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Kunden zahlen Entsorgung von Elektrotechnik bereits beim Neukauf

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„Umwelt baut Brücken“: Rostocker und kroatische Schüler schreiben über die Verschrottung <strong>von</strong> Elektrogeräten<br />

Europa-Projekt<br />

für Schüler<br />

Schülerinnen und Schüler des Innerstädtischen<br />

Gymnasiums in Rostock<br />

schreiben zusammen mit kroatischen<br />

Jugendlichen auf dieser<br />

Themenseite über das Thema Elektroschrott.<br />

Insbesondere der Aspekt<br />

der „Nachhaltigkeit“ spielt eine<br />

Rolle bei der Berichterstattung,<br />

die durch das europäische Umwelt-<br />

und Medienprojekt „Umwelt<br />

baut Brücken“ gefördert wird. Das<br />

Vorhaben wird <strong>von</strong> der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) initiiert;<br />

die Schirmherrschaft hat der<br />

deutsche Bundespräsident.<br />

20 deutsche Schulen und ebenso<br />

viele aus Bulgarien, Kroatien, Rumänien<br />

sowie Ungarn machen bei<br />

dem Vorhaben mit. Jede deutsche<br />

Schule hat eine südosteuropäische<br />

Partnereinrichtung, mit der ein Umweltthema<br />

recherchiert wird. Die<br />

OSTSEE-ZEITUNG ist, wie noch<br />

sechs andere deutsche Zeitungen,<br />

wie beispielsweise die Frankfurter<br />

Allgemeine Sonntagszeitung, Medienpartner<br />

des Projekts.<br />

Kroatien<br />

forciert<br />

E-Recycling<br />

Zagreb – Jedes Jahr wächst der Anteil<br />

<strong>von</strong> Elektroschrott um zehn Prozent.<br />

„Deshalb wurde 2007 eine Verordnung<br />

zur Regelung der Abfallentsorgung<br />

<strong>von</strong> Elektro- und Elektronikschrott<br />

verabschiedet und ein<br />

System zur Abfallsammlung und<br />

Verwertung entwickelt“, sagt Vlatka<br />

Šomek Gvoždak <strong>von</strong> der Abteilung<br />

für Qualitätssicherung der<br />

Croatian Environment Agency in<br />

der kroatischen Hauptstadt Zagreb.<br />

„Das System der getrennten Sammlung<br />

<strong>von</strong> Elektro-Altgeräten, ihre<br />

fachgerechte <strong>Entsorgung</strong> mit dem<br />

Ziel der Rückgewinnung <strong>von</strong> verwertbaren<br />

Rohstoffen, existiert<br />

nicht nur in Deutschland, sondern<br />

auch in Kroatien“, sagt sie. Das System<br />

funktioniere. „Je besser die<br />

Sammlung durchgeführt wird, desto<br />

besser kann die spätere Bearbeitung<br />

organisiert werden“, meint<br />

Vlatka Šomek Gvoždak. Ziel sei es,<br />

in Kroatien vier Kilogramm Elektro-Schrott<br />

pro Bürger im Jahr zu<br />

sammeln. „2008 waren es 1,3 Kilogramm,<br />

2009 <strong>bereits</strong> drei Kilogramm.“<br />

Im vergangenen Jahr wurde<br />

die Vier-Kilo-Marke erreicht. Damit<br />

ist ein Ziel der vor neun Jahren<br />

in Kraft getretenen europäischen<br />

WEEE- Richtlinie (Waste Electrical<br />

and Electronic Equipment – Elektro-<br />

und Elektronikgeräte-Abfall) erreicht,<br />

das die Sammlung <strong>von</strong> mindestens<br />

vier Kilogramm Elektroschrott<br />

pro Einwohner und Jahr vorsieht.<br />

In Kroatien gilt die Richtlinie<br />

seit 2007.<br />

Deutsche horten<br />

Althandys<br />

Berlin – Die Deutschen horten inzwischen<br />

schon rund 83 Millionen<br />

alte Handys. Das geht aus einer<br />

Umfrage hervor. Demnach erhöhte<br />

sich die Zahl der nicht mehr gebrauchten<br />

Geräte, die ihre Besitzer<br />

trotzdem behielten, im Vergleich<br />

zum Vorjahr um etwa 15 Prozent.<br />

Zwei <strong>von</strong> drei Verbrauchern haben<br />

ein oder mehrere abgelegte Geräte<br />

im Haus. Der Verband Bitcom ruft<br />

dazu auf, diese zurückzugeben,<br />

um sie recyceln zu lassen oder anderweitig<br />

sinnvoll einzusetzen.<br />

Rund 80 Prozent der in einem Mobiltelefon<br />

verbauten Materialien<br />

können wiederverwertet werden.<br />

Darunter sind auch wertvolle Metalle<br />

wie Gold, Silber und Kupfer sowie<br />

die begehrten seltenen Erden.<br />

<strong>Kunden</strong> <strong>zahlen</strong> <strong>Entsorgung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Elektrotechnik</strong> <strong>bereits</strong> <strong>beim</strong> <strong>Neukauf</strong><br />

Interview <strong>von</strong> Charlotte Schliebs<br />

und Susann Widuckel<br />

Thomas Henze ist seit 1997 Betriebsleiter<br />

der deutschen Firma<br />

„Electrocycling“ in Goslar in Niedersachsen.<br />

In Clausthal-Zellerfeld<br />

im Landkreis Goslar hat der<br />

Experte für Elektroschrott „Aufbereitung<br />

<strong>von</strong> Roh- und Reststoffen“<br />

studiert.<br />

Ostsee-Zeitung: Gibt es in Deutschland<br />

Probleme bei der <strong>Entsorgung</strong><br />

<strong>von</strong> Elektroschrott?<br />

Thomas Henze: Nein, weitestgehend<br />

funktioniert hierzulande<br />

das Recycling-System.<br />

OZ: Teilweise werden aber ausrangierte<br />

Computer nach Afrika verkauft.<br />

Ist das eine Methode,<br />

Schrott loszuwerden, damit in<br />

Deutschland kein Geld ausgegeben<br />

werden muss?<br />

Henze: Es gibt, wie in jeder anderen<br />

Branche auch, <strong>beim</strong> Recycling<br />

„schwarze Schafe“, die mit Müll<br />

das große Geld verdienen wollen.<br />

Die nach Afrika verschickten Geräte<br />

werden als funktionsfähige Ware<br />

verkauft – teilweise ist dies sicherlich<br />

illegal. Da die Technik zur<br />

Abtrennung der Kunststoffe in Afrika<br />

nicht vorhanden ist, werden die<br />

Geräte verbrannt. Übrig bleiben<br />

das Metall und viele Umweltgifte,<br />

die während des Verbrennens freigesetzt<br />

werden. Das Ganze hat<br />

aber nichts damit zu tun, dass in<br />

Deutschland kein Geld für das Recycling<br />

ausgegeben wird. Die angesprochenen<br />

Zwischenhändler<br />

bekamen für die Annahme der Geräte<br />

Geld und haben diese dann<br />

einfach weiterverkauft.<br />

OZ: Zahlen Firmen einen Beitrag<br />

für die <strong>Entsorgung</strong> und die Verschrottung<br />

<strong>von</strong> Elektrogeräten im<br />

Voraus?<br />

Henze: Die Hersteller sind verantwortlich<br />

für das ordnungsgemäße<br />

Recycling <strong>von</strong> Elektro- und Elektronik-Altgeräten.<br />

Die Kosten dafür<br />

werden auf die Neugeräte aufgeschlagen.<br />

Für das Recycling<br />

schließen die Hersteller Verträge<br />

mit Firmen ab, die die Dienstleistung<br />

übernehmen.<br />

OZ: Wie viele Recyclingfirmen für<br />

die Verschrottung <strong>von</strong> Elektrogeräten<br />

gibt es ungefähr in Deutschland?<br />

Henze: Es gibt 1500 Sammelstellen,<br />

die hauptsächlich <strong>von</strong><br />

Zagreb – Nahe Zagreb, der Hauptstadt<br />

<strong>von</strong> Kroatien, steht eine Aufbereitungsanlage<br />

für elektrische<br />

und elektronische Altgeräte. Tomislav<br />

Fligler <strong>von</strong> der Firma Spectra<br />

Media ist der Leiter für die<br />

Sammlung ausrangierter <strong>Elektrotechnik</strong>.<br />

„Wir haben eine kostenlose<br />

Hotline eingerichtet, damit die<br />

Leute ihren Elektroschrott <strong>von</strong> uns<br />

abholen lassen“, berichtet Fligler.<br />

Bei Spectra Media sind 122 Mitarbeiter<br />

mit der Aufbereitung <strong>von</strong><br />

Elektro- und Elektronik-Altgeräten<br />

beschäftigt.<br />

In der großen, grünen Halle stehen<br />

Maschinen zur Aufbereitung<br />

des Schrottes. 1,3 Millionen Euro<br />

wurden in die mitunter gewaltige<br />

Technik investiert. Siniša Veselovic,<br />

Leiter Recycling, erläutert die<br />

einzelnen Schritte der Aufbereitung.<br />

„Zuerst erfolgt die getrennte<br />

Sammlung der Geräte“, sagt er. Anschließend<br />

werden sie zum Recyclingzentrum<br />

transportiert, wo die<br />

Lagerung erfolgt. Daraufhin<br />

kommt der Elektro- und Elektronikschrott<br />

zu einer weiteren Anlage,<br />

wo er per Hand zerlegt und getrennt<br />

wird. Schließlich wird das<br />

Sammelgut – wie Computer, Staub-<br />

ZEITUNG IN DER SCHULE<br />

Hersteller <strong>von</strong> Elektrogeräten sind verantwortlich für das spätere Recycling ihrer Produkte.<br />

Dafür schließen sie Verträge mit Spezialfirmen, die über Sammelstellen verfügen.<br />

Ausrangierte Elektrogeräte liegen für die Aufbereitung auf einem Haufen. In den Geräten sind oft wertvolle Metalle enthalten. Foto: dpa<br />

den Kommunen und Städten verwaltet<br />

werden. Darüber hinaus<br />

verfügen lediglich zehn bis 15 Recyclingfirmen<br />

über größere<br />

mechanische Aufbereitungsanlagen.<br />

OZ: Gibt es eine Maßvorgabe pro<br />

Person für die Elektroschrott-Sammlung<br />

in Deutschland?<br />

In Kroatien beträgt sie vier Kilogramm<br />

pro Person.<br />

Henze: Diese Zahl gilt auch hier.<br />

sauger oder Kühlschränke – zerkleinert<br />

und aufbereitet.<br />

In der Halle riecht es stark nach<br />

Gummi und Metall, es ist höllisch<br />

laut. Vor allem Eisen, Stahl, Kupfer<br />

und Aluminium werden aussortiert,<br />

sodass nur Plastik übrig<br />

D)D) Recycling<br />

trägt zur<br />

Schonung<br />

der Ressourcen<br />

bei.“<br />

Thomas Henze, Chef<br />

der deutschen Firma „Electrocycling“<br />

OZ: Wie gewährleistet Ihre Firma<br />

den Datenschutz, etwa bei der Vernichtung<br />

<strong>von</strong> Computern?<br />

bleibt. Der Plastikwerkstoff wird in<br />

große Säcke verpackt und meist<br />

nach China verkauft, sagt der Fachmann.<br />

In einem Nebengebäude befindet<br />

sich eine riesige Schrottpresse,<br />

in der mit 25 Hämmern Metall zer-<br />

Henze: Unser Betrieb verfügt neben<br />

entsprechenden Zugangskontrollen<br />

über einen professionellen<br />

Schutz mittels Videoüberwachung.<br />

Damit ist der Zugang zu<br />

den entsprechenden Geräten für<br />

Dritte ausgeschlossen. Sensible<br />

Materialien kommen in einen speziell<br />

gesicherten Raum. Bei eventuell<br />

möglicher Weiterverwendung<br />

der Geräte werden die Daten mit<br />

Hilfe einer speziell hierfür entwickelten<br />

Software gelöscht.<br />

Gewaltige Presse zerlegt Metall in Tausende Teile<br />

In einer Recycling-Anlage in Zagreb wird der Elektroschrott in seine Bestandteile zerlegt und aufbereitet.<br />

Siniša Veselovic vor einem Berg mit Metallteilen. Foto: Beata Rieck<br />

kleinert wird. In der monströsen<br />

Presse werden auch alte Fahrzeuge<br />

wie Papier zusammengefaltet.<br />

„Ein Auto wird hier in weniger als<br />

fünf Minuten zu einem ein mal drei<br />

Meter großen Würfel“, erklärt Veselovic.<br />

Mittwoch,<br />

10. Oktober 2012<br />

15<br />

OZ: Wie schätzen Sie den Beitrag<br />

Ihrer Firma für den Umweltschutz<br />

ein?<br />

Henze: Recycling, gerade im Elektro-<br />

und Elektronikgerätebereich<br />

trägt aufgrund der Schonung <strong>von</strong><br />

Ressourcen immer zum Umweltschutz<br />

bei. Allein schon die Ressourcenschonung<br />

hinsichtlich der<br />

auf der Erde gering vorhandenen<br />

Metalle durch unsere Wiederaufbereitung<br />

des Schrotts ist beträchtlich.<br />

Alternative:<br />

Technik aufrüsten<br />

Berlin – Ein alter PC muss nicht<br />

gleich in den Müll wandern. Verbraucher<br />

können vielmehr etwas<br />

für die Umwelt tun, indem sie ihn<br />

aufrüsten oder reparieren lassen.<br />

Das gilt auch für andere Geräte wie<br />

Handys oder Unterhaltungselektronik,<br />

die nicht mehr ihren Zweck erfüllen<br />

oder defekt sind. Darauf<br />

weist die Organisation Germanwatch,<br />

die sich für Klimaschutz<br />

und Nachhaltigkeit einsetzt, in einem<br />

Recycling-Leitfaden hin. Wer<br />

keine Verwendung mehr für ein<br />

Gerät hat, sollte es verkaufen oder<br />

verschenken, zum Beispiel an<br />

Freunde, Verwandte oder karitative<br />

Einrichtungen.<br />

Sind Handy, PC & Co. gar nicht<br />

mehr zu gebrauchen, sollten sie umweltfreundlich<br />

entsorgt werden.<br />

Der Verein empfiehlt dazu als sichere<br />

Adressen Recyclinghöfe<br />

oder kommunale Sammelstellen,<br />

die die Geräte kostenlos annehmen.<br />

Der Abbau der wichtigsten<br />

Rohstoffe für Elektrogeräte ist sehr<br />

energieintensiv und verursacht<br />

jährlich 23,4 Millionen Tonnen<br />

Kohlendioxid. Metalle aus Altgeräten<br />

zurückzugewinnen, ist wesentlich<br />

energiesparender.

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