bonalifestyle-Ausgabe 1 | 2014
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Grundregel gilt, dass Künstler respektive deren Kunstwerke, die<br />
einmal die Aufnahme in eine Auktion eines international führenden<br />
Auktionshauses geschafft haben, auch wieder auf dem<br />
Sekundärmarkt gehandelt werden dürften. Diese Möglichkeit eines<br />
Wiederverkaufs lässt einen auf dem Sekundärmarkt erfolgten<br />
Kunstkauf grundsätzlich etwas sicherer scheinen.<br />
Wie hoch ist das Risiko, dass ein junger Künstler den Durchbruch<br />
nicht schafft?<br />
Schätzungen, deren Wissenschaftlichkeit allerdings schwer zu beurteilen<br />
ist, gehen davon aus, dass für einen Grossteil aller auf<br />
dem Primärmarkt verkauften Kunstgegenstände<br />
kein Sekundärmarkt bestehen wird. Dies ist dann<br />
wenig problematisch, wenn die verschiedenen<br />
zuvor genannten, mit einem Kunstkauf verbundenen,<br />
positiven Aspekte einbezogen werden.<br />
Wie hoch sind die Renditechancen?<br />
Es ist ein Leichtes, an dieser Stelle beinahe unglaubliche<br />
Erfolgsgeschichten zu präsentieren. Tausend-<br />
prozentige Renditen sind möglich. Claude Monets<br />
«Le pont du chemin de fer à Argenteuil» wurde zum Beispiel im<br />
Jahr 1963 für 77000 Pfund, 1979 für 420000 Pfund, 1988 für 6,8<br />
Mio. Pfund und 2008 für 41,5 Mio. Dollar versteigert. Dies entspricht<br />
einer Wertsteigerung von 38 860 Prozent in 45 Jahren. Gerhard<br />
Richters «Seestück» (leicht bewölkt) wurde 1993 für 309500<br />
Pfund und 2012 für 19,3 Mio. Dollar versteigert (6135 Prozent in<br />
19 Jahren). Picassos «Le baiser» erfuhr eine Wertsteigerung von<br />
273 Prozent innert 7 Jahren, von 4,8 Mio. Dollar im Jahr 2003<br />
auf 17,9 Mio. Dollar im Jahr 2010. Nur gibt es solche Erfolgsgeschichten<br />
auch in anderen Anlageklassen. Wer früh genug auf gewisse<br />
Aktientitel wie Apple gesetzt hat oder zur rechten Zeit Gold<br />
ge- und wieder verkauft hat, konnte innert weniger Jahre seine<br />
Investitionen ebenfalls vervielfachen. Die Möglichkeiten und Risiken<br />
sind im Kunstmarkt vergleichbar. Die Schwierigkeit besteht<br />
darin zu wissen, welche Kunstgegenstände zu welchem Zeitpunkt<br />
ge- und verkauft werden sollen.<br />
Muss das Kunstwerk zwingend handsigniert sein?<br />
Nein, nicht zwingend. Bis in die Renaissance stellte es eine Ausnahme<br />
dar, wenn ein Künstler sein Werk signierte. Deshalb kann<br />
eine Signatur sogar aufhorchen lassen und eine genaue Überprüfung<br />
gebieten. Erst später entwickelte sich ein Selbstverständnis<br />
des Künstlers, womit dieser sich auch unabhängig vom Werk<br />
Bedeutung zumass und selbstbewusst signierte. Aber auch bis<br />
heute verzichten einzelne Künstler darauf, ihre Werke zu signieren.<br />
Hinzu kommt, dass eine Signatur die Authentizität eines<br />
Kunstgegenstandes nicht verbürgen kann. Weiter gibt es verschiedene<br />
Medien, bei denen eine Signatur im klassi-<br />
schen Sinne ohnehin schwierig bis unmöglich ist,<br />
dies beispielsweise bei Videokunst. Insgesamt ist<br />
eine Signatur aber oftmals zumindest ein guter<br />
Ausgangspunkt oder gar wertsteigerndes Element.<br />
Und dies in vielen Kategorien. So werden<br />
nicht nur Gemälde sondern beispielsweise auch<br />
Skulpturen, bestimmte Armbanduhren oder<br />
Juwelen «signiert».<br />
Wie unterscheidet ein Laie ein echtes von einem gefälschten<br />
Werk?<br />
Das ist ein vielschichtiges, auch für den Profi anspruchsvolles<br />
Thema. Im Kunstmarkt haben sich deshalb gewisse Mechanismen<br />
eingespielt, mit deren Hilfe die Echtheit eines Kunstgegenstandes<br />
bestmöglich festgestellt werden soll.<br />
Ausgangspunkt ist eine genaue Untersuchung des Kunstgegenstandes;<br />
und zwar der Vorder- wie auch der Rückseite sowie des<br />
Mediums oder Bildträgers. Allenfalls werden zusätzlich Materialanalysen<br />
vorgenommen zwecks Feststellung, ob ein Werk tatsächlich<br />
aus der vermuteten Periode stammt. Zu dieser kunsthistorischen<br />
und materialtechnischen Analyse hinzu kommt eine<br />
Abklärung der Provenienz eines Kunstgegenstandes. Je lückenloser<br />
dessen Eigentümergeschichte bis zum Künstler zurückverfolgt<br />
werden kann, desto eher kann auf die Echtheit eines Gegenstandes<br />
rückgeschlossen werden. Oftmals sind die Informationen aber<br />
spärlich oder – beispielsweise aufgrund von Dokumentverlusten<br />
– überhaupt nicht auffindbar.<br />
bona<br />
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