Leseverstehen
Leseverstehen
Leseverstehen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Trainingsziel und Aulgabentypen<br />
hillgkäft ü Ttalnlnge*fnl Aüügebaiümon<br />
Den Blick trainieren: Aufmerksamkeitstraining/<br />
Augenbewegungen<br />
Genau lesen: Zeichen wahrnehmen<br />
o ganze Wörter oder Buchstaben sehen<br />
. mit den Augen springen<br />
. Blitztechnik<br />
. Pyramidenwörter lesen<br />
. Zweitaktlesen<br />
. Senkrechtlesen<br />
Wörter schneller lesen: Wortbausteine und Wörter erfassen o verwürfelte Wörter ordnen<br />
. ausradierte/gelöschte oder verwischte Buchstaben lesen<br />
. versteckte Buchstaben finden<br />
. Fehler/überzählige Wörter entdecken<br />
a<br />
O<br />
Wörter zusammensetzen<br />
Bandwurmwörter / -sätze lesen<br />
Sätze als Ganzes wahrnehmen: Satzteile und Sätze verknüpfen a zusammengehörende Satzteile finden<br />
o vorgegebene Wörter/ Satäeile einfügen<br />
Texte verstehen: Textteile lesen und verstehen a abgeschnittene Texte lesen<br />
a Fehlerstellen erkennen / auffinden<br />
o Texte entwirren<br />
o genau lesen: genau hinsehen und schnell erfassen, Fehlerhaftes<br />
erkennen<br />
o Wörter schneller lesen: Buchstabengruppen/Wortteile<br />
auf einen Blick erfassen, Wörter schnell erkennen<br />
. Sätze als Ganzes erkennen: Satzteile verbinden/einfügen,<br />
Sätze ordnen<br />
o Texte verstehen: unvollständige Texte ergänzen, Falschaussagen<br />
korrigieren<br />
) KASTEN 2 (oben) stellt Aufgabentypen vor, mit denen<br />
sich diese Trainingsziele erreichen lassen. Mithilfe eines<br />
Selbsteinschätzungstests können die Lernenden ihr Trainingsziel<br />
bestimmen und entsprechende Übungsaufgaben<br />
selbst auswählen. Weitere Übungsmöglichkeiten stellt<br />
Werner Kieweg in seinem Artikel zusammen.<br />
Lesellüssigkeit stei gern<br />
Leseflüssigkeit oder Lesegeläufigkelt (Iluency) meint das<br />
mühelose, flüssige Lesen auf der Wort- und Satzebene.<br />
Sie setzt sich aus zwei Fähigkeiten zusammen: der accuracy<br />
- also der Fähigkeit zur exakten De- bzw. Rekodierung<br />
von Wörtern - und der automaticify - also der automatischen,<br />
nicht mehr verlangsamten Dekodierungi, so<br />
dass die Bedeutung des Gelesenen auch erfasst wird (vgl.<br />
Rosebrock/Nix 2006:93). In den USA bezeichnet man fluency<br />
als bridge between decoding and comprehension und<br />
misst dem Training der Leseflüssigkeit große Bedeutung<br />
bei. Lerner, deren Leseflüssigkeit wenig ausgeprägt ist, arbeiten<br />
sich nur mühsam durch einen Text - sie dekodieren<br />
Wort für Wort. Gerade ganz schwache Leser müssen daher<br />
zunächst ihre lesetechnischen Fähigkeiten verbessern, um<br />
zu höheren Verstehensleistungen zu gelangen.<br />
Die Methode des Paired Reading, ein Lautlese-Verfahren<br />
in festen Lesetandems, steigert die Leseflüssigkeit<br />
t<br />
und erleichtert das Leseverständnis dadurch, dass sich die<br />
Partner über das Gelesene austauschen (t READING T00L KlT,<br />
Heftmitte). Dabei wirken sich zwei Faktoren positiv auf<br />
die Leseflüssigkeit aus: die Vorbildfunktion eines Tütors<br />
und das übende Wiederholen. Die Lesedurchgänge werden<br />
ausgewertet und in Leseprotokollen festgehalten, denen<br />
folgende Kriterien zugrunde liegen:<br />
o Lesegenauigkeit (accuracy)<br />
. Leseverständlichkeit (comprehension)<br />
. Lesefluss (f/uency)<br />
. Leseausdruck (expression)<br />
o Lesegeschwindigkeit (speed)<br />
o Lautstärke (volume).<br />
Tonaufnahmen der Lesedurchgänge können ebenfalls<br />
ausgewertet werden.<br />
Zur Verbesserung von fluency ist es günstig, Lautlese-<br />
und Vielleseverfahren miteinander zu kombinieren<br />
(vgl. Rosebrock/Nix 2006). Leseflüssigkeit lässt sich zudem<br />
durch szenisches Lesen (dramatic reading) von Gedichten,<br />
Lehrwerktexten etc. trainieren (vgl. Nünning/Surkamp<br />
2006:180f.). Hier liegt der Fokus besonders auf dem ausdrucksstarken<br />
Vortrag unter Einsatz von Stimme, Gestik<br />
und Mimik (s. den Artikel von Almut Küppers und Jana<br />
Seelbach, S. 16).<br />
Lesestrategien erlernen, Arbeitstechniken einsetzen<br />
Lesestrategien sind zweckgerichtete Handlungen zum Erreichen<br />
eines bestimmten Leseziels. Sie gbtten als hierarchiehöhere<br />
Prozesse. Man unterscheidet kognitive Verstehensstrategien,<br />
die Werkzeuge der Texterschließung<br />
sind, und metakognitive Kontrollstrategien, die der Überwachung<br />
und Steuerung des Leseprozesses dienen. Strategische<br />
Lesekompetenz umfasst demzufolge die Fähig-<br />
DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 1(l(l/101 I 2(l(l9<br />
4
Texterschließungsstrategien u nd -techniken<br />
.'..'..<br />
ts'<br />
ö,<br />
ill<br />
-: ö<br />
j<br />
tLo .o .:<br />
-r'ii:,.i"i:r<br />
,l ,ll'l, r:: ::i :.:i'i.r':i:-r:':. ':<br />
||ü|iii.::.:rri<br />
Vor der Lektüre<br />
. relevantes Vorwissen (Weltwissen und<br />
Sprachwissen) aktivieren<br />
. Aufmerksamkeit fokussieren, lnteresse lenken<br />
Während der Lektüre<br />
. fortlaufend relevantes Vorwissen aktivieren<br />
. fortlaufend Leseerwartung undTextinhalt vergleichen<br />
Kompensationsstrategien<br />
. unverstandene Textelemente erschließen oder<br />
kompensieren<br />
. unwichtige Textelemente überlesen<br />
. im lexikalisch-semantischen Bereich erschließen<br />
. im strukturellen Bereich erschließen<br />
. Hilfsmittel verwenden<br />
. kontrollieren und evaluieren<br />
I nferierungsstrategien<br />
. im Text nur implizit enthaltene lnformationen<br />
erschließen<br />
Anpassen des Lesestils an Leseintentionen,<br />
Text, Rahmenbedingungen<br />
. orientierend (skimming)<br />
. suchend (scanningl<br />
. kursorisch (receptive)<br />
. detailliert (ntensive)<br />
. analytisch (c/ose)<br />
. argumentativ (responsive)<br />
. kombinierl (combined)<br />
Aufbereitung<br />
. Wissen restrukturieren und verdichten<br />
. ins Vorwissen und persönliche Erfahrungen integrieren<br />
(elaborative Strategien)<br />
. Textinhalt bewerten<br />
Mit * markierle activities sind auch schon zu einem recht frühen Zeitpunkt einsetzbar.<br />
keit, zweckgerichtete Handlungen zum Erreichen eines<br />
bestimmten Leseziels auszuwählen und anzuwenden.<br />
Lesen muss durch Automatisierungsleistungen entlastet<br />
sein, um die Aufmerksamkeit auf den Textinhalt lenken<br />
zu können. Lesenkönnen und flüssiges Lesen allein geben<br />
aber noch keine Auskunft darüber, ob jemand einen Text<br />
auch verstanden hat: Schwache Leser werden durch die<br />
Erhöhung der Lesemenge und des Lesetempos nochnicht<br />
zu kompetenten Lesern. Sie brauchen ein effektives Lesestrategietraining.<br />
Dabei sollte Neues stets mit Bekanntem<br />
verknüpft werden: Bekannte Strategien sollten in unterschiedlichen<br />
Kontexten immer wieder geübt werden, um<br />
die Verstehensüberwachung beim Lesen zu ritualisieren<br />
und Lernende zu befähigen, ihren Leseprozess selbst zu<br />
steuern. Das ) READING T00L KIT (Heftmitte) enthält Metho-<br />
DER FREMDSPRACHLICHE UNTERRICHT ENGLISCH 1(l(l/101 I 2(l(l9<br />
p re-read i ng activ iti es<br />
. Hypothesen über Textsorte, Textinhalt etc. bilden<br />
* sich auf Überschriften, graphische Hervorhebungen,<br />
Bilder konzentrieren<br />
. Fragen an den Text formulieren<br />
. Wortfelder erarbeiten<br />
wh i le+ead i ng activities<br />
* Lektüre unterbrechen, Hypothesen und Fragen formulieren<br />
. Think aloud<br />
* zum Textverständnis nicht notwendige unbekannte Wörter<br />
d u rchstrei chen, Pos itivlesen (Traff i c Li g ht Read i n g,<br />
t READIiIG T00L KlT, Heftmitte)<br />
. Wörter über lnternationalismen, Muttersprachen, andere Fremdsprachen,<br />
sprachimmanente Ableitungsregeln, Kontext erschließen<br />
. unterstreichen, gliedern, Fragen formulieren<br />
* mit d€m Wörterbuch arbeiten<br />
* Abschnitte (ggf. auf Deutsch) zusammenfassen<br />
* logische Strukturen eines Textes mit Hilfe von Schemata<br />
(g rap h i c o rgan izers) visualisieren<br />
* skimming: Text am Layout zur ersten Orientierung überfliegen<br />
.* scanning: nach Schlüsselwörtern suchen<br />
. Schlüsselwörter unterstreichen<br />
. note-taking: Notizen zum Inhalt einzelner Abschnitte anfertigen<br />
. Symbole einfügen<br />
. visualisieren<br />
. SQSR-method (5-Schritt-Lesemethode nach Francis Robinson:<br />
Suruey, Question, Read, Recite, Review) anwenden<br />
Hau ptgedanken / Thema einzel ner Textabsch nitte notieren<br />
Text in einem Satz zusammenfassen<br />
Anschlusskommunikation pflegen<br />
Quelle: ergänz aus Helbig (1998)<br />
den und Materialien, mit denen Schülerinnen und Schüler<br />
effektive Lesestrategien erlernen und die ihre Lesekompetenz<br />
fördern. Eine Übersicht über Texterschließungsstrategien<br />
und -techniken enthäIt t KASTEN 3 (oben).<br />
Die Wahl der Lesestrategie hängt dabei mit der Textsorte<br />
zusammen. Um z. B. Texte im Internet erschließen<br />
zu können, müssen sich Lernende sowohl ihrer Medienkompetenz<br />
als auch ihrer Lesekompetenz bedienen. An<br />
die Stelle des linearen Lesens tritt multimediales, mehrkanaliges<br />
Lesen: Texte werden nicht mehr kontinuierlich<br />
dargeboten, sondern müssen durch Links als Hypertext<br />
vom Leser selbst zusammengestellt werden. Gabi Netz<br />
und Stefan MöIler stellen in ihrem Artikel Strategien vor,<br />
mit denen Lerner Hypertexten gezielt Informationen entnehmen<br />
können.<br />
EI