PERLE35 Stadtmagazin Butzbach & Region Ausgabe 01/2019
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WO’S<br />
STRÄUSSCHE<br />
HÄNGT, WIRD<br />
AUSGESCHENKT<br />
Apfelwein-Straußwirtschaft in<br />
Müllers Altem Saal in Ostheim<br />
Ich liebe den Herbst. Nicht nur wegen des bunten Farbenspiels,<br />
das die Natur zu bieten hat, sondern auch, weil er<br />
mit gewissen Traditionen verbunden ist. Nein, ich meine<br />
nicht Halloween – Süßes oder Saures? Obwohl Saures ...<br />
Ich liebe den Herbst, denn es ist die Jahreszeit, wenn die<br />
Straußwirtschaften ihre Pforten öffnen.<br />
Als waschechtes Hessenkind habe ich eine ausgeprägte Schwäche<br />
fürs Stöffche und Handkäs mit Musik. Nicht zu vergessen:<br />
obendrauf gehört Kümmel – viel Kümmel. Und „dorsch“ muss er<br />
sein. Quietschen darf der kleine „magerquarkige Freund“ schon<br />
mal gar nicht. Freitagabend war es mal wieder soweit. Getreu<br />
dem Motto „Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das<br />
Gute liegt so nah“, machte ich mich spontan auf den Weg nach<br />
Ostheim zum Alten Saal der Kelterei Müller. Als ich den urigen<br />
Raum betrete, werde ich an der Theke von Enkelin Lina Müller<br />
freundlich empfangen. Die Kelterei Müller ist ein Familienbetrieb,<br />
da packen alle mit an. Die Tische rundherum sind besetzt. Aber<br />
mitten im Raum befindet sich ein langer Tisch, an dem noch freie<br />
Plätze sind. Also, nicht lang gefackelt und einfach dazu gesetzt.<br />
Ich bin ausnahmsweise alleine unterwegs und fühle mich einen<br />
Moment lang etwas verloren. Aber nach einem kurzen Prost in<br />
Richtung Nachbarn komme ich mit selbigen auch schon ins Gespräch<br />
und verbringe einen gemütlichen Abend. Merke: In einer<br />
Straußwirtschaft kann man nicht vereinsamen. Auf der kleinen<br />
Speisekarte findet sich alles, was das Hessenherz begehrt. Hessen-Pizza,<br />
Ostheimer Brotzeit, Handkäs, Spundekäs und Schmalzbrot.<br />
Heute zusätzlich im Angebot: Rippche mit Sauerkraut und<br />
Brot. Klingt alles verlockend. Doch ich entscheide mich für den<br />
„hessischen Flammkuchen mit Zwiebeln und Handkäs“. Das<br />
klingt verwegen und muss ausprobiert werden. Es war eine gute<br />
Entscheidung, eine neue Erfahrung und sehr lecker. Die Straußwirtschaft<br />
hat Tradition. Vor 14 Jahren, anlässlich des 100-jährigen<br />
Firmenjubiläums im Jahr 2005, wurde sie eröffnet. Eine<br />
Tradition musste dieses Jahr leider ausfallen: das Süßerfest. Dort,<br />
wo sonst das Fest steigt, hat sich gerade eine Baustelle breitgemacht.<br />
Die langjährige Ladestraße am Betriebsgelände wurde<br />
in den Ruhestand verabschiedet. An gleicher Stelle soll etwas<br />
Neues entstehen. Aber die Müllers blicken optimistisch ins Jahr<br />
2020, wenn sie den Süßen wieder hochleben lassen wollen.<br />
Auch wenn das Fest ausgefallen ist, das den Startschuss für die<br />
Straußwirtschaft bedeutet, ist Müllers Alter Saal bis zum 24.<br />
November immer freitags ab 19.00 Uhr und sonntags ab 18.00<br />
Uhr geöffnet. Im Februar wird im Alten Saal und auch im Alten<br />
Rathaus gegenüber die Karnevalssaison gefeiert. Vom 07. bis 09.<br />
und vom 14. bis 16. Februar findet das traditionelle Heringsessen<br />
mit frischem Usedomer Hering statt.<br />
Annette Windus<br />
Stöffche<br />
muss<br />
ins<br />
Gerippte<br />
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