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Kryptokompass-Ausgabe28-Oktober-2019

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DER ERSTE BÖRSENBRIEF FÜR DIGITALE WÄHRUNGEN 10/<strong>2019</strong><br />

AKTIEN, ANLEIHEN UND FONDs<br />

So kann man mit traditionellen Wertpapieren<br />

in den Krypto-Markt investieren<br />

KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Wie lege ich Geld<br />

mit DeFi an?<br />

DIGITAL | UNABHÄNGIG | KRYPTOAFFIN


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort..............................................................................................................................................3<br />

Titelstory ...........................................................................................................................................4<br />

Aktien, Anleihen und Fonds – So kann man mit traditionellen Wertpapieren in den Krypto-Markt investieren4<br />

Investmentrelevante Krypto-News im Blitz-Check .................................................................................. 13<br />

Blockchain-Strategie der Bundesregierung: Progressiv mit einer Ausnahme 13<br />

EZB und Fed schießen aus allen Löchern und fördern damit das Bitcoin-Image 13<br />

Einbrüche der Bitcoin Hashrate sorgen für Verunsicherung 14<br />

Coin des Monats ............................................................................................................................... 15<br />

MKR Token – Kryptowährung für das digitale Pfandleihaus 15<br />

Technische Kursanalyse ..................................................................................................................... 17<br />

Kurzbetrachtung der Top-10-Kryptowährungen ...................................................................................... 22<br />

Investment-Interview ......................................................................................................................... 24<br />

Interview mit Cashlink CEO Michael Duttlinger zur Rolle von STO-Plattformen: „Wir haben uns für Ethereum entschieden”<br />

24<br />

Unternehmen des Monats: EDAG ......................................................................................................... 27<br />

EDAG: Hidden Champion mit IOTA-Affinität27<br />

<strong>Kryptokompass</strong>-Spezial ..................................................................................................................... 30<br />

Wie lege ich Geld in DeFi an?30<br />

Airdrops und Hard Forks .................................................................................................................... 38<br />

Die BTC-ECHO-Musterdepots ............................................................................................................. 39<br />

Portfolio Konservativ 39<br />

Portfolio Medium40<br />

Portfolio Risiko 41<br />

STO-, ICO- und IEO-Analyse ................................................................................................................ 42<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 2


VORWORT<br />

Bis zur letzten September-Woche stagnierten die Krypto-Kurse,<br />

um dann signifikant einzubrechen. Mit einer gesamten Marktkapitalisierung<br />

von unter 220 Milliarden US-Dollar erreichte der<br />

Krypto-Markt ein Tief wie zuletzt im Mai dieses Jahres. Viele Investoren<br />

hatten sich mehr von den neuen Bitcoin Futures der<br />

Börse Bakkt erwartet. Auch wurde der VanEck Bitcoin ETF aus<br />

seinem Genehmigungsverfahren zurückgezogen. Die Finanzmarkt-Adaption<br />

am Krypto-Markt läuft, trotz einer zunehmenden<br />

Zahl an Krypto-Finanzprodukten, schleppend.<br />

Mark Preuß<br />

Um einen besseren Eindruck von den existierenden klassischen<br />

Wertpapieren zu bekommen, die Bitcoin und Co. abbilden, untersuchen<br />

wir Aktien, Anleihen und Fonds, die vorgeben, in die<br />

Krypto-Ökonomie zu investieren. Dabei analysieren wir, welche<br />

Wertpapiere sich für Anleger eignen, die das direkte Token-Investment<br />

scheuen.<br />

Sven Wagenknecht<br />

Im <strong>Kryptokompass</strong> Spezial liefern wir eine praktische Einführung<br />

in Decentralized Finance, kurz DeFi. Unser Schwerpunkt liegt<br />

dabei auf dem MakerDAO-Ökosystem. Wie der Investment Case<br />

funktioniert und welche Möglichkeiten sich Anlegern bietet, zeigen<br />

wir praxisnah auf.<br />

Dr. Philipp Giese<br />

Unser Coin des Monats ist der MKR Token – ein Investment Case<br />

für Investoren mit Weitblick. Wie sich die Kryptowährungen in das<br />

MakerDAO-Ökosystem einfügt und wie eine Wertsteigerung möglich<br />

ist, erfahren Investoren hier.<br />

Phillip Horch<br />

Für unser Investment-Interview haben wir uns mit Michael<br />

Duttlinger, CEO von Cashlink, getroffen. Die STO-Plattform bietet<br />

Unternehmen an, ihre Anteile zu tokenisieren und als digitale Wertpapiere<br />

herauszugeben. Warum es STO-Plattformen braucht und<br />

wieso Investmentbanken sowie Zentralverwahrer damit obsolet<br />

werden, hat er uns in einem ausführlichen Interview erzählt.<br />

Christopher Klee<br />

Viel Erfolg beim Investieren in Kryptowährungen wünscht,<br />

Mark Preuß, CEO BTC-ECHO<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 3


Titelstory<br />

Aktien, Anleihen und Fonds – So kann man<br />

mit traditionellen Wertpapieren in den Krypto-<br />

Markt investieren<br />

So sehr sich die Investmentmöglichkeiten in<br />

Kryptowährungen und Blockchain-Start-ups verbessert<br />

haben, befinden wir uns noch in einer<br />

absoluten Nische. Das Gros der Investoren, vor allem<br />

solche mit großem Kapital, bleiben der Krypto-Ökonomie<br />

weitestgehend fern. Neben hoher<br />

Volatilität, starker Intransparenz und Unklarheit,<br />

ob sich die jeweilige Kryptowährung oder das<br />

jeweilige Blockchain-Unternehmen durchsetzen<br />

kann, ist es vor allem ein ganz bestimmtes Hindernis:<br />

Das neue Medium Token.<br />

Im Gegensatz zu traditionellen Wertpapieren können<br />

diese nicht bequem wie Aktien und Fonds im<br />

eigenen Wertpapierdepot bei der Bank verwahrt<br />

werden. Auch findet keine automatische Abführung<br />

der Steuer an das Finanzamt statt. Stattdessen<br />

muss neuen Speichertechnologien wie Hardware<br />

Wallets vertraut werden. Auch kann man<br />

keine neue PIN beantragen, wenn man diese verloren<br />

beziehungsweise vergessen hat.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 4


Ist der Private Key, also das Äquivalent zur PIN,<br />

weg, dann sind es auch die Vermögenseinlagen.<br />

Kurz um: Für einen Großteil der Bevölkerung ist<br />

die Investition in Token noch zu umständlich und<br />

zu unsicher. Nur die wenigsten Investoren wollen<br />

wirklich ihre eigene Bank gemäß des Bitcoin-Narrativs<br />

sein. Investoren, die Gelder Dritter verwalten,<br />

dürfen dies im Normallfall auch nicht. Selbst,<br />

wenn sie Bitcoin oder einen anderen Coin oder<br />

Token kaufen wollen, dann würde ihnen die Regulierung<br />

einen Riegel davorschieben.<br />

In den nächsten Jahren wird sich dieses Problem<br />

von selbst lösen. Schließlich werden für Token<br />

bankenähnliche und regulierte Verwahrdienstleistungen<br />

geschaffen. Bereits heute gibt es zahlreiche<br />

neue Intermediäre, die sich genau darauf<br />

konzentrieren. Folglich geht es also nur um den<br />

Übergang, um die rund nächsten zehn Jahre, wo<br />

urkundlich verbriefte Wertpapiere und Token<br />

parallel nebeneinander existieren. Durch die zunehmende<br />

Digitalisierung in der Finanzbranche<br />

wird in Zukunft jedes Wertpapier in digitaler Tokenform<br />

herausgegeben werden. Anstatt durch<br />

einen Zentralverwahrer werden die Eigentumsrechte<br />

über eine Blockchain gesichert. Während<br />

einige Finanz-Intermediäre verschwinden, wird<br />

es an anderer Stelle Neue geben.<br />

Bei aller Offenheit gegenüber der Token-Ökonomie<br />

gibt es also nach wie vor Motive, die ein traditionelles<br />

Investmentvehikel gegenüber einem<br />

Token den Vorzug geben. Wie die konkreten Möglichkeiten<br />

bei den jeweiligen Wertpapierformen<br />

aussehen, wird im Folgenden gezeigt. Den Start<br />

macht die Anlageklasse der Aktien.<br />

Aktien: Wie ist es um börsennotierte<br />

Aktiengesellschaften mit<br />

Krypto-Schwerpunkt bestellt?<br />

Logischerweise bieten Aktien von<br />

Unternehmen, die im Krypto-Sektor aktiv<br />

sind, nicht die Möglichkeit, an den Kursen<br />

von Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. zu<br />

partizipieren. Dennoch ist es möglich, dass das<br />

Geschäftsmodell des Unternehmens in starker<br />

Abhängigkeit zum Krypto-Markt steht. So wird<br />

Die Token-Transformation verstehen:<br />

Von der Schallplatte zur MP3-Datei in der<br />

Cloud<br />

Vereinfacht kann man sich den Übergang von<br />

urkundlich verbrieften Wertpapieren, die bei<br />

einem Zentralverwahrer liegen, wie den Übergang<br />

in der Tonträgertechnologie vorstellen.<br />

1983 war die Compact Disk (CD) als Tonträger<br />

und Datenspeicher noch kaum verbreitet. Nachdem<br />

sich dann über mehrere Jahre die CD als<br />

neuer Datenträger durchgesetzt hatte, kam das<br />

nächste Speichermedium. MP3-Player und Hardwaresysteme,<br />

die keinen physischen Tonträger<br />

mehr erforderten und den Austausch über das<br />

Internet ermöglichten. Das physische Tonträgermedium<br />

wurde vollends digitalisiert. Genau vor<br />

diesem Schritt steht nun der Wertpapiersektor:<br />

die vollständige Digitalisierung von Vermögenswerten<br />

durch Token, die über ein dezentrales Register<br />

zugeordnet beziehungsweise „verwahrt“<br />

werden. Anstatt um Tonträger geht es in diesem<br />

Fall um Werte-Träger. Da der Finanzsektor viel<br />

komplexer und schwergewichtiger als die Musikbranche<br />

ist, wird trotz gestiegenem Digitalisierungsgrad<br />

der Evolutionsprozess nicht schneller<br />

gehen. Bis alle Wertpapieremittenten und die<br />

letzte Provinz-Sparkasse auf Token-Infrastruktur<br />

umgerüstet haben, wird es sicherlich noch<br />

zehn, wenn nicht gar 15 Jahre dauern. Der Endverbraucher<br />

wird dabei kaum einen Unterschied<br />

zu seinem Wertpapierdepot von heute bemerken.<br />

die Aktie eines Bitcoin-Börsenbetreibers genauso<br />

wie die Aktie eines Bitcoin-Mining-Unternehmens<br />

Korrelationen zum Marktgeschehen der<br />

Kryptowährungen aufweisen. Grundsätzlich<br />

stellt sich dabei aber die Frage, ob es überhaupt<br />

substanzielle Krypto-Unternehmen gibt, die<br />

börsennotiert sind. Schließlich zeichnen sich<br />

Unternehmen im Blockchain-Bereich dadurch<br />

aus, einen Token herauszugeben, sei es durch ein<br />

ICO, IEO oder neuerdings STO.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 5


Das tokenlose IPO mag in Teilen als geradezu widersprüchlich<br />

erscheinen. Entsprechend findet<br />

man kein Unternehmen als börsennotierte Aktiengesellschaft,<br />

dessen Geschäftsmodell auf einer token-basierten<br />

Blockchain-Plattform aufbaut. Protokolle<br />

wie Ethereum, Tezos, NEO etc. stehen im<br />

Widerspruch zu einem IPO, da ihre Finanzierung<br />

durch Utility Token geleistet wird. Übrig bleiben<br />

also nur börsennotierte Unternehmen, die Dienstleistungen<br />

im Krypto-Sektor erbringen, ohne<br />

selbst auf einer innovativen Blockchain-Plattform<br />

aufzubauen. Tippt man auf einschlägigen<br />

Finanzplattformen wie onvista oder finanzen.net<br />

den Begriff Bitcoin ein, dann werden unter anderem<br />

folgende Aktien angezeigt:<br />

Aktiengesellschaften mit „Bitcoin“ im Namen<br />

Aktiengesellschaft<br />

und WKN<br />

Land der<br />

Gesellschaft<br />

Geschäftsfeld<br />

Anmerkungen und Bewertung<br />

Bitcoin Group SE<br />

(A1TNV9)<br />

Deutschland<br />

Holding, die wiederum<br />

den deutschen Bitcoin-<br />

Marktplatz bitcoin.de als<br />

Asset inkludiert.<br />

Starke Abhängigkeit vom Bitcoin-<br />

Handelsvolumen.<br />

Einziger Krypto-Handelsplatz mit<br />

deutscher Lizenz.<br />

Gegenüber anderen Krypto-<br />

Handelsplätzen wenig innovativ.<br />

Bitcoin Services<br />

(A2AF92)<br />

USA<br />

Mit Klick auf die<br />

Unternehmensseite wird<br />

man auf eine Bitcoin-<br />

Casino-Vergleichsseite<br />

weitergeleitet.<br />

Absolutes Negativbeispiel;<br />

praktisch kein Geschäftsbetrieb<br />

vorhanden, „Zombie-Aktie“.<br />

Bitcoin Group<br />

(A2DG32)<br />

Australien<br />

Investmentgesellschaft<br />

Seit 2014 angeblich über<br />

300 Millionen US-Dollar in<br />

Blockchain-Unternehmen auf der<br />

ganzen Welt investiert. Allerdings<br />

fehlt es hier an Transparenz,<br />

wohin das Geld geflossen ist.<br />

Börsenhandel wurde bereits<br />

ausgesetzt.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 6


Northern Bitcoin<br />

(A0SMU8)<br />

Deutschland<br />

Bitcoin Mining<br />

Als eher kleines Mining-<br />

Unternehmen einem enormen<br />

Marktrisiko ausgesetzt.<br />

Advanced Bitcoin<br />

Technologies<br />

(A2YPJ2)<br />

Deutschland<br />

Beteiligungsgesellschaft<br />

hinter Savedroid.<br />

Das Blockchain-Start-up Savedroid<br />

hat traurige Bekanntheit erlangt,<br />

indem es bei seinem Token Sale<br />

einen Exit-Scam vorgetäuscht<br />

hat. Das Unternehmen existiert<br />

zwar noch, das Vertrauen ist aber<br />

gebrochen, die Aussichten düster.<br />

Grayscale Bitcoin<br />

Trust (A2PB2L)<br />

USA<br />

Verbriefter Trust, der<br />

wiederum Bitcoin hält.<br />

Der ausschließliche Sinn des<br />

Aktienunternehmens ist die<br />

Verwaltung von Bitcoin, um<br />

wiederum Anlegern via Aktie<br />

eine Bitcoin-Partizipation zu<br />

ermöglichen. Ein Produkt, das<br />

aktuell funktionieren mag,<br />

aber aufgrund seiner teureren<br />

und überkomplexen Struktur,<br />

spätestens mit Aufkommen von<br />

Bitcoin ETFs, aussortiert werden<br />

kann.<br />

Fazit<br />

Das Bild ist eindeutig: Finger weg von Aktien,<br />

die Bitcoin im Namen haben. Zwar kann es<br />

auch vereinzelt seriöse Aktiengesellschaften<br />

mit ernstzunehmendem Geschäftsbetrieb<br />

geben – eine Bitcoin Group SE wäre hier<br />

zu nennen – das Gros der „Bitcoin-Aktien”<br />

ist aber definitiv nicht zu empfehlen. Für<br />

keine der Aktiengesellschaften kann eine<br />

durchweg positive Bewertung (Farbe<br />

Grün) abgegeben werden. Doch wie sieht es<br />

aus, wenn man den Begriff Bitcoin durch<br />

Blockchain ersetzt?<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 7


Aktiengesellschaften mit Blockchain im Namen<br />

Aktiengesellschaft<br />

und WKN oder ISIN<br />

Land der<br />

Gesellschaft<br />

Geschäftsfeld<br />

Anmerkungen und Bewertung<br />

Riot Blockchain<br />

(A2H51D)<br />

USA<br />

Investiert in Krypto-<br />

Unternehmen,<br />

insbesondere im<br />

Bitcoin-Mining-<br />

Bereich.<br />

An vielen Börsen handelbar,<br />

allerdings unbekannte<br />

Unternehmen im Portfolio und<br />

kaum Informationen verfügbar.<br />

Blockchain Foundry<br />

(A2JL2F)<br />

Kanada<br />

Tech-Beratung,<br />

die bei der<br />

Implementierung<br />

von Blockchain Use<br />

Cases hilft.<br />

Hat echte Projekte nachzuweisen.<br />

Unter anderem das Projekt Syscoin.<br />

Dennoch unklar, wie nachhaltig<br />

Beratungsaufträge aus der ICO-<br />

Zeit sind und zur Etablierung des<br />

Unternehmens im Markt beitragen.<br />

Blockchain Power Trust<br />

Trust Units (A2JA8S)<br />

Kanada<br />

Aufbau<br />

regenerativer<br />

Energien in<br />

Rumänien,<br />

gekoppelt an<br />

Mining von<br />

Kryptowährungen.<br />

Steht in starker Abhängigkeit zum<br />

Bitcoin-Kurs. So wurde das Bitcoin<br />

Mining durch den Preisverfall in<br />

2018 auf Eis gelegt. Inzwischen<br />

konzentriert sich die Gesellschaft<br />

nur noch auf den Aufbau auf<br />

Windparks oder Solaranlagen. Mit<br />

Blockchain bzw. Kryptowährungen<br />

hat die Geschäftstätigkeit praktisch<br />

nichts mehr zu tun.<br />

Fazit<br />

Es wurden nur Aktien berücksichtigt, die<br />

an Börsen gelistet sind, ergo überhaupt<br />

zugänglich für Anleger sind. Bei vielen<br />

Aktien mit „Blockchain“ im Namen war dies<br />

nicht der Fall. Auch sind viele Krypto-Aktien<br />

klassische Pennystocks, deren Handelbarkeit<br />

stark eingeschränkt ist. Neben mangelnder<br />

Liquidität ist hier die Gefahr von Pumpand-Dump-Systemen,<br />

also das künstliche<br />

Hochtreiben des Kurses durch Insider, sehr<br />

groß. Ganz gleich, ob Bitcoin oder Blockchain<br />

im Namen steckt, ist die Informationslage<br />

insgesamt sehr dünn und der Geschäftsbetrieb<br />

sehr intransparent.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 8


Wie sehen die Alternativen im<br />

Aktien-Sektor aus?<br />

Sinnvoller kann es sein, sich auf Aktienunternehmen<br />

zu fokussieren, die bereits länger am Markt<br />

sind und sich nicht explizit der Blockchain-Technologie<br />

verschrieben haben. Viele etablierte Unternehmen<br />

wie IBM oder Microsoft forschen an<br />

Blockchain-Lösungen. Auch zählt man Grafikkartenhersteller<br />

wie AMD zu Krypto-Aktien, da ihre<br />

Grafikkarten für das Mining von Kryptowährungen<br />

benötigt werden.<br />

Allerdings dürfte bei diesen Tech-Giganten die<br />

Blockchain-Forschung kaum ins Gewicht fallen.<br />

Hier von Blockchain-Aktien zu sprechen, ist doch<br />

etwas weit hergeholt. Genau dieses Tricks oder<br />

„Blockchain Labeling“ bedienen sich allerdings<br />

auch Fonds- oder Zertifikatslösungen. So gibt es<br />

beispielsweise ein Zertifikat von der Landesbank<br />

Baden-Württemberg, den LBBW Research Blockchain-Favoriten<br />

Aktien-Index (LB5FBC) oder den<br />

HansaInvest-Fonds Chanberry Equity R (A2JF88).<br />

Beide werben damit, in Unternehmen zu investieren,<br />

die im Blockchain-Bereich aktiv sind.<br />

In Wahrheit dürften Anleger hier aber solide<br />

Unternehmen wie SAP oder IBM finden, die den<br />

Großteil des Portfolios ausmachen. Lediglich zu<br />

einem sehr kleinen Prozentsatz sind hier Unternehmen<br />

im Portfolio, die wirklich einen starken<br />

Blockchain-Fokus haben und den strengen Prüfungen<br />

der Analysten bestehen. Diese haben dann<br />

aber kein „Blockchain“ oder „Bitcoin“ im Namen.<br />

Ein Beispiel dafür wäre das Unternehmen Interbit<br />

(A2PBRM), ehemals BTL Group. Zwar mag dieses<br />

Unternehmen seriös sein und Blockchain-Lösungen<br />

für Unternehmen entwickeln, doch ist die<br />

Performance unterirdisch. Ganze 86 Prozent Minus<br />

in den letzten 12 Monaten. Entsprechend sollten<br />

sich Anleger nicht von der sichereren Fondslösung<br />

blenden lassen.<br />

Das erste reine Krypto-Unternehmen mit einem<br />

klassischen IPO, das zur Abwechslung eine<br />

Marktkapitalisierung von mehreren hundert Millionen<br />

US-Dollar mitbringt, dürfte Bitmain sein.<br />

Der Bitcoin-Mining-Gigant plante bereits in der<br />

Vergangenheit einen Börsengang in Hong Kong.<br />

Durch den Anteilsverkauf sollten drei Milliarden<br />

US-Dollar eingenommen werden. Die Genehmigung<br />

von den Behörden blieb allerdings aus,<br />

sodass Bitmain nun angeblich sein Glück in den<br />

USA versuchen möchte. Konkrete und offizielle<br />

Informationen fehlen hierzu allerdings noch.<br />

Keine wirklichen Wertpapiere: Die<br />

Zockerinstrumente CFDs<br />

Die einfachste Möglichkeit, um an den Kursen<br />

von Bitcoin, Ether und Co. außerhalb der Token-Ökonomie<br />

zu partizipieren, sind Differenzkontrakte,<br />

kurz CFDs. Hierbei erwirbt man keine<br />

Kryptowährungen oder einen etwaigen Besitzanspruch,<br />

sondern schließt lediglich eine Kurswette<br />

mit der Betreiberfirma auf den jeweiligen Basiswert<br />

ab. Kurz um: Die meisten Anleger verlieren<br />

Geld, wenn sie in CFDs investieren. Wer mittelbis<br />

langfristig in Kryptowährungen investieren<br />

möchte, sollte zweifelsfrei einen Bogen um CFDs<br />

machen. Allein schon die Gebühren, die mit dem<br />

Halten von CFDs verbunden sind, würden selbst<br />

bei stagnierendem Kurs die Einlagen auffressen.<br />

Anders sieht es bei Daytradern aus. Wer an vielen<br />

Trades innerhalb kurzer Zeit interessiert ist,<br />

hat mit CFDs ein praktikables Instrument. Folglich<br />

sind CFDs für Daytrader und Investoren mit<br />

ausgeprägtem Zockerbedürfnis ein optimales Finanzinstrument.<br />

Alle anderen sollten hingegen<br />

die Finger davonlassen.<br />

Anleihen und Zertifikate: Alles<br />

kann, nichts muss<br />

Um es kurz zu machen: Die Begebung einer Standardanleihe<br />

– keine Token-Anleihe, sondern klassische<br />

Verbriefung – von einem Krypto-Unternehmen<br />

hat es noch nicht gegeben beziehungsweise<br />

war für Anleger an den regulierten Handelsbörsen<br />

nicht frei zugänglich. Anders sieht es bei Zertifikaten<br />

aus.<br />

Zertifikate sind Finanzprodukte mit hochgradig<br />

individuellen Ausgestaltungsmöglichkeiten und<br />

Spielregeln. Sprich: Was man nicht via Aktien<br />

oder Standard-Anleihen abbilden oder abdecken<br />

kann, kann man mit Zertifikaten nachbauen.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 9


Rechtlich handelt es sich um Schuldverschreibungen<br />

mit derivativem Charakter auf einen bestimmten<br />

Basiswert. Als Basiswert kommt jeder<br />

handelbare Vermögenswert in Frage. Angefangen<br />

von Aktien, über Rohstoffe bis hin zu Kryptowährungen.<br />

Der Vorteil einer vollkommen flexiblen Ausgestaltung<br />

ist auch gleichzeitig ihr Nachteil. Nur Finanzprofis<br />

verstehen wirklich, wie das jeweilige<br />

Zertifikat funktioniert und auf Bewegungen des<br />

Basiswertes reagiert. Banken bzw. Emittenten<br />

haben sogar ein Interesse daran, dass Zertifikatskonstruktionen<br />

nur auf den ersten Blick simpel<br />

zu verstehen sind. Durch komplexe Gebühren-,<br />

Finanzierungs- und Hebelstrukturen lässt sich<br />

so zum Nachteil der Anleger eine gute Marge erzielen.<br />

Wer also nur daran interessiert ist, einen<br />

klassischen Basiswert möglichst 1:1 nachzubilden,<br />

der sollte in der verbrieften Weltpapierwelt<br />

lieber nach Indexfonds (ETFs) Ausschau halten.<br />

Nun gibt es für Bitcoin noch keinen ETF, weshalb<br />

aufgrund geringer Hürden und Standards Zertifikate<br />

herausgegeben worden sind.<br />

Ein bekanntes Zertifikat auf Bitcoin wurde von<br />

der Schweizer Vontobel Bank herausgegeben. So<br />

versucht das Open End Partizipationszertifikat<br />

(WKN: VL3TBC), den Bitcoin-Kurs nahezu 1:1 abzubilden.<br />

In der gleichen Ausgestaltung gibt es<br />

auch ein äquivalentes Partizipationszertifikat auf<br />

Ether (WKN: VF0ETH). Von der BaFin reguliert<br />

und für Kleinanleger zugelassen eine durchaus<br />

passable Möglichkeit, wenn man via Wertpapierdepot<br />

an Bitcoin oder Ether partizipieren möchte.<br />

Allerdings darf man nicht die jährlich anfallende<br />

Managementgebühr von 1,5 Prozent und den<br />

Ausgabeaufschlag von 2,4 Prozent bei Erwerb von<br />

Zertifikatsanteilen vergessen.<br />

An genau dieser Stelle zeigt sich auch ein Nachteil<br />

gegenüber direkten Investments in den Token<br />

und der eigenverantwortlichen Aufbewahrung<br />

im Wallet. Jedes Finanzprodukt und jede Aufbewahrung<br />

der Wertpapiere, ist mit Kosten verbunden.<br />

Gleichzeitig kann sich der Emittent auch das<br />

Recht herausnehmen das Zertifikat zu kündigen.<br />

Besitzer von Token haben dieses Problem bzw.<br />

diese Abhängigkeit nicht.<br />

Futures und Optionsscheine:<br />

Rasantes Produktwachstum für<br />

Profi-Anleger<br />

Futures und Optionsscheine können rechtlich<br />

ebenfalls zur Gruppe der Zertifikate beziehungsweise<br />

derivativen Finanzkonstruktionen zugeordnet<br />

werden. Mit beiden Produkten lässt sich<br />

sowohl auf fallende als auch auf steigende Kurse<br />

wetten. Während es noch keine Optionsscheine<br />

auf Kryptowährungen gibt, wurden Bitcoin Futures<br />

bereits aufgelegt. Mit Herausgabe von Bitcoin<br />

Futures der in Chicago angesiedelten Börsen CME<br />

und CBOE war es im Dezember 2017 somit erstmals<br />

möglich, mit einem regulierten Wertpapier<br />

auch auf fallende Bitcoin-Kurse zu wetten. Auch<br />

bei Futures gilt, dass es sich um Finanzmarktinstrumente<br />

für Profis handelt, die unter anderem<br />

mit gehebelten Kapitaleinsatz agieren möchten.<br />

Bei den ohnehin volatilen Krypto-Märkten kein<br />

geringes Risiko. Nennenswerte Verstärkung erhielt<br />

die Produktgruppe letzten Monat durch die<br />

Börse Bakkt aus New York, die nun ebenfalls Bitcoin<br />

Futures anbietet.<br />

Die Finanzmarkt-Adaption geht konsequent weiter,<br />

sodass mit vielen weiteren Börsen zu rechnen<br />

ist, die Bitcoin-Futures-Kontrakte anbieten. Auch<br />

wurde bereits von der CME angekündigt, die in<br />

Teilen noch komplexeren Optionsscheine anzubieten.<br />

Die Optionsscheine mit Basiswert Bitcoin<br />

werden in Q1 2020 erwartet. Entgegen der Hochrisikospekulation<br />

können Zertifikate, Futures<br />

und Optionsscheine auch zur Risikoabsicherung<br />

eingesetzt werden. Selbst für Token-Investoren<br />

kann der zusätzliche Erwerb von Short-Produkten<br />

Sinn machen. So kann man beispielsweise die<br />

Kursverluste bei fallenden Bitcoin-Kursen durch<br />

ein Bitcoin-Short-Produkt kompensieren. Der Anlagehorizont<br />

ist hierbei allerdings eher kurz- bis<br />

mittelfristig anzusiedeln. Der klassische Bitcoin<br />

Hodler wird wohl kaum ein solch aktives Portfoliomanagement<br />

betreiben.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 10


Die Königsklasse: Exchange Traded<br />

Funds<br />

Während Finanzprodukte wie Bitcoin Futures zu<br />

einer Reifung der Anlageklasse führen, löste ihre<br />

Einführung in der Vergangenheit dennoch kein<br />

Kursfeuerwerk am Krypto-Markt aus. So positiv<br />

deren Etablierung für den Vermögenswert Bitcoin<br />

ist, ist deren direkter Einfluss eher gering.<br />

Anders würde es bei einem börsengehandelten<br />

Indexfonds (ETF) aussehen, der auch für Kleinanleger<br />

zugänglich ist. Es ist davon auszugehen,<br />

dass die Zulassung eines Bitcoin ETFs auch den<br />

Kurs nach oben treibt. Wie sehr, darüber ist man<br />

sich allerdings nicht einig. Bislang sind alle Antragsversuche<br />

zur Zulassung eines solchen ETFs<br />

vor der US-Wertpapierbehörde SEC gescheitert.<br />

Gegenstand der Kritik sind die zu gering regulierten<br />

Krypto-Börsen. Die enorm hohe Manipulationsanfälligkeit<br />

im Bitcoin-Handel ist den<br />

Behörden ein Dorn im Auge. Dennoch ist es nur<br />

eine Frage der Zeit, bis Bitcoin ETFs allen Anlegergruppen<br />

zur Verfügung stehen werden. Schließlich<br />

nimmt der Grad an Regulierung im Krypto-Ökosystem<br />

tagtäglich zu. Auch wenn es dieses<br />

Jahr nicht mehr klappen sollte, dann sehr wahrscheinlich<br />

nächstes Jahr.<br />

Der Grund für den zu erwartenden hohen Kapitalzufluss<br />

sind die Eigenschaften eines solchen<br />

ETFs:<br />

• Vergleichsweise geringe Gebühren: Der<br />

Erwerb eines Bitcoin ETF würde die günstigste<br />

Möglichkeit sein, ein reguliertes Finanzprodukt<br />

mit Basiswert Bitcoin zu erhalten.<br />

• Hohe regulatorische Standards und kein<br />

Bonitätsrisiko: Die Hürden für eine Genehmigung<br />

sind hoch und das Vermögen<br />

wird getrennt vom Vermögen der emittierenden<br />

Gesellschaft aufbewahrt (bei Zertifikaten<br />

nicht der Fall).<br />

• Hohe Transparenz: ETFs sind im Normalfall<br />

passive Vehikel, sodass der Anleger<br />

immer genau nachvollziehen kann, wie<br />

sein Kapital eingesetzt wird. Es wird also<br />

ein Index 1:1 nachgebildet, was die Kostenquote<br />

im Vergleich zum aktiven Fondsmanagement<br />

deutlich reduziert.<br />

• Hohe Liquidität an Börsen: Da ETFs in erster<br />

Linie über Börsenplätze gehandelt werden,<br />

machen sich Anleger nicht mehr von<br />

einem einzelnen Fondsemittenten abhängig<br />

und können sich gleichzeitig über eine<br />

oftmals hohe Liquidität freuen.<br />

• Geeignet für das Big Money: Große Vermögensverwaltungen<br />

und Pensionskassen<br />

sind gesetzlich in der Auswahl der Assets<br />

eingeschränkt. Institutionellen Anlegern,<br />

denen es bislang untersagt war, in Bitcoin<br />

zu investieren, hätten mit einem ETF deutlich<br />

größere Chancen, ihre verwalteten<br />

Gelder in dieses Asset zu lenken.<br />

Die genannten Gründe machen ETFs also sowohl<br />

für Kleinanleger als auch für institutionelle Investoren<br />

attraktiv und versprechen einen positiven<br />

Einfluss auf den Bitcoin-Kurs. Was passieren<br />

kann, wenn ein ETF für ein neues Asset erlaubt<br />

wird, konnte man beim Gold bzw. Goldpreis beobachten.<br />

Als 2003 der erste Gold ETF auf den<br />

Markt kam, flossen in den darauffolgenden Monaten<br />

und Jahren viele Milliarden US-Dollar in den<br />

Markt und unterstützen den Gold-Kurs. Allein der<br />

größte Gold ETF, der SPDR Gold Trust, verwaltet<br />

aktuell über 40 Milliarden US-Dollar. Genau dieses<br />

Narrativ ist es, dass viele Bitcoin-Investoren<br />

aufhorchen lässt, wenn die Rede von einem Bitcoin<br />

ETF ist. Verglichen mit allen Nicht-Token-Alternativen<br />

wäre ein Bitcoin ETF die beste Möglichkeit,<br />

um in Bitcoin und Co. zu investieren.<br />

Wer nicht zu lange warten möchte, kann auf Alternative<br />

Investmentfonds, kurz AIFs zurückgreifen.<br />

Diese Spezialfonds sind bereits auf dem<br />

Markt und können von professionellen Anlegern,<br />

durch Anbieter wie zum Beispiel Postera Capital<br />

oder Blockwall Capital aus Deutschland, erworben<br />

werden. Die Gewichtung der einzelnen Krypto-Assets<br />

ist dabei hoch individuell. Im Gegensatz<br />

zu einem Bitcoin ETF können auch andere Kryptowährungen<br />

inkludiert sein. Kleinanleger können<br />

von dieser Option allerdings keinen Gebrauch<br />

machen. Verglichen mit einem ETF sind die Kosten<br />

und sonstigen Konditionen eher nachteilig.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 11


Fazit<br />

Es gibt auch heute schon Mittel und Wege, mit Hilfe<br />

von regulierten Wertpapieren in die Krypto-Ökonomie<br />

zu investieren. Das Angebot wird sich auch<br />

in den nächsten Monaten kontinuierlich verbessern.<br />

Dennoch bleibt die günstigste Methode das<br />

direkte Token-Investment. Investoren, die selbst<br />

über die Anlageform entscheiden dürfen, sollten<br />

sich daher mit den Themen Krypto-Börsen und<br />

Wallets auseinandersetzen. Man muss kein Krypto-Profi<br />

sein, um eine sichere Aufbewahrung von<br />

Token zu gewährleisten. Neben dem Kosten-Aspekt<br />

eines direkten Token-Erwerbs überwiegt<br />

der Vorteil der Transparenz. Als Investor weiß<br />

man ganz genau, was man in seiner Wallet hält,<br />

ohne Angst haben zu müssen, von komplexen Mechanismen<br />

oder Konditionen wie bei Zertifikaten<br />

übervorteilt zu werden.<br />

Quellen und Hintergrundinformationen:<br />

• Blockchain-Strategie der Bundesregierung<br />

• Tokenisierung – Eine Einordnung der<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin)<br />

• Entwicklung von Gold ETFs und Liste der<br />

größten Gold ETFs<br />

• Liste von Aktien mit Krypto-Bezug<br />

Am Ende gilt, dass jedes Investment eine Einzelfallentscheidung<br />

ist und zum Anlegertyp passen<br />

muss. Nur weil ein Finanzprodukt reguliert ist,<br />

heißt das nicht, dass es ein sicheres oder vielversprechendes<br />

Investment ist. Insbesondere bei<br />

Aktien oder Fonds, die Bitcoin oder Blockchain<br />

im Namen tragen, sollte man mehr als vorsichtig<br />

sein. In ein paar Jahren wird dieser Diskurs allerdings<br />

obsolet sein, wenn Token zum Standardmedium<br />

im Wertpapiersektor avanciert sind. Dass<br />

es dazu kommen soll, wurde diesen September<br />

durch die Blockchain-Strategie der Bundesregierung<br />

klar kommuniziert. Die Ära der Token hat<br />

damit auch den politischen Segen.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 12


Investmentrelevante<br />

Krypto-News im Blitz-Check<br />

Blockchain-Strategie der Bundesregierung:<br />

Progressiv mit einer Ausnahme<br />

Die im September verabschiedete Blockchain-Strategie<br />

der Bundesregierung ist insgesamt erstaunlich progressiv<br />

ausgefallen. Insbesondere in Bezug auf die Tokenisierung<br />

von Assets kann man sich hinsichtlich der<br />

Regulierungsvorhaben erfreut zeigen. Die Vorhaben<br />

dürften europaweit Standards setzen und Deutschland<br />

als Token-Finanzplatz stärken. Korrespondierend dazu<br />

passt die Eröffnung des Token-Handelsplatzes der Börse<br />

Stuttgart, ebenfalls im September. Damit wird eine exzellente<br />

internationale Grundlage für den Handel von<br />

Security Token und anderen Krypto-Assets geschaffen.<br />

Negativ fällt allerdings die Haltung der Bundespolitik<br />

gegenüber privaten Stable Coins, in Anlehnung an Facebooks<br />

Libra, auf. So wird eine zum Teil aggressive Anti-Stable-Coin-Position,<br />

wie beispielsweise von Finanzminister<br />

Olaf Scholz, vertreten. Die ansonsten positiv<br />

zu bewertenden Blockchain-Vorhaben der Bundesregierung<br />

werden durch die ablehnende Haltung gegenüber<br />

privaten Stable Coins etwas eingetrübt.<br />

EZB und Fed schießen aus allen<br />

Löchern und fördern damit das<br />

Bitcoin-Image<br />

Wenn eine Zentralbank die Zinsen senkt, folgen sehr<br />

wahrscheinlich die anderen. Im Race to the Bottom haben<br />

sich im September sowohl die US-amerikanische<br />

als auch die europäische Notenbank nichts geschenkt.<br />

Die Leitzinsen wurden in beiden Währungsräumen<br />

weiter gesenkt und es wurde unmissverständlich signalisiert,<br />

dass man mit der expansiven Geldpolitik noch<br />

lange nicht am Ende ist. Entsprechend machen sich immer<br />

stärker Ängste breit, dass inflationäre Szenarien<br />

eintreten können. Zwar sind wir davon in der Realwirtschaft<br />

weit entfernt, dennoch unterstützt der Vertrauensverlust<br />

ins bestehende Geldsystem anti-deflationäre<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 13


Währungen wie Bitcoin. Auch wenn keine unmittelbaren<br />

Effekte auf den Bitcoin-Kurs messbar sind, dürfte<br />

das digitale Gold vor allem auch bei konservativen Anlegern<br />

an Attraktivität hinzugewonnen haben. So sehr<br />

man sich wirtschaftliche Stabilität wünscht, sind die<br />

negativen Wirtschaftsberichte der letzten Wochen und<br />

die damit einhergehenden Rezessionsängste ein guter<br />

Impuls für viele Vermögensverwalter, um ihr Depot defensiv<br />

aufzustellen. Da Bitcoin als Asset kaum zu traditionellen<br />

Vermögenswerten korreliert, ergibt sich hieraus<br />

eine ideale Portfoliobeimischung.<br />

Einbrüche der Bitcoin Hashrate sorgen<br />

für Verunsicherung<br />

Es existiert kein dezentrales Blockchain-Netzwerk,<br />

das sicherer ist als Bitcoin. Dennoch kommt es immer<br />

wieder zu größeren Schwankungen der Hashrate. Sie<br />

gibt an, wie viel Energie die Mining-Unternehmen zur<br />

Schürfung von Bitcoin aufwenden und damit das Netzwerk<br />

absichern. So ist es als technisch-fundamental positiv<br />

zu bewerten, dass diese bei Bitcoin in den letzten<br />

Monaten kontinuierlich angestiegen ist. Korrespondierend<br />

zum Bitcoin-Kurseinbruch Ende September kam<br />

es allerdings zu einem kurzzeitigen Abfall der Bitcoin<br />

Hashrate von rund 40 Prozent. Entsprechend gab es vereinzelt<br />

Panikreaktionen in Sorge um die Sicherheit des<br />

Bitcoin-Netzwerkes. Wäre es bei dem Einbruch um 40<br />

Prozent nicht zu einer zeitnahen Erholung gekommen,<br />

dann hätte man dies durchaus auch als klar negativen<br />

Faktor werten können. Der fundamentale Wert von Bitcoin<br />

hätte sich damit verringert und die Sorge der Investoren<br />

wäre berechtigt gewesen. Dazu kam es allerdings<br />

nicht, das Netzwerk erholte sich umgehend. Die<br />

einsehbare Hashrate ist nur ein Schätzwert, der massiv<br />

schwanken kann, wenn es zu Anpassungen einzelner<br />

Faktoren (zum Beispiel Mining Difficulty) kommt. Bitcoin-Investoren<br />

sollten sich von kurzzeitigen Schwankungen<br />

der Hashrate also nicht beunruhigen lassen.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 14


Coin des Monats<br />

MKR Token – Kryptowährung für das<br />

digitale Pfandleihaus<br />

Der Maker Token (MKR) ist vor allem für<br />

Investoren mit Weitblick interessant. Als<br />

Bestandteil des MakerDAO-Ökosystems könnte<br />

er sich zum Baustein für eine Killer-App im<br />

Wachstumsmarkt Decentralized Finance (DeFi)<br />

entwickeln.<br />

MakerDAO im Schnelldurchlauf<br />

MakerDAO bietet die Möglichkeit, Ether-<br />

Positionen als Absicherung für einen Kredit<br />

zu nutzen – und fungiert damit als eine Art<br />

digitales, dezentrales Pfandhaus. Als Dezentrale<br />

Autonome Organisation (DAO) kommt sie dabei<br />

ohne zentralen Vermittler aus, die einzelnen<br />

Teilnehmer treten in direkten Kontakt. Der Use<br />

Case der MakerDAO ist Krypto-Lending: Man<br />

kann seine Krypto-Einlagen (bislang noch in<br />

ETH) in einem Smart Contract „parken“ und erhält<br />

dafür DAI-Token – ein vom US-Dollar gedeckter<br />

Stable Coin. Später kann man die ETH bei Bedarf<br />

zurückkaufen, die entsprechenden DAI werden<br />

dann zurückgegeben und verbrannt. Bis zu diesem<br />

Punkt sind jedoch einige Zwischenschritte nötig.<br />

So müssen Nutzer ihre Ether zunächst in Wrapped<br />

Ether (WETH), dann in Pooled Ether (PETH) und<br />

schließlich in DAI umwandeln. Diese lassen sich<br />

dann wiederum verkaufen, während die Ether<br />

im Maker Smart Contract (Collateralized Debt<br />

Position, CDP) „geparkt“ sind – ein relativ langer<br />

Weg, der jedes Mal mit Transaktionsgebühren<br />

verbunden ist.<br />

Die Rolle des Maker Token (MKR)<br />

Da der Ether-Kurs verhältnismäßig volatil ist,<br />

muss man beim Ether-Lending eine Stabilitätsgebühr<br />

zahlen. Hier kommt der Maker Token (MKR)<br />

ins Spiel. Wenn der Ether-Kurs zu stark sinkt oder<br />

der Kredit nicht mehr genügend gedeckt ist, sorgt<br />

der Smart Contract dafür, dass die Position aufgelöst<br />

wird. Halter der MKR Token verfügen damit<br />

über eine gewisse Macht im MakerDAO-Ökosystem;<br />

bestimmen sie doch letztlich, in welchem<br />

Verhältnis zu den hinterlegten Ether DAI ausgeschüttet<br />

werden.<br />

Damit kontrollieren MKR Holder und der Token<br />

selbst die Stabilität des DAI Stable Coin. Fällt der<br />

DAI-Kurs, kann eine Erhöhung der Gebühren<br />

dazu führen, dass Anleger ihre CDPs schneller<br />

schließen. Dies führt wiederum dazu, dass sie<br />

DAI einzahlen. Dadurch wird die Anzahl der DAI<br />

auf dem Markt verringert, bei gleichbleibender<br />

Nachfrage kann der Wert des DAI Token steigen.<br />

Investmentcase MKR<br />

Für jede CDP müssen Anleger eine Stabilitätsgebühr<br />

zahlen. Sie zahlen etwas mehr DAI ein, als<br />

sie sich geliehen haben. Werden diese Gebühren<br />

bezahlt, werden MKR aus Sekundärmärkten gekauft<br />

und verbrannt. Durch dieses sinkende Angebot<br />

an MKR Token kann man bei gleichbleibender<br />

Nachfrage von einer Wertsteigerung des MKR<br />

ausgehen. Kurzfristige starke Kursanstiege sind<br />

hier weniger zu erwarten, als Langzeit-Investment<br />

ist MKR dafür interessant. Das Gegenteil geschieht<br />

im Fall von großen Liquidationen. Sollte<br />

der DAI Token trotz Erhöhung der Stabili-<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 15


tätsgebühr nicht die Kopplung an den US-Dollar<br />

halten können, verkaufen Token Holder einen Teil<br />

der MKR gegen DAI. Damit verringern sie ebenfalls<br />

die Anzahl an DAI Token auf dem Markt. Der<br />

MKR Token ist damit vor allem als längerfristiger<br />

Wertspeicher interessant. Langzeit-Investoren<br />

setzen darauf, dass die Anzahl der Token mit der<br />

Zeit sinken wird, während die Nachfrage idealerweise<br />

auf lange Sicht steigt oder zumindest gleichbleibt.<br />

MKR als Ether Hedge<br />

Auch kann man den MKR Token in weiterem Sinne<br />

als Hedge gegen den Ether-Kurs sehen. Ether<br />

Holder können sich für einen fallenden ETH-Kurs<br />

absichern, indem sie zusätzlich auf den MKR Token<br />

setzen. Damit kann man ihn als Portfolio-Erweiterung<br />

in Betracht ziehen. Betrachtet man<br />

die weiteren Pläne von MakerDAO, kann sich<br />

MKR theoretisch ein breiteres Anwendungsfeld<br />

erschließen. Denn MakerDAO plant eine Ausweitung<br />

des Krypto-Lendings auf andere Kryptowährungen.<br />

Dazu sollen auch andere Assets<br />

wie beispielsweise Rohstoffe kommen. Die möglichen<br />

Anwendungsfälle sind hier enorm, allerdings<br />

stellt sich die Frage, ob sich MakerDAO auf<br />

lange Sicht durchsetzen wird. Das Potential zur<br />

Killer-App als dezentrale Verleih-Plattform für<br />

Kryptowährungen und andere Assets ist in jedem<br />

Fall vorhanden. Hier liegen aber auch Risiken: Ist<br />

das Absichern von DAI über ein einzelnes Asset<br />

bereits kompliziert, kann es bei selbiger mit verschiedenen<br />

Assets umso komplizierter werden,<br />

vor allem wenn sich die zugrundeliegenden Technologien<br />

unterscheiden. Zum anderen können<br />

Smart Contracts fehleranfällig sein – bei jedem<br />

der nötigen Zwischenschritte beim Ether Lending<br />

potenziert sich diese mögliche Fehlerquelle.<br />

Fazit<br />

Potential zur Killer-App mit einigen technischen<br />

Hürden. MKR ist auf lange Sicht interessant, allerdings<br />

nur im Falle einer größeren Adaption des<br />

MakerDAO-Ökosystems. Dann könnte MakerDAO<br />

als dezentrales, digitales Pfandleihaus für verschiedenste<br />

Assets zu einem bedeutenden Player<br />

im noch jungen Sektor der Decentralized Finance<br />

werden.<br />

Was für ein Investment spricht<br />

Was gegen ein Investment spricht<br />

Potential zur Blockchain-Killer-App<br />

Teilhabe an MakerDAO mit Stimmrecht<br />

Hedge für Ether Holder<br />

Technische Hürden<br />

Unsichere Adaption<br />

Mögliche Fehlerquellen<br />

Portfolio-Erweiterung<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 16


Technische Kursanalyse<br />

In diesem Teil geht es um die rein kurstechnische Betrachtung der drei führenden digitalen Assets. Es werden<br />

Indikatoren und charttechnische Muster nach gängiger Analyseart ausgewertet, ähnlich wie im Devisenhandel.<br />

In den folgenden Abschnitten wird die Kursbewegung<br />

von Bitcoin, Ethereum und XRP untersucht.<br />

Gemeinsam machen diese drei digitalen Assets<br />

ungefähr 81 Prozent der Marktkapitalisierung aller<br />

Kryptowährungen aus.<br />

Die Analysen wurden am 25. September <strong>2019</strong> erstellt.<br />

Repräsentativ wurden Kursbewegungen<br />

auf einzelnen Exchanges betrachtet. Diese Exchanges<br />

sind in Klammern hinter dem betrachteten<br />

Kurs angegeben.<br />

Die Seitwärtsbewegung Btcoins fand ein dramatsiches<br />

Ende. Bewegte sich der Bitcoin-Kurs seit<br />

Ende Juni in einem Triangle Pattern stürzte der<br />

Kurs am 24. September <strong>2019</strong> unter den Support,<br />

den der gleitende Mittelwert der letzten 20 Wochen<br />

darstellte. Mit Bitcoin stürzten die übrigen<br />

Kryptowährungen in die Tiefe. Wie es bei derartigen<br />

Kursstürzen häufig ist ist die Situation bei<br />

einem Großteil der Kryptowährungen deutlich<br />

dramatischer als bei Bitcoin. Binance Coin fiel beispielsweise<br />

um über 40 Prozent, während Bitcoin<br />

SV 37 Prozent und damit unter die hundert-Dollar-Marke<br />

fiel.<br />

Die große Frage ist: Wo findet der Kurs einen Boden?<br />

Aktuell testet Bitcoin einen wichtigen, durch<br />

den gleitenden Mittelwert der letzten 200 Tage beschriebenen<br />

Support. Sollte dieser halten können<br />

wäre das auch für die Altcoins ein gutes Zeichen.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 17


Infobox Charts<br />

Linienfarbe<br />

Interpretation<br />

dunkelgrün<br />

Gleitender Mittelwert der letzten 20 Wochen. Bitcoin war immer in einem Bullenmarkt, wenn der Kurs<br />

über diesem Mittelwert lag.<br />

blau<br />

Gleitender Mittelwert der letzten 150 Wochen. Nach einem dramatischen Sturz unter den obigen<br />

gleitenden Mittelwert fungierte dieser in den letzten beiden Bärenmärkten als wichtige Resistance.<br />

rot<br />

Gleitender Mittelwert der letzten 200 Wochen. Bisheriger Boden in den letzten beiden Bärenmärkten.<br />

Einschätzung<br />

Interpretation<br />

Bullish<br />

Hier kann man getrost eine Long Position mit nahem Entry eröffnen.<br />

Eher bullish<br />

Etwas Abwarten ist geraten, bevor man eine Long Position eröffnet.<br />

Neutral<br />

Bevor man sich für eine Long oder Short Position entscheidet, muss der Kurs sich in die eine oder<br />

andere Richtung entwickeln.<br />

Eher bearish<br />

Unter einem bestimmten Level bietet sich eine Short Position an.<br />

Bearish<br />

Schon jetzt bietet sich eine Short Position an.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 18


BTC/USD (Bitstamp)<br />

Die Seitwärtsphase, die die letzten zwei Monate bestimmte, fand ein Ende. Leider in die Richtung, die<br />

Investoren mit einer Long Position nicht gefällt: Es ging abwärts. Mit einem dramatischen Kurssturz<br />

um bis zu 18 Prozent fiel der Kurs unter den gleitenden Mittelwert der letzten 20 Wochen und testet<br />

aktuell den gleitenden Mittelwert der letzten 200 Tage.<br />

Entwicklung<br />

Monat<br />

Einschätzung Strategie Entry Stop Loss Target Bemerkung<br />

-18.2% Bearish<br />

Short 7.511,41 8.300,00 6.404,6<br />

Long 9.985,28 8.300,00 10.949,00<br />

Weiteres Target: 5.386,80 US-<br />

Dollar auf Höhe des Plateaus<br />

von April <strong>2019</strong>. Stop Loss<br />

orientiert sich am gleitenden<br />

Mittelwert der letzten 200 Tage.<br />

Entry orientiert sich am<br />

gleitenden Mittelwert der<br />

letzten 20 Wochen. Stop Loss<br />

orientiert sich am gleitenden<br />

Mittelwert der letzten 200 Tage.<br />

Weiteres Target: 12.061,10 US-<br />

Dollar<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 19


ETH/USD (Kraken)<br />

Auf Monatsbasis betrachtet hat es den Ethereum-Kurs nicht so schlimm erwischt wie den Bitcoin-Kurs.<br />

Der Eindruck täuscht jedoch: Bis zum 19. September konnte er einen massiven Anstieg erfahren, der<br />

im jüngsten Kursverlust komplett abgegeben wurde. Vom 19. September aus betrachtet verlor der<br />

Ethereum-Kurs bis zu 32 Prozent.<br />

Entwicklung<br />

Monat<br />

Einschätzung Strategie Entry Stop Loss Target Bemerkung<br />

-12,9% Bearish<br />

Short 152,40 165,93 134,67<br />

Stop Loss orientiert sich<br />

am gleitenden Mittelwert<br />

der letzten 50 Tage, Target<br />

orientiert sich am Plateau,<br />

welches der Kurs um März<br />

<strong>2019</strong> durchlaufen hat. Weiteres<br />

Target: 105,86 US-Dollar.<br />

Long 184,56 165,93 223,00<br />

Weiteres Target bei 305,97 US-<br />

Dollar<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 20


XRP/USD (Bitfinex)<br />

XRP entwickelte sich ähnlich wie Ethereum: Bis 19. September konnte der Kurs satte 19 Prozent zulegen,<br />

im allgemeinen Dump jedoch fiel der XRP-Kurs um 33 Prozent. Er testete damit einen Support, der seit<br />

Ende 2017 nicht mehr berührt wurde. Von den Indikatoren her ist die Situation immer noch bearish<br />

zu bewerten. Jedoch erreichte der Kurs Minima, die schon lange nicht mehr galten, was durchaus zu<br />

einem Reversal führen kann.<br />

Entwicklung<br />

Monat<br />

Einschätzung Strategie Entry Stop Loss Target Bemerkung<br />

-13,3%<br />

Eher<br />

bearish<br />

Short 0,22 0,24 0,17<br />

Long 0,27 0,25 0,31<br />

Entry und Target orientieren<br />

sich an den Kursleveln von Ende<br />

2017. Weiteres Target: 0,15<br />

US-Dollar<br />

Target orientiert sich am<br />

Maximum des Monats<br />

September.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 21


Kurzbetrachtung der<br />

Top-10-Kryptowährungen<br />

Nachdem die Kurse der Top-3-Kryptowährungen anhand von Charts diskutiert wurden, soll diese Tabelle eine<br />

Übersicht über die Top-10 geben. Neben der relativen Kursänderung im Monat wird eine Kurseinschätzung<br />

getroffen und eine entsprechende Handelsstrategie vorgeschlagen.<br />

In die Top 10 kamen keine neuen Kryptowährungen,<br />

jedoch drehte sich das Besetzungskarussell<br />

dramatisch. Insbesondere konnte<br />

Tether zeitweilig auf Platz vier der Kryptowährungen<br />

steigen. Aktuell konnte Bitcoin Cash<br />

diesen Platz wieder erobern, jedoch ist der Unterschied<br />

zwischen den Marktkapitalisierungen von<br />

Bitcoin Cash und Tether gering.<br />

Aktuell kommt man über Betrachtung der Indikatoren<br />

auf bearishe Einschätzungen. Einzige<br />

Ausnahme – und auch die mit Abstrichen – stellt<br />

XRP dar, der aktuell einen sehr langfristigen<br />

Support testet. Wir schlagen in allen Fällen Short<br />

Positions vor.<br />

Marktkapitalisierung<br />

in<br />

Mrd. USD<br />

Kurs<br />

in US-Dollar<br />

% Prozentänderung<br />

(1M)<br />

Prognose<br />

(Charts)<br />

Strategie<br />

Entry<br />

in US-Dollar<br />

Stop Loss<br />

in US-Dollar<br />

Target<br />

in US-Dollar<br />

Bitcoin 150,45 8.420,98 -18,2% bearish Short 7.511,41 8.300,00 6.404,60<br />

Ethereum 18,06 168,72 -12,9% bearish Short 152,40 165,93 134,67<br />

XRP 10,52 0,25 -13,3%<br />

eher<br />

bearish<br />

Short 0,22 0,24 0,17<br />

Bitcoin Cash 4,00 223,50 -27,1% bearish Short 214,79 255,06 167,18<br />

Litecoin 3,50 55,76 -24,0% bearish Short 47,48 60,30 32,88<br />

Binance Coin 2,40 15,58 -40,9% bearish Short 13,90 16,00 10,64<br />

EOS 2,91 2,85 -22,9% bearish Short 3,30 4,06 2,37<br />

Tether 3,56 1,00 -0,2% -- -- -- -- --<br />

Bitcoin SV 1,53 85,55 -36,2% bearish Short 79,11 92,54 57,64<br />

Cardano 1,19 0,04 -24,2% bearish Short 0,03 0,02 0,05<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 22


Netzwerkstatus der<br />

Top-3-Kryptowährungen<br />

Bitcoin Ethereum XRP<br />

Hash Rate 86 EH/s +++ 193 TH/s 0<br />

Transaktionsdauer / s 557 ++ 13,5 0 3,8 0<br />

Performance und Nutzung<br />

Transaktionsgebühr / € 1,03 + 0,42 ---


Investment-Interview<br />

Interview mit Cashlink CEO Michael Duttlinger<br />

zur Rolle von STO-Plattformen: „Wir haben<br />

uns für Ethereum entschieden”<br />

Es drängen immer mehr Plattformen auf den<br />

Markt, die digitale Börsengänge anbieten. Eine<br />

dieser Plattformen, über die man ein Security Token<br />

Offering durchführen kann, ist Cashlink aus<br />

der Finanzmetropole Frankfurt. Auch die BTC-<br />

ECHO GmbH hat sich von der STO-Plattform tokenisieren<br />

lassen, um Wertpapiere herauszugeben.<br />

Im Zuge dieser intensiven Auseinandersetzung<br />

ist dieses Interview entstanden. So erklärt der<br />

CEO von Cashlink, Michael Duttlinger, warum<br />

er STOs für zukunftsweisend hält und wie er die<br />

weitere Entwicklung dieser digitalen Börsengänge<br />

einschätzt.<br />

BTC-ECHO: Was sind deiner Meinung nach die drei<br />

größten Vorteile von Security Token Offerings gegenüber<br />

traditionellen Initial Public Offerings?<br />

Michael Duttlinger: Den ersten großen Vorteil<br />

von Security Token Offerings gegenüber Initial<br />

Public Offerings sehe ich bei den Kosten. Da die<br />

Anzahl der Mittler sehr viel geringer ausfällt und<br />

beispielsweise Investmentbanken, Zentralverwahrer<br />

und Börsen bei einem STO nicht benötigt<br />

werden. So kann eine Ausgabe digitaler Wertpapiere<br />

deutlich kostengünstiger ausfallen als ein<br />

IPO und auch eine klassische GmbH Beteiligung<br />

über den Notar.<br />

Als zweiten großen Vorteil sehe ich die Flexibilität<br />

der digitalen Wertpapiere. Diese sind einfach<br />

und zu jedem Zeitpunkt übertragbar. Handelszeiten<br />

der Börsen spielen beispielsweise bei einem<br />

STO keine Rolle. Und auch die Ausgabe der<br />

Wertpapiere gestaltet sich sehr flexibel und wird<br />

zeitlich den Bedürfnissen des ausgebenden Unternehmens<br />

angepasst. Eine Ausgabe digitaler Wertpapiere<br />

kann in einem sehr kurzen Zeitraum – in<br />

nur wenigen Wochen – umgesetzt werden.<br />

Das Alleinstellungsmerkmal von Security Token<br />

sind schließlich die Smart Contracts, die sie enthalten.<br />

Das ist in meinen Augen der dritte große<br />

Vorteil eines Security Token Offerings gegenüber<br />

einem Initial Public Offering. Über diesen Smart<br />

Contract können bestimmte Verpflichtungen aus<br />

dem Wertpapier, zum Beispiel Dividendenzahlungen,<br />

automatisch durchgeführt werden. Dies<br />

ist ein immenser Vorteil der Blockchain-Technologie,<br />

mit deren Hilfe ein Security Token Offering<br />

technisch abgewickelt wird.<br />

BTC-ECHO: Was sind die Kernfunktionen von<br />

STO-Plattformen? Wofür brauchen wir Cashlink und<br />

Co.?<br />

Michael Duttlinger: Einerseits bieten STO-Plattformen<br />

eine technische Infrastruktur an, damit<br />

sich Unternehmen bei der Durchführung eines<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 24


STOs nicht mit der technischen Komplexität und<br />

den Sicherheitsanforderungen auseinandersetzen<br />

müssen. Zweitens ist es möglich, diese digitalen<br />

Wertpapiere zu standardisieren und die<br />

Ausgabe in einem automatisierten Prozess durchzuführen.<br />

Dadurch ermöglichen STO-Plattformen<br />

einen hohen Kostenvorteil für das ausgebende<br />

Unternehmen. Drittens sollte bedacht werden,<br />

dass ein STO mit sehr strikten regulatorischen<br />

Vorgaben versehen ist. Das sehe ich im Übrigen<br />

auch als Vorteil in Deutschland, denn der Schutz<br />

für Anleger hat für uns oberste Priorität.<br />

Eine wichtige Kernfunktion der STO-Plattformen<br />

besteht außerdem in ihrer Serviceleistung und<br />

Verbindungsfunktion zwischen dem Herausgeber<br />

digitaler Wertpapiere und anderen am STO<br />

beteiligten Dienstleistern. Beispielsweise vermitteln<br />

diese Plattformen an ein Haftungsdach oder<br />

eine Verwahrlösung. Die Kunden können dabei<br />

enorm von der Erfahrung der Plattformen profitieren,<br />

die das Ökosystem rund um digitale Wertpapiere<br />

sehr gut kennen und verstehen.<br />

Und nicht zuletzt bringen sie Kompetenzen mit,<br />

die man anderweitig bei verschiedenen Anbietern<br />

sehr teuer zukaufen müsste oder in welche die<br />

Unternehmen hohe Entwicklungskosten investieren<br />

müssten: Hier denke ich insbesondere an die<br />

vertragsrechtlichen Vereinbarungen, für die wir<br />

beispielsweise mit der international renommierten<br />

Kanzlei Ashurst zusammengearbeitet haben.<br />

Aber ich denke auch an die konstante Weiterentwicklung<br />

der genutzten Blockchain-Technologie.<br />

Hier sehe ich bei den STO-Plattformen ein hohes<br />

Maß an gebündeltem Wissen.<br />

BTC-ECHO: Etwas spitz formuliert: Es gibt mehr<br />

STO-Plattformen als STOs und viele der STOs sind<br />

wiederum von den STO-Plattformen selbst. Teilst du<br />

diese ernüchternde Bestandsaufnahme?<br />

Michael Duttlinger: Ich denke, bei dieser Überlegung<br />

sollte bedacht werden, dass das Ökosystem<br />

noch ganz am Anfang steht. Um eine solche Plattform<br />

zu entwickeln, investieren Unternehmen<br />

erst einmal in ein Team, das schließlich ein Produkt<br />

entwickelt und dieses an den Markt bringt.<br />

Der erste Schritt, um dieses Produkt zu testen, besteht<br />

schließlich darin, selbst digitale Wertpapiere<br />

auszugeben. Dies erklärt also, weshalb die Unternehmen<br />

selbst digitale Wertpapiere ausgeben.<br />

Der nächste Schritt ist dann die Durchführung<br />

externer digitaler Wertpapierausgaben. Und dazu<br />

musst du natürlich erst einmal Vertrauen aufbauen.<br />

Das braucht Zeit, ist aber ein ganz natürlicher<br />

Prozess. Im Grunde ist es sogar positiv, dass das<br />

System langsam entsteht und nicht durch einen<br />

Hype schnell überreguliert werden muss.<br />

Innovationen entwickeln sich über die Zeit in einem<br />

Kollaborationsprozess zwischen Erfindern<br />

und Nutzern und gewinnen dadurch an Marktreife.<br />

Bis dahin braucht es viel Bildungsaufwand<br />

auf beiden Seiten, denn die Nutzer müssen das<br />

Produkt verstehen und das Produkt ergo das Unternehmen<br />

die Bedürfnisse der Nutzer. Und bei<br />

einem Blockchain-Produkt ist dieser Erklärungsaufwand<br />

natürlich besonders hoch, weil es sich<br />

um eine komplexe Thematik handelt. Aber gerade<br />

das macht sie interessant.<br />

BTC-ECHO: Bislang gab es keine STOs für Kleinanleger,<br />

die wirklich erfolgreich waren. Das Gros der<br />

stattfindenden STOs findet nur im institutionellen<br />

Anlegerkreis statt. Was sind deiner Meinung nach die<br />

Gründe, dass Retail STOs so zu kämpfen haben?<br />

Michael Duttlinger: Dies ist in meinen Augen<br />

eine Nachwirkung der zahlreichen Initial Coin<br />

Offerings, die in manchen Fällen wenig verantwortungsvoll<br />

durchgeführt wurden. Deshalb<br />

bin ich auch sehr froh, dass die Ausgabe digitaler<br />

Wertpapiere in Form von Security Token mit<br />

hohen Auflagen verbunden ist, welche Anleger<br />

schützen. Auch der Grund, weshalb das Gros der<br />

stattfindenden STOs sich an professionelle Anleger<br />

wendet, ist auf die Regulatorik zurückzuführen.<br />

Denn diese können die Risiken aufgrund<br />

ihrer Erfahrungswerte besser einschätzen als Retail-Investoren.<br />

Grundsätzlich stehen die digitalen Wertpapiere<br />

und das Ökosystem noch ganz am Anfang. Ich denke,<br />

dass die Anwendung steigen wird, wenn die<br />

komplexe Technologie in den Hintergrund gerät.<br />

Auch durch neue Marktteilnehmer wird meines<br />

Erachtens die generelle Nachfrage nach digitalen<br />

Wertpapieren steigen – auch im Retail-Bereich.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 25


BTC-ECHO: Ihr kooperiert mit den Krypto-Verwahrdienstleistern<br />

Finoa und Upvest. Investoren, die nicht<br />

selbst ihre Security Token aufbewahren möchten<br />

oder dürfen, können diese Intermediäre in Anspruch<br />

nehmen. Siehst du hier eine Nachfrage von Investorenseite<br />

oder wird tendenziell die Selbstverwahrung<br />

bevorzugt?<br />

Michael Duttlinger: In unserem Fall sehen wir<br />

eine leichte Tendenz, die zur Selbstverwahrung<br />

geht. Dies liegt vor allem an der Neuheit des Marktes<br />

und dem Fakt, dass das Vertrauen erst langsam<br />

aufgebaut werden muss. Deshalb denke ich, dass<br />

sich die Nachfrage langfristig in Richtung der<br />

Verwahrlösungen entwickeln wird. Diese sind so<br />

einfach zu nutzen wie ein herkömmliches Wertpapierdepot<br />

und sind für den Investor sehr sicher,<br />

da der Private Key nicht verloren gehen kann.<br />

BTC-ECHO: Wenn sich in den nächsten Monaten und<br />

Jahren ein Sekundärmarkt, sprich Börsenhandel, für<br />

Security Token herausbildet, werden dann alle bestehenden<br />

Security Token dort gehandelt werden<br />

können oder was werden deiner Meinung nach die<br />

Kriterien sein?<br />

Michael Duttlinger: Ich gehe davon aus, dass sich<br />

für digitale Wertpapiere kurzfristig kein zentraler<br />

Handelsplatz ergibt, auf dem alle digitalen<br />

Wertpapiere gehandelt werden können. Ich denke<br />

auch, dass die Liquidität nicht direkt auf dem<br />

gleichen Niveau liegen wird wie die der Unternehmen<br />

im DAX. Hier muss man allerdings auch<br />

beachten, dass es sich bei den aktuellen STOs um<br />

deutlich kleinere Unternehmen handelt als bei<br />

klassischen Börsen gelisteten Unternehmen. Dadurch<br />

ergibt sich eine ganz andere Liquidität.<br />

BTC-ECHO: Für welchen Blockchain- bzw. Token-Standard<br />

habt ihr euch entschieden und warum?<br />

Michael Duttlinger: Wir haben uns für Ethereum<br />

entschieden, weil es die größte DLT-Plattform<br />

ist, die unsere Anforderungen erfüllt. Wir<br />

haben einen eigenen Token-Standard entworfen,<br />

der kompatibel zu ERC-20 ist, aber mehr Funktionen<br />

bietet, mit denen man digitale Wertpapiere<br />

abbilden kann.<br />

BTC-ECHO: Was würdest du Investoren raten, die bereit<br />

sind, in Unternehmen zu investieren, die Security<br />

Token herausgeben? Sind es die gleichen Ratschläge<br />

wie bei klassischen börsennotierten Aktiengesellschaften<br />

oder siehst du hier Unterschiede?<br />

Michael Duttlinger: Das kommt natürlich ganz<br />

auf den Investor an. Grundsätzlich würde ich<br />

ihnen raten, dass sie nach einer Lösung suchen,<br />

die perfekt auf die eigenen Bedürfnisse und die<br />

eigene Risikobereitschaft abgestimmt sind. Das<br />

ist einfach sehr unterschiedlich. Investoren sollten<br />

sich damit auseinandersetzen, was für sie ein<br />

geeignetes Investment ist, wie sie ihr Investment<br />

verwahren wollen und wie das Wertpapier strukturiert<br />

ist. Das sind viele Kriterien, die für Investoren<br />

mitunter neu sind. Deshalb versuchen wir,<br />

Aufklärung zu betreiben.<br />

Disclaimer: Das Security Token Offering von BTC-<br />

ECHO wird über die Cashlink-Plattform abgewickelt.<br />

Es sind zahlreiche Faktoren, die hier hineinspielen:<br />

Die Preisgestaltung der Börsen, die Vorteile<br />

des OTC-Handels und viele mehr. Ein weiterer<br />

Faktor, den wir bei unseren Kunden beobachten,<br />

ist, dass viele Unternehmen überhaupt nicht anstreben,<br />

dass ihre Wertpapiere frei handelbar<br />

sind. Stattdessen bevorzugen viele Unternehmen<br />

eine private Platzierung der Wertpapiere mit einem<br />

Peer-to-Peer-Handel nach der Emission.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 26


Unternehmen des Monats: EDAG<br />

EDAG: Hidden Champion mit IOTA-Affinität<br />

Edag ist ein so genannter „Hidden Champion“:<br />

Ein verhältnismäßig unbekanntes mittelständisches<br />

Unternehmen, das dennoch über große Umsatz-<br />

und Mitarbeiterzahlen verfügt. Edag ist ein<br />

Anbieter von Ingenieursdienstleistungen in der<br />

Automobilbranche – und nach eigenen Angaben<br />

der größte unabhängige Anbieter der Branche.<br />

IAA: Autowirtschaft in der Krise<br />

Die auch in diesem Jahr weiter gesunkenen Besucher-<br />

und Ausstellerzahlen der Internationalen<br />

Automobilausstellung IAA haben vor allem eines<br />

gezeigt: die Branche ist in der Krise. Gerade im<br />

Bereich der E-Mobilität liefern ausgerechnet die<br />

Hersteller der Auto-Nation Deutschland bislang<br />

ernüchternde Ergebnisse. Wirkliche Innovation<br />

fehlt, der rußschwarze Peter wird von der Branche<br />

beharrlich in die Hand der Politik geschoben<br />

– und vice versa.<br />

Dass es Innovationen im Bereich der Mobilität<br />

braucht, darüber herrscht indes branchenübergreifender<br />

Konsens. Allein, wenn es darum geht,<br />

wie die Mobilität der Zukunft genau ausgestaltet<br />

werden soll, gehen die Meinungen weit auseinander.<br />

Die EDAG-Gruppe hat auf der IAA einen Prototypen<br />

eines „Roboter-Taxis“ vorgestellt, der zeigt,<br />

wohin die Reise gehen kann – auch ohne Fahrer.<br />

Der CityBot: Autonom, Intelligent,<br />

IOTA<br />

Bei dem CityBot handelt es sich nicht nur um<br />

ein autonomes Taxi. Das modular angelegte Roboter-Vehikel<br />

soll sich beispielsweise als mobile<br />

Lounge, als Transporter, für die Stadtreinigung<br />

oder als mobile Party Location nutzen lassen<br />

können – je nachdem, welches Modul verwendet<br />

wird.<br />

Damit CityBot eines Tages wirklich autonom agieren<br />

kann, muss das Vehikel in das Internet der<br />

Dinge eingebettet werden, welches sich bekannt-<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 27


lich noch in der Frühphase befindet. Und damit<br />

sich im Internet der Dinge Toaster, Kühlschrank,<br />

Auto und Strom- (oder Wasserstoff-)zapfsäule miteinander<br />

unterhalten können, bedarf es einer gemeinsamen<br />

Sprache. Für Edag ist die Sache klar:<br />

Das Unternehmen setzt für IoT-Kommunikation<br />

auf IOTA. Die Entscheidung liegt nahe, schließlich<br />

vermarktet sich IOTA offensiv als das Netzwerk<br />

für das Internet der Dinge und hat schon zahlreiche<br />

vielversprechende Ankündigungen zu Kooperationspartnern<br />

gemacht.<br />

Trive.park: IOTA im Einsatz<br />

Nutzbare Anwendungen sind aus den IOTA-Partnerschaften<br />

bislang wenige hervorgegangen. Eine<br />

lobenswerte Ausnahme bildet die Parkhaus-App<br />

der EDAG-Tochter trive.me: Hier können die Benutzer<br />

mit ihrem Smartphone Parkplätze suchen,<br />

reservieren und bezahlen. Das Innovative:<br />

Die Kommunikation zwischen Smartphone und<br />

Schranke funktioniert mittels IOTA. Der Nutzer<br />

kriegt davon freilich nichts mit: Er bezahlt innerhalb<br />

der App per Kreditkarte.<br />

So wie Smartphone und Schranke im Kleinen miteinander<br />

kommunizieren, wird es auch für das<br />

gesamte IoT einen gemeinsamen industriellen<br />

Standard brauchen. Ob IOTA diesen liefern kann,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Durchwachsene Geschäftszahlen<br />

<strong>2019</strong><br />

Ebenfalls offen ist die Frage, ob sich die EDAG-Aktie<br />

aus ihrem anhaltenden Abwärtstrend befreien<br />

kann: Zu Redaktionsschluss handelt sie bei rund<br />

10 Euro – und musste seit dem IPO 2016 über 50<br />

Prozent einbüßen. Der Ende August veröffentlichte<br />

Halbjahresbericht zum Geschäftsjahr liefert<br />

unterdessen wenig Anlass, von einer baldigen Erholung<br />

der EDAG-Aktie auszugehen. Zwar konnte<br />

der Ingenieurdienstleister sein Auftragsvolumen<br />

um 29,3 Millionen Euro auf 462,9 Millionen Euro<br />

steigern; der Umsatz stagniert mit 390,4 Millionen<br />

Euro jedoch auf Vorjahresniveau.<br />

Von den drei Geschäftsfeldern – Fahrzeugbau,<br />

Elektronik, Produktionslösungen – konnte lediglich<br />

das Elektroniksegment eine signifikante<br />

Umsatzsteigerung (14,2 Prozent) verbuchen. Das<br />

wichtigste Segment, der Fahrzeugbau, kann nur<br />

ein zartes Plus von 3,1 Prozent im Vergleich zum<br />

Vorjahr verbuchen. Einen veritablen Umsatzeinbruch<br />

erlitt der Bereich Produktionslösungen. Der<br />

Umsatz fiel hier um über 25 Prozent. Als Grund<br />

dafür führt das Unternehmen „Verzögerungen<br />

in der Auftragsvergabe“ sowie „Budget-Verschiebungen<br />

bei großen Kunden an“. Die Deutsche<br />

Bank hat nach Veröffentlichung des Halbjahresberichts<br />

das Kursziel für die Edag-Aktie von 13<br />

auf 10 Euro gesenkt – rät jedoch zum Halten.<br />

Krise als Chance?<br />

Tatsächlich leiden die Edag-Kunden am krankenden<br />

globalen Automobilgeschäft. Nach einem<br />

schwachen 2018 ist auch für das laufende Jahr<br />

kaum Besserung in Sicht, im Gegenteil: Analysten<br />

gehen davon aus, dass der weltweite PKW-Absatz<br />

erneut sinken wird – so stark wie seit 20 Jahren<br />

nicht mehr. Die Gründe sind vielfältig, jedoch gehört<br />

der schwächelnde Absatz in China zu den<br />

größeren Herausforderungen der Branche.<br />

Im Gesamtbild stellt die Umstellung auf alternative<br />

Antriebsmethoden die größte Herausforderung<br />

für die Automobilindustrie dar. Schließlich müssen<br />

dafür unter anderem ganze Produktionsstätten<br />

umgerüstet werden. Bei Edag könnte dadurch<br />

vor allem das angeschlagene Segment Production<br />

Solution profitieren – sofern sich die Autobauer<br />

trotz der aktuellen Marktlage dazu entscheiden,<br />

Aufträge zu vergeben und „Budget-Verschiebungen“<br />

in diese Richtung vorzunehmen.<br />

Mit dem CityBot wird Edag kurzfristig zwar<br />

kein Geld verdienen. Smart Cities, auf deren<br />

staubefreiten Straßen autonome Fahrzeuge<br />

mit Schwarmintelligenz den Personen- und<br />

Warenverkehr regeln, sind schließlich noch<br />

Zukunftsmusik. Edag zeigt mit dem CityBot und<br />

seiner IOTA-Kooperation zumindest den Mut,<br />

neuartige Konzepte voranzutreiben. Frei nach<br />

dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.<br />

Fragt sich nur, wann der Leidensdruck in der<br />

Automobilbranche groß genug ist, dass auch die<br />

Hersteller sich dieses Credo zu Herzen nehmen.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 28


Gründe, die für ein Edag-Investment sprechen<br />

Gründe, die gegen ein Edag-Investment sprechen<br />

Gut positioniert, um Innovationsbedarf der<br />

Autobranche zu bedienen<br />

Iota-Kooperation mit tangiblen Ergebnissen<br />

Dividendenrendite von 4,72 Prozent<br />

Schwache Umsatzzahlen im laufenden Jahr -><br />

Gewinnwarnung<br />

Unsicheres Marktumfeld, das von vielen externen<br />

Faktoren abhängt<br />

Hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (knapp 12): Aktie ist<br />

vergleichsweise teuer<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 29


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Wie lege ich Geld in DeFi an?<br />

Vor einigen Monaten haben wir bereits über das<br />

Thema dezentrale Finanzsysteme oder Decentralized<br />

Finance gesprochen. In der <strong>Kryptokompass</strong>-Ausgabe<br />

vom April <strong>2019</strong> war das Ziel, eine<br />

gewisse Helikopter-Perspektive auf das Thema zu<br />

liefern.<br />

In den letzten Monaten hat sich das Ökosystem insbesondere<br />

auf Ethereum-Basis weiterentwickelt.<br />

Entsprechend ist es sinnvoll, einen weiteren Blick<br />

auf diesen wichtigen Use Case im Ethereum-System<br />

zu werfen. Dieser soll den ersten Artikel um<br />

einen etwas praktischeren Einblick mit einem Investment-Fokus<br />

ergänzen. Der erste Blick gilt der<br />

Basis: Wir werden den Investment Case Ethereum<br />

im Licht von Decentralized Finance kurz diskutieren.<br />

In diesem Kontext werden wir auch auf<br />

den Wert von Ethereum Classic, Ethereums größter<br />

Fork, zu sprechen kommen.<br />

Der Hauptteil des Artikels soll jedoch auf einige<br />

Anwendungen im Decentralized-Finance-Ökosystem<br />

eingehen. Entsprechend wird das Maker-<br />

DAO-Ökosystem und Projekte wie Compound,<br />

Uniswap und InstaDapp vorgestellt.<br />

Außerdem wird Ethereum in allen #defi-Anwendungen<br />

auf der Ethereum-Blockchain benötigt.<br />

Ob man sich über MakerDAO einen Betrag im Stable<br />

Coin DAI auszahlen, via Compound DAI verleihen<br />

oder auf Uniswap mit verschiedenen Token<br />

handeln möchte, alle derartige Prozesse benötigen<br />

Gas.<br />

Gas ist eine andere Bezeichnung für die Gebühren<br />

im Ethereum-Ökosystem. Wer also an Decentralized<br />

Finance auf der Ethereum-Blockchain<br />

teilnehmen möchte, braucht auf jeden Fall Ethereum.<br />

Wächst die Nachfrage nach MakerDAO,<br />

Compound oder anderen #defi-Anwendungsfällen<br />

steigt auch der Bedarf an Ether.<br />

Im Jargon der Szene spricht man hier kurz von<br />

DeFi oder #defi. Dem griffigen Begriff zuliebe<br />

passen wir uns in diesem Artikel dieser Schreibweise<br />

an.<br />

Ethereum: Die Basis aller<br />

dezentralern Finanz-Plattformen<br />

Zugegeben, die Überschrift ist etwas provokant.<br />

Natürlich ist Bitcoin die Basis für das Lightning<br />

Network. Ebenso haben auch andere Kryptowährungen<br />

das Potenzial für ein dezentrales Finanz-Ökosystem.<br />

Der Begriff #defi ist jedoch am<br />

meisten mit dem Ethereum-Ökosystem verbunden,<br />

so dass für einen Investor das Potenzial für<br />

den Ethereum-Kurs skizziert werden sollte.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 30


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Der Ethereum-Maximalist Ryan Sean Adams,<br />

der über seinen Newsletter „Bankless“ viel Aufklärungsarbeit<br />

bezüglich #defi betreibt, stellte<br />

jüngst auf Twitter seine Vision von Decentralized<br />

Finance vor. Seiner Ansicht nach sind MakerDAOs<br />

Stable Coin DAI und so viele andere Anwendungsfälle<br />

im #defi-Bereich nichts anderes als Derivate.<br />

Ein Blick auf die Weltmärkte zeigt: Das Potenzial<br />

für Derivate ist gewaltig:<br />

Asset<br />

Marktgröße in Billionen US-<br />

Dollar<br />

Ethereum 0,02<br />

Größte<br />

Unternehmen<br />

Reichste<br />

Personen<br />

Gold 8<br />

Börsenmärkte 73<br />

Staatsanleihen 215<br />

Derivate 544<br />

Geht diese Rechnung auf, könnte das die<br />

Ether-Kursentwicklungen im Zuge des ICO-Booms<br />

2017 in den Schatten stellen.<br />

Ethereum selbst kann, ganz unabhängig von<br />

DeFi, ein interessanter Investment Case werden.<br />

Mit der geplanten Einführung von Ethereum 2.0<br />

soll der Konsensmechanismus von Proof of Work<br />

auf Proof of Stake wechseln. An diesem Konsens<br />

teilnehmen - und profitieren - können jene, die in<br />

einer Wallet 32 ETH halten. Bei einem aktuellen<br />

Ether-Kurs von rund 200 US-Dollar ist also ein<br />

Investment von 6.400 US-Dollar notwendig. Nicht<br />

wenig, aber eine durchaus realistische Summe.<br />

1<br />

2<br />

Zusätzlich könnte der Übergang von Ethereum<br />

1.0 auf Ethereum 2.0 für Ethereum Classic eine<br />

Wertsteigerung bedeuten. Alex Van de Sande postulierte<br />

jüngst, dass beim Update von Ethereum<br />

einige #defi-Anwendungen auf Ethereum Classic<br />

weiterleben können. Auch wenn das bisher sehr<br />

spekulativ ist, sollte man diese Möglichkeit, falls<br />

manche Anwendungen nur auf dem bisherigen<br />

Ethereum-Protokoll funktionieren können, im<br />

Hinterkopf behalten.<br />

MakerDAO: Der erste Schritt in<br />

die DeFi-Welt<br />

MakerDAO ist ein dezentrales Lending-Protokoll<br />

mit den Token MKR und DAI als nativen Token.<br />

Während der Fokus des aktuellen Altcoin des Monats<br />

auf erstgenannten liegt, fokussieren wir uns<br />

hier auf den DAI-Token, wie man ihn erhält und<br />

warum der Kauf von DAI-Token sich lohnen könnte.<br />

Handelt es sich bei Ethereum selbst noch um das<br />

Rückgrat oder das Öl im Defi-Ökosystem, ist MakerDAO<br />

für viele der erste Schritt in diese Welt.<br />

Und dieser Schritt beginnt mit einem Kredit. Genauer<br />

gesagt mit einer collateralized debt position<br />

oder kurz CDP: Für einen bestimmten Betrag an<br />

Ether kann man einen Stable Coin namens DAI<br />

erhalten. Bei einer CDP handelt es sich also um<br />

einen abgesicherten Kredit.<br />

War es früher noch notwendig, bis zum Erhalt<br />

von DAI mehrere Token-Tauschs händisch auszuführen<br />

und sich mit obskuren WETH- und<br />

PETH-Token zu beschäftigen, ist es inzwischen<br />

recht einfach geworden. MakerDAO selbst bietet<br />

dafür eine Plattform, die den Weg vom Ethereum<br />

bis zum DAI automatisiert.<br />

David Hoffmann von Coinmonks konstruierte<br />

eine Analogie zum klassischen Anleihenmarkt.<br />

Während man am klassischen Markt Staatsanleihen<br />

oder ähnliches erwirbt und auf dieser Basis<br />

Gewinne macht, können das Staker tun, indem sie<br />

32 ETH zur Seite legen. Auch hier scheuen Freunde<br />

von Ethereum keine großen Vergleiche wie<br />

obige Tabelle zeigt.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 31


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Wie komme ich zu DAI?<br />

„Ohne Moos nix los“ sagt der Volksmund. Ähnlich<br />

gilt im DeFi-Ökosystem „Ohne Gas verpasst<br />

du was“. Anleger, die von DeFi profitieren wollen,<br />

brauchen etwas Ethereum in einer zugänglichen<br />

Wallet. Zwar existieren noch andere Lösungen<br />

wie die Nutzung der eigenen Hardware Wallet,<br />

aber gerade für die ersten Schritte bietet sich eine<br />

Browser Wallet an. Nutzer von Chrome-basierten<br />

Browsern wie Google Chrome oder Brave sind<br />

dabei im Vorteil: Hier lässt sich die bekannte Ether-Wallet<br />

Metamask schnell als Plugin installieren.Hat<br />

man dies getan und einen kleinen Betrag<br />

an Ether in der Wallet, kann man eine CDP eröffnen.<br />

Der Debitor in spe muss dabei angeben, wie<br />

viel Ether er als Kollateral ablegen und wie viel<br />

DAI er dafür bekommen möchte:<br />

Es wird automatisch berechnet, wie stark der Kredit<br />

abgesichert ist. Eine Absicherung unter 150<br />

Prozent wird nicht akzeptiert, je höher die Absicherung<br />

ist, desto sicherer ist der Kredit.<br />

Die DAI stehen dann frei zur Verfügung. Anleger<br />

können damit tun was sie wollen. Ihnen muss jedoch<br />

klar sein, dass das Ausleihen nicht kostenlos<br />

geschieht: Debitoren haben eine Stability Fee<br />

zu zahlen. Die Stabilitätsgebühr wird seitens MakerDAO<br />

erhoben, um so den DAI-Kurs stabil zu<br />

halten. Aktuell entspricht diese einem effektiven<br />

Jahreszins von 12,5 Prozent. Debitoren sollte also<br />

immer bewusst sein, dass sie mehr DAI einzahlen<br />

müssen als sie erhalten haben.<br />

Da die Stabilitätsgebühr als ein effektiver Jahreszins<br />

angegeben ist, können Anleger schnell<br />

ausrechnen, mit welchen Zusatzkosten sie zu<br />

welchem Zeitpunkt rechnen müssen. Die Formel<br />

hierfür ist:<br />

Wenn also ein Investor eine CDP eröffnet und<br />

1.000 DAI entnimmt und diese nach einem Monat<br />

zurückgeben möchte, muss er bei der aktuellen<br />

Stabilitätsgebühr ungefähr 1.010 DAI zurückzahlen.<br />

Rückzuzahlender Betrag = Kredit * (1 + Stability Fee)<br />

Kreditalter in Tagen<br />

365<br />

Investoren sollten aus einem anderen Grund noch<br />

vorsichtig sein: Sollte der Wert der CDP den Wert<br />

der geliehenen DAI nicht mehr zu über 150 Prozent<br />

überschreiten, wird die gesamte Position<br />

liquidiert. Als Beispiel: Ein Anleger legt 10 Ether<br />

in MakerDAO ab und eröffnet so eine CDP. Bei einem<br />

Ether-Kurs von aktuell 216 US-Dollar könnte<br />

er theoretisch 1.440 DAI aus dem System ziehen<br />

- Gas-Kosten für die Transaktion nicht beachtet.<br />

Fällt der Ether-Kurs auf 215 US-Dollar, bedeutet<br />

das, dass die CDP nur noch zu 149 Prozent abgesichert<br />

ist. Es kommt dann zu einer Liquidation: Die<br />

eingelagerten Ether werden verkauft, sofern man<br />

nicht innerhalb kürzester Zeit die DAI plus eine<br />

Liquidations-Gebühr sowie die schon angefallene<br />

Stabilitätsgebühr zahlt. Die Liquidations-Gebühr<br />

beträgt aktuell 13 Prozent. Über zehn Prozent Verluste<br />

muss ein Anleger im Liquidationsfall auf jeden<br />

Fall verkraften.<br />

Auch bei besser abgesicherten Kollateralen sollte<br />

man immer die Volatilität Ethereums berücksichtigen.<br />

Um beim obigen Beispiel zu bleiben nehmen<br />

wir an, dass der Anleger nur 1.000 DAI entnimmt<br />

und als Kollateral 10 Ether hinterlegt. Sein Kredit<br />

wäre also zu 216 Prozent abgesichert. Sollte es jedoch<br />

zu einem Kurssturz kommen, der den Ether-<br />

Kurs unter 150 US-Dollar drückt, würde es auch<br />

wieder zu einer Liquidierung kommen. 31 Prozent<br />

Kursverlust sind viel, aber im Krypto-Markt<br />

durchaus möglich. Erst im Juli <strong>2019</strong> brauchte der<br />

Ethereum-Kurs für einen derartigen Dump nur<br />

fünf Tage.<br />

Warum sollte ich MakerDAO<br />

nutzen?<br />

Fassen wir zusammen: MakerDAO ist ein Lending-Protokoll,<br />

ein Protokoll zur Kreditvergabe.<br />

Gegen Einlage eines Kollaterals in Ether erhält<br />

der Debitor einen Stable Coin namens DAI. Der<br />

Wert dieses Stable Coins entspricht einem US-Dollar.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 32


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Nun erscheint auf den ersten Blick das Prinzip<br />

hinter MakerDAO wie ein merkwürdiger Tausch:<br />

Debitoren müssen zum Erhalt eines Stable Coins<br />

Ether mit einem deutlich höheren Wert als Kollateral<br />

ablegen. Zusätzlich haben sie für die Dauer<br />

der geliehenen DAI-Token beim Schließen der Position<br />

eine Stabilitäts-Gebühr zu zahlen. Schließlich<br />

riskiert der Anleger seine Ether im Fall eines<br />

Kurssturzes. Mit der bullishen Ethereum-Prognose<br />

von weiter oben stellt sich noch mehr die Frage:<br />

Wieso sollte ich Ether für DAI tauschen?<br />

Natürlich kann DAI zum einen als Zahlungsmittel<br />

Verwendung finden. Für Händler könnte die<br />

Akzeptanz von DAI zusätzlich wegen der geringen<br />

Volatilität interessant sein, für Anleger stellt<br />

sich jedoch weiter die Frage, warum er Ether-Token<br />

gegen DAI auf eine komplizierte Art tauschen<br />

sollte. Die Volatilität von DAI liegt unter der von<br />

üblichen Kryptowährungen, ist jedoch höher als<br />

die von Tether:<br />

Für Investoren lohnt sich dieser Tausch aus verschiedenen<br />

Gründen: Zum einen ist DAI, ähnlich<br />

wie das Tauschen von Kryptowährungen in eine<br />

Fiat- oder Stable-Coin-Position eine Absicherung<br />

in bärischen Zeiten – ganz ohne die Angst vor dem<br />

Damoklesschwert namens Tether.<br />

Margin Trading dezentral: Dank<br />

DAI die Ether-Position aufbessern<br />

Interessanter ist es gerade in bullishen Zeiten:<br />

Wenn ein Anleger seine Ethereum-Position ohne<br />

weiteres Frischkapital stärken möchte, bietet DAI<br />

eine Art Margin-Trading-Möglichkeit. In dem Fall<br />

legen Anleger eine CDP an, leihen sich so einen<br />

bestimmten Betrag DAI und kaufen für diese DAI<br />

weitere Ether-Token. Die lassen sich freilich wieder<br />

für eine CDP verwenden, so dass man sukzessive<br />

seinen Bestand an Ethereum erhöhen kann.<br />

Wenn wir das weiter oben zitierte Beispiel nutzen,<br />

kann ein Anleger, der einen Kollateral von 10<br />

ETH als Einlage hinterlegte und 1.000 DAI dafür<br />

entnimmt, bei einem aktuellen Ether-Kurs die<br />

DAI in weitere 4,62 ETH investieren. Diese kann<br />

er nun wieder nutzen, um eine weitere CDP zu eröffnen.<br />

Er kann maximal 666 DAI auf diese Weise<br />

erhalten - mit einer Absicherung von 150 Prozent.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 33


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Wenn der Anleger wie im oben vorgerechneten<br />

Beispiel wieder eine Absicherung von 216 Prozent<br />

wählt, würde er weitere 462 DAI erzeugt haben.<br />

Aus 10 ETH hätte er auf die Weise - auf den ersten<br />

Blick 14,62 ETH und 462 DAI generiert. Die 462<br />

DAI kann der Anleger nun wieder in knapp 2,14<br />

ETH investieren.<br />

Mit derartigen Rechnungen muss man freilich<br />

vorsichtig sein. Anders als die 10 ETH gehören<br />

ihm die übrigen Beträge nicht, sondern sind ihm<br />

- gegen eine Absicherung - geliehen worden. Für<br />

die CDPs wird der Anleger eine Stabilitätsgebühr<br />

zahlen müssen. Er schuldet MakerDAO also 1.462<br />

DAI zuzüglich der genannten Stabilitätsgebühr.<br />

Wie oben erwähnt, entspricht diese einem effektiven<br />

Jahreszins von aktuell 12,5 Prozent. Nach<br />

einem Monat muss er also immerhin schon 1.477<br />

DAI zurückzahlen, um seine 1.462 ETH zu erhalten.<br />

Sollte der Investor neben den oben erwähnten<br />

2,14 ETH keine weiteren Einlagen besitzen,<br />

muss der Ether-Kurs auf 690 US-Dollar steigen,<br />

damit er diese gegen 1.477 DAI einlösen kann.<br />

Es bräuchte also einen Preisanstieg um rund 320<br />

Prozent. Ein derartiger Monats-Gewinn ist auch<br />

im Krypto-Markt eher selten, der Anleger sollte<br />

sich bezüglich eines Bull Runs also wirklich sicher<br />

sein. Sollte dies passieren, hätte er aus einem<br />

Investment von 2.160 US-Dollar satte 10.087,80<br />

US-Dollar erwirtschaftet. Im Vergleich zum einfachen<br />

Halten der 10 Ether wäre das ein Gewinn<br />

von 46 Prozent – ganz ohne ein Vertrauen auf zentralisierte<br />

Börsen, die Margin Trading anbieten.<br />

#DeFi – mehr als nur MakerDAO<br />

Besonders interessant für Anleger ist jedoch die<br />

Welt, die auf MakerDAO und DAI aufbaut. Verschiedene<br />

Apps bilden insgesamt ein miteinander<br />

verwobenes Netzwerk an Finanz-Anwendungen,<br />

die allesamt auf DAI (und natürlich auf Gas) aufbauen.<br />

Eine Auswahl dieser dApps möchten wir<br />

jetzt betrachten.<br />

Compound – das dezentrale<br />

Tagesgeldkonto<br />

Eine einfache Art, die DAI zu Geld zu machen,<br />

ist, nun auch diese zu verleihen. Compound bietet<br />

das an. Anleger können in diese dApp Geld<br />

einzahlen und für die Zeit, die man das Geld in<br />

Compound lagert, Zinsen erhalten. Decentralized<br />

Finance bietet so jedem eine Art dezentrales Tagesgeldkonto.<br />

Bei Compound handelt es sich nicht<br />

um ein Staking-Protokoll, sondern um einen Kredit-Marktplatz.<br />

Anders als bei MakerDAO, in der<br />

der Kreditor immer das Projekt selbst ist, kann<br />

hier ein Anleger diese Rolle einnehmen. Zwar<br />

können sich Anleger auch als Debitoren auf Compound<br />

Geld ähnlich wie bei MakerDAO leihen,<br />

jedoch ist die Kreditvergabe für Investoren besonders<br />

attraktiv. Er lagert dabei beispielsweise<br />

DAI in Compound Finance. Das tut er, um einige<br />

Zinsen zu erhalten. Im Fall einer DAI-Einlage auf<br />

Compound sprechen wir hier immerhin von einem<br />

effektiven Jahreszins von immerhin 7,3 Prozent.<br />

Zwar ist das im Vergleich zu den Bull Runs,<br />

die Krypto-Enthusiasten kennen, eher wenig,<br />

aber dafür eine sichere Wertsteigerung.<br />

Wie kommt es nun zu der Zinsausschüttung? Zur<br />

Erklärung ist es wichtig, zu betonen, dass Anleger<br />

für die eingelagerten Token Compound-eigene Token<br />

erhalten. So kann sich ein Anleger nach Einlage<br />

von DAI, über cDAI-Token in seiner Wallet<br />

freuen. Der Kurs von cDAI oder Compound-DAI<br />

unterscheidet sich dabei von dem DAI-Kurs. Aktuell<br />

erhält man pro DAI knapp 48 cDAI. Der Wert<br />

von cDAI steigt mit jedem Block, sodass Anleger,<br />

wenn sie die cDAI-Token wieder in den Compound<br />

Smart Contract zahlen, mehr DAI erhalten.<br />

cDAI kann jedoch auch weitergegeben werden.<br />

Sie können als geldwerte Token Anwendung finden.<br />

Für jene, die cDAI akzeptieren, ist der Gedanke<br />

des Wertgewinns doch sehr attraktiv.<br />

Auch wenn in diesem Artikel der Fokus auf MakerDAO<br />

und damit DAI liegt, ist zu betonen, dass<br />

Compound auch für andere Assets derartige Zinsen<br />

bietet. Diese Zinsen liegen jedoch für Assets<br />

wie Ethereum oder 0x deutlich unter denen für<br />

DAI, so dass dies für Investoren deutlich attraktiver<br />

ist.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 34


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Eine CDP dafür zu eröffnen, um auf Compound<br />

via Lending Geld zu erhalten, kann ein schlechtes<br />

Investment sein. Wenn die Stability Fee bei MakerDAO<br />

größer ist als das, was über Compound zu<br />

erwirtschaften ist, sollte man eher überlegen, auf<br />

dezentralen Börsen DAI zu erwerben und sie zu<br />

verleihen.<br />

Uniswap – dezentrale Börse meets<br />

Lending<br />

Uniswap ist eine solche dezentrale Börse und<br />

kann, wie auch dex.blue, Eth2DAI oder Kyberswap<br />

eine Alternativquelle für DAI sein. „Dezentrale<br />

Börse“ trifft dabei jedoch nicht exakt zu. Wie<br />

der Name Uniswap suggeriert, ist Uniswap eine<br />

Plattform für den schnellen Tausch - Swap - zwischen<br />

verschiedenen ERC-20-basierten Assets.<br />

Insgesamt erinnert die Plattform entsprechend<br />

eher an einen Broker denn eine offene Börse mit<br />

Order Books und ähnlichem.<br />

Wie kommt Uniswap zu Einlagen für interessierte<br />

Kunden? Dies geschieht über einen dezentralen<br />

Liquidity Pool. Der Liquidity Pool ist eine Einlage,<br />

die für Liquidität auf der Börse sorgt. Anleger<br />

können hier, ähnlich wie bei Compound, Geld<br />

einzahlen und so den Liquidity Pool aufbessern.<br />

Im Gegenzug profitieren sie von den Handelsgebühren.<br />

Auch ähnlich wie bei Compound erhält<br />

jemand, der sich am Liquidity Pool beteiligt, einen<br />

Token hierfür. Der Uniswap Token ist jedoch<br />

ein rein innerhalb der dApp genutzter Token und<br />

wird nicht auf externen Marktplätzen gehandelt.<br />

Er stellt ein Maß dafür da, wie viel Liquidität der<br />

Anleger dem Markt zur Verfügung gestellt hat<br />

und bietet damit eine Basis dafür, wie stark Anleger<br />

von Handelsgebühren profitieren.<br />

InstaDapp – #defi unter einer<br />

Haube<br />

Man sieht, dass #defi-Lösungen häufig mit denselben<br />

Token arbeiten. Irgendwo spielt beispielsweise<br />

immer DAI eine Rolle. Entsprechend bietet<br />

es sich an, verschiedene Anwendungen in einer<br />

Plattform zu vereinen. InstaDapp bietet genau<br />

das. Anleger können über InstaDapp ihre CDPs in<br />

MakerDAO wie auch ihre Einlagen bei Compound<br />

oder Uniswap verwalten. Ebenso können sie via<br />

Uniswap neue Token erwerben oder verkaufen.<br />

Auch jenseits der hier besprochenen DeFi-dApps<br />

bietet InstaDapp Anwendungsmöglichkeiten. Eine<br />

dApp namens „Lend and Earn“ ist wieder eine Art<br />

Liquidity Pool, den Anleger nutzen können, um<br />

für eine Kreditvergabe Zinsen zu erhalten. Eine<br />

weitere interessante Funktion von InstaDapp ist<br />

die „Protocol bridge“. Wie der Name andeutet, handelt<br />

es sich dabei um eine Brücke zwischen dem<br />

MakerDAO- und dem Compound-Protokoll. Über<br />

diese Funktion kann eine CDP auf MakerDAO in<br />

einen Kredit auf Compound verwandelt werden.<br />

Da in beiden Protokollen andere Leihgebühren<br />

zu zahlen sind, kann es sinnvoll sein, den Kredit<br />

zu verschieben. MakerDAO, Compound, Uniswap<br />

und InstaDapp sind nur ein erster Schritt. Im<br />

DeFi-Ökosystem existieren viele weitere Anwendungen.<br />

Mit Set existieren beispielsweise erste<br />

dezentral verwaltete Trading-Bots. dYdX ist auf<br />

den ersten Blick eine übliche dezentrale Börse, ermöglicht<br />

jedoch Dinge wie Shorting, Trading mit<br />

Hebel oder den Handel mit Krypto-Derivaten. bZx<br />

geht in eine ähnliche Richtung: Auch hier sind<br />

Dinge wie Margin Trading möglich.<br />

Risiken<br />

Soviel zu den Möglichkeiten. Investoren sollten<br />

sich jedoch immer auch der Risiken bewusst werden.<br />

Ein wenig haben wir dieses Thema bezüglich<br />

der MakerDAO angeschnitten. Liquidierungen<br />

sollte man vermeiden, ebenso sollte einem immer<br />

klar sein, dass die Anzahl der DAI, die man zahlen<br />

muss, mit der Zeit ansteigt. All in zu gehen und<br />

kein Geld zum Nachschießen zu haben, kann bei<br />

dramatischen Kursstürzen eine Gefahr sein.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 35


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

Anleger sollten immer genügend Geld in der Hinterhand<br />

haben, um eine CDP mit frischem Ether<br />

zu verbessern und so einer Liquidation entgehen.<br />

Wie viel DAI sollte man einer CDP<br />

entnehmen?<br />

Als konkretes Investment-Beispiel betrachteten<br />

wir, inwiefern Anleger über eine CDP in Maker-<br />

DAO eine Art Margin Trading durchführen können.<br />

Dazu würden Anleger die DAI, die sie aus<br />

einer CDP erhalten haben, wieder investieren.<br />

Als einfaches Investment-Schema überlegten wir,<br />

die DAI in Ethereum zu tauschen und durch eine<br />

Zweite CDP (oder eine Aufbesserung der bestehenden<br />

Position) weitere DAI zu erzeugen. Diese<br />

tauschten wir wieder in Ethereum - in der Hoffnung<br />

auf einen dramatischen Kursanstieg.<br />

Was für eine Kollateral-Höhe wäre hier das optimale<br />

Verhältnis zwischen Risiko und Profit? Zwei<br />

Größen machen den Kredit unsicher:<br />

• Die Gefahr einer Liquidierung<br />

• Die Schwierigkeit, mit dem akquirierten<br />

DAI aus der zweiten CDP gekauften Ether<br />

die Gesamtschuld zu begleichen<br />

Ein gutes Gesamtmaß für das Risiko wäre also<br />

das Verhältnis zwischen nötigem Profit und Liquidationsgefahr.<br />

Das Minimum wäre dabei das<br />

optimale Verhältnis, welches Anleger bei dieser<br />

Investment-Strategie nutzen sollten:<br />

Eine CDP sollte gemäß dieses Modells zu 340 Prozent<br />

abgesichert sein. Das bedeutet, dass man bei<br />

einer Einlage von 10 Ether beim aktuellen Kurs<br />

von 216 US-Dollar 635,29 DAI entnehmen könnte.<br />

Zur Liquidation kommt es erst bei einem Kursverlust<br />

von 56 Prozent. Dafür müsste er auch auf<br />

einen Kursanstieg von Ethereum von 440 Prozent<br />

setzen. Sollte es jedoch dazu kommen, hätte er,<br />

abzüglich der Stabilitätsgebühr, sein Vermögen<br />

mehr als verfünffacht.<br />

Jenseits des eigenen Kredits – auf<br />

welche Größen Anleger achten<br />

sollten<br />

Unabhängig davon, ob Anleger via MakerDAO<br />

eine Leverage-Position aufbauen wollen, in bärischen<br />

Zeiten einen gewissen Werterhalt erhoffen<br />

oder via anderen dApps selbst Kredite verleihen<br />

wollen: Sie sollten den Markt in seiner Totalen<br />

wahrnehmen. Größen, die ein Investor anschauen<br />

sollte, kann man aufteilen in Ethereum-spezifische,<br />

DeFi-spezifische und dApp-spezifische.<br />

Auf Ethereum bezogen sind die aktuellen Bewegungen<br />

vom Ether-Kurs eine Größe, die man im<br />

Auge behalten sollte. Dramatische Kursstürze<br />

können zur Liquidierung von Krediten bei Maker-<br />

DAO führen – was für das gesamte DeFi-Ökosystem<br />

schlecht wäre. Anleger sollten außerdem die<br />

aktuelle Gas-Nutzung betrachten. Mit dem Spekulationsboom<br />

von Ende 2017 kam auch Cryptokitties<br />

auf und legte das gesamte Netz lahm. Sollte<br />

etwas Derartiges passieren, können ebenfalls im<br />

DeFi-Bereich negative Auswirkungen auftreten.<br />

Den DAI-Kurs sollten DeFi-Anleger ebenfalls<br />

im Auge behalten. Zwar ist im DeFi-Ökosystem<br />

die US-Dollar-Kopplung unabhängig und MakerDAO-Nutzer<br />

müssen auf die entnommene<br />

DAI-Menge ihre Zinsen zahlen. Dennoch sind<br />

starke Abweichungen von der Kopplung an den<br />

US-Dollar immer ein Zeichen für seltsame Entwicklungen<br />

im Ökosystem: Dass Anleger ihre DAI<br />

nicht mehr zurückzahlen oder dass es zu einer<br />

großen Menge an Liquidierungen kam.<br />

Die Nutzung einzelner dApps ist gerade im Rahmen<br />

von #defi eine wichtige Größe. Handelsvolumen<br />

auf dezentralen Börsen, eingelagertes<br />

Kapital und, speziell im Fall der MakerDAO, Absicherung<br />

der Kredite wären weitere Größen, die<br />

Anleger im Auge behalten sollten. Wenn ein Großteil<br />

der Kredite schlecht abgesichert ist, kann es<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 36


KRYPTOKOMPASS-SPEZIAL<br />

zu einer großen Liquidierung kommen, die einen<br />

negativen Einfluss auf das gesamte System hat.<br />

Die Höhe des eingelagerten Kapitals ist für Lending-Protokolle<br />

eine Größe, die die tatsächliche<br />

Nutzung misst und damit ein gutes Pendant zum<br />

Handelsvolumen auf (dezentralen) Börsen.<br />

Schließlich ist zu betonen: #defi ist Neuland. Die<br />

Smart Contracts sind zwar nachhaltig überprüft<br />

und werden konstant weiter auditiert. Dennoch<br />

zeigen Fälle wie The DAO oder die Parity Multisignature<br />

Wallet, dass selbst bei genauester Überprüfung<br />

Fehler geschehen können. Wie in jedem<br />

Investment gilt auch hier: Investiere nur das, was<br />

Du auch verlieren kannst.<br />

Weitere Lese-Empfehlungen<br />

• David Hoffman – Ethereum: the digital<br />

finance stack<br />

• Awesome MakerDAO | DAI<br />

• Edwin Ong – Awesome Decentralized<br />

Finance<br />

• DeFi Weekly<br />

• The Defiant<br />

• Bankless<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 37


Airdrops und Hard Forks<br />

Datum Kryptowährung/Token Kategorie Anmerkung<br />

01.10.19 Auxilium Airdrop Airdrop für Token Holder von Auxilium<br />

01.10.19 StrongHands Token Swap<br />

01.10.19 ThoreNet Token Swap<br />

Im StrongHands (SHND)-Ökosystem soll ein 1000:1-Token-<br />

Swap stattfinden<br />

Die ERC-20-Token sollen gegen THX-Token auf Waves<br />

getauscht werden<br />

01.10.19 Bitcoin Rhodium Airdrop Airdrop für Token Holder von Bitcoin Rhodium<br />

01.10.19 Havy Token Burn Beginn der wöchentlichen Token Burns<br />

10.10.19 Sparkpoint Token Burn Vierter Token Burn im Jahr <strong>2019</strong><br />

15.10.19 Kambria Token Swap<br />

16.10.19 Qtum Hard Fork<br />

31.10.19 Spendcoin Token Swap<br />

Wechsel von einem ERC-20-Token zu einem auf der<br />

Binance Chain<br />

Mit dieser Hard Fork soll QTUM 2.0 im Main Net aktiviert<br />

werden<br />

Mit diesem Token Swap sollen die Token nun im Main Net<br />

verwendet werden können<br />

Airdrop<br />

Bounty<br />

Coin Burn/Token<br />

Burn<br />

Hard Fork<br />

Contentious Hard<br />

Fork<br />

Snap Shot<br />

Token Swap<br />

Geschenkte Token, häufig unter gewissen Bedingungen wie Halten einer bestimmten Kryptowährung<br />

oder Registrierung auf einer Exchange<br />

Verteilung von Token unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise an Nutzer, die in der Community<br />

besonders aktiv sind.<br />

Verringerung des Gesamtvorrats einer Kryptowährung.<br />

Signifikantes Protokoll-Update (beispielsweise Wechsel auf Proof-Of-Stake).<br />

Aufspaltung der Blockchain. Nach dieser Hard Fork hat sich eine weitere Kryptowährung gebildet.<br />

Jene, die Token auf der alten Blockchain besessen haben, besitzen nun auch auf der neu gebildeten<br />

Blockchain Token.<br />

Genese eines neuen Tokens auf der Basis des Ledger-Status einer bestehenden Blockchain. Jene, die<br />

Token auf der alten Blockchain besessen haben, besitzen nun auch neue Token.<br />

Wechsel einer Kryptowährung auf ein neues System. Beispielsweise Wechsel von einem Ethereumbasierten<br />

Token hin zu einer neuen Blockchain-Lösung.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 38


Die BTC-ECHO-Musterdepots<br />

Portfolio Konservativ<br />

• Ein Portfolio, welches in Bezug auf Kryptowährungen<br />

vergleichsweise risikoarm ist. Es wird aus zehn älteren<br />

Kryptowährungen und einer Cash- oder Stable-Coin-<br />

Position gebildet.<br />

• Dem Bitcoin-Kurs ähnlich bewegte sich das Portfolio<br />

Konservativ seitwärts. Das ist sowohl der großen Bitcoin- als<br />

auch der großen Stable-Coin-Position zuzuschreiben. Auch<br />

wenn das Portfolio am 24. September <strong>2019</strong> gemeinsam mit<br />

dem Krypto-Markt in die Tiefe gerissen wurde, sind die Verluste,<br />

sowohl verglichen mit den Top 3 Kryptowährungen<br />

als auch mit den übrigen Vergleichsportfolios, gering.<br />

Assetname Performance Volatilität Alte Zusammensetzung Zusammensetzung<br />

BTC -0,56 2,89 16,3 16<br />

LTC -0,79 4,28 9,6 9,3<br />

DASH -0,73 4,56 5,6 5,6<br />

XMR -0,91 4,31 2 2<br />

XRP -0,35 3,83 2 2<br />

ETH -0,31 4,22 5,6 5,3<br />

NXT -0,98 5,26 3,5 6<br />

USDT 0 0,10 26,7 26,3<br />

XCP 0,48 4,33 10,5 10,2<br />

OMNI -0,54 6,05 11,6 11,3<br />

SC -0,76 5,81 6,6 6,3<br />

Portfolio Konservativ -0,35 2,14 -- --<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 39


Portfolio Medium<br />

• Hierbei handelt es sich um einen Kompromiss aus<br />

Portfolio Konservativ und Portfolio Risiko. Dieses Portfolio<br />

ist aus neueren Kryptowährungen gebildet, im Vergleich<br />

zu den Assets im Portfolio Risiko sind diese jedoch schon<br />

etwas bewährter.<br />

• Wie im Vormonat schloss das Portfolio Medium am<br />

schlechtesten von allen Musterportfolios ab. Zwar ist die<br />

mittlere Performance etwas besser als die des Portfolio<br />

Risiko, jedoch steht der Portfolio-Wert aktuell unter dem<br />

des genannten Portfolios.<br />

Assetname Performance Volatilität Alte Zusammensetzung Zusammensetzung<br />

EOS -0,63 5,72 7,5 7<br />

ADA -0,85 4,45 8,4 8<br />

TRX -0,92 5,24 16,6 15,8<br />

XLM -0,6 7,02 12 11,2<br />

ETC -1,08 4,51 4 7,5<br />

GBYTE -0,48 4,59 8 9<br />

LSK -1,07 3,42 16,1 15,3<br />

STRAT -1,29 5,11 6 6<br />

XEM -1,04 4,05 9,4 9<br />

ZEC -0,99 4,35 12 11,2<br />

Portfolio Medium -0,89 3,98 -- --<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 40


Portfolio Risiko<br />

• Bei Portfolio Risiko handelt es sich um ein Depot für<br />

Risikofreudige. Dieses Portfolio setzt sich aus ausgewählten<br />

ERC-20-Token und sehr jungen Kryptowährungen zusammen.<br />

• Das Portfolio Risiko machte seinem Namen alle Ehre:<br />

Es hat die höchste Volatilität. Zwischenzeitlich konnte das<br />

Portfolio dramatische Wertzuwächse vorweisen, fiel jedoch<br />

mit dem allgemeinen Kurssturz auf dem Kryptomarkt, wie<br />

auch die anderen Portfolios, ins Negative.<br />

Assetname Performance Volatilität Alte Zusammensetzung Zusammensetzung<br />

PAY -0,26 7,96 24,9 24,6<br />

VET -1,11 4,67 5,4 5,2<br />

BNB -1,55 4,44 17,5 17,2<br />

OMG 1,38 4,67 8,8 8,6<br />

REP -0,32 5,77 5,4 5,2<br />

BAT -0,73 4,14 6,8 6,6<br />

ZIL -1,59 5,13 7 9<br />

ZRX 0,33 5,8 3,8 3,6<br />

XTZ -0,9 4,35 14,6 14,4<br />

AE -1,36 5,27 5,8 5,6<br />

Portfolio Risiko -0,90 4,71 -- --<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 41


STO-, ICO- und IEO-Analyse<br />

In der Juli-Ausgabe 2018 des <strong>Kryptokompass</strong><br />

stellten wir unser Bewertungsframework vor. Für<br />

Security Token und Initial Exchange Offerings<br />

haben wir das Bewertungsframework erweitert.<br />

Auch wenn es gewisse Überschneidungen bei<br />

ICOs, IEOs und STOs gibt, trennen wir sie in der<br />

Betrachtung.<br />

Die folgenden Tabellen stellen einen Querschnitt<br />

jener im August relevanten STOs, ICOs<br />

und IEOs dar, bei denen unsere Analysten keine<br />

Null-Wertung vornehmen mussten. Neben einer<br />

kurzen Beschreibung des Projekts sind Start und<br />

Ende des Token Sales beziehungsweise des Pre<br />

Sales, Soft und Hard Cap und die für die Token-<br />

Emission verwendete Plattform vorgestellt. Im<br />

Fall von Security Token Offerings ist noch die<br />

Art des Security Tokens und gegebenenfalls eine<br />

Security-Börse, über welche der Token Sale stattfindet,<br />

angegeben.<br />

Etwas ähnliches findet sich bei Initial Exchange<br />

Offerings: Neben dem Protokoll, welches die Basis<br />

für die emittierten Token ist, ist die Börse, auf<br />

welcher der Token Sale stattfinden soll, benannt.<br />

Die rechte Spalte stellt schließlich in Diagrammform<br />

die Bewertungen hinsichtlich Team,<br />

Community, Technologie, Roadmap, Token,<br />

Regulierung und Business Case dar. Im Fall von<br />

Initial Exchange Offerings kann noch eine Bewertung<br />

hinsichtlich der der den Token Sale<br />

veranstaltenden Börse sowie der Token-Nutzung<br />

entnommen werden.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 42


STO-Tabelle<br />

Start Ende Soft Cap Hard Cap Plattform Bewertung<br />

Fundament Group<br />

Bond<br />

Token<br />

Pre Sale 01.07.19 31.12.19 250.000.000 Euro<br />

Ethereum/<br />

eig. Plattform<br />

Die Fundament Group ist ein Tokenisierungs-Anbieter mit aktuellen Fokus auf Real Estate.<br />

1 Euro Minimalinvestment, 1 FUND = 1 EUR, Prospekt vorhanden. An Tokenholder werden Mietanteile ausgezahlt.<br />

Mit Florian Glatz bekannten Advisor aus Deutschland. Wertpapierprospekt vorhanden.<br />

Rokkex<br />

Bond<br />

Token<br />

Pre-sale 26.08.19 22.09.19 1.000.000 RKX<br />

Ethereum/<br />

iComplyICO<br />

Ziel von Rokkex ist der Aufbau einer neuen Krypto-Börse mit Fokus auf Nutzersicherheit und Security Token.<br />

0,85 EUR pro RKX im Pre-Sale, später mehr. Minimalinvestment 100 US-Dollar, BTC, ETH, BCH und Fiat akzeptiert,<br />

An Tokenholder werden 15% der Profite vom Issuer ausgeschüttet. MVP ist vorhanden.<br />

SmartChem<br />

Equity<br />

Token<br />

Pre-Sale 10.09.19 1.250.000 EUR 24.250.000 EUR Ethereum<br />

SmartChem entwickelte und patentierte intelligent fluids ® , einem Stoff, mit dem chemische Säuberungsprozesse<br />

auf eine nachhaltige Weise geschehen können. Diese Lösung soll über einen STO Marktreife erlangen.<br />

Investoren werden an Dividendenausschüttung beteiligt. 250.000 Euro Minimalinvestment, 1SCM = 0,08 EUR,<br />

MVP vorhanden.<br />

Team Owner<br />

Equity<br />

Token<br />

Public<br />

Sale<br />

17.10.19 1.500.000 EUR 2.490.000 EUR Ethereum<br />

Mit Team Owner soll es einerseits einfachen Fans möglich sein, in ihr Team zu investieren, andererseits sollen<br />

Vereine so eine Möglichkeit erhalten, schnell Funding zu bekommen.<br />

Minimalinvestment 25 EUR, Maximalinvestment 10.000 EUR, 1 GOL = 1 EUR. Investoren werden, nach einer Sperrfrist<br />

von 5 Jahren, am Verkauf des Teams beteiligt.<br />

Eqwity<br />

Stocks<br />

Public<br />

Sale<br />

02.02.19 10.12.20 30.000.000 USD Ethereum<br />

Eqwity möchte ein dezentrales Ökosystem schaffen, mit dem Unternehmen schnell einen STO-Aufsetzen können.<br />

Das soll AI-gesteuert verlaufen<br />

1 EQYS = 1 USD, Token Holder erhalten Abstimm-Rechte und eine Dividende<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 43


ICO-Tabelle<br />

Start Ende Soft Cap Hard Cap Plattform Bewertung<br />

2local<br />

Pre-ICO 01.10.19 31.10.19 2.000.000 USD Stellar<br />

Über 2 Local möchte man einen Marktplatz schaffen, mit dem lokale und nachhaltige Produkte unterstützt<br />

werden.<br />

1 L2L = 0,0003 USD, MVP vorhanden<br />

Drone Payo<br />

ICO 01.10.19 31.12.19 25.000.000 USD 75.000.000 USD Ethereum<br />

Ziel des Projekts ist, Anlegern das Investment in ein Portfolio an Drohnen-Projekten zu ermöglichen.<br />

1 DNP = 0,08 USD, ETH akzeptiert<br />

Zimrii<br />

Pre-ICO 02.09.19 27.09.19 130.000.000 ZMR Ethereum<br />

Zimrii soll eine dezentrale Plattform für die Kreativwirtschaft werden, in der nicht nur Kunsthandel, sondern auch<br />

eine Kooperation ermöglicht werden soll.<br />

1 ZMR = 0,15 USD, ETH akzeptiert, Minimalinvestment 0,1 ETH<br />

Nervos<br />

Pre-ICO 01.10.19 15.10.19<br />

ICO 15.10.19 30.10.19<br />

67.200.000 USD Ethereum<br />

Mit Nervos möchte man ein System aus mehreren Blockchains, State Chains und Sidechains schaffen und so<br />

eine hohe Skalierbarkeit gewährleisten.<br />

1 CKB = 0,01 USD, BTC, ETH, USD akzeptiert, Teammitglieder arbeiteten auch als Developer mit Ethereum- und<br />

Bitcoin-Core-Developern. Testnet steht schon<br />

Coinstantine<br />

ICO 01.10.19 30.11.19 120.000 USD 240.000 USD EOS<br />

Ziel von Coinstantine ist, eine Plattform für Airdrops und andere Token Distributions zu schaffen.<br />

1 CSN = 0,25 USD, ETH, BNB akzeptiert<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 44


IEO-Tabelle<br />

Start Ende Soft Cap Hard Cap Plattform Bewertung<br />

Emjac<br />

Pre-IEO 01.09.19 10.09.19 8.000.000 USD 35.000.000 USD<br />

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer blockchain-basierten Recycling-Lösung.<br />

1 EMJ = 0,08 USD im Pre-Sale, danach 1 EMJ = 0,11 USD - 0,18 USD, BTC, ETH, EUR, USDC akzeptiert<br />

DEXA Coin<br />

IEO 06.10.19 16.10.19 20.000 USD 120.000 USD<br />

Ethereum/Exmarkets<br />

Ethereum/Probit<br />

Launchpad<br />

DEXA Coin möchte eine peer-to-peer Lösung für Messaging und Payment schaffen.<br />

1 DEXA = 0,00005 USD. ETH, BTC, USDT, XRP, PROB akzeptiert<br />

Bitway<br />

IEO 01.07.19 01.12.19 2.000.000 USD 21.000.000 USD<br />

Ethereum/<br />

LAToken<br />

Bitway hat zum Ziel, ein Cloud-Mining-Netzwerk für Bitcoin und Ethereum, später auch für Bitcoin Cash und<br />

Ethereum Classic, aufzubauen.<br />

1 BTWN = 0,2788 USD, ETH akzeptiert<br />

BeatzCoin<br />

IEO 30.09.19 03.10.19 733.333.369 USD<br />

Tron/Probit<br />

Launchpad<br />

BeatzCoin möchte eine Peer-to-Peer-Plattform für künstlerisch Tätige und daran Interessierte schaffen<br />

1 BTZC = 0,008 USD, PROB, USDT, BTC, ETH und TRX akzeptiert<br />

Jobchain<br />

IEO 28.05.19 31.10.19 5.000.000 USD 50.000.000 USD<br />

Ethereum/Probit<br />

Launchpad<br />

Mit Jobchain möchte das Team hinter dem Projekt eine dezentrale Job-Plattform schaffen, auf der Arbeitnehmer<br />

in Kryptowährungen bezahlt werden.<br />

1 JOB = 0,01 USD, 10 USD Minimalinvestment, USDT, BTC, ETH, XRP, EOS akzeptiert<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 45


0 1 2 3 4 5<br />

Team<br />

Vorgegebene<br />

(technische)<br />

Expertise nicht<br />

nachweisbar<br />

Community gekaufte Community Nicht existente<br />

Community<br />

Technologie<br />

Roadmap<br />

Token (ICO)<br />

Token (STO)<br />

Regulierung<br />

Business<br />

Case<br />

Börse (IEO)<br />

Lösungsansatz ist<br />

ein Plagiat<br />

Roadmap ist<br />

vollkommen<br />

unrealistisch, extrem<br />

generisch oder mit<br />

unrealistischen<br />

Zeitangaben<br />

Token zum großen<br />

Teil fürs Unternehmen<br />

vorgesehen, Großteil<br />

bei Projekt/MLM-<br />

Token<br />

Es handelt sich um<br />

Utility Token<br />

Sind von der BaFin oä<br />

abgelehnt<br />

Unrealistische<br />

Behauptungen ohne<br />

Erklärung<br />

Börse ist offen<br />

bekannt als Betrüger,<br />

IEO wird von Projekt<br />

nicht erwähnt<br />

Team nicht vorgestellt Technische Expertise<br />

nicht vorhanden, aber<br />

reflektiert<br />

Lösungsansatz wird<br />

nicht dargestellt<br />

Roadmap nicht<br />

vorhanden<br />

Unklarer Use Case,<br />

unfaire Verteilung<br />

Es handelt sich um<br />

einen normalen<br />

ERC20 Token oder<br />

Implementierung als<br />

Security Token nicht<br />

nachvollziehbar<br />

Haben sich bisher<br />

nicht um die<br />

Fragestellungen<br />

gekümmert und sind<br />

sich der Implikationen<br />

kaum bewusst<br />

Markt wird dargestellt,<br />

Verwendungszweck<br />

und Marktbegleiter<br />

nicht<br />

Hoher Anteil an Wash-<br />

Trading<br />

Lediglich eine<br />

Anlaufstelle, die<br />

nicht genutzt wird<br />

Lösungsansatz<br />

ist nicht innovativ,<br />

Grund für Nutzung<br />

von Blockchain nicht<br />

nachvollziehbar<br />

Grobe Schritte in<br />

Roadmap beschrieben<br />

Unklar,<br />

was der Sinn des<br />

Token sein soll,<br />

sinnvolle Verteilung<br />

Es handelt sich um<br />

einen modifizierten<br />

ERC20 Token<br />

Haben sich noch<br />

nicht um die<br />

Fragestellungen<br />

gekümmert,<br />

wissen aber um die<br />

Implikationen<br />

Markt und<br />

Verwendungszweck<br />

werden dargestellt,<br />

Marktbegleiter nicht<br />

Börse praktiziert<br />

Trans-Fee-Mining<br />

Technische Expertise<br />

mit kleinen Mängeln<br />

nachgewiesen<br />

Diverse inaktive<br />

communities, jedoch<br />

auch eine aktive<br />

community<br />

Lösungsansatz<br />

nicht innovativ aber<br />

nachvollziehbar<br />

Detailreiche<br />

Roadmap mit<br />

sinnvollen<br />

Meilensteinen, steht<br />

jedoch noch am<br />

Anfang<br />

Sinnvoller Utility<br />

Token oder Security<br />

Token, sinnvolle<br />

Token Verteilung<br />

Es handelt<br />

sich um einen<br />

selbstgemachten<br />

Standard, der<br />

nachvollziehbar<br />

die Security-<br />

Anforderungen erfüllt<br />

Keine Prospektpflicht<br />

Unzureichende<br />

Darstellung von<br />

Marktbeleitern<br />

Diskrepanz zwischen<br />

Sichtbarkeit und<br />

Handelsvolumen<br />

Technische Expertise<br />

nachgewiesen<br />

Diverse aktive<br />

Communities<br />

Lösungsansatz<br />

innovativ und<br />

nachvollziehbar<br />

Detailreiche<br />

Roadmap, kann einen<br />

fortgeschrittenen<br />

Arbeitsstand<br />

nachweisen<br />

Utility Token, dessen<br />

Smart Contract<br />

bereits überprüfbar<br />

ist, sinnvolle Token<br />

Verteilung<br />

Ein bewährter<br />

Tokenstandard wird<br />

genutzt<br />

Keine Prospektpflicht,<br />

AML/KYC etc. ist<br />

durchgeführt<br />

Nachvollziehbare<br />

Darstellung des<br />

Business Cases mit<br />

kleinen Mängeln<br />

Börse liefert<br />

ausführliche Reports<br />

Expertise ist<br />

nachgewiesen und es<br />

sind aktive Teilnehmer<br />

der Crypto-Community<br />

im Team<br />

Bounty Program,<br />

Github, diverse aktive<br />

und szenerelevante<br />

Communities<br />

Lösungsansatz<br />

disruptiv und<br />

nachvollziehbar;<br />

Risiken sind genannt<br />

Detailreiche Roadmap,<br />

MVP, Prototyp oder<br />

ähnliches vorhanden<br />

Innovativer Utility<br />

Token, dessen Smart<br />

Contract überprüfbar<br />

ist, sinnvolle Token<br />

Allocation<br />

Ein bewährter<br />

Tokenstandard wird<br />

genutzt und es kann<br />

ein gutes Audit<br />

vorgewiesen werden<br />

Kann Prospekt vorweisen<br />

und ist von der<br />

zuständigen Finanzaufsichtsbehörde<br />

abgesegnet<br />

Eindeutige,<br />

vollkommen<br />

nachvollziehbare<br />

Darstellung des<br />

Business Case (Markt,<br />

Verwendungszweck,<br />

Business Model,<br />

Marktbegleiter)<br />

Börse als ehrlich<br />

bekannt<br />

Börseneigener<br />

Token(IEO)<br />

Absurder MLM<br />

Token/Token mit<br />

Schneeballsystem mit<br />

Verwendungspflicht<br />

bei IEO<br />

Hoher Stake<br />

notwendig zur<br />

Teilnahme notwendig<br />

Teilnahme nur über<br />

börseneigenen Token<br />

möglich<br />

Börseneigener Token<br />

führt nur zu Bonus<br />

Gibt keine<br />

Börseneigene token<br />

Teilnahme mit anderen<br />

Kryptowährungen<br />

gleichwertig<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 46


Disclaimer: Sämtliche durch die BTC-ECHO<br />

GmbH in dieser Ausgabe des <strong>Kryptokompass</strong><br />

veröffentlichten Empfehlungen sind keine Aufforderungen<br />

zur Anschaffung oder Veräußerung<br />

von konkreten digitalen Währungen im Sinne<br />

einer Anlageberatung oder -vermittlung. Für die<br />

Richtigkeit und Vollständigkeit der dargestellten<br />

Informationen sowie für aus den dargestellten<br />

Informationen resultierende Vermögensschäden<br />

haftet BTC-ECHO GmbH nicht, sofern nicht nachgewiesen<br />

werden kann, dass den dargestellten<br />

Informationen eine vorsätzlich oder grob<br />

fahrlässig unsorgfältige Recherche durch BTC-<br />

ECHO GmbH zugrunde liegt. Die dargestellten<br />

Informationen werden von BTC-ECHO GmbH<br />

sorgfältig recherchiert und nach bestem Wissen<br />

und Gewissen erstellt. Ohne dazu verpflichtet<br />

zu sein, weist BTC-ECHO GmbH darauf hin, dass<br />

jedes Investment in digitale Währungen höchst<br />

spekulativ und somit sowohl mit Chancen als<br />

auch mit Verlustrisiken bis hin zum Totalverlust<br />

des eingesetzten Kapitals verbunden sind.<br />

KRYPTOKOMPASS 10/<strong>2019</strong> 47


Bildquellen:<br />

Seite 26: Bild stammt aus der Mediathek der EDAG Group.<br />

Sämtliche anderen Bilder stammen von Shutterstock.<br />

Chartanalysen und Musterdepots:<br />

Eigene Grafiken. Die Chartanalysen wurden mithilfe von R und Tradingview erstellt.<br />

Impressum:<br />

BTC-ECHO GmbH<br />

Tiergartenstraße 35 (2. OG)<br />

47533 Kleve<br />

Deutschland

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