Mission 1/2014
Ägypten: Land im Umbruch ++ Südafrika: Trauer um Mandela ++ Sinai: Verschleppt, gefoltert, vergessen
Ägypten: Land im Umbruch ++ Südafrika: Trauer um Mandela ++ Sinai: Verschleppt, gefoltert, vergessen
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SINAI<br />
Foto: cc/by-nc Uwe Hiksch<br />
Einige Dutzend Eritreer demonstrieren<br />
in Berlin gegen den Menschenhandel<br />
auf dem Sinai, Januar 2013.<br />
er sogar damit ein kleines Einkommen verdiente. Er wollte der<br />
Familie die Schulden zurückzahlen. Während Yohannes meinen<br />
Kindern bei ihren Mathe-Hausaufgaben hilft, macht er Späße<br />
mit ihnen. Sie hassen Hausaufgaben, und Yohannes erzählt ihnen,<br />
welch ein Glück sie haben, zur Schule gehen zu können.<br />
Ich schaue ihn mit den Augen einer Mutter an. Und ich weiß,<br />
dass seine Eltern stolz sein werden. Er war in der Hölle. Und er<br />
hat sie überlebt. Ich schaue auf seine Handstummel. Ich sehe<br />
seine Bereitwilligkeit. Ich sehe seine Fähigkeiten. Wie fühlt er<br />
sich? Ich frage ihn vorsichtig, was das Schlimmste war von<br />
allem, das man ihm angetan hat. Seine Augen füllen sich mit<br />
Tränen. „Ich war ein junger Mann“, sagt er, „ich hätte meinen<br />
Eltern helfen müssen. Stattdessen bin ich ihnen zur Last geworden.“<br />
Prof. Dr. Mirjam van Reisen ist<br />
Mitglied des Niederländischen Ausschusses<br />
für Auswärtige Angelegenheiten<br />
und Vorstandsvorsitzende<br />
des Niederländischen Entwicklungsrates.<br />
Das ist sein größter Gram: die Scham, seine Familie im verzweifelten<br />
Kampf um das tägliche Brot im Stich gelassen zu haben.<br />
Ich fühle mit ihm. Der Schmerz des Menschenhandels auf dem<br />
Sinai liegt in den verlorenen Möglichkeiten, den gebrochenen<br />
Körpern, den verpassten Chancen. Doch vor allem in unserem<br />
Versagen, dass wir so etwas geschehen lassen. Das Europäische<br />
Parlament hat Yohannes die Möglichkeit geboten zu sprechen.<br />
Nun liegt es in unserer Hand, ein Stopp des Menschenhandels<br />
auf dem Sinai zu erreichen.<br />
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