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DAV_Tue_01_2020

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Clusius Enzian

Daphne striata mit Perlmuttfalter

Schwefel Anemone

Botanische Exkursionen

im Lechtaler Bergfrühling

28.-30.6.2019

Geliefert wie bestellt – bei perfektem

Sommerwetter starteten 17 pflanzenbegeisterte

Wanderer nach Kaisers in

den Lechtaler Alpen, Tirol/ Österreich.

Am frühen Nachmittag traf die Gruppe

am Edelweißhaus ein, einer gut

ausgestatten Alpenvereinshütte der

Sektion Stuttgart. Hoch über dem

Lechtal liegt das Haus auf 1.530 m

inmitten eines prachtvollen Bergpanoramas.

Wir bezogen unsere modern

ausgestatteten Zimmer, die trotz

Mehrbettbelegung in keiner Weise an

eine Massenunterkunft erinnerten.

Gleich hinter unserer Unterkunft lockten

die Wiesen im bunten Sommerkleid,

sie waren unser Ziel an diesem

ersten Nachmittag.

Die Lechtaler Alpen gehören zu den

Nördlichen Kalkalpen mit einem Gesteinsaufbau

aus überwiegend Sedimentgestein.

Entsprechend angepasst

an einen eher basischen

Untergrund fanden wir die Flora vor.

Hans Reibold, Karl Leonhardt und

Michael Mauser, Mitarbeiter am Botanischen

Garten Tübingen, leiteten

und führten unsere Gruppe mit ihrem

breitem Wissen über die Flora des Alpenraums.

Beobachtend und fragend kam unsere

Gruppe von Laienbotanikern nur

langsam voran. Die Wiesen im Alpenfrühling

sahen aus, als habe Flora ihr

Füllhorn direkt darüber ausgeschüttet.

Doch die Überlebensbedingungen für

Pflanzen im alpinen Raum sind hart.

Die Vegetationsperiode ist kurz und

kürzer, je höher die Berglage ist. Auch

im Sommer sind Kälte- und Schneeeinbrüche

jederzeit möglich. Deshalb

hat die Natur die verschiedensten

Überlebensstrategien entwickelt.

Eine davon fanden wir beim Lebendgebärenden

Knöterich (Polygonum viviparum),

einer kleinen Wiesenpflanze.

Sie trägt am oberen Teil des Sprosses

Blüten zur Samenbildung, am unteren

Teil jedoch kleine Brutknospen. Wenn

also die Zeit zur Samenreifung nicht

ausreicht, fallen diese Brutableger als

fertige Pflänzchen und Klon der Mutterpflanze

zur Erde und sorgen zumindest

für eine vegetative Vermehrung.

An diesem Nachmittag ließ sich auch

der Unterschied zwischen einer unbeweideten

und einer beweideten Wiesenfläche

schön erkennen. Auf den

Wiesen fanden wir höher wachsende

Pflanzen wie die Flockenblume (Centaurea

montana), den Wiesenstorchschnabel

(Geranium pratense) oder die

Bibernelle (Pimpinella major). Auf den

Weiden wuchsen bodennahe Pflanzen

wie der Wiesenthymian (Thymus

vulgaris), schöne Matten des Silbermäntelchens

(Alchemilla alpina), Kugelblumen

(Globularoa nudicaulis und

G. cordifolia) oder die Alpenbergminze

(Acinos alpinus).

Später wurde das feine Abendessen

auf der Terrasse unseres Gasthauses

serviert, und erst als gegen halb neun

die Sonne hinter dem Valluga-Gipfel

versank, versammelten wir uns mit

unseren Bestimmungsbüchern, Lupen

und Pinzetten im Gastraum. Einige

botanische Knacknüsse, gesammelt

am Nachmittag, harrten noch ihrer

Bestimmung. Dabei wurden die verschiedenen

Methoden zur Pflanzenbestimmung

angesprochen und es

wurde der Grundstein für die geplante

Pflanzenliste gelegt, die ja als Dokumentation

und Infoquelle für die Teilnehmer

dienen soll.

Am nächsten Morgen strahlte wieder

die Sonne, der Beginn eines makellos

schönen Tages. Es ging hinauf

zum Hahnleskopf, dem Hausberg von

Kaisers, auf 2.210 m Höhe. Botanisieren

ist wie Pilze suchen – abseits

der Wege findet man mehr. Und so

stiegen wir immer den Pflanzen nach

die steilen Hänge hinauf und gleichzeitig

dem Vorfrühling und den letzten

Schneeresten des Winters auf

der Höhe entgegen. Oberhalb der

Baumgrenze fanden wir weitere inte-

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