Sport Business Magazin Herbstausgabe 2019
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SPORT <strong>Business</strong> MAGAZIN<br />
Ausgabe 03|19<br />
Preis: Euro 4, 90<br />
Ausgabe Herbst <strong>2019</strong><br />
Preis Euro 4, 90<br />
ALLES ALLES EISIGE WONNE<br />
Eishockey: Analysen und und Hintergründe<br />
THE THE NORMAL ONE ONE<br />
Jürgen Jürgen Klopp Klopp im Portrait im Portrait<br />
TRAINER-SPECIAL<br />
Manninger, Scharner, Polster, Polster, Thalhammer, Freund, Freund, u.v.m. u.v.m.<br />
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Markus Blümel<br />
Email: m.bluemel@laola1.at<br />
Telefon: +43 1 256 31 41 - 772
INHALT<br />
© projekt b<br />
LIEBE<br />
SPORTFREUNDE!<br />
Was haben die Begriffe Betreuer,<br />
Coach, Fußballlehrer, Meistermacher,<br />
Teamchef, Übungsleiter, Ausbilder,<br />
Pädagoge und Wunderwuzzi gemeinsam?<br />
Richtig, sie sind alle Synonyme für<br />
den Beruf des Fußballtrainers.<br />
In unserer neuen Ausgabe haben wir<br />
uns den wichtigsten Mann eines Fußballvereins<br />
zum Schwerpunktthema gemacht:<br />
Den Trainer.<br />
DER WICHTIGSTE<br />
MANN IM VEREIN<br />
Das Fußball <strong>Business</strong> ist schon lange<br />
nicht mehr nur einfach ein „Spiel”.<br />
Pro Jahr werden in den Topligen Milliarden<br />
umgesetzt. Der ökonomische Druck<br />
ist immens. Vor allem auf die Coaches.<br />
Heutzutage sind Trainer Spiel-Strategen,<br />
Manager, Psychologen und möglichst<br />
auch noch PR-Profis in einer<br />
Person.<br />
12<br />
COVERSTORY<br />
Wir haben unter anderem mit Ex-Liverpool-Schlussmann<br />
Alexander<br />
Manninger, FA-Cup-Gewinner Paul<br />
Scharner, Fußballlegende Toni Polster,<br />
Fußballlehrer Michael Köllner, ÖFB-Damen-Teamchef<br />
Dominik Thalhammer<br />
und Salzburg-<strong>Sport</strong>direktor Christoph<br />
Freund über die vielen Facetten rund um<br />
das Trainer-Dasein gesprochen.<br />
JÜRGEN KLOPP<br />
Der Trainer, der Menschenfänger, der Entertainer.<br />
THE NORMAL ONE<br />
Passend dazu schmückt unser Cover<br />
der amtierende Champions League<br />
Sieger und Trainer des Jahres: Jürgen<br />
Klopp. Über sieben Seiten erfahren Sie<br />
informative Details und Hintergrundinformationen<br />
zum Phänomen Klopp, besser<br />
bekannt in England als „The Normal One“.<br />
AUSRÜSTERDEAL<br />
VON CR7 GELEAKED<br />
Aktuelle Enthüllungen zu den Football<br />
Leaks: Wir zeigen Ihnen, wie absurd<br />
viel der US-amerikanische <strong>Sport</strong>artikelhersteller<br />
Nike seinen Superstar Cristiano<br />
Ronaldo bis zum 41. Lebensjahr für einen<br />
Ausrüsterdeal zahlt.<br />
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IMPRESSUM: Herausgeberin: Verlag Dagmar Pichler | Office: Peilsteinerstraße 1, 5020 Salzburg | Tel: +43 662 83 10 99 |<br />
Fax: +43 662 83 10 99-20 | E-Mail: dp@sb-i.org | Für den Inhalt verantwortlich: Dagmar Pichler | Redaktion: Dagmar Pichler,<br />
Anton Pichler, Harry Miltner, Dominique Taboga, Alexander Friedl | Fotocredits im Inhalt angeführt. |<br />
Wir verwenden das generische Maskulinum - anerkennen aber die Gleichstellung der Geschlechter. | Gestaltung &<br />
Druckabwicklung: Günther Löcker Werbeagentur, 5023 Salzburg, www.gloe.at<br />
EISHOCKEY<br />
Darüber hinaus erfahren Sie alles<br />
über die aktuelle Eishockey-Saison,<br />
den aufstrebenden Youngstar Marco<br />
Rossi und die Österreichischen Eishockey-<br />
Damen.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 3
© www.cristianoronaldo.com<br />
Football Leaks: Cristiano Ronaldo lässt sich im Rahmen einer Partnerschaft mit dem US-amerikanischen<br />
66AUSRÜSTERDEAL GELEAKED: CR7 KASSIERT DREISTELLIGEN MILLIONEN-BETRAG<br />
<strong>Sport</strong>artikelhersteller Nike offenbar fürstlich entlohnen.<br />
19<br />
21<br />
»KLOPPO HAT DAS<br />
SPIEL VERSTANDEN«<br />
Interview mit<br />
Alexander Manninger<br />
KLOPP IST EIN<br />
TOP-PERFORMER<br />
Kommentar von Florian Kainz<br />
DAS ANFORDERUNGS-<br />
26PROFIL EINES<br />
FUSSBALLTRAINERS<br />
Spielstrategen, Manager,<br />
Psychologen und PR-Profis<br />
FC BAYERN MÜNCHEN<br />
30TRAINERTEAM<br />
31<br />
DER TRAINER<br />
Der wichtigste Mann,<br />
aber auch das schwächste<br />
Glied im Verein<br />
35<br />
»SPEZIELLE ART<br />
UND WEISE FUSSBALL<br />
ZU SPIELEN,<br />
FORTFÜHREN«<br />
Interview mit<br />
Christoph Freund<br />
»IRGENDWO KOMMT<br />
37 IMMER EIN NEUER<br />
SCHMÄH DAHER«<br />
Interview mit Toni Polster<br />
»ERFOLG KANN WEIT<br />
38 MEHR UMFASSEN<br />
ALS DREI PUNKTE«<br />
Interview mit Michael Köllner<br />
42 TRAINERAUSBILDUNG<br />
IN ÖSTERREICH<br />
Der Weg zum<br />
UEFA-Pro-Diplom<br />
»ALLE SOLLTEN<br />
44 DIE GLEICHE CHANCE<br />
BEKOMMEN«<br />
Interview mit<br />
Dominik Thalhammer<br />
48 »SPIELANALYSE<br />
GEWINNT IMMER<br />
MEHR AN<br />
BEDEUTUNG«<br />
Interview mit Anselm Küchle<br />
MONEYBALL UND<br />
50BIG DATA<br />
Digitalisierung im Fußball<br />
LIFECOACHING IM<br />
58SPITZENSPORT<br />
Interview mit Michael Micic<br />
61<br />
VIDEOSICHERHEIT FÜR<br />
NEUN FUSSBALL-WM-<br />
STADIEN IN REKORDZEIT<br />
4 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
22<br />
MILLIONENJOB:<br />
SO VIEL CASHEN DIE BESTEN TRAINER DER WELT<br />
Das Ranking der 20 bestbezahlten Fußballtrainer.<br />
© Paul Scharner<br />
© Alexander Friedl<br />
24<br />
70<br />
HERR<br />
PAUL SCHARNER: »TRAINERJOB ALS<br />
TEAMCHEF VORSTELLBAR«<br />
Der langjährige Premier League-Legionär und<br />
FA-Cup-Gewinner im Gespräch.<br />
ROSSI SUCHT DAS GLÜCK<br />
Eishockey-Crack Marco Rossi hat seine zweite Saison<br />
in der kanadischen Juniorenliga begonnen.<br />
64 DIAMANT<br />
IN DER WÜSTE<br />
FIFA Fußball-WM 2022 in Katar<br />
FUSSBALL KONGRESS<br />
68Der führende Fußball-Fachkongress<br />
der DACH-Region<br />
ALLES EISIGE WONNE<br />
72Analyse zum EBEL-Ligastart<br />
76<br />
GIRLS ON FIRE<br />
Die European<br />
Women's Hockey League<br />
eF1 CHAMPIONSSHIP<br />
78 Die Tryouts beginnen<br />
SPORT LEADING<br />
80COMPANY<br />
Zertifizierung als Gütesiegel<br />
DER VICTOR <strong>2019</strong><br />
82 Österreichs <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Preis<br />
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6 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
© GEPA pictures/Red Bull Content Pool
ALLES EISIGE<br />
WONNE<br />
Die 17. Saison der Erste Bank Eishockey<br />
Liga ist seit kurzem eröffnet und Rekordmeister<br />
EC KAC versucht dabei seinen Titel<br />
aus dem Vorjahr zu verteidigen. <strong>Sport</strong>lich<br />
läuft’s gut, aber wie lange noch?<br />
SEITE<br />
72<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 7
DIAMANT<br />
© FIFA Media Channel<br />
In knapp drei Jahren findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar<br />
statt. Am 18. Dezember <strong>2019</strong> wird nun im Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />
das dritte von insgesamt acht geplanten Stadien offiziell<br />
eröffnet. Wir stellen den neuen Fußball-Tempel der Kataris vor:<br />
Das Education City Stadium.<br />
SEITE<br />
66<br />
8 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
IN DER WÜSTE<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 9
© GEPA<br />
THE NORMAL ONE<br />
10 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Jürgen Klopp: Am Spielfeldrand erleben<br />
ihn zahlreiche Fußballfans als<br />
leidenschaftlichen und emotionalen<br />
Fußballtrainer, der sich wohl wie kein<br />
Zweiter mit seiner Mannschaft und dem<br />
Fußball identifiziert. Diese Eigenart ist<br />
es womöglich, die „Kloppo“ auf und abseits<br />
des Platzes so beliebt macht – bei<br />
Fans wie Kontrahenten gleichermaßen.<br />
SEITE<br />
12<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 11
Jürgen Klopp<br />
Der Trainer,<br />
der Menschenfänger,<br />
der Entertainer<br />
Am Spielfeldrand erleben ihn zahlreiche Fußballfans als leidenschaftlichen<br />
© DVAG<br />
und emotionalen Fußballtrainer, der sich wohl wie kein Zweiter mit seiner<br />
Mannschaft und dem Fußball identifiziert.<br />
Diese Eigenart ist es womöglich, die „Kloppo“ auf und abseits des Platzes<br />
so beliebt macht – bei Fans wie Kontrahenten gleichermaßen.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Wer verstehen will, warum Jürgen<br />
Klopp so ist, wie er ist, muss<br />
zurückblicken. Klopp wird am 16. Juni<br />
1967 in Stuttgart geboren und wächst<br />
mit zwei älteren Schwestern bei seinen<br />
Eltern in der Gemeinde Glatten<br />
im Schwarzwald, einem 1500-Einwohner-Dorf,<br />
auf. Der kleine Jürgen verdient<br />
sein Taschengeld in der Brauerei der<br />
Oma. Sein Vater verlangt viel von seinem<br />
Sohn. „Mein Vater hat sich ganz,<br />
ganz schwer damit getan, mich zu loben“,<br />
erzählt Klopp immer wieder. „Er<br />
war immer stolz auf mich. Doch das zu<br />
zeigen ist ihm nicht so leicht gefallen.“<br />
Mit 14 Jahren steht für Klopp fest, dass<br />
er Glatten nach dem Abitur verlassen<br />
wird. Er gilt bereits damals als Kämpfertyp,<br />
der nicht vorhandenes Talent mit<br />
Fleiß wettmacht. Diesen Ehrgeiz hat<br />
Klopp seinem Vater zu verdanken, der<br />
seinen Sohn bereits mit jungen Jahren<br />
zu Höchstleistungen anspornt.<br />
Nach mehreren kurzen Stationen im<br />
Amateurfußball scheitert er 1990<br />
mit dem damaligen Oberligisten Rot-<br />
Weiss Frankfurt in der Aufstiegsrunde<br />
zur Zweiten Liga am 1. FSV Mainz 05. Bei<br />
diesem Aufstiegsspiel wird die Mainzer<br />
Vereinsführung auf Klopp aufmerksam<br />
und verpflichtet ihn im Sommer 1990<br />
für die nun anstehende Zweitliga-Saison.<br />
Er bestreitet für den „Karnevalsverein“<br />
325 Zweitligaspiele und erzielt<br />
52 Zweitligatore. Neben seinem Engagement<br />
als Profi absolviert Klopp<br />
ein Studium als Diplom-<strong>Sport</strong>wissenschaftler<br />
an der Johann-Wolfgang-<br />
Goethe-Universität in Frankfurt am<br />
Main und schreibt seine Diplomarbeit<br />
über Walking.<br />
12 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Ab dem 28. Februar 2001 trainiert<br />
Klopp, zunächst als Interimslösung<br />
bis zum Saisonende, die Profimannschaft<br />
des 1. FSV Mainz 05 in der<br />
2. Bundesliga. Klopp selbst steht noch<br />
drei Tage zuvor als Aktiver in dem Auswärtsspiel<br />
gegen die SpVgg Greuther<br />
Fürth (1:3-Niederlage) auf dem Platz.<br />
Durch diese Niederlage rutschen die<br />
Mainzer auf einen Abstiegsplatz und<br />
so befördert die Mainzer Vereinsführung<br />
den Abwehrspieler zum Cheftrainer.<br />
Unter seiner Leitung gewinnt die<br />
Mannschaft sechs der ersten sieben<br />
Spiele und erreicht damit den Klassenerhalt.<br />
Aufgrund dieses Erfolgs wird<br />
Klopp nach Ende der Saison endgültig<br />
zum Cheftrainer ernannt. In den zwei<br />
darauffolgenden Saisonen verpasst er<br />
als jeweils Tabellenvierter knapp den<br />
Aufstieg. Dieser gelingt ihm dann im<br />
dritten Anlauf in der Saison 2003/04.<br />
Nach dem Bundesliga-Aufstieg holt<br />
Klopp, der zu diesem Zeitpunkt nur<br />
eine A-Lizenz als Trainer besitzt, an der<br />
<strong>Sport</strong>hochschule Köln seine Lizenz als<br />
Fußballlehrer nach. In den ersten beiden<br />
Bundesliga-Saisonen führt er die<br />
Mainzer jeweils auf den elften Tabellenplatz.<br />
Wähnt sich Klopp bereits damals<br />
auf dem Höhepunkt seiner Karriere,<br />
ist ihm zu dieser Zeit wohl noch nicht<br />
bewusst, welche steile Karriere er noch<br />
machen würde. Denn die Erfolge, die<br />
er mit einem eher unterdurchschnittlichen<br />
Kader in Mainz feiert, bleiben<br />
auch bei größeren Vereinen nicht unbemerkt.<br />
Trotzdem hält er Mainz die<br />
Treue. Nach drei Saisonen steigt Mainz<br />
05 unter seiner Regie wieder in die 2.<br />
Bundesliga ab und er kündigt im Frühjahr<br />
2008 an, im Fall des Nichtaufstiegs<br />
seinen auslaufenden Vertrag nicht zu<br />
verlängern. Am letzten Spieltag verpasst<br />
der Verein den Aufstieg knapp<br />
und Klopp beendet seine Tätigkeit als<br />
Trainer in Mainz zum 30. Juni 2008. Es<br />
sind genau solche Rückschläge, die<br />
ihn reifen lassen. Als Trainer und noch<br />
mehr als Mensch „Alles, was ich kann,<br />
alles, was ich bin, habt ihr mich werden<br />
lassen“, sagt er zu 30.000 Menschen<br />
auf dem Mainzer-Marktplatz, als er<br />
2008 den 1.FSV Mainz verlässt.<br />
Erfolg mit dem BVB<br />
Ab dem 1. Juli 2008 trainiert Klopp<br />
den Bundesligisten Borussia Dortmund,<br />
der in den Spielzeiten zuvor<br />
nicht mehr die oberen Plätze der Tabelle<br />
belegt hat und nach der Fast-Pleite<br />
Trainer-Special<br />
drei Jahre zuvor immer noch dabei ist,<br />
die Finanzen zu sanieren. Bei seiner<br />
Vorstellung gibt es durchaus auch Zweifel<br />
an dem gebürtigen Stuttgarter, der<br />
auch gerne mal aneckt und sich nicht<br />
reinreden lässt. „Als ich in Dortmund<br />
ankam, wollte mir keiner eine Wohnung<br />
vermieten, weil alle dachten, dass<br />
ich nach einem halben Jahr wieder weg<br />
bin. Die beißen sich heute alle schön in<br />
den Arsch“, sagt Klopp. Er verspricht,<br />
dem Verein „wieder in die Spur“ zu<br />
helfen und „Vollgas-Fußball“ spielen zu<br />
lassen. Seine Devise lautet: Keine Stars<br />
kaufen, sondern sie machen. Als Dortmund-Trainer<br />
macht Klopp bissigen, auf<br />
schnelle Gegenstöße ausgerichteten<br />
Powerfußball zu seiner Marke und es<br />
gelingt ihm, den BVB wieder zu einem<br />
Spitzenverein des deutschen Fußballs<br />
zu formen. Der Weg der Schwarz-Gelben<br />
führt nahezu unaufhörlich nach<br />
oben und in den Jahren 2011 und 2012<br />
küren sie sich zum Deutschen Meister.<br />
Im Sommer 2012 machen sie mit dem<br />
Cupgewinn sogar das Double perfekt.<br />
Außer diesen sensationellen Erfolgen<br />
erreicht er zwei weitere DFB-Pokalendspiele<br />
und 2013 das Finale der UEFA<br />
Champions League, das er gegen den<br />
FC Bayern München verliert.<br />
© GEPA pictures<br />
»Alles, was ich kann, alles, was ich bin, habt ihr mich werden lassen«<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 13<br />
© DVAG
Einen Abschied mit Anstand schenkt er<br />
sich selbst, als er nach einer schwachen<br />
Hinrunde im Herbst 2015 mit dem<br />
Verein ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit<br />
zum 30. Juni 2015 vereinbart.<br />
„Dieser Verein hat verdient, vom absolut<br />
100 Prozent richtigen Trainer trainiert zu<br />
werden”, waren seine letzten Worte auf<br />
einer hochemotionalen Pressekonferenz<br />
an die traurigen Dortmunder Fans,<br />
bevor Jürgen Klopp sich in eine längere<br />
Auszeit begeben will. „Es ist nicht wichtig,<br />
was man über einen denkt, wenn er<br />
kommt, sondern wenn er geht.“<br />
Werbegesicht: Jürgen Klopp gilt als einer der<br />
beliebtesten Männer des deutschen Fußballs.<br />
Nicht nur durch die sportlichen Erfolge<br />
macht er in den ersten Trainerjahren<br />
auf sich aufmerksam. Durch sein emotionales<br />
Verhalten an der Seitenlinie polarisiert<br />
Klopp. Er wird mehrmals nach Auseinandersetzungen<br />
mit Schiedsrichtern<br />
und vierten Offiziellen am Spielfeldrand<br />
mit einer Strafe belegt. Schon damals<br />
wird international kontrovers über sein<br />
Auftreten diskutiert. Nach dem Champions-League-Spiel<br />
am 18. September<br />
2013 gegen den SSC Neapel schreibt der<br />
italienische Corriere dello <strong>Sport</strong>: „Klopp<br />
ist wahnsinnig und respektlos.“ Aber<br />
schon damals wird von englischen Medien<br />
diese Emotionalität des Trainers<br />
Beim BVB verdiente Klopp sieben Millionen Euro<br />
Gehalt plus zwei Millionen Sponsorengelder.<br />
als ein Grund für seinen Erfolg vermutet.<br />
Diese emotionalen Auftritte an<br />
der Seitenlinie, gepaart mit seinem erfolgreichen<br />
Fußball und denkwürdigen<br />
Statements in Pressekonferenzen beziehungsweise<br />
TV-Experten Auftritten, machen<br />
ihn für die Werbewelt interessant.<br />
So steht er zu Dortmunder Zeiten bei vier<br />
Werbepartnern, zu denen auch Opel<br />
zählt, unter Vertrag. Als einer der beliebtesten<br />
Männer des deutschen Fußballs<br />
kann Jürgen Klopp sein Image also<br />
in bare Münze umwandeln und verdient,<br />
neben seinem Dortmunder-Trainergehalt<br />
von sieben Millionen, zusätzlich mehr als<br />
zwei Millionen Euro als Werbegesicht.<br />
© projekt b<br />
The Normal One<br />
Klopps „Sabbatjahr” fällt kürzer aus,<br />
als er es wohl selbst geplant hatte.<br />
Doch einen Fußballverrückten kann<br />
man eben nicht aufhalten und so wird<br />
er im Oktober 2015 als neuer Teammanager<br />
des FC Liverpool vorgestellt<br />
und erhält einen bis zum 30. Juni 2018<br />
laufenden Dreijahresvertrag. Er übernimmt<br />
das auf dem zehnten Tabellenplatz<br />
stehende Premier-League-Team<br />
vom zuvor entlassenen Brendan Rodgers.<br />
„Wenn ich in vier Jahren immer<br />
noch hier sitze, dann haben wir einen<br />
Titel gewonnen. Da bin ich mir ziemlich<br />
sicher“, sagt er bei seiner Vorstellung<br />
und bringt die Engländer, angesprochen<br />
auf den Ausspruch „I'm<br />
the Special One“ des portugiesischen<br />
Star-Trainers Jose Mourinho, mit seiner<br />
lockeren Art auf seine Seite: „Ich war<br />
ein durchschnittlicher Spieler, und in<br />
Mainz habe ich als durchschnittlicher<br />
Trainer angefangen. Man könnte sagen:<br />
I'm the Normal One.”<br />
Am Ende seiner ersten Saison erreicht<br />
„Kloppo“ mit seiner Mannschaft<br />
den achten Platz in der Abschlusstabelle.<br />
„The Normal One“ reißt die Fans, von Tag<br />
eins an, mit seinem „Heavy-Metal-Fußball“<br />
mit und emotionalisiert, wie er es<br />
zuvor bereits in Mainz und Dortmund<br />
getan hat. In der Arbeiterstadt Liverpool<br />
merkt man eine Aufbruchstimmung.<br />
Neben der Stabilisierung in der Meisterschaft,<br />
erreicht er ebenso zwei Finale,<br />
14 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
© projekt b
Trainer-Special<br />
© Liverpool FC Press Office<br />
»Dieser Verein hat verdient, vom 100 Prozent richtigen Trainer trainiert zu werden.«<br />
die er beide verliert. Im Ligapokal-Endspiel<br />
im Wembley-Stadion muss er sich,<br />
nach Elfmeterschießen, Manchester<br />
City geschlagen geben. Auch den Gewinn<br />
seines ersten internationalen Titels<br />
konnte er sich im Endspiel der Europa<br />
League am 18. Mai 2016 in Basel nicht<br />
erfüllen, da er sich mit 1:3 dem FC Sevilla<br />
geschlagen geben muss. Trotzdem wird<br />
die erste Saison unter seiner Führung als<br />
aufsteigend betrachtet und so wird sein<br />
Vertrag im Juli 2016 bis zum 30. Juni 2022<br />
verlängert. Das ist der längste Trainervertrag<br />
in der Geschichte von Liverpool<br />
und bringt dem Deutschen ein Gehalt<br />
von geschätzten 13 Millionen Euro, ohne<br />
Erfolgsprämien, ein.<br />
Als der 52-Jährige seinen Job an<br />
der Anfield Road antritt, war<br />
der einstige Rekordmeister kurz davor,<br />
zur grauen Maus zu verkommen.<br />
Hoffnungslosigkeit macht sich in der<br />
fußballbegeisterten Stadt breit. Aber<br />
Klopp ändert all das. Durch kluge<br />
Transfers gibt er dem Kader in den folgenden<br />
Saisonen ein neues, zukunftsorientiertes<br />
Gesicht und damit auch<br />
den Anhängern immer mehr Freude<br />
und Zuversicht zurück. Klopp spürt worauf<br />
es in Liverpool ankommt:<br />
» Dieser Verein ist eine Mischung<br />
aus Atmosphäre, Emotion,<br />
Verlangen und fußballerischer<br />
Klasse. Wenn eines dieser<br />
Elemente nicht vorhanden ist,<br />
funktioniert es nicht. «<br />
Alles Attribute, die auch auf Jürgen<br />
Klopp zutreffen. Obwohl er immer wieder<br />
betont: „Ich bin nicht hier in Liverpool,<br />
weil der Klub so ähnlich wie der<br />
BVB ist. Ich bin hier, weil es ein geiler<br />
Verein ist.“ Tradition, Stolz und harte<br />
Arbeit sind die Grundpfeiler der ansässigen<br />
Menschen und bilden das Selbstverständnis<br />
aus, mit welchem sich auch<br />
Jürgen Klopp zu 110 Prozent identifizieren<br />
kann. Kein Wunder also, dass sie<br />
ihn in der Arbeiterstadt im Nordwesten<br />
Englands aufgenommen haben, als<br />
wäre er schon immer einer von ihnen.<br />
Nach zahlreichen Kaderänderungen<br />
erreicht er in seiner zweiten Saison<br />
(2016/17) den vierten Tabellenplatz<br />
und schafft damit den Sprung in<br />
die Champions League Qualifikation.<br />
Klopp und Liverpool bilden inzwischen<br />
eine Symbiose, die man sich kaum besser<br />
hätte ausdenken können. Der Weg<br />
des Liverpooler FC geht steil bergauf<br />
und durch die ersten Erfolge hat er sich<br />
schnell einen Namen auf der Insel gemacht.<br />
Auf dem Trainingsgelände des<br />
LFC, rufen sie ihn alle „Boss“, obwohl er<br />
sich nicht als solcher verhält. Die rund<br />
80 Mitarbeiter im Hintergrund, darun-<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 15
ter Köche, Gärtner und Putzfrauen, sind<br />
ihm nach eigenen Angaben genauso<br />
ans Herz gewachsen wie seine Spieler.<br />
Zweimal lädt er sie und ihre gesamten<br />
Familien zur Saisonvorbereitung mit<br />
der Mannschaft nach Teneriffa ein.<br />
» Mir ist ganz wichtig,<br />
dass wir die Zeit im Leben,<br />
die wir haben, so nutzen,<br />
dass es uns besser geht,<br />
wenn wir zusammen sind.<br />
So ist es mit der Familie.<br />
So ist es mit Freunden.<br />
So ist mit meiner Mannschaft.<br />
So ist es mit dem ganzen Verein. «<br />
Jürgen Klopp,<br />
im englischen TV<br />
Der Anti-Boss<br />
Selbst in Formby, rund 20 Kilometer<br />
nördlich von Liverpool, wird Klopp<br />
so behandelt, wie er sich bei seiner<br />
Vorstellung selbst definiert hat: als<br />
„The Normal One“, als ganz normaler<br />
Mensch, und nicht als eine der größten<br />
Koryphäen der globalen Trainerelite.<br />
Und als solcher verhält sich der<br />
52-Jährige auch nicht. Er gehört nicht<br />
zu der Sorte Mensch, die sich für zu<br />
wichtig nimmt. Am Meer lässt es sich<br />
besser abschalten als in der Stadt und<br />
in den Pubs ist er einer von ihnen. Im<br />
Herzen von Liverpool, wo sein Name<br />
und sein Konterfei fast an jeder Ecke zu<br />
sehen ist, sieht dies ganz anders aus.<br />
Die „Klopp-Mania“ in der Beatles-Stadt<br />
wächst von Tag zu Tag und es ist kein<br />
Ende in Sicht. Selbst die erneute titellose<br />
Saison 2017/18 (4. Tabellenplatz)<br />
hält die „Klopp-Mania“ nicht auf, denn<br />
er schafft mit den Reds in dieser Saison<br />
den Einzug ins Champions League Finale,<br />
das er aber mit 1:3 gegen Real Madrid<br />
verliert. Damit verliert er sein drittes<br />
europäisches Pokalfinale und es ist<br />
schon von einem Fluch die Rede. Trotzdem<br />
liegen ihm die Fans reihenweise<br />
zu Füßen und ergötzen sich an dem<br />
wuchtigen Heavy-Metal-Fußball, den<br />
»Ich wollte immer der Trainer sein, den ich früher gerne gehabt hätte«<br />
seine Mannschaft fast schon in exzessivem<br />
Maße zelebriert. Mehr aber beeindruckt<br />
sie die schier einmalige Aura<br />
aus Entspannung und Enthusiasmus, die<br />
den Mann an der Seitenlinie umgibt. Er<br />
kann über 50.000 Schaulustige in Anfield<br />
animieren, indem er seine Faust<br />
vor „The Kop“, der sagenumwobenen<br />
Tribüne, so oft und so schnell ballt als<br />
wäre er Weltmeister im Schattenboxen.<br />
Während die meisten seiner Trainerkollegen<br />
genau darauf achten, was sie<br />
sagen, spricht Klopp das aus, was er<br />
denkt. Er präsentiert sich der Öffentlichkeit<br />
nicht nur als Trainer, sondern er<br />
präsentiert sich ihr auch als Mensch. Offen,<br />
ehrlich, mit Ecken und Kanten. Für<br />
diese Art vergöttern ihn die Liverpooler.<br />
In Liverpool gibt es nichts von Klopp,<br />
was es nicht gibt: Masken, T-Shirts,<br />
Schals, Puppen, Kappen. Burger, Hotdogs<br />
und Drinks tragen seinen Namen.<br />
Ein Straßenkünstler sprüht sein riesiges<br />
Konterfei an einer Ecke der Jordan Street<br />
an eine öde Backsteinwand und es wird<br />
zu einer Attraktion. Klopp zieht mit seiner<br />
Strahlkraft nicht nur seine Spieler<br />
magnetisch an, auch die Werbeindustrie<br />
hat längst registriert, dass der Reds-Coach<br />
einer fleischgewordenen Goldmine<br />
nahekommt. Klopp wirbt unter anderem<br />
für Warsteiner, Philips, Opel, das Fußballmanager-Spiel<br />
„Football Empire“<br />
und <strong>Sport</strong>artikelhersteller New Balance.<br />
Das Bostoner Unternehmen rüstet nicht<br />
nur den FC Liverpool aus, sondern ließ<br />
Klopp im vergangenen Jahr auch als Testimonial<br />
agieren. Er hält Motivationsseminare<br />
ab, referiert vor Führungskräften<br />
über seine Philosophie als Trainer und<br />
über seine Ansprachen an die Mannschaft<br />
bei Rückständen. Für die Deutsche<br />
Vermögensberatungs AG (DVAG)<br />
coacht er Mitarbeiter unter dem Slogan<br />
„Erfolg kommt von innen“ und lädt zum<br />
„Coachgeflüster“ ein. Sein Nettovermögen<br />
aus Gehalt und Werbung wird auf<br />
bis zu 35 Millionen Euro geschätzt.<br />
Krönung seiner Arbeit<br />
Trotz des erneuten Rückschlags mit<br />
dem verlorenen Champions League<br />
Finale folgen ihm Spieler, Mitarbeiter<br />
und Anhänger fast wie einem Guru.<br />
Was auch daran liegt, dass man sich<br />
politisch nahesteht. Klopp ist dafür,<br />
Probleme in der Gemeinschaft zu lösen,<br />
16 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
© Liverpool FC Press Office<br />
bezeichnet sich als „links der Mitte“<br />
und hat mehrfach kritisch Stellung zum<br />
Brexit bezogen. Das alles kommt an der<br />
Mersey gut an, wo man mit einer Zweidrittelmehrheit<br />
für den Verbleib Großbritanniens<br />
in der EU gestimmt hatte.<br />
Seine Mannschaft kann sich „Kloppo“<br />
dank der finanziellen Mittel der<br />
Fernway <strong>Sport</strong>s Group, einer Investorengruppe<br />
aus den USA, nach seinen<br />
Wünschen zusammenstellen. Sie ermöglichen<br />
ihm auch die letzten und<br />
vielleicht wichtigsten Bausteine für<br />
seine Mannschaft: Abwehrchef Virgil<br />
von Dijk (85 Millionen Euro Ablöse) und<br />
Torhüter Alisson Becker (62,5 Millionen<br />
Euro). Trotz einiger großer Spielereinkäufe<br />
hat der Verein in sieben Transferfenstern<br />
unter Klopps Führung abzüglich<br />
von Verkaufserlösen nur 113<br />
Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben.<br />
Für Premier-League-Verhältnisse<br />
erstaunlich wenig. So ist sein<br />
Team zweifelsfrei besser besetzt als<br />
in den Saisonen davor und dies merkt<br />
man vom ersten Tag dieser Saison. Die<br />
einzigartige Motivationskunst und das<br />
unbändige Streben nach Fortschritt des<br />
Trainers machen die Mischung perfekt.<br />
Klopp ist für seine Mannschaft nahbar<br />
und zugänglich. Er spricht mit ihnen<br />
über alles, im Spaß wie im Ernst. „Ich<br />
wollte immer der Trainer sein, den ich<br />
früher gerne gehabt hätte“, pflegt er<br />
über seine Nähe zur Mannschaft zu<br />
sagen. Dies bestätigt auch Mittelfeldspieler<br />
Georginio Wijnaldum: „Er interessiert<br />
sich auch für den Menschen,<br />
der ihm gegenübersteht.“<br />
Dann geschieht das, auf das die<br />
Stadt, die Fans und der Verein<br />
schon sehr lange gewartet haben. Obwohl<br />
der LFC nach einer fulminanten<br />
Saison, mit nur einer Saisonniederlage,<br />
knapp die Meisterschaft verpasst<br />
und erneut einen Rückschlag einstecken<br />
muss, feiert man die beste Vizemeisterschaft<br />
der Premier-League-Geschichte<br />
(97 Punkte) ausgelassen mit<br />
den Fans. „Ich sehe hier all die Leute,<br />
aber niemand weint. Die Menschen genießen<br />
es, das ist das Wichtigste. Die<br />
Fans haben die Saison genossen. Das<br />
ist es“, sagt Klopp nicht ohne Stolz nach<br />
dem letzten Spieltag. Selbst aus dieser<br />
erneuten Niederlage geht er gestärkt<br />
heraus und motiviert sein Team für das<br />
zweite Champions League Finale in Folge.<br />
Diesmal gibt es ein rein englisches<br />
Finale gegen die Tottenham Hotspurs,<br />
wo sich die Reds mit 2:0 durchsetzen.<br />
Mit diesem Erfolg macht sich Klopp<br />
zum dritten deutschen Trainer nach<br />
Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld, der<br />
die Champions League gewinnt und<br />
versetzt die ganze LFC-Fangemeinde<br />
in Ekstase. Aber selbst im größten Moment<br />
seiner bisherigen Trainerkarriere,<br />
will er nicht im Mittelpunkt stehen.<br />
„Ohne den Trainer und die unglaubliche<br />
Atmosphäre, die er geschaffen hat,<br />
wäre dies unmöglich gewesen“, sagt<br />
Kapitän Henderson nach dem Erfolg in<br />
der Königsklasse. Der 28-Jährige hatte<br />
sich eigentlich vorgenommen, den<br />
Pokal auf dem Podest zusammen mit<br />
Klopp hochzuheben, doch dieser habe<br />
abgewinkt. „Er meinte, das sei mein<br />
Job. Wir lieben ihn alle sehr, das konnte<br />
man heute sehen.“ Wenn es nach dem<br />
ehemaligen deutschen Nationalspieler<br />
Per Mertesacker geht, liegt in dessen<br />
Menschenführung, mehr als in seiner<br />
fußballerischer Philosophie und Taktik,<br />
der Schlüssel zum Liverpooler Erfolg:<br />
„Wenn seine Spieler auf den Platz gehen,<br />
selbst bei Trainingsspielen, ist für<br />
sie nur eines entscheidend: ‚Der Ball<br />
muss ins Netz. Und wenn wir den Ball<br />
nicht haben, dann müssen wir ihn ganz<br />
schnell zurückerobern.‘ Klopp hat ein<br />
richtig gutes Gespür, wie er eine Mannschaft<br />
anpacken muss. Es ist wichtig,<br />
als Trainer immer wieder die Balance<br />
zu finden zwischen Kumpeltyp und<br />
Autoritätsfigur. Bei ihm hat man das<br />
Gefühl, dass er diese Grenzen unfassbar<br />
passend setzt. Deswegen macht er<br />
Leute um sich besser. Wenn man ihn<br />
trifft, spürt man seine Aura, von der<br />
man nur profitieren kann, wenn man<br />
mit ihm zusammenarbeitet.“<br />
Liverpooler-Legende<br />
» So einen Zusammenhalt<br />
habe ich noch nie erlebt,<br />
das kommt vom Trainer.<br />
Er sagt uns immer:<br />
„Ihr spielt nicht für euch<br />
selbst allein. Ihr spielt für alle,<br />
die immer für euch da sind,<br />
für eure Mitspieler, für die<br />
Anhänger, für die Leute im<br />
Trainingszentrum und im<br />
Stadion, die jeden Tag alles<br />
dafür tun, damit Ihr euer<br />
Bestes geben könnt”.<br />
Das berührt einen, wirklich.<br />
Wir geben alles dafür,<br />
damit sie stolz sein können «<br />
Virgil van Dijk,<br />
Abwehrchef FC Liverpool<br />
Nach dem Champions League Triumph<br />
vergleichen sie Jürgen Klopp<br />
in England schon mit Bill Shankly, der<br />
größten Trainer-Legende des LFC, der<br />
die goldenen Sechziger und Siebziger<br />
Jahre maßgeblich prägte. Shankly, so<br />
sagt man, sei eine ähnlich schillernde,<br />
redegewandte Leitfigur gewesen wie<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 17
Klopp heute. An dem Deutschen schätzen<br />
sie besonders dessen Humor und<br />
Fähigkeit, an jeder noch so negativen<br />
Situation etwas Positives zu finden.<br />
Ihm geht es nicht darum, seine eigene<br />
Vita aufzupolieren und den Makel, die<br />
meisten großen Endspiele verloren zu<br />
haben, zu beseitigen: „Der Druck wäre<br />
für mich riesengroß, wenn es für mich<br />
wichtig wäre, wie die Öffentlichkeit<br />
mich wahrnimmt. ‚Champions-League-Gewinner‘,<br />
das könnte mir nicht<br />
egaler sein, ob man das über mich sagt<br />
oder nicht.“ Einem wie ihm nehmen sie<br />
diese Worte sofort ab. Einem, der seinem<br />
Beruf nachgeht, um erfolgreich<br />
zu sein, aber den Spaß und die Leidenschaft<br />
über Titel stellt. Der Klub und<br />
Klopp wirken wie für einander gemacht.<br />
„Seine Persönlichkeit, sein Charme und<br />
seine Art elektrisieren die ganze Stadt“,<br />
schrieb der „Guardian“ nach dem Champions<br />
League Sieg. „Beim FC Liverpool<br />
dreht sich unter Klopp wieder alles um<br />
die Fans und vor allem um den Fußball.<br />
So sollte es sein.“ Die Stadt, die Fans,<br />
das Stadion – der Verein verfügte schon<br />
immer über dieses willensstarke Dreigestirn.<br />
Klopp weiß, wie man es nutzt<br />
und hat einen schlafenden Riesen geweckt<br />
und sich damit einen guten Ruf<br />
erarbeitet. Seit seiner Ankunft im Oktober<br />
2015 sind sich Profis und Fans ihrer<br />
gegenseitigen Verantwortung stärker<br />
denn je bewusst.<br />
Selbst Fans und Spieler konkurrierender<br />
Vereine haben etwas für<br />
den Deutschen übrig – keine Selbstverständlichkeit.<br />
Auch der englische Superstar<br />
Wayne Rooney findet nur lobende<br />
Worte für den Schwaben, obwohl der<br />
gebürtige Liverpooler beim Stadtrivalen<br />
FC Everton groß würde und dann bei<br />
Manchester United aktiv war: „Jürgen<br />
ist ein Trainer, für den jeder Profi gerne<br />
spielen würde. Man sieht seinen Spielern<br />
an, wie viel Spaß es ihnen mit ihm<br />
macht. Ich habe ihn ein paarmal getroffen,<br />
er ist ein großartiger Mensch. Ich<br />
habe großen Respekt vor Jürgen Klopp<br />
und vor dem, was er bisher geleistet<br />
hat. Nicht nur in Liverpool, auch schon<br />
in Dortmund. Der Mann kann es wirklich.“<br />
Und dann schiebt er lächelnd nach:<br />
„Sein einziger Fehler ist, dass er beim FC<br />
Liverpool arbeitet und dort Erfolg hat!“<br />
Insider rechnen damit, dass der Vertrag<br />
des vor kurzem zum FIFA-Trainer des<br />
Jahres ausgezeichneten Klopp in den<br />
kommenden Wochen vorzeitig verlängert<br />
wird, obwohl dieser noch bis 2022<br />
läuft. Die Klubbesitzer machen nach<br />
dem Erfolg von Madrid keinen Hehl daraus,<br />
dass man sich unter Klopp eine<br />
goldene Ära verspricht, wie sie zuletzt<br />
europaweit vergleichbar nur der FC Barcelona<br />
oder Real Madrid prägten. Die<br />
US-amerikanische Fenway Group will<br />
den Erfolgscoach mit einem millionenschweren<br />
Sechsjahresvertrag langfristig<br />
binden, denn sie wissen genau, dass<br />
der 52-Jährige nun einer der wohl begehrtesten<br />
Trainer auf dem Weltmarkt<br />
ist. In Liverpool ist Klopp nun eine Legende.<br />
Bei seiner Vorstellung versprach<br />
er einen Titel in den ersten vier Jahren.<br />
Sein Versprechen löste er bekanntlich<br />
ein und trotz des Hypes um ihn wird er<br />
„The Normal One“ bleiben.<br />
The Guardian: »Beim FC Liverpool dreht sich unter Klopp wieder alles um die Fans und den Fußball«<br />
© Liverpool FC Press Office<br />
18 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
»Kloppo hat das Spiel<br />
Fußball verstanden«<br />
Der 34-fache österreichische Nationalspieler<br />
Alexander Manninger blickt im Gespräch<br />
mit dem <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> auf seine aktive<br />
Zeit in der englischen Premiere League zurück,<br />
erklärt das Phänomen Jürgen Klopp und<br />
warum er den deutschen Erfolgstrainer als<br />
den jungen Arsene Wenger sieht.<br />
© GEPA<br />
Alexander Manninger<br />
Ex-Profifußballer<br />
(u.a. FC Liverpool, Juventus<br />
Turin und FC Arsenal)<br />
INTERVIEW<br />
Von Dominique Taboga<br />
Sie waren in der Saison 2016/17 ein<br />
Jahr beim FC Liverpool unter Vertrag<br />
und haben dort unter Jürgen Klopp<br />
gearbeitet. Was macht den Trainer<br />
Jürgen Klopp aus?<br />
Genau das, was wir sehen. Das Authentische<br />
und er ist einer der modernsten<br />
Trainer. Er hat das Spiel Fußball<br />
und die Tatsache, dass es nicht<br />
immer nur um Fußball geht, am besten<br />
verstanden. Deswegen kommt er bei<br />
seinen Spieler auch so gut an. Er weiß<br />
ganz klar, was er will, wie er Fußball<br />
spielen will und was die Leute von ihm<br />
sehen wollen. Er begeistert und setzt<br />
die Dinge, die er sich vornimmt, auch<br />
alle um. Für das arbeitet er aber auch<br />
Tag und Nacht.<br />
Die Spieler des Liverpooler FC<br />
überschütten ihn mit Lob und sehen<br />
ihn als Kumpeltyp.<br />
Fußball ist nicht mehr das Wichtigste.<br />
Der Spieler muss sich wohl fühlen. Das<br />
Umfeld, alles was dazu gehört, um erfolgreich<br />
zu sein. Man muss verstehen, dass<br />
die Spieler durch andere Plattformen, wie<br />
die sozialen Netzwerke, auch anderen<br />
Bereichen eingeteilt sind und nicht nur<br />
am Platz zu stehen haben. Das ist jetzt ein<br />
anderer Fußball wie vor einigen Jahren,<br />
aber mit dem muss man heutzutage umgehen<br />
können. Und das kann der Kloppo.<br />
Was sind die Gründe für die<br />
unglaubliche Klopp-Mania in<br />
Liverpool?<br />
Liverpool ist ein Verein mit Geschichte<br />
und es war ja nur mehr eine Frage der<br />
Zeit, bis die wieder erfolgreich sind. Er<br />
hat dann das Angebot angenommen, da<br />
er bei dieser möglichen Erfolgsgeschichte<br />
dabei sein wollte. Und diese Trainerverpflichtung<br />
war der letzte Baustein<br />
für diesen Weg. Er ist nicht dieser Edel-<br />
Coach, den man bei einigen Vereinen<br />
sehen will – das macht er nicht mit. Zu<br />
Vereinen, wie der FC Bayern München,<br />
Paris Saint Germain, FC Barcelona, Real<br />
Madrid, wo du auch in das Muster des<br />
Vereins passen musst, ist er raus, da ist<br />
er nicht gewillt, dies alles zu tun. Ebenso<br />
lässt er sich nicht in Spielertransfers rein<br />
reden. Bei einigen Vereinen bist du als<br />
Trainer selbst nur Angestellter. Von dieser<br />
Art Trainer zu sein, ist er meilenweit<br />
entfernt. Wenn er sich etwas annimmt,<br />
dann will nur er entscheiden. Nicht nur<br />
bei den Transfers, sondern auch was und<br />
wann gegessen und getrunken wird. So<br />
wie früher ein Arsene Wenger.<br />
War demnach ein Arsene Wenger, unter<br />
dem Sie fünf Jahre gearbeitet haben,<br />
ein Vorreiter auf diesem Gebiet?<br />
Arsene Wenger war der Erste, der es<br />
erkannt hat, wie man England arbeiten<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 19
»Arsene Wenger war der Erste, der es erkannt hat, wie man England arbeiten muss.«<br />
© GEPA<br />
muss. Es war für mich ein Riesenerfolg,<br />
dies mitzuerleben, und eine super Erfahrung.<br />
Er hat sehr viele Dinge, wie<br />
die ausländischen Spieler, die Motivation,<br />
die Übernachtungen in den Hotels,<br />
die Reisen mit Flugzeugen, nicht nur in<br />
England, sondern auch im internationalen<br />
Fußball, eingeführt. Er war der<br />
Gründer des modernen Fußballs.<br />
Ist Jürgen Klopp der junge Arsene<br />
Wenger?<br />
Diese zwei Trainer unterscheiden 20<br />
Jahre Art des Fußballs. Arsene Wenger<br />
war vor einigen Jahren noch einer der<br />
besten Trainer Europas. Irgendwann<br />
kommen dann halt mal so Trainer wie<br />
ein Guardiola, Klopp oder Tuchel, die<br />
den Fußball revolutionieren. Arsene<br />
Wenger hatte seine Linie und diese ist<br />
irgendwann mal zu Ende. Der Spieler<br />
Spieler verpflichtet wird, dann holt ihn<br />
der Manager und nicht der sportliche<br />
Direktor oder der Präsident. Der Manager<br />
ist für das Paket <strong>Sport</strong> verantwortlich.<br />
Dieser Weg kommt aus dem Amerikanischen<br />
und die Engländer haben<br />
dies übernommen. Obwohl dieser Weg<br />
jetzt teilweise in Deutschland vollzogen<br />
wird, wie es in Deutschland bei<br />
RB Leipzig zum Beispiel der Fall war,<br />
tut man sich schwer, die Verantwortung<br />
nur einer Person zu geben. Daher<br />
werden hier mehrere Positionen und<br />
Aufgaben auf verschiedene Schultern<br />
aufgeteilt. Sollte es dann nicht laufen,<br />
müssten dann eigentlich nicht nur Trainer,<br />
sondern mehrere Personen gehen.<br />
Dies ist aber nicht der Fall. In England<br />
gibt es einen Entscheidungsträger und<br />
der muss bei Misserfolg auch gehen.<br />
ten kann, wie er will. Diese Möglichkeit<br />
haben aber nicht nur die Spitzenvereine,<br />
sondern mindestens zehn Vereine.<br />
Qualität geht auch dort hin, wo Qualität<br />
ist. Ein guter Spieler geht zu einem guten<br />
Trainer. Trotzdem ist heutzutage die<br />
wichtigste Frage: Wer geht am besten<br />
mit dem ganzen Geld um? Denn Geld<br />
haben viele Vereine, aber es gibt auch<br />
Vereine, die sich schwer tun, das Geld<br />
richtig einzusetzen.<br />
Sie haben vor mehr als zwei Jahren<br />
Ihre Karriere beendet. Was haben<br />
Sie sich in Ihrer Karriere immer<br />
von einem Trainer erwartet oder<br />
gewünscht?<br />
Nach über 20 Jahren im Fußballgeschäft<br />
ist dies eine schwierige Frage,<br />
aber am besten erklärt es das Wort<br />
„Respekt“. Dies habe ich zum Glück<br />
wird ein anderer, das Mediale wird anders<br />
und du wirst nicht mehr so wahrgenommen,<br />
wie vor zehn Jahren. Das<br />
hat man in den letzten Jahren in Arsenal<br />
gesehen. Bei den letzten großen<br />
Spielertransfers hatte man dann nicht<br />
mehr das Gefühl, wie man es jetzt bei<br />
Klopp hat, dass die Mannschaft und die<br />
Spieler besser werden.<br />
Kann ein Klopp aufgrund der Millioneninvestitionen<br />
nicht viel einfacher<br />
arbeiten als Trainer bei Vereinen in<br />
Deutschland, Italien oder Spanien?<br />
Durch diese Investitionen ist der Stellenwert<br />
des Trainers in England in den<br />
letzten Jahren auch gestiegen, da jetzt<br />
auch die besten Spieler, mit Ausnahme<br />
von Spanien oder Italien, dorthin wechseln.<br />
Auch deshalb, weil in England die<br />
auch sehr oft genossen, obwohl man<br />
im Ausland dann auch oft der Zweite<br />
ist. Das hat dann weniger mit deiner<br />
Leistung als mit der Politik oder mit anderen<br />
Einflüssen zu tun.<br />
»Durch Investitionen ist der<br />
Stellenwert des Trainers in<br />
England gestiegen.«<br />
© SBÖ<br />
Das Trainerdasein in England hat<br />
Dichte am Größten ist. Du hast mittel-<br />
einen viel höheren Stellenwert als in<br />
klassige Vereine, die aber auf Champions<br />
den anderen vergleichbaren Ländern.<br />
League Format geführt sind. Da können<br />
Wie stehen Sie zu diesem Modell?<br />
in den anderen Top-Ligen höchstens<br />
Der Trainer in England wird seit eh<br />
zwei oder drei Vereine je Land mithal-<br />
und je Manager genannt. Er übernimmt<br />
ten. Die Premier League führt das Feld<br />
dort eine Doppelfunktion. So spart<br />
der Großen mit großem Abstand an.<br />
man sich auch eine weitere Position. Er<br />
Das Geld macht es ihnen möglich, dass<br />
hat das <strong>Sport</strong>liche über und wenn ein<br />
ein Klopp oder ein Guardiola so arbei-<br />
20 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Klopp ist ein<br />
Top-Performer<br />
Kommentar von Prof. Dr. Kainz<br />
Wenn ich an Jürgen Klopp denke,<br />
kommen mir nicht nur seine sportlichen<br />
Erfolge in den Sinn. Ich erkenne<br />
in ihm viel mehr als nur einen Fußballtrainer,<br />
der eine klare Spielidee und in<br />
diesem Jahr mit dem FC Liverpool beeindruckend<br />
die Champions League gewonnen<br />
hat. Ich sehe in ihm vor allem eine<br />
starke, moderne Führungskraft.<br />
Denn Klopp weist Kompetenzen auf,<br />
mit denen auch Top-Manager in der<br />
Wirtschaft punkten: ergebnisorientiertes<br />
Handeln, Kommunikationsfähigkeit,<br />
Teamfähigkeit,<br />
und ganzheitliches Denken.<br />
Entscheidungsfähigkeit<br />
Er macht auf mich den Eindruck, als<br />
habe er große Lust und großes Interesse<br />
daran, seine Teammitglieder<br />
zu entwickeln. Junge, erfolgshungrige<br />
Spieler integriert er. Top-Talente formt<br />
er zu Stars.<br />
Dabei erkennt Klopp Potenziale seiner<br />
Teammitglieder genauso wie Stärken<br />
und Schwächen im Team, was ihm<br />
ermöglicht, sein Team stärkenorientiert<br />
auszurichten. Das kann auch Veränderungen<br />
an entscheidenden Polen zur<br />
Folge haben. Bei der Auswahl des Personals<br />
achtet er auf sein Gefühl für die<br />
Menschen. Dies hilft ihm bei der Beurteilung,<br />
ob eine Ergänzung im Sinne des<br />
Teamgefüges und der Teamkultur eher<br />
förderlich oder hinderlich ist.<br />
Klopp ist in all den genannten Punkten<br />
ein Top-Performer. Zudem hat er eine<br />
sehr gute Ausstrahlung und wirkt absolut<br />
authentisch. Das kommt nicht nur<br />
bei seinem Arbeitgeber gut an, sondern<br />
auch in der breiten Öffentlichkeit. Seine<br />
stark ausgeprägte Kommunikationskompetenz<br />
hilft ihm bei der positiven<br />
Außendarstellung enorm.<br />
Top-Manager werden Ihnen berichten:<br />
Echt rüber zu kommen, ist alles andere<br />
als einfach. Viele Entscheider lassen<br />
sich daher im Bereich Kommunikation<br />
coachen. Nur die wenigsten Personen<br />
kommunizieren mit Leichtigkeit. Klopp<br />
ist eine dieser wenigen Personen.<br />
Warum es ihm leicht fällt? Weil er es<br />
geschafft hat, trotz aller Aufmerksamkeit<br />
sich selbst und seinen Grundwerten<br />
treu zu bleiben. Die Basis dafür ist<br />
die Akzeptanz für die Person, die man ist.<br />
So lebt Klopp beispielsweise seine Emotionen,<br />
die ihn schon immer ausgemacht<br />
haben, auf dem Fußballplatz aus. Mittlerweile<br />
wird er dafür von vielen Fußballfans<br />
gefeiert. Es gab Zeiten, in denen er<br />
für seine Art auch kritisiert wurde.<br />
Doch Klopp hat sich nicht verändert<br />
– und genau deshalb auch an Führungsstärke<br />
gewonnen. Klopp ist selbst<br />
für Menschen aus der Ferne einschätzbar<br />
und zum größten Teil berechenbar. Damit<br />
bleibt er nicht zuletzt für sein Team und<br />
die Stakeholder des FC Liverpool glaubwürdig<br />
und verlässlich. Egal, auf welchem<br />
Level man sich in der Unternehmenshierarchie<br />
befindet: Die Wichtigkeit<br />
von Authentizität wird im Berufsleben<br />
oft unterschätzt. Da bildet der professionelle<br />
Fußball keine Ausnahme.<br />
Noch einmal kurz zu Klopps Emotionen:<br />
In der Wissenschaft ist belegt,<br />
dass Gefühle der Führungskraft<br />
ansteckend auf die Mitarbeiter wirken.<br />
Emotionale Führung ist keine Gefühlsduselei.<br />
Sie ist im <strong>Sport</strong> insbesondere<br />
vor einem Spiel förderlich, auf das in besonderer<br />
Weise eingeschwungen werden<br />
soll. Dass Team emotional von der<br />
Coaching-Zone aus mitzunehmen, kann<br />
auch während des Spiels eine positive<br />
Wirkung haben.<br />
Allerdings können Gefühle auch hinderlich<br />
sein, vor allem in krisenbehafteten<br />
Situationen und Konflikten, in<br />
denen man selbst Teil des Systems oder<br />
involviert ist. Und auch wenn klare Analysen<br />
gefordert sind, ist der Ausbruch<br />
von Emotionen eher kontraproduktiv.<br />
Doch Klopp scheint den Schalter perfekt<br />
umlegen zu können. Und dies<br />
führt scheinbar und aktuell auch nachweislich<br />
zum Erfolg.<br />
© IFI<br />
Florian Kainz<br />
Direktor Internationales<br />
Fußball Institut<br />
KOMMENTAR<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 21
Das Ranking der<br />
20 bestbezahlten Fußballtrainer<br />
Mit Spielergehältern werden jedes Jahr Rekorde gebrochen und<br />
© pixabay<br />
bei jeder Vertragsverlängerung in die Höhe geschraubt.<br />
Auf dem Trainersektor wird das jährliche Salär oftmals als „Schmerzensgeld“<br />
angesehen, da ein Trainer der Erste ist, der bei Misserfolg gehen muss.<br />
Das Gehaltsranking der französischen <strong>Sport</strong>zeitung L’Équipe für die<br />
vergangene Saison 2018/19 sorgt für zahlreiche Überraschungen.<br />
Die Stars der Branche verdienen nicht automatisch am meisten.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Wer hätte das gedacht? An der<br />
Spitze der Bestverdiener steht<br />
Diego Simeone von Atlético Madrid<br />
mit stolzen 41 Millionen Euro Jahresgehalt.<br />
Den Colchoneros ist wohl bewusst,<br />
dass sie ohne ihn deutlich mehr<br />
in ihren Kader investieren müssten, um<br />
das aktuelle Niveau zu halten. Denn<br />
in der Vergangenheit hat der Argentinier<br />
seine Spieler mit seinen Methoden<br />
eine Klasse besser gemacht und die<br />
Madrilenen in der europäische Spitze<br />
etabliert. Im Vergleich: Pep Guardiola<br />
verdient bei Manchester City mit 24<br />
Millionen Euro pro Jahr nur etwas mehr<br />
als die Hälfte.<br />
Aber selbst mit dieser Summe reiht<br />
er sich nur an die vierte Stelle des<br />
Rankings. Vor ihm liegen mit José Mourinho<br />
und Thierry Henry zwei Trainer, die<br />
während der Saison entlassen wurden.<br />
Obwohl „The Special One“ zwar noch<br />
immer auf der Suche nach einer neuen<br />
Aufgabe ist, dürfte er seinen Sabbat<br />
mit dem 31-Millionen-Polster aber entspannt<br />
genießen können. Profitiert hat<br />
er dabei vor allem davon, dass ihm die<br />
Red Devils eine saftige Abfindung (26,7<br />
Millionen Euro) zahlen mussten. Gerade<br />
einmal drei Monate coachte Thierry<br />
Henry den französischen Erstligisten AS<br />
Monaco und es nahm ein katastrophales<br />
Ende. Für sein weniger erfolgreiches<br />
Engagement strich er dennoch über 25<br />
Millionen Euro ein. Der monegassische<br />
Boden dürfte aber ein gutes Pflaster<br />
für hohe Trainergehälter sein. Leonardo<br />
Jardim, der in der abgelaufenen Saison<br />
bei Monaco entlassen wurde, eine Abfindung<br />
kassierte und dann mit verbessertem<br />
Vertrag zurückgeholt wurde,<br />
nachdem Thierry Henry versagt hatte,<br />
22 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Top-20 Gehaltsrangliste<br />
1. Diego Simeone<br />
Atletico Madrid<br />
€ 41 Mio.<br />
2. José Mourinho<br />
Ex-Manchester<br />
United<br />
€ 31 Mio.<br />
3. Thierry Henry<br />
Ex-AS Monaco<br />
€ 25,5 Mio.<br />
4. Pep Guardiola<br />
Manchester City<br />
€ 24 Mio.<br />
© Gestifute<br />
31 Millionen Euro im Jahr: José Mourinho ist die Nummer zwei im Gehaltsranking.<br />
5. Ernesto Valverde<br />
FC Barcelona<br />
6. Arsène Wenger<br />
Ex-Arsenal<br />
€ 23 Mio.<br />
€ 20,5 Mio.<br />
darf sich den Platz in der Rangliste mit<br />
zwei Champions League Gewinnern<br />
teilen: Marcelo Lippi und Jürgen Klopp.<br />
Betrachtet man die Gehälter der gefeuerten<br />
Trainer, so ist das Jahresgehalt<br />
von Jürgen Klopp noch ausbaufähig.<br />
Momentan bekommt er an der<br />
Anfield Road 13 Millionen Euro. Dies<br />
soll sich aber schon bald ändern, da<br />
nach dem Champions League Triumph<br />
eine mögliche Vertragsverlängerung<br />
ansteht. FC Bayern München Trainer<br />
Niko Kovač findet sich mit seinen „nur“<br />
7,5 Millionen Euro an 15. Stelle und verdient<br />
für die Verantwortung, die der<br />
47-Jährige in München aufgebürdet<br />
bekommen hat, vergleichsweise wenig.<br />
Selbst Zinédine Zidane steht überraschend<br />
weit unten im Ranking, aber<br />
hier ist zu erwähnen, dass sich dieses<br />
Gehalt nur von März <strong>2019</strong> bis Saisonende<br />
bezieht. Pro Jahr verdient der<br />
Franzose 23 Millionen Euro.<br />
7. Fabio Cannavaro<br />
Guanghzou Evergrande,<br />
China<br />
€ 15 Mio.<br />
8. Massimiliano Allegri<br />
Juventus Turin € 13,5 Mio.<br />
9. Jürgen Klopp<br />
Liverpool<br />
€ 13 Mio.<br />
Marcello Lippi<br />
Nationalteam China € 13 Mio.<br />
Jardim<br />
AS Monaco € 13 Mio.<br />
12. Carlo Ancelotti<br />
SSC Neapel<br />
€ 12 Mio.<br />
© Alexander Friedl<br />
© Alexander Friedl<br />
13. Antonio Conte<br />
Ex-Chelsea<br />
€ 11,3 Mio.<br />
14. Mauricio Pochettino<br />
Tottenham € 10 Mio.<br />
15. Luciano Spalletti<br />
Ex-Inter Mailand<br />
€ 8,3 Mio.<br />
16. Nico Kovac<br />
Bayern München<br />
€ 7,5 Mio.<br />
Von März <strong>2019</strong> bis Saisonende verdiente Real-Coach<br />
Zinédine Zidane 7,5 Millionen Euro.<br />
Zinédine Zidane<br />
Real Madrid<br />
Victor Pereira<br />
Shanghai SIPG<br />
19. Unai Emery<br />
Arsenal<br />
Dragan Stojkovic<br />
Guangzhou R&F<br />
€ 7,5 Mio.<br />
€ 7,5 Mio.<br />
€ 7 Mio.<br />
€ 7 Mio.<br />
*Brutto-Gehälter | Quelle: L’Équipe<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 23
»Trainerjob als<br />
Teamchef vorstellbar«<br />
Paul Scharner ist einer der<br />
erfolgreichsten Fußballer Österreichs.<br />
Von Dominique Taboga<br />
© FUSSBALL KONGRESS<br />
INTERVIEW<br />
Der 39-Jährige spielte 40 Mal im österreichischen<br />
Nationalteam, holte<br />
mit der Wiener Austria den Meistertitel<br />
und Pokal, wurde mit Bran Bergen<br />
norwegischer Cupsieger, absolvierte<br />
221 Meisterschaftsspiele in der englischen<br />
Premier League und gewann als<br />
bislang einziger Österreicher 2013 mit<br />
Wigan Athletic den englischen FA-Cup.<br />
Im September 2013 beendete Scharner<br />
seine aktive Karriere als Profifußballer.<br />
Mit uns sprach Scharner über seine<br />
vergangenen Trainer, wichtige Kompetenzen<br />
und seine Zukunft im Fußball<br />
<strong>Business</strong>.<br />
Was haben Sie sich von Ihren Trainern<br />
immer gewünscht oder erwartet?<br />
Know How, soziale und emotionale<br />
Kompetenz und Intelligenz, Führungsqualität<br />
und Kommunikation.<br />
Was zeichnet einen guten<br />
Trainer aus?<br />
Es gibt in einem Team verschiedenste<br />
Charaktere, Erwartungen und<br />
Paul Scharner<br />
Ex-Profifußballer<br />
(u.a. HSV, Wigan Athletic und<br />
West Bromwich)<br />
Ziele. Das sind Herausforderungen die<br />
man nur gemeinsam als Team (Mannschaft,<br />
Trainer und Staff) bewältigen<br />
kann. Da gibt es wenige Trainer die<br />
delegieren und Kompetenzen abgeben<br />
können. Das heißt Persönlichkeit und<br />
Führungsqualität zeichnen einen guten<br />
Trainer aus.<br />
© Paul Scharner<br />
»Persönlichkeit und Führungsqualität zeichnen einen guten Trainer aus«<br />
© Paul Scharner<br />
24 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Wie sollte ein Spieler dem Trainer<br />
gegenüber auftreten?<br />
Der Trainer sollte ein Kommunikationsklima<br />
schaffen, damit man sich<br />
auf Augenhöhe begegnen kann. Es sitzen<br />
alle im gleichen Boot des Erfolges.<br />
Nach dem Motto: Umso erfolgreicher,<br />
desto schöner die Arbeit.<br />
Wo haben Sie Ihre besten<br />
Erfahrungen mit Trainern gemacht<br />
und wer hat Ihnen am meisten<br />
imponiert?<br />
Das waren in Österreich Christoph<br />
Daum, Walter Schachner und nicht zu<br />
vergessen mein Jugendtrainer bei Austria<br />
Wien Hannes Sauhamml. Es waren<br />
alle drei intensive Arbeiter mit Struktur<br />
und einer guten Philosophie.<br />
Im Ausland Mons Ivar Mjelde in Norwegen<br />
und Roberto Martinez in England.<br />
Mons war ausgebildeter Pädagoge, was<br />
man ihm im Umgang mit den Spielern<br />
anmerkte. Im speziellen mit mir. Roberto<br />
war und ist sehr akribisch und fokussiert. Ich sehe meine Stärken eher in der<br />
Mit den beiden war auch die Kommunikation<br />
auf einem äußerst guten Niveau. losophie eines Vereins. Daher eher<br />
gesamtheitlichen Konzeption und Phi-<br />
<strong>Sport</strong>licher Leiter oder <strong>Sport</strong>vorstand.<br />
Ist für Sie als ehemaliger Profi ein Doch im Moment sehe ich mich mit<br />
Trainerjob vorstellbar?<br />
meiner Firma Lighthouse GmbH als Unternehmer<br />
im individuellen Karriere-<br />
Nein, wenn nur als Teamchef. Aber<br />
das wird sich nicht ausgehen ohne entwicklungsbereich und Professionalisierungs-<br />
sowie Optimierungscoach<br />
Trainerkarriere. Grund: Aufwand und<br />
Abhängigkeit stehen in keiner Relation. von Personen und Institutionen.<br />
»Aufwand und Abhängigkeit stehen in keiner Relation«<br />
© Paul Scharner<br />
4 Ausgaben<br />
für nur 25€<br />
Firma / Herr / Frau<br />
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Mit meiner Unterschrift bestätige ich den<br />
Abschluss eines einjährigen Abos des SPORT<br />
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automatisch, wenn es nicht 2 Monate vor Ablauf<br />
5020 Salzburg<br />
schriftlich gekündigt wird. Der Abschluss eines<br />
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<strong>Sport</strong> dp@sb-i.org<br />
<strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 25<br />
Rechnung erhalte ich per Post oder email. Die<br />
www.sportbusinessmagazin.com<br />
Kosten belaufen sich auf 25€ / Jahr<br />
(Stand 2017)
Das Anforderungsprofil<br />
eines Fußball-Trainers<br />
© pixabay<br />
Das Unternehmen „Fußball” ist schon lange nicht mehr nur einfach ein „Spiel”.<br />
Pro Jahr werden in den Topligen Milliarden Euro umgesetzt.<br />
Der ökonomische Druck ist immens. Vor allem auf die Trainer.<br />
Heutzutage sind Trainer Spiel-Strategen, Manager, Psychologen<br />
und möglichst auch noch PR-Profis in einer Person.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Bei all den im Folgenden dargestellten<br />
Fähigkeiten eines Trainers ist<br />
eine Grundkompetenz unabdingbar.<br />
Denn eine der wichtigsten Fähigkeiten<br />
eines Trainers ist eine hohe kognitive<br />
Fähigkeit. Nur wer in Abhängigkeit der<br />
Situation seinen Blickwinkel verstellen<br />
und differente Perspektiven durchleuchten<br />
kann, ist in der Lage, die richtigen<br />
Lösungen zu finden. Das ist keine<br />
einfache Aufgabe, denn die Anforderungen<br />
und damit auch die Komplexität<br />
von Situationen steigen permanent.<br />
Das Kerngebiet<br />
Die Basis in der Qualität eines Trainers<br />
liegt in der Fachkompetenz.<br />
Insbesondere in den Bereichen der<br />
Trainingssteuerung, der Trainingsplanung<br />
sowie dem Technik- und Taktiktraining,<br />
werden die höchsten Maßstäbe<br />
von den Profitrainern erwartet.<br />
Konnte man sich vor einigen Jahrzehnten<br />
noch auf diese Bereiche konzentrieren,<br />
muss die heutige Generation<br />
der Fußballtrainer auch Kompetenzen<br />
in den Bereichen des Athletik- und<br />
Fitnesstrainings vorweisen, um den<br />
Dialog mit den eigenen Spezialtrainern<br />
führen zu können.<br />
Der Umgang mit Daten<br />
Ein Bereich, der in den letzten Jahren<br />
mit einer Flut an Informationen<br />
Einzug in den Fußball gehalten hat, ist<br />
die Verfügbarkeit von elektronischen<br />
Daten und Analysen. Es gehört zu den<br />
großen zukünftigen Aufgaben der Trainer,<br />
zwischen der Vielzahl an Informationen<br />
und Daten, die sie aus ganz<br />
verschiedenen Richtungen erhalten<br />
werden, diejenigen herauszufiltern, die<br />
sie für ihre Praxis verwenden können.<br />
Ziel ist es, sie so zu filtern, dass nur die<br />
relevanten Aspekte bis zu den Spielern<br />
vordringen.<br />
26 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Der Trainer als<br />
Führungsperson und<br />
Kommunikator<br />
Nicht nur in Bezug auf die Vermittlung<br />
von Informationen muss ein<br />
Trainer mit verschiedenen Persönlichkeiten<br />
umgehen können. Er sollte auch<br />
in der Lage sein, ein Team zu führen<br />
und es für seine Ziele zu begeistern.<br />
Hierfür gibt es keine Allzwecktheorie<br />
aus der Psychologie, die man wie eine<br />
Schablone auf jede Mannschaft legen<br />
kann. Ein wichtiger Punkt in der Mannschaftsführung<br />
ist die Erkenntnis der<br />
Vernetzung. Die Spieler kommunizieren<br />
untereinander, mit ihren Beratern,<br />
der Führungsetage oder den Medien.<br />
So herrscht ein permanenter Fluss von<br />
Informationen, dem der Trainer nur gerecht<br />
werden kann, wenn er ebenfalls<br />
über eine gute Vernetzung verfügt. In<br />
Zeiten der Globalisierung besteht eine<br />
Mannschaft häufig aus Spielern verschiedener<br />
Nationen. Diese sind geprägt<br />
von einem oft differierenden<br />
Verständnis in Bezug auf interkulturelle<br />
Kommunikation. Der Trainer sieht in der<br />
Betrachtung seines Spielers nur ein bestimmtes<br />
Verhalten und ist geprägt von<br />
Normen und Werten. Der Trainer sollte<br />
auf jeden Fall wissen, welche Werte<br />
und Glaubensstrukturen hinter dem<br />
Spieler stehen. Diese sollten schon in<br />
der Scoutingphase erfasst werden, um<br />
überhaupt das wahre Wesen seines<br />
Spielers zu erkennen, denn ansonsten<br />
kann es schnell zu banalen Differenzen<br />
kommen. Ein Beispiel: Einen „Daumen<br />
hoch“ zu zeigen, kann je nach Kontinent<br />
ganz unterschiedliche Bedeutungen<br />
haben. In Europa wird das Zeichen oft<br />
benutzt, um ein positives Wohlbefinden<br />
auszudrücken. In den islamischen<br />
Ländern ist die Fingerhaltung jedoch<br />
schnell als Beleidigung zu verstehen.<br />
Und in Japan drückt man damit die Zahl<br />
„fünf“ aus oder verwendet es als Symbol<br />
für den „Mann“. Die Gesten, die für<br />
unsere mitteleuropäische Prägung vollkommen<br />
normal und eindeutig sind,<br />
können die Beziehung zu einem nicht<br />
mitteleuropäischen Spieler sehr schnell<br />
stören, wenn man kein Bewusstsein<br />
kultureller Unterschiede hat.<br />
Auch das Funktionsteam um den<br />
Trainer wird immer größer. Aus<br />
der Psychologie ist bekannt, dass ein<br />
Funktionsteam maximal sechs bis acht<br />
Personen umfassen sollte. Der Cheftrainer<br />
ist diesbezüglich in der Verantwortung,<br />
die Aufgabenbereiche klar<br />
zu definieren, zuzuteilen und auf die<br />
Einhaltung der Grenzen zu achten. Wer<br />
alles zu seinem „engeren Kreis“ zählt,<br />
entscheidet alleine der Cheftrainer.<br />
Neben dem direkten Funktionsteam<br />
muss der Profitrainer aber auch noch<br />
die Kommunikation zu anderen wichtigen<br />
Personen im Verein führen. Die<br />
medizinische Abteilung zum Beispiel<br />
spielt vor allem in den Zeiten, in denen<br />
der Spielplan immer enger wird, eine<br />
weitaus größere Rolle. Der Trainer ist in<br />
letzter Instanz immer auf die Leistungen,<br />
und damit auf den Gesundheitszustand<br />
seiner Spieler angewiesen.<br />
Nicht zuletzt müssen die Anregungen<br />
und Interessen der Vereinsführung um<br />
den Präsidenten bedient und wahrgenommen<br />
werden.<br />
Organisation<br />
Insbesondere bei Profitrainern ist das<br />
eigene Zeitmanagement ein sehr wesentlicher<br />
Punkt. Viele Trainer in diesem<br />
Bereich vernachlässigen den Bedarf<br />
des Körpers nach Auszeiten. Selbst<br />
in der Struktur einer normalen Woche<br />
sollte jeder Trainer in der Lage sein,<br />
Phasen zu haben, in denen er abschalten<br />
kann. Wenn man die ganze Zeit im<br />
„Hamsterrad des Fußballs“ gefangen<br />
ist, wird man keine Chance haben, das<br />
eigene Verhalten kritisch zu reflektieren,<br />
auf neue Ideen zu kommen,<br />
oder kreativ tätig zu sein. Vor allem<br />
in der zeitintensiven Vorbereitungsphase,<br />
wenn es um die Kaderplanung<br />
geht, werden Termine eher nur abgearbeitet,<br />
als bewusst wahrgenommen.<br />
Denn es etabliert sich ganz schnell die<br />
Auffassung, man müsste für Vereinsverantwortliche,<br />
wie <strong>Sport</strong>direktoren<br />
oder Scoutingmitarbeiter, Berater oder<br />
sonstige Funktionsträger rund um die<br />
Uhr erreichbar sein.<br />
Trainer-Special<br />
Medien- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
© pixabay<br />
Aus der Psychologie ist bekannt, dass ein Funktionsteam<br />
maximal sechs bis acht Personen umfassen sollte.<br />
Jeder, der die rundherum ausgeleuchtete<br />
Bühne des Profifußballs betritt,<br />
weiß, dass es sich dabei um eine öffentliche<br />
Bühne handelt. Der Trainer<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 27
steht in der absoluten Verantwortung<br />
für sich, die Spieler und den Verein. Die<br />
Medienvertreter wissen ganz genau,<br />
was sie von ihm haben wollen und<br />
auch, wie sie es am ehesten bekommen,<br />
um sich und ihre Medien gut zu<br />
verkaufen.<br />
Es beginnt während des Spiels mit<br />
dem Gang aus der Kabine. Ab diesem<br />
Moment existieren keine persönlichen<br />
Freiräume mehr. Jedes Wort, jede<br />
Bewegung, selbst die Gestik und Mimik<br />
werden teilweise von extra Trainerkameras<br />
und -mikrophonen aufgenommen<br />
und ziehen eine sofortige mediale<br />
Konsequenz nach sich. Aber nicht nur<br />
die Medien, sondern jeder Zuschauer<br />
wird zusätzlich zum „Field-Reporter“,<br />
da er in der Lage ist, durch sein Smartphone<br />
Ton- und Videoaufzeichnungen<br />
zu machen. Im schlimmsten Fall sind<br />
die Sequenzen dann für Jedermann<br />
kurze Zeit später im Internet zugänglich.<br />
Die steigende Medienkompetenz<br />
ist eine Entwicklung die ganz wertfrei<br />
angenommen werden muss. Der Stadionbesuch<br />
ist inzwischen zu einem<br />
Event geworden. Und der Trainer ist ein<br />
zentraler Teil davon.<br />
Es ist essentiell zu wissen, wie der Nachwuchs<br />
heutzutage denkt und was ihn beschäftigt.<br />
Nachwuchsförderung<br />
Viele Vereine haben begrenzte Ressourcen.<br />
Umso wichtiger ist eine<br />
gute und durchlässige Nachwuchsarbeit.<br />
Der Kontakt zu den Trainern im<br />
Jugendbereich ist unabdingbar, denn<br />
nur mit ihnen kann die individuelle<br />
Planung über das Heranführen von<br />
Talenten an die Lizenzspielerabteilung<br />
abgestimmt werden. In Bezug auf den<br />
Nachwuchs ist es essentiell zu wissen,<br />
wie Jugendliche heutzutage denken,<br />
was sie beschäftigt und wie ihr Verhältnis<br />
zur sozialen Umwelt ist. Denn<br />
Jugendliche haben heutzutage wenige<br />
Abgrenzungsmöglichkeiten zur Erwachsenenwelt.<br />
Das heißt, sie gehen<br />
konform mit dem, was die Erwachsenen<br />
machen. Sie benötigen lediglich<br />
eine Hilfestellung, um sich in der globalisierten<br />
Welt zurecht zu finden.<br />
Unter der Hilfestellung kann das Geben<br />
von Sicherheiten und Orientierungspunkten<br />
verstanden werden.<br />
Eine Erkenntnis, die auch auf den Fußball<br />
übertragen werden sollte. Auch<br />
wenn es ein Teil der Gesellschaft oft<br />
anders wahrnimmt, ist die Bereitschaft,<br />
Leistung zu erbringen, bei Ju-<br />
Tätigkeiten|Aufgaben<br />
Trainingssteuerung<br />
z.B. Erstellung Periodisierung,<br />
Leistungsdiagnostik<br />
Taktiktraining-/schulung<br />
z.B. Taktiktafel, Präsentationen,<br />
Spielanalyse<br />
Trainingsplanung<br />
z.B. Vorbereitung, Nachbereitung,<br />
Dokumentation<br />
Athletik-, Fitness-,<br />
Konditionstraining<br />
z.B. Formen, Übungen, Zirkel<br />
Techniktraining<br />
z.B. Übungsformen, Spielformen,<br />
Parcours<br />
Gegneranalyse<br />
z.B. Spielbeobachtungen,<br />
Umgang mit Computertools<br />
Austausch mit dem<br />
Funktionsteam<br />
z.B. Gespräche mit dem<br />
Teammanager<br />
Austausch mit<br />
Vereinsverantwortlichen<br />
z.B. Besprechungen mit dem<br />
Manager<br />
Austausch mit der medizinischen<br />
Abteilung<br />
z.B. Gespräche mit Ärzten<br />
Nachwuchsförderung<br />
z.B. Talententwicklung,<br />
Zusammenarbeit NLZ<br />
Mannschaftsführung<br />
z.B. Gespräche mit Spielern,<br />
Zielvereinbarungen<br />
Organisation/Administration<br />
z.B. Büroarbeit, Zeitmanagement,<br />
Netzwerkpflege<br />
Kaderplanung<br />
z.B. Scouting, Kontakt zu<br />
Spielberatern, Videoanalysen<br />
© pixabay<br />
Medien- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
z.B. Pressekonferenzen,<br />
Interviews<br />
28 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
© pixabay<br />
Nachwuchstrainer sollten sich nicht zu sehr auf Trainerlizenzen fokussieren.<br />
gendlichen durchaus gegeben. Doch<br />
der Drang zur Selbstverwirklichung<br />
ist sehr groß. Am Besten in Kombination<br />
mit einem sehr hohen Spaßfaktor,<br />
Abwechslung und einer spannenden<br />
Tätigkeit.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der<br />
Umgang mit dem Internet. Jugendliche<br />
von heute gehen nicht mehr ins<br />
Internet. Sie leben darin! Für sie ist<br />
es zur Normalität geworden, mit dem<br />
Smartphone oder Tablet von überall<br />
die sozialen Netzwerke zu bedienen.<br />
Die bedeutet natürlich auch umgekehrt,<br />
dass der Trainer die Informationen,<br />
die er für wichtig erachtet, über<br />
das Medium Internet kommunizieren<br />
kann.<br />
Eine weitere Herausforderung in der<br />
Zukunft liegt im Konkurrenzkampf<br />
der Klubs um die Top-Talente. Und mit<br />
ihm die Verantwortung, den Weg des<br />
Talentes bestmöglich zu begleiten.<br />
Nachwuchstraining<br />
Im Training von Junioren herrscht oftmals<br />
das Problem der Gewichtung sowie<br />
der Vermittlung des deklarativen<br />
und des prozeduralen Wissens. Das<br />
deklarative Wissen, das reine Faktenwissen,<br />
ist schon bei den jungen und<br />
ehrgeizigen Trainern sehr ausgeprägt.<br />
Durch den scheinbar unbegrenzten<br />
Zugang zu Wissen haben die Nachwuchstrainer<br />
schon sehr viele Kenntnisse<br />
über den Fußball gespeichert.<br />
Was sie allerdings oft nicht beherrschen<br />
ist das prozedurale Wissen,<br />
also die Erkenntnis darüber, wie man<br />
etwas vermittelt. Vielen jungen Trainern<br />
fehlt das Erfahrungswissen. Sie<br />
haben oft früh aufgehört selbst zu<br />
spielen, haben somit auch nur eine<br />
begrenzte Spielererfahrung. Und<br />
auch als Trainer sammeln sie meist<br />
vor der Trainerausbildung nur wenige<br />
Erfahrungswerte.<br />
Eine mögliche Lösung für diese Herausforderung<br />
läge in dem Ansatz<br />
des Mentoring. Mentoring würde in<br />
diesem Fall bedeuten, dass ein junger<br />
talentierter Trainer einen Erfahrenen<br />
an die Seite gestellt bekäme. Dies hätte<br />
direkt zwei Vorteile. Zum einen würde<br />
das Wissen des erfahrenen Trainers im<br />
System bleiben und nicht mit seinem<br />
Ausscheiden verloren gehen. Zum anderen<br />
bekommt der Nachwuchscoach<br />
eine Idee davon, was alles auf ihn zukommen<br />
wird und hat somit eine direkte<br />
Vorstellung davon, worauf er alles<br />
aufpassen muss und kann diese auf<br />
seine individuelle Situation anpassen.<br />
Das Mentoring stellt einen Ansatz der<br />
Nachwuchsförderung dar, der in der<br />
freien Wirtschaft bereits etabliert ist.<br />
Fazit<br />
Ein Trainer im Elitebereich muss delegieren<br />
können. Wenn er alles alleine<br />
macht, kommt er schnell in eine<br />
Überforderungssituation. Als Basis für<br />
den Erfolg ist ein intaktes und qualitatives<br />
Funktionsteam notwendig. Es ist<br />
die Aufgabe des Cheftrainers dieses<br />
zu führen, das Ausführen der Arbeiten<br />
in seinem Sinne zu überprüfen und<br />
sich Informationen dosiert zuspielen<br />
zu lassen. Des weiteren ist ein gutes<br />
Netzwerk zu allen Berufsgruppen im<br />
Fußball von großem Vorteil. Zum einen<br />
für das Wohl der Mannschaft oder des<br />
Vereins, aber auch als Absicherung für<br />
die eigene Existenz. Viele Nachwuchstrainer<br />
sollten sich nicht zu sehr auf<br />
das schnelle Absolvieren der einzelnen<br />
Trainerlizenzen fokussieren, sondern<br />
sich auch Phasen einplanen, in denen<br />
Herangehensweisen ausprobiert werden<br />
können. Bei allem was der Trainer<br />
macht – im Grundsatz geht es immer<br />
um Fußball. Dabei sollte er die Lehrerfunktion<br />
einnehmen. Es ist seine<br />
Aufgabe, die Informationen so aufzubereiten,<br />
dass sie die Spieler schnellstmöglich<br />
umsetzen können. In einer Art<br />
und Weise, die von Respekt und Demut<br />
geprägt ist. Und ab und zu kann eine<br />
Portion Humor, sowie die nötige Distanz<br />
zum Gesamtbild Fußball nur von<br />
Vorteil sein.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 29
FC Bayern München<br />
Trainerteam<br />
<strong>Sport</strong>direktor<br />
Cheftrainer<br />
Niko Kovac<br />
Teammanagerin<br />
© UEFA<br />
Hasan Salihamidzic<br />
Kathleen Krüger<br />
Wissenschaftlicher Leiter<br />
& Leiter Fitness<br />
Holger Broich<br />
Co-Trainer<br />
Robert Kovac<br />
Hansi Flick<br />
Pressesprecher<br />
Dieter Nickles<br />
© pixabay<br />
Ärzte-Team<br />
Hans-Wilhelm<br />
Müller-Wohlfahrt, Leiter<br />
Peter Ueblacker<br />
Torwarttrainer<br />
Toni Tapalovic<br />
Fitness- und Rehatrainer<br />
Zeugwarte<br />
Thomas Reschke<br />
Lawrence Aimable<br />
Sebastian Pflügler<br />
Jochen Hahne<br />
Thomas Wilhelmi<br />
Frank Jeremies<br />
Peter Schlösser<br />
Internist, Kardiologe<br />
Busfahrer<br />
Roland Schmidt<br />
Spiel-Analysten<br />
Michael Lauerbach<br />
Michael Niemeyer, Leiter<br />
Armin Kriz<br />
Physiotherapie<br />
Helmut Erhard, Leiter<br />
Gerry Hoffmann, stellv. Leiter<br />
Vitus Angerer<br />
Michael Cuper<br />
Maximilian Schwab<br />
Gianni Bianchi<br />
Christian Huhn<br />
Stephan Weickert<br />
Florian Brandner<br />
30 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Der Trainer<br />
Der wichtigste Mann,<br />
aber auch das<br />
schwächste Glied im Verein<br />
© rafikovayana<br />
Im modernen Fußball sind Trainer so etwas wie die neuen Spieler -<br />
sie werden gescoutet, gezielt weiterentwickelt und es kommt vor,<br />
dass man für sie Ablöse bezahlt.<br />
Sie sind zwar Kopf der Mannschaft, aber bleibt der sportliche<br />
Erfolg aus, sind sie das erste Element, das ausgetauscht wird.<br />
Von Dominique Taboga<br />
In den Neunzigerjahren und um die<br />
Jahrtausendwende gab es die Möglichkeit,<br />
aus einem Pool an immergleichen<br />
Trainern zu wählen. Heutzutage<br />
ist das Angebot auf dem modernen<br />
Trainermarkt üppiger und das Finden<br />
des richtigen Mannes komplizierter.<br />
Deshalb gehen Klubs, wie sonst eigentlich<br />
nur bei Spielern vor und scouten<br />
Trainer. Dies hat damit zu tun, dass<br />
die Figur des Trainers seit ein paar Jahren<br />
stark aufgewertet worden ist. Lange<br />
hatte man sich darauf konzentriert,<br />
talentierte Spieler, wenn nötig an den<br />
entlegensten Orten und in sehr jungen<br />
Jahren, zu finden und sie zu hochpreisigen<br />
Profis zu entwickeln. Man hatte<br />
dafür allerorts Scoutingabteilungen<br />
inklusive datenbasierter Analysemöglichkeiten<br />
aufgebaut und ein Netzwerk<br />
von Beobachtern über den Globus gespannt.<br />
Jetzt wenden sich Vereine verstärkt<br />
den Trainern zu.<br />
Die Vereine und Verbände haben<br />
erkannt, dass der Trainer der entscheidende<br />
Faktor ist und sie daher<br />
auch in diesem Bereich investieren<br />
müssen. Denn bessere Trainer bedeuten<br />
bessere Spieler und die erhöhen die<br />
Wahrscheinlichkeit auf Erfolg bei den<br />
Mannschaften. Daher haben die Trainerausbildner<br />
erkannt, dass es nicht<br />
nur bei den Spielern eine Ausbildungsreform<br />
benötigt, sondern auch bei den<br />
Trainern. Neben den vorhandenen<br />
Coaches, die an das digitale Zeitalter<br />
angepasst und weitergefördert werden,<br />
sollen neue Trainertalente gefunden<br />
werden. Diese besonderen Talente<br />
erkennt man an einem bestimmten Katalog<br />
an Kompetenzen: die fachlichen,<br />
sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.<br />
Trotzdem bleibt die entscheidende<br />
Fähigkeit eines guten Trainers, dass er<br />
immer Lösungen für unterschiedliche<br />
Probleme parat hat.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 31
In Deutschland ist die TSG Hoffenheim<br />
Vorreiter auf dem Gebiet Trainerscouting:<br />
Um in Hoffenheim wettbewerbsfähig<br />
zu sein, mussten sie nicht nur den<br />
Weg der Digitalisierung im Trainingsbetrieb<br />
einschlagen. Sie haben vor einigen<br />
Jahren angefangen, das, was sie<br />
auch bei den Spielern tun, auf Trainer<br />
anzuwenden. Sie haben sich als Ziel<br />
gesetzt ihre Trainer für die eigenen<br />
Nachwuchsteams, aber auch für die<br />
Profimannschaft, selbst auszubilden.<br />
Dafür sucht der Verein überall nach<br />
Talenten und schult sie gezielt. Besonders<br />
gelungen ist das bei Julian Nagelsmann,<br />
der von der U17 bis zu den<br />
Profis herangeführt wurde. Und selbst<br />
als Nagelsmann seinen Weggang zu RB<br />
Leipzig bekannt gab, schaute sich die<br />
TSG auf der Suche nach einem Nachfolger<br />
im eigenen Portfolio um und<br />
fand dort Alfred Schreuder, der zwischen<br />
2015 und 2017 schon Co-Trainer<br />
des Hoffenheimer Profiteams war.<br />
Respektloser Umgang<br />
mit Trainern<br />
Von den vielen Ankündigungen,<br />
dem Trainer in Zukunft mehr Bedeutung<br />
zu schenken, hat man in der<br />
Saison 2018/19 in der Österreichischen<br />
und Deutschen Fußball-Bundesliga<br />
leider nur sehr wenig gesehen. In der<br />
Österreichischen Bundesliga waren es<br />
15 Trainerwechsel, während oder am<br />
Ende der abgelaufenen Saison. Der<br />
TSV Hartberg ist der einzige Verein,<br />
der seinen Coach Markus Schopp auch<br />
über die Saison hinaus beschäftigt. In<br />
Liga zwei waren es ebenfalls mehr als<br />
ein Dutzend Trainerwechsel. In beiden<br />
Deutschen Bundesligen wechselten<br />
die 36 Klubs ganze 40 Mal ihre Coaches.<br />
In der 1. Bundesliga wurden im<br />
Vorjahr neun Trainer vor die Tür gesetzt<br />
- in den vergangenen zehn Jahren<br />
insgesamt 101 Trainer. Im Schnitt<br />
also zehn pro Jahr. Der Bundesliga-Rekord<br />
stammt aus der Saison 2003/04,<br />
wo 14 Entlassungen stattgefunden<br />
haben.<br />
Dieser Vorgang wird in der Fußballwelt<br />
schwer kritisiert und oftmals<br />
wird die Erwartungshaltung der Vereinsführung<br />
und des Aufsichtsrates als<br />
Grund genannt. Aber dies geht darüber<br />
hinaus, da auch die Fans und die Presse<br />
eine große Rolle spielen. Wenn die Erwartungshaltung<br />
nicht übereinstimmt<br />
mit den Ergebnissen der Mannschaft,<br />
dann wird es ungemütlich. Gernot Zirngast,<br />
der Vorsitzende der Vereinigung<br />
der Fußballer sieht einen traurigen<br />
Trend: „Die Trainer sind das schwächste<br />
Glied, ihr Gehalt wird in der Tat immer<br />
mehr ein Schmerzensgeld.” Die Häufung<br />
in Österreich mag zum Teil Zufall<br />
sein, sie sei aber auch auf die Zwölferliga<br />
und die Halbierung der Punkte nach<br />
dem Grunddurchgang zurückzuführen.<br />
» Die Präsidenten und<br />
<strong>Sport</strong>direktoren wurden panisch,<br />
hielten dem öffentlichen Druck<br />
nicht stand. Die Geduld wurde<br />
abgeschafft, man schaute auf<br />
die kurzfristigen Ergebnisse. «<br />
Gernot Zirngast,<br />
Vorsitzender der Vereinigung<br />
der Fußballer<br />
© GEPA<br />
Die TSG Hoffenheim gilt als Vorreiter beim Trainerscouting: Auf Julian Nagelsmann folgte Alfred Schreuder aus den eigenen Reihen.<br />
© Uwe Gruen<br />
© GEPA<br />
32 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Der ehemalige Profifußballer würde<br />
auch gerne das Format aus Italien,<br />
wo ein Trainer innerhalb einer Saison<br />
nur einen Klub in der Serie A betreuen<br />
darf, in Österreich sehen, denn dies<br />
würde die Klubs zu mehr Geduld und<br />
Würde zwingen. „Der Wechsel von<br />
Dietmar Kühbauer von St. Pölten zu Rapid<br />
wäre also nicht möglich gewesen.“<br />
Und er wünscht sich, dass Funktionäre<br />
ihre Trainer schützen und nicht beim<br />
geringsten Gegenwind fallenlassen.<br />
In Deutschland wurde bei den schnellen<br />
Trainerwechseln ein gefährlicher<br />
Trend festgestellt. So hat man sogar im<br />
Erfolgsfall damit rechnen müssen, dass<br />
man in der neuen Saison nicht mehr auf<br />
der Trainerbank sitzt. So wurden Dieter<br />
Hecking (Borussia Mönchengladbach)<br />
und Bruno Labbadia (VFL Wolfsburg)<br />
trotz erfolgreicher Qualifikation für das<br />
europäische Geschäft vor die Tür gesetzt<br />
und durch zwei Trainer aus der<br />
Österreichischen Bundesliga, Marco<br />
Rose und Oliver Glasner, ersetzt. Selbst<br />
beim 1. FC Köln wurde Trainer Markus<br />
Anfang, obwohl er im Aufstiegsrennen<br />
den ersten Tabellenplatz fest im Griff<br />
Gernot Zirngast: »Gehalt als Schmerzensgeld«<br />
Trainer-Special<br />
© FUSSBALL KONGRESS<br />
© GEPA<br />
Marco Rose (o.) und Oliver Glasner (u.) ersetzten trotz<br />
erfolgreicher Qualifikation für das europäische Geschäft<br />
ihre Vorgänger bei Mönchengladbach und Wolfsburg.<br />
hatte, gefeuert. Vor allem der Umgang<br />
der Medien mit dem Menschen hinter<br />
dem Trainer, wurde scharf kritisiert.<br />
Als die Beendigung seiner Trainertätigkeit<br />
in Gladbach feststand, sagte<br />
Hecking in Richtung Medien: „Da<br />
solltet ihr euch auch mal hinterfragen,<br />
ob das uns Trainern gerecht wird,<br />
was da mit uns passiert. Ich finde das<br />
nicht gut. Dass man selbst im Erfolgsfall<br />
damit rechnen muss, entlassen zu<br />
werden, ist eine neue Ebene. Wie soll<br />
das weitergehen?“ In die selbe Richtung<br />
schlägt auch Bruno Labbadia: „Wir<br />
müssen beim gegenseitigen Umgang<br />
alle sehr aufpassen. Es stecken immer<br />
Menschen dahinter. Wir Trainer sind für<br />
euch wie Mülleimer.“ Selbst der FC Bayern<br />
München Trainer Niko Kovac, der<br />
trotz Gewinn des Doubles als heißer<br />
Kandidat für eine Entlassung galt, hat<br />
den Umgang mit den Trainer kritisiert.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 33
Trotz Double-Gewinn hat Niko Kovac keine Jobgarantie:<br />
»Es ist ein Ding der Unmöglichkeit«<br />
» Es ist ein Ding der<br />
Unmöglichkeit, dass man einen<br />
Trainer nach zwei Spieltagen in<br />
Frage stellt -<br />
egal, welche Ansprüche man<br />
hat. Man sollte versuchen,<br />
schon ein bisschen sachlich<br />
und fachlich an die Sache<br />
ranzugehen. «<br />
Niko Kovac,<br />
Trainer FC Bayern München<br />
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34 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
© ??? © Eintracht Frankfurt Pressestelle<br />
Vor allem im Vergleich zu den anderen<br />
Topligen sieht der Trainerberater<br />
Marc Kosicke, der unter anderem<br />
Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann<br />
berät, die deutsche Bundesliga kritisch:<br />
„Ich finde die Entwicklung, Führungspersönlichkeiten<br />
so schnell auszutauschen,<br />
dramatisch. Es ist schon<br />
bemerkenswert, wie wenig der Trainer<br />
mittlerweile noch zählt. Alle sagen, der<br />
Trainer ist der wichtigste Mann im Klub.<br />
Aber so wird er momentan nicht behandelt.<br />
Wenn es in Deutschland sportlich<br />
nicht läuft, bist du als Trainer gleich der<br />
Buhmann. In England oder Italien verliert<br />
man aber nie den Respekt vor dir.“<br />
Was bringt ein<br />
Trainerwechsel?<br />
» Es herrscht oftmals einfach sehr<br />
viel Nervosität und Hektik in<br />
diesem Geschäft.<br />
Dabei ist der Trainer weder im<br />
Erfolgsfall alleine dafür verantwortlich,<br />
noch im Misserfolgsfall.<br />
Um kontinuierlich arbeiten zu<br />
können, sei wichtig, dass man<br />
als Trainer die Rückendeckung<br />
von den Verantwortlichen im<br />
Verein hat. «<br />
Frank Schmidt,<br />
Trainer vom deutschen<br />
Zweitligisten 1. FC Heidenheim
Trainer-Special<br />
Schmidt ist seit zwölf Jahren Trainer<br />
der Heidenheimer und damit der<br />
dienstälteste Trainer im deutschen<br />
Profifußball.<br />
Der Übungsleiter ist das schwächste<br />
Glied und oft erster Leidtragender<br />
einer Negativserie. Der Trainer ist eine<br />
Person und da man natürlich nie den<br />
ganzen Kader auswechseln kann, trifft<br />
es ihn. Auch wenn er vielleicht in dem<br />
Moment gar nicht so viel falsch gemacht<br />
hat. Eine Frage, die Fußballfans<br />
immer wieder beschäftigt: Bringen<br />
Trainerwechsel überhaupt etwas?<br />
»Spezielle Art und Weise,<br />
Fußball zu spielen,<br />
fortführen«<br />
Mit dieser Frage haben sich schon<br />
viele auseinandergesetzt und<br />
Studien brachten ans Tageslicht, dass<br />
ein Trainerwechsel oftmals nur kurzfristig<br />
einen minimalen Effekt hat. In<br />
der Deutschen Bundesliga hatten im<br />
Vorjahr drei neue Trainer sogar einen<br />
schlechteren Punkteschnitt vorzuweisen<br />
wie ihr Vorgänger und lediglich nur<br />
drei Trainer haben den Tabellenplatz<br />
verbessert. Die Verantwortlichen hoffen<br />
auf einen sogenannten „psychologischen<br />
Effekt“ und die damit verbundenen<br />
Erfolge. Von besser kehrenden<br />
neuen Besen, von gelösten Blockaden<br />
und frischem Wind ist dann oft die<br />
Rede. Sobald man aber über einen Zeitraum<br />
von 15 oder 20 Spielen spricht, hat<br />
das keinen Effekt mehr, da die Spieler<br />
noch immer die gleichen sind. Selbstverständlich<br />
kommt mal einer rein und<br />
geht einer raus und es gibt immer neue<br />
Chancen, sich zu finden oder neue taktische<br />
Pläne umzusetzen. Aber nachhaltig<br />
ist das nicht. Anders sieht es aus,<br />
wenn die Probleme eher im Bereich<br />
der Motivation oder des Spielsystems<br />
zu suchen sind. In einem solchen Fall<br />
kann ein neuer Trainer, der die richtigen<br />
Schrauben dreht, sehr viel Gutes<br />
bewirken und das Ruder herumreißen.<br />
Erfolgreich wird es aber erst, wenn ein<br />
Trainer langfristig im Verein ist. Als<br />
positives Beispiel ist der SC Freiburg<br />
zu nennen. Die Breisgauer bezeichnen<br />
sich selbst als Ausbildungsverein,<br />
daher ist es gar nicht so wichtig,<br />
Von Dominique Taboga<br />
Nach welchen Kriterien haben Sie<br />
den Nachfolger für Marco Rose<br />
gesucht?<br />
Für uns war es wichtig, dass wir<br />
mit einem Trainer weiterarbeiten, der<br />
unsere spezielle Art und Weise, Fußball<br />
zu spielen, fortführt. Dazu gehören<br />
konkrete Vorgaben wie intensives<br />
Spiel gegen den Ball mit hohem Pressing<br />
und aktives Umschaltspiel.<br />
Was waren die entscheidenden<br />
Parameter für Jesse Marsch?<br />
Jesse Marsch ist ein Trainer, mit<br />
dem wir unseren eingeschlagenen<br />
Weg konsequent weitergehen. Seinen<br />
Werdegang und seine Entwicklung<br />
haben wir in den letzten Jahren<br />
intensiv verfolgt und waren immer<br />
wieder im Austausch. Sowohl fachlich,<br />
als auch menschlich sind wir<br />
restlos von ihm überzeugt.<br />
Gibt es in Ihrem Verein nicht nur ein<br />
Spielerscouting, sondern auch ein<br />
Trainerscouting?<br />
Natürlich verfolgen wir auch den<br />
Trainermarkt laufend und sehen uns<br />
die Arbeit und die Laufbahn verschiedenster<br />
Trainer an. Dieser Prozess ist<br />
mit dem Spielerscouting durchaus<br />
vergleichbar.<br />
© GEPA<br />
Christoph Freund<br />
<strong>Sport</strong>direktor<br />
FC Red Bull Salzburg<br />
INTERVIEW<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 35
ob man in der 1. oder 2. Bundesliga<br />
spielt. Daher ist die Streuung bei den<br />
Erwartungen sehr groß und der Trainer<br />
kann sich langfristig halten. Christian<br />
Streich ist daher schon mehr als<br />
siebeneinhalb Jahren im Amt. Zweiter<br />
in dieser Rangliste ist ebenso ein Trainer,<br />
der nicht in das Bild des heutigen<br />
Trainers passt. Obwohl der Trend<br />
spürbar zu den Frischen und Unverbrauchten,<br />
die Powerfußball versprechen<br />
und den Eindruck erwecken, als<br />
ob sie nichts lieber tun, als Talente zu<br />
entwickeln und den Zugang zu ihnen<br />
zu finden, geht, sitzt der 65-Jährige<br />
Friedhelm Funkel schon dreieinhalb<br />
Jahre auf der Trainerbank von<br />
Fortuna Düsseldorf. Im Jänner <strong>2019</strong><br />
wollten die Bosse ihm die Trennung<br />
zum Saisonende mitteilen. Nur mithilfe<br />
der Mannschaft, der Fans und<br />
der Medien hat er seine Versetzung<br />
in den Ruhestand vermieden und<br />
wehrt sich gegen den Glauben an die<br />
„Konzepttrainer”.<br />
» Haben ältere Trainer, so wie<br />
ich, etwa kein Konzept?<br />
Die Bäume der jungen Trainer<br />
wachsen auch nicht immer in<br />
den Himmel. «<br />
Friedhelm Funkel,<br />
Trainer Fortuna Düsseldorf<br />
Im Idealfall sollte sich die sportliche<br />
Leitung fragen, ob ein Trainerwechsel<br />
das richtige Mittel ist, um dem<br />
Misserfolg gegenzusteuern. Wichtiger<br />
Indikator dafür ist vor allem die<br />
Stimmung in der Mannschaft. Ist davon<br />
auszugehen, dass mit den derzeitigen<br />
Spielern das Ziel nicht mehr<br />
zu erreichen ist, dann sollte man auch<br />
von einem Trainerwechsel absehen.<br />
Aber leider muss der Vorstand sowie<br />
die sportliche Leitung in einer Krisensituation<br />
einfach beweisen, dass sie<br />
bereit sind, etwas zu unternehmen<br />
und der Trainer als schwächstes Glied<br />
muss seinen Platz räumen. Selbst<br />
in der Welt der <strong>Sport</strong>wetten haben<br />
die Trainerentlassungen einen fixen<br />
Punkt eingenommen. Fast schon traditionell<br />
finden Wetten vor dem Start<br />
einer Saison auf dieses schwächste<br />
Glied im Profi-Fußball statt. Vor allem<br />
die neuen Cheftrainer stehen oftmals<br />
im Ranking ganz oben. Liefern sie<br />
nicht sofort, kann es schnell brenzlig<br />
werden. Erst recht, wenn die Ansprüche<br />
ihres Arbeitgebers so hoch<br />
wie etwa auf Schalke oder bei den<br />
Gladbacher Fohlen sind. Dass sich Geduld<br />
mit einem neuen Trainer zu Beginn<br />
einer Saison dennoch auszahlen<br />
kann, hat in der letztjährigen Saison<br />
Eintracht Frankfurt bewiesen. Adi<br />
Hütter war neu bei den Hessen und<br />
nach dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal<br />
verlief auch der Bundesliga-Start<br />
nicht nach Wunsch. Die Folge daraus<br />
war, dass der Österreicher wochenlang<br />
als Wackelkandidat Nummer eins<br />
galt. Am Ende hat sich das Vertrauen<br />
der Eintracht dann aber doch bezahlt<br />
gemacht und die Frankfurter feierten<br />
mit dem Halbfinal-Einzug in der<br />
Europa League und Rang sieben in der<br />
Bundesliga eine erfolgreiche Saison.<br />
Toni Polster<br />
Ex-Profifußballer<br />
(u.a. FC Sevilla, Borussia<br />
Mönchengladbach<br />
und 1. FC Köln)<br />
Von Dominique Taboga<br />
Vier Meistertitel feierte Polster bereits<br />
mit dem SC Wiener Viktoria<br />
und stieg zuletzt als Stadtliga-Meister<br />
in die Regionalliga Ost auf. „So ein Ahnungsloser<br />
kann ich also nicht sein“,<br />
meint der 55-Jährige, der dem momentanen<br />
Trend im Fußball eher skeptisch<br />
gegenübersteht.<br />
© Christian Stemper<br />
Was haben Sie sich in ihrer Karriere<br />
immer von einem Trainer erwartet<br />
oder gewünscht?<br />
Von meinen Trainern habe ich immer<br />
erwartet, dass sie mich wie einen Erwachsenen<br />
behandeln. Es ist ja leider<br />
ein menschliches Problem, dass man<br />
den Druck, den man bekommt, an den<br />
nächsten weiter gibt. Das ist natürlich<br />
36 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
Beispiel Adi Hütter bei Frankfurt zeigt: Vertrauen zahlt sich aus.<br />
© GEPA
Trainer-Special<br />
»Irgendwo kommt immer<br />
ein neuer Schmäh daher«<br />
Der 95-fache österreichische Teamspieler und mit 44 Treffern<br />
Rekordtorschütze sieht sich nach wie vor als Fußballromantiker<br />
und gibt dem <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> einen Einblick in sein<br />
INTERVIEW<br />
Trainerleben beim SC Wiener Viktoria.<br />
nicht fördernd, denn da gibt der Trainer<br />
die Schuld immer an andere weiter und<br />
ein Spieler leidet darunter.<br />
Was hat sich in den Jahren seit Ihrer<br />
Profikarriere im Fußball geändert?<br />
Der Spieler genießt heutzutage eine<br />
Ganzkörperausbildung. Früher haben<br />
wir eher nur die Füße trainiert, jetzt<br />
sind die Spieler Athleten, die von oben<br />
bis unten vollkommen durchtrainiert<br />
sind. Von der Trainerseite her hat sich<br />
aus meiner Sicht nicht viel geändert.<br />
Es kommt halt immer wieder irgendwo<br />
ein neuer Schmäh her, auf den die<br />
Ahnungslosen reinfallen. Wenn einer<br />
erzählt, dass er ein Konzepttrainer ist<br />
und viermal pro Spiel die Taktik wechselt,<br />
finden es viele super. Für mich<br />
ist das ein ahnungsloser Trainer, weil<br />
ich als Trainer wissen sollte, wie meine<br />
Mannschaft spielen muss, um das<br />
Spiel zu gewinnen. Ich muss zwar auch<br />
manchmal die Taktik ändern, weil wir<br />
einem Rückstand nachlaufen, aber<br />
manche Trainer machen ihre gesamte<br />
Mannschaft narrisch, weil sie immer<br />
wechseln.<br />
Immer mehr Trainer ohne<br />
Spielerkarriere machen als Trainer<br />
Karriere. Sehen Sie hier eine<br />
Problematik, da die notwendige<br />
Erfahrung fehlt?<br />
Es ist sicher von Vorteil, wenn du früher<br />
mal selbst aktiv warst, da du die<br />
Situationen, in denen sich deine Spieler<br />
befinden, schon hundertmal erlebt<br />
hast und diesen Erfahrungsschatz dann<br />
auch weitergeben kannst. Da bist du<br />
dann auch glaubwürdiger. Aber auch<br />
Trainer ohne Spielerkarriere können<br />
erfolgreich sein. Keine Frage.<br />
Die technischen Hilfsmittel nehmen<br />
im Fußball stetig zu. Sehen Sie darin<br />
eine gefährliche Entwicklung?<br />
Es ist auf jeden Fall wichtig im medizinischen<br />
Bereich die Spieler top<br />
zu versorgen und Daten zu sammeln.<br />
Aber ich glaube nicht, dass es notwendig<br />
ist, jeden Tag im Training Unmengen<br />
an Daten zu sammeln, die dann eh<br />
keiner auslesen kann, da die Leute dafür<br />
meistens fehlen. Weiterhin glaube<br />
ich, dass ein Spieler, der acht Kilometer<br />
mit Hirn läuft, immer noch gescheiter<br />
ist, wie ein Spieler, der 13 Kilometer<br />
ohne Hirn und ohne jeglichen Fußballverstand<br />
läuft.<br />
Sie als ehemaliger Weltklassespieler<br />
haben nur eine kurze Chance bei<br />
Admira Wacker in der Bundesliga<br />
erhalten. Andreas Herzog bekam im<br />
eigenen Land nie eine Chance. Was<br />
sind die Gründe dafür?<br />
Den Bundesligajob habe ich für mich<br />
persönlich abgehakt. Der Prophet im<br />
eigenen Land zählt einfach nichts.<br />
In Österreich ist das noch viel ausgeprägter.<br />
Es wird auch nicht nach Qualität<br />
gefragt, sondern am Ende nimmt<br />
man immer den, der nichts kostet. In<br />
Österreich ist das gang und gäbe. In<br />
der Kunst ist es ein Qualitätsbeweis,<br />
wenn man sein Studium bei den Besten<br />
gemacht hat. Eine Auszeichnung.<br />
Im österreichischen Fußball ist genau<br />
das Gegenteil der Fall. Man greift immer<br />
auf die billigste Lösung und zumeist<br />
auf die Lösung, die keine Widerworte<br />
gibt.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 37
»Erfolg kann weit<br />
mehr umfassen<br />
als drei Punkte«<br />
Der 50-jährige Deutsche ist seit 2004<br />
DFB-Fußballlehrer und schrieb mehrere<br />
Fußballtaktik- und Trainerhandbücher.<br />
© Köllner<br />
INTERVIEW<br />
Von Dominique Taboga<br />
Michael Köllner war von 2002 bis<br />
2014 DFB-Koordinator für Talentförderung.<br />
Im März 2017 übernahm er<br />
den Trainerposten beim Zweitligisten 1.<br />
FC Nürnberg und stieg in der darauffolgenden<br />
Saison 2017/18 mit dem Klub in<br />
die Fußball-Bundesliga auf. Dem <strong>Sport</strong><br />
<strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> gab er einen tiefen<br />
und interessanten Einblick in das Trainergeschäft,<br />
in das er nach seiner Beurlaubung<br />
im Februar <strong>2019</strong>, wieder zurückkehren<br />
möchte.<br />
Wie wird ein Trainer in Deutschland<br />
gesehen? Wie ist der Stellenwert<br />
eines Trainers in Deutschland?<br />
Grundsätzlich hat der Cheftrainer<br />
eine ganz zentrale Position in einem<br />
Fußballverein. Er ist eine Führungskraft,<br />
die viel Verantwortung trägt.<br />
Tag für Tag arbeitet er gemeinsam mit<br />
seinem Staff mit den Spielern, entwickelt<br />
den Kader weiter und ist somit<br />
eine Art Architekt des Erfolges. Zudem<br />
repräsentiert er den Klub nach außen.<br />
Demnach wird ein Trainer in Deutschland<br />
im Erfolgsfall zunächst einmal<br />
intern wie extern positiv wahrgenommen.<br />
Bei der externen Wahrnehmung<br />
kommt es allerdings auch ein Stück<br />
weit auf den Verein und dessen Verwurzelung<br />
in der jeweiligen Region<br />
an. Denn der Stellenwert des Trainers<br />
wird neben dem sportlichen Erfolg<br />
durchaus auch am Standing des Klubs<br />
gemessen.<br />
Im Zusammenspiel mit den Verbänden<br />
ist es interessant, dass die Trainer<br />
in Deutschland zuletzt bei so einschneidenden<br />
Entscheidungen, wie<br />
der Einführung des Videobeweises,<br />
oder der gelben und roten Karten für<br />
Trainer, erst im Nachhinein informiert<br />
wurden. Da würde ich mir schon mehr<br />
Zusammenspiel wünschen.<br />
Nimmt die Funktion des <strong>Sport</strong>direktors<br />
bereits eine wichtigere<br />
Rolle ein als die des Trainers?<br />
Das variiert von Verein zu Verein. Sicherlich<br />
ist der <strong>Sport</strong>direktor eine größere<br />
Konstante innerhalb eines Klubs<br />
als ein Trainer. Er ist ein sehr wichtiger<br />
Faktor, weil er übergeordnet die Richtung<br />
vorgibt. Natürlich wäre es wünschenswert,<br />
dass beide Positionen –<br />
Trainer und <strong>Sport</strong>direktor – eine hohe<br />
Kontinuität hätten, weil Vereine dadurch<br />
stabiler und somit folglich auch<br />
erfolgreicher werden würden.<br />
Werden die Spieler wichtiger als der<br />
Trainer gesehen?<br />
Das ist ein schwieriges Thema. Es<br />
kommt darauf an, welche Kriterien<br />
man zur Beantwortung dieser Frage<br />
zugrunde legt. Denn auf der einen Seite<br />
schreibt man den Trainern zu, dass sie<br />
der ausschlaggebende Faktor für Erfolg<br />
oder Misserfolg ihrer Mannschaft<br />
sind. Auf der anderen Seite gestaltet<br />
sich das Gehaltsgefüge so, dass Spieler<br />
nicht selten deutlich mehr verdienen<br />
als Trainer. Was ist nun ausschlaggebend<br />
für die Beurteilung der Bedeutung<br />
der Protagonisten? Das lässt sich<br />
aus meiner Sicht nicht abschließend<br />
beantworten.<br />
Michael Köllner<br />
Profifußballtrainer<br />
(u.a. 1.FC Nürnberg<br />
und DFB-Jugend)<br />
38 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Werden Trainer zu schnell entlassen?<br />
Sollte ein Trainer deshalb kein<br />
langfristiges Konzept mehr haben?<br />
Auch das differiert je nach Verein.<br />
Einige Klubs sind sicherlich an einem<br />
langfristigen Konzept interessiert, weil<br />
Nachhaltigkeit ihre einzige realistische<br />
Erfolgschance ist. Andere können sich<br />
den kurzfristigen Erfolg im wahrsten<br />
Sinne des Wortes (er)kaufen. Dort wird<br />
der Trainer dann aber dementsprechend<br />
eher ausgewechselt. Am Ende<br />
wäre sicherlich auch in solchen Vereinen<br />
eine Langfristigkeit schön, aber<br />
oft steht der Erfolg in Form von kurzfristigen<br />
Resultaten über allem.<br />
Sollte an einem Trainer auch bei<br />
Misserfolg festgehalten werden,<br />
um ein langfristiges Ziel verfolgen<br />
zu können?<br />
Zunächst einmal ist wichtig, dass die<br />
Verantwortlichen festlegen, wie sie Erfolg<br />
und Misserfolg definieren wollen.<br />
Erfolg kann ja weit mehr umfassen als<br />
drei Punkte am Wochenende. Es kann<br />
zum Beispiel als Erfolg gewertet werden,<br />
einen Verein in einer bestimmten<br />
Liga zu etablieren, ihn wirtschaftlich<br />
so aufzustellen, dass er langfristig gesund<br />
und stabil bleibt. Auch, dass ein<br />
Trainer vorrangig junge Spieler einbaut<br />
oder die Spielweise verändert.<br />
Da gibt es zahlreiche Variablen, die<br />
eine Rolle spielen können. Erst wenn<br />
die entsprechenden Parameter festgelegt<br />
sind, kann man sagen, ob man an<br />
einem Trainer festhalten möchte oder<br />
nicht, weil man Erfolg dadurch messbar<br />
macht.<br />
»Oft steht der Erfolg über allem«<br />
land wirkt sich durch die TV-Gelder<br />
jede Tabellenplatzierung am Saisonende<br />
monetär aus. Vereine planen mit<br />
Platzierungen und dementsprechend<br />
mit Geldern. So kann es vorkommen,<br />
dass es intern jede Woche Thema ist,<br />
was ein Abrutschen in der Tabelle um<br />
ein bis zwei Plätze für einen Verlust<br />
bedeutet, oder welchen Gewinn es<br />
bringen würde, wenn man zwei oder<br />
drei Plätze nach oben klettert. Das ist<br />
eigentlich eine paradoxe Sichtweise,<br />
weil es ja anders als in DAX-Konzernen<br />
ist, wo jede Woche abgerechnet wird.<br />
Im Fußball ist erst die Platzierung nach<br />
dem letzten Spieltag entscheidend.<br />
Nichtsdestotrotz kommt es aufgrund<br />
dieser Sichtweisen zu Reaktionen, die<br />
sich dann auch in Entlassungen niederschlagen.<br />
In England ist der Trainer zugleich<br />
<strong>Sport</strong>direktor. Wie stehen Sie zu<br />
diesem Konzept?<br />
Könnten damit Konflikte innerhalb<br />
des Vereins vermieden werden?<br />
Oder ist dieses Modell in Deutschland<br />
nicht durchführbar?<br />
Ob das englische Konzept in Deutschland<br />
wünschenswert beziehungsweise<br />
© Köllner<br />
Worin sehen Sie die Gründe für zu<br />
schnelle Entlassungen?<br />
Das lässt sich jetzt nicht so im Rundumschlag<br />
sagen, aber es sind oft Entscheidungen,<br />
die etwas irrational getroffen<br />
werden. Grundsätzlich gilt:<br />
In der Bundesliga und in der Zweiten<br />
Liga in Deutschland ist sehr viel Geld<br />
im Spiel, auch wenn wir uns natürlich<br />
nicht in solchen Dimensionen bewegen<br />
wie in England. Doch auch in Deutsch-<br />
»Vereine planen mit Platzierungen<br />
und damit mit Geldern«<br />
© Köllner<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 39
durchführbar wäre, vermag ich nicht<br />
vollumfänglich zu beurteilen. Eine<br />
solche Struktur muss immer auch zur<br />
Kultur des jeweiligen Landes passen.<br />
In Deutschland oder auch in anderen<br />
Ländern ist man bislang gut damit gefahren,<br />
diese Posten nicht in Personalunion<br />
zu vergeben. Vereine fühlen sich<br />
gut aufgestellt, wenn die Verantwortung<br />
auf mehreren Schultern verteilt<br />
wird, weil es sich bewährt hat. Dieses<br />
Modell hat natürlich den großen Vorteil,<br />
dass sich eine gesunde Diskussionskultur<br />
entwickeln kann, die viel<br />
Substanz in die Angelegenheiten bringen<br />
und damit top Entscheidungen begünstigen<br />
kann.<br />
Was das Konfliktpotenzial betrifft,<br />
ist wohl in allen Unternehmen eine<br />
schlanke Struktur erfolgversprechend.<br />
Das heißt aber nicht, dass man alle<br />
Kompetenzen auf einer Position vereinen<br />
muss.<br />
Sollte bei Misserfolg nicht nur der<br />
Trainer gehen müssen, sondern auch<br />
der sportliche Leiter?<br />
Wie vorhin schon gesagt – erst wenn<br />
man Erfolg und Misserfolg klar definiert,<br />
kann man am Ende seriös bewerten,<br />
wer die Verantwortung trägt,<br />
wenn es nicht so läuft, wie man sich<br />
das vorgestellt hat. Verantwortungsbereiche<br />
lassen sich auf Grundlage<br />
einer genauen Definition dessen, was<br />
man durch welche Maßnahmen in<br />
welchem Zeitraum erreichen möchte,<br />
bestimmen. Die Details müssen klar<br />
ausdifferenziert werden, um nicht ausschließlich<br />
vom Ergebnis am Wochenende<br />
abhängig zu sein. Es darf nicht<br />
so sein, dass ein 1:0-Sieg oder eine<br />
0:1-Niederlage die einzigen Parameter<br />
dafür sind, den Daumen zu heben oder<br />
zu senken.<br />
Ist das Aufgabengebiet für einen<br />
einzelnen Trainer überhaupt<br />
machbar? Benötigt es mehrere<br />
Fachmänner im Trainerstab?<br />
Das Aufgabengebiet ist insgesamt<br />
sehr komplex. Daher muss man einen<br />
gut aufgestellten Trainerstab haben,<br />
in dem jeder auf seinem Fachgebiet<br />
ein Top-Experte ist. Der Chef-Trainer<br />
ist dann am Ende derjenige, der<br />
alles zusammenführt, sich aus den<br />
unterschiedlichen Bereichen die Expertise<br />
holt und auf dieser Grundlage<br />
seine Entscheidungen trifft.<br />
Es ist wichtig, dass man hochqualifizierte,<br />
gute Leute um sich herum<br />
hat, um den bestmöglichen Erfolg zu<br />
erzielen.<br />
Was muss ein moderner Trainer<br />
alles können?<br />
Welche Aufgabengebiete gibt es?<br />
Was ist das Anforderungsprofil?<br />
Trainer haben inzwischen sehr vielfältige<br />
Aufgaben. Wie früher gibt es die<br />
klassischen Bereiche Athletik- und Torwarttraining.<br />
Außerdem spielen auch<br />
Prävention und Leistungsdiagnostik<br />
eine immer wichtigere Rolle. Hinzu<br />
kommen noch alle Themen rund um<br />
Daten, die vorrangig für die Leistungsdiagnostik<br />
und Leistungsoptimierung<br />
herangezogen werden. Darüber hinaus<br />
gehört auch all das dazu, was aus der<br />
Gegnerbeobachtung und der Beobachtung<br />
der eigenen Mannschaft ins individuelle<br />
Training, ins Training mit kleinen<br />
Gruppen oder in die Analyse fürs<br />
kommende Spiel einfließen kann. In<br />
der Vergangenheit wurden diese Themengebiete<br />
von einem kleinen Personenkreis<br />
bewältigt, zunehmend setzt<br />
man im Fußball auf Spezialisten. Je<br />
nach Anforderungen des Vereins kann<br />
man die Aufgaben somit entweder von<br />
einem kleinen Stab ausführen lassen,<br />
oder man kann für jeden Bereich einen<br />
Trainer beziehungsweise Spezialisten<br />
einsetzen. Je größer der Staff ist, desto<br />
komplexer ist es, ihn zu führen. Mit zunehmender<br />
Mitarbeiterzahl wächst die<br />
»Hochqualifizierte und gute Leute für den bestmöglichen Erfolg«<br />
© Köllner<br />
40 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Anforderung an den Chef-Coach.<br />
Ein entscheidender Faktor in meiner<br />
Herangehensweise ist, möglichst jede<br />
Minute effektiv zu nutzen. Das gelingt,<br />
wenn alles bis ins Detail vorbereitet<br />
ist, die Trainingseinheiten durchdacht<br />
und genau geplant sind, um auch hier<br />
jede Minute effektiv zu nutzen - ohne<br />
Standzeiten und Leerlauf. Gleiches erwarte<br />
ich folglich auch von meinem<br />
Team.<br />
Wie sieht eine Trainingsgestaltung<br />
bei Ihnen aus?<br />
Es ist wichtig, an den eigenen Stärken,<br />
„an“ der Mannschaft und mit jedem<br />
einzelnen Spieler zu arbeiten. Das<br />
geht bis in den technischen und individualtaktischen<br />
Bereich. Wie komplex<br />
eine Woche sein kann, sieht man bereits,<br />
wenn man mit viel individuellem<br />
Training und Positionstraining die spezielle<br />
Technik – also die Spiel- und die<br />
Basistechnik – schult.<br />
In der Trainingsgestaltung ist es zudem<br />
wichtig, dass man seinen Staff als<br />
Chef-Trainer mit einbezieht. Es macht<br />
Sinn, dass in Teilen des Trainings in<br />
Gruppen gearbeitet wird und jeder Spezialist<br />
aus dem Staff seine Rolle ausleben<br />
kann. Sonst bräuchte man keinen<br />
großen Trainerstab. Entscheidend ist<br />
jedoch vor allem ein roter Faden, der<br />
sich durch die gesamte Saison zieht, um<br />
die Spieler, ergo jeden einzelnen, und<br />
damit auch die Mannschaft mit einem<br />
klaren Konzept weiterzuentwickeln.<br />
»Technische Hilfsmittel<br />
© Köllner<br />
sind überragend«<br />
und damit das Bedürfnis, Informationen<br />
zu erhalten. Darüber hinaus werden<br />
Trainer zunehmend auch vermehrt<br />
in die Betreuung beziehungsweise in<br />
die Gewinnung von Sponsoren eingebunden.<br />
Wie nahezu alles im Leben<br />
befindet sich auch der Trainerjob in<br />
einem steten Wandel. Doch eins bleibt<br />
konstant: Wer sich als Coach und fachlicher<br />
Inspirator versteht, ist auf dem<br />
besten Wege, seine Mannschaft für die<br />
gemeinsame Sache zu gewinnen. Eine<br />
moderne Führungskultur lässt sich nur<br />
durch vorbildliches Handeln etablieren.<br />
Wie stehen Sie zu technischen<br />
Hilfsmitteln? Kann man ohne noch<br />
erfolgreich sein?<br />
Technische Hilfsmittel sind überragend<br />
für die Arbeit. Es ist wichtig, dass<br />
man diese nutzt, denn ohne sie ist es<br />
ungleich schwieriger, erfolgreich zu sein.<br />
Der FUSSBALL KONGRESS in Bern war für<br />
mich eine gute Bühne, um Neuerungen<br />
kennenzulernen. Den Vorsprung, den einem<br />
technische Hilfsmittel verschaffen,<br />
sollte man clever nutzen. Wenn einem<br />
das gelingt, ist man gut aufgestellt. Zum<br />
einen verlangt das ein Spieler und zum<br />
anderen hat das etwas mit Professionalität<br />
zu tun. Wenn man sich auch in diesem<br />
Bereich professionell aufstellt, ist<br />
es möglich, vor allem langfristig erfolgreich<br />
zu sein. Dabei denke ich an Daten<br />
aus der Videoanalyse, der Leistungsdiagnostik<br />
oder auch an psychologische<br />
Parameter. Außerdem kann man dem<br />
Spieler eine höhere Leistungsfähigkeit<br />
über Ernährung, Schlaf etc. ermöglichen.<br />
All das geht ohne technische Hilfsmittel<br />
nicht mehr. Veränderung und Entwicklung<br />
sind im Leben die einzigen Konstanten.<br />
Wer in Zukunft erfolgreich sein<br />
will, braucht die Fähigkeit und Bereitschaft,<br />
sich auf ergebnisoffene Prozesse<br />
einzulassen, stets Neues zuzulassen und<br />
sich das Neue zunutze zu machen.<br />
Wie hat sich das Trainergeschäft in<br />
den letzten Jahren verändert?<br />
Insgesamt wird der Fußball auf Basis<br />
der technischen Möglichkeiten viel detaillierter<br />
betrachtet. Es gibt zahlreiche<br />
Analysen, viele Statistiken, die in einer<br />
differenzierten Auswertung münden.<br />
Die Auswertung wirkt sich wiederum<br />
aufs Training aus. Außerdem hat sich<br />
das Trainergeschäft durch den großen<br />
medialen Fokus verändert. Zum einen<br />
sind die sozialen Medien dazugekommen,<br />
zum anderen gibt es zum Beispiel<br />
24-Stunden-Sendungen über Fußball<br />
»Moderne Führungskultur durch vorbildliches Handeln«<br />
© Köllner<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 41
Trainerausbildung in Österreich<br />
Junge, aufstrebende Trainer, wie Julian Nagelsmann in Deutschland,<br />
© GEPA<br />
sollen künftig auch in Österreich eine größere Chance erhalten.<br />
Der Zugang zu den höchsten Trainerkursen für Interessenten,<br />
die selbst nicht aktiv Profifußball gespielt haben, wird in Zukunft<br />
erleichtert und die Leitung der Trainerausbildung erneuert.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Der Österreichische Fußball-Bund<br />
und seine ordentlichen Mitglieder<br />
haben die Voraussetzungen für eine<br />
zielführende Trainerausbildung zu<br />
schaffen. Um eine solide Ausbildung,<br />
eine kontinuierliche Fortbildung sowie<br />
die notwendige Kontrolle der Tätigkeit<br />
der von den Landesverbänden und der<br />
Bundesliga sowie in deren Vereinen<br />
beschäftigten Trainern zu gewährleisten,<br />
wurde eine Trainerordnung erlassen.<br />
Der Fokus in der Traineraus- und<br />
–fortbildung liegt am „reality based<br />
learning“ (realitätsnahes Lernen). Um<br />
eine qualitative Weiterentwicklung der<br />
Trainerausbildung gewährleisten zu<br />
können, soll diese Lehrmethode Einzug<br />
quer durch alle Kurse erhalten.<br />
„Kein Fußballtraining<br />
ohne ausgebildeten<br />
Fußballtrainer“<br />
Seit 2013 werden Lehrgänge zum<br />
Erwerb des UEFA-B-Diploms von<br />
den Landesverbänden in Kooperation<br />
mit den Bundessportakademien Graz,<br />
Innsbruck, Linz und Wien durchgeführt.<br />
Für dieses Diplom wurde 2014 ein<br />
eigener Lehrgang für Berufsspieler<br />
zum Erwerb des UEFA-B-Diploms<br />
abgehalten. Dieser Kurs ermöglicht<br />
ehemaligen A-Teamspielern und Bundesligaspielern<br />
bei Erfüllung gewisser<br />
Voraussetzungen direkt in diese Ausbildung<br />
einzusteigen.<br />
Ebenfalls seit 2014 wird eine eigene<br />
Ausbildungsschiene mit speziellen<br />
Kursen für Nachwuchstrainer – Junioren-B-Diplom<br />
und UEFA-Elite-Junioren-A-Diplom<br />
– angeboten. Eine Aufnahme<br />
in den UEFA Elite Junioren<br />
A-Kurs ist nur nach Absolvierung das<br />
UEFA A-Diploms möglich. Für Landesverbände<br />
gibt es seit 2015 die Möglichkeit<br />
vor dem Kindertrainer Diplom<br />
einen eintägigen Kurs durchzuführen<br />
(Kinderbetreuer). Die Teilnehmer sollen<br />
dadurch motiviert werden mit der<br />
Trainerausbildung zu beginnen.<br />
Die Anzahl der Unterrichtseinheiten<br />
in der Ausbildung zum<br />
UEFA-Pro-Diplom wurde von 250 auf<br />
400 Lehreinheiten deutlich angehoben<br />
und entspricht somit den internationalen<br />
Erfordernissen auf höchster Ebene.<br />
42 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Das Aufnahmeverfahren für den Kurs<br />
zur UEFA-Pro-Lizenz, der höchsten<br />
Trainerausbildung, die zum Coachen in<br />
der Bundesliga berechtigt, hat in der<br />
Vergangenheit für viel Diskussionsstoff<br />
gesorgt. Bei den Kriterien zur Aufnahme<br />
in den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs wurde<br />
ein Punktesystem entwickelt, bei dem<br />
etwa für eine Karriere mit 40 oder mehr<br />
Länderspiel-Einsätzen 20 Punkte vergeben<br />
wurden. Im Vergleich dazu gab<br />
es für ein abgeschlossenes Studium der<br />
<strong>Sport</strong>wissenschaften nur zwei Punkte.<br />
Zugang für<br />
Nicht-Profispieler<br />
erleichtert<br />
Der ÖFB hat auf die Kritik aus der<br />
Trainerbranche reagiert und hat Peter<br />
Schöttel zur Aufgabe gesetzt, diese<br />
Aufnahmekriterien zu ändern. Als erste<br />
Konsequenz hat er den Damen-Nationaltrainer<br />
Dominik Thalhammer als<br />
Leiter der Trainerausbildung installiert<br />
und durch diese Zusammenarbeit<br />
werden neue Bestimmungen mit dem<br />
2020 beginnenden Lehrgang in Kraft<br />
treten. „Die Gewichtung der Teilbereiche<br />
soll angepasst werden, um auch<br />
talentierten Bewerbern ohne langjährige<br />
Profi-Spielerkarriere den Zugang<br />
zur Ausbildung zu erleichtern. Gleichzeitig<br />
soll es zu keiner Benachteiligung<br />
von Ex-Profis kommen. Es gibt nur gute<br />
oder schlechte Trainer“, heißt es seitens<br />
des ÖFB. „Uns geht es darum, die<br />
besten Trainer nach oben zu bringen<br />
und nicht die besten Kicker unter den<br />
Trainern.“<br />
Die Veränderung werden bei der<br />
Pro-Lizenz beginnen und sollen in<br />
Zukunft aber auch in die unteren Ausbildungen<br />
getragen werden, denn laut<br />
Schöttel gibt es genug Trainer, die sich<br />
im Nachwuchs Schritt für Schritt hoch-<br />
Trainer-Special<br />
gedient haben, aber dann aufgrund<br />
des Punktesystems angestanden sind<br />
und nicht in den nächsthöheren Kurs<br />
gekommen sind. Die Spielerkarriere<br />
wird in Zukunft, früher waren es 25,<br />
nur mehr zwölf Prozent der Bewertung<br />
einnehmen und die bisherige<br />
Trainer-Karriere wird wichtiger werden.<br />
Durch verschiedene Aufgabenstellungen<br />
kann festgestellt werden,<br />
wie jemand an die Sache herangeht,<br />
wie strukturiert er ist, welche Fähigkeiten<br />
er schon hat und welches<br />
Potenzial in ihm schlummert. Es soll<br />
mehr an den individuellen Kompetenzen<br />
jedes Einzelnen gearbeitet werden.<br />
Denn laut ÖFB ist es eine Rechnung:<br />
Je besser die Trainer ausgebildet<br />
sind, desto bessere Spieler sollten unter<br />
dem Strich irgendwann einmal<br />
herauskommen.<br />
© ÖFB<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 43
»Alle sollten die gleiche<br />
Chance bekommen«<br />
Der 49-jährige Dominik Thalhammer ist seit<br />
2011 Teamchef des österreichischen Frauen-<br />
Nationalteams.<br />
© UEFA<br />
INTERVIEW<br />
Von Dominique Taboga<br />
Im Dezember 2017 bestellte der ÖFB<br />
den Wiener zum Gesamtleiter der österreichischen<br />
Traineraus- und -fortbildung,<br />
die er umgestaltet hat. In diesen<br />
fast zwei Jahren erlebte er die heimische<br />
Bundesliga als Trainer-Friedhof.<br />
Wir haben mit Österreichs obersten<br />
Trainer-Ausbilder über seine Aufgabenbereiche,<br />
Herausforderungen im<br />
Trainerdasein, Digitalisierung und die<br />
UEFA gesprochen.<br />
Welche Aufgaben haben Sie als Leiter<br />
der Trainerausbildung?<br />
Es geht einerseits um die Ausbildung<br />
und andererseits um die Fortbildung<br />
der Trainer. Es gibt in der Ausbildung ein<br />
klarstrukturiertes System, welche Ausbildungsstufen<br />
man vom Kindertrainer<br />
bis zum Pro-Lizenz-Trainer durchlaufen<br />
muss. Seit einem Jahr sind wir jetzt auch<br />
dabei, alles neu anzudenken und neue<br />
Wege zu gehen. Vor allem in der letzten<br />
Stufe wollen wir individualisieren und<br />
kompetenzorientiert arbeiten, sodass<br />
man den Trainern das gibt, was sie brauchen,<br />
um ihre Stärken zu optimieren.<br />
Auch die Fortbildung ist sehr individuell<br />
ausgerichtet, da wir auch dort Module<br />
anbieten, wo sich die Trainer aussuchen<br />
können, welche sie besuchen. Das ist<br />
eine bahnbrechende Veränderung mit<br />
der wir in Europa federführend sind.<br />
Dem Umgang mit den Medien<br />
wird in der letzten Zeit viel<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Ist dies<br />
fast schon gleichzustellen mit der<br />
Fachkompetenz des Fußballtrainers?<br />
Wir wollen den Trainern das geben,<br />
was sie benötigen. Früher sind<br />
Trainer in Aus- und Fortbildungen gesessen,<br />
wo der Trainer schon sehr gut<br />
war und in anderen Bereichen noch<br />
etwas gefehlt hat. Die Medienarbeit<br />
ist mittlerweile unbestritten einer der<br />
wichtigsten Punkte im Profigeschäft<br />
und kann dich länger im Job halten.<br />
Das wird oftmals auch unterschätzt.<br />
Wenn ich da an Jürgen Klopp denke.<br />
Dessen Medienkompetenz ist herausragend.<br />
Ein guter Auftritt sowie eine<br />
Dominik Thalhammer<br />
Leiter ÖFB-Trainerausbildung<br />
und Teamchef Frauen-<br />
Nationalteam Österreich<br />
gute Außendarstellung in der Öffentlichkeit<br />
ist sehr wichtig, denn wir kennen<br />
die durchschnittliche Verweildauer<br />
von Trainern in Österreich, das sind 1,2<br />
Jahre. Da muss man schauen, dass man<br />
ihm das Werkzeug in der Ausbildung<br />
mitgibt, um länger zu verweilen. Das<br />
wird dann in kleinen Gruppen oder im<br />
Einzel-Individualcoaching geschult und<br />
diesen Weg finde ich sehr spannend.<br />
Trotzdem kommt es immer wieder zu<br />
vorschnellen Entlassungen.<br />
Ich glaube dass der Fußball sehr emotional<br />
gesehen wird und man kennt die<br />
Situation – und die finde ich spannend<br />
am Fußball – dass alle mitreden und<br />
glauben, alles zu wissen. Der Trainerjob<br />
ist einer der komplexesten Berufe, die<br />
es gibt. Mittlerweile muss er schon so<br />
viele Fähigkeiten mitbringen, um dort<br />
bestehen zu können. Ich glaube, es<br />
würde helfen, wenn manche Entscheidungsträger<br />
die Dinge nicht nur an der<br />
Oberfläche betrachten, sondern den<br />
Trainer nach seiner Fachkompetenz und<br />
44 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Detailarbeit beurteilen. Jeder einzelne<br />
Punkt gehört analysiert und da braucht<br />
man Leute an den Schaltstellen, die<br />
das auch beurteilen können. Ansonsten<br />
wird man sich nur an Ergebnissen<br />
orientieren. Es werden Dinge einfach<br />
zu kurzfristig gesehen und wenn man<br />
wirklich erfolgreich sein will, muss man<br />
sich ansehen, wie Dinge sich mittelfristig<br />
oder im Longrun entwickeln. Natürlich<br />
zählen die Ergebnisse, aber wenn<br />
ich eine Schwächephase von fünf Spielen<br />
habe, werden die Mechanismen des<br />
Marktes oder der Druck der Medien so<br />
groß, dass man sich oftmals dem beugt<br />
und den Trainer wechselt.<br />
Mit dem neuen Trainer wird es dann<br />
oftmals auch nicht besser.<br />
Diese vorschnellen Entscheidungen<br />
»Die durchschnittliche Verweildauer von Trainern in Österreich beträgt 1,2 Jahre«<br />
gibt es auch leider bei der Entscheidung<br />
für einen Trainer. Ich weiß nicht, wie<br />
viel Vereine hier wirklich ein professionelles<br />
Auswahlverfahren haben. Denn<br />
hier muss ich die Fehler minimieren und<br />
wissen, ob der neue Trainer zu meiner<br />
Mannschaft passt: Wohin soll sich mein<br />
Team entwickeln und was bringt der<br />
Trainer mit. Dabei passieren häufig die<br />
lustigsten Dinge. Viele Dinge, die im Vorhinein<br />
in der Rekrutierung ausgeschlossen<br />
werden, müssen über die emotionalen<br />
Entscheidungen gestellt werden.<br />
Wäre ein Festhalten am Trainer auch<br />
in einer Schwächephase das Beste<br />
für den Verein?<br />
Das mittelfristige Denken, dass eine<br />
Führungsetage haben muss, hat der<br />
LASK in den letzten Jahren bewiesen.<br />
Sie haben sich Oliver Glasner im gesamten<br />
angeschaut, wie er zum Beispiel<br />
mit der Mannschaft arbeitet. Sie<br />
waren davon überzeugt und haben<br />
entschlossen, dass sie diesen Weg mitgehen.<br />
Im Grunde gefällt mir der deutsche<br />
Begriff Fußballlehrer sehr gut, da<br />
er mittlerweile schon sehr viel rüberbringen<br />
und vermitteln muss. Diese<br />
Kompetenz zu vermitteln und zu lehren,<br />
ist ein ganz wichtiger Faktor, um<br />
andere zu begeistern. Dies hat Oliver<br />
Glasner perfekt in Linz umgesetzt.<br />
In den letzten Jahren gab es aber<br />
auch Kritik an der Trainerausbildung<br />
und für 2020 wurden Änderungen<br />
bekanntgeben.<br />
Unser Verfahren war eines der<br />
Transparentesten in Europa, wo man<br />
auf Punkt und Beistrich alles kontrollieren<br />
konnte, warum eine Entscheidung<br />
getroffen wurde. Es soll aber einfach<br />
viel mehr um das Potenzial der Trainer<br />
gehen. Es werden jetzt viel mehr Kriterien<br />
herangezogen. Die Spielerkarriere<br />
wurde früher sehr hoch bewertet.<br />
Heutzutage sollte es darum gehen,<br />
welches Potenzial und welche Kompetenzen<br />
der Mensch besitzt. Es geht<br />
darum, transparenter und gerechter<br />
zu werden und zu erkennen welcher<br />
Coach die Fertigkeiten hat. Egal ob es<br />
ein Trainer ist, wie beispielsweise Julian<br />
Nagelsmann, der als Spieler nicht<br />
»Die Spielerkarriere wurde früher sehr hoch bewertet«<br />
© ÖFB<br />
erfolgreich war, oder ein sehr erfolgreicher<br />
ehemaliger Spieler.<br />
© ÖFB/Christopher Glanz<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 45
Wie haben die ehemaligen Topspieler<br />
auf diese Änderungen reagiert?<br />
Viele ehemalige Klassespieler haben<br />
mittlerweile schon umgedacht und<br />
wollen sich als Trainer entwickeln. Das<br />
ist total positiv. Die Spielerkarriere ist<br />
auch deshalb nicht mehr das entscheidende<br />
Kriterium, weil wir in der Ausbildung<br />
auch sehen, wie viele Probleme<br />
ehemalige Spieler haben, in die Trainerrolle<br />
zu schlüpfen. Es ist auf jeden<br />
Fall etwas anderes, obwohl sie einen<br />
gewissen Erfahrungsschatz mitbringen.<br />
Gibt es von der UEFA eine<br />
Einheitsausbildung oder kann jeder<br />
Verband seinen eigenen Weg gehen?<br />
Grundsätzlich gibt es die UEFA Konvention<br />
und in dieser Konvention gibt<br />
es Vorschreibungen, die die Trainerausbildung<br />
beinhalten muss, um überhaupt<br />
UEFA verifiziert zu werden. Um die Anerkennung<br />
der UEFA zu bekommen,<br />
muss man gewisse Voraussetzungen<br />
erfüllen. Man hat aber die Möglichkeit,<br />
seine eigenen Wege zu gehen. In den<br />
letzten zehn Jahren hat sich der ÖFB<br />
oftmals an anderen Nationen orientiert.<br />
Jetzt probieren wir unsere eigenen<br />
Dinge aus und gehen innovative<br />
neue Wege. Da denke ich, dass wir sehr<br />
weit vorne sind, um zukünftige Trainer,<br />
wie einen Adi Hütter oder einen Oliver<br />
Glasner, zu entwickeln.<br />
um die richtigen Daten herausfiltern zu<br />
können. Wenn man sich da die internationalen<br />
Topvereine anschaut, dann hat<br />
man einen Staff von 20, 25 oder 30 Leuten.<br />
Das hat man das alles neben einer<br />
Mannschaft zu führen. Da ist dann die<br />
Führungskompetenz ganz entscheidend,<br />
wie ich das Team, um mein Team<br />
herum, führe. Das Trainergeschäft wird<br />
immer komplexer und anspruchsvoller,<br />
daher versuchen wir die Ausbildung<br />
dieser Entwicklung auch so anzupassen,<br />
dass sich die Trainer in diesem<br />
Dschungel zurechtfinden.<br />
In letzter Zeit sieht man einen Trend<br />
zu immer jüngeren Trainern, die nur<br />
sehr wenig Erfahrung mitbringen.<br />
Sehen sie Gefahren in dieser<br />
Entwicklung?<br />
Dieser Trend kann natürlich gefährlich<br />
sein und es kann passieren, dass junge<br />
Trainer verbrannt werden. Das hat dazu<br />
geführt, dass ein Grund in unseren Selektionskriterien<br />
war, dass wir die Trainererfahrung<br />
höher bewertet haben<br />
und die Spielererfahrung runtergestuft<br />
haben. Trainererfahrung ist aber für<br />
mich auch, wenn man fünf oder sechs<br />
Jahre in einer Akademie gearbeitet hat.<br />
Das ist nicht so viel Unterschied zum<br />
Profibereich. Obwohl weniger Leute im<br />
Stadion sind und die Drucksituation eine<br />
andere ist, ist es relativ ähnlich. Man<br />
hat bei einem Nagelsmann gesehen,<br />
dass er schon eine Trainererfahrung<br />
hatte, als er bei der TSG Hoffenheim<br />
das Traineramt übernommen hat. Das<br />
ist ein wesentlicher Aspekt und daher<br />
kann ein schneller Einstieg in das Profigeschäft<br />
oftmals zu früh sein. Auch ein<br />
Marco Rose hat sehr viel Erfahrung in<br />
der Nachwuchsakademie und in einem<br />
Bereich, wo er nicht so viel Druck hatte,<br />
gesammelt. Dort kann man sicherlich<br />
auch mehr ausprobieren und Fehler<br />
machen, weil im Profibereich man sich<br />
die dann nicht mehr erlauben darf.<br />
In der Österreichischen Fußball-<br />
Bundesliga gibt es sieben heimische<br />
und fünf ausländische Trainer.<br />
Bekommen oftmals die Trainer aus<br />
dem Ausland den Vorzug, weil wir<br />
keine guten österreichischen Trainer<br />
haben?<br />
Nein, ganz im Gegenteil. Wir sind mit<br />
unserer Trainerausbildung auf einem<br />
richtig guten Weg. Den österreichischen<br />
Trainern sollte man auch weiterhin<br />
die Chance und das Vertrauen<br />
geben. Ausländische Trainer zu verpflichten<br />
hat dann einen Sinn, wenn sie<br />
der Liga einen Impuls geben können.<br />
Ein Marco Rose oder Roger Schmidt haben<br />
dem heimischen Fußball mit ihrem<br />
Pressing und Gegenpressing sehr viele<br />
Impulse gegeben.<br />
Spielt in der Ausbildung die Digitalisierung<br />
im Fußball auch eine Rolle?<br />
In der heutigen Zeit muss man sich<br />
einfach mit dem Computer zurechtfinden.<br />
Wenn man dies nicht kann, wird<br />
man sich in allen Lebenslagen schwer<br />
tun. Nicht nur im Fußball. Auch in der<br />
Ausbildung bieten wir das E-Learning<br />
von zuhause an, damit die Leute dann<br />
mit einem komplett anderen Vorwissen<br />
in die Ausbildung kommen. Alle Trainer<br />
arbeiten heutzutage schon in irgendeiner<br />
Form mit der technischen Hilfestellung,<br />
denn anders kann man mit<br />
der Flut an Daten nicht mehr umgehen.<br />
Da ist dann auch die Zusammenstellung<br />
des Trainerteams entscheidend,<br />
»Alle Trainer arbeiten heutzutage mit technischer Hilfestellung«<br />
© ÖFB<br />
46 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
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und <strong>Sport</strong> • 47<br />
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»Spielanalyse gewinnt<br />
immer mehr<br />
an Bedeutung«<br />
Jeder Profiverein beschäftigt eine oder mehrere Personen,<br />
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die für den Bereich der Spielanalyse zuständig sind,<br />
obwohl es ein klares Berufsbild bisher noch nicht gibt.<br />
Für diverse Bereiche eines Trainerteams existieren<br />
Fortbildungsangebote, ausgenommen für den Spielanalysten.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Das Internationale Fußball Institut in<br />
Ismaning ist eine auf den Bereich<br />
Spitzenfußball im deutschsprachigen<br />
Raum spezialisierte, akademische Beratungs-<br />
und Forschungseinrichtung<br />
des Hochschulnetzwerkes IUNworld.<br />
Die Zielsetzung des Instituts ist die<br />
Schaffung eines Bindeglieds zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis und langfristige<br />
Etablierung eines akademischen<br />
Beratungsdienstleisters. IFI bietet das<br />
Hochschulzertifikat „Spielanalyst Fußball“<br />
an und die Teilnehmer erkennen<br />
in der Ausbildung, dass der Spielanalyst<br />
im Verein klare Aufgaben und Verantwortungsbereiche<br />
hat. Er benötigt<br />
dazu entsprechende Kenntnisse und<br />
»Ein entscheidendes Mosaiksteinchen auf dem Weg zum Sieg«<br />
Kompetenzen, die er sich in diesem<br />
Programm theoretisch fundiert, aber<br />
praxisnah aneignen kann. Das Internationale<br />
Fußball Institut steht somit<br />
für die weitere Professionalisierung im<br />
Berufsfeld Spitzenfußball.<br />
Das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong> hat sich<br />
mit dem Leiter der Aus- und Weiterbildung<br />
Anselm Küchle unterhalten<br />
und einen tiefen Einblick in die Materie<br />
des Spielanalysten erhalten.<br />
© trendobjects - Fotolia<br />
48 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
© Dmytro Aksonov<br />
© IFI<br />
Sie bieten Zertifikate für Spielanalysten<br />
an. Was beinhaltet<br />
dieses Zertifikat?<br />
Das Zertifikat beinhaltet insgesamt<br />
fünf Module, in denen wir verschiedene<br />
Schwerpunkte setzen, um<br />
einen Spielanalysten ganzheitlich<br />
auszubilden. Neben Aspekten rund<br />
um die Anwendung unterschiedlicher<br />
Software und Hardware, spielen<br />
natürlich praktische Tipps für die<br />
perfekte Umsetzung der Analyse,<br />
eine entscheidende Rolle. Bei uns erlernen<br />
die Teilnehmer, den gesamten<br />
Work-Flow eines Analysten abzudecken<br />
und methodisch richtig zu agieren.<br />
Hinzu kommt, dass wir natürlich<br />
auch am fußballfachlichen Know-How<br />
arbeiten.<br />
Ist für diese Zertifikate die Nachfrage<br />
in den letzten Jahren gestiegen?<br />
Wir bilden seit fünf Jahren Analysten<br />
aus und stellen seitdem ein stetiges<br />
großes Interesse an unseren Programmen<br />
fest. Ein Unterschied ist sicher,<br />
dass nun neben Trainern und Analysten<br />
auch andere Berufsgruppen wie<br />
Scouts und Journalisten diesen Zweig<br />
für sich entdeckt haben.<br />
Anselm Küchle<br />
Leiter Aus- und Weiterbildung<br />
Internationales Fußball Institut<br />
Kann man auf eine genaue<br />
Spielanalyse noch verzichten,<br />
um Erfolgreich zu sein?<br />
Unabhängig von der Liga und der<br />
Altersstufe kann eine technisch und/<br />
oder taktische Analyse einen Mehrwert<br />
bieten und ein entscheidendes<br />
Mosaiksteinchen auf dem Weg zur erfolgreichen<br />
Entwicklung eines Spielers<br />
oder zum Sieg sein. Klar ist aber, dass<br />
in höheren Ligen mehr Ressourcen zur<br />
Verfügung stehen und somit der Einsatz<br />
von spezifischer Analyse mehr<br />
Möglichkeiten bietet. Der Zeitfaktor ist<br />
entscheidend und in der Hierarchie der<br />
Aufgaben steht Spielanalyse nicht immer<br />
ganz oben.<br />
Wird der Punkt Spielanalyse immer<br />
wichtiger?<br />
Vor allem durch den zunehmenden<br />
technischen Fortschritt und die dadurch<br />
steigenden Einsatzmöglichkeiten<br />
technischer Hilfsmittel im Training<br />
und Wettkampf, wird die Spielanalyse<br />
zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen<br />
und das Spiel noch transparenter<br />
machen. Sowohl im qualitativen,<br />
als auch im quantitativen Bereich der<br />
Spielanalyse, sowie durch deren Verknüpfung<br />
ergeben sich neue und innovative<br />
Möglichkeiten. Mit der steigenden<br />
Masse an Daten („Big Data“)<br />
stellt natürlich auch deren zielführende<br />
Verarbeitung einen weiteren Aspekt<br />
dar, der zukünftig von Relevanz sein<br />
wird. So gibt es heutzutage neben den<br />
klassischen Videoanalysten in vielen<br />
Bundesligavereinen bereits speziell für<br />
diesen Bereich verantwortliche Datenanalysten.<br />
Nehmen diese Weiterbildung<br />
auch viele bestehende Trainer in<br />
Anspruch?<br />
Ja, in unseren Programmen sind sehr<br />
viele Trainer vertreten. Denn es gilt natürlich<br />
mit der Zeit zu gehen und auch<br />
als Trainer zu wissen, welche Möglichkeiten<br />
ich habe. Es ist wichtig, hier<br />
beispielsweise mit dem eigenen Analysten<br />
auf einer vergleichbaren Ebene<br />
sprechen zu können.<br />
INTERVIEW<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 49
Moneyball und Big Data:<br />
So verändert die<br />
Digitalisierung den Fußball<br />
Wearables und Kameras erfassen detaillierte Leistungswerte der<br />
© SAP<br />
Spieler und Computer berechnen die optimale Kaderbesetzung:<br />
Die Digitalisierung ist im Fußball angekommen und macht das<br />
„Moneyball“-Prinzip im großen Stil möglich.<br />
Das Geschäft mit Big Data erobert den Fußball.<br />
Angetrieben von IT-Konzernen wie SAP, setzen Nationalelf,<br />
Klubs und Investoren auf immer raffiniertere Datenanalysen.<br />
Von Dominique Taboga<br />
Torlinientechnologie und der Videobeweis<br />
waren erst der Anfang. Auf<br />
dem Spielfeld zeichnen Kameras Laufwege<br />
auf, messen Kontaktzeiten und<br />
erfassen bis zu 25-mal pro Sekunde<br />
die Spielerpositionen. Fitness-Tracker<br />
messen Geschwindigkeiten und physische<br />
Werte wie die Herzfrequenz einzelner<br />
Athleten. Programme erstellen<br />
Bewegungsprofile und legen gnadenlos<br />
jedes Leistungsdetail offen: Passquote,<br />
Richtungswechsel, Torschussgeschwindigkeit,<br />
Offensivaktionen und<br />
vieles mehr. Schon zur Halbzeit können<br />
Trainer die Ergebnisse auf ihren Tablets<br />
abrufen und auf deren Grundlage zum<br />
Beispiel Spieler auswechseln. Dieser<br />
Vorgang ist im internationalen Fußball<br />
bereits gängige Praxis.<br />
Doch nicht nur während des Fußballspiels,<br />
sondern lange bevor<br />
die Mannschaft überhaupt steht, helfen<br />
digitale Analysen bei strategischen<br />
Entscheidungen. Auf der Suche<br />
nach neuen Talenten und potenziellen<br />
Transferzielen verlassen sich Scouts<br />
nicht mehr nur auf ihr geschultes, aber<br />
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Trainer-Special<br />
subjektives Auge, sondern auch auf<br />
objektiv messbare Parameter. Wenn<br />
Statistiken über die Besetzung einer<br />
Mannschaft entscheiden, kann das klare<br />
Wettbewerbsvorteile schaffen. Die<br />
statistische Bewertung von Spielern ist<br />
im Baseball bereits gang und gäbe und<br />
dürfte auch so manch einem Cineasten<br />
unter dem Begriff Moneyball-Prinzip<br />
bekannt sein. „Die Kunst zu gewinnen –<br />
Moneyball“ hieß das <strong>Sport</strong>-Drama, das<br />
2011 mit Starbesetzung veranschaulichte,<br />
wie ehrgeizige Statistiker die amerikanische<br />
Major Baseball League, kurz<br />
MLB, aufmischen. Was in Hollywood<br />
zum Kassenschlager wurde, ist im US-<br />
<strong>Sport</strong> längst Realität. Seit Jahrzehnten<br />
werden im Baseball statistische Daten<br />
dazu genutzt, Spieler zu evaluieren.<br />
Der ehemalige Baseball-Spieler Billy<br />
Beane führte die sogenannte Sabermetrics<br />
zur Spielerbewertung ein und<br />
formte das Baseball-Team der Oakland<br />
Athletics ab dem Jahr 2000 systematisch<br />
um. So landete der finanziell<br />
zweitklassige Verein vier Jahre lang in<br />
Folge in den Playoffs.<br />
Grundsätzlich lässt sich das Moneyball-System<br />
im Fußball viel<br />
schwieriger umsetzen als im Baseball,<br />
weil weit mehr Ereignisse und Korrelationen<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
Formeln können die Spieler-, Team-<br />
und Gegnerstärke berechnen, aber<br />
Faktoren wie die Tagesform, Wechselwirkung<br />
der Spieler und situative Entscheidungen<br />
lassen sich mit keinem<br />
statistischen Modell vorhersagen.<br />
Anpfiff zur<br />
Digitalisierung<br />
des Fußballs<br />
Ein Vorreiter auf diesem Gebiet in<br />
Europa ist der deutsche Bundesligist<br />
TSG Hoffenheim. Dort hat der lokale<br />
Geldgeber und Software-Gigant<br />
Die TSG Hoffenheim als Vorreiter: Bereits am<br />
Trainingsplatz werden Daten gesammelt.<br />
SAP quasi sein Versuchslabor installiert<br />
und so wird schon am Trainingsplatz<br />
eine Flut an Werten gesammelt.<br />
Vom Nachwuchstalent bis zum Kampfmannschaftsprofi<br />
sind die Parameter<br />
für die Betreuer in Echtzeit entweder<br />
am Tablet oder sonst später im Büro<br />
abruf- und auswertbar. Immer öfter –<br />
mittels künstlicher Intelligenz – ist die<br />
Dateninvasion schon in einem gewissen<br />
Rahmen vorselektiert, auf wesentliche<br />
Merkmale fokussiert. Damit profitiert<br />
der Spieler durch eine möglichst<br />
ideale Dosierung der Intensität und es<br />
werden bestimmte Defizite aufgezeigt,<br />
die damit ausgemerzt werden können.<br />
Durch das Aufzeigen der Daten fallen<br />
die Ausreden, die gerne beim subjektiven<br />
Empfinden gefunden werden, weg<br />
und die harten Fakten sind dann ein<br />
weiterer Motivationsgrund, um aktiv<br />
dagegen zu steuern und sich so fußballerisch<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Oliver Bierhoff, Direktor der Deutschen<br />
Nationalmannschaft, hat<br />
ganz konkrete Einblicke über die Digitalisierung<br />
innerhalb der Deutschen<br />
Nationalmannschaft<br />
bekanntgegeben:<br />
2004 hatte ein Spieler in der Offensivaktion<br />
den Ball im Schnitt noch ganze<br />
drei Sekunden am Fuß. 2010 lag der<br />
Wert nur mehr bei einer knappen Sekunde.<br />
Diesen Fortschritt erreichte man,<br />
indem man im Training immer wieder<br />
die „Zwischenzeiten“ erhoben und ausgearbeitet<br />
wurden, um danach mit den<br />
Spielern entsprechend daran zu arbeiten.<br />
Dies ist nur ein Puzzleteil mit dem<br />
der DFB die Leistungen seines Personals<br />
kontinuierlich überwacht und zu optimieren<br />
versucht. Sensoren visualisieren<br />
dazu noch ganze Bewegungsmuster,<br />
zeigen mannschaftstaktische Schlüsse<br />
auf, die das menschliche Auge beziehungsweise<br />
Gehirn so vielleicht gar<br />
nicht wahrgenommen hätte. Während<br />
der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien<br />
versorgte eine SAP-Software Scouts und<br />
Trainerstab der Nationalmannschaft mit<br />
Analysedaten und ist ein Mitgrund für<br />
das Erreichen des Weltmeistertitels.<br />
Seit 2013 haben die Deutsche Nationalmannschaft<br />
und die SAP die Datennutzung<br />
und -verarbeitung grundlegend<br />
verändert, um die Performance<br />
der Profi-Fußballer zu optimieren. Im<br />
Rahmen der Kooperation wurden innovative<br />
Lösungen entwickelt, um auf<br />
© Uwe Gruen<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 51
Auch dank einer SAP-Software gewann das DFB-Team um<br />
Mats Hummels die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.<br />
© adidas<br />
Basis von Massendaten einzigartige<br />
Echtzeit-Einblicke zu erhalten, sowie<br />
im Training und bei Spielen noch erfolgreicher<br />
abzuschneiden. „Bei der<br />
Deutschen Nationalmannschaft haben<br />
wir eine unglaubliche Datenmenge, die<br />
wir verarbeiten und am besten in Echtzeit<br />
an die Trainer, die Spieler und auch<br />
die Analysten weitergeben müssen“,<br />
begründet Oliver Bierhoff die Zusammenarbeit<br />
mit SAP. „Künstliche Intelligenz<br />
und maschinelles Lernen spielen<br />
im Fußball eine große Rolle und geben<br />
in der Analysearbeit eine enorm wichtige<br />
Hilfestellung. Dieses Thema gehen<br />
wir mit unseren Experten und denen<br />
der SAP zusammen an. Wir wollen einen<br />
Wettbewerbsvorteil haben, indem<br />
wir die neuesten technologischen Entwicklungen<br />
nutzen und sind froh, mit<br />
der SAP dafür den besten Partner zu<br />
haben.“<br />
Harte Fakten sind ein Motivationsgrund, um<br />
sich so fußballerisch weiterzuentwickeln.<br />
Die Ausbildung eines Talentes kostet<br />
einem Verein bis zu 300.000 Euro.<br />
© SAP<br />
© SAP<br />
SAP <strong>Sport</strong>sONE<br />
Die SAP präsentierte zuletzt technologische<br />
Innovationen für die Lösung<br />
SAP <strong>Sport</strong>sONE, die der deutschen<br />
Fußball-Nationalmannschaft wieder zu<br />
Spitzenleistungen verhelfen soll. Als<br />
Antwort auf den zunehmenden Bedarf<br />
des Teams, relevante Spieldaten<br />
effizient zu analysieren, gemeinsam zu<br />
nutzen und so die Siegchancen zu optimieren,<br />
entwickelten die SAP und der<br />
Deutsche Fußball-Bund (DFB) das Video<br />
Cockpit und das Player Dashboard.<br />
Das Video Cockpit ist ein Content<br />
Hub, auf dem Video-Daten von<br />
Mannschaftsspielen sowie Match- und<br />
Trainingsinformationen aus diversen<br />
Quellen zusammengeführt werden.<br />
Auf diese Weise fallen den Spielanalysten<br />
und dem Trainerstab des DFB<br />
Muster und taktische Ausrichtungen<br />
umgehend ins Auge und sie sind in der<br />
Lage, Spielstrategien zu entwickeln<br />
und dabei etwaige Schwachstellen<br />
des Gegners zu berücksichtigen. Das<br />
Player Dashboard ermöglicht es, dass<br />
die Spieler einfach von ihren mobilen<br />
52 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Geräten in Echtzeit auf personalisierte<br />
Informationen und Videos zugreifen<br />
können. Das Video Cockpit und das<br />
Player Dashboard sind die neuesten<br />
Funktionen der Lösung SAP <strong>Sport</strong>sO-<br />
NE, die sämtliche Prozesse zu Verwaltung,<br />
Training, Mannschaft, Scouting<br />
und Fitness koordiniert und so Teams,<br />
Klubs und Verbände bei der Digitalisierung<br />
der Leistungsbeurteilung unter-<br />
stützt.<br />
Der Clou dabei soll die durchgängige<br />
Integration sein. Die Software<br />
durchdringt und vernetzt alle Bereiche<br />
eines Fußballvereins. Mit fünf Produktmodulen<br />
bildet SAP <strong>Sport</strong>sONE den gesamten<br />
Klub ab:<br />
Team Manager<br />
Alles, was Verantwortliche über<br />
Spieler und Mannschaft wissen wollen<br />
– angefangen von allgemeinen<br />
Managementinformationen über Scouting-<br />
und Coaching-Übersichten bis hin<br />
zu Spiel- und Trainingsabläufen.<br />
Trainingsplanung<br />
Trainingseinheiten effizienter planen,<br />
durchführen, nachbereiten. Alle<br />
Informationen zu Trainingsabläufen<br />
und Auswertungen werden Spielern<br />
zentral bereitgestellt.<br />
Playerfitness<br />
Für Physiotherapeuten und medizinisches<br />
Personal. Sie bekommen alle<br />
Gesundheitsdaten auf einen Blick und<br />
können damit gezielt an der Fitness der<br />
Spieler arbeiten. Ergebnis: mehr Leistungsfähigkeit.<br />
Kann Big Data Tore<br />
schießen?<br />
Datenexperten am Spielfeldrand<br />
werden künftig zu unverzichtbaren<br />
Beratern. Der Umgang mit Big Data und<br />
digitalen Analyse-Tools ist schon länger<br />
Lehrinhalt jeder guten Trainerausbildung.<br />
Auch in der Zukunft werden<br />
immer mehr Daten gesammelt werden<br />
und die Vereine werden durch die technische<br />
Entwicklung mehr Möglichkeiten<br />
haben, eine Vielzahl von Daten den<br />
Trainern zur Verfügung zu stellen. Das<br />
Entscheidende wird dann sein diese Daten<br />
zu komprimieren und die richtigen<br />
Schlüsse daraus zu ziehen. Die gesammelten<br />
Daten sind auf jeden Fall weitere<br />
Hilfsmitte, um erfolgreich zu sein.<br />
Selbst in den Akademien hat die Digitalisierung<br />
schon lange ihren Weg gefunden<br />
und selektieren die Nachwuchskicker<br />
aus. Eine vollständige Ausbildung<br />
eines Talentes kostet einem Verein bis<br />
zu 300.000 Euro und diese Investition<br />
lohnt sich nur, wenn es das Talent zu den<br />
Profis schafft oder lukrativ verkauft werden<br />
kann. Ein Musterbeispiel für diesen<br />
Weg war der deutsche Nationalspieler<br />
Niklas Süle, der bei der TSG Hoffenheim<br />
seit dem 15. Lebensjahr trainierte, und<br />
2017 für 20 Millionen Euro zum FC Bayern<br />
München transferiert wurde. Auch<br />
der deutsche Rekordmeister setzt auf<br />
die Dienste von SAP und hat den Spieler<br />
über einen längeren Zeitraum mit technischen<br />
Hilfsmitteln gescoutet.<br />
Fußballromantiker wehren sich zwar<br />
immer noch gegen den technischen<br />
Einfluss, aber die digitale Transformation<br />
wird sich auch in Zukunft weiter<br />
ausbreiten. Trotzdem ist der Spieler<br />
derjenige, der am Ende auf dem Platz<br />
entscheidet. Er muss die Technik und<br />
das Talent haben und die taktischen<br />
Vorgaben des Trainers umsetzen. Auch<br />
wenn eine Software dabei hilft, Spieler<br />
zu analysieren, fundiertere Entscheidungen<br />
zu treffen und Siegchancen<br />
zu kalkulieren, schießen Computer am<br />
Ende keine Tore. Doch auch die größten<br />
Datenmengen können fehlenden Haus-<br />
oder Fußballsachverstand, Gespür und<br />
Talent für den Trainerjob ebenso wenig<br />
ersetzen, wie eine für das jeweilige<br />
Team angemessene Menschenführung.<br />
Daher die gute Nachricht:<br />
Auch in naher Zukunft wird noch keine<br />
künstlich intelligente Maschine in der<br />
Coachingzone die Herren Klopp oder<br />
Guardiola arbeitslos machen. Denn<br />
ähnlich wie in der Wirtschaft trifft der<br />
Mensch schlussendlich immer noch die<br />
letzte Entscheidung und entscheidet<br />
über Sieg oder Niederlage. Doch wie<br />
der Trend der letzten Jahre beweist,<br />
werden die technischen Mittel immer<br />
mehr zur rechten Hand für den Betreuerstab<br />
und bieten richtig eingesetzt<br />
viele Möglichkeiten. So gesehen kann<br />
ein ambitionierter Trainer mit digitalen<br />
Hilfsmitteln eine gute Basis legen, um<br />
die Zufallswahrscheinlichkeit zu minimieren<br />
und das vorhandene Potential<br />
zu maximieren.<br />
Trainer-Special<br />
Performance Insights<br />
Gezielt auf kommende Gegner vorbereiten,<br />
Spiel- und Trainingssituationen<br />
schneller auswerten und Siegstrategien<br />
besser anpassen.<br />
Scouting<br />
Schneller Talente finden – Profile<br />
aktiver Spieler und Spielanalysen per<br />
Mausklick.<br />
Digitale Hilfsmittel nutzen, um das vorhandene Potential zu maximieren.<br />
© SAP<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 53
»Es kann sich kein Verein<br />
mehr leisten, nicht<br />
digital zu arbeiten«<br />
In modernen Fußballvereinen arbeiten viele<br />
verschiedene Personen in unterschiedlichen<br />
Bereichen, vom Scouting über die<br />
Leistungsdiagnostik bis zur <strong>Sport</strong>medizin.<br />
© SAP<br />
In all diesen und noch vielen weiteren Bereichen<br />
fallen tagtäglich jede Menge Daten an,<br />
Achim Ittner<br />
<strong>Business</strong> Development<br />
Direktor <strong>Sport</strong>s SAP<br />
die verarbeitet werden müssen.<br />
INTERVIEW<br />
Von Dominique Taboga<br />
Dies ist bei den meisten Fußballvereinen<br />
noch separat geschehen,<br />
mit eigenen Softwarelösungen in den<br />
einzelnen Bereichen. Diese Problematik<br />
wird seit geraumer Zeit durch die<br />
Anwendung SAP <strong>Sport</strong>sONE gelöst.<br />
Sie war ein Teil des Titelgewinns der<br />
Deutschen Nationalmannschaft bei der<br />
WM 2014. Das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong><br />
sprach mit Achim Ittner, dem <strong>Business</strong><br />
Development Direktor <strong>Sport</strong>s SAP, über<br />
das Produkt und die technische Entwicklung<br />
im Fußball.<br />
Was ist SAP <strong>Sport</strong>sONE?<br />
Um heute erfolgreich zu sein, muss<br />
in Vereinen und Klubs im sportlichen<br />
Bereich extrem vernetzt und übergreifend<br />
gearbeitet werden. SAP ist<br />
seit über 40 Jahren Experte und Weltmarktführer<br />
in der Digitalisierung von<br />
Geschäftsprozessen der Unternehmen.<br />
Auch der <strong>Sport</strong> besteht aus definierten<br />
Abläufen/Prozessen. Wir helfen mit<br />
SAP <strong>Sport</strong>sONE diese sportlichen Prozesse<br />
besser zu vernetzen und zu integrieren,<br />
damit Entscheidungen schneller<br />
und effizienter getroffen werden<br />
können.<br />
Was kann SAP <strong>Sport</strong>sONE detailliert?<br />
SAP <strong>Sport</strong>sONE deckt funktional alle<br />
Bereiche im sportlichen Bereich ab:<br />
Team-Management und Organisation,<br />
Trainingsplanung, Spielvorbereitung,<br />
das Scouting und den medizinischen<br />
Bereich. Erfolgreiche Fußballvereine<br />
arbeiten sehr eng vernetzt. Kurze und<br />
effiziente Kommunikation sind ein entscheidender<br />
Wettbewerbsvorteil in<br />
größeren und komplexeren Strukturen.<br />
Wir unterstützen die Kunden in der<br />
Umsetzung dieser Vernetzung, somit<br />
sind nach der Eingabe von Daten im<br />
System, die Informationen sofort für<br />
alle beteiligten Personen, wie Trainer,<br />
Ärzte, <strong>Sport</strong>direktor, Physios, Betreuer<br />
und Spieler verfügbar. Entscheidungen<br />
können so schneller und ganzheitlicher<br />
getroffen werden.<br />
Wie kam es zur Idee?<br />
Als SAP vor einigen Jahren angefangen<br />
hat sich im Fußball zu engagieren,<br />
steckte die Digitalisierung noch in den<br />
Kinderschuhen. Trainer und Mitarbeiter<br />
nutzten häufig individuelle Programme.<br />
Trainingsdokumentationen<br />
wurde auf lokalen Festplatten gespeichert,<br />
Termine und Trainingszeiten<br />
in Chat-Gruppen geteilt, Analysen in<br />
Microsoft Excel gespeichert. Ein buntes<br />
Sammelsurium an diversen Software-Programmen<br />
und Informationen.<br />
Klubs konnten zu dieser Zeit schon von<br />
der Digitalisierung profitieren.<br />
Wenn ein Trainer den Verein verlassen<br />
hatte, sind häufig wichtige Daten<br />
für den Klub verloren gegangen. Diese<br />
Informationen lagen lokal auf den PC’s<br />
der handelnden Personen. Der Klub<br />
musste wieder bei null anfangen. Die<br />
54 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
sportlichen Leiter erkannten, dass sie<br />
etwas Nachhaltiges schaffen müssen,<br />
sodass Informationen unabhängig von<br />
handelnden Personen langfristig im<br />
Klub erhalten bleiben. Genau zu diesem<br />
Zeitpunkt kam SAP mit <strong>Sport</strong>sONE<br />
mit einem intuitiven und integrierten<br />
System auf den Markt. Heute bietet<br />
<strong>Sport</strong>sONE in allen sportlichen Bereichen<br />
ausreichende Funktionalität, mit<br />
vernetzten und einfachen User-Interfaces.<br />
Aus meiner Sicht hat SAP mit<br />
dem Programm ein Alleinstellungsmerkmal<br />
geschaffen.<br />
War Moneyball vom Baseball<br />
das Vorbild?<br />
Im Baseball haben Statistiken einen<br />
extrem hohen Stellenwert. Das Prinzip<br />
Moneyball, alles auf Statistiken zu<br />
legen, ist im Fußball noch nicht möglich.<br />
Fußball ist zu komplex und bietet<br />
zu viele Entscheidungsoptionen während<br />
des Spiels. An Moneyball gefällt<br />
mir, dass man versucht, durch statistische<br />
Daten und dem Mapping auf<br />
ein messbares Anforderungsprofil, zu<br />
einer objektiven Entscheidung zu kommen.<br />
Im Fußball tut man sich da heute<br />
noch schwer. Viele Entscheidungen im<br />
Scouting werden auch durch subjektive<br />
Einschätzungen beeinflusst. Die Definition<br />
von Anforderungsprofilen variiert<br />
aufgrund von unterschiedlichen Spielsystemen<br />
und Taktiken, die sich stets<br />
verändern. Daher ist Fußball nicht mit<br />
Baseball vergleichbar.<br />
Wie viel Kunden hat SAP <strong>Sport</strong>sONE?<br />
In Deutschland nutzen weit über<br />
50 Prozent der Vereine der 1. und 2.<br />
Bundesliga SAP <strong>Sport</strong>sONE; ebenso<br />
die Top-Klubs in Österreich und der<br />
Schweiz. Auch der ÖFB nutzt das Programm<br />
in der Nachwuchsförderung<br />
und für die Kadermannschaften. Ausgehend<br />
von diesem Erfolg haben wir<br />
uns entschieden, das Produkt horizontal<br />
zu skalieren und um andere <strong>Sport</strong>arten<br />
zu erweitern. Heute profitieren<br />
von der Software Klubs und Verbände<br />
im Basketball, Handball, Rugby, Wintersport<br />
(Ski), Eishockey und der Formula<br />
E. Auch die Internationalisierung<br />
ist uns geglückt. Wir sind in 18 Ländern<br />
vertreten. Überall werden im <strong>Sport</strong><br />
Abläufe optimiert, Dinge organisiert,<br />
Trainings geplant und mit den Athleten<br />
Informationen geteilt. Hier kann das<br />
System seine ganze Stärke einbringen<br />
und das Leben der Mitarbeiter und<br />
<strong>Sport</strong>ler entlasten.<br />
Wie sieht das Preisgerüst für<br />
die Software aus?<br />
Das System basiert auf den neuesten<br />
technologischen Möglichkeiten und<br />
wird als Cloud-Lösung mit ergänzenden<br />
Apps angeboten. Eine Installation oder<br />
technische Administration ist nicht notwendig,<br />
dies kommt den meisten Vereinen<br />
sehr entgegen. Ein Kunde schließt<br />
bei SAP einen Software-Mietvertrag<br />
über eine gewisse Laufzeit ab. Die Benutzer-Anzahl<br />
ist unbegrenzt. Der Preis<br />
richtet sich nach der <strong>Sport</strong>art und der<br />
höchsten Spielklasse des Vereins. Wir<br />
haben in Deutschland Kunden von der<br />
Regionalliga bis zur Nationalmannschaft<br />
des DFB. Auch kleine Vereine mit wenigen<br />
und ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />
nutzen das System zur Arbeitserleichterung.<br />
Dennoch empfehle ich <strong>Sport</strong>sONE<br />
vor allem für Kunden ab semi-professionellen<br />
Strukturen und Ambitionen.<br />
Braucht man für die Ausarbeitung der<br />
Daten einen IT-Experten in seinem<br />
Trainerstab?<br />
Das möchte ich deutlich verneinen!<br />
Wenn ich ein Haus baue, muss ich auch<br />
kein Architekt oder Maurer sein. Wir<br />
haben das System mit <strong>Sport</strong>lern für<br />
den <strong>Sport</strong> entwickelt.<br />
Seit April <strong>2019</strong> vertraut der ÖFB auf <strong>Sport</strong>sONE: Christian Heidenreich (ÖFB), Fadi Naoum (SAP), Peter Schöttel (ÖFB) und Achim Ittner.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 55<br />
© ÖFB<br />
© SAP
Einer der ersten Teams, die SAP<br />
<strong>Sport</strong>sONE genutzt haben und einen<br />
neuen Weg gegangen sind, war die<br />
Deutsche Nationalmannschaft. Hat<br />
die SAP-Technologie den Hauptanteil<br />
am Weltmeistertitel 2014?<br />
<strong>Sport</strong>sONE wurde vom DFB auch bei<br />
der WM 2018 in Russland eingesetzt,<br />
da schied Deutschland ja bereits in der<br />
Vorrunde aus. Also ein ganz klares Nein.<br />
Dass der DFB damals einen kleinen<br />
Wettbewerbsvorteil durch die Technologie<br />
der SAP gehabt hatte, möchte ich<br />
nicht leugnen. Kurz nach dem historischen<br />
7:1 Sieg der Deutschen Nationalmannschaft<br />
gegen Brasilien, hatten<br />
Kollegen dem brasilianischen Verband<br />
<strong>Sport</strong>sONE vorgestellt. Spätestens nach<br />
diesem Erfolg hat sich unsere Technologie<br />
herumgesprochen und jeder wollte<br />
wissen, was die Deutschen hier für eine<br />
Geheimwaffe haben.<br />
Wie hat der DFB SAP <strong>Sport</strong>sONE<br />
genutzt?<br />
Der DFB nutzt <strong>Sport</strong>sONE unter anderem<br />
in der Kommunikation zwischen<br />
Spielern und Mitarbeiter. Eine der Herausforderungen<br />
ist es, aus 30 Individuen<br />
ein Team in sehr kurzer Zeit zu formen,<br />
da die die Spieler im Laufe eines Jahres<br />
nur sehr wenig gemeinsame Zeit verbringen.<br />
Durch den gegenseitigen Austausch<br />
mit dem DFB konnten wir das System<br />
um einige praktische Funktionen erweitern.<br />
So gibt es jetzt ein Modul zur Spielvorbereitung<br />
inklusiver passender App,<br />
die kurz vor Spielbeginn den Spielern<br />
aktuelle Informationen zu Gegner und<br />
Aufstellung zur Verfügung stellt. Dieses<br />
System hat jetzt auch den Weg zum ÖFB<br />
nach Österreich gefunden. Hier freut es<br />
mich ganz besonders, dass wir die Toptalente<br />
Österreichs im Fußball beim<br />
Projekt 12 ebenfalls unterstützen.<br />
Die Software wird also auch im<br />
Jugendbereich eingesetzt.<br />
Welche Vorteile können dadurch<br />
erzielt werden?<br />
Häufig höre ich Aussagen, wie: das<br />
war ein ganz starker Jahrgang. Ich bezweifle<br />
dieses Statement. Talente sind<br />
in allen Jahrgängen in gleicher Häufigkeit<br />
verteilt. Die Kunst ist es, das Talent<br />
zu entdecken und richtig zu fördern. Mit<br />
<strong>Sport</strong>sONE stellen wir jetzt ein Werkzeug<br />
zur Verfügung, das hilft sowohl<br />
Talente zu scouten, als auch die Talente<br />
individuell bestmöglich zu fördern.<br />
Zukünftig wird sich retrospektiv, aufgrund<br />
einer guten Dokumentation und<br />
Analyse, erklären lassen, wie Talente<br />
bestmöglich gefördert wurden. So wird<br />
es dann leichte, junge Spieler bestmöglich<br />
nach Ihren Fähigkeiten individuell zu<br />
entwickeln. Die Maßnahmen des ÖFB<br />
zur Top-Talenteförderung und das Projekt<br />
12 finde ich extrem spannend und<br />
beispielhaft.<br />
Durch die Digitalisierung im<br />
Fußball ändert sich auch das<br />
Anforderungsprofil der Trainer.<br />
Lösen solche Technologien die alte<br />
Trainergarde ab?<br />
Ich glaube, dass erfolgreiche Trainer<br />
die Chancen und zahlreichen neuen<br />
Möglichkeiten der Digitalisierung<br />
schätzen. Sie werden auch keine Berührungsängste<br />
haben, ihr Wissen in<br />
einer Plattform abzulegen, denn die<br />
Trainer erhalten extrem viele konsolidierte<br />
Informationen zurück, die Ihren<br />
Arbeitsablauf erleichtern. Es ist dabei<br />
nicht notwendig, dass der Cheftrainer<br />
selbst die Daten erfasst, sondern er erkennt<br />
die Vorteile für den Verein und<br />
das Team.<br />
»Talente sind in allen Jahrgängen in gleicher Häufigkeit verteilt.«<br />
© SAP<br />
© SAP<br />
56 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Moderne Trainer erkennen den<br />
Mehrwert dieser Plattform. Thorsten<br />
Fink hat bei den Grasshoppers aus Zürich<br />
mit diesem System gearbeitet und<br />
lässt es jetzt bei seinem neuen Verein<br />
Vissel Kobe in Japan installieren.<br />
Selbst ein Trainer wie Huub Stevens<br />
spielt in der Entwicklung von SAP<br />
<strong>Sport</strong>sONE eine Rolle.<br />
SAP hat mit Huub Stevens, als er bei<br />
der TSG Hoffenheim gearbeitet hat, eine<br />
Elfmeterdatenbank (SAP Penalty Insights)<br />
entwickelt. Er hatte sich in dieser<br />
Datenbank nicht nur notiert, in welches<br />
Eck der Schütze schießt, sondern auch<br />
den Kontext erfasst, wie die Drucksituation<br />
auf den Spieler zu diesem Augenblick<br />
war. Wo schaut der Spieler vor dem<br />
Schuss hin? Wie läuft er wann an? Sehr<br />
detaillierte Kontextinformationen. Diese<br />
Daten haben wir in eine moderne Technologie<br />
überführt und sie hilft heute<br />
sowohl Schützen als auch Torhütern in<br />
der Vorbereitung. Weitere Inhalte, Vorschläge<br />
und Analysen stellen wir den<br />
Klubs nicht zur Verfügung. Das ist Aufgabe<br />
eines Matchanalysten im Verein, der<br />
den Gegner analysiert und die Stärken<br />
herausliest.<br />
Wird durch die Software der Fußball<br />
berechenbar? Kann man Ergebnisse<br />
im Voraus schon berechnen?<br />
Ich glaube, dass man sich heute deutlich<br />
besser auf ein Spiel oder auf ein<br />
Elfmeterschießen vorbereiten kann, da<br />
viel mehr Informationen vorhanden sind<br />
und einfacher aufbereitet werden können.<br />
Dennoch stehen am Spieltag elf<br />
Spieler auf dem Feld. Diese treffen die<br />
Entscheidungen. Man kann sein Team<br />
darauf vorbereiten, wie sich der Gegner<br />
oder der Elfmeterschütze in der Vergangenheit<br />
vorbereitet hat. Es sagt einem<br />
aber nicht voraus, wie er sich in der aktuellen<br />
Situation verhalten wird.<br />
Kann es Fußball ohne Digitalisierung<br />
überhaupt noch geben?<br />
Heute kann es sich kein Verein mehr<br />
leisten, nicht digital zu arbeiten. Vor allem<br />
in den Ebenen Effizienz und Organisation<br />
geht es nicht mehr ohne IT. Vereine<br />
ohne Digitalisierung haben keine<br />
Chance dem steigenden Wettbewerbsdruck<br />
zu begegnen. Verbesserung in Organisation<br />
und Effizienz in den Prozessen<br />
ist auch ein Wettbewerbsvorteil der<br />
sich am Ende des Tages im sportlichen<br />
Erfolg auszahlen wird.<br />
»Vereine ohne Digitalisierung<br />
haben keine Chance.«<br />
Verstehen Sie, dass die<br />
Fußballromantiker gegen die<br />
Digitalisierung im Fußball sind?<br />
Ich glaube, dass die Fußballromantiker<br />
gegen die übermäßige Kommerzialisierung<br />
sind und nicht gegen die Digitalisierung<br />
im <strong>Sport</strong>. Wenn heute für<br />
Fußballspieler Transfersummen über<br />
100 Millionen Euro bezahlt werden,<br />
wäre es fahrlässig, diese Investitionsentscheidung<br />
nicht bestmöglich zu<br />
managen. Der Spieler sollte bestmöglich<br />
unterstützt, gefördert und weiterentwickelt<br />
werden. Die Nutzung von<br />
Technologie ist dabei unumgänglich.<br />
© SAP<br />
Auch der SCR Altach mit Christoph Längle nutzt die Software von SAP.<br />
Was ist für die Zukunft geplant?<br />
Heute werden Software-Programme<br />
entwickelt, die mit Hilfe von künstlicher<br />
Intelligenz und maschinellem Lernen,<br />
komplette Spielanalysen automatisiert<br />
durchführen. Die daraus gewonnenen<br />
Daten können verwendet werden, um<br />
Scouting-Vorschläge zu generieren.<br />
Auch SAP ist in dem Umfeld der KI aktiv.<br />
Die automatisierte Spielanalyse hat<br />
heute noch technische Schwächen. Ich<br />
bin überzeugt, dass wir beim Weg der<br />
Digitalisierung erst am Anfang stehen.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 57
»Ziel ist es, Leistung und<br />
Marktwert der Spitzensportler<br />
zu steigern«<br />
Die Geschichte von Michael Micic liest sich<br />
ähnlich wie die eines bekannten schwäbischen<br />
<strong>Sport</strong>wagenherstellers, der in ihrem gemeinsamen<br />
Heimatort in der Nähe von Stuttgart ein<br />
Entwicklungszentrum betreibt. Denn als dessen<br />
Gründer sich am Anfang nach dem Wagen<br />
umschaute, von dem er träumte, ihn aber nicht<br />
fand, entschloss er sich, ihn sich selbst zu bauen.<br />
Michael Micic<br />
Life-Coach im Spitzensport<br />
© Marcus Stark<br />
INTERVIEW<br />
Von Dominique Taboga<br />
Dass Michael Micic einmal einen eigenen<br />
ganzheitlichen Förderansatz<br />
für den Spitzensport entwickeln und<br />
Bundesliga-, A- und U-Nationalspieler<br />
betreuen würde, war ihm zwar während<br />
seines <strong>Sport</strong>management-Studiums<br />
noch nicht bewusst, aber bereits<br />
damals spürten er und sein Umfeld,<br />
dass er seine ganz eigenen Vorstellungen<br />
von einer Tätigkeit im <strong>Sport</strong> hatte.<br />
Denn während sich seine Kollegen<br />
schwerpunktmäßig mit Marketingkonzepten<br />
beschäftigten, war er an<br />
Sinn- und Wertefragen interessiert. Er<br />
verfasste schließlich zum Abschluss<br />
seines Studiums eine Diplomarbeit<br />
über die Ethikproblematik in Wirtschaft<br />
und <strong>Sport</strong>, wobei er sich fragte, wie<br />
Leistung und Moral zusammenpassen.<br />
Dies war im Jahr 2004 – also lange vor<br />
dem FIFA- und dem DFB-Skandal. Er<br />
interviewte dazu namhafte aktuelle<br />
und ehemalige <strong>Sport</strong>akteure, wie zum<br />
Beispiel den Kunstturnweltmeister<br />
Eberhard Gienger, den „Bomber der<br />
Nation“ Gerd Müller, Bochums Trainer<br />
Peter Neururer, Brasiliens Stuttgart-Profi<br />
Marcelo Bordon oder den<br />
Ruder-Weltmeister Sebastian Thormann.<br />
Als Micic sich nach seiner Diplomarbeit<br />
initiativ als Ethikbeauftragter<br />
bei Bundesligavereinen bewarb, stellte<br />
er schnell fest, dass diese Idee bei den<br />
Verantwortlichen auf wenig Interesse<br />
stieß. Also entschloss er sich, sich<br />
erst einmal vom <strong>Sport</strong>bereich zu verabschieden<br />
und seinen Sinn- und Wertefragen<br />
in einem Theologiestudium<br />
weiter nachzugehen.<br />
Die Faszination <strong>Sport</strong> holte ihn jedoch<br />
wieder ein und führte am<br />
Ende dazu, dass er eine neue Idee entwickelte<br />
und umsetzte. Micic schaffte<br />
sich eine eigene Stelle als Life-Coach<br />
beim deutschen Bundesligaverein 1.<br />
FC Köln. Nach seiner ersten Station im<br />
Profifußball arbeitet er inzwischen als<br />
Life-Coach in Wirtschaft und <strong>Sport</strong>. Wie<br />
die Idee, Life-Coaching im Spitzensport<br />
anzubieten, gereift ist und von ihm<br />
umgesetzt wird, hat das <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong><br />
<strong>Magazin</strong> bei einem ausführlichen<br />
Gespräch herausgefunden.<br />
58 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Trainer-Special<br />
Woher kommt Ihre Idee,<br />
Life-Coaching im Spitzensport<br />
anzubieten?<br />
Ich liebe es Menschen zu entwickeln,<br />
ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial<br />
zu entfalten und glücklich zu leben.<br />
Als studierter <strong>Sport</strong>manager und angehender<br />
Theologe hatte ich bereits<br />
2007, aber noch sehr fragmentarisch,<br />
die Idee, die Kernelemente dieser beiden<br />
Studienrichtungen und damit auch<br />
meine Leidenschaften miteinander zu<br />
verbinden: Leistungsorientierung und<br />
Menschenfokussierung. Und das auf<br />
höchstem Level – im Spitzensport.<br />
Wie verlief dann der Prozess von der<br />
Idee bis zur Umsetzung?<br />
Als ich mich umschaute, aber meine<br />
Idee so noch nicht von anderen verwirklicht<br />
gesehen hatte, suchte ich<br />
nach zumindest ähnlichen Ansätzen<br />
im Spitzensport und wurde dabei auf<br />
die Chaplaincy-Arbeit in der englischen<br />
Premier League aufmerksam. Das ist<br />
ein Seelsorgeangebot von christlichen<br />
Pastoren für Vereine und in England<br />
weit verbreitet – und übrigens auch in<br />
amerikanischen <strong>Sport</strong>arten. Etwa zwei<br />
Drittel der englischen Premier League-<br />
Klubs haben einen sogenannten Klub<br />
Chaplain. 2010 nahm ich Kontakt mit<br />
dem Chaplain von Manchester United<br />
auf und hospitierte sowohl bei ihm als<br />
auch bei den Chaplains von Manchester<br />
City, FC Liverpool, FC Everton und Bolton<br />
Wanderers. Zurück in Stuttgart wurde<br />
mir schnell klar, dass ich aus dem<br />
Chaplaincy-Ansatz in England und auch<br />
von christlichen <strong>Sport</strong>organisationen in<br />
Deutschland übernehmen sowie darauf<br />
aufbauen konnte, ich aber ein eigenes<br />
Modell für Profifußball und den Spitzensport<br />
entwickeln wollte, das sowohl<br />
den Fürsorge- als auch den Leistungsaspekt<br />
abdeckt und somit zu einer umfassende<br />
Entwicklung beiträgt.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Dann gab es Gespräche mit dem DFB<br />
in Frankfurt und mit Jörg Schmadtke<br />
bei Hannover 96. Eine Zusammenarbeit<br />
kam damals zwar noch nicht zustande,<br />
aber der Kontakt blieb stets erhalten<br />
– auch, als Schmadtke 2013 nach Köln<br />
wechselte. Dort konnte ich mich nochmals<br />
vorstellen, wurde aber nicht für ein<br />
Forschungsprojekt angenommen. Allerdings<br />
bekam ich Anfang 2014 als erster<br />
Life-Coach in einem deutschen Profifußballverein<br />
eine Stelle und absolvierte<br />
später berufsbegleitend eine systemisch-integrative<br />
Coachingausbildung.<br />
Was ist die Zielgruppe von<br />
Life-Coaching?<br />
Im Spitzensport zählen <strong>Sport</strong>ler, Trainer<br />
und Entscheidungsträger aus Vereinen<br />
und Verbänden zu meiner Zielgruppe.<br />
Sie kommen hauptsächlich aus dem<br />
Profifußball. Und im Wirtschaftsbereich<br />
sind es angehende und bestehende<br />
Führungskräfte aller Hierarchiestufen.<br />
Life-Coaching bietet gerade für Top-Performer,<br />
insbesondere wenn sie einem<br />
öffentlichen Leistungs- und Erwartungsdruck<br />
ausgesetzt sind, eine wirksame<br />
Unterstützung und Begleitung.<br />
Wie sieht eine Betreuung eines<br />
<strong>Sport</strong>lers im Detail aus?<br />
Zunächst einmal ist ein Ein- und Ausstieg<br />
immer möglich – auch mitten in<br />
der Saison. Wenn ein <strong>Sport</strong>ler an mich<br />
»Ich war der erste Life-Coach in einem deutschen Profifußballverein«<br />
© Michael Micic<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 59
»<strong>Sport</strong>ler, Trainer und Entscheidungsträger aus Vereinen zählen zu meiner Zielgruppe«<br />
© Marcus Stark<br />
herantritt, geht es im ersten Schritt<br />
darum herauszufinden, ob wir zusammenpassen<br />
und unsere gegenseitigen<br />
Erwartungen übereinstimmen. Wir<br />
sprechen über die Struktur, den Ort und<br />
die Kosten der Zusammenarbeit und<br />
klären Anliegen und Auftrag. Aber es<br />
geht auch um Achtsamkeit, Sinn- und<br />
Wertethemen, Karriere- und Lebensziele.<br />
Ist ein Thema umrissen, betrachten<br />
wir gemeinsam die Hintergründe,<br />
Zusammenhänge und Ressourcen zur<br />
Lösungsfindung. Danach planen wir<br />
partnerschaftlich, wie erste Veränderungsschritte<br />
zur Zielerreichung aussehen<br />
können und welche Übungen dafür<br />
geeignet sind.<br />
Was ist der nächste Schritt?<br />
In der zweiten und weiteren Sitzungen<br />
geht es dann darum, die gemeinsam<br />
ausgewählten Übungen durchzuführen<br />
und zu reflektieren. Der Klient<br />
bleibt aber nicht nur in der Laborsituation,<br />
sondern soll die neuen Handlungsoptionen<br />
auch auf sowie neben<br />
dem Platz erproben und umsetzen.<br />
Nach einem gemeinsam festzulegenden<br />
Zeitraum geht es dann an um die<br />
Evaluation und Qualitätssicherung.<br />
Über welchen Zeitraum geht eine<br />
Betreuung?<br />
Es gibt Klienten, die brauchen einen<br />
gewissen Leidensdruck und ein konkretes<br />
Problem und suchen einen<br />
„Feuerwehrmann“. Ist das Problem gelöst<br />
und das Coachingziel erreicht oder<br />
der Leidensdruck wieder erträglich,<br />
beenden sie das Coaching. In der Regel<br />
geschieht das nach etwa drei bis sechs<br />
Monaten. Andere wiederum begleite<br />
ich über eine Saison oder bereits seit<br />
mehreren Jahren.<br />
Was sind die Ziele eines<br />
Life-Coachings?<br />
Coaching braucht aus meiner Sicht<br />
nicht unbedingt ein konkretes Anliegen<br />
oder Ziel. Natürlich habe ich das übergeordnete<br />
Ziel, <strong>Sport</strong>lern im Spitzensport<br />
dabei zu helfen, ihre Leistung und<br />
damit auch ihren Marktwert zu steigern,<br />
das Leben gelingend zu gestalten und<br />
zu einer Persönlichkeit zu reifen. Aber<br />
entscheidend ist nicht, was ich möchte<br />
oder welche Ziele ich habe. Entscheidend<br />
ist einzig und allein, wo der Klient<br />
hinwill und was ihm dabei hilft. Ich begleite<br />
lediglich den Prozess und bin der<br />
Sparringspartner, der schnell erreichbar<br />
ist, dann aber auch wieder Abstand hält.<br />
Denn Life-Coaching ist das Gegenteil<br />
von Abhängigkeiten-Schaffen, sondern<br />
im Gegenteil ein emanzipatorischer<br />
Prozess, eine Hilfe, die zur Selbsthilfe<br />
wird und zur Freiheit und Unabhängigkeit<br />
des Klienten führen soll – aber ihn<br />
auch in die Pflicht nimmt, seine Freiheit<br />
anzunehmen und sein Leben selbstverantwortlich<br />
zu gestalten.<br />
Wie kommt Ihre Arbeit bei den<br />
Fußball-Vereinen an?<br />
Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt<br />
immer noch einige Vereine, die einem<br />
Förderansatz wie Life-Coaching grundsätzlich<br />
skeptisch gegenüberstehen.<br />
Aber es gibt auch gute Erfahrungen.<br />
Bei meinem ersten Klub, dem 1. FC Köln,<br />
kam meine Arbeit sehr gut an. Ich hatte<br />
in eineinhalb Jahren über 50 Klienten<br />
– und bin auch danach und teilweise<br />
bis heute mit einzelnen von ihnen im<br />
Austausch oder coache sie. Durch meine<br />
Erfahrungen sind inzwischen auch<br />
andere Vereine neugierig auf Life-Coaching<br />
geworden und haben bereits mit<br />
mir zusammengearbeitet oder ziehen<br />
es in Erwägung. Gleiches gilt für einzelne<br />
Spielerberatungsagenturen.<br />
60 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Videosicherheit für<br />
neun Fußball-WM-Stadien<br />
in Rekordzeit<br />
© Dallmeier<br />
Zuverlässige Planung dank innovativer<br />
3D-Simulation und Kameratechnik.<br />
Georg Martin<br />
Chief Communications Officer<br />
bei Dallmeier<br />
Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist immer<br />
ein außergewöhnliches Großereignis:<br />
Es gibt nur wenige Erfahrungswerte,<br />
und für alle Beteiligten bedeutet<br />
die Komplexität des Vorhabens höchste<br />
Anspannung. Daher haben Verlässlichkeit<br />
und Flexibilität besonders auch bei der<br />
Planung oberste Priorität. Bei Dallmeier<br />
ist man stolz darauf, neun von zwölf Stadien<br />
der Fußball-WM 2018 in Russland<br />
mit Videosicherheitstechnik ausgerüstet<br />
und dabei die hohen Anforderungen der<br />
Betreiber erfüllt zu haben. Ausschlaggebend<br />
waren neben den technischen<br />
Vorteilen der patentierten “Panomera®”-Kameras<br />
vor allem der innovative<br />
Ansatz bei der Projektplanung, wie Georg<br />
Martin, Chief Communications Officer bei<br />
Dallmeier, im Interview verrät.<br />
Stadionbetreiber und weiteren Stakeholdern<br />
die Sicherheitsziele und erstellen ein zu gestalten. Im fertigen 3D-Modell der<br />
um für die Planung brauchbare Modelle<br />
Lasten- und Pflichtenheft. Danach kommt Stadionumgebung wird dann die komplette<br />
Lösung inklusive Kameras, Senso-<br />
unser Team aus Spezialisten für den Bereich<br />
3D-Planung ins Spiel: Der Stadionbetreiber<br />
liefert drei- oder zweidimensio-<br />
Sehr wichtig ist diese Vorgehensweise<br />
ren und anderen Komponenten simuliert.<br />
nale Pläne, aus denen unsere Ingenieure beispielsweise um Sichtfeldverdeckungen<br />
zu erkennen, also Bereiche die von<br />
und Grafiker genaue dreidimensionale<br />
Simulationen der Stadionumgebung erstellen.<br />
Gegebenenfalls reichen sogar weil Objekte im Weg sind, wie etwa ein<br />
einer Kamera nicht erfasst werden,<br />
Fotos und elektronisches Kartenmaterial, LED-Würfel. In der 3D-Projektsimulation<br />
Eine Kamera-Sichtfeldverdeckung, hier verursacht durch einen LED-Würfel, lässt sich<br />
in der 3D-Simulation erkennen und durch ein Umpositionieren der Kamera beheben.<br />
© Dallmeier<br />
Anzeige<br />
Herr Martin, wie können wir uns<br />
den Ablauf vorstellen, wenn ein<br />
Stadionbetreiber eine Planung für<br />
eine Videosicherheitslösung bei<br />
Ihnen anfragt?<br />
Zuerst einmal definieren wir im Rahmen<br />
von Workshops zusammen mit dem<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 61
können wir dann reagieren und das Problem<br />
durch entsprechende Positionierung<br />
der Kameras oder Hinzufügen weiterer<br />
Komponenten lösen. Der Kunde erhält so<br />
eine exakte Planung seiner zukünftigen<br />
Umgebung, bei der alle Details berücksichtigt<br />
wurden.<br />
Dallmeier hat neun von zwölf Stadien<br />
der Fußball-WM 2018 in Russland mit<br />
Videosicherheitstechnik ausgestattet<br />
– welche speziellen Anforderungen<br />
gab es hier?<br />
Bei den Stadien in Russland war beispielsweise<br />
von den WM-Verantwortlichen<br />
vorgegeben, dass die Videosicherheitssysteme<br />
das Geschehen<br />
auf sämtlichen Tribünenbereichen<br />
mit mind. 25 Bildern pro Sekunde und<br />
mit einer Auflösungsdichte von mind.<br />
250 Pixel pro Meter (px/m) erfassen.<br />
Die Kenngröße px/m ist in der weltweit<br />
gültigen Norm DIN EN 62676-4<br />
definiert und stellt sicher, dass die<br />
Aufnahmequalität von unbekannten<br />
Personen im Fall von Ermittlungen zur<br />
eindeutigen Identifizierung ausreicht.<br />
Die Gewährleistung, dass buchstäblich<br />
im „letzten Winkel“ die geforderten<br />
250 px/m erreicht werden, ist mit der<br />
3D-Simulation ein Kinderspiel: durch<br />
Farbkodierung im digitalen Modell lässt<br />
sich genau sagen, wo der Wert erreicht<br />
ist und wo gegebenenfalls durch eine<br />
andere Positionierung oder ein anderes<br />
Kameramodell nachgebessert<br />
werden muss.<br />
Welche Rolle spielt die Kamera selbst?<br />
Die Kamera spielt auch heute noch<br />
eine sehr große Rolle. Neben dem innovativen<br />
Planungsansatz haben sich<br />
die Stadionbetreiber vor allem auch<br />
wegen unserer patentierten Kameratechnologie<br />
„Panomera®“ für uns<br />
entschieden. Die seit 2011 verfügbaren<br />
Kamerasysteme verfügen über<br />
bis zu acht Sensoren und ermöglichen<br />
damit die Abdeckung größter Flächen<br />
mit deutlich weniger Kameras. Dabei<br />
ist eine genau definierte Mindestauflösung<br />
im gesamten Bild gewährleistet,<br />
und zwar sowohl im Live-Bild als<br />
auch in der Aufzeichnung. Damit steigt<br />
die Sicherheit im Stadion, da Straftäter<br />
auch im Nachhinein in jedem Bildbereich<br />
noch identifiziert werden können.<br />
Bei klassischen Kombinationslösungen<br />
aus PTZ- und Megapixelkameras ist genau<br />
dies eben nicht der Fall. So kommt<br />
beispielsweise der Betreiber der Gazprom<br />
Arena in St. Petersburg für seine<br />
Tribünensicherheit mit deutlich unter<br />
100 Panomera®-Kameras aus, um<br />
alle Bereiche mit mind. 250 px/m und<br />
25 Bildern pro Sekunde abzudecken.<br />
Bei einer Alternativlösung wäre eine<br />
deutlich vierstellige Anzahl an her-<br />
kömmlichen Single-Sensor-Kameras<br />
notwendig gewesen. Neben enorm<br />
hohen Infrastrukturkosten (Masten,<br />
Kabel usw.) hätte dies eine kaum zu<br />
bewältigende Bilderflut für die Bediener<br />
des Videosystems bedeutet.<br />
Gleichzeitig ist die flächendeckende<br />
Auflösungsdichte für alle zukünftigen<br />
Analyseanwendungen wichtig. Nur<br />
wenn die Bildqualität stimmt und planbar<br />
ist, lassen sich brauchbare Analyseergebnisse<br />
erzielen, die klassisch<br />
oder zunehmend auch KI-basiert ausgewertet<br />
werden.<br />
Gab es neben diesen<br />
technischen Kriterien noch<br />
weitere Herausforderungen?<br />
Ja, die gab es. Ihren hohen Kundennutzen<br />
stellte unsere Kombination aus<br />
3D-Planung und Panomera®-Technik<br />
unter Beweis, als mitten in der Projektumsetzung<br />
auf einem Vor-Ort-Termin<br />
mitgeteilt wurde, dass in mehreren<br />
Stadien Überdachungen mit ca. 80<br />
m² Fläche über der obersten Reihe<br />
der VIP-Tribünen angebracht werden.<br />
Solch eine kurzfristige Modifikation<br />
stellt natürlich eine große Herausforderung<br />
für jeden Planer dar. Das Dallmeier<br />
3D-Projektplanungsteam konnte<br />
die erforderlichen Änderungen jedoch<br />
in weniger als zwei Tagen durchplanen.<br />
Im Rahmen der 3D-Planung lässt sich genau ermitteln, wie hoch die Auflösungsdichte in der realen Szene sein wird.<br />
Die patentierte Kameratechnologie „Panomera®“ kann dabei eine flächendeckende Mindestauflösungsdichte garantieren.<br />
© Dallmeier<br />
62 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
© Dallmeier<br />
Das Dallmeier 3D-Planungsteam kann sog.<br />
„CamCards“ generieren. Errichter wissen mit<br />
ihnen genau, welche Kamera wo, in welcher Höhe<br />
und in welchem Winkel montiert werden muss.<br />
Wie haben die Errichter auf die<br />
kurzfristige Änderung reagiert?<br />
Wie Sie sich sicher vorstellen können,<br />
hielt sich die Begeisterung der Errichter<br />
in Grenzen. Unser 3D-Planungstool<br />
– übrigens eine Eigenentwicklung<br />
– hat deren Mehraufwand jedoch stark<br />
reduziert. Da es mit unserer Produktdatenbank<br />
verbunden ist, lassen sich<br />
dabei auch die verschiedenen Kameramodelle<br />
direkt auswählen. Unser<br />
3D-Planungsteam kann somit selbst<br />
bei kurzfristigen Änderungen zeitnah<br />
eine neue optimale Konfiguration zusammenzustellen.<br />
Die Errichter haben<br />
hierbei in besonderem Maße von<br />
unseren „CamCards“ profitiert – das<br />
sind genaue Konfigurationsdokumente<br />
für jede einzelne Kamera. Mit diesen<br />
wussten sie genau, welche Kamera<br />
wo, in welcher Höhe und in welchem<br />
Winkel montiert werden muss. Der<br />
große Vorteil liegt neben der Planungssicherheit<br />
vor allem in der absoluten<br />
Zeitersparnis: Unsere russischen Stadionkunden<br />
konnten somit rechtzeitig<br />
zum Start der Fußball-WM rundum<br />
funktionierende Systeme in Betrieb<br />
nehmen.<br />
Über Dallmeier<br />
Stadionbetreiber können mit Videosicherheitslösungen<br />
von Dallmeier<br />
ihr gesamtes Stadion kosteneffizient<br />
überwachen und somit für Sicherheit<br />
sorgen – angefangen bei Tribünen,<br />
über Innenbereiche und Parkplätze bis<br />
hin zu Stadion-Zufahrten. Die patentierten<br />
Panomera®-Kameras, die dazugehörigen<br />
Aufzeichnungslösungen und<br />
Softwarepakete für unterschiedlichste<br />
Anwendungen sorgen dafür, dass<br />
kein Ereignis unentdeckt bleibt. Dabei<br />
können selbst mehrere Stakeholder<br />
gleichzeitig auf die Bilder zugreifen,<br />
komplexe Zusammenhänge erkennen<br />
und kritische Situationen effizient auflösen<br />
und weiterverfolgen. Die genaue<br />
Planbarkeit der Systeme und der modulare<br />
Aufbau der Software-Plattform<br />
ermöglichen Anwendungen<br />
wie z. B. Gesichtserkennung oder KIbasierte<br />
Assistenzsysteme. Als deutscher<br />
Hersteller legt Dallmeier dabei<br />
großen Wert auf Datenschutz und Datensicherheit.<br />
Dallmeier electronic GmbH & Co.KG<br />
Bahnhofstraße 16<br />
93047 Regensburg, Deutschland<br />
Tel. +49 941 8700-0<br />
Fax +49 941 8700-180<br />
info@dallmeier.com<br />
www.dallmeier.com<br />
www.panomera.com<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 63
Noch drei Jahre: FIFA Fußball-WM 2022 in Katar<br />
Diamant in der Wüste<br />
In knapp drei Jahren findet die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar statt.<br />
© FIFA Media Channel<br />
Am 18. Dezember <strong>2019</strong> wird nun im Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />
das dritte von insgesamt acht geplanten Stadien offiziell eröffnet.<br />
Wir stellen den neuen Fußball-Tempel der Kataris vor:<br />
Das Education City Stadium.<br />
Von Alexander Friedl<br />
Das Stadion im Herzen von Education<br />
City in der katarischen Hauptstadt<br />
Doha ist Austragungsort von zahlreichen<br />
WM-Spielen bis zum Viertelfinale.<br />
40.000 Zuschauer werden im „Diamant<br />
der Wüste“, wie die Arena aufgrund<br />
ihrer imposanten Außenfassade bezeichnet<br />
wird, Platz finden. Das Design<br />
des Education City Stadiums knüpft an<br />
die reiche Geschichte der islamischen<br />
Architektur an und verbindet sie mit<br />
auffälliger Modernität. Die Baukosten<br />
dafür sind noch nicht bekannt.<br />
» Jeder in Katar wird sehr<br />
stolz sein, wenn dieses<br />
architektonische Meisterwerk<br />
am Nationalfeiertag unseres<br />
Landes während der<br />
prestigeträchtigen<br />
FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />
und genau drei Jahre vor<br />
dem Finale in Katar 2022<br />
enthüllt wird. «<br />
Hassan Al Thawadi,<br />
Generalsekretär für die<br />
technische Umsetzung<br />
64 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
© FIFA Media Channel<br />
40.000 Zuschauer werden im Education City Stadium bei der WM Platz finden.<br />
© FIFA Media Channel<br />
Nachhaltigkeit als<br />
Herzstück des Projekts<br />
Nach der WM 2022 wird die Kapazität<br />
des Stadions auf 20.000 Plätze<br />
reduziert und die modulare obere Reihe<br />
für die Schaffung von <strong>Sport</strong>anlagen<br />
in Übersee gespendet werden. Die<br />
Arena wird danach als <strong>Sport</strong>anlage für<br />
zahlreiche Bildungs-, Forschungs- und<br />
Innovationseinrichtungen von Education<br />
City dienen.<br />
Hassan Al Thawadi: »Jeder in Katar wird sehr stolz sein«<br />
© FIFA Media Channel<br />
Champions League<br />
Sieger Liverpool zu Gast<br />
Bevor das Stadion bei der WM 2022<br />
zum Einsatz kommt, wird es im<br />
Rahmen der FIFA Klub-Weltmeisterschaft<br />
von 11. bis 21. Dezember <strong>2019</strong><br />
genutzt. Als Austragungsstätte des<br />
Halbfinals und Finals, mit Beteiligung<br />
des Champions League Siegers FC Liverpool,<br />
wird die Arena besonders im<br />
Blickpunkt der internationalen Medienberichterstattung<br />
stehen.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 65
Ausrüsterdeal geleaked<br />
Football Leaks<br />
CR7 kassiert dreistelligen<br />
Millionen-Betrag von Nike<br />
Cristiano Ronaldo lässt sich im Rahmen einer Partnerschaft<br />
mit dem US-amerikanischen <strong>Sport</strong>artikelhersteller Nike<br />
offenbar fürstlich entlohnen.<br />
Das geht aus den aktuellen Recherchen des deutschen<br />
Nachrichtenmagazins SPIEGEL zu den Football Leaks hervor.<br />
Der Juve-Star kann demnach bis 2026 mit Zusatzeinnahmen<br />
in dreistelliger Millionenhöhe planen.<br />
Von Alexander Friedl<br />
Cristiano Ronaldo gehört zu den erfolgreichsten<br />
Fußballern der Geschichte.<br />
Neben seinen sportlichen Fähigkeiten<br />
versteht es der Portugiese so<br />
wie kein anderer seiner Branche, sich<br />
als Marke und Werbegesicht zu positionieren<br />
und zu vermarkten.<br />
Kein Wunder also, dass der 34-Jährige<br />
zu den reichsten Männern im Fußball<br />
<strong>Business</strong> zählt. Laut den aktuellen<br />
Berechnungen des Wirtschaftsmagazins<br />
Forbes nimmt CR7 jährlich 109 Millionen<br />
Dollar, umgerechnet knapp 100<br />
Millionen Euro ein. Davon sind 60 Millionen<br />
Euro Gehalt und Bonuszahlungen.<br />
Ganze 40 Millionen Euro lukriert der<br />
Superstar aus Sponsorengeldern.<br />
Die Marke Cristiano Ronaldo funktioniert.<br />
Alle wollen am Portugiesen<br />
mitverdienen, darunter Welt-Konzerne<br />
wie Castrol, EA <strong>Sport</strong>s, Samsung – und<br />
natürlich Ronaldos persönlicher Ausrüster<br />
Nike. Wie viele Millionen der<br />
führende <strong>Sport</strong>artikelhersteller für<br />
sein berühmtestes Werbegesicht ausgibt,<br />
zeigen jetzt neue Football Leaks<br />
Dokumente.<br />
66 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
» Ich habe eine großartige<br />
Beziehung zur Marke und<br />
gute Freunde im Unternehmen.<br />
Wir sind eine Familie,<br />
das ist meine Marke. «<br />
Cristiano Ronaldo bei seiner Vertragsverlängerung<br />
2016 über Nike<br />
Cristiano Ronaldos<br />
Megavertrag mit Nike<br />
1. September 2004<br />
Erster Vertrag mit Nike<br />
bis zum Sommer 2010<br />
(608.000 Euro pro Jahr)<br />
Weltfußballer-Wahl<br />
bringt weitere<br />
vier Millionen<br />
Diese 162 Millionen Euro sind allerdings<br />
nicht alles. Für besondere<br />
Auszeichnungen gibt es Prämien on top.<br />
Sollte der Portugiese den Ballon d’Or<br />
gewinnen, die Auszeichnung zum Weltfußballer<br />
des Jahres wie schon 2016,<br />
bringt ihm das laut dem Entwurf von<br />
Nike weitere vier Millionen Euro ein.<br />
Ronaldos Berateragentur Gestifute,<br />
Polaris <strong>Sport</strong>s und Nike wollten sich<br />
über Inhalte eines entsprechenden<br />
Vertrages nicht äußern.<br />
31. August 2009<br />
Vertragsverlängerung bis 2014<br />
(3,1 Millionen Euro pro Jahr)<br />
* Klausel:<br />
Automatische Vertragsverlängerung<br />
auf weitere zwei Jahre, wenn Nike<br />
zwischen September 2009 und<br />
Oktober 2013 Nettoeinnahmen<br />
von mindestens 120 Millionen Euro<br />
mit dem weltweiten Verkauf von<br />
Ronaldo-Produkten erzielt<br />
1. September 2016<br />
Vertragsverlängerung bis 2026<br />
(16,2 Millionen Euro jährlich)<br />
* Klausel:<br />
Ronaldo muss in dieser Zeit für<br />
einen Kategorie-A-Klub auflaufen<br />
* Erfolgsprämien:<br />
Quelle: SPIEGEL/Football Leaks<br />
Gewinn des Ballon d’Ors<br />
Bis er 41 Jahre alt ist:<br />
Ronaldo verdient 16,2<br />
Millionen Euro pro Jahr<br />
© Christiano Ronaldo<br />
Nike-Deal: CR7 kassiert für<br />
zehn Jahre 162 Millionen Euro.<br />
(vier Millionen Euro) und viele mehr<br />
Laut den aktuellen Recherchen des<br />
deutschen Nachrichtenmagazins<br />
SPIEGEL zu den Football Leaks soll Nike<br />
den Portugiesen für zehn Jahre 162 Millionen<br />
Euro zahlen. So geht es aus dem<br />
Entwurf eines Vertrags zwischen Nike<br />
und der Firma Polaris <strong>Sport</strong>s Limited<br />
in Dublin hervor, die Inhaber der weltweiten<br />
Vermarktungsrechte des Fußballprofis<br />
ist.<br />
Demnach läuft die Vereinbarung<br />
von September 2016 bis Mitte des<br />
Jahres 2026. Dann ist Ronaldo 41 Jahre<br />
alt. Heruntergebrochen wären das 16,2<br />
Millionen Euro jährlich. Einzige Bedingung:<br />
Der Superstar muss in dieser Zeit<br />
für einen Kategorie-A-Klub auflaufen.<br />
© Christiano Ronaldo<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 67
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Fußballinteressierte sowie Entscheidungsträger aus Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
kommen zusammen, um aktuelle Themen der Fußballbranche zu diskutieren<br />
und geschäftliche Synergien zu schaffen.<br />
Das Ziel der Kongresse besteht vor allem darin, mittels hochwertigen Impulsvorträgen,<br />
attraktiv besetzten Diskussionspanels und interessanten Ausstellern ein Event zu<br />
gestalten, das neue Ideen und Kontakte bringt, alte und neue Netzwerke belebt,<br />
sowie einen persönlichen Mehrwert für die Teilnehmer schafft.<br />
INFORMATIV - KOMPETENT - GEWINNEND<br />
Wir bedanken uns bei den vielen positiven Statements zu den letztjährigen<br />
FUSSBALL KONGRESSEN. Einige Referenzen von Vorständen, Partnern und<br />
Ausstellern, lesen Sie auf unserer Website.<br />
68 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
FUSSBALLKONGRESS<br />
DEUTSCHLAND<br />
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12. Februar 2020<br />
St. Jakob-Park - Basel<br />
5. Mai 2020 Hotel Zürserhof - Zürs<br />
FUSSBALLKONGRESS<br />
23. & 24. März 2020<br />
SCHWEIZ<br />
FUSSBALLKONGRESS<br />
GIPFELGESPRÄCHE<br />
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@fussballkongress<br />
@fussball_kgr<br />
FUSSBALL KONGRESS<br />
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FUSSBALL KONGRESS<br />
Laufende Infos, Programmschwerpunkte,<br />
aktuelle Partner & Referenten unter:<br />
www.fussballkongress.com<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 69
Herr Rossi sucht das Glück<br />
Eishockey-Crack Marco Rossi hat seine zweite Saison in der<br />
© Ottawa 67s Media Office<br />
kanadischen Juniorenliga begonnen, mit dem Ziel,<br />
2020 den Sprung in die National Hockey League (NHL) zu schaffen.<br />
Von Harry Miltner<br />
Beim NHL-Draft im kommenden Juni<br />
steht Marco Rossi sehr weit oben<br />
auf der Liste und es gilt als wahrscheinlich,<br />
dass sich eines der 31 NHL-Teams<br />
die Rechte an dem jungen Österreicher<br />
sichern wird. Nun gilt es die tollen Leistungen<br />
der abgelaufenen Saison bei<br />
den Ottawa 67’s zu bestätigen oder<br />
noch besser, auszubauen.<br />
Schweizer Weg<br />
Regelmäßig von Ex-Eishockey-Crack<br />
und Vater Michael wurde Rossi in<br />
die Schweiz chauffiert und stand 2011<br />
schon als 11-Jähriger in der eidgenössischen<br />
U15-Liga auf dem Eis. Nachdem<br />
er die dortigen Juniorkategorien<br />
durchlief, verbuchte er auch achtzehn<br />
Einsätze in der NLB, der zweithöchsten<br />
Schweizer Spielklasse, wo er sieben<br />
Punkte sammelte. Letzte Saison wechselte<br />
er dann nach Ottawa zu den 67‘s<br />
in der kanadischen Elite-Nachwuchsliga<br />
OHL. Im U18 Nationalteam holte<br />
der Vorarlberger bei zwei Weltmeisterschaften<br />
in zehn Partien herausragende<br />
15 Punkte, bei der U20 WM 2018 als<br />
erst 16-Jähriger fünf Zähler, darunter<br />
zwei Treffer beim 5-2 Sieg im Abstiegsduell<br />
gegen Ungarn. Über den Sommer<br />
hielt sich Rossi in verschiedenen Eishockey-Camps<br />
in Kanada und den USA<br />
und bei EBEL Club Dornbirn Bulldogs<br />
fit, ehe er nun als 18-Jähriger in seine<br />
zweite Saison für Ottawa geht. „Es wird<br />
extrem schnelles Eishockey gespielt<br />
mit raschem Umschalten. Das ist genau<br />
das Richtige für mich und ich habe mein<br />
Spiel dort sehr verbessert, vor allem in<br />
den Zweikämpfen und beim Umschal-<br />
70 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Eishockey<br />
ten. Daher habe ich im Sommer auch<br />
viel Augenmerk auf Speed gelegt. Ich<br />
kann den Bulldogs gar nicht genug danken,<br />
dass ich bei ihnen aufs Eis durfte.<br />
Das hat mir sehr geholfen.“<br />
Gesunde Basis<br />
Rossi versucht, möglichst viele Eindrücke<br />
in seiner neuen Heimat<br />
aufzusaugen und weiß genau, welche<br />
Menschen er in seiner Nähe will.<br />
Gebürtige Österreicher<br />
in der NHL<br />
» Leute, die mich ständig loben,<br />
will ich nicht um mich haben.<br />
Ich kann mich schon selbst<br />
Reinhard Divis<br />
04.07.1975, Torhüter, 28 Spiele<br />
St. Louis Blues (2001–2006)<br />
einschätzen. Ich will wissen,<br />
wie ich mich verbessern kann. «<br />
Darum hat er sich ein Team an Ratgebern<br />
und Vertrauten zusammengestellt.<br />
Dazu zählen Personaltrainer<br />
Max Cavada, Ex-Teamspieler Conny Dorn,<br />
Ernährungsberaterin Laura Gertschnig,<br />
Der gebürtige Vorarlberger<br />
stählte sich in den Schweizer<br />
Nachwuchsklassen.<br />
denke nur daran, dass ich immer besser<br />
Christoph Brandner<br />
05.07.1975, Stürmer, 35 Spiele<br />
Minnesota Wild (2003–2004)<br />
Thomas Pöck<br />
02.12.1981, Verteidiger, 118 Spiele<br />
New York Rangers (2003–2008)<br />
New York Islanders (2008–2009)<br />
© ZSC Lions Pressebüro<br />
<strong>Sport</strong>therapeut Toni Mathis, Torjäger-Legende<br />
Rick Nasheim, Trainer Pierre Pagé<br />
und sein Agent Patrick Pilloni. Deren Meinungen<br />
helfen ihm bei seinen Entscheidungen.<br />
Und natürlich Papa Michael, der<br />
im Hintergrund die Koordination übernimmt.<br />
Michael Rossi spielte rund drei<br />
Jahrzehnte Eishockey in Feldkirch, Lustenau<br />
und Graz. Er hat das Talent seines Juniors<br />
Sohnes früh erkannt und gefördert.<br />
So auch vor dem Wechsel nach Kanada.<br />
„Marco hätte noch ein Jahr in der Schweiz<br />
spielen können und ich habe ihm auch<br />
dazu gerarten. Aber er wollte nach Ottawa<br />
und ich habe ihn entscheiden lassen.<br />
Marco hat, was Eishockey angeht, immer<br />
das letzte Wort", so Vater Rossi, für den<br />
„die Trennung schon hart war.“<br />
Topvertrag winkt<br />
2020 kann der gebürtige Rankweiler<br />
von einem NHL-Klub gedraftet werden,<br />
aber Rossi verspürt nur bedingt<br />
Druck. Denn Rossi gilt nicht nur als felsenfester<br />
Draft-Kandidat, sondern fast<br />
genauso sicher als Erstrundenpick. „Ich<br />
werde. Dann werden wir sehen, wo ich<br />
lande. Du musst in jedem Training an<br />
Deine Maximalbelastung gehen, sonst<br />
ist es ein verlorenes Training. Aber ich<br />
kann mich immer auf meine Einstellung<br />
verlassen, denn ich will jeden Tag besser<br />
werden.“ Beim Draft entscheidet<br />
aber nicht nur wie gut Rossi am Eis ist,<br />
sondern auch wie er sich im Umgang mit<br />
den Scouts und den Medien präsentiert,<br />
was Teamkollegen und Jugendcoaches<br />
über ihn sagen und vieles mehr. „Ich<br />
wurde schon mal von einem Scout am<br />
Ende des Gesprächs gefragt, ob ich noch<br />
wisse, wie er heißt. Damit sehen sie wie<br />
aufmerksam du warst und wie interessiert<br />
du bist.“ Doch nur weil er beim<br />
Draft höchstwahrscheinlich gepickt<br />
wird, hat er noch lange keinen NHL-Vertrag<br />
in der Tasche. Dann beginnt die Bewährungshase<br />
erst so richtig. „Du musst<br />
dich innerhalb von vier bis fünf Monaten<br />
in verschiedenen Trainingscamps gegen<br />
die besten jungen Spieler durchsetzen<br />
und beweisen. Dann schaffst du es in einen<br />
NHL Kader. Dort musst du dann auch<br />
gleich wieder Leistung zeigen, sonst bist<br />
du sofort wieder raus.“<br />
Thomas Vanek<br />
19.01.1984, Stürmer, 616 Spiele<br />
Buffalo Sabres (2005–2013)<br />
New York Islanders (2013–2014)<br />
Canadiens de Montréal (2014)<br />
Minnesota Wild (2014–2016)<br />
Detroit Red Wings (2016–2017)<br />
Florida Panthers (2017)<br />
Vancouver Canucks (2017–2018)<br />
Columbus Blue Jackets (2018)<br />
Andreas Nödl<br />
28.02.1987, Stürmer, 183 Spiele<br />
Philadelphia Flyers (2008–2011)<br />
Carolina Hurricanes (2011–2013)<br />
Michael Grabner<br />
05.10.1987, Stürmer, 250 Spiele<br />
Vancouver Canucks (2009–2010)<br />
Florida Panthers (2010)<br />
New York Islanders (2010–2015)<br />
Toronto Maple Leafs (2015–2016)<br />
New York Rangers (2016–2017)<br />
New Jersey Devils (2017)<br />
Arizona Coyotes (seit 2018)<br />
Michael Raffl<br />
01.12.1988, Stürmer, 217 Spiele,<br />
Philadelphia Flyers (seit 2013)<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 71
Alles eisige Wonne<br />
Die 17. Saison der Erste Bank Eishockey Liga<br />
© Champions Hockey League<br />
ist seit kurzem eröffnet und Rekordmeister EC KAC<br />
versucht dabei seinen Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen.<br />
<strong>Sport</strong>lich läuft’s gut, aber wie lange noch?<br />
Von Harry Miltner<br />
Im Jahr 2000 erfolgte nach dem brutalen<br />
finanziellen Kollaps der Liga ein<br />
radikaler Neustart. Seit der Spielzeit<br />
2003/04 ist die Erste Bank Hauptsponsor<br />
der höchsten heimischen, wenn<br />
auch grenzübergreifenden, Liga. Und<br />
die Liga boomt, wenn man den Verantwortlichen<br />
glauben schenkt. „Wir hatten<br />
zu Beginn einige schwierige Jahre<br />
zu überstehen, aber heute blicken wir<br />
stolz auf insgesamt über 16,5 Millionen<br />
Zuschauer zurück, die in den letzten<br />
Jahren eine immer ausgeglichenere<br />
und spannendere Liga verfolgen“,<br />
frohlockt Karl Safron, Geschäftsführender<br />
Liga-Präsident. 34.429 Zuschauer<br />
verfolgten die Finalserie zwischen dem<br />
Klagenfurt und Wien in den Hallen, so<br />
viele wie nie zuvor, und die zum bereits<br />
zehnten Mal in Folge begrüßten die<br />
Teams insgesamt mehr als eine Million<br />
Zuschauer. Auch Liga-Geschäftsführer<br />
Christian Feichtinger sieht die Lage<br />
durchwegs positiv:<br />
» Wir sind in die erste Saison mit<br />
einem Medienwert von etwa<br />
2,5 Millionen Euro gestartet.<br />
Nach 19 Saisonen halten wir bei<br />
über 60 Millionen Euro. «<br />
72 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Präsident geht<br />
überraschend<br />
© Red Bull Content Pool<br />
Eishockey<br />
Doch ist wirklich alles so rosig wie<br />
es uns die Verantwortlichen glauben<br />
machen wollen. Safron hat die<br />
Agenden des im Juli <strong>2019</strong> ohne Vorwarnung<br />
zurückgetretenen Peter Mennel<br />
übernommen. Der Vorarlberger,<br />
der 2013 zum Boss der EBEL gewählt<br />
wurde, nannte berufliche Gründe und<br />
Zeitmangel als ausschlaggebend. „Ich<br />
musste in den letzten Wochen und Monaten<br />
erkennen, dass sich diese zwei<br />
Funktionen (Anm. EBEL Präsident und<br />
EOC Schatzmeister) logistisch nicht<br />
mehr länger vereinbaren lassen“, so<br />
Mennel. Diese Aussage kommt doch<br />
mehr als überraschend bedenkt man,<br />
dass er in seiner Amtszeit als Eishockeyliga-Chef<br />
zeitgleich auch Generalsekretär<br />
des Österreichischen Olympischen<br />
Komitees (ÖOC), Finanzreferent<br />
des Österreichischen Skiverbandes<br />
(ÖSV), Vorsitzender der Marketing-<br />
und Kommunikations-Kommission der<br />
Europäischen Olympischen Komitees<br />
(EOC), und OK-Chef der Europäischen<br />
Olympischen Jugendspiele 2015 in Vorarlberg<br />
und Liechtenstein war. Sah<br />
Mennel, selbst ehemaliger Topbanker,<br />
vielleicht schon die dunklen Wolken am<br />
Horizont aufziehen? Ligahauptsponsor<br />
Erste Bank hat nämlich die Option auf<br />
eine Vertragsverlängerung nicht gezogen.<br />
Gernot Mittendorfer, Präsident<br />
des nationalen Eishockeyverbands,<br />
schied mit 1. Juli aus dem Vorstand<br />
der Bank aus, Andreas Treichl, starker<br />
Befürworter des eissportlichen Engagements,<br />
gab zum selben Datum seine<br />
Funktion an der Konzernspitze ab.<br />
Noch hoffen die Klubs, denn die offizielle<br />
Haltung ist, dass man immer noch<br />
in Verhandlungen steckt. „Die kleinen<br />
Vereine würde es, wenn es hier zu keiner<br />
Verlängerung kommt, hart treffen,<br />
denn der Ligasponsor ist ein wesentlicher<br />
Baustein im Budget, so auch in<br />
unserem“, bestätigt Günther Hanschitz,<br />
Klubboss der Innsbrucker Haie.<br />
<strong>Sport</strong> top,<br />
Finanzen flop<br />
Das sportliche Niveau der Liga ist<br />
absolut top, allerdings ist dies auch<br />
nur mit einem massiv erhöhten Kostenaufwand<br />
möglich. Laibach, Jesenice<br />
oder Zagreb mussten bereits die<br />
Segel streichen, Villach kann sich die<br />
Liga, so hört man hinter vorgehaltener<br />
Hand, nur Dank finanzieller Zuwendungen<br />
eines Energy Drink Konzerns<br />
noch leisten. Dornbirn und Innsbruck<br />
hanteln sich seit Jahren mit Minibudgets<br />
und gutem Scouting durch die<br />
Saisonen.<br />
Die EBEL ist extrem ausgeglichen, trotz weit auseinanderliegender Klub-Budgets.<br />
» Als wir vor Jahren gewarnt<br />
haben, dass die Kluft in der<br />
Liga größer wird, haben uns<br />
alle ausgelacht. Jetzt haben<br />
wir ein Konstrukt,<br />
mit dem die reichen Vereine<br />
ihre Chancen gesichert haben,<br />
immer vorne zu bleiben.<br />
Irgendwann werden ihnen<br />
aber die Gegner ausgehen. «<br />
Giuseppe Mion,<br />
Hockey Legende und ehemaliger<br />
Geschäftsführer Villachs<br />
Zagreb kehrte aus der Kontinental Hockey<br />
League, Europas Pendant zur<br />
nordamerikanischen Topliga NHL, 2017<br />
in die EBEL zurück und wollte „mit einem<br />
Budget von rund 2,5 Millionen Euro um<br />
die Spitze mitspielen“, erklärte Klubchef<br />
Damir Gojanovic damals. Ende November<br />
2018 entband der Vorstand alle Spieler<br />
von ihren Verträgen und ein beispielloser<br />
Ausverkauf folgte. Die Kroaten<br />
beendeten den Grunddurchgang noch<br />
mit einer Jugendtruppe und waren wieder<br />
Geschichte. Die heurige Saison spielt<br />
man mit nur elf Klubs, weil sich kein 12.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 73
Verein finden ließ. Die VEU Feldkirch<br />
– vor etwas mehr als 20 Jahren sogar<br />
Sieger des Champions Hockey League<br />
Vorläufers European Hockey League –<br />
wollte liebend gerne erstklassig spielen.<br />
Dornbirn Bulldogs Macher Alexander<br />
Kutzer würde sich über eine Teilnahme<br />
der VEU freuen, denn „es ist immer positiv,<br />
wenn ein österreichischer Verein in<br />
die EBEL einsteigt. Dann hätten wir auch<br />
wieder Vorarlberger Derbies.“ Die würden<br />
einiges an Kleingeld in die verwaisten<br />
Kassen der beiden Vereine spülen.<br />
Doch dieser Plan muss noch warten.<br />
» Nur mit einem gesicherten Budget<br />
auf viele Jahre hinaus macht eine<br />
Rückkehr in die EBEL Sinn.<br />
Dazu bräuchten wir aber ungefähr<br />
drei Millionen Euro Budget.<br />
Das ist aktuell in keiner Weise<br />
gesichert. «<br />
Michael Lampert,<br />
Geschäftsführer Dornbirn<br />
Bulldogs<br />
Insider erklären, mit diesem Saisonetat<br />
hätte man die Liga vor einigen<br />
Jahren noch dominieren können, heute<br />
würde man sich damit gerade mal für<br />
die Play Offs qualifizieren. Geld regiert<br />
also doch die (Eishockey)Welt.<br />
Die ausländischen Topvereine haben das sportliche Niveau weiter gehoben.<br />
Fragwürdige<br />
Regeländerung<br />
Um heimische Spieler zu fördern,<br />
trat mit Saisonbeginn <strong>2019</strong>/20 eine<br />
weitere Limitierung von Legionären<br />
von 13 auf elf Spieler in Kraft. Das Problem<br />
dahinter ist, dass Topösterreicher<br />
deutlich mehr kosten als gleichwertige<br />
Ausländer, weswegen wieder nur die<br />
großen Klubs wie Klagenfurt, Wien<br />
oder Salzburg davon profitieren. „Diese<br />
Regelung führt dazu, dass die Schere<br />
immer weiter auseinandergeht. Für die<br />
kleineren Teams ohne Mäzen wird es<br />
immer schwerer sich finanziell halten<br />
zu können“, so Hanschitz. Der Innsbrucker<br />
Obmann wünscht sich, dass sich<br />
die gesamte Liga, inklusive aller Vereine,<br />
Gedanken machen müsse, wie<br />
man eine ausgeglichene Liga schaffen<br />
könne, ohne österreichische Vereine<br />
zu verlieren, da der Spielbetrieb für die<br />
kleineren Teams bald nicht mehr finanzierbar<br />
sei. Ruiniert sich die Liga also<br />
mittelfristig wieder selbst? Wiederholt<br />
sich die Geschichte?<br />
© HC Bozen Foxes bzw. Red Bull ContentPool<br />
Die Großvereine wie Salzburg und Wien profitieren enorm von den neuen Regeln.<br />
© Red Bull ContentPool<br />
74 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
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<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 75
Girls on Fire<br />
Ein Österreicher rockt die European Women’s Hockey League,<br />
© FMT-Pictures-Salzburg<br />
die nun nicht mehr vom heimischen, sondern dem ungarischen<br />
Verband ausgetragen wird.<br />
Von Harry Miltner<br />
Die Herren haben die Champions Hockey<br />
League und seit mittlerweile<br />
15 Jahren haben die Damen im Eishockey<br />
die European Women’s Hockey<br />
League. Die Königsklasse der Hockeydamen<br />
ist als grenzüberschreitende Eishockey-Meisterschaft<br />
für Frauen heuer<br />
noch größer, noch spannender und noch<br />
spektakulärer.<br />
<strong>Sport</strong>liches Topniveau<br />
In der European Women’s Hockey<br />
League, der EWHL, kämpfen die besten<br />
14 Teams um den Titel. <strong>2019</strong> sind Mannschaften<br />
auf Österreich, Deutschland,<br />
Italien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien,<br />
Polen, Dänemark und Kasachstan<br />
am Start. Mitte Oktober finden erstmals<br />
EWHL Spiele auf asiatischem Boden, in<br />
der kasachischen Hauptstadt Almaty,<br />
statt, wenn der sechsfache Champion<br />
EHV Sabres Vienna, der wieder zu den<br />
Titelanwärtern zählt, auf Aisulu Almaty<br />
trifft. Durch die Teilnahme von Hvidovre<br />
IK aus Dänemark und Silesia Brackens<br />
aus Polen hat sich das Feld auf neun Nationen<br />
erweitert. Das Endturnier des parallelen<br />
Cupbewerbs findet in diesem Jahr<br />
als „Winter Classic“ Open Air Veranstaltung<br />
im Budapester Stadtpark statt. Um<br />
sich dafür zu qualifizieren, muss man unter<br />
die besten vier Teams der EWHL-Tabelle<br />
kommen. Zu den Favoriten zählen<br />
diese Saison neben den Wienerinnen,<br />
Ex-Meister KMH Budapest, Final-Four-<br />
Host MAC Budapest und Almaty und EV<br />
Bolzano Eagles. „Ich finde die neue EWHL<br />
sehr gut, nachdem es noch mehr konkurrenzfähige<br />
Teams gibt. Bis jetzt waren<br />
alle Spiele hochklassig und knapp, die<br />
Liga sehr ausgeglichen. Daher muss man<br />
in jedem Spiel 100 Prozent geben und<br />
darf ja keinen Gegner unterschätzen“,<br />
unterstreicht Jessica Ekrt, Torfrau der EHV<br />
Sabres und des rot-weiß-roten Nationalteams,<br />
das hohe Niveau. „Dadurch, dass<br />
wir heuer so viele Länder dabeihaben,<br />
wird das Dameneishockey in Europa auch<br />
noch wesentlich populärer.“<br />
76 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
Eishockey<br />
Auf neuen Beinen<br />
Anders als in den letzten Jahren,<br />
führt seit heuer der ungarische Eishockeyverband<br />
unter der Federführung<br />
des ehemaligen ÖEHV Damenteammanagers<br />
Martin Kogler die EWHL durch.<br />
„Ich bin sehr froh, dass wir in Ungarn<br />
eine neue „Heimat“ gefunden haben.<br />
Der ungarische Eishockeyverband steht<br />
voll und ganz hinter der Liga, hat auch<br />
gleich im Juni Vertreter von allen Vereinen<br />
nach Budapest eingeladen und<br />
mit Gastfreundschaft sowie guten Inputs<br />
überzeugt,“ so Ligamanager Kogler.<br />
Gemeinsam mit dem neuen Partner<br />
will er „die Liga-Organisation professionalisieren,<br />
um den Teams noch bessere<br />
Rahmenbedingungen zu bieten.<br />
Weiters wollen wir die Attraktivität für<br />
Fans, Medien und Sponsoren entsprechend<br />
steigern, damit wir aus den Spielen<br />
attraktive Events machen können.“<br />
Beim Eishockeyweltverband freut man<br />
sich über die jüngste Entwicklung. “Die<br />
EWHL ist ein tolles Format im europäischen<br />
Dameneishockey. Es ist für die<br />
teilnehmenden Länder eine sehr gute<br />
Gelegenheit, dass sich ihre Topteams<br />
auf internationalem Level messen und<br />
so das Hockeyniveau im Land verbessen<br />
können. Martin Kogler macht seit<br />
Jahren einen großartigen Job als EWHL<br />
Manager und wir sind überzeugt, dass<br />
Die EWHL ist unter neuer Führung auf dem besten Weg zur Spitzenklasse.<br />
er nun mit der Liga gemeinsam mit dem<br />
ungarischen Verband den nächsten<br />
Schritt machen kann“, sparte IIHF Chairwoman<br />
und Council Member Zsuzsanna<br />
Kolbenheyer nicht mit Lob.<br />
Mehr Highlights<br />
Neben der Meisterschaftssaion findet<br />
auch der so genannte EWHL Supercup,<br />
der seit 2011 durchgeführt wird,<br />
und auf diese Saison hin weiter aufgewertet<br />
wurde. Geht es nach der IIHF<br />
Chairwoman Zsuzsanna Kolbenheyer<br />
könnte „der EWHL Supercup sogar in<br />
naher Zukunft den ehemaligen Europacup-Bewerb<br />
ersetzen.“ Ein weiteres Saisonhighlight<br />
ist das erste EWHL Charity<br />
All Star Game in Villach am Nikolaustag,<br />
den 6. Dezember <strong>2019</strong>. „Die EWHL Saison<br />
<strong>2019</strong>/2020 hat es in sich. Es gibt viele<br />
positive Änderungen im Ligabetrieb<br />
unter einem neuen Dachverband. Die<br />
Karten wurden also neu gemischt und<br />
wir von den Salzburg Eagles freuen uns<br />
schon, zumal ja der Ligamanager Martin<br />
Kogler als Konstante bleibt. Bereits bei<br />
der ersten Ligasitzung konnte man aber<br />
erkennen, dass in Sachen Professionalität<br />
und Engagement ein großer Schritt<br />
gemacht wurde. Der neu gestaltete Cupbewerb<br />
und das Charity All Star Game<br />
sind ebenfalls spannende Neuerungen“,<br />
so Eva Maria Verworner, Kapitänin des<br />
DEC Salzburg Eagles.<br />
© Patrick Juricek<br />
© FMT-Pictures-Salzburg<br />
© FMT-Pictures-Salzburg<br />
Auch im Dameneishockey gibt es packende Spiele und geht es hart zur Sache.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 77
eF1 Championship DACH<br />
Die Tryouts beginnen<br />
Die Qualifikationsrunde für die zweite Saison der<br />
© formelaustria.at<br />
professionellen Online-Formel1-Liga Mitteleuropas beginnt.<br />
Von Harry Miltner<br />
Die Premierensaison 2018/19 des<br />
Formelaustria eF1 Championships<br />
war ein voller Erfolg. Nun steht die<br />
zweite Saison auf dem Programm. Dazu<br />
startet nun die erste Qualifikations-<br />
runde.<br />
Was ist das<br />
Formelaustria<br />
eF1 Championship?<br />
Das Formelaustria eF1 Championship<br />
ist die erste professionelle virtuelle<br />
Formel 1- Meisterschaft in Österreich,<br />
Deutschland, der Schweiz und den Nachbarländern.<br />
Beim eF1 Championship<br />
treten 20 Fahrer auf den spektakulärsten<br />
Formel 1 Strecken in der Simulation<br />
Codemasters F1 <strong>2019</strong> auf der PS4 gegeneinander<br />
an. Alle Rennen werden live auf<br />
YouTube übertragen und von professionellen<br />
Hosts kommentiert. Die eF1 Saison<br />
DACH <strong>2019</strong>/20 umfasst neun Rennen von<br />
denen zwei (oder drei) als Live Events<br />
abgehalten werden. 25.000 Zuschauer<br />
waren Anfang Juli via YouTube-Livestream<br />
beim großen Final-Event der Formelaustria<br />
eF1-Meisterschaft 2018/19 im<br />
Wiener Museumsquartier mit dabei.<br />
78 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>
© formelaustria.at<br />
e<strong>Sport</strong>s-Boom erreicht den Motorsport: Das ist die virtuelle Formel 1.<br />
Was steht auf<br />
dem Spiel?<br />
Dominik Hofmann, eF1-Meister<br />
2018/19, und als McLaren F1 e<strong>Sport</strong><br />
Testfahrer einer der 25 besten Piloten<br />
der Welt, war einer von 4.000 Bewerbern,<br />
die sich im letzten Jahr in den<br />
Tryouts beweisen mussten. 20 Startplätze<br />
sind für das eF1 Championship<br />
zu vergeben und nur die Topfahrer<br />
können an der Meisterschaft teilnehmen.<br />
Der Meister erhält die Chance sich<br />
in der Ausscheidung der offiziellen F1<br />
e<strong>Sport</strong>s Series zu beweisen. Zudem erhalten<br />
die Top drei Wochenendtickets<br />
für einen Formel 1 Grand Prix ihrer<br />
Wahl. Jeder, der 20 Piloten, erhält am<br />
Saisonende ein Jahresabo für F1TV und<br />
weitere Sachpreise. „Die Formelaustria<br />
eF1-Meisterschaft ist eine wirklich<br />
coole Serie mit absoluten Top-Fahrern.<br />
Es ist ein großartiges Projekt, das es<br />
wert ist, unterstützt zu werden“, erklärt<br />
Formel1- Legende Karl Wendlinger,<br />
der selbst einige Rennen live mit-<br />
verfolgt hat.<br />
Wie macht man mit?<br />
Jeder, der auf der PS4 regelmäßig F1<br />
<strong>2019</strong> von Codemasters fährt, kann bis<br />
6. Oktober <strong>2019</strong> an der ersten Runde<br />
der Qualifikation teilnehmen. Alles was<br />
man tun muss, ist jeweils seine beste<br />
Rundenzeit auf dem Circuit of the Americas<br />
in Austin und auf dem Albert Park<br />
Circuit in Melbourne zu drehen, diese<br />
per Screenshot zu dokumentieren und<br />
die beiden Schnappschüsse an Formel-<br />
austria unter eF1@formelaustria.at zu<br />
mailen. Achtung: Es sind keinerlei Fahrhilfen<br />
erlaubt! Die Top 40 Fahrer der<br />
ersten Qualifikationsrunde schaffen es<br />
in die nächste Stage und werden per<br />
Email benachrichtigt.<br />
Formelaustria.at ist ein Produkt von<br />
HM <strong>Sport</strong>s, einer 2003 gegründeten<br />
internationalen <strong>Sport</strong> Consulting Agentur<br />
mit Sitz in Wien, die seit 16 Jahren<br />
in der Formel 1 mit verschiedenen Top-<br />
Teams, Rennstrecken und Sponsoren<br />
arbeitet.<br />
Die Rennen werden von Profi-Kommentatoren<br />
live begleitet und online übertragen.<br />
© formelaustria.at<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 79
ZERTIFIZIERUNG ALS<br />
GÜTESIEGEL<br />
Das Kick Off Event der Elite:<br />
Golfturnier im Diamond Country Club<br />
mit Podiumsdiskussion und Networking<br />
Digitalisierung,<br />
Automatisierung,<br />
künstliche Intelligenz sind eben<br />
nicht nur Schlagwort, sie verändern unsere<br />
Art zu leben und zu wirtschaften<br />
elementar. Die Transformation ist voll<br />
im Gange. Aus diesem Grund luden<br />
Colorofsports, <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Österreich<br />
und <strong>Sport</strong> Leading Company zum<br />
Golfturnier im Diamond Country Club<br />
mit Podiumsdiskussion und Networking.<br />
Dabei diskutierten Experten aus<br />
den Bereichen <strong>Sport</strong>, Wirtschaft und<br />
Politik sowie Vertreter der wichtigsten<br />
<strong>Sport</strong>verbände und Eventagenturen,<br />
über die Zukunft des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong>.<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT SPEA<br />
80 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
SPORTÖKONOMISCHER PARTNER DES SPORTMINISTERIUMS
mtms GmbH und Patscheider <strong>Sport</strong> GmbH<br />
als <strong>Sport</strong> Leading Company zertifiziert<br />
Beim <strong>Sport</strong> Leading Day in Saalfelden<br />
Leogang am Samstag, 14. September<br />
<strong>2019</strong>, traf man sich beim Mountain<br />
Bike Festival am Asitz. Auf Einladung<br />
von Tourismusdirektor Marco Pointner<br />
konnten sich die Wirtschaftspartner<br />
über die neuesten Trends in der Biker<br />
Branche informieren, Mountainbikes<br />
und Zubehör kostenlos ausborgen und<br />
die herrliche Bergwelt damit erobern.<br />
Herrn Gerald Eigenstuhler, Geschäftsführer<br />
der mtms GmbH, wurde das<br />
Zertifikat zur <strong>Sport</strong> Leading Company<br />
übergeben. Nach der Übergabe<br />
konnten die Gäste einen aufregenden<br />
Nachmittag – unter anderem auch mit<br />
dem Flying Fox – genießen und weitere<br />
Angebote und Attraktionen in der Region<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Gerald Eigenstuhler, Geschäftsführer mtms GmbH, wurde im Rahmen des Mountain<br />
Bike Festivals am Asitz das Zertifikat zur <strong>Sport</strong> Leading Company übergeben.<br />
SPORT 2000 Geschäftsführer Holger Schwarting<br />
gratuliert Franz Patscheider zur Zertifizierung.<br />
Im Rahmen der August Ordermesse<br />
in der Zentrale bei <strong>Sport</strong>2000 in<br />
Ohlsdorf, wurde Patscheider <strong>Sport</strong><br />
GmbH zur <strong>Sport</strong> Leading Company<br />
ausgezeichnet. Hinter der Zertifizierung<br />
stehen neben dem VSSÖ, die<br />
<strong>Sport</strong>s Econ Austria sowie die österreichische<br />
<strong>Sport</strong>hilfe. Um das Gütesiegel<br />
zu bekommen, werden unter<br />
anderem Leitbild, Marketingauftritt,<br />
Mitarbeiteraus- und -weiterbildungen,<br />
Internationalisierungsquote und standortrelevante<br />
Parameter als Beurteilungskriterien<br />
herangezogen.<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 81<br />
Nähere Informationen finden Sie unter WWW.SPORT-LEADING.COM
Österreichs <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Preis<br />
Die »BESTEN« Österreichs<br />
in sechs Kategorien<br />
V I C T O R<br />
ÖSTERREICHS SPORT BUSINESS PREIS<br />
PRESENTED BY SPORT BUSINESS MAGAZIN<br />
82 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong><br />
SPORT BUSINESS MAGAZIN | Verlag Dagmar Pichler | Peilsteinerstraße 1, 5020 Salzburg, Austria | Tel: + 43 (0)662 / 83 10 99 | Fax: +43 (0) 662 / 83 10 99-20 | dp@sb-i.org
#VICTOR <strong>2019</strong><br />
26. November - Haus des <strong>Sport</strong>s, Wien<br />
Ziel der VICTOR Verleihung ist es, besondere<br />
Menschen, Initiativen, Produkte und Dienstleistungen<br />
auszuzeichnen, deren Geschäftsfeld<br />
sich in der <strong>Sport</strong>- und Freizeitwirtschaft<br />
befindet und sich etabliert haben.<br />
Es soll damit der große ökonomische und<br />
gesellschaftliche Zusammenhang zwischen<br />
<strong>Sport</strong> und Wirtschaft hervorgehoben werden.<br />
Wahl und Prozedere<br />
Die Top 10 Nominierten der jeweiligen Kategorie wurden aufgrund<br />
ihrer PR und Öffentlichkeitsarbeit, Innovationskraft<br />
und Kompetenz im <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Bereich vom Redaktionsteam<br />
des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong>s vorausgewählt. Einzige<br />
Ausnahme: Der <strong>Sport</strong> Manager Ehrenpreis.<br />
Über 100 Experten, Geschäftsführer und Vorstände aus der<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> Branche, wählen aus den jeweiligen Kategorien<br />
die Top 5 aus und haben in der Folge noch die Möglichkeit,<br />
ihre persönlichen Favoriten nach zu nominieren. In jeder<br />
Kategorie werden zumindest fünf Nominierte zur weiteren<br />
Abstimmungsphase von der Redaktion des <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong><br />
<strong>Magazin</strong>s aufbereitet.<br />
Diese Auswahl wird zum Online-Voting (drei Wochen lang)<br />
auf www.sportbusinessmagazin.com freigegeben. Das Ergebnis<br />
setzt sich aus dem Online-Voting (50 Prozent) und der<br />
Entscheidung der Jury (50 Prozent) zusammen.<br />
Das Ergebnis wird sowohl in der Winter Ausgabe des <strong>Sport</strong><br />
<strong>Business</strong> <strong>Magazin</strong>s im Dezember <strong>2019</strong>, als auch bei der offiziellen<br />
Verleihung am 26. November <strong>2019</strong> im Haus des <strong>Sport</strong>s<br />
in Wien feierlich präsentiert.<br />
Folgende Kategorien<br />
werden ausgezeichnet:<br />
1. <strong>Sport</strong> Manager/Managerin des Jahres<br />
2. <strong>Sport</strong> Marketing Kampagne des Jahres<br />
3. <strong>Sport</strong> Innovation des Jahres<br />
4. <strong>Sport</strong> Tourismus Region des Jahres<br />
5. <strong>Sport</strong>händler des Jahres<br />
6. <strong>Sport</strong> Manager Ehrenpreis<br />
<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 83<br />
www.sportbusinessmagazin.com
AUSGEZEICHNET ALS:<br />
0818602<br />
Schulsport · Vereinssport · Fitness · Therapie<br />
<strong>Sport</strong>-Thieme ist seit vielen Jahren engagierter und kompetenter<br />
Partner des <strong>Sport</strong>s. Unsere Kunden in Österreich<br />
und mittlerweile über 80 Ländern weltweit profitieren<br />
dabei von unserem umfangreichen Qualitäts- und<br />
Serviceangebot.<br />
In unserem Katalog und Online-Shop bieten wir über<br />
13.000 Artikel an. Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen<br />
mit 100 Tagen Rückgaberecht und mindestens 3 Jahren<br />
Garantie. Sollten Sie dennoch einen Artikel nicht finden,<br />
rufen Sie uns an – wir kümmern uns darum.<br />
sport-thieme.at<br />
info@sport-thieme.at<br />
Tel. 0732 903 24 77<br />
84 • <strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong>