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2019-12

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THEMA //// 9

GESEHEN ...“

So war es auch bei Familie Klemp in Nordhorn. Frau Marie

Luise Klemp (MLK) berichtet:

MLK: Ich habe immer schon gerne genäht und gebastelt.

Vor vielen Jahren hat sich meine Tochter auf einem Basar in

Nordhorn einen Stern gekauft. Er gefiel mir und ich dachte,

ich könnte auch versuchen, einen Stern zu basteln. Mehr

als 10 Jahren habe ich das nun gemacht. Viele habe ich

verschenkt, andere verkauft.

REI: Wie viele Sterne haben Sie pro Jahr gebastelt?

MLK: Etwa 20 pro Jahr - mal mehr, mal weniger.

REI: Wie lange brauchen Sie für einen Stern?

MLK: Für einen kleinen Stern mit einem Durchmesser von

10 cm brauche ich ca. 3 Stunden. Es ist wegen der Größe

schwieriger, einen kleinen als einen größeren herzustellen.

REI: Wie viele Zacken hat ein Stern normalerweise?

MLK: Ich habe unterschiedliche Sterne gebastelt, mit 25

bzw. 26, 32 und 38 und 50 Zacken. Einmal habe ich einen

großen mit 70 cm Durchmesser und mit sieben Metern Kabel

für eine Kirche gebastelt. Er konnte dann aber doch

nicht in der Kirche aufgehängt werden, sondern durfte nur

den Gemeindesaal schmücken. Heute ist das aber anders.

Mein Mann hat zusätzlich Ständer gebaut, auf dem man

die Sterne lagern kann, ohne dass die empfindlichen Spitzen

geknickt werden.

REI: Und basteln Sie heute auch noch?

MLK: Ich bastle keine Sterne mehr. Das hat mehrere Gründe:

zum einen gesundheitliche und zeitliche, zum anderen

wurde der original Herrnhuter Stern patentiert. So

muss man heute im privaten Bereich auf andere Vorlagen

bzw. Schablonen zurückgreifen.

REI: Vielen Dank, dass Sie über Ihre „Sternerlei“ berichtet

haben, Frau Klemp.

Patentiert wurde der Stern 2012. Natürlich konnten die

kleinen Hausbetriebe auch schon früher der steigenden

Nachfrage nicht nachkommen. Die Herrnhuter Sterne

GmbH produziert heute mit ca. 140 Arbeitskräften ein Sortiment

von über 60 verschiedenen Sternen nebst Zubehör

für die Beleuchtung in einer Stückzahl von ca. 700 000

jährlich.

WWW.HERRNHUTER-STERNE.DE

Dazu ein Auszug aus einem Interview mit dem Manager

Oskar Scholz (aus: Lachmann, Harald: Die Mutter aller

Weihnachtssterne, VDI nachrichten vom 19.12.08):

VDI: Seit wann produzieren Sie die Sterne industriell?

Scholz: Seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die 25-zackige-

Version produziert seit den 1920er Jahren die Sternegesellschaft

mbH in Herrnhut. [...]

VDI: Aber alle 25 Zacken sind Gesetz?

Scholz: Sogar ein mathematisches. [...] In der damaligen

DDR gingen wegen der Deviseneinnahmen 90% in den

Export.

VDI: Nüchtern betrachtet stellen Sie elektrische Industrieprodukte

her. Doch zugleich verkaufen Sie ein Kulturgut,

eine deutsche Tradition. Wie passt das zusammen?

Scholz: Auch wenn sich mit unseren Produkten eine Botschaft

verbindet, müssen wir wirtschaftlich arbeiten. Ohne

schwarze Zahlen geht auch ein christliches Unternehmen

Pleite. Für die einen verkörpert der Stern die Weihnachtsgeschichte.

Für andere ist es ein schöner Brauch. Ich sehe

ihn als Brücke für alle Menschen guten Willens, egal ob

einer gläubig ist oder nicht.

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