Ich fordere mehr Kultursensibilität für sog
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Ich fordere mehr Kultursensibilität für sog. Bio-Deutsche. Ich selbst stamme aus kleinen, biodeutschen
Verhältnissen, habe mit Frontalunterricht ein Abitur mit 1,7 gebaut und habe nicht
studiert, um meinen Eltern nicht mehr auf der Tasche zu liegen. Ich wollte mein eigener Herr sein.
(Was ist der genderkorrekte Ausdruck dafür, wenn man eine cis-Frau ist?) Ich bereue nichts und habe
nie jemand anders als verantwortlich für meine Entscheidungen gesehen. Auch ich hatte gegen
Widerstände zu kämpfen, wie z.B. die Erwartung zu heiraten und Kinder zu bekommen. Wollte ich
nicht, woraufhin ich in der ganzen Familie irgendwie als Exot galt. Nur mein Vater fand das gut –
hinter vorgehaltener Hand. Sarah-Lee, Sie sehen, auch die alte weiße Frau brauchte irgendwann mal
ziemlich Arsch in der Hose.
Ihnen, Sarah-Lee wurde von der ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft die Gelegenheit gegeben sich
bei den Grünen und FFF zu exponieren und letztendlich auch zu studieren. Dass Sie hierbei
womöglich Hürden zu überwinden hatten, mag sein, ist aber kein Grund dafür die eklige weiße
Mehrheitsgesellschaft verantwortlich zu machen, denn es gibt sicher viele Bio-Deutsche, die in einer
ähnlichen Situation stecken oder steckten. Frau oder PoC sein ist für sich gesehen noch kein
Verdienst. Um in der links-grünen Identitäts-Opfer-Hierarchie wirklich ganz oben zu stehen, müssten
Sie mindestens noch behindert und irgendwie queer, besser noch Trans sein.
Ihre Äußerung ‚eklig weiße Mehrheitsgesellschaft‘ war ein richtiges Brett, meinen Sie nicht? Ihre
halbherzige Entschuldigung in Tweet 7 von 16 nehme ich Ihnen einfach nicht ab, da Sie zuvor
versuchten das zu rechtfertigen. Auch der Ersatz durch ‚ungerecht‘ macht es nicht besser. Die
deutsche Gesellschaft ist NICHT ungerecht. Hätten Sie Ihre Äußerung innerhalb der Veranstaltung
zurückgenommen, wäre das völlig ok gewesen. Das aber erst nach einem shit-storm zu tun, nun ja.
In Zeiten, wo Bischöfe aufgrund angeblich ‚rechter‘ Äußerungen von vor dreißig (!) Jahren ihren Hut
nehmen ‚dürfen‘, wo sich AfD-Mitglieder nach unzähligen Entschuldigungen (für vielleicht
unbesonnene Äußerungen) immer noch mit denselben Vorwürfen konfrontiert sehen, in einer Zeit,
wo jede, aber auch wirklich jede, Äußerung von der rechten Seite des politischen Spektrums auf die
Goldwaage gelegt wird und keine Aussicht auf irgendeine Großmut hat, sollte vielleicht auch von
Ihrer Seite ein bisschen Maß gelten.
Mir persönlich ist es bums, welche ‚Farbe‘ jemand hat. Ich urteile nach ‚Arschloch‘ oder ‚Nicht-
Arschloch‘ (was ist die genderkorrekte Bezeichnung für ein weibliches Arschloch?). Wenn die Frage
‚woher kommst du ursprünglich?‘ bereits als Fremdenfeindlichkeit bzw. als Zeichen für
Nichtzugehörigkeit ausgelegt wird, weiß ich einfach nicht mehr weiter, denn ich finde es spannend
mehr darüber zu erfahren, warum und wie Menschen ihre Heimat verlassen haben, um in ein von
ihren Herkunftsländern so unterschiedliches Land wie Deutschland einzuwandern. Vielleicht sollten
Sie einfach mal auch diese Motivation in Ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Darüber hinaus sollten Sie vielleicht mal darüber nachdenken, dass die eklige weiße
Mehrheitsgesellschaft gar nicht mehr weiß, wie sie mit den Migranten umgehen sollen. Ähnliches ist
zu beobachten beim Umgang Mann-Frau. Ein Mann weiß nicht mehr, was er sich einer Frau
gegenüber erlauben ‚darf‘, ohne das Risiko zu laufen sich einer Anklage durch eine Kampfemanze
schuldig zu machen. Ergebnis ist, dass die eklige weiße Mehrheitsgesellschaft einfach daheimbleibt
und Ihnen den öffentlichen Raum überlässt. Ist das das Ziel? Ihr Ziel?
Sie haben sich bei den Grünen und FFF öffentlich exponiert und erwarten nun Zuspruch von allen
Seiten, weil Sie grün, weiblich und PoC sind. Dieser Anspruch ist falsch! Auch wenn einige Kritiker
wirklich unterirdisch sind, gibt Ihnen das noch lange nicht das Recht von da aus auf die
Mehrheitsgesellschaft zu schließen.
Ich bin überzeugt, dass die (Noch-)Mehrheitsgesellschaft ungefähr so denkt wie ich und sich daher
dagegen wehrt von Politik, Medien und auch Ihnen beschimpft zu werden.