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DEUTSCH

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Interview mit einem Homosexuellen

Im folgenden Text wurde Christian Awhan Hermann zu seiner Homosexualität befragt. Er ist ein

Imam und offen schwul. Damit ist er in Deutschland der Erste. Mittlerweile hat er schon eine

Organisation für diskriminierte Muslime gegründet, die Seelsorge für die betroffenen Menschen

anbietet. „Puls“ hat mit ihm darüber geredet.

Ihm wurde die Frage gestellt, wieso er sich als schwuler Mann für den Islam entscheidet,

obwohl in weltweit sieben Ländern, die stark muslimisch geprägt sind, die Todesstrafe wegen

Homosexualität gilt. Darauf antwortet er ganz klar, dass die Entscheidung homosexuell im Islam

zu sein nicht von der Todesstrafe in den jeweiligen Ländern abhänge, die von irgendwelchen

Staatsoberhäuptern in einer Rechtsprechung bestimmt werden würde, sondern allein davon,

welches religiöse Empfinden ein Muslim besitze.

Darauf wollte „Puls“ wissen, ob Christian Awhan Hermann der Meinung ist, dass der Islam und

die Homosexualität zusammenpassen. Er ist der überzeugten Meinung, dass dies wunderbar

zusammenpassen würde, denn eigentlich sei der Islam gar keine homophobe, sondern eher

eine hoch humanistische Religion. Es wären nur Menschen, die die islamischen Inhalte

missbrauchen, um ihre eigenen Ansichten zu vertreten.

Der Gründer des Vereins „Kalima“ wurde außerdem gefragt was der Koran über die

Homosexualität sagt. Darauf meinte er, dass es an zwei oder drei Stellen, Hinweise auf

Homo- bzw. Bisexualität gäbe. Jedoch verdamme der Koran Homosexualität nicht.

Da der Muslime einige Jahre lang mal „German Mr. Leather“ war, interessierte sich „Puls“ dafür,

ob er als Imam durch die Offenheit zu seiner Sexualität schon Anfeindungen erlebt habe.

Christian Awhan Hermann erzählte, dass man gerade in den sozialen Medien gerne mal

beschimpft werde. Und er habe auch schon Nachrichten von verschiedenen Leuten bekommen,

die sagten, er solle doch heiraten und Kinder bekommen. Jedoch habe er noch keine Gewalt erfahren

oder Todesdrohungen bekommen.

Schlussendlich wurde er noch dazu befragt, wie er über die Weiterentwicklung des Islams in

Deutschland denkt. „Der Islam in Deutschland hat noch eine Menge Potenzial. Er muss

letztendlich von den deutschen Muslimen gestaltet werden, aber momentan wächst die

islamische Community schon ein ganzes Stück zusammen.“ So erzählte er es in dem Interview

mit Puls.

Wie bereits erwähnt, hat der Imam eine Organisation namens „Kalima“ gegründet. Er erklärte,

dass bei dem Verein diskriminierte Personengruppen innerhalb der islamischen Community

unterstützt werden würden. Es würde Koranunterricht angeboten werden und es solle eine

Einrichtung sein, in der gebetet und beraten werde. Herr Hermann selbst beratet dort auch als

Seelsorger. Die Sorgen, mit denen die Schwulen zu ihm kommen, sind meist das Coming-Out

gegenüber den Eltern. Für manche ist das unmöglich, weil die homophobe Grundstimmung

sehr stark ist. Diese Leute müssen meist damit rechnen, von der Familie verstoßen zu werden

oder teilweise werden sie sogar bedroht, umgebracht zu werden.

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