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Kirchen zwischen Macht und Ohnmacht

Die christlichen Landeskirchen stehen wohl vor den grössten Herausforderungen seit ihrem Bestehen. In multireligiösen und weltanschaulich pluralen Gesellschaften erleidet ihre religiöse Deutungshoheit massive Einbussen, und sinkende Mitgliederzahlen machen ihnen zu schaffen. Gleichzeitig werden Kirchen gesellschaftliche Aufgaben zugestanden, die in einer Vielzahl von Gesetzen geregelt sind. Dazu gehört etwa die Ausübung von Seelsorge in Spitälern, Heimen und Gefängnissen. Kirchen bewegen sich zurzeit wahrlich zwischen Macht und Ohnmacht. Das Forum für Universität und Gesellschaft näherte sich der spezifischen Situation der christlichen Landeskirchen in der Schweiz mit einer fünfteiligen Veranstaltungsreihe: Ausgehend von einer Einführungsveranstaltung zum aktuellen Zustand sowohl der reformierten wie der katholischen Kirche in der Schweiz wurden vier Schwerpunkte gesetzt: die herrschenden Verflechtungen von Kirchen und Staat; das Verhältnis von Kirchen und Wissenschaften; die sich wandelnde Bedeutung der Kirchen in der Gesellschaft und schliesslich die möglichen künftigen Rollen von Kirchen. Die Befunde und Ausblicke sind im vorliegenden Themenheft zusammengestellt.

Die christlichen Landeskirchen stehen wohl vor den grössten Herausforderungen seit ihrem Bestehen. In multireligiösen und weltanschaulich pluralen Gesellschaften erleidet ihre religiöse Deutungshoheit massive Einbussen, und sinkende Mitgliederzahlen machen ihnen zu schaffen. Gleichzeitig werden Kirchen gesellschaftliche Aufgaben zugestanden, die in einer Vielzahl von Gesetzen geregelt sind. Dazu gehört etwa die Ausübung von Seelsorge in Spitälern, Heimen und Gefängnissen. Kirchen bewegen sich zurzeit wahrlich zwischen Macht und Ohnmacht.
Das Forum für Universität und Gesellschaft näherte sich der spezifischen Situation der christlichen Landeskirchen in der Schweiz mit einer fünfteiligen Veranstaltungsreihe: Ausgehend von einer Einführungsveranstaltung zum aktuellen Zustand sowohl der reformierten wie der katholischen Kirche in der Schweiz wurden vier Schwerpunkte gesetzt: die herrschenden Verflechtungen von Kirchen und Staat; das Verhältnis von Kirchen und Wissenschaften; die sich wandelnde Bedeutung der Kirchen in der Gesellschaft und schliesslich die möglichen künftigen Rollen von Kirchen.
Die Befunde und Ausblicke sind im vorliegenden Themenheft zusammengestellt.

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heitsansprüchen.» Die Quelle einer so verstandenen<br />

Toleranz liege nicht etwa in der gern überschätzten<br />

Vernunft, sondern in der mindestens 3000 Jahre alten<br />

goldenen Regel der Menschlichkeit, die allen Weltreligionen<br />

gemeinsam sei. Auf sie kann <strong>und</strong> soll auch<br />

der Staat in seinem Handeln zurückgreifen <strong>und</strong> versuchen,<br />

allen im Gemeinwesen lebenden Personen eine<br />

gemeinsame Wertebasis zu schaffen. «Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, muss der Staat sich aber dringend vom<br />

Paradigma Religion ist Privatsache verabschieden;<br />

denn Religion ist nicht Privatsache, sondern elementar<br />

öffentliche Sache <strong>und</strong> damit Teil des rechtsstaatlichen<br />

Engagements!»<br />

Sarah Beyeler, Doris Moser, Marcus Moser<br />

«Wenn der Staat die Religion<br />

definiert, heisst das nicht,<br />

dass er vorschreibt, welche Religion<br />

für jeden Einzelnen richtig ist.<br />

Er sagt nur, was er<br />

zu schützen bereit ist.»<br />

Markus Müller<br />

Themenheft 2019<br />

<strong>Kirchen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> <strong>Ohnmacht</strong><br />

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