und<br />

konnten daher auch gute Partien - überwiegend Akademiker -<br />

machen.<br />

E<strong>in</strong>ige blieben mit ihrer neuen Familie <strong>in</strong> Indien, an<strong>der</strong>e<br />

wan<strong>der</strong>ten weiter <strong>in</strong> den Nahen Osten o<strong>der</strong> nach Kanada. Viele<br />

aber wollten zurück nach <strong>Deutschland</strong>, das ihnen über die<br />

Jahre zur zweiten Heimat geworden war. Und auch e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

Männer fanden es sehr reizvoll, nach Europa zu gehen. Kaum<br />

e<strong>in</strong>em wird es wirklich bewusst gewesen se<strong>in</strong>, was dies für<br />

ihn bedeuten würde. ª S.18<br />

„Während sie ihren Urlaub <strong>in</strong><br />

Indien verbrachte, sah ich<br />

ihre Anzeige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitung:<br />

‘Krankenschwester aus<br />

<strong>Deutschland</strong> sucht <strong><strong>in</strong>dischen</strong><br />

Ehemann.‘ Anschließend b<strong>in</strong><br />

ich mit me<strong>in</strong>en Eltern zu ihrem<br />

Haus. Uns hat alles gefallen, so<br />

dass alles organisiert wurde um,<br />

bald heiraten zu können.“<br />

17


In <strong>Deutschland</strong> war <strong>in</strong>zwischen die Überzeugung<br />

gewachsen, dass das Boot voll war. Es wurden nicht nur<br />

Aufenthaltsgenehmigungen nicht mehr verlängert, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Zuwan<strong>der</strong>ung stark e<strong>in</strong>geschränkt. Angeworben wurde<br />

ab 1973 nicht mehr und sonst wollte man auch am liebsten<br />

ke<strong>in</strong>en mehr re<strong>in</strong> lassen. Dagegen sprach aber <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong><br />

Familie. Familienangehörige von <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> lebenden<br />

Auslän<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen hatten nach wie vor das Recht nachzuziehen.<br />

<strong>Die</strong> Ehemänner konnten also kommen. Sie durften aber nicht<br />

arbeiten. Zum<strong>in</strong>dest nicht sofort. Sie mussten erst e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre warten, bevor sie e<strong>in</strong>e Arbeitsgenehmigung bekamen.<br />

Nur wenige <strong>der</strong> Männer nutzten diese Zwangspause, um zu<br />

studieren. <strong>Die</strong> meisten ergaben sich ihrem Schicksal und<br />

saßen zu Hause. Ihre Ehefrauen verdienten das Geld, sprachen<br />

deutsch, kannten sich <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> aus, waren angesehen,<br />

führten die Aussenkontakte. <strong>Die</strong> Männer zogen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf<br />

und ha<strong>der</strong>ten mit diesem Rollenwechsel. We<strong>der</strong> <strong>in</strong> Indien<br />

noch <strong>Deutschland</strong> war zu dieser Zeit <strong>der</strong> Status des<br />

Hausmannes e<strong>in</strong> angesehener. Es war eigentlich die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Männer, die Familie nach aussen zu vertreten. Das<br />

ihnen dieses verwehrt wurde, konnten nur wenige ertragen.<br />

Es kam zu Konflikten <strong>in</strong> den Ehen, <strong>in</strong> Extremfällen auch zu<br />

gewalttätigen. E<strong>in</strong>ige Männer begannen zu tr<strong>in</strong>ken. Manche<br />

entschieden, <strong>Deutschland</strong> wie<strong>der</strong> zu verlassen. ª S.21<br />

18


19


20


Der Langeweile entfliehen und Aussenkontakte pflegen konnte<br />

man aber auch auf an<strong>der</strong>en Wegen. Viele <strong>der</strong> Keralesen<br />

waren begeisterte Volleyballspieler, an<strong>der</strong>e machten gerne<br />

Theater. Es fehlten auch noch kulturelle E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Sprach- und Tanzkurse für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Das religiöse Leben<br />

konnte stärker gepflegt werden. So entstanden <strong>in</strong> kürzester<br />

Zeit e<strong>in</strong>e Vielzahl von Vere<strong>in</strong>en, um all diesen Bedürfnissen<br />

zu entsprechen. Etliche spalteten sich und gaben so noch<br />

mehr Möglichkeiten zum Engagement. <strong>Die</strong> Männer hatten nun<br />

Aufgaben, die sie bis heute pflegen. ª S.22<br />

21


<strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Keralesen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> entwickelte<br />

sich immer weiter. Dabei war nicht nur die Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

entscheidend, bedeutend war auch das Engagement <strong>der</strong><br />

katholischen Kirche bzw. ihrer E<strong>in</strong>richtungen. So gab es<br />

spätestens seit 1969 e<strong>in</strong>en <strong><strong>in</strong>dischen</strong> Seelsorger, <strong>der</strong> sich<br />

um die Schwestern und ihre Familien kümmerte. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Handvoll <strong>der</strong> Caritas- und Diözesanverbände wurden <strong>in</strong>dische<br />

Sozialberater und Auslän<strong>der</strong>referenten e<strong>in</strong>gestellt. Ihre<br />

Aufgabe war es, sich ganz spezifisch um die <strong>Krankenschwestern</strong><br />

und ihre Familie zu kümmern. Das Ziel war es sowohl die<br />

kulturelle Identität zu wahren wie auch die Integration zu<br />

för<strong>der</strong>n und Probleme zu bearbeiten. Helfen sollten hierbei<br />

auch verschiedene Zeitschriften, die nun <strong>in</strong> Malayalam und<br />

Deutsch herausgegeben wurden. ª S.24<br />

Um Austausch, Kommunikation und Freundschaftsbildung<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft zu<br />

ermöglichen, wurden von Caritasverbänden<br />

Begegnungsveranstaltungen, Sem<strong>in</strong>are, Reisen<br />

etc. durchgeführt. Auch <strong>der</strong> <strong>in</strong>dische Seelsorger<br />

hat durch religiöse Feste, e<strong>in</strong> jährlich<br />

stattf<strong>in</strong>dendes Pfarrfest und e<strong>in</strong> Mitteilungsblatt<br />

den Zusammenhalt und die Solidarität<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe geför<strong>der</strong>t.<br />

22


23


<strong>Die</strong> Männer <strong>der</strong> Schwestern versorgten <strong>in</strong><br />

den ersten Jahren notgedrungenerweise<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Nach e<strong>in</strong> paar Jahren durften<br />

aber auch sie arbeiten. <strong>Die</strong> lange<br />

Zwangspause und die Nichtanerkennung<br />

ihrer <strong><strong>in</strong>dischen</strong> Abschlüsse verwehrte<br />

vielen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Stelle <strong>in</strong> ihrem<br />

erlernten Beruf. <strong>Die</strong> meisten mussten<br />

sich mit e<strong>in</strong>fachen Tätigkeiten, häufig im<br />

Krankenhaus begnügen. So wurde bei vielen<br />

die Unzufriedenheit mit ihrer Situation<br />

noch weiter verschärft. <strong>Die</strong> wenigstens<br />

reagierten hierauf mit <strong>der</strong> Umsetzung des<br />

immer wie<strong>der</strong> geäußerten Rückkehrwillens.<br />

<strong>Die</strong> meisten blieben und richteten ihre<br />

unerfüllten Wünsche auf ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>. ª S.27<br />

24


„Das tiefschwarze<br />

Haar, die großen<br />

Augen und Haut<br />

wie Schokolode<br />

− zum auffressen!“<br />

Als die Ehemänner begannen e<strong>in</strong>e Arbeitstätigkeit<br />

nachzugehen, wurde es zunehmend schwierig, Familie<br />

und Beruf zu vere<strong>in</strong>baren. <strong>Die</strong> <strong>Krankenschwestern</strong><br />

waren verpflichtet, Schichtdienste zu fuehren wie auch<br />

<strong>in</strong> vielen Fällen die Ehemänner. Was ist dann mit den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n? Sie mussten <strong>in</strong> die Kita o<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Schule<br />

gebracht und von dort abgeholt werden, jüngere<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mussten zu Hause betreut werden. Da sprangen<br />

<strong>in</strong> vielen Fällen deutsche Nachbarn und/o<strong>der</strong> Arbeitskollegen<br />

e<strong>in</strong>, um solche Familien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Notsituation<br />

zu helfen. Dadurch entstanden enge und dauerhafte<br />

Freundschaften zwischen Deutschen und In<strong>der</strong>n, die<br />

heute noch Bestand haben.<br />

25


Parippu Vada (Dal Puffer)<br />

Zutaten<br />

2 Tassen halbe Gelberbsen<br />

1 Zwiebel<br />

2-3 grüne Chili<br />

1-2 Teelöffel kle<strong>in</strong> geschnittener Ingwer<br />

¼ Teelöffel Fenchelsamen<br />

3-4 Curryblätter, fe<strong>in</strong> geschnitten<br />

⅛ Teelöffel Asafoetida<br />

Salz<br />

Öl<br />

Zubereitung<br />

Gelberbsen m<strong>in</strong>destens 2 Stunden e<strong>in</strong>weichen,<br />

Wasser abgießen und mit Haushaltspapier<br />

trockentupfen.<br />

<strong>Die</strong> trockenen, e<strong>in</strong>geweichten Gelberbsen<br />

leicht zerdrücken (im Mörser o<strong>der</strong> ganz<br />

kurz im Mixer). <strong>Die</strong> Gelberbsen sollen nur<br />

e<strong>in</strong> bisschen zerstossen werden, es soll<br />

ke<strong>in</strong>e Paste entstehen.<br />

Alle Gewürze mit den Gelberbsen vermengen<br />

und kle<strong>in</strong>e Bällchen formen.<br />

„Leelamma,<br />

wann machst<br />

du mal wie<strong>der</strong><br />

die scharfen<br />

L<strong>in</strong>sen-<br />

Frikadellchen?“<br />

Öl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pfanne erhitzen, sobald es<br />

heiß ist, die Hitze reduzieren und die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bällchen frittieren. Bevor die<br />

Bällchen <strong>in</strong> die Pfanne gegeben werden, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Handfläche flach drücken. Das ist am<br />

e<strong>in</strong>fachsten, wenn die Hände etwas feucht<br />

s<strong>in</strong>d und wenn man es unmittelbar macht,<br />

bevor man die Bällchen <strong>in</strong>s Öl gibt, da sie<br />

ansonsten leicht zerbrechen können.<br />

Vadas goldbraun braten, je nach Geschmack<br />

können sie auch knuspriger<br />

gebraten werden. Vadas kurz auf Haushaltspapier<br />

geben und heiß servieren.<br />

Ergibt ca. 20-25 mittelgroße Parippu<br />

Vadas.<br />

Anmerkung:<br />

Es ist e<strong>in</strong>facher, kle<strong>in</strong>e Vadas zu formen,<br />

sie s<strong>in</strong>d schneller durchgebraten. Für e<strong>in</strong>en<br />

authentischen Geschmack eignet sich<br />

Kokosnussöl am Besten. Es ist wichtig, dass<br />

die Gelberbsen gut abgetropft s<strong>in</strong>d, ansonsten<br />

wird die Masse zu flüssig. Anstatt<br />

Gelberbsen können auch rote o<strong>der</strong> gelbe<br />

L<strong>in</strong>sen verwendet werden.<br />

Quelle: mariasmenu.com, Übersetzung: Helena de Anta<br />

26


<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen es nun schaffen. Sie sollen beruflich<br />

erfolgreich se<strong>in</strong>. Das heisst, sie müssen auf jeden Fall<br />

Abitur machen und dann am besten Mediz<strong>in</strong> o.ä. studieren.<br />

Ärzte und Ingenieure s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>in</strong>ternational anerkannt,<br />

sie haben auch die Möglichkeit ihren Beruf <strong>in</strong>ternational<br />

auszuüben. <strong>Die</strong>se berufliche potentielle Mobilität ist<br />

vielen Vätern sehr wichtig, da viele <strong>Deutschland</strong> nicht<br />

ganz trauen. Sie haben zu viele Diskrim<strong>in</strong>ierungen erlebt<br />

und sie misstrauen <strong>der</strong> deutschen Moral zu sehr. Daher<br />

bemühen sie sich auch sehr, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> als In<strong>der</strong>/<br />

<strong>in</strong>nen aufwachsen. Sie sollen sich dieser Identität<br />

bewusst bleiben, die Traditionen wahren und nicht total<br />

verdeutschen. Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Partnerwahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ist dies entscheidend. Das wichtigste ist, dass <strong>der</strong> Partner/<br />

die Partner<strong>in</strong> Christ ist, am besten aus Indien und damit aus<br />

Kerala.<br />

<strong>Die</strong> meisten K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Engel haben studiert und s<strong>in</strong>d<br />

größtenteils erfolgreich im Berufsleben. Viele von ihnen<br />

haben bereits Familien gegründet. E<strong>in</strong>ige haben sich an die<br />

Vorgaben <strong>der</strong> Eltern gehalten, an<strong>der</strong>e nicht. ª S.28<br />

BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND<br />

FEDERAL RUBLIC OF GERMANY<br />

BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND<br />

FEDERAL RUBLIC OF GERMANY<br />

Titel / Title<br />

Dipl.-Ing.<br />

Vorname / Given name Nachname / Surname<br />

Rakesh<br />

Familienstand / Marital status<br />

verheiratet<br />

Geburtsdatum / Date of birth<br />

02.08.1978<br />

Geburtsort / Place of birth<br />

München<br />

Pulickal<br />

Titel / Title<br />

Dr. med.<br />

Vorname / Given name Nachname / Surname<br />

Anisha<br />

Familienstand / Marital status<br />

verheiratet<br />

Geburtsdatum / Date of birth<br />

13.01.1983<br />

Geburtsort / Place of birth<br />

Köln<br />

Schnei<strong>der</strong><br />

27


Trotz des massiven Versuches die <strong><strong>in</strong>dischen</strong> Engel <strong>in</strong> den<br />

1970ern wie<strong>der</strong> loszuwerden, hat sich e<strong>in</strong>e (o<strong>der</strong> besser<br />

gesagt: haben sich mehrere) kle<strong>in</strong>e aber aktive keralesische<br />

Geme<strong>in</strong>schaft(en) <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> etabliert. Sie s<strong>in</strong>d hier,<br />

um zu bleiben. Sie haben Häuser hier und <strong>in</strong> Indien. Sie<br />

haben Kontakte hier, <strong>in</strong> Indien und rund um die Welt. Und da<br />

sie sehr darauf bedacht s<strong>in</strong>d, erfolgreich zu se<strong>in</strong> und nicht<br />

negativ aufzufallen, konnten sie sich gut <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

Gesellschaft etablieren. <br />

(Urmila Goel, Südasien Ausgabe 02/2002, urmila.de)<br />

28


29


30


31 21


<strong>Brown</strong> <strong>Angels</strong> <strong>–</strong> Das Filmprojekt<br />

Orig<strong>in</strong>altitel:<br />

Translated Lives -<br />

A Migration Revisited<br />

Regie:<br />

Sh<strong>in</strong>y Jacob Benjam<strong>in</strong><br />

Drehbuch:<br />

Paul Zacharia<br />

Produzent:<br />

Mathew Joseph<br />

Beratung:<br />

Jose Punnamparambil<br />

Re-Edit:<br />

Ahjosh Elavumkal<br />

cameo-medien.de<br />

"In den 60er Jahren kamen die ersten <strong><strong>in</strong>dischen</strong> <strong>Krankenschwestern</strong><br />

nach <strong>Deutschland</strong>. Sie konnten die Sprache<br />

kaum und hatten niemals e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Land als ihr<br />

Heimatland gesehen.<br />

50 Jahre später erzählen uns die Protagonist<strong>in</strong>nen dieser<br />

Migration von ihren Erfahrungen, Freuden und Ängsten<br />

<strong>der</strong> damaligen Zeit und den heutigen Lebenswelten,<br />

die sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit herausbildeten. Der Film<br />

„Translated Lives <strong>–</strong> A Migration Revisited“ begleitet<br />

diese <strong>Krankenschwestern</strong> auf e<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong> ihre Vergangenheit<br />

und lädt den Zuschauer e<strong>in</strong>,sich auf diese<br />

spannende Welt e<strong>in</strong>zulassen. Dabei s<strong>in</strong>d Trauer und Komik,<br />

Tragikund Freude stetige Begleiter."<br />

(Jana Koshy, Me<strong>in</strong>e Welt Ausgabe 02/2014, apeironm<strong>in</strong>d.com)<br />

32


"... Entstanden ist e<strong>in</strong>e große visuelle Ethnografie<br />

jener Gruppe von Frauen, die sich vor 50 Jahren<br />

aufmachten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Land, mit nichts Ger<strong>in</strong>gerem<br />

ausgestattet als ihrem Mut, ihrer Kreativität und<br />

ihrem Vermögen, sich den Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er<br />

solchen Migration zu stellen. Er referiert darauf, dass<br />

Migration ke<strong>in</strong>e abgeschlossene Handlung ist, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e stetige Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den unterschiedlichen<br />

Lebenswelten <strong>der</strong> Akteure und <strong>der</strong><br />

Personen, die diese umgeben. ..."<br />

— Jana Koshy<br />

Auszeichnungen / Wertschätzungen<br />

2014<br />

2014<br />

2014<br />

2015<br />

2015<br />

Kolkata Filmfestspiele 2014: Bester Dokumentarfilm<br />

Indisches Filmfestival <strong>in</strong> Stuttgart 2014: Nom<strong>in</strong>ierung<br />

Erster Preis des bundesweiten Wettbewerbs zu herausragenden<br />

kommunalen Beispielen für Migration und Entwicklung „Kommune<br />

bewegt die Welt“. Der Film war e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> 10 Projekte, die<br />

für die Stadt Köln den ersten Preis gewonnen haben. Der Film<br />

wurde von <strong>der</strong> Deutsch-Indischen Gesellschaft Köln/Bonn e<strong>in</strong>gereicht,<br />

welche das anteilige Preisgeld anschließend für e<strong>in</strong>e<br />

deutsche Filmfassung zur Verfügung stellte.<br />

The National Laadli Media and Advertis<strong>in</strong>g Awards for Gen<strong>der</strong><br />

Sensitivity 2013-2014, Bester Dokumentarfilm<br />

Dada Saheb Phalke Filmfestival: Nom<strong>in</strong>iert zur Teilnahme an<br />

dem bedeutenden Filmfestival zu Ehren des „Vaters des Indischen<br />

K<strong>in</strong>os“.<br />

33


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Masala Movement e.V.<br />

masala-movement.de<br />

Projekt-Team:<br />

Jose Punnamparambil<br />

Mathew Joseph<br />

Ruth Elisabeth Heap<br />

Manoj Kurian Kallupurackal<br />

Ahjosh Elavumkal<br />

Konzept & Design:<br />

Manoj Kurian Kallupurackal<br />

kurianghot<strong>in</strong>g.com<br />

Texte:<br />

Urmila Goel<br />

Jana Koshy<br />

Jose Punnamparambil<br />

Ruth Elisabeth Heap<br />

Bil<strong>der</strong>:<br />

Seiten 1, 2, 31, 32, 35: <strong>Brown</strong> <strong>Angels</strong> Film / Seiten 6, 8, 14, 27:<br />

Getty Images / Seiten 7, 10-13, 15, 20, 24, 25, 29: Fam. Kallupurackal<br />

/ Seiten 16, 18, 22, 23: Me<strong>in</strong>e Welt Zeitschrift / Seite 21: IVC Köln<br />

F<strong>in</strong>anzierung:<br />

<strong>Die</strong> deutsche Fassung des Dokumentarfilms <strong>Brown</strong> <strong>Angels</strong> (vorher Translated<br />

Lives) und die Produktion dieses Begleitheftes wurden durch e<strong>in</strong> anteiliges<br />

Preisgeld aus dem Wettbewerb Kommune bewegt Welt (2014) und die<br />

freundliche Unterstützung des Diözesan-Caritasverbandes Köln f<strong>in</strong>anziert.<br />

© Masala Movement e.V. Köln, 2016. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche - auch auszugsweise - Verwertung,<br />

Wie<strong>der</strong>gabe, Vervielfältigung o<strong>der</strong> Speicherung, ob elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie<br />

o<strong>der</strong> Aufzeichnung, bedarf <strong>der</strong> vorherigen schriftlichen Genehmigung durch den Herausgeber.<br />

34


35


„In <strong>Deutschland</strong><br />

haben Bäume ke<strong>in</strong>e<br />

Blätter und es fällt<br />

Baumwolle vom<br />

Himmel.“<br />

W<strong>in</strong>ter 1964: Regelmäßig landen<br />

Masch<strong>in</strong>en mit jungen Frauen<br />

aus dem süd<strong><strong>in</strong>dischen</strong> Kerala.<br />

Gut 6.000 werden es am Ende<br />

se<strong>in</strong>, die jüngsten gerade mal<br />

16, die ältesten kaum 20. <strong>Die</strong><br />

Bundesrepublik sucht hän<strong>der</strong><strong>in</strong>gend<br />

<strong>Krankenschwestern</strong> ...

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