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Bibelpflanzen

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Pflanzen der Bibel<br />

Pflanzen der Bibel<br />

Ein Streifzug durch die biblische Pflanzenwelt


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ......................................................................................................................... 1<br />

Vom Paradiesgarten bis zu Tempelgärten ...................................................................... 2<br />

Der Paradiesgarten Eden | Garten als Bild für das Land Israel | Profane, weltlich reale Gärten<br />

Palastgärten | Tempelgärten | Garten als Symbol<br />

Bäume und Sträucher .................................................................................................... 4<br />

Akazie | Dattelpalme | Eiche | Feigenbaum | Granatbaum | Mandelbaum<br />

Maulbeerbaum | Ölbaum/Olivenbaum | Rizinusstrauch |Weide | Weihrauchstrauch | Weinrebe<br />

Zeder | Zimtbaum | Zypresse<br />

Getreide .......................................................................................................................19<br />

Dinkel | Gerste | Hirse | Weizen | Exkurs: Brot<br />

Gemüse und Hülsenfrüchte ..........................................................................................22<br />

Bohnen | Gurken und Melonen | Knoblauch, Lauch und Zwiebel | Linsen<br />

Kräuter und Gewürzpflanzen ........................................................................................24<br />

Dill | Kümmel | Minze |Koriander | Schwarzer Senf | Ysop | (Gewürz-) Kräuter<br />

Kosmetik- und Duftpflanzen .........................................................................................28<br />

Aloe | Balsamstrauch | Mastixstrauch | Myrrhenstrauch | Narde | Rose | Safran<br />

Wüstenpflanzen ...........................................................................................................32<br />

Disteln und Dornen: Mariendistel – Kugeldistel – Golddistel | Dornbusch/Dornenstrauch:<br />

Sennastrauch – Hagedorn – Diptam | Ginster | Kapernstrauch | Weißer Wermut<br />

Kleine Brennnessel<br />

Wasserpflanzen ............................................................................................................37<br />

(Teich-) Binse | Lotos |Papyrus | Rohrkolben | Schilfrohr | Exkurs: Papyrusherstellung<br />

Blumen .........................................................................................................................42<br />

Anemone (Lilie des Feldes) | Lilie | Klatschmohn (Blume des Feldes)<br />

Register ........................................................................................................................44<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Dr. Franz Kogler<br />

Redaktion und Layout: Ingrid Penner<br />

Druckerei Rohrbach, 3. erweiterte Auflage 2020, 4000 Stück<br />

Bibelwerk Linz, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz; Tel: 0732/7610-3231<br />

E-Mail: bibelwerk@dioezese-linz.at; www.bibelwerklinz.at


Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Die Bibel ist die Ur-Kunde des christlichen<br />

Glaubens. Sie ist allerdings in einer anderen<br />

Kultur und Lebenswelt entstanden, was das<br />

Verstehen ihrer Botschaft mitunter erschwert.<br />

Das Kennenlernen dieser Lebenswelt bietet<br />

die Chance, ihre Aussagen besser verstehen<br />

zu können und ein wenig mehr in diese uns<br />

oft unbekannte Welt einzutauchen.<br />

Ein Stück dieser Lebenswelt ist die Flora der<br />

Länder des Nahen Ostens. Von ihr hören wir<br />

in den biblischen Texten und die Kenntnis der<br />

Bäume, Sträucher und Blumen werden von<br />

den Leserinnen und Lesern vorausgesetzt –<br />

und die damaligen Adressat/innen kannten<br />

diese natürlich. Viele Bilder und Vergleiche<br />

haben dort ihre Wurzeln.<br />

Die Welt der Bibel ist weitgehend bäuerlich<br />

geprägt. Vielen, besonders städtischen<br />

Menschen fehlt der unmittelbare Bezug zur<br />

Natur. So ist z. B. ein botanischer Garten in<br />

einer Stadt wie eine Oase inmitten einer<br />

Wüste. Er bietet Ruhe im hektischen Getriebe<br />

und Rückbesinnung auf die Wurzeln des<br />

Seins.<br />

Besonders Bibelgärten sind eine gute<br />

Gelegenheit, viele der in der Bibel genannten<br />

Pflanzen mit eigenen Augen zu sehen, sich<br />

mit ihnen vertraut zu machen, ihre Düfte<br />

wahrzunehmen und sie zu „be-greifen“ – und<br />

über diesen Zugang die Bibel ein Stück weit<br />

zu entdecken oder besser zu verstehen.<br />

Diese Broschüre will Hintergrund informationen<br />

und Anregungen ver mit teln, die<br />

hel fen, ein Stück weiter in die Flora der biblischen<br />

Welt einzutauchen. Verschiedene, in<br />

der Bibel erwähnte wichtige Pflanzen sowie<br />

ihre Verwendung und Symbolik werden aufgegriffen<br />

und vertieft.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim eigenen<br />

Entdecken dieser Welt in der Bibel, aber<br />

auch in einem der Bibelgärten in Ihrer Nähe!<br />

Ingrid Penner und Franz Kogler<br />

Bibelgärten in Oberösterreich – und darüber hinaus<br />

Bibelgarten Greisinghof, Tragwein<br />

www.greisinghof.at<br />

Schöpfungsgarten mit<br />

Pfad der Verant wortung, Stift Schlägl<br />

www.stift-schlaegl.at<br />

Bibelgarten Ritzlhof, Ansfelden<br />

https://www.dioezese-linz.at/institution/9013/<br />

bibelgarten<br />

Bibelgärten im gesamten deutschsprachigen<br />

Raum findet man auf dieser Homepage:<br />

www.bibelgarten.info<br />

1


BÄUME UND STRÄUCHER<br />

Bäume und Sträucher<br />

In allen Hochkulturen und Religionen wurden<br />

Bäume hoch geschätzt. Auch in der<br />

Bibel wird ihr besonderer Stellenwert sichtbar,<br />

der sich in einer religiösen Symbolik<br />

äußert. Bäume, die einen Ernteertrag brachten,<br />

galten als Symbol von Fruchtbarkeit,<br />

Frieden, Gerechtigkeit, Segen Gottes und<br />

Leben schlechthin. Sie wurden also mit göttlicher<br />

Lebenskraft verbunden. Sie schützen<br />

vor der heißen Sonne, zeigen unterirdisches<br />

Wasservorkommen an und speichern Wasser,<br />

spenden Nahrung und sind aufgrund ihrer<br />

Höhe eine majestätische Erscheinung.<br />

Akazie (Acacia raddiana Savi)<br />

Akazien erreichen eine Höhe von bis zu<br />

acht Meter. Sie gedeihen in Savannen- und<br />

Wüsten landschaften. In wärmeren Ländern<br />

werden sie gerne als Zierhölzer gepflanzt und<br />

sind entlang des Toten Meeres, im Negeb und<br />

auf der Sinaihalbinsel überall anzutreffen.<br />

In der Trockenzeit werfen sie selten ihr Laub<br />

ab und gehören daher zu den immergrünen<br />

Laubbäumen. Ihre Blätter sind doppelt gefiedert<br />

und sie haben scharfe Dornen. Die<br />

vielsamigen Früchte haben die Form von<br />

gedrehten Hülsen, in denen sich die Samen<br />

befinden. Diese Früchte dienen zahlreichen<br />

Tierarten als Nahrung.<br />

Nicht umsonst wird in der Bibel das<br />

Akazienholz sehr oft als Baumaterial erwähnt,<br />

weil es von hervorragender Qualität<br />

ist. So wurde etwa auf die Anordnung Gottes<br />

die Bundeslade aus Akazienholz gefertigt,<br />

ebenso die Tragstangen (vgl. Ex 25,10–15).<br />

Mach einen Tisch aus Akazienholz, zwei<br />

Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb<br />

Ellen hoch! ... Mach die Stangen aus<br />

Akazienholz und überzieh sie mit Gold!<br />

(Ex 25,23.28)<br />

Weitere Bibelstellen<br />

Ex 26,15; Dtn 10,3; Jes 41,19<br />

Die ausladenden Äste der Akazie bieten Schatten und verhindern dadurch auch das Austrocknen des Bodens.<br />

4


GETREIDE<br />

Getreide<br />

Der Anbau von Getreide war schon im<br />

Altertum sehr wichtig: Funde von Gerstenund<br />

Weizenkörnern in Jericho stammen aus<br />

der jüngeren Steinzeit (8350–7350 v. Chr.).<br />

Alle Getreidearten gehören botanisch gesehen<br />

zur Familie der Süßgräser und sind bis<br />

heute bei uns die wichtigsten Nutzpflanzen.<br />

Dinkel (Triticum durum)<br />

Die ältesten archäologischen Funde von<br />

Dinkelkörnern stammen aus Westarmenien<br />

und dem Ararat-Tal. Sie reichen ins 6. / 5.<br />

Jahrtausend v. Chr. zurück.<br />

Dinkel, eine mögliche Urform des heutigen<br />

Saatweizens, ist anspruchsloser in der Kultur.<br />

Er wurde am Rand des Feldes gesät.<br />

Du, nimm dir Weizen, Gerste und Bohnen,<br />

Linsen, Hirse und Dinkel; gib sie zusammen<br />

in ein einziges Gefäß und mach dir<br />

Brot daraus!<br />

(Ez 4,9)<br />

Dinkelfeld im Bibelgarten Greisinghof.<br />

Gerste wird mehr als dreißigmal in der Bibel erwähnt.<br />

Gerste (Hordeum vulgare)<br />

Gerste ist robuster und früher reif als Weizen.<br />

Typisch für Gerste sind ihre langen Grannen,<br />

weshalb sie auf Hebräisch „die Behaarte“ genannt<br />

wird. Sie gedeiht mit weniger Wasser<br />

als Weizen und auf eher mageren Böden.<br />

In biblischer Zeit war sie viel weniger wert<br />

als Weizen und wurde kaum für den Kult verwendet.<br />

Arme Leute hatten daher vor allem<br />

Gerstenbrote. Im Land der Bibel wird Gerste<br />

im Oktober / November ausgesät und von<br />

März bis Mai geerntet.<br />

Im Buch Rut kommen Noomi und Rut zu<br />

Beginn der Gerstenernte nach Betlehem (vgl.<br />

Rut 1,22). Gerste diente als Futter für Pferde<br />

und Zugtiere (vgl. 1 Kön 5,9) und sie ist Teil<br />

des Lohnes für die Arbeiter (vgl. 2 Chr 2,9).<br />

Aus Rache lässt Abschalom, einer der Söhne<br />

Davids, das Gestenfeld des Joab in Brand<br />

stecken (vgl. 2 Sam 14,30).<br />

19


GEMÜSE UND HÜLSENFRÜCHTE<br />

Gemüse und Hülsenfrüchte<br />

Die Gemüsegärten in biblischen Zeiten waren<br />

ziemlich einseitig. Die Menschen waren<br />

vor allem davon abhängig, was die wilde<br />

Vegetation hergab. Nur wenige Pflanzen<br />

wurden kultiviert und angebaut. Aufschluss<br />

darüber, was damals gegessen bzw. auch bevorratet<br />

wurde, geben archäologische Funde<br />

von Samen, die heute von der Archäobotanik<br />

aufgearbeitet werden.<br />

Wicken. Die einjährige Pflanze wird bis<br />

zu einem Meter hoch, hat einen kantigen<br />

Stängel, keine Ranken und blüht weiß. Samen<br />

der Bohne wurden bei Ausgrabungen in<br />

einer Siedlung aus dem 7. Jahrtausend v. Chr.<br />

bei Nazaret gefunden und zeugen damit von<br />

langer Kultivierung. Bohnen stehen bis heute<br />

in Ägypten hoch in Kurs.<br />

Bohnen wurden zerstampft und als Mehl<br />

zum Brotbacken verwendet (vgl. Ez 4,9), wurden<br />

aber auch gekocht, ganz gegessen oder<br />

zu Brei verarbeitet.<br />

Feigen und Palmfrüchte – gefunden in einem ägyptischen<br />

Grab aus dem 3. / 2. Jt. v. Chr. (Neues Museum<br />

Berlin).<br />

Hülsenfrüchte und verschiedene Arten von<br />

Gemüse gehören zusammen mit Getreide zu<br />

den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.<br />

Bohnen (Vicia faba)<br />

Bohnen rangierten am biblischen Speiseplan<br />

in Form von Puffbohnen (oder Ackerbohnen)<br />

weit oben. Sie gehören zur Gattung der<br />

Die Blüte der Puff- oder Ackerbohne ist weiß.<br />

Als nun David nach Mahanajim gekommen<br />

war, brachten ihm Schobi … Weizen,<br />

Gerste, Mehl und geröstetes Korn sowie<br />

Bohnen und Linsen mit geröstetem Korn;<br />

außerdem brachten sie David und seinen<br />

Leuten Honig und Butter, Schafe und Käse<br />

als Nahrung.<br />

(2 Sam 17,27–29)<br />

22


GEMÜSE UND HÜLSENFRÜCHTE<br />

Gurken (Cucumis sativus) und<br />

Melonen (Cucumis melo)<br />

Melonen stammen ursprünglich aus Afrika,<br />

Gurken aus Indien. Beide gehören zur Familie<br />

der Kürbisgewächse. Die kriechenden einjährigen<br />

Pflanzen sind behaart und bilden<br />

Ranken aus. Die männlichen und weiblichen<br />

Blüten sind auf derselben Pflanze. Aus den<br />

weiblichen Blüten entstehen die 10–40 cm<br />

großen Früchte, deren Form variiert.<br />

Zusammen mit anderen Gemüsesorten werden<br />

Gurken und Melonen beim Murren des<br />

Volkes in der Wüste erwähnt (vgl. Num 11,5).<br />

Darüber hinaus wird noch ein Nachtlager<br />

im Gurkenfeld erwähnt, das aufgeschlagen<br />

wurde, um über die Früchte zu wachen (vgl.<br />

Jes 1,8). Zusätzlich wurden Vogelscheuchen<br />

aufgestellt, um die Gurken vor den Tieren zu<br />

schützen (vgl. Jer 10,5).<br />

Asien, der Knoblauch allerdings aus dem<br />

Mittelmeerraum. Alle drei Arten brachten<br />

wohl etwas Würze in den biblischen, nicht<br />

allzu abwechslungsreichen Speiseplan.<br />

Darüber hinaus fördern sie die Verdauung<br />

und die Harnausscheidung.<br />

Wir denken an die Fische, die wir in<br />

Ägypten umsonst zu essen bekamen, an<br />

die Gurken und Melonen, an den Lauch,<br />

an die Zwiebeln und an den Knoblauch.<br />

(Num 11,5)<br />

Linsen (Lens culinaris)<br />

Aus der Blüte entwickelt sich die Frucht.<br />

Knoblauch, Lauch und Zwiebel<br />

(Allium sativum / porrum / cepa)<br />

Zwiebel, Knoblauch und Lauch gehören zur<br />

selben Gattung. Sie werden in nachbiblischen<br />

Texten sehr oft erwähnt, scheinen<br />

aber in der Bibel nur an einer einzigen<br />

Stelle auf. Zwiebel und Lauch stammen aus<br />

Linsen wurden im Vorderen Orient seit ca.<br />

7000 v. Chr. angebaut und zusammen mit<br />

Getreide sowohl zu Mehl verarbeitet als<br />

auch für Suppen und Brei verwendet. Die<br />

Samen enthalten viel Eiweiß und sind daher<br />

wertvolle Nahrung.<br />

Darauf gab Jakob dem Esau Brot und das<br />

Linsengericht; er aß und trank, stand auf<br />

und ging seines Weges.<br />

(Gen 25,34)<br />

23


KRAUTER UND GEWÜRZPFLANZEN<br />

Koriander (Coriandrum sativum)<br />

Koriander gehört zur Familie der Doldengewächse,<br />

ist eine einjährige Pflanze und<br />

wird 60–80 cm hoch. Sie stammt wahrscheinlich<br />

aus Vorderasien und verbreitete sich von<br />

dort aus über den gesamten Mittelmeerraum.<br />

Heute wird Koriander weltweit angebaut.<br />

An zwei Stellen der Bibel wird Koriander<br />

als Vergleich für das Manna herangezogen,<br />

wobei die Einheitsübersetzung hier aus<br />

dem Griechischen übersetzt, das den hebräischen<br />

Text nicht eindeutig wiedergibt, weil<br />

Koriander in der Wüste nicht wächst und<br />

die braunen Körner nicht mit dem weißen<br />

Manna verglichen werden können.<br />

Das Haus Israel nannte das Brot Manna.<br />

Es war weiß wie Koriandersamen und<br />

schmeckte wie Honigkuchen.<br />

(Ex 16,31)<br />

Weitere Bibelstelle<br />

Num 11,7–8<br />

Schwarzer Senf (Brassica nigra)<br />

In der asiatischen Küche wird gerne das Grün verwendet,<br />

bei uns ist Koriander ein beliebtes Brotgewürz.<br />

Koriandersamen und Korianderblätter gehörten<br />

zu den wichtigsten Zutaten in der<br />

römischen Küche.<br />

Die ätherischen Öle wirken appetitanregend,<br />

verdauungsfördernd und krampflösend und<br />

werden daher bei Magen­ und Darmleiden<br />

eingesetzt.<br />

Koriander wird bereits in Sanskritschriften,<br />

Papyri und im Alten Testament erwähnt.<br />

Koriandersamen fand man sowohl bei<br />

Ausgrabungen von steinzeitlichen Kulturrelikten<br />

als auch in den Gräbern der<br />

Pharaonen. In Ägypten galten die zerstoßenen<br />

Samen als Aphrodisiakum. Dieser Ruf trug<br />

den Körnern den Namen „Hochzeitskügelchen“<br />

ein. Die Römer brachten den<br />

Koriander nach Mitteleuropa. Griechen und<br />

Römer würzten den Wein mit Koriander.<br />

Der schwarze Senf ist bereits seit Jahrtausenden<br />

bekannt und wird kultiviert.<br />

Alle Senfarten gehören zur Familie der<br />

Kreuzblütler. Die Pflanzen sind einjährig und<br />

werden über einen Meter hoch. Nach der<br />

Blüte bilden die Pflanzen Schoten, in denen<br />

sich die Senfkörner befinden. Sie wurden<br />

hauptsächlich gepresst; das Öl wurde für<br />

medizinische Zwecke verwendet.<br />

Wild wachsender Senf in Galiläa, Israel.<br />

26


KOSMETIK- UND DUFTPFLANZEN<br />

Rose (Rosa phoenicia / damascena)<br />

In biblischer Zeit wurde in Gärten eine<br />

Rosensorte für kosmetische Zwecke gezüchtet,<br />

die aus einem der Nachbarländer<br />

stammte.<br />

Rosenduft zählte neben Narde zu den kostbarsten<br />

und beliebtesten Düften im alten<br />

Orient. Vor Entdeckung der Wasserdampf-<br />

Destillation gewannen die Griechen bereits<br />

Rosenöl durch Sesamöl. Eine frühe Heimat<br />

des Rosenduftes ist auch Zentralasien.<br />

In der Bibel taucht die Erwähnung der<br />

Rose erst in den späteren Texten des Alten<br />

Testaments auf.<br />

Hört mich an, ihr frommen Söhne, und<br />

gedeiht wie eine Rose, die am Flusslauf<br />

wächst!<br />

(Sir 39,13)<br />

Weitere Bibelstellen<br />

Weish 2,8; Sir 24,14; 50,8<br />

Wildrose im Bibelgarten Ritzlhof.<br />

Safran (Crocus sativus)<br />

Der Name Safran kommt vom arabischen<br />

Wort za‘fran (= gelb). Safran hat eine so<br />

starke Farbkraft, dass 0,01 Gramm Safran<br />

noch drei Liter Wasser gelb färben. Der<br />

Die dreigliedrige Narbe wird händisch gepflückt.<br />

Geruch ist schwer und fast narkotisierend,<br />

der Geschmack würzig, leicht süßbitter.<br />

Die Safranpflanze ist eine Krokusart und<br />

ähnelt unserer Herbstzeitlose. Die fliederfarbene<br />

Safranblüte trägt einen ca. 10 cm langen<br />

Griffel, an dessen Spitze sich eine orangerote<br />

dreigliedrige Narbe befindet. Diese<br />

Narbenfäden werden abgeschnitten und<br />

getrocknet. Sie kommen als Safranfädchen<br />

oder pulverisiert in den Handel. Man<br />

braucht ca. 100.000 Blütennarben, um 1 kg<br />

gebrauchs fertiges Safran zu gewinnen.<br />

Als eigentliche Heimat des Safrans gilt Kleinasien,<br />

aber auch in vielen südeuropäischen<br />

Ländern wurde und wird Safran angebaut.<br />

Heute ist Spanien Hauptlieferant für Safran.<br />

In der Bibel wird Safran als Krokus bezeichnet<br />

und in Verbindung mit Ästhetik erwähnt.<br />

Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt,<br />

alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe,<br />

allerbester Balsam.<br />

(Hld 4,14)<br />

Weitere Harze und Duftpflanzen<br />

Tragakant (Gen 43,11)<br />

Galbanum (Ex 30,34)<br />

Ladanum (Gen 37,25)<br />

Stakte (Sir 24,15)<br />

31


WASSERPFLANZEN<br />

und tauchen leicht unter. Daher waren sie<br />

von Ägypten ausgehend Symbol für die<br />

Neugeburt der Schöpfung, Regeneration und<br />

Lebenserneuerung. Die Blätter sind schmutzund<br />

wasserabweisend („Lotoseffekt“ – siehe<br />

Bild unterhalb). In weiten Teilen Asiens gilt<br />

der Lotos deshalb bis heute als Symbol für<br />

Reinheit, Treue und Erleuchtung.<br />

Binsen bilden knäuelige Blütenährchen aus.<br />

Binsen sollen auch Seile gemacht worden<br />

sein (vgl. Ijob 40,26).<br />

Ist das ein Fasten, wie ich es wünsche, ein<br />

Tag, an dem sich der Mensch demütigt:<br />

wenn man den Kopf hängen lässt wie<br />

eine Binse, wenn man sich mit Sack und<br />

Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten<br />

und einen Tag, der dem Herrn gefällt?<br />

(Jes 58,5)<br />

Die Kapitelle der beiden Säulen vor dem<br />

Salomonischen Tempel hatten die Form von<br />

Lotosblüten. Der große Wasserkessel aus<br />

Bronze auf dem Tempelplatz, Ehernes Meer<br />

genannt und Symbol für das gebändigte<br />

Weitere Bibelstellen<br />

Jes 9,13; 19,7<br />

Lotos (Nymphaea lotos / caerulea)<br />

Die Einheitsübersetzung gibt das hebräische<br />

Wort schoschan für den Lotos mit „Lilie“<br />

wieder. Es kann nicht genau entschieden<br />

werden, ob damit der ägyptische weiße<br />

Lotos oder der himmelblaue Lotos (eine<br />

Wasserlilie, die in Ägypten als heilig galt)<br />

gemeint ist.<br />

Seerosenblüten sind bei sonnigem Wetter<br />

am Tag offen, sie schließen sich nachts<br />

Lotosblüte und Seerosen im Bibelgarten Greisinghof.<br />

38


Register der beschriebenen Pflanzen<br />

Akazie ............................................4<br />

Aloe ..............................................28<br />

Anemone .....................................42<br />

Balsamstrauch .............................29<br />

Binse ............................................37<br />

Bohnen ........................................22<br />

Dattelpalme ..................................5<br />

Dill ...............................................24<br />

Dinkel ..........................................19<br />

Diptam .........................................34<br />

Disteln ..........................................32<br />

Dornbusch/Dornstrauch .............33<br />

Eiche ..............................................6<br />

Feigenbaum ..................................7<br />

Gerste ..........................................19<br />

Getreide .......................................19<br />

Ginster .........................................34<br />

Golddistel ....................................33<br />

Granatbaum ..................................8<br />

Gurken .........................................23<br />

Hagedorn ....................................34<br />

Hirse ............................................20<br />

Kapernstrauch .............................35<br />

Klatschmohn ...............................43<br />

Kleine Brennnessel .....................36<br />

Knoblauch ...................................23<br />

Koriander ....................................26<br />

Kümmel .......................................24<br />

Kugeldistel ...................................33<br />

Lauch ...........................................23<br />

Lilie ..............................................43<br />

Linsen ..........................................23<br />

Lotos ............................................38<br />

Mandelbaum .................................9<br />

Mariendistel ................................32<br />

Mastixstrauch ..............................29<br />

Maulbeerbaum .............................9<br />

Melonen ......................................23<br />

Minze ...........................................25<br />

Myrrhenstrauch ..........................30<br />

Narde ..........................................30<br />

Ölbaum ........................................10<br />

Papyrus ..................................39, 41<br />

Rizinusstrauch .............................11<br />

Rohrkolben ..................................39<br />

Rose .............................................31<br />

Safran ..........................................31<br />

Schilfrohr .....................................40<br />

Schwarzer Senf ............................26<br />

Sennastrauch ..............................33<br />

Weide ..........................................12<br />

Weihrauchstrauch .......................13<br />

Weinrebe .....................................14<br />

Weißer Wermut ..........................36<br />

Weizen ........................................20<br />

Ysop .............................................27<br />

Zeder ...........................................16<br />

Zimtbaum ....................................17<br />

Zwiebel ........................................23<br />

Zypresse ......................................17<br />

Weiterführende Literatur<br />

Maria Häusl (Hrsg.), Vom Garten Eden bis zu Salomos Weinberg. Pflanzen der Bibel, Stuttgart (Verlag<br />

Kath. Bibelwerk) 2018.<br />

Wolfgang Kawollek/Henning Falk, <strong>Bibelpflanzen</strong> kennen und kultivieren, Stuttgart (Eugen Ulmer KG)<br />

2005.<br />

Alois Schaller/Ursula Tinner/Ursula Weber-Böni, Bibelgarten Gossau, Kath. Kirchengemeinde Gossau.<br />

Michael Zohary, Pflanzen der Bibel, Stuttgart (Calwer Verlag) 3 1983.<br />

Wolfgang Zwickel, Faszination Bibelgarten, Gütersloh (Kiefel/Gütersloher Verlagshaus) 2000.<br />

Ein Teil des Textes geht weitgehend auf das von Walter Bejvl in Zusammenarbeit mit dem Bibelwerk gestaltete<br />

Sonderheft ÖKOL 2/2007 zurück.<br />

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