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Der KMGV macht keine Pause...
Diesen Satz hatte ich gehört, als die Frage
nach einer Sommer- oder Winterpause fiel. Ich
empfand diesen Umstand als sehr beruhigend,
denn es hatte etwas Verlässliches. Mitte März
jedoch hieß es: „Die Proben werden auf unbestimmte
Dauer ausgesetzt.“ Das beunruhigte
mich, denn es betraf nicht nur die Proben,
sondern womöglich auch das anstehende
Konzert. Zu dem Zeitpunkt war mir, wie vielen
anderen auch, nicht klar, dass das eine langfristige
Sache werden sollte. Insgeheim hoffte ich,
dass es sich nur um wenige Wochen handelte
und in der Zwischenzeit Modalitäten erarbeitet
würden, die eine Wiederaufnahme des Probenbetriebs
gestatteten.
Nach wenigen Tagen erinnerte ich mich an den
Satz, dass der KMGV keine Pause macht. Unter
Zuhilfenahme des weltweiten Netzes habe ich
mir eine Art Ersatzprobenplan zurechtgebastelt
und gleich angefangen, damit zu proben.
Der Plan war simpel, zunächst ein YouTube-
Video zum Einsingen. Da gab es eine große
Auswahl, die Länge dauerte von fünf Minuten
bis zu einer Stunde. Ich entschied mich für eine
Variante, die zehn Minuten dauerte und fühlte
mich anschließend eingesungen. Unsere Hündin
Izzie schaute interessiert zu und stimmte
mit ein. Nicht alleine zu singen ist zwar schön,
aber in diesem Falle irritierend, denn sie blieb
nur auf einem Ton und wurde nur lauter. Darum
musste ich sie ausschlie0en und machte
alleine weiter.
Nun denn, nach dem Einsingen sollte es weitergehen
mit einem Stück aus dem aktuellen
Probenplan. Die passenden Noten in der Hand,
einen Kopfhörer auf dem Kopf, um auf einem
Ohr die Musik abzugreifen und ein Video, das
zu den Noten passte. Es funktionierte – irgendwie.
Es fehlten: Einsätze, Atmosphäre und Mitsänger.
Besser als nichts dachte ich und sah die
positiven Seiten des improvisierten Probens,
dass ich proben konnte, wann immer ich wollte.
Dass es voranging, wenn auch mit einem bescheidenen
Tempo und im Blindflug, denn vom
Tower kam keine Antwort, ob ich noch auf Kurs
bin oder nicht.
Während ich darüber sinnierte, wie ich meine
improvisierten Proben verbessern könnte,
kam das Schreiben vom Vorstand. Die Info
über die Absage aller geplanten Konzerte und
Veranstaltungen legte für einen Augenblick
mein Zirkulationssystem lahm, doch wenige
Zeilen später stabilisierte sich mein Kreislauf
wieder. Es gab Anlass zur Hoffnung, dass es
weitergeht, wenn auch nur virtuell. Den Worten
folgten Taten, am 2. April war die erste virtuelle
Probe in der Mailbox. Dazu die aktuellen
Noten und praktischerweise Audiodateien für
alle Stimmen. Das Rundum-sorglos-Paket des
KMGV lag in meiner Mailbox.
Die (virtuelle) Play-Taste gedrückt und gleich
zu Beginn ein vertrautes Gesicht. Die Ansprache
unseres Präsidenten. Im Anschluss das
Einsingen so wie ich es kannte und schmerzlich
vermisste. Das i-Tüpfelchen bildete am Ende
des Einsingens das „Brio“. Was dann kam,
war eine hochkonzentrierte und reibungslose
Probe, die hier und da durch befremdliche Töne
eine kleine Irritation verursachte, bis ich merkte,
dass Izzie mit eingestimmt hatte. Immerhin,
sie hielt sich auch an die Einsätze.
Die virtuelle Probe kann das gemeinsame Singen
und das Gemeinschaftsgefühl nicht ersetzen,
aber sie ist ein sehr gutes Mittel um das,
was wir gerne machen, auf eine neue Ebene
zu heben: Das Singen. Dadurch, dass man nur
noch sich selbst hört und keine Mitsänger, entwickelt
man einen anderen Bezug zur eigenen
Stimme, Körperhaltung und Tonentwicklung.
Diesen Aspekt empfinde ich persönlich als sehr
positiv, denn ich sehe darin eine Gelegenheit,
während des Singens gleichzeitig an meiner
Stimme zu arbeiten, eben weil ich nur noch
mich selbst höre und dadurch bestrebt bin, den
Gesang „präsentierbarer“ zu gestalten. Vor allem
ist die Probe nicht nur auf einen Tag in der
Woche beschränkt. Wenn man möchte, kann
man täglich proben. Meine nächste Probe aber
wird dann stattfinden, wenn meine bessere
Hälfte mit Izzie eine ausgedehnte Runde dreht.
Sina Demir
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