Gemeindebrief Corono-Sonderausgabe #3
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Thema
Friede
Ganz anders hätten die Nachrichten
in diesem Frühjahr ohne
Corona ausgesehen. Vor 75 Jahren
endete der zweite Weltkrieg.
In den Medien wurde das zu einer
Nachricht zweiter oder dritter
Ordnung. Die üblichen Feiern und
Paraden zum Kriegsende, die heuer
besonders groß geplant waren,
wurden ganz abgesagt oder nur
sehr eingeschränkt durchgeführt.
Dabei begann mit dem Sieg
der Alliierten und der Befreiung
Deutschlands von der Nazi-Diktatur
eine beispiellose Zeit des
Friedens und des wirtschaftlichen
Aufschwungs. Dafür dürfen wir
alle dankbar sein.
Wir merken nun aber auch, welche
Kosten der Frieden und die
wirtschaftliche Entwicklung mit
sich bringen. Die inzwischen katastrophalen
ökologischen Folgen
unseres Wirtschaftens sind allgemein
bekannt und werden uns auf
Dauer teurer zu stehen kommen
als die Folgen von Corona. Und
der Friede in Mitteleuropa wurde
begleitet von vielen Kriegen
in anderen Teilen der Welt. Der
„kalte Krieg“ der 60er und 70er
Jahre war andernorts ein sehr
„heißer“ Krieg. Wir wissen inzwischen,
dass Friede mehr ist als die
Abwesenheit von Krieg. Friede ist
ein gefährdeter Prozess, kein fester
Zustand. Friede ist mehr als
Sicherheit. Dietrich Bonhoeffer
hat einmal geschrieben: „Es gibt
keinen Weg zum Frieden auf dem
Weg der Sicherheit. Denn Friede
muss gewagt werden, ist das eine
große Wagnis, und lässt sich nie
und nimmer sichern. Friede ist das
Gegenteil von Sicherung.“
Friede ist das Wagnis, sich auf
andere – Menschen, Völker, Nationen
– einzulassen, mit ihnen
gemeinsam Wege zu gehen. Das
meint auch Friede im biblischen
Sinn. Frieden zwischen Mensch
und Gott gibt es, weil Gott auf
den Menschen zugeht, ihn begleitet
und behütet. Gott gibt
seine eigene Sicherheit auf. Um
der Menschen und des Friedens
und der Versöhnung willen gibt er
sich am Kreuz selbst auf. Frieden
zwischen Menschen kann es geben,
wenn Wert und Würde des
anderen respektiert und geachtet
werden, wenn ich meinen Egoismus
überwinde. Der andere ist
ein Teil von mir, weil ich erst am
anderen, am Gegenüber, zu mir
selbst werde. Leben gibt es nur
in Beziehung, und Frieden ist eine
Beziehungsaufgabe.
Der hebräische Ausdruck für
Frieden, Schalom, meint einen