01.01.2020 Aufrufe

Günter von Lonski & die NaDu-Detektive | Kuschel ist weg!

Tatort: Hannover-Sahlkamp. Nach einem hef­tigen Gewitter ist das Kaninchen Kuschel spurlos vom Stadtteilbauernhof verschwunden. Wurde Kuschel von einem UFO entführt? Oder hat ihn der rote Koffer des Zauberers Nu Jork verschluckt? Ein Fall für die Detektive aus dem NaDu-Kinderhaus. Sie nehmen die Spur auf und ermitteln in alle Richtungen. Gelingt es ihnen, das geliebte Kaninchen wiederzufinden? Die Geschichte entstand in einer Schreibwerkstatt mit dem Autor Günter von Lonski und Kindern des NaDu-Kinderhauses in Hannover-Sahlkamp. Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Tatort: Hannover-Sahlkamp. Nach einem hef­tigen Gewitter ist das Kaninchen Kuschel spurlos vom Stadtteilbauernhof verschwunden. Wurde Kuschel von einem UFO entführt? Oder hat ihn der rote Koffer des Zauberers Nu Jork verschluckt? Ein Fall für die Detektive aus dem NaDu-Kinderhaus. Sie nehmen die Spur auf und ermitteln in alle Richtungen. Gelingt es ihnen, das geliebte Kaninchen wiederzufinden?

Die Geschichte entstand in einer Schreibwerkstatt mit dem Autor Günter von Lonski und Kindern des NaDu-Kinderhauses in Hannover-Sahlkamp.
Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GÜNTER VON LONSKI<br />

UND DIE NADU-DETEKTIVE<br />

<strong>ist</strong> <strong>weg</strong>!


PERSONEN UND ORTE DER GESCHICHTE<br />

GIBT ES WIRKLICH.<br />

HANDLUNGEN, EREIGNISSE UND ZUSAMMENHÄNGE<br />

SIND FREI ERFUNDEN.<br />

www.verlag-monikafuchs.de<br />

www.<strong>von</strong>lonski.net<br />

www.nadu-kinderhaus.de<br />

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet <strong>die</strong>se Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />

http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

ISBN 978-3-947066-01-8<br />

© 2017 by Verlag Monika Fuchs |Hildesheim<br />

Layout und Satz: Die Bücherfüxin | Hildesheim | www.buecherfuexin.de<br />

Covergestaltung: Steffi Röttger | Hannover | www.s-artisfaction.com<br />

Bildnachweis<br />

Illustrationen: Nour Alhouda Abdallah (S. 30, 40), Ardar Bag (S. 63), Şahin Bag (S. 16, 19, 30, 34, 38,<br />

45, 50 ,67, 106, 122), Laura Matthies (S. 112, 126), Ohne Namen (S. 75, 76, 90, 101, 110)<br />

Foto Stefan Weil (S. 9): Henning Scheffen | www.scheffen.de<br />

Fotos Schreibwerkstatt (S. 11f.): <strong>NaDu</strong>-Kinderhaus | www.nadu-kinderhaus.de<br />

Printed in EU 2017


Für <strong>die</strong> Kaninchen-Rudel-Chefin Silke<br />

mit Rumo, Miiko, Nemo und Marli<br />

Für alle, <strong>die</strong> kämpfen müssen,<br />

um auf <strong>die</strong> Beine zu kommen.


INHALT<br />

9 GRUSSWORT <strong>von</strong> Min<strong>ist</strong>erpräsident Stephan Weil<br />

11 MOMENT! Die <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> stellen sich vor.<br />

15 KAPITEL 1, in dem Jani über einen roten Koffer stolpert und ein<br />

Kaninchen spurlos »verschwindet.<br />

21 KAPITEL 2, in dem <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> einen neuen Fall<br />

bekommen und erste Ermittlungen anstellen.<br />

26 KAPITEL 3, in dem Oma Maria Geburtstag hat und es Jani<br />

schlecht wird.<br />

31 KAPITEL 4, in dem Jani auf ihren Pudding verzichten will und<br />

Herr Döring ins Spiel kommt.<br />

37 KAPITEL 5, in dem Rahime eine Idee hat und <strong>Kuschel</strong> eine Falle<br />

gestellt wird.<br />

44 KAPITEL 6, in dem ein Zauberer angekündigt wird und es<br />

manchen gewaltig stinkt.<br />

53 KAPITEL 7, in dem ein eiskalter Wind pfeift und Maryam sich deshalb<br />

um <strong>Kuschel</strong> sorgt.<br />

7


58 KAPITEL 8, in dem im Sahlkamp alle auf den Boden starren<br />

und ein Wintereinbruch neue Spuren zeigt.<br />

63 KAPITEL 9, in dem eine Spur in den Hoppel<strong>weg</strong> führt und Herr<br />

Meiderich auf eine Entschuldigung wartet.<br />

73 KAPITEL 10, in dem Herr Bode den Kopf schüttelt und Moussa<br />

das 96-Lied singen will.<br />

80 KAPITEL 11, in dem Angelika Apfelsaft verteilt und <strong>die</strong><br />

<strong>Detektive</strong> Herrn Meiderich besuchen.<br />

88 KAPITEL 12, in dem Emily Grashalme zählt und Moussa nach<br />

Luft schnappt.<br />

95 KAPITEL 13, in dem ein roter Koffer durch <strong>die</strong> Luft fliegt und<br />

eine Menge Kaninchen erscheinen.<br />

103 KAPITEL 14, in dem Herr Meiderich eine leere Schubkarre<br />

schiebt und Jani etwas auffällt.<br />

111 KAPITEL 15, in dem Miraç den roten Koffer sucht und ein paar<br />

Haare findet.<br />

120 KAPITEL 16, in dem Herr Meiderich eine kalte Dusche<br />

bekommt und <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> feiern.<br />

127 DER AUTOR <strong>Günter</strong> <strong>von</strong> <strong>Lonski</strong><br />

8


GRUSSWORT des Niedersächsischen<br />

Min<strong>ist</strong>erpräsiden ten Stephan Weil<br />

für den Kinderkrimi <strong>Kuschel</strong> <strong>ist</strong> <strong>weg</strong>!<br />

des <strong>NaDu</strong>-Kinderhau ses in Hannover<br />

Liebe Kinder!<br />

Liebe Kriminal<strong>ist</strong>innen und Kriminal<strong>ist</strong>en!<br />

Wer <strong>ist</strong> <strong>Kuschel</strong>? Und vor allem: Wo<br />

<strong>ist</strong> <strong>Kuschel</strong>? Liegt tatsächlich ein<br />

Verbrechen vor?<br />

Diese und andere Rätsel gilt es im Kinderkrimi<br />

»<strong>Kuschel</strong> <strong>ist</strong> <strong>weg</strong>!« zu lösen. Eine<br />

spannende Geschichte erwartet euch. Spuren<br />

müssen gesichert und Zeugenaussagen<br />

gedeutet werden, denn nur so kann das Rätsel um <strong>Kuschel</strong><br />

gelöst werden.<br />

Aber nicht nur <strong>die</strong> Geschichte um <strong>Kuschel</strong> macht Neugier<br />

auf das Buch, sondern auch dessen Zustandekommen. Entstanden<br />

<strong>ist</strong> es in einer Schreibwerkstatt für Kinder. Hannoveraner<br />

Kinder im Alter <strong>von</strong> 6 bis 14 Jahren haben zusammen<br />

mit dem Krimiautor <strong>Günter</strong> <strong>von</strong> <strong>Lonski</strong> <strong>die</strong> Geschichte<br />

erdacht und geschrieben. Auch <strong>die</strong> Eindrücke der Kinder aus<br />

Exkursio nen zu »Tatorten« und <strong>die</strong> Befragung <strong>von</strong> echten<br />

Polizeibeamten sind in den Krimi eingeflossen.<br />

9


Das Team der Schreibwerkstatt des <strong>NaDu</strong>-Kinderhauses hat<br />

<strong>die</strong> jungen Krimiautorinnen und -autoren <strong>von</strong> der Idee bis<br />

zum fertigen Buch tatkräftig unterstützt. Herzlichen Dank<br />

auch an alle hier nicht Genannten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses tolle Buch haben<br />

Wirklichkeit werden lassen.<br />

Jetzt aber los, lesen und das Geheimnis um <strong>Kuschel</strong> lösen!<br />

,<br />

Euer<br />

Stephan Weil<br />

Niedersächsischer Min<strong>ist</strong>erpräsident<br />

Hannover, im Januar 2017<br />

10


MOMENT!<br />

stellen sich vor<br />

Die <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong><br />

Bevor Ihr loslest, möchten wir uns kurz noch vorstellen:<br />

damit ihr wisst, wer hier <strong>von</strong> wem erzählt.<br />

Wer wir sind? Zunächst mal 17 Kinder und Jugendliche,<br />

<strong>die</strong> alle in Hannover wohnen. Im Sahlkamp. Wir treffen<br />

uns nach der Schule oft im <strong>NaDu</strong>-Kinderhaus. Hier können<br />

wir Mittag essen, reden, spielen. Hauptsache, es gibt keine<br />

Lange weile. Auch in den Ferien <strong>ist</strong> dort was los. In den<br />

Herbstferien 2016 gab es ein besonderes Angebot: Zusammen<br />

mit dem Autor <strong>Günter</strong> <strong>von</strong> <strong>Lonski</strong> haben wir uns einen<br />

Krimi ausgedacht. Wir spielen darin <strong>die</strong> Hauptrolle und sind<br />

<strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong>. Unser Fall: Wir müssen das Kaninchen<br />

<strong>Kuschel</strong>, das aus seinem Stall auf dem Stadtteilbauernhof<br />

verschwunden <strong>ist</strong>, wiederfinden.<br />

11


Es war gar nicht so einfach, immer am Ball zu bleiben. Wir<br />

mussten uns anstrengen, konzentrieren, aber es gab auch<br />

viel Spaß und witzige Ideen. Wir bekamen Besuch <strong>von</strong> unserem<br />

Stadtteilpoliz<strong>ist</strong>en Herrn Döring und dem Zeitungsreporter<br />

Herrn Bode. Die beiden haben uns wichtige Tipps<br />

zur Ermittlungsarbeit gegeben. Unsere Ergebnisse bei der<br />

<strong>Kuschel</strong>-Suche und andere Ideen, was mit <strong>Kuschel</strong> passiert<br />

sein könnte, findet ihr hier im Buch. <strong>Günter</strong> <strong>von</strong> <strong>Lonski</strong> hat <strong>die</strong><br />

ganze Geschichte aufgeschrieben. Ach ja, und ein paar Bilder<br />

haben wir auch gemalt.<br />

Viel Spaß bei unserer wilden Suche nach unserem Lieblingskaninchen<br />

<strong>Kuschel</strong> wünschen euch <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong>:<br />

Ardar Bag (8 Jahre), Domenick Mattis (8 Jahre), Emily Lichtenwald<br />

(11 Jahre), Esther Aziamble (7 Jahre), Gültekin Ersal<br />

(11 Jahre), Junior Aziamble (10 Jahre), Laura Mattis (11 Jahre),<br />

Marcel Deipenau (6 Jahre), Maryam Abdallah (9 Jahre),<br />

Mazlum Dogan (10 Jahre), Mehmet Özdemir (10 Jahre), Miraç<br />

Bölükbas (11 Jahre), Mohammad Kaawar (9 Jahre), Moussa<br />

Abdallah (11 Jahre), Nour Alhouda Abdallah (8 Jahre), Rahime<br />

Sultan Bayrak (8 Jahre), Şahin Bag (14 Jahre).<br />

12


UND JETZT<br />

GEHT ES ENDLICH<br />

WIRKLICH LOS!


KAPITEL 1, in dem Jani über<br />

einen roten Koffer stolpert und ein Kaninchen<br />

spurlos »verschwindet.<br />

Komm her, Fleckchen! Hier <strong>ist</strong> noch eine leckere Mohrrübe!«<br />

Gerade hat Jani <strong>die</strong> Kaninchenkäfige gesäubert<br />

und frisches Heu eingestreut. Jetzt möchte sie noch ein<br />

bisschen mit Fleckchen kuscheln. Jani liebt Tiere über alles,<br />

aber ihre Eltern erlauben kein Haustier. »Das kostet zuviel«,<br />

hat ihr Vater gesagt. »Und der Vermieter erlaubt es nicht.«<br />

Aber Jani hat Glück, denn in ihrer Nähe gibt es einen Bauernhof.<br />

Mitten in Hannover. Genauer gesagt: im Stadtteil Sahlkamp.<br />

Deshalb heißt er »Stadtteilbauernhof Sahlkamp«. Und<br />

hierher kommt Jani fast jeden Tag nach der Schule. Es <strong>ist</strong> immer<br />

was los, es gibt Schafe, Ziegen, Schweine, Esel, Kaninchen,<br />

Enten, Hühner und Katzen. Und Pferde. Auf denen darf<br />

man sogar reiten. Aber erst, wenn der Stall<strong>die</strong>nst getan <strong>ist</strong><br />

und <strong>die</strong> Tiere gefüttert sind. Viele Kinder aus dem Stadtteil<br />

verbringen den Nachmittag auf dem Bauernhof. Heute aber<br />

sind schon alle nach Hause gegangen, nur Jani <strong>ist</strong> noch da.<br />

Donnerstags darf sie immer ein bisschen länger bleiben. Sie<br />

hält das Kaninchen Fleckchen auf dem Arm und streichelt<br />

das weiche Fell. Und bemerkt dabei gar nicht, was um sie herum<br />

geschieht.<br />

15


Der Himmel hat sich schlagartig verfinstert. Der Weltuntergang<br />

scheint bevorzustehen. Ein Unwetter mit Blitz, Donner<br />

und Sturm zieht herauf, ungewöhnlich für den Herbst, aber<br />

nicht zu ändern. Dicke Regentropfen fallen auf <strong>die</strong> staubige<br />

Erde.<br />

»Komm rein, Jani!«, ruft da Angelika, <strong>die</strong> Leiterin des Bauernhofs.<br />

Nur mit Mühe kann sie <strong>die</strong> Tür zum Treffpunkt, dem<br />

Haupthaus, aufhalten, so sehr drückt der Sturm dagegen.<br />

»Gleich!«, ruft Jani zurück. Sie will erst noch Fleckchen in<br />

den Stall setzen und ihm und den anderen Kaninchen – Beach,<br />

Flöckchen und <strong>Kuschel</strong> – schnell noch ein paar Leckerlis bringen,<br />

sonst sind sie beleidigt. Und wenn Kaninchen erst einmal<br />

beleidigt sind ...<br />

Doch da fährt ein Blitz vom Himmel, es kracht fürchterlich<br />

und Jani weiß nicht, wie ihr<br />

geschieht. Das Gewitter <strong>ist</strong><br />

genau über dem Bauernhof.<br />

Gerade war der Himmel<br />

noch eselsgrau, jetzt <strong>ist</strong><br />

es so dunkel wie mitten in<br />

der Nacht unterm Bett. Es<br />

schüttet wie aus Kübeln auf<br />

Ställe, Bäume, Wiesen. Jani<br />

flüchtet ins Haus.<br />

»Du b<strong>ist</strong> ja pitschnass!«<br />

Angelika nimmt Jani <strong>die</strong> Jacke<br />

ab, hängt sie über <strong>die</strong> Heizung<br />

und holt ein Handtuch<br />

aus der Küche.<br />

16


Jani rubbelt sich <strong>die</strong> Haare trocken. »Was für ein mieses<br />

Wetter.«<br />

»Wetter <strong>ist</strong> Wetter«, sagt Angelika, »hoffentlich hast du dir<br />

keinen Schnupfen eingefangen.« Sie geht zurück in ihr Büro.<br />

Jani starrt aus dem Fenster, kann kaum bis zum Weg sehen,<br />

und der Kaninchenstall <strong>ist</strong> hinter dem Regenvorhang<br />

verschwunden. Ein heißer Tee wäre jetzt gut. Sie dreht sich<br />

um, will in <strong>die</strong> Küche, da sieht sie aus den Augenwinkeln, wie<br />

sich ein Schatten der Eingangstür nähert. Jani will <strong>die</strong> Tür<br />

aufmachen, da <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Gestalt auch schon wieder verschwunden.<br />

Unheimlich. Wo kam der Schatten her? Sie und Angelika<br />

sind doch nur noch allein auf dem Hof, <strong>die</strong> Praktikanten haben<br />

schon Feierabend.<br />

Jani nimmt das Handtuch vom Kopf, will es zum Trocknen<br />

über eine Stuhllehne hängen, stolpert, fängt sich mit einer<br />

Hand an der Wand ab und stößt dabei ein gerahmtes Foto<br />

vom Nagel.<br />

»Ist dir was passiert?«, ruft Angelika herüber.<br />

»Nö, alles gut.«<br />

Jani schaut sich um. Mitten im Weg steht ein kleiner roter<br />

Koffer, der da nicht hingehört. Sie schiebt ihn mit dem Fuß an<br />

<strong>die</strong> Wand.<br />

»Und den Rest kehr’ ich gleich auf«, ruft sie Angelika zu.<br />

Blöder Koffer! Sie hat sich beim Abfangen an der Wand das<br />

Handgelenk verstaucht. Jani holt Kehrschaufel und Handfeger<br />

aus dem Abstellraum. Mit spitzen Fingern zieht sie das<br />

Foto aus den Scherben, irgend so eine langweilige Aufnahme<br />

<strong>von</strong> der Siegerehrung der Kaninchenausstellung. Jedes Jahr<br />

der gleiche Wettbewerb, jedes Jahr <strong>die</strong> gleiche Siegerehrung<br />

17


mit dem eintönigen Foto: drei alte Männer mit Kaninchen auf<br />

dem Arm stieren in <strong>die</strong> Kamera <strong>von</strong> Herrn Bode, der für Hallo<br />

Bothfeld <strong>die</strong> Fotos schießt. Ihr Opa Ricardo <strong>ist</strong> auch drauf,<br />

er steht neben seinem Freund, Herrn Meidinger. Jani kann<br />

den nicht leiden. Er sagt immer »Na, Kleine« und »Schön anstrengen<br />

in der Schule!« zu ihr. Dabei <strong>ist</strong> sie schon 14 und<br />

geht in <strong>die</strong> 8. Klasse. Ohne sitzenbleiben.<br />

Jani öffnet eine Schublade der weißen Archivkommode und<br />

schiebt das Foto unter längst vergessene Werbung für Tierfutter.<br />

So plötzlich, wie <strong>die</strong> Wolke den Bauernhof verschlang, zieht<br />

sie wieder ab. Jani nimmt ihre Jacke <strong>von</strong> der Heizung. Noch<br />

immer ziemlich feucht, stellt sie fest, aber vom Rumstehen<br />

wird sie auch nicht trockener und das Teewasser blubbert<br />

auch noch nicht. Nicht mal das Kontrolllämpchen leuchtet.<br />

Sie hat vergessen, den Wasserkocher anzustellen.<br />

Jani seufzt, ruft »Tschüss!« in Richtung Angelika, geht<br />

raus und stapft um <strong>die</strong> Pfützen herum hinüber zum Revier<br />

der Kaninchen, um weiterzuarbeiten. Sauber sind <strong>die</strong> Ställe<br />

ja schon, aber sie muss noch das Futter vorbereiten. Möhren,<br />

Salat und Kohlrüben schnippeln und aufteilen.<br />

Ihr Blick schweift über das Gehege. Irgendetwas stimmt<br />

nicht. Jani legt das Messer zur Seite, stellt sich an den Zaun,<br />

zählt <strong>die</strong> Kaninchen, eins, zwei, drei. – Drei? Da fehlt doch<br />

eins! Jani zählt noch einmal, schaut dann ganz genau nach,<br />

in <strong>die</strong> Häuschen, unter <strong>die</strong> Häuschen, ins Heu, unters Heu.<br />

Kein Loch im Zaun … auch keine Furche, <strong>die</strong> unter dem Maschendraht<br />

hindurchführt. Allerdings <strong>ist</strong> der Zaun an einer<br />

18


Stelle heruntergedrückt worden, aber bestimmt nicht <strong>von</strong><br />

einem Kaninchen.<br />

Jani überlegt. Welches Kaninchen fehlt? – Fleckchen … <strong>ist</strong><br />

da. Beach auch. Flöckchen … Wo steckt denn Flöckchen? Ach,<br />

da <strong>ist</strong> er ja, er hat sich im Gebüsch versteckt. Fehlt nur noch<br />

<strong>Kuschel</strong>. Wo <strong>ist</strong> denn <strong>Kuschel</strong>? Wo … <strong>ist</strong> … <strong>Kuschel</strong>?? – <strong>Kuschel</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>weg</strong>! Schnell noch einmal alles durchsuchen und schon<br />

rennt Jani hinüber zu Angelika: »<strong>Kuschel</strong> <strong>ist</strong> verschwunden!«<br />

Angelika schaut über ihren Bildschirm hin<strong>weg</strong> zu Jani. »<strong>Kuschel</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>weg</strong>? Er hat sich bestimmt erschreckt, <strong>ist</strong> irgendwo<br />

reingekrochen und gleich zurück.«<br />

»Ich habe ein ganz mieses Gefühl. Der Zaun <strong>ist</strong> an einer<br />

Stelle heruntergedrückt. Dazu <strong>ist</strong> <strong>Kuschel</strong> viel zu leicht! – Oje,<br />

er wird doch nicht gestohlen worden sein?«<br />

»Lass uns zusammen nach ihm sehen.« Angelika fährt ihren<br />

Computer herunter.<br />

19


<strong>Kuschel</strong> <strong>ist</strong> der Liebling aller Kinder im Stadtteilbauernhof.<br />

Genau so beliebt wie der Riesenesel Waldemar oder das Minischwein<br />

Sau Lotti. Man möchte <strong>Kuschel</strong> den ganzen Tag<br />

streicheln. Weiß, mit weichem Fell und treuen Augen. Doch<br />

jetzt <strong>ist</strong> er <strong>weg</strong>. Das muss nach längerem Suchen auch Angelika<br />

zugeben.<br />

Plötzlich fällt Jani der Schatten im Gewitter ein, der so<br />

plötzlich wieder verschwunden war. Ob sie Angelika …? Das<br />

<strong>ist</strong> noch zu früh. Angelika würde sie sicher nicht ernst nehmen,<br />

also Mund halten.<br />

Angelika fährt sich nachdenklich mit einer Hand durchs Haar:<br />

»Wir müssen ein paar Leute zusammentrommeln und sofort<br />

mit allen suchen. Was meinst du, wer uns helfen kann?«<br />

»Nicht verzagen, <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> fragen!«<br />

»Hm.«<br />

»Bisher haben <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> noch jeden Fall gelöst.<br />

Es sind <strong>die</strong> findigsten Köpfe nördlich des Mittellandkanals.<br />

Nur <strong>die</strong> verschwundenen Erdbeeren <strong>von</strong> meinem Geburtstagskuchen<br />

sind nicht wiederaufgetaucht«, sagt Jani.<br />

»Das war auch ein ganz besonderer Fall. Da waren <strong>die</strong> <strong>Detektive</strong><br />

doch befangen …«, Angelika grinst, »… oder sie haben<br />

den Fall mit dem Mund bearbeitet .«<br />

»Und keine einzige übergelassen!«<br />

»Auch <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> sind nicht immer im Dienst.«<br />

»Sie tun aber so! – Ich laufe mal rüber zum Kinderhaus und<br />

trommle <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> zusammen. Ich hoffe, sie sind<br />

noch da!«<br />

»Und ich schau mich hier noch weiter um, vielleicht finde<br />

ich was.«<br />

20


KAPITEL 2, in dem <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<br />

<strong>Detektive</strong> einen neuen Fall bekommen und<br />

erste Ermittlungen anstellen.<br />

Jani läuft an den Kleingärten vorbei, dann hinüber zur<br />

Epiphanias-Kirche, es geht über den Marktplatz mit<br />

dem Supermarkt, der Apotheke und dem Schnäppchenmarkt.<br />

Dann <strong>die</strong> Odenwaldstraße hinunter – gleich <strong>ist</strong> es geschafft.<br />

Mitten zwischen den weißen Hochhäusern liegt das<br />

<strong>NaDu</strong>-Kinderhaus wie eine abgelegte flache Mütze. Gelb der<br />

Rand, rot <strong>die</strong> Abdeckung und statt des Bommels eine eckige<br />

Glaskuppel. Lebhaft geht es hier zu, laut, lustig und durcheinander.<br />

Jani hängt ihre Jacke über eine Stuhllehne.<br />

»Ich muss euch etwas ganz Wichtiges sagen.«<br />

»Bei KiK gibt es Haarspangen im Sonderangebot?«<br />

Moussa lacht.<br />

»Blödmann!«<br />

»Nun sag schon«, fordert Emily, »<strong>die</strong> Jungs kann man doch<br />

nicht ernst nehmen.«<br />

Jani schmollt, obwohl es ihr äußerst schwerfällt, den Mund<br />

zu halten.<br />

»Du bekommst auch meinen Nachtisch – Schokoladenpudding<br />

mit Vanillesoße.«<br />

21


»Gebongt?«<br />

»Gebongt! Nun sag schon, was so wichtig <strong>ist</strong>.«<br />

Jani hat den Schokoladenpudding mit Vanillesoße bereits<br />

vor Augen, öffnet den Mund, um etwas zu sagen, da schreit<br />

Nour: »Kai kommt!«<br />

Und Kai <strong>ist</strong> wichtiger als Janis Geschichte. Schließlich hat<br />

Kai das Sagen im Kinderhaus. Wie der Mann vorne in der<br />

U-Bahn. Kai <strong>ist</strong> der Chef und kümmert sich ums Geld.<br />

»Ich habe schon gedacht, sein Schrott-Twingo wäre auseinandergefallen«,<br />

meint Gültekin, »oder <strong>die</strong> Sperrmüllabfuhr<br />

hätte ihn entsorgt.«<br />

»Da wäre dein Fahrrad aber eher fällig«, sagt Sina. Sina <strong>ist</strong><br />

so eine Art Erzieherin im Kinderhaus. Man hört auf sie. Fast<br />

immer.<br />

»Wuff!« – antwortet nicht Kai, sondern Lenny, der <strong>NaDu</strong>-<br />

Hund, der mit Kai zusammen ankommt. Er schnüffelt an Janis<br />

Jacke, schreckt zurück und schiebt sich dann ganz flach<br />

unters Sofa.<br />

Kai sagt: »Hallo!«<br />

Die <strong>NaDu</strong>-Kinder antworten mit »Hallo« und dann geht es<br />

gleich los mit Erzählen. Alle durchein ander, denn im Sahlkamp<br />

<strong>ist</strong> immer was los.<br />

»Ruhe!«, schreit Mehmet plötzlich und dann kann Jani loslegen.<br />

Nach kürzester Zeit wissen alle <strong>NaDu</strong>-Kids über <strong>Kuschel</strong>s<br />

Verschwinden Bescheid. Und natürlich über Angelikas<br />

Bitte an <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong>, den Fall zu übernehmen.<br />

»Bei dem Wetter geh’ ich nicht raus«, sagt Esther.<br />

»Obwohl das Wetter nicht so sonderlich gut <strong>ist</strong>«, Kai schaut<br />

aufmunternd, »müssen <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> raus zum Bau-<br />

22


ernhof, um sich selbst ein Bild <strong>von</strong> den Vorkommnissen zu<br />

machen.«<br />

»Das waren keine Vorkommnisse, das war eine glatte Entführung<br />

…«, mault Gültekin.<br />

»… vielleicht sogar ein Verbrechen!«, schließt sich Şahin<br />

Gül tekins Befürchtung an.<br />

»Dann <strong>ist</strong> keine Zeit zu verlieren«, sagt Kai. »Schnappt<br />

euch Kugelschreiber und Papier und befragt alle auf dem<br />

Stadtteilbauernhof nach besonderen Vorkommnissen. Morgen<br />

Nachmittag höre ich mir eure Ergebnisse an.«<br />

»Im Moment <strong>ist</strong> nur noch Angelika da, <strong>die</strong> anderen sind alle<br />

schon zuhause!«, wirft Jani ein, <strong>die</strong> sich an der Heizung aufwärmt.<br />

»Dann fragt eben Angelika. Vielleicht hat sie was gesehen.<br />

Und jetzt ab mit euch!«<br />

Kai holt sich erstmal einen Kaffee.<br />

Am nächsten Tag treffen sich <strong>die</strong> <strong>NaDu</strong>-<strong>Detektive</strong> nach der<br />

Schule wieder im Kinderhaus.<br />

»Und? Habt ihr den Fall schon gelöst? Wisst ihr, was mit<br />

<strong>Kuschel</strong> passiert <strong>ist</strong>?«, fragt Kai. «Emily, fang mal an. Mit<br />

wem warst du unter<strong>weg</strong>s?«<br />

»Maryam, Nour, Laura und Rahime. Wir haben uns Notizen<br />

gemacht. Laura, wo hast du denn unseren Zettel? «<br />

»Wie richtige <strong>Detektive</strong>!«, kräht Rahime dazwischen.<br />

»Halt <strong>die</strong> Klappe, ich will anfangen. – Warte mal … Also, wir<br />

haben Angelika befragt, ich lese am besten vor, was wir rausgefunden<br />

haben:<br />

23


<strong>Kuschel</strong> soll ein sehr lebhaftes Tier sein. Sein Käfig <strong>ist</strong><br />

groß, blau und weiß gestrichen, an der Vorderseite gibt<br />

es eine Holztreppe und ein kleiner Zaun <strong>ist</strong> auch vorhanden.<br />

Angelika hat festgestellt, dass der Fressnapf noch voll<br />

<strong>ist</strong>, aber <strong>Kuschel</strong> <strong>ist</strong> nirgendwo zu finden. Sie hat den<br />

Zaun untersucht, doch da <strong>ist</strong> kein Loch. Da <strong>Kuschel</strong> ein<br />

sehr lebhaftes Tier und intelligent <strong>ist</strong>, denkt Angelika,<br />

vielleicht hat er sich nur versteckt. Ob er sich vielleicht<br />

in einem anderen Gehege versteckt hat oder im Stall<br />

unter Heu und Stroh? Doch <strong>Kuschel</strong> war nirgends zu finden.<br />

Vielleicht … vielleicht … er wird doch nicht geklaut<br />

worden sein?<br />

»Na, das <strong>ist</strong> doch mal ein Anfang«, meint Kai. Und was <strong>ist</strong><br />

mit den anderen? Miraç?«<br />

Ardan, Esther, Junior, Marcel und Miraç ergänzen:<br />

Gestern <strong>ist</strong> ein sehr beliebtes Kaninchen vom Stadtteilbauernhof<br />

verschwunden, es heißt <strong>Kuschel</strong>. Angelika berichtet,<br />

dass <strong>Kuschel</strong> immer pünktlich um zehn Uhr zum<br />

Frühstück kam. Am liebsten fraß <strong>Kuschel</strong> Löwenzahn,<br />

Gras, Salat, Karotten, nach dem Frühstück hat er mit<br />

seinen Kaninchen-Freunden gespielt. Manchmal haben<br />

ihn Leute geärgert, Kinder nannten ihn Staubwedel oder<br />

schmissen sogar mit Steinen nach ihm. Aber für solche<br />

Beleidigungen bekamen sie <strong>von</strong> Angelika Hofverbot bis zu<br />

zehn Jahre.«<br />

24


Kai lacht. »Wirklich? 10 Jahre Hofverbot? Da muss ich Angelika<br />

doch mal fragen.«<br />

»Doch, echt, ich schwör!«, ruft Junior aufgeregt.<br />

»Und wie geht es jetzt weiter?«, will Kai wissen.<br />

»Jetzt gehen wir erstmal Fußball spielen«, sagt Gültekin.<br />

»Und dann <strong>ist</strong> Wochenende.«<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!