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Leseprobe: Bauhaus Meister Moderne Das Comeback

Bauhaus Meister Moderne. Das Comeback dokumentiert das dreiteilige Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale). Das Museum gehörte bis 1933 zu den bedeutendsten Museen für die Kunst der Moderne in Deutschland. 1937 wurde ihm mit der Beschlagnahmung seiner expressionistischen und abstrakten Werke quasi das Herz ausgerissen. Der vorliegende Band präsentiert erstmals vollständig die historische Sammlung der Moderne, wie sie die Direktoren zwischen 1908 und 1939 zusammentrugen. Internationale Leihgaben ergänzen die Werke aus dem eigenen Bestand. Das zweite Kapitel ist dem visionären Kunstmuseum gewidmet, das der Direktor des Bauhauses in Dessau, Walter Gropius, 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs der Stadt Halle (Saale) entwarf und das nie realisierte wurde. Der dritte Teil des Buches vereint Meisterwerke der fünf Bauhaus-Meister Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Georg Muche und Oskar Schlemmer – Leihgaben aus internationalen Sammlungen, von denen einige seit vielen Jahrzehnten erstmals wieder in Deutschland zu sehen sind. Sie machen die Entwicklung der Künstler zwischen 1919 und 1933 nachvollziehbar.

Bauhaus Meister Moderne. Das Comeback dokumentiert das dreiteilige Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale). Das Museum gehörte bis 1933 zu den bedeutendsten Museen für die Kunst der Moderne in Deutschland. 1937 wurde ihm mit der Beschlagnahmung seiner expressionistischen und abstrakten Werke quasi das Herz ausgerissen. Der vorliegende Band präsentiert erstmals vollständig die historische Sammlung der Moderne, wie sie die Direktoren zwischen 1908 und 1939 zusammentrugen. Internationale Leihgaben ergänzen die Werke aus dem eigenen Bestand. Das zweite Kapitel ist dem visionären Kunstmuseum gewidmet, das der Direktor des Bauhauses in Dessau, Walter Gropius, 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs der Stadt Halle (Saale) entwarf und das nie realisierte wurde. Der dritte Teil des Buches vereint Meisterwerke der fünf Bauhaus-Meister Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Georg Muche und Oskar Schlemmer – Leihgaben aus internationalen Sammlungen, von denen einige seit vielen Jahrzehnten erstmals wieder in Deutschland zu sehen sind. Sie machen die Entwicklung der Künstler zwischen 1919 und 1933 nachvollziehbar.

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BAND 19 DER SCHRIFTEN FÜR DAS KUNSTMUSEUM MORITZBURG HALLE (SAALE)


BauhAus<br />

MeisteR<br />

ModErne<br />

<strong>Das</strong> ComebAcK<br />

HERAUSGEGEBEN VON CHRISTIAN PHILIPSEN<br />

IN VERBINDUNG MIT THOMAS BAUER-FRIEDRICH


Gefördert durch<br />

Partner


Leihgeber<br />

Dank<br />

Deutschland<br />

Berlin, <strong>Bauhaus</strong>-Archiv<br />

Berlin, Brücke-Museum<br />

Berlin, Bundeskanzleramt<br />

Berlin, Grisebach GmbH<br />

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie<br />

Bonn, Kunstmuseum Bonn<br />

Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett<br />

Düren, Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren<br />

Essen, Museum Folkwang<br />

Frankfurt am Main, Sammlung Deutsche Bank<br />

Fulda, Vonderau Museum<br />

Hamburg, Hamburger Kunsthalle<br />

Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

Köln, Museum Ludwig<br />

Mannheim, Kunsthalle Mannheim<br />

Mönchengladbach, Museum Abteiberg<br />

Mülheim an der Ruhr, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr<br />

Mülheim an der Ruhr, Stiftung Sammlung Ziegler<br />

München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der <strong>Moderne</strong><br />

Neukirchen, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde<br />

Neuss, Clemens Sels Museum Neuss<br />

Quedlinburg, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Lyonel-Feininger-Galerie, Museum<br />

für Grafische Künste<br />

Stade, Sammlung Siegel | Museen Stade<br />

Stuttgart / Berlin, Daimler Art Collection<br />

Schweiz<br />

Basel, Kunstmuseum Basel<br />

Bern, Kunstmuseum Bern<br />

Bern, Zentrum Paul Klee<br />

Riehen / Basel, Fondation Beyeler<br />

Vevey, Fondation Oskar Kokoschka, Musée Jenisch Vevey<br />

Österreich<br />

Wien, Albertina<br />

Großbritannien<br />

Cardiff, National Museum Wales<br />

Chichester, Pallant House Gallery<br />

London, Sotheby’s<br />

Schweden<br />

Landskrona, Landskrona Museum<br />

Dänemark<br />

Kopenhagen, Statens Museum for Kunst<br />

Frankreich<br />

Paris, Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle<br />

USA<br />

Cambridge, Massachusetts, Harvard Art Museums<br />

New York, Moeller Fine Art<br />

Rochester, New York, Memorial Art Gallery of the University of Rochester<br />

Sarasota, Florida, The John and Mable Ringling Museum of Art<br />

Anne Barz, Potsdam, Museum Barberini<br />

Astrid Becker, Neukirchen, Nolde Stiftung Seebüll<br />

Antje Birthälmer, Wuppertal, Von der Heydt-Museum<br />

Raphaël Bouvier, Riehen / Basel, Fondation Beyeler<br />

Ina Conzen, Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart<br />

Renate Ebner, Hemmenhofen, Nachlass Erich Heckel<br />

Ulrike Eydinger, Gotha, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha<br />

Luisa Fink, Stade, Museen Stade<br />

Michael Freitag, Quedlinburg, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Lyonel-Feininger-Galerie<br />

Stefan Frey, Bern<br />

Lukas Gloor, Vevey, Fondation Oskar Kokoschka<br />

Lily Goldberg, New York, The Museum of Modern Art<br />

Nina Hartl, London, Richard Nagy Ltd.<br />

Meike Hoffmann, Berlin, Freie Universität Berlin, Forschungsstelle „Entartete Kunst“<br />

Ralf Jacob, Halle (Saale), Stadtarchiv<br />

Annemarie Jaeggi, Berlin, <strong>Bauhaus</strong>-Archiv<br />

Micaela Kapitzky, Berlin, Grisebach GmbH<br />

Oliver Kase, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der <strong>Moderne</strong><br />

Aglaja Kempf, Vevey, Fondation Oskar Kokoschka<br />

Alexander Klar, Hamburg, Hamburger Kunsthalle<br />

Anne-Marie und Alexander Klee-Coll, Hinterkappelen, Klee-Nachlassverwaltung<br />

Michael Krajewski, Duisburg, Lehmbruck Museum<br />

Michael Kuhlemann, Mülheim an der Ruhr, Stiftung Sammlung Ziegler<br />

Angela Lampe, Paris, Centre Pompidou<br />

Christiane Lange, Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart<br />

Neil Lebeter, Cardiff, National Museum Wales<br />

Ansgar Lorenz, Köln, Kunsthaus Lempertz KG<br />

Mario von Lüttichau, Essen<br />

Simon Martin, Chichester, Pallant House Gallery<br />

Achim Moeller, New York, Moeller Fine Art<br />

Pia Müller-Tamm, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

Olaf Peters, Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

Rainer Pfefferkorn, Vaduz, Otto Dix Stiftung<br />

Renée Price, New York, Neue Galerie New York<br />

Felicia Rappe, Mönchengladbach, Museum Abteiberg<br />

Christian Rattemeyer, New York, The Museum of Modern Art<br />

Beate Reese, Mülheim an der Ruhr, Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr<br />

Christian Ring, Neukirchen, Nolde Stiftung Seebüll<br />

Lynette Roth, Cambridge, Massachusetts, Harvard Art Museums<br />

Katharina zu Sayn-Wittgenstein, Hamburg, Sotheby’s Deutschland GmbH<br />

Karin Schick, Hamburg, Hamburger Kunsthalle<br />

Claudia Schicktanz, Frankfurt am Main, Deutsche Bank Collection<br />

Lisa Marei Schmidt, Berlin, Brücke-Museum<br />

Dieter Scholz, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie<br />

Nina Senger, Berlin, Christie’s<br />

Shoma Takebe, Tokyo, The Asahi Shimbun<br />

Noriko Togo, Tokyo<br />

Florian Trott, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

Renate Wiehager, Stuttgart, Daimler Art Collection<br />

Petra Winter, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv<br />

Wolfgang Wittrock, Berlin<br />

Japan<br />

Myazaki, Miyazaki Prefectural Art Museum<br />

Nagoya, Aichi Prefectural Museum of Art<br />

Wir danken auch allen Leihgebern im In- und Ausland,<br />

die es vorgezogen haben, ungenannt zu bleiben.


Inhalt<br />

GruȘworte<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Prof. Monika Grütters<br />

Dr. Reiner Haseloff<br />

Dr. Michael Ermrich<br />

zum Geleit<br />

13<br />

Thomas Bauer-Friedrich<br />

<strong>Moderne</strong> Kunst<br />

Andreas Hüneke<br />

23<br />

<strong>Das</strong> konzentrierteste Museum<br />

Halle (Saale) und die Museumsreformbewegung<br />

43<br />

Erwerbungen 1908–1926<br />

Max Sauerlandt | Burkhard Meier | Paul Thiersch<br />

Cornelia Wieg<br />

123<br />

Ein Oberbürgermeister auf der Suche nach dem „Richtigen“<br />

135<br />

Erwerbungen 1926–1935<br />

Alois J. Schardt<br />

Susanna Köller<br />

199<br />

<strong>Das</strong> Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)<br />

zwischen 1935 und 1945<br />

209<br />

Übersicht über die Aus stellungen des Museums zwischen 1933 und 1943<br />

211<br />

Erwerbungen 1936 | Grafik<br />

Hermann Schiebel<br />

Mandy Wignanek<br />

unter Mitwirkung von<br />

Thomas Bauer-Friedrich<br />

und Susanna Köller<br />

229<br />

„Die Expressionisten ausgesondert“<br />

Aussonderung, Beschlag nahme und Veräußerung der Werke<br />

moderner bildender Kunst des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)<br />

zwischen 1933 und 1945<br />

243<br />

Verzeichnis der zwischen 1937 und 1942 verlorenen Werke<br />

moderner Kunst aus dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)<br />

258<br />

Heutige Standorte der beschlagnahmten Werke<br />

Ulf Dräger<br />

261<br />

Zeitgenössische Positionen zwischen 1908 und 1939 in der Sammlung<br />

Kunsthandwerk & Design des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)


Theresa Stiller<br />

271<br />

„Sie erhalten laut Bestellung auf der<br />

Herbstmesse als Päckchen: Dose, dunkelgrau“<br />

Zum Verhältnis zwischen dem Kunstmuseum in der<br />

Moritzburg und den Grassimessen in den 1930er Jahren<br />

279<br />

Erwerbungen 1908–1939 | Kunsthandwerk<br />

Max Sauerlandt | Burkhard Meier | Paul Thiersch<br />

Alois J. Schardt | Hermann Schiebel<br />

Anke Dornbach<br />

341<br />

Vom Wiederaufbau eines Museums der <strong>Moderne</strong><br />

ohne eine Sammlung moderner Kunst<br />

<strong>Das</strong> Direktorat Gerhard Händlers 1947–1949<br />

<strong>Meister</strong> Werke<br />

Wolfgang Büche<br />

352<br />

<strong>Das</strong> <strong>Bauhaus</strong> im Spiegel der Sammlung<br />

des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)<br />

356<br />

362<br />

368<br />

378<br />

386<br />

Lyonel Feininger<br />

Wassily Kandinsky<br />

Oskar Schlemmer<br />

Georg Muche<br />

Paul Klee<br />

<strong>Bauhaus</strong> Museum<br />

Christine Fuhrmann<br />

397<br />

„Alle diese Fragen müssen in Hinblick auf den Museumsbesucher<br />

betrachtet werden, denn er ist die Hauptperson, der alles zu dienen hat.“<br />

Der Museumsentwurf für Halle (Saale) von Walter Gropius<br />

Thomas Bauer-Friedrich<br />

414<br />

Ein virtuelles Kunstmuseum im Stil des Neuen Bauens<br />

nach den Entwürfen von Walter Gropius für Halle (Saale)<br />

Anhang<br />

422<br />

Die Sammlung moderner Kunst des Kunstmuseums Moritzburg<br />

Halle (Saale) zwischen 1908 und 1939<br />

440<br />

443<br />

445<br />

446<br />

Literatur<br />

Personen<br />

Abbildungen<br />

Impressum


Ein oberbürgermeister<br />

auf der Suche nach<br />

dem „Richtigen“<br />

CORNELIA WIEG<br />

Als mit Max Sauerlandts (1880–1934) Wechsel nach Hamburg im März 1919<br />

die Direktorenstelle in Halle (Saale) frei wurde, trat eine Person deutlicher<br />

in den Vordergrund, die für das Museum von Beginn an eine wichtige Rolle<br />

gespielt hatte: der Oberbürgermeister Richard Robert Rive (1864–1947), der<br />

sein Amt von 1906 bis 1933 innehatte. Sein grundsätzliches Anliegen war es,<br />

Halle (Saale) auf allen Gebieten – wirtschaftlich, sozial und kulturell – zu einer<br />

modernen Stadt zu entwickeln. Er agierte als kenntnisreicher, geschickter und<br />

verantwortungsvoller Kommunalpolitiker. In seine Vision gehörte auch das<br />

Museum, für das Rive sich außerordentlich engagierte. Max Sauerlandt und<br />

dessen Wirken in Halle (Saale) und später in Hamburg brachte er Zeit seines<br />

Lebens Respekt und Hochachtung entgegen und blieb ihm und seiner Familie<br />

in väterlicher Freundschaft verbunden. Er vertraute dem jungen Museumsdirektor<br />

auch dann, wenn sein eigener Kunstgeschmack ihm nicht mehr folgen<br />

konnte.<br />

Als Sauerlandt im Januar 1919 als Direktor für das Museum für Kunst und Gewerbe<br />

nach Hamburg berufen wird, wird die Stadt Halle (Saale) in persona<br />

von Rive umgehend in der Suche nach einem neuen Direktor aktiv. Bis ein neuer<br />

Direktor gefunden ist, leitet Paul Thiersch (1879–1928), der Direktor der Kunstschule<br />

in der Burg Giebichenstein, das Museum kommissarisch, während der<br />

Stadtbaurat Wilhelm Jost (1874–1944) alle baulichen Belange und Rive selbst<br />

alle Verwaltungsangelegenheiten übernimmt. Doch besteht zwischen Rive<br />

und Sauerlandt die Übereinkunft, dass Sauerlandt in allen wesentlichen Fragen<br />

um seine Meinung bzw. sein Urteil gebeten wird und auch von Hamburg<br />

aus die Interessen des halleschen Museums vorerst noch – soweit es ihm möglich<br />

ist – wahrnimmt. Die letzte Entscheidung über alle Museumsangelegenheiten<br />

hat die Museumsdeputation. Ihr gehören der Oberbürgermeister qua<br />

Amt an sowie Mitglieder aus der Universität und dem kulturell interessierten,<br />

zum Teil wirtschaftlich potenten Bürgertum der Stadt. Die Mitglieder werden<br />

auf Vorschlag der Deputation selbst in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung<br />

gewählt.<br />

Über geeignete Kandidaten für das Direktorenamt des Museums tauscht<br />

sich Rive brieflich mit Sauerlandt bereits unmittelbar nach dessen Ankunft in<br />

Hamburg aus. Trotz der politischen Unruhen und sozialen Herausforderungen,<br />

die die unmittelbare Nachkriegszeit und die Weimarer Republik prägen<br />

Abb 1 Gerhard Marcks: Porträt<br />

Richard Robert Rive, um 1930/35,<br />

Bleistift auf Papier, 42,9 × 28,5 cm,<br />

Gerhard-Marcks-Stiftung,<br />

Bremen<br />

123


1 Richard Robert Rive an<br />

Max Sauerlandt, 27.07.1919,<br />

SUBH, 9a, 145.<br />

2 <strong>Das</strong> Königliche Kunstgewerbemuseum<br />

Berlin ist eines<br />

der wichtigsten Museen für<br />

Kunstgewerbe, Pauli einer der<br />

ersten Museumsleute, der ein<br />

Bürgermuseum in ein modernes<br />

Kunstmuseum umgestaltete.<br />

3 Gustav Pauli an Richard<br />

Robert Rive, 24.01.1919, StAH,<br />

A 2.33 967 Karton 91, Meier,<br />

Burkhard, Bl. 10–12.<br />

4 Carl Georg Heise wurde<br />

1920 Direktor des St. Annen-<br />

Museums in Lübeck, 1933 von<br />

den Nationalsozialisten aus<br />

dem Amt entlassen und war<br />

1945 bis 1955 Direktor der Hamburger<br />

Kunsthalle. Er war einer<br />

der bedeutendsten Museumsleiter,<br />

die die moderne deutsche<br />

Kunst förderten.<br />

5 Wie Anm. 3.<br />

6 Walter Müller-Wulckow war<br />

seit seinem Studium und der<br />

Promotion 1911 als Sammler und<br />

Kunstjournalist ein Vermittler<br />

moderner Kunst sowie von Design<br />

und Architektur. 1917 bis 1919 war<br />

er Assistent am Städelschen<br />

Kunst institut in Frankfurt a. M.,<br />

wo er die Vereinigung für<br />

Neue Kunst gründete. 1921 bis<br />

1954 wirkte er als Direktor des<br />

Landesgewerbemuseums in<br />

Oldenburg, wo er eine Sammlung<br />

moderner Kunst aufbaute<br />

und die Museumssammlung in<br />

„Stimmungsräumen“ neu ordnete.<br />

Sauerlandt kritisierte sie heftig.<br />

7 Walter Stengel leitete zu<br />

dieser Zeit am Germanischen<br />

Nationalmuseum noch das Kupferstichkabinett<br />

und trug seine<br />

Kontroverse mit der Museumsleitung<br />

und der Stadt Nürnberg<br />

über die Erwerbung zeitgenössischer<br />

Kunst sowie Kunst der<br />

Romantik öffentlich aus, was im<br />

Oktober 1919 schließlich zu seiner<br />

Entlassung führte.<br />

8 Paul Kautsch wurde 1909 bei<br />

Adolph Goldschmidt in Halle<br />

(Saale) mit einer Arbeit über<br />

den Bildhauer Hans Backoffen<br />

promoviert und ging noch im<br />

gleichen Jahr an das Kunstgewerbemuseum<br />

Berlin. Seit<br />

1911 war er Direktionsassistent,<br />

seit 1924 Kustos und Professor<br />

an der Unterrichtsanstalt des<br />

Königlichen Kunstgewerbemuseums<br />

Berlin (später Vereinigte<br />

Staatsschulen für Freie und<br />

Angewandte Kunst).<br />

9 StAH, A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr. 2<br />

Bd. 2, Bl. 182.<br />

10 Seit 1914 war Dammann<br />

Mitarbeiter am Museum für<br />

Kunst und Gewerbe Hamburg,<br />

ab 1921 Direktor des Kunstgewerbemuseums<br />

in Flensburg.<br />

11 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 27.07.1919, SUBH,<br />

9a, 145.<br />

12 Brief vom 24.01.1919, StAH,<br />

A 2.33 967 Karton 91, Meier,<br />

Burkhard, Bl. 10–12, 15.<br />

13 Von Falke hatte ihn neben<br />

Friedrich Hofmann, Konservator<br />

am Bayerischen Nationalmuseum,<br />

empfohlen (Brief vom<br />

24.01.1919, StAH A 2.33 967<br />

Karton 91, Meier, Burkhard,<br />

Bl. 7 ff.), ebenso Adolph Goldschmidt<br />

(1883–1944), bei dem<br />

Meier in Halle (Saale) studiert<br />

und 1911 über die romanischen<br />

Portale zwischen Weser und Elbe<br />

promoviert hatte, „ein begabter,<br />

praktischer und energischer<br />

Mann“. Goldschmidts Empfehlung<br />

hatte einiges Gewicht, war<br />

er doch bis 1911 als Ordinarius<br />

für Kunstgeschichte an der<br />

halleschen Universität schon<br />

1908 an Sauerlandts Berufung<br />

beteiligt gewesen und hatte die<br />

„Geburtswehen“ des Museums<br />

und Sauerlandts Bemühungen<br />

um den Aufbau einer modernen<br />

Sammlung als Mitglied der Museumsdeputation<br />

aus nächster<br />

Nähe miterlebt und unterstützt.<br />

Positiv sprachen sich auch Wilhelm<br />

von Bode aus, der geachtete<br />

Generaldirektor der Berliner<br />

Museen (Richard Robert Rive an<br />

Max Sauerlandt, 28.12.1919, SUBH,<br />

9a, 155), und Wilhelm Waetzoldt,<br />

der seit 1912 als Goldschmidts<br />

Nachfolger bis 1920 Ordinarius<br />

für Kunstgeschichte in Halle<br />

(Saale) war.<br />

und ihn in Anspruch nehmen, ist er gewillt, einen Nachfolger von ähnlichem<br />

Charisma, Kenntnis und Entschiedenheit wie Sauerlandt zu finden, um dem<br />

Museum ein Fortleben auf hohem Niveau zu ermöglichen. Der neue Direktor<br />

würde glänzende Bedingungen vorfinden: „Ein schönes Museumsgebäude,<br />

prächtige Kunstschätze u. viel Geld. Wie haben Sie hier angefangen! Kein<br />

Museumsbau, kein Museumsinhalt u. kein Geld! Darauf können Sie jetzt stolz<br />

sein. Wie wird Ihr Nachfolger hier enden?“ 1<br />

Rive holt Empfehlungen und Erkundigungen bei namhaften Museumsleuten ein<br />

und erkundigt sich nach geeigneten Kandidaten unter anderem bei Otto von<br />

Falke (1862–1942), 1908 bis 1927 Direktor des Königlichen Kunstgewerbemuseums<br />

Berlin, und bei Gustav Pauli (1866–1938), seit 1905 Direktor der Kunsthalle<br />

Bremen, seit 1914 der Hamburger Kunsthalle. 2 Pauli weist in seiner Antwort auf<br />

die „Besonderheit“ des halleschen Museums hin, dass „die Verwaltung zweier<br />

verschiedenartiger Sammlungen erwartet wird, einer kunstgewerblichen und<br />

einer modernen Sammlung Malerei, Graphik und Plastik“ und bekennt, dass<br />

ihm unter den Jüngeren keiner bekannt sei, „der die eigentümliche und für<br />

Halle besonders wertvolle Vereinigung der Interessen, wie sie Dr. Sauerlandt<br />

darstellte, verkörpert“. Er empfiehlt schließlich als „weitaus geeignetste Persönlichkeit<br />

Dr. Carl Georg Heise“ 3 , der seit 1916 als „Gehilfe“ an der Hamburger<br />

Kunsthalle tätig war, 4 da es „nicht so sehr darauf ankommt einen gewiegten<br />

Fachmann des Kunstgewerbes zu bekommen, als vielmehr eine begabte anregende<br />

Persönlichkeit mit gutem Blick für künstlerische Werte.“ 5<br />

Im März 1919 werden zur persönlichen Vorstellung vor der Museumsdeputation<br />

eingeladen: Walter Müller-Wulckow 6 (1886–1964), Frankfurt am Main, und<br />

Walter Stengel 7 (1882–1960), Nürnberg. Für Verhandlung kommen ferner in<br />

Betracht: Paul Kautsch 8 (1882–1958), Direktionsassistent an der Unterrichtsanstalt<br />

des Kunstgewerbemuseums Berlin, den von Falke empfohlen und der<br />

sich bereits vorgestellt hat, sowie Burkhard Meier (1885–1946), der sich noch<br />

in Kriegsgefangenschaft befindet. Sauerlandt ist zu dieser Vorstellung ebenfalls<br />

eingeladen, reist aber nicht an. Mit einer Gegenstimme fällt die Wahl auf<br />

Walter Stengel, 9 Studienfreund Sauerlandts, der das Museum durch ihn bereits<br />

gut kannte. Jedoch kommt es nicht zur Berufung. Im Juli fragt Rive Sauerlandt<br />

um Rat, ob er noch immer auf Meier, der noch in englischer Kriegsgefangenschaft<br />

ist, warten oder Walter Heinrich Dammann 10 (1883–1926) zu einer<br />

Vorstellung einladen solle. 11<br />

Nach einer ersten Bewerbung über seinen Vater Paul J. Meier, Direktor des<br />

Braunschweiger Museums, richtet Meier am 10. Februar 1919 aus englischer<br />

Kriegsgefangenschaft seine Bewerbung persönlich an den Magistrat. 12 Rive<br />

hatte die erste Bewerbung an Sauerlandt mit der Bitte um Äußerung weitergeschickt<br />

und selbst Erkundigungen über ihn eingeholt. Von namhaften<br />

Kunsthistorikern und Museumsleuten war er empfohlen worden. 13 Als berufliche<br />

Qualifikation führt Meier ein vierteljähriges Volontariat am Kaiser-Friedrich-Museum<br />

Berlin und eine zweijährige Assistenz am Landesmuseum Münster<br />

und anschließend bei dem Provinzialkonservator der Rheinprovinz in Bonn<br />

an, während der er die städtischen Museen in Geldern, Kempen und Mörs neu<br />

zu ordnen und aufzustellen hatte. Vom Herbst 1915 bis zu seiner Gefangennahme<br />

im September 1918 war er im Krieg. Im Hinblick auf die zeitgenössische<br />

Kunst war er noch nicht hervorgetreten, doch betont er seine Bewunderung<br />

für Sauerlandt und das von ihm geschaffene Museum und macht deutlich,<br />

dass er gewillt sei, dessen Intentionen fortzuführen.<br />

124


Es sollte noch bis November dauern, ehe eine Einladung zur persönlichen<br />

Vorstellung vor der Museumsdeputation an Meier erging. Inzwischen hatte<br />

die von heftigen Unruhen und Umbrüchen begleitete Gründung der jungen<br />

Weimarer Republik im März zu blutigen Aufständen in Halle (Saale) geführt.<br />

In der kulturellen Situation der Stadt waren neben den bürgerlichen Institutionen,<br />

wie etwa Kunstverein oder Kunstgewerbeverein, auch linksorientierte<br />

Persönlichkeiten und Gruppierungen stärker hervorgetreten: So gründete<br />

sich im Mai 1919 14 die Hallische Künstlergruppe um Karl Völker (1889–1962),<br />

Richard Horn (1898–1989) und Martin Knauthe (1889–1942), die ähnlich wie<br />

andere lokale Künstlergruppen nach dem Vorbild der 1918 gegründeten<br />

Novembergruppe entstand, sich zu deren Ideen bekannte, der neuen Zeit<br />

mit einer neuen Kunst zu entsprechen suchte und Beteiligung an kulturellen<br />

Entscheidungen einforderte. Dem Vorbild der Arbeiter- und Soldatenräte<br />

folgend, wurde auch in Halle (Saale) am 15. August 1919 ein Künstlerrat gegründet.<br />

Er setzte sich aus Mitgliedern des Bundes Deutscher Architekten, der<br />

Hallischen Künstlergruppe und dem Künstlerverein auf dem Pflug zusammen<br />

und verstand sich als Vertretung der freien Künstlerschaft zur Wahrnehmung<br />

ihrer Interessen. Verlangt wurde Mitbestimmung und Einfluss bei den Künstlernotstandsarbeiten<br />

und bei allen wichtigen kulturellen Entscheidungen in<br />

der Stadt. Martin Knauthe war zudem seit 1919 Stadtverordneter, zunächst für<br />

die USPD, ab 1920 für die KPD.<br />

Als Meier, der erst im Dezember 1919 aus der Kriegsgefangenschaft nach<br />

Deutschland zurückkehrte, sich am 6. Januar 1920 in Halle (Saale) vorstellt,<br />

fällt die Entscheidung der Museumsdeputation am 14. Januar 1920 schnell<br />

und einstimmig für ihn; 15 der Magistrat folgt. Rive informiert Meier sofort<br />

über seine Anstellung, zunächst beschränkt auf ein Probejahr mit dreimonatiger<br />

Kündigungsfrist verbunden mit der Option einer anschließenden<br />

Abb 2 Blick in das Neogotische<br />

Zimmer im Erdgeschoss des<br />

Talamts, Fotografie vor dem<br />

Ersten Weltkrieg<br />

14 Meinel 2008, S. 31.<br />

15 Protokoll der Museumsdeputation<br />

vom 14.01.1920, StAH,<br />

A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr. 2 Bd. 2,<br />

Bl. 192.<br />

125


16 StAH, A 2.33 967 Karton 91,<br />

Meier, Burkhard, Bl. 26 f.<br />

17 „Dr. Meyer [sic!] […] war hier.<br />

Persönlicher Eindruck gut. Kultur<br />

ist von vornherein zu spüren.“<br />

Richard Robert Rive an Max Sauerlandt,<br />

19.01.1920, SUBH, 9a, 157.<br />

18 <strong>Das</strong> städtische Museum und<br />

sein neuer Direktor, in: Hallische<br />

Nachrichten, 24.02.1920.<br />

19 Die Provenienz ließ sich nicht<br />

ermitteln, vielleicht kam das<br />

Gemälde von Heckel selbst.<br />

20 WVZ Heckel, Nr. 1910-51.<br />

21 WVZ Heckel, Nr. 1917-2, heute<br />

im Musée des Beaux-Arts, Gent.<br />

22 Siehe den Beitrag von Andreas<br />

Hüneke in vorliegendem Band.<br />

23 Meidners Werke zeigten<br />

schon vor dem Kriegsausbruch<br />

apokalyptische Darstellungen.<br />

Nach Ende des Kriegs gehörte er<br />

kurzzeitig der Novembergruppe<br />

und anderen linken Künstlervereinigungen<br />

an. In den 1920er<br />

Jahren tendierte er immer mehr<br />

zu religiösen Themen.<br />

24 Die Museumsdeputation<br />

hat den Ankauf, zusammen<br />

mit dem Gemälde von Heckel<br />

und drei Radierungen von Fritz<br />

Schaefler am 12. April 1920<br />

bewilligt. – Neuerwerbungen<br />

der städtischen Museen (Seit<br />

Februar dieses Jahres), in:<br />

Hallische Nachrichten, 26.4.1920,<br />

und Protokoll der Museumsdeputation<br />

vom 12.04.1920, StAH,<br />

A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr. 2 Bd. 2,<br />

Bl. 194. Der an den revolutionären<br />

Bewegungen in München beteiligte<br />

Fritz Schaef ler war mit Kurt<br />

Gerstenberg befreundet, der seit<br />

1921 den Hallischen Kunstverein<br />

leitete.<br />

25 Ab Mai werden neun Werke,<br />

darunter vier Altäre einschließlich<br />

des großen Rothenschirmbacher<br />

Altars von Dirk Braue, Halle<br />

(Saale), für insgesamt 3750 Mark<br />

restauriert. StAH, A 2.9 Kap. IX<br />

Abt. B Nr. 10 Bd.1, Bl. 307 f.<br />

26 <strong>Das</strong> neue Moritzburg-Museum,<br />

in: Hallische Nachrichten,<br />

01.10.1920. Den historistischen<br />

Museumsbau des 1904 eröffneten<br />

Talamtes einschließlich der<br />

Farbgestaltung der Räume entwarf<br />

der damalige Stadtbaurat<br />

Carl Rehorst. Die Räume waren<br />

mit ornamentaler Ausmalung<br />

verziert. Siehe den Beitrag von<br />

Ulf Dräger in vorliegendem Band.<br />

27 Karl Völker betrieb seit 1916<br />

gemeinsam mit seinem Bruder<br />

Kurt eine Malerfirma. Mit seiner<br />

Firma gestaltete er in den 1920er<br />

Jahren in Halle (Saale) eine Reihe<br />

öffentlicher Räume und Kirchen<br />

mit modernen Wandbildern<br />

und Farbfassungen aus. Ab 1921<br />

wurde den grundlegenden Ideen<br />

farbiger Architekturfassaden<br />

von Bruno Taut, der damals<br />

Stadtbaurat in Magdeburg war<br />

und mit Völker mehrfach zusammenarbeitete,<br />

folgend auch in<br />

Halle (Saale) mit Farbfassungen<br />

der Bauten am Markt begonnen.<br />

Völker gestaltete 1924 die Fassade<br />

des spätgotischen Rathauses<br />

in heller (sandsteinfarbener)<br />

Farbe mit blauen Wändungen<br />

der gotischen Fenster und<br />

roten Fensterkreuzen, das letzte<br />

fehlende Haus in dem Gesamtprojekt<br />

farbiger Fassadengestaltungen<br />

am Markt, die Bruno Taut<br />

„beachtlich“ fand. Vgl. Meinel<br />

2008, S. 129 ff. Rive hatte gegen<br />

die Hallische Künstlergruppe,<br />

deren Protagonist und Gründer<br />

Karl Völker gemeinsam mit dem<br />

Architekten Martin Knauthe und<br />

dem Bildhauer Richard Horn war,<br />

schon 1919 bei der Diskussion um<br />

die Vergabe von Notstandsarbeiten<br />

seine Bedenken zu einer<br />

Einschränkung auf ortsansässige<br />

Künstler zum Ausdruck<br />

gebracht, da eventuell „nur eine<br />

mittelmäßige Kunst geboten<br />

wird“. Völker galt aus linker Sicht<br />

als „[e]iner der jungen Neuen,<br />

die auf der diesjährigen großen<br />

Berliner Kunstausstellung soviel<br />

harten Widerschrei und soviel<br />

unumwundene Begeisterung<br />

erregten.“, Hallische Kunstausstellungszeitung,<br />

1919, S. 4, zit.<br />

nach: ebd., S. 49.<br />

lebenslangen Beschäftigung, und teilt ihm gleichzeitig sein künftiges Gehalt<br />

mit. 16 Am 1. Februar 1920 tritt Meier sein Amt an. 17<br />

Kurz danach stellt er der Presse seine künstlerischen Ziele für das Museum<br />

vor, „[…] die im wesentlichen in dem weiteren Ausbau des von Prof. Sauerlandt<br />

Geschaffenen bestehen.“ 18 Er will sich vor allem der zeitgenössischen Kunst<br />

zuwenden, da die Preise für alte Kunst gestiegen seien, nicht jedoch die „modernster<br />

<strong>Meister</strong>“ und meint, damit auch mit größeren Kunstausstellungen<br />

mithalten zu können. Eine Hauptaufgabe sieht er in der Pflege der halleschen<br />

Kunst, „um dadurch unserem Museum das nötige Lokalkolorit zu geben“, und<br />

plant, „das neue Kunstgewerbe, das […] noch gänzlich fehlte, heranzuziehen<br />

[…]“. <strong>Das</strong> Museum soll nicht nur einem „kleinen Kreis von Aestheten, sondern<br />

der Gesamtheit unserer Einwohnerschaft dienen und dem Verständnis des<br />

größeren Publikums erschlossen werden.“ <strong>Das</strong> seit Anfang 1917 noch immer<br />

geschlossene Kunstgewerbemuseum im Talamt der Moritzburg, das durch<br />

den Kriegsmangel und Sauerlandts Abwesenheit offenbar nahezu stillgelegt<br />

war, soll am 1. April 1920 in der Gestaltung durch den neuen Direktor wieder<br />

eröffnet werden, allerdings verzögert sich dies durch die Märzunruhen. In der<br />

Sammlungspräsentation nimmt Meier einige Veränderungen vor. Die Abteilung<br />

der <strong>Moderne</strong> (die Gemäldegalerie) im Eich- und Waageamt am Großen<br />

Berlin, dem in Ermangelung eines Neubaus genutzten Provisorium, blieb auf<br />

Rives Anordnung auch während des Kriegs immer zugänglich. Sie wird von<br />

Meier teilweise umgestaltet und pünktlich wieder eröffnet.<br />

Am 26. April 1920 berichtet ein mit B. M. [d. i. wohl Burkhard Meier – Anm. d.<br />

Verf.] gezeichneter Artikel in den Hallischen Nachrichten von den Neuerwerbungen<br />

und der Neuordnung beider Museumsteile. In der Gemäldegalerie hat<br />

Meier eine Wand mit Arbeiten von Erich Heckel (1883–1970) eingerichtet, mit<br />

dem für 6000 Mark neu erworbenen Gemälde Sitzende vor steilem Ufer (1919,<br />

Ver 053). Als „Leihgabe für kurze Zeit“ 19 kann er dort auch das Gemälde Hängematte<br />

(1910) 20 zeigen, ein Bild aus der Dresdener Zeit der Künstlergruppe<br />

Brücke, das Meier gern im Museum behalten will. Offenbar gelingt das nicht,<br />

dafür ist von 1919 bis 1931 das vergleichsweise marginale Gemälde Häuser am<br />

Morgen (1917) 21 als Leihgabe im Museum. Dazu kommen sieben neu erworbene<br />

Holzschnitte des Künstlers (KAt II/1–7 · S 93 ff) aus den letzten Jahren. Der<br />

Autor vergleicht diese Heckel-Wand, der die von Sauerlandt erworbenen und<br />

hoch geschätzten D’Andrade-Zeichnungen von Slevogt (KAt I/11 · S 48) weichen<br />

mussten, etwas vollmundig mit der Präsentation Heckels im 1919 eröffneten<br />

Kronprinzenpalais in Berlin, das für die moderne Kunst in der Auswahl<br />

und Einrichtung durch Ludwig Justi (1876–1957) neue Maßstäbe setzte. 22 Hervorgehoben<br />

werden für die Neupräsentation der halleschen Gemäldegalerie<br />

außerdem sechs großformatige, beim Künstler erworbene Zeichnungen von<br />

Ludwig Meidner (1884–1966, Ver 102–107) aus den Jahren 1912 bis 1915, 23 den<br />

man „[…] als eigentlichen Revolutionskünstler bezeichnen [muß]“, ein „überheißes<br />

Temperament“, und Radierungen von Fritz Schaefler (1888–1954, KAt II/13–<br />

15 · S 89). 24 <strong>Das</strong> Werk beider Künstler ist expressionistisch beeinflusst, beide<br />

waren 1918/19 in revolutionäre Bewegungen involviert.<br />

Noch im April 1920 beginnt Meier zudem im Erdgeschoss des Talamtes in der<br />

Moritzburg mit der Vorbereitung der Ausstellung mittelalterlicher Schnitzplastik<br />

25 aus dem von Sauerlandt ausgewählten und durch die Stadt vom<br />

Provinzialmuseum erworbenen Konvolut. Sie wird am 2. Oktober des Jahres<br />

nach mehrmonatiger Schließzeit eröffnet und findet ein positives Echo in<br />

126


der Presse. Meiers Einrichtung wird als ein „besonders guter Griff“ gewertet,<br />

ihre Modernität herausgestellt, da „mittelalterliches Kunstschaffen gerade<br />

unserem modernen Empfinden entgegenkommt“ und die Präsentation die<br />

„ästhetische Wirkung“, das „künstlerische e r l e b e n, nicht so sehr ‚lernen‘“<br />

betont. „[…] die Kunstwerke werden zu unmittelbarer, lebendiger Sprache gebracht.<br />

Und die Feierlichkeit gotischer Inbrunst, die von diesen alten Altären,<br />

die von der umgebenden Farbe und Architektur stimmungseinheitlich getragen<br />

werden, ausgeht, findet im Ausstellungsraum ein harmonisches Echo.<br />

Dazu war nötig, dass die Architektur, die den Gegenstand vielfach nicht genügend<br />

hervortreten ließ, vorsichtig [?] und maßvoll abgestimmt wurde. [...]<br />

Die Wirkung ist eine zusammenklingende Harmonie von Raum und Ausstellungsgegenstand,<br />

die besonders modernem Empfinden zusagt.“ 26 Die farbig<br />

ornamentierten Wände hatte Meier durch die von dem Maler Karl Völker 27<br />

betriebene Firma hell streichen lassen, dergestalt, dass die „spielerisch-buntfarbige<br />

Bemalung durch einen ernsten und ruhigen Anstrich in hellgrauen,<br />

braunroten und gelben Tönen ersetzt, wobei die reiche spätgotische Architekturgliederung<br />

in einfacher und geschmackvoller Weise in Wirkung gesetzt<br />

wurde“ 28 . Auch die Änderungen in den kunsthandwerklichen Ausstellungen<br />

und die Erwerbung „wertvoller Stücke“ (vgl. KAt II/16–19) sowie die Ausstellung<br />

des Hallorenschatzes in den historischen Räumen werden gelobt. Die Ausstellung<br />

folge „zwei Grundgedanken: de[m] Qualitätsgedanke[n], der den<br />

Schönheitswert sorgfältig abwägt, dann de[m], lokalpatriotisch ein kulturhistorisches<br />

Bild von unserer näheren Umgebung zu geben“ 29 . Meier verfolgt<br />

also offenbar auch in der Ausstellung älterer Kunst und von Kunsthandwerk<br />

Ideen moderner Präsentationsformen und sucht dabei Sauerlandts Vorbild<br />

zu folgen. Er betont das einmal mehr in einer Rede vor dem Magistrat, zu<br />

der er sich wegen des Widerstandes 30 veranlasst sieht, der ihm während der<br />

Abb 3 Blick in das Neogotische<br />

Zimmer im Erdgeschoss des<br />

Talamts mit Aufstellung der<br />

1917 aus dem Provinzialmuseum<br />

übernommenen gotischen<br />

Altaretabeln sowie Emil Noldes<br />

Abendmahl, Fotografie um<br />

1920/21<br />

28 Kunstchronik und Kunstmarkt<br />

23, 1921, Sp. 452, zit. nach: ebd.,<br />

S. 123.<br />

29 Hallische Nachrichten,<br />

01.10.1920.<br />

30 Rive monierte die Höhe der<br />

Versicherungssumme für die<br />

Leihgabe des Hallorenschatzes:<br />

ein hoher Versicherungswert<br />

bei relativ geringem künstlerischen<br />

und ästhetischen Wert.<br />

Er verlangt, dass der Schatz<br />

sobald als möglich zurückgegeben<br />

werden soll, mit Ausnahme<br />

vielleicht einiger weniger Stücke,<br />

die auch in ihrem Kunstwert<br />

befriedigen. Meier beruft sich<br />

Rive gegenüber auf Verhandlungen<br />

von Max Sauerlandt 1913 mit<br />

der Salzwirkerbruderschaft über<br />

die Ausleihe des Schatzes, die<br />

durch seine Einberufung in den<br />

Krieg zum Erliegen gekommen<br />

waren. Er hat sich gegenüber der<br />

Moritzgemeinde, die den Schatz<br />

verwahrt und seine Sicherheit<br />

nicht mehr garantieren kann,<br />

zur Übernahme des gesamten<br />

Schatzes verpflichtet. Schließlich<br />

stimmen Museumsdeputation<br />

und Magistrat zu, dass das<br />

Museum den Hallorenschatz in<br />

Gänze übernimmt und mit einer<br />

Police von 1330 Mark versichert.<br />

Leihgaben 1902–1920, StAH, A 2.9<br />

Kap. IX Abt. B Nr. 9 Bd. 1; Leihgaben<br />

1920–1937, ebd. Bd. 2, Bl. 1 ff.<br />

127


Vorbereitung der Präsentation des Hallorenschatzes in den historischen<br />

Räumen des Talamtes entgegenschlägt: „[...] sollen hier<br />

[im Museum – Anm. d. Verf.] nur Dinge aus allen Ländern und Zeiten,<br />

deren Schönheitswerte wir augenblicklich besonders stark<br />

empfinden, gesammelt werden oder sollen sich daneben auch<br />

Kunst und Kultur unserer Stadt in ihren Hauptmomenten hier widerspiegeln.<br />

Mein Vorgänger im Amte hat ganz offensichtlich<br />

beides pflegen wollen [...]“ 31 . Meier will „auch den Sinn für das Engere<br />

und Bescheidenere der Heimat wieder zur Geltung bringen<br />

[...]“ und warnt „vor einem zu hoch gespannten und zu einseitig<br />

angewandten Qualitätsgefühl“, weist darauf hin, dass das Museum<br />

nicht nur eine Einrichtung für „die oberen 10 000“ sein soll und<br />

betont das Selbstbewusstsein der Halloren, deren Stand er mit<br />

dem der heutigen Arbeiter vergleicht, als „[...] den ganz einzigartigen<br />

Fall, dass diese Arbeiter schon in frühem Mittelalter sich<br />

fest zusammenschlossen und organisierten, dass sie stolz auf<br />

ihre Arbeit und Herkommen wurden und sich so eine Sammlung<br />

[?] schufen, die in bescheidenem Umfang möglich, die unseren<br />

heutigen Gewerkschaften nicht unähnlich war. Sie bildeten eigentlich<br />

einen Machtfaktor [...]“.<br />

Die Zustimmung, die seine Ausstellungen von der Presse erhalten<br />

und Meier auch von anderen halleschen Künstlern, (Vorstands-)Mitgliedern<br />

des Kunstvereins, wie etwa den für moderne<br />

Kunst engagierten Sammlern Felix Weise (1876–1961) oder Hans<br />

Knapp (1875–1962), entgegen gebracht wird, teilen Rive und auch<br />

Thiersch nicht. Thiersch beklagt Anfang August 1920 gegenüber<br />

Sauerlandt den Verlust am „charakteristischen, künstlerischen<br />

Wert“ des von ihm hinterlassenen Museums, dem er nicht untätig<br />

zusehen könne. 32 Rive äußert schon im Juni Unzufriedenheit<br />

mit Meiers „Veränderungen“ im Museum und weist auf Thierschs<br />

ungünstiges Urteil hin. 33 Er wünscht, dass Sauerlandt die Veränderungen<br />

sieht, „[b]evor wir uns über die endgültige Anstellung<br />

des Direktors schlüssig werden [...]“ 34 . Meier korrespondiert seinerseits<br />

mit Sauerlandt und stellt ihm seine schwierige Situation<br />

gegenüber Rive dar. Sauerlandt hält sich mit Bewertungen<br />

zurück. Als er aber am 8. Oktober 1920 im Museum einen Vortrag<br />

über Emil Nolde (1867–1956) hält und die Neugestaltung in<br />

Augenschein nimmt, schreibt er an seine Frau, dass ihm „alles<br />

so engbrüstig und stehengeblieben, abgestanden“ 35 vorkomme<br />

– womit er den Museumsteil in der Moritzburg meint – und<br />

die Sammlung am Großen Berlin „durch die paar neuen Sachen<br />

[…] und durch zwei recht mäßige Heckel-Gemälde noch nicht<br />

außer Fasson gebracht ist. […] Nicht ein Stück, das als irgendwie<br />

entscheidend im Gedächtnis bliebe [...]“. Es fehle der „eigentliche<br />

künstlerische Instinkt und etwas auch die Sachkenntnis [...]“.<br />

Offenbar erwägt Rive schon seit Mitte des Jahres, Meiers Probejahr<br />

nicht zu verlängern, 36 zumal auch die faktischen Umstände<br />

schwieriger werden. Er hat nun vor, das Eich- und Waageamt für<br />

das Museum aufzugeben und die Sammlung „bis auf Weiteres“ 37<br />

im Kuppelsaal der Moritzburg auszustellen, nachdem dort die zu<br />

diesem Zweck nötigen Umbauten stattgefunden haben. Damit<br />

soll die Verwaltung vereinfacht und verbilligt werden, die bisherigen<br />

Ausstellungsräume werden für Verwaltungszwecke frei. Außerdem<br />

wäre damit das Museum an einem Ort konzentriert und<br />

die moderne Sammlung nicht mehr so abgelegen, so könnte sie<br />

mehr Besucher haben – so seine Argumente. Diese Überlegungen<br />

lässt er Meier mit der Bitte um Äußerung im Juni vorlegen. 38 Der<br />

Stadtbaurat Jost arbeitet an den Entwürfen für die Umbauten im<br />

Kuppelsaal. Dieser Umzug der modernen Sammlung bedeutet<br />

jedoch auch, dass weniger Raum für Ausstellung und Deponierung<br />

nicht ausgestellter Werke vorhanden ist und das Museum<br />

die Umbauten und alle damit verbundenen Maßnahmen selbst<br />

zu tragen hat.<br />

Tatsächlich hatte sich die finanzielle Situation der Stadt im Lauf<br />

des Jahres 1920 erheblich verschlechtert. Auch aus diesem Grund<br />

ist Meier bald nach seinem Amtsantritt auf Rives Ansinnen hin<br />

damit beschäftigt, alle Museumsbestände zu sichten und nicht<br />

angemessene bzw. nicht museumswürdige Werke für den Verkauf<br />

auszusortieren. 39 Im Auktionshaus Lepke wird aus der Versteigerung<br />

der ethnografischen Riebeck’schen Sammlung insgesamt<br />

mehr als 70 000 Mark Gewinn erzielt, etwa 20 000 Mark<br />

kommen durch andere Verkäufe zusammen. 40 Rive erlaubt Meier<br />

über das Geld keine selbständige Verfügung. Meier hingegen<br />

hatte sich vor allem Möglichkeiten für weitere Ankäufe versprochen<br />

und auch schon Vereinbarungen getroffen. Im November<br />

schreibt Rive an Sauerlandt, dass „die Finanzverhältnisse unerträgliche<br />

Sorgen [machen]“ und dass er nach Meiers Probejahr<br />

gedenke, „die Stelle des Direktors bis auf Weiteres eingehen zu<br />

lassen. Für Kunsterwerbungen gibt es kein Geld mehr. Wozu also<br />

noch ein Direktor?“ Dazu komme, dass Meier nicht der Mann sei,<br />

„den wir brauchen.“ 41<br />

Eine Bemerkung, Meier habe sich, als Rives Maßnahmen bekannt<br />

wurden, mit dem „Pöbel höherer Stände“ 42 eingelassen, könnte<br />

auf Meiers Verbindung zur Hallischen Künstlergruppe bzw.<br />

zum Künstlerrat anspielen, die in der Stadt zur linken Opposition<br />

gehörten. Im Juni 1920 hatte der Hallische Künstlerrat seine<br />

Neubildung unter dem Vorsitz von Martin Knauthe angezeigt,<br />

Meier wird als beratendes Mitglied des Vorstandes benannt. 43<br />

Der Künstlerrat möchte eine ständige Ausstellung mit wechselnden<br />

Exponaten im Kuppelsaal der Moritzburg etablieren, 44<br />

der seit seinem Ausbau 1913 nur sporadisch genutzt wurde. Ob<br />

diese Anfrage mit Meier vorher abgesprochen war, muss offenbleiben.<br />

Meier hatte grundsätzlich Ideen für gemeinschaftliche<br />

Veranstaltungen mit verschiedenen Vereinen und Gruppen der<br />

Stadt geäußert. 45 Er wollte das Museum möglicherweise teils<br />

aus konzeptionellen Gründen und teils aufgrund seiner eingeschränkten<br />

Möglichkeiten mit anderen Initiativen verbinden und<br />

es auch auf diesem Weg aktuellen Tendenzen, unter denen die<br />

Hallische Künstlergruppe eine nicht unwesentliche Rolle spielte,<br />

öffnen, möglicherweise auch im Sinne der Pflege lokaler Kunst<br />

128


und Kultur, wie er es für den Hallorenschatz formuliert hatte. Der unter dem<br />

Kuppelsaal liegende Rundsaal, 1920 neu eingerichtet als Vortragssaal, der<br />

250 Sitzplätze und 100 Stehplätze bot, sollte „allen Vereinen und Instituten,<br />

denen die Pflege der Kunst obliegt“, zur Verfügung stehen und für „Gelehrte<br />

und Künstler über verschiedene Themen aus dem Reich der Kunst“ ein Podium<br />

bieten. Eine Vortragsreihe des Museums begann mit Max Sauerlandt über<br />

Nolde, außerdem wurden Eberhard Grisebach (1880–1945), Gustav Pauli, Karl<br />

Ernst Osthaus (1874–1921) und Bruno Taut (1880–1938) angekündigt. 46<br />

Zum 1. Dezember 1920 wird das Eich- und Waageamt als Gemäldegalerie<br />

aufgegeben. Die Werke werden in die Moritzburg gebracht und bis<br />

zur Neupräsentation im Kuppelsaal magaziniert. Nur Noldes Abendmahl<br />

(KAt I/43 · S 86/87), das mittlerweile prominenteste Bild des Museums, gliedert<br />

Meier im sogenannten Neogotischen Zimmer in die Ausstellung mittelalterlicher<br />

Kunst mit Blickbeziehung zu Retabeln ein (Abb 3), „auf einer hellen,<br />

gelbgetönten Wand, schlicht wie die kalkige Wand einer Dorfkirche […] bis es<br />

in den Kuppelsaal hinaufwandert“. In der Presse stellt er diese Anordnung als<br />

Versuch dar, dem Gemälde „zu neuer Wirkung zu verhelfen […] in der Überzeugung,<br />

daß kirchliche Malerei des Mittelalters und die biblische Malerei Emil<br />

Noldes, beide getragen von gleicher Stärke des Gefühls, wesensverwandt<br />

nebeneinander bestehen können“. 47 Damit versucht er noch einmal, Flagge<br />

als Museumsmann der <strong>Moderne</strong> zu zeigen, Sauerlandts Intentionen zu folgen<br />

oder greift vielleicht auch eine entsprechende Überlegung von Eberhard Grisebach<br />

auf. 48<br />

Meiers bereits vereinbarte Erwerbungen des Gemäldes Der Desenberg 49 von<br />

Adolf Erbslöh (1881–1947), der 1909 die Neue Künstlervereinigung München<br />

mitbegründet hatte, und des von der Galerie Flechtheim angebotenen Porträts<br />

Marie Dehrenberg (1920) von Max Burchartz (1887–1961), der dem Kreis<br />

um Kurt Schwitters (1887–1948) angehörte, werden nicht realisiert bzw. von<br />

Rive abgesagt. Farbige Zeichnungen von Alfred Kubin (1877–1959), die schon<br />

im Museum waren, hatte Meier selbst zurückgegeben, Verhandlungen über<br />

ein Gemälde von Kirchner wegen Geldmangels eingestellt. 50<br />

Die Streichung der Direktorenstelle und aller Ankaufsmittel wird von der Museumsdeputation<br />

am 22. Dezember 1920 bestätigt und nach Weihnachten<br />

in der Presse bekannt gegeben. Paul Thiersch wird wiederum die Geschäfte<br />

des Museumsdirektors übernehmen, doch behält Rive letztlich weiterhin Sauerlandt<br />

die Position des konzeptionellen und künstlerischen Spiritus Rector<br />

vor. Er bittet ihn, nach Meiers Weggang nach Halle (Saale) zu kommen, „das<br />

Museum nach Ihrem Geschmack u. Ihrer Kunst aufzustellen, u. so soll es denn<br />

bleiben, bis wieder einmal andere Zeiten einen berufenen Direktor nach Halle<br />

führen.“ 51 Meier verlässt Halle (Saale) ohne Abschied und geht nach Berlin.<br />

Einige Monate später wird er einer der Geschäftsführer des neu gegründeten<br />

Deutschen Kunstverlages.<br />

Die Streichung der Direktorenstelle zum 31. Januar 1921 und die Entlassung<br />

Meiers wird unmittelbar nach Bekanntwerden auch über Halle (Saale) hinaus<br />

heftig diskutiert mit dem dringend geäußerten Wunsch, der Magistrat möge<br />

seine Entscheidung revidieren. Verschiedene Veröffentlichungen zur „Museumskrise“<br />

betonen, dass das Museum zu wertvoll sei, um im Nebenamt geleitet<br />

zu werden und Meier sich im Direktorenamt als äußerst tüchtig erwiesen<br />

habe. Der Bildhauer Richard Horn protestiert „im Namen eines großen Teils der<br />

hallischen bzw. aller Künstler“ und verlangt den Erhalt einer „künstlerischen<br />

31 StAH, A 2.9, Kap. IX Abt. B Nr. 9<br />

Bd. 1, Bl. 249 ff.; ebd. Bd. 2, Bl. 1 ff.<br />

32 Hüneke 2005, S. 86.<br />

33 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 22.06.1920, SUBH,<br />

9a, 162.<br />

34 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 13.08.1920, SUBH,<br />

9a, 168.<br />

35 Zit. nach: Hüneke 2005, S. 86.<br />

36 Im Haushaltsentwurf von<br />

Rive für das Museum für das<br />

Jahr 1921 fehlt der Posten des<br />

Direktorengehalts.<br />

37 Dieses „bis auf Weiteres“<br />

dauerte bis in das Jahr 2008.<br />

38 StAH, A 2.9, Kap. IX Abt. B Nr.<br />

10 Bd. 2, Bl. 383–385.<br />

39 Ausführlicher in: Gründig/<br />

Dräger 1997, S. 59 f.<br />

40 Die Verkäufe werden noch<br />

bis in das Jahr 1922 fortgesetzt.<br />

41 Über Burkhard Meier an<br />

Max Sauerlandt: „Er hat eine<br />

Unsicherheit im Erwerb u. im<br />

Ausstellen, […] Dabei ein Mangel<br />

an Geschmack u. Instinkt u. ein<br />

Ungeschick im persönlichen Auftreten,<br />

daß er sachlich ohne Vorteil<br />

u. persönlich ohne Sympathie<br />

wirkt.“ Richard Robert Rive an<br />

Max Sauerlandt, 14.11.1920, SUBH,<br />

9a, 168.<br />

42 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 02.01.1921, SUBH,<br />

9a, 171.<br />

43 Der Hallesche Künstlerrat, in:<br />

Saale-Zeitung, 14.06.1920.<br />

44 Ebd.<br />

45 Felix Weise, dem Vorstand<br />

des Kunstvereins, und Gustav<br />

Wolff, dem Vorsitzenden des<br />

Kunstgewerbevereins, hatte<br />

er etwa vorgeschlagen, den<br />

Vortragssaal gemeinsam mit<br />

Kunstverein, Kunstgewerbeverein,<br />

Museumsgesellschaft und<br />

gegebenenfalls weiteren Vereinen<br />

von September bis April<br />

regelmäßig zu nutzen. Auch die<br />

Idee einer zentralen Bibliothek<br />

für Kultureinrichtungen der Stadt<br />

hatte er geäußert. Im Juni wird<br />

einer Anfrage des Hallischen<br />

Kunstvereins, den Kuppelsaal<br />

vorübergehend für Ausstellungen<br />

nutzen zu dürfen, da er seine<br />

Räume in der Volkslesehalle in<br />

der Salzgrafenstraße 1918 für<br />

Büros räumen musste, stattgegeben,<br />

befürwortet von Thiersch,<br />

der Meier während seines<br />

Urlaubs vertritt.<br />

46 Hallische Nachrichten,<br />

31.08.1920. Grisebach hielt am<br />

16. November 1920 einen Vortrag<br />

über die Krisis der modernen<br />

Kunst, Richard Hamann am<br />

11. Dezember 1920 über deutsche<br />

und französische Kultur und<br />

Kunst.<br />

47 Ebd. Meier muss sich für diese<br />

Pressemeldung eine Anfrage<br />

von Rive gefallen lassen, der ihn<br />

darauf hinweist, dass Veröffentlichungen<br />

der städtischen Amtsstellen<br />

in der Presse vorheriger<br />

Genehmigung des Magistrats<br />

bedürfen, und fragt, ob der Text<br />

genehmigt worden sei, 25.11.1920.<br />

Meiers Antwort: die betreffende<br />

Verfügung sei ihm nicht bekannt,<br />

der Artikel stamme von ihm, eine<br />

Genehmigung holte er nicht ein.<br />

StAH, A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr. 10<br />

Bd. 2, Bl. 395.<br />

48 Grisebach hielt seinen<br />

Vortrag über die Krisis der<br />

modernen Kunst anhand von<br />

Originalen aus dem Museum und<br />

halleschem Privatbesitz. <strong>Das</strong><br />

Abendmahl charakterisierte er<br />

als das Werk eines Einsamen,<br />

das vielleicht am ehesten „an einer<br />

weißgetünchten Wand einer<br />

Dorfkirche“ zu verstehen wäre,<br />

Hallische Nachrichten, 16.11.1920.<br />

49 Verkauf von Museumsgegenständen<br />

1920–1929, StAH,<br />

A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr. 12 Bd. 1,<br />

Bl. 265 ff. Es ist nicht klar, um<br />

welche Variante es sich handelt.<br />

Erbslöh hat das Motiv 1915/16<br />

mehrfach gemalt.<br />

50 Als Erwerbung von einigem<br />

Rang für das Kunsthandwerk<br />

kann ein Aachener Barockschrank<br />

gelten, der nach langem<br />

Hin und Her endlich mit Hilfe<br />

der Museumsgesellschaft erworben<br />

wurde, die einen Teil der<br />

Kaufsumme übernahm. Er traf im<br />

Januar 1921 im Museum ein. Brief<br />

von Traugott Brandt, Naumburg,<br />

18.01.1921, StAH A 2.9 Kap. IX Abt.<br />

B Nr. 12 Bd. 1, Bl. 69.<br />

51 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 02.01.1921, SUBH,<br />

9a, 171.<br />

129


52 Hallische Nachrichten,<br />

06.01.1921. Richard Horn schreibt<br />

unter seinem Pseudonym Richard<br />

Borgk.<br />

53 Zur Museumsfrage, in:<br />

Hallische Nachrichten, 12.01.1921.<br />

54 Hallische Nachrichten,<br />

22.01.1921. An dieser Versammlung<br />

nimmt auch Walter Kaesbach<br />

(1879–1961) teil, ehemals<br />

Assistent im Kronprinzenpalais<br />

und jetzt Direktor des Angermuseums<br />

in Erfurt, der ebenfalls<br />

bei Rive wegen der Situation<br />

vorstellig wird.<br />

55 Von Kirchner waren Anfang<br />

September 1920 drei Lithografien<br />

(KAt II/8–10) erworben worden,<br />

die auf seinen Militärdienst 1915<br />

in Halle (Saale) zurückgehen.<br />

56 Zit. nach: Hüneke 2005, S. 89.<br />

57 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 02.02.1921, SUBH, 9a,<br />

173. <strong>Das</strong>s Rive, der dem Lager der<br />

Konservativen angehörte, diese<br />

Konstellation so ausdrücklich<br />

betont, lässt vermuten, dass<br />

sein Vorgehen auch politisch<br />

gedeutet wurde.<br />

58 Eine Debatte über die<br />

Kriterien „künstlerische Qualität“<br />

versus „zeitgemäße Kunst“ ist<br />

heute nicht weniger komplex als<br />

1920, ebenso die Frage „politischer<br />

Kunst“.<br />

59 Hallische Nachrichten,<br />

27.05.1921.<br />

60 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 15.06.1921, SUBH,<br />

9a, 179.<br />

61 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 29.06.1921, SUBH,<br />

9a, 181.<br />

62 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 20.11.1921, SUBH, 9a,<br />

185. Thiersch war mit Ludwig<br />

Thormaehlen, Assistent in der<br />

Berliner Nationalgalerie, durch<br />

den Stefan-George-Kreis bekannt;<br />

Thormaehlen kam auch<br />

zu einem Vortrag nach Halle<br />

(Saale). 1921 standen noch 90 000<br />

Mark aus Verkaufserlösen zur<br />

Verfügung. Richard Robert Rive<br />

an Max Sauerlandt, 18.12.1921,<br />

SUBH, 9a, 187.<br />

63 Der Leuchter ist heute nicht<br />

mehr im Museum vorhanden,<br />

über seinen Verbleib ist nichts<br />

bekannt.<br />

64 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 23.04.1924, SUBH,<br />

9a, 210.<br />

65 Richard Robert Rive an Max<br />

Sauerlandt, 01.06.1924, SUBH,<br />

9a, 21.<br />

66 Er wurde von Paul Frankl,<br />

seit 1923 Ordinarius für Kunstgeschichte,<br />

der der Museumsdeputation<br />

angehörte,<br />

empfohlen, hatte 1923 in Halle<br />

(Saale) promoviert, zog aber<br />

seine Bewerbung zurück. Er<br />

übernahm Ende 1925 das Erfurter<br />

Angermuseum als Nachfolger<br />

von Walter Kaesbach und setzte<br />

dessen Erwerbungen moderner<br />

Kunst fort.<br />

67 Ab 1927 Direktor der städtischen<br />

Kunstsammlungen in Königsberg.<br />

Sauerlandt empfiehlt<br />

ihn jedoch nicht.<br />

68 1936–1945 Direktor des<br />

Germanischen Nationalmuseums,<br />

nach seiner Entnazifizierung<br />

1950–1955 Direktor der Kunstsammlungen<br />

der Veste Coburg.<br />

69 Er berief sich auf persönliche<br />

Bekanntschaft mit<br />

Sauerlandt, war seit 1920 Kustos<br />

der Grafischen Sammlung an<br />

der Kunsthalle Mannheim und<br />

führte Referenzen von Wichert,<br />

Hartlaub, Heise, Knutsch und<br />

Swarzenski an.<br />

70 Museumsdirektor in Stettin.<br />

71 Er hat als Assistent von<br />

Justi das Kronprinzenpalais mit<br />

eingerichtet, kommt aber schon<br />

im Mai „nicht mehr in Frage [...]“.<br />

Paul Thiersch an Max Sauerlandt,<br />

25.05.1924, SUBH, 9a, 344.<br />

72 Paul Thiersch an Max Sauerlandt,<br />

25.05.1924, SUBH, 9a, 344.<br />

Friedrich Greischel war auf<br />

Empfehlung von Bruno Taut in<br />

Magdeburg seit 1922 Direktor<br />

des Kaiser-Friedrich-Museums<br />

(bis 1945, 1946–1954 Direktor des<br />

Westfälischen Landesmuseums<br />

in Münster) und ebenfalls Mitglied<br />

des Stefan-George-Kreises.<br />

73 Daran nahmen Jost, Thiersch,<br />

der Stadtverordnete Mund,<br />

Regierungsbaumeister a. D. Kallmeyer<br />

sen., Fabrikbesitzer Weise<br />

(nicht bis zum Ende) teil.<br />

74 StAH, A 2.9 Kap. IX Abt. B Nr.<br />

2 Bd. 2, Bl. 222.<br />

Kultur [...]: durch Aktivität und Arbeitsfreude der hallischen freien Künstler,<br />

durch Kunstgewerbeschule und durch die organisierte Leitung des Museums“<br />

52 . Er betont Meiers „jugendliche[…] Kraft“ und wünscht „[n]ur noch mehr<br />

Anschluß an die hallischen freien Künstler und mehr Zusammenarbeit mit<br />

diesen [...].“ Der Künstlerrat werde sich mit der Angelegenheit noch befassen.<br />

Am 12. Januar 1921 findet eine Versammlung der Vorstände des Kunst- und<br />

des Kunstgewerbevereins statt, die in der Presse auf die positive Meinung<br />

von Sachverständigen hinweisen, „wie Dr. Sauerlandt selbst, Professor Graul<br />

in Leipzig, der Reichkunstwart Dr. Redslob und andere“ (genannt werden an<br />

anderer Stelle noch Eberhard Grisebach, Adolph Goldschmidt und Wilhelm<br />

Waetzoldt), ebenso wie auf die geringe finanzielle Einsparung durch die Streichung<br />

des Direktorengehalts und sogar anbieten, Meier als Direktor für einige<br />

Monate durch private Spenden zu finanzieren, bis die Stadtverordnetenversammlung<br />

zu einer Entscheidung gefunden habe. 53 Künstlerrat, Kunst- und<br />

Kunstgewerbeverein veröffentlichen einen gemeinsamen Protest, in dem es<br />

heißt, „die [...] Versammlung widerspricht nachdrücklich der Entlassung einer<br />

Persönlichkeit, die es in der kurzen Zeit ihres Wirkens verstanden hat, im hallischen<br />

Kunstleben sich eine geachtete Stellung zu schaffen und die dabei<br />

bewiesen hat, dass sie für die Arbeits- und Existenzbedingungen auch der<br />

lebenden Künstler Halles Interesse und Verständnis besitzt“ 54 . Besonders von<br />

Seiten des Hallischen Künstlerrates wird immer wieder angeführt, dass Meier<br />

auch für die in Halle (Saale) lebenden Künstler Interesse gezeigt hat (zu denen<br />

Sauerlandt, Rive und auch Thiersch eher Distanz wahrten). Einen maßgeblichen<br />

Fürsprecher hatte Meier in dem Sammler Felix Weise, dem Sauerlandt<br />

auf seine Frage nach einigem Zögern und vertraulich seine Kritik an Meier<br />

darlegt. Rive habe gegen Meier nicht aus „Animosität“ gehandelt: „Der springende<br />

Pkt. der ganzen Krisis liegt m. E. […] in dem Wesentlichen, daß es Dr. M.<br />

doch wohl nicht nur an den erforderlichen Kenntnissen […], sondern vor allem<br />

an dem sicheren Instinct für d. Richtige und Wertvolle fehlt, der nicht zu lernen<br />

ist. Er hat mit seinen Ankäufen hier und da herumgetastet, schließlich aber<br />

doch – mit Aufwand sehr großer Mittel – nichts Entscheidendes erreicht. Was<br />

nutzt e. Gemälde von Heckel, wenn es den Kst.ler schlecht oder auch nur unzulänglich<br />

repräsentiert u. ebenso, was nutzen die Graphiken von Kirchner 55 ,<br />

Meidner usw. ? […] In H. habe ich stets auf die erfolgreiche Propaganda, die<br />

M. für d. Ms. entfaltet hat, als auf e. wichtiges Moment seiner Begabg. hingewiesen<br />

[...]“ 56 .<br />

Die Debatte zieht durch Waetzoldt ihre Kreise noch bis zum Minister für Wissenschaft,<br />

Kunst und Volksbildung in Berlin, der gar vor einer Schließung des<br />

Museums und deren kulturelle Auswirkungen auf das Gemeinwohl warnt, ein<br />

Irrtum, den Rive selbstbewusst zurückweisen und die Entscheidung der Stadt<br />

vertreten kann. Der Museumsbund richtet später eine Beschwerde an den<br />

Magistrat, als er Meiers Forderung, ihm noch zwei Monatsgehälter zu zahlen,<br />

abweist. In der Stadt werden die im Laufe des Januar 1921 eingegangenen<br />

Proteste im Etatausschuss der Stadtverordnetenversammlung behandelt; mit<br />

ihrer Bekanntgabe im öffentlichen Teil der Stadtverordnetensitzung war die<br />

Angelegenheit offiziell beendet. 57<br />

Meier hatte sich über die inzwischen etablierte erste Künstlergeneration des<br />

Expressionismus hinaus auch Künstlern zugewandt, die in Verbindung mit<br />

den revolutionären Bewegungen nach dem Ende von Krieg und Kaiserreich<br />

und mit sozialkritischem Gedankengut entsprechende Themen zunächst<br />

130


Impressum<br />

Ausstellung<br />

Diese Publikation erscheint<br />

anlässlich der Ausstellung<br />

<strong>Bauhaus</strong> <strong>Meister</strong> <strong>Moderne</strong><br />

DAS COMEBACK<br />

im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)<br />

29. September 2019 – 12. Januar 2020<br />

Herausgegeben von Christian Philipsen<br />

i. V. m. Thomas Bauer-Friedrich<br />

Band 19 der Schriften für das<br />

Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale),<br />

herausgegeben von Christian Philipsen<br />

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt<br />

Vertretungsberechtigt:<br />

Vorstand / Generaldirektor der<br />

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt,<br />

Christian Philipsen<br />

Konzeption: Thomas Bauer-Friedrich,<br />

Anke Dornbach, Susanna Köller<br />

Objektrecherche: Thomas Bauer-Friedrich, Andreas Hüneke,<br />

Jan Thomas Köhler, Susanna Köller, Mandy Wiesner<br />

Archivrecherche: Christina Brinkmann, Luise Hahmann,<br />

Susanna Köller, Hanna Spitczock von Brisinski, Theresa Stiller,<br />

Mandy Wignanek<br />

Ausstellungsmanagement: Thomas Bauer-Friedrich,<br />

Anke Dornbach, Susanna Köller<br />

Assistenz: Mandy Wignanek<br />

Registratur: Annette Mattern<br />

Konservatorische Betreuung: Siegfried Gergele,<br />

Karin Helene Haupt, Albrecht Pohlmann<br />

Museumstechnik: Hendrik Arnhold, Jürgen Schmidt,<br />

Uwe Seichter, Ulrich Zeiner<br />

Gestaltung: Hansjörg Hartung, Berlin<br />

Grafische Umsetzung: Juliane Sieber, Halle (Saale),<br />

und Schrift- & Symbolwerbung GmbH, Halle (Saale)<br />

Tischlerarbeiten: Matzat Museumstechnik, Berlin<br />

Glasbau: Glasbau Gipser GmbH, Halle (Saale)<br />

Metallbau: Metallbau Cronberg GmbH, Halle (Saale)<br />

Malerarbeiten: Malerwerkstätten Claudia Hübner<br />

Elektroarbeiten: Elektro Bohndorf GmbH, Halle (Saale)<br />

Ausleuchtung: Victor Kégli, 50Lux, Berlin<br />

Direktor: Thomas Bauer-Friedrich<br />

Friedemann-Bach-Platz 5<br />

06108 Halle (Saale)<br />

T: +49 345 21259-68<br />

F: +49 345 2029990<br />

kunstmuseum-moritzburg@kulturstiftung-st.de<br />

www.kunstmuseum-moritzburg.de<br />

446


Katalog<br />

Konzeption: Thomas Bauer-Friedrich,<br />

Anke Dornbach, Susanna Köller<br />

Redaktion: Thomas Bauer-Friedrich, Anke Dornbach,<br />

Susanna Köller, Mandy Wignanek<br />

Bildredaktion, Digitalisierung: Lina Aßmann,<br />

Luise Hahmann, Sophie Mannich, Thomas Severin<br />

Projektmanagement im Verlag: Caroline Keller<br />

Lektorat: Iris Klein, Elizabeth Youngman<br />

Korrektorat: Iris Klein, Thekla Noschka, Elizabeth Youngman<br />

Lithografie: MEDIEN PROFIS GmbH, Leipzig<br />

Gestaltung: Friedrich Lux, Halle (Saale)<br />

Druck und Bindung: feingedruckt. Print und Medien –<br />

Michael Luthe, Neumünster<br />

Papier: Munken Kristall 120g/qm<br />

Schrift: Larsseit<br />

Cover: Wassily Kandinsky: Abstieg, 1925 (KAt IV/23)<br />

Schutzumschlag: Gestaltung unter Verwendung von<br />

Wassily Kandinsky: Abstieg, 1925 (KAt IV/23)<br />

Frontispiz: Historische Raumaufnahme aus dem Kunstmuseum<br />

Moritzburg Halle (Saale), Fotografie um 1932, mit Montage des<br />

Gemäldes Marienkirche I, 1929, von Lyonel Feininger (KAt IV/61)<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019 für die Werke von Max Beckmann, Marc<br />

Chagall, Othon Coubine, Otto Dix, Lyonel Feininger, Walter Gropius,<br />

Karl Hofer, Moïse Kisling, Gerhard Marcks, Léopold Lévy, Hans Theo<br />

Richter, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Winter<br />

Für die Werke von George Grosz:<br />

© Estate of George Grosz, Princeton, N.J. / VG Bild-Kunst, Bonn 2019<br />

Für die Werke von Oskar Kokoschka:<br />

© Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2019<br />

Für die Werke von Albert Renger-Patzsch:<br />

© Albert Renger-Patzsch / Archiv Ann und Jürgen Wilde,<br />

Zülpich / VG Bild-Kunst, Bonn 2019<br />

Für die Werke von Pablo Picasso:<br />

© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2019<br />

© <strong>Bauhaus</strong>-Archiv Berlin für die Werke von Georg Muche<br />

© Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle<br />

für die Werke von Gustav Weidanz<br />

© Fondazione Richard e Uli Seewald, Ascona<br />

© Karl Schneider Archiv<br />

© Nolde Stiftung Seebüll<br />

© Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen<br />

© Nachlass Renate Gruber<br />

Die Geltendmachung der Ansprüche gem. § 60h UrhG für die Wiedergabe<br />

von Abbildungen der Exponate / Bestandswerke erfolgt durch<br />

die VG Bild-Kunst.<br />

Gesamtherstellung:<br />

E. A. Seemann Verlag in der<br />

E. A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig<br />

www.seemann-verlag.de<br />

ISBN 978-3-86502-432-9<br />

Printed in Europe<br />

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

Alle Rechte vorbehalten. <strong>Das</strong> Werk einschließlich aller Teile ist<br />

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen<br />

des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Rechteinhaber<br />

unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Einspeicherung und die Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen. Die Rechteinhaber haften nicht<br />

für Schäden, es sei denn, dass ein Schaden durch Vorsatz oder grobe<br />

Fahrlässigkeit seitens der Rechteinhaber verursacht wurde.<br />

© 2019 Kulturstiftung Sachsen-Anhalt (www.kulturstiftung-st.de),<br />

E. A. Seemann Verlag in der E. A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG,<br />

Leipzig und die Autoren<br />

447


<strong>Bauhaus</strong> <strong>Meister</strong> <strong>Moderne</strong>. <strong>Das</strong> <strong>Comeback</strong><br />

<strong>Das</strong> Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) gehörte bis 1933<br />

zu den bedeutendsten Museen für die Kunst der <strong>Moderne</strong> in<br />

Deutschland. 1937 wurde der Sammlung mit der Beschlagnahmung<br />

seiner expressionistischen und abstrakten Werke<br />

das Herz herausgerissen. Der vorliegende Band präsentiert<br />

erstmals vollständig die historische Sammlung der <strong>Moderne</strong>,<br />

wie sie die Direktoren zwischen 1908 und 1939 zusammentrugen.<br />

Die Verluste werden – sofern nicht zerstört oder<br />

unauffindbar – vollständig abgebildet.<br />

Wie modern in Halle (Saale) in dieser Zeit gedacht wurde,<br />

zeigt auch das Kapitel über das visionäre Kunstmuseum,<br />

das der Direktor des <strong>Bauhaus</strong>es in Dessau, Walter Gropius,<br />

1927 im Rahmen eines Wettbewerbs der Stadt Halle (Saale)<br />

entwarf und das nie realisiert wurde.<br />

Der dritte Teil des Buches zeigt <strong>Meister</strong>werke der für das<br />

Kunstmuseum in der Moritzburg bedeutenden <strong>Bauhaus</strong>­<br />

<strong>Meister</strong> Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee,<br />

Georg Muche und Oskar Schlemmer – von denen einige<br />

seit vielen Jahrzehnten erstmals wieder in Deutschland<br />

zu sehen sind.

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