21.12.2012 Aufrufe

Evaluation Kampagne - Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung

Evaluation Kampagne - Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung

Evaluation Kampagne - Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

BERICHT ZUR KAMPAGNE<br />

„FAIR UNTERWEGS“<br />

MIT DEM ARBEITSKREIS TOURISMUS & ENTWICK-<br />

LUNG<br />

AUF DEN FERIENMESSEN 2003<br />

von Christine Plüss <strong>und</strong> Nando Stöcklin<br />

© <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> (akte)<br />

Missionsstr. 21<br />

CH-4003 Basel<br />

Tel: +41 (0)61 261 47 42<br />

Fax: +41 (0)61 261 47 21<br />

info@akte.ch; www.akte.ch Juni 2003


INHALTSÜBERSICHT<br />

1) WICHTIGSTE ERKENNTNISSE IM ÜBERBLICK..........................................................................3<br />

2) ECKDATEN DER KAMPAGNE „FAIR UNTERWEGS“ 2003..........................................................5<br />

2.1) Zielsetzung..................................................................................................................................5<br />

2.2) Etappen der breiten Öffentlichkeitsarbeit................................................................................5<br />

2.3) Projektleitung <strong>und</strong> Mitarbeitende bzw. Zusammenarbeit auf den Messen ..........................6<br />

2.4) Geldgeber <strong>und</strong> Sponsoren ........................................................................................................7<br />

3) DIE ZEIT IST REIF FÜR DEN FAIREN HANDEL – AUCH IM TOURISMUS!.......................................8<br />

4) AUFBAU DER KAMPAGNE ..................................................................................................10<br />

4.1) Ein überzeugendes „Paket“ schnüren...................................................................................10<br />

4.2) <strong>Kampagne</strong>n-Tools ....................................................................................................................10<br />

4.3) Zusammenarbeit mit der Internationalen Schule für Touristik (IST), Zürich .....................11<br />

4.4) Zusammenarbeit mit DANTE...................................................................................................12<br />

4.5) Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Evaluation</strong> .....................................................................................................12<br />

5) ABLAUF UND EINSCHÄTZUNG DER MESSEPRÄSENZ .............................................................14<br />

5.1) Schweizer Ferienmessen.........................................................................................................14<br />

5.2) Reisepavillon Hannover <strong>und</strong> Internationale <strong>Tourismus</strong>börse Berlin (ITB) ........................15<br />

6) REAKTIONEN DES MESSEPUBLIKUMS..................................................................................16<br />

6.1) Verteiler des Faltblattes „fair unterwegs“ <strong>und</strong> Rücklauf der Postkarten ...........................16<br />

6.2) Positive Aufnahme durch die MessebesucherInnen............................................................16<br />

6.3) Frauen haben ein grösseres Interesse, auch im <strong>Tourismus</strong> fair handeln zu wollen ........18<br />

6.4) Grosse Bereitschaft, selber zum fairen Handeln beizutragen.............................................19<br />

6.5) Problembewusstsein der Reisenden......................................................................................20<br />

6.6) Hoher Informationsbedarf zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> .............................................21<br />

6.7) In der Schweiz wird der Faire Handel weitgehend mit Max Havelaar gleichgesetzt .........21<br />

6.8) Deutschland: Faire Entlöhnung als Hauptmerkmal für Fair(er) Handel(n).........................22<br />

7) MEDIENARBEIT: AUSWERTUNG DES PRESSESPIEGELS.........................................................23<br />

8) FAZIT FÜR DIE WEITERARBEIT ZUM FAIREN HANDEL IM TOURISMUS......................................24<br />

8.1) Ermutigende Resultate ............................................................................................................24<br />

8.2) Perspektiven <strong>und</strong> Forderungen ..............................................................................................24<br />

8.3) Nächste Schritte für den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> ......................................26<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 2


1) WICHTIGSTE ERKENNTNISSE IM ÜBERBLICK:<br />

Die Vorstellung vom Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> fand grossen<br />

Anklang beim Publikum der Ferienmessen 2003<br />

Über 800 MessebesucherInnen unterzeichneten am Stand des <strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong><br />

(akte) auf den vier Schweizer Ferienmessen die Postkarte der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“. Damit<br />

engagierten sie sich, fünf Faustregeln zur Reisevorbereitung <strong>und</strong> ihrem Verhalten unterwegs zu berücksichtigen,<br />

um als Reisende ihren Beitrag zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> zu leisten. R<strong>und</strong> 95<br />

Prozent der Unterzeichnenden nahmen gleichzeitig die Gelegenheit wahr, die Reiseveranstalter zu<br />

einer transparenteren Deklaration ihrer Angebote aufzufordern: Als Entscheidungshilfe beim Buchen<br />

erwarten sie künftig klaren Aufschluss darüber, wie die breite Bevölkerung des Gastlandes am <strong>Tourismus</strong><br />

beteiligt ist, ob die Wahl der Geschäftspartner vor Ort sowie die Bereitstellung von Informationen<br />

es ihnen ermöglicht, die vielen Facetten eines Reiselandes <strong>und</strong> die Lebensrealitäten der Bevölkerung<br />

kennen zu lernen, <strong>und</strong> mit welchen konkreten Massnahmen die Umwelt sowohl am Zielort wie<br />

auch während der Anreise geschont wird.<br />

Die Reaktionen der MessebesucherInnen auf diese erste breite Sensibilisierung zum Fairen Handel im<br />

<strong>Tourismus</strong> fielen überraschend positiv aus: Jeder zweite Gast, der sich am akte-Stand für ein längeres<br />

Gespräch verweilte, unterschrieb die Postkarte des informativen Faltblattes, das die Kriterien des Fairen<br />

Handels für den <strong>Tourismus</strong> illustriert; 40 Prozent der StandbesucherInnen wollten das Faltblatt erst<br />

eingehender studieren, nur gerade 9 Prozent reagierten ablehnend. Noch treffen unterzeichnete Postkarten<br />

auf der akte-Geschäftsstelle ein, wo sich mittlerweile über 1'000 angesammelt haben, was bei<br />

einer aktuellen Verteilung von r<strong>und</strong> 9'000 Faltblättern mit Postkarte dem sehr respektablen Rücklauf<br />

von weit über 10 Prozent entspricht.<br />

Wie gross die Bereitschaft der Reisenden ist, selber fair handeln zu wollen, unterstreicht die Tatsache,<br />

dass mehr als 36 Prozent der Unterzeichnenden die Gelegenheit ergriffen, unter der offenen Rubrik<br />

„Wichtig ist mir beim Reisen ausserdem“ ein eigenes Statement zu formulieren. Die überwiegende<br />

Mehrheit dieser Anmerkungen bezieht sich auf das eigene Reiseverhalten, auf eine faire Begegnung<br />

mit Menschen aus dem Gastland, auf einen fairen Austausch zum Nutzen der Gastgebenden <strong>und</strong> ein<br />

umweltschonendes Reisen inklusive Transportwahl. Bei den Gesprächen am Stand wurde zudem klar,<br />

dass die im Mittel sehr reiseerfahrenen SchweizerInnen um die Probleme, die der <strong>Tourismus</strong> gerade in<br />

entfernten Ländern für die Bevölkerung mit sich bringt, wissen <strong>und</strong> bereit sind, selber zur Abhilfe von<br />

Missständen beizutragen. Zu dieser Offenheit trägt sicherlich die aktuelle Verunsicherung der Reisenden<br />

aufgr<strong>und</strong> der Attentate <strong>und</strong> anderer Bedrohungen bei, die viele StandbesucherInnen im Gespräch<br />

zum Ausdruck gebracht haben. Die Auswertung der akte-<strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ bekräftigt <strong>und</strong><br />

präzisiert diesbezüglich aber auch frühere Erhebungen in der Schweiz <strong>und</strong> anderen europäischen Ländern<br />

über die Bereitschaft der Reisenden für umweltverträgliche <strong>und</strong> sozialverantwortliche Ferien.<br />

80 Prozent der am akte-Stand erfassten Reiselustigen äusserten einen hohen bis sehr hohen Informationsbedarf<br />

zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong>: „Woran erkenne ich ein faires Angebot?“ – „Was ist ein<br />

fairer Preis?“ – „Gibt es bald ein Label wie Max Havelaar fürs Reisen?“ – die Fragen, mit denen die<br />

akte-StandbetreuerInnen gelöchert wurden, machen die bestehenden Defizite <strong>und</strong> künftigen Herausforderungen<br />

für eine umfassende <strong>Kampagne</strong> zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> klar: Die Reisenden<br />

benötigen gezielte Hilfestellung, um die geäusserte Bereitschaft für verträglichere Ferien umsetzen zu<br />

können.<br />

Jedoch liegt die Einführung eines Labels für „fairen <strong>Tourismus</strong>“, das – analog etwa zum glaubwürdig<br />

eingeführten <strong>und</strong> durch unabhängige Kontrollen garantierten Gütesiegel der Max Havelaar Stiftung –<br />

der Reisek<strong>und</strong>schaft die Orientierung erleichtern könnte, für den komplexen Dienstleistungsbereich<br />

<strong>Tourismus</strong> nicht in Reichweite. Das zeigten auch die Veranstaltungen, die akte in Zusammenarbeit<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 3


mit EED-Tourism Watch auf den Deutschen Reisemessen Reisepavillon Hannover <strong>und</strong> der Internationalen<br />

<strong>Tourismus</strong>börse Berlin (ITB) durchführen konnte, sowie das Ro<strong>und</strong>table-Gespräch mit Max<br />

Havelaar <strong>und</strong> claro fair trade ag von anfangs Juni 2003 in Basel.<br />

Vielmehr muss jetzt auf der Gr<strong>und</strong>lage der Kriterien <strong>und</strong> erprobten Instrumente der Fair Handels-<br />

Bewegung Schritt für Schritt <strong>und</strong> unter Einbezug der verschiedensten Akteure ein sorgfältiger Aufbau<br />

des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> eingeleitet werden mit dem Ziel, die vielfältigen Handelsbeziehungen<br />

im <strong>Tourismus</strong> insgesamt fairer, sozial gerechter auszugestalten. Dies kann nur in enger Absprache<br />

mit den Menschen in den Zielländern erfolgen, die in erster Linie vom Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

profitieren sollen. Ebenso bedarf es einer konsequenten Lobbyarbeit für international gerechtere finanz-<br />

<strong>und</strong> handelspolitische Rahmenbedingungen.<br />

Die Resultate dieser ersten Sensibilisierungskampagne zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> sind ermutigend:<br />

� Für die <strong>Tourismus</strong>branche einerseits, die jetzt die Chance hat, mit neuen Angeboten aus der Krise<br />

herauszufinden. Der Faire Handel liegt im Trend, <strong>und</strong> die Branche kann im <strong>Tourismus</strong> darauf hinarbeiten,<br />

indem sie ihre soziale Verantwortung gegenüber der breiten Bevölkerung im Gastland<br />

<strong>und</strong> allen <strong>Tourismus</strong>angestellten wahrnimmt mit einer adäquaten Ausgestaltung ihres Angebotes,<br />

mit der konsequenten Einführung von sozialen Standards sowie der Verbesserung ihrer Kommunikation<br />

über soziale <strong>und</strong> Umweltmassnahmen dank einer transparenten Angebotsdeklaration, die<br />

der Reisek<strong>und</strong>schaft eine griffige Entscheidungshilfe beim Buchen liefert.<br />

� Für den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> andererseits, der mit neuen Projekten sein Arbeitsprogramm<br />

„fair unterwegs“ gezielt fortführt, namentlich mit einer Serie von Konsultationen<br />

mit PartnerInnen aus Nord <strong>und</strong> Süd, dem Aufbau eines Web-Portals mit Informationen zum Fairen<br />

Handel im <strong>Tourismus</strong> für Reisende sowie dem Ausbau der Bildungsarbeit in diesem Bereich.<br />

Die positive Aufnahme beim breiten Publikum der Vorstellung des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> hat<br />

uns im Team des <strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> motiviert <strong>und</strong> Schwung für die Weiterarbeit<br />

gebracht. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen bedanken, die zu diesem Erfolg der<br />

<strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ auf den Ferienmessen 2003 beigetragen haben.<br />

Basel, im Juni 2003 Christine Plüss <strong>und</strong> Nando Stöcklin<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 4


2) ECKDATEN DER KAMPAGNE „FAIR UNTERWEGS“ 2003<br />

2.1) Zielsetzung<br />

Mit der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ auf den Ferienmessen 2003 führte der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> &<br />

<strong>Entwicklung</strong> (akte) eine erste breite Sensibilisierung der Reisenden <strong>und</strong> der Öffentlichkeit im deutschsprachigen<br />

Raum (Schweiz, Deutschland) für den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> durch. Die Reisenden<br />

sollten nicht nur informiert werden, wie Fairer Handel(n) im <strong>Tourismus</strong> aussehen kann, sondern konkrete<br />

Tipps <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten erhalten, selber aktiv zu werden.<br />

Beobachtungen der Reaktionen des Publikums sollten akte über die weitere Ausgestaltung seines<br />

Langzeitprogramms „fair unterwegs“ Aufschluss geben.<br />

2.2) Etappen der breiten Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die <strong>Kampagne</strong> wurde anlässlich der Jubiläumsfeier zum 25. Geburtstag des <strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Tourismus</strong><br />

& <strong>Entwicklung</strong> lanciert als Zeichen <strong>und</strong> Wegweiser für einen zukunftsfähigen <strong>Tourismus</strong>. Weiter in<br />

die Öffentlichkeit getragen wurde die <strong>Kampagne</strong> anlässlich der jährlich stattfindenden Ferien- bzw.<br />

Reisemessen, die das breite Publikum ansprechen, in der Deutschschweiz sowie in Hannover <strong>und</strong> Berlin.<br />

Anlass Datum Ort Spez. Veranstaltung<br />

Fest zum 25. Geburtstag<br />

von akte<br />

28.11.2002 Unternehmen<br />

Mitte Basel<br />

Ferienmesse Bern 09.01. – 12.01. Stand 1213 in<br />

Halle 220<br />

BEA Expo<br />

FESPO Zürich 23.01. – 26.01. Stand 072 in Halle<br />

1 ZÜSPA<br />

Reisepavillon Hannover 31.01. – 02.02. DANTE-Stand J58<br />

in Halle 2 Messe<br />

Hannover<br />

St. Galler Ferienmesse 14.02. – 16.02. Stand 1.46 in Halle<br />

3 OLMA Messe<br />

Basler Ferienmesse 21.02. – 23.02. Stand E20 in Halle<br />

3.2 Messe Basel<br />

ITB Berlin 07.03. – 11.03. DANTE-Stand 137<br />

in Halle 10.2<br />

Messe Berlin<br />

Öffentliche Party mit geladenen<br />

Gästen – Lancierung der <strong>Kampagne</strong><br />

in festlicher Stimmung<br />

09.01. Fair-Apéro<br />

01.02. Podiumsdiskussion<br />

„Fair(er) Handel(n) – auch im<br />

<strong>Tourismus</strong>“<br />

08.03. DANTE-Forum „Fair(er)<br />

Handel(n) – auch im <strong>Tourismus</strong>“<br />

mit 3 Veranstaltungen<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 5


2.3) Projektleitung <strong>und</strong> Mitarbeitende bzw. Zusammenarbeit auf den Messen 1<br />

vom akte-Team:<br />

Christine Plüss Projektleiterin, verantwortlich für Konzept, Gesamtorganisation,<br />

F<strong>und</strong>raising <strong>und</strong> Durchführung des Projektes inklusive Konzept <strong>und</strong><br />

Redaktion des <strong>Kampagne</strong>n-Faltblattes „fair unterwegs“ sowie Stand-<br />

Marianne Frei<br />

Arlette Schnyder<br />

Nando Stöcklin<br />

Natalie Fläschner<br />

Franziska Lombardi<br />

Sarah Labhardt<br />

vom akte-Verein:<br />

Anne-Lise Hilty<br />

Brigitt Gutmann<br />

Karin Renold<br />

betreuung, für Medienarbeit <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

Autorin des Reiseleitfadens „fair unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“,<br />

wichtigste Ansprechperson für inhaltliche Fragen, verantwortlich<br />

für Medienarbeit <strong>und</strong> Inputs auf den Veranstaltungen zu Südafrika<br />

<strong>und</strong> Namibia sowie für Standbetreuung<br />

Organisatorin des Geburtstagsfestes <strong>und</strong> verantwortlich für Materialbereitstellung<br />

<strong>und</strong> Backoffice-Sekretariatsarbeit der <strong>Kampagne</strong> sowie<br />

Wahrnehmung von Standpräsenzen<br />

Mithilfe am Stand <strong>und</strong> IST-Betreuung im Rahmen seiner Einarbei-<br />

tung als Nachfolger von Marianne Frei<br />

halfen als Praktikantinnen von akte mit bei der Standbetreuung sowie<br />

der Sekretariatsarbeit<br />

VCS-Redakteurin, akte-Mitglied, Mitautorin des Faltprospektes „fair<br />

unterwegs“ sowie Mithilfe bei der Standbetreuung in Basel<br />

Qualitätsbeauftragte im HEKS, akte-Vorstandsmitglied, Standbetreuung<br />

in Zürich<br />

Ethnologin, ehemalige Praktikantin <strong>und</strong> Mitglied von akte, Standbetreuung<br />

in Basel<br />

von der Internationalen Schule für Touristik (IST), Zürich:<br />

23 Studierende Sämtliche Absolventen einer Abschlussklasse der IST leisteten im<br />

Rahmen ihrer Ausbildung in <strong>Tourismus</strong>politik <strong>und</strong> Projektmanagement<br />

freiwillig Standbetreuung an den akte-Ständen auf den<br />

Esther von Wartburg <strong>und</strong><br />

Sandra Gonzalez<br />

Schweizer Ferienmessen<br />

nahmen nebst Standbetreuung die <strong>Evaluation</strong> der akte-<strong>Kampagne</strong><br />

auf den Schweizer Ferienmessen im Rahmen ihrer Diplomarbeit für<br />

die IST vor<br />

Urs Brandenburger <strong>Tourismus</strong>- <strong>und</strong> Projektberater, Lehrer an der IST, leitete das Projekt<br />

der Abschlussklasse zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

für Bereitstellung <strong>und</strong> Transport der akte-Materialien auf die Schweizer Ferienmessen:<br />

Ursula Bürki Grafikerin, zeichnet für die Gestaltung des Faltprospektes „Fair Handeln<br />

– auch im <strong>Tourismus</strong>“ sowie der Panels für die Messestände<br />

Alex Zeder <strong>und</strong><br />

führten zuverlässig <strong>und</strong> günstig die akte-Materialtransporte für die<br />

Pascal Jacquemai<br />

Schweizer Ferienmessen durch.<br />

1 Am Fest zum 25. Geburtstag von akte durften wir auf so viele freiwillige Mitarbeitende zurückgreifen,<br />

dass ihre Aufzählung den Rahmen hier sprengen würde.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 6


für Messeauftritte <strong>und</strong> Veranstaltungen in Deutschland 2 :<br />

DANTE – Die Arbeitsgemeinschaft<br />

Nachhaltige <strong>Tourismus</strong><strong>Entwicklung</strong><br />

Das Netzwerk von 17 umwelt- <strong>und</strong> entwicklungspolitischen<br />

Organisationen aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der Schweiz<br />

bildete den Rahmen für die Durchführung der <strong>Kampagne</strong> zum<br />

Fairen Handel; die Mitglieder leisteten Standbetreuung<br />

Heinz Fuchs Leiter der Arbeitsstelle für Ferntourismus, Tourism Watch, im<br />

Evangelischen <strong>Entwicklung</strong>sdienst (EED), Bonn, übernahm für<br />

DANTE die logistische Organisation <strong>und</strong> konzipierte mit akte<br />

die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

Brigitte Binder Freie Mitarbeiterin von EED-Tourism Watch für die Messen<br />

2003, nahm nebst Standbetreuung die Auswertung der an den<br />

DANTE-Ständen gesammelten Meinungskarten vor<br />

Jennifer Seif Leiterin der Initiative „Fair Trade in Tourism South Africa“<br />

(FTTSA) konnte auf Einladung (<strong>und</strong> dank teilweiser Bezuschussung)<br />

von akte an der ITB teilnehmen <strong>und</strong> wichtige Inputs<br />

für unseren Auftritt aus ihrer Praxis liefern<br />

K.T. Suresh Leiter der entwicklungspolitischen NGO EQUATIONS in Bangalore,<br />

Indien, nahm auf Einladung von EED-Tourism Watch<br />

an der ITB teil <strong>und</strong> informierte über die internationalen Rahmenbedingungen<br />

für den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong>, insbesondere<br />

die laufenden GATS-Verhandlungen im Rahmen der<br />

Welthandelsorganisation (WTO)<br />

2.4) Geldgeber <strong>und</strong> Sponsoren<br />

Ermöglicht wurde die <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ dank der Unterstützung von:<br />

� Brot für alle<br />

� claro fair trade ag<br />

� Direktion für <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Zusammenarbeit (DEZA)<br />

� Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Bern<br />

� EXPOForce<br />

� Ferienmesse St. Gallen<br />

� MIGROS Kulturprozent<br />

� Schweizer Ferienmessen der WIGRA Expo AG Bern, Zürich, Basel<br />

� Schweizerische Stiftung für Solidarität im <strong>Tourismus</strong> (SST)<br />

� terre des hommes schweiz<br />

Die Auftritte <strong>und</strong> Veranstaltungen auf den Deutschen Reisemessen wurden finanziell getragen<br />

vom Netzwerk DANTE <strong>und</strong> speziell den Mitgliedern:<br />

� akte – <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong>, Basel<br />

� D.A.R.T. – Dortm<strong>und</strong>er <strong>Arbeitskreis</strong> Raumplanung <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

� ECPAT Deutschland – Arbeitsgemeinschaft gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung<br />

von Kindern, Freiburg i. Br.<br />

� EED – Tourism Watch, Bonn<br />

� GATE – Gemeinsamer <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> Ethnologie e.V.<br />

� KATE – Turismovision, Stuttgart<br />

� respect, Wien<br />

sowie unterstützt von<br />

� gepa – der Gesellschaft zur Förderung partnerschaftlichen Handels, die fair gehandelte<br />

Produkte für die DANTE-Stände zur Verfügung stellte<br />

2 Übersicht über die Mitwirkenden auf den Fachveranstaltungen siehe Detailprogramme im Annex<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 7


3) DIE ZEIT IST REIF FÜR DEN FAIREN HANDEL – AUCH IM TOURISMUS!<br />

In der Schweiz erfreuen sich die Produkte aus dem Fairen Handel seit Jahren steigender Beliebtheit bei<br />

den KonsumentInnen. Eine glaubwürdige <strong>und</strong> klare Produktedeklaration, meist in Form eines Labels,<br />

gibt ihnen beim Einkauf die Garantie, dass die ProduzentInnen dank kostendeckenden Preisen ihre<br />

Existenz sichern können, zu fairen Bedingungen <strong>und</strong> unter Einhaltung der gewerkschaftlichen Rechte<br />

arbeiten, dass die Produktion Mehrerlöse für die soziale <strong>Entwicklung</strong> generiert <strong>und</strong> dass die Umwelt<br />

geschont wird. Eine konsequente Kommunikations- <strong>und</strong> Marketingstrategie, so auch der Vertrieb über<br />

die Grossverteiler Coop <strong>und</strong> Migros, machte die fair gehandelten Produkte bei der breiten Bevölkerung<br />

bekannt. Heute stammen bereits gut 22 Prozent der in der Schweiz konsumierten Bananen aus<br />

dem Fairen Handel. Die Labelling-Organisation Max Havelaar, vor r<strong>und</strong> zehn Jahren von den grossen<br />

Schweizer Hilfswerken gegründet, schreibt in ihrem Jubiläumsjahr schwarze Zahlen <strong>und</strong> vermeldet,<br />

trotz genereller Krisenstimmung, ein Umsatzwachstum vom 33 Prozent. Vom gesamten 2002 erwirtschafteten<br />

Umsatz von 112 Millionen Franken flossen r<strong>und</strong> 27,5 Millionen Franken direkt zu den ProduzentInnen<br />

im Süden, das sind 30 Prozent mehr, als diese im herkömmlichen Handel für ihre Produkte<br />

erhalten hätten.<br />

Die Vorstellung, dass Reisende künftig bei ihrem Reisebüro „faire Ferien“ buchen können, wie sie im<br />

Supermarkt oder im Weltladen um die Ecke heute fairen Kaffee oder faire Blumen kaufen, ist bestechend.<br />

Gerade auf Ferienreisen wäre es für die TouristInnen doch besonders wichtig zu wissen, dass<br />

ihre „GastgeberInnen“ – die breite Bevölkerung in den touristischen Zielgebieten – fair am <strong>Tourismus</strong><br />

beteiligt sind <strong>und</strong> nicht das Nachsehen haben, wie dies noch allzu oft der Fall ist,. Denn die Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> die Begegnungen mit Menschen aus dem Gastland prägen die Reiseerfahrungen ganz<br />

wesentlich. Die Zielvorstellung eines Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> ist überzeugend, doch lässt sich<br />

ein Reiseangebot, das aus einer Vielzahl von Dienstleistungen, Begegnungen <strong>und</strong> Erlebniswerten besteht,<br />

nicht einfach so fair ausgestalten, wie dies heute für Nahrungsmittel erprobt ist. Die komplexe<br />

Kette, das Handelsnetz der verschiedensten LeistungserbringerInnen <strong>und</strong> -abnehmerInnen im <strong>Tourismus</strong>,<br />

stellt eine neue Herausforderung für die <strong>Entwicklung</strong> des Fair-Handels-Konzeptes dar.<br />

Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> (akte) hat 1997 ein Langzeitprogramm zum Fairen Handel<br />

im <strong>Tourismus</strong> aufgenommen <strong>und</strong> mit Konzeptarbeit über Bedeutung <strong>und</strong> Kriterien sowie mit konkreten<br />

Fallbeispielen aus dem Südlichen Afrika, Palästina, Israel <strong>und</strong> Brasilien vorangetrieben. Aus<br />

dem steten Austausch mit <strong>Tourismus</strong>initiativen im Süden <strong>und</strong> Partnerorganisationen in andern <strong>Tourismus</strong>-Entsendeländern<br />

wie Tourism Concern, U.K., die von 1999 bis 2002 eine von der EU finanzierte<br />

Gr<strong>und</strong>lagen- <strong>und</strong> Vernetzungsarbeit zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> durchführte, entstand die<br />

<strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“.<br />

Dank der Unterstützung der Direktion für <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> Zusammenarbeit (DEZA) recherchierte die<br />

akte-Mitarbeiterin Marianne Frei Ende 2001 während zwei Monaten bei <strong>Tourismus</strong>initiativen, Behörden,<br />

Gewerkschaften in Südafrika <strong>und</strong> Namibia. In einem sorgfältigen Vernehmlassungsprozess mit<br />

den Beteiligten erarbeitete sie den Reiseleitfaden „fair unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“, der sich<br />

an Reisende richtet <strong>und</strong> Ende 2002 erschien (siehe Annex). Er veranschaulicht anhand von Porträts,<br />

Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>und</strong> Analysen, wie die Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen des Fairen Handels im<br />

<strong>Tourismus</strong> heute in der Praxis aussehen, wie Einheimische sich einen bereichernden Austausch mit<br />

den Gästen vorstellen <strong>und</strong> was Reisende selber dazu beitragen können, fair unterwegs zu sein. Als<br />

Bestandteil des Projektes richtete sich akte auch mit einer Handlungsanleitung an Schweizer Südafrika-Anbieter,<br />

was ein Fairer Handel für sie bedeuten könnte. Gr<strong>und</strong>lage dafür waren im wesentlichen<br />

die von der südafrikanischen Regierung 2002 erstellten Richtlinien für einen verantwortungsvollen<br />

<strong>Tourismus</strong>, mit denen die einst unterdrückte Bevölkerungsmehrheit gezielt im <strong>Tourismus</strong> gefördert<br />

werden soll (siehe Anregungen für Reiseanbieter im Annex).<br />

Noch erhalten KonsumentInnen, wenn sie im Reisebüro buchen, kaum klare Angaben über die Umwelt-<br />

<strong>und</strong> Sozialverträglichkeit eines Angebotes. Seit mehreren Jahren haben Reisende aus verschiedenen<br />

europäischen Ländern bei Umfragen mehrheitlich ihr Interesse für umwelt- <strong>und</strong> sozialverantwortlichere<br />

Formen deklariert. Doch beim Buchen wird ihnen dieser Entscheid nicht leicht gemacht.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 8


<strong>Tourismus</strong> gilt heute als der wichtigste Wirtschaftszweig <strong>und</strong> Arbeitgeber der Welt. Zwar hat die <strong>Tourismus</strong>industrie<br />

in den letzten Jahren ihre Bemühungen zur Erhaltung der Umwelt – ihrer eigenen<br />

Wirtschaftsgr<strong>und</strong>lage – in den Gastländern verstärkt, es fehlt aber klar an sozialer Verantwortlichkeit,<br />

an Massnahmen seitens der Unternehmen, die gezielt auf eine Verbesserung der Stellung der Menschen<br />

in den Zielgebieten an Entscheiden <strong>und</strong> Ertrag aus dem <strong>Tourismus</strong> hinwirken. Das machten<br />

auch die Debatten zum Weltgipfel für Nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> 2002 von Johannesburg klar, in die<br />

sich akte – im Verb<strong>und</strong> mit den Partnern des Netzwerkes DANTE – mit der Publikation „Rio+10:<br />

Rote Karte für den <strong>Tourismus</strong>?“ nachhaltig einmischte <strong>und</strong> die Forderung für einen fairen Handel im<br />

<strong>Tourismus</strong> erhob (siehe Hintergr<strong>und</strong>information im Annex).<br />

Endlich handeln <strong>und</strong> mit einer breiten Publikumskampagne zum Fairen Handel(n) im <strong>Tourismus</strong> aufzurufen,<br />

war für uns die logische Folge nach Johannesburg. Der Aufruf erschien angesichts der stetig<br />

zunehmenden Verunsicherung der Reisenden aufgr<strong>und</strong> der Attentate <strong>und</strong> des drohenden Krieges gegen<br />

Irak immer dringlicher. Jetzt, wenn wir den Bericht schreiben, wissen wir auch um die Lungenkrankheit<br />

Sars mit ihren fatalen Auswirkungen auf das Reisegeschäft; wir wissen um die jüngst Geiselnahme<br />

von TouristInnen in der Wüste Algeriens <strong>und</strong> wir fragen uns bange, was wohl den <strong>Tourismus</strong> als<br />

nächstes Ungemach ereilt. Die Krise hat sich im <strong>Tourismus</strong> „eingefressen“: Die Aufforderung zur<br />

ultimativen „Schnäppchenjagd“ für die Ankurbelung der maroden Saison führt laufend zu weiteren<br />

Preisabschlägen, längst tief unter die Gestehungskosten. Diese <strong>Entwicklung</strong> geht immer mehr auf Kosten<br />

der Dienstleistenden im <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> der Umwelt, <strong>und</strong> sie erweist sich höchstens noch als ohnmächtige<br />

Antwort einer gewichtigen Dienstleistungsbranche, die – jahrelang erfolgsverwöhnt – die<br />

Zeichen zur Trendwende offenbar nicht zu erkennen vermag.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 9


4) AUFBAU DER KAMPAGNE<br />

4.1) Ein überzeugendes „Paket“ schnüren<br />

Die <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ mit dem <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> auf den Ferienmessen<br />

2003 traf auf offene Ohren. Die prekäre Weltlage hat die Reiselustigen auf den Ferienmessen hellhörig<br />

gemacht. Dass die erste breite Sensibilisierung zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> letztlich so gut<br />

ankam, ist aber auch auf die solide Vorbereitung der <strong>Kampagne</strong> zurückzuführen. Dazu galt es einerseits,<br />

ein glaubwürdiges <strong>und</strong> überzeugendes Paket von „<strong>Kampagne</strong>n-Tools“ zu schnüren, um das Publikum<br />

auf den Fairen Handel anzusprechen. Andererseits musste die Medienarbeit geschickt aufgegleist<br />

werden, wozu wir den 25. Geburtstag von akte nutzen konnten. Da die Durchführung einer<br />

solchen <strong>Kampagne</strong> die Ressourcen von akte sprengt, leiteten wir frühzeitig die Suche nach Projektfinanzen<br />

ein <strong>und</strong> trafen mit verschiedenen Partnern klare Absprachen für die Zusammenarbeit.<br />

4.2) <strong>Kampagne</strong>n-Tools<br />

Der Reiseleitfaden „fair unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“ der akte-Mitarbeiterin Marianne<br />

Frei war inhaltlich das Kernstück der <strong>Kampagne</strong>; er zeigt auf, wie ein faires Handeln im <strong>Tourismus</strong><br />

heute bereits aussehen kann <strong>und</strong> was Reisende selber dazu beitragen können, fair unterwegs zu sein.<br />

Eigens für die Publikumskampagne „fair unterwegs“ in der Schweiz konzipierten wir das Faltblatt<br />

„Fair Handeln – auch im <strong>Tourismus</strong>. Damit alle mehr davon haben.“, um Interessierte an einem<br />

fairen Handeln im <strong>Tourismus</strong> über Südafrika <strong>und</strong> Namibia hinaus ansprechen zu können (Exemplar<br />

beiliegend). Der informative mehrseitige Faltprospekt enthält nicht nur relevante Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

<strong>und</strong> Tipps für Reisende, sondern auch eine unmittelbare Handlungsmöglichkeit: Auf der inliegenden<br />

Postkarte können Reisende:<br />

� ankreuzen, ob sie selber bereit sind, fünf einfache Faustregeln einzuhalten, um fair unterwegs zu<br />

sein<br />

� ankreuzen, ob sie die Aufforderung an die Tour Operators unterstützen, künftig die Angebote<br />

transparenter zu deklarieren<br />

� selber kommentieren, was ihnen ausserdem beim Reisen wichtig ist<br />

Für die breite Öffentlichkeitsarbeit auf den Schweizer Ferienmessen <strong>und</strong> an anderen Stellen, wo Reisen<br />

vorbereitet werden, liessen wir ein Kleinplakat des Faltblattes <strong>und</strong> für die Messestände dekorative<br />

Panels mit Kurzfassungen der fünf Faustregeln für Reisende sowie den Aufforderungen an die Reiseanbieter<br />

erstellen.<br />

Als unmittelbarer Gewinn für alle, die sich an der „fair unterwegs“-Postkarten-Aktion auf den Öffentlichkeitsanlässen<br />

beteiligten, winkte ein Supertreffer der eigens dafür konzipierten Lotterie „Ferien-<br />

Los“, nämlich ein Solar-Radio aus südafrikanischer Fair-Handels-Produktion“; 50 Radios wurden<br />

von claro fair trade ag für die „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> gesponsert. Auf dem Geburtstagsfest<br />

verkauften wir „Ferien-Lose“. Auf den Messen in den diversen Schweizer Kantonen war der Verkauf<br />

aufgr<strong>und</strong> der kantonalen Lotteriebestimmungen zu aufwendig; die Lotterie „Ferien-Los“ wurde aber<br />

erfolgreich als Anreiz gratis für alle eingesetzt, welche die Postkarten unterschrieben.<br />

Dank einer Vereinbarung mit Polaroid verfügten wir über relativ günstige Filme, die wir zuerst am<br />

Geburtstagsfest für einprägsame „Ferienfotos“ in einer mit verführerischen Accessoires ausgestatteten<br />

Fotoecke zu F<strong>und</strong>raising-Zwecken einsetzen, auf den Messen dann zusammen mit guten Statements<br />

auf den Postkarten von „Promis“ <strong>und</strong> engagierten MessebesucherInnen für die Pinnwand, die wiederum<br />

viel Aufmerksamkeit der BesucherInnen am Stand auf sich zog. Natürlich gab’s da auch Souvenirfotos,<br />

in erster Linie für die Radio-GewinnerInnen, aber auch für alle anderen, die sich gerne mit einem<br />

Statement auf der Pinnwand öffentlich für „fair unterwegs“ engagieren wollten.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 10


Am akte-Stand auf den Schweizer Ferienmessen führten wir nebst dem akte-Buchsortiment zum Verkauf<br />

als Dekorationselement auch ein attraktives „Fair-Handels-Köfferchen“ mit Produkten aus dem<br />

Fairen Handel <strong>und</strong> einem fair gehandelten Blumenstrauss. So konnten wir zum Gesprächseinstieg auf<br />

die den MessebesucherInnen wohlbekannten Produkte Bezug nehmen <strong>und</strong> damit unsere Vorstellung<br />

des Fairen Handels verdeutlichen. Nur nebenbei bemerkt: Die Produkte hätten sich da auch locker<br />

verkaufen lassen, übrigens auch die gepa-Produkte auf unseren DANTE-Ständen in Deutschland, was<br />

neue Perspektiven unserer Zusammenarbeit mit Fair-Handels-Unternehmen eröffnen könnte.<br />

Klar formuliertes Ziel der Schweizer Messeauftritte war, mit dem Publikum Gespräche über den Fairen<br />

Handel im <strong>Tourismus</strong> zu führen. Dazu sollten, je nach Interesse der Stand-BesucherInnen, die<br />

Instrumente effektiv eingesetzt werden: das Faltblatt mit dem Ziel, eine Unterschrift der Postkarte zu<br />

erwirken, die Lotterie als Anreiz <strong>und</strong> Gesprächseinstieg, etc. Die vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten<br />

für Gespräche erwiesen sich als sehr vorteilhaft.<br />

Da die Beobachtungen an den Messeständen auch Gr<strong>und</strong>lagen für unsere Weiterarbeit liefern sollten<br />

<strong>und</strong> sich sehr viele freiwillige Mitarbeitende am akte-Stand engagierten, entwickelten wir mit den<br />

Studierenden der IST ein einfaches Verfahren zur Aufnahme von Beobachtungen (siehe Beobachtungsbogen<br />

im Annex).<br />

4.3) Zusammenarbeit mit der Internationalen Schule für Touristik (IST), Zürich<br />

Sämtliche 23 Studierenden einer Abschlussklasse der IST haben sich für den Themenschwerpunkt<br />

„Fairer Handel im <strong>Tourismus</strong>“ im Rahmen ihrer Ausbildung in <strong>Tourismus</strong>politik <strong>und</strong> Projektmanagement<br />

unter der Leitung des Lehrers Urs Brandenburger ausgesprochen <strong>und</strong> freiwillig ihre Mitarbeit am<br />

akte-Stand auf den Schweizer Ferienmessen zugesagt; einige von ihnen leisteten gar mehrmals Standpräsenz.<br />

Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez halfen aktiv bei den Vorbereitungen dieser anspruchsvollen<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> werteten anschliessend die akte-<strong>Kampagne</strong> auf den Schweizer Ferienmessen<br />

in ihrer Diplomarbeit aus.<br />

Von akte erhielten alle Mitarbeitenden an den Schweizer Ferienmessen ein solides Briefing sowie die<br />

nötigen Unterlagen für die Standbetreuung. Um eine qualifizierte Auseinandersetzung mit dem<br />

Schwerpunktthema „Fairer Handel“ zu ermöglichen, führte Marianne Frei in der IST-<br />

Vorbereitungswoche Ende September 2002 in Saas Fee Workshops durch; zudem half sie bei der Erarbeitung<br />

der Beobachtungsbögen <strong>und</strong> machte gemeinsam mit Nando Stöcklin ein Standbetreuungsbriefing<br />

an der IST in Zürich. akte betreute auch die Arbeit an der <strong>Evaluation</strong> <strong>und</strong> beteiligte<br />

sich aktiv am Aktionstag der IST zum Thema „Fairer Handel im <strong>Tourismus</strong>“ vom 15. Mai 2003 (Bericht<br />

auf www.akte.ch).<br />

Die Zusammenarbeit mit der Abschlussklasse der IST verlief für akte äusserst unkompliziert <strong>und</strong> ergiebig.<br />

Dass sich so viele junge Leute so beherzt, redegewandt <strong>und</strong> kreativ an unseren Ständen für<br />

„fair unterwegs“ einsetzten, war für das akte-Team enorm bereichernd <strong>und</strong> motivierend. Mit ihrem<br />

Einsatz <strong>und</strong> ihrer guten Stimmung trugen sie ganz wesentlich zum grossen Erfolg der <strong>Kampagne</strong> bei.<br />

Wir hoffen sehr, dass die Erfahrungen aus der „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> mit dem <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

& <strong>Entwicklung</strong> für sie auch in ihrem Berufsleben als eidg. dipl. Touristikfachfrauen <strong>und</strong> -<br />

männer von Nutzen sein werden.<br />

Die intensive Standbetreuung – es waren immer mindestens zwei Leute am Stand präsent – wäre nicht<br />

möglich gewesen ohne einen ganz massgeblichen Anteil an Freiwilligen-Arbeit. Die IST-Studierenden<br />

<strong>und</strong> die akte-„Freiwilligen“ erhielten eine Fahrtkosten- <strong>und</strong> Spesenentschädigung, die akte-<br />

Teamverantworlichen konnten Fahrtkosten sowie eine begrenzte Anzahl St<strong>und</strong>en, auch für Auf- <strong>und</strong><br />

Abbau, abrechnen, was noch immer reichlich Freiwilligen-Arbeit bedeutete.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 11


4.4) Zusammenarbeit mit DANTE<br />

Die Aktionen zum Themenschwerpunkt „Fair(er) Handel(n) im <strong>Tourismus</strong>“ auf dem Reisepavillon<br />

Hannover <strong>und</strong> der Internationalen <strong>Tourismus</strong>börse Berlin (ITB) erfolgten im September 2002 aufgr<strong>und</strong><br />

der Absprachen auf der Mitgliederversammlung des Netzwerkes DANTE, einer Arbeitsgemeinschaft<br />

von 17 NGOs <strong>und</strong> Fachleuten aus Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der Schweiz, die sich kritisch<br />

mit den Fragen der Nachhaltigkeit im <strong>Tourismus</strong> auseinandersetzen.<br />

Zumal in Deutschland die Produkte aus dem Fairen Handel nicht den selben hohen Stellenwert <strong>und</strong><br />

Bekanntheitsgrad geniessen wie in der Schweiz, setzten wir auf den Ferienmessen in Deutschland<br />

nicht unser Faltblatt mit Postkarten-Aktion ein. Unser Partner EED-Tourism Watch, Bonn, hatte mit<br />

dem deutschen Fair-Handelsunternehmen gepa Orangensaft <strong>und</strong> Schoko-Riegel organisiert, die wir<br />

dem Messepublikum als Anreiz <strong>und</strong> Einstieg für ein Gespräch zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> anbieten<br />

konnten. Die BesucherInnen am DANTE-Stand konnten frei auf einem Formular ihre Kommentare<br />

eingeben, was „Fair(er) Handel(n)“ im <strong>Tourismus</strong> für sie bedeutet. Der Reiseleitfaden „fair<br />

unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“ sowie „fair-unterwegs“-Faltblätter lagen als Hintergr<strong>und</strong>information<br />

an den Ständen auf. Für eine Pinnwand mit Statements von MessebesucherInnen, insbesondere<br />

auch zugkräftigen „Promis“, setzten wir die Polaroid-Aktion der „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> ein.<br />

Christine Plüss <strong>und</strong> Marianne Frei machten im Rahmen der Ablösungen des gesamten DANTE-<br />

Netzwerkes Standpräsenzen sowohl am Reisepavillon wie auf der ITB.<br />

akte übernahm gemeinsam mit anderen Organisationen die Verantwortung der konzeptuellen <strong>und</strong><br />

inhaltlichen Gestaltung der DANTE-Auftritte auf den beiden Messen. Letztlich hat vor allem Heinz<br />

Fuchs von EED-Tourism Watch mit tatkräftiger Hilfe seiner Mitarbeiterin Birgit Gappa praktisch die<br />

gesamte Organisation für Messepräsenz <strong>und</strong> Veranstaltungen geleistet. Das inhaltliche Konzept sowie<br />

die Durchführung der Medienarbeit auf deutsch <strong>und</strong> englisch entstand in der engen Zusammenarbeit<br />

von Heinz Fuchs <strong>und</strong> Christine Plüss; die qualifizierte Übersetzung wurde einmal mehr von der freien<br />

Journalistin <strong>und</strong> Übersetzerin Christina Kamp gewährleistet, <strong>und</strong> Fachkräfte wurden zudem auf der<br />

ITB für Simultanübersetzung beigezogen. Für die Qualität der Zusammenarbeit mit EED-Tourism<br />

Watch spricht die Tatsache, dass das umfang- <strong>und</strong> erfolgreiche Programm auf dem Reisepavillon <strong>und</strong><br />

der ITB absolut reibungslos <strong>und</strong> ohne ein einziges spezielles Vorbereitungstreffen realisiert werden<br />

konnte – eine sicher seltene „Dream-Team-Leistung“.<br />

4.5) Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Evaluation</strong><br />

Da die „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> auch den Charakter einer kleinen Aktions-Recherche hatte, die uns<br />

Aufschluss über die Weiterarbeit zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> geben sollte, werden hier kurz<br />

auch die Gr<strong>und</strong>lagen kommentiert, die wir für die Einschätzungen des vorliegenden Berichtes nutzen.<br />

Selbstverständlich unterliegen auch die Ergebnisse, die wir aus der Auswertung unserer <strong>Kampagne</strong><br />

„fair unterwegs“ auf den Ferienmessen 2003 ziehen, in ihrer Aussagekraft den Beschränkungen, die<br />

eine „action-research“ auf Ferienmessen mit sich bringt. Die <strong>Evaluation</strong> entspricht einer Momentaufnahme,<br />

einem Stimmungsbild, das – wie immer bei „action-research“ – auch von der Stimmung der<br />

Befragenden, der Ansprechpersonen <strong>und</strong> Mitarbeitenden am Stand beeinflusst wird – <strong>und</strong> diese Stimmung<br />

war ausnahmslos gut, was wiederum natürlich die StandbesucherInnen motivierte, bei der Postkarten-Aktion<br />

mitzumachen.<br />

4.5.1) Teilnehmende Beobachtung an den Ferienmessen Schweiz durch das akte-Team 3<br />

Während der Ferienmessen tauschten wir uns im Team laufend über die Erfahrungen <strong>und</strong> Beobachtungen<br />

aus, auch um notwendige Kurskorrekturen vorzunehmen. Der Projektbericht basiert auf den<br />

Erfahrungen der Projektleitung <strong>und</strong> wurde von den anderen akte-Teamverantwortlichen ergänzt.<br />

3 Die <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ wurde zwar auf dem akte-Geburtstagsfest im November 2002 lanciert,<br />

doch stand sie nicht im Zentrum des Festes, so dass wir hier von diesem Anlass nur den Rücklauf<br />

der Postkarten sowie die Dynamik für die gesamte Medienarbeit berücksichtigen.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 12


4.5.2) Postkarten-Rücklauf<br />

Die quantitative <strong>und</strong> qualitative Auswertung der gesammelten Postkarten bildet die wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Einschätzung der Reaktionen des Publikums.<br />

4.5.3) Diplomarbeit von Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez der IST: „Fair Unterwegs –<br />

ein Fairer Handel im <strong>Tourismus</strong>“<br />

Die beiden Autorinnen haben als Bestandteil ihrer Diplomarbeit eine detaillierte <strong>und</strong> sehr sorgfältige<br />

Auswertung der Beobachtungsbögen vom akte-Stand sowie des Postkarten-Rücklaufes vorgenommen.<br />

Ihre Ergebnisse lieferten wertvolle Informationen für unseren Bericht <strong>und</strong> halfen in verdankenswerter<br />

Weise mit, unsere eigenen Einschätzungen zu überprüfen.<br />

Die Relevanz der Beobachtungsbögen, die von den Diplomandinnen erarbeitet <strong>und</strong> von den Standmitarbeitenden<br />

ausgefüllt wurden, unterliegt als Auswertungsgr<strong>und</strong>lage gewissen Einschränkungen: Insgesamt<br />

konnten sie 837 unterzeichnete Postkarten für ihre <strong>Evaluation</strong> verwenden, hingegen nur 409<br />

ausgefüllte Beobachtungsbögen. Die Beobachtungen wurden von den StandbetreuerInnen nicht wünschenswert<br />

systematisch aufgenommen. Oft war dies aufgr<strong>und</strong> des herrschenden Andranges am Stand<br />

nicht möglich. Ausserdem verliefen sehr viele Gespräche am Stand ähnlich positiv, was die Standmitarbeitenden<br />

tendenziell dazu verleitete, nur noch die aussergewöhnlichen Reaktionen des Publikums<br />

auf den Beobachtungsbögen festzuhalten. Methodisch müsste man im Gedränge von Reisemessen für<br />

solch „action-research“ orientierte Beobachtungen auf noch einfachere numerische Verfahren (z.B.<br />

Strichlisten für das Aufnehmen von stereotypen Reaktion etc.) zurückgreifen, um zu wirklichkeitsgetreueren<br />

Ergebnissen zu kommen. Für die vorliegende Auswertungen aber geben die Beobachtungsbögen<br />

sehr aufschlussreiche Trendmeldungen ab.<br />

4.5.4) Auswertung der Standpräsenz <strong>und</strong> Veranstaltungen von DANTE<br />

Sie wurde am Gesamttreffen von DANTE vom 27./28.04.2003 in Bonn vorgenommen <strong>und</strong> mit der<br />

kleinen <strong>Evaluation</strong> der am DANTE-Stand gesammelten Meinungskarten durch Brigitte Binder, freie<br />

Mitarbeiterin von EED-Tourism Watch für die Reisemessen 2003, ergänzt (siehe Auswertung im Annex).<br />

4.5.5) Pressespiegel sowie Auswertung der Medienarbeit von akte<br />

4.5.6) Ro<strong>und</strong>table-Gespräch anlässlich der akte-Mitgliederversammlung vom 4.6.2003 mit Fachleuten<br />

aus dem Fairen Handel über Einschätzungen, Erfahrungen <strong>und</strong> Perspektiven der Weiterarbeit<br />

von akte (siehe Programm im Annex).<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 13


5) ABLAUF UND EINSCHÄTZUNG DER MESSEPRÄSENZ<br />

5.1) Schweizer Ferienmessen<br />

� Die vier Ferienmessen in Bern, Zürich, St. Gallen <strong>und</strong> Basel fanden an insgesamt 14 Tagen statt,<br />

waren total während 115 St<strong>und</strong>en geöffnet <strong>und</strong> verzeichneten 2003 die stolze Zahl von 170'000<br />

BesucherInnen.<br />

� An den akte-Ständen auf den vier Ferienmessen haben 33 Mitarbeitende insgesamt über 330 St<strong>und</strong>en<br />

aktive Standbetreuung geleistet.<br />

� Aufgr<strong>und</strong> des Postkarten-Rücklaufes <strong>und</strong> der Beobachtungen können wir davon ausgehen, dass<br />

wir an den akte-Ständen mehrere Tausend BesucherInnen auf den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

ansprechen <strong>und</strong> mit r<strong>und</strong> 1'600 ein ausführlicheres Gespräch über den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

führen konnten (Details siehe 6).<br />

Ausschlaggebend für die Zahl der K<strong>und</strong>enkontakte ist immer auch die Standplatzierung. In Bern <strong>und</strong><br />

Basel hatten wir sehr viel Laufk<strong>und</strong>schaft, in Bern dank einem Stand im Rahmen des Programmes<br />

„Lust auf andere Ferien“ auch mehr sensibilisierte K<strong>und</strong>schaft. In Zürich waren wir etwas abseits vom<br />

grossen Strom bei den Ständen zu Ökologie (z.B. Wal- <strong>und</strong> Delfinbeobachtung) oder<br />

UNICEF, in St. Gallen in der Nachbarschaft der Südafrika-Anbieter <strong>und</strong> -Botschaft; die Ruhe gab uns<br />

mehr Raum für längere Gespräche. Die Standplatzierung wirkte sich unmittelbar auf die Zahl der Unterschriften<br />

für die Postkarten-Aktion sowie der ausgefüllten Beobachtungsbögen aus: Je mehr Zulauf<br />

am Stand herrschte, desto höher waren die Chancen für Unterschriften, desto weniger kontinuierlich<br />

konnten aber Beobachtungen aufgenommen werden.<br />

Wie immer, wenn akte auf die Ferienmessen geht, fanden sich an unserem Stand BesucherInnen ein,<br />

die uns kennen oder gezielt suchen, weil sie durch Medien oder Messeprogramm auf uns aufmerksam<br />

wurden. Die Mehrheit aber war Laufk<strong>und</strong>schaft, Personen, deren Interesse durch die Faltblätter, durch<br />

Standgestaltungselemente wie die „Fair Handels“-Produkte oder die Lotterie „Ferien-Los“ oder aber<br />

die Bücher geweckt wurde. Gesprächbereitschaft zeigten vorab MessebesucherInnen, die bereits über<br />

Lektüre oder einschlägige Erlebnisse unterwegs eine gewisse Sensibilisierung für die problematischen<br />

Seiten des <strong>Tourismus</strong> erfahren haben. Dank den Anreizen mit der Lotterie oder den Polaroidbildern<br />

bzw. der bunten Pinnwand mit den Fotos konnten darüber hinaus auch Leute angesprochen werden,<br />

die akte gar nicht kannten <strong>und</strong> sich zum Teil noch kaum mit Fragen zum <strong>Tourismus</strong> auseinandergesetzt<br />

hatten. Interessant war auch da, wie viele StandbesucherInnen spontan unsere <strong>Kampagne</strong> zum<br />

Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> als sehr gute Idee begrüssten (detailliertere Einschätzungen siehe 6).<br />

Die vier Schweizer Ferienmessen im deutschsprachigen Raum bleiben somit für akte eine hervorragende<br />

Gelegenheit für breite Bewusstseinsarbeit bei Reisenden <strong>und</strong> KonsumentInnen. Die Herausforderung<br />

dabei ist, dass akte auch ein stichhaltiges <strong>und</strong> attraktives Programm auf die Beine stellt, das in<br />

der lautstarken <strong>und</strong> polychromen Hochglanzwelt einer Ferienmesse glaubwürdig eigenen Bestand hat.<br />

Dieser Herausforderung hat akte sich bereits mehrmals erfolgreich gestellt. Allerdings stiegen über die<br />

letzten Jahre auch die Kosten für einen professionellen Auftritt ganz beträchtlich. Angesichts unserer<br />

knappen Ressourcen <strong>und</strong> dem erheblichen Aufwand für ein Projektf<strong>und</strong>raising, das die Kosten in unserem<br />

Bereich doch immer nur teilweise zu decken vermag, stellt sich gr<strong>und</strong>sätzlich die Frage, zu<br />

welchen Bedingungen der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> seine Dienstleistungen für verträglichere<br />

<strong>und</strong> damit zukunftsträchtigere Formen des Reisens, von denen letztlich nicht nur die Allgemeinheit,<br />

sondern auch die <strong>Tourismus</strong>branche profitiert, erbringen muss.<br />

Am Eröffnungstag der ersten Ferienmesse in Bern veranstalteten wir um 18 Uhr im zentral gelegenen<br />

Restaurant der Messe einen „Fair-Apéro“ für interessierte Fachleute <strong>und</strong> JournalistInnen sowie die<br />

vielen Mitarbeitenden <strong>und</strong> Unterstützenden des Projektes „fair unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“.<br />

Die kurzen Inputs von Marianne Frei, von Alex Hofacker, dem Public Relations Officer der Südafrikanischen<br />

Botschaft in Bern, sowie dem Berner Reiseveranstalter Heinz Hirter, der als erster in der<br />

Schweiz einschlägige Projekte in Südafrika in seinen Katalog aufgenommen hat, waren sehr informa-<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 14


tiv <strong>und</strong> anregend. Leider aber sind nur sehr wenige Leute der breit verschickten Einladung zum Anlass<br />

gefolgt.<br />

Dabei zeigt sich einmal mehr: Auf den Schweizer Ferienmessen, die neben den Eröffnungsveranstaltungen<br />

sowie dem Touristiker-Tag in St. Gallen eigentlich keine Tradition von Fachveranstaltungen<br />

pflegen, die über Diashows <strong>und</strong> Reiseberichts-Vorträge hinausgehen, kann eine kleine NGO wie akte<br />

kaum einen guten Zeitpunkt <strong>und</strong> Rahmen finden für eine spannende Fachveranstaltung mit weiterführender<br />

Diskussion. Solange solche Foren nicht von den Veranstaltern der Publikumsmessen geschaffen<br />

werden, bleibt der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong>, oft der einzige Vertreter mit einem<br />

Auftrag für kritische Öffentlichkeitsarbeit auf den Ferienmessen, darauf angewiesen, dass die Messeleitungen<br />

in ihren Öffentlichkeitsarbeits-Events auf unseren Auftritt gebührend hinweisen. Das war,<br />

trotz aller Bemühungen unsererseits (termingerechte Unterlagen für Medienarbeit, Suche nach Zusammenarbeit<br />

für Veranstaltungen etc.), auch 2003 nicht optimal zu lösen.<br />

5.2) Reisepavillon Hannover <strong>und</strong> Internationale <strong>Tourismus</strong>börse Berlin (ITB)<br />

Auf beiden Messen waren Platzierung <strong>und</strong> Auftritte soweit gut, die Standbetreuung durch die verschiedenen<br />

DANTE-Netzwerkpartner ziemlich unterschiedlich <strong>und</strong> sicherlich optimierungsfähig. Die<br />

Stände nehmen aber auf beiden Messen einen völlig anderen Stellenwert als für die „fair unterwegs“-<br />

<strong>Kampagne</strong> in der Schweiz, weil wir zudem hochkarätig besetzte Fachveranstaltungen organisieren<br />

konnten (Details siehe beiliegende Programme im Annex). Am Reisepavillon war es eine sehr lebhafte<br />

Podiumsveranstaltung mit VertreterInnen aus dem (Fairen) Handel, der Reisebranche sowie NGOs,<br />

die r<strong>und</strong> 80 - 100 Leute anzog. Die Resonanz war so gut, dass wir für die ITB gleich drei Veranstaltungen<br />

auf die Beine stellten <strong>und</strong> als „DANTE-Forum“ zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> gestalteten<br />

mit der musikalischen Untermalung von Segede Demissie aus Äthiopien <strong>und</strong> mit Gästen aus Südafrika<br />

<strong>und</strong> Indien sowie der englisch-deutschen Simultanübersetzung (<strong>und</strong> entsprechend zweisprachiger<br />

Pressearbeit). 50 - 60 Leute waren zum Auftakt des DANTE-Forums vom 8.3. anwesend; am „Fair-<br />

Apéro“ gegen Abend waren es gut 150. Angesichts des völlig überfrachteten Terminkalenders der ITB<br />

ist dies ein sehr beachtenswerter Erfolg. Insbesondere erwies sich der „Apéro“ auf der Hallenbühne<br />

mit Marianne Frei <strong>und</strong> Jennifer Seif von Fair Trade in Tourism South Africa, für die wir die Präsenz<br />

an der ITB im Rahmen der „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> mit ermöglichten, nicht nur als wichtiger Informations-<br />

sondern auch als Sympathie-Träger für unsere Anliegen.<br />

Mit dem Thema des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> lagen wir in Deutschland im schwierigen Bereich<br />

des „Agenda Setting“, was uns doch sehr gut gelungen ist. Gerade wegen der guten Resonanz liefen<br />

allerdings die Kosten der Auftritte so auf, dass sie nur mehr mit Sondereinlagen von EED-Tourism<br />

Watch, der „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> sowie von weiteren DANTE-Mitgliedern, die alle auch nicht<br />

gerade begütert sind, gedeckt werden konnten. Die Gr<strong>und</strong>satzfrage stellt sich auch hier, was wir künftig<br />

an Dienstleistungen zur Qualifizierung des <strong>Tourismus</strong>, insbesondere im sozialen Bereich, überhaupt<br />

noch anbieten können. Dies ist besonders ärgerlich zu einem Zeitpunkt, wo nicht nur die Politik,<br />

sondern auch die <strong>Tourismus</strong>branche die Wichtigkeit eines „Fair(en) Handel(n)“ im <strong>Tourismus</strong> anzuerkennen<br />

beginnen <strong>und</strong> wir unsere Bemühungen verstärken müssten.<br />

Sowohl in der Schweiz wie in Deutschland ist das Messegeschäft heute so weitgehend privatisiert <strong>und</strong><br />

fusioniert <strong>und</strong> „outgesourced“, dass jedes „Fitzelchen“ – <strong>und</strong> sei es die Rückwand für den Stand oder<br />

ein Stecker für elektrischen Anschluss – mittlerweile bei separaten Firmen bestellt <strong>und</strong> abgerechnet<br />

werden muss. Dass so anlaufende Kosten bezahlt werden müssen, ist zwar verständlich. Doch ist offenbar<br />

niemand mehr auf irgend einer entscheidenden Ebene da, mit dem über politisch sinnvolle <strong>und</strong><br />

auch längerfristig notwendige Kooperationen verhandelt werden könnte, um die Kosten in einen für<br />

uns leistbaren Rahmen zu lenken. Was für ein Unterschied zu noch vor wenigen Jahren, als Schweizer<br />

Ferienmessen dem <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> weitgehend entgegenkamen <strong>und</strong> die ITB<br />

klar den Auftrag wahrnahm, kritische Arbeit zum <strong>Tourismus</strong> als Dienstleistung <strong>und</strong> längerfristig<br />

nachhaltige Anlage zu unterstützen!<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 15


6) REAKTIONEN DES MESSEPUBLIKUMS<br />

6.1) Verteiler des Faltblattes „fair unterwegs“...<br />

� Auflage des Faltblattes: 10'000 Exemplare<br />

� Ab Erscheinen im November 2002 hat akte bis Ende Februar 2003 total 8'250 Faltprospekte verteilt.<br />

Mit aktiver Betreuung geschah dies auf dem Geburtstagsfest sowie den Schweizer Ferienmessen.<br />

Dazu haben wir anfangs Januar ein Versand an ca. 600 Personen gemacht <strong>und</strong>, aufgr<strong>und</strong><br />

gezielter Anfragen von akte, ab anfangs Dezember bis anfangs Februar r<strong>und</strong> 30 weitere Stellen<br />

wie claro-Weltläden, TRANSA-Läden, Impfinstitute etc. nach Absprache mit jeweils zwischen 50<br />

– 150 Faltprospekten zum Auflegen sowie einem extra angefertigten Kleinplakat beliefert (siehe<br />

Liste im Annex).<br />

... <strong>und</strong> Rücklauf der Postkarten<br />

Anlass unterschriebene Postkarten Rücklauf – Tagesdurchschnitt<br />

auf den Messen<br />

Geburtstagsfest 46<br />

Ferienmesse Bern 240 60.0<br />

FESPO Zürich 186 46.5<br />

St. Galler Ferienmesse 161 53.7<br />

Basler Ferienmesse 214 71.8<br />

per Post 71<br />

Total (Ende März 2003) 4 918<br />

� Bis zum für die <strong>Evaluation</strong> bei der IST relevanten Stichtag Ende Februar kamen über 900 unterschriebene<br />

Postkarten zusammen. R<strong>und</strong> 50 davon haben wir nicht in die IST-<strong>Evaluation</strong> einbezogen,<br />

weil die Adresse fehlte, die Karten unleserlich waren oder doppelt ausgefüllt.<br />

� 837 unterschriebene Postkarten wurden für den vorliegenden Bericht evaluiert.<br />

� Das entspricht einem sehr hohen Rücklauf von über 10 Prozent.<br />

6.2) Positive Aufnahme durch die MessebesucherInnen <strong>und</strong> grosse Zustimmung<br />

auf die Vorstellung vom Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

Aus der teilnehmenden Beobachtung konnten wir am akte-Stand schliessen, dass die MessebesucherInnen<br />

insgesamt sehr positiv auf die Idee des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> reagierten. Die Reaktionen<br />

übertrafen alle unsere Erwartungen, die wir zu hegen wagten, als wir den Faltprospekt „fair<br />

unterwegs“ ausarbeiteten.<br />

Gemäss der Auswertung der Beobachtungsbögen durch Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez<br />

zeigten 92 Prozent der an den akte-Ständen auf den Schweizer Ferienmessen in Gespräche verwickelten<br />

BesucherInnen a priori ein hohes bis sehr hohes Interesse an der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ bzw.<br />

selber fair unterwegs zu sein; lediglich 8 Prozent interessierten sich wenig oder gar nicht.<br />

4 Bis zur Fertigstellung dieses Berichtes haben wir über 9'000 Faltblätter an diverse Stellen verteilt <strong>und</strong><br />

über 1'000 unterschriebene Postkarten auf der Geschäftsstelle von akte zurückerhalten.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 16


kein Interesse<br />

tief<br />

eher tief<br />

eher hoch<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

Interesse fair unterwegs zu sein<br />

(gemäss Beobachtungsbögen)<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

in Prozent<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 17<br />

Total<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Aufgr<strong>und</strong> der teilnehmenden Beobachtung hat jedeR vierte bis dritte BesucherIn aus der Laufk<strong>und</strong>schaft<br />

sich am akte-Stand angesprochen gefühlt, sei es durch den Faltprospekt, die Lotterie „Ferien-<br />

Los“, die Panels zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> oder die bunte Pinnwand mit den Polaroidfotos, die<br />

Fair Handels-Produkte oder das Buchsortiment. Wer am Stand stehen blieb, wurde wenn immer möglich<br />

in ein Gespräch verwickelt.<br />

Die Auswertung der Beobachtungsbögen durch Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez zeigt, dass<br />

sich die Hälfte der Personen im Gespräch zur Unterschrift auf der Postkarte des Faltblattes am akte-<br />

Stand bewegen liessen; 41 Prozent haben das Faltblatt zum Lesen nach Hause mitgenommen, nur 9<br />

Prozent haben ablehnend reagiert.<br />

41%<br />

9%<br />

Reaktion auf Postkarte<br />

(gemäss Beobachtungsbögen)<br />

50%<br />

Direkt am Stand unterschrieben<br />

Nach Hause mitgenommen<br />

Ablehnende Reaktion<br />

Zahlenmässig lässt die <strong>Evaluation</strong> des Postkarten-Rücklaufes <strong>und</strong> der Beobachtungsbögen die Annahme<br />

zu, dass das Betreuungsteam an den akte-Ständen der Schweizer Ferienmessen 2003 etliche<br />

Tausend Personen auf den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> angesprochen <strong>und</strong> mit schätzungsweise 1'600<br />

Leuten ausführlichere Gespräche über den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> geführt hat.<br />

Gemäss der Auswertung der Beobachtungsbögen zeigten die StandbesucherInnen ein grosses Interesse<br />

auch für die Postkarten-Aktion. Auf den entsprechenden Beobachtungspunkt waren Beurteilungen von<br />

6 = sehr hoch bis 1 = kein Interesse möglich: 83 Prozent der Beobachteten interessierten sich für die<br />

Postkarte; nur knapp 17 Prozent der StandbesucherInnen waren überhaupt nicht an der Postkarte interessiert.


sehr ablehnend<br />

ablehnend<br />

eher ablehnend<br />

eher interessiert<br />

interessiert<br />

sehr interessiert<br />

Interesse an der Postkarte<br />

(gemäss Beobachtungsbögen)<br />

3<br />

5<br />

8<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 18<br />

19<br />

19<br />

0 10 20 30 40 50<br />

in Prozent<br />

Interessanterweise haben sich auch Leute, die sich erst nur für die Lotterie interessierten <strong>und</strong> Lose<br />

kaufen wollten – oft ohne zu fragen, was sie damit gewinnen können – im Gespräch für die Idee des<br />

Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> erwärmen können, manchmal sogar bis zur Unterschrift der Postkarte.<br />

Der Anreiz der Lotterie „Ferien-Los“ relativiert sicher die Ergebnisse über das Interesse am Fairen<br />

Handel im <strong>Tourismus</strong>; sie trug aber erfolgreich dazu bei, dass mehr Leute angesprochen werden konnten.<br />

Gemäss der Auswertung des Postkarten-Rücklaufes haben über 91 Prozent aller Unterzeichnenden<br />

sowohl die fünf Faustregeln als Selbstverpflichtung unterschrieben wie auch die drei Aufforderungen<br />

an die Reiseveranstalter; 5,3 Prozent unterschreiben nur die Selbstverpflichtung <strong>und</strong> 3,3 Prozent nur<br />

die Aufforderung an die Reiseveranstalter. Laut Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez begründeten<br />

StandbesucherInnen, welche die Aufforderungen an die Veranstalter nicht ankreuzten, dass sie ihre<br />

Reiseorganisation selber vornehmen <strong>und</strong> es deshalb nicht für nötig erachten, an die Reiseveranstalter<br />

Forderungen zu stellen. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> sehen sie im Misstrauen gegenüber den Reiseveranstaltern.<br />

Etliche Personen waren der Meinung, die Reiseveranstalter würden ja sowieso machen, was sie<br />

wollen. Die wenigen StandbesucherInnen, welche die Einhaltung der Faustregeln nicht ankreuzten,<br />

wollten entweder nichts unterschreiben, was sie nicht einhalten können, oder sehen die Forderungen<br />

durch ihr Verhalten auf Reisen bereits erfüllt.<br />

6.3) Frauen sind sensibilisierter, wissen mehr über den Fairen Handel <strong>und</strong> haben<br />

ein grösseres Interesse, auch im <strong>Tourismus</strong> fair handeln zu wollen<br />

Von den 837 ausgewerteten Postkarten hat<br />

akte 802 in sein Adressverzeichnis aufgenommen,<br />

da mehrmals aufgeführte Adressen<br />

gruppiert wurden. Markant ist dabei der Anteil<br />

an Frauen, welche die Postkarte unterschrieben<br />

haben: Über 56 Prozent der Unterzeichnenden<br />

der Postkarte waren Frauen 5 Postkarten-Rücklauf nach Gechlecht<br />

4%<br />

. Aufgr<strong>und</strong><br />

der teilnehmenden Beobachtung erhöht sich<br />

ihr Anteil noch, waren es doch oft die Frauen,<br />

die für ganze Familien unterschrieben.<br />

2%<br />

7%<br />

30%<br />

57%<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Herr + Frau<br />

Familie<br />

Andere<br />

5 Diagramm „Postkarten-Rücklauf nach Geschlecht“, Kategorie „Andere“: Ohne dem Namen nach<br />

geschlechtermässig zuordnungsbar, oft Kinder, die sich mit Inbrunst an der Lotterie „Ferien-Los“ um<br />

ein Solar-Radio beteiligten.<br />

45


Das deckt sich mit den Auswertungen der Beobachtungsbögen<br />

durch Esther von Wartburg<br />

<strong>und</strong> Sandra Gonzalez: 60 Prozent der Gespräche<br />

haben mit Frauen stattgef<strong>und</strong>en, Frauen haben<br />

zudem klar die besseren Kenntnisse über den<br />

Fairen Handel <strong>und</strong> öfters als Männer ihr Interesse<br />

geäussert, fair unterwegs zu sein.<br />

Interesse an "fair unterwegs"<br />

nach Geschlecht<br />

6.4) Grosse Bereitschaft, selber zum fairen Handeln beizutragen<br />

Wie gross das Interesse an der „fair unterwegs“-<strong>Kampagne</strong> war, unterstreicht die Tatsache, dass über<br />

36 Prozent aller Unterzeichnenden der Postkarten auch die Gelegenheit ergriffen, unter der offenen<br />

Rubrik „Wichtig ist mir beim Reisen ausserdem“ ein eigenes Statement zu formulieren. 319 Postkarten<br />

enthielten insgesamt 529 Statements. Weil viele Unterzeichnende mit verschiedenen, fast identischen<br />

Statements ihre Meinung zu erklären versuchten, wurden für die vorliegende Untersuchung<br />

noch 386 Statements in Kategorien zusammengefasst <strong>und</strong> ausgewertet:<br />

Auswertung der Kommentare der „fair unterwegs“-Postkarten<br />

Kommentare zum eigenen 299 Fairer Austausch 174<br />

Verhalten Natur schätzen (inkl. Transportwahl) 69<br />

Grösstmöglicher Nutzen für Gastgebende 28<br />

Zeit nehmen 19<br />

Faire Preise 9<br />

Kommentare mit 47 Gute Löhne / faire Beteiligung der Einheimischen 13<br />

Forderungen an Reiseveranstalter Gute Beratung/Information 10<br />

Richtige Angaben 6<br />

Transparenz 5<br />

Kompetente Reiseführung 4<br />

umweltbewusst geführte Hotels/Flüge 2<br />

Diverses 7<br />

Kommentare mit 16 Sicherheit 6<br />

Forderungen an das Gastland Gute Hygiene 3<br />

Schöne Feriendestination/Natürliche Umgebung 4<br />

Einhaltung der Menschenrechte/intakte Umwelt 1<br />

„Frauenfre<strong>und</strong>lich“ 1<br />

Akzeptanz seitens Einheimischer 1<br />

Kommentare mit 9 keine weiteren Infos 8<br />

Forderungen an akte weniger info-lastige Prospekte 1<br />

Diverse 15 Guter Kaffee, Discos, entspannen etc.<br />

Total 386<br />

Die Kommentare nehmen sehr oft Stichworte auf, die in den fünf Faustregeln oder den Forderungen<br />

an die Reiseveranstalter bereits enthalten sind. Auffallend ist, dass die überwiegende Mehrheit der<br />

Kommentare sich auf das eigene Verhalten als Reisende beziehen. Die Mehrheit der Statements bezeichnen<br />

Massnahmen, die man selber bewerkstelligen kann, ohne allzu grosse finanzielle oder zeitliche<br />

Opfer leisten zu müssen. Man wünscht sich einen fairen Austausch mit der Bevölkerung des Reiselandes<br />

<strong>und</strong> will dort die Umwelt nicht zu stark belasten.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 19<br />

40.0%<br />

60.0%<br />

Frauen<br />

Männer


„Dass wir ein Land so verlassen, dass wir jederzeit wieder willkommen sind <strong>und</strong> auch unsere Kinder<br />

noch dort bei unseren Gastgebern eintreten können.“<br />

„Respekt vor Würde der Menschen <strong>und</strong> Toleranz gegenüber Kultur <strong>und</strong> Religion.“<br />

„Flugreisen sind Luxusgut. Nur alle paar Jahre... Den ökologischen ‚footprint’ nehmen wir sehr<br />

ernst.“<br />

Wichtig schien den Unterschreibenden, dass die lokale Bevölkerung einen grösstmöglichen Nutzen<br />

aus der Reise zieht, dass sie sich selbst viel Zeit nehmen, um sich über Land <strong>und</strong> Leute zu informieren<br />

<strong>und</strong> dass den GastgeberInnen faire Preise bezahlt werden.<br />

„Zeit zu haben, die Bevölkerung kennen zu lernen <strong>und</strong> nicht nur zu profitieren.“<br />

„Die Infrastruktur sollte im Besitz von Einheimischen sein <strong>und</strong> von solchen betrieben werden.“<br />

47 Statements richteten sich explizit an Reiseveranstalter, hauptsächlich für eine faire Beteiligung der<br />

lokalen Bevölkerung <strong>und</strong> gute Information über Angebot <strong>und</strong> Gastland.<br />

„Für mich ist ausserdem wichtig, dass man vom Reiseveranstalter richtige Angaben erhält.“<br />

„Dass die Einheimischen vom <strong>Tourismus</strong> profitieren <strong>und</strong> nicht nur die grossen Konzerne.“<br />

„Keine ‚Nepp-Veranstaltungen’, ob organisierte Kauf-Touren oder Foto-Besuche bei Ureinwohnern<br />

wie im Zoo.“<br />

Die geäusserte Bereitschaft zur Selbstverpflichtung der Reisenden lässt natürlich noch keine Schlüsse<br />

darüber zu, was die Reisenden beim Buchen <strong>und</strong> vor Ort dann auch wirklich tun. Zwischen Absicht<br />

<strong>und</strong> Realität klafft in der Regel ein tiefer Graben. Zurückhaltung ist bei der Einschätzung der Besucherreaktionen<br />

sicher angesagt; dennoch übertraf die am akte-Stand auf den Schweizer Ferienmessen<br />

geäusserte Bereitschaft für faires Handeln im <strong>Tourismus</strong> bei weitem unsere Erwartungen. Wie die<br />

Kluft zwischen Absicht <strong>und</strong> Realität effektiv überbrückt werden kann, muss dringend ins Zentrum<br />

künftiger Bemühungen gerückt werden.<br />

6.5) Problembewusstsein der Reisenden<br />

Aufgr<strong>und</strong> der teilnehmenden Beobachtung auf den Schweizer Ferienmessen wurde schnell klar, dass<br />

sehr viele StandbesucherInnen um die Probleme wissen, die der <strong>Tourismus</strong> für die Gastbevölkerungen<br />

mit sich bringt. Auffallend war, wie viele – einmal auf fair Handeln beim Reisen angesprochen – sofort<br />

von eigenen Erlebnissen <strong>und</strong> Erfahrungen berichteten. Kein Zweifel, die SchweizerInnen sind<br />

reiseerfahren. So waren etliche BesucherInnen des akte-Standes etwa bei ihrer Ankunft in Goa von<br />

einer Demonstration Einheimischer empfangen worden, was sie ganz offensichtlich nachhaltig beeindruckt<br />

hat. Von einschlägigen Erfahrungen zu erzählen, war den BesucherInnen am akte-Stand offenbar<br />

auch ein Bedürfnis; kritische Ferienerlebnisse scheinen schwer verdaubar <strong>und</strong> schwer einzuordnen.<br />

Dass sich so viele Postkarten-Unterzeichnende in der Hektik der Messe die Mühe nahmen, eigene<br />

Statements zu formulieren, zeigt unseres Erachtens, dass die Probleme, die der <strong>Tourismus</strong> verursacht,<br />

auch sehr ernst genommen werden. Schliesslich geht es um die kostbaren Ferien, die schönsten Wochen<br />

im Jahr, <strong>und</strong> da war man im Winter 2003 am Stand des <strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong><br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 20


gerne bereit mitzudenken, was sich ändern muss <strong>und</strong> was man selber ändern kann, um die Ferien ungetrübt<br />

zu verleben.<br />

Interessant war auch, wie oft wir auf den Schweizer Ferienmessen 2003 vom Messepublikum auf den<br />

drohenden Irak-Krieg <strong>und</strong> seine Auswirkungen aufs Reisen, auf die Globalisierung <strong>und</strong> soziale Ungerechtigkeit<br />

weltweit angesprochen wurden. Erfahrungsgemäss ist eine Ferienmesse nicht gerade ein<br />

Ort, der sich für solche Gespräche anbietet. In den akte-Standerfahrungen auf den Ferienmessen 2003<br />

widerspiegelt sich auch die Verunsicherung vieler Reisender heutzutage.<br />

6.6) Hoher Informationsbedarf zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong><br />

Gemäss den Beobachtungsbögen haben 80 Prozent der StandbesucherInnen einen hohen bis sehr hohen<br />

Informationsbedarf bezüglich des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> geäussert.<br />

kein Bedarf<br />

tief<br />

eher tief<br />

eher hoch<br />

hoch<br />

sehr hoch<br />

Informationsbedarf zum fairen Handel<br />

(gemäss Beobachtungsbögen)<br />

0 10 20 30 40<br />

in Prozent<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Am Stand kamen die konkreten Fragen gleich reihenweise: „Was ist ein fairer Preis?“ „Woran erkenne<br />

ich ein „faires“ Angebot?“ „Gibt es bald ein Label wie Max Havelaar fürs Reisen?“ Gespräche über<br />

die Komplexität eines Reiseangebotes gegenüber einem Fair-Handels-Produkt aus dem „Food“-<br />

Bereich waren zur Information der Reisenden sicher aufschlussreich; anhand der Beispiele aus Südafrika<br />

<strong>und</strong> Namibia konnten wir einiges veranschaulichen. Doch blieben auf den Ferienmessen viele<br />

Fragen der akte-StandbesucherInnen offen, woran sie sich beim Buchen bzw. Reiseentscheid <strong>und</strong> in<br />

der Vorbereitung einer Reise effektiv orientieren könnten.<br />

Einerseits zeigen die Fragen, wie konkret sich Schweizer Reisende auch gleich mit der Vorstellung<br />

vom Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> auseinander setzten, <strong>und</strong> unterstrichen dabei die persönliche Bereitschaft<br />

zu handeln. Andererseits heben sie deutlich die Defizite der heutigen Information, insbesondere<br />

durch die Reiseveranstalter, hervor <strong>und</strong> machen die Bereitstellung von gezielter Information für die<br />

Reisek<strong>und</strong>schaft zu einer dringlichen Aufgabe.<br />

6.7) In der Schweiz wird der Faire Handel weitgehend mit Max Havelaar gleichgesetzt<br />

Bei der Standbetreuung wurde deutlich, wie stark der Faire Handel in der Schweiz mit Max Havelaar<br />

bzw. dem Gütesiegel der Max Havelaar-Stiftung gleichgesetzt wird. Dies ist mit Sicherheit der erfolgreichen<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> Marketingstrategie dieser Labelling-Organisation zuzuschreiben. Die<br />

Beobachtung auf den Schweizer Ferienmessen lässt die Annahme zu, dass eine konsequente Einführung<br />

von fair gehandelten Reisen in der Schweiz letztlich nur unter dem Vorzeichen von Max Havelaar<br />

glaubwürdig Erfolg haben könnte.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 21<br />

Total


Insgesamt zeigen die teilnehmende Beobachtung auf den Ferienmessen sowie die Auswertung der<br />

Beobachtungsbögen durch Esther von Wartburg <strong>und</strong> Sandra Gonzalez, dass die MessebesucherInnen<br />

am akte-Stand, insbesondere die Frauen, gute bis sehr gute Vorkenntnisse zum Fairen Handel haben.<br />

Aus der teilnehmenden Beobachtung wurde klar, dass die Messebesucher, die gar nichts über den Fairen<br />

Handel wussten, entweder aus dem grenznahen Ausland stammten (insbesondere in Basel bzw. St.<br />

Gallen), oder Männer waren, die vermutlich keine Einkäufe für den Haushalt zu tätigen hatten.<br />

6.8) Deutschland: Faire Entlöhnung als Hauptmerkmal für „Fair(er) Handel(n)“<br />

Am Reisepavillon Hannover sowie auf der ITB hatten BesucherInnen am Stand von DANTE die Möglichkeit,<br />

völlig offen ihre Einschätzung auf einer Karte zu notieren, was „Fair(er) Handel(n) im <strong>Tourismus</strong>“<br />

für sie bedeutet. Ohne besonders aktive Betreuung durch die DANTE-Standpräsenzen sind<br />

auf beiden Messen immerhin r<strong>und</strong> 100 Antworten zusammengekommen, oft von Leuten, die es sehr<br />

schätzten, dass für einmal auf der Messe auch ihre Meinung gefragt war.<br />

Auffallend bei der übersichtsmässigen Auswertung, die Brigitte Binder für EED-Tourism Watch vorgenommen<br />

hat, ist, dass auf beiden Messen von den BesucherInnen die fairen Löhne als Hauptmerkmal<br />

für den Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> hervorgehoben haben, gefolgt vom nachhaltigen Schutz der<br />

Ressourcen (siehe Auswertung im Annex). Eine erfolgreiche Fair-Handels-<strong>Kampagne</strong> zum <strong>Tourismus</strong><br />

müsste also auf Löhne <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen fokussieren. Interessant an den Rückmeldungen aus<br />

Deutschland ist aber auch, dass nicht in erster Linie Massnahmen genannt werden, die Reisende selber<br />

tätigen können.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 22


7) MEDIENARBEIT: AUSWERTUNG DES PRESSESPIEGELS<br />

Die Erarbeitung eines soliden Medienkonzeptes war mit ein Schlüssel für den Erfolg der <strong>Kampagne</strong>.<br />

Die ersten Berichterstattungen <strong>und</strong> Hinweise erfolgten im Sommer 2002, insbesondere auch im Hinblick<br />

auf den 25. Geburtstag von akte, in dessen Rahmen die Lancierung der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“<br />

geplant war. Die termingerechte Umsetzung des Medienkonzeptes erforderte vom gesamten<br />

akte-Team eine „Backoffice-Spitzenleistung“.<br />

Der Erfolg des Aufwandes lässt sich sehen mit r<strong>und</strong> 40 zum Teil mehrseitigen Berichten in Zeitungen<br />

<strong>und</strong> Zeitschriften aus der Schweiz, Deutschland <strong>und</strong> England, in erster Linie über den Reiseleitfaden<br />

„fair unterwegs in Südafrika <strong>und</strong> Namibia“, über die Hintergründe der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“<br />

sowie mit Hinweisen auf die Aktionen der <strong>Kampagne</strong> in der schweizerischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Presse (Stand Juni 2003). Dazu gesellen sich 17 teilweise ganzseitige Porträts zum Geburtstag des<br />

<strong>Arbeitskreis</strong>es <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> dem Fest von Ende November 2002, die immer auch<br />

auf die zukunftsweisende Arbeit von akte zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> verwiesen. Noch treffen<br />

immer neue, oft auch hilfreich vertiefende Presseberichte zur <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ bei uns ein,<br />

so dass die Medienauswertung noch nicht abschliessend vorgenommen werden kann (siehe zwei Medienberichte<br />

im Annex).<br />

Diese Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere im Umfeld der Ferienmessen, hat sicherlich die Breitenwirkung<br />

unserer <strong>Kampagne</strong> verstärkt. Dennoch ein paar kritische Bemerkungen:<br />

� Schweizer Radio DRS hat trotz unserer frühzeitigen Bemühungen um „O-Töne“ von Betroffenen<br />

die Berichterstattung als nicht wichtig erachtet. Damit ist für uns, gerade auf den Ferienmessen,<br />

ein wichtiges Potenzial verspielt.<br />

� Die Medienbegleitung für die Reisemessen in Deutschland konnten wir erst spät einleiten, als auf<br />

dem Reisepavillon Hannover klar wurde, dass „Fair(er) Handel(n) im <strong>Tourismus</strong>“ auch in<br />

Deutschland ein relevantes Thema ist. Die soliden Medienunterlagen, die EED-Tourism Watch<br />

<strong>und</strong> akte dafür auf deutsch <strong>und</strong> englisch vorbereitet haben, werden uns aber noch länger gute<br />

Dienste erweisen, insbesondere auch in der internationalen Zusammenarbeit.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 23


8) FAZIT FÜR DIE WEITERARBEIT ZUM FAIREN HANDEL IM TOURISMUS<br />

8.1) Ermutigende Resultate<br />

Kein Zweifel, der Einsatz in der breiten Öffentlichkeit für einen Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> hat sich<br />

gelohnt. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der unsicheren weltpolitischen Lage <strong>und</strong> der Krise im <strong>Tourismus</strong> kam<br />

der Aufruf für Fairness <strong>und</strong> soziale Verantwortung im <strong>Tourismus</strong> an. Die <strong>Kampagne</strong> war umsichtig<br />

aufgebaut <strong>und</strong> traf, dank dem grossen Einsatz der vielen Mitarbeitenden, auf breite Resonanz beim<br />

Zielpublikum der Reisenden. Der Faire Handel im <strong>Tourismus</strong> ist als Thema auch in der Reisebranche<br />

gesetzt, so fragil ein solches Agenda-Setting auch immer ist. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie wir diese erste<br />

breite Sensibilisierungsarbeit zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> mit der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“<br />

aufgebaut <strong>und</strong> durchgezogen haben, war – gemessen an den uns dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

– äusserst erfolgreich.<br />

Dennoch bleibt nach diesen Messeauftritten die Frage offen, ob <strong>und</strong> wie bzw. mit welchen finanziellen<br />

Mitteln wir künftig da erfolgreich wirken können. Sie stellt die uns wohlbekannte Auseinandersetzung<br />

ins Zentrum, wie stark zukunftsweisende Konzepte im <strong>Tourismus</strong>, dem wichtigsten Wirtschaftszweig<br />

der Welt, politisch <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit gewichtet werden <strong>und</strong> Unterstützung finden.<br />

Der Erfolg misst sich aber auch an den Perspektiven, die wir für die Weiterarbeit öffnen können <strong>und</strong><br />

die sich anlässlich der Veranstaltungen auf den Deutschen Reisemessen, vor allem aber am Ro<strong>und</strong>table-Gespräch<br />

vom 4. Juni 2003 mit Fachleuten aus dem Fairen Handel in der Schweiz, namentlich<br />

VertreterInnen von Max Havelaar, die zugleich heute das Präsidium der internationalen „Fair Trade<br />

Labelling Organisation“ (FLO) innehat, sowie der ebenfalls international verankerten Fair-Import- <strong>und</strong><br />

Weltladenorganisation claro fair trade ag <strong>und</strong> der Clean Clothes Campaign präzisierten (siehe Programm<br />

im Annex). Klar wurde dabei, dass sich die Ausgangslage für eine Einführung des Fairen Handels<br />

im <strong>Tourismus</strong> vielversprechend präsentiert:<br />

8.2) Perspektiven <strong>und</strong> Forderungen<br />

Die breite Akzeptanz des Fairen Handels bei den Schweizer KonsumentInnen müsste jetzt für die Einführung<br />

des Fairen Handels auch im <strong>Tourismus</strong> genutzt werden, wo der hergebrachte (Massen-) <strong>Tourismus</strong><br />

in einer tiefen Krise steckt <strong>und</strong> mit strukturellen Massnahmen konsequent auf eine nachhaltigere,<br />

nicht bloss umweltverträglichere, sondern auch sozialverantwortlichere Ausgestaltung auszurichten<br />

ist.<br />

Angesichts der Komplexität des Dienstleistungsbereiches <strong>Tourismus</strong> liegt die Einführung eines seriösen,<br />

durch unabhängige Kontrollen garantierten Label für „faire Reisen“ oder „fairen <strong>Tourismus</strong>“ nicht<br />

in Reichweite. Heute gibt es zwar in den touristischen Zielgebieten immer mehr AnbieterInnen, die<br />

sich um ein faires Wirtschaften bemühen. Die Ausgestaltung der vielfältigen Handelsbeziehungen im<br />

<strong>Tourismus</strong> nach fairen Kriterien steckt aber noch in den Kinderschuhen. Daher ist auch höchste Vorsicht<br />

mit der Begrifflichkeit geboten: <strong>Kampagne</strong>n, die zur Zeit unter Schlagworten wie „Fairer <strong>Tourismus</strong>“<br />

<strong>und</strong> „Fair Reisen“ auftreten, ohne sich auf solide Konzeptarbeit zu den Kriterien der Fair<br />

Handels-Bewegung abzustützen, haben vor allem PR im Auge <strong>und</strong> tragen vorschnell zur Verwässerung<br />

des Begriffes bei.<br />

Vielmehr sind NGOs, die schon immer die Vorleistungen für den Fairen Handel geleistet haben, gefordert,<br />

eine solide Aufbauarbeit zu leisten <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Kriterien <strong>und</strong> erprobten Instrumente der<br />

Fair Handels-Bewegung – von Selbstverpflichtungen über Vereinbarungen des „ethical trade“ bis zur<br />

überprüften Einhaltung von Gesetzesvorschriften <strong>und</strong> internationalen Normen – eine breite international<br />

abgestützte <strong>Kampagne</strong> zu konzipieren, die Schritt für Schritt unter Einbezug aller Akteure in diesem<br />

vielschichtigen Dienstleistungsbereich auf verschiedenster Ebene auf ein faires Handeln im <strong>Tourismus</strong><br />

abzielt. Beim Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> geht es jetzt um die Einleitung eines Prozesses, der<br />

den AnbieterInnen <strong>und</strong> der breiten Bevölkerung in den Gastregionen eine gerechte Beteiligung an<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 24


Entscheiden <strong>und</strong> Ertrag aus dem <strong>Tourismus</strong> sichern soll. Dabei steht nicht der Aufbau eines Nischenmarktes<br />

im Vordergr<strong>und</strong>, sondern die Ausgestaltung der gesamten <strong>Tourismus</strong>wirtschaft nach Kriterien<br />

der Nachhaltigkeit, insbesondere auch im sozialen Bereich.<br />

Die Einführung des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> kann nur in enger Absprache mit den Menschen in<br />

den Zielgebieten gelingen, die in erster Linie vom Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> profitieren sollten.<br />

Integraler Bestandteil einer umfassenden Fair Handels-<strong>Kampagne</strong> im <strong>Tourismus</strong> müssen auch Bestrebungen<br />

im Bereich der internationalen Wirtschafts- <strong>und</strong> Handelspolitik sein, denn die Schuldenpolitik<br />

<strong>und</strong> die Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF), welche die unverträglichsten <strong>Tourismus</strong>entwicklungen<br />

in vielen Ländern des Südens weiter ankurbeln, sowie die unfairen GATS-Abkommen,<br />

die den Spielraum für einen verträglicheren <strong>Tourismus</strong> laufend weiter beschneiden, riskieren jeglichen<br />

Ansatz des Fairen Handels im <strong>Tourismus</strong> zunichte zu machen.<br />

Den Fairen Handel auf den Dienstleistungsbereich <strong>Tourismus</strong> anzuwenden, erfordert innovative Pionierarbeit<br />

von NGOs <strong>und</strong> Forschungsinstituten, aber auch Innovationsbereitschaft <strong>und</strong> Mut zum Aufbruch<br />

seitens der privatwirtschaftlichen Anbieter – wie vor gut zehn Jahren bei der Einführung von<br />

Havelaar, das heute auch im europäischen Vergleich so erfolgreiche Gütesiegel für den Fairen Handel.<br />

Eckpunkte des Fairen Handels wie die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> der Menschenrechte,<br />

Verstärkung der Partizipation an Entscheiden zum <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> Verbesserung des Ertrags für die<br />

Bevölkerung in den <strong>Tourismus</strong>regionen dank neuer Partnerschaften, adäquater Preispolitik (inklusive<br />

Fair Trade-Aufpreisen) sowie die Integration von <strong>Tourismus</strong>betrieben in die regionale <strong>Entwicklung</strong><br />

können heute in der <strong>Tourismus</strong>branche ebenso berücksichtigt werden wie die vielerorts schon eingeführten<br />

Massnahmen im Umweltbereich, <strong>und</strong> dies für die breite Palette des Angebotes. Fair Handeln<br />

soll zum Unternehmensprinzip der Reiseanbieter <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>verantwortlichen werden.<br />

Es braucht klare Antworten auf den von den Reisenden geäusserten Informationsbedarf zum Fairen<br />

Handel im <strong>Tourismus</strong>. Das Interesse der Reisenden muss jetzt genutzt werden, um faires Handeln,<br />

Umweltverträglichkeit <strong>und</strong> Sozialverantwortlichkeit vollumfänglich zu Entscheidungskriterien bei der<br />

Wahl <strong>und</strong> Gestaltung von Ferien zu machen.<br />

Dabei sind die Reiseveranstalter besonders gefordert, nicht nur ihre Produktegestaltung, sondern auch<br />

ihre Kommunikation zu optimieren. Viele von ihnen, grosse <strong>und</strong> kleine Anbieter in der Schweiz <strong>und</strong><br />

ganz Europa, unternehmen bereits heute vielfältige Anstrengungen insbesondere zum Schutz der Umwelt.<br />

Doch kommunizieren sie diese Massnahmen viel zu wenig klar. Noch sind die oft sehr diskreten<br />

Hinweise in Form eines kleinen Bäumchens oder Gütesiegelchens für die Reisek<strong>und</strong>schaft kaum zu<br />

einem entscheidenden Kriterium beim Buchen geworden, denn für die Reisenden wird dabei nicht<br />

ersichtlich, was ihnen ein solches Angebot bringen kann. Kein W<strong>und</strong>er, setzen sie vorab auf die preisgünstigsten<br />

Angebote, solange die Werbefeldzüge der Veranstalter mit Billigangeboten (Stichwort:<br />

„Aldisierung“) primär die Preissensibilität der K<strong>und</strong>schaft weiter schüren, auch wenn die Reiserechnung<br />

unter dem Strich längst für niemanden mehr aufgeht. Nicht von ungefähr haben kleine spezialisierte<br />

Reiseveranstalter mit guter individueller Beratung auch im Krisenjahr 2002 schwarze Zahlen<br />

geschrieben – im Gegensatz zu den grossen Reiseunternehmen. Diese haben jetzt die Chance, sich mit<br />

neuer Angebots-, Preis- <strong>und</strong> Marketinggestaltung die Gunst der immer zahlreicheren aufgeschlossenen<br />

K<strong>und</strong>schaft zu sichern.<br />

Unterstützend wirken sollte hier auch die Forschung: Längst haben Studien erwiesen, dass eine Mehrheit<br />

der Reisenden in der Schweiz bzw. in Europa ein klares Interesse an garantiert umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichen<br />

Ferien hat <strong>und</strong> auch bereit ist, dafür einen Aufpreis in Kauf zu nehmen. Notwendig<br />

sind jetzt genauere Angaben zu diesem nach wie vor diffusen Potenzial. Wozu sind die Reisenden<br />

unter welchen Bedingungen bereit <strong>und</strong> was genau benötigen sie, um ihre geäusserte Bereitschaft in die<br />

Tat umzusetzen?<br />

Letztlich wird der Aufbruch zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong> nur gelingen, wenn auch Politik <strong>und</strong><br />

Behörden mit der Bereitstellung von Mitteln <strong>und</strong> der Schaffung von Anreizen diese vielversprechenden<br />

neuen Ansätze im <strong>Tourismus</strong> unterstützen.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 25


8.3) Nächste Schritte für den <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Tourismus</strong> & <strong>Entwicklung</strong><br />

� Die Ergebnisse der <strong>Kampagne</strong> „fair unterwegs“ 2003 werden wir im Spätsommer 2003 in aufgelockerter<br />

Form allen Beteiligten an der <strong>Kampagne</strong> zustellen <strong>und</strong> ihnen so auch aufzeigen, dass wir<br />

dranbleiben <strong>und</strong> ihr Engagement Früchte trägt.<br />

� Dem auf den Ferienmessen von den StandbesucherInnen geäusserte Bedürfnis nach konkreter,<br />

gezielter Information <strong>und</strong> Entscheidungshilfe bei der Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung ihrer Reise<br />

wollen wir mit dem Aufbau eines Web-Portals für Reisende nachkommen. Die Vorbereitungen<br />

dazu laufen bereits, Ziel ist eine Lancierung im kommenden Jahr.<br />

� Bereits in Planung ist ebenfalls ein Lehrmittel für die Bildungsarbeit zum Fairen Handel im <strong>Tourismus</strong>.<br />

� Unmittelbar im Anschluss an die Öffentlichkeitskampagne „fair unterwegs“ haben wir eine ganze<br />

Serie von Konsultationen mit PartnerInnen aus Nord <strong>und</strong> Süd eingeleitet, um Chancen <strong>und</strong> Strategien<br />

zu erörtern, Bemühungen künftig besser zu koordinieren <strong>und</strong> die Arbeit am Konzept voranzutreiben.<br />

Diese Konsultationen werden in den kommenden Monaten weitergeführt, dies im Rahmen<br />

der Vorbereitungen <strong>und</strong> Durchführung einer Präsentation des <strong>Tourismus</strong> auf dem Weltsozialforum<br />

in Mumbai vom Januar 2004.<br />

„fair unterwegs“ – akte / Juni 2003 26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!