das schlafmagazin Wege zum gesunden Schlaf: Ausgabe 2/2020
Mit Schlafapnoe, COPD und Asthma in Corona-Zeiten Neues zur Schichtarbeit Die Stunde des Wolfs
Mit Schlafapnoe, COPD und Asthma in Corona-Zeiten
Neues zur Schichtarbeit
Die Stunde des Wolfs
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DAS INFORMATIONSFORUM RUND UM DEN SCHLAF Heft Nr. 2 2020 18. Jahrgang EURO 3,50 sfr 5,20 61822
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Wege zum gesunden Schlaf
Mit Schlafapnoe, COPD
und Asthma in Corona-Zeiten
Neues zur Schichtarbeit
Die Stunde des Wolfs
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EDITORIAL
„Bei Mundtrockenheit
vertrauen wir auf
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ein angenehm frisches
Mundgefühl und
schenkt uns so mehr
Lebensfreude.“
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer hätte Anfang des Jahres gedacht, dass sich unser aller Leben innerhalb weniger Wochen
so grundlegend verändern würde? Und leider sieht es nicht nach einer schnellen
Besserung der Situation aus: Solange es keinen Impfstoff und kein Medikament gegen das
Corona-Virus gibt, werden wir auf Distanz zueinander bleiben müssen, mit Mundschutz,
viele von uns im Homeoffice, manche mit weniger Arbeit dafür mehr Zukunftssorgen –
dem Schlaf ist das alles sicher nicht förderlich.
Aber wir haben keine Wahl, müssen das Beste aus der Situation machen. Und vielleicht
erkennen wir jetzt, in der erzwungenen Entschleunigung, was uns wirklich wichtig und
lieb ist... Unbedingt lesenswert ist der Text von Matthias Horx über die „Welt nach Corona“.
Er ist überraschend versöhnlich und tröstlich.
Wir haben natürlich für Sie Informationen über das Virus, aber auch viele
andere interessante Beiträge. Etwa über Schichtarbeit von Prof. Kneginja
Richter. In den letzten Jahren wurde zu dieser Problematik sehr
viel geforscht: Allein zwischen 2017 und 2019 sind 106 neue Studien
zum Thema Schichtarbeit erschienen.
Wir berichten auch über die Zeitumstellung, gegen die sich Prof.
Till Roenneberg einsetzt. Er hat unserer Bundeskanzlerin einen Brief
geschrieben, den wir hier leicht gekürzt abdrucken.
Mit Prof. Winfried Randerath sprachen wir darüber, dass in zahlreichen
neueren Studien die Zahlen zur Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe erschreckend
hoch sind. Woran liegt das, und welche Konsequenzen hat es? Schließlich kann
man ja nicht der Hälfte aller Menschen eine Maske überstülpen oder eine Schiene in den
Mund schieben – und in vielen Fällen wäre das sicherlich auch gar nicht notwendig. Wir
haben uns die Studien einmal angeschaut und Prof. Randerath nach seiner Meinung dazu
befragt.
Mir hat es die „Stunde des Wolfs“ angetan. Seitdem ich diesen Text gelesen habe, schaue
ich nachts ängstlich auf die Uhr. Wenn es gegen drei Uhr ist, beschleicht mich ein sehr,
sehr ungutes Gefühl und ich kann nichts dagegen tun...
Ihre
Trockener
Mund durch
Schlafapnoe?
zur feuchtigkeitsspendenden
Behandlung bei Mundtrockenheit
Eine Folge von Schlafapnoe kann
Mundtrockenheit sein, die trotz
Befeuchtung der Atemluft bei der
CPAP-Therapie entsteht oder weil
Sie mit offenem Mund schlafen.
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1) Quelle: Belcaro (2018); Obstructive sleep apnea: standard
management and the use of an artificial saliva in a registry study,
Gen Med Open, 2017, 2(1):1-7 doi: 10.15761/ GMO.1000122
www.aldiamed.de
INHALT
Interview mit Prof. Dr. med. Winfried Randerath
Mit Schlafapnoe, COPD und Asthma in Corona-Zeiten 6
Hintergrundwissen
Was ist der Unterschied zwischen Bakterien und Viren? 8
Die Welt nach Corona
Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise „vorbei” ist 10
Neue Erkenntnisse zum Thema Schichtarbeit:
Wie kommt man mit dem Leben gegen die innere Uhr zurecht? 14
Jeder hat ein Recht auf Schlaf!
Ein Schlafforscher kämpft für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen 18
Notwendiges Übel oder sinnvolle Hilfe?
Die Gebrauchsanleitung 21
50% aller Männer, 30% aller Frauen –
warum leiden plötzlich so viele Menschen an Schlafapnoe? 22
Was tun mit den vielen Schlafapnoikern?
Ein Interview mit Prof. Dr. med. Winfried Randerath 24
Gespräch mit Andreas Henke
Zungenschrittmacher als erfolgreiche Behandlungsalternative bei obstruktiver Schlafapnoe 30
Bissveränderungen bei einer Schienentherapie vorbeugen:
Die Guten-Morgen-Schiene 32
Die nächste Ausgabe des Schlafmagazins erscheint im August 2020
Die Lattoflex-Schlafstudie 2019
So schlecht schläft es sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz 36
Wozu eigentlich ein Seniorenbett? 38
Tödliche familiäre Insomnie:
Eine Familie kann nicht mehr schlafen 40
World Sleep Day:
Weil ohne gesunden Schlaf nichts geht 44
Die Traum-Kolumne 45
Zwischen finsterer Nacht und Morgen:
Die Stunde des Wolfs 46
Leben in Zeiten der Corona-Pandemie 48
RUBRIKEN
Adressen 49
Impressum 50
Abo-Formular 51
CORONA-PANDEMIE
Interview mit Prof. Dr. med. Winfried Randerath
Mit Schlafapnoe, COPD und
Asthma in Corona-Zeiten
Eine Corona-Infektion sei besonders für ältere Risikopatienten gefährlich. So heißt es in den Medien. Die Wirklichkeit
hat diese Behauptung schon lange ins Reich der Panikmache verwiesen. Junge, kräftige Menschen sind ebenso gefährdet
und versterben. Doch Betroffene mit Schlafapnoe, COPD und Asthma fragen sich zurecht, wie gefährlich ihnen Corona
werden kann und welche Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll sind außer den üblichen Verhaltensregeln „Abstand wahren,
Handschuhe tragen und Hände waschen“. Werner Waldmann sprach mit dem Pneumologen, Schlafmediziner und Generalsekretär
der DGP, Prof. Dr. med. Winfried Randerath aus Solingen.
Foto: © PRIRO4D/pixabay
Werner Waldmann: Haben Schlafapnoe-Patienten
ein höheres Risiko, an COVID-19 zu
erkranken? Und ein erhöhtes Risiko für einen
besonders schweren Verlauf der Erkrankung?
Prof. Randerath: Bisher ist noch nichts darüber
bekannt, dass Schlafapnoe-Patienten durch ihre
Krankheit ein besonderes Risiko haben. Allerdings
handelt es sich bei einem Großteil der
Schlafapnoe-Patienten um Menschen mit Vorerkrankungen.
Viele leiden als Ursache oder Folge
der Schlafapnoe unter Herzerkrankungen wie
der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder
Durchblutungsstörungen im Herzen. Auch stellt
das Übergewicht einen Risikofaktor für viele Begleiterkrankungen
dar. Der Stoffwechsel ist mit
dem Diabetes mellitus häufig gestört. Dazu
kommt das im Durchschnitt höhere Lebensalter
von Schlafapnoe-Patienten. All diese Faktoren
führen dazu, dass Betroffene durchaus zu der besonderen
Risikogruppe gehören, die, wenn sie
mit dem Coronavirus infiziert werden, ungünstigere
Verläufe haben.
Werner Waldmann: Wie stellt sich die Situation
für Betroffene mit COPD oder Asthma dar?
Prof. Randerath: Bei der COPD und dem
Asthma bronchiale handelt es sich um chronische
Erkrankungen der Lunge. Die Schleimhäute
sind verändert, es bildet sich zäheres Sekret, das
nur mühsam abgehustet werden kann, kleine
Atemwege können verlegt sein. Die Belüftung
der Lunge ist häufig nicht optimal. All dies sind
Faktoren, die wesentliche Vorerkrankungen und
damit einen Risikofaktor darstellen.
Werner Waldmann: Weshalb stellt Diabetes
einen Risikofaktor bei einer Infektion dar?
Prof. Randerath: Nach Angaben der Deutschen
Diabetes-Gesellschaft ist das Risiko für Diabetiker
nur dann erhöht, wenn der Zucker schlecht
6 das schlafmagazin 2/2020
Prof. Dr. Winfried Randerath ist Chefarzt
am Krankenhaus Bethanien in Solingen,
Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie,
Allergologie, Umweltmedizin, Schlafmedizin,
Infektiologie (DGI), Palliativmedizin.
Der Humanmediziner zählt zu den führenden
Fachärzten der Allergologie, Lungenund
Bronchialheilkunde sowie der Schlafmedizin
in Deutschland.
eingestellt ist: also nicht die Tatsache der Zuckerkrankheit
alleine ist bedeutsam, sondern die ungenügende
Kontrolle. Es geht also in dieser
Phase besonders darum, Diätregeln, körperliche
Aktivität und verordnete Medikamente einzuhalten.
Viele Diabetespatienten messen ihren Blutzuckerspiegel
selber. Sie können dabei ihre eigene
Einstellung, in Ergänzung zu den Langzeitwerten,
die der Hausarzt bestimmt, selber im
Blick behalten. Ein Problem könnte darin liegen,
dass die Kontaktsperren zu einer Verminderung
der Mobilität führen. Versuchen Sie also, sich so
viel wie möglich im eigenen Garten, soweit vorhanden,
mit häuslichen Trainingsgeräten oder
aber auch außerhalb des Hauses aktiv zu halten
– aber bitte halten sie dabei die Kontaktregeln
streng ein.
Werner Waldmann: Falls ein Schlafapnoe-Patient
mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert
werden sollte: Muss/darf er sein CPAP-
Gerät dorthin mitnehmen und gegebenenfalls
benutzen? Und im Fall einer notfallmäßigen OP,
darf er da sein Gerät mitbringen (Infektionsgefahr?)
Prof. Randerath: Hier müssen wir unterscheiden,
ob der Patient tatsächlich eine COVID-19-
Infektion hat oder wegen einer anderen Krankheit
ins Krankenhaus aufgenommen wird. Leider
wissen wir zurzeit nicht, ob durch die CPAP-Therapie
das Virus leichter in die Lunge eindringen
kann. Daher können keine allgemeinen Empfehlungen
gegeben werden. Es ist die Einzelfallentscheidung
von Patient und Arzt. Generell gilt:
Falls eine COVID-19-Erkrankung besteht (und
nur dann), würde ich die CPAP-Therapie unterbrechen,
bis die Infektion abgeklungen ist. Dies
gilt jedoch nur, wenn dadurch für den Patienten
kein bedrohlicher Zustand entsteht. Selbstverständlich
sollte der Patientin in dieser Zeit auf ge-
das schlafmagazin 2/2020
7
fährliche Tätigkeiten oder das Autofahren verzichten.
Wie gesagt gilt dieser Hinweis nur,
wenn eine gesicherte COVID-19-Erkrankung besteht.
Benutzt der Patient nicht eine CPAP-Therapie,
sondern eine nicht-invasive Beatmung
(Heimbeatmung), z. B. bei einer schweren
COPD oder neuromuskulären Erkrankungen, ist
die Sache noch kritischer und mit dem Arzt zu
besprechen. Hier kann ein Verzicht auf die Beatmungstherapie
bedrohliche Folgen haben. Also
bitte nicht selber absetzen, sondern mit dem behandelnden
Arzt sprechen. Anders verhält sich
die Sache bei Patienten, die nicht unter einer
COVID-Infektion leiden, sondern aus anderen
Gründen im Krankenhaus behandelt werden.
Hier sollte die Therapie unverändert fortgeführt
werden.
Werner Waldmann: Sind Schlafapnoiker Risikopatienten,
die sich jetzt – über die staatlichen
Auflagen hinaus – ganz besonders schützen
und vor Kontakten abschirmen sollten?
Prof. Randerath: Hier gilt, dass jeder, der zu
einer Risikogruppe gehört, möglichst das Haus
nicht verlassen sollte. Bitte lassen Sie Ihren Partner
oder Partnerin oder andere Angehörige oder
Freunde für sich einkaufen. Vermeiden Sie alle
Sozialkontakte außer zu denen, die mit Ihnen
zusammenleben.
Werner Waldmann: Falls ich an COVID-19
erkranken sollte: Besteht das Risiko, dass sich
Viren in meinem Gerät oder Zubehör einnisten
und ich mich daran womöglich zu
einem späteren Zeitpunkt wieder infiziere?
Prof. Randerath: Das ist wenig wahrscheinlich,
da Sie während Ihrer Infektion Antikörper gegen
das Virus bilden. Dennoch rate ich zu einer professionellen
Reinigung des Gerätes nach überstandener
Infektion.
Werner Waldmann: Thema Atemschutzmasken:
Schützen sie überhaupt vor einer Infektion,
oder sind sie nur sinnvoll, wenn man bereits
infiziert ist? Welche Masken muss man
dafür verwenden, und was ist dabei zu beachten?
Darf eine Maske mehr als einmal verwendet
werden?
Prof. Randerath: Die Atemschutzmasken haben
das Ziel, andere vor einer Infektion zu schützen,
Fotos: © PRIRO4D und Gerd Altmann/pixabay
Hintergrundwissen
Was ist der Unterschied zwischen Bakterien und Viren?
* Geißeln = fadenförmige
Gebilde auf der Oberfläche
von Zellen
Bakterien sind mikroskopisch kleine Lebewesen
mit einem eigenen Stoffwechsel. Sie besitzen eine
Zellwand und eine Innenstruktur mit Zytoplasma,
Ribosomen und einem Erbgut-Faden. Im Zytoplasma
laufen Stoffwechselvorgänge ab. Bakterien
können sich mit Geißeln* fortbewegen. Und
sie sind in der Lage, sich durch Zellteilung zu vermehren.
Dazu sind Viren nicht in der Lage. Bakterien
kann man unter dem Lichtmikroskop beobachten,
Viren sind so klein, dass man ein Elektronenmikroskop
zu ihrer Darstellung baucht.
Viren sind keine Lebewesen. Sie haben weder
ein Zytoplasma noch Ribosomen und sind nicht
in der Lage, sich eigenständig zu vermehren. Sie
bestehen nur aus Erbinformationen (DNA oder
RNA), die in einer Hülle verpackt sind.
Vermehren können sich Viren nur in einer
Wirtszelle. Sie greifen aber nur bestimmte Zellen
an. Sie besitzen Strukturen, die wie ein Schlüssel
ins Schloss zu den Rezeptoren auf der Oberfläche
ihrer Zielzellen passen. Dort docken sie an
und schleusen ihr Erbgut in die Wirtszelle ein. So
gelingt es ihnen, ihre DNA in fremde Zellen einzubauen.
Diese Zellen werden nun gezwungen,
neue Viren herzustellen und im Organismus freizusetzen.
Die Wirtszellen sterben ab oder verändern
sich.
Medikamente gegen Viren zu entwickeln, sogenannte
Virostatika, ist ein Balanceakt: Vernich-
8 das schlafmagazin 2/2020
nicht den Träger selber. Dazu bieten sie keinen ausreichenden
Schutz. Am Krankenbett oder in der Altenpflege,
bei der unmittelbaren Arbeit mit infizierten Patienten,
tragen Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte eine
besondere Schutzausrüstung. Hier reichen die einfachen
Mund-Nasenmasken nicht aus. Da die Vorräte –
wie Sie sicher aus den Medien gehört haben – sehr
knapp sind, ist es wichtig, dass die speziellen Schutzausrüstungen
noch für die Versorgung der schwerkranken
Menschen reichen.
Werner Waldmann: Man hört, dass Schlaflabore jetzt
schließen. Ist eine Diagnose im Schlaflabor jetzt u.U.
mit einem Infektionsrisiko verbunden?
Prof. Randerath: Ein Infektionsrisiko für den Patienten,
der zur Untersuchung ins Schlaflabor kommt, besteht
nicht. Jedoch sind alle Krankenhäuser von den Landesund
Bundesministerien angewiesen worden, alle nicht
unmittelbar notwendigen Operationen und Behandlungen
aufzuschieben. Das gilt auch für die Schlafapnoe-
Diagnostik. Nun kommt es darauf an, besonders verantwortungsvoll
mit den eigenen Symptomen umzugehen.
Wer tagesschläfrig ist, muss sein Auto stehen lassen
und erst wieder Auto fahren, wenn Diagnostik und
eventuelle Therapie eingeleitet sind.
tet das Medikament bestimmte Viren, so kann es auch
die Wirtszellen schädigen. Deshalb müssen solche Mittel
sorgfältig in Studien erprobt werden, um mögliche
Nebenwirkungen zu erkennen und so gering wie möglich
zu halten.
Die Gefährlichkeit von Viren kann sehr unterschiedlich
sein. Ein berüchtigtes Beispiel für ein hochgefährliches
Virus ist Ebola, das hämorrhagische Fieber hervorruft.
Dabei kommt es zu massiven Blutungen der
Haut und der Schleimhäute. Wie gefährlich Covid-19
ist, wissen wir bisher nur in Ansätzen.
Coronaviren wurden nach Angaben des Robert Koch-
Instituts erstmals Mitte der 1960er Jahre identifiziert. Sie
können Menschen und Tiere infizieren. Sieben Vertreter
dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen
– von gewöhnlichen Erkältungen bis zu
gefährlichen oder gar potenziell tödlich verlaufenden
Krankheiten wie SARS. Von dreien – das neuen Coronavirus
SARS-CoV-2 eingerechnet – ist bekannt, dass
sie schwere Symptome auslösen.
Woher Covid-19 ursprünglich kommt, ist nicht gänzlich
geklärt. Fledermäuse gelten als wahrscheinliches
Virus-Reservoir. Die ersten Fälle wurden von einem
Markt in der chinesischen Stadt Wuhan gemeldet. Dort
werden Wildtiere verkauft. Als mögliche Überträger des
Coronavirus gelten Fledermäuse und Flughunde, die in
Asien von Menschen verzehrt werden. Wissenschaftler
gehen davon aus, dass das Virus erst bei Fledermäusen
auftrat und dann über andere Tiere etwa Mitte November
2019 erstmals auf Menschen übertragen wurde.
Red.
„Genau mein Bett!“
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beraten zu lassen, und sich für WERKMEISTER entscheidet,
bekommt ein extra für ihn angefertigtes Einzelstück. Die Matratzen
und Lattenroste werden nach der Bestellung konfiguriert
und genau an die persönlichen Bedürfnisse des Kunden angepasst.
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Selbst ausgefallensten Wünschen sind bei WERKMEISTER keine
Grenzen gesetzt. Die Auswahl an Kaltschaum-, Latex- und Taschenfederkernmatratzen
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Breite und Härtegrade frei wählbar. Aber auch im Liegegefühl
und Klimaverhalten gibt es alle Möglichkeiten der Individualisierung.
Bei Bedarf lassen sich sogar zwei verschiedene Kerne verkleben,
damit es im Ehebett keine „Besucherritze“ mehr gibt.
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das schlafmagazin 2/2020
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Zeichnung: © Franzi/shutterstock
Die Welt nach Corona
Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern
werden, wenn die Krise „vorbei” ist
Matthias Horx
Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt.
Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen.
Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.
Die Welt as we know it löst sich gerade
auf. Aber dahinter fügt sich eine neue
Welt zusammen, deren Formung wir
zumindest erahnen können. Dafür möchte ich
Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen
bei Unternehmen gute Erfahrungen
gemacht haben. Wir nennen sie die RE-
Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen
wir mit dieser Technik nicht „in die Zukunft“.
Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins
Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal:
Die Re-Gnose:
Unsere Welt im Herbst 2020
Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor,
sagen wir im September 2020. Wir sitzen in
einem Straßencafé in einer Großstadt. Es ist
warm, und auf der Straße bewegen sich wieder
Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so
wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der
Kaffee wieder wie früher? Wie damals vor Corona?
Oder sogar besser? Worüber werden wir
uns rückblickend wundern?
Wir werden uns wundern, dass die sozialen
Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung
führten. Im Gegenteil. Nach einer
ersten Schockstarre fühlten viele von sich sogar
erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren
auf Multikanälen plötzlich zu einem
Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust
bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume
eröffnen. Das hat schon mancher
erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte
– und dem plötzlich das Essen wieder
10 das schlafmagazin 2/2020
schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche
Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig
neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt,
die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir
haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert,
Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden
waren. Familien, Nachbarn, Freunde sind
näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene
Konflikte gelöst.
Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher
zunehmend vermissten, stieg an.
Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fußballspielen
eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr,
als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab.
Wir wundern uns, warum das so ist.
Wir werden uns wundern, wie schnell sich
plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der
Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen,
gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt
hatten (der Business-Flieger war besser)
stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv
heraus. Lehrer lernten eine Menge über
Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für
Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich
des Improvisierens und Zeit-Jonglierens,
das damit verbunden ist.
Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken
eine Renaissance. Plötzlich erwischte
man nicht nur den Anrufbeantworter,
wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen.
Das Virus brachte eine neue Kultur des
Langtelefonieren ohne Second Screen hervor.
Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich
eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder
wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln.
Man hielt niemanden mehr hin. So entstand
eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der
Verbindlichkeit.
Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe
kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich
ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher
eher ein Fremdwort war). Bücher lesen
wurde plötzlich zum Kult.
Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich.
Der ganze Trivial-Trash, der unendliche
Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein,
er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend
an Wert.
Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit
erinnern? Die unendlich vielen
Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich?
Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte
Phänomene auflösen, überflüssig machen…
Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt
durch Abwertung vom Leibe zu halten, war
plötzlich reichlich out.
Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien
hielt sich, nach einem kurzen ersten Ausbruch,
in Grenzen.
Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut
grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point.
Wir werden uns wundern, dass schließlich
doch schon im Sommer Medikamente gefunden
wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Da-
das schlafmagazin 2/2020
11
durch wurden die Todesraten gesenkt und Corona
wurde zu einem Virus, mit dem wir eben
umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und
die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer
Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren:
Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung
sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende.
Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen
solidarisch und konstruktiv bleiben
konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale
Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene
Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles
lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur
begrenzt gewirkt.
Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie
und Kultur verschoben. Vor der Krise
schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller
Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige
Hartgesottene – glauben heute noch an die
große digitale Erlösung. Der große Technik-Hype
ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten
wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist
der Mensch? Was sind wir füreinander?
Wir staunen rückwärts, wie viel Humor und
Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich
entstanden ist.
Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie
schrumpfen konnte, ohne dass so etwas
wie „Zusammenbruch“ tatsächlich passierte, der
vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung
und jedem staatlichen Eingriff beschworen
wurde. Obwohl es einen „schwarzen April“ gab,
einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch
von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen
pleitegingen, schrumpften oder in
etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum
Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes
Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar
träumen kann.
Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft.
Aber die Globale Just-in-Time-Produktion,
mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten,
bei denen Millionen Einzelteile über den
Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie
wird gerade demontiert und neu konfiguriert.
Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen
wachsen wieder Zwischenlager, Depots,
Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen,
Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt
eine Renaissance. Das Global-System driftet
in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des
Globalen.
Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste
durch den Börseneinbruch nicht
so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte.
In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich
nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger
sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.
Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in
eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso
verändern wollte?
RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch
Zukunfts-Sprung
Warum wirkt diese Art der „Von-Vorne-Szenarios“
so irritierend anders als eine klassische
Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften
unseres Zukunfts-Sinns zusammen.
Wenn wir „in die Zukunft“ schauen, sehen wir
ja meistens nur die Gefahren und Probleme „auf
uns zukommen“, die sich zu unüberwindbaren
Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem
Tunnel, die uns überfährt. Diese Angst-Barriere
trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte
immer am Einfachsten darzustellen.
Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-
Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren
Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen.
Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung,
und dadurch entsteht eine Brücke zwischen
Heute und Morgen. Es entsteht ein „Future
Mind“ – Zukunfts-Bewusstheit.
Wenn man das richtig macht, entsteht so
etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der
Lage, nicht nur die äußeren „Events“, sondern
auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf
eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren.
Das fühlt sich schon ganz anders an als eine
Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter
immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die
Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit,
die zu jeder wahren Zukunft gehört.
Wir alle kennen das Gefühl der geglückten
Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung
zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange
vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl
die Kontrolle und das schmerzt, bevor es
überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls
steigern wir uns in Ängste hinein, die uns
völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings
die Prozedur überstanden haben,
kommt es zum Coping-Gefühl: Die Welt wirkt
wieder jung und frisch und wir sind plötzlich
voller Tatendrang.
Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch
wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin
ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge.
Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf
anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so
richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim
Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere
Hirnsynapsen: Wir sind gespannt auf das Kommende,
neugierig, vorausschauend. Wenn wir
einen gesunden Dopamin-Spiegel haben,
schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in
die vorausschauende Handlung bringen.
Erstaunlicherweise machen viele in der Co-
12 das schlafmagazin 2/2020
rona-Krise genau diese Erfahrung. Aus einem
massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter
Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der
Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere
Kraft. Die Welt „endet“, aber in der Erfahrung,
dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art
Neu-Sein im Inneren.
Mitten im Shutdown der Zivilisation laufen wir
durch Wälder oder Parks, oder über fast leere
Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern
ein Neuanfang.
So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes
Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen
und Welt-Verbindungen. Dabei ist es
manchmal gerade der Bruch mit den Routinen,
dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn
wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit,
dass alles ganz anders sein könnte – auch im
Besseren.
Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass
Trump im November abgewählt wird. Die AFD
zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil
eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer
Corona-Welt passt. In der Corona-Krise wurde
deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander
aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen
nichts beizutragen haben. Wenn es ernst
wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus
wohnt.
Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher
Verantwortlichkeiten bekam in dieser
Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue
Legitimität. Gerade weil sie „autoritär“ handeln
musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche.
Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise
eine erstaunliche Renaissance erlebt.
Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars,
aber auch „futuristische“ Philosophen,
Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die
vorher eher am Rande der polarisierten Debatten
standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht.
Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert.
Auch Verschwörungstheorien wirkten
plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures
Bier angeboten wurden.
Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger
Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres
Grundprinzip des Wandels hin: die Trend-Gegentrend-Synthese.
Die neue Welt nach Corona – oder besser mit
Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends
Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird
dieses Phänomen auch »Globalisierung« genannt.
Die Unterbrechung der Konnektivität –
durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen,
Quarantänen – führt aber nicht zu
einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu
einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere
Welt zusammenhalten und in die Zukunft
tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der
sozio-ökonomischen Systeme.
Die kommende Welt wird Distanz wieder
schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit
qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit,
Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert.
Dadurch kann die Welt komplexer,
zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung
ist weitgehend ein blinder evolutionärer
Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das
Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen
zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen
inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die
Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet.
Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu
verwechseln mit Komplizierung – kann aber
auch von Menschen bewusst gestaltet werden.
Diejenigen, die das können, die die Sprache der
kommenden Komplexität sprechen, werden die
Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger.
Die kommenden Gretas.
„Wir werden durch Corona unsere
gesamte Einstellung gegenüber dem
Leben anpassen – im Sinne unserer
Existenz als Lebewesen inmitten anderer
Lebensformen.”
Slavoj Zizek im Höhepunkt der Coronakrise
Mitte März
Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ,
das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten
Visionen, die das Coronavirus hinterlässt,
sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen.
Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder,
die plötzlich die Industriegebiete Chinas
und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der
CO 2 -Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal
fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.
Wenn das Virus so etwas kann – können wir
das womöglich auch? Vielleicht war der Virus
nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische
Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation
ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden.
Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung,
in der es keine Zukunft gibt.
Aber sie kann sich neu erfinden.
System reset.
Cool down!
Musik auf den Balkonen!
So geht Zukunft.
Matthias Horx ist Publizist und
Gründer des Zukunftsinstituts (in
Frankfurt a.M. und Wien). Er gilt
heute als einflussreicher Trendund
Zukunftsforscher im
deutschsprachigen Raum.
www.horx.com und
www.zukunftsinstitut.de
das schlafmagazin 2/2020
13
SCHICHTARBEIT
Neue Erkenntnisse zum Thema Schichtarbeit
Wie kommt man mit dem Leben
gegen die innere Uhr zurecht?
Prof. Dr. Kneginja Richter
Ein Sechstel (manchen Statistiken zufolge sogar ein Viertel) der arbeitenden
Bevölkerung ist im Schichtdienst tätig. Diese Art der Arbeit ist sehr belastend,
weil man dabei gezwungen ist, gegen seine innere Uhr zu leben: Man muss
zu Zeiten wach sein und arbeiten, in denen Körper und Gehirn auf Schlaf
eingestellt sind, und schlafen, wenn draußen helllichter Tag ist und Alltagsgeräusche
die Ruhe stören. Das führt mit der Zeit bei vielen Schichtarbeitern
zu Schlafstörungen und kann sogar ernste Erkrankungen verursachen. In den
letzten Jahren wurde zu dieser Problematik sehr viel geforscht: Allein zwischen
2017 und 2019 sind 106 neue Studien zum Thema Schichtarbeit erschienen.
Foto: © sudok1/iStock
14 das schlafmagazin 2/2020
Wer Schichtarbeit leistet, lebt gefährlich: Sie kann auf die Dauer zu Verdauungsstörungen und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und erhöht wahrscheinlich auch das Brustkrebsrisiko.
Hinzu kommt, dass Schichtarbeiter eher zu ungesundem Verhalten neigen: Sie rauchen
mehr, trinken mehr Kaffee und ernähren sich oft ziemlich cholesterinreich. Untersuchungen zeigen,
dass schichtarbeitende Menschen auch zu vermehrtem Alkoholkonsum tendieren – und zwar nicht unbedingt
in Form einer Alkoholabhängigkeit, sondern um besser schlafen zu können.
Viele Schichtarbeiter leiden auch unter Schlafstörungen – wobei junge, gesunde Menschen fehlenden
Nachtschlaf aufgrund von Früh- oder Nachtschichten normalerweise leichter kompensieren können als
ältere: Probleme mit dem Schichtdienst treten meist erst in vorgerückterem Alter auf. Ein Drittel aller
Schichtarbeiter haben gravierende Schlafstörungen; bei 25 bis 30% liegt sogar ein sogenanntes Schichtarbeitersyndrom
vor, das sich in Ein- und/oder Durchschlafstörungen und Tagesschläfrigkeit äußert.
Was kann man gegen dieses Problem tun? Zunächst einmal ist natürlich eine gute Schichtplangestaltung
wichtig. Das günstigste Modell besteht in einer schnellen Vorwärtsrotation: also zwei Tage Früh-
das schlafmagazin 2/2020
15
schicht, zwei Tage Spätschicht, zwei Tage Nachtschicht
und danach eine Pause. Zwischen zwei
Schichten muss eine Pause von mindestens elf
Stunden liegen. Nach der letzten Nachtschicht
sollte der Schichtarbeiter mehrere freie Tage
haben.
Außerdem sollten Unternehmen sich auch
mehr um die Gesundheit ihrer Schichtarbeiter
kümmern. Eine in Korea durchgeführte Studie 1
untersuchte 2070 Schichtarbeiter, die an Bluthochdruck
(einem wichtigen Risikofaktor für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen) litten. Die Studie
zeigte: Wenn die Unternehmen ihre Schichtarbeiter
mit Bluthochdruck regelmäßig screenen,
die Betriebsärzte ihnen Medikamente verordnen
und Präventionsprogramme mit ihnen durchführen,
geht es ihnen besser – zwei Jahre nach
Durchführung dieser Maßnahmen hatten sich
die Blutdruckwerte bei 70% der Schichtarbeiter
deutlich verbessert.
Gesunde Ernährung:
für Schichtarbeiter besonders wichtig
Eine wichtige Ursache für Bluthochdruck, die bei
Schichtarbeitern häufiger vorkommt als in der
Normalbevölkerung, ist Arteriosklerose – und
diese Erkrankung hat wiederum viel mit Ernährung
zu tun. Eine Studie 2 untersuchte bei 52 brasilianischen
LKW-Fahrern die Zusammenhänge
dreier verschiedener Ernährungstypen mit Schläfrigkeit:
• Traditionelle brasilianische Kost: Bohnen,
Reis, Öle, Säfte, weißes Fleisch, wenig Gemüse
• Bewusste Ernährung: Wurzelgemüse, Getreideprodukte,
Milchprodukte, wenig Fleisch
(fast vegetarisch)
• Westliche Ernährung: Pasta, Fastfood, Softdrinks,
wenig Gemüse
Dabei bestätigte sich, was man vorher bereits
vermutet hatte: Die Tagesarbeiter unter den
LKW-Fahrern litten deutlich seltener unter
Schläfrigkeit, wenn sie sich „bewusst“ oder fast
vegetarisch ernährten. Bei den Nachtfahrern war
dieser Effekt nicht so stark ausgeprägt; doch auch
hier wirkte sich eine bewusste Ernährung mit
wenig Fleisch und wenig Süßigkeiten positiv auf
die Schläfrigkeit aus.
Wie viel soll man während einer Nachtschicht
essen? Auch dazu gibt es neue Erkenntnisse: In
einem Laborexperiment 3 zur Arbeitsleistung von
Nachtschichtarbeitern unter Berücksichtigung
ihrer nächtlichen Mahlzeiten wurden die Versuchspersonen
in zwei Gruppen eingeteilt, die
während ihrer Nachtschicht um 1:30 Uhr entweder
eine große oder eine kleine Mahlzeit zu sich
nahmen. Dabei zeigte sich, dass die Nachtarbeiter
nach der großen Mahlzeit unter deutlich stärkerer
Schläfrigkeit am Arbeitsplatz litten, die
zwischen drei und fünf Uhr morgens am ausge-
prägtesten war. (Das ist ohnehin die Zeit, in der
die meisten Unfälle passieren.) Um eine optimale
Arbeitsleistung und sicheres Nach-Hause-
Fahren zu gewährleisten, sollten während der
Nachtschicht also keine großen Mahlzeiten eingenommen
werden.
Zwei gute Strategien für Schichtarbeiter:
„Vorschlafen“ und Powernapping
Neben der Ernährung spielt natürlich auch das
Schlafverhalten für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit
von Schichtarbeitern eine wichtige
Rolle. Eine Übersichtsarbeit 4 über fünf Studien
zum Thema „Vorschlafen“ bei Schichtarbeit hat
ergeben, dass die Teilnehmer vor einer Nachtschicht
auf jeden Fall zehn Stunden im Bett liegen
sollten, egal wie lange sie schlafen. Das
wirkte sich in den untersuchten Studien positiv
auf ihr subjektives Wohlbefindens aus: Die
Schichtarbeiter, die „vorgeschlafen“ hatten,
gaben an, während ihrer Nachtarbeit erholter
und weniger müde zu sein. Das Vorschlafen verkürzte
auch die Schlaflatenz nach der Schichtarbeit:
Das heißt, die Mitarbeiter konnten dann
schneller einschlafen.
Kurze Schlafpausen während der Nachtschicht
(sogenannte Powernaps) sind ebenfalls empfehlenswert,
wenn man die Möglichkeit dazu hat.
In einer Studie 5 wurden 109 weibliche Pflegekräfte
in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine
Gruppe hatte eine normale Acht-Stunden-Nachtschicht
ohne Schlaf, die andere erhielt um vier
Uhr morgens Gelegenheit zu einer 30-minütigen
Schlafpause. Nach zwei Nächten wurde getauscht:
Jetzt durften die Pflegekräfte, die vorher
„durcharbeiten“ mussten, zwei Nächte lang ein
halbstündiges Nickerchen machen, während
den anderen keine Schlafpause erlaubt war. Das
Ergebnis: Die Probandinnen, die Gelegenheit zu
einem „Powernap“ erhielten, waren im Nachtdienst
weniger schläfrig und erbrachten bessere
kognitive Leistungen.
Oft handelt es sich bei Pflegekräften im
Schichtdienst um Frauen, die nebenher auch
noch Kinder zu versorgen haben. Diese Pflegerinnen
haben es besonders schwer, weil sie tagsüber
nicht dazu kommen, den durch die Nachtschicht
versäumten Schlaf in ausreichendem
Maß nachzuholen. Solche Pflegekräfte nutzen
die Gelegenheit zu Schlafpausen während der
Schicht besonders gerne, und gerade für diese
Risikogruppe ist es auch besonders wichtig, sich
während der Nachtschicht für mindestens 20
(besser: 30) Minuten hinlegen zu können.
Leider gibt es in Deutschland immer noch zu
wenige Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
während der Nachtschicht Liegemöglichkeiten
zur Verfügung stellen. Und im Sitzen schläft es
sich nun einmal nicht so gut. Eine Studie 6 wid-
16 das schlafmagazin 2/2020
mete sich speziell der Frage, welchen Unterschied
die Schlafposition macht: Zu diesem
Zweck schliefen sechs Probanden vier Stunden
lang in einem Sessel, dessen Lehne entweder
aufrecht, um 40 Grad nach hinten geneigt oder
ganz flach nach hinten geklappt war. Während
dieser Schlafepisoden wurden jeweils Polysomnografien
durchgeführt. Tatsächlich schliefen die
Versuchspersonen in der schrägen oder horizontalen
Position wesentlich besser als diejenigen in
dem aufrechten Sitz: Die Probanden, die aufrecht
schlafen mussten, hatten eine um 29% geringere
Gesamtschlafdauer, um 30% weniger
Tiefschlaf und um 79% weniger REM-Schlaf und
wachten während des Schlafens auch häufiger
auf. Die Autoren der Studie haben dafür zwei
mögliche Erklärungen: Erstens ist es schwierig,
bei aufrechtem Schlafen eine bequeme Kopfposition
zu finden (v.a. während des REM-Schlafs,
in dem die Muskulatur erschlafft, sodass der Kopf
herunterzuhängen beginnt und man dadurch
aufwacht). Zweitens erhöht die aufrechte Schlafposition
die Aktivität des sympathischen Nervensystems,
das uns in Stress (den „Kampf-oder-
Flucht-Modus“) versetzt, sodass man schlechter
schläft. Arbeitgeber sollten ihren Schichtarbeitern
also nachts Liegen zur Verfügung stellen, in
denen sie ein Nickerchen halten können!
Helles Licht bei der Arbeit,
Sonnenbrille auf dem Heimweg?
Im Hinblick auf die Lichtverhältnisse, die während
einer Nachtschicht herrschen sollten, gibt
es teilweise noch große Unklarheit. Helles
Kunstlicht (7000 bis 12.000 Lux) macht die
Schichtarbeiter zwar wach, wirkt sich aber negativ
auf die Melatoninausschüttung aus; und
das „Schlafhormon“ Melatonin ist nicht nur für
unseren Schlaf-wach-Rhythmus zuständig, sondern
spielt auch für unser Immunsystem eine
wichtige Rolle – daher wird ein Melatoninmangel
unter anderem mit der Entstehung von Krebserkrankungen
in Verbindung gebracht.
Ferner weiß man, dass es hilfreich ist, auf dem
Nachhauseweg nach der Nachtschicht eine Sonnenbrille
zu tragen, damit man durch das Licht
nicht hellwach wird, weil man anschließend
schlafen möchte. Andererseits stellt sich hier die
Frage, ob das Tragen von Sonnenbrillen nach
einer Nachtschicht nicht eventuell zu vermehrten
Unfällen führen kann. Die Working Time Society
(Internationale Gesellschaft für Arbeitszeit)
hat konkrete Empfehlungen zum Thema Lichtverhältnisse
für Schichtarbeiter entwickelt:
• Helles Licht zwischen 20 und vier Uhr
(mehr als 1000 Lux) kann Menschen, die nachts
arbeiten, helfen, ihren Schlaf-wach-Rhythmus zu
verschieben, sodass sie dann vormittags besser
schlafen können.
• Das Tragen von orangefarbenen Sonnenbrillen
(die blaues Licht filtern) zwischen sechs und
neun Uhr morgens kann diese Verschiebung unterstützen.
7
Eine Untersuchung 8 hat gezeigt, dass Schichtarbeiter
kurz vor Ende der Nachtschicht an ihrem
Arbeitsplatz hellem Licht ausgesetzt werden sollten.
Dazu wurde eine Laboruntersuchung der
Fahrleistung nach einer simulierten Nachtschicht
durchgeführt: Die eine Gruppe der Probanden
erhielt frühmorgens eine Dreiviertelstunde lang
gedimmtes Licht (35 Lux), die andere helles Licht
(5600 Lux). Das Ergebnis war eindeutig: In der
Gruppe mit dem gedimmten Licht kam es zu fünf
gefährlichen Unfällen!
Hilfe für Schichtarbeiter
Studien zeigen, dass die kognitive Verhaltenstherapie,
die bei Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt
wird, auch bei Patienten mit Schichtarbeitersyndrom
wirksam sein kann: Dabei erhält
der Patient Informationen zum Thema Schlaf und
Schlafstörungen und übt schlaffördernde Verhaltensweisen,
Entspannungsverfahren und Stressbewältigungsstrategen
ein.
Unsere Arbeitsgruppe hat an der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie des Klinikums Nürnberg
eine Onlineberatung zur Müdigkeitsminderung
bei Schichtarbeitern durchgeführt, an der
50 Mitarbeiter großer Unternehmen teilnahmen.
22 dieser Mitarbeiter haben vier Onlineberatungssitzungen
absolviert – mit sehr positiven Ergebnissen:
So verbesserte sich beispielsweise
ihre Schlafqualität, und ihre Schlaflatenz (die
Zeitdauer bis zum Einschlafen) verkürzte sich.
Für 2020 planen wir eine Online-Schlafberatung
namens „GebiS“ (Gesund bleiben im Schichtdienst),
die vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung gefördert wird.
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Prof. Dr. med. Kneginja Richter
leitet die Schlafsprechstunde
der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie am Zentrum für
Schlafmedizin und das Labor für
Neurostimulation und Chronobiologie
am Klinikum Nürnberg.
Klinikum Nürnberg Nord
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg
Deutschland
Haus: 31, 2. Stock
Tel: 0911 398-7427
www.klinikum-nuernberg.de
Literaturangaben:
1) Choi et al., 2019
2) Martins et al., 2018
3) Gupta et al. 2017
4) Patterson et al., 2019
5) Zion & Shochat, 2019
6) Roach et al. 2018 b
7) Lowden et al., 2019
8) Weisgerber et al., 2017
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das schlafmagazin 2/2020
17
ZEITUMSTELLUNG
Jeder hat ein Recht auf Schlaf!
Ein Schlafforscher kämpft für bessere Lebensund
Arbeitsbedingungen
Marion Zerbst
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
liebe Frau Dr. Merkel,
Jean-Claude Juncker und zahlreiche Mitglieder Ihrer Regierung befürworten offenbar
die ganzjährige „Sommerzeit“. Als Chronobiologe und Schlafforscher möchte ich Ihnen
kurz die wichtigsten Informationen vermitteln. Bitte bedenken Sie, dass Uhrenverstellungen
nicht Lifestyle-Angelegenheiten sind, sondern die Gesundheit betreffen.
Hier die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge:
• Die circadiane Körperuhr ist ein fundamentales biologisches System, das alle Funktionen
im Körper beeinflusst.
• Die Körperuhr stellt sich über Licht ein – Morgenlicht stellt sie früher, Abendlicht
später.
• Moderne Lichtbedingungen (zu wenig tags, zu viel nachts) haben die Phasen der
Körperuhren verspätet, daher benötigen 83% der arbeitenden Bevölkerung einen
Wecker an Werktagen.
• Da Arbeits- und Schulzeiten weitgehend gleich geblieben sind, klaffen biologische
und soziale Zeit immer weiter auseinander, ein Syndrom, das sozialer Jetlag (SJL) genannt
wird.
• Mit zunehmendem SJL erhöhen sich Gesundheitsprobleme, vor allem bezüglich Stoffwechselerkrankungen,
Schlafproblemen und Depression.
• SJL steigt in Zeitzonen von Ost nach West, damit assoziiert erhöht sich das Risiko, an
Krebs und Depression zu erkranken. Dieser Trend würde durch eine ganzjährige
„Sommerzeit“ verstärkt, da soziale und Sonnen-Zeiten noch weiter auseinanderklaffen.
• In Russland wurde bereits 2011 die ganzjährige „Sommerzeit“ eingeführt und 2014
wieder verworfen. Die Analyse dieser Jahre ergab eine signifikante Erhöhung des SJL.
• Die Kosten, die durch Schlafprobleme und ein Leben gegen die innere Uhr entstehen,
werden für die BRD bereits heute auf 1,6% des Bruttosozialprodukts geschätzt. Nach
der vorliegenden Datenlage werden sich diese Kosten unter ganzjähriger „Sommerzeit“
signifikant erhöhen. Die Krankenkosten steigern sich einerseits aufgrund der erhöhten
Prävalenzen von Stoffwechsel- und anderen Erkrankungen, andererseits werden
unsere Produktivität und akademischen Leistungen abnehmen.
Die hier zusammengefasste Datenlage spricht daher dafür, die Uhren-Umstellungen
abzuschaffen und die normalen Zonenzeiten („Winterzeit“) ganzjährig zu belassen.
Falls Sie weitere, detailliertere Informationen in dieser Angelegenheit benötigen, stehe
ich selbstverständlich gerne zur Verfügung.*
Mit freundlichen Grüßen
Till Roenneberg
18 das schlafmagazin 2/2020
Der Mann, der dieses leidenschaftliche
Plädoyer für eine ganzjährige Winterzeit
an unsere Bundeskanzlerin
schickte, befasst sich seit Jahrzehnten mit dem
Thema Schlaf und innere Uhr. Angefangen hat er
mit Experimenten an Zellkulturen, Algen und Pilzen.
Das wurde ihm irgendwann zu langweilig,
und er begann das Schlaf-wach-Verhalten von
Menschen zu erforschen. Prof. Till Roenneberg
hat den mittlerweile berühmten Begriff „sozialer
Jetlag“ geprägt, der bedeutet, dass viele Menschen
heute nicht das Leben führen dürfen, das
ihrer inneren Uhr entspricht: Abend- und Nachtmenschen
(sogenannte „Eulen“) müssen zu Zeiten
wach sein und arbeiten, in denen ihr Körper
und Gehirn eigentlich schlafen sollten. So entsteht
während der Arbeitswoche ein enormer
Schlafmangel, der dann durch übermäßiges Ausschlafen
am Wochenende wettgemacht wird.
Das führt zu unzähligen gesundheitlichen Problemen,
von Stoffwechselerkrankungen über
vermehrten Alkohol-, Koffein- und Nikotinkonsum
bis hin zu Depressionen.
Foto: © PIRO4D/pixabay
„Ewiger Winter“ ist besser
als „ewiger Sommer“
Dadurch, dass wir heute unter so unnatürlichen
Lichtverhältnissen leben (tagsüber halten wir uns
meist in geschlossenen Räumen bei zu schwachem
Licht auf; abends und nachts verlängern
wir den Tag durch künstliche Beleuchtung),
haben sich die inneren Uhren der meisten Menschen
nach hinten – Richtung „Eule“ – verschoben.
Denn wenn wir tagsüber kein Sonnenlicht
oder zumindest Tageslicht bekommen, „merkt“
unser Körper nicht, dass es Tag ist; und wenn wir
abends bei hellem Licht lesen, fernsehen oder
auf unserem Smartphone herumtippen, „denkt“
der Körper, es sei noch Tag.
Die Zeitumstellung bringt unsere innere Uhr
zusätzlich durcheinander; deshalb wettern
Schlafmediziner schon lange dagegen. Nun, da
eine Abschaffung des alljährlichen lästigen
Wechsels zwischen Winter- und Sommerzeit in
der EU zumindest in Sicht ist, plädieren Schlafforscher
dafür, nicht etwa eine einheitliche Sommerzeit,
sondern lieber eine dauerhafte Winterzeit
einzuführen. Denn den „ewigen Sommer“
mit langen, hellen Abenden müssten wir teuer
bezahlen, weil am nächsten Morgen dann ganzjährig
der Wecker zu einer Zeit klingeln würde,
zu der viele Menschen einfach noch nicht auf
Wachsein eingestellt sind.
Ohnehin müsste in unserer Gesellschaft vieles
anders laufen, meint Prof. Roenneberg. Zum Beispiel
in den Krankenhäusern: Morgens wird man
von der Krankenschwester zu nachtschlafender
Zeit – zwischen fünf und sechs Uhr – geweckt
und dann womöglich auch noch mit fröhlicher
Stimme gefragt, wie man denn geschlafen habe.
„Schlaf ist mit Abstand die wichtigste Physiologie
für die Genesung, und dennoch wird er in Krankenhäusern,
deren Hauptfunktion die Genesung
sein sollte, allmorgendlich brutal unterbrochen“,
beklagt Prof. Roenneberg. „Dies allein zeigt, wie
wenig wir Chronobiologen** und Schlafforscher
bisher erreicht haben, und ist einer der Hauptgründe,
warum ich dieses Buch schreibe. Patienten
morgens nicht aufzuwecken wäre (…) eine
ganz einfache Maßnahme für den Krankenhausalltag.“
Er schlägt vor, zu diesem Thema eine Studie
durchzuführen:
Die Hälfte der
Patienten einer
Station soll zur
herkömmlichen
Zeit geweckt
werden, die andere
Hälfte darf
so lange schlafen,
wie sie
möchte – und
dann untersucht
man, welche Patientengruppe
im
Durchschnitt
schneller wieder
gesund wird. In
Mehrbettzimmern
solle man
die Patienten mit
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Sie benötigen ein neues
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das schlafmagazin 2/2020
19
und Ohrstöpseln ausstatten, damit jeder – unabhängig
von Lichtverhältnissen und Geräuschkulisse
– ungestört seinem Schlafbedürfnis frönen
kann.
Besserer Schlaf, mehr Freizeit:
Plädoyer für ein humaneres Arbeitsleben
Auch unser Berufsleben könnte man sehr viel
menschenfreundlicher gestalten, wenn man
denn nur wollte, meint Prof. Roenneberg. Erstens
sollte man mehr Mitarbeiter im Home Office arbeiten
lassen; so könnte jeder – egal ob Eule
oder Lerche – seine Arbeit so gestalten, wie sie
zur eigenen inneren Uhr passt, und Wecker
wären überflüssig. Außerdem könnten Firmen jeweils
ein paar Stunden des Arbeitstags (beispielsweise
von 10 bis 14 Uhr) zur Kernarbeitszeit machen,
in der wichtige Besprechungen und soziale
Kontakte zwischen den Mitarbeitern stattfinden.
„Als Arbeitgeber würde ich meine
Angestellten geradezu dazu ermutigen, erst dann
zur Arbeit zu erscheinen, wenn sie ohne einen
Wecker aufgewacht sind, da ich die beste Leistung
und die wenigsten Krankheitstage anstreben
würde“, meint Prof. Roenneberg.
Am schwierigsten sind die Arbeitsbedingungen
für Schichtarbeiter, die gezwungen sind,
gegen ihre innere Uhr zu leben und zu arbeiten.
Doch auch solchen Menschen kann geholfen
werden – zum Beispiel, indem man ihre Schichten
an ihren individuellen Chronotyp anpasst.
„Lerchen“ würde man dann nur noch für Frühschichten,
„Eulen“ ausschließlich für Spät- und
Nachtschichten einteilen.
Um herauszufinden, wie sich so etwas auswirkt,
führte Roenneberg ein Experiment in Zusammenarbeit
mit der Firma ThyssenKrupp
durch. Zur Bestimmung des Chronotyps diente
ein einfacher Fragebogen, den er selbst entwickelt
hatte: der Munich ChronoType Questionnaire
(MCTQ). Danach wurden alle Arbeiter der
Schicht zugeteilt, die zu ihrer inneren Uhr
passte. Das war zwar eine ziemliche logistische
Herausforderung, doch das Experiment erwies
sich als durchschlagender Erfolg: Sowohl Eulen
als auch Lerchen schliefen durch die Umgestaltung
ihrer Schichten an Arbeitstagen länger und
besser und fühlten sich wesentlich wohler. Und
sie hatten es auch nicht mehr nötig, an freien
Tagen Schlaf „nachzuholen“, da sie während der
Arbeitswoche kein so großes Schlafdefizit mehr
anhäuften. Somit hatten die Schichtarbeiter jetzt
also auch mehr von ihrer Freizeit.
Trotz dieser Erfolge hat die Firma Thyssen-
Krupp den neuen Schichtplan nicht beibehalten.
Gescheitert ist er – wie so vieles im Leben – am
lieben Geld: Denn in unserem Arbeitsrecht ist
nun einmal festgeschrieben, dass Arbeiter für
Nachtschichten mehr Lohn erhalten. Für die
TILL ROENNEBERG
DAS
RECHT AUF
SCHLAF
Eine Kampfschrift
für den Schlaf und
ein Nachruf auf
den Wecker
_
Till Roenneberg:
Das Recht auf Schlaf
Eine Kampfschrift für den
Schlaf und ein Nachruf auf
den Wecker
München: dtv (2019)
ISBN-10: 3423281782
ISBN-13: 978-3423281782
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Dauer der Studie hatte ThyssenKrupp sich bereit
erklärt, allen Mitarbeitern unabhängig von der
Anzahl ihrer Nachtschichten den gleichen Lohn
zu bezahlen; doch auf die Dauer ging das nicht.
Eine chronotypgerechte Schichtplangestaltung
wird also nur dann auf breiter Ebene durchzusetzen
sein, wenn unsere Rechtslage sich ändert
oder die Firmen freiwillig allen Arbeitern unabhängig
von der Gestaltung ihrer Schichten die
gleichen Zulagen zahlen – nach Meinung von
Prof. Roenneberg ein absolutes Muss, zumal die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) Schichtarbeit
mittlerweile sogar schon als „wahrscheinlich
kanzerogen (krebserregend) einstuft.
Ein Manifest für den Schlaf
Prof. Roenneberg hat sein Buch als Kampfschrift
geschrieben – für den Schlaf und gegen die vielen
Verletzungen, die wir ihm heute zufügen.
Und so fordert er die Leser auf, für ihr Recht auf
Schlaf zu kämpfen. Leider sind unsere Politiker
in dieser Hinsicht alles andere als ein gutes Vorbild:
Oft stehen sie mit müden Gesichtern vor
der Kamera, obwohl längst wissenschaftlich erwiesen
ist, dass man wichtige Entscheidungen
nur mit einem wachen, ausgeschlafenen Geist
treffen kann. „Wir müssen Politikern begreiflich
machen, dass sie sich ebenso stark für den Schlaf
einsetzen wie gegen das Rauchen. Genau wie
wir Kampagnen brauchten, die zeigen, wie uncool
Rauchen ist, brauchen wir Kampagnen, die
zeigen, wie cool Schlafen ist“, meint Prof. Roenneberg.
Außerdem müssen wir unsere Beleuchtungskonzepte
neu gestalten: Tagsüber brauchen wir
im Innenbereich möglichst intensives Licht; nach
Sonnenuntergang müssen wir die Intensität und
die Blauanteile unserer Innenbeleuchtung möglichst
weit herunterfahren. Und nicht zuletzt sollten
„Eulen“ endlich anfangen, sich gegen ihre
unfaire Behandlung in unserer Gesellschaft zu
wehren, statt sich immer nur anzupassen.
* Anmerkung der Redaktion: Der Brief wurde leicht gekürzt.
** Chronobiologie ist die Wissenschaft vom zeitlichen Rhythmus
biologischer Prozesse. Sie befasst sich mit unserer inneren
Uhr und teilt Menschen in verschiedene Chronotypen
(Morgenmenschen = „Lerchen“, Nachtmenschen = „Eulen“
und Mitteltypen = „Tauben“) ein.
20 das schlafmagazin 2/2020
Notwendiges Übel oder sinnvolle Hilfe?
Die Gebrauchsanleitung
Man kehre vor der eigenen Haustür: Wie hält’s der Autor dieses Beitrags selbst mit Betriebsanleitungen, Gebrauchsanweisungen
oder wie die Dinger sonst noch heißen? Ich persönlich mag sie nicht. In unserem Studio sind das dicke
Handbücher, um ein neues Schnittsystem, eine 4K-Kamera mit allen Raffinessen zu bedienen. Oder wie halten Sie’s
mit den berühmt-berüchtigten „Waschzetteln“ in den Medikamentenschachteln, „Gebrauchsinformationen für Anwender“
genannt?
Werner Waldmann
Wenn es um Gesundheit geht, ist die
Gebrauchsanleitung allein aus rechtlichen
Gründen unverzichtbar. Der
Konsument kann Fehler begehen, doch der Hersteller
ist aus dem Schneider, wenn er korrekte
Anleitung zum Gebrauch des Produkts gemacht
hat. Bei Medikamenten kann ich jedem Nutzer
nur raten, diese Informationen gründlich zur
Kenntnis zu nehmen. Arzneimittel, insbesondere
verschreibungspflichtige, haben oft beachtliche
Nebenwirkungen, auf die man achten muss.
Gebrauchsanleitungen für technisches Gerät,
insofern sie verständlich formuliert sind, können
nützlich sein. Die meisten von uns ignorieren
das und probieren es nach Gefühl mal aus. Bei
einem Gerät mit komplexer Menüsteuerung ist
dieses Do-it-yourself-Verfahren selten von Erfolg
gekrönt. Ja und schließlich, wie halten wir’s wir
mit der Gebrauchsanleitung medizinischer Hilfsmittel?
Wir haben im Schlafmagazin einen Patientenfall
aufgegriffen, bei dem der Nutzer eines CPAP-
Geräts plötzlich Probleme mit seinem Herzschrittmacher
bekam. Die Kardiologen konnten
sich keinen Reim darauf machen, weshalb der
Schrittmacher plötzlich eine Fehlfunktion zeigte.
Durch Zufall kam ein Arzt dahinter, dass der Patient
eine CPAP-Maske benutzte, deren Haltebänder
mit einem magnetischen Clip befestigt
waren. Klar, ein Magnet, auch ein noch so kleiner,
in unmittelbarer Nähe des Schrittmachers
kann diesen beeinflussen.
Nun hat dieser Artikel den für dieses Produkt
verantwortlichen Manager ziemlich erzürnt. Die
Maske stammt von ResMed. Gut, Firmenvertreter
reagieren gerne etwas überzogen, wenn man an
ihren Produkten herummäkelt. Doch der Mann
hat recht. Der Patient hat einfach nicht die Gebrauchsanleitung
der Maske sorgfältig gelesen,
denn dort wird natürlich korrekt auf den Magnetclip
hingewiesen. Patienten sollten Gebrauchsanleitungen
auch medizinischer Hilfsmittel
genau lesen und dabei auch ein wenig
mitdenken. ResMed hat in diesem Fall alles richtig
gemacht; der Patient hat nachlässig gehandelt.
Juristisch ist der Hersteller auf der sicheren
Seite. Doch eigentlich ist der Kunde König. Das
sollte jeder Firmenvertreter bedenken. In diesem
Casus „Magnetclip“ sollte oder könnte der Verantwortliche
auch auf den Gedanken kommen,
dass gerade die Kunden mit Schlafapnoe meist
im fortgeschrittenen Alter sind, und die Sache
mit dem in der Gebrauchsanleitung benannten
Magnetclip und einem möglichen Einfluss auf
einen Herzschrittmacher oder Defibrillator nicht
so ohne Weiteres realisieren können. Da könnte
der Hersteller auch auf die Idee kommen, mit
einem Achtungsvermerk auf der Maske auf dieses
Problem augenfällig hinzuweisen. Redundanz
schadet nie. Das wäre ein guter Service.
Weniger gut ist die Reaktion des Managers, dem
Patienten anzukreiden, dass er die Gebrauchsanleitung
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21
SCHLAFAPNOE
50% aller Männer, 30% aller Frauen –
warum leiden plötzlich
so viele Menschen an Schlafapnoe?
Marion Zerbst
In etlichen neueren Studien sind die Zahlen zur Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe erschreckend hoch: Gemessen
am AHI hätten demzufolge 30 bis 50% aller Menschen eine Schlafapnoe. Woran liegt das, und welche Konsequenzen
hat es? Schließlich kann man ja nicht der Hälfte aller Menschen eine Maske überstülpen oder eine Schiene in den
Mund schieben – und in vielen Fällen wäre das sicherlich auch gar nicht notwendig. Wir haben uns die Studien einmal
angeschaut und Schlafapnoe-Experte Prof. Winfried Randerath nach seiner Meinung dazu befragt.
Foto: © designer491/iStock
Ziel der HypnoLaus-Studie 1 war es, die
Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe
(OSA) in der allgemeinen Bevölkerung zu
untersuchen und festzustellen, mit was für Folgeerkrankungen
sie einhergeht. Zu diesem Zweck
wurden 2121 unselektierte Probanden aus der
Allgemeinbevölkerung im medianen Alter von
57 Jahren polysomnografiert – mit dem erschreckenden
Ergebnis, dass fast 25% der Frauen und
beinahe 50% der Männer eine mittelschwere bis
schwere obstruktive Schlafapnoe (also einen
AHI* von 15 aufwärts) hatten. Typische Schlafapnoe-Folgeerkrankungen
wie Bluthochdruck,
Diabetes, metabolisches Syndrom und Depressionen
lagen jedoch nur bei den Probanden mit
einem AHI über 20,6 vor, und es konnte kein Zusammenhang
zwischen dem Schweregrad der
OSA und der Tagesschläfrigkeit der Studienteilnehmer
festgestellt werden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine von isländischen
Forschern durchgeführte Studie, die
ebenfalls herausfinden wollte, wie häufig die obstruktive
Schlafapnoe in der Allgemeinbevölkerung
mittleren Alters vorkommt und unter welchen
Symptomen OSA-Patienten leiden. 2 Die
Autoren der Studie unterzogen 415 Probanden
22 das schlafmagazin 2/2020
im Alter von 40 bis 65 Jahren einer ambulanten
Polygrafie und einem psychomotorischen Vigilanztest**;
außerdem mussten sie Fragebögen zu
ihrer Wachheit bei Tage und zu Schlafstörungen,
Schnarchen, nächtlichem Schwitzen und anderen
Beschwerden ausfüllen. Von diesen Probanden
hatten rund 24% eine leichte (AHI 5–14,9),
12,5 % eine mittelschwere (AHI 15–29,9) und
2,9% eine schwere obstruktive Schlafapnoe. Bei
3,6 % der Studienteilnehmer war zuvor bereits
eine OSA diagnostiziert und eine Behandlung
eingeleitet worden. Auch in dieser Studie litten
also über 40 % an einer schlafbezogenen Atmungsstörung,
und rund 19 % hatten eine mittelschwere
bis schwere OSA! Und auch hier
konnte kein Zusammenhang zwischen dem AHI
und der Tagesschläfrigkeit oder nächtlichen
Schlafstörungen festgestellt werden; lediglich
Probanden mit einem AHI ab 30 (was einer
schweren OSA entspricht) schnitten im Vigilanztest
schlechter ab.
Ferner war auffallend, dass Studienteilnehmer
mit mittelschwerer oder schwerer Schlafapnoe
nicht häufiger unter Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen
litten als Probanden mit
leichter OSA oder schlafgesunde Probanden. „In
einer der Allgemeinbevölkerung entsprechenden
Personengruppe mittleren Alters hatte ungefähr
jeder Fünfte eine mittelschwere bis schwere obstruktive
Schlafapnoe“, so das Fazit der Autoren
dieser Studie, „doch die meisten von ihnen litten
weder unter Schläfrigkeit noch unter beeinträchtigter
Wachheit und wiesen auch keine sonstigen
Symptome auf.“
Trotzdem wurden nach Ende der Studie den
allgemeinen Empfehlungen entsprechend alle 64
Probanden, die einen AHI ≥15 hatten, zu einem
Gespräch mit einem Schlafexperten eingeladen,
der mit ihnen dann verschiedene Behandlungsmöglichkeiten
besprach. 31 Patienten (knapp
50%) nahmen dieses Angebot an, 26 davon entschieden
sich für eine Beatmungstherapie. Diese
waren im Durchschnitt fettleibiger, litten unter
stärkerer Tagesschläfrigkeit und ausgeprägterem
nächtlichem Schwitzen als die anderen Probanden
mit ebenso hohem AHI – auch hier zeigt
sich also wieder, dass ein stärkerer Leidensdruck
die Therapiebereitschaft erhöht.
Moderne Polysomnografie-Techniken
erkennen mehr obstruktive Ereignisse
Warum ist die Schlafapnoe in diesen neueren
Studien so erschreckend häufig – viel häufiger
als in älteren Untersuchungen, auf denen die
auch heute noch in vielen Lehrbüchern zu findende
Häufigkeitsangabe (2% aller Frauen, 4%
aller Männer) beruht? Sicherlich werden die
Menschen immer älter und bringen – leider –
auch immer mehr Pfunde auf die Waage. Doch
das ist nicht der einzige Grund für die plötzlich
ansteigende Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe.
Die Autoren der HypnoLaus-Studie machen
neue, verfeinerte polysomnografische Aufzeichnungsmethoden
dafür verantwortlich: „Nasendrucksensoren
erkennen auch leichte Veränderungen
der Atmung, sodass mehr Hypopnoen
detektiert werden als durch Thermistoren, die
keine so hohe Sensitivität haben“, erklären sie.
Außerdem gibt es in den Leitlinien der amerikanischen
Schlafgesellschaft (AASM) jetzt strengere
Definitionen für Hypopnoen. Beides zusammen
führt zu einem höheren Apnoe-Hypopnoe-Index
als in früheren Studien.“
Aus diesem Grund – und weil typische Folgeerkrankungen
einer obstruktiven Schlafapnoe in
ihrer Studie erst bei Probanden mit höherem AHI
zu beobachten waren – sind die Autoren der Ansicht,
dass die Definition schlafbezogener Atmungsstörungen
revidiert werden sollte. Auf keinen
Fall soll eine Schlafapnoe-Therapie allein
auf der Basis bestimmter AHI-Schwellenwerte
eingeleitet werden, denn: „Unter Verwendung
der neuesten Definitionen für obstruktive Ereignisse
und der diagnostischen Techniken, die in
allen modernen Schlaflaboren üblich sind,
haben wir festgestellt, dass fast jeder Mensch
einen gewissen Grad an schlafbezogener Atmungsstörung
hat.“
Die Autoren der isländischen Studie sind derselben
Ansicht: Auch sie führen den hohen Prozentsatz
an Probanden mit obstruktiver Schlafapnoe
in ihrer Studie auf verbesserte Messtechniken
und strengere AHI-Bewertungskriterien im
Schlaflabor zurück. „Diese Veränderungen machen
die Relevanz eines einfachen AHI-Schwellenwerts
von ≥15 in heutigen Studien unklar, da
dieser Schwellenwert unter Verwendung anderer
als der heute üblichen
Messtechniken
und Bewertungskriterien
festgelegt
wurde.“
Fragwürdig ist
der AHI als einziges
Kriterium für
die Diagnose
„obstruktive
Schlafapnoe“ in
ihren Augen aber
auch wegen des
fehlenden Zusammenhangs
zwischen dem
AHI und typischen
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23
* AHI = Apnoe-Hypopnoe-Index
(Anzahl der Apnoen und Hypopnoen
pro Stunde). Bei einem
AHI von 5–15 liegt eine leichte,
bei einem AHI von 16–30 eine
mittelschwere und bei einem
AHI über 30 eine schwere
Schlafapnoe vor.
** psychomotorischer Vigilanztest
= ein Reaktionstest zur
Überprüfung der Wachheit
(Vigilanz)
geschränkter Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.
„Unserer Meinung nach brauchen wir neue
Kriterien für die Festlegung des OSA-Schweregrads,
und es sollten auch neue Krankheitsmarker
erforscht werden, die enger mit den Symptomen
einer OSA und ihren Auswirkungen auf
Herz und Stoffwechsel zusammenhängen als der
AHI. (…) wir brauchen dringend zuverlässige
Methoden, um zwischen gesunden Menschen
und Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen
zu unterscheiden, denen man eine Behandlung
anbieten sollte.“
Die Richtigkeit dieser Bedenken wird durch
zwei weitere Studien 3,4 bestätigt, die untersuchten,
von welchen Faktoren es abhängt, ob Schlafapnoe-Patienten
nach Herzinfarkt in den kommenden
Jahren ein weiteres schwerwiegendes
Herz-Kreislauf-Ereignis (beispielsweise einen
Reinfarkt) erleiden werden: Auch in diesen Studien
zeigte sich nämlich, dass der AHI für die
Herz-Kreislauf-Gesundheit von OSA-Patienten
offenbar überhaupt keine Rolle spielt. Und die
gefürchteten Herz-Kreislauf-Folgeerkrankungen
einer obstruktiven Schlafapnoe sind – neben der
Tagesschläfrigkeit – schließlich der Hauptgrund,
warum man solche Patienten behandelt!
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung wie die
Autoren der HypnoLaus-Studie und der isländischen
Studie kam auch Prof. Wolfgang Galetke,
der in seinem Vortrag beim DGSM-Jahreskongress
2019 die Frage stellte: „Haben unsere Konzepte
zur Behandlung einer OSA ausgedient?“
Seine Antwort lautet: „Nein, aber wir müssen
über neue Konzepte zur Diagnostik, Therapieeinleitung
und Nachsorge nachdenken und differenzierter
betrachten, welche Patienten wirklich
behandlungsbedürftig sind.“ Welche Patienten
müssen wir behandeln und mit welchem Ziel?
Brauchen Schlafapnoe-Patienten, die nicht unter
Tagesschläfrigkeit leiden, eine Therapie oder
nicht? Und was tun wir mit den OSA-Patienten,
die gleichzeitig unter einer Ein- und Durchschlafstörung
(Insomnie) leiden und bei denen
die CPAP-Compliance erfahrungsgemäß
schlecht ist, weil die Therapie mit Gerät und
Maske ihren ohnehin schlechten Schlaf noch
mehr stört? „Da wissen wir vieles noch nicht“,
meint Prof. Galetke. Fazit: Das Thema obstruktive
Schlafapnoe bleibt spannend – und stellt uns
vor viele nach wie vor unbeantwortete Fragen.
Fußnoten
1) Heinzer R et al.: Prevalence of sleepdisordered
breathing in the general population:
the HypnoLaus study. Lancet
Respir Med. 2015 Apr;3(4):310-8. doi:
10.1016/S2213-2600(15)00043-0.
Epub 2015 Feb 12.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4404207/
2) Arnardottir ES et al.: Obstructive
sleep apnoea in the general population:
highly prevalent but minimal symptoms.
Eur Respir J. 2016 Jan;47(1):194-
202. doi: 10.1183/13993003.01148-
2015. Epub 2015 Nov 5. https://erj.ersjournals.com/content/47/1/194.long
3) Xie J et al.: Excessive Daytime Sleepiness
Independently Predicts Increased
Cardiovascular Risk After Myocardial
Infarction. J Am Heart Assoc. 2018
Jan 19;7(2). pii: e007221. doi:
10.1161/JAHA.117.007221.
https://www.ahajournals.org/doi/full/10
.1161/JAHA.117.007221?url_ver=Z39.
88-2003&rfr_id=ori%3Arid%3Acrossref.org&rfr_dat=cr_pub%3Dpubmed
4) Xie J et al.: Nocturnal Hypoxemia
Due to Obstructive Sleep Apnea Is an
Independent Predictor of Poor Prognosis
After Myocardial Infarction. J Am
Heart Assoc. 2016 Jul 27;5(8). pii:
e003162. doi:
10.1161/JAHA.115.003162.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/
articles/PMC5015271/
Was tun mit den vielen Schlafapnoikern?
Ein Interview mit Prof. Dr. med. Winfried
Randerath
In neueren Studien wurde eine erschreckend
große Häufigkeit obstruktiver Schlafapnoe-
Fälle beobachtet, was offenbar unter anderem
daran liegt, dass mit modernen Messtechniken
mehr Apnoen und Hypopnoen entdeckt werden
als mit früheren Methoden. Arbeiten denn
alle modernen Schlaflabore mit diesen neuen,
sensitiveren Messverfahren?
Prof. Randerath: Die meisten Schlaflabore verfügen
heute sicherlich über die sensitivsten Methoden,
das heißt, sie können zum einen den
Staudruck messen (also den Luftdruck, der bei
der Atmung entsteht und meistens an der Nase
abgegriffen wird) und arbeiten zusätzlich mit
einem Temperatursensor (sog. Thermistor), der
über Mund und Nase Temperaturschwankungen
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Das ermöglicht eine sehr genaue und empfindliche
Erfassung von Atmungsstörungen. Hinzu
kommt, dass sich die Kriterien für das Vorliegen
einer obstruktiven Schlafapnoe in den letzten
Jahren geändert haben. Auch das trägt dazu bei,
dass die Zahl der in neueren Studien entdeckten
Schlafapnoe-Fälle höher ist. In der HypnoLaus-
Studie aus Lausanne wurde die Gesamtbevölkerung
mittels Polysomnografie – also mit der bestmöglichen
Technik – untersucht. Solche Studien
sind bisher selten gemacht worden, und da zeigt
sich schon, wie häufig schlafbezogene Atmungsstörungen
in der Bevölkerung sind. Die sind aber
natürlich nicht alle therapiebedürftig, denn sonst
wären wir bei 50% der Männer, die wir behandeln
müssten, und 25% der Frauen in der Gesamtbevölkerung!
Das kann natürlich nicht sein.
Besteht denn angesichts dieser neuen, sensitiveren
Messmethoden nicht die Gefahr, dass
auch Menschen eine Schlafapnoe-Therapie erhalten,
die diese vielleicht gar nicht brauchen?
Prof. Randerath: Das ist ein wichtiger Punkt: Wir
sollten uns nicht mehr nur an der Anzahl der Atmungsstörungen
(also am Apnoe-Hypopnoe-
Index [AHI]) orientieren. Wir müssen den AHI
immer in Zusammenschau mit der Symptomatik,
mit der Schläfrigkeit oder mit Begleitkrankheiten
sehen, insbesondere im Herz-Kreislauf-System;
aber auch Diabetes mellitus und Depressionen
treten häufig zusammen mit einer obstruktiven
Schlafapnoe auf. Die Atemstillstände (Apnoen)
sind also eher ein Indikator: Wenn sie vorhanden
sind und der Patient gleichzeitig Symptome hat
oder unter Begleitkrankheiten leidet, sollte man
ihn behandeln.
Ist den Schlaflaboren das bewusst, und orientieren
sie sich bei ihren Therapieentscheidungen
bereits daran?
Prof. Randerath: Es ist sicherlich momentan
noch schwer zu sagen, ob diese kritische Sichtweise
des Apnoe-Hypopnoe-Indexes schon in
allen Schlaflaboren angekommen ist. Studien
zeigen, dass bei Schlafapnoe-Patienten, die
einen Herzinfarkt erlitten hatten, die Sterblichkeit
in den Jahren nach dem Infarkt vor allem
dann erhöht war, wenn die Patienten tagesschläfrig
waren oder niedrige Sauerstoffsättigungen
hatten. Also nicht so sehr der AHI war das
Thema, sondern die Schläfrigkeit oder die Sauerstoffentsättigung.
Das dringt immer mehr
durch, das wird immer bekannter und wird sicherlich
in Zukunft auch immer mehr zum Kriterium
für eine Behandlung werden. Wir werden
uns immer mehr vom AHI als Einzelwert lösen.
Wo geht die Schlafmedizin hin? Was glauben
Sie, was wünschen Sie sich?
Prof. Randerath: Ich wünsche mir, dass wir eine
immer stärker auf den einzelnen Patienten bezogene
Therapie bekommen – dass wir nicht nach
Schema F vorgehen: Der Patient leidet unter
Schlafapnoe, also versuchen wir es erst mal mit
CPAP, und wenn CPAP nicht wirkt, steigen wir
eventuell auf eine andere Therapie um. Sondern
dass wir genau untersuchen: Hat dieser Patient
eine positionsabhängige Schlafapnoe, also
Atemaussetzer nur (oder hauptsächlich) in Rückenlage?
Hat er eine REM-Schlaf-abhängige
Schlafapnoe? Liegt bei ihm eine starke Überreagibilität
des zentralen Nervensystems mit vielen
Weckreaktionen vor? Oder ist seine Muskelaktivität
gestört? Und dass wir dann versuchen, gezielt
die richtige individualisierte Therapie für ihn
auszuwählen. Dass wir also bei Patienten mit positionsabhängiger
Schlafapnoe vielleicht mit
einer Lagetherapie starten, bevor wir es mit
CPAP versuchen; bei Patienten mit muskulären
Problemen Muskeltraining oder Muskelstimulation
in den Vordergrund stellen – oder Kombinationen
verschiedener Therapieverfahren wählen.
Ich wünsche mir, dass wir nicht einfach nur den
AHI bestimmen, sondern den Patienten genauer
analysieren – seine spezielle Krankheitssituation
erfassen und dann gezielt die beste Therapie für
ihn auswählen.
Ist das nicht auch eine Frage der Finanzierung?
Prof. Randerath: Ja, das ist immer eine Frage der
Finanzierung – wie viel dürfen wir diagnostizieren?
Im Moment geht der Trend leider sehr stark
dahin, die Schlafapnoe-Diagnostik immer weiter
zu reduzieren, möglichst einfache Systeme einzusetzen
– und die können eben vieles nicht erfassen.
Damit werden wir Patienten, die andere
Schlafprobleme haben als schlafbezogene Atmungsstörungen,
nicht erkennen. Diese Nivellierung
ist sicherlich ein großes Problem für die
Schlafmedizin, und der sollten wir entgegentreten
– mit vereinten Kräften, also als Selbsthilfegruppen
und als Schlafmediziner. Aber wir müssen
auch davon wegkommen, bei jedem Patienten
eine Polysomnografie zu empfehlen. Ich
würde mir wünschen, dass wir Schlafambulatorien
haben, wo der Schlafmediziner den Patienten
sieht, mit ihm spricht und dann individuell
für ihn auswählt: Beim einen reicht eine Polygrafie,
den kann man mit wenig Aufwand zu Hause
diagnostizieren; beim anderen brauchen wir
eine Schlaflaboruntersuchung, usw. Ich wünsche
mir also nicht nur eine individualisierte Therapie,
sondern auch eine individualisierte Diagnostik.
Das Interview führte Werner Waldmann
26 das schlafmagazin 2/2020
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Der Schlaf nimmt fast ein Drittel der menschlichen Lebenszeit ein. Er ist Bestandteil eines normalen
Alltags und solange die Lebensqualität am Tage nicht beeinflusst wird, ist der Schlaf eher nebensächlich.
Doch wenn man trotz ausreichendem Schlaf morgens nicht erholt aufwacht und tagsüber
müde ist, wird einem die Wichtigkeit eines gesunden Schlafs bewusst. Eine Ursache für Tagesmüdigkeit
ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, unter der in Deutschland knapp 4 Millionen Menschen
leiden. Prof. Dr. med. Ulrich Sommer beschäftigt sich bereits sein ganzes Berufsleben lang
mit dem Thema Schlaf und Schlafproblemen. Er berät Betroffene über wirksame Therapieoptionen
und ist aerfahren im Einsatz innovativer Behandlungen wie dem Inspire® Zungenschrittmacher.
Schlaf ist wichtig, wobei die Qualität des
Schlafes entscheidend ist. Denn wenn wir
nachts ständig wach werden oder trotz ausreichendem
Schlaf morgens müde sind, stellt
sich Erschöpfung ein. Zudem ist Schlaf nicht
nur für die Erholung und Regeneration wichtig,
sondern spielt auch eine wichtige Rolle für
Lern- und Gedächtnisprozesse. Laut Prof. Dr.
med Ulrich Sommer, Chefarzt der HNO-Klinik
in Wuppertal, ist die Aufgabe des Schlafs zwar
noch nicht gänzlich erforscht, bekannt ist aber,
dass es verschiedene Schlafphasen gibt, die
für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind.
So dient laut Prof. Sommer der Traumschlaf
dem sogenannten prozeduralen Lernen, d. h.
in dieser Schlafphase prägen sich Prozesse
bzw. Bewegungen ins Gedächtnis ein, beispielweise
wenn man tagsüber eine neue Sportart
erlernt hat. Demgegenüber ist der Tiefschlaf
dafür verantwortlich, dass sich die Muskeln
entspannen und der Körper wieder Kraft
schöpft. Zudem wird Gelerntes im Gedächtnis
abgespeichert.
„Grundsätzlich sind bei Schlafstörungen alle
Phasen des Schlafes betroffen“, erklärt Prof.
Sommer. Es gibt also keine bestimmte Phase,
die grundsätzlich gestört ist. Einen ersten
Hinweis auf eine vorliegende Schlafstörung liefert
das Schnarchen. Prinzipiell kommt das
Schnarchgeräusch durch eine Instabilität der
oberen Atemwege zustande. Bei der obstruktiven
Schlafapnoe kommt neben dem Schnarchen
ein weiteres Problem dazu: Bei den Betroffenen
erschlaffen im Schlaf die Zungenmuskulatur
sowie das umliegende Gewebe im
Rachenraum und verengen oder verschließen
die oberen Atemwege, sodass Atempausen
entstehen. Durch die nächtlichen Atemaussetzer
fällt der Sauerstoffgehalt des Blutes ab – es
kommt zu häufigen Weckreaktionen des Körpers.
Der Betroffene mutet seinem Körper in
der Nacht Hochleistungssport zu und leidet so
am folgenden Tag an Konzentrationsproblemen
und Leistungsminderung.
Bettpartner leidet meist zuerst
Nicht immer bemerkt der Betroffene selbst,
dass er unter einer obstruktiven Schlafapnoe
leidet. Laut Prof. Sommer sind es oft die Partner,
die die nächtlichen Atemaussetzer bemerken.
So liegt der Partner nachts oft wach und
weckt den Betroffenen regelmäßig aus Angst,
dass dieser erstickt. „Ich kann Ihnen jedoch
diese Sorge nehmen: Es ist noch niemand
durch eine Schlafapnoe nachts erstickt“, beruhigt
Prof. Sommer. Nichtsdestotrotz sind die
Atemaussetzer auf Dauer nicht gesund. Die
Folgen reichen von morgendlichen Kopf-
28 das schlafmagazin 2/2020
Anzeige
schmerzen über Erschöpfung und Tagesmüdigkeit
bis hin zu Bluthochdruck, der sich medikamentös
nicht einstellen lässt. Auch der im
Straßenverkehr gefährliche Sekundenschlaf
kann eine mögliche Folge sein.
Die Diagnose einer obstruktiven Schlafapnoe
erfolgt durch ein stufenweises Vorgehen. Dieses
umfasst einen Fragebogen zum Schlaf und
zur Tagesbefindlichkeit sowie eine ambulante
Messung des Schlafes beim Betroffenen zu
Hause und die weitere Diagnostik im Schlaflabor.
Nach Diagnosestellung bieten sich verschiedene
Therapiemöglichkeiten an. Standardmäßig
kommt zunächst die sogenannte
CPAP-Maske (continous positive airway pressure)
zum Einsatz. Diese verhindert durch
einen kontinuierlichen Überdruck das Zusammenfallen
der Atemwege. Doch nicht jeder
Betroffene kommt mit der CPAP-Maske zurecht.
Inspire® Zungenschrittmacher –
eine gut funktionierende Therapieoption
Mit dem Inspire® Zungenschrittmacher gibt es
eine laut Prof. Sommer „extrem gut funktionierende
Therapieoption“ für Patienten, die mit der
CPAP-Maske nicht behandelt werden können.
Die hohe Patientenzufriedenheit spricht für
sich. „Über 94 % der Betroffenen, die einen
Zungenschrittmacher implantiert bekommen
haben, würden sich sofort wieder dafür entscheiden“,
erklärt Prof. Sommer. Seiner Meinung
nach ist die Inspire® Therapie längst in
der klinischen Routine angekommen. Weltweit
wurden bereits 8.000 Patienten mit dem Zungenschrittmacher
erfolgreich behandelt.
Der Zungenschrittmacher wird im Rahmen
eines minimalinvasiven Verfahrens eingesetzt,
danach muss der Patient lediglich drei bis vier
Tage in der Klinik bleiben, bevor er nach Hause
entlassen wird. Nach einer Einheilungszeit von
etwa vier Wochen wird das System aktiviert.
„Der Patient geht danach abends ins Bett,
schaltet den Zungenschrittmacher mit der
Fernbedienung ein und kann in Ruhe einschlafen.
Nach einer individuell eingestellten Einschlafverzögerung
sorgt die sanfte Stimulation
des Zungennervs dafür, dass die Zunge nicht
zu stark erschlafft und die Atemwege dadurch
offen bleiben“, erklärt Prof. Sommer. Die bei
der obstruktiven Schlafapnoe typischen Atemaussetzer
werden dadurch verhindert. Mit
dieser einfachen Bedienung wird der Inspire®
Zungenschrittmacher jede Nacht eingeschaltet,
so dass er gut wirken kann. Und eine letzte
gute Nachricht hat Prof. Sommer für die Betroffenen:
„Die Krankenkassen übernehmen die
Kosten vollständig.“
Prof. Dr. med. Ulrich
Sommer, Chefarzt der HNO-
Klinik am Helios Universitätsklinikum
Wuppertal
Welche Schlafphasen gibt es und warum schnarchen manche Menschen?
Was ist die obstruktive Schlafapnoe und wie kann sie behandelt werden?
Wann ist der Zungenschrittmacher eine Therapieoption?
Das und noch viel mehr erfahren Sie im vollständigen Interview mit Prof. Dr. med. Ulrich Sommer
im Rahmen der Sendung „Gesunde Stunde“ am Samstag, den 13.06.2020 um 17 Uhr
im Klassik Radio oder in der Mediathek unter
www.klassikradio.de/gesundheit/die-gesunde-stunde/inspire-therapie.
Hören Sie rein!
Informieren Sie sich über die Inspire® Therapie unter
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(unverbindlich und gebührenfrei) oder
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das schlafmagazin 2/2020
29
Gespräch mit Andreas Henke
Zungenschrittmacher als erfolgreiche Behandlungsalternative
bei obstruktiver Schlafapnoe
Der Zungenschrittmacher hat sich als Therapiealternative für Schlafapnoe-Patienten bewährt, die mit der CPAP-Atemtherapie
nicht klarkommen. Wir sprachen mit dem Europa-Chef des Herstellers Inspire, Andreas Henke.
Herr Henke, bitte stellen Sie das Unternehmen Inspire Medical
Systems kurz vor.
Andreas Henke: Inspire ist ein medizintechnisches Unternehmen,
das sich auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Lösungen
für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe konzentriert und
seinen Hauptsitz in Minneapolis (Minnesota), also in den USA
hat. Das Unternehmen wurde vor mehr als 10 Jahren von unserem
heutigen President & CEO, Tim Herbert, gegründet. Aktuell
sind wir hauptsächlich in den USA und einigen Ländern in Europa
vertreten.
Uns ist es wichtig, die Dinge, die wir tun, in vollem Umfang im
Sinne des Patienten zu tun. Dazu gehört vor allem eine behutsame
und gut überlegte Vorgehensweise in dem was wir tun. Wir
möchten unseren Kunden, den Ärzten, die bestmögliche Unterstützung
zukommen lassen, damit Patienten von der Inspire-Therapie
zu 100% profitieren können. Im Übrigen gilt bei Inspire der
Leitspruch „Quality First“. Dem sind wir verpflichtet.
Wie funktioniert die Inspire-Therapie mit dem Zungenschrittmacher?
Andreas Henke: Der Begriff Zungenschrittmacher hat sich über
die letzten Jahre vor allem im deutschsprachigen Raum durchgesetzt.
Ich denke, er passt aber ganz gut und beschreibt im Grunde
die Wirkungsweise der Inspire-Therapie. Die patentierte Inspire-
Therapie von Inspire Medical Systems ist die erste von der FDA
zugelassene Neurostimulationstechnologie, die eine sichere und
effektive Behandlung von mittlerer bis schwerer obstruktiver
Schlafapnoe bietet. Im Grunde ist es ganz einfach: Ein kleines Implantat
stimuliert während des Schlafens mittels elektrischer Energie
einen Nerv, der die Zunge während der Einatmung nach vorne
bewegt. Dadurch wird der obere Atemweg freigehalten. Der Patient
wird durch diese Stimulation nachts nicht gestört und wacht
erholt und ausgeschlafen morgens auf.
Aus welchem Grund wurde dieses innovative System
entwickelt?
Andreas Henke: Einige Patienten, die unter einer obstruktiven
Schlafapnoe leiden, tolerieren keine Überdruckbeatmung mit der
Maske. Für diese Patienten gibt es eine Alternative: die Inspire-
Therapie.
Andreas Henke,
Europa-Chef des
Unternehmens Inspire
Medical Systems
Wie viele Betroffene von obstruktiver Schlafapnoe gibt es
in Deutschland und für wen ist der Zungenschrittmacher
geeignet?
Andreas Henke: Mehr als wir alle glauben. Sie können davon
ausgehen, dass ca. 20 Millionen Bundesbürger unter obstruktiver
Schlafapnoe leiden. Mehr als 900 Millionen weltweit. Diese
Daten entstammen einer in einem hochrangigen Journal veröffentlichten
Studie aus dem Sommer letzten Jahres. Allerdings
möchte ich klarstellen, dass für die Inspire-Therapie nur ein geringer
Anteil dieser Patienten geeignet ist. Wir richten uns nach
klar definierten Kriterien, die für den Erfolg der Therapie wichtig
sind. So muss der sogenannte Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) in
einem Bereich zwischen 15 und 65 liegen, der Body-Mass-Index
(BMI) unter 35 und der Anteil von zentralen Apnoen muss unter
25% liegen.
Außerdem werden symptomatische, neurologische und schlafbezogene
Begleiterkrankungen ausgeschlossen. Durch diese Einund
Ausschlusskriterien schaffen wir es, ein hohes Maß des Therapieerfolges
zu gewährleisten, annähernd 80%. 1
Welchen Nutzen bieten Sie den Betroffenen mit dieser
Therapie in Bezug auf deren Alltag und Lebensqualität?
Andreas Henke: Das ist eine gute Frage. Wenn Sie mit einem Patienten,
der unter obstruktiver Schlafapnoe leidet, über seine Erkrankung
sprechen, wird Ihnen schnell klar, wie hoch der Leidensdruck
ist und welche Auswirkungen dies auf sein und das
Leben seiner Mitmenschen hat. Ich spreche hier von Isolation und
körperlichen Leiden. Stellen Sie sich vor, 36 Stunden keinen
Schlaf gefunden zu haben, dann haben Sie in etwa eine Vorstellung,
wie sich diese Patienten fühlen.
Die Inspire-Therapie funktioniert auf Knopfdruck. Sie schalten Sie
vor dem Schlafengehen ein und wieder aus, wenn Sie morgens
aufwachen. Das war’s. Inspire-Patienten sprechen von einem
Quantensprung in der Verbesserung ihrer Lebensqualität. Sie können
Schlaf wieder genießen. Es ist schön und macht uns stolz miterleben
zu dürfen, wie unser Beitrag das Leben dieser Patienten
im positiven Sinne verändern kann.
Welche Vorteile bietet die Therapie den Fachärzten (HNO,
Pneumologen etc.)?
Andreas Henke: Mit der Inspire-Therapie hat der behandelnde
Arzt nun ein erweitertes Behandlungs- und Therapiespektrum. Insbesondere
Pneumologen standen in der Vergangenheit vor dem
Problem, dass vielen Patienten nicht zu helfen war, wenn die
30 das schlafmagazin 2/2020
Maskenbeatmung nicht vertragen wurde. Diesen
Betroffenen kann nun eine Lösung angeboten
werden. Aktuell bieten mehr als 40 Kliniken in
Deutschland die Inspire-Therapie an. Diese Kliniken
sind auf der Inspire-Homepage zu finden.
Wir haben in allen dieser Kliniken eine Finanzierung
und somit Deckung der Kosten über die
Krankenkasse. In Ausnahmefällen kann es sein,
dass die Kostenerstattung überprüft werden
muss. Wir arbeiten eng mit den Kliniken zusammen,
um den weiteren Fortschritt der Inspire-
Therapie zu gewährleisten aber vor allem auch,
die Qualität hierzu zu sichern.
tun. Wir wollen nachhaltig und überzeugend mit
einem sehr hohen Anspruch hinsichtlich der
Qualität agieren. Dazu benötigen wir das Vertrauen
der Patienten und der Ärzte. Und genau
an diesen Punkten müssen wir alles tun, um das
zu gewährleisten. Ich würde mir wünschen, dass
wir mit diesen Maßstäben und einer weiterhin
so hohen Patientenzufriedenheit, die im Übrigen
bei 94% 2 aller Inspire-Patienten liegt, die Erwartungen
an uns erfüllen.
1) Heiser C, Knopf A, Bas M, Gahleitner
C, Hofauer B. Selective upper airway
stimulation for obstructive sleep
apnea: a single center clinical experience.
Eur Arch Otorhinolaryngol.
2017; 274(3): 1727-1734
2) Heiser C, Steffen A, Boon M et al.
Post-approval upper airway stimulation
predictors of treatment effectiveness
in the ADHERE registry. Eur
Respir J 2019; 53(1):1801405
Was sind Ihre Hauptaufgaben bei Inspire
Medical Systems als Senior Vice President
Europe?
Andreas Henke: Meine Aufgabe ist es, die notwendigen
Ressourcen für den weiteren Aufbau
sowie die erfolgreiche Implementierung der Inspire-Therapie
in Europa zu planen, bereitzustellen
und zu gewährleisten. Es ist wichtig, die gute
Arbeit, die bis jetzt geleistet wurde, als solide
Plattform für das zukünftige Wachstum zu nutzen.
Wir möchten die Inspire-Therapie in weiteren
Ländern etablieren und mehr Patienten zugänglich
machen. Täglich erreichen uns Anfragen
aus weiten Teilen Europas, die uns Mut machen,
in neue Märkte vorzustoßen. Das bedarf
einer sorgfältigen Vorgehensweise, die im Einklang
mit den örtlichen Gegebenheiten und Bedingungen
stehen muss.
Was motiviert Sie persönlich in Ihrer Funktion
als Leiter der Europäischen Organisation?
Andreas Henke: Ich habe ein großartiges junges
und dynamisches Team. Jeder übernimmt Verantwortung
und ist für den anderen da. Das
wünscht man sich als Leiter einer internationalen
Organisation. Darüber hinaus gibt es unglaublich
engagierte Ärzte in den Kliniken und Praxen,
die mit großem Engagement die Inspire-Therapie
in den letzten Jahren unterstützt haben. Ohne
dieses Engagement und die Leidenschaft, einer
neuen innovativen Therapie eine Chance zu
geben, wären wir nicht da, wo wir heute stehen.
Dafür sind wir äußerst dankbar.
Wie viele Implantate wurden bisher schon eingesetzt
und welche Rolle kann die Therapie
noch in Zukunft einnehmen – in Deutschland,
Europa und global gesehen?
Andreas Henke: Weltweit wurden bis heute um
die 8.000 Patienten mit einem Inspire-System
versorgt. Wir haben in den letzten Jahren in vielen
klinischen Studien gezeigt, wie erfolgreich
die Therapie am Patienten wirkt. Es gilt, die guten
Ergebnisse jeden Tag zu validieren und immer
ein Stückchen besser zu werden, in dem was wir
das schlafmagazin 2/2020
31
ZAHNÄRZTLICHE SCHLAFMEDIZIN
Bissveränderungen bei einer
Schienentherapie vorbeugen
Die Guten-
Morgen-Schiene
Foto: © proDente
Viele Patienten tragen Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) gegen Schnarchen oder Schlafapnoe. Die meisten kommen
damit gut zurecht. Aber neben der erwünschten Öffnung des oberen Atemwegs können bei dauerhafter Nutzung einer
UPS auch unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten. Beispielsweise können in der Anfangsphase der Nutzung
Muskelkater, muskuläre Beschwerden und in der Langzeitnutzung auch muskulär bedingte Bissveränderungen vorkommen.
Mit einer vor kurzem entwickelten zweiten Schiene – der „Guten-Morgen-Schiene“ – kann man das frühzeitig
feststellen und dem Problem mit speziellen Übungen entgegenwirken. Werner Waldmann sprach mit Dr. med. dent.
Alexander Meyer, der seinen Patienten grundsätzlich eine solche Schiene mit nach Hause gibt.
Wie kommt es zu Bissveränderungen bei der Schienentherapie?
Dr. Meyer: Durch die nächtliche Vorverlagerung des Unterkiefers
kann es passieren, dass die Zähne von Ober- und Unterkiefer am
nächsten Morgen nicht mehr richtig „aufeinanderpassen“: Wenn
der Patient morgens seine Schiene aus dem Mund nimmt, kann
es vorkommen, dass die beteiligte Muskulatur noch eine gewisse
Zeit braucht, bis sie sich aus der Anspannung löst. Für den Patienten
bedeutet dies, dass sein Unterkiefer noch nicht ganz die
Position erreicht hat, die er haben sollte, um wieder ordentlich
aufeinanderbeißen zu können. Bei manchen Patienten legt sich
dieses Problem sehr schnell wieder; es kann aber auch ein paar
Stunden, manchmal sogar den ganzen Tag dauern, bis der Patient
seine richtige Bissposition wiederfindet. Interessanterweise gibt
es aber auch Patienten, die scheinbar nicht spüren, dass nach dem
morgendlichen Herausnehmen der Schiene mit ihrem Biss etwas
nicht stimmt.
Warum ist es denn so wichtig, dass der Patient weiß, ob er
nach dem Herausnehmen seiner Schiene die Zähne wieder
richtig aufeinander kriegt?
Dr. Meyer: Wenn der Unterkiefer nur um ein paar Millimeter
nach vorne verlagert ist, treffen die Zähne nicht mehr so passgenau
aufeinander, wie sie eigentlich sollten. Dadurch kann es zu
Fehlbelastungen, ja sogar zu Schäden an den Zähnen kommen:
Zahnstrukturen (beispielsweise der Zahnschmelz eigener Zähne
oder auch ein Zahnersatz) können so mit der Zeit zerstört werden.
Was kann man dagegen tun?
Dr. Meyer: Die Guten-Morgen-Schiene ist wie eine Art Schlüssel,
mit dessen Hilfe man herausfinden kann, ob die Kiefer morgens
nach dem Ausgliedern der Schiene in der richtigen Position sind
oder nicht. Der amerikanische Zahnarzt Keith Thornton, der auch
die TAP-Schiene* entwickelte, vertreibt hierfür einen wunderbar
geeigneten thermoplastischen Kunststoff. Dieses unter dem
Namen AM-Aligner verkaufte Material ist bei Raumtemperatur
sehr hart, wird aber weich und formbar (jedoch nicht heiß), wenn
man es in kochendes Wasser legt.
Ich platziere das weiche Material über Eck- und Schneidezähne
des Patienten und fordere ihn auf, alle Backenzähne gleichmäßig
und fest aufeinanderzubeißen. Während der Patient im Backenzahnbereich
seinen gewohnten Biss eingenommen hat, wird das
weitgehend durchgebissene Material im Frontzahnbereich bei der
im Mund bestehenden Temperatur von ca. 37 °C schon wieder
fest. Es bleibt gerade einmal so viel Zeit, um einen frontalen Rand,
der beim Einsetzen hilft, zu formen.
Mit dem so gewonnenen Schlüssel seiner persönlichen Bisslage
kann der Patient jeden Morgen feststellen, ob seine Zähne aufeinanderpassen
oder nicht. So kann man Fehlbelastungen der
Zähne oder gar Schäden vorbeugen, damit nicht beim Hauszahnarzt
womöglich irgendetwas erneuert werden muss, was dann
wiederum bedingt, dass die Unterkieferprotrusionsschiene nicht
mehr richtig passt. Denn eine laborgefertigte Protrusionsschiene
wird in Präzisionsarbeit dem individuellen Ober- und Unterkiefer
des Patienten angepasst. Verändert der Hauszahnarzt irgendetwas
am Gebiss, dann ist die Passform der speziell für den Patienten
gefertigten Schiene nicht mehr gewährleistet.
Was kostet so eine Schiene?
32 das schlafmagazin 2/2020
Dr. Meyer: Mit einem hufeisenförmigen AM-Aligner
kann ich jedem Patienten zwei „Guten-
Morgen-Schienen“ anfertigen: Eine wird sofort
mitgegeben, die andere verbleibt für den Fall,
dass dieser wertvolle Schlüssel verlorengehen
sollte, als eiserne Reserve des „Ursprungsbisses“
bei mir in der Praxis.
Eine auf diese Art und Weise hergestellte
Guten-Morgen-Schiene kann ich in meiner Praxis
zum Preis von € 35,- pro Stück abgeben.
Somit ist sie ein kostengünstiges und sehr hilfreiches
Werkzeug, das jeder Patient nach Eingliederung
seiner Unterkieferprotrusionsschiene automatisch
von mir bekommt, denn ich kann sie
am Zahnarztstuhl innerhalb weniger Minuten
anfertigen – dazu brauche ich nur das Material
und heißes Wasser.
Es gibt nur eine Chance, den eigenen Biss zu
verschlüsseln, nämlich am Anfang einer jeden
Behandlung. Daher stelle ich grundsätzlich zwei
Exemplare der Guten-Morgen-Schiene her und
kläre meine Patienten sehr gut über ihr Therapiegerät
und alle mit der Therapie möglicherweise
einhergehenden Begleiterscheinungen auf.
Wie bereits gesagt: Die eine Guten-Morgen-
Schiene gebe ich dem Patienten mit, die andere
bleibt bei mir für den Fall, dass der Patient seine
Schiene mal verlegt oder verliert.
Wie wird die Schiene angewendet?
Dr. Meyer: Der Patient legt morgens etwa 10 Minuten
nach dem Herausnehmen seiner Unterkieferprotrusionsschiene
die Guten-Morgen-
Schiene in seinen Mund und beißt mit seinen
Frontzähnen in die vorgeformten Bereiche dieses
kleinen Schlüssels, um festzustellen, ob seine
Zähne in diese Form hineinpassen. Allerdings
sollte er damit etwa 10 bis 15 Minuten warten;
so lange braucht der Unterkiefer durchschnittlich,
um sich vom „Stress“ des nächtlichen Vorschubs
morgens wieder zu erholen.
Wie oft muss der Patient das tun?
Dr. Meyer: Zu Beginn seiner Schienentherapie
am besten jeden Morgen; aber auch später sollte
er die Guten-Morgen-Schiene idealerweise in regelmäßigen
Zeitabständen nutzen. Jeder Patient
überprüft damit einfach immer wieder fortlaufend
seine Bisslage. Denn auch im späteren Verlauf
einer Schienentherapie kann es immer noch
zu Bissveränderungen kommen. Passen die
Zähne nicht mehr richtig aufeinander, so gibt es
Gymnastikübungen für die Kiefer, die sein schlafmedizinisch
geschulter Zahnarzt ihm zeigen
kann und die er dann regelmäßig machen muss,
um einem dauerhaften Fehlbiss vorzubeugen.
Eine Protrusionsschienentherapie ist quasi muskuläres
Training, und man kann eine einfache
Analogie zu einem Dauerläufer herstellen: Jeder,
der regelmäßig eine gewisse Anzahl von Kilometern
herunterspult, tut gut daran, seine Muskulatur
fortlaufend zu dehnen. In der Schienentherapie
machen wir genau dasselbe.
Wie kommt man als Patient zu der Schiene?
Dr. Meyer: Viele Zahnärzte, die der Deutschen
Gesellschaft zahnärztliche Schlafmedizin
(DGZS) angehören, arbeiten inzwischen schon
damit – vor allem zertifizierte Kollegen, die sich
von den anderen Mitgliedern dadurch unterscheiden,
dass sie noch mehr Fortbildungen genossen
und sich durch Vorweisen erfolgreich behandelter
Patientenfälle bei der DGZS zertifizieren
lassen haben. Bei unserer aktuellen, unter
der Federführung der Universität Greifswald laufenden
Studie, in der erstmals verschiedene UPS
miteinander verglichen und auch in Bezug auf
mögliche Begleiterscheinungen bzw. Nebenwirkungen
untersucht werden, gehört die Anfertigung
einer Guten-Morgen-Schiene bereits zum
Standard.
* Eine zweiteilige Unterkieferprotrusionsschiene
Dr. med. dent. Alexander Meyer
ist 2. Vorsitzender der DGZS und
als Zahnarzt für zahnärztliche
Schlafmedizin in Solingen tätig.
Friedrich-Ebert-Str. 21
42719 Solingen-Wald
Tel.: 0212 311922
E-Mail: a.praxismeyer@gmx.de
www.dr-alexander-meyer.de
Auf der Webseite der DGZS
(www.dgzs.de) können Sie
unter der Rubrik
„Mitgliederpraxen“ nach Zahnärzten
für zahnärztliche Schlafmedizin
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das schlafmagazin 2/2020
33
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Schlaflosigkeit
in unruhigen
Zeiten
Foto: © T. Weidner
Mit pflanzlicher Hilfe den Schlaf effektiv fördern – in jedem Alter
Schlafstörungen sind keine Bagatelle. So hat der Weltverband
für Schlafmedizin mit dem diesjährigen Weltschlaftag am
20. März erneut darauf aufmerksam gemacht, dass Schlaflosigkeit
ein seit Jahren zunehmendes gesellschaftliches Problem
ist. Denn inzwischen leidet etwa jeder 10. Erwachsene in Industrieländern
an chronischer Schlaflosigkeit (Insomnie) 1 , von den
über 65-jährigen betrifft es sogar die Hälfte 2 .
Die derzeitige Belastungssituation aufgrund des Coronavirus
dürfte diese Problematik noch vergrößern. Denn die damit einhergehenden
Ängste und Sorgen in der Bevölkerung sind ein typischer
Auslöser von nervös bedingten Schlafstörungen. Aufgrund
der akuten und langfristigen Folgen von Schlaflosigkeit ist es
wichtig, diese frühzeitig zu behandeln. Hierfür kommen, neben
einer Verbesserung der Schlafhygiene und verhaltenstherapeutischen
Maßnahmen, Arzneimittel infrage. Bei deren Wahl sollte
jedoch einiges bedacht werden – insbesondere, wenn die Patienten
älter sind: „Ältere Patienten sollten unbedingt beachten, dass
synthetische Schlaf- und Beruhigungsmittel, auch wenn sie rezeptfrei
erhältlich sind, altersbedingt zu speziellen Problemen
führen können“, so Dr. Stefan Noé, Apotheker, Karlsruhe. Pflanzliche
Arzneimittel mit wissenschaftlich belegter Wirksamkeit (wie
z. B. die Baldrian-Hopfen-Kombination ALLUNA ® ) bieten aufgrund
ihrer guten Verträglichkeit bis ins hohe Alter eine Behandlungsmöglichkeit.
Für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist es für Menschen
jeden Alters unabdingbar, ausreichend und erholsam zu schlafen.
Doch dies ist gerade in unruhigen Zeiten schwierig. Für Ältere
und Vorerkrankte, die häufig eine ganze Reihe von Medikamenten
einnehmen müssen, ist die derzeitige, von der Corona-Pandemie
bestimmte Lage besonders belastend. Die speziellen Sorgen
und Nöte dieser als Risikogruppe eingestuften Menschen leisten
der Entstehung von inneren Unruhezuständen und nervös bedingten
Schlafstörungen weiteren Vorschub – ein Teufelskreis,
dem es entgegen zu wirken gilt. Denn nicht nur die akuten Folgen
der Schlaflosigkeit wie Erschöpfung, Konzentrationsschwäche
und Gedächtnisprobleme beeinträchtigen die Menschen, die von
einer Schlafstörung betroffen sind. Langfristig steigt auch das Risiko
für z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Depressionen
und schweres Übergewicht, wie Prof. Dr. Göran
Hajak, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Bamberg
betont. Schlafstörungen beeinträchtigen zudem das Immunsystem,
was insbesondere in Zeiten erhöhter Ansteckungsgefahr
ein Problem darstellt. Schlafhilfen, die schonend wirken, ohne
den Organismus zusätzlich zu belasten, können hier Abhilfe
schaffen.
Wirksame und verträgliche Schlafhilfen sind gefragt
Um auch in unruhigen Zeiten zurück zu einem erholsamen Schlaf
zu finden, ist es wichtig, dass ein Schlafmittel wirksam und zugleich
gut verträglich ist – insbesondere für ältere und vorerkrankte
Patienten, die häufig mehrere Medikamente einnehmen
müssen. So weisen z. B. Benzodiazepine Wechselwirkungen mit
vielen anderen Arzneimitteln auf. Wer mehrere Medikamente einnimmt,
bei dem steigern Benzodiazepine das Wechselwirkungs-
34 das schlafmagazin 2/2020
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risiko. Bei älteren Patienten können sie zudem das Sturzrisiko erhöhen.
Letzteres gilt auch für die bislang verschreibungsfreien Antihistaminika
Diphenhydramin und Doxylamin, die laut Bundesinstitut
für Arzneimittel und Medizinprodukte in Zukunft rezeptpflichtig
werden sollen 3 . „Auch bei der Wahl eines verschreibungsfreien
Schlafmittels sollten insbesondere ältere Patienten
fachlichen Rat einholen“, empfiehlt Noé daher.
Natürliche Unterstützung des Schlafprozesses bis ins
hohe Alter
Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass das
pflanzliche Einschlafmittel ALLUNA ® mit dem Baldrian/Hopfen-
Spezialextrakt (Ze 91019) den Schlaf auf ähnliche Weise fördert
wie die beiden körpereigenen Müdemacher Adenosin und Melatonin
4,5,6 . Den, in ALLUNA ® in besonders hoher Zahl vorhandenen,
Schlaflignanen kommt hierbei eine entscheidende Bedeutung
zu 7 . Außerdem ergänzen sich die Baldrian- und Hopfenbestandteile
des Spezialextraktes in ihrer schlaffördernden Wirkung
5,6 . Patienten können daher schneller einschlafen, so besser
durchschlafen und erholt aufwachen 8-11 – ganz ohne Tagesmüdigkeit
(„Hang-over“) 12 . Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
sind nicht bekannt. Das pflanzliche Arzneimittel ist für Jugendliche
ab 12 Jahren und Erwachsene mit nervös bedingten Einschlafstörungen
bis ins
hohe Alter geeignet –
insbesondere auch zur
Langzeitanwendung und
generell für Patienten,
die mehrere
Medikamente
einnehmen.
Referenzen
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insomnia: what we know and what we
still need to learn. Sleep Med Rev 6: 97–
111 (2002)
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3. https://www.bfarm.de/SharedDocs/
Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Gremien/Verschreibungspflicht/82Sitzung/anlage8.pdf?__blob=p
ublicationFile&v=2
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Sleep Regulation. Human Neurobiol 1:
195-204 (1982)/ Borbély A.A. et al. The
Two-Process Model of Sleep Regulation:
A Reappraisal. J Sleep Res 25: 131–143
(2016)
5. Schellenberg R. et al. The fixed combination
of valerian and hops (Ze
91019) acts via a central adenosine mechanism.
Planta Med 70: 1-5 (2004)
6. Butterweck V. et al. Hypothermic effects
of hops are antagonized with the
competitive melatonin receptor antagonist
luzindole in mice. J Pharm Pharmacol
59: 549-552 (2007)
7. Schumacher B. et al. Lignans isolated
from valerian: identification and characterization
of a new olivil derivative with
partial agonistic activity at A1 adenosine
receptors. J Nat Prod 65: 1479-1485
(2002)
8. Koetter U. et al. A Randomized, Double
Blind, Placebo-Controlled, Prospective
Clinical Studyto Demonstrate
Clinical Efficacy of a FixedValerian
Hops Extract Combination (Ze 91019) in
Patients Suffering from Non-Organic
Sleep Disorder. Phytother Res 21: 847-
851 (2007)
9. Notter D. et al. Efficacy and Safety of
a Valerian-Hops Combination-Preparation
in Different Sleep Disorders. Phytotherapy
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extract combination (Ze
91019) on sleep polygraphy in patients
with non-organic insomnia: a pilot
study. Eur J Med Res 5: 385-390 (2000)
11. Lataster M.J., Brattström A. The Treatment
of Patients with Sleep Disorders.
notabene medici 4: 182-185 (1996)
12. Kammerer E. et al. Influence of a
hops-valerian combination on performance
ability and traffic safety. Der Bay
Int 3: 32-36 (1996)
Service
Unter www.alluna-schlaf.de finden Sie neben Hintergrundinformationen über gesunden Schlaf, Schlafstörungen und die
natürliche Schlafhilfe ALLUNA ® folgende Services:
• Der interaktive Selbsttest „Wie gut ist mein Schlaf?“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Schlafmediziner
Dr. med. Alexander Blau, Schlafakademie Berlin, entwickelt.
• Zum Download oder Anforderungsmöglichkeit von kostenlosen Druckexemplaren
- Ein Schlaftagebuch, mit dessen Hilfe sich die eigenen Schlafgewohnheiten besser nachvollziehen lassen
- Die Broschüre „Pflanzliche Hilfe für einen erholsamen Schlaf“
- Die Broschüren „Die pflanzliche Hausapotheke“ und „Die pflanzliche Reiseapotheke“
• Haben Sie Fragen und/oder Anregungen? Was sind Ihre persönlichen Tipps gegen Einschlafprobleme am Abend?
Schicken Sie einfach eine E-Mail an info@pflanzliche-einschlafhilfe.de
ALLUNA ®
Anwendungsgebiete: Unruhezustände
und nervös bedingte Einschlafstörungen.
Zusammensetzung: 1 Filmtablette
enthält: 187 mg Trockenextrakt aus
Baldrianwurzel (5 - 8:1); Auszugsmittel:
Methanol 45% (m/m), 41,88 mg
Trockenextrakt aus Hopfenzapfen (7 -
10:1); Auszugsmittel: Methanol 45%
(m/m). Sonstige Bestandteile: Mikrokristalline
Cellulose; Hypromellose;
Indigocarmin, Aluminiumsalz (E 132);
Macrogol 400; Macrogol 6000; Macrogol
20000; Magnesiumstearat (Ph.Eur.);
Maltodextrin; Propylenglycol; Hydriertes
Rizinusöl; Hochdisperses Siliciumdioxid;
Sojabohnenmehl, entfettet, mit
Alkali extrahiert; Titandioxid (E 171);
Vanille-Aroma. Enthält Sojabohnenmehl.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit
gegen die Wirkstoffe, Soja, Erdnuss
oder einen der sonstigen Bestandteile.
Nebenwirkungen: Magen-Darm-
Beschwerden (z.B. Übelkeit, Bauchkrämpfe)
können nach der Einnahme
von Baldrianwurzel-Zubereitungen
auftreten. Sojabohnenmehl kann
sehr selten allergische Reaktionen
hervorrufen. Pharmazeutischer
Unternehmer: Repha GmbH Biologische
Arzneimittel, Alt-Godshorn 87,
30855 Langenhagen.
ALLUNA ®
Anwendungsgebiete: Unruhezustände
und nervös bedingte Einschlafstörungen.
Enthält Sojabohnenmehl.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen
Sie die Packungsbeilage und fragen Sie
Ihren Arzt oder Apotheker.
das schlafmagazin 2/2020
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DAS BETT
Die Lattoflex-Schlafstudie 2019
So schlecht schläft es sich in
Deutschland, Österreich und der Schweiz
Karte D-A-CH
Deutschland – Austria – Schweiz
Grundlage der Lattoflex-Schlafstudie 2019 war die Erhebung
aktueller Daten über die Schlafzufriedenheit und
die Häufigkeit morgendlicher Rückenschmerzen nach
dem Aufstehen in Deutschland, Österreich und der
Schweiz.
Die dafür erforderliche Datenerhebung erfolgte anhand
eines einheitlichen Fragebogens, der im Sommer 2019
an 220 Standorten in der DACH-Region veröffentlicht
wurde. Auch Leser des Schlafmagazins haben an der Befragung
teilgenommen. In der Zeit vom 1. Juli bis zum
31. August 2019 haben 7.386 Personen alle für die Studie
benötigten Fragen beantwortet und zur anonymisierten
Auswertung freigegeben.
Hier die wichtigsten Zahlen zu Schlafzufriedenheit und
Rückenschmerzen:
54% sind
mit ihrer Schlafqualität selten oder nie zufrieden.
Dagegen sind nur 14%mit ihrer Schlafqualität oft oder immer zufrieden.
61%haben oft bis immer Rückenschmerzen am Morgen nach dem Aufstehen.
34%haben oft bis immer Rückenschmerzen am Abend vor dem Zubettgehen
Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen Rückenschmerzen am Abend (34%) und Rückenschmerzen am Morgen nach dem
Aufstehen (61%). Ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Bett bzw. die Matratze einen maßgeblichen Einfluss auf Rückenschmerzen
und die Schlafqualität hat.
36 das schlafmagazin 2/2020
Von den Studienteilnehmern haben Rückenschmerzen am Morgen nach dem Aufstehen
71% die auf Boxspring-Betten schlafen
66% die auf Rollrost-Unterlagen schlafen
und 55% die auf Holzlattenrosten schlafen
Nie oder selten zufrieden sind die Studienteilnehmer mit der Schlafqualität
auf Rollrosten (65%) und Boxspring-Betten (64%).
Holzlattenroste (47%) zeigen deutlich bessere Ergebnisse.
Wie beurteilen Verbraucher online gekaufte Matratzen?
Aufgrund des mit 29% hohen Anteils von Käufern, die ihre Matratze im Internet gekauft haben, wurden die Erfahrungen bezüglich
Schlafqualität und Rückenschmerzen mit den Offline-Käufern verglichen.
29% der Studienteilnehmer haben die Matratze online gekauft, 71% stationär.
Schlafzufriedenheit und Rückenschmerzen der Online-Käufer
66% sind mit ihrer Schlafqualität selten oder nie zufrieden
71% haben oft bis immer Rückenschmerzen am Morgen nach dem Aufstehen
Anmerkungen
Tendenziell haben die im Internet angebotenen Matratzen in der Wahrnehmung der Verbraucher einen niedrigeren Preis als die Fachhandels-Angebote.
Außerdem ist der Internet-Kauf sehr bequem und schnell zu erledigen. Darüber hinaus begegnen die meisten Online-Händler
dem Risiko eines Fehlkaufs mit langen Geld-zurück-Garantien.
Im Wettbewerb um die größere Kundenzufriedenheit geht der stationäre Fachhandel allerdings nach wie vor als eindeutiger Sieger
vom Platz. Speziell bei den hier betrachteten Bettausstattungen und Matratzen. Der unmittelbare Vergleich mehrerer Matratzen im
Geschäft – in Kombination mit den nötigen Hintergrundinformationen, zugeschnitten auf die individuellen Verbraucherbedürfnisse –
senkt die Fehlkauf-Quote offenbar erfolgreich nach unten. Hinzu kommen weitere Vorteile wie persönliche Ansprechpartner, hohe
Zuverlässigkeit und schnelle Abhilfe bei Problemen direkt vor Ort.
Red.
Nähere Infos zur Studie und ihren Ergebnissen unter: www.lattoflex.com/schlafstudie-2019
das schlafmagazin 2/2020
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Wozu eigentlich
ein Seniorenbett?
Jürgen Körner
Foto: © Designed by Freepik
Bei dem Gedanken an ein Seniorenbett
verbinden viele Menschen damit Bilder
und Eindrücke wie Krankheit oder Pflegefall.
Das ist aber nur die eine Seite der Betrachtungsmöglichkeit.
Seniorenbetten werden heute
eher als Komfortbetten für Menschen in jedem
Alter bezeichnet.
Die vielfältigen Möglichkeiten kommen sowohl
in schlechten wie in guten Zeiten zum Einsatz.
Der Nutzwert dieser Betten und Schlafsysteme
ermöglicht nicht nur rückengerechtes Liegen
und damit auch die Grundlage für einen
erholsamen Schlaf – sondern vor allem auch
mehr Lebensqualität!
Höhenverstellbare Betten mit Liftfunktion
Gerade für ältere oder große Menschen ist das
Aufstehen aus einem niedrigen Bett mühevoll
oder mit Schmerzen verbunden. Höhenverstellbare
Möbel am Arbeitsplatz oder Autositze sind
selbstverständlich – warum also auch nicht im
Schlafzimmer diesen Komfort nutzen?
Auf dem Bettenmarkt gibt es eine Vielzahl an
designorientierten Polster- und Massivholzbetten,
die mit integrierten Motorrahmen auch zum
Sitzen, Lesen, Entspannen und für orthopädische
Liegeeinstellungen während der Schlafenszeit
genutzt werden können. Komfortbetten auf
Rollen ermöglichen ein leichtes Verschieben
der Betten zum Reinigen oder im Pflegefall.
Zwei Einzelbetten können als Doppelbett zusammengestellt
werden und es gibt keine sogenannte
„Besucherritze“. Eine integrierte Liftfunktion
ermöglicht müheloses Ein- und Aussteigen
38 das schlafmagazin 2/2020
oder im Pflegefall die besseren Betreuungsmöglichkeiten.
Gerade auch für Menschen mit Herz-Kreislauf-
oder orthopädischen Beschwerden, bei Reflux
oder Erkrankungen der Atemwege ermöglichen
solche Komfortbetten mit motorisch stufenlos
verstellbaren Verstellmöglichkeiten im
Nacken-, Rücken-, Ober- und Unterschenkelbereich
höchsten Liege- und Schlafkomfort am Tage
wie in der Nacht.
All diese Funktionen haben das Ziel, Selbstständigkeit
bis ins hohe Alter oder bei entsprechenden
Beschwerden mit einem Optimum an
Schlaf- und Aufstehkomfort zu erhalten und
gleichzeitig eine harmonische Schlafplatzgestaltung
zu bieten. So kann der pflegebedürftige Patient
ebenso wie der komfortsuchende Schläfer
ohne optische Beeinträchtigungen seinen Schlafraum
mit allen Funktionseinstellungen genießen.
Matratzen und Schlafsysteme
mit MiS Micro-Stimulation
Spezielle Matratzen ermöglichen eine Schmerztherapie
auch in der Nacht. Das Liegen und Aufstehen
werden einfacher und damit auch
schmerzfreier. Menschen mit Arthrose, Osteoporose
oder Krebs leiden häufig unter starken Liegeschmerzen
und in der Folge damit verbundenen
Schlafstörungen. Das Immunsystem wird geschwächt
und die Tagesform deutlicher schlechter.
Diese Matratzen bieten ein extra weiches Liegegefühl
und in Verbindung mit speziellen Flügelunterfederungen
ermöglichen sie weniger Liegeschmerzen,
eine Entlastung schmerzhafter
Körperstellen und Schmerzzonen.
Diese Unterfederungen sind mit speziellen
Flügeln (Thevo-Flügeln) ausgestattet. Der dabei
entstehende Wipp-Effekt ist vergleichbar mit der
Wirkung sanfter Berührungen (basale Therapie).
Die dabei entstehende sogenannte MiS Micro-
Stimulation sorgt für eine bessere Körperwahrnehmung.
Das ist eine sehr gute Voraussetzung,
um Gehirnaktivität, Blutzirkulation und Beweglichkeit
zu erhalten und den Gleichgewichtssinn
zu unterstützen.
Gerade wenn wir älter werden, sollten wir darauf
achten, unsere Muskulatur, den Kreislauf
und Geist zu trainieren, denn ab dem 50. Lebensjahr
lassen Balance, Muskelkraft, Ausdauer
und Beweglichkeit nach.
Der Wipp-Effekt trainiert sozusagen Gehirn
und Körper gleichzeitig im Schlaf und das auf
schonende und natürliche Weise ohne Nebenwirkungen.
Feinste Bewegungen und Schwingungen,
ausgelöst durch Herzschlag, Atmung
und Lageänderungen des Schlafenden, werden
von den Thevo-Flügeln dieser Betten aufgenommen
und in sanft stimulierender Weise – MiS
Micro-Stimulation genannt – an den Körper zurückgegeben.
Bei Ein- und Durchschlafstörungen, unruhigem,
nicht erholsamen Schlaf, Rückenschmerzen,
morgendlichem Schwindel, Beschwerden
beim Hinsetzen und Aufstehen, Durchblutungsstörungen,
leichten Bewegungseinschränkungen,
Gleichgewichtsstörungen, Druckempfindlichkeit
oder leichter Vergesslichkeit sind Thevo-Betten
empfehlenswert und haben sich seit vielen Jahren
auch im therapeutischen Bereich bewährt.
Die Reduktion von Schmerzmitteln und deren
Nebenwirkungen ist ein weiterer Aspekt. Die
Menschen sind ausgeschlafener und erleben
eine bessere Tagesform. Wer besser schläft, hat
mehr vom Leben.
Jürgen Körner
Betten- und Schlafexperte
Sein halbes Leben lang befasst
sich Jürgen Körner schon mit
dem Thema Schlaf. Als Bettenund
Schlafexperte hat er in dieser
Zeit mehr als 15000 Menschen
zu einer besseren Liegeund
Schlafqualität verholfen.
Der Begründer der Sindelfinger
Schlafschule gilt als Experte, was
die Nacht aus Menschen macht.
Mit Fachbeiträgen im Schlafmagazin,
Hörfunk, bei Fachvorträgen
in Betrieben, Organisationen,
auf Gesundheitskongressen
und in seinem Buch „Kraftquelle
Schlaf“ (www.kraftquelleschlaf.de)
informiert er ausführlich
zum Thema Rücken- und
Schlafgesundheit.
das schlafmagazin 2/2020
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DIES & DAS
Tödliche familiäre Insomnie
Eine Familie kann nicht mehr schlafen
Albrecht Vorster
Schlaflos in Venedig
Venedig im Jahr 1764. Ein angesehener Arzt, Anfang
50, bemerkt, dass mit ihm etwas nicht in
Ordnung ist. Seit Tagen kann er sich nicht mehr
richtig konzentrieren, seine Augenlieder sind
schwer. Nachts wälzt er sich verschwitzt im Bett
hin und her. Tagsüber versucht er den entgangenen
Schlaf durch Nickerchen aufzuholen, doch
es gelingt ihm nicht. Er besitzt alles, was man
sich nur erträumen könnte: einen dreistöckigen
Palazzo im Zentrum der Lagunenstadt, ein Landhaus
in Veneto, Angestellte, feinste Kleidung.
Nur das eine, das er weder mit Geld kaufen noch
mit Medizin erzwingen kann, fehlt ihm: Schlaf.
Seine Augen werden klein, seine Pupillen starr,
sein Nacken steif, Blutdruck und Puls sind erhöht.
Nach einigen durchwachten Nächten leidet
er unter Schüttelfrost, Schweißperlen stehen
auf seiner Stirn – ein Hinweis auf eine gestörte
Körpertemperaturregulation. Seine Beine versagen
ihren Dienst. Sätze kommen nur noch verwaschen
aus seinem Mund. Seine Wirklichkeit
vermischt sich mit Traumfetzen, er halluziniert.
Tagsüber durchläuft er ein Wechselbad der Gefühle:
In der einen Minute überglücklich und
gleich darauf von Heulkrämpfen durchschüttelt.
Wenn er des Nachts für ein paar Minuten wegdämmert,
lebt er seine Träume aus und schlägt
um sich. Immer öfter liegt er auf seinem Kanapee,
ohne in den Schlaf zu finden. Ein Jahr nach
dem Beginn seiner Schlaflosigkeit verstirbt er. Ein
Priester verfasst in einem Kirchenbuch einen ungewöhnlich
langen Eintrag über den Verstorbenen.
Er hatte einen solchen Fall noch nie zu Gesicht
bekommen. Zwei Monate vor dem Versterben
des Arztes, so notiert er, sei dieser wie paralysiert
gewesen, bettlägerig, mit flatternden
Augenliedern, in geistiger Umnachtung, bis er
schließlich vom endgültigen Schlaf erlöst wurde.
* * *
Die Tragödie endet nicht an dieser Stelle, sie
beginnt erst. Hätte es sich nicht um einen betuchten
Arzt gehandelt, wir wüssten nichts von
diesem Fall – und auch nicht von seinen Kindern.
So ist das ganze Drama der Familie dokumentiert.
Denn auch die Kinder dieses Arztes litten
unter Schlaflosigkeit. Seinen ersten Sohn
ereilte der schlaflose Fluch mit Mitte 50, sein
Bruder starb an Krebs, bevor ihn das gleiche
„Seit zehen Tagen und
Nächten schlafe ich
nicht mehr!“ und mit
den Worten „Wer
schläft, liebt nicht!“
brach [er] ohnmächtig
zusammen.“
(Robert Schneider,
Schlafes Bruder)
Schicksal ereilen konnte. Noch heute leben über
35 Nachkommen dieses venezianischen Arztes,
von denen jeder zweite damit rechnen muss, an
Schlaflosigkeit zu sterben. Fatal Familial Insomnia
nennt sich diese Krankheit – tödliche familiäre
Schlaflosigkeit. Eine Erbkrankheit, die auf
eine einzige Mutation auf dem 20. Chromosom
im Erbgut des Arztes zurückgeht. Es ist die einzige
bekannte Krankheit, die zum Verlust des
Schlafvermögens und damit innerhalb von ein
paar Monaten bis knapp über einem Jahr zum
Tod führt. Zum Glück trifft sie nur einen von 30
Millionen Menschen und das selten aus heiterem
Himmel. Was passiert mit diesen Menschen, was
liegt ihrer Schlaflosigkeit zugrunde?
Die Folgen von Schlaflosigkeit
Was Schlaflosigkeit mit uns anzustellen vermag,
ist allzu gut dokumentiert. Der amerikanische
Schlafforscher Allan Rechtschaffen ging dieser
Frage in einer Serie ebenso wegweisender wie
erschreckender Experimente an Ratten Ende der
1980er Jahre auf den Grund. 1 Nach zwei Wochen
ohne Schlaf starben die ersten Ratten, nach
33 schlaflosen Tagen hatte es die letzte Ratte dahingerafft.
Auch die Ratten schwitzten, ihre Körpertemperatur
und ihr Energieverbrauch waren
drastisch erhöht, ihr Immunsystem lag darnieder,
ihre Haut wurde dünn und leicht verletzlich.
Obwohl sie versuchten, mehr zu essen, magerten
sie unaufhaltsam ab. Trotz ausreichenden Essens
und Trinkens kollabierten die Tiere. Kreislaufversagen.
Genaue Ursache: unbekannt. Die
brutalen Experimente wurden seit damals nicht
mehr wiederholt – kaum eine Ethik-Kommission
würde ihnen heute noch zustimmen.
Bei Menschen sind nur Einzelfälle von fanatischen
PC- und TV-Konsumenten bekannt, die
über ihren Videospielen das Essen, Trinken und
Schlafen vergaßen und am Ende tot umfielen. 2
Winzig kleine Löcher im Thalamus
Während meiner Recherche zu diesem Thema
befinde ich mich für einen Forschungsaufenthalt
in Cleveland. Ich staune nicht schlecht, als ich
herausfinde, dass einer der Entdecker der Krankheit
nur einen Steinwurf von meinem Laborzimmer
entfernt im Cleveland Hospital residiert. Für
ein Treffen muss ich lediglich die Straße überqueren
und mit dem Aufzug in den fünften Stock
fahren. Schon sitze ich in einem von Akten über-
40 das schlafmagazin 2/2020
ladenen Büro einem alten Italiener gegenüber:
Professor Pierluigi Gambetti. In einer Ecke steht
ein Mikroskop, daneben stapeln sich Mappen
mit mikroskopischen Schnitten. „Genau an diesem
Tisch erreichte mich 1984 ein Anruf“, berichtete
Professor Gambetti mir. „Mein Freund
und Mentor Professor Lugaresi aus Bologna war
in der Leitung. Er erzählte mir von einem seiner
Patienten. 53 Jahre alt. Schnell fortschreitende,
unbeschriebene Krankheit. Auch Schwester und
mehrere Verwandte des Patienten waren in der
Vergangenheit an ähnlichen Krankheiten verstorben.
Lugaresi war ganz außer sich! Kaum Schlaf,
überhaupt kein Tiefschlaf, keine REM-Phase.
Wenn, dann überhaupt nur Schlafen in Schnipseln.
Alle bekannten Schlafmittel, Barbiturate
und Benzodiazepine, hätten sie getestet und für
nutzlos befunden. Keines vermochte im EEG
einen Schlafzustand auszulösen. Der Patient
selbst hätte ihn gebeten, sein Gehirn nach seinem
Tod von Medizinern untersuchen zu lassen,
um das Mysterium aufzuklären.“ Professor Lugaresi
bat seinen ehemaligen Schüler Gambetti,
einen Experten für Neuropathologie, sich des
Falls anzunehmen und Schnitte des Gehirns zu
untersuchen. Der Patient starb einige Wochen
nach dem Telefonat, neun Monate nach Beginn
seiner Krankheit, am 15.8.1984 während des
größten italienischen Nationalfeiertages Ferragosto.
Trotz landesweiter Feiern wurde eiligst
eine Autopsie organisiert, das Gehirn in Formalin
eingelegt und von einem Studenten im Handgepäck
in die USA geflogen. Dort untersuchte der
Wissenschaftler das Gehirn Scheibchen für
Scheibchen unterm Mikroskop. Nach einigen
Monaten fiel Gambetti auf, dass der Thalamus,
eine zentrale Schaltstelle im Zwischenhirn, von
feinsten Löchern durchzogen war, als hätten sich
kleine Würmer durchgefressen. 3 Kein Wunder,
dass der Patient nicht mehr schlafen konnte,
spielt der Thalamus für die Generierung schlafbringender
langsamer Hirnwellen doch eine entscheidende
Rolle. Die Steuerungszentren für die
Körpertemperatur sitzen gleich neben den thalamischen
Kernen – daher das Schwitzen. Es entbehrt
nicht einer gewissen Ironie, dass das griechische
Wort Thalamos so viel wie Schlafgemach
oder Kammer bedeutet. Die Krankheit hatte
genau ins Zentrum seines Schlafs getroffen.
Neben den feinen Löchern fanden sich Ablagerungen
von Proteinresten, wie es Gambetti von
Gehirnen von Alzheimerpatienten her bekannt
war.
Nach Veröffentlichung dieses Falls stand das
Telefon des Professors nicht mehr still. Nicht,
dass sich Fachkollegen bei ihm über die Details
informieren wollten. Nein, die Presse hatte das
Drama über die vom Schlaf verfluchte italienische
Familie in Szene gesetzt. Nun erkundigten
sich Hunderte von Menschen mit Schlafproblemen
bei ihm, ob sie nicht auch diese tödliche,
schlafraubende Krankheit hätten. Gambetti
konnte ihnen zu jenem Zeitpunkt nur anbieten,
einmal in ihrem Gehirn nachzusehen, sie würden
die Untersuchung jedoch sicher nicht überleben.
Man wusste nun, welche Gehirnregion
von der Krankheit betroffen war, jedoch noch
nicht warum und hatte auch keine Ahnung, wie
man Patienten davor schützen könnte.
Prionen: wenn Proteine sich falsch falten
Schon in ihrem ersten Bericht im Jahr 1986 verglichen
die Forscher um Gambetti die Gehirnveränderungen
des schlaflosen Patienten mit
denen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit – einer
neurodegenerativen Erkrankung, die sich durch
schnell voranschreitende Demenz aufgrund
eines sich auflösenden Gehirns bemerkbar
macht und ebenfalls ein durchlöchertes Gehirn
hinterlässt. Die Beschreibung der Creutzfeldt-
Jakob-Krankheit als spongiforme Enzephalitis,
also als schwammförmige Entzündung des Endhirns
(Encephalon), verdeutlicht dies. Den Medizinern
war nicht bewusst, wie nah sie bereits
an des Rätsels Lösung waren. Die Creutzfeldt-
Jakob-Krankheit wird durch Prion-Proteine ausgelöst.
Gambetti bat den Entdecker dieser Proteine,
Stanley Prusiner, um einen von ihm entwickelten
Antikörper-Test. Mit diesem gelang
1992 der Nachweis, dass es sich bei den im Gehirn
der schlaflosen Patienten gefundenen Proteinablagerungen
ebenfalls um Prion-Proteine
handelte. 4
Proteine (Eiweiße) sind Ketten aus Aminosäuren.
Nicht mehr und nicht weniger. Jegliches
Werkzeug, das unsere Körperzellen brauchen,
um Stoffe zu produzieren, zu transportieren oder
Energie zu erzeugen, ist aus Proteinen aufgebaut:
Enzyme, Rezeptoren, selbst unsere Haare bestehen
hauptsächlich aus Eiweiß. Man nimmt an,
dass es in unserem Körper über 100.000 unterschiedliche
Proteine gibt, die verschiedenste Aufgaben
erfüllen. Für ihre Herstellung stehen dem
Körper 21 verschiedene Aminosäuren zur Verfügung.
Man stelle sie sich wie 21 unterschiedliche
Legosteine vor. Das Prion-Protein, das Gambetti
als Auslöser der Krankheit erkannt hatte, besteht
aus einer Kette von lediglich 253 hintereinandergehängten
Aminosäuren. Einige Aminosäuren
ziehen einander an, andere stoßen sich ab. Einige
sind wasser-, andere fettlöslich. Durch diese
Kräfte legen sich die Aminosäureketten zu bestimmten
Formen zusammen, genau wie man
aus einem Blatt Papier unterschiedliche Origamifigürchen
falten kann. Ist die Strukturbildung
eines Proteins gestört, geht seine Funktion verloren.
Und das ist der Knackpunkt bei den Prion-
Krankheiten: Einmal falsch gefaltet, erlangen
Albrecht Vorster hat Biologie und
Philosophie studiert und promoviert
derzeit am Institut für medizinische
Psychologie der Universität
Tübingen über Gedächtnisbildung
im Schlaf der Meeresschnecke
Aplysia. Er ist Autor
des Buches „Warum wir schlafen“
(Heyne, 2019).
Literaturnachweis:
1) Rechtschaffen, A., Bergmann, B.
M., Everson, C. A., Kushida, C. A.,
& Gilliland, M. A. (1989). Sleep deprivation
in the rat: X. Integration and
discussion of the findings. Sleep,
12(1), 68-87.
2) Washington Times vom 16.6.2014:
„Chinese soccer fan dies from lack of
sleep watching World Cup”
3) Lugaresi, E., Medori, R., Montagna,
P., Baruzzi, A., Cortelli, P., Lugaresi,
A., . . . Gambetti, P. (1986).
Fatal familial insomnia and dysautonomia
with selective degeneration of
thalamic nuclei. New England Journal
of Medicine, 315(16), 997-1003.
doi:10.1056/NEJM19861016315160
5
4) Goldfarb, L. G., Petersen, R. B., Tabaton,
M., Brown, P., LeBlanc, A. C.,
Montagna, P., . . . et al. (1992). Fatal
familial insomnia and familial
Creutzfeldt-Jakob disease: disease
phenotype determined by a DNA
polymorphism. Science, 258(5083),
806-808.
5) Forloni, G., Iussich, S., Awan, T.,
Colombo, L., Angeretti, N., Girola,
L., . . . Tagliavini, F. (2002). Tetracyclines
affect prion infectivity. Proceedings
of the National Academy of
Sciences of the United States of
America, 99(16), 10849-10854.
doi:10.1073/pnas.162195499
6) Redaelli, V., Bistaffa, E., Zanusso,
G., Salzano, G., Sacchetto, L., Rossi,
M., . . . Moda, F. (2017). Detection of
prion seeding activity in the olfactory
mucosa of patients with Fatal Familial
Insomnia. Scientific Reports, 7,
46269. doi:10.1038/srep46269
7) Tobler, I., Gaus, S. E., Deboer, T.,
Achermann, P., Fischer, M., Rulicke,
T., . . . Manson, J. C. (1996). Altered
circadian activity rhythms and sleep
in mice devoid of prion protein.
Nature, 380(6575), 639-642.
doi:10.1038/380639a0
Foto: © Kay Blaschke
das schlafmagazin 2/2020
41
Zeichnung: © Nadine Roßa
Prion-Proteine die Möglichkeit, an ihre richtig gefalteten Kollegen
zu binden und auch deren Faltung so zu verändern, dass sie unbrauchbar
werden. Auch diese binden nun wiederum an die restlichen
gesunden Prion-Proteine und krempeln ihre Faltung um. So
entsteht eine Kettenreaktion, die zu einer Ansammlung falsch gefalteter
Prion-Proteine führt. Falsch gefaltete Proteine sind für unsere
Zellen unbrauchbar. So bilden sich in den Zellen Müllberge
unbrauchbarer Prion-Proteine, die die normalen Zellabläufe stören.
Wie auch das Leben italienischer Städte gestört ist, wenn über
die Sommermonate mal wieder Horden von Kreuzfahrttouristen
dort einfallen. Irgendwann sterben die betroffenen Nervenzellen
ab und hinterlassen die kleinen Löcher im Hirngewebe, die Gambetti
gefunden hatte – nebst Ablagerungen aus Prion-Protein.
Was hat tödlicher Schlafverlust mit Rinderwahn zu tun?
Erinnern Sie sich noch an die BSE-Krise in Europa Mitte der 90er
Jahre? Über 800.000 Rinder erkrankten, mindestens 200 Menschen
steckten sich durch verseuchtes Fleisch an und starben. Vor
allem, nachdem sie T-Bone-Steak oder – seltener – Hirnsuppe gelöffelt
hatten. Auch hierbei handelt es sich um eine Prionen-
Krankheit. Schafe und Rinder besitzen wie wir das Prion-Gen –
den Bauplan für das Prion-Protein –, nur in leicht abgewandelter
Form. Aufgrund von Überzüchtung hatte sich im England des 18.
Jahrhunderts zunächst eine Epidemie der Schaf-Prionenkrankheit
Scrapie (auch bekannt als Traberkrankheit) ausgebreitet. Schaf-
Prionen sind aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht in der
Lage, Menschen zu infizieren, jedoch Rinder. An Rinder verfüttertes
Tiermehl aus Scrapie-erkrankten Schafen löste vermutlich
1985 die Rinderwahn-Epidemie aus. Der Ausbruch der Seuche
erscheint wie die Strafe einer höheren Macht dafür, pflanzenfressenden
Tieren aus Profitgier Tiermehl ins Futter zu mischen. Das
Rinder-Prion ist in der Lage, Menschen zu infizieren. Insbesondere
nach dem Verzehr von Knochenmark entwickelten Menschen
eine Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Knochenmark
– wie in T-Bone-Steaks – besteht aus Nervenzellen und die können
das ansteckende Prion-Protein enthalten. Einmal ins Gehirn
gelangt, steckt es das menschliche Prion-Protein an und provoziert
es zur falschen Faltung. Innerhalb weniger Jahre richtet diese
Erkrankung Menschen im Rahmen einer Zeitraffer-Demenz zugrunde.
Muss man sich also Sorgen machen, wenn man weiterhin
T-Bone-Steaks ist? Nein, mittlerweile wird Rindfleisch mit einem
Schnelltest auf Prionen untersucht. Auf der ganz sicheren Seite für
Gesundheit und Umwelt sind Sie, wenn Sie auf Rindfleisch aus
reiner Weidehaltung zurückgreifen. Wo kein Tiermehl verfüttert
wird, besteht im Prinzip auch keine Ansteckungsgefahr.
Zurück nach Italien: der Unterschied zwischen Creutzfeld-Jakob-Krankheit
und tödlicher familiärer Insomnie
Zurück zu unserer italienischen Familie: 1992 entdeckt Gambetti,
dass in dieser Familie eine einzigartige genetische Mutation im
Prion-Gen vorliegt, die für die merkwürdige Faltung des Proteins
verantwortlich ist. Die Aminosäure an der 178. Stelle in der Kette
ist bei betroffenen Familienmitgliedern aufgrund einer sogenannten
„missense“-Mutation verändert. Nur wenn diese Mutation mit
einer ansonsten unbedeutenden Variante an der 129. Stelle der
Aminosäurekette zusammenfällt, erkrankt ein Familienmitglied.
Den Unterschied zur familiären Form der Creutzfeldt-Jakob-
Krankheit bildet eine weitere veränderte Aminosäure an der 200.
Stelle. Je nachdem, welche Form das Protein durch diese unbedeutend
erscheinenden Änderungen einzelner Aminosäuren in
der Kette einnimmt, nimmt die Krankheit einen anderen Verlauf.
Bei der tödlichen familiären Insomnie beginnt es mit einigen wenigen
falsch gefalteten Prion-Proteinen im Thalamus, welche in
den folgenden Jahren das ganze Gehirn lawinenartig überziehen.
Dem Körper fehlt das nützliche Protein und die falsch gefalteten
Proteine legen sich zu schwer auflösbaren Proteinfäden zusammen.
Diese Störung des Thalamus führt zum Schlafverlust und
damit zum Tod, noch bevor eine Degeneration des Großhirns einsetzt.
Warum trifft es die Patienten erst so spät im Leben? Wir alle tragen
jeweils zwei Kopien jedes Proteinbauplans mit uns. Eine
Kopie des Vaters und eine der Mutter. Betroffene haben also zunächst
durchaus einen funktionsfähigen Proteinbauplan eines der
Elternteile. In den frühen Lebensjahren funktionieren auch die Reparaturprozesse
in den Körperzellen, die Proteinmüll aus dem
Weg räumen und entsorgen, noch schnell und effizient. Lahmt
die körpereigene Müllabfuhr und kommt die Entsorgung nicht
mehr hinterher, wie dies bei älteren Menschen der Fall ist, dann
häufen sich die Probleme innerhalb kurzer Zeit.
Ein altes Antibiotikum gegen die Proteinablagerungen
Das Problem für den Körper liegt nicht in einzelnen falsch gefalteten
Proteinen, sondern in sich zusammenlagernden Proteinhaufen.
Körpereigene Enzyme, die ansonsten kaputte Proteine klein-
42 das schlafmagazin 2/2020
häckseln (sogenannte Proteasen), sind nicht
mehr in der Lage, solche Proteinbrocken aufzulösen.
Helfen könnte ein in die Jahre gekommenes
Antibiotikum: Durch einen Zufallsbefund
entdeckten Forscher, dass das seit dem Zweiten
Weltkrieg bekannte Antibiotikum Doxycyclin in
der Lage ist, die Zusammenrottung falsch gefalteter
Proteine zu unterbinden. 5 Solche Proteinmüllhaufen
sind nicht nur bei Prion-Krankheiten
ein Problem, sondern liegen auch im Zentrum
der Erforschung der Alzheimer-Krankheit. Dort
lagert sich das Amyloid-β-Protein in unauflösbaren
Gruppen zusammen und behindert den
Stoffwechsel der Nervenzellen, sodass diese absterben.
Bei der Parkinson’schen Krankheit wiederum
lagert sich das Protein α-Synuclein zusammen
und schickt Dopamin ausschüttende
Zellen in den Tod. Kurz: Ansammlungen falsch
gefalteter Proteine sind ein riesiges Problem für
unsere kleinen grauen Zellen. Soll Doxycylin
wirken, muss es jedoch vor Beginn der Krankheitssymptome
eingenommen werden. Haben
sich die Proteine bereits zu unverdaulichen
Knäueln zusammengelagert, vermag es nichts
mehr auszurichten. Die wenigsten Menschen
werden Lust darauf haben, jahrelang vorsorglich
ein Antibiotikum zu schlucken und die damit
einhergehenden Nebenwirkungen in Kauf zu
nehmen.
Einige Mitglieder der italienischen Schicksalsfamilie
haben ihre Erbanlagen testen lassen. Sie
wissen, ob die tödliche familiäre Insomnie sie irgendwann
ereilen wird. Dazu gibt es einen Frühtest,
der im Nasenschleim schon kleinste Mengen
Prion-Proteine detektieren kann. 6 Schlägt der
Test an, heißt das für sie: täglich Antibiotika
schlucken, um vielleicht noch eine Chance
gegen die Krankheit zu haben.
Die Funktion des Prion-Proteins
Wofür ist denn nun das verhexte Protein im Körper
eigentlich da? Wir wissen es leider nicht. Das
Prion-Protein kommt in seiner ungestörten Form
vor allem an der Zelloberfläche vor. Dort scheint
es andere Eiweiße in ihrer Funktion zu unterstützen,
zum Beispiel Ionenkanäle, die für die Aktivität
von Nervenzellen eine wichtige Rolle spielen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Mäuse, in
denen das Prion-Gen experimentell ausgeschaltet
wurde, überlebensfähig sind. 7
Patienten, die an einer tödlichen familiären Insomnie
leiden, kann keines der bekannten
Schlafmittel helfen. Im Gegenteil: Sie verschlimmern
den Krankheitsverlauf. Zum Glück kann
man die darunter leidenden Personen in
Deutschland an einer Hand abzählen: Eher werden
Sie zweimal vom Blitz getroffen und gewinnen
zusätzlich im Lotto, als dass Sie von dieser
seltenen Krankheit erwischt werden!
Silent Sleep Training gegen Schlafapnoe
und Schnarchen
Laut einer neuen Studie sind fast eine Milliarde Menschen weltweit
von Schlafapnoe betroffen, und rund die Hälfte aller Erwachsenen
schnarcht. Im Mai 2020 kommt das Silent Sleep Training – eine Behandlungsmethode
zum Training der oberen Atemwege – auf den
deutschsprachigen Markt.
Silent Sleep Training: ohne Hilfsmittel schlafen
Nach wie vor gilt die CPAP-Therapie mit Gerät und Maske als Standardtherapie
der Schlafapnoe. Es gibt aber auch andere Behandlungsmethoden wie beispielsweise
Unterkieferprotrusionsschienen oder Kieferoperationen.
Silent Sleep Training ist ein neuer Therapieansatz, der in jahrelanger Forschungsarbeit
entwickelt wurde und bereits Tausende von Patienten erfolgreich
von obstruktiver Schlafapnoe und Schnarchen befreit hat. Dabei handelt
es sich um ein digitalisiertes Produkt (eine Kombination aus medizinischem
Didgeridoo und App), das überall genutzt werden kann, wo Zugriff auf ein
Smartphone, Tablet oder einen Computer/Laptop mit Internetzugang vorhanden
ist. Somit erlaubt diese Methode ein persönliches und eigenständiges Training,
unabhängig von Ort und Zeit.
Wichtig: regelmäßiges Üben
Silent Sleep Training wurde in Zusammenarbeit mit Pneumologen, Schlafforschern
und Universitätskliniken in internationalen klinischen Studien erforscht.
Betroffene können damit binnen Wochen von Schnarchen und obstruktiver
Schlafapnoe befreit werden. Wie jedes Training erfordert allerdings
auch diese Behandlungsmethode Motivation, Ausdauer und regelmäßiges
Üben. Die Silent Sleep Training-App überwindet diese Hürde, indem sie dem
Patienten die Therapie auf einfache und spielerische Art vermittelt und so die
gefühlte Trainingszeit verringert. Das tägliche 15-minütige Training gestaltet
sich durch die darin enthaltenen Spiele kurzweilig und macht Spaß.
Das als Medizinprodukt
zugelassene medizinische
Didgeridoo ist eine Weiterentwicklung
des traditionellen Didgeridoos,
das von den australischen Ureinwohnern
seit über 20.000 Jahren als Musik- und
Ritual-Instrument genutzt wird. Es macht sich die Eigenschaften
eines traditionellen Didgeridoos zunutze und kombiniert diese mit moderner
Technologie und einer einzigartigen Spieltechnik. Das medizinische Didgeridoo
ist so konzipiert, dass es auch für nicht-musikalische Anwender leicht zu
erlernen ist. Es besteht aus Kunststoff, ist nur 350 Gramm leicht und kann
ohne Probleme mit auf Reisen (auch ins Flugzeug) genommen werden. Nähere
Informationen und Bestellung unter: www.silentsleep.training
Foto: © silentsleep
das schlafmagazin 2/2020
43
World Sleep Day
Weil ohne gesunden Schlaf nichts geht
Foto: © WikiImages/pixabay
Marion Zerbst
Über diesen QR-Code gelangen
Sie zum Film, den der BSD anlässlich
des World Sleep Days
produziert hat.
Viele Menschen kümmern sich nachts um
volle Akkus bei ihren Smartphones, wissen
aber nicht, wie sie ihre eigenen Batterien
wieder aufladen sollen. Schlaf ist in unserer
modernen Leistungsgesellschaft zum lästigen
Übel geworden. Kaum jemand genießt es noch,
sich abends einfach in seine Kissen zu kuscheln
und den Alltag hinter sich zu lassen; viele überlegen
lieber, wie man mit möglichst wenig Schlaf
auskommt, um noch mehr leisten zu können
und „mehr vom Leben zu haben“.
Jedes Jahr am dritten Freitag im März findet der
„World Sleep Day“ statt, der den Menschen die
Wichtigkeit des Schlafs ins Bewusstsein heben
möchte. Denn Schlafmangel macht nicht nur
müde, sondern auch krank. „Aus Befragungen,
die die DAK für ihren Gesundheitsreport 2017
durchgeführt hat, geht hervor, dass Schlafstörungen
größtenteils psychisch bedingt sind“, berichtete
Tobias Fischer, Servicestellenleiter der DAK
Esslingen, bei einer Pressekonferenz, die die Gesundheitskasse
in Kooperation mit dem Bundesverband
Schlafapnoe und Schlafstörungen
Deutschland e.V. (BSD) veranstaltete. Zumindest
in der erwerbstätigen Bevölkerung ist Stress eine
Hauptursache für Ein- und Durchschlafstörungen,
die wiederum das Risiko für Depressionen
erhöhen – ein gefährlicher Teufelskreis.
Die DAK setzt sich seit Jahren für einen gesunden,
erholsamen Schlaf ein: zum Beispiel durch
Achtsamkeits- und Stressbewältigungskurse und
eine Schlafcoach-Hotline, bei der Versicherte
sich beraten lassen können, wenn sie Probleme
mit dem Schlaf haben. Außerdem hat die DAK
in den letzten Jahren viele Projekte gefördert, mit
denen der BSD seine Mitglieder und die Allgemeinheit
darüber informiert, wie man in den Genuss
eines gesünderen, erholsameren Schlafs
kommt. Denn schlafen kann man lernen – und
für die meisten der insgesamt 88 Schlafstörungen
gibt es hervorragende Behandlungsmöglichkeiten.
Ohne fundiertes Wissen über den Schlaf bekommt
man sein Problem kaum in den Griff,
zumal die Schlafmedizin noch eine recht junge
Wissenschaft ist und nicht alle Hausärzte sich
mit der Diagnostik und Behandlung von Schlafstörungen
auskennen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Menschen mit Schlafstörungen sollten sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Die Mitglieder solcher Gruppen treffen sich regelmäßig,
um Erfahrungen im Umgang mit ihrem Problem auszutauschen – und das sind oft ganz banale Dinge, von denen kein
Arzt etwas weiß: zum Beispiel, was man als Schlafapnoe-Patient tun kann, wenn die Beatmungsmaske nicht richtig sitzt, oder
welche Bewältigungsstrategien gegen nächtliche unruhige Beine helfen. Der Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen
Deutschland e.V. (BSD) ist eine bundesweite Dachorganisation für Selbsthilfegruppen, die sich um Menschen mit Schlafproblemen
und schlafbezogenen Atemstörungen kümmern. Die Gruppen sind in Landesverbänden organisiert. Der BSD unterstützt seine
Mitglieder unter anderem mit Print- und audiovisuellen Medien, durch Vermittlung kompetenter Referenten und Hilfe bei der
PR-Arbeit. Außerdem trägt er das Krankheitsbild des gestörten Schlafs ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und vertritt die Interessen
der Betroffenen bei Gesundheitspolitikern und Kostenträgern. Menschen, die Fragen zu Schlafproblemen haben, werden an kompetente
Experten weitergeleitet, wo sie Rat und Hilfe finden.
Kontakt: Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e. V.
Geschäftsstelle: Panoramastr. 6, 73760 Ostfildern; Tel.: 0711 4599495, Fax: 0711 7656590
E-Mail: w.waldmann@bsd-selbsthilfe.de; Internet: www.bsd-selbsthilfe.de
44 das schlafmagazin 2/2020
Die Traum-Kolumne
Träume
… sind in dieser Welt
einfach unentbehrlich
geben Geborgenheit,
sind unersetzlich,
aber:
Träume führen keine Kriege …
Sie haben sicherlich die Anlehnung an
den Text von Herbert Grönemeyer
aus diesen ersten Worten herausgehört!
Ich habe mir die Freiheit genommen, frei
zu assoziieren, denn das darf man ja auch,
wenn’s ums Träumen geht, frei nach der
Traumdeutung von Sigmund Freud, mit der
alles angefangen hat – alles, was die Entwicklung
der modernen Psychotherapie
und der damit verbundenen „Traumarbeit“
betrifft.
Selbstverständlich sagen diese inneren
bewegten Bilder, die wir Träume nennen,
etwas über den Menschen aus, der sie erlebt
und dabei gleichzeitig in sich entstehen
lässt! Wie könnte es anders sein?
Traumforscher verstehen diese inneren Bilder
ja auch zu Recht als Nachtfantasien im
(REM-)Schlaf. Wobei die Traumforschung
heute davon ausgeht, dass wir nicht nur
während des REM-Schlafs träumen. Ungeklärt
ist, ob verschiedene Schlafstadien mit
unterschiedlichen Traumqualitäten einhergehen
könnten.
Träume und die Traumforschung haben’s
leider tatsächlich schwer: Träume sind für
viele Menschen schwer erinnerbar, unergründlich,
bizarr, wenig fassbar, vielleicht
sogar unberechenbar. Dennoch: Jeder
träumt, wenn sie/es/er es bemerken will,
jede Nacht mehrmals!
Was für ein poetischer Akt, der uns befreit,
der uns ganz machen möchte und
etwas in uns und vermutlich auch um uns
herum abarbeitet – der uns für den nächsten
Tag emotional, aber auch intellektuell
wiederherstellt und bereit macht für
Neues!
Man glaubt es kaum, aber es gibt weltweit
eine Handvoll wackerer, märtyrergleicher
Menschen, die sich der Traumforschung
verschrieben haben. Ihnen verdanken
wir es, dass wir inzwischen einiges
wissen: über den Schlaf, der die Basis der
Träume ist, und über das Träumen selbst.
Wenn ich versuche, die Quintessenz des
heutigen Traumforschungsstands in leicht
verständlichen Worten wiederzugeben,
dann kann man Folgendes sagen:
Vermutlich sind wir eigentlich immer
von diesen inneren Bildern umgeben – wie
poetisch, man kann es kaum glauben –
und je nach Wachheit bzw. (physiologischer)
Gegebenheit mehr oder weniger
empfänglich dafür.
Je nach Geschmack und jeweiliger Beschäftigung
der Träumerin oder des Träumers
ist man mehr oder weniger stark mit
diesen Bildern in Kontakt bzw. sich dieser
bewusst. Das heißt: Menschen in Berufen,
die daran gewöhnt sind, in Bildern zu
leben – meist so genannten Kreativen –
sind diese Prozesse geläufiger.
Sich an Träume erinnern zu können hat
definitiv etwas damit zu tun, was man
davon und vom Schlaf ganz allgemein hält
und wie lange man sich diesem hinzugeben
gestattet. Wenn wir uns direkt in einer
Krise – auf dem Höhepunkt einer Entwicklungsmöglichkeit
– befinden, träumen
viele Menschen plötzlich viel mehr (oder
genauer gesagt: erinnern sich viel mehr
Menschen an viel mehr Träume)! Wie
schön! Man möchte wissen, warum!
Aus Sicht einer Schlaf- und Traumforscherin
ist das ein großes Glück und eine
große Chance. Nämlich zu erkennen, dass
der Traum und auch der Schlaf, romantisch
ausgedrückt, die Natur des Menschen und
auch der meisten Tiere widerspiegelt!
Und: gewürdigt gehört, wenn wir möglichst
gesund bleiben und glücklich sein
oder werden wollen! Denn das ist die Aufgabe
von Schlaf und Traum: Sie stellen unsere
Regenationsfähigkeit wieder her – körperlich,
geistig und seelisch.
Mein lieber Freund und Mentor, Rolf
Verres (ehemaliger Institutsleiter und Ordinarius
des Universitätsklinikums Heidelberg),
drückt das auf den Punkt gebracht
so aus: „Ich bin sicher, dass es tatsächlich
viele Menschen gibt, die in diesen Zeiten
bewusster als vorher mit sich selbst umgehen
und ihr Innenleben stärker wahrnehmen.“
Die ganz große Frage ist, wie wir diese
Krise überleben werden: Werden wir etwas
Dr. Brigitte Holzinger ist eine der führenden
Expertinnen im Bereich Traum- und Schlafforschung
sowie in der Behandlung von Schlafstörungen
und Albträumen. Sie ist Psychologin
und Lehrtherapeutin für integrative Gestalttherapie,
Supervisorin und Trainerin. Darüber
hinaus ist sie Gründungs- und Vorstandsmitglied
der Austrian Sleep Research Association
(ASRA) und leitet das Institut für Bewusstseinsund
Traumforschung und den Zertifikatskurs
„Schlafcoaching“ an der MedUniWien..
daraus gelernt haben oder werden wir
dorthin zurückkehren, wo wir herkommen:
in eine gestresste, schlafdeprivierte
„Massensklaverei“ der Uhr bzw. der Zeit?
Werden wir gestärkt aus der Krise hervorgehen
und nach Individualität und Rechten
der Eigenverantwortlichkeit verlangen
bzw. diese leben und die Natur zu ihrem
Recht kommen lassen – bis in unsere
Schlaf- und Traumzimmer und natürlich
auch in die Luft hinein, die wir atmen?
Werden wir unsere Bedürfnisse wieder
übergehen und zulassen, dass wir weiterhin
mit jedem Atemzug fossilverdickten
Feinstaub in uns aufnehmen – oder werden
wir nach frischer, freier Luft verlangen, im
eigentlichen und im übertragenen Sinn?
Es macht einen Unterschied, ob wir in
frischer, sauerstoffreicher Luft oder gestresst
und Feinstaub inhalierend schlafen,
woraus sich so manche Schlafstörung entwickeln
kann, die sich bis in unsere
Träume hinein ausdrückt und dazu führt,
dass man mehr Albträume als glückliche
oder luzide Träume hat.
Denn Schlafen und Träumen ist bekanntlich
eng verbunden mit unserem Atmen.
Dr. Brigitte Holzinger
Über Schlaf und Traum gibt es so viel zu
sagen: Lesen Sie mehr unter
www.traum.ac.at
www.schlafcoaching.org
www.meduniwien.ac.at/zk-schlafcoaching
und im nächsten Schlafmagazin.
Foto: © Cochicphotography
das schlafmagazin 2/2020
45
Zwischen finsterer Nacht und Morgen
Die Stunde des Wolfs
Werner Waldmann
Der Himmel ist wolkenverhangen. Hier und da zwängt sich schüchtern Mondlicht zwischen
den Wolkenknäuel hervor und taucht die Umgebung in fahles Dämmerlicht. Die
Kirchturmuhr verrät mit blechernen Schlägen die ungastliche Zeit: drei Uhr gegen Morgen.
In den Schlafzimmern schnarcht und atmet es. Tiefer Schlaf? Mitnichten: So manch
einer schreckt auf, ist plötzlich wach, Angst kriecht in ihm hoch. Alle Welt scheint sich
gegen ihn verschworen zu haben. Nichtige Alltagsprobleme türmen sich zu einer erdrückenden
Last. Diese Nacht verheißt große Einsamkeit, Verlorensein.
Foto: © Snap_it/pixabay
46 das schlafmagazin 2/2020
Wer zu diesem Zeitpunkt aus seinem
Schlaf hochschreckt, findet sich in
einer brutalen Wirklichkeit. Ohne
eine Chance, sich schnell wieder vom Schlaf in
schöne Traumwelten entführen zu lassen. Das ist
die Stunde des Wolf. Mitten in der Nacht, zwischen
drei und vier Uhr. Jetzt werden die meisten
Kinder geboren und Kranke hauchen ihr
Leben aus. Der Wagen des einsam durch die
Nacht steuernden Fahrers gerät ins Schlingern
und prallt gegen einen Brückenfeiler. Es ist die
Stunde der Katastrophen. Wer um diese Zeit am
Lenkrad sitzt, läuft leicht Gefahr, sein Vehikel ins
Verderben zu steuern. Piloten begehen jetzt am
häufigsten Fehler.
Die Stunden vor Anbruch des neuen Morgens,
die Zeitspanne zwischen drei und fünf Uhr
nachts, ist für manchen die Zeit des Verzweifelns.
Wer jetzt wach wird, ist mit seinen Dämonen
allein. Mit seinen Kräften ist man am tiefsten
Punkt angelangt. Der Tag und der Abend sind
schon lange vorbei, die Kräfte sind geschwunden.
Urplötzlich herausgerissen aus einer sanften
Traumwelt, ausgespuckt in die Leere der Nacht.
Schutzlos ausgeliefert den dunkelsten Gedanken.
Und sie versammeln sich, drängen sich um
einen herum. Was man tagsüber als nebensächlich
empfindet, womit man wie nebenbei fertig
wird, das zeigt sich jetzt als tiefes, dunkles Loch,
in das einen die Depression hineinzieht. Doch
weshalb gerade jetzt?
Diese Zeitspanne der tiefsten Nacht erklärt
sich vielleicht mit der kollektiven Furcht vor der
Finsternis, der großen Einsamkeit. Das Grübeln
wächst ins Bodenlose. Wir sind allein. Die Gefährtin
ist im tiefen Schaf entrückt und wäre unwillig,
würde man sie jetzt an der Schulter packen,
um seine Ängste mit ihr zu teilen. Ja, das
ist es, das Gefühl, die Gewissheit, gnadenlos allein
zu ein.
Diese irrationale Situation lässt sich erklären.
Der Körper lässt zu dieser Zeit unser Bewusstsein
alleine. Die meisten Organsysteme sind auf Null
heruntergefahren. Herzschlag und Atemfrequenz
sind extrem vermindert. Der Organismus erholt
sich vom Tagesstress. Botenstoffe im Gehirn regenerieren
sich. Abfallproteine werden entsorgt.
Das am Tag Erlebte wird selektiert, verarbeitet,
gespeichert, Unwichtiges ausgesondert, das Gedächtnis
konsolidiert. Der Organismus ist mit
sich selbst beschäftigt. Wachstumshormone reparieren
die Zellen, das Immunsystem wird gestärkt.
Und das Schlafhormon Melatonin, das
den Schlaf überhaupt den Weg bereitet, beherrscht
jetzt den Körper und sorgt aber auch für
depressive Stimmung. Kein Hormon kümmert
sich um das fatale Seelentief. Wer jetzt ins Grübeln
gerät, bleibt auf sich gestellt und wird womöglich
von seiner Angst aufgefressen. Ängstliche
Gedanken wachsen binnen Kurzem zu
Monstern heran. An Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Eine irrationale Furcht macht hellwach.
Bleibt nur die Frage, wie lange man das alles
aushält. Denn es ist noch lange hin, bis der Morgen
die Gespenster vertreibt. Für manchen von
uns wird die Aussicht auf den Schlaf zur Horrorvision
und er möchte sich dem Schlaf mit diesem
fatalen Erleben nur zu gerne verweigern.
Doch keine nächtliche Schreckensfahrt zieht
sich ins Unendliche wie jene Zugfahrt durch
einen endlosen Tunnel, die Dürrenmatt in einer
Erzählung beschwor. Die Stunde des Wolfs verblasst
mit dem neuen Tag. Gegen fünf Uhr wird
das Melatonin zurückgedrängt, das Stresshormon
Cortisol weckt neue Aktivität, macht Kräfte
frei, um den kommenden Tag mit Elan anzugehen.
Ängste der Nacht verblassen. Keines der
nächtlichen Gespenster rettet sich in den Tag herüber.
Sie scheuen das Licht. Wer die Stunde des
Wolfs unbeschadet überstanden und sich nicht
von einer Brücke in den Fluss gestürzt hat oder
mit dem Auto ins Verderben raste, kann jetzt erleichtert
den neuen Tag begrüßen. Mit dem Duft
frisch gebrühten Kaffees in der Nase. Die Nacht
ist überstanden. Bleibt höchstens die Furcht vor
dem Schlafengehen am kommenden Abend, vor
der möglichen neuen Fahrt ins Geisterreich
dunkler Gedanken.
das schlafmagazin 2/2020
47
VERHALTEN
Leben in Zeiten der Corona-Pandemie
Dr. Hans-Günter Weeß
Um die Ansteckungsgefahr zu vermindern
sind wir alle „eingesperrt“.
Kollektive Quarantäne heißt dieser
Zustand. Dies bekommt nicht jedermann.
Was kann uns der Psychologe
in dieser Ausnahmesituation an Ratschlägen
geben?
Grundsätzlich ist es so, dass häusliche Isolation
und Quarantäne für uns alle eine
Ausnahmesituation darstellt. In solch einer
Situation befanden wir uns noch nie. Dieser
Zustand kann ganz unterschiedliche
Gefühle auslösen; häufig sind es Gefühle
von Hilflosigkeit, von Kontrollverlust, und
in der Folge machen wir uns dann um vielerlei
Dinge unseres Lebens Sorgen. Wir
sorgen uns um die eigene Gesundheit, die
Gesundheit der Angehörigen. Wir haben
vielleicht wirtschaftliche Sorgen, die den
Arbeitsplatz betreffen. Dazu kommt, dass
Fehlinformationen durch die überpräsenten
Medien, was die aktuelle Situation angeht,
unseren Stress verstärken können.
Wichtig ist, dass man in solchen Situationen
möglichst einen kühlen Kopf bewahrt.
Dazu gehört, dass man eine TAGES-
STRUKTUR einführt. Ich halte es für sehr
wichtig, dass man zur gewohnten Zeit
morgens aufsteht, dass man nicht im Pyjama
bleibt, sondern man zu den üblichen
Zeiten aufsteht, zu den üblichen Zeiten die
Mahlzeiten einnimmt. Und dies auch,
wenn man im Homeoffice ist und seiner
gewohnten Arbeit nachgeht, Schüler ihre
Lernaufgaben machen, und dass wir auch
zu den gewohnten Zeiten zu Bett gehen.
Gerade regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten
sind besonders wichtig für die
Tagesstruktur.
Um den Stress nicht unnötig ausufern zu
lassen, dürfen wir Sorgen und Nöte nicht
allzu mächtig werden zu lassen. Natürlich
sollen wir uns täglich über die aktuelle Situation
informieren. Doch empfiehlt es
sich, nur SERIÖSE INFORMATIONS-
QUELLEN zu nutzen. Wir sollten nicht vor
dem Fernseher sitzen und von einer Sendung
zur nächsten zappen, wo es doch nur
wieder um das Thema COVID-19 geht. Es
reicht, ein- oder zweimal am Tag gezielt Informationen
aufzunehmen, aber das sollte
dann auch reichen.
Ganz wichtig finde ich, dass wir weiterhin
SOZIALE KONTAKTE pflegen, wenn
auch über die Distanz. Das kann sehr gut
am Telefon sein oder über Chats und Videokonferenzen.
Es hilft, dass wir uns gerade
in einer Situation wie der augenblicklichen
mit anderen austauschen, über unsere
Sorgen und Nöte sprechen und uns
gegenseitig Mut machen. Wer gegenwärtig
auf solche Kontakte verzichten muss, der
kann seinen Gefühlen, seinen Ängsten
auch dergestalt freien Lauf lassen, indem
er alles, was ihn belastet, sich von der
Seele schreibt, etwa ein Tagebuch führt.
Das mag heute nicht mehr sehr in Mode
sein, doch es kann ungemein helfen, wenn
man seine Befürchtungen, seine Gedanken
und Empfindungen zu Papier bringt. Was
man da notiert, ist man sozusagen los.
Man sollte auch Zeit zur ENTSPAN-
NUNG finden, ganz bewusst. Dazu können
auch Fantasiereisen helfen oder ein
schönes Hörbuch. Ganz wichtig ist, dass
wir das Grübeln bewusst einschränken.
Zuviel davon lähmt uns nur zusätzlich,
hilft bestimmt nicht weiter und schafft zusätzlichen
Stress. Grübeln an sich ist schön
und gut, wir müssen ja unseren Gefühlen
Raum geben, doch wir sollten es zeitlich
begrenzen. 10 oder 20 Minuten am Tag,
das reicht fürs tägliche Grübeln. Aber dann
ist Schluss damit und wir sollten uns dann
wieder ablenken mit den schönen, den angenehmen
Dingen, die das Leben bietet.
Kramen Sie wieder mal ein Buch hervor,
bewegen Sie sich, denn Sport ist nicht verboten,
wenn man den nicht in der Gruppe
betreibt.
Und vergessen Sie nicht den SCHLAF.
Der kommt im Alltag oft zu kurz, aber jetzt
haben Sie Zeit dazu. Schlaf hat vielerlei
Funktionen. Schlaf ist das wichtigste Regenerations-
und Reparaturprogramm des
Menschen. Denken Sie einmal wieder
daran, dass ausreichender Schlaf eminent
wichtig ist für unser Immunsystem. Deswegen
müssen wir ganz besonders darauf
achten, dass wir genügend Schlaf bekommen,
dass wir die Nächte auch nicht mit
Computerspielen oder vor dem Fernseher
vergeuden, sondern zu den gewohnten
Zeiten zu Bett gehen und wie sonst auch
aufstehen. Eine Stunde, bevor wir abends
schlafen gehen, sollten wir uns ganz bewusst
vom Tag entpflichten, also abschalten.
Alle Probleme ausblenden, ein letztes
Mal noch über die Dinge nachdenken, die
uns beschäftigen. Dabei kann auch eine
To-do-Liste hilfreich sein, beispielsweise
dergestalt „Was habe ich heute erledigt?
Was blieb übrig? Was muss morgen noch
erledigt werden?“ Aber dann im Anschluss
wird der Tag mit all seinen Problemen ausgeblendet.
Und wir beschäftigen uns mit
den schönen Dingen des Lebens. Denken
Sie mal an Ihre eigenen Stärken! Etwa
daran, wie Sie alte Probleme bisher in
Ihrem Leben gemeistert haben. Stärken Sie
Ihr Selbstbewusstsein; das gibt innere Ruhe
und drängt das Gefühl von Hilflosigkeit
und Kontrollverlust in den Hintergrund.
Und dann das Thema, das auch öfters in
der Familie auftaucht, nämlich GEWALT.
Da müssen nun alle Familienmitglieder ununterbrochen
zusammen sein, oft in kleinen
Wohnungen. Da halte ich es für wichtig,
dass man eine klare Tagesstruktur hat,
wo ganz klar festgelegt ist, dass jeder eine
Zeit für sich hat, wo er sich in der Wohnung
zurückziehen kann und seinen eigenen
Beschäftigungen nachgeht. Und dann
sollte es aber auch Zeiten geben, zu denen
man sich gemeinsam beschäftigt, Spiele
macht, vielleicht auch gemeinsam spazieren
geht. Sehr wichtig ist: Wenn unangenehme
Gefühle aufkommen, sollte man
darüber sprechen und im Familienrat darüber
diskutieren, wie mögliche Probleme
zu lösen sind. In diesen Zeiten sollte sich
jeder auch um mehr Nachsicht bemühen.
Dr. Dipl.-Psych. Hans Günter Weeß ist Leiter
des Interdisziplinären Schlafzentrums am
Pfalzklinikum Klingenmünster und Vorstandsmitglied
der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung
und Schlafmedizin (DGSM).
48 das schlafmagazin 2/2020
Wichtige Adressen
ASN Arbeitskreis Schlafapnoe
Niedersächsischer
Selbsthilfegruppen e. V.
An der Hasenweide 1a
26340 Zetel; Tel.: 04453 938567
Bundesverband
Schlafapnoe und Schlafstörungen
Deutschland BSD e. V.
Panoramastr. 6; 73760 Ostfildern
Tel.: 0711 4599495
Fax: 0711 7656590
w.waldmann@bsd-selbsthilfe.de
www.bsd-selbsthilfe.de
DNG Deutsche Narkolepsie-
Gesellschaft e. V.
Mühlgasse 7; 83646 Bad Tölz
Tel.: 0800 8833888
buero@dng-ev.de
www.dng-ev.de
Fatigatio e.V.
Bundesverband Chronisches
Erschöpfungssyndrom
Albrechtstr. 15; 10117 Berlin
Tel.: 030 31018890
Fax: 030 310188920
GSD Bundesverband Gemeinnützige
Selbsthilfe Schlafapnoe
Deutschland e.V.
Im Graben 7
37671 Höxter
Tel.: 5277 9526426
ralf.kiehne@gsdschlafapnoe.de
www.gsdschlafapnoe.de
Landesverband Baden-Württemberg
Schnarchen – Schlafapnoe e.V.
Karpfenweg 20
78609 Tuningen
Tel.: 07464 368986
obergfell@lvbwss.de
www.schnarcherhilfe.de
Landesverband für Schlafapnoe/
chronische Schlafstörungen Bayern
e.V.
Lavendelweg 2a
85051 Ingolstadt
Tel.: 08450 9241763
rolf-g.mueller@t-online.de
info@schlafapnoe-in.de
Landesverband Schlafapnoe
in NRW e. V.
Holtener Str. 60
46145 Oberhausen
Tel.: 0208 645879
Fax: 0208 9693403
heinrichhuebner@onlinehuebner.de
www.schlafapnoe-nrw.de
RLS e.V. Deutsche Restless Legs
Vereinigung
Schäufeleinstr. 35
80687 München
Tel.: 089 55028880
Fax: 089 55028881
info@restless-legs.org
www.restless-legs.org
Verein zur Selbsthilfe Schlafapnoe/
Schlafstörungen e.V. Sachsen
Bruno-Dietze-Ring 46
01844 Neustadt/Sa.
Tel./Fax: 03596 9344053
www.schlafapnoe-sachsen.de
Wissenschaftliche Gesellschaften:
• Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
und Beatmungsmedizin e. V.
(DGP) www.pneumologie.de
• Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung
und Schlafmedizin
(DGSM) www.dgsm.de
• Deutsche Gesellschaft Zahnärztliche
Schlafmedizin e.V. (DGZS)
www.dgzs.de
Foto: © Anke Sundermeier/pixabay
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Wege zum gesunden Schlaf
Das Notizbuch vom
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Herausgeber: Dr. Magda Antonic, Werner Waldmann (V. i. S. d. P.)
Redaktionsleitung: Marion Zerbst
Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Dr. Werner Kafka, Andrew Leslie
Art Direction: Anna Wagner
Layout: Ulla Pieper
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Druck: Strube Druck & Medien OHG
Botschafter: Jürgen Körner
Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat:
PD Dr. Cornelius G. Bachmann, Paracelsus-Klinik (Osnabrück); Prof.
Michael Block, Klinik Augustinum (München); Prof. Johannes Brachmann,
Klinikum Coburg (Coburg); Dipl.-Psych. Sabine Eller, Klinik Schillerhöhe
(Gerlingen); PD Dr. Helmut Frohnhofen, Alfried Krupp Krankenhaus
(Essen); Prof. Göran Hajak, Klinikum am Michelsberg (Bamberg);
Prof. Svenja Happe, Neurologische Klinik, Maria Frieden (Telgte);
Dr. Brigitte Holzinger, Institut für Bewusstseins- und Traumforschung
(Wien); Prof. Stephan Jacob (Villingen-Schwenningen); Prof. Matthias
Leschke, Klinikum Esslingen (Esslingen a. N.); Prof. Frank Liebaug
(Steinbach-Hallenberg); Prof. Geert Mayer, Hephata-Klinik (Schwalmstadt-Treysa);
Dr. Andreas Möller (Wilhelmshaven); Dr. Gerhard H. H.
Müller-Schwefe (Göppingen); PD Dr. Georg Nilius, Kliniken Essen-Mitte
(Essen); Prof. Dr. Olaf Oldenburg, Clemenshospital (Münster); Dr. Stefan
Reinecke, Marienhospital (Stuttgart); Prof. Dieter Riemann, Universitätsklinik
Freiburg; Prof. Michael Schredl, Zentralinstitut für Seelische
Gesundheit (Mannheim); Dr. Susanne Schwarting (Kiel); Prof. J. P. Sieb,
Klinik für Neurologie, Geriatrie und Palliativmedizin (Stralsund); Prof.
Thomas Verse, AK Harburg (Hamburg); Dr. Hans-Günter Weeß, Schlafzentrum
Pfalzklinikum (Klingenmünster); Holger Woehrle, Lungenzentrum
Ulm (Ulm); Prof. Peter Young, Neurologische Klinik Reithofpark
(Bad Feilnbach); Prof. Jürgen Zulley (Regensburg)
Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic,
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1 – Otolaryngology–Head and Neck Surgery 2018; 159(1):194–202
2 – EurRespirJ2019; 53(1):1801405
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