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Weine & Winzer in und um Triest - Ruth Zeillinger

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Die Amphoren werden im Kaukasus von Hand gemacht, sie zu bekommen, wird<br />

immer schwieriger, denn die <strong>W<strong>in</strong>zer</strong> dort gehen den <strong>um</strong>gekehrten Weg <strong>und</strong> steigen<br />

<strong>um</strong> auf Stahltanks <strong>und</strong> Eichenfässer. „Es gibt gerade e<strong>in</strong>mal noch drei Produzenten,<br />

die das <strong>in</strong> bester Qualität können“, so Gravner, der 45 der bis zu 2.500 Liter<br />

fassenden Tongefäße <strong>in</strong> den Boden se<strong>in</strong>es Kellers e<strong>in</strong>gegraben hat. In diesen erfolgt<br />

die Fermentation – ohne dass jemand dabei den Zuckergehalt oder die Temperatur<br />

misst. „Alles geschieht von selbst, das ist Natur pur“, me<strong>in</strong>t der Amphoren-Pionier.<br />

E<strong>in</strong> Jahr lang bleibt der We<strong>in</strong> <strong>in</strong> den archaischen Tongefäßen, dann kommt er für<br />

m<strong>in</strong>destens drei Jahre <strong>in</strong>s Holzfass. Aber nur, wenn se<strong>in</strong>e Qualität stimmt <strong>und</strong> er<br />

Joskos Probe besteht – sonst wird er vernichtet. Denn: „Die Amphore wirkt auf den<br />

We<strong>in</strong> wie e<strong>in</strong> Verstärker <strong>in</strong> der Musik: Gute Töne werden noch besser, schlechte<br />

h<strong>in</strong>gegen schlechter.“ Auf e<strong>in</strong>e Filterung vor dem Abfüllen <strong>in</strong> Flaschen verzichtet<br />

Gravner sowieso.<br />

Gravners Amphoren machten Schule. Topw<strong>in</strong>zer der Region wie die Brüder<br />

Vodopivec s<strong>in</strong>d bereits auf den Zug zurück aufgesprungen, andere planen schon am<br />

Umstieg. Mit se<strong>in</strong>er Art quer zu denken ist er Vorbild für e<strong>in</strong>e neue Generation von<br />

<strong>W<strong>in</strong>zer</strong>n geworden. Auch Edi Kante, der wohl erfolgreichste se<strong>in</strong>er Schüler, schwört<br />

auf Gravners Philosophie, sich möglichst wenig <strong>in</strong> die Natur e<strong>in</strong>z<strong>um</strong>ischen,<br />

weitgehend auf Bewässerung zu verzichten <strong>und</strong> Chemie zu verbannen. „Chemie im<br />

We<strong>in</strong>bau wirkt auf den We<strong>in</strong> nicht anders wie Drogen auf den Menschen“ – diesen<br />

Ausspruch Gravners nehmen sich mittlerweile viele friulanische <strong>W<strong>in</strong>zer</strong> zu Herzen.<br />

Gravner bewirtschaftet 18 Hektar Anbauflächen, die meisten <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>bauregion<br />

Colli Orientali, e<strong>in</strong>ige jenseits der Grenze im slowenischen Collio. Acht Hektar werden<br />

gerade für den We<strong>in</strong>bau vorbereitet – die gleiche Fläche will der Qualitätsfanatiker<br />

bald still legen. „Ich suche immer das beste Terra<strong>in</strong>“, erklärt er, die<br />

Produktionsmenge bleibe nämlich immer die gleiche: maximal 40.000 Flaschen.<br />

Was die von ihm angebauten Sorten betrifft, so ist Gravner gerade dabei, auf se<strong>in</strong>en<br />

neuen Anbauflächen Rebstöcke der autochthonen Sorte Ribolla Gialla auszusetzen.<br />

So wie er es vor bald 25 Jahren Italiens We<strong>in</strong>papst G<strong>in</strong>o Veronelli versprochen hat:<br />

„E<strong>in</strong>es Tages werde ich nur Ribolla anbauen“, sagte er damals, „denn diese Sorte<br />

wächst hier seit 1.000 Jahren.“ Seit er ihn <strong>in</strong> Amphoren ausbaut, ist er im Veronelli-<br />

Guide quasi auf die Höchstnote von drei Sternen abonniert. Und <strong>in</strong> der Vergleichs-<br />

Verkostung Friulanischer Weißwe<strong>in</strong>e im Gambero-Rosso-Magaz<strong>in</strong> (Ausgabe Oktober<br />

2008) siegte Gravners Ribolla mit der Weltklasse-Bewertung von 95 Punkten<br />

überlegen.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen <strong>W<strong>in</strong>zer</strong>n se<strong>in</strong>es Kalibers heißt Gravner <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Cant<strong>in</strong>a gerne Gäste willkommen, selbst dann, wenn diese nur e<strong>in</strong> oder zwei<br />

Flaschen erstehen. Die Preise s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs auf für diese Qualität üblichem Niveau.<br />

Josko Gravner<br />

Loc. Lenzuola Bianco, 9 – Oslavia<br />

I-34070 Gorizia<br />

Tel. +39-048-30 882<br />

www.gravner.it<br />

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