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EGTA-Journal 2020-05

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Carlo Domeniconi

Interview mit Carlo Domeniconi - Teil 4

©Carlo Domeniconi

Der deutsch-italienische Gitarrist und

Komponist Carlo Domeniconi gehört

zu den bekanntesten Gitarrenkomponisten

der Gegenwart. Seine Musik wird

weltweit aufgeführt und der Musiker

selbst ist oftmals zu Gast auf Festivals,

Masterclasses und Konzerten rund um

den Globus. Das „EGTA-Journal“ widmet

Domeniconi eine mehrteilige Interviewreihe,

in welcher der Komponist aus

seinem Leben berichtet, seinen musikalischen

Werdegang schildert und nicht

zuletzt zu seinen Werken und seiner

Musikästhetik Stellung bezieht. Das Interview

führte Chefredakteur Dr. Fabian

Hinsche.

Marek Pasieczny spielt ein Stück von mir

auf youtube und ich bin beeindruckt,

welche Klangeffekte er schafft, indem er

mit der rechten Hand das Schallloch teilweise

bedeckt und wieder freilässt. Ich

meine, das ist doch eine gute Sache, so

etwas kann man machen.

Das macht Pavel Steidl auch

manchmal.

Ja eben, mir ist danach eingefallen,

dass Pavel eigentlich der Erste war,

von dem ich das gesehen habe. Ich nenne

das jetzt das „Schallloch-Vibrato“, eine

sehr gute Idee.

Eine andere Frage. Du kommst gerade

von einem großen Gitarrenfestival

wieder. Erzähle doch einmal

wie es war und viel wichtiger, wie ist

deine Einstellung zu Gitarrenfestivals in

Allgemeinen?

Das war ein Festival, bei dem auch Sonderprogramme

stattfanden. Da gab es

bspw. Tommy Emmanuel, der das Publikum

1 1/2 Stunden unglaublich aufgeheizt

hat, weil er einfach sehr professionell

und witzig ist und auch wirklich

etwas kann. Das ist aber kein musikalisches

Erlebnis für mich, sondern ein

Show-Erlebnis. Dann gab es einen Flamenco-Abend

mit einer Musik, die zwar

formal Flamenco war, aber sonst eine

völlig andere Harmonik hatte. Diese

Gruppe hatte einen fantastischen Gitarristen.

Und dann gab es eine griechische Gruppe,

die hat mir am besten gefallen. Der

artistische Direktor dieses Festivals ist

Kostas Kotsiolis und er hatte diese griechische

Gruppe eingeladen. Der Frontmann

war ein Bousuki Spieler, es gab

auch eine Cura und andere griechische

Instrumente. Er war ein wahnsinniger

Musiker, technisch atemberaubend, präzise

und trotzdem in jedem Moment

absolut lebendig. Die Technik hat ihn

überhaupt nicht behindert, es war phänomenal!

Wenn ein Gitarrenfestival mir solche Nebenprogramme

wie das griechische liefert,

dann habe ich schon ein bisschen

mehr übrig für Gitarrenfestivals. Ansonsten

ist es nicht so interessant, meistens

sind das doch ziemlich langweilige Konzerte,

die man dann anhören muss. Nur

selten gibt es einmal ein sehr gutes Konzert.

Diese Festivals basieren ja zumeist

darauf, dass die Studenten

oder Schüler dafür bezahlen,

dass ihre Lehrer sich gegenseitig

einladen. Ist das dein Hauptkritikpunkt?

Genau, das ist so. Es ist eine Börse und

das führt dazu, dass immer wieder die

gleichen Leute eingeladen werden.

Neben diesem ökonomischen

Aspekt, dem Eventcharakter, ist

es ja so, dass die Gitarre heute

hauptsächlich innerhalb dieser Festivals

präsent ist, bei denen Gitarristen

vor und für Gitarristen oftmals

dasselbe spielen. Oder

siehst du da noch andere

Entwicklungsstränge?

Das Repertoire hat sich

schon ein bisschen geändert,

d. h. es gibt

eine starke Tendenz,

dass die Gitarristen

sich präsentieren,

indem sie eine

besondere Art von

Programmen gestalten.

Diese Art der

Programmwahl von

8 EGTA-Journal

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