Mission 2/2015
Schweden: Bereichert zurück ++ Landgrabbing: Globale und regionale Herausforderung ++ Korea: „Trostfrauen“ fordern Wiedergutmachung
Schweden: Bereichert zurück ++ Landgrabbing: Globale und regionale Herausforderung ++ Korea: „Trostfrauen“ fordern Wiedergutmachung
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MISSIONSWERK<br />
Wie sieht es mit dem Hilfsfonds aus, den die Synode ebenfalls<br />
beschlossen hat?<br />
Barbara Killat: Erfreulicherweise gab es viele gute und durchdachte<br />
Anträge. Ein Großteil des Geldes, 400.000 von 500.000<br />
Euro, konnten daher inzwischen vergeben werden. Einige Projekte<br />
sind bereits durchgeführt; die meisten starten im Herbst.<br />
Es war ein guter Start, aber er war auch bitter nötig. Der Bedarf<br />
ist riesengroß – und wird nicht sinken. Er wird lange bleiben.<br />
Wo sehen Sie den dringendsten Bedarf?<br />
Foto:Kirchenkreis Stadtmitte<br />
St. Simeon in Berlin-Kreuzberg. Hier<br />
ist die Flüchtlingskirche<br />
beheimatet.<br />
Barbara Killat: Vor Ort: Bei der Unterbringung! Niemand konnte<br />
sich vorstellen, wie viele Menschen kommen. Wie überall in<br />
Deutschland und in anderen Ländern waren die Aufnahmestrukturen<br />
in Berlin und Brandenburg darauf nicht vorbereitet – und der<br />
Winter steht vor der Tür. Auf europäischer Ebene ist am dringendsten<br />
eine Verständigung über die Aufnahmepolitik in die Europäische<br />
Union. Wir brauchen mehr legale Zuwanderungsmöglichkeiten,<br />
die helfen, die tödlich gefährlichen Fluchtwege zu vermeiden.<br />
Wobei kann die Kirche helfen?<br />
Barbara Killat: Worauf wir drängen sollten, ist der Abbau der<br />
bürokratischen Hürden. Wir sind ein reiches Land, es mangelt<br />
an nichts. Die Aufnahmepolitik sieht unglaubliche Hürden vor,<br />
der Übergang in die Regelstrukturen dauert zu lange.<br />
Wie erleben Sie die Aufnahmebereitschaft der Menschen in<br />
Berlin und Brandenburg?<br />
Barbara Killat: Es sind viel guter Wille und viel Engagement da,<br />
die Flüchtlinge zu unterstützen. Das rührt mein Herz, das gebe<br />
ich offen zu.<br />
Nun zu Ihnen: Woher kommen Sie?<br />
Barbara Killat: Ich bin in Zwickau geboren und aufgewachsen –<br />
und zwar nicht in einem Pfarrhaus (lacht). Aber mein familiärer Hintergrund<br />
war trotzdem kirchlich geprägt, deshalb konnte ich nicht<br />
die Oberschule besuchen. So habe ich zunächst eine Ausbildung<br />
zur Weberin mit Abitur absolviert. Es war auch in der Kirche ausdrücklich<br />
erwünscht, dass man vor dem Theologiestudium etwas<br />
lernt, um das wahre Leben kennenzulernen und um eine andere<br />
Möglichkeit zu haben, für die Familie zu sorgen. Im Sprachenkonvikt<br />
in Berlin habe ich dann – über die Wende hinweg – Theologie<br />
studiert. Nach der Ordination bin ich im damaligen Kirchenkreis<br />
Fürstenwalde-Strausberg – heute Oderland-Spree – ins Pfarramt<br />
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