Wirtschaftszeitung_28102019
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Branchen &Betriebe: Tiny<br />
House liegt im Trend Seite 10<br />
Geld &Geschäft: Ohne Bargeld<br />
geht es leichter Seite 15<br />
Leben &Wissen: Futurium<br />
lockt die Massen an Seite 28<br />
DIE WIRTSCHAFT<br />
Münster |Münsterland<br />
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Ausgabe 8/2019<br />
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Auf dem Absprung<br />
Der Arbeitsmarkt imMünsterland verliert infolge der demografischen Entwicklung in den kommenden<br />
20 Jahren jeden zweiten Beschäftigten. Qualifizierungschancen bleiben trotzdem ungenutzt.<br />
Der Chef der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster<br />
könnte es sich einfach<br />
machen. Joachim Fahnemann könnte<br />
über den Rekord reden, den das<br />
Münsterland bei der Zahl der Beschäftigen<br />
inzwischen erreicht hat.<br />
Er könnte den steilen Anstieg der<br />
vergangenen fünf Jahre beschreiben<br />
und auf die aktuell gute Wirtschaftslage<br />
inder Region verweisen. Doch<br />
der Arbeitsmarktexperte belässt es<br />
nicht dabei. Fahnemann warnt: „Wir<br />
sind gut aufgestellt, aber der demografische<br />
Wandel stellt uns vor große<br />
Herausforderungen. Wir müssen<br />
jetzt handeln. Wir brauchen dringend<br />
Strategien und Ideen.“<br />
ImMünsterland sind aktuell so viele<br />
Menschen wie noch nie zuvor<br />
sozialversicherungspfl<br />
ichtig beschäftigt.<br />
Im Dezember 2018 waren<br />
esgenau 619 029 Personen.<br />
Nicht nur die hohe Zahl ist beeindruckend.<br />
Beachtlich ist auch die Steigerungsrate,<br />
die zu diesem Zwischenergebnis<br />
geführt hat. „Das Münsterland ist<br />
eine starkeRegion undhat in den vergangenen<br />
fünf Jahren bei der Beschäftigtenzahl<br />
um 7,6Prozent zugelegt“, beschreibt<br />
Fahnemann die Entwicklung, die über<br />
dem Landesdurchschnitt (plus 6,8 Prozent)<br />
liegt. Die Zahl der Beschäftigen im<br />
Münsterland wuchs seit 2013 um genau<br />
45 386 Personen.<br />
„Wir dürfen uns diese Situation aber<br />
nicht schön reden“, sagt der Geschäftsführer,<br />
der aus vielen Gesprächen weiß,<br />
dass Firmen in der Region sich auch wegen<br />
der Handelskriege und der schier<br />
endlosen Brexit-DebatteSorgenmachen.<br />
Fahnemann verweist auf die demografi-<br />
Beinahe die Hälfte der Beschäftigtengeht inden nächsten 20 Jahren in Rente<br />
22.000<br />
20.000<br />
18.000<br />
16.000<br />
14.000<br />
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
sche Entwicklung, die sich massiv auf den<br />
Arbeitsmarkt auswirken wird. In den<br />
Arbeitsagenturen im Münsterland hat<br />
man nachgerechnet: Über ein Fünftel in<br />
der sozialversicherungspfl<br />
ichtig Beschäftigten<br />
in der Region ist älter als 55 Jahre.<br />
Das bedeutet, dass innerhalb der nächstenzwölf<br />
Jahredieser Teil der BeschäftigtenimMünsterland<br />
in den Ruhestand ge-<br />
Sozialversicherungspflichtig<br />
BeschäftigeimMünsterland<br />
Stand September 2018<br />
Vollendung des 65.Lebensjahres<br />
45,7% in den nächsten 20 Jahren<br />
15 Jahre 20Jahre 25Jahre 30 Jahre 35Jahre 40 Jahre 45Jahre 50Jahre 55Jahre 60 Jahre 65Jahre 70Jahre<br />
26%<br />
henwird. Betrachtet man die Beschäftigtenab45Jahre,<br />
scheidetsogar fastjeder<br />
Zweite inden nächsten 20 Jahren aus<br />
dem Erwerbsleben aus. Übertragen auf<br />
die heutige Situation: In den nächsten<br />
zwei Jahrzehnten verliert die Region<br />
rund 300 000 sozialversicherungspfl<br />
ichtig<br />
Beschäftigte –eine sehr nachhaltige<br />
Entwicklung für den Arbeitsmarkt und<br />
19,6% in den<br />
nächsten 10<br />
Jahren<br />
18,7%<br />
0,9%<br />
Quelle: Statistik der Bunndesagentur für Arbeit, Grafik: Pia Kleinherne<br />
den Wohlstand im Land. Fahnemann:<br />
„Deshalb müssen wir die Zukunft sehr genau<br />
in den Blick nehmen, heute möglichst<br />
jeden Ausbildungsplatz besetzen<br />
und eigentlich sogar über den eigenen<br />
Bedarf hinaus ausbilden, um auch künftig<br />
die erforderlichen Fachkräfte inden<br />
Unternehmen zu haben.“<br />
►Fortsetzung auf Seite 2<br />
OFFEN GESAGT<br />
Das Geld ist da<br />
Esliegt möglicherweise an<br />
der komfortablen Situation<br />
in vielen Branchen: Die Auftragslage<br />
ist gut, die Mitarbeiter<br />
haben zu tun –kurzum:<br />
Der Laden läuft. In der Phase<br />
des Erfolgs widerstrebt es vor<br />
allem den kleinen und mittleren<br />
Unternehmen, den Blick in<br />
die Zukunft zu lenken. Ein großer<br />
Fehler.<br />
Denn der demografische Wandel<br />
beschert auch dem prosperierenden<br />
Münsterland absehbar<br />
eine enorme Herausforderung:<br />
Wenn in der Region fast<br />
jeder zweite sozialversicherungspfl<br />
ichtig Beschäftigte in<br />
den kommenden zwei Jahrzehnten<br />
seinen Arbeitsplatz altersbedingt<br />
verlassen wird,<br />
dürfte sich der Fachkräftemangel<br />
zueinem Problem erster<br />
Güte und zur regelrechten<br />
Wachstumsbremse entwickeln.<br />
Selbst wenn Tätigkeiten durch<br />
die zunehmende Digitalisierung<br />
wegfallen, die Lücken im<br />
Personaltableau werden in vielen<br />
Firmen ein bedrohliches<br />
Ausmaß annehmen.<br />
Deshalb ist jetzt die Zeit gekommen,<br />
zu handeln, Potenziale<br />
zu nutzen und die Qualifizierung<br />
von Mitarbeitern voranzutreiben.<br />
Wer heute auf<br />
diesem Feld investiert, wird<br />
morgen davon profitieren.<br />
Es ist rätselhaft, warum die<br />
Firmen im Münsterland den<br />
mit 30 Millionen Euro üppig<br />
gefüllten Topf für die Förderung<br />
von berufl<br />
icher Weiterbildung<br />
und von Qualifizierungen<br />
nicht ausnutzen. Damit ließe<br />
sich die Fachkräftebasis absichern.<br />
Wolfgang Kleideiter<br />
Schlechte Stimmung<br />
Der Sparkassen-Konjunkturindikator sackt um 15 Prozentpunkte ab.<br />
Die Konjunktur in Westfalen-Lippe<br />
hat sich weiter abgekühlt. Die<br />
Unternehmen schätzen ihre Geschäftserwartungen<br />
deutlich<br />
schlechter ein als noch zu Jahresbeginn.<br />
Die hohe Wohnungsbaunachfrage<br />
und der ansteigende<br />
private Konsum dürften jedoch<br />
eine Rezession verhindern.<br />
Das lässt sich am Sparkassen-Konjunkturindikator<br />
ablesen, der im<br />
Vergleich zum Frühjahr<br />
um 15 Punkteauf 109,3<br />
Punkte eingebrochen ist. „Das ist der<br />
niedrigste Wert seit sieben Jahren<br />
4 198869 003501<br />
2 0 0 4 4<br />
und liegt unterhalb des langjährigen<br />
Durchschnitts von 113,3 Punkten“,<br />
teilte der Sparkassenverband mit.<br />
Der Konjunkturindikator ermittelt<br />
zweimal im Jahr auf Grundlage von<br />
Umfragen der acht Industrie- und<br />
Handelskammern in Westfalen die<br />
Stimmung in rund 4000 Unternehmen.<br />
In die Analyse fl<br />
ießen auch<br />
Daten des Statistischen Landesamtes<br />
sowie Erkenntnisse aus der Geschäftsentwicklung<br />
der 58 Sparkassen in<br />
Westfalen-Lippe ein.<br />
Nur noch 38 Prozent (Frühjahr: 49<br />
Prozent) der Betriebe bezeichnen ihre<br />
Geschäftslage als „gut“, elf Prozent<br />
(sechs Prozent) der Firmen stufen<br />
ihreLageals „schlecht“ ein. Es gibt jedoch<br />
Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Wirtschaftsbereichen.<br />
Am besten ist die Stimmung im Baugewerbe:<br />
97 Prozent der Unternehmen<br />
schätzen ihre Lage als gut oder<br />
befriedigend ein. Nochmals verbesserte<br />
Finanzierungskonditionen sorgenfür<br />
eine anhaltend hohe Nachfrage<br />
Auch in denBereichen Handel und<br />
Dienstleistungen ist die Geschäftslage<br />
aufgrund der privaten Konsumbereitschaft<br />
überwiegend positiv.<br />
Stark eingetrübt hat sich die Stimmung<br />
in der Industrie. Nur noch 31<br />
Prozent der Betriebe bewerten ihre<br />
Lageals gut–15 Prozentpunktewenigerals<br />
im Frühjahr.Die Unternehmen<br />
leiden unter der weltweit sinkenden<br />
NachfragenachInvestitionsgütern als<br />
Folge der Handelskonfl<br />
ikte und der<br />
Brexit-Debatte. Die Investitionsbereitschaft<br />
der Unternehmen hat sich<br />
infolgeder Konjunkturrisiken verringert.Der<br />
Anteil der Betriebe, die künftig<br />
mehr investieren wollen, ist auf<br />
23 Prozent zurückgegangen.<br />
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30 Millionen Euro sind im Topf<br />
Um den stärker werdenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, können die Agenturen für Arbeit verstärkt<br />
Qualifizierungsmaßnahmen fördern, von denen Beschäftigte und Firmen profitieren.<br />
Fachkräftemangel –ein Thema,<br />
das schon heutzutage immer<br />
stärker in den Blick rückt. Gerade<br />
im Münsterland ist es bereits<br />
jetzt in einigen Branchen<br />
schwer, neue und gut ausgebildete Mitarbeiter<br />
für ein Unternehmen zu gewinnen.<br />
Wiedie NRW-Bank vorwenigen Tagenin<br />
einer regionalwirtschaftlichen Analyse<br />
berichtete, hat das Münsterland mit<br />
einem Durchschnittsalter von 43Jahren<br />
die jüngste Bevölkerung<br />
aller neun<br />
NRW-Wirtschaftsregionen.<br />
Gleichzeitig,<br />
so die Förderbank<br />
für Nordrhein-Westfalen,<br />
seien dort die wenigsten<br />
Menschen<br />
arbeitslos. Das junge<br />
Münsterland nähere<br />
sich der Vollbeschäftigung.<br />
Tatsächlich ist in<br />
der Region die<br />
Arbeitslosigkeit auf<br />
Joachim Fahnemann, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Agentur für Arbeit Ah-<br />
Stand seit 2008 ge-<br />
den niedrigsten<br />
len-Münster<br />
Foto: Dierk Hartleb sunken. Der<br />
IMPRESSUM<br />
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Medien GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1,<br />
48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-804801<br />
Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />
Verlagsleitung: Marc-Arne Schümann, E-Mail: verlagsleitung@aschendorffmedien.de<br />
Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann, Telefon: 0251 690-908419,<br />
Telefax: 0251 690-806190<br />
Gestaltung/Layout: Ann-Kathrin Schriever<br />
Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1,<br />
48163 Münster, Telefon 0251 690-0, Telefax 0251 690-215<br />
Auflage: 17.000 Exemplare<br />
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Arbeitsmarkt ist laut Joachim Fahnemann,<br />
Chef der Agentur für Arbeit Ahlen-<br />
Münster,trotz erster konjunktureller Eintrübungen<br />
stabil. Im September lag die<br />
Arbeitslosigkeit im Münsterland mit<br />
36 391 arbeitslos gemeldeten Personen<br />
auf Vorjahresniveau. Die Arbeitslosenquote<br />
betrug 3,9 Prozent und fiel damit<br />
sogar um 0,1 Prozentpunkte besser aus<br />
als im vergangenen Jahr. Nach Angaben<br />
der Arbeitsagenturen haben fastalle Personenkreise<br />
bei der Arbeitslosenzahl<br />
einen Rückgang verzeichnet. Nur bei<br />
Menschen ab 55 Jahren und Menschen<br />
mit Schwerbehinderung war dies nicht<br />
der Fall.<br />
Doch wo sollen die Mitarbeiter herkommen,<br />
wenn sich trotz Digitalisierung in<br />
zahlreichen Branchen und einem daraus<br />
resultierenden Rückgang des Kräftebedarfs<br />
unterm Strich bundesweit eine Millionenlückeauftut.<br />
„Zuwanderung kann<br />
maximal ein Beitrag sein“, dämpft Fahnemann<br />
Hoffnungen auf diesem Gebiet.<br />
Die Zahl der Arbeitslosen mit Fluchthintergrund<br />
sei aktuell rückläufig. Ein Teil<br />
nimmt eine Beschäftigung auf, viele absolvieren<br />
aber weiterhin Sprachkurse<br />
und Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
„Wir sollten hier bei den Erwartungen<br />
realistisch sein“, sagt der Agenturchef.<br />
An den Mitteln soll esnicht scheitern: Den Arbeitsagenturen im Münsterland stehen große Beträge zur Verfügung,<br />
umBeschäftigte und Firmen bei Qualifizierungsmaßnahmen finanziell zuunterstützen. Foto: imagoimages<br />
Arbeitssuchende Gefl<br />
üchtete seien häufig<br />
männlich, jünger als 35 Jahre und<br />
suchten Helfertätigkeiten. Fahnemann<br />
weist darauf hin, dass es länger dauern<br />
werde, bis diese Menschen ausreichende<br />
Deutschkenntnisse und am deutschen<br />
Arbeitsmarkt geforderte Qualifikationen<br />
erreicht haben.<br />
Im Gegenzug ist die ArbeitskräftenachfrageimMünsterland<br />
ungebrochenhoch.<br />
Im September standen den Agenturen<br />
14 660 gemeldete Stellenangebote zur<br />
Verfügung. 40 mehr als im Vormonat.<br />
Aus Sicht von Joachim Fahnemann sollten<br />
Unternehmer genauso wie Mitarbeiter<br />
angesichts dieser Perspektiven die<br />
Qualifizierung stärker in den Blick nehmen,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.<br />
Gering Qualifiziertegehören<br />
aus Expertensicht zu den ungenutzten<br />
Potenzialen am Arbeitsmarkt.<br />
Mit dem zum 1. Januar 2019 in Kraft getretenen<br />
Qualifizierungschancengesetz<br />
sollen alle Beteiligte noch stärker unterstützt<br />
werden. Dabei ist laut Agentur für<br />
Arbeitdie Stoßrichtung neu. Denn im Fokus<br />
stehen jetzt Beschäftigte und Betriebe.<br />
BesondersKleinstbetriebeund KMUs<br />
können von den neuen Fördermöglichkeiten<br />
profitieren.<br />
Fahnemann bedauert, dass die Möglichkeiten<br />
zurzeit aber längst nicht ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Im laufenden Jahr stehen den Arbeitsagenturen<br />
im Münsterland insgesamt 30<br />
Millionen Eurofür dieFörderung vonberufl<br />
icher Weiterbildung und von Qualifizierungen<br />
zur Verfügung. Eine Summe,<br />
die es zulässt,<br />
dass keine Maßnahme<br />
am fehlenden<br />
Geld scheitert.<br />
AufBasis der neuen<br />
Gesetzgebung<br />
konnten im Bezirk<br />
der Agentur<br />
„Zuwanderung kann maximal<br />
ein Beitrag sein.“<br />
Joachim Fahnemann<br />
Ahlen-Münster bis Anfang Oktober 450<br />
Qualifizierungen zusätzlich gefördert<br />
werden. Fahnemann: „Wir müssen aber<br />
über ganz andere Größenordnungen<br />
nachdenken.“ Er hält mehr als eine Verdoppelung<br />
für durchaus realistisch.<br />
In zahlreichen Betrieben schlummert<br />
Fachkräftepotenzial. Bezogen auf die<br />
neuen Fördermöglichkeiten hat das<br />
Münsterland mit seinen vielen Kleinstbetrieben<br />
–74,8 Prozent haben neun und<br />
weniger Mitarbeiter – besonders gute<br />
Chancen. 14,8 Prozent der Beschäftigten<br />
im Münsterland arbeiten in diesen Betrieben.<br />
►Fortsetzung auf Seite 3<br />
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MACHER &MÄRKTE 3<br />
In guten Zeiten vorsorgen<br />
In einigen Branchen imMünsterland haben bis zu 15 Prozent der Beschäftigten keinen Berufsabschluss.<br />
In den KMUs – den kleinen und<br />
mittleren Betrieben mit zehn bis<br />
249 Mitarbeitern –sind nach Darstellung<br />
der Agentur für Arbeit<br />
56,1 Prozent der Beschäftigten im<br />
Münsterland tätig. In diesen Unternehmen<br />
sind prozentual die meisten ungelernten<br />
Kräfte angestellt (54,9 Prozent).<br />
Zahlreiche dieser Betriebe könnten also<br />
von den neuen Fördermöglichkeiten<br />
nach dem Qualifizierungschancengesetz<br />
profitieren.<br />
Hier lohnt sich auch der Blick in einzelne<br />
Branchen, um eine Vorstellung für das<br />
Potenzial der Zielgruppe zu bekommen.<br />
Die Agentur für Arbeithat Zahlen für das<br />
Münsterland zusammengetragen:<br />
So sind im Münsterland 16 982 Personen<br />
mit der Herstellung vonMetallerzeugnissen<br />
befasst –darunter sind 2280 Beschäftigte<br />
ohne Berufsabschluss (13,4 Prozent).<br />
Schaut man sich in dieser Branche<br />
die spezielle Gruppe der KMUs an, liegt<br />
der Anteil der Ungelernten bei 14 Prozent.<br />
Im Bereich Maschinenbau sieht das Bild<br />
etwas anders aus. Unter den 32 741Beschäftigten,<br />
die im Münsterland in diesem<br />
Sektor tätig sind, haben 3109 Personen<br />
keinen Berufsabschluss (9,5 Prozent).<br />
In den KMUs, die mit dem Maschinenbau<br />
befasst, beträgt der Anteil 8,7<br />
Prozent.<br />
Anders die Situation in den Firmen, die<br />
Gummi- und Kunststoffwf<br />
aren herstellen.<br />
12 351 Personen arbeiten im Münsterland<br />
in diesem Sektor.Die Quoteder Beschäftigten<br />
ohne Berufsabschluss beträgt<br />
hier 14,5 Prozent (1825 Personen). In<br />
den KMUs liegt hier der Anteil sogar noch<br />
höher: bei 15,5 Prozent.<br />
Aus Sicht der Agenturen für Arbeit im<br />
Münsterland zeigt sich im Pfl<br />
egebereich<br />
heute schon beispielhaft, dass man mit<br />
Qualifizierungsmaßnahmen zur Fachkräftesicherung<br />
beitragen kann. Joachim<br />
Fahnemanns Rat: „In guten Zeiten sollte<br />
man vorsorgen, um den Schadensfallerst<br />
gar nicht eintreten zu lassen.“ Die Fachkräftesicherung<br />
sei kein Thema für eine<br />
Dekade, sondern auch im Münsterland<br />
eine Daueraufgabe. Es sei gut, so der<br />
Agenturchef, dass die Kammern, die<br />
kommunalen Jobcenter und auch die<br />
Politiker hier inzwischen indie gleiche<br />
Richtung rudern. Fahnemann: „Wir sind<br />
nur einer von vielen Akteuren.“<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
der Bundesagentur für<br />
Arbeit (IAB) in Nürnbergermittelt schon<br />
heutefortlaufend, wie sich die fortschreitende<br />
Digitalisierung auf die Arbeitsplätze<br />
und damit auch auf den regionalen<br />
Arbeitsmarkt auswirken wird. Die Fachleute<br />
ermitteln das sogenannte Substituierbarkeitspotenzial.<br />
Denn es gibt immer<br />
mehr Arbeitsbereiche, in denen Computer<br />
oder computergesteuerte Maschinen<br />
Tätigkeiten übernehmen können, die bislang<br />
nur vonMenschen erledigt wurden.<br />
In den zurückliegenden Jahren, so das<br />
IAB, seien viele neue Technologien<br />
marktreif geworden.Dazuzählten insbesondere<br />
mobile, kollaborative Roboter<br />
und selbstlernende Computerprogramme<br />
sowie erste Anwendungen von 3D-<br />
Druck und Virtueller Realität.<br />
In den letzten Jahren haben sich die<br />
Kreis Borken<br />
Münsterland:<br />
DurchschnittlicheSubstituierbarkeitspotenziale<br />
Anzahl der Beschäftigten mit hohem Substituierbarkeitspotenzial<br />
30,9%<br />
Kreis Coesfeld<br />
Kreis Steinfurt<br />
26%<br />
Quelle:Institutfür Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Grafik: PiaKleinherne<br />
30%<br />
18,3%<br />
32,2%<br />
Potenziale in fast allen Berufen erhöht.<br />
Von einem hohen Substituierbarkeitspotenzial<br />
spricht man, wenn über 70 Prozent<br />
der Tätigkeiten einesBerufs wegfallen<br />
können. Laut IAB wirdaber kaum ein<br />
Beruf vollständig verschwinden. Vielmehr<br />
werden einzelne Tätigkeiten betroffen<br />
sein, die Berufe werden sich ändern.<br />
Vor allem in Münster mit einem starken<br />
Verwaltungssegment sind kaum Beschäftigte<br />
von hohen Substituierbarkeitspotenzialen<br />
betroffen. In den Landkreisen<br />
als Standort des verarbeitenden Gewerbes<br />
sieht dies anders aus.<br />
Sehr stark betroffen sein wirdnachInstitutsberechnungen<br />
der Helferbereich, da<br />
dort die Routinetätigkeiten einen besonders<br />
hohen Anteil haben. Das Substituierbarkeitspotenzial<br />
erreicht auf diesem Gebiet<br />
auch im Münsterland Werte von bis<br />
zu 60 Prozent. Wolfgang Kleideiter<br />
Münster<br />
NRW<br />
26%<br />
Kreis Warendorf<br />
Bündnis für<br />
das Ehrenamt<br />
Bundeskongress der Handwerksjunioren tagte inMünster.<br />
DasHandwerkwill mehr junge Leute<br />
für eine ehrenamtliche Tätigkeit gewinnen.<br />
Auf dem Bundeskongress<br />
der Junioren des Handwerkskündigte<br />
Handwerkspräsident Hans Peter<br />
Wollseifer kürzlich in Münster ein<br />
„Bündnis für das Ehrenamt“ an, das<br />
in den Gremien der Handwerksorganisation<br />
auf den Weg gebracht werden<br />
soll.<br />
Die Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe<br />
Handwerk<br />
zeichne sich zwar durch<br />
starkes ehrenamtliches Engagement<br />
aus, das sei aber<br />
kein Selbstläufer. Das Bündnis soll dazu<br />
beitragen, mehr Nachwuchskräfte für<br />
Aufgaben in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit<br />
der Generationen zu intensivieren.<br />
Dafür sei es notwendig, dass das Handwerk<br />
mehr Wertschätzung erhalte.Inder<br />
Politik sei diese Forderung angekommen,<br />
in der Gesellschaft aber noch nicht. „Wir<br />
müssen noch mehr herausstellen, was<br />
Plädoyer für das Ehrenamt, (v.l.): Handwerkspräsident Wollseifer,<br />
Corinna Franke (Handwerksjunioren NRW), Michael Grabacz (Handwerksjunioren<br />
Münster), René Fornol (Bundesvorsitzender Handwerksjunioren)<br />
und Dr. Markus Peifer (Geschäftsführer Bundesverband)<br />
Foto: Hubertus Kost<br />
wir leisten, und dass wir ein Stück Verantwortung<br />
für die gesamte Gesellschaft<br />
tragen“, unterstrich Wollseifer. Dazu gehöre<br />
auch ehrenamtliches Engagement.<br />
Das war Kernthema des Bundeskongresses.<br />
Dort referierte Anja Cordes vom Institut<br />
für Betriebsführung im Handwerk<br />
über „Arbeitgeberattraktivität im Handwerk“.<br />
Ergebnisse einer Umfrage zeigen<br />
zum Beispiel, dass vor allem junge Leute<br />
auf eigenverantwortliches Arbeiten und<br />
fl<br />
ache betriebliche Hierarchien Wert legen.<br />
Der attraktive Arbeitgeber sei nicht<br />
derjenige, der die besteBezahlung biete.<br />
Als ebenso wichtig und zum Teil sogar<br />
wichtiger würden andere Bedingungen<br />
eingeschätzt: abwechslungsreiche Arbeiten,<br />
fl<br />
exible, familienfreundliche Arbeitszeiten<br />
und Wertschätzung. Das bedeutet:<br />
Arbeitgeber sind verstärkt gefordert, sich<br />
entsprechend zu präsentieren, wenn sie<br />
Fachkräfte suchen. Die werden in vielen<br />
Branchen dringend gesucht. Wollseifer<br />
nannte inMünster die Zahl von 250 000<br />
Fachkräften, die im Handwerk fehlten.<br />
Zurück zur Wertschätzung. Das Wort zog<br />
sich durch die Veranstaltung. Wer am<br />
Arbeitsplatz Wertschätzung erfahre, der<br />
könne auch für ehrenamtliche Aufgaben<br />
motiviert werden, das warein Argument<br />
in der Podiumsdiskussion. Und das gelte<br />
gleichermaßen, wenn der Beruf über den<br />
Betrieb hinaus in der Gesellschaft Anerkennung<br />
finde. Natürlichsei Ehrenamt<br />
Arbeit und müsse sich zeitlich vereinbaren<br />
lassen mit Beruf, Familie, Freizeit.<br />
Außerdem: „Auch Ehrenamt muss gelernt<br />
werden“, so hieß es. Aber es gebe<br />
auch ein gutes Gefühl, sich einzubringen.<br />
Wie sagte der Handwerkspräsident:<br />
„Handwerk ist nicht nur ein Beruf, sondern<br />
auch ein Stück Lebensgefühl.“<br />
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4 MACHER &<br />
Start-up mit einem „Rundum-s<br />
Die Universität inMünster kann dank einer Finanzspritze des Landes Nordrhein-Westfalen ihre Gründungsinitiative<br />
bis zu 40 Ausgründungen auf den Weg gebracht werden. Die Wissenschaftler sollen ander WWU schon frühzeitig<br />
Längst sind sienichtmehrdie wilden<br />
kleinen App-Schmieden –Start-ups<br />
gelten gesamtwirtschaftlich als<br />
Keimzellen der Innovationskultur.<br />
Die Gründungsrate im Münsterland<br />
von knapp über einem Prozent liest<br />
sich deshalb unterirdisch. Die Uni<br />
Münster will ihre Ausgründungen in<br />
den nächsten fünf Jahren deutlich<br />
steigern –von derzeit zehn auf 40<br />
pro Jahr.<br />
Ein Weg: das „Start-uppen“<br />
mit Rundum-sorglos-Paket.<br />
Momentan scheitert die Verwirklichung<br />
des universitären<br />
Gründerspirits oft am<br />
schon im Vorhinein abschreckenden hohen<br />
bürokratischen Aufw<br />
and. Das soll<br />
das Exzellenz-Start-up-Center der WWU<br />
ändern.<br />
„Unseren gründungswilligen Studenten<br />
können wir die Angst vor dem Risiko<br />
nicht nehmen, dafür aber ein kompaktes<br />
System<br />
mit nur<br />
einer physischen<br />
Anlaufstelle<br />
an<br />
die Hand<br />
geben, das<br />
das Ausgründen<br />
wirklich<br />
leicht<br />
macht“,<br />
stellt Prof.<br />
Dr. Thorsten<br />
Wiesel<br />
klar. Konkret<br />
gibt es<br />
Marketing-Professor Thorsten Wiesel koordiniert das Exzellenz- noch keinen<br />
Ort,<br />
Start-up-Center der WWU.<br />
Foto: WWU<br />
aber der<br />
Marketingprofessor der WWU hat einen<br />
Platz vorm geistigenAuge, an dem nicht<br />
nur das gesamte Gründungs-Bürokratiepaket<br />
abgewickelt werden kann, sondern<br />
in dem eine unternehmerisch befruchtende<br />
Atmosphäre herrscht –mit Café<br />
und Co-Working-Space. Hier sollen sich<br />
Gründerteams, Mittelständler und Konzernchefs<br />
treffen und durch Ideen- und<br />
Innovationsaustausch voneinander profitieren.<br />
Ein Konzept, das ausländische Hochschulen,<br />
an denen die Gründerszene boomt,<br />
schon verwirklicht haben: „Von den Expertengesprächen<br />
im Rahmen des PanaceaStars<br />
Accelerator zwischen Gründern<br />
und Unternehmern in Oxford habe ich<br />
sehr profitiert“, betont Christoph Seidenstücker.<br />
Der Wirtschafts-Chemiker ist<br />
gründungserfahren und hat zusammen<br />
mit Dr. Maximilian Brinkmann, Dr. Tim<br />
Hellwig und Dr. Eva Doepker das Startup<br />
Refined Laser Systems aufgebaut.<br />
Innovation unter Alufolie: Dr. Maximilian Brinkmann, Geschäftsführer von Refined Laser Systems, testet im<br />
Brinkmann wurde auf Konferenzen wiederholt<br />
auf seine spannenden Versuchsergebnisse<br />
aus der Doktorarbeit angesprochen<br />
und gefragt, ob diese nicht in<br />
einem Lasersystem für Mikroskopie-Anwendungenumzusetzenseien.<br />
Gefördert<br />
durch „Start-up-NRW“ und „EXIST-Forschungstransfer“<br />
hat die WWU-Ausgründung<br />
aus dem Fachbereich für angewandte<br />
Physik dann ein innovatives Lasersystem<br />
für medizinische Mikroskope<br />
entwickelt, das sie im kommenden Sommer<br />
zur Marktreifebringen will. „Unsere<br />
Gründung ist durch Innovationsgeist,<br />
einen ungedeckten Marktbedarf, umfangreiche<br />
staatliche Unterstützung sowie<br />
etliche glückliche Zufälle entstanden.<br />
Insgesamt konnte dadurch das<br />
unternehmerische Risiko klar begrenzt<br />
werden“, resümiert Seidenstücker. Der<br />
Businessplan von Refined Laser Systems<br />
ist bereits preisgekrönt, doch der Gründer<br />
glaubt nicht, dass die meisten gründenden<br />
Wissenschaftler an der Universität<br />
von einem eigenen Start-up als Krönung<br />
ihres berufl<br />
ichen Werdegangs geträumt<br />
haben: „Der Weg ist meistens so:<br />
Innerhalb eines Forschungsprojektesentwickeln<br />
die Wissenschaftler eine Innovation,<br />
für die eseinen Markt gibt. Um die<br />
spezielle Innovation auf den Markt zu<br />
bringen, gründet das Forscherteam –und<br />
nicht, weil die Wissenschaftler schon seit<br />
Kindesbeinen einen besonderen Gründergeist<br />
in sich spüren.“<br />
Professor Wiesel spricht hier immer wieder<br />
von einem besonderen „Spirit“. Ihn<br />
will der Marketing-Mann und Koordinator<br />
des Exzellenz-Start-up-Centers aus<br />
den Studenten herauskitzeln, wenn dieser<br />
denn inihnen schlummert; einpfl<br />
anzen<br />
könne man ihn jedenfalls nicht.<br />
„Aus Studenten, die große Angst vorm Risiko<br />
haben und sich zukünftig ineinem<br />
sicheren Job mit Dienstwagen und -Handy<br />
in einem Konzern oder im Mittelstand<br />
sehen, können und wollen wir keine<br />
Gründer machen“, beteuert Wiesel.<br />
Nichtsdestotrotz will die Uni auch bei<br />
diesen Studierenden einen unternehmerischen<br />
Geist des Freien-und-anders-<br />
Denkens und Einfach-mal-Machens verstärkt<br />
wecken. „Denn dieser Geist lässt<br />
auch in großen Unternehmen Innovationenentstehen“,<br />
erklärt der Professor.Dazu<br />
nimmt er gut 20 Millionen Euroindie<br />
Hand –18,7 Millionen Euro als Finanzspritze<br />
vomLand, der Rest vonder Uni –<br />
und schafft eine Professur für Entrepreneurship<br />
und vier bis fünf Juniorprofessuren.<br />
Zudem sollen Scouts eingestellt<br />
werden, die in den Forschungsabteilungen<br />
nach Innovationen suchen, die zur<br />
Marktreife gebracht werden könnten.<br />
„Natürlich müssen wir uns immer wieder<br />
die Kritik gefallen lassen, wie wir als<br />
Beamteunternehmerischen Geist vermitteln<br />
wollen, aber wir wollen auch Unternehmer<br />
einbinden, die als Honorarprofessoren<br />
ihr Experten- und vorallem Praxiswissen<br />
an die Studenten weitergeben<br />
sollen“, sagt Wiesel. Und zwar interdisziplinär,<br />
auch für Fachbereiche, bei<br />
denenauf den ersten Blick keiner Gründungspotenzial<br />
sieht. Es müsse ja nicht<br />
jeder Lehrer werden, der auf Lehramt<br />
studiere: „Die Unternehmensgründungs-Vorlesungen<br />
sollen für alle Fachbereiche<br />
offen sein und wir wollen mindestens<br />
zehn Prozent der Studenten, also<br />
5000, erreichen“, hat sich der Marketing-Professor<br />
vorgenommen.<br />
Genauso wie ein einziger Sportler den<br />
Hochsprung revolutioniert habe, indem<br />
er nicht immer und immer wieder versucht<br />
habe, wie damals üblich, vorwärts<br />
ein paar Zentimeter mehr an Höhe zu<br />
überspringen, sonderneinfachmal rückwärts<br />
–und damit die Latte ineinem<br />
Schritt erheblich anheben konnte. „Nicht<br />
das Gewohnte trainieren, um besser zu<br />
werden, sondern einfach ganz anders zu<br />
denken, um echteInnovationen zu schaffen<br />
–das wollen wir unseren Studenten<br />
und am liebsten auch schon Schülern vermitteln“,<br />
nimmt der Exzellenz-Center-<br />
Koordinator sich vor. Allein ist das nicht<br />
zu schaffen, deshalb hat die Universität<br />
„Nicht das Gewohnte trainieren,<br />
um besser zu werden, sondern<br />
einfach ganz anders denken, um<br />
echte Innovationen zuschaffen.“<br />
Prof. Dr. Thorsten Wiesel<br />
die Fachhochschule Münster, die Hochschule<br />
im niederländischen Twente und<br />
das Digital Hub im münsterischen Hafen<br />
als Partner an seiner Seite.<br />
So breit aufgestellt wollen die Akteure<br />
auch die Cluster-Bildung in der Region<br />
fördern: „Ist für E-Commerce-Start-ups<br />
Berlin die angesagte Hochburg, könnte<br />
Münster sie für Gründungen im Bereich<br />
Medizin und E-Mobilität werden“, glaubt<br />
Wiesel. Denn Gründer,die Tür an Tür auf<br />
lokaler Ebene projektbezogen und in fußläufiger<br />
Nähe<br />
einrichtungen<br />
sammenarbeite<br />
len Markt bes<br />
von profitiert<br />
nologiehof M<br />
und Yvonne S<br />
up 2001gegrü<br />
paweit ihreEn<br />
biologischen<br />
fektions- und<br />
Kern-Produkt<br />
Halbwertszeit<br />
neben Vertrie<br />
an Innovatio<br />
Rötger. Mit ein<br />
Team und seh<br />
men mit dem<br />
men Systec a<br />
Carpegen – wa<br />
das Gen“ –ein S<br />
chen Identifizi<br />
erregern. Statt<br />
geht das mit d<br />
nur einer Stund<br />
dukt, das 2016<br />
Unternehmens<br />
Dasideale<br />
Umfeld.<br />
Unternehmerimecopark wissen:<br />
Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da<br />
leisten sie gute Arbeit. Investieren<br />
auch Sieinein gutes Umfeld–für Ihre<br />
Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />
Im ecoparkander Hansalinie A1.<br />
ecopark –der Qualitätsstandort.
MÄRKTE<br />
5<br />
orglos-Paket“<br />
ndeutlich intensivieren. Pro Jahr sollen künftig<br />
den „Gründergeist“ spüren.<br />
OFFEN GESAGT<br />
Die Einstellung ändern<br />
eine „Mission impossible“, aber ein Plot, der ambitio-<br />
„Agenten“ mit weitreichenden „Lizenzen“ ver-<br />
Knierte<br />
langt: Nichts weniger als eine tief verwurzelte Haltung gilt<br />
es zu ändern, um einen Gründergeist zu wecken.<br />
Während in anderen ökonomischen Kulturen dieser Spirit<br />
seit ehedem herrscht, ist allein schon die deutsche Sprache<br />
entlarvend: Dawird der Schritt in die Selbstständigkeit „gewagt“,<br />
heißt es landläufig. Was eine innere Einstellung widerspiegelt:<br />
Unternehmertum konnotieren viele Arbeitnehmer<br />
mit einem Risiko –und wählen für sich selbst die Sicherheit.<br />
Mit weniger Chancen, aber ohne potenzielles<br />
Scheitern.<br />
Dem haftet in Deutschland nicht nur an, dass ein finanzieller<br />
Schaden entstanden ist, sondern auch noch der menschliche<br />
Makel, versagt zuhaben. Straucheln, lernen, neu starten<br />
können –diese Einstellung ist Mangelware, besonders<br />
im Münsterland, aber auch in ganz Deutschland.<br />
Das Exzellenz-Start-up-Center an der Universität Münster<br />
hat sich mithin eine ehrgeizige Aufgabe gestellt. Die Gründe<br />
für das geringe Gründen liegen aber nicht allein in der inneren<br />
Einstellung und fehlenden Vorbildern. Auch die bürokratischen<br />
Hürden wirken sich auf die Bereitschaft aus, das<br />
berufl<br />
iche Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Auf beiden Ebenen, dem Verbreiten einer Macher-Mentalität<br />
und der Hilfe beim Überwinden der Antragsfl<br />
ut und finanzieller<br />
Hürden, gilt es für das Center vollen Einsatz zu zeigen.<br />
Immerhin steht dafür eine erkleckliche Summe Geldes<br />
und einiges Know-how zur Verfügung.<br />
Angesichts eines Budgets von 20Millionen Euro wird sich<br />
der Aufw<br />
and an greifb<br />
arem Erfolg messen lassen müssen.<br />
Damit mehr Talente ihre Ideen vermarkten können –mit<br />
einem Happy End.<br />
Maike Harhues<br />
Labor des Kooperationspartners Prof. Ji-Xin Cheng (Boston University) einen Laser-Prototyp.<br />
rund um die Forschungsmit<br />
der Wissenschaft zun,<br />
können auf dem globaonders<br />
gut bestehen. Daauch<br />
Carpegen im Techünster.<br />
Dr. Antje Rötger<br />
choepe haben das Startndet<br />
und vertreiben eurotwicklung<br />
vonmolekular-<br />
Testsystemen für In-<br />
Dentaldiagnostik. „Unser<br />
hat eine relativ lange<br />
, deshalb können wir<br />
bund Kundenbetreuung<br />
nen forschen“, erläutert<br />
em derzeit fünfkf öpfigen<br />
großem Erfolg: Zusam-<br />
Maschinenbauunternehus<br />
Münster entwickelte<br />
s so viel heißt wie „Nutze<br />
ystem zur schnellstmöglierung<br />
von Krankenhauswie<br />
bisher in 24 Stunden,<br />
em Carpegen-System in<br />
e. Ein revolutionäres Prodie<br />
Chance zu gehöriger<br />
expansion barg. Doch<br />
Foto: Refined Laser Systems<br />
Rötger und Schoepeentschieden sich für<br />
nachhaltiges Wachstum ihres Biotech-<br />
Entwicklungslabors und verkauften ihre<br />
Innovation an Curetis, einen Medizintechnik-Hersteller<br />
aus Baden-Württemberg.<br />
„Nach langer finanzieller Durststrecke<br />
hatten wir für Investitionen Luft nach<br />
oben“, berichtet Rötger.Die Biologin, die<br />
schon mit Ende 20 ihr eigener Chef war,<br />
möchte die unternehmerische Freiheit<br />
nicht mehr missen: „Die Gründung damals<br />
wurde mir allerdings dadurch erleichtert,<br />
dass ein naher Kollege bereits<br />
gegründet hatteund ichdeshalb ein persönliches<br />
Vorbild hatte“, erzählt die Geschäftsführerin.<br />
Dass sie vorfast zwanzig<br />
Jahren häufig Anrufer am Telefon hatte<br />
mit der Frage „Kann ich bitte den Chef<br />
sprechen?“, darüber kann Rötger heute<br />
schmunzeln. Und: „PR-technisch hattees<br />
durchaus seine Vorteile, als junge Frau<br />
ein Start-up aufzubauen. Medial wurde<br />
viel berichtet“, sagt die Biologin, die<br />
glaubt, dass sie ihr Gründer-Gen schon<br />
lange insich trägt: „Den Mut zur Unternehmensgründung<br />
bringt man meiner<br />
Meinung nach aus dem Elternhaus mit.<br />
Das ist nichts für Menschen mit vielen<br />
Ängsten.“<br />
Maike Harhues<br />
MünsterlandManager.de<br />
Top-Führungskräfte für das Münsterland<br />
Karriere machen im Münsterland:<br />
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Führungskräften wichtige Unterstützung<br />
Wer Karriere als Führungskraft oder<br />
als Spezialist imMünsterland machen<br />
möchte, hat die Wahl. Bewirbt<br />
er sich direkt auf öffentlich ausgeschriebene<br />
Stellen, steht er möglicherweise<br />
imWettbewerb zueiner<br />
großen Zahl von anderen, vielleicht<br />
sogar näher am Anforderungsprofil<br />
der Stelle liegenden Bewerber. Seine<br />
Chancen betragen hierbei im Schnitt<br />
vielleicht 1:50 bis 1:100. Als Initiativbewerber<br />
bei einem Unternehmen<br />
sich zu bewerben außerhalb der typischen<br />
Mangelberufe bedeutet sogar<br />
eine noch weit geringere Chance.<br />
Zusätzliche Möglichkeiten der beruflichen<br />
Weiterentwicklung kann die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit Personalberatungen<br />
bringen, die die Laufbahn von aufstiegswilligen<br />
Kandidaten über längere Zeit begleiten.<br />
Will man dabei in seiner Karriere nicht wiederholt<br />
zum Umzug gezwungen werden, ist<br />
es wichtig hierfür eine Personalberatung zu<br />
wählen, die sich in der Region des Bewerbers<br />
besonders gut auskennt, weil sie ihren Fokus<br />
auf die einheimischen Betriebe legt. Sie kann<br />
aus den täglichen Gesprächen mit den Firmen<br />
und den Bewerbern aus der Region weit besser<br />
als jeder auswärtige Berater sagen, woes<br />
sinnvoll ist und Spaß macht zuarbeiten und<br />
wo man besser nicht hingehen sollte.<br />
Denn die Berater erfahren natürlich auch<br />
von ihren Bewerbern täglich, in welchen<br />
Betrieben esDefizite in der Unternehmenskultur<br />
oder wirtschaftliche Probleme gibt.<br />
Reinhard Lezgus<br />
Geschäftsführer<br />
Dipl.-Kfm. Paul-Peter Groten<br />
Geschäftsführer<br />
Anzeige<br />
Umgekehrt lernen sie sehr empfehlenswerte<br />
Unternehmen kennen, die große Chancen für<br />
Bewerber und eine langfristige Perspektive<br />
bieten können. Diese zu kennen ist sehr wichtig<br />
für die Bewerber.<br />
Bestes Beispiel ist die Personalberatung<br />
MünsterlandManager.de, die mit ihren Niederlassungen<br />
in Münster, Ahaus und Bocholt<br />
nahe an den Betrieben des Münsterlandes ist<br />
und die sich seit mehr als 11Jahren ausschließlich<br />
mit den Unternehmen der Region<br />
und angrenzenden Gebieten befasst. Deren<br />
Berater verfügen über ein langjähriges und<br />
vertrauensvolles Netzwerk in der münsterländischen<br />
Wirtschaft, das weit bessere Platzierungsmöglichkeiten<br />
bietet als alle auswärtigen<br />
Personalberatungen. Wer also seine<br />
Karriere imMünsterland aufbauen möchte,<br />
ist bei MünsterlandManager.de besonders gut<br />
aufgehoben.<br />
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Dr. Antje Rötger entwickelt molekularbiologische Testsysteme.<br />
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6 MACHER &MÄRKTE<br />
„Chancen gibt esauch hier“<br />
Sven Wolf, Teamleiter Unternehmensförderung bei der IHK Nord Westfalen, wünscht sich niedrigere Hürden für<br />
Start-ups. Im Münsterland gibt esInteresse an der Selbstständigkeit, aber die Umsetzung ist schwach ausgeprägt.<br />
„Out of the box“ denken und einfach<br />
einmal mal machen – auch solche<br />
Eigenschaften sollten Menschenmitbringen,<br />
die bereit sind, ein Unternehmen<br />
neu zu gründen, sagt Sven<br />
Wolf.Unsere Autorin Maike Harhues<br />
sprach mit dem<br />
Teamleiter Unternehmensförderung<br />
bei der IHK<br />
Nord Westfalen über die<br />
Gründungskultur in der Region und über<br />
die vielfältigen Bemühungen, das Unternehmertum<br />
zu fördern.<br />
Welche Eigenschaften zeichnen in<br />
Ihren Augen ein gutes Start-up aus<br />
und welche muss die Persönlichkeit<br />
des Gründers mitbringen?<br />
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Sven Wolf: Ein gutes Start-up zeichnet<br />
sich dadurch aus, dass es hochinnovativ,<br />
sehr dynamisch, stark wachstumsorientiert<br />
und häufig in der Digitalisierung<br />
unterwegs ist. Für ein Start-up ist wichtig,<br />
dass die Personen Leidenschaft für<br />
das Thema, den Mut zur Selbstständigkeit<br />
und auch Risikofreude mitbringen.<br />
Vorallem ist es vonenormer Bedeutung,<br />
dass die Gründer bereit sind, „out of the<br />
box“ zu denkenund auch einfach mal zu<br />
machen. Dabei kommt es nicht so sehr<br />
auf den einzelnen Gründer an. Bei erfolgreichen<br />
Start-ups findetsich meist ein gut<br />
funktionierendes Team, zueinander passende<br />
Personen mit komplementären Fähigkeiten.<br />
WieschätzenSie dasaktuelleGründungsklima<br />
im Münsterland ein?<br />
Wolf: Immer weniger Frauen und Männer<br />
sind bereit, ein Unternehmen zu<br />
gründen. Die Gründungsquotehat sich in<br />
den letzten Jahren halbiert und liegt nur<br />
noch bei knapp über einem Prozent. Das<br />
Gute: Es mangelt nicht an dem Interesse<br />
an einer Selbstständigkeit, wie eine aktuelle<br />
Studie der IHKn in NRW gezeigt hat.<br />
40 Prozent der Befragten hat sich schon<br />
einmal ernsthaft mit dem Thema Selbstständigkeit<br />
beschäftigt. Aber die meisten<br />
verlieren die Lust, den Glauben oder den<br />
Mut, bevor sie überhaupt gegründet haben.<br />
Da müssen wir ran.<br />
Welche bürokratischen Hürden erschweren<br />
das Gründen und wie lassen<br />
sich diese aus dem Wegräumen?<br />
Wolf: Die Politik kann schon mit kleinen<br />
Maßnahmen spürbare Entlastungen<br />
schaffen und Bürokratie abbauen. Die<br />
Hebel sind dafür beispielsweise der Abbau<br />
von Berichts- und Aufb<br />
ewahrungspfl<br />
ichten sowie Freistellungsklauseln für<br />
Gründer.Ein schönes Beispiel: Ein Gründer<br />
muss die Umsatzsteuer-Voranmeldung<br />
zwingend monatlich machen, das<br />
etablierteUnternehmen nur quartalsweise.<br />
Ein effizienterOne-Stop-Shop, der online<br />
alle Anmeldungen, Genehmigungen<br />
und Besteuerungsverfahren bündeln<br />
1<br />
kann, wäre ebenfalls ein Meilenstein. Es<br />
gibt Länder wie die baltischen Staaten,<br />
die im Bereich E-Government sehr viel<br />
weiter sind als wir. Die Einrichtung des<br />
Gewerbe-Service-Portals durch das Land<br />
NRW ist da ein erster wichtiger Schritt.<br />
An welchen konkreten Stellschrauben<br />
dreht dieIHK zurzeit besonders<br />
intensiv,umdas Gründen in der Region<br />
zuerleichtern?<br />
Wolf: Die Gründe, warumdie Leutesich<br />
nicht selbstständig machen, sind einfach<br />
auf den Punkt zu bringen: das fehlende<br />
Wissen, der Mangel an Vorbildern im persönlichen<br />
Umfeld sowie die Angst vor<br />
dem finanziellen Risiko und dem Scheitern.<br />
Genau hier setzen wir an: Die Förderung<br />
des Unternehmertums ist einer<br />
der großen Arbeitsschwerpunkte der<br />
IHK. Es muss uns gelingen, die Menschen<br />
davon zu überzeugen, dass es Spaß<br />
macht, sein eigener Chef zu sein und die<br />
eigenen Ideen umzusetzen. Wir müssen<br />
denen, die sich auf den Wegindie Selbstständigkeit<br />
machen, den Einstieg soeinfach<br />
und unbürokratisch wie möglich<br />
machen. Die IHK hat in diesem Jahr ein<br />
Startercenter in Münster aufgebaut, in<br />
dem Gründungswillige beraten und<br />
unterstützt werden, zudem präsentieren<br />
wir Vorbilder und helfen beim Matching<br />
zwischen Start-ups und Mittelständlern.<br />
Auch die engeZusammenarbeit mit dem<br />
Digital Hub ist für uns wichtig.<br />
Hat die Region genug wagemutige<br />
Investoren und unterstützungsfreudige<br />
Business-Angel für innovative<br />
Ideen?<br />
Wolf: Hier im Münsterland hat sich<br />
schon einiges bewegt: Ein größerer<br />
Fonds sitzt im münsterischen Hafen,<br />
ebenso der Digital Hub, in dem die IHK<br />
Gründungsmitglied ist. Auch einige Mittelständler<br />
und IT-Unternehmen suchen<br />
aktiv die Zusammenarbeit mit Start-ups.<br />
Zur Wahrheit gehört aber leider auch:<br />
Privates Geld geht meistens dahin, wo bereits<br />
privates Geld investiert ist. Da ist<br />
Berlin nach wie vorder Hotspot für Gründer,auchumauf<br />
ausländische Investoren<br />
zu treffen. Hinzu kommt, dass viele<br />
Gründer trotz niedriger Zinsen immer<br />
noch über Schwierigkeiten bei der Finanzierung<br />
ihrer Ideen klagen, da vor allem<br />
digitale Geschäftsmodelle für Banken<br />
schwer vomRisikozubewerten sind und<br />
vertrauensbildende Elemente wie eine<br />
Unternehmenshistorie fehlen. Bei uns<br />
läuft zu Anfang viel über öffentliche Förderprogramme,<br />
die decken den Start<br />
auch ganz gut ab. So bis zwei, drei, vielleicht<br />
auch mal vier Millionen EuroKapitalbedarf<br />
können Fonds helfen. Aber sobald<br />
wir über zwei- oder dreistelligeMillionenbeträgesprechen,<br />
sind die meisten<br />
Fonds und Fördertöpfe viel zuklein. Zudem<br />
sitzen gerade im Münsterlandkeine<br />
großen DAX<br />
-Konzerne als Geldgeber, so<br />
dass leider so manches Start-up darüber<br />
nachdenkt,obesineiner Großstadt nicht<br />
besser aufgehoben wäre. In Deutschland<br />
ist die Kapital-Akquisenicht so leicht und<br />
im Münsterland noch mal etwas schwerer.<br />
Die Start-ups in der Region, indie<br />
wirklich zwei- und dreistelligeMillionenbeträge<br />
investiert wurden, kann ich an<br />
einer Hand abzählen.<br />
Dürfen Gründer dann einfach nicht<br />
so groß denken, wenn sie imMünsterland<br />
gründen?<br />
Sven Wolf ist Teamleiter Unternehmensförderung bei der IHK Nord<br />
Westfalen.<br />
Foto: IHK<br />
Wolf: Nein, die Chancen gibt es auch<br />
hier. Start-ups müssen einfach anders<br />
denken und auf die Zusammenarbeit mit<br />
dem Mittelstand setzen. Dann dauert es<br />
vielleicht ein, zwei Jahre länger, bis das<br />
Start-up durch die Deckegeht, abergerade<br />
für das nachhaltigeBestehen kann das<br />
eine große Chance sein.<br />
Gibt es in Ihren Augen eine Chance<br />
auf echte Start-up-Cluster im Münsterland?<br />
Wolf: Ja, die Clusterbildung baut sich<br />
langsam und im Kleinen auf, siehe den<br />
münsterischen Hafen. Auch im Kreis Borkensitzen<br />
IT-Start-ups, die teilszuGlobal<br />
Playern geworden sind und das Gründungsgeschehen<br />
befeuern. Zudem setzen<br />
wir große Hoffnung in das Exzellenz-<br />
Start-up-Center der WWU.Zur Wahrheit<br />
gehört aber auch, dass die deutsche<br />
Hochschullandschaft noch immer zu<br />
stark auf systemische Parameter ausgerichtet<br />
ist und häufig zu wenig Freiheiten<br />
bietet. Es fehlt noch ein bisschen der<br />
Geist von Freiheit und Einfach-mal-Machen.<br />
Und einige ausländische Hochschulen<br />
sind im Start-up-Bereich so stark,<br />
weil sie einen starken Fokus auf das interdisziplinäre<br />
Teambuilding legen.<br />
Laut Studie des Bundesverbandes<br />
Deutsche Start-ups gründen<br />
deutschlandweit nur 15 Prozent<br />
Frauen. Ist die Start-up-Szene der<br />
Region ebenfalls eher ein Herrenclub?<br />
Und wenn ja, woran liegt das<br />
und welche Ideen hat die IHK, dies<br />
zu ändern?<br />
Wolf: Wenn wir uns alle Gründungen zusammen<br />
angucken, liegen wir bei knapp<br />
einem Drittel, aber auch das reicht natürlich<br />
noch nicht aus. Im nächsten Jahr<br />
bringen wir das Projekt „Mach es selber<br />
–Frauen gründen“anden Start, mit dem<br />
wir Frauen zum Gründen motivieren<br />
wollen. Dass der Frauenanteil speziell bei<br />
Start-ups so niedrig ist, liegt daran, dass<br />
diese Gründungen vornehmlich aus dem<br />
IT- und MINT-Bereich kommen. Und das<br />
sind Bereiche, in denen man leider Frauen<br />
noch deutlich zu selten antrifft. Hier<br />
gilt es, Mädchen schon in der Schule für<br />
die MINT-Fächer zu begeistern.
MACHER &MÄRKTE 7<br />
Unter einem Dach vereint<br />
Das „kult“ inVreden überzeugt nicht nur mit einem regionalen Gesamtkonzept. Jetzt wurden die<br />
Architekten und Baubeteiligten auf der Internationalen Handwerksmesse inMünchen ausgezeichnet.<br />
„kult“steht für Kulturund lebendige<br />
Tradition.„kult“ ist aber mehr als ein<br />
Museum. Das Zentrum im Herzen<br />
von Vreden soll das kulturelle Gesamtprofil<br />
des Westmünsterlandes<br />
stärken und die Identität mit der Region<br />
fördern. In diesem Jahr hat die<br />
Einrichtung den 3. Preis im Wettbewerb<br />
„Geplant+Ausgeführt“ gewonnen.<br />
Damit werden Handwerker und<br />
Architekten geehrt, die durch ihre<br />
Zusammenarbeit besondere Projekte<br />
im öffentlichen Raum geschaffen<br />
haben. Vier Betriebe aus dem Münsterland<br />
gehörenzuden Preisträgern.<br />
Zunächst zum Projekt: Unter<br />
einem Dach sollten bisher<br />
nebeneinander geführte Einrichtungen<br />
zusammengeführt<br />
werden: das Hamaland-Museum,<br />
das landeskundliche Institut<br />
Westmünsterland sowie die historischen<br />
Teile des Kreisarchivs und des<br />
Archivs der Stadt Vreden. Das war die<br />
Idee des Kreises Borken und der Stadt,<br />
die sich damit für die „Regionale 2016“–<br />
ein Strukturförderprogramm des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen –bewarben. Mit Erfolg:<br />
Im Juli 2017 öffnetedas „kult“ seine<br />
Türen.<br />
Werauf das Zentrumzugeht, ist zunächst<br />
erstaunt. Corinna Endlich, die das „kult“<br />
leitet, erfährt dies in Gesprächen mit vielen<br />
Besuchern. Immer wieder fällt der<br />
Satz: „So ein Gebäude hätteich hier nicht<br />
erwartet.“<br />
Es lohnt sich, auf die Arbeit der am Bau<br />
beteiligten Architekten und Betriebe und<br />
besonders auf die Gewinner des Wettbewerbs<br />
einzugehen. „Das neue kulturhistorische<br />
Zentrum beeindruckt durch seinen<br />
kraftvollen und plastischen Ausdruck“,<br />
urteilte die Jury. „Altbauten aus<br />
diversen Epochen werden hier auf besondereWeise<br />
über eine Silhouettemit dem<br />
Neubau zu einem stimmigen Ganzen verbunden.<br />
Ein Stück Stadtreparatur, mit<br />
der es gelingt, eine doch erhebliche Baumasse<br />
maßstäblich passend ins Umfeld<br />
einzufügen.“ Hervorgehobenwerden die<br />
Erfahrungen und der Ideenreichtum der<br />
Firmen, die „den Architekten zu einer gelungenen<br />
Umsetzung ihrer Version eines<br />
modernen Klinkerbaus verholfen“ haben.<br />
Der Preis 2019 wurde imRahmen der<br />
Internationalen Handwerksmesse in<br />
München an die Architekten Isabella Leber<br />
und Martin Pool aus München (Planung),<br />
EvaBleckmann und Andreas Krys<br />
aus Münster (Bauleitung in Arbeitsgemeinschaft)<br />
und an die Betriebe Heinrich<br />
Temmink aus Vreden (Rohbau und Verklinkerung),<br />
Schabos aus Nordwalde<br />
(Dachdecker- und Spenglerarbeiten),<br />
Große Frericks GmbH aus Stadtlohn<br />
(Fensterbau) und an das Ziegelwerk<br />
Schüring aus Gescher verliehen.<br />
Kultur und Wirtschaft sollen mehr aufeinander zugehen. Das „kult“ inVreden bietet dazu Möglichkeiten, sagt Leiterin Corinna Endlich.<br />
»HERSTELLER +FACHHÄNDLER<br />
Sichtbeton, Metalldächer, Klinker:<br />
„Architektur als Raumerfahrung“ sagt<br />
Corinna Endlich zu dieser Kombination.<br />
„Architektur in neuem Konzept“ ist auch<br />
einer von vier Kernbereichen des Zentrums,<br />
das alle Kulturbelangedes Kreises<br />
Borken unter einem Dach vereint.<br />
Zu den Belangen gehört die Erhaltung<br />
des kulturellen Erbes, wie die Kunsthistorikerin<br />
und Archäologin erläutert. Eine<br />
Dauerausstellung im Museum fasst<br />
Sammlungen aus den unterschiedlichen<br />
bisher eigenständigen Einrichtungen zusammen.<br />
Die Ausstellungsoll dabei auch<br />
das Demokratieverständnis der Besucher<br />
stärken.<br />
Die Bezeichnung „Grenze“ macht dies<br />
deutlich. Denn damit ist nicht nur eine<br />
Barriere gemeint, es geht ebenso um<br />
„Grenzerfahrungen“, „Grenzen des guten<br />
Geschmacks“ oder „Grenzsituationen“.<br />
Und Grenze hat aucheineBedeutung mit<br />
Blick auf die benachbarten Niederlande,<br />
aus denen viele Besucher kommen.Auch<br />
deshalb gibt es alle Informationen in<br />
deutscher und niederländischer Sprache.<br />
Im Bereich Forschung (dritter Kernbereich)<br />
werden unter anderem Veranstaltungen<br />
für Heimatvereine angeboten, die<br />
durch professionelleBeratung in die Lage<br />
versetzt werden sollen, zum Beispiel<br />
Archivbestände digital aufzubereiten. So<br />
wurde zum Beispiel der Heimatverein<br />
Heek dabei unterstützt, eine Foto-Dokumentation<br />
aufzubauen.<br />
Wissenschaft als vierter Kernbereich soll<br />
regionale GeschichteinZusammenarbeit<br />
mit der Universität Münster und dem<br />
Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />
aufarbeiten. Dafür werden zum Beispiel<br />
Studienarbeiten gefördert.<br />
Kultur sei auch ein wichtiger Standortfaktorfür<br />
eine Stadt und eine Region. Davon<br />
ist nicht nur Corinna Endlich überzeugt,<br />
die für ihre Arbeit in und an dem<br />
„spannenden Projekt“ von Schleswig-<br />
Holstein eigens ins Münsterland gezogen<br />
ist.<br />
Damit schließt sich der Kreis zum Thema<br />
Wirtschaft. Das Zentrum bietet Seminarräume<br />
für Betriebe an. Eine Win-win-Situation<br />
für Kultur und Wirtschaft. Betriebe<br />
nutzen die Räumlichkeiten für Veranstaltungen,<br />
an denen Geschäftspartner<br />
aus vielen Regionen teilnehmen, die dadurch<br />
das „kult“ kennenlernen und davon<br />
dann zu Hause erzählen. „Vielleicht<br />
nicht alle“, vermutet die „kult“-Leiterin,<br />
„aber einige ganz bestimmt.“ Interesse<br />
für das Zentrum kann dadurch aber auf<br />
jeden Fall geweckt werden –auch Interesse<br />
für die Region. Ein Beispiel dafür, wie<br />
Kultur und Wirtschaft aufeinander zugehen<br />
können. Hubertus Kost<br />
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