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ZaberBote Mai 2020

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Leben und Genießen

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Leben und Genießen

Osterhasen und Musiküberraschung fürs „Haus Zabergäu“

Heimstiftung meint, müssen lernen, schneller zu sein, als das Virus

Gerhard Dubinyi

Das Corona-Virus betrifft alle. Besondere Achtsamkeit herrscht

in den Alten- und Pflegehäusern der Evangelischen Heimstiftung

vor. Als größtes Pflegeunternehmen in Baden-Württemberg

und Träger von 145 Einrichtungen, davon 86 Pflegeheime

und 30 Pflegedienste, hat sich die Evangelischen Heimstiftung

sehr früh und sehr konsequent auf das Corona-Virus eingestellt.

Auch in Brackenheim, im „Haus Zabergäu“, gelten strenge Maßnahmen,

wie die Hausdirektorin, Lilli Haldenwanger, mitteilt.

Wir wollen mit geringen Kontakten das Risiko auf ein Minimum

reduzieren

Bereits seit Anfang März wurden öffentliche Veranstaltungen

auch im Haus Zabergäu Brackenheim komplett zurückgefahren.

Seit dem 13. März gilt ein striktes Besuchsverbot. Ärzte, Therapeuten

und Seelsorger, die nur im Notfall in die Einrichtungen

dürfen, müssen Hygienemaßnahmen einhalten und Mundnasenschutz

tragen, ebenso wie alle Mitarbeiter. Die Bewohner

wurden schon früh angehalten, das Haus nicht zu verlassen und

sich draußen nur noch auf den Balkonen, Terrassen oder in Gartenbereichen

der Einrichtungen zu bewegen.

„Uns war klar, dass wir trotz aller Maßnahmen keine Schutzglocke

über die Häuser legen können“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard

Schneider von der Evangelischen Heimstiftung. Er meint: „bei

uns leben alte, kranke, multimorbide, pflegebedürftige Menschen,

die vulnerabelste Risikogruppe in unserer Gesellschaft. Deshalb tun

wir alles, um sie vor dem Virus zu schützen. Wir wissen aber, eine

100-prozentige Sicherheit kann es leider nicht geben.“ Die Ausgangsbeschränkungen,

die jetzt vom Land erlassen wurden, hätten

die Häuser zur Eindämmung der Krise früher gebraucht.

Die Ausgangsbeschränkungen des Landes sind nach Ansicht der

Evangelische Heimstiftung zwei Wochen zu spät gekommen.

Die Pflegeheime können eine kompetente Versorgung sicherstellen,

wenn Schutzausrüstung da ist, schnell getestet und

schnell ärztlich behandelt wird. Viele Häuser sind noch weitgehend

verschont geblieben.

„Uns ist bewusst, dass das eine sehr belastende Situation für unsere

Bewohner ist“, sagt Schneider, „und es ist eine schwierige

Güterabwägung zwischen der Gesundheit der Bewohner auf der

einen Seite und ihrem Recht auf soziale Kontakte auf der anderen

Seite“. Der Gesundheitsschutz geht im Moment aber vor und

deshalb bemühen sich die Mitarbeiter an allen Standorten, das

aufzufangen, was Angehörige und Ehrenamtliche in normalen

Zeiten leisten. Für demenziell erkrankte Bewohner ist die Situation

besonders schwer, weil nicht immer vermittelt werden kann,

warum die Tochter oder Enkelin nicht zu Besuch kommt.

Ostergeschenke vom Förderverein

Seit vielen Jahren übergibt Rolf Kieser als Vorsitzender des Brackenheimer

Fördervereins Altenheim den Bewohnern vom Haus

Zabergäu zu Weihnachten und auch zu Ostern ein Geschenk.

Diese Tradition wollte er auch 2020 trotz Corona nicht ausfallen

lassen.

Aus gegebenem Anlass musste jedoch die kleine Feier mit musikalischer

Begleitung entfallen. Auch die 121 Bewohner im „Haus

Zabergäu“ dürfen zurzeit weder das Haus verlassen noch Besuch

von ihren Angehörigen und auch vom Besuchsdienst „Nächste

für Nächste“ empfangen. Für die Altenheimbewohner hatte der

Förderverein durch die Bäckerei Wahl in Pfaffenhofen für jeden

Bewohner einen Osterhasen backen lassen.

Diese und Osterneste, hat Rolf Kieser zusammen mit Irene Böhringer,

die unter anderem im Haus Zabergäu die Besuchsdienste

managt, persönlich im Eingangsbereich der Hausdirektorin, Lilli

Haldenwanger, überreicht. Sie freute sich, dass damit in der

Zeit, in der niemand von außen zu Besuch kommen darf, mit

dieser Geste jemand an die 121 Bewohner denkt. Kieser sieht

darin ein Brücken bauen in der Osterzeit. Der Förderverein unterstützt

auch sonst alljährlich die Veranstaltungsreihen und das

Kulturprogramm. Doch auch dieses muss momentan ruhen.

Der Verein wollte nun damit zeigen, so Kieser, dass es wichtig ist,

dass die Heimbewohner sich nicht allein gelassen fühlen. Der

Förderverein wollte damit auch an diesem Osterfest eine kleine

Freude ins Haus bringen.

Musik als Überraschung

Eine kleine musikalische Überraschung hat sich Kieser zusammen

mit dem ehemaligen Kirchenmusikdirektor Hans-Günther

Mörk und Kirchengemeinderat Peter Berghoff für Ostersamstag

ausgedacht. Gemeinsam haben sie in sicherem Abstand von

draußen die Altenheimbewohner und später auch die Patienten

der Geriatrischen Rehaklinik, erfreut.

Bezeichnend für die Situation sangen sie „Horch, was kommt von

draußen rein“. Hans-Günther Mörk spielte auf dem Keyboard

Auch auf der Terrasse freuen sich die Bewohner über

die Klänge zu Ostern.

Die Bewohner vom Haus Zabergäu lauschen den Klängen

von den Balkonen aus.

Irene Böhringer und Rolf Kieser, Bürgermeister i. R. und Fördervereinsvorsitzender,

überreichen der Hausdirektorin Lilli Haldenwanger

(rechts) Ostergeschenke für die Bewohner vom Haus Zabergäu.

Fördervereinsvorsitzender Rolf Kieser, Kirchengemeinderat Peter Berghoff

und der ehemalige Kirchenmusikdirektor Hans-Günther Mörk

(von links) erfreuen die Bewohner vom Haus Zabergäu mit ihrer Musik.

dazu und es erklangen frohe Volkslieder, wie „Auf de schwäb‘sche

Eisebahne“ und „Hoch auf dem gelben Wagen“. Bevor als Abschluss

„Kein schöner Land“ ertönte, sangen sie „Großer Gott

wir loben dich“. Wenngleich die Zuhörer nur vom Fenster oder

vom Balkon aus, den Klängen lauschen durften, war es doch für

alle eine große Freude in der Zeit der Besucherabstinenz.

„Dass wir nicht alles auffangen können ist klar, aber es gibt hunderte

Beispiele, wie in Brackenheim, die zeigen, wie viel gemacht

wird. Seien es Terrassenkonzerte, WhatsApp- und Skype-Telefonate,

vertonte Andachten, Bastelstunden, Spieleabende und

vieles mehr“, berichtet Schneider, der dies in Brackenheim leider

nicht miterleben konnte.

Fehlende Schutzausrüstung, zu späte Tests

Die Schutzausrüstung kommt nach und nach auch in den Häusern

an, sodass sich diesbezüglich die Lage etwas entspannt. Was

Tests angeht haben einige Landkreise in der Zwischenzeit reagiert

und flächendeckende Tests für Bewohner und Mitarbeiter

in Pflegeheimen angekündigt. „Das muss noch schneller passieren“,

fordert Schneider, „damit wir in allen Pflegeheimen die tatsächliche

Lage kennen und schneller und gezielter reagieren

können“.

Bernhard Schneider ist sicher: „Wir müssen auch in der Pflege

schneller sein als das Virus. Wir müssen von der Reaktion in die

Aktion kommen und zwei Schritte vorausdenken. Dazu gehört:

Schneller testen, schneller behandeln und dazu die Kompetenzen

und Kapazitäten in den Pflegeheimen nutzen – und zwar

lieber heute als morgen“.

ZABER Bote Mai 2020

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