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Sport Business Magazin Herbstausgabe 2019

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SPORT <strong>Business</strong> MAGAZIN<br />

Ausgabe 03|19<br />

Preis: Euro 4, 90<br />

Ausgabe Herbst <strong>2019</strong><br />

Preis Euro 4, 90<br />

ALLES ALLES EISIGE WONNE<br />

Eishockey: Analysen und und Hintergründe<br />

THE THE NORMAL ONE ONE<br />

Jürgen Jürgen Klopp Klopp im Portrait im Portrait<br />

TRAINER-SPECIAL<br />

Manninger, Scharner, Polster, Polster, Thalhammer, Freund, Freund, u.v.m. u.v.m.<br />

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Kontakt:<br />

Markus Blümel<br />

Email: m.bluemel@laola1.at<br />

Telefon: +43 1 256 31 41 - 772


INHALT<br />

© projekt b<br />

LIEBE<br />

SPORTFREUNDE!<br />

Was haben die Begriffe Betreuer,<br />

Coach, Fußballlehrer, Meistermacher,<br />

Teamchef, Übungsleiter, Ausbilder,<br />

Pädagoge und Wunderwuzzi gemeinsam?<br />

Richtig, sie sind alle Synonyme für<br />

den Beruf des Fußballtrainers.<br />

In unserer neuen Ausgabe haben wir<br />

uns den wichtigsten Mann eines Fußballvereins<br />

zum Schwerpunktthema gemacht:<br />

Den Trainer.<br />

DER WICHTIGSTE<br />

MANN IM VEREIN<br />

Das Fußball <strong>Business</strong> ist schon lange<br />

nicht mehr nur einfach ein „Spiel”.<br />

Pro Jahr werden in den Topligen Milliarden<br />

umgesetzt. Der ökonomische Druck<br />

ist immens. Vor allem auf die Coaches.<br />

Heutzutage sind Trainer Spiel-Strategen,<br />

Manager, Psychologen und möglichst<br />

auch noch PR-Profis in einer<br />

Person.<br />

12<br />

COVERSTORY<br />

Wir haben unter anderem mit Ex-Liverpool-Schlussmann<br />

Alexander<br />

Manninger, FA-Cup-Gewinner Paul<br />

Scharner, Fußballlegende Toni Polster,<br />

Fußballlehrer Michael Köllner, ÖFB-Damen-Teamchef<br />

Dominik Thalhammer<br />

und Salzburg-<strong>Sport</strong>direktor Christoph<br />

Freund über die vielen Facetten rund um<br />

das Trainer-Dasein gesprochen.<br />

JÜRGEN KLOPP<br />

Der Trainer, der Menschenfänger, der Entertainer.<br />

THE NORMAL ONE<br />

Passend dazu schmückt unser Cover<br />

der amtierende Champions League<br />

Sieger und Trainer des Jahres: Jürgen<br />

Klopp. Über sieben Seiten erfahren Sie<br />

informative Details und Hintergrundinformationen<br />

zum Phänomen Klopp, besser<br />

bekannt in England als „The Normal One“.<br />

AUSRÜSTERDEAL<br />

VON CR7 GELEAKED<br />

Aktuelle Enthüllungen zu den Football<br />

Leaks: Wir zeigen Ihnen, wie absurd<br />

viel der US-amerikanische <strong>Sport</strong>artikelhersteller<br />

Nike seinen Superstar Cristiano<br />

Ronaldo bis zum 41. Lebensjahr für einen<br />

Ausrüsterdeal zahlt.<br />

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IMPRESSUM: Herausgeberin: Verlag Dagmar Pichler | Office: Peilsteinerstraße 1, 5020 Salzburg | Tel: +43 662 83 10 99 |<br />

Fax: +43 662 83 10 99-20 | E-Mail: dp@sb-i.org | Für den Inhalt verantwortlich: Dagmar Pichler | Redaktion: Dagmar Pichler,<br />

Anton Pichler, Harry Miltner, Dominique Taboga, Alexander Friedl | Fotocredits im Inhalt angeführt. |<br />

Wir verwenden das generische Maskulinum - anerkennen aber die Gleichstellung der Geschlechter. | Gestaltung &<br />

Druckabwicklung: Günther Löcker Werbeagentur, 5023 Salzburg, www.gloe.at<br />

EISHOCKEY<br />

Darüber hinaus erfahren Sie alles<br />

über die aktuelle Eishockey-Saison,<br />

den aufstrebenden Youngstar Marco<br />

Rossi und die Österreichischen Eishockey-<br />

Damen.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 3


© www.cristianoronaldo.com<br />

Football Leaks: Cristiano Ronaldo lässt sich im Rahmen einer Partnerschaft mit dem US-amerikanischen<br />

66AUSRÜSTERDEAL GELEAKED: CR7 KASSIERT DREISTELLIGEN MILLIONEN-BETRAG<br />

<strong>Sport</strong>artikelhersteller Nike offenbar fürstlich entlohnen.<br />

19<br />

21<br />

»KLOPPO HAT DAS<br />

SPIEL VERSTANDEN«<br />

Interview mit<br />

Alexander Manninger<br />

KLOPP IST EIN<br />

TOP-PERFORMER<br />

Kommentar von Florian Kainz<br />

DAS ANFORDERUNGS-<br />

26PROFIL EINES<br />

FUSSBALLTRAINERS<br />

Spielstrategen, Manager,<br />

Psychologen und PR-Profis<br />

FC BAYERN MÜNCHEN<br />

30TRAINERTEAM<br />

31<br />

DER TRAINER<br />

Der wichtigste Mann,<br />

aber auch das schwächste<br />

Glied im Verein<br />

35<br />

»SPEZIELLE ART<br />

UND WEISE FUSSBALL<br />

ZU SPIELEN,<br />

FORTFÜHREN«<br />

Interview mit<br />

Christoph Freund<br />

»IRGENDWO KOMMT<br />

37 IMMER EIN NEUER<br />

SCHMÄH DAHER«<br />

Interview mit Toni Polster<br />

»ERFOLG KANN WEIT<br />

38 MEHR UMFASSEN<br />

ALS DREI PUNKTE«<br />

Interview mit Michael Köllner<br />

42 TRAINERAUSBILDUNG<br />

IN ÖSTERREICH<br />

Der Weg zum<br />

UEFA-Pro-Diplom<br />

»ALLE SOLLTEN<br />

44 DIE GLEICHE CHANCE<br />

BEKOMMEN«<br />

Interview mit<br />

Dominik Thalhammer<br />

48 »SPIELANALYSE<br />

GEWINNT IMMER<br />

MEHR AN<br />

BEDEUTUNG«<br />

Interview mit Anselm Küchle<br />

MONEYBALL UND<br />

50BIG DATA<br />

Digitalisierung im Fußball<br />

LIFECOACHING IM<br />

58SPITZENSPORT<br />

Interview mit Michael Micic<br />

61<br />

VIDEOSICHERHEIT FÜR<br />

NEUN FUSSBALL-WM-<br />

STADIEN IN REKORDZEIT<br />

4 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


22<br />

MILLIONENJOB:<br />

SO VIEL CASHEN DIE BESTEN TRAINER DER WELT<br />

Das Ranking der 20 bestbezahlten Fußballtrainer.<br />

© Paul Scharner<br />

© Alexander Friedl<br />

24<br />

70<br />

HERR<br />

PAUL SCHARNER: »TRAINERJOB ALS<br />

TEAMCHEF VORSTELLBAR«<br />

Der langjährige Premier League-Legionär und<br />

FA-Cup-Gewinner im Gespräch.<br />

ROSSI SUCHT DAS GLÜCK<br />

Eishockey-Crack Marco Rossi hat seine zweite Saison<br />

in der kanadischen Juniorenliga begonnen.<br />

64 DIAMANT<br />

IN DER WÜSTE<br />

FIFA Fußball-WM 2022 in Katar<br />

FUSSBALL KONGRESS<br />

68Der führende Fußball-Fachkongress<br />

der DACH-Region<br />

ALLES EISIGE WONNE<br />

72Analyse zum EBEL-Ligastart<br />

76<br />

GIRLS ON FIRE<br />

Die European<br />

Women's Hockey League<br />

eF1 CHAMPIONSSHIP<br />

78 Die Tryouts beginnen<br />

SPORT LEADING<br />

80COMPANY<br />

Zertifizierung als Gütesiegel<br />

DER VICTOR <strong>2019</strong><br />

82 Österreichs <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Preis<br />

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6 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

© GEPA pictures/Red Bull Content Pool


ALLES EISIGE<br />

WONNE<br />

Die 17. Saison der Erste Bank Eishockey<br />

Liga ist seit kurzem eröffnet und Rekordmeister<br />

EC KAC versucht dabei seinen Titel<br />

aus dem Vorjahr zu verteidigen. <strong>Sport</strong>lich<br />

läuft’s gut, aber wie lange noch?<br />

SEITE<br />

72<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 7


DIAMANT<br />

© FIFA Media Channel<br />

In knapp drei Jahren findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar<br />

statt. Am 18. Dezember <strong>2019</strong> wird nun im Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />

das dritte von insgesamt acht geplanten Stadien offiziell<br />

eröffnet. Wir stellen den neuen Fußball-Tempel der Kataris vor:<br />

Das Education City Stadium.<br />

SEITE<br />

66<br />

8 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


IN DER WÜSTE<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 9


© GEPA<br />

THE NORMAL ONE<br />

10 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Jürgen Klopp: Am Spielfeldrand erleben<br />

ihn zahlreiche Fußballfans als<br />

leidenschaftlichen und emotionalen<br />

Fußballtrainer, der sich wohl wie kein<br />

Zweiter mit seiner Mannschaft und dem<br />

Fußball identifiziert. Diese Eigenart ist<br />

es womöglich, die „Kloppo“ auf und abseits<br />

des Platzes so beliebt macht – bei<br />

Fans wie Kontrahenten gleichermaßen.<br />

SEITE<br />

12<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 11


Jürgen Klopp<br />

Der Trainer,<br />

der Menschenfänger,<br />

der Entertainer<br />

Am Spielfeldrand erleben ihn zahlreiche Fußballfans als leidenschaftlichen<br />

© DVAG<br />

und emotionalen Fußballtrainer, der sich wohl wie kein Zweiter mit seiner<br />

Mannschaft und dem Fußball identifiziert.<br />

Diese Eigenart ist es womöglich, die „Kloppo“ auf und abseits des Platzes<br />

so beliebt macht – bei Fans wie Kontrahenten gleichermaßen.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Wer verstehen will, warum Jürgen<br />

Klopp so ist, wie er ist, muss<br />

zurückblicken. Klopp wird am 16. Juni<br />

1967 in Stuttgart geboren und wächst<br />

mit zwei älteren Schwestern bei seinen<br />

Eltern in der Gemeinde Glatten<br />

im Schwarzwald, einem 1500-Einwohner-Dorf,<br />

auf. Der kleine Jürgen verdient<br />

sein Taschengeld in der Brauerei der<br />

Oma. Sein Vater verlangt viel von seinem<br />

Sohn. „Mein Vater hat sich ganz,<br />

ganz schwer damit getan, mich zu loben“,<br />

erzählt Klopp immer wieder. „Er<br />

war immer stolz auf mich. Doch das zu<br />

zeigen ist ihm nicht so leicht gefallen.“<br />

Mit 14 Jahren steht für Klopp fest, dass<br />

er Glatten nach dem Abitur verlassen<br />

wird. Er gilt bereits damals als Kämpfertyp,<br />

der nicht vorhandenes Talent mit<br />

Fleiß wettmacht. Diesen Ehrgeiz hat<br />

Klopp seinem Vater zu verdanken, der<br />

seinen Sohn bereits mit jungen Jahren<br />

zu Höchstleistungen anspornt.<br />

Nach mehreren kurzen Stationen im<br />

Amateurfußball scheitert er 1990<br />

mit dem damaligen Oberligisten Rot-<br />

Weiss Frankfurt in der Aufstiegsrunde<br />

zur Zweiten Liga am 1. FSV Mainz 05. Bei<br />

diesem Aufstiegsspiel wird die Mainzer<br />

Vereinsführung auf Klopp aufmerksam<br />

und verpflichtet ihn im Sommer 1990<br />

für die nun anstehende Zweitliga-Saison.<br />

Er bestreitet für den „Karnevalsverein“<br />

325 Zweitligaspiele und erzielt<br />

52 Zweitligatore. Neben seinem Engagement<br />

als Profi absolviert Klopp<br />

ein Studium als Diplom-<strong>Sport</strong>wissenschaftler<br />

an der Johann-Wolfgang-<br />

Goethe-Universität in Frankfurt am<br />

Main und schreibt seine Diplomarbeit<br />

über Walking.<br />

12 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Ab dem 28. Februar 2001 trainiert<br />

Klopp, zunächst als Interimslösung<br />

bis zum Saisonende, die Profimannschaft<br />

des 1. FSV Mainz 05 in der<br />

2. Bundesliga. Klopp selbst steht noch<br />

drei Tage zuvor als Aktiver in dem Auswärtsspiel<br />

gegen die SpVgg Greuther<br />

Fürth (1:3-Niederlage) auf dem Platz.<br />

Durch diese Niederlage rutschen die<br />

Mainzer auf einen Abstiegsplatz und<br />

so befördert die Mainzer Vereinsführung<br />

den Abwehrspieler zum Cheftrainer.<br />

Unter seiner Leitung gewinnt die<br />

Mannschaft sechs der ersten sieben<br />

Spiele und erreicht damit den Klassenerhalt.<br />

Aufgrund dieses Erfolgs wird<br />

Klopp nach Ende der Saison endgültig<br />

zum Cheftrainer ernannt. In den zwei<br />

darauffolgenden Saisonen verpasst er<br />

als jeweils Tabellenvierter knapp den<br />

Aufstieg. Dieser gelingt ihm dann im<br />

dritten Anlauf in der Saison 2003/04.<br />

Nach dem Bundesliga-Aufstieg holt<br />

Klopp, der zu diesem Zeitpunkt nur<br />

eine A-Lizenz als Trainer besitzt, an der<br />

<strong>Sport</strong>hochschule Köln seine Lizenz als<br />

Fußballlehrer nach. In den ersten beiden<br />

Bundesliga-Saisonen führt er die<br />

Mainzer jeweils auf den elften Tabellenplatz.<br />

Wähnt sich Klopp bereits damals<br />

auf dem Höhepunkt seiner Karriere,<br />

ist ihm zu dieser Zeit wohl noch nicht<br />

bewusst, welche steile Karriere er noch<br />

machen würde. Denn die Erfolge, die<br />

er mit einem eher unterdurchschnittlichen<br />

Kader in Mainz feiert, bleiben<br />

auch bei größeren Vereinen nicht unbemerkt.<br />

Trotzdem hält er Mainz die<br />

Treue. Nach drei Saisonen steigt Mainz<br />

05 unter seiner Regie wieder in die 2.<br />

Bundesliga ab und er kündigt im Frühjahr<br />

2008 an, im Fall des Nichtaufstiegs<br />

seinen auslaufenden Vertrag nicht zu<br />

verlängern. Am letzten Spieltag verpasst<br />

der Verein den Aufstieg knapp<br />

und Klopp beendet seine Tätigkeit als<br />

Trainer in Mainz zum 30. Juni 2008. Es<br />

sind genau solche Rückschläge, die<br />

ihn reifen lassen. Als Trainer und noch<br />

mehr als Mensch „Alles, was ich kann,<br />

alles, was ich bin, habt ihr mich werden<br />

lassen“, sagt er zu 30.000 Menschen<br />

auf dem Mainzer-Marktplatz, als er<br />

2008 den 1.FSV Mainz verlässt.<br />

Erfolg mit dem BVB<br />

Ab dem 1. Juli 2008 trainiert Klopp<br />

den Bundesligisten Borussia Dortmund,<br />

der in den Spielzeiten zuvor<br />

nicht mehr die oberen Plätze der Tabelle<br />

belegt hat und nach der Fast-Pleite<br />

Trainer-Special<br />

drei Jahre zuvor immer noch dabei ist,<br />

die Finanzen zu sanieren. Bei seiner<br />

Vorstellung gibt es durchaus auch Zweifel<br />

an dem gebürtigen Stuttgarter, der<br />

auch gerne mal aneckt und sich nicht<br />

reinreden lässt. „Als ich in Dortmund<br />

ankam, wollte mir keiner eine Wohnung<br />

vermieten, weil alle dachten, dass<br />

ich nach einem halben Jahr wieder weg<br />

bin. Die beißen sich heute alle schön in<br />

den Arsch“, sagt Klopp. Er verspricht,<br />

dem Verein „wieder in die Spur“ zu<br />

helfen und „Vollgas-Fußball“ spielen zu<br />

lassen. Seine Devise lautet: Keine Stars<br />

kaufen, sondern sie machen. Als Dortmund-Trainer<br />

macht Klopp bissigen, auf<br />

schnelle Gegenstöße ausgerichteten<br />

Powerfußball zu seiner Marke und es<br />

gelingt ihm, den BVB wieder zu einem<br />

Spitzenverein des deutschen Fußballs<br />

zu formen. Der Weg der Schwarz-Gelben<br />

führt nahezu unaufhörlich nach<br />

oben und in den Jahren 2011 und 2012<br />

küren sie sich zum Deutschen Meister.<br />

Im Sommer 2012 machen sie mit dem<br />

Cupgewinn sogar das Double perfekt.<br />

Außer diesen sensationellen Erfolgen<br />

erreicht er zwei weitere DFB-Pokalendspiele<br />

und 2013 das Finale der UEFA<br />

Champions League, das er gegen den<br />

FC Bayern München verliert.<br />

© GEPA pictures<br />

»Alles, was ich kann, alles, was ich bin, habt ihr mich werden lassen«<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 13<br />

© DVAG


Einen Abschied mit Anstand schenkt er<br />

sich selbst, als er nach einer schwachen<br />

Hinrunde im Herbst 2015 mit dem<br />

Verein ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit<br />

zum 30. Juni 2015 vereinbart.<br />

„Dieser Verein hat verdient, vom absolut<br />

100 Prozent richtigen Trainer trainiert zu<br />

werden”, waren seine letzten Worte auf<br />

einer hochemotionalen Pressekonferenz<br />

an die traurigen Dortmunder Fans,<br />

bevor Jürgen Klopp sich in eine längere<br />

Auszeit begeben will. „Es ist nicht wichtig,<br />

was man über einen denkt, wenn er<br />

kommt, sondern wenn er geht.“<br />

Werbegesicht: Jürgen Klopp gilt als einer der<br />

beliebtesten Männer des deutschen Fußballs.<br />

Nicht nur durch die sportlichen Erfolge<br />

macht er in den ersten Trainerjahren<br />

auf sich aufmerksam. Durch sein emotionales<br />

Verhalten an der Seitenlinie polarisiert<br />

Klopp. Er wird mehrmals nach Auseinandersetzungen<br />

mit Schiedsrichtern<br />

und vierten Offiziellen am Spielfeldrand<br />

mit einer Strafe belegt. Schon damals<br />

wird international kontrovers über sein<br />

Auftreten diskutiert. Nach dem Champions-League-Spiel<br />

am 18. September<br />

2013 gegen den SSC Neapel schreibt der<br />

italienische Corriere dello <strong>Sport</strong>: „Klopp<br />

ist wahnsinnig und respektlos.“ Aber<br />

schon damals wird von englischen Medien<br />

diese Emotionalität des Trainers<br />

Beim BVB verdiente Klopp sieben Millionen Euro<br />

Gehalt plus zwei Millionen Sponsorengelder.<br />

als ein Grund für seinen Erfolg vermutet.<br />

Diese emotionalen Auftritte an<br />

der Seitenlinie, gepaart mit seinem erfolgreichen<br />

Fußball und denkwürdigen<br />

Statements in Pressekonferenzen beziehungsweise<br />

TV-Experten Auftritten, machen<br />

ihn für die Werbewelt interessant.<br />

So steht er zu Dortmunder Zeiten bei vier<br />

Werbepartnern, zu denen auch Opel<br />

zählt, unter Vertrag. Als einer der beliebtesten<br />

Männer des deutschen Fußballs<br />

kann Jürgen Klopp sein Image also<br />

in bare Münze umwandeln und verdient,<br />

neben seinem Dortmunder-Trainergehalt<br />

von sieben Millionen, zusätzlich mehr als<br />

zwei Millionen Euro als Werbegesicht.<br />

© projekt b<br />

The Normal One<br />

Klopps „Sabbatjahr” fällt kürzer aus,<br />

als er es wohl selbst geplant hatte.<br />

Doch einen Fußballverrückten kann<br />

man eben nicht aufhalten und so wird<br />

er im Oktober 2015 als neuer Teammanager<br />

des FC Liverpool vorgestellt<br />

und erhält einen bis zum 30. Juni 2018<br />

laufenden Dreijahresvertrag. Er übernimmt<br />

das auf dem zehnten Tabellenplatz<br />

stehende Premier-League-Team<br />

vom zuvor entlassenen Brendan Rodgers.<br />

„Wenn ich in vier Jahren immer<br />

noch hier sitze, dann haben wir einen<br />

Titel gewonnen. Da bin ich mir ziemlich<br />

sicher“, sagt er bei seiner Vorstellung<br />

und bringt die Engländer, angesprochen<br />

auf den Ausspruch „I'm<br />

the Special One“ des portugiesischen<br />

Star-Trainers Jose Mourinho, mit seiner<br />

lockeren Art auf seine Seite: „Ich war<br />

ein durchschnittlicher Spieler, und in<br />

Mainz habe ich als durchschnittlicher<br />

Trainer angefangen. Man könnte sagen:<br />

I'm the Normal One.”<br />

Am Ende seiner ersten Saison erreicht<br />

„Kloppo“ mit seiner Mannschaft<br />

den achten Platz in der Abschlusstabelle.<br />

„The Normal One“ reißt die Fans, von Tag<br />

eins an, mit seinem „Heavy-Metal-Fußball“<br />

mit und emotionalisiert, wie er es<br />

zuvor bereits in Mainz und Dortmund<br />

getan hat. In der Arbeiterstadt Liverpool<br />

merkt man eine Aufbruchstimmung.<br />

Neben der Stabilisierung in der Meisterschaft,<br />

erreicht er ebenso zwei Finale,<br />

14 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

© projekt b


Trainer-Special<br />

© Liverpool FC Press Office<br />

»Dieser Verein hat verdient, vom 100 Prozent richtigen Trainer trainiert zu werden.«<br />

die er beide verliert. Im Ligapokal-Endspiel<br />

im Wembley-Stadion muss er sich,<br />

nach Elfmeterschießen, Manchester<br />

City geschlagen geben. Auch den Gewinn<br />

seines ersten internationalen Titels<br />

konnte er sich im Endspiel der Europa<br />

League am 18. Mai 2016 in Basel nicht<br />

erfüllen, da er sich mit 1:3 dem FC Sevilla<br />

geschlagen geben muss. Trotzdem wird<br />

die erste Saison unter seiner Führung als<br />

aufsteigend betrachtet und so wird sein<br />

Vertrag im Juli 2016 bis zum 30. Juni 2022<br />

verlängert. Das ist der längste Trainervertrag<br />

in der Geschichte von Liverpool<br />

und bringt dem Deutschen ein Gehalt<br />

von geschätzten 13 Millionen Euro, ohne<br />

Erfolgsprämien, ein.<br />

Als der 52-Jährige seinen Job an<br />

der Anfield Road antritt, war<br />

der einstige Rekordmeister kurz davor,<br />

zur grauen Maus zu verkommen.<br />

Hoffnungslosigkeit macht sich in der<br />

fußballbegeisterten Stadt breit. Aber<br />

Klopp ändert all das. Durch kluge<br />

Transfers gibt er dem Kader in den folgenden<br />

Saisonen ein neues, zukunftsorientiertes<br />

Gesicht und damit auch<br />

den Anhängern immer mehr Freude<br />

und Zuversicht zurück. Klopp spürt worauf<br />

es in Liverpool ankommt:<br />

» Dieser Verein ist eine Mischung<br />

aus Atmosphäre, Emotion,<br />

Verlangen und fußballerischer<br />

Klasse. Wenn eines dieser<br />

Elemente nicht vorhanden ist,<br />

funktioniert es nicht. «<br />

Alles Attribute, die auch auf Jürgen<br />

Klopp zutreffen. Obwohl er immer wieder<br />

betont: „Ich bin nicht hier in Liverpool,<br />

weil der Klub so ähnlich wie der<br />

BVB ist. Ich bin hier, weil es ein geiler<br />

Verein ist.“ Tradition, Stolz und harte<br />

Arbeit sind die Grundpfeiler der ansässigen<br />

Menschen und bilden das Selbstverständnis<br />

aus, mit welchem sich auch<br />

Jürgen Klopp zu 110 Prozent identifizieren<br />

kann. Kein Wunder also, dass sie<br />

ihn in der Arbeiterstadt im Nordwesten<br />

Englands aufgenommen haben, als<br />

wäre er schon immer einer von ihnen.<br />

Nach zahlreichen Kaderänderungen<br />

erreicht er in seiner zweiten Saison<br />

(2016/17) den vierten Tabellenplatz<br />

und schafft damit den Sprung in<br />

die Champions League Qualifikation.<br />

Klopp und Liverpool bilden inzwischen<br />

eine Symbiose, die man sich kaum besser<br />

hätte ausdenken können. Der Weg<br />

des Liverpooler FC geht steil bergauf<br />

und durch die ersten Erfolge hat er sich<br />

schnell einen Namen auf der Insel gemacht.<br />

Auf dem Trainingsgelände des<br />

LFC, rufen sie ihn alle „Boss“, obwohl er<br />

sich nicht als solcher verhält. Die rund<br />

80 Mitarbeiter im Hintergrund, darun-<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 15


ter Köche, Gärtner und Putzfrauen, sind<br />

ihm nach eigenen Angaben genauso<br />

ans Herz gewachsen wie seine Spieler.<br />

Zweimal lädt er sie und ihre gesamten<br />

Familien zur Saisonvorbereitung mit<br />

der Mannschaft nach Teneriffa ein.<br />

» Mir ist ganz wichtig,<br />

dass wir die Zeit im Leben,<br />

die wir haben, so nutzen,<br />

dass es uns besser geht,<br />

wenn wir zusammen sind.<br />

So ist es mit der Familie.<br />

So ist es mit Freunden.<br />

So ist mit meiner Mannschaft.<br />

So ist es mit dem ganzen Verein. «<br />

Jürgen Klopp,<br />

im englischen TV<br />

Der Anti-Boss<br />

Selbst in Formby, rund 20 Kilometer<br />

nördlich von Liverpool, wird Klopp<br />

so behandelt, wie er sich bei seiner<br />

Vorstellung selbst definiert hat: als<br />

„The Normal One“, als ganz normaler<br />

Mensch, und nicht als eine der größten<br />

Koryphäen der globalen Trainerelite.<br />

Und als solcher verhält sich der<br />

52-Jährige auch nicht. Er gehört nicht<br />

zu der Sorte Mensch, die sich für zu<br />

wichtig nimmt. Am Meer lässt es sich<br />

besser abschalten als in der Stadt und<br />

in den Pubs ist er einer von ihnen. Im<br />

Herzen von Liverpool, wo sein Name<br />

und sein Konterfei fast an jeder Ecke zu<br />

sehen ist, sieht dies ganz anders aus.<br />

Die „Klopp-Mania“ in der Beatles-Stadt<br />

wächst von Tag zu Tag und es ist kein<br />

Ende in Sicht. Selbst die erneute titellose<br />

Saison 2017/18 (4. Tabellenplatz)<br />

hält die „Klopp-Mania“ nicht auf, denn<br />

er schafft mit den Reds in dieser Saison<br />

den Einzug ins Champions League Finale,<br />

das er aber mit 1:3 gegen Real Madrid<br />

verliert. Damit verliert er sein drittes<br />

europäisches Pokalfinale und es ist<br />

schon von einem Fluch die Rede. Trotzdem<br />

liegen ihm die Fans reihenweise<br />

zu Füßen und ergötzen sich an dem<br />

wuchtigen Heavy-Metal-Fußball, den<br />

»Ich wollte immer der Trainer sein, den ich früher gerne gehabt hätte«<br />

seine Mannschaft fast schon in exzessivem<br />

Maße zelebriert. Mehr aber beeindruckt<br />

sie die schier einmalige Aura<br />

aus Entspannung und Enthusiasmus, die<br />

den Mann an der Seitenlinie umgibt. Er<br />

kann über 50.000 Schaulustige in Anfield<br />

animieren, indem er seine Faust<br />

vor „The Kop“, der sagenumwobenen<br />

Tribüne, so oft und so schnell ballt als<br />

wäre er Weltmeister im Schattenboxen.<br />

Während die meisten seiner Trainerkollegen<br />

genau darauf achten, was sie<br />

sagen, spricht Klopp das aus, was er<br />

denkt. Er präsentiert sich der Öffentlichkeit<br />

nicht nur als Trainer, sondern er<br />

präsentiert sich ihr auch als Mensch. Offen,<br />

ehrlich, mit Ecken und Kanten. Für<br />

diese Art vergöttern ihn die Liverpooler.<br />

In Liverpool gibt es nichts von Klopp,<br />

was es nicht gibt: Masken, T-Shirts,<br />

Schals, Puppen, Kappen. Burger, Hotdogs<br />

und Drinks tragen seinen Namen.<br />

Ein Straßenkünstler sprüht sein riesiges<br />

Konterfei an einer Ecke der Jordan Street<br />

an eine öde Backsteinwand und es wird<br />

zu einer Attraktion. Klopp zieht mit seiner<br />

Strahlkraft nicht nur seine Spieler<br />

magnetisch an, auch die Werbeindustrie<br />

hat längst registriert, dass der Reds-Coach<br />

einer fleischgewordenen Goldmine<br />

nahekommt. Klopp wirbt unter anderem<br />

für Warsteiner, Philips, Opel, das Fußballmanager-Spiel<br />

„Football Empire“<br />

und <strong>Sport</strong>artikelhersteller New Balance.<br />

Das Bostoner Unternehmen rüstet nicht<br />

nur den FC Liverpool aus, sondern ließ<br />

Klopp im vergangenen Jahr auch als Testimonial<br />

agieren. Er hält Motivationsseminare<br />

ab, referiert vor Führungskräften<br />

über seine Philosophie als Trainer und<br />

über seine Ansprachen an die Mannschaft<br />

bei Rückständen. Für die Deutsche<br />

Vermögensberatungs AG (DVAG)<br />

coacht er Mitarbeiter unter dem Slogan<br />

„Erfolg kommt von innen“ und lädt zum<br />

„Coachgeflüster“ ein. Sein Nettovermögen<br />

aus Gehalt und Werbung wird auf<br />

bis zu 35 Millionen Euro geschätzt.<br />

Krönung seiner Arbeit<br />

Trotz des erneuten Rückschlags mit<br />

dem verlorenen Champions League<br />

Finale folgen ihm Spieler, Mitarbeiter<br />

und Anhänger fast wie einem Guru.<br />

Was auch daran liegt, dass man sich<br />

politisch nahesteht. Klopp ist dafür,<br />

Probleme in der Gemeinschaft zu lösen,<br />

16 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

© Liverpool FC Press Office<br />

bezeichnet sich als „links der Mitte“<br />

und hat mehrfach kritisch Stellung zum<br />

Brexit bezogen. Das alles kommt an der<br />

Mersey gut an, wo man mit einer Zweidrittelmehrheit<br />

für den Verbleib Großbritanniens<br />

in der EU gestimmt hatte.<br />

Seine Mannschaft kann sich „Kloppo“<br />

dank der finanziellen Mittel der<br />

Fernway <strong>Sport</strong>s Group, einer Investorengruppe<br />

aus den USA, nach seinen<br />

Wünschen zusammenstellen. Sie ermöglichen<br />

ihm auch die letzten und<br />

vielleicht wichtigsten Bausteine für<br />

seine Mannschaft: Abwehrchef Virgil<br />

von Dijk (85 Millionen Euro Ablöse) und<br />

Torhüter Alisson Becker (62,5 Millionen<br />

Euro). Trotz einiger großer Spielereinkäufe<br />

hat der Verein in sieben Transferfenstern<br />

unter Klopps Führung abzüglich<br />

von Verkaufserlösen nur 113<br />

Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben.<br />

Für Premier-League-Verhältnisse<br />

erstaunlich wenig. So ist sein<br />

Team zweifelsfrei besser besetzt als<br />

in den Saisonen davor und dies merkt<br />

man vom ersten Tag dieser Saison. Die<br />

einzigartige Motivationskunst und das<br />

unbändige Streben nach Fortschritt des<br />

Trainers machen die Mischung perfekt.<br />

Klopp ist für seine Mannschaft nahbar<br />

und zugänglich. Er spricht mit ihnen<br />

über alles, im Spaß wie im Ernst. „Ich<br />

wollte immer der Trainer sein, den ich<br />

früher gerne gehabt hätte“, pflegt er<br />

über seine Nähe zur Mannschaft zu<br />

sagen. Dies bestätigt auch Mittelfeldspieler<br />

Georginio Wijnaldum: „Er interessiert<br />

sich auch für den Menschen,<br />

der ihm gegenübersteht.“<br />

Dann geschieht das, auf das die<br />

Stadt, die Fans und der Verein<br />

schon sehr lange gewartet haben. Obwohl<br />

der LFC nach einer fulminanten<br />

Saison, mit nur einer Saisonniederlage,<br />

knapp die Meisterschaft verpasst<br />

und erneut einen Rückschlag einstecken<br />

muss, feiert man die beste Vizemeisterschaft<br />

der Premier-League-Geschichte<br />

(97 Punkte) ausgelassen mit<br />

den Fans. „Ich sehe hier all die Leute,<br />

aber niemand weint. Die Menschen genießen<br />

es, das ist das Wichtigste. Die<br />

Fans haben die Saison genossen. Das<br />

ist es“, sagt Klopp nicht ohne Stolz nach<br />

dem letzten Spieltag. Selbst aus dieser<br />

erneuten Niederlage geht er gestärkt<br />

heraus und motiviert sein Team für das<br />

zweite Champions League Finale in Folge.<br />

Diesmal gibt es ein rein englisches<br />

Finale gegen die Tottenham Hotspurs,<br />

wo sich die Reds mit 2:0 durchsetzen.<br />

Mit diesem Erfolg macht sich Klopp<br />

zum dritten deutschen Trainer nach<br />

Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld, der<br />

die Champions League gewinnt und<br />

versetzt die ganze LFC-Fangemeinde<br />

in Ekstase. Aber selbst im größten Moment<br />

seiner bisherigen Trainerkarriere,<br />

will er nicht im Mittelpunkt stehen.<br />

„Ohne den Trainer und die unglaubliche<br />

Atmosphäre, die er geschaffen hat,<br />

wäre dies unmöglich gewesen“, sagt<br />

Kapitän Henderson nach dem Erfolg in<br />

der Königsklasse. Der 28-Jährige hatte<br />

sich eigentlich vorgenommen, den<br />

Pokal auf dem Podest zusammen mit<br />

Klopp hochzuheben, doch dieser habe<br />

abgewinkt. „Er meinte, das sei mein<br />

Job. Wir lieben ihn alle sehr, das konnte<br />

man heute sehen.“ Wenn es nach dem<br />

ehemaligen deutschen Nationalspieler<br />

Per Mertesacker geht, liegt in dessen<br />

Menschenführung, mehr als in seiner<br />

fußballerischer Philosophie und Taktik,<br />

der Schlüssel zum Liverpooler Erfolg:<br />

„Wenn seine Spieler auf den Platz gehen,<br />

selbst bei Trainingsspielen, ist für<br />

sie nur eines entscheidend: ‚Der Ball<br />

muss ins Netz. Und wenn wir den Ball<br />

nicht haben, dann müssen wir ihn ganz<br />

schnell zurückerobern.‘ Klopp hat ein<br />

richtig gutes Gespür, wie er eine Mannschaft<br />

anpacken muss. Es ist wichtig,<br />

als Trainer immer wieder die Balance<br />

zu finden zwischen Kumpeltyp und<br />

Autoritätsfigur. Bei ihm hat man das<br />

Gefühl, dass er diese Grenzen unfassbar<br />

passend setzt. Deswegen macht er<br />

Leute um sich besser. Wenn man ihn<br />

trifft, spürt man seine Aura, von der<br />

man nur profitieren kann, wenn man<br />

mit ihm zusammenarbeitet.“<br />

Liverpooler-Legende<br />

» So einen Zusammenhalt<br />

habe ich noch nie erlebt,<br />

das kommt vom Trainer.<br />

Er sagt uns immer:<br />

„Ihr spielt nicht für euch<br />

selbst allein. Ihr spielt für alle,<br />

die immer für euch da sind,<br />

für eure Mitspieler, für die<br />

Anhänger, für die Leute im<br />

Trainingszentrum und im<br />

Stadion, die jeden Tag alles<br />

dafür tun, damit Ihr euer<br />

Bestes geben könnt”.<br />

Das berührt einen, wirklich.<br />

Wir geben alles dafür,<br />

damit sie stolz sein können «<br />

Virgil van Dijk,<br />

Abwehrchef FC Liverpool<br />

Nach dem Champions League Triumph<br />

vergleichen sie Jürgen Klopp<br />

in England schon mit Bill Shankly, der<br />

größten Trainer-Legende des LFC, der<br />

die goldenen Sechziger und Siebziger<br />

Jahre maßgeblich prägte. Shankly, so<br />

sagt man, sei eine ähnlich schillernde,<br />

redegewandte Leitfigur gewesen wie<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 17


Klopp heute. An dem Deutschen schätzen<br />

sie besonders dessen Humor und<br />

Fähigkeit, an jeder noch so negativen<br />

Situation etwas Positives zu finden.<br />

Ihm geht es nicht darum, seine eigene<br />

Vita aufzupolieren und den Makel, die<br />

meisten großen Endspiele verloren zu<br />

haben, zu beseitigen: „Der Druck wäre<br />

für mich riesengroß, wenn es für mich<br />

wichtig wäre, wie die Öffentlichkeit<br />

mich wahrnimmt. ‚Champions-League-Gewinner‘,<br />

das könnte mir nicht<br />

egaler sein, ob man das über mich sagt<br />

oder nicht.“ Einem wie ihm nehmen sie<br />

diese Worte sofort ab. Einem, der seinem<br />

Beruf nachgeht, um erfolgreich<br />

zu sein, aber den Spaß und die Leidenschaft<br />

über Titel stellt. Der Klub und<br />

Klopp wirken wie für einander gemacht.<br />

„Seine Persönlichkeit, sein Charme und<br />

seine Art elektrisieren die ganze Stadt“,<br />

schrieb der „Guardian“ nach dem Champions<br />

League Sieg. „Beim FC Liverpool<br />

dreht sich unter Klopp wieder alles um<br />

die Fans und vor allem um den Fußball.<br />

So sollte es sein.“ Die Stadt, die Fans,<br />

das Stadion – der Verein verfügte schon<br />

immer über dieses willensstarke Dreigestirn.<br />

Klopp weiß, wie man es nutzt<br />

und hat einen schlafenden Riesen geweckt<br />

und sich damit einen guten Ruf<br />

erarbeitet. Seit seiner Ankunft im Oktober<br />

2015 sind sich Profis und Fans ihrer<br />

gegenseitigen Verantwortung stärker<br />

denn je bewusst.<br />

Selbst Fans und Spieler konkurrierender<br />

Vereine haben etwas für<br />

den Deutschen übrig – keine Selbstverständlichkeit.<br />

Auch der englische Superstar<br />

Wayne Rooney findet nur lobende<br />

Worte für den Schwaben, obwohl der<br />

gebürtige Liverpooler beim Stadtrivalen<br />

FC Everton groß würde und dann bei<br />

Manchester United aktiv war: „Jürgen<br />

ist ein Trainer, für den jeder Profi gerne<br />

spielen würde. Man sieht seinen Spielern<br />

an, wie viel Spaß es ihnen mit ihm<br />

macht. Ich habe ihn ein paarmal getroffen,<br />

er ist ein großartiger Mensch. Ich<br />

habe großen Respekt vor Jürgen Klopp<br />

und vor dem, was er bisher geleistet<br />

hat. Nicht nur in Liverpool, auch schon<br />

in Dortmund. Der Mann kann es wirklich.“<br />

Und dann schiebt er lächelnd nach:<br />

„Sein einziger Fehler ist, dass er beim FC<br />

Liverpool arbeitet und dort Erfolg hat!“<br />

Insider rechnen damit, dass der Vertrag<br />

des vor kurzem zum FIFA-Trainer des<br />

Jahres ausgezeichneten Klopp in den<br />

kommenden Wochen vorzeitig verlängert<br />

wird, obwohl dieser noch bis 2022<br />

läuft. Die Klubbesitzer machen nach<br />

dem Erfolg von Madrid keinen Hehl daraus,<br />

dass man sich unter Klopp eine<br />

goldene Ära verspricht, wie sie zuletzt<br />

europaweit vergleichbar nur der FC Barcelona<br />

oder Real Madrid prägten. Die<br />

US-amerikanische Fenway Group will<br />

den Erfolgscoach mit einem millionenschweren<br />

Sechsjahresvertrag langfristig<br />

binden, denn sie wissen genau, dass<br />

der 52-Jährige nun einer der wohl begehrtesten<br />

Trainer auf dem Weltmarkt<br />

ist. In Liverpool ist Klopp nun eine Legende.<br />

Bei seiner Vorstellung versprach<br />

er einen Titel in den ersten vier Jahren.<br />

Sein Versprechen löste er bekanntlich<br />

ein und trotz des Hypes um ihn wird er<br />

„The Normal One“ bleiben.<br />

The Guardian: »Beim FC Liverpool dreht sich unter Klopp wieder alles um die Fans und den Fußball«<br />

© Liverpool FC Press Office<br />

18 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


»Kloppo hat das Spiel<br />

Fußball verstanden«<br />

Der 34-fache österreichische Nationalspieler<br />

Alexander Manninger blickt im Gespräch<br />

mit dem <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> auf seine aktive<br />

Zeit in der englischen Premiere League zurück,<br />

erklärt das Phänomen Jürgen Klopp und<br />

warum er den deutschen Erfolgstrainer als<br />

den jungen Arsene Wenger sieht.<br />

© GEPA<br />

Alexander Manninger<br />

Ex-Profifußballer<br />

(u.a. FC Liverpool, Juventus<br />

Turin und FC Arsenal)<br />

INTERVIEW<br />

Von Dominique Taboga<br />

Sie waren in der Saison 2016/17 ein<br />

Jahr beim FC Liverpool unter Vertrag<br />

und haben dort unter Jürgen Klopp<br />

gearbeitet. Was macht den Trainer<br />

Jürgen Klopp aus?<br />

Genau das, was wir sehen. Das Authentische<br />

und er ist einer der modernsten<br />

Trainer. Er hat das Spiel Fußball<br />

und die Tatsache, dass es nicht<br />

immer nur um Fußball geht, am besten<br />

verstanden. Deswegen kommt er bei<br />

seinen Spieler auch so gut an. Er weiß<br />

ganz klar, was er will, wie er Fußball<br />

spielen will und was die Leute von ihm<br />

sehen wollen. Er begeistert und setzt<br />

die Dinge, die er sich vornimmt, auch<br />

alle um. Für das arbeitet er aber auch<br />

Tag und Nacht.<br />

Die Spieler des Liverpooler FC<br />

überschütten ihn mit Lob und sehen<br />

ihn als Kumpeltyp.<br />

Fußball ist nicht mehr das Wichtigste.<br />

Der Spieler muss sich wohl fühlen. Das<br />

Umfeld, alles was dazu gehört, um erfolgreich<br />

zu sein. Man muss verstehen, dass<br />

die Spieler durch andere Plattformen, wie<br />

die sozialen Netzwerke, auch anderen<br />

Bereichen eingeteilt sind und nicht nur<br />

am Platz zu stehen haben. Das ist jetzt ein<br />

anderer Fußball wie vor einigen Jahren,<br />

aber mit dem muss man heutzutage umgehen<br />

können. Und das kann der Kloppo.<br />

Was sind die Gründe für die<br />

unglaubliche Klopp-Mania in<br />

Liverpool?<br />

Liverpool ist ein Verein mit Geschichte<br />

und es war ja nur mehr eine Frage der<br />

Zeit, bis die wieder erfolgreich sind. Er<br />

hat dann das Angebot angenommen, da<br />

er bei dieser möglichen Erfolgsgeschichte<br />

dabei sein wollte. Und diese Trainerverpflichtung<br />

war der letzte Baustein<br />

für diesen Weg. Er ist nicht dieser Edel-<br />

Coach, den man bei einigen Vereinen<br />

sehen will – das macht er nicht mit. Zu<br />

Vereinen, wie der FC Bayern München,<br />

Paris Saint Germain, FC Barcelona, Real<br />

Madrid, wo du auch in das Muster des<br />

Vereins passen musst, ist er raus, da ist<br />

er nicht gewillt, dies alles zu tun. Ebenso<br />

lässt er sich nicht in Spielertransfers rein<br />

reden. Bei einigen Vereinen bist du als<br />

Trainer selbst nur Angestellter. Von dieser<br />

Art Trainer zu sein, ist er meilenweit<br />

entfernt. Wenn er sich etwas annimmt,<br />

dann will nur er entscheiden. Nicht nur<br />

bei den Transfers, sondern auch was und<br />

wann gegessen und getrunken wird. So<br />

wie früher ein Arsene Wenger.<br />

War demnach ein Arsene Wenger, unter<br />

dem Sie fünf Jahre gearbeitet haben,<br />

ein Vorreiter auf diesem Gebiet?<br />

Arsene Wenger war der Erste, der es<br />

erkannt hat, wie man England arbeiten<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 19


»Arsene Wenger war der Erste, der es erkannt hat, wie man England arbeiten muss.«<br />

© GEPA<br />

muss. Es war für mich ein Riesenerfolg,<br />

dies mitzuerleben, und eine super Erfahrung.<br />

Er hat sehr viele Dinge, wie<br />

die ausländischen Spieler, die Motivation,<br />

die Übernachtungen in den Hotels,<br />

die Reisen mit Flugzeugen, nicht nur in<br />

England, sondern auch im internationalen<br />

Fußball, eingeführt. Er war der<br />

Gründer des modernen Fußballs.<br />

Ist Jürgen Klopp der junge Arsene<br />

Wenger?<br />

Diese zwei Trainer unterscheiden 20<br />

Jahre Art des Fußballs. Arsene Wenger<br />

war vor einigen Jahren noch einer der<br />

besten Trainer Europas. Irgendwann<br />

kommen dann halt mal so Trainer wie<br />

ein Guardiola, Klopp oder Tuchel, die<br />

den Fußball revolutionieren. Arsene<br />

Wenger hatte seine Linie und diese ist<br />

irgendwann mal zu Ende. Der Spieler<br />

Spieler verpflichtet wird, dann holt ihn<br />

der Manager und nicht der sportliche<br />

Direktor oder der Präsident. Der Manager<br />

ist für das Paket <strong>Sport</strong> verantwortlich.<br />

Dieser Weg kommt aus dem Amerikanischen<br />

und die Engländer haben<br />

dies übernommen. Obwohl dieser Weg<br />

jetzt teilweise in Deutschland vollzogen<br />

wird, wie es in Deutschland bei<br />

RB Leipzig zum Beispiel der Fall war,<br />

tut man sich schwer, die Verantwortung<br />

nur einer Person zu geben. Daher<br />

werden hier mehrere Positionen und<br />

Aufgaben auf verschiedene Schultern<br />

aufgeteilt. Sollte es dann nicht laufen,<br />

müssten dann eigentlich nicht nur Trainer,<br />

sondern mehrere Personen gehen.<br />

Dies ist aber nicht der Fall. In England<br />

gibt es einen Entscheidungsträger und<br />

der muss bei Misserfolg auch gehen.<br />

ten kann, wie er will. Diese Möglichkeit<br />

haben aber nicht nur die Spitzenvereine,<br />

sondern mindestens zehn Vereine.<br />

Qualität geht auch dort hin, wo Qualität<br />

ist. Ein guter Spieler geht zu einem guten<br />

Trainer. Trotzdem ist heutzutage die<br />

wichtigste Frage: Wer geht am besten<br />

mit dem ganzen Geld um? Denn Geld<br />

haben viele Vereine, aber es gibt auch<br />

Vereine, die sich schwer tun, das Geld<br />

richtig einzusetzen.<br />

Sie haben vor mehr als zwei Jahren<br />

Ihre Karriere beendet. Was haben<br />

Sie sich in Ihrer Karriere immer<br />

von einem Trainer erwartet oder<br />

gewünscht?<br />

Nach über 20 Jahren im Fußballgeschäft<br />

ist dies eine schwierige Frage,<br />

aber am besten erklärt es das Wort<br />

„Respekt“. Dies habe ich zum Glück<br />

wird ein anderer, das Mediale wird anders<br />

und du wirst nicht mehr so wahrgenommen,<br />

wie vor zehn Jahren. Das<br />

hat man in den letzten Jahren in Arsenal<br />

gesehen. Bei den letzten großen<br />

Spielertransfers hatte man dann nicht<br />

mehr das Gefühl, wie man es jetzt bei<br />

Klopp hat, dass die Mannschaft und die<br />

Spieler besser werden.<br />

Kann ein Klopp aufgrund der Millioneninvestitionen<br />

nicht viel einfacher<br />

arbeiten als Trainer bei Vereinen in<br />

Deutschland, Italien oder Spanien?<br />

Durch diese Investitionen ist der Stellenwert<br />

des Trainers in England in den<br />

letzten Jahren auch gestiegen, da jetzt<br />

auch die besten Spieler, mit Ausnahme<br />

von Spanien oder Italien, dorthin wechseln.<br />

Auch deshalb, weil in England die<br />

auch sehr oft genossen, obwohl man<br />

im Ausland dann auch oft der Zweite<br />

ist. Das hat dann weniger mit deiner<br />

Leistung als mit der Politik oder mit anderen<br />

Einflüssen zu tun.<br />

»Durch Investitionen ist der<br />

Stellenwert des Trainers in<br />

England gestiegen.«<br />

© SBÖ<br />

Das Trainerdasein in England hat<br />

Dichte am Größten ist. Du hast mittel-<br />

einen viel höheren Stellenwert als in<br />

klassige Vereine, die aber auf Champions<br />

den anderen vergleichbaren Ländern.<br />

League Format geführt sind. Da können<br />

Wie stehen Sie zu diesem Modell?<br />

in den anderen Top-Ligen höchstens<br />

Der Trainer in England wird seit eh<br />

zwei oder drei Vereine je Land mithal-<br />

und je Manager genannt. Er übernimmt<br />

ten. Die Premier League führt das Feld<br />

dort eine Doppelfunktion. So spart<br />

der Großen mit großem Abstand an.<br />

man sich auch eine weitere Position. Er<br />

Das Geld macht es ihnen möglich, dass<br />

hat das <strong>Sport</strong>liche über und wenn ein<br />

ein Klopp oder ein Guardiola so arbei-<br />

20 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Klopp ist ein<br />

Top-Performer<br />

Kommentar von Prof. Dr. Kainz<br />

Wenn ich an Jürgen Klopp denke,<br />

kommen mir nicht nur seine sportlichen<br />

Erfolge in den Sinn. Ich erkenne<br />

in ihm viel mehr als nur einen Fußballtrainer,<br />

der eine klare Spielidee und in<br />

diesem Jahr mit dem FC Liverpool beeindruckend<br />

die Champions League gewonnen<br />

hat. Ich sehe in ihm vor allem eine<br />

starke, moderne Führungskraft.<br />

Denn Klopp weist Kompetenzen auf,<br />

mit denen auch Top-Manager in der<br />

Wirtschaft punkten: ergebnisorientiertes<br />

Handeln, Kommunikationsfähigkeit,<br />

Teamfähigkeit,<br />

und ganzheitliches Denken.<br />

Entscheidungsfähigkeit<br />

Er macht auf mich den Eindruck, als<br />

habe er große Lust und großes Interesse<br />

daran, seine Teammitglieder<br />

zu entwickeln. Junge, erfolgshungrige<br />

Spieler integriert er. Top-Talente formt<br />

er zu Stars.<br />

Dabei erkennt Klopp Potenziale seiner<br />

Teammitglieder genauso wie Stärken<br />

und Schwächen im Team, was ihm<br />

ermöglicht, sein Team stärkenorientiert<br />

auszurichten. Das kann auch Veränderungen<br />

an entscheidenden Polen zur<br />

Folge haben. Bei der Auswahl des Personals<br />

achtet er auf sein Gefühl für die<br />

Menschen. Dies hilft ihm bei der Beurteilung,<br />

ob eine Ergänzung im Sinne des<br />

Teamgefüges und der Teamkultur eher<br />

förderlich oder hinderlich ist.<br />

Klopp ist in all den genannten Punkten<br />

ein Top-Performer. Zudem hat er eine<br />

sehr gute Ausstrahlung und wirkt absolut<br />

authentisch. Das kommt nicht nur<br />

bei seinem Arbeitgeber gut an, sondern<br />

auch in der breiten Öffentlichkeit. Seine<br />

stark ausgeprägte Kommunikationskompetenz<br />

hilft ihm bei der positiven<br />

Außendarstellung enorm.<br />

Top-Manager werden Ihnen berichten:<br />

Echt rüber zu kommen, ist alles andere<br />

als einfach. Viele Entscheider lassen<br />

sich daher im Bereich Kommunikation<br />

coachen. Nur die wenigsten Personen<br />

kommunizieren mit Leichtigkeit. Klopp<br />

ist eine dieser wenigen Personen.<br />

Warum es ihm leicht fällt? Weil er es<br />

geschafft hat, trotz aller Aufmerksamkeit<br />

sich selbst und seinen Grundwerten<br />

treu zu bleiben. Die Basis dafür ist<br />

die Akzeptanz für die Person, die man ist.<br />

So lebt Klopp beispielsweise seine Emotionen,<br />

die ihn schon immer ausgemacht<br />

haben, auf dem Fußballplatz aus. Mittlerweile<br />

wird er dafür von vielen Fußballfans<br />

gefeiert. Es gab Zeiten, in denen er<br />

für seine Art auch kritisiert wurde.<br />

Doch Klopp hat sich nicht verändert<br />

– und genau deshalb auch an Führungsstärke<br />

gewonnen. Klopp ist selbst<br />

für Menschen aus der Ferne einschätzbar<br />

und zum größten Teil berechenbar. Damit<br />

bleibt er nicht zuletzt für sein Team und<br />

die Stakeholder des FC Liverpool glaubwürdig<br />

und verlässlich. Egal, auf welchem<br />

Level man sich in der Unternehmenshierarchie<br />

befindet: Die Wichtigkeit<br />

von Authentizität wird im Berufsleben<br />

oft unterschätzt. Da bildet der professionelle<br />

Fußball keine Ausnahme.<br />

Noch einmal kurz zu Klopps Emotionen:<br />

In der Wissenschaft ist belegt,<br />

dass Gefühle der Führungskraft<br />

ansteckend auf die Mitarbeiter wirken.<br />

Emotionale Führung ist keine Gefühlsduselei.<br />

Sie ist im <strong>Sport</strong> insbesondere<br />

vor einem Spiel förderlich, auf das in besonderer<br />

Weise eingeschwungen werden<br />

soll. Dass Team emotional von der<br />

Coaching-Zone aus mitzunehmen, kann<br />

auch während des Spiels eine positive<br />

Wirkung haben.<br />

Allerdings können Gefühle auch hinderlich<br />

sein, vor allem in krisenbehafteten<br />

Situationen und Konflikten, in<br />

denen man selbst Teil des Systems oder<br />

involviert ist. Und auch wenn klare Analysen<br />

gefordert sind, ist der Ausbruch<br />

von Emotionen eher kontraproduktiv.<br />

Doch Klopp scheint den Schalter perfekt<br />

umlegen zu können. Und dies<br />

führt scheinbar und aktuell auch nachweislich<br />

zum Erfolg.<br />

© IFI<br />

Florian Kainz<br />

Direktor Internationales<br />

Fußball Institut<br />

KOMMENTAR<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 21


Das Ranking der<br />

20 bestbezahlten Fußballtrainer<br />

Mit Spielergehältern werden jedes Jahr Rekorde gebrochen und<br />

© pixabay<br />

bei jeder Vertragsverlängerung in die Höhe geschraubt.<br />

Auf dem Trainersektor wird das jährliche Salär oftmals als „Schmerzensgeld“<br />

angesehen, da ein Trainer der Erste ist, der bei Misserfolg gehen muss.<br />

Das Gehaltsranking der französischen <strong>Sport</strong>zeitung L’Équipe für die<br />

vergangene Saison 2018/19 sorgt für zahlreiche Überraschungen.<br />

Die Stars der Branche verdienen nicht automatisch am meisten.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Wer hätte das gedacht? An der<br />

Spitze der Bestverdiener steht<br />

Diego Simeone von Atlético Madrid<br />

mit stolzen 41 Millionen Euro Jahresgehalt.<br />

Den Colchoneros ist wohl bewusst,<br />

dass sie ohne ihn deutlich mehr<br />

in ihren Kader investieren müssten, um<br />

das aktuelle Niveau zu halten. Denn<br />

in der Vergangenheit hat der Argentinier<br />

seine Spieler mit seinen Methoden<br />

eine Klasse besser gemacht und die<br />

Madrilenen in der europäische Spitze<br />

etabliert. Im Vergleich: Pep Guardiola<br />

verdient bei Manchester City mit 24<br />

Millionen Euro pro Jahr nur etwas mehr<br />

als die Hälfte.<br />

Aber selbst mit dieser Summe reiht<br />

er sich nur an die vierte Stelle des<br />

Rankings. Vor ihm liegen mit José Mourinho<br />

und Thierry Henry zwei Trainer, die<br />

während der Saison entlassen wurden.<br />

Obwohl „The Special One“ zwar noch<br />

immer auf der Suche nach einer neuen<br />

Aufgabe ist, dürfte er seinen Sabbat<br />

mit dem 31-Millionen-Polster aber entspannt<br />

genießen können. Profitiert hat<br />

er dabei vor allem davon, dass ihm die<br />

Red Devils eine saftige Abfindung (26,7<br />

Millionen Euro) zahlen mussten. Gerade<br />

einmal drei Monate coachte Thierry<br />

Henry den französischen Erstligisten AS<br />

Monaco und es nahm ein katastrophales<br />

Ende. Für sein weniger erfolgreiches<br />

Engagement strich er dennoch über 25<br />

Millionen Euro ein. Der monegassische<br />

Boden dürfte aber ein gutes Pflaster<br />

für hohe Trainergehälter sein. Leonardo<br />

Jardim, der in der abgelaufenen Saison<br />

bei Monaco entlassen wurde, eine Abfindung<br />

kassierte und dann mit verbessertem<br />

Vertrag zurückgeholt wurde,<br />

nachdem Thierry Henry versagt hatte,<br />

22 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Top-20 Gehaltsrangliste<br />

1. Diego Simeone<br />

Atletico Madrid<br />

€ 41 Mio.<br />

2. José Mourinho<br />

Ex-Manchester<br />

United<br />

€ 31 Mio.<br />

3. Thierry Henry<br />

Ex-AS Monaco<br />

€ 25,5 Mio.<br />

4. Pep Guardiola<br />

Manchester City<br />

€ 24 Mio.<br />

© Gestifute<br />

31 Millionen Euro im Jahr: José Mourinho ist die Nummer zwei im Gehaltsranking.<br />

5. Ernesto Valverde<br />

FC Barcelona<br />

6. Arsène Wenger<br />

Ex-Arsenal<br />

€ 23 Mio.<br />

€ 20,5 Mio.<br />

darf sich den Platz in der Rangliste mit<br />

zwei Champions League Gewinnern<br />

teilen: Marcelo Lippi und Jürgen Klopp.<br />

Betrachtet man die Gehälter der gefeuerten<br />

Trainer, so ist das Jahresgehalt<br />

von Jürgen Klopp noch ausbaufähig.<br />

Momentan bekommt er an der<br />

Anfield Road 13 Millionen Euro. Dies<br />

soll sich aber schon bald ändern, da<br />

nach dem Champions League Triumph<br />

eine mögliche Vertragsverlängerung<br />

ansteht. FC Bayern München Trainer<br />

Niko Kovač findet sich mit seinen „nur“<br />

7,5 Millionen Euro an 15. Stelle und verdient<br />

für die Verantwortung, die der<br />

47-Jährige in München aufgebürdet<br />

bekommen hat, vergleichsweise wenig.<br />

Selbst Zinédine Zidane steht überraschend<br />

weit unten im Ranking, aber<br />

hier ist zu erwähnen, dass sich dieses<br />

Gehalt nur von März <strong>2019</strong> bis Saisonende<br />

bezieht. Pro Jahr verdient der<br />

Franzose 23 Millionen Euro.<br />

7. Fabio Cannavaro<br />

Guanghzou Evergrande,<br />

China<br />

€ 15 Mio.<br />

8. Massimiliano Allegri<br />

Juventus Turin € 13,5 Mio.<br />

9. Jürgen Klopp<br />

Liverpool<br />

€ 13 Mio.<br />

Marcello Lippi<br />

Nationalteam China € 13 Mio.<br />

Jardim<br />

AS Monaco € 13 Mio.<br />

12. Carlo Ancelotti<br />

SSC Neapel<br />

€ 12 Mio.<br />

© Alexander Friedl<br />

© Alexander Friedl<br />

13. Antonio Conte<br />

Ex-Chelsea<br />

€ 11,3 Mio.<br />

14. Mauricio Pochettino<br />

Tottenham € 10 Mio.<br />

15. Luciano Spalletti<br />

Ex-Inter Mailand<br />

€ 8,3 Mio.<br />

16. Nico Kovac<br />

Bayern München<br />

€ 7,5 Mio.<br />

Von März <strong>2019</strong> bis Saisonende verdiente Real-Coach<br />

Zinédine Zidane 7,5 Millionen Euro.<br />

Zinédine Zidane<br />

Real Madrid<br />

Victor Pereira<br />

Shanghai SIPG<br />

19. Unai Emery<br />

Arsenal<br />

Dragan Stojkovic<br />

Guangzhou R&F<br />

€ 7,5 Mio.<br />

€ 7,5 Mio.<br />

€ 7 Mio.<br />

€ 7 Mio.<br />

*Brutto-Gehälter | Quelle: L’Équipe<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 23


»Trainerjob als<br />

Teamchef vorstellbar«<br />

Paul Scharner ist einer der<br />

erfolgreichsten Fußballer Österreichs.<br />

Von Dominique Taboga<br />

© FUSSBALL KONGRESS<br />

INTERVIEW<br />

Der 39-Jährige spielte 40 Mal im österreichischen<br />

Nationalteam, holte<br />

mit der Wiener Austria den Meistertitel<br />

und Pokal, wurde mit Bran Bergen<br />

norwegischer Cupsieger, absolvierte<br />

221 Meisterschaftsspiele in der englischen<br />

Premier League und gewann als<br />

bislang einziger Österreicher 2013 mit<br />

Wigan Athletic den englischen FA-Cup.<br />

Im September 2013 beendete Scharner<br />

seine aktive Karriere als Profifußballer.<br />

Mit uns sprach Scharner über seine<br />

vergangenen Trainer, wichtige Kompetenzen<br />

und seine Zukunft im Fußball<br />

<strong>Business</strong>.<br />

Was haben Sie sich von Ihren Trainern<br />

immer gewünscht oder erwartet?<br />

Know How, soziale und emotionale<br />

Kompetenz und Intelligenz, Führungsqualität<br />

und Kommunikation.<br />

Was zeichnet einen guten<br />

Trainer aus?<br />

Es gibt in einem Team verschiedenste<br />

Charaktere, Erwartungen und<br />

Paul Scharner<br />

Ex-Profifußballer<br />

(u.a. HSV, Wigan Athletic und<br />

West Bromwich)<br />

Ziele. Das sind Herausforderungen die<br />

man nur gemeinsam als Team (Mannschaft,<br />

Trainer und Staff) bewältigen<br />

kann. Da gibt es wenige Trainer die<br />

delegieren und Kompetenzen abgeben<br />

können. Das heißt Persönlichkeit und<br />

Führungsqualität zeichnen einen guten<br />

Trainer aus.<br />

© Paul Scharner<br />

»Persönlichkeit und Führungsqualität zeichnen einen guten Trainer aus«<br />

© Paul Scharner<br />

24 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Wie sollte ein Spieler dem Trainer<br />

gegenüber auftreten?<br />

Der Trainer sollte ein Kommunikationsklima<br />

schaffen, damit man sich<br />

auf Augenhöhe begegnen kann. Es sitzen<br />

alle im gleichen Boot des Erfolges.<br />

Nach dem Motto: Umso erfolgreicher,<br />

desto schöner die Arbeit.<br />

Wo haben Sie Ihre besten<br />

Erfahrungen mit Trainern gemacht<br />

und wer hat Ihnen am meisten<br />

imponiert?<br />

Das waren in Österreich Christoph<br />

Daum, Walter Schachner und nicht zu<br />

vergessen mein Jugendtrainer bei Austria<br />

Wien Hannes Sauhamml. Es waren<br />

alle drei intensive Arbeiter mit Struktur<br />

und einer guten Philosophie.<br />

Im Ausland Mons Ivar Mjelde in Norwegen<br />

und Roberto Martinez in England.<br />

Mons war ausgebildeter Pädagoge, was<br />

man ihm im Umgang mit den Spielern<br />

anmerkte. Im speziellen mit mir. Roberto<br />

war und ist sehr akribisch und fokussiert. Ich sehe meine Stärken eher in der<br />

Mit den beiden war auch die Kommunikation<br />

auf einem äußerst guten Niveau. losophie eines Vereins. Daher eher<br />

gesamtheitlichen Konzeption und Phi-<br />

<strong>Sport</strong>licher Leiter oder <strong>Sport</strong>vorstand.<br />

Ist für Sie als ehemaliger Profi ein Doch im Moment sehe ich mich mit<br />

Trainerjob vorstellbar?<br />

meiner Firma Lighthouse GmbH als Unternehmer<br />

im individuellen Karriere-<br />

Nein, wenn nur als Teamchef. Aber<br />

das wird sich nicht ausgehen ohne entwicklungsbereich und Professionalisierungs-<br />

sowie Optimierungscoach<br />

Trainerkarriere. Grund: Aufwand und<br />

Abhängigkeit stehen in keiner Relation. von Personen und Institutionen.<br />

»Aufwand und Abhängigkeit stehen in keiner Relation«<br />

© Paul Scharner<br />

4 Ausgaben<br />

für nur 25€<br />

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automatisch, wenn es nicht 2 Monate vor Ablauf<br />

5020 Salzburg<br />

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<strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 25<br />

Rechnung erhalte ich per Post oder email. Die<br />

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Kosten belaufen sich auf 25€ / Jahr<br />

(Stand 2017)


Das Anforderungsprofil<br />

eines Fußball-Trainers<br />

© pixabay<br />

Das Unternehmen „Fußball” ist schon lange nicht mehr nur einfach ein „Spiel”.<br />

Pro Jahr werden in den Topligen Milliarden Euro umgesetzt.<br />

Der ökonomische Druck ist immens. Vor allem auf die Trainer.<br />

Heutzutage sind Trainer Spiel-Strategen, Manager, Psychologen<br />

und möglichst auch noch PR-Profis in einer Person.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Bei all den im Folgenden dargestellten<br />

Fähigkeiten eines Trainers ist<br />

eine Grundkompetenz unabdingbar.<br />

Denn eine der wichtigsten Fähigkeiten<br />

eines Trainers ist eine hohe kognitive<br />

Fähigkeit. Nur wer in Abhängigkeit der<br />

Situation seinen Blickwinkel verstellen<br />

und differente Perspektiven durchleuchten<br />

kann, ist in der Lage, die richtigen<br />

Lösungen zu finden. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe, denn die Anforderungen<br />

und damit auch die Komplexität<br />

von Situationen steigen permanent.<br />

Das Kerngebiet<br />

Die Basis in der Qualität eines Trainers<br />

liegt in der Fachkompetenz.<br />

Insbesondere in den Bereichen der<br />

Trainingssteuerung, der Trainingsplanung<br />

sowie dem Technik- und Taktiktraining,<br />

werden die höchsten Maßstäbe<br />

von den Profitrainern erwartet.<br />

Konnte man sich vor einigen Jahrzehnten<br />

noch auf diese Bereiche konzentrieren,<br />

muss die heutige Generation<br />

der Fußballtrainer auch Kompetenzen<br />

in den Bereichen des Athletik- und<br />

Fitnesstrainings vorweisen, um den<br />

Dialog mit den eigenen Spezialtrainern<br />

führen zu können.<br />

Der Umgang mit Daten<br />

Ein Bereich, der in den letzten Jahren<br />

mit einer Flut an Informationen<br />

Einzug in den Fußball gehalten hat, ist<br />

die Verfügbarkeit von elektronischen<br />

Daten und Analysen. Es gehört zu den<br />

großen zukünftigen Aufgaben der Trainer,<br />

zwischen der Vielzahl an Informationen<br />

und Daten, die sie aus ganz<br />

verschiedenen Richtungen erhalten<br />

werden, diejenigen herauszufiltern, die<br />

sie für ihre Praxis verwenden können.<br />

Ziel ist es, sie so zu filtern, dass nur die<br />

relevanten Aspekte bis zu den Spielern<br />

vordringen.<br />

26 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Der Trainer als<br />

Führungsperson und<br />

Kommunikator<br />

Nicht nur in Bezug auf die Vermittlung<br />

von Informationen muss ein<br />

Trainer mit verschiedenen Persönlichkeiten<br />

umgehen können. Er sollte auch<br />

in der Lage sein, ein Team zu führen<br />

und es für seine Ziele zu begeistern.<br />

Hierfür gibt es keine Allzwecktheorie<br />

aus der Psychologie, die man wie eine<br />

Schablone auf jede Mannschaft legen<br />

kann. Ein wichtiger Punkt in der Mannschaftsführung<br />

ist die Erkenntnis der<br />

Vernetzung. Die Spieler kommunizieren<br />

untereinander, mit ihren Beratern,<br />

der Führungsetage oder den Medien.<br />

So herrscht ein permanenter Fluss von<br />

Informationen, dem der Trainer nur gerecht<br />

werden kann, wenn er ebenfalls<br />

über eine gute Vernetzung verfügt. In<br />

Zeiten der Globalisierung besteht eine<br />

Mannschaft häufig aus Spielern verschiedener<br />

Nationen. Diese sind geprägt<br />

von einem oft differierenden<br />

Verständnis in Bezug auf interkulturelle<br />

Kommunikation. Der Trainer sieht in der<br />

Betrachtung seines Spielers nur ein bestimmtes<br />

Verhalten und ist geprägt von<br />

Normen und Werten. Der Trainer sollte<br />

auf jeden Fall wissen, welche Werte<br />

und Glaubensstrukturen hinter dem<br />

Spieler stehen. Diese sollten schon in<br />

der Scoutingphase erfasst werden, um<br />

überhaupt das wahre Wesen seines<br />

Spielers zu erkennen, denn ansonsten<br />

kann es schnell zu banalen Differenzen<br />

kommen. Ein Beispiel: Einen „Daumen<br />

hoch“ zu zeigen, kann je nach Kontinent<br />

ganz unterschiedliche Bedeutungen<br />

haben. In Europa wird das Zeichen oft<br />

benutzt, um ein positives Wohlbefinden<br />

auszudrücken. In den islamischen<br />

Ländern ist die Fingerhaltung jedoch<br />

schnell als Beleidigung zu verstehen.<br />

Und in Japan drückt man damit die Zahl<br />

„fünf“ aus oder verwendet es als Symbol<br />

für den „Mann“. Die Gesten, die für<br />

unsere mitteleuropäische Prägung vollkommen<br />

normal und eindeutig sind,<br />

können die Beziehung zu einem nicht<br />

mitteleuropäischen Spieler sehr schnell<br />

stören, wenn man kein Bewusstsein<br />

kultureller Unterschiede hat.<br />

Auch das Funktionsteam um den<br />

Trainer wird immer größer. Aus<br />

der Psychologie ist bekannt, dass ein<br />

Funktionsteam maximal sechs bis acht<br />

Personen umfassen sollte. Der Cheftrainer<br />

ist diesbezüglich in der Verantwortung,<br />

die Aufgabenbereiche klar<br />

zu definieren, zuzuteilen und auf die<br />

Einhaltung der Grenzen zu achten. Wer<br />

alles zu seinem „engeren Kreis“ zählt,<br />

entscheidet alleine der Cheftrainer.<br />

Neben dem direkten Funktionsteam<br />

muss der Profitrainer aber auch noch<br />

die Kommunikation zu anderen wichtigen<br />

Personen im Verein führen. Die<br />

medizinische Abteilung zum Beispiel<br />

spielt vor allem in den Zeiten, in denen<br />

der Spielplan immer enger wird, eine<br />

weitaus größere Rolle. Der Trainer ist in<br />

letzter Instanz immer auf die Leistungen,<br />

und damit auf den Gesundheitszustand<br />

seiner Spieler angewiesen.<br />

Nicht zuletzt müssen die Anregungen<br />

und Interessen der Vereinsführung um<br />

den Präsidenten bedient und wahrgenommen<br />

werden.<br />

Organisation<br />

Insbesondere bei Profitrainern ist das<br />

eigene Zeitmanagement ein sehr wesentlicher<br />

Punkt. Viele Trainer in diesem<br />

Bereich vernachlässigen den Bedarf<br />

des Körpers nach Auszeiten. Selbst<br />

in der Struktur einer normalen Woche<br />

sollte jeder Trainer in der Lage sein,<br />

Phasen zu haben, in denen er abschalten<br />

kann. Wenn man die ganze Zeit im<br />

„Hamsterrad des Fußballs“ gefangen<br />

ist, wird man keine Chance haben, das<br />

eigene Verhalten kritisch zu reflektieren,<br />

auf neue Ideen zu kommen,<br />

oder kreativ tätig zu sein. Vor allem<br />

in der zeitintensiven Vorbereitungsphase,<br />

wenn es um die Kaderplanung<br />

geht, werden Termine eher nur abgearbeitet,<br />

als bewusst wahrgenommen.<br />

Denn es etabliert sich ganz schnell die<br />

Auffassung, man müsste für Vereinsverantwortliche,<br />

wie <strong>Sport</strong>direktoren<br />

oder Scoutingmitarbeiter, Berater oder<br />

sonstige Funktionsträger rund um die<br />

Uhr erreichbar sein.<br />

Trainer-Special<br />

Medien- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

© pixabay<br />

Aus der Psychologie ist bekannt, dass ein Funktionsteam<br />

maximal sechs bis acht Personen umfassen sollte.<br />

Jeder, der die rundherum ausgeleuchtete<br />

Bühne des Profifußballs betritt,<br />

weiß, dass es sich dabei um eine öffentliche<br />

Bühne handelt. Der Trainer<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 27


steht in der absoluten Verantwortung<br />

für sich, die Spieler und den Verein. Die<br />

Medienvertreter wissen ganz genau,<br />

was sie von ihm haben wollen und<br />

auch, wie sie es am ehesten bekommen,<br />

um sich und ihre Medien gut zu<br />

verkaufen.<br />

Es beginnt während des Spiels mit<br />

dem Gang aus der Kabine. Ab diesem<br />

Moment existieren keine persönlichen<br />

Freiräume mehr. Jedes Wort, jede<br />

Bewegung, selbst die Gestik und Mimik<br />

werden teilweise von extra Trainerkameras<br />

und -mikrophonen aufgenommen<br />

und ziehen eine sofortige mediale<br />

Konsequenz nach sich. Aber nicht nur<br />

die Medien, sondern jeder Zuschauer<br />

wird zusätzlich zum „Field-Reporter“,<br />

da er in der Lage ist, durch sein Smartphone<br />

Ton- und Videoaufzeichnungen<br />

zu machen. Im schlimmsten Fall sind<br />

die Sequenzen dann für Jedermann<br />

kurze Zeit später im Internet zugänglich.<br />

Die steigende Medienkompetenz<br />

ist eine Entwicklung die ganz wertfrei<br />

angenommen werden muss. Der Stadionbesuch<br />

ist inzwischen zu einem<br />

Event geworden. Und der Trainer ist ein<br />

zentraler Teil davon.<br />

Es ist essentiell zu wissen, wie der Nachwuchs<br />

heutzutage denkt und was ihn beschäftigt.<br />

Nachwuchsförderung<br />

Viele Vereine haben begrenzte Ressourcen.<br />

Umso wichtiger ist eine<br />

gute und durchlässige Nachwuchsarbeit.<br />

Der Kontakt zu den Trainern im<br />

Jugendbereich ist unabdingbar, denn<br />

nur mit ihnen kann die individuelle<br />

Planung über das Heranführen von<br />

Talenten an die Lizenzspielerabteilung<br />

abgestimmt werden. In Bezug auf den<br />

Nachwuchs ist es essentiell zu wissen,<br />

wie Jugendliche heutzutage denken,<br />

was sie beschäftigt und wie ihr Verhältnis<br />

zur sozialen Umwelt ist. Denn<br />

Jugendliche haben heutzutage wenige<br />

Abgrenzungsmöglichkeiten zur Erwachsenenwelt.<br />

Das heißt, sie gehen<br />

konform mit dem, was die Erwachsenen<br />

machen. Sie benötigen lediglich<br />

eine Hilfestellung, um sich in der globalisierten<br />

Welt zurecht zu finden.<br />

Unter der Hilfestellung kann das Geben<br />

von Sicherheiten und Orientierungspunkten<br />

verstanden werden.<br />

Eine Erkenntnis, die auch auf den Fußball<br />

übertragen werden sollte. Auch<br />

wenn es ein Teil der Gesellschaft oft<br />

anders wahrnimmt, ist die Bereitschaft,<br />

Leistung zu erbringen, bei Ju-<br />

Tätigkeiten|Aufgaben<br />

Trainingssteuerung<br />

z.B. Erstellung Periodisierung,<br />

Leistungsdiagnostik<br />

Taktiktraining-/schulung<br />

z.B. Taktiktafel, Präsentationen,<br />

Spielanalyse<br />

Trainingsplanung<br />

z.B. Vorbereitung, Nachbereitung,<br />

Dokumentation<br />

Athletik-, Fitness-,<br />

Konditionstraining<br />

z.B. Formen, Übungen, Zirkel<br />

Techniktraining<br />

z.B. Übungsformen, Spielformen,<br />

Parcours<br />

Gegneranalyse<br />

z.B. Spielbeobachtungen,<br />

Umgang mit Computertools<br />

Austausch mit dem<br />

Funktionsteam<br />

z.B. Gespräche mit dem<br />

Teammanager<br />

Austausch mit<br />

Vereinsverantwortlichen<br />

z.B. Besprechungen mit dem<br />

Manager<br />

Austausch mit der medizinischen<br />

Abteilung<br />

z.B. Gespräche mit Ärzten<br />

Nachwuchsförderung<br />

z.B. Talententwicklung,<br />

Zusammenarbeit NLZ<br />

Mannschaftsführung<br />

z.B. Gespräche mit Spielern,<br />

Zielvereinbarungen<br />

Organisation/Administration<br />

z.B. Büroarbeit, Zeitmanagement,<br />

Netzwerkpflege<br />

Kaderplanung<br />

z.B. Scouting, Kontakt zu<br />

Spielberatern, Videoanalysen<br />

© pixabay<br />

Medien- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

z.B. Pressekonferenzen,<br />

Interviews<br />

28 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

© pixabay<br />

Nachwuchstrainer sollten sich nicht zu sehr auf Trainerlizenzen fokussieren.<br />

gendlichen durchaus gegeben. Doch<br />

der Drang zur Selbstverwirklichung<br />

ist sehr groß. Am Besten in Kombination<br />

mit einem sehr hohen Spaßfaktor,<br />

Abwechslung und einer spannenden<br />

Tätigkeit.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der<br />

Umgang mit dem Internet. Jugendliche<br />

von heute gehen nicht mehr ins<br />

Internet. Sie leben darin! Für sie ist<br />

es zur Normalität geworden, mit dem<br />

Smartphone oder Tablet von überall<br />

die sozialen Netzwerke zu bedienen.<br />

Die bedeutet natürlich auch umgekehrt,<br />

dass der Trainer die Informationen,<br />

die er für wichtig erachtet, über<br />

das Medium Internet kommunizieren<br />

kann.<br />

Eine weitere Herausforderung in der<br />

Zukunft liegt im Konkurrenzkampf<br />

der Klubs um die Top-Talente. Und mit<br />

ihm die Verantwortung, den Weg des<br />

Talentes bestmöglich zu begleiten.<br />

Nachwuchstraining<br />

Im Training von Junioren herrscht oftmals<br />

das Problem der Gewichtung sowie<br />

der Vermittlung des deklarativen<br />

und des prozeduralen Wissens. Das<br />

deklarative Wissen, das reine Faktenwissen,<br />

ist schon bei den jungen und<br />

ehrgeizigen Trainern sehr ausgeprägt.<br />

Durch den scheinbar unbegrenzten<br />

Zugang zu Wissen haben die Nachwuchstrainer<br />

schon sehr viele Kenntnisse<br />

über den Fußball gespeichert.<br />

Was sie allerdings oft nicht beherrschen<br />

ist das prozedurale Wissen,<br />

also die Erkenntnis darüber, wie man<br />

etwas vermittelt. Vielen jungen Trainern<br />

fehlt das Erfahrungswissen. Sie<br />

haben oft früh aufgehört selbst zu<br />

spielen, haben somit auch nur eine<br />

begrenzte Spielererfahrung. Und<br />

auch als Trainer sammeln sie meist<br />

vor der Trainerausbildung nur wenige<br />

Erfahrungswerte.<br />

Eine mögliche Lösung für diese Herausforderung<br />

läge in dem Ansatz<br />

des Mentoring. Mentoring würde in<br />

diesem Fall bedeuten, dass ein junger<br />

talentierter Trainer einen Erfahrenen<br />

an die Seite gestellt bekäme. Dies hätte<br />

direkt zwei Vorteile. Zum einen würde<br />

das Wissen des erfahrenen Trainers im<br />

System bleiben und nicht mit seinem<br />

Ausscheiden verloren gehen. Zum anderen<br />

bekommt der Nachwuchscoach<br />

eine Idee davon, was alles auf ihn zukommen<br />

wird und hat somit eine direkte<br />

Vorstellung davon, worauf er alles<br />

aufpassen muss und kann diese auf<br />

seine individuelle Situation anpassen.<br />

Das Mentoring stellt einen Ansatz der<br />

Nachwuchsförderung dar, der in der<br />

freien Wirtschaft bereits etabliert ist.<br />

Fazit<br />

Ein Trainer im Elitebereich muss delegieren<br />

können. Wenn er alles alleine<br />

macht, kommt er schnell in eine<br />

Überforderungssituation. Als Basis für<br />

den Erfolg ist ein intaktes und qualitatives<br />

Funktionsteam notwendig. Es ist<br />

die Aufgabe des Cheftrainers dieses<br />

zu führen, das Ausführen der Arbeiten<br />

in seinem Sinne zu überprüfen und<br />

sich Informationen dosiert zuspielen<br />

zu lassen. Des weiteren ist ein gutes<br />

Netzwerk zu allen Berufsgruppen im<br />

Fußball von großem Vorteil. Zum einen<br />

für das Wohl der Mannschaft oder des<br />

Vereins, aber auch als Absicherung für<br />

die eigene Existenz. Viele Nachwuchstrainer<br />

sollten sich nicht zu sehr auf<br />

das schnelle Absolvieren der einzelnen<br />

Trainerlizenzen fokussieren, sondern<br />

sich auch Phasen einplanen, in denen<br />

Herangehensweisen ausprobiert werden<br />

können. Bei allem was der Trainer<br />

macht – im Grundsatz geht es immer<br />

um Fußball. Dabei sollte er die Lehrerfunktion<br />

einnehmen. Es ist seine<br />

Aufgabe, die Informationen so aufzubereiten,<br />

dass sie die Spieler schnellstmöglich<br />

umsetzen können. In einer Art<br />

und Weise, die von Respekt und Demut<br />

geprägt ist. Und ab und zu kann eine<br />

Portion Humor, sowie die nötige Distanz<br />

zum Gesamtbild Fußball nur von<br />

Vorteil sein.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 29


FC Bayern München<br />

Trainerteam<br />

<strong>Sport</strong>direktor<br />

Cheftrainer<br />

Niko Kovac<br />

Teammanagerin<br />

© UEFA<br />

Hasan Salihamidzic<br />

Kathleen Krüger<br />

Wissenschaftlicher Leiter<br />

& Leiter Fitness<br />

Holger Broich<br />

Co-Trainer<br />

Robert Kovac<br />

Hansi Flick<br />

Pressesprecher<br />

Dieter Nickles<br />

© pixabay<br />

Ärzte-Team<br />

Hans-Wilhelm<br />

Müller-Wohlfahrt, Leiter<br />

Peter Ueblacker<br />

Torwarttrainer<br />

Toni Tapalovic<br />

Fitness- und Rehatrainer<br />

Zeugwarte<br />

Thomas Reschke<br />

Lawrence Aimable<br />

Sebastian Pflügler<br />

Jochen Hahne<br />

Thomas Wilhelmi<br />

Frank Jeremies<br />

Peter Schlösser<br />

Internist, Kardiologe<br />

Busfahrer<br />

Roland Schmidt<br />

Spiel-Analysten<br />

Michael Lauerbach<br />

Michael Niemeyer, Leiter<br />

Armin Kriz<br />

Physiotherapie<br />

Helmut Erhard, Leiter<br />

Gerry Hoffmann, stellv. Leiter<br />

Vitus Angerer<br />

Michael Cuper<br />

Maximilian Schwab<br />

Gianni Bianchi<br />

Christian Huhn<br />

Stephan Weickert<br />

Florian Brandner<br />

30 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Der Trainer<br />

Der wichtigste Mann,<br />

aber auch das<br />

schwächste Glied im Verein<br />

© rafikovayana<br />

Im modernen Fußball sind Trainer so etwas wie die neuen Spieler -<br />

sie werden gescoutet, gezielt weiterentwickelt und es kommt vor,<br />

dass man für sie Ablöse bezahlt.<br />

Sie sind zwar Kopf der Mannschaft, aber bleibt der sportliche<br />

Erfolg aus, sind sie das erste Element, das ausgetauscht wird.<br />

Von Dominique Taboga<br />

In den Neunzigerjahren und um die<br />

Jahrtausendwende gab es die Möglichkeit,<br />

aus einem Pool an immergleichen<br />

Trainern zu wählen. Heutzutage<br />

ist das Angebot auf dem modernen<br />

Trainermarkt üppiger und das Finden<br />

des richtigen Mannes komplizierter.<br />

Deshalb gehen Klubs, wie sonst eigentlich<br />

nur bei Spielern vor und scouten<br />

Trainer. Dies hat damit zu tun, dass<br />

die Figur des Trainers seit ein paar Jahren<br />

stark aufgewertet worden ist. Lange<br />

hatte man sich darauf konzentriert,<br />

talentierte Spieler, wenn nötig an den<br />

entlegensten Orten und in sehr jungen<br />

Jahren, zu finden und sie zu hochpreisigen<br />

Profis zu entwickeln. Man hatte<br />

dafür allerorts Scoutingabteilungen<br />

inklusive datenbasierter Analysemöglichkeiten<br />

aufgebaut und ein Netzwerk<br />

von Beobachtern über den Globus gespannt.<br />

Jetzt wenden sich Vereine verstärkt<br />

den Trainern zu.<br />

Die Vereine und Verbände haben<br />

erkannt, dass der Trainer der entscheidende<br />

Faktor ist und sie daher<br />

auch in diesem Bereich investieren<br />

müssen. Denn bessere Trainer bedeuten<br />

bessere Spieler und die erhöhen die<br />

Wahrscheinlichkeit auf Erfolg bei den<br />

Mannschaften. Daher haben die Trainerausbildner<br />

erkannt, dass es nicht<br />

nur bei den Spielern eine Ausbildungsreform<br />

benötigt, sondern auch bei den<br />

Trainern. Neben den vorhandenen<br />

Coaches, die an das digitale Zeitalter<br />

angepasst und weitergefördert werden,<br />

sollen neue Trainertalente gefunden<br />

werden. Diese besonderen Talente<br />

erkennt man an einem bestimmten Katalog<br />

an Kompetenzen: die fachlichen,<br />

sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.<br />

Trotzdem bleibt die entscheidende<br />

Fähigkeit eines guten Trainers, dass er<br />

immer Lösungen für unterschiedliche<br />

Probleme parat hat.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 31


In Deutschland ist die TSG Hoffenheim<br />

Vorreiter auf dem Gebiet Trainerscouting:<br />

Um in Hoffenheim wettbewerbsfähig<br />

zu sein, mussten sie nicht nur den<br />

Weg der Digitalisierung im Trainingsbetrieb<br />

einschlagen. Sie haben vor einigen<br />

Jahren angefangen, das, was sie<br />

auch bei den Spielern tun, auf Trainer<br />

anzuwenden. Sie haben sich als Ziel<br />

gesetzt ihre Trainer für die eigenen<br />

Nachwuchsteams, aber auch für die<br />

Profimannschaft, selbst auszubilden.<br />

Dafür sucht der Verein überall nach<br />

Talenten und schult sie gezielt. Besonders<br />

gelungen ist das bei Julian Nagelsmann,<br />

der von der U17 bis zu den<br />

Profis herangeführt wurde. Und selbst<br />

als Nagelsmann seinen Weggang zu RB<br />

Leipzig bekannt gab, schaute sich die<br />

TSG auf der Suche nach einem Nachfolger<br />

im eigenen Portfolio um und<br />

fand dort Alfred Schreuder, der zwischen<br />

2015 und 2017 schon Co-Trainer<br />

des Hoffenheimer Profiteams war.<br />

Respektloser Umgang<br />

mit Trainern<br />

Von den vielen Ankündigungen,<br />

dem Trainer in Zukunft mehr Bedeutung<br />

zu schenken, hat man in der<br />

Saison 2018/19 in der Österreichischen<br />

und Deutschen Fußball-Bundesliga<br />

leider nur sehr wenig gesehen. In der<br />

Österreichischen Bundesliga waren es<br />

15 Trainerwechsel, während oder am<br />

Ende der abgelaufenen Saison. Der<br />

TSV Hartberg ist der einzige Verein,<br />

der seinen Coach Markus Schopp auch<br />

über die Saison hinaus beschäftigt. In<br />

Liga zwei waren es ebenfalls mehr als<br />

ein Dutzend Trainerwechsel. In beiden<br />

Deutschen Bundesligen wechselten<br />

die 36 Klubs ganze 40 Mal ihre Coaches.<br />

In der 1. Bundesliga wurden im<br />

Vorjahr neun Trainer vor die Tür gesetzt<br />

- in den vergangenen zehn Jahren<br />

insgesamt 101 Trainer. Im Schnitt<br />

also zehn pro Jahr. Der Bundesliga-Rekord<br />

stammt aus der Saison 2003/04,<br />

wo 14 Entlassungen stattgefunden<br />

haben.<br />

Dieser Vorgang wird in der Fußballwelt<br />

schwer kritisiert und oftmals<br />

wird die Erwartungshaltung der Vereinsführung<br />

und des Aufsichtsrates als<br />

Grund genannt. Aber dies geht darüber<br />

hinaus, da auch die Fans und die Presse<br />

eine große Rolle spielen. Wenn die Erwartungshaltung<br />

nicht übereinstimmt<br />

mit den Ergebnissen der Mannschaft,<br />

dann wird es ungemütlich. Gernot Zirngast,<br />

der Vorsitzende der Vereinigung<br />

der Fußballer sieht einen traurigen<br />

Trend: „Die Trainer sind das schwächste<br />

Glied, ihr Gehalt wird in der Tat immer<br />

mehr ein Schmerzensgeld.” Die Häufung<br />

in Österreich mag zum Teil Zufall<br />

sein, sie sei aber auch auf die Zwölferliga<br />

und die Halbierung der Punkte nach<br />

dem Grunddurchgang zurückzuführen.<br />

» Die Präsidenten und<br />

<strong>Sport</strong>direktoren wurden panisch,<br />

hielten dem öffentlichen Druck<br />

nicht stand. Die Geduld wurde<br />

abgeschafft, man schaute auf<br />

die kurzfristigen Ergebnisse. «<br />

Gernot Zirngast,<br />

Vorsitzender der Vereinigung<br />

der Fußballer<br />

© GEPA<br />

Die TSG Hoffenheim gilt als Vorreiter beim Trainerscouting: Auf Julian Nagelsmann folgte Alfred Schreuder aus den eigenen Reihen.<br />

© Uwe Gruen<br />

© GEPA<br />

32 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Der ehemalige Profifußballer würde<br />

auch gerne das Format aus Italien,<br />

wo ein Trainer innerhalb einer Saison<br />

nur einen Klub in der Serie A betreuen<br />

darf, in Österreich sehen, denn dies<br />

würde die Klubs zu mehr Geduld und<br />

Würde zwingen. „Der Wechsel von<br />

Dietmar Kühbauer von St. Pölten zu Rapid<br />

wäre also nicht möglich gewesen.“<br />

Und er wünscht sich, dass Funktionäre<br />

ihre Trainer schützen und nicht beim<br />

geringsten Gegenwind fallenlassen.<br />

In Deutschland wurde bei den schnellen<br />

Trainerwechseln ein gefährlicher<br />

Trend festgestellt. So hat man sogar im<br />

Erfolgsfall damit rechnen müssen, dass<br />

man in der neuen Saison nicht mehr auf<br />

der Trainerbank sitzt. So wurden Dieter<br />

Hecking (Borussia Mönchengladbach)<br />

und Bruno Labbadia (VFL Wolfsburg)<br />

trotz erfolgreicher Qualifikation für das<br />

europäische Geschäft vor die Tür gesetzt<br />

und durch zwei Trainer aus der<br />

Österreichischen Bundesliga, Marco<br />

Rose und Oliver Glasner, ersetzt. Selbst<br />

beim 1. FC Köln wurde Trainer Markus<br />

Anfang, obwohl er im Aufstiegsrennen<br />

den ersten Tabellenplatz fest im Griff<br />

Gernot Zirngast: »Gehalt als Schmerzensgeld«<br />

Trainer-Special<br />

© FUSSBALL KONGRESS<br />

© GEPA<br />

Marco Rose (o.) und Oliver Glasner (u.) ersetzten trotz<br />

erfolgreicher Qualifikation für das europäische Geschäft<br />

ihre Vorgänger bei Mönchengladbach und Wolfsburg.<br />

hatte, gefeuert. Vor allem der Umgang<br />

der Medien mit dem Menschen hinter<br />

dem Trainer, wurde scharf kritisiert.<br />

Als die Beendigung seiner Trainertätigkeit<br />

in Gladbach feststand, sagte<br />

Hecking in Richtung Medien: „Da<br />

solltet ihr euch auch mal hinterfragen,<br />

ob das uns Trainern gerecht wird,<br />

was da mit uns passiert. Ich finde das<br />

nicht gut. Dass man selbst im Erfolgsfall<br />

damit rechnen muss, entlassen zu<br />

werden, ist eine neue Ebene. Wie soll<br />

das weitergehen?“ In die selbe Richtung<br />

schlägt auch Bruno Labbadia: „Wir<br />

müssen beim gegenseitigen Umgang<br />

alle sehr aufpassen. Es stecken immer<br />

Menschen dahinter. Wir Trainer sind für<br />

euch wie Mülleimer.“ Selbst der FC Bayern<br />

München Trainer Niko Kovac, der<br />

trotz Gewinn des Doubles als heißer<br />

Kandidat für eine Entlassung galt, hat<br />

den Umgang mit den Trainer kritisiert.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 33


Trotz Double-Gewinn hat Niko Kovac keine Jobgarantie:<br />

»Es ist ein Ding der Unmöglichkeit«<br />

» Es ist ein Ding der<br />

Unmöglichkeit, dass man einen<br />

Trainer nach zwei Spieltagen in<br />

Frage stellt -<br />

egal, welche Ansprüche man<br />

hat. Man sollte versuchen,<br />

schon ein bisschen sachlich<br />

und fachlich an die Sache<br />

ranzugehen. «<br />

Niko Kovac,<br />

Trainer FC Bayern München<br />

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34 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

© ??? © Eintracht Frankfurt Pressestelle<br />

Vor allem im Vergleich zu den anderen<br />

Topligen sieht der Trainerberater<br />

Marc Kosicke, der unter anderem<br />

Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann<br />

berät, die deutsche Bundesliga kritisch:<br />

„Ich finde die Entwicklung, Führungspersönlichkeiten<br />

so schnell auszutauschen,<br />

dramatisch. Es ist schon<br />

bemerkenswert, wie wenig der Trainer<br />

mittlerweile noch zählt. Alle sagen, der<br />

Trainer ist der wichtigste Mann im Klub.<br />

Aber so wird er momentan nicht behandelt.<br />

Wenn es in Deutschland sportlich<br />

nicht läuft, bist du als Trainer gleich der<br />

Buhmann. In England oder Italien verliert<br />

man aber nie den Respekt vor dir.“<br />

Was bringt ein<br />

Trainerwechsel?<br />

» Es herrscht oftmals einfach sehr<br />

viel Nervosität und Hektik in<br />

diesem Geschäft.<br />

Dabei ist der Trainer weder im<br />

Erfolgsfall alleine dafür verantwortlich,<br />

noch im Misserfolgsfall.<br />

Um kontinuierlich arbeiten zu<br />

können, sei wichtig, dass man<br />

als Trainer die Rückendeckung<br />

von den Verantwortlichen im<br />

Verein hat. «<br />

Frank Schmidt,<br />

Trainer vom deutschen<br />

Zweitligisten 1. FC Heidenheim


Trainer-Special<br />

Schmidt ist seit zwölf Jahren Trainer<br />

der Heidenheimer und damit der<br />

dienstälteste Trainer im deutschen<br />

Profifußball.<br />

Der Übungsleiter ist das schwächste<br />

Glied und oft erster Leidtragender<br />

einer Negativserie. Der Trainer ist eine<br />

Person und da man natürlich nie den<br />

ganzen Kader auswechseln kann, trifft<br />

es ihn. Auch wenn er vielleicht in dem<br />

Moment gar nicht so viel falsch gemacht<br />

hat. Eine Frage, die Fußballfans<br />

immer wieder beschäftigt: Bringen<br />

Trainerwechsel überhaupt etwas?<br />

»Spezielle Art und Weise,<br />

Fußball zu spielen,<br />

fortführen«<br />

Mit dieser Frage haben sich schon<br />

viele auseinandergesetzt und<br />

Studien brachten ans Tageslicht, dass<br />

ein Trainerwechsel oftmals nur kurzfristig<br />

einen minimalen Effekt hat. In<br />

der Deutschen Bundesliga hatten im<br />

Vorjahr drei neue Trainer sogar einen<br />

schlechteren Punkteschnitt vorzuweisen<br />

wie ihr Vorgänger und lediglich nur<br />

drei Trainer haben den Tabellenplatz<br />

verbessert. Die Verantwortlichen hoffen<br />

auf einen sogenannten „psychologischen<br />

Effekt“ und die damit verbundenen<br />

Erfolge. Von besser kehrenden<br />

neuen Besen, von gelösten Blockaden<br />

und frischem Wind ist dann oft die<br />

Rede. Sobald man aber über einen Zeitraum<br />

von 15 oder 20 Spielen spricht, hat<br />

das keinen Effekt mehr, da die Spieler<br />

noch immer die gleichen sind. Selbstverständlich<br />

kommt mal einer rein und<br />

geht einer raus und es gibt immer neue<br />

Chancen, sich zu finden oder neue taktische<br />

Pläne umzusetzen. Aber nachhaltig<br />

ist das nicht. Anders sieht es aus,<br />

wenn die Probleme eher im Bereich<br />

der Motivation oder des Spielsystems<br />

zu suchen sind. In einem solchen Fall<br />

kann ein neuer Trainer, der die richtigen<br />

Schrauben dreht, sehr viel Gutes<br />

bewirken und das Ruder herumreißen.<br />

Erfolgreich wird es aber erst, wenn ein<br />

Trainer langfristig im Verein ist. Als<br />

positives Beispiel ist der SC Freiburg<br />

zu nennen. Die Breisgauer bezeichnen<br />

sich selbst als Ausbildungsverein,<br />

daher ist es gar nicht so wichtig,<br />

Von Dominique Taboga<br />

Nach welchen Kriterien haben Sie<br />

den Nachfolger für Marco Rose<br />

gesucht?<br />

Für uns war es wichtig, dass wir<br />

mit einem Trainer weiterarbeiten, der<br />

unsere spezielle Art und Weise, Fußball<br />

zu spielen, fortführt. Dazu gehören<br />

konkrete Vorgaben wie intensives<br />

Spiel gegen den Ball mit hohem Pressing<br />

und aktives Umschaltspiel.<br />

Was waren die entscheidenden<br />

Parameter für Jesse Marsch?<br />

Jesse Marsch ist ein Trainer, mit<br />

dem wir unseren eingeschlagenen<br />

Weg konsequent weitergehen. Seinen<br />

Werdegang und seine Entwicklung<br />

haben wir in den letzten Jahren<br />

intensiv verfolgt und waren immer<br />

wieder im Austausch. Sowohl fachlich,<br />

als auch menschlich sind wir<br />

restlos von ihm überzeugt.<br />

Gibt es in Ihrem Verein nicht nur ein<br />

Spielerscouting, sondern auch ein<br />

Trainerscouting?<br />

Natürlich verfolgen wir auch den<br />

Trainermarkt laufend und sehen uns<br />

die Arbeit und die Laufbahn verschiedenster<br />

Trainer an. Dieser Prozess ist<br />

mit dem Spielerscouting durchaus<br />

vergleichbar.<br />

© GEPA<br />

Christoph Freund<br />

<strong>Sport</strong>direktor<br />

FC Red Bull Salzburg<br />

INTERVIEW<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 35


ob man in der 1. oder 2. Bundesliga<br />

spielt. Daher ist die Streuung bei den<br />

Erwartungen sehr groß und der Trainer<br />

kann sich langfristig halten. Christian<br />

Streich ist daher schon mehr als<br />

siebeneinhalb Jahren im Amt. Zweiter<br />

in dieser Rangliste ist ebenso ein Trainer,<br />

der nicht in das Bild des heutigen<br />

Trainers passt. Obwohl der Trend<br />

spürbar zu den Frischen und Unverbrauchten,<br />

die Powerfußball versprechen<br />

und den Eindruck erwecken, als<br />

ob sie nichts lieber tun, als Talente zu<br />

entwickeln und den Zugang zu ihnen<br />

zu finden, geht, sitzt der 65-Jährige<br />

Friedhelm Funkel schon dreieinhalb<br />

Jahre auf der Trainerbank von<br />

Fortuna Düsseldorf. Im Jänner <strong>2019</strong><br />

wollten die Bosse ihm die Trennung<br />

zum Saisonende mitteilen. Nur mithilfe<br />

der Mannschaft, der Fans und<br />

der Medien hat er seine Versetzung<br />

in den Ruhestand vermieden und<br />

wehrt sich gegen den Glauben an die<br />

„Konzepttrainer”.<br />

» Haben ältere Trainer, so wie<br />

ich, etwa kein Konzept?<br />

Die Bäume der jungen Trainer<br />

wachsen auch nicht immer in<br />

den Himmel. «<br />

Friedhelm Funkel,<br />

Trainer Fortuna Düsseldorf<br />

Im Idealfall sollte sich die sportliche<br />

Leitung fragen, ob ein Trainerwechsel<br />

das richtige Mittel ist, um dem<br />

Misserfolg gegenzusteuern. Wichtiger<br />

Indikator dafür ist vor allem die<br />

Stimmung in der Mannschaft. Ist davon<br />

auszugehen, dass mit den derzeitigen<br />

Spielern das Ziel nicht mehr<br />

zu erreichen ist, dann sollte man auch<br />

von einem Trainerwechsel absehen.<br />

Aber leider muss der Vorstand sowie<br />

die sportliche Leitung in einer Krisensituation<br />

einfach beweisen, dass sie<br />

bereit sind, etwas zu unternehmen<br />

und der Trainer als schwächstes Glied<br />

muss seinen Platz räumen. Selbst<br />

in der Welt der <strong>Sport</strong>wetten haben<br />

die Trainerentlassungen einen fixen<br />

Punkt eingenommen. Fast schon traditionell<br />

finden Wetten vor dem Start<br />

einer Saison auf dieses schwächste<br />

Glied im Profi-Fußball statt. Vor allem<br />

die neuen Cheftrainer stehen oftmals<br />

im Ranking ganz oben. Liefern sie<br />

nicht sofort, kann es schnell brenzlig<br />

werden. Erst recht, wenn die Ansprüche<br />

ihres Arbeitgebers so hoch<br />

wie etwa auf Schalke oder bei den<br />

Gladbacher Fohlen sind. Dass sich Geduld<br />

mit einem neuen Trainer zu Beginn<br />

einer Saison dennoch auszahlen<br />

kann, hat in der letztjährigen Saison<br />

Eintracht Frankfurt bewiesen. Adi<br />

Hütter war neu bei den Hessen und<br />

nach dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal<br />

verlief auch der Bundesliga-Start<br />

nicht nach Wunsch. Die Folge daraus<br />

war, dass der Österreicher wochenlang<br />

als Wackelkandidat Nummer eins<br />

galt. Am Ende hat sich das Vertrauen<br />

der Eintracht dann aber doch bezahlt<br />

gemacht und die Frankfurter feierten<br />

mit dem Halbfinal-Einzug in der<br />

Europa League und Rang sieben in der<br />

Bundesliga eine erfolgreiche Saison.<br />

Toni Polster<br />

Ex-Profifußballer<br />

(u.a. FC Sevilla, Borussia<br />

Mönchengladbach<br />

und 1. FC Köln)<br />

Von Dominique Taboga<br />

Vier Meistertitel feierte Polster bereits<br />

mit dem SC Wiener Viktoria<br />

und stieg zuletzt als Stadtliga-Meister<br />

in die Regionalliga Ost auf. „So ein Ahnungsloser<br />

kann ich also nicht sein“,<br />

meint der 55-Jährige, der dem momentanen<br />

Trend im Fußball eher skeptisch<br />

gegenübersteht.<br />

© Christian Stemper<br />

Was haben Sie sich in ihrer Karriere<br />

immer von einem Trainer erwartet<br />

oder gewünscht?<br />

Von meinen Trainern habe ich immer<br />

erwartet, dass sie mich wie einen Erwachsenen<br />

behandeln. Es ist ja leider<br />

ein menschliches Problem, dass man<br />

den Druck, den man bekommt, an den<br />

nächsten weiter gibt. Das ist natürlich<br />

36 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

Beispiel Adi Hütter bei Frankfurt zeigt: Vertrauen zahlt sich aus.<br />

© GEPA


Trainer-Special<br />

»Irgendwo kommt immer<br />

ein neuer Schmäh daher«<br />

Der 95-fache österreichische Teamspieler und mit 44 Treffern<br />

Rekordtorschütze sieht sich nach wie vor als Fußballromantiker<br />

und gibt dem <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> einen Einblick in sein<br />

INTERVIEW<br />

Trainerleben beim SC Wiener Viktoria.<br />

nicht fördernd, denn da gibt der Trainer<br />

die Schuld immer an andere weiter und<br />

ein Spieler leidet darunter.<br />

Was hat sich in den Jahren seit Ihrer<br />

Profikarriere im Fußball geändert?<br />

Der Spieler genießt heutzutage eine<br />

Ganzkörperausbildung. Früher haben<br />

wir eher nur die Füße trainiert, jetzt<br />

sind die Spieler Athleten, die von oben<br />

bis unten vollkommen durchtrainiert<br />

sind. Von der Trainerseite her hat sich<br />

aus meiner Sicht nicht viel geändert.<br />

Es kommt halt immer wieder irgendwo<br />

ein neuer Schmäh her, auf den die<br />

Ahnungslosen reinfallen. Wenn einer<br />

erzählt, dass er ein Konzepttrainer ist<br />

und viermal pro Spiel die Taktik wechselt,<br />

finden es viele super. Für mich<br />

ist das ein ahnungsloser Trainer, weil<br />

ich als Trainer wissen sollte, wie meine<br />

Mannschaft spielen muss, um das<br />

Spiel zu gewinnen. Ich muss zwar auch<br />

manchmal die Taktik ändern, weil wir<br />

einem Rückstand nachlaufen, aber<br />

manche Trainer machen ihre gesamte<br />

Mannschaft narrisch, weil sie immer<br />

wechseln.<br />

Immer mehr Trainer ohne<br />

Spielerkarriere machen als Trainer<br />

Karriere. Sehen Sie hier eine<br />

Problematik, da die notwendige<br />

Erfahrung fehlt?<br />

Es ist sicher von Vorteil, wenn du früher<br />

mal selbst aktiv warst, da du die<br />

Situationen, in denen sich deine Spieler<br />

befinden, schon hundertmal erlebt<br />

hast und diesen Erfahrungsschatz dann<br />

auch weitergeben kannst. Da bist du<br />

dann auch glaubwürdiger. Aber auch<br />

Trainer ohne Spielerkarriere können<br />

erfolgreich sein. Keine Frage.<br />

Die technischen Hilfsmittel nehmen<br />

im Fußball stetig zu. Sehen Sie darin<br />

eine gefährliche Entwicklung?<br />

Es ist auf jeden Fall wichtig im medizinischen<br />

Bereich die Spieler top<br />

zu versorgen und Daten zu sammeln.<br />

Aber ich glaube nicht, dass es notwendig<br />

ist, jeden Tag im Training Unmengen<br />

an Daten zu sammeln, die dann eh<br />

keiner auslesen kann, da die Leute dafür<br />

meistens fehlen. Weiterhin glaube<br />

ich, dass ein Spieler, der acht Kilometer<br />

mit Hirn läuft, immer noch gescheiter<br />

ist, wie ein Spieler, der 13 Kilometer<br />

ohne Hirn und ohne jeglichen Fußballverstand<br />

läuft.<br />

Sie als ehemaliger Weltklassespieler<br />

haben nur eine kurze Chance bei<br />

Admira Wacker in der Bundesliga<br />

erhalten. Andreas Herzog bekam im<br />

eigenen Land nie eine Chance. Was<br />

sind die Gründe dafür?<br />

Den Bundesligajob habe ich für mich<br />

persönlich abgehakt. Der Prophet im<br />

eigenen Land zählt einfach nichts.<br />

In Österreich ist das noch viel ausgeprägter.<br />

Es wird auch nicht nach Qualität<br />

gefragt, sondern am Ende nimmt<br />

man immer den, der nichts kostet. In<br />

Österreich ist das gang und gäbe. In<br />

der Kunst ist es ein Qualitätsbeweis,<br />

wenn man sein Studium bei den Besten<br />

gemacht hat. Eine Auszeichnung.<br />

Im österreichischen Fußball ist genau<br />

das Gegenteil der Fall. Man greift immer<br />

auf die billigste Lösung und zumeist<br />

auf die Lösung, die keine Widerworte<br />

gibt.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 37


»Erfolg kann weit<br />

mehr umfassen<br />

als drei Punkte«<br />

Der 50-jährige Deutsche ist seit 2004<br />

DFB-Fußballlehrer und schrieb mehrere<br />

Fußballtaktik- und Trainerhandbücher.<br />

© Köllner<br />

INTERVIEW<br />

Von Dominique Taboga<br />

Michael Köllner war von 2002 bis<br />

2014 DFB-Koordinator für Talentförderung.<br />

Im März 2017 übernahm er<br />

den Trainerposten beim Zweitligisten 1.<br />

FC Nürnberg und stieg in der darauffolgenden<br />

Saison 2017/18 mit dem Klub in<br />

die Fußball-Bundesliga auf. Dem <strong>Sport</strong><br />

<strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> gab er einen tiefen<br />

und interessanten Einblick in das Trainergeschäft,<br />

in das er nach seiner Beurlaubung<br />

im Februar <strong>2019</strong>, wieder zurückkehren<br />

möchte.<br />

Wie wird ein Trainer in Deutschland<br />

gesehen? Wie ist der Stellenwert<br />

eines Trainers in Deutschland?<br />

Grundsätzlich hat der Cheftrainer<br />

eine ganz zentrale Position in einem<br />

Fußballverein. Er ist eine Führungskraft,<br />

die viel Verantwortung trägt.<br />

Tag für Tag arbeitet er gemeinsam mit<br />

seinem Staff mit den Spielern, entwickelt<br />

den Kader weiter und ist somit<br />

eine Art Architekt des Erfolges. Zudem<br />

repräsentiert er den Klub nach außen.<br />

Demnach wird ein Trainer in Deutschland<br />

im Erfolgsfall zunächst einmal<br />

intern wie extern positiv wahrgenommen.<br />

Bei der externen Wahrnehmung<br />

kommt es allerdings auch ein Stück<br />

weit auf den Verein und dessen Verwurzelung<br />

in der jeweiligen Region<br />

an. Denn der Stellenwert des Trainers<br />

wird neben dem sportlichen Erfolg<br />

durchaus auch am Standing des Klubs<br />

gemessen.<br />

Im Zusammenspiel mit den Verbänden<br />

ist es interessant, dass die Trainer<br />

in Deutschland zuletzt bei so einschneidenden<br />

Entscheidungen, wie<br />

der Einführung des Videobeweises,<br />

oder der gelben und roten Karten für<br />

Trainer, erst im Nachhinein informiert<br />

wurden. Da würde ich mir schon mehr<br />

Zusammenspiel wünschen.<br />

Nimmt die Funktion des <strong>Sport</strong>direktors<br />

bereits eine wichtigere<br />

Rolle ein als die des Trainers?<br />

Das variiert von Verein zu Verein. Sicherlich<br />

ist der <strong>Sport</strong>direktor eine größere<br />

Konstante innerhalb eines Klubs<br />

als ein Trainer. Er ist ein sehr wichtiger<br />

Faktor, weil er übergeordnet die Richtung<br />

vorgibt. Natürlich wäre es wünschenswert,<br />

dass beide Positionen –<br />

Trainer und <strong>Sport</strong>direktor – eine hohe<br />

Kontinuität hätten, weil Vereine dadurch<br />

stabiler und somit folglich auch<br />

erfolgreicher werden würden.<br />

Werden die Spieler wichtiger als der<br />

Trainer gesehen?<br />

Das ist ein schwieriges Thema. Es<br />

kommt darauf an, welche Kriterien<br />

man zur Beantwortung dieser Frage<br />

zugrunde legt. Denn auf der einen Seite<br />

schreibt man den Trainern zu, dass sie<br />

der ausschlaggebende Faktor für Erfolg<br />

oder Misserfolg ihrer Mannschaft<br />

sind. Auf der anderen Seite gestaltet<br />

sich das Gehaltsgefüge so, dass Spieler<br />

nicht selten deutlich mehr verdienen<br />

als Trainer. Was ist nun ausschlaggebend<br />

für die Beurteilung der Bedeutung<br />

der Protagonisten? Das lässt sich<br />

aus meiner Sicht nicht abschließend<br />

beantworten.<br />

Michael Köllner<br />

Profifußballtrainer<br />

(u.a. 1.FC Nürnberg<br />

und DFB-Jugend)<br />

38 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Werden Trainer zu schnell entlassen?<br />

Sollte ein Trainer deshalb kein<br />

langfristiges Konzept mehr haben?<br />

Auch das differiert je nach Verein.<br />

Einige Klubs sind sicherlich an einem<br />

langfristigen Konzept interessiert, weil<br />

Nachhaltigkeit ihre einzige realistische<br />

Erfolgschance ist. Andere können sich<br />

den kurzfristigen Erfolg im wahrsten<br />

Sinne des Wortes (er)kaufen. Dort wird<br />

der Trainer dann aber dementsprechend<br />

eher ausgewechselt. Am Ende<br />

wäre sicherlich auch in solchen Vereinen<br />

eine Langfristigkeit schön, aber<br />

oft steht der Erfolg in Form von kurzfristigen<br />

Resultaten über allem.<br />

Sollte an einem Trainer auch bei<br />

Misserfolg festgehalten werden,<br />

um ein langfristiges Ziel verfolgen<br />

zu können?<br />

Zunächst einmal ist wichtig, dass die<br />

Verantwortlichen festlegen, wie sie Erfolg<br />

und Misserfolg definieren wollen.<br />

Erfolg kann ja weit mehr umfassen als<br />

drei Punkte am Wochenende. Es kann<br />

zum Beispiel als Erfolg gewertet werden,<br />

einen Verein in einer bestimmten<br />

Liga zu etablieren, ihn wirtschaftlich<br />

so aufzustellen, dass er langfristig gesund<br />

und stabil bleibt. Auch, dass ein<br />

Trainer vorrangig junge Spieler einbaut<br />

oder die Spielweise verändert.<br />

Da gibt es zahlreiche Variablen, die<br />

eine Rolle spielen können. Erst wenn<br />

die entsprechenden Parameter festgelegt<br />

sind, kann man sagen, ob man an<br />

einem Trainer festhalten möchte oder<br />

nicht, weil man Erfolg dadurch messbar<br />

macht.<br />

»Oft steht der Erfolg über allem«<br />

land wirkt sich durch die TV-Gelder<br />

jede Tabellenplatzierung am Saisonende<br />

monetär aus. Vereine planen mit<br />

Platzierungen und dementsprechend<br />

mit Geldern. So kann es vorkommen,<br />

dass es intern jede Woche Thema ist,<br />

was ein Abrutschen in der Tabelle um<br />

ein bis zwei Plätze für einen Verlust<br />

bedeutet, oder welchen Gewinn es<br />

bringen würde, wenn man zwei oder<br />

drei Plätze nach oben klettert. Das ist<br />

eigentlich eine paradoxe Sichtweise,<br />

weil es ja anders als in DAX-Konzernen<br />

ist, wo jede Woche abgerechnet wird.<br />

Im Fußball ist erst die Platzierung nach<br />

dem letzten Spieltag entscheidend.<br />

Nichtsdestotrotz kommt es aufgrund<br />

dieser Sichtweisen zu Reaktionen, die<br />

sich dann auch in Entlassungen niederschlagen.<br />

In England ist der Trainer zugleich<br />

<strong>Sport</strong>direktor. Wie stehen Sie zu<br />

diesem Konzept?<br />

Könnten damit Konflikte innerhalb<br />

des Vereins vermieden werden?<br />

Oder ist dieses Modell in Deutschland<br />

nicht durchführbar?<br />

Ob das englische Konzept in Deutschland<br />

wünschenswert beziehungsweise<br />

© Köllner<br />

Worin sehen Sie die Gründe für zu<br />

schnelle Entlassungen?<br />

Das lässt sich jetzt nicht so im Rundumschlag<br />

sagen, aber es sind oft Entscheidungen,<br />

die etwas irrational getroffen<br />

werden. Grundsätzlich gilt:<br />

In der Bundesliga und in der Zweiten<br />

Liga in Deutschland ist sehr viel Geld<br />

im Spiel, auch wenn wir uns natürlich<br />

nicht in solchen Dimensionen bewegen<br />

wie in England. Doch auch in Deutsch-<br />

»Vereine planen mit Platzierungen<br />

und damit mit Geldern«<br />

© Köllner<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 39


durchführbar wäre, vermag ich nicht<br />

vollumfänglich zu beurteilen. Eine<br />

solche Struktur muss immer auch zur<br />

Kultur des jeweiligen Landes passen.<br />

In Deutschland oder auch in anderen<br />

Ländern ist man bislang gut damit gefahren,<br />

diese Posten nicht in Personalunion<br />

zu vergeben. Vereine fühlen sich<br />

gut aufgestellt, wenn die Verantwortung<br />

auf mehreren Schultern verteilt<br />

wird, weil es sich bewährt hat. Dieses<br />

Modell hat natürlich den großen Vorteil,<br />

dass sich eine gesunde Diskussionskultur<br />

entwickeln kann, die viel<br />

Substanz in die Angelegenheiten bringen<br />

und damit top Entscheidungen begünstigen<br />

kann.<br />

Was das Konfliktpotenzial betrifft,<br />

ist wohl in allen Unternehmen eine<br />

schlanke Struktur erfolgversprechend.<br />

Das heißt aber nicht, dass man alle<br />

Kompetenzen auf einer Position vereinen<br />

muss.<br />

Sollte bei Misserfolg nicht nur der<br />

Trainer gehen müssen, sondern auch<br />

der sportliche Leiter?<br />

Wie vorhin schon gesagt – erst wenn<br />

man Erfolg und Misserfolg klar definiert,<br />

kann man am Ende seriös bewerten,<br />

wer die Verantwortung trägt,<br />

wenn es nicht so läuft, wie man sich<br />

das vorgestellt hat. Verantwortungsbereiche<br />

lassen sich auf Grundlage<br />

einer genauen Definition dessen, was<br />

man durch welche Maßnahmen in<br />

welchem Zeitraum erreichen möchte,<br />

bestimmen. Die Details müssen klar<br />

ausdifferenziert werden, um nicht ausschließlich<br />

vom Ergebnis am Wochenende<br />

abhängig zu sein. Es darf nicht<br />

so sein, dass ein 1:0-Sieg oder eine<br />

0:1-Niederlage die einzigen Parameter<br />

dafür sind, den Daumen zu heben oder<br />

zu senken.<br />

Ist das Aufgabengebiet für einen<br />

einzelnen Trainer überhaupt<br />

machbar? Benötigt es mehrere<br />

Fachmänner im Trainerstab?<br />

Das Aufgabengebiet ist insgesamt<br />

sehr komplex. Daher muss man einen<br />

gut aufgestellten Trainerstab haben,<br />

in dem jeder auf seinem Fachgebiet<br />

ein Top-Experte ist. Der Chef-Trainer<br />

ist dann am Ende derjenige, der<br />

alles zusammenführt, sich aus den<br />

unterschiedlichen Bereichen die Expertise<br />

holt und auf dieser Grundlage<br />

seine Entscheidungen trifft.<br />

Es ist wichtig, dass man hochqualifizierte,<br />

gute Leute um sich herum<br />

hat, um den bestmöglichen Erfolg zu<br />

erzielen.<br />

Was muss ein moderner Trainer<br />

alles können?<br />

Welche Aufgabengebiete gibt es?<br />

Was ist das Anforderungsprofil?<br />

Trainer haben inzwischen sehr vielfältige<br />

Aufgaben. Wie früher gibt es die<br />

klassischen Bereiche Athletik- und Torwarttraining.<br />

Außerdem spielen auch<br />

Prävention und Leistungsdiagnostik<br />

eine immer wichtigere Rolle. Hinzu<br />

kommen noch alle Themen rund um<br />

Daten, die vorrangig für die Leistungsdiagnostik<br />

und Leistungsoptimierung<br />

herangezogen werden. Darüber hinaus<br />

gehört auch all das dazu, was aus der<br />

Gegnerbeobachtung und der Beobachtung<br />

der eigenen Mannschaft ins individuelle<br />

Training, ins Training mit kleinen<br />

Gruppen oder in die Analyse fürs<br />

kommende Spiel einfließen kann. In<br />

der Vergangenheit wurden diese Themengebiete<br />

von einem kleinen Personenkreis<br />

bewältigt, zunehmend setzt<br />

man im Fußball auf Spezialisten. Je<br />

nach Anforderungen des Vereins kann<br />

man die Aufgaben somit entweder von<br />

einem kleinen Stab ausführen lassen,<br />

oder man kann für jeden Bereich einen<br />

Trainer beziehungsweise Spezialisten<br />

einsetzen. Je größer der Staff ist, desto<br />

komplexer ist es, ihn zu führen. Mit zunehmender<br />

Mitarbeiterzahl wächst die<br />

»Hochqualifizierte und gute Leute für den bestmöglichen Erfolg«<br />

© Köllner<br />

40 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Anforderung an den Chef-Coach.<br />

Ein entscheidender Faktor in meiner<br />

Herangehensweise ist, möglichst jede<br />

Minute effektiv zu nutzen. Das gelingt,<br />

wenn alles bis ins Detail vorbereitet<br />

ist, die Trainingseinheiten durchdacht<br />

und genau geplant sind, um auch hier<br />

jede Minute effektiv zu nutzen - ohne<br />

Standzeiten und Leerlauf. Gleiches erwarte<br />

ich folglich auch von meinem<br />

Team.<br />

Wie sieht eine Trainingsgestaltung<br />

bei Ihnen aus?<br />

Es ist wichtig, an den eigenen Stärken,<br />

„an“ der Mannschaft und mit jedem<br />

einzelnen Spieler zu arbeiten. Das<br />

geht bis in den technischen und individualtaktischen<br />

Bereich. Wie komplex<br />

eine Woche sein kann, sieht man bereits,<br />

wenn man mit viel individuellem<br />

Training und Positionstraining die spezielle<br />

Technik – also die Spiel- und die<br />

Basistechnik – schult.<br />

In der Trainingsgestaltung ist es zudem<br />

wichtig, dass man seinen Staff als<br />

Chef-Trainer mit einbezieht. Es macht<br />

Sinn, dass in Teilen des Trainings in<br />

Gruppen gearbeitet wird und jeder Spezialist<br />

aus dem Staff seine Rolle ausleben<br />

kann. Sonst bräuchte man keinen<br />

großen Trainerstab. Entscheidend ist<br />

jedoch vor allem ein roter Faden, der<br />

sich durch die gesamte Saison zieht, um<br />

die Spieler, ergo jeden einzelnen, und<br />

damit auch die Mannschaft mit einem<br />

klaren Konzept weiterzuentwickeln.<br />

»Technische Hilfsmittel<br />

© Köllner<br />

sind überragend«<br />

und damit das Bedürfnis, Informationen<br />

zu erhalten. Darüber hinaus werden<br />

Trainer zunehmend auch vermehrt<br />

in die Betreuung beziehungsweise in<br />

die Gewinnung von Sponsoren eingebunden.<br />

Wie nahezu alles im Leben<br />

befindet sich auch der Trainerjob in<br />

einem steten Wandel. Doch eins bleibt<br />

konstant: Wer sich als Coach und fachlicher<br />

Inspirator versteht, ist auf dem<br />

besten Wege, seine Mannschaft für die<br />

gemeinsame Sache zu gewinnen. Eine<br />

moderne Führungskultur lässt sich nur<br />

durch vorbildliches Handeln etablieren.<br />

Wie stehen Sie zu technischen<br />

Hilfsmitteln? Kann man ohne noch<br />

erfolgreich sein?<br />

Technische Hilfsmittel sind überragend<br />

für die Arbeit. Es ist wichtig, dass<br />

man diese nutzt, denn ohne sie ist es<br />

ungleich schwieriger, erfolgreich zu sein.<br />

Der FUSSBALL KONGRESS in Bern war für<br />

mich eine gute Bühne, um Neuerungen<br />

kennenzulernen. Den Vorsprung, den einem<br />

technische Hilfsmittel verschaffen,<br />

sollte man clever nutzen. Wenn einem<br />

das gelingt, ist man gut aufgestellt. Zum<br />

einen verlangt das ein Spieler und zum<br />

anderen hat das etwas mit Professionalität<br />

zu tun. Wenn man sich auch in diesem<br />

Bereich professionell aufstellt, ist<br />

es möglich, vor allem langfristig erfolgreich<br />

zu sein. Dabei denke ich an Daten<br />

aus der Videoanalyse, der Leistungsdiagnostik<br />

oder auch an psychologische<br />

Parameter. Außerdem kann man dem<br />

Spieler eine höhere Leistungsfähigkeit<br />

über Ernährung, Schlaf etc. ermöglichen.<br />

All das geht ohne technische Hilfsmittel<br />

nicht mehr. Veränderung und Entwicklung<br />

sind im Leben die einzigen Konstanten.<br />

Wer in Zukunft erfolgreich sein<br />

will, braucht die Fähigkeit und Bereitschaft,<br />

sich auf ergebnisoffene Prozesse<br />

einzulassen, stets Neues zuzulassen und<br />

sich das Neue zunutze zu machen.<br />

Wie hat sich das Trainergeschäft in<br />

den letzten Jahren verändert?<br />

Insgesamt wird der Fußball auf Basis<br />

der technischen Möglichkeiten viel detaillierter<br />

betrachtet. Es gibt zahlreiche<br />

Analysen, viele Statistiken, die in einer<br />

differenzierten Auswertung münden.<br />

Die Auswertung wirkt sich wiederum<br />

aufs Training aus. Außerdem hat sich<br />

das Trainergeschäft durch den großen<br />

medialen Fokus verändert. Zum einen<br />

sind die sozialen Medien dazugekommen,<br />

zum anderen gibt es zum Beispiel<br />

24-Stunden-Sendungen über Fußball<br />

»Moderne Führungskultur durch vorbildliches Handeln«<br />

© Köllner<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 41


Trainerausbildung in Österreich<br />

Junge, aufstrebende Trainer, wie Julian Nagelsmann in Deutschland,<br />

© GEPA<br />

sollen künftig auch in Österreich eine größere Chance erhalten.<br />

Der Zugang zu den höchsten Trainerkursen für Interessenten,<br />

die selbst nicht aktiv Profifußball gespielt haben, wird in Zukunft<br />

erleichtert und die Leitung der Trainerausbildung erneuert.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Der Österreichische Fußball-Bund<br />

und seine ordentlichen Mitglieder<br />

haben die Voraussetzungen für eine<br />

zielführende Trainerausbildung zu<br />

schaffen. Um eine solide Ausbildung,<br />

eine kontinuierliche Fortbildung sowie<br />

die notwendige Kontrolle der Tätigkeit<br />

der von den Landesverbänden und der<br />

Bundesliga sowie in deren Vereinen<br />

beschäftigten Trainern zu gewährleisten,<br />

wurde eine Trainerordnung erlassen.<br />

Der Fokus in der Traineraus- und<br />

–fortbildung liegt am „reality based<br />

learning“ (realitätsnahes Lernen). Um<br />

eine qualitative Weiterentwicklung der<br />

Trainerausbildung gewährleisten zu<br />

können, soll diese Lehrmethode Einzug<br />

quer durch alle Kurse erhalten.<br />

„Kein Fußballtraining<br />

ohne ausgebildeten<br />

Fußballtrainer“<br />

Seit 2013 werden Lehrgänge zum<br />

Erwerb des UEFA-B-Diploms von<br />

den Landesverbänden in Kooperation<br />

mit den Bundessportakademien Graz,<br />

Innsbruck, Linz und Wien durchgeführt.<br />

Für dieses Diplom wurde 2014 ein<br />

eigener Lehrgang für Berufsspieler<br />

zum Erwerb des UEFA-B-Diploms<br />

abgehalten. Dieser Kurs ermöglicht<br />

ehemaligen A-Teamspielern und Bundesligaspielern<br />

bei Erfüllung gewisser<br />

Voraussetzungen direkt in diese Ausbildung<br />

einzusteigen.<br />

Ebenfalls seit 2014 wird eine eigene<br />

Ausbildungsschiene mit speziellen<br />

Kursen für Nachwuchstrainer – Junioren-B-Diplom<br />

und UEFA-Elite-Junioren-A-Diplom<br />

– angeboten. Eine Aufnahme<br />

in den UEFA Elite Junioren<br />

A-Kurs ist nur nach Absolvierung das<br />

UEFA A-Diploms möglich. Für Landesverbände<br />

gibt es seit 2015 die Möglichkeit<br />

vor dem Kindertrainer Diplom<br />

einen eintägigen Kurs durchzuführen<br />

(Kinderbetreuer). Die Teilnehmer sollen<br />

dadurch motiviert werden mit der<br />

Trainerausbildung zu beginnen.<br />

Die Anzahl der Unterrichtseinheiten<br />

in der Ausbildung zum<br />

UEFA-Pro-Diplom wurde von 250 auf<br />

400 Lehreinheiten deutlich angehoben<br />

und entspricht somit den internationalen<br />

Erfordernissen auf höchster Ebene.<br />

42 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Das Aufnahmeverfahren für den Kurs<br />

zur UEFA-Pro-Lizenz, der höchsten<br />

Trainerausbildung, die zum Coachen in<br />

der Bundesliga berechtigt, hat in der<br />

Vergangenheit für viel Diskussionsstoff<br />

gesorgt. Bei den Kriterien zur Aufnahme<br />

in den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs wurde<br />

ein Punktesystem entwickelt, bei dem<br />

etwa für eine Karriere mit 40 oder mehr<br />

Länderspiel-Einsätzen 20 Punkte vergeben<br />

wurden. Im Vergleich dazu gab<br />

es für ein abgeschlossenes Studium der<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaften nur zwei Punkte.<br />

Zugang für<br />

Nicht-Profispieler<br />

erleichtert<br />

Der ÖFB hat auf die Kritik aus der<br />

Trainerbranche reagiert und hat Peter<br />

Schöttel zur Aufgabe gesetzt, diese<br />

Aufnahmekriterien zu ändern. Als erste<br />

Konsequenz hat er den Damen-Nationaltrainer<br />

Dominik Thalhammer als<br />

Leiter der Trainerausbildung installiert<br />

und durch diese Zusammenarbeit<br />

werden neue Bestimmungen mit dem<br />

2020 beginnenden Lehrgang in Kraft<br />

treten. „Die Gewichtung der Teilbereiche<br />

soll angepasst werden, um auch<br />

talentierten Bewerbern ohne langjährige<br />

Profi-Spielerkarriere den Zugang<br />

zur Ausbildung zu erleichtern. Gleichzeitig<br />

soll es zu keiner Benachteiligung<br />

von Ex-Profis kommen. Es gibt nur gute<br />

oder schlechte Trainer“, heißt es seitens<br />

des ÖFB. „Uns geht es darum, die<br />

besten Trainer nach oben zu bringen<br />

und nicht die besten Kicker unter den<br />

Trainern.“<br />

Die Veränderung werden bei der<br />

Pro-Lizenz beginnen und sollen in<br />

Zukunft aber auch in die unteren Ausbildungen<br />

getragen werden, denn laut<br />

Schöttel gibt es genug Trainer, die sich<br />

im Nachwuchs Schritt für Schritt hoch-<br />

Trainer-Special<br />

gedient haben, aber dann aufgrund<br />

des Punktesystems angestanden sind<br />

und nicht in den nächsthöheren Kurs<br />

gekommen sind. Die Spielerkarriere<br />

wird in Zukunft, früher waren es 25,<br />

nur mehr zwölf Prozent der Bewertung<br />

einnehmen und die bisherige<br />

Trainer-Karriere wird wichtiger werden.<br />

Durch verschiedene Aufgabenstellungen<br />

kann festgestellt werden,<br />

wie jemand an die Sache herangeht,<br />

wie strukturiert er ist, welche Fähigkeiten<br />

er schon hat und welches<br />

Potenzial in ihm schlummert. Es soll<br />

mehr an den individuellen Kompetenzen<br />

jedes Einzelnen gearbeitet werden.<br />

Denn laut ÖFB ist es eine Rechnung:<br />

Je besser die Trainer ausgebildet<br />

sind, desto bessere Spieler sollten unter<br />

dem Strich irgendwann einmal<br />

herauskommen.<br />

© ÖFB<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 43


»Alle sollten die gleiche<br />

Chance bekommen«<br />

Der 49-jährige Dominik Thalhammer ist seit<br />

2011 Teamchef des österreichischen Frauen-<br />

Nationalteams.<br />

© UEFA<br />

INTERVIEW<br />

Von Dominique Taboga<br />

Im Dezember 2017 bestellte der ÖFB<br />

den Wiener zum Gesamtleiter der österreichischen<br />

Traineraus- und -fortbildung,<br />

die er umgestaltet hat. In diesen<br />

fast zwei Jahren erlebte er die heimische<br />

Bundesliga als Trainer-Friedhof.<br />

Wir haben mit Österreichs obersten<br />

Trainer-Ausbilder über seine Aufgabenbereiche,<br />

Herausforderungen im<br />

Trainerdasein, Digitalisierung und die<br />

UEFA gesprochen.<br />

Welche Aufgaben haben Sie als Leiter<br />

der Trainerausbildung?<br />

Es geht einerseits um die Ausbildung<br />

und andererseits um die Fortbildung<br />

der Trainer. Es gibt in der Ausbildung ein<br />

klarstrukturiertes System, welche Ausbildungsstufen<br />

man vom Kindertrainer<br />

bis zum Pro-Lizenz-Trainer durchlaufen<br />

muss. Seit einem Jahr sind wir jetzt auch<br />

dabei, alles neu anzudenken und neue<br />

Wege zu gehen. Vor allem in der letzten<br />

Stufe wollen wir individualisieren und<br />

kompetenzorientiert arbeiten, sodass<br />

man den Trainern das gibt, was sie brauchen,<br />

um ihre Stärken zu optimieren.<br />

Auch die Fortbildung ist sehr individuell<br />

ausgerichtet, da wir auch dort Module<br />

anbieten, wo sich die Trainer aussuchen<br />

können, welche sie besuchen. Das ist<br />

eine bahnbrechende Veränderung mit<br />

der wir in Europa federführend sind.<br />

Dem Umgang mit den Medien<br />

wird in der letzten Zeit viel<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Ist dies<br />

fast schon gleichzustellen mit der<br />

Fachkompetenz des Fußballtrainers?<br />

Wir wollen den Trainern das geben,<br />

was sie benötigen. Früher sind<br />

Trainer in Aus- und Fortbildungen gesessen,<br />

wo der Trainer schon sehr gut<br />

war und in anderen Bereichen noch<br />

etwas gefehlt hat. Die Medienarbeit<br />

ist mittlerweile unbestritten einer der<br />

wichtigsten Punkte im Profigeschäft<br />

und kann dich länger im Job halten.<br />

Das wird oftmals auch unterschätzt.<br />

Wenn ich da an Jürgen Klopp denke.<br />

Dessen Medienkompetenz ist herausragend.<br />

Ein guter Auftritt sowie eine<br />

Dominik Thalhammer<br />

Leiter ÖFB-Trainerausbildung<br />

und Teamchef Frauen-<br />

Nationalteam Österreich<br />

gute Außendarstellung in der Öffentlichkeit<br />

ist sehr wichtig, denn wir kennen<br />

die durchschnittliche Verweildauer<br />

von Trainern in Österreich, das sind 1,2<br />

Jahre. Da muss man schauen, dass man<br />

ihm das Werkzeug in der Ausbildung<br />

mitgibt, um länger zu verweilen. Das<br />

wird dann in kleinen Gruppen oder im<br />

Einzel-Individualcoaching geschult und<br />

diesen Weg finde ich sehr spannend.<br />

Trotzdem kommt es immer wieder zu<br />

vorschnellen Entlassungen.<br />

Ich glaube dass der Fußball sehr emotional<br />

gesehen wird und man kennt die<br />

Situation – und die finde ich spannend<br />

am Fußball – dass alle mitreden und<br />

glauben, alles zu wissen. Der Trainerjob<br />

ist einer der komplexesten Berufe, die<br />

es gibt. Mittlerweile muss er schon so<br />

viele Fähigkeiten mitbringen, um dort<br />

bestehen zu können. Ich glaube, es<br />

würde helfen, wenn manche Entscheidungsträger<br />

die Dinge nicht nur an der<br />

Oberfläche betrachten, sondern den<br />

Trainer nach seiner Fachkompetenz und<br />

44 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Detailarbeit beurteilen. Jeder einzelne<br />

Punkt gehört analysiert und da braucht<br />

man Leute an den Schaltstellen, die<br />

das auch beurteilen können. Ansonsten<br />

wird man sich nur an Ergebnissen<br />

orientieren. Es werden Dinge einfach<br />

zu kurzfristig gesehen und wenn man<br />

wirklich erfolgreich sein will, muss man<br />

sich ansehen, wie Dinge sich mittelfristig<br />

oder im Longrun entwickeln. Natürlich<br />

zählen die Ergebnisse, aber wenn<br />

ich eine Schwächephase von fünf Spielen<br />

habe, werden die Mechanismen des<br />

Marktes oder der Druck der Medien so<br />

groß, dass man sich oftmals dem beugt<br />

und den Trainer wechselt.<br />

Mit dem neuen Trainer wird es dann<br />

oftmals auch nicht besser.<br />

Diese vorschnellen Entscheidungen<br />

»Die durchschnittliche Verweildauer von Trainern in Österreich beträgt 1,2 Jahre«<br />

gibt es auch leider bei der Entscheidung<br />

für einen Trainer. Ich weiß nicht, wie<br />

viel Vereine hier wirklich ein professionelles<br />

Auswahlverfahren haben. Denn<br />

hier muss ich die Fehler minimieren und<br />

wissen, ob der neue Trainer zu meiner<br />

Mannschaft passt: Wohin soll sich mein<br />

Team entwickeln und was bringt der<br />

Trainer mit. Dabei passieren häufig die<br />

lustigsten Dinge. Viele Dinge, die im Vorhinein<br />

in der Rekrutierung ausgeschlossen<br />

werden, müssen über die emotionalen<br />

Entscheidungen gestellt werden.<br />

Wäre ein Festhalten am Trainer auch<br />

in einer Schwächephase das Beste<br />

für den Verein?<br />

Das mittelfristige Denken, dass eine<br />

Führungsetage haben muss, hat der<br />

LASK in den letzten Jahren bewiesen.<br />

Sie haben sich Oliver Glasner im gesamten<br />

angeschaut, wie er zum Beispiel<br />

mit der Mannschaft arbeitet. Sie<br />

waren davon überzeugt und haben<br />

entschlossen, dass sie diesen Weg mitgehen.<br />

Im Grunde gefällt mir der deutsche<br />

Begriff Fußballlehrer sehr gut, da<br />

er mittlerweile schon sehr viel rüberbringen<br />

und vermitteln muss. Diese<br />

Kompetenz zu vermitteln und zu lehren,<br />

ist ein ganz wichtiger Faktor, um<br />

andere zu begeistern. Dies hat Oliver<br />

Glasner perfekt in Linz umgesetzt.<br />

In den letzten Jahren gab es aber<br />

auch Kritik an der Trainerausbildung<br />

und für 2020 wurden Änderungen<br />

bekanntgeben.<br />

Unser Verfahren war eines der<br />

Transparentesten in Europa, wo man<br />

auf Punkt und Beistrich alles kontrollieren<br />

konnte, warum eine Entscheidung<br />

getroffen wurde. Es soll aber einfach<br />

viel mehr um das Potenzial der Trainer<br />

gehen. Es werden jetzt viel mehr Kriterien<br />

herangezogen. Die Spielerkarriere<br />

wurde früher sehr hoch bewertet.<br />

Heutzutage sollte es darum gehen,<br />

welches Potenzial und welche Kompetenzen<br />

der Mensch besitzt. Es geht<br />

darum, transparenter und gerechter<br />

zu werden und zu erkennen welcher<br />

Coach die Fertigkeiten hat. Egal ob es<br />

ein Trainer ist, wie beispielsweise Julian<br />

Nagelsmann, der als Spieler nicht<br />

»Die Spielerkarriere wurde früher sehr hoch bewertet«<br />

© ÖFB<br />

erfolgreich war, oder ein sehr erfolgreicher<br />

ehemaliger Spieler.<br />

© ÖFB/Christopher Glanz<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 45


Wie haben die ehemaligen Topspieler<br />

auf diese Änderungen reagiert?<br />

Viele ehemalige Klassespieler haben<br />

mittlerweile schon umgedacht und<br />

wollen sich als Trainer entwickeln. Das<br />

ist total positiv. Die Spielerkarriere ist<br />

auch deshalb nicht mehr das entscheidende<br />

Kriterium, weil wir in der Ausbildung<br />

auch sehen, wie viele Probleme<br />

ehemalige Spieler haben, in die Trainerrolle<br />

zu schlüpfen. Es ist auf jeden<br />

Fall etwas anderes, obwohl sie einen<br />

gewissen Erfahrungsschatz mitbringen.<br />

Gibt es von der UEFA eine<br />

Einheitsausbildung oder kann jeder<br />

Verband seinen eigenen Weg gehen?<br />

Grundsätzlich gibt es die UEFA Konvention<br />

und in dieser Konvention gibt<br />

es Vorschreibungen, die die Trainerausbildung<br />

beinhalten muss, um überhaupt<br />

UEFA verifiziert zu werden. Um die Anerkennung<br />

der UEFA zu bekommen,<br />

muss man gewisse Voraussetzungen<br />

erfüllen. Man hat aber die Möglichkeit,<br />

seine eigenen Wege zu gehen. In den<br />

letzten zehn Jahren hat sich der ÖFB<br />

oftmals an anderen Nationen orientiert.<br />

Jetzt probieren wir unsere eigenen<br />

Dinge aus und gehen innovative<br />

neue Wege. Da denke ich, dass wir sehr<br />

weit vorne sind, um zukünftige Trainer,<br />

wie einen Adi Hütter oder einen Oliver<br />

Glasner, zu entwickeln.<br />

um die richtigen Daten herausfiltern zu<br />

können. Wenn man sich da die internationalen<br />

Topvereine anschaut, dann hat<br />

man einen Staff von 20, 25 oder 30 Leuten.<br />

Das hat man das alles neben einer<br />

Mannschaft zu führen. Da ist dann die<br />

Führungskompetenz ganz entscheidend,<br />

wie ich das Team, um mein Team<br />

herum, führe. Das Trainergeschäft wird<br />

immer komplexer und anspruchsvoller,<br />

daher versuchen wir die Ausbildung<br />

dieser Entwicklung auch so anzupassen,<br />

dass sich die Trainer in diesem<br />

Dschungel zurechtfinden.<br />

In letzter Zeit sieht man einen Trend<br />

zu immer jüngeren Trainern, die nur<br />

sehr wenig Erfahrung mitbringen.<br />

Sehen sie Gefahren in dieser<br />

Entwicklung?<br />

Dieser Trend kann natürlich gefährlich<br />

sein und es kann passieren, dass junge<br />

Trainer verbrannt werden. Das hat dazu<br />

geführt, dass ein Grund in unseren Selektionskriterien<br />

war, dass wir die Trainererfahrung<br />

höher bewertet haben<br />

und die Spielererfahrung runtergestuft<br />

haben. Trainererfahrung ist aber für<br />

mich auch, wenn man fünf oder sechs<br />

Jahre in einer Akademie gearbeitet hat.<br />

Das ist nicht so viel Unterschied zum<br />

Profibereich. Obwohl weniger Leute im<br />

Stadion sind und die Drucksituation eine<br />

andere ist, ist es relativ ähnlich. Man<br />

hat bei einem Nagelsmann gesehen,<br />

dass er schon eine Trainererfahrung<br />

hatte, als er bei der TSG Hoffenheim<br />

das Traineramt übernommen hat. Das<br />

ist ein wesentlicher Aspekt und daher<br />

kann ein schneller Einstieg in das Profigeschäft<br />

oftmals zu früh sein. Auch ein<br />

Marco Rose hat sehr viel Erfahrung in<br />

der Nachwuchsakademie und in einem<br />

Bereich, wo er nicht so viel Druck hatte,<br />

gesammelt. Dort kann man sicherlich<br />

auch mehr ausprobieren und Fehler<br />

machen, weil im Profibereich man sich<br />

die dann nicht mehr erlauben darf.<br />

In der Österreichischen Fußball-<br />

Bundesliga gibt es sieben heimische<br />

und fünf ausländische Trainer.<br />

Bekommen oftmals die Trainer aus<br />

dem Ausland den Vorzug, weil wir<br />

keine guten österreichischen Trainer<br />

haben?<br />

Nein, ganz im Gegenteil. Wir sind mit<br />

unserer Trainerausbildung auf einem<br />

richtig guten Weg. Den österreichischen<br />

Trainern sollte man auch weiterhin<br />

die Chance und das Vertrauen<br />

geben. Ausländische Trainer zu verpflichten<br />

hat dann einen Sinn, wenn sie<br />

der Liga einen Impuls geben können.<br />

Ein Marco Rose oder Roger Schmidt haben<br />

dem heimischen Fußball mit ihrem<br />

Pressing und Gegenpressing sehr viele<br />

Impulse gegeben.<br />

Spielt in der Ausbildung die Digitalisierung<br />

im Fußball auch eine Rolle?<br />

In der heutigen Zeit muss man sich<br />

einfach mit dem Computer zurechtfinden.<br />

Wenn man dies nicht kann, wird<br />

man sich in allen Lebenslagen schwer<br />

tun. Nicht nur im Fußball. Auch in der<br />

Ausbildung bieten wir das E-Learning<br />

von zuhause an, damit die Leute dann<br />

mit einem komplett anderen Vorwissen<br />

in die Ausbildung kommen. Alle Trainer<br />

arbeiten heutzutage schon in irgendeiner<br />

Form mit der technischen Hilfestellung,<br />

denn anders kann man mit<br />

der Flut an Daten nicht mehr umgehen.<br />

Da ist dann auch die Zusammenstellung<br />

des Trainerteams entscheidend,<br />

»Alle Trainer arbeiten heutzutage mit technischer Hilfestellung«<br />

© ÖFB<br />

46 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


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und <strong>Sport</strong> • 47<br />

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»Spielanalyse gewinnt<br />

immer mehr<br />

an Bedeutung«<br />

Jeder Profiverein beschäftigt eine oder mehrere Personen,<br />

© Sergey Nivens - stock.adobe.com<br />

die für den Bereich der Spielanalyse zuständig sind,<br />

obwohl es ein klares Berufsbild bisher noch nicht gibt.<br />

Für diverse Bereiche eines Trainerteams existieren<br />

Fortbildungsangebote, ausgenommen für den Spielanalysten.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Das Internationale Fußball Institut in<br />

Ismaning ist eine auf den Bereich<br />

Spitzenfußball im deutschsprachigen<br />

Raum spezialisierte, akademische Beratungs-<br />

und Forschungseinrichtung<br />

des Hochschulnetzwerkes IUNworld.<br />

Die Zielsetzung des Instituts ist die<br />

Schaffung eines Bindeglieds zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis und langfristige<br />

Etablierung eines akademischen<br />

Beratungsdienstleisters. IFI bietet das<br />

Hochschulzertifikat „Spielanalyst Fußball“<br />

an und die Teilnehmer erkennen<br />

in der Ausbildung, dass der Spielanalyst<br />

im Verein klare Aufgaben und Verantwortungsbereiche<br />

hat. Er benötigt<br />

dazu entsprechende Kenntnisse und<br />

»Ein entscheidendes Mosaiksteinchen auf dem Weg zum Sieg«<br />

Kompetenzen, die er sich in diesem<br />

Programm theoretisch fundiert, aber<br />

praxisnah aneignen kann. Das Internationale<br />

Fußball Institut steht somit<br />

für die weitere Professionalisierung im<br />

Berufsfeld Spitzenfußball.<br />

Das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> hat sich<br />

mit dem Leiter der Aus- und Weiterbildung<br />

Anselm Küchle unterhalten<br />

und einen tiefen Einblick in die Materie<br />

des Spielanalysten erhalten.<br />

© trendobjects - Fotolia<br />

48 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


© Dmytro Aksonov<br />

© IFI<br />

Sie bieten Zertifikate für Spielanalysten<br />

an. Was beinhaltet<br />

dieses Zertifikat?<br />

Das Zertifikat beinhaltet insgesamt<br />

fünf Module, in denen wir verschiedene<br />

Schwerpunkte setzen, um<br />

einen Spielanalysten ganzheitlich<br />

auszubilden. Neben Aspekten rund<br />

um die Anwendung unterschiedlicher<br />

Software und Hardware, spielen<br />

natürlich praktische Tipps für die<br />

perfekte Umsetzung der Analyse,<br />

eine entscheidende Rolle. Bei uns erlernen<br />

die Teilnehmer, den gesamten<br />

Work-Flow eines Analysten abzudecken<br />

und methodisch richtig zu agieren.<br />

Hinzu kommt, dass wir natürlich<br />

auch am fußballfachlichen Know-How<br />

arbeiten.<br />

Ist für diese Zertifikate die Nachfrage<br />

in den letzten Jahren gestiegen?<br />

Wir bilden seit fünf Jahren Analysten<br />

aus und stellen seitdem ein stetiges<br />

großes Interesse an unseren Programmen<br />

fest. Ein Unterschied ist sicher,<br />

dass nun neben Trainern und Analysten<br />

auch andere Berufsgruppen wie<br />

Scouts und Journalisten diesen Zweig<br />

für sich entdeckt haben.<br />

Anselm Küchle<br />

Leiter Aus- und Weiterbildung<br />

Internationales Fußball Institut<br />

Kann man auf eine genaue<br />

Spielanalyse noch verzichten,<br />

um Erfolgreich zu sein?<br />

Unabhängig von der Liga und der<br />

Altersstufe kann eine technisch und/<br />

oder taktische Analyse einen Mehrwert<br />

bieten und ein entscheidendes<br />

Mosaiksteinchen auf dem Weg zur erfolgreichen<br />

Entwicklung eines Spielers<br />

oder zum Sieg sein. Klar ist aber, dass<br />

in höheren Ligen mehr Ressourcen zur<br />

Verfügung stehen und somit der Einsatz<br />

von spezifischer Analyse mehr<br />

Möglichkeiten bietet. Der Zeitfaktor ist<br />

entscheidend und in der Hierarchie der<br />

Aufgaben steht Spielanalyse nicht immer<br />

ganz oben.<br />

Wird der Punkt Spielanalyse immer<br />

wichtiger?<br />

Vor allem durch den zunehmenden<br />

technischen Fortschritt und die dadurch<br />

steigenden Einsatzmöglichkeiten<br />

technischer Hilfsmittel im Training<br />

und Wettkampf, wird die Spielanalyse<br />

zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen<br />

und das Spiel noch transparenter<br />

machen. Sowohl im qualitativen,<br />

als auch im quantitativen Bereich der<br />

Spielanalyse, sowie durch deren Verknüpfung<br />

ergeben sich neue und innovative<br />

Möglichkeiten. Mit der steigenden<br />

Masse an Daten („Big Data“)<br />

stellt natürlich auch deren zielführende<br />

Verarbeitung einen weiteren Aspekt<br />

dar, der zukünftig von Relevanz sein<br />

wird. So gibt es heutzutage neben den<br />

klassischen Videoanalysten in vielen<br />

Bundesligavereinen bereits speziell für<br />

diesen Bereich verantwortliche Datenanalysten.<br />

Nehmen diese Weiterbildung<br />

auch viele bestehende Trainer in<br />

Anspruch?<br />

Ja, in unseren Programmen sind sehr<br />

viele Trainer vertreten. Denn es gilt natürlich<br />

mit der Zeit zu gehen und auch<br />

als Trainer zu wissen, welche Möglichkeiten<br />

ich habe. Es ist wichtig, hier<br />

beispielsweise mit dem eigenen Analysten<br />

auf einer vergleichbaren Ebene<br />

sprechen zu können.<br />

INTERVIEW<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 49


Moneyball und Big Data:<br />

So verändert die<br />

Digitalisierung den Fußball<br />

Wearables und Kameras erfassen detaillierte Leistungswerte der<br />

© SAP<br />

Spieler und Computer berechnen die optimale Kaderbesetzung:<br />

Die Digitalisierung ist im Fußball angekommen und macht das<br />

„Moneyball“-Prinzip im großen Stil möglich.<br />

Das Geschäft mit Big Data erobert den Fußball.<br />

Angetrieben von IT-Konzernen wie SAP, setzen Nationalelf,<br />

Klubs und Investoren auf immer raffiniertere Datenanalysen.<br />

Von Dominique Taboga<br />

Torlinientechnologie und der Videobeweis<br />

waren erst der Anfang. Auf<br />

dem Spielfeld zeichnen Kameras Laufwege<br />

auf, messen Kontaktzeiten und<br />

erfassen bis zu 25-mal pro Sekunde<br />

die Spielerpositionen. Fitness-Tracker<br />

messen Geschwindigkeiten und physische<br />

Werte wie die Herzfrequenz einzelner<br />

Athleten. Programme erstellen<br />

Bewegungsprofile und legen gnadenlos<br />

jedes Leistungsdetail offen: Passquote,<br />

Richtungswechsel, Torschussgeschwindigkeit,<br />

Offensivaktionen und<br />

vieles mehr. Schon zur Halbzeit können<br />

Trainer die Ergebnisse auf ihren Tablets<br />

abrufen und auf deren Grundlage zum<br />

Beispiel Spieler auswechseln. Dieser<br />

Vorgang ist im internationalen Fußball<br />

bereits gängige Praxis.<br />

Doch nicht nur während des Fußballspiels,<br />

sondern lange bevor<br />

die Mannschaft überhaupt steht, helfen<br />

digitale Analysen bei strategischen<br />

Entscheidungen. Auf der Suche<br />

nach neuen Talenten und potenziellen<br />

Transferzielen verlassen sich Scouts<br />

nicht mehr nur auf ihr geschultes, aber<br />

50 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

subjektives Auge, sondern auch auf<br />

objektiv messbare Parameter. Wenn<br />

Statistiken über die Besetzung einer<br />

Mannschaft entscheiden, kann das klare<br />

Wettbewerbsvorteile schaffen. Die<br />

statistische Bewertung von Spielern ist<br />

im Baseball bereits gang und gäbe und<br />

dürfte auch so manch einem Cineasten<br />

unter dem Begriff Moneyball-Prinzip<br />

bekannt sein. „Die Kunst zu gewinnen –<br />

Moneyball“ hieß das <strong>Sport</strong>-Drama, das<br />

2011 mit Starbesetzung veranschaulichte,<br />

wie ehrgeizige Statistiker die amerikanische<br />

Major Baseball League, kurz<br />

MLB, aufmischen. Was in Hollywood<br />

zum Kassenschlager wurde, ist im US-<br />

<strong>Sport</strong> längst Realität. Seit Jahrzehnten<br />

werden im Baseball statistische Daten<br />

dazu genutzt, Spieler zu evaluieren.<br />

Der ehemalige Baseball-Spieler Billy<br />

Beane führte die sogenannte Sabermetrics<br />

zur Spielerbewertung ein und<br />

formte das Baseball-Team der Oakland<br />

Athletics ab dem Jahr 2000 systematisch<br />

um. So landete der finanziell<br />

zweitklassige Verein vier Jahre lang in<br />

Folge in den Playoffs.<br />

Grundsätzlich lässt sich das Moneyball-System<br />

im Fußball viel<br />

schwieriger umsetzen als im Baseball,<br />

weil weit mehr Ereignisse und Korrelationen<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Formeln können die Spieler-, Team-<br />

und Gegnerstärke berechnen, aber<br />

Faktoren wie die Tagesform, Wechselwirkung<br />

der Spieler und situative Entscheidungen<br />

lassen sich mit keinem<br />

statistischen Modell vorhersagen.<br />

Anpfiff zur<br />

Digitalisierung<br />

des Fußballs<br />

Ein Vorreiter auf diesem Gebiet in<br />

Europa ist der deutsche Bundesligist<br />

TSG Hoffenheim. Dort hat der lokale<br />

Geldgeber und Software-Gigant<br />

Die TSG Hoffenheim als Vorreiter: Bereits am<br />

Trainingsplatz werden Daten gesammelt.<br />

SAP quasi sein Versuchslabor installiert<br />

und so wird schon am Trainingsplatz<br />

eine Flut an Werten gesammelt.<br />

Vom Nachwuchstalent bis zum Kampfmannschaftsprofi<br />

sind die Parameter<br />

für die Betreuer in Echtzeit entweder<br />

am Tablet oder sonst später im Büro<br />

abruf- und auswertbar. Immer öfter –<br />

mittels künstlicher Intelligenz – ist die<br />

Dateninvasion schon in einem gewissen<br />

Rahmen vorselektiert, auf wesentliche<br />

Merkmale fokussiert. Damit profitiert<br />

der Spieler durch eine möglichst<br />

ideale Dosierung der Intensität und es<br />

werden bestimmte Defizite aufgezeigt,<br />

die damit ausgemerzt werden können.<br />

Durch das Aufzeigen der Daten fallen<br />

die Ausreden, die gerne beim subjektiven<br />

Empfinden gefunden werden, weg<br />

und die harten Fakten sind dann ein<br />

weiterer Motivationsgrund, um aktiv<br />

dagegen zu steuern und sich so fußballerisch<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Oliver Bierhoff, Direktor der Deutschen<br />

Nationalmannschaft, hat<br />

ganz konkrete Einblicke über die Digitalisierung<br />

innerhalb der Deutschen<br />

Nationalmannschaft<br />

bekanntgegeben:<br />

2004 hatte ein Spieler in der Offensivaktion<br />

den Ball im Schnitt noch ganze<br />

drei Sekunden am Fuß. 2010 lag der<br />

Wert nur mehr bei einer knappen Sekunde.<br />

Diesen Fortschritt erreichte man,<br />

indem man im Training immer wieder<br />

die „Zwischenzeiten“ erhoben und ausgearbeitet<br />

wurden, um danach mit den<br />

Spielern entsprechend daran zu arbeiten.<br />

Dies ist nur ein Puzzleteil mit dem<br />

der DFB die Leistungen seines Personals<br />

kontinuierlich überwacht und zu optimieren<br />

versucht. Sensoren visualisieren<br />

dazu noch ganze Bewegungsmuster,<br />

zeigen mannschaftstaktische Schlüsse<br />

auf, die das menschliche Auge beziehungsweise<br />

Gehirn so vielleicht gar<br />

nicht wahrgenommen hätte. Während<br />

der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien<br />

versorgte eine SAP-Software Scouts und<br />

Trainerstab der Nationalmannschaft mit<br />

Analysedaten und ist ein Mitgrund für<br />

das Erreichen des Weltmeistertitels.<br />

Seit 2013 haben die Deutsche Nationalmannschaft<br />

und die SAP die Datennutzung<br />

und -verarbeitung grundlegend<br />

verändert, um die Performance<br />

der Profi-Fußballer zu optimieren. Im<br />

Rahmen der Kooperation wurden innovative<br />

Lösungen entwickelt, um auf<br />

© Uwe Gruen<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 51


Auch dank einer SAP-Software gewann das DFB-Team um<br />

Mats Hummels die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.<br />

© adidas<br />

Basis von Massendaten einzigartige<br />

Echtzeit-Einblicke zu erhalten, sowie<br />

im Training und bei Spielen noch erfolgreicher<br />

abzuschneiden. „Bei der<br />

Deutschen Nationalmannschaft haben<br />

wir eine unglaubliche Datenmenge, die<br />

wir verarbeiten und am besten in Echtzeit<br />

an die Trainer, die Spieler und auch<br />

die Analysten weitergeben müssen“,<br />

begründet Oliver Bierhoff die Zusammenarbeit<br />

mit SAP. „Künstliche Intelligenz<br />

und maschinelles Lernen spielen<br />

im Fußball eine große Rolle und geben<br />

in der Analysearbeit eine enorm wichtige<br />

Hilfestellung. Dieses Thema gehen<br />

wir mit unseren Experten und denen<br />

der SAP zusammen an. Wir wollen einen<br />

Wettbewerbsvorteil haben, indem<br />

wir die neuesten technologischen Entwicklungen<br />

nutzen und sind froh, mit<br />

der SAP dafür den besten Partner zu<br />

haben.“<br />

Harte Fakten sind ein Motivationsgrund, um<br />

sich so fußballerisch weiterzuentwickeln.<br />

Die Ausbildung eines Talentes kostet<br />

einem Verein bis zu 300.000 Euro.<br />

© SAP<br />

© SAP<br />

SAP <strong>Sport</strong>sONE<br />

Die SAP präsentierte zuletzt technologische<br />

Innovationen für die Lösung<br />

SAP <strong>Sport</strong>sONE, die der deutschen<br />

Fußball-Nationalmannschaft wieder zu<br />

Spitzenleistungen verhelfen soll. Als<br />

Antwort auf den zunehmenden Bedarf<br />

des Teams, relevante Spieldaten<br />

effizient zu analysieren, gemeinsam zu<br />

nutzen und so die Siegchancen zu optimieren,<br />

entwickelten die SAP und der<br />

Deutsche Fußball-Bund (DFB) das Video<br />

Cockpit und das Player Dashboard.<br />

Das Video Cockpit ist ein Content<br />

Hub, auf dem Video-Daten von<br />

Mannschaftsspielen sowie Match- und<br />

Trainingsinformationen aus diversen<br />

Quellen zusammengeführt werden.<br />

Auf diese Weise fallen den Spielanalysten<br />

und dem Trainerstab des DFB<br />

Muster und taktische Ausrichtungen<br />

umgehend ins Auge und sie sind in der<br />

Lage, Spielstrategien zu entwickeln<br />

und dabei etwaige Schwachstellen<br />

des Gegners zu berücksichtigen. Das<br />

Player Dashboard ermöglicht es, dass<br />

die Spieler einfach von ihren mobilen<br />

52 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Geräten in Echtzeit auf personalisierte<br />

Informationen und Videos zugreifen<br />

können. Das Video Cockpit und das<br />

Player Dashboard sind die neuesten<br />

Funktionen der Lösung SAP <strong>Sport</strong>sO-<br />

NE, die sämtliche Prozesse zu Verwaltung,<br />

Training, Mannschaft, Scouting<br />

und Fitness koordiniert und so Teams,<br />

Klubs und Verbände bei der Digitalisierung<br />

der Leistungsbeurteilung unter-<br />

stützt.<br />

Der Clou dabei soll die durchgängige<br />

Integration sein. Die Software<br />

durchdringt und vernetzt alle Bereiche<br />

eines Fußballvereins. Mit fünf Produktmodulen<br />

bildet SAP <strong>Sport</strong>sONE den gesamten<br />

Klub ab:<br />

Team Manager<br />

Alles, was Verantwortliche über<br />

Spieler und Mannschaft wissen wollen<br />

– angefangen von allgemeinen<br />

Managementinformationen über Scouting-<br />

und Coaching-Übersichten bis hin<br />

zu Spiel- und Trainingsabläufen.<br />

Trainingsplanung<br />

Trainingseinheiten effizienter planen,<br />

durchführen, nachbereiten. Alle<br />

Informationen zu Trainingsabläufen<br />

und Auswertungen werden Spielern<br />

zentral bereitgestellt.<br />

Playerfitness<br />

Für Physiotherapeuten und medizinisches<br />

Personal. Sie bekommen alle<br />

Gesundheitsdaten auf einen Blick und<br />

können damit gezielt an der Fitness der<br />

Spieler arbeiten. Ergebnis: mehr Leistungsfähigkeit.<br />

Kann Big Data Tore<br />

schießen?<br />

Datenexperten am Spielfeldrand<br />

werden künftig zu unverzichtbaren<br />

Beratern. Der Umgang mit Big Data und<br />

digitalen Analyse-Tools ist schon länger<br />

Lehrinhalt jeder guten Trainerausbildung.<br />

Auch in der Zukunft werden<br />

immer mehr Daten gesammelt werden<br />

und die Vereine werden durch die technische<br />

Entwicklung mehr Möglichkeiten<br />

haben, eine Vielzahl von Daten den<br />

Trainern zur Verfügung zu stellen. Das<br />

Entscheidende wird dann sein diese Daten<br />

zu komprimieren und die richtigen<br />

Schlüsse daraus zu ziehen. Die gesammelten<br />

Daten sind auf jeden Fall weitere<br />

Hilfsmitte, um erfolgreich zu sein.<br />

Selbst in den Akademien hat die Digitalisierung<br />

schon lange ihren Weg gefunden<br />

und selektieren die Nachwuchskicker<br />

aus. Eine vollständige Ausbildung<br />

eines Talentes kostet einem Verein bis<br />

zu 300.000 Euro und diese Investition<br />

lohnt sich nur, wenn es das Talent zu den<br />

Profis schafft oder lukrativ verkauft werden<br />

kann. Ein Musterbeispiel für diesen<br />

Weg war der deutsche Nationalspieler<br />

Niklas Süle, der bei der TSG Hoffenheim<br />

seit dem 15. Lebensjahr trainierte, und<br />

2017 für 20 Millionen Euro zum FC Bayern<br />

München transferiert wurde. Auch<br />

der deutsche Rekordmeister setzt auf<br />

die Dienste von SAP und hat den Spieler<br />

über einen längeren Zeitraum mit technischen<br />

Hilfsmitteln gescoutet.<br />

Fußballromantiker wehren sich zwar<br />

immer noch gegen den technischen<br />

Einfluss, aber die digitale Transformation<br />

wird sich auch in Zukunft weiter<br />

ausbreiten. Trotzdem ist der Spieler<br />

derjenige, der am Ende auf dem Platz<br />

entscheidet. Er muss die Technik und<br />

das Talent haben und die taktischen<br />

Vorgaben des Trainers umsetzen. Auch<br />

wenn eine Software dabei hilft, Spieler<br />

zu analysieren, fundiertere Entscheidungen<br />

zu treffen und Siegchancen<br />

zu kalkulieren, schießen Computer am<br />

Ende keine Tore. Doch auch die größten<br />

Datenmengen können fehlenden Haus-<br />

oder Fußballsachverstand, Gespür und<br />

Talent für den Trainerjob ebenso wenig<br />

ersetzen, wie eine für das jeweilige<br />

Team angemessene Menschenführung.<br />

Daher die gute Nachricht:<br />

Auch in naher Zukunft wird noch keine<br />

künstlich intelligente Maschine in der<br />

Coachingzone die Herren Klopp oder<br />

Guardiola arbeitslos machen. Denn<br />

ähnlich wie in der Wirtschaft trifft der<br />

Mensch schlussendlich immer noch die<br />

letzte Entscheidung und entscheidet<br />

über Sieg oder Niederlage. Doch wie<br />

der Trend der letzten Jahre beweist,<br />

werden die technischen Mittel immer<br />

mehr zur rechten Hand für den Betreuerstab<br />

und bieten richtig eingesetzt<br />

viele Möglichkeiten. So gesehen kann<br />

ein ambitionierter Trainer mit digitalen<br />

Hilfsmitteln eine gute Basis legen, um<br />

die Zufallswahrscheinlichkeit zu minimieren<br />

und das vorhandene Potential<br />

zu maximieren.<br />

Trainer-Special<br />

Performance Insights<br />

Gezielt auf kommende Gegner vorbereiten,<br />

Spiel- und Trainingssituationen<br />

schneller auswerten und Siegstrategien<br />

besser anpassen.<br />

Scouting<br />

Schneller Talente finden – Profile<br />

aktiver Spieler und Spielanalysen per<br />

Mausklick.<br />

Digitale Hilfsmittel nutzen, um das vorhandene Potential zu maximieren.<br />

© SAP<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 53


»Es kann sich kein Verein<br />

mehr leisten, nicht<br />

digital zu arbeiten«<br />

In modernen Fußballvereinen arbeiten viele<br />

verschiedene Personen in unterschiedlichen<br />

Bereichen, vom Scouting über die<br />

Leistungsdiagnostik bis zur <strong>Sport</strong>medizin.<br />

© SAP<br />

In all diesen und noch vielen weiteren Bereichen<br />

fallen tagtäglich jede Menge Daten an,<br />

Achim Ittner<br />

<strong>Business</strong> Development<br />

Direktor <strong>Sport</strong>s SAP<br />

die verarbeitet werden müssen.<br />

INTERVIEW<br />

Von Dominique Taboga<br />

Dies ist bei den meisten Fußballvereinen<br />

noch separat geschehen,<br />

mit eigenen Softwarelösungen in den<br />

einzelnen Bereichen. Diese Problematik<br />

wird seit geraumer Zeit durch die<br />

Anwendung SAP <strong>Sport</strong>sONE gelöst.<br />

Sie war ein Teil des Titelgewinns der<br />

Deutschen Nationalmannschaft bei der<br />

WM 2014. Das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong><br />

sprach mit Achim Ittner, dem <strong>Business</strong><br />

Development Direktor <strong>Sport</strong>s SAP, über<br />

das Produkt und die technische Entwicklung<br />

im Fußball.<br />

Was ist SAP <strong>Sport</strong>sONE?<br />

Um heute erfolgreich zu sein, muss<br />

in Vereinen und Klubs im sportlichen<br />

Bereich extrem vernetzt und übergreifend<br />

gearbeitet werden. SAP ist<br />

seit über 40 Jahren Experte und Weltmarktführer<br />

in der Digitalisierung von<br />

Geschäftsprozessen der Unternehmen.<br />

Auch der <strong>Sport</strong> besteht aus definierten<br />

Abläufen/Prozessen. Wir helfen mit<br />

SAP <strong>Sport</strong>sONE diese sportlichen Prozesse<br />

besser zu vernetzen und zu integrieren,<br />

damit Entscheidungen schneller<br />

und effizienter getroffen werden<br />

können.<br />

Was kann SAP <strong>Sport</strong>sONE detailliert?<br />

SAP <strong>Sport</strong>sONE deckt funktional alle<br />

Bereiche im sportlichen Bereich ab:<br />

Team-Management und Organisation,<br />

Trainingsplanung, Spielvorbereitung,<br />

das Scouting und den medizinischen<br />

Bereich. Erfolgreiche Fußballvereine<br />

arbeiten sehr eng vernetzt. Kurze und<br />

effiziente Kommunikation sind ein entscheidender<br />

Wettbewerbsvorteil in<br />

größeren und komplexeren Strukturen.<br />

Wir unterstützen die Kunden in der<br />

Umsetzung dieser Vernetzung, somit<br />

sind nach der Eingabe von Daten im<br />

System, die Informationen sofort für<br />

alle beteiligten Personen, wie Trainer,<br />

Ärzte, <strong>Sport</strong>direktor, Physios, Betreuer<br />

und Spieler verfügbar. Entscheidungen<br />

können so schneller und ganzheitlicher<br />

getroffen werden.<br />

Wie kam es zur Idee?<br />

Als SAP vor einigen Jahren angefangen<br />

hat sich im Fußball zu engagieren,<br />

steckte die Digitalisierung noch in den<br />

Kinderschuhen. Trainer und Mitarbeiter<br />

nutzten häufig individuelle Programme.<br />

Trainingsdokumentationen<br />

wurde auf lokalen Festplatten gespeichert,<br />

Termine und Trainingszeiten<br />

in Chat-Gruppen geteilt, Analysen in<br />

Microsoft Excel gespeichert. Ein buntes<br />

Sammelsurium an diversen Software-Programmen<br />

und Informationen.<br />

Klubs konnten zu dieser Zeit schon von<br />

der Digitalisierung profitieren.<br />

Wenn ein Trainer den Verein verlassen<br />

hatte, sind häufig wichtige Daten<br />

für den Klub verloren gegangen. Diese<br />

Informationen lagen lokal auf den PC’s<br />

der handelnden Personen. Der Klub<br />

musste wieder bei null anfangen. Die<br />

54 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

sportlichen Leiter erkannten, dass sie<br />

etwas Nachhaltiges schaffen müssen,<br />

sodass Informationen unabhängig von<br />

handelnden Personen langfristig im<br />

Klub erhalten bleiben. Genau zu diesem<br />

Zeitpunkt kam SAP mit <strong>Sport</strong>sONE<br />

mit einem intuitiven und integrierten<br />

System auf den Markt. Heute bietet<br />

<strong>Sport</strong>sONE in allen sportlichen Bereichen<br />

ausreichende Funktionalität, mit<br />

vernetzten und einfachen User-Interfaces.<br />

Aus meiner Sicht hat SAP mit<br />

dem Programm ein Alleinstellungsmerkmal<br />

geschaffen.<br />

War Moneyball vom Baseball<br />

das Vorbild?<br />

Im Baseball haben Statistiken einen<br />

extrem hohen Stellenwert. Das Prinzip<br />

Moneyball, alles auf Statistiken zu<br />

legen, ist im Fußball noch nicht möglich.<br />

Fußball ist zu komplex und bietet<br />

zu viele Entscheidungsoptionen während<br />

des Spiels. An Moneyball gefällt<br />

mir, dass man versucht, durch statistische<br />

Daten und dem Mapping auf<br />

ein messbares Anforderungsprofil, zu<br />

einer objektiven Entscheidung zu kommen.<br />

Im Fußball tut man sich da heute<br />

noch schwer. Viele Entscheidungen im<br />

Scouting werden auch durch subjektive<br />

Einschätzungen beeinflusst. Die Definition<br />

von Anforderungsprofilen variiert<br />

aufgrund von unterschiedlichen Spielsystemen<br />

und Taktiken, die sich stets<br />

verändern. Daher ist Fußball nicht mit<br />

Baseball vergleichbar.<br />

Wie viel Kunden hat SAP <strong>Sport</strong>sONE?<br />

In Deutschland nutzen weit über<br />

50 Prozent der Vereine der 1. und 2.<br />

Bundesliga SAP <strong>Sport</strong>sONE; ebenso<br />

die Top-Klubs in Österreich und der<br />

Schweiz. Auch der ÖFB nutzt das Programm<br />

in der Nachwuchsförderung<br />

und für die Kadermannschaften. Ausgehend<br />

von diesem Erfolg haben wir<br />

uns entschieden, das Produkt horizontal<br />

zu skalieren und um andere <strong>Sport</strong>arten<br />

zu erweitern. Heute profitieren<br />

von der Software Klubs und Verbände<br />

im Basketball, Handball, Rugby, Wintersport<br />

(Ski), Eishockey und der Formula<br />

E. Auch die Internationalisierung<br />

ist uns geglückt. Wir sind in 18 Ländern<br />

vertreten. Überall werden im <strong>Sport</strong><br />

Abläufe optimiert, Dinge organisiert,<br />

Trainings geplant und mit den Athleten<br />

Informationen geteilt. Hier kann das<br />

System seine ganze Stärke einbringen<br />

und das Leben der Mitarbeiter und<br />

<strong>Sport</strong>ler entlasten.<br />

Wie sieht das Preisgerüst für<br />

die Software aus?<br />

Das System basiert auf den neuesten<br />

technologischen Möglichkeiten und<br />

wird als Cloud-Lösung mit ergänzenden<br />

Apps angeboten. Eine Installation oder<br />

technische Administration ist nicht notwendig,<br />

dies kommt den meisten Vereinen<br />

sehr entgegen. Ein Kunde schließt<br />

bei SAP einen Software-Mietvertrag<br />

über eine gewisse Laufzeit ab. Die Benutzer-Anzahl<br />

ist unbegrenzt. Der Preis<br />

richtet sich nach der <strong>Sport</strong>art und der<br />

höchsten Spielklasse des Vereins. Wir<br />

haben in Deutschland Kunden von der<br />

Regionalliga bis zur Nationalmannschaft<br />

des DFB. Auch kleine Vereine mit wenigen<br />

und ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

nutzen das System zur Arbeitserleichterung.<br />

Dennoch empfehle ich <strong>Sport</strong>sONE<br />

vor allem für Kunden ab semi-professionellen<br />

Strukturen und Ambitionen.<br />

Braucht man für die Ausarbeitung der<br />

Daten einen IT-Experten in seinem<br />

Trainerstab?<br />

Das möchte ich deutlich verneinen!<br />

Wenn ich ein Haus baue, muss ich auch<br />

kein Architekt oder Maurer sein. Wir<br />

haben das System mit <strong>Sport</strong>lern für<br />

den <strong>Sport</strong> entwickelt.<br />

Seit April <strong>2019</strong> vertraut der ÖFB auf <strong>Sport</strong>sONE: Christian Heidenreich (ÖFB), Fadi Naoum (SAP), Peter Schöttel (ÖFB) und Achim Ittner.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 55<br />

© ÖFB<br />

© SAP


Einer der ersten Teams, die SAP<br />

<strong>Sport</strong>sONE genutzt haben und einen<br />

neuen Weg gegangen sind, war die<br />

Deutsche Nationalmannschaft. Hat<br />

die SAP-Technologie den Hauptanteil<br />

am Weltmeistertitel 2014?<br />

<strong>Sport</strong>sONE wurde vom DFB auch bei<br />

der WM 2018 in Russland eingesetzt,<br />

da schied Deutschland ja bereits in der<br />

Vorrunde aus. Also ein ganz klares Nein.<br />

Dass der DFB damals einen kleinen<br />

Wettbewerbsvorteil durch die Technologie<br />

der SAP gehabt hatte, möchte ich<br />

nicht leugnen. Kurz nach dem historischen<br />

7:1 Sieg der Deutschen Nationalmannschaft<br />

gegen Brasilien, hatten<br />

Kollegen dem brasilianischen Verband<br />

<strong>Sport</strong>sONE vorgestellt. Spätestens nach<br />

diesem Erfolg hat sich unsere Technologie<br />

herumgesprochen und jeder wollte<br />

wissen, was die Deutschen hier für eine<br />

Geheimwaffe haben.<br />

Wie hat der DFB SAP <strong>Sport</strong>sONE<br />

genutzt?<br />

Der DFB nutzt <strong>Sport</strong>sONE unter anderem<br />

in der Kommunikation zwischen<br />

Spielern und Mitarbeiter. Eine der Herausforderungen<br />

ist es, aus 30 Individuen<br />

ein Team in sehr kurzer Zeit zu formen,<br />

da die die Spieler im Laufe eines Jahres<br />

nur sehr wenig gemeinsame Zeit verbringen.<br />

Durch den gegenseitigen Austausch<br />

mit dem DFB konnten wir das System<br />

um einige praktische Funktionen erweitern.<br />

So gibt es jetzt ein Modul zur Spielvorbereitung<br />

inklusiver passender App,<br />

die kurz vor Spielbeginn den Spielern<br />

aktuelle Informationen zu Gegner und<br />

Aufstellung zur Verfügung stellt. Dieses<br />

System hat jetzt auch den Weg zum ÖFB<br />

nach Österreich gefunden. Hier freut es<br />

mich ganz besonders, dass wir die Toptalente<br />

Österreichs im Fußball beim<br />

Projekt 12 ebenfalls unterstützen.<br />

Die Software wird also auch im<br />

Jugendbereich eingesetzt.<br />

Welche Vorteile können dadurch<br />

erzielt werden?<br />

Häufig höre ich Aussagen, wie: das<br />

war ein ganz starker Jahrgang. Ich bezweifle<br />

dieses Statement. Talente sind<br />

in allen Jahrgängen in gleicher Häufigkeit<br />

verteilt. Die Kunst ist es, das Talent<br />

zu entdecken und richtig zu fördern. Mit<br />

<strong>Sport</strong>sONE stellen wir jetzt ein Werkzeug<br />

zur Verfügung, das hilft sowohl<br />

Talente zu scouten, als auch die Talente<br />

individuell bestmöglich zu fördern.<br />

Zukünftig wird sich retrospektiv, aufgrund<br />

einer guten Dokumentation und<br />

Analyse, erklären lassen, wie Talente<br />

bestmöglich gefördert wurden. So wird<br />

es dann leichte, junge Spieler bestmöglich<br />

nach Ihren Fähigkeiten individuell zu<br />

entwickeln. Die Maßnahmen des ÖFB<br />

zur Top-Talenteförderung und das Projekt<br />

12 finde ich extrem spannend und<br />

beispielhaft.<br />

Durch die Digitalisierung im<br />

Fußball ändert sich auch das<br />

Anforderungsprofil der Trainer.<br />

Lösen solche Technologien die alte<br />

Trainergarde ab?<br />

Ich glaube, dass erfolgreiche Trainer<br />

die Chancen und zahlreichen neuen<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

schätzen. Sie werden auch keine Berührungsängste<br />

haben, ihr Wissen in<br />

einer Plattform abzulegen, denn die<br />

Trainer erhalten extrem viele konsolidierte<br />

Informationen zurück, die Ihren<br />

Arbeitsablauf erleichtern. Es ist dabei<br />

nicht notwendig, dass der Cheftrainer<br />

selbst die Daten erfasst, sondern er erkennt<br />

die Vorteile für den Verein und<br />

das Team.<br />

»Talente sind in allen Jahrgängen in gleicher Häufigkeit verteilt.«<br />

© SAP<br />

© SAP<br />

56 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Moderne Trainer erkennen den<br />

Mehrwert dieser Plattform. Thorsten<br />

Fink hat bei den Grasshoppers aus Zürich<br />

mit diesem System gearbeitet und<br />

lässt es jetzt bei seinem neuen Verein<br />

Vissel Kobe in Japan installieren.<br />

Selbst ein Trainer wie Huub Stevens<br />

spielt in der Entwicklung von SAP<br />

<strong>Sport</strong>sONE eine Rolle.<br />

SAP hat mit Huub Stevens, als er bei<br />

der TSG Hoffenheim gearbeitet hat, eine<br />

Elfmeterdatenbank (SAP Penalty Insights)<br />

entwickelt. Er hatte sich in dieser<br />

Datenbank nicht nur notiert, in welches<br />

Eck der Schütze schießt, sondern auch<br />

den Kontext erfasst, wie die Drucksituation<br />

auf den Spieler zu diesem Augenblick<br />

war. Wo schaut der Spieler vor dem<br />

Schuss hin? Wie läuft er wann an? Sehr<br />

detaillierte Kontextinformationen. Diese<br />

Daten haben wir in eine moderne Technologie<br />

überführt und sie hilft heute<br />

sowohl Schützen als auch Torhütern in<br />

der Vorbereitung. Weitere Inhalte, Vorschläge<br />

und Analysen stellen wir den<br />

Klubs nicht zur Verfügung. Das ist Aufgabe<br />

eines Matchanalysten im Verein, der<br />

den Gegner analysiert und die Stärken<br />

herausliest.<br />

Wird durch die Software der Fußball<br />

berechenbar? Kann man Ergebnisse<br />

im Voraus schon berechnen?<br />

Ich glaube, dass man sich heute deutlich<br />

besser auf ein Spiel oder auf ein<br />

Elfmeterschießen vorbereiten kann, da<br />

viel mehr Informationen vorhanden sind<br />

und einfacher aufbereitet werden können.<br />

Dennoch stehen am Spieltag elf<br />

Spieler auf dem Feld. Diese treffen die<br />

Entscheidungen. Man kann sein Team<br />

darauf vorbereiten, wie sich der Gegner<br />

oder der Elfmeterschütze in der Vergangenheit<br />

vorbereitet hat. Es sagt einem<br />

aber nicht voraus, wie er sich in der aktuellen<br />

Situation verhalten wird.<br />

Kann es Fußball ohne Digitalisierung<br />

überhaupt noch geben?<br />

Heute kann es sich kein Verein mehr<br />

leisten, nicht digital zu arbeiten. Vor allem<br />

in den Ebenen Effizienz und Organisation<br />

geht es nicht mehr ohne IT. Vereine<br />

ohne Digitalisierung haben keine<br />

Chance dem steigenden Wettbewerbsdruck<br />

zu begegnen. Verbesserung in Organisation<br />

und Effizienz in den Prozessen<br />

ist auch ein Wettbewerbsvorteil der<br />

sich am Ende des Tages im sportlichen<br />

Erfolg auszahlen wird.<br />

»Vereine ohne Digitalisierung<br />

haben keine Chance.«<br />

Verstehen Sie, dass die<br />

Fußballromantiker gegen die<br />

Digitalisierung im Fußball sind?<br />

Ich glaube, dass die Fußballromantiker<br />

gegen die übermäßige Kommerzialisierung<br />

sind und nicht gegen die Digitalisierung<br />

im <strong>Sport</strong>. Wenn heute für<br />

Fußballspieler Transfersummen über<br />

100 Millionen Euro bezahlt werden,<br />

wäre es fahrlässig, diese Investitionsentscheidung<br />

nicht bestmöglich zu<br />

managen. Der Spieler sollte bestmöglich<br />

unterstützt, gefördert und weiterentwickelt<br />

werden. Die Nutzung von<br />

Technologie ist dabei unumgänglich.<br />

© SAP<br />

Auch der SCR Altach mit Christoph Längle nutzt die Software von SAP.<br />

Was ist für die Zukunft geplant?<br />

Heute werden Software-Programme<br />

entwickelt, die mit Hilfe von künstlicher<br />

Intelligenz und maschinellem Lernen,<br />

komplette Spielanalysen automatisiert<br />

durchführen. Die daraus gewonnenen<br />

Daten können verwendet werden, um<br />

Scouting-Vorschläge zu generieren.<br />

Auch SAP ist in dem Umfeld der KI aktiv.<br />

Die automatisierte Spielanalyse hat<br />

heute noch technische Schwächen. Ich<br />

bin überzeugt, dass wir beim Weg der<br />

Digitalisierung erst am Anfang stehen.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 57


»Ziel ist es, Leistung und<br />

Marktwert der Spitzensportler<br />

zu steigern«<br />

Die Geschichte von Michael Micic liest sich<br />

ähnlich wie die eines bekannten schwäbischen<br />

<strong>Sport</strong>wagenherstellers, der in ihrem gemeinsamen<br />

Heimatort in der Nähe von Stuttgart ein<br />

Entwicklungszentrum betreibt. Denn als dessen<br />

Gründer sich am Anfang nach dem Wagen<br />

umschaute, von dem er träumte, ihn aber nicht<br />

fand, entschloss er sich, ihn sich selbst zu bauen.<br />

Michael Micic<br />

Life-Coach im Spitzensport<br />

© Marcus Stark<br />

INTERVIEW<br />

Von Dominique Taboga<br />

Dass Michael Micic einmal einen eigenen<br />

ganzheitlichen Förderansatz<br />

für den Spitzensport entwickeln und<br />

Bundesliga-, A- und U-Nationalspieler<br />

betreuen würde, war ihm zwar während<br />

seines <strong>Sport</strong>management-Studiums<br />

noch nicht bewusst, aber bereits<br />

damals spürten er und sein Umfeld,<br />

dass er seine ganz eigenen Vorstellungen<br />

von einer Tätigkeit im <strong>Sport</strong> hatte.<br />

Denn während sich seine Kollegen<br />

schwerpunktmäßig mit Marketingkonzepten<br />

beschäftigten, war er an<br />

Sinn- und Wertefragen interessiert. Er<br />

verfasste schließlich zum Abschluss<br />

seines Studiums eine Diplomarbeit<br />

über die Ethikproblematik in Wirtschaft<br />

und <strong>Sport</strong>, wobei er sich fragte, wie<br />

Leistung und Moral zusammenpassen.<br />

Dies war im Jahr 2004 – also lange vor<br />

dem FIFA- und dem DFB-Skandal. Er<br />

interviewte dazu namhafte aktuelle<br />

und ehemalige <strong>Sport</strong>akteure, wie zum<br />

Beispiel den Kunstturnweltmeister<br />

Eberhard Gienger, den „Bomber der<br />

Nation“ Gerd Müller, Bochums Trainer<br />

Peter Neururer, Brasiliens Stuttgart-Profi<br />

Marcelo Bordon oder den<br />

Ruder-Weltmeister Sebastian Thormann.<br />

Als Micic sich nach seiner Diplomarbeit<br />

initiativ als Ethikbeauftragter<br />

bei Bundesligavereinen bewarb, stellte<br />

er schnell fest, dass diese Idee bei den<br />

Verantwortlichen auf wenig Interesse<br />

stieß. Also entschloss er sich, sich<br />

erst einmal vom <strong>Sport</strong>bereich zu verabschieden<br />

und seinen Sinn- und Wertefragen<br />

in einem Theologiestudium<br />

weiter nachzugehen.<br />

Die Faszination <strong>Sport</strong> holte ihn jedoch<br />

wieder ein und führte am<br />

Ende dazu, dass er eine neue Idee entwickelte<br />

und umsetzte. Micic schaffte<br />

sich eine eigene Stelle als Life-Coach<br />

beim deutschen Bundesligaverein 1.<br />

FC Köln. Nach seiner ersten Station im<br />

Profifußball arbeitet er inzwischen als<br />

Life-Coach in Wirtschaft und <strong>Sport</strong>. Wie<br />

die Idee, Life-Coaching im Spitzensport<br />

anzubieten, gereift ist und von ihm<br />

umgesetzt wird, hat das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong><br />

<strong>Magazin</strong> bei einem ausführlichen<br />

Gespräch herausgefunden.<br />

58 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Trainer-Special<br />

Woher kommt Ihre Idee,<br />

Life-Coaching im Spitzensport<br />

anzubieten?<br />

Ich liebe es Menschen zu entwickeln,<br />

ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial<br />

zu entfalten und glücklich zu leben.<br />

Als studierter <strong>Sport</strong>manager und angehender<br />

Theologe hatte ich bereits<br />

2007, aber noch sehr fragmentarisch,<br />

die Idee, die Kernelemente dieser beiden<br />

Studienrichtungen und damit auch<br />

meine Leidenschaften miteinander zu<br />

verbinden: Leistungsorientierung und<br />

Menschenfokussierung. Und das auf<br />

höchstem Level – im Spitzensport.<br />

Wie verlief dann der Prozess von der<br />

Idee bis zur Umsetzung?<br />

Als ich mich umschaute, aber meine<br />

Idee so noch nicht von anderen verwirklicht<br />

gesehen hatte, suchte ich<br />

nach zumindest ähnlichen Ansätzen<br />

im Spitzensport und wurde dabei auf<br />

die Chaplaincy-Arbeit in der englischen<br />

Premier League aufmerksam. Das ist<br />

ein Seelsorgeangebot von christlichen<br />

Pastoren für Vereine und in England<br />

weit verbreitet – und übrigens auch in<br />

amerikanischen <strong>Sport</strong>arten. Etwa zwei<br />

Drittel der englischen Premier League-<br />

Klubs haben einen sogenannten Klub<br />

Chaplain. 2010 nahm ich Kontakt mit<br />

dem Chaplain von Manchester United<br />

auf und hospitierte sowohl bei ihm als<br />

auch bei den Chaplains von Manchester<br />

City, FC Liverpool, FC Everton und Bolton<br />

Wanderers. Zurück in Stuttgart wurde<br />

mir schnell klar, dass ich aus dem<br />

Chaplaincy-Ansatz in England und auch<br />

von christlichen <strong>Sport</strong>organisationen in<br />

Deutschland übernehmen sowie darauf<br />

aufbauen konnte, ich aber ein eigenes<br />

Modell für Profifußball und den Spitzensport<br />

entwickeln wollte, das sowohl<br />

den Fürsorge- als auch den Leistungsaspekt<br />

abdeckt und somit zu einer umfassende<br />

Entwicklung beiträgt.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Dann gab es Gespräche mit dem DFB<br />

in Frankfurt und mit Jörg Schmadtke<br />

bei Hannover 96. Eine Zusammenarbeit<br />

kam damals zwar noch nicht zustande,<br />

aber der Kontakt blieb stets erhalten<br />

– auch, als Schmadtke 2013 nach Köln<br />

wechselte. Dort konnte ich mich nochmals<br />

vorstellen, wurde aber nicht für ein<br />

Forschungsprojekt angenommen. Allerdings<br />

bekam ich Anfang 2014 als erster<br />

Life-Coach in einem deutschen Profifußballverein<br />

eine Stelle und absolvierte<br />

später berufsbegleitend eine systemisch-integrative<br />

Coachingausbildung.<br />

Was ist die Zielgruppe von<br />

Life-Coaching?<br />

Im Spitzensport zählen <strong>Sport</strong>ler, Trainer<br />

und Entscheidungsträger aus Vereinen<br />

und Verbänden zu meiner Zielgruppe.<br />

Sie kommen hauptsächlich aus dem<br />

Profifußball. Und im Wirtschaftsbereich<br />

sind es angehende und bestehende<br />

Führungskräfte aller Hierarchiestufen.<br />

Life-Coaching bietet gerade für Top-Performer,<br />

insbesondere wenn sie einem<br />

öffentlichen Leistungs- und Erwartungsdruck<br />

ausgesetzt sind, eine wirksame<br />

Unterstützung und Begleitung.<br />

Wie sieht eine Betreuung eines<br />

<strong>Sport</strong>lers im Detail aus?<br />

Zunächst einmal ist ein Ein- und Ausstieg<br />

immer möglich – auch mitten in<br />

der Saison. Wenn ein <strong>Sport</strong>ler an mich<br />

»Ich war der erste Life-Coach in einem deutschen Profifußballverein«<br />

© Michael Micic<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 59


»<strong>Sport</strong>ler, Trainer und Entscheidungsträger aus Vereinen zählen zu meiner Zielgruppe«<br />

© Marcus Stark<br />

herantritt, geht es im ersten Schritt<br />

darum herauszufinden, ob wir zusammenpassen<br />

und unsere gegenseitigen<br />

Erwartungen übereinstimmen. Wir<br />

sprechen über die Struktur, den Ort und<br />

die Kosten der Zusammenarbeit und<br />

klären Anliegen und Auftrag. Aber es<br />

geht auch um Achtsamkeit, Sinn- und<br />

Wertethemen, Karriere- und Lebensziele.<br />

Ist ein Thema umrissen, betrachten<br />

wir gemeinsam die Hintergründe,<br />

Zusammenhänge und Ressourcen zur<br />

Lösungsfindung. Danach planen wir<br />

partnerschaftlich, wie erste Veränderungsschritte<br />

zur Zielerreichung aussehen<br />

können und welche Übungen dafür<br />

geeignet sind.<br />

Was ist der nächste Schritt?<br />

In der zweiten und weiteren Sitzungen<br />

geht es dann darum, die gemeinsam<br />

ausgewählten Übungen durchzuführen<br />

und zu reflektieren. Der Klient<br />

bleibt aber nicht nur in der Laborsituation,<br />

sondern soll die neuen Handlungsoptionen<br />

auch auf sowie neben<br />

dem Platz erproben und umsetzen.<br />

Nach einem gemeinsam festzulegenden<br />

Zeitraum geht es dann an um die<br />

Evaluation und Qualitätssicherung.<br />

Über welchen Zeitraum geht eine<br />

Betreuung?<br />

Es gibt Klienten, die brauchen einen<br />

gewissen Leidensdruck und ein konkretes<br />

Problem und suchen einen<br />

„Feuerwehrmann“. Ist das Problem gelöst<br />

und das Coachingziel erreicht oder<br />

der Leidensdruck wieder erträglich,<br />

beenden sie das Coaching. In der Regel<br />

geschieht das nach etwa drei bis sechs<br />

Monaten. Andere wiederum begleite<br />

ich über eine Saison oder bereits seit<br />

mehreren Jahren.<br />

Was sind die Ziele eines<br />

Life-Coachings?<br />

Coaching braucht aus meiner Sicht<br />

nicht unbedingt ein konkretes Anliegen<br />

oder Ziel. Natürlich habe ich das übergeordnete<br />

Ziel, <strong>Sport</strong>lern im Spitzensport<br />

dabei zu helfen, ihre Leistung und<br />

damit auch ihren Marktwert zu steigern,<br />

das Leben gelingend zu gestalten und<br />

zu einer Persönlichkeit zu reifen. Aber<br />

entscheidend ist nicht, was ich möchte<br />

oder welche Ziele ich habe. Entscheidend<br />

ist einzig und allein, wo der Klient<br />

hinwill und was ihm dabei hilft. Ich begleite<br />

lediglich den Prozess und bin der<br />

Sparringspartner, der schnell erreichbar<br />

ist, dann aber auch wieder Abstand hält.<br />

Denn Life-Coaching ist das Gegenteil<br />

von Abhängigkeiten-Schaffen, sondern<br />

im Gegenteil ein emanzipatorischer<br />

Prozess, eine Hilfe, die zur Selbsthilfe<br />

wird und zur Freiheit und Unabhängigkeit<br />

des Klienten führen soll – aber ihn<br />

auch in die Pflicht nimmt, seine Freiheit<br />

anzunehmen und sein Leben selbstverantwortlich<br />

zu gestalten.<br />

Wie kommt Ihre Arbeit bei den<br />

Fußball-Vereinen an?<br />

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt<br />

immer noch einige Vereine, die einem<br />

Förderansatz wie Life-Coaching grundsätzlich<br />

skeptisch gegenüberstehen.<br />

Aber es gibt auch gute Erfahrungen.<br />

Bei meinem ersten Klub, dem 1. FC Köln,<br />

kam meine Arbeit sehr gut an. Ich hatte<br />

in eineinhalb Jahren über 50 Klienten<br />

– und bin auch danach und teilweise<br />

bis heute mit einzelnen von ihnen im<br />

Austausch oder coache sie. Durch meine<br />

Erfahrungen sind inzwischen auch<br />

andere Vereine neugierig auf Life-Coaching<br />

geworden und haben bereits mit<br />

mir zusammengearbeitet oder ziehen<br />

es in Erwägung. Gleiches gilt für einzelne<br />

Spielerberatungsagenturen.<br />

60 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Videosicherheit für<br />

neun Fußball-WM-Stadien<br />

in Rekordzeit<br />

© Dallmeier<br />

Zuverlässige Planung dank innovativer<br />

3D-Simulation und Kameratechnik.<br />

Georg Martin<br />

Chief Communications Officer<br />

bei Dallmeier<br />

Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist immer<br />

ein außergewöhnliches Großereignis:<br />

Es gibt nur wenige Erfahrungswerte,<br />

und für alle Beteiligten bedeutet<br />

die Komplexität des Vorhabens höchste<br />

Anspannung. Daher haben Verlässlichkeit<br />

und Flexibilität besonders auch bei der<br />

Planung oberste Priorität. Bei Dallmeier<br />

ist man stolz darauf, neun von zwölf Stadien<br />

der Fußball-WM 2018 in Russland<br />

mit Videosicherheitstechnik ausgerüstet<br />

und dabei die hohen Anforderungen der<br />

Betreiber erfüllt zu haben. Ausschlaggebend<br />

waren neben den technischen<br />

Vorteilen der patentierten “Panomera®”-Kameras<br />

vor allem der innovative<br />

Ansatz bei der Projektplanung, wie Georg<br />

Martin, Chief Communications Officer bei<br />

Dallmeier, im Interview verrät.<br />

Stadionbetreiber und weiteren Stakeholdern<br />

die Sicherheitsziele und erstellen ein zu gestalten. Im fertigen 3D-Modell der<br />

um für die Planung brauchbare Modelle<br />

Lasten- und Pflichtenheft. Danach kommt Stadionumgebung wird dann die komplette<br />

Lösung inklusive Kameras, Senso-<br />

unser Team aus Spezialisten für den Bereich<br />

3D-Planung ins Spiel: Der Stadionbetreiber<br />

liefert drei- oder zweidimensio-<br />

Sehr wichtig ist diese Vorgehensweise<br />

ren und anderen Komponenten simuliert.<br />

nale Pläne, aus denen unsere Ingenieure beispielsweise um Sichtfeldverdeckungen<br />

zu erkennen, also Bereiche die von<br />

und Grafiker genaue dreidimensionale<br />

Simulationen der Stadionumgebung erstellen.<br />

Gegebenenfalls reichen sogar weil Objekte im Weg sind, wie etwa ein<br />

einer Kamera nicht erfasst werden,<br />

Fotos und elektronisches Kartenmaterial, LED-Würfel. In der 3D-Projektsimulation<br />

Eine Kamera-Sichtfeldverdeckung, hier verursacht durch einen LED-Würfel, lässt sich<br />

in der 3D-Simulation erkennen und durch ein Umpositionieren der Kamera beheben.<br />

© Dallmeier<br />

Anzeige<br />

Herr Martin, wie können wir uns<br />

den Ablauf vorstellen, wenn ein<br />

Stadionbetreiber eine Planung für<br />

eine Videosicherheitslösung bei<br />

Ihnen anfragt?<br />

Zuerst einmal definieren wir im Rahmen<br />

von Workshops zusammen mit dem<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 61


können wir dann reagieren und das Problem<br />

durch entsprechende Positionierung<br />

der Kameras oder Hinzufügen weiterer<br />

Komponenten lösen. Der Kunde erhält so<br />

eine exakte Planung seiner zukünftigen<br />

Umgebung, bei der alle Details berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Dallmeier hat neun von zwölf Stadien<br />

der Fußball-WM 2018 in Russland mit<br />

Videosicherheitstechnik ausgestattet<br />

– welche speziellen Anforderungen<br />

gab es hier?<br />

Bei den Stadien in Russland war beispielsweise<br />

von den WM-Verantwortlichen<br />

vorgegeben, dass die Videosicherheitssysteme<br />

das Geschehen<br />

auf sämtlichen Tribünenbereichen<br />

mit mind. 25 Bildern pro Sekunde und<br />

mit einer Auflösungsdichte von mind.<br />

250 Pixel pro Meter (px/m) erfassen.<br />

Die Kenngröße px/m ist in der weltweit<br />

gültigen Norm DIN EN 62676-4<br />

definiert und stellt sicher, dass die<br />

Aufnahmequalität von unbekannten<br />

Personen im Fall von Ermittlungen zur<br />

eindeutigen Identifizierung ausreicht.<br />

Die Gewährleistung, dass buchstäblich<br />

im „letzten Winkel“ die geforderten<br />

250 px/m erreicht werden, ist mit der<br />

3D-Simulation ein Kinderspiel: durch<br />

Farbkodierung im digitalen Modell lässt<br />

sich genau sagen, wo der Wert erreicht<br />

ist und wo gegebenenfalls durch eine<br />

andere Positionierung oder ein anderes<br />

Kameramodell nachgebessert<br />

werden muss.<br />

Welche Rolle spielt die Kamera selbst?<br />

Die Kamera spielt auch heute noch<br />

eine sehr große Rolle. Neben dem innovativen<br />

Planungsansatz haben sich<br />

die Stadionbetreiber vor allem auch<br />

wegen unserer patentierten Kameratechnologie<br />

„Panomera®“ für uns<br />

entschieden. Die seit 2011 verfügbaren<br />

Kamerasysteme verfügen über<br />

bis zu acht Sensoren und ermöglichen<br />

damit die Abdeckung größter Flächen<br />

mit deutlich weniger Kameras. Dabei<br />

ist eine genau definierte Mindestauflösung<br />

im gesamten Bild gewährleistet,<br />

und zwar sowohl im Live-Bild als<br />

auch in der Aufzeichnung. Damit steigt<br />

die Sicherheit im Stadion, da Straftäter<br />

auch im Nachhinein in jedem Bildbereich<br />

noch identifiziert werden können.<br />

Bei klassischen Kombinationslösungen<br />

aus PTZ- und Megapixelkameras ist genau<br />

dies eben nicht der Fall. So kommt<br />

beispielsweise der Betreiber der Gazprom<br />

Arena in St. Petersburg für seine<br />

Tribünensicherheit mit deutlich unter<br />

100 Panomera®-Kameras aus, um<br />

alle Bereiche mit mind. 250 px/m und<br />

25 Bildern pro Sekunde abzudecken.<br />

Bei einer Alternativlösung wäre eine<br />

deutlich vierstellige Anzahl an her-<br />

kömmlichen Single-Sensor-Kameras<br />

notwendig gewesen. Neben enorm<br />

hohen Infrastrukturkosten (Masten,<br />

Kabel usw.) hätte dies eine kaum zu<br />

bewältigende Bilderflut für die Bediener<br />

des Videosystems bedeutet.<br />

Gleichzeitig ist die flächendeckende<br />

Auflösungsdichte für alle zukünftigen<br />

Analyseanwendungen wichtig. Nur<br />

wenn die Bildqualität stimmt und planbar<br />

ist, lassen sich brauchbare Analyseergebnisse<br />

erzielen, die klassisch<br />

oder zunehmend auch KI-basiert ausgewertet<br />

werden.<br />

Gab es neben diesen<br />

technischen Kriterien noch<br />

weitere Herausforderungen?<br />

Ja, die gab es. Ihren hohen Kundennutzen<br />

stellte unsere Kombination aus<br />

3D-Planung und Panomera®-Technik<br />

unter Beweis, als mitten in der Projektumsetzung<br />

auf einem Vor-Ort-Termin<br />

mitgeteilt wurde, dass in mehreren<br />

Stadien Überdachungen mit ca. 80<br />

m² Fläche über der obersten Reihe<br />

der VIP-Tribünen angebracht werden.<br />

Solch eine kurzfristige Modifikation<br />

stellt natürlich eine große Herausforderung<br />

für jeden Planer dar. Das Dallmeier<br />

3D-Projektplanungsteam konnte<br />

die erforderlichen Änderungen jedoch<br />

in weniger als zwei Tagen durchplanen.<br />

Im Rahmen der 3D-Planung lässt sich genau ermitteln, wie hoch die Auflösungsdichte in der realen Szene sein wird.<br />

Die patentierte Kameratechnologie „Panomera®“ kann dabei eine flächendeckende Mindestauflösungsdichte garantieren.<br />

© Dallmeier<br />

62 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


© Dallmeier<br />

Das Dallmeier 3D-Planungsteam kann sog.<br />

„CamCards“ generieren. Errichter wissen mit<br />

ihnen genau, welche Kamera wo, in welcher Höhe<br />

und in welchem Winkel montiert werden muss.<br />

Wie haben die Errichter auf die<br />

kurzfristige Änderung reagiert?<br />

Wie Sie sich sicher vorstellen können,<br />

hielt sich die Begeisterung der Errichter<br />

in Grenzen. Unser 3D-Planungstool<br />

– übrigens eine Eigenentwicklung<br />

– hat deren Mehraufwand jedoch stark<br />

reduziert. Da es mit unserer Produktdatenbank<br />

verbunden ist, lassen sich<br />

dabei auch die verschiedenen Kameramodelle<br />

direkt auswählen. Unser<br />

3D-Planungsteam kann somit selbst<br />

bei kurzfristigen Änderungen zeitnah<br />

eine neue optimale Konfiguration zusammenzustellen.<br />

Die Errichter haben<br />

hierbei in besonderem Maße von<br />

unseren „CamCards“ profitiert – das<br />

sind genaue Konfigurationsdokumente<br />

für jede einzelne Kamera. Mit diesen<br />

wussten sie genau, welche Kamera<br />

wo, in welcher Höhe und in welchem<br />

Winkel montiert werden muss. Der<br />

große Vorteil liegt neben der Planungssicherheit<br />

vor allem in der absoluten<br />

Zeitersparnis: Unsere russischen Stadionkunden<br />

konnten somit rechtzeitig<br />

zum Start der Fußball-WM rundum<br />

funktionierende Systeme in Betrieb<br />

nehmen.<br />

Über Dallmeier<br />

Stadionbetreiber können mit Videosicherheitslösungen<br />

von Dallmeier<br />

ihr gesamtes Stadion kosteneffizient<br />

überwachen und somit für Sicherheit<br />

sorgen – angefangen bei Tribünen,<br />

über Innenbereiche und Parkplätze bis<br />

hin zu Stadion-Zufahrten. Die patentierten<br />

Panomera®-Kameras, die dazugehörigen<br />

Aufzeichnungslösungen und<br />

Softwarepakete für unterschiedlichste<br />

Anwendungen sorgen dafür, dass<br />

kein Ereignis unentdeckt bleibt. Dabei<br />

können selbst mehrere Stakeholder<br />

gleichzeitig auf die Bilder zugreifen,<br />

komplexe Zusammenhänge erkennen<br />

und kritische Situationen effizient auflösen<br />

und weiterverfolgen. Die genaue<br />

Planbarkeit der Systeme und der modulare<br />

Aufbau der Software-Plattform<br />

ermöglichen Anwendungen<br />

wie z. B. Gesichtserkennung oder KIbasierte<br />

Assistenzsysteme. Als deutscher<br />

Hersteller legt Dallmeier dabei<br />

großen Wert auf Datenschutz und Datensicherheit.<br />

Dallmeier electronic GmbH & Co.KG<br />

Bahnhofstraße 16<br />

93047 Regensburg, Deutschland<br />

Tel. +49 941 8700-0<br />

Fax +49 941 8700-180<br />

info@dallmeier.com<br />

www.dallmeier.com<br />

www.panomera.com<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 63


Noch drei Jahre: FIFA Fußball-WM 2022 in Katar<br />

Diamant in der Wüste<br />

In knapp drei Jahren findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar statt.<br />

© FIFA Media Channel<br />

Am 18. Dezember <strong>2019</strong> wird nun im Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />

das dritte von insgesamt acht geplanten Stadien offiziell eröffnet.<br />

Wir stellen den neuen Fußball-Tempel der Kataris vor:<br />

Das Education City Stadium.<br />

Von Alexander Friedl<br />

Das Stadion im Herzen von Education<br />

City in der katarischen Hauptstadt<br />

Doha ist Austragungsort von zahlreichen<br />

WM-Spielen bis zum Viertelfinale.<br />

40.000 Zuschauer werden im „Diamant<br />

der Wüste“, wie die Arena aufgrund<br />

ihrer imposanten Außenfassade bezeichnet<br />

wird, Platz finden. Das Design<br />

des Education City Stadiums knüpft an<br />

die reiche Geschichte der islamischen<br />

Architektur an und verbindet sie mit<br />

auffälliger Modernität. Die Baukosten<br />

dafür sind noch nicht bekannt.<br />

» Jeder in Katar wird sehr<br />

stolz sein, wenn dieses<br />

architektonische Meisterwerk<br />

am Nationalfeiertag unseres<br />

Landes während der<br />

prestigeträchtigen<br />

FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />

und genau drei Jahre vor<br />

dem Finale in Katar 2022<br />

enthüllt wird. «<br />

Hassan Al Thawadi,<br />

Generalsekretär für die<br />

technische Umsetzung<br />

64 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


© FIFA Media Channel<br />

40.000 Zuschauer werden im Education City Stadium bei der WM Platz finden.<br />

© FIFA Media Channel<br />

Nachhaltigkeit als<br />

Herzstück des Projekts<br />

Nach der WM 2022 wird die Kapazität<br />

des Stadions auf 20.000 Plätze<br />

reduziert und die modulare obere Reihe<br />

für die Schaffung von <strong>Sport</strong>anlagen<br />

in Übersee gespendet werden. Die<br />

Arena wird danach als <strong>Sport</strong>anlage für<br />

zahlreiche Bildungs-, Forschungs- und<br />

Innovationseinrichtungen von Education<br />

City dienen.<br />

Hassan Al Thawadi: »Jeder in Katar wird sehr stolz sein«<br />

© FIFA Media Channel<br />

Champions League<br />

Sieger Liverpool zu Gast<br />

Bevor das Stadion bei der WM 2022<br />

zum Einsatz kommt, wird es im<br />

Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />

von 11. bis 21. Dezember <strong>2019</strong><br />

genutzt. Als Austragungsstätte des<br />

Halbfinals und Finals, mit Beteiligung<br />

des Champions League Siegers FC Liverpool,<br />

wird die Arena besonders im<br />

Blickpunkt der internationalen Medienberichterstattung<br />

stehen.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 65


Ausrüsterdeal geleaked<br />

Football Leaks<br />

CR7 kassiert dreistelligen<br />

Millionen-Betrag von Nike<br />

Cristiano Ronaldo lässt sich im Rahmen einer Partnerschaft<br />

mit dem US-amerikanischen <strong>Sport</strong>artikelhersteller Nike<br />

offenbar fürstlich entlohnen.<br />

Das geht aus den aktuellen Recherchen des deutschen<br />

Nachrichtenmagazins SPIEGEL zu den Football Leaks hervor.<br />

Der Juve-Star kann demnach bis 2026 mit Zusatzeinnahmen<br />

in dreistelliger Millionenhöhe planen.<br />

Von Alexander Friedl<br />

Cristiano Ronaldo gehört zu den erfolgreichsten<br />

Fußballern der Geschichte.<br />

Neben seinen sportlichen Fähigkeiten<br />

versteht es der Portugiese so<br />

wie kein anderer seiner Branche, sich<br />

als Marke und Werbegesicht zu positionieren<br />

und zu vermarkten.<br />

Kein Wunder also, dass der 34-Jährige<br />

zu den reichsten Männern im Fußball<br />

<strong>Business</strong> zählt. Laut den aktuellen<br />

Berechnungen des Wirtschaftsmagazins<br />

Forbes nimmt CR7 jährlich 109 Millionen<br />

Dollar, umgerechnet knapp 100<br />

Millionen Euro ein. Davon sind 60 Millionen<br />

Euro Gehalt und Bonuszahlungen.<br />

Ganze 40 Millionen Euro lukriert der<br />

Superstar aus Sponsorengeldern.<br />

Die Marke Cristiano Ronaldo funktioniert.<br />

Alle wollen am Portugiesen<br />

mitverdienen, darunter Welt-Konzerne<br />

wie Castrol, EA <strong>Sport</strong>s, Samsung – und<br />

natürlich Ronaldos persönlicher Ausrüster<br />

Nike. Wie viele Millionen der<br />

führende <strong>Sport</strong>artikelhersteller für<br />

sein berühmtestes Werbegesicht ausgibt,<br />

zeigen jetzt neue Football Leaks<br />

Dokumente.<br />

66 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


» Ich habe eine großartige<br />

Beziehung zur Marke und<br />

gute Freunde im Unternehmen.<br />

Wir sind eine Familie,<br />

das ist meine Marke. «<br />

Cristiano Ronaldo bei seiner Vertragsverlängerung<br />

2016 über Nike<br />

Cristiano Ronaldos<br />

Megavertrag mit Nike<br />

1. September 2004<br />

Erster Vertrag mit Nike<br />

bis zum Sommer 2010<br />

(608.000 Euro pro Jahr)<br />

Weltfußballer-Wahl<br />

bringt weitere<br />

vier Millionen<br />

Diese 162 Millionen Euro sind allerdings<br />

nicht alles. Für besondere<br />

Auszeichnungen gibt es Prämien on top.<br />

Sollte der Portugiese den Ballon d’Or<br />

gewinnen, die Auszeichnung zum Weltfußballer<br />

des Jahres wie schon 2016,<br />

bringt ihm das laut dem Entwurf von<br />

Nike weitere vier Millionen Euro ein.<br />

Ronaldos Berateragentur Gestifute,<br />

Polaris <strong>Sport</strong>s und Nike wollten sich<br />

über Inhalte eines entsprechenden<br />

Vertrages nicht äußern.<br />

31. August 2009<br />

Vertragsverlängerung bis 2014<br />

(3,1 Millionen Euro pro Jahr)<br />

* Klausel:<br />

Automatische Vertragsverlängerung<br />

auf weitere zwei Jahre, wenn Nike<br />

zwischen September 2009 und<br />

Oktober 2013 Nettoeinnahmen<br />

von mindestens 120 Millionen Euro<br />

mit dem weltweiten Verkauf von<br />

Ronaldo-Produkten erzielt<br />

1. September 2016<br />

Vertragsverlängerung bis 2026<br />

(16,2 Millionen Euro jährlich)<br />

* Klausel:<br />

Ronaldo muss in dieser Zeit für<br />

einen Kategorie-A-Klub auflaufen<br />

* Erfolgsprämien:<br />

Quelle: SPIEGEL/Football Leaks<br />

Gewinn des Ballon d’Ors<br />

Bis er 41 Jahre alt ist:<br />

Ronaldo verdient 16,2<br />

Millionen Euro pro Jahr<br />

© Christiano Ronaldo<br />

Nike-Deal: CR7 kassiert für<br />

zehn Jahre 162 Millionen Euro.<br />

(vier Millionen Euro) und viele mehr<br />

Laut den aktuellen Recherchen des<br />

deutschen Nachrichtenmagazins<br />

SPIEGEL zu den Football Leaks soll Nike<br />

den Portugiesen für zehn Jahre 162 Millionen<br />

Euro zahlen. So geht es aus dem<br />

Entwurf eines Vertrags zwischen Nike<br />

und der Firma Polaris <strong>Sport</strong>s Limited<br />

in Dublin hervor, die Inhaber der weltweiten<br />

Vermarktungsrechte des Fußballprofis<br />

ist.<br />

Demnach läuft die Vereinbarung<br />

von September 2016 bis Mitte des<br />

Jahres 2026. Dann ist Ronaldo 41 Jahre<br />

alt. Heruntergebrochen wären das 16,2<br />

Millionen Euro jährlich. Einzige Bedingung:<br />

Der Superstar muss in dieser Zeit<br />

für einen Kategorie-A-Klub auflaufen.<br />

© Christiano Ronaldo<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 67


FUSSBALLKONGRESS<br />

Fußballinteressierte sowie Entscheidungsträger aus Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

kommen zusammen, um aktuelle Themen der Fußballbranche zu diskutieren<br />

und geschäftliche Synergien zu schaffen.<br />

Das Ziel der Kongresse besteht vor allem darin, mittels hochwertigen Impulsvorträgen,<br />

attraktiv besetzten Diskussionspanels und interessanten Ausstellern ein Event zu<br />

gestalten, das neue Ideen und Kontakte bringt, alte und neue Netzwerke belebt,<br />

sowie einen persönlichen Mehrwert für die Teilnehmer schafft.<br />

INFORMATIV - KOMPETENT - GEWINNEND<br />

Wir bedanken uns bei den vielen positiven Statements zu den letztjährigen<br />

FUSSBALL KONGRESSEN. Einige Referenzen von Vorständen, Partnern und<br />

Ausstellern, lesen Sie auf unserer Website.<br />

68 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


FUSSBALLKONGRESS<br />

DEUTSCHLAND<br />

Stadion An der Alten Försterei, Berlin<br />

10. Oktober <strong>2019</strong><br />

FUSSBALLKONGRESS<br />

ÖSTERREICH<br />

Generali-Arena - Wien<br />

12. Februar 2020<br />

St. Jakob-Park - Basel<br />

5. Mai 2020 Hotel Zürserhof - Zürs<br />

FUSSBALLKONGRESS<br />

23. & 24. März 2020<br />

SCHWEIZ<br />

FUSSBALLKONGRESS<br />

GIPFELGESPRÄCHE<br />

FOLLOW US ON<br />

@fussballkongress<br />

@fussball_kgr<br />

FUSSBALL KONGRESS<br />

@fussballkongress<br />

FUSSBALL KONGRESS<br />

Laufende Infos, Programmschwerpunkte,<br />

aktuelle Partner & Referenten unter:<br />

www.fussballkongress.com<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 69


Herr Rossi sucht das Glück<br />

Eishockey-Crack Marco Rossi hat seine zweite Saison in der<br />

© Ottawa 67s Media Office<br />

kanadischen Juniorenliga begonnen, mit dem Ziel,<br />

2020 den Sprung in die National Hockey League (NHL) zu schaffen.<br />

Von Harry Miltner<br />

Beim NHL-Draft im kommenden Juni<br />

steht Marco Rossi sehr weit oben<br />

auf der Liste und es gilt als wahrscheinlich,<br />

dass sich eines der 31 NHL-Teams<br />

die Rechte an dem jungen Österreicher<br />

sichern wird. Nun gilt es die tollen Leistungen<br />

der abgelaufenen Saison bei<br />

den Ottawa 67’s zu bestätigen oder<br />

noch besser, auszubauen.<br />

Schweizer Weg<br />

Regelmäßig von Ex-Eishockey-Crack<br />

und Vater Michael wurde Rossi in<br />

die Schweiz chauffiert und stand 2011<br />

schon als 11-Jähriger in der eidgenössischen<br />

U15-Liga auf dem Eis. Nachdem<br />

er die dortigen Juniorkategorien<br />

durchlief, verbuchte er auch achtzehn<br />

Einsätze in der NLB, der zweithöchsten<br />

Schweizer Spielklasse, wo er sieben<br />

Punkte sammelte. Letzte Saison wechselte<br />

er dann nach Ottawa zu den 67‘s<br />

in der kanadischen Elite-Nachwuchsliga<br />

OHL. Im U18 Nationalteam holte<br />

der Vorarlberger bei zwei Weltmeisterschaften<br />

in zehn Partien herausragende<br />

15 Punkte, bei der U20 WM 2018 als<br />

erst 16-Jähriger fünf Zähler, darunter<br />

zwei Treffer beim 5-2 Sieg im Abstiegsduell<br />

gegen Ungarn. Über den Sommer<br />

hielt sich Rossi in verschiedenen Eishockey-Camps<br />

in Kanada und den USA<br />

und bei EBEL Club Dornbirn Bulldogs<br />

fit, ehe er nun als 18-Jähriger in seine<br />

zweite Saison für Ottawa geht. „Es wird<br />

extrem schnelles Eishockey gespielt<br />

mit raschem Umschalten. Das ist genau<br />

das Richtige für mich und ich habe mein<br />

Spiel dort sehr verbessert, vor allem in<br />

den Zweikämpfen und beim Umschal-<br />

70 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Eishockey<br />

ten. Daher habe ich im Sommer auch<br />

viel Augenmerk auf Speed gelegt. Ich<br />

kann den Bulldogs gar nicht genug danken,<br />

dass ich bei ihnen aufs Eis durfte.<br />

Das hat mir sehr geholfen.“<br />

Gesunde Basis<br />

Rossi versucht, möglichst viele Eindrücke<br />

in seiner neuen Heimat<br />

aufzusaugen und weiß genau, welche<br />

Menschen er in seiner Nähe will.<br />

Gebürtige Österreicher<br />

in der NHL<br />

» Leute, die mich ständig loben,<br />

will ich nicht um mich haben.<br />

Ich kann mich schon selbst<br />

Reinhard Divis<br />

04.07.1975, Torhüter, 28 Spiele<br />

St. Louis Blues (2001–2006)<br />

einschätzen. Ich will wissen,<br />

wie ich mich verbessern kann. «<br />

Darum hat er sich ein Team an Ratgebern<br />

und Vertrauten zusammengestellt.<br />

Dazu zählen Personaltrainer<br />

Max Cavada, Ex-Teamspieler Conny Dorn,<br />

Ernährungsberaterin Laura Gertschnig,<br />

Der gebürtige Vorarlberger<br />

stählte sich in den Schweizer<br />

Nachwuchsklassen.<br />

denke nur daran, dass ich immer besser<br />

Christoph Brandner<br />

05.07.1975, Stürmer, 35 Spiele<br />

Minnesota Wild (2003–2004)<br />

Thomas Pöck<br />

02.12.1981, Verteidiger, 118 Spiele<br />

New York Rangers (2003–2008)<br />

New York Islanders (2008–2009)<br />

© ZSC Lions Pressebüro<br />

<strong>Sport</strong>therapeut Toni Mathis, Torjäger-Legende<br />

Rick Nasheim, Trainer Pierre Pagé<br />

und sein Agent Patrick Pilloni. Deren Meinungen<br />

helfen ihm bei seinen Entscheidungen.<br />

Und natürlich Papa Michael, der<br />

im Hintergrund die Koordination übernimmt.<br />

Michael Rossi spielte rund drei<br />

Jahrzehnte Eishockey in Feldkirch, Lustenau<br />

und Graz. Er hat das Talent seines Juniors<br />

Sohnes früh erkannt und gefördert.<br />

So auch vor dem Wechsel nach Kanada.<br />

„Marco hätte noch ein Jahr in der Schweiz<br />

spielen können und ich habe ihm auch<br />

dazu gerarten. Aber er wollte nach Ottawa<br />

und ich habe ihn entscheiden lassen.<br />

Marco hat, was Eishockey angeht, immer<br />

das letzte Wort", so Vater Rossi, für den<br />

„die Trennung schon hart war.“<br />

Topvertrag winkt<br />

2020 kann der gebürtige Rankweiler<br />

von einem NHL-Klub gedraftet werden,<br />

aber Rossi verspürt nur bedingt<br />

Druck. Denn Rossi gilt nicht nur als felsenfester<br />

Draft-Kandidat, sondern fast<br />

genauso sicher als Erstrundenpick. „Ich<br />

werde. Dann werden wir sehen, wo ich<br />

lande. Du musst in jedem Training an<br />

Deine Maximalbelastung gehen, sonst<br />

ist es ein verlorenes Training. Aber ich<br />

kann mich immer auf meine Einstellung<br />

verlassen, denn ich will jeden Tag besser<br />

werden.“ Beim Draft entscheidet<br />

aber nicht nur wie gut Rossi am Eis ist,<br />

sondern auch wie er sich im Umgang mit<br />

den Scouts und den Medien präsentiert,<br />

was Teamkollegen und Jugendcoaches<br />

über ihn sagen und vieles mehr. „Ich<br />

wurde schon mal von einem Scout am<br />

Ende des Gesprächs gefragt, ob ich noch<br />

wisse, wie er heißt. Damit sehen sie wie<br />

aufmerksam du warst und wie interessiert<br />

du bist.“ Doch nur weil er beim<br />

Draft höchstwahrscheinlich gepickt<br />

wird, hat er noch lange keinen NHL-Vertrag<br />

in der Tasche. Dann beginnt die Bewährungshase<br />

erst so richtig. „Du musst<br />

dich innerhalb von vier bis fünf Monaten<br />

in verschiedenen Trainingscamps gegen<br />

die besten jungen Spieler durchsetzen<br />

und beweisen. Dann schaffst du es in einen<br />

NHL Kader. Dort musst du dann auch<br />

gleich wieder Leistung zeigen, sonst bist<br />

du sofort wieder raus.“<br />

Thomas Vanek<br />

19.01.1984, Stürmer, 616 Spiele<br />

Buffalo Sabres (2005–2013)<br />

New York Islanders (2013–2014)<br />

Canadiens de Montréal (2014)<br />

Minnesota Wild (2014–2016)<br />

Detroit Red Wings (2016–2017)<br />

Florida Panthers (2017)<br />

Vancouver Canucks (2017–2018)<br />

Columbus Blue Jackets (2018)<br />

Andreas Nödl<br />

28.02.1987, Stürmer, 183 Spiele<br />

Philadelphia Flyers (2008–2011)<br />

Carolina Hurricanes (2011–2013)<br />

Michael Grabner<br />

05.10.1987, Stürmer, 250 Spiele<br />

Vancouver Canucks (2009–2010)<br />

Florida Panthers (2010)<br />

New York Islanders (2010–2015)<br />

Toronto Maple Leafs (2015–2016)<br />

New York Rangers (2016–2017)<br />

New Jersey Devils (2017)<br />

Arizona Coyotes (seit 2018)<br />

Michael Raffl<br />

01.12.1988, Stürmer, 217 Spiele,<br />

Philadelphia Flyers (seit 2013)<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 71


Alles eisige Wonne<br />

Die 17. Saison der Erste Bank Eishockey Liga<br />

© Champions Hockey League<br />

ist seit kurzem eröffnet und Rekordmeister EC KAC<br />

versucht dabei seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.<br />

<strong>Sport</strong>lich läuft’s gut, aber wie lange noch?<br />

Von Harry Miltner<br />

Im Jahr 2000 erfolgte nach dem brutalen<br />

finanziellen Kollaps der Liga ein<br />

radikaler Neustart. Seit der Spielzeit<br />

2003/04 ist die Erste Bank Hauptsponsor<br />

der höchsten heimischen, wenn<br />

auch grenzübergreifenden, Liga. Und<br />

die Liga boomt, wenn man den Verantwortlichen<br />

glauben schenkt. „Wir hatten<br />

zu Beginn einige schwierige Jahre<br />

zu überstehen, aber heute blicken wir<br />

stolz auf insgesamt über 16,5 Millionen<br />

Zuschauer zurück, die in den letzten<br />

Jahren eine immer ausgeglichenere<br />

und spannendere Liga verfolgen“,<br />

frohlockt Karl Safron, Geschäftsführender<br />

Liga-Präsident. 34.429 Zuschauer<br />

verfolgten die Finalserie zwischen dem<br />

Klagenfurt und Wien in den Hallen, so<br />

viele wie nie zuvor, und die zum bereits<br />

zehnten Mal in Folge begrüßten die<br />

Teams insgesamt mehr als eine Million<br />

Zuschauer. Auch Liga-Geschäftsführer<br />

Christian Feichtinger sieht die Lage<br />

durchwegs positiv:<br />

» Wir sind in die erste Saison mit<br />

einem Medienwert von etwa<br />

2,5 Millionen Euro gestartet.<br />

Nach 19 Saisonen halten wir bei<br />

über 60 Millionen Euro. «<br />

72 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Präsident geht<br />

überraschend<br />

© Red Bull Content Pool<br />

Eishockey<br />

Doch ist wirklich alles so rosig wie<br />

es uns die Verantwortlichen glauben<br />

machen wollen. Safron hat die<br />

Agenden des im Juli <strong>2019</strong> ohne Vorwarnung<br />

zurückgetretenen Peter Mennel<br />

übernommen. Der Vorarlberger,<br />

der 2013 zum Boss der EBEL gewählt<br />

wurde, nannte berufliche Gründe und<br />

Zeitmangel als ausschlaggebend. „Ich<br />

musste in den letzten Wochen und Monaten<br />

erkennen, dass sich diese zwei<br />

Funktionen (Anm. EBEL Präsident und<br />

EOC Schatzmeister) logistisch nicht<br />

mehr länger vereinbaren lassen“, so<br />

Mennel. Diese Aussage kommt doch<br />

mehr als überraschend bedenkt man,<br />

dass er in seiner Amtszeit als Eishockeyliga-Chef<br />

zeitgleich auch Generalsekretär<br />

des Österreichischen Olympischen<br />

Komitees (ÖOC), Finanzreferent<br />

des Österreichischen Skiverbandes<br />

(ÖSV), Vorsitzender der Marketing-<br />

und Kommunikations-Kommission der<br />

Europäischen Olympischen Komitees<br />

(EOC), und OK-Chef der Europäischen<br />

Olympischen Jugendspiele 2015 in Vorarlberg<br />

und Liechtenstein war. Sah<br />

Mennel, selbst ehemaliger Topbanker,<br />

vielleicht schon die dunklen Wolken am<br />

Horizont aufziehen? Ligahauptsponsor<br />

Erste Bank hat nämlich die Option auf<br />

eine Vertragsverlängerung nicht gezogen.<br />

Gernot Mittendorfer, Präsident<br />

des nationalen Eishockeyverbands,<br />

schied mit 1. Juli aus dem Vorstand<br />

der Bank aus, Andreas Treichl, starker<br />

Befürworter des eissportlichen Engagements,<br />

gab zum selben Datum seine<br />

Funktion an der Konzernspitze ab.<br />

Noch hoffen die Klubs, denn die offizielle<br />

Haltung ist, dass man immer noch<br />

in Verhandlungen steckt. „Die kleinen<br />

Vereine würde es, wenn es hier zu keiner<br />

Verlängerung kommt, hart treffen,<br />

denn der Ligasponsor ist ein wesentlicher<br />

Baustein im Budget, so auch in<br />

unserem“, bestätigt Günther Hanschitz,<br />

Klubboss der Innsbrucker Haie.<br />

<strong>Sport</strong> top,<br />

Finanzen flop<br />

Das sportliche Niveau der Liga ist<br />

absolut top, allerdings ist dies auch<br />

nur mit einem massiv erhöhten Kostenaufwand<br />

möglich. Laibach, Jesenice<br />

oder Zagreb mussten bereits die<br />

Segel streichen, Villach kann sich die<br />

Liga, so hört man hinter vorgehaltener<br />

Hand, nur Dank finanzieller Zuwendungen<br />

eines Energy Drink Konzerns<br />

noch leisten. Dornbirn und Innsbruck<br />

hanteln sich seit Jahren mit Minibudgets<br />

und gutem Scouting durch die<br />

Saisonen.<br />

Die EBEL ist extrem ausgeglichen, trotz weit auseinanderliegender Klub-Budgets.<br />

» Als wir vor Jahren gewarnt<br />

haben, dass die Kluft in der<br />

Liga größer wird, haben uns<br />

alle ausgelacht. Jetzt haben<br />

wir ein Konstrukt,<br />

mit dem die reichen Vereine<br />

ihre Chancen gesichert haben,<br />

immer vorne zu bleiben.<br />

Irgendwann werden ihnen<br />

aber die Gegner ausgehen. «<br />

Giuseppe Mion,<br />

Hockey Legende und ehemaliger<br />

Geschäftsführer Villachs<br />

Zagreb kehrte aus der Kontinental Hockey<br />

League, Europas Pendant zur<br />

nordamerikanischen Topliga NHL, 2017<br />

in die EBEL zurück und wollte „mit einem<br />

Budget von rund 2,5 Millionen Euro um<br />

die Spitze mitspielen“, erklärte Klubchef<br />

Damir Gojanovic damals. Ende November<br />

2018 entband der Vorstand alle Spieler<br />

von ihren Verträgen und ein beispielloser<br />

Ausverkauf folgte. Die Kroaten<br />

beendeten den Grunddurchgang noch<br />

mit einer Jugendtruppe und waren wieder<br />

Geschichte. Die heurige Saison spielt<br />

man mit nur elf Klubs, weil sich kein 12.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 73


Verein finden ließ. Die VEU Feldkirch<br />

– vor etwas mehr als 20 Jahren sogar<br />

Sieger des Champions Hockey League<br />

Vorläufers European Hockey League –<br />

wollte liebend gerne erstklassig spielen.<br />

Dornbirn Bulldogs Macher Alexander<br />

Kutzer würde sich über eine Teilnahme<br />

der VEU freuen, denn „es ist immer positiv,<br />

wenn ein österreichischer Verein in<br />

die EBEL einsteigt. Dann hätten wir auch<br />

wieder Vorarlberger Derbies.“ Die würden<br />

einiges an Kleingeld in die verwaisten<br />

Kassen der beiden Vereine spülen.<br />

Doch dieser Plan muss noch warten.<br />

» Nur mit einem gesicherten Budget<br />

auf viele Jahre hinaus macht eine<br />

Rückkehr in die EBEL Sinn.<br />

Dazu bräuchten wir aber ungefähr<br />

drei Millionen Euro Budget.<br />

Das ist aktuell in keiner Weise<br />

gesichert. «<br />

Michael Lampert,<br />

Geschäftsführer Dornbirn<br />

Bulldogs<br />

Insider erklären, mit diesem Saisonetat<br />

hätte man die Liga vor einigen<br />

Jahren noch dominieren können, heute<br />

würde man sich damit gerade mal für<br />

die Play Offs qualifizieren. Geld regiert<br />

also doch die (Eishockey)Welt.<br />

Die ausländischen Topvereine haben das sportliche Niveau weiter gehoben.<br />

Fragwürdige<br />

Regeländerung<br />

Um heimische Spieler zu fördern,<br />

trat mit Saisonbeginn <strong>2019</strong>/20 eine<br />

weitere Limitierung von Legionären<br />

von 13 auf elf Spieler in Kraft. Das Problem<br />

dahinter ist, dass Topösterreicher<br />

deutlich mehr kosten als gleichwertige<br />

Ausländer, weswegen wieder nur die<br />

großen Klubs wie Klagenfurt, Wien<br />

oder Salzburg davon profitieren. „Diese<br />

Regelung führt dazu, dass die Schere<br />

immer weiter auseinandergeht. Für die<br />

kleineren Teams ohne Mäzen wird es<br />

immer schwerer sich finanziell halten<br />

zu können“, so Hanschitz. Der Innsbrucker<br />

Obmann wünscht sich, dass sich<br />

die gesamte Liga, inklusive aller Vereine,<br />

Gedanken machen müsse, wie<br />

man eine ausgeglichene Liga schaffen<br />

könne, ohne österreichische Vereine<br />

zu verlieren, da der Spielbetrieb für die<br />

kleineren Teams bald nicht mehr finanzierbar<br />

sei. Ruiniert sich die Liga also<br />

mittelfristig wieder selbst? Wiederholt<br />

sich die Geschichte?<br />

© HC Bozen Foxes bzw. Red Bull ContentPool<br />

Die Großvereine wie Salzburg und Wien profitieren enorm von den neuen Regeln.<br />

© Red Bull ContentPool<br />

74 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


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<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 75


Girls on Fire<br />

Ein Österreicher rockt die European Women’s Hockey League,<br />

© FMT-Pictures-Salzburg<br />

die nun nicht mehr vom heimischen, sondern dem ungarischen<br />

Verband ausgetragen wird.<br />

Von Harry Miltner<br />

Die Herren haben die Champions Hockey<br />

League und seit mittlerweile<br />

15 Jahren haben die Damen im Eishockey<br />

die European Women’s Hockey<br />

League. Die Königsklasse der Hockeydamen<br />

ist als grenzüberschreitende Eishockey-Meisterschaft<br />

für Frauen heuer<br />

noch größer, noch spannender und noch<br />

spektakulärer.<br />

<strong>Sport</strong>liches Topniveau<br />

In der European Women’s Hockey<br />

League, der EWHL, kämpfen die besten<br />

14 Teams um den Titel. <strong>2019</strong> sind Mannschaften<br />

auf Österreich, Deutschland,<br />

Italien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien,<br />

Polen, Dänemark und Kasachstan<br />

am Start. Mitte Oktober finden erstmals<br />

EWHL Spiele auf asiatischem Boden, in<br />

der kasachischen Hauptstadt Almaty,<br />

statt, wenn der sechsfache Champion<br />

EHV Sabres Vienna, der wieder zu den<br />

Titelanwärtern zählt, auf Aisulu Almaty<br />

trifft. Durch die Teilnahme von Hvidovre<br />

IK aus Dänemark und Silesia Brackens<br />

aus Polen hat sich das Feld auf neun Nationen<br />

erweitert. Das Endturnier des parallelen<br />

Cupbewerbs findet in diesem Jahr<br />

als „Winter Classic“ Open Air Veranstaltung<br />

im Budapester Stadtpark statt. Um<br />

sich dafür zu qualifizieren, muss man unter<br />

die besten vier Teams der EWHL-Tabelle<br />

kommen. Zu den Favoriten zählen<br />

diese Saison neben den Wienerinnen,<br />

Ex-Meister KMH Budapest, Final-Four-<br />

Host MAC Budapest und Almaty und EV<br />

Bolzano Eagles. „Ich finde die neue EWHL<br />

sehr gut, nachdem es noch mehr konkurrenzfähige<br />

Teams gibt. Bis jetzt waren<br />

alle Spiele hochklassig und knapp, die<br />

Liga sehr ausgeglichen. Daher muss man<br />

in jedem Spiel 100 Prozent geben und<br />

darf ja keinen Gegner unterschätzen“,<br />

unterstreicht Jessica Ekrt, Torfrau der EHV<br />

Sabres und des rot-weiß-roten Nationalteams,<br />

das hohe Niveau. „Dadurch, dass<br />

wir heuer so viele Länder dabeihaben,<br />

wird das Dameneishockey in Europa auch<br />

noch wesentlich populärer.“<br />

76 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


Eishockey<br />

Auf neuen Beinen<br />

Anders als in den letzten Jahren,<br />

führt seit heuer der ungarische Eishockeyverband<br />

unter der Federführung<br />

des ehemaligen ÖEHV Damenteammanagers<br />

Martin Kogler die EWHL durch.<br />

„Ich bin sehr froh, dass wir in Ungarn<br />

eine neue „Heimat“ gefunden haben.<br />

Der ungarische Eishockeyverband steht<br />

voll und ganz hinter der Liga, hat auch<br />

gleich im Juni Vertreter von allen Vereinen<br />

nach Budapest eingeladen und<br />

mit Gastfreundschaft sowie guten Inputs<br />

überzeugt,“ so Ligamanager Kogler.<br />

Gemeinsam mit dem neuen Partner<br />

will er „die Liga-Organisation professionalisieren,<br />

um den Teams noch bessere<br />

Rahmenbedingungen zu bieten.<br />

Weiters wollen wir die Attraktivität für<br />

Fans, Medien und Sponsoren entsprechend<br />

steigern, damit wir aus den Spielen<br />

attraktive Events machen können.“<br />

Beim Eishockeyweltverband freut man<br />

sich über die jüngste Entwicklung. “Die<br />

EWHL ist ein tolles Format im europäischen<br />

Dameneishockey. Es ist für die<br />

teilnehmenden Länder eine sehr gute<br />

Gelegenheit, dass sich ihre Topteams<br />

auf internationalem Level messen und<br />

so das Hockeyniveau im Land verbessen<br />

können. Martin Kogler macht seit<br />

Jahren einen großartigen Job als EWHL<br />

Manager und wir sind überzeugt, dass<br />

Die EWHL ist unter neuer Führung auf dem besten Weg zur Spitzenklasse.<br />

er nun mit der Liga gemeinsam mit dem<br />

ungarischen Verband den nächsten<br />

Schritt machen kann“, sparte IIHF Chairwoman<br />

und Council Member Zsuzsanna<br />

Kolbenheyer nicht mit Lob.<br />

Mehr Highlights<br />

Neben der Meisterschaftssaion findet<br />

auch der so genannte EWHL Supercup,<br />

der seit 2011 durchgeführt wird,<br />

und auf diese Saison hin weiter aufgewertet<br />

wurde. Geht es nach der IIHF<br />

Chairwoman Zsuzsanna Kolbenheyer<br />

könnte „der EWHL Supercup sogar in<br />

naher Zukunft den ehemaligen Europacup-Bewerb<br />

ersetzen.“ Ein weiteres Saisonhighlight<br />

ist das erste EWHL Charity<br />

All Star Game in Villach am Nikolaustag,<br />

den 6. Dezember <strong>2019</strong>. „Die EWHL Saison<br />

<strong>2019</strong>/2020 hat es in sich. Es gibt viele<br />

positive Änderungen im Ligabetrieb<br />

unter einem neuen Dachverband. Die<br />

Karten wurden also neu gemischt und<br />

wir von den Salzburg Eagles freuen uns<br />

schon, zumal ja der Ligamanager Martin<br />

Kogler als Konstante bleibt. Bereits bei<br />

der ersten Ligasitzung konnte man aber<br />

erkennen, dass in Sachen Professionalität<br />

und Engagement ein großer Schritt<br />

gemacht wurde. Der neu gestaltete Cupbewerb<br />

und das Charity All Star Game<br />

sind ebenfalls spannende Neuerungen“,<br />

so Eva Maria Verworner, Kapitänin des<br />

DEC Salzburg Eagles.<br />

© Patrick Juricek<br />

© FMT-Pictures-Salzburg<br />

© FMT-Pictures-Salzburg<br />

Auch im Dameneishockey gibt es packende Spiele und geht es hart zur Sache.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 77


eF1 Championship DACH<br />

Die Tryouts beginnen<br />

Die Qualifikationsrunde für die zweite Saison der<br />

© formelaustria.at<br />

professionellen Online-Formel1-Liga Mitteleuropas beginnt.<br />

Von Harry Miltner<br />

Die Premierensaison 2018/19 des<br />

Formelaustria eF1 Championships<br />

war ein voller Erfolg. Nun steht die<br />

zweite Saison auf dem Programm. Dazu<br />

startet nun die erste Qualifikations-<br />

runde.<br />

Was ist das<br />

Formelaustria<br />

eF1 Championship?<br />

Das Formelaustria eF1 Championship<br />

ist die erste professionelle virtuelle<br />

Formel 1- Meisterschaft in Österreich,<br />

Deutschland, der Schweiz und den Nachbarländern.<br />

Beim eF1 Championship<br />

treten 20 Fahrer auf den spektakulärsten<br />

Formel 1 Strecken in der Simulation<br />

Codemasters F1 <strong>2019</strong> auf der PS4 gegeneinander<br />

an. Alle Rennen werden live auf<br />

YouTube übertragen und von professionellen<br />

Hosts kommentiert. Die eF1 Saison<br />

DACH <strong>2019</strong>/20 umfasst neun Rennen von<br />

denen zwei (oder drei) als Live Events<br />

abgehalten werden. 25.000 Zuschauer<br />

waren Anfang Juli via YouTube-Livestream<br />

beim großen Final-Event der Formelaustria<br />

eF1-Meisterschaft 2018/19 im<br />

Wiener Museumsquartier mit dabei.<br />

78 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>


© formelaustria.at<br />

e<strong>Sport</strong>s-Boom erreicht den Motorsport: Das ist die virtuelle Formel 1.<br />

Was steht auf<br />

dem Spiel?<br />

Dominik Hofmann, eF1-Meister<br />

2018/19, und als McLaren F1 e<strong>Sport</strong><br />

Testfahrer einer der 25 besten Piloten<br />

der Welt, war einer von 4.000 Bewerbern,<br />

die sich im letzten Jahr in den<br />

Tryouts beweisen mussten. 20 Startplätze<br />

sind für das eF1 Championship<br />

zu vergeben und nur die Topfahrer<br />

können an der Meisterschaft teilnehmen.<br />

Der Meister erhält die Chance sich<br />

in der Ausscheidung der offiziellen F1<br />

e<strong>Sport</strong>s Series zu beweisen. Zudem erhalten<br />

die Top drei Wochenendtickets<br />

für einen Formel 1 Grand Prix ihrer<br />

Wahl. Jeder, der 20 Piloten, erhält am<br />

Saisonende ein Jahresabo für F1TV und<br />

weitere Sachpreise. „Die Formelaustria<br />

eF1-Meisterschaft ist eine wirklich<br />

coole Serie mit absoluten Top-Fahrern.<br />

Es ist ein großartiges Projekt, das es<br />

wert ist, unterstützt zu werden“, erklärt<br />

Formel1- Legende Karl Wendlinger,<br />

der selbst einige Rennen live mit-<br />

verfolgt hat.<br />

Wie macht man mit?<br />

Jeder, der auf der PS4 regelmäßig F1<br />

<strong>2019</strong> von Codemasters fährt, kann bis<br />

6. Oktober <strong>2019</strong> an der ersten Runde<br />

der Qualifikation teilnehmen. Alles was<br />

man tun muss, ist jeweils seine beste<br />

Rundenzeit auf dem Circuit of the Americas<br />

in Austin und auf dem Albert Park<br />

Circuit in Melbourne zu drehen, diese<br />

per Screenshot zu dokumentieren und<br />

die beiden Schnappschüsse an Formel-<br />

austria unter eF1@formelaustria.at zu<br />

mailen. Achtung: Es sind keinerlei Fahrhilfen<br />

erlaubt! Die Top 40 Fahrer der<br />

ersten Qualifikationsrunde schaffen es<br />

in die nächste Stage und werden per<br />

Email benachrichtigt.<br />

Formelaustria.at ist ein Produkt von<br />

HM <strong>Sport</strong>s, einer 2003 gegründeten<br />

internationalen <strong>Sport</strong> Consulting Agentur<br />

mit Sitz in Wien, die seit 16 Jahren<br />

in der Formel 1 mit verschiedenen Top-<br />

Teams, Rennstrecken und Sponsoren<br />

arbeitet.<br />

Die Rennen werden von Profi-Kommentatoren<br />

live begleitet und online übertragen.<br />

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<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 79


ZERTIFIZIERUNG ALS<br />

GÜTESIEGEL<br />

Das Kick Off Event der Elite:<br />

Golfturnier im Diamond Country Club<br />

mit Podiumsdiskussion und Networking<br />

Digitalisierung,<br />

Automatisierung,<br />

künstliche Intelligenz sind eben<br />

nicht nur Schlagwort, sie verändern unsere<br />

Art zu leben und zu wirtschaften<br />

elementar. Die Transformation ist voll<br />

im Gange. Aus diesem Grund luden<br />

Colorofsports, <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Österreich<br />

und <strong>Sport</strong> Leading Company zum<br />

Golfturnier im Diamond Country Club<br />

mit Podiumsdiskussion und Networking.<br />

Dabei diskutierten Experten aus<br />

den Bereichen <strong>Sport</strong>, Wirtschaft und<br />

Politik sowie Vertreter der wichtigsten<br />

<strong>Sport</strong>verbände und Eventagenturen,<br />

über die Zukunft des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong>.<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT SPEA<br />

80 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

SPORTÖKONOMISCHER PARTNER DES SPORTMINISTERIUMS


mtms GmbH und Patscheider <strong>Sport</strong> GmbH<br />

als <strong>Sport</strong> Leading Company zertifiziert<br />

Beim <strong>Sport</strong> Leading Day in Saalfelden<br />

Leogang am Samstag, 14. September<br />

<strong>2019</strong>, traf man sich beim Mountain<br />

Bike Festival am Asitz. Auf Einladung<br />

von Tourismusdirektor Marco Pointner<br />

konnten sich die Wirtschaftspartner<br />

über die neuesten Trends in der Biker<br />

Branche informieren, Mountainbikes<br />

und Zubehör kostenlos ausborgen und<br />

die herrliche Bergwelt damit erobern.<br />

Herrn Gerald Eigenstuhler, Geschäftsführer<br />

der mtms GmbH, wurde das<br />

Zertifikat zur <strong>Sport</strong> Leading Company<br />

übergeben. Nach der Übergabe<br />

konnten die Gäste einen aufregenden<br />

Nachmittag – unter anderem auch mit<br />

dem Flying Fox – genießen und weitere<br />

Angebote und Attraktionen in der Region<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Gerald Eigenstuhler, Geschäftsführer mtms GmbH, wurde im Rahmen des Mountain<br />

Bike Festivals am Asitz das Zertifikat zur <strong>Sport</strong> Leading Company übergeben.<br />

SPORT 2000 Geschäftsführer Holger Schwarting<br />

gratuliert Franz Patscheider zur Zertifizierung.<br />

Im Rahmen der August Ordermesse<br />

in der Zentrale bei <strong>Sport</strong>2000 in<br />

Ohlsdorf, wurde Patscheider <strong>Sport</strong><br />

GmbH zur <strong>Sport</strong> Leading Company<br />

ausgezeichnet. Hinter der Zertifizierung<br />

stehen neben dem VSSÖ, die<br />

<strong>Sport</strong>s Econ Austria sowie die österreichische<br />

<strong>Sport</strong>hilfe. Um das Gütesiegel<br />

zu bekommen, werden unter<br />

anderem Leitbild, Marketingauftritt,<br />

Mitarbeiteraus- und -weiterbildungen,<br />

Internationalisierungsquote und standortrelevante<br />

Parameter als Beurteilungskriterien<br />

herangezogen.<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 81<br />

Nähere Informationen finden Sie unter WWW.SPORT-LEADING.COM


Österreichs <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Preis<br />

Die »BESTEN« Österreichs<br />

in sechs Kategorien<br />

V I C T O R<br />

ÖSTERREICHS SPORT BUSINESS PREIS<br />

PRESENTED BY SPORT BUSINESS MAGAZIN<br />

82 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />

SPORT BUSINESS MAGAZIN | Verlag Dagmar Pichler | Peilsteinerstraße 1, 5020 Salzburg, Austria | Tel: + 43 (0)662 / 83 10 99 | Fax: +43 (0) 662 / 83 10 99-20 | dp@sb-i.org


#VICTOR <strong>2019</strong><br />

26. November - Haus des <strong>Sport</strong>s, Wien<br />

Ziel der VICTOR Verleihung ist es, besondere<br />

Menschen, Initiativen, Produkte und Dienstleistungen<br />

auszuzeichnen, deren Geschäftsfeld<br />

sich in der <strong>Sport</strong>- und Freizeitwirtschaft<br />

befindet und sich etabliert haben.<br />

Es soll damit der große ökonomische und<br />

gesellschaftliche Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Sport</strong> und Wirtschaft hervorgehoben werden.<br />

Wahl und Prozedere<br />

Die Top 10 Nominierten der jeweiligen Kategorie wurden aufgrund<br />

ihrer PR und Öffentlichkeitsarbeit, Innovationskraft<br />

und Kompetenz im <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Bereich vom Redaktionsteam<br />

des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong>s vorausgewählt. Einzige<br />

Ausnahme: Der <strong>Sport</strong> Manager Ehrenpreis.<br />

Über 100 Experten, Geschäftsführer und Vorstände aus der<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Branche, wählen aus den jeweiligen Kategorien<br />

die Top 5 aus und haben in der Folge noch die Möglichkeit,<br />

ihre persönlichen Favoriten nach zu nominieren. In jeder<br />

Kategorie werden zumindest fünf Nominierte zur weiteren<br />

Abstimmungsphase von der Redaktion des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong><br />

<strong>Magazin</strong>s aufbereitet.<br />

Diese Auswahl wird zum Online-Voting (drei Wochen lang)<br />

auf www.sportbusinessmagazin.com freigegeben. Das Ergebnis<br />

setzt sich aus dem Online-Voting (50 Prozent) und der<br />

Entscheidung der Jury (50 Prozent) zusammen.<br />

Das Ergebnis wird sowohl in der Winter Ausgabe des <strong>Sport</strong><br />

<strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong>s im Dezember <strong>2019</strong>, als auch bei der offiziellen<br />

Verleihung am 26. November <strong>2019</strong> im Haus des <strong>Sport</strong>s<br />

in Wien feierlich präsentiert.<br />

Folgende Kategorien<br />

werden ausgezeichnet:<br />

1. <strong>Sport</strong> Manager/Managerin des Jahres<br />

2. <strong>Sport</strong> Marketing Kampagne des Jahres<br />

3. <strong>Sport</strong> Innovation des Jahres<br />

4. <strong>Sport</strong> Tourismus Region des Jahres<br />

5. <strong>Sport</strong>händler des Jahres<br />

6. <strong>Sport</strong> Manager Ehrenpreis<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 83<br />

www.sportbusinessmagazin.com


AUSGEZEICHNET ALS:<br />

0818602<br />

Schulsport · Vereinssport · Fitness · Therapie<br />

<strong>Sport</strong>-Thieme ist seit vielen Jahren engagierter und kompetenter<br />

Partner des <strong>Sport</strong>s. Unsere Kunden in Österreich<br />

und mittlerweile über 80 Ländern weltweit profitieren<br />

dabei von unserem umfangreichen Qualitäts- und<br />

Serviceangebot.<br />

In unserem Katalog und Online-Shop bieten wir über<br />

13.000 Artikel an. Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen<br />

mit 100 Tagen Rückgaberecht und mindestens 3 Jahren<br />

Garantie. Sollten Sie dennoch einen Artikel nicht finden,<br />

rufen Sie uns an – wir kümmern uns darum.<br />

sport-thieme.at<br />

info@sport-thieme.at<br />

Tel. 0732 903 24 77<br />

84 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>

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