Kampflieder - Die Ex- BA3 aus Colditz
Kampflieder - Die Ex- BA3 aus Colditz
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Arbeiterlieder -<br />
<strong>Kampflieder</strong> -<br />
Streiklieder -<br />
Freiheitslieder<br />
Arbeiterlieder<br />
Freiheitslieder<br />
Streiklieder<br />
Revolutionslieder<br />
Hier findet ihr Texte und Hintergrundinformationen zu den<br />
bekanntesten Liedern:<br />
Ami go Home<br />
Auf auf zum Kampf<br />
Auf Sozialisten schließt die Reihen<br />
Bandiera Rossa (Avanti Popolo)<br />
Bella Ciao<br />
Bet und Arbeit (Bundeslied)<br />
Brüder seht die rote Fahne (Freiheit oder Tod)<br />
Brüder zur Sonne zur Freiheit<br />
Bondjonnys Reiter<br />
Bürgerlied<br />
Büxensteinlied<br />
Comandante Ché Guevara<br />
Dauchaulied<br />
Das Lied der Arbeit<br />
Das Lied der Gewerkschaftsjugend<br />
Das weiche Wasser bricht den Stein<br />
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Dem Morgenrot entgegen<br />
Der heilige Krieg<br />
Der heimliche Aufmarsch<br />
Der kleine Trompeter<br />
<strong>Die</strong> Arbeiter von Wien<br />
<strong>Die</strong> Arbeitsmänner (Wer schafft das Gold zutage?)<br />
<strong>Die</strong> freie Republik<br />
<strong>Die</strong> Gedanken sind Freitag<br />
<strong>Die</strong> Mannesmann-Ballade<br />
<strong>Die</strong> Rote Fahne<br />
<strong>Die</strong> Weber<br />
Drei Winter vier Sommer<br />
Einheitsfrontlied<br />
El Pueblo Unido<br />
Es ist an der Zeit<br />
Hammer und Sichellied<br />
Hans Beimler Lied<br />
Hymne F.S.L.N.<br />
Ich trage eine Fahne<br />
Im Kerker zu Tode gemartet<br />
In Hamburg fiel der erste Schuss<br />
Internationale<br />
Internationale Brigade<br />
Jalava Lied<br />
Lied vom Fuenfjahresplan<br />
Lied vom Knüppelchen<br />
Lied vom Kompromiß<br />
Marseillaise<br />
Matrosen von Kronstadt<br />
Moorsoldaten<br />
Oktobersong<br />
Partisanen vom Amur<br />
Resolution der Kommunarden<br />
Reveille<br />
Roter Wedding<br />
Sieben Tage lang<br />
Solidarirätslied<br />
Sozialistenmarsch<br />
Streiklied – Mann der Arbeit<br />
Thälmann-Kolonne (Spaniens Himmel)<br />
Thälmann Lied<br />
Trotz alledem<br />
Wann wir schreiten Seit an Seit<br />
Warschawjanka<br />
Wer möchte nicht am Leben bleiben<br />
We shall overcome<br />
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Links zu den Top 200 Sozialisten Seiten<br />
http://www.sozialistische-klassiker.org/top/cgi-bin/linkliste.cgi?<br />
Ami go Home<br />
Text: Ernst Busch<br />
Musik: Hanns Eisler<br />
Was ist unser Leben wert,<br />
wenn allein‘ regiert das Schwert.<br />
Und die ganze Welt zerfällt in toten Sand.<br />
Aber dies wird nicht gescheh’n,<br />
denn wir woll’n nicht unterge’hn<br />
und so rufen wir durch unser deutsches Land:<br />
Refrain:<br />
Go home Ami, Ami go home!<br />
Spalte für den Frieden dein Atom!<br />
Sag‘ "good bye" dem Vater Rhein,<br />
rühr‘ nicht an sein Töchterlein,<br />
Loreley, solang du siegst wird Deutschland sein!<br />
Clay und Glory <strong>aus</strong> USA<br />
sind für die Etappe da:<br />
"Soll'n die German boys verrecken in dem Sand!"<br />
Noch sind hier die Waffen kalt,<br />
doch der Friede wird nicht alt,<br />
hält nicht jeder schützend über ihn die Hand.<br />
Refrain:<br />
Go home Ami, Ami go home!<br />
Spalte für den Frieden dein Atom!<br />
Sag‘ "good bye" dem Vater Rhein,<br />
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ühr‘ nicht an sein Töchterlein,<br />
Loreley, solang du siegst wird Deutschland sein!<br />
Ami, lern' die Melodei<br />
von der Jungfrau Lorelei,<br />
die dort oben sitzt und kämmt ihr gold'nes Haar.<br />
Wer den Kamm ihr bricht entzwei,<br />
bricht sich selbst das Genick dabei.<br />
Uralt ist das Märchen, traurig, aber wahr.<br />
Refrain:<br />
Go home Ami, Ami go home!<br />
Spalte für den Frieden dein Atom!<br />
Sag‘ "good bye" dem Vater Rhein,<br />
rühr‘ nicht an sein Töchterlein,<br />
Loreley, solang du siegst wird Deutschland sein!<br />
Ami hör‘ auf guten Rat<br />
bleib‘ auf deinem Längengrad,<br />
denn dein Marschall bringt uns zuviel Kriegsgefahr.<br />
Auch der Frieden fordert Kampf<br />
setz‘ die Kessel unter Dampf,<br />
Anker hoch, das Schiff ahoi, der Kurs ist klar:<br />
Refrain:<br />
Go home Ami, Ami go home!<br />
Spalte für den Frieden dein Atom!<br />
Sag‘ "good bye" dem Vater Rhein,<br />
rühr‘ nicht an sein Töchterlein,<br />
Loreley, solang du siegst wird Deutschland sein!<br />
Go home Ami, Ami go home!<br />
laß' in Ruh' den deutschen Strom,<br />
denn für deinen "way of life"<br />
kriegst du uns ja doch nicht reif.<br />
Gruß von Lorchen "bon plaisier", der Kamm bleibt hier.<br />
Der Text dieses Liedes stammt von Ernst Busch; und Hanns Eisler komponierte die<br />
Musik nach einem alten amerikanischen Volkslied.<br />
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Auf, auf zum Kampf<br />
Text: Bert Brecht<br />
Musik: Hanns Eisler<br />
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!<br />
Zum Kampf sind wir geboren.<br />
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf sind wir bereit!<br />
Dem Karl Liebknecht, dem haben wir's geschworen,<br />
Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand.<br />
Wir fürchten nicht, ja nicht<br />
Den Donner der Kanonen!<br />
Wir fürchten nicht, ja nicht die Noskepolizei.<br />
Den Karl Liebknecht, den haben wir verloren,<br />
<strong>Die</strong> Rosa Luxemburg fiel durch Mörderhand.<br />
Es steht ein Mann, ein Mann<br />
So fest wie eine Eiche<br />
Er hat gewiß, gewiß schon manchen Sturm erlebt.<br />
Vielleicht ist er schon morgen eine Leiche,<br />
Wie es so vielen Freiheitskämpfern geht.<br />
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf!<br />
Zum Kampf sind wir geboren.<br />
Auf, auf zum Kampf, zum Kampf sind wir bereit!<br />
Dem Karl Liebknecht, dem haben wir's geschworen,<br />
Der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand.<br />
Hier handelt es sich um eine Umdichtung des Liedes für August Bebel von 1907 nach<br />
der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch die Reaktion am 15.<br />
Januar 1919.<br />
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Auf, Sozialisten, schließt die Reihen!<br />
Auf, Sozialisten, schließt die Reihen!<br />
<strong>Die</strong> Trommel ruft, die Banner wehn.<br />
Es gilt die Arbeit zu befreien,<br />
es gilt der Freiheit Auferstehn!<br />
Der Erde Glück, der Sonne Pracht,<br />
des Geistes Licht, des Wissens Macht,<br />
dem ganzen Volke sei’s gegeben,<br />
Refrain:<br />
das ist das Ziel, das wir erstreben.<br />
Das ist der Arbeit heilger Krieg!<br />
Das ist der Arbeit heilger Krieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Ihr ungezählten Millionen<br />
in Schacht und Feld, in Stadt und Land,<br />
die ihr um kargen Lohn müßt fronen<br />
und schaffen treu mit fleißger Hand:<br />
Noch seufzt ihr in des Elends Bann!<br />
Vernehmt den Weckruf! Schließt Euch an!<br />
Aus Qual und Leid euch zu erheben,<br />
Refrain:<br />
das ist das Ziel, das wir erstreben.<br />
Das ist der Arbeit heilger Krieg!<br />
Das ist der Arbeit heilger Krieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
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Bandiera Rossa (Avanti Popolo)<br />
Text: Walter Dehmel<br />
Musik: italienische Volksweise<br />
Avanti popolo, alla riscossa,<br />
bandiera rossa, bandiera rossa.<br />
Avanti popolo, alla riscossa,<br />
bandiera rossa trionfera.<br />
Refrain:<br />
Bandiera rossa trionfera,<br />
bandiera rossa trionfera,<br />
bandiera rossa trionfera.<br />
Evviva socialismo e liberta.<br />
Voran, du Arbeitsvolk, du darfst nicht weichen,<br />
die rote Fahne, das ist dein Zeichen!<br />
Voran mit frischem Mut auf neuen Bahnen,<br />
die roten Fahnen wehn dir voran!<br />
Refrain:<br />
Blutrote Fahnen grüßt das Sonnenlicht,<br />
blutrote Fahnen rufen zum Gericht!<br />
Blutrote Fahnen werden Sieger sein,<br />
sie tragen neue Hoffnung in die Welt hinein.<br />
Im Schacht, im Werkstattsaal, wo jeder schaffe,<br />
die rote Fahne sei eure Waffe!<br />
Der Zukunft reiches Glück, ihr könnt es ahnen,<br />
die roten Fahnen wehn euch voran!<br />
Refrain:<br />
Blutrote Fahnen grüßt das Sonnenlicht,<br />
blutrote Fahnen rufen zum Gericht!<br />
Blutrote Fahnen werden Sieger sein,<br />
sie tragen neue Hoffnung in die Welt hinein.<br />
Es wird die neue Zeit den Hass bezwingen,<br />
die rote Fahne wird Frieden bringen.<br />
Zu freien Menschen formt sie Untertanen,<br />
die roten Fahnen weh'n euch voran!<br />
Refrain:<br />
Blutrote Fahnen grüßt das Sonnenlicht,<br />
blutrote Fahnen rufen zum Gericht!<br />
Blutrote Fahnen werden Sieger sein,<br />
sie tragen neue Hoffnung in die Welt hinein.<br />
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abweichend Strophe:<br />
Steht, auf, ihr Arbeiter! Steht auf Genossen!<br />
<strong>Die</strong> rote Fahne weht siegentschlosen.<br />
Steht auf, ihr Arbeiter! Steht auf Genossen!<br />
<strong>Die</strong> rote Fahne erkämpft die Macht.<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> rote Fahne erkämpft die Macht.<br />
<strong>Die</strong> rote Fahne erkämpft die Macht.<br />
<strong>Die</strong> rote Fahne erkämpft die Macht.<br />
Vorwärts, Kommunisten, zur Freiheitsschlacht!<br />
Italienisch:<br />
Avanti o popolo alla riscossa<br />
Bandiera rossa, bandiera rossa<br />
Avanti o popolo alla riscossa<br />
Bandiera rossa trionferà<br />
Refrain:<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Evviva il comunismo e la libertà!<br />
Degli sfruttati, l'immensa schiera<br />
La pura innalzi rossa bandiera,<br />
O proletari, alla riscossa<br />
Bandiera rossa trionferà<br />
Refrain:<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Evviva il comunismo e la libertà!<br />
Dai campi al mare, alla miniera,<br />
All' officina, chi soffre e spera,<br />
Sia pronto, é: l'ora della riscossa.<br />
Bandiera rossa trionferà<br />
Refrain:<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Evviva il comunismo e la libertà!<br />
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Non più: nemici, non più frontiere,<br />
Lungo i confini rosse bandiere.<br />
O comunisti alla riscossa<br />
Bandiera rossa trionferà<br />
Refrain:<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Bandiera rossa la trionferà<br />
Evviva il comunismo e la libertà!<br />
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Bella Ciao<br />
Text (dt.): H. Berner<br />
Eines Morgens, in aller Frühe,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
eines Morgens, in aller Frühe<br />
trafen wir auf unser’n Feind.<br />
Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
Partisanen, kommt, nehmt mich mit euch<br />
denn ich fühl’, der Tod ist nah.<br />
Wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
wenn ich sterbe, oh ihr Genossen,<br />
bringt mich dann zur letzten Ruh’!<br />
In den Schatten der kleinen Blume,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
in den Schatten der kleinen Blume,<br />
in die Berge bringt mich dann!<br />
Und die Leute, die geh’n vorüber,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
und die Leute, die geh’n vorüber,<br />
seh’n die kleine Blume steh’n.<br />
<strong>Die</strong>se Blume, so sagen alle,<br />
o bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,<br />
ist die Blume des Partisanen,<br />
der für uns’re Freiheit starb.<br />
Entstanden im Jahre 1942 als "Lied der italienischen Partisanen", hat es längst auch<br />
über Italien hin<strong>aus</strong> Verbreitung gefunden. In seinem Heimatland kennt es heute noch<br />
fast jedermann. Eine ähnliche Verwurzelung deutscher Arbeiterlieder gibt es<br />
hierzulande nicht. <strong>Die</strong> deutsche Übersetzung von Berner folgt weitestgehend dem<br />
Original.<br />
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Bet' und arbeit'<br />
Bundeslied des Allgemeinen Deutschen<br />
Arbeiterverein (ADAV)<br />
Text: Georg Herwegh<br />
Melodie: Hans von Bülow<br />
"Bet' und arbeit'!" ruft die Welt.<br />
Bete kurz, denn Zeit ist Geld!<br />
An die Türe pocht die Not.<br />
Bete kurz, denn Zeit ist Brot!<br />
Und Du ackerst und Du säst,<br />
und Du nietest und Du mähst,<br />
und Du hämmerst und Du spinnst.<br />
Sag', oh Volk, was Du gewinnst!<br />
Wirbst am Webstuhl Tag und Nacht,<br />
schürfst im Erz- und Kohlenschacht.<br />
Füllst des Überflusses Horn.<br />
Füllst es hoch mit Wein und Korn.<br />
Doch wo ist Dein Mahl bereit'?<br />
Doch wo ist Dein Feierkleid?<br />
Doch wo ist Dein warmer Herd?<br />
Doch wo ist Dein scharfes Schwert?<br />
Alles ist Dein Werk, oh sprich,<br />
alles - aber nicht für Dich!<br />
Und von allen nur allein,<br />
die Du schmiedest, die Kette Dein!<br />
Kette, die den Leib umstrickt,<br />
<strong>Die</strong> dem Geist die Flügel knickt,<br />
<strong>Die</strong> am Fuß des Kindes schon<br />
klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.<br />
Was ihr hebt ans Sonnenlicht,<br />
Schätze sind es für den Wicht;<br />
Was ihr webt, es ist der Fluch<br />
für euch selbst – ins bunte Tuch.<br />
Was ihr baut, kein schützend Dach<br />
hat’s für euch und kein Gemach;<br />
was ihr kleidet und beschuht,<br />
tritt auf euch voll Übermut.<br />
Menschenbienen, die Natur,<br />
gab sie euch den Honig nur?<br />
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Seht die Drohnen um euch her!<br />
Habt ihr keinen Stachel mehr?<br />
Mann der Arbeit aufgewacht<br />
und erkenne Deine Macht!<br />
Alle Räder stehen still,<br />
wenn Dein starker Arm es will!<br />
Deiner Dränger Schaar erblaßt,<br />
Wenn du, müde deiner Last,<br />
in die Ecke lehnst den Pflug,<br />
Wenn du rufst: Es ist genug!<br />
Brecht das Doppeljoch entzwei:<br />
brecht die Not der Sklaverei,<br />
brecht die Sklaverei der Not!<br />
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!<br />
Als am 23. Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet wurde<br />
und Ferdinand Lasalle zum ersten Präsidenten gewählt wurde, bat er den Dichter<br />
Georg Herwegh (1817-75), einen im <strong>Ex</strong>il in der Schweiz lebenden Schriftsteller und<br />
Publizisten, um ein "kämpferisches und zugkräftiges" Bundeslied. Es ist das erste Lied<br />
der politisch organisierten deutschen Arbeiterbewegung! <strong>Die</strong> Worte Herweghs, des<br />
Dichters der 48er Revolution und Mitarbeiters der Rheinischen Post, zur Zeit als Karl<br />
Marx deren Chefreadkteur war, wurden mehrere Male vertont, unter anderem auch von<br />
dem bekannten Dirigenten Hans von Bülow 1863, der die Melodie unter dem<br />
Pseudonym "W. Solinger" veröffentlichte. Bülow, Schüler Richard Wagners und<br />
Schwiegersohn Franz Lizst', war pikanterweise preußischer Hofpianist. Seine<br />
Komposition war ein eher widerwilliger Freundschaftsdienst für Ferdinand Lassalle, den<br />
er unter Wahrung seiner Anonymität leistete.<br />
Seine Melodie konnte sich jedoch nie durchsetzen. Meistens wurde es nach der<br />
Melodie von "Schleswig Holstein stammverwandt" gesungen.<br />
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Brüder, seht die rote Fahne<br />
(Freiheit oder Tod)<br />
Brüder, seht, die rote Fahne<br />
weht uns kühn voran!<br />
Um der Freiheit heil'ges Banner<br />
schart euch, Mann für Mann!<br />
Haltet stand, wenn Feinde drohen!<br />
Schaut das Morgenrot!<br />
Refrain:<br />
Vorwärts! ist die große Losung.<br />
Freiheit oder Tod!<br />
Sind die ersten auch gefallen,<br />
rüstet euch zur Tat!<br />
Aus dem Blute unsrer Toten<br />
keimt die neue Saat!<br />
Weint nicht um des Kampfes Opfer!<br />
Schaut des Volkes Not!<br />
Refrain:<br />
Vorwärts! ist die große Losung.<br />
Freiheit oder Tod!<br />
Qual, Verfolgung, Not und Kerker<br />
dämpfen nicht den Mut,<br />
<strong>aus</strong> der Asche unsrer Schmerzen<br />
lodert Flammenglut.<br />
Tod den Henkern und Verrätern!<br />
Allen Armen Brot!<br />
Refrain:<br />
Vorwärts! ist die große Losung.<br />
Freiheit oder Tod!<br />
Wenn die letzte Schlacht geschlagen,<br />
Waffen <strong>aus</strong> der Hand!<br />
Schling um die befreite Erde<br />
brüderliches Band.<br />
Dann wird froh die Sichel r<strong>aus</strong>chen<br />
in dem Entefeld<br />
Refrain:<br />
Vorwärts! ist die große Losung.<br />
unser ist die Welt!<br />
"Brüder seht die rote Fahne" ist eines der bekanntesten englischen Streiklieder<br />
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(Transportarbeiter), dessen deutscher Text bereits 1921 von E. Hörnle verfaßt wurde.<br />
Neu bekanntgemacht hat dieses Lied Hannes Wader.<br />
Original:<br />
Hold the fort<br />
We meet today in freedom's c<strong>aus</strong>e,<br />
and raise our voices high.<br />
We'll join our hands in union strong,<br />
to battle or to die.<br />
Hold the fort for we are coming,<br />
our union will be strong.<br />
Side by side we battle onward,<br />
victory will come.<br />
See our numbers still increasing<br />
feel out spirit grow.<br />
Brothers, sisters we shall triumph<br />
over every foe.<br />
Look my comrades, see the union<br />
banner waving high.<br />
Reinforcements now appearing<br />
victory is nigh.<br />
See our numbers still increasing<br />
hear the bugles blow<br />
by our union we shall triumph<br />
over every foe.<br />
Fierce and long the battle rages<br />
but we do not fear.<br />
Help will come whene'er it's needed<br />
cheer my comrades, cheer.<br />
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Brüder zur Sonne zur Freiheit<br />
Text: Leonid Petrowisch Radin, 1897<br />
Nachdichtung: Hermann Scherchen, 1918<br />
Melodie: russische Volksweise<br />
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,<br />
Brüder, zum Lichte empor.<br />
Hell <strong>aus</strong> dem dunklen Vergangnen<br />
Leuchtet die Zukunft hervor!<br />
Seht wie der Zug von Millionen<br />
Endlos <strong>aus</strong> Nächtigem quillt.<br />
Bis euer Sehnsucht Verlangen<br />
Himmel und Nacht überschwillt.<br />
Brüder, in eins nun die Hände.<br />
Brüder das Sterben verlacht:<br />
Ewig der Sklav'rei ein Ende,<br />
Heilig die letzte Schlacht.<br />
<strong>Die</strong>ses Gedicht schrieb der junge Revolutionär Leonid Petrowitsch Radin 1897 in einem<br />
zaristischen Gefängnis. Zum ersten Male gesungen wurde es vermutlich bei der<br />
Überführung politischer Gefangener in ein anderes Gefängnis. Dadurch erhielt diese<br />
Begebenheit den Charakter einer politischen Demonstration. Der Dirigent Hermann<br />
Scherchen lernte das Lied, das in den russischen Revolutionen von 1905 und 1917 eine<br />
bedeutende Rolle spielte, in russischer Gefangenschaft kennen und brachte es 1918<br />
mit in die Heimat. Am 21. September 1920 wurde es erstmals in Deutschland gesungen<br />
(Berlin). Nach dem 2. Weltkrieg waren die ersten drei Strophen das meistgesungenste<br />
Lied der deutschen Arbeiterbewegung. In der Zeit der Weimarer Republik war neben<br />
den drei Strophen des Originalgedichtes auch die folgende Zusatzstrophe weit<br />
verbreitet:<br />
Brechet das Joch der Tyrannen<br />
<strong>Die</strong> uns so gr<strong>aus</strong>am gequält.<br />
Schwenket die blutrote Fahne<br />
Über die Arbeiterwelt.<br />
<strong>Die</strong>se Strophe ist inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten und kaum noch zu<br />
hören. Weiterhin existiert noch folgende Strophe:<br />
Brüder, ergreift die Gewehre,<br />
auf zur entscheidenden Schlacht!<br />
Dem Kommunismus die Ehre.<br />
Ihm sei in Zukunft die Macht!<br />
Seite 15 von 107
Budjonnys Reiter<br />
Aus dem Bürgerkrieg<br />
Nachdichtung: Erich Weinert (1890-1953)<br />
Weise: Pokrass<br />
Und sie nahten sich br<strong>aus</strong>end,<br />
an die hundert mal t<strong>aus</strong>end,<br />
unser’n Sieg zu ersticken im Blut.<br />
Doch wir saßen zu Pferde,<br />
und es stand unsere Erde,<br />
vom Kuban bis zur Wolga im Blut.<br />
Und wir sprengten geschlossen,<br />
als Budjonnys Genossen,<br />
wie ein Sturm in den feurigen Dampf.<br />
Und wir packten die Zügel,<br />
über Täler und Hügel,<br />
ging es vorwärts zum ruhmvollen Kampf.<br />
Und es bleichen die Steine,<br />
die verfluchten Gebeine,<br />
uns’rer Feinde nach blutigem Tanz.<br />
Wir vertrieben vom Lande,<br />
die verrufene Bande,<br />
Atamane und polnische Pans.<br />
Und wenn wir sie kehren,<br />
mit Maschinengewehren,<br />
dann entrollt uns’re Fahne sich rot.<br />
Boraschilov, wir fliegen,<br />
mit Budjonny zu siegen,<br />
uns’rer Heimat getreu bis zum Tod.<br />
Seite 16 von 107
Bürgerlied<br />
Ob wir rote, gelbe Kragen,<br />
Helme oder Hüte tragen,<br />
Stiefel tragen oder Schuh‘,<br />
oder ob wir Röcke nähen<br />
und zu Schuhen Drähte drehen,<br />
das tut, das tut nichts dazu.<br />
Ob wir können präsidieren,<br />
oder müssen Akten schmieren<br />
ohne Rast und ohne Ruh;<br />
ob wir just Collegia lesen,<br />
oder aber binden Besen,<br />
das tut, das tut nichts dazu.<br />
Ob wir stolz zu Rosse reiten,<br />
oder ob zu Fuß wir schreiten,<br />
immer unser’m Ziele zu;<br />
ob uns Kreuze vorne schmücken<br />
oder Kreuze hinten drücken,<br />
das tut, das tut nichts dazu.<br />
Aber ob wir Neues bauen,<br />
oder Altes nur verdauen,<br />
wie das Gras verdaut die Kuh;<br />
ob wir in der Welt was schaffen,<br />
oder nur die Welt begaffen,<br />
das tut, das tut was dazu.<br />
Ob wir rüstig und geschäftig,<br />
wo es gilt zu wirken kräftig,<br />
immer tapfer greifen zu;<br />
oder ob wir schläfrig denken:<br />
"Gott wird’s schon im Schlafe schenken",<br />
das tut, das tut was dazu.<br />
Drum, ihr Bürger, drum, ihr Brüder,<br />
alle eines Bundes Glieder:<br />
Was auch jeder von uns tu!<br />
Alle, die dies Lied gesungen,<br />
so die Alten, wie die Jungen,<br />
tun wir, tun wir was dazu!<br />
<strong>Die</strong> Ansicht, daß das sog. "Bürgerlied" in der Arbeiterbewegung nach 1848 nicht mehr<br />
gesungen wurde, ist irrig. <strong>Die</strong>ser zündende Aufruf zur Einigkeit der Gleichgesinnten, mit<br />
Recht als "eines der kostbarsten Volkslieder demokratischen Charakters" gerühmt,<br />
erschien unter dem Titel "Gleichheit" in den Arbeiterliederbüchern des 19. Jhdt. und<br />
wurde nach der Melodie von "Prinz Eugen, der edle Ritter" gesungen. Als Verfasser<br />
Seite 17 von 107
wird - ohne den Vornamen - Uhlich oder Uhlig angegeben. Im Widerspruch dazu steht<br />
eine Notiz von Hoffmann von Fallersleben, in der es heißt, daß das Lied von Adalbert<br />
Harnisch im Mai 1845 für den Elbinger Bürgerverein geschrieben wurde.<br />
Seite 18 von 107
Büxenstein-Lied<br />
Text: Richard Schulz<br />
Musik: Nach dem Soldatenlied "Argonnerwald um Mitternacht"<br />
Im Januar um Mitternacht<br />
ein Kommunist stand auf der Wacht.<br />
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,<br />
stand kämpfend gegen ein Tyranngeschlecht.<br />
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,<br />
stand kämpfend gegen ein Tyranngeschlecht.<br />
Und donnernd brüllt die Artillerie.<br />
Spartakus hat nur Infantrie,<br />
Granaten schlagen bei uns ein;<br />
Regierungstruppen stürmen Büxenstein.<br />
Granaten schlagen bei uns ein;<br />
Regierungstruppen stürmen Büxenstein.<br />
Und mit der Knarre in der Hand<br />
er hinterm Zeitungsballen stand.<br />
<strong>Die</strong> Kugeln pfeifen um ihn 'rum;<br />
der Kommunist, er kümmert sich nicht drum.<br />
<strong>Die</strong> Kugeln pfeifen um ihn 'rum;<br />
der Kommunist, er kümmert sich nicht drum.<br />
O Büxenstein! O Büxenstein!<br />
Spartakus sein heißt Kämpfer sein.<br />
Wir haben gekämpft bei Büxenstein,<br />
und dafür sperrt man uns im Kerker ein.<br />
Wir haben gekämpft bei Büxenstein,<br />
und dafür sperrt man uns im Kerker ein.<br />
Gefangen - ach! - in Weh uns Schmerz,<br />
und dennoch hoffet unser Herz!<br />
Spartakus lebt! Spartakus siegt!<br />
Frisch auf zum Kampf, Genoss', verzage nicht!<br />
Spartakus lebt! Spartakus siegt!<br />
Frisch auf zum Kampf, Genoss', verzage nicht!<br />
Warum er kämpft, der Kommunist?<br />
Damit iht's alle, alle wißt:<br />
Er kämpft für Freiheit und für Recht.<br />
Nicht länger sei der Arbeitsmann ein Knecht.<br />
Er kämpft für Freiheit und für Recht.<br />
Nicht länger sei der Arbeitsmann ein Knecht.<br />
Und alle Menschen, arm und reich,<br />
sie sollen werden alle gleich,<br />
Seite 19 von 107
daß niemand leidet ferner Not,<br />
und jeder hat genügend täglich Brot,<br />
daß niemand leidet ferner Not,<br />
und jeder hat genügend täglich Brot.<br />
Darum nur kämpft der Kommunist,<br />
damit ihr's alle, alle wißt.<br />
Er schwur die Treu' bis in den Tod<br />
dem schönen Freiheitsbanner purpurrot.<br />
Er schwur die Treu' bis in den Tod<br />
dem schönen Freiheitsbanner purpurrot.<br />
O Spree-Athen, o Spree-Athen,<br />
viel Blut, viel Blut hast du geseh'n!<br />
In deinem Friedrichsfelde ruht<br />
so manches tapfere Spartakusblut.<br />
In deinem Friedrichsfelde ruht<br />
so manches tapfere Spartakusblut.<br />
(abweichend)<br />
Im Januar um Mitternacht,<br />
ein Spartakist stand auf der Wacht.<br />
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,<br />
zu kämpfen gegen ein Tyrannengeschlecht.<br />
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,<br />
zu kämpfen gegen ein Tyrannengeschlecht.<br />
Und mit der Knarre in der Hand<br />
er hinterm Zeitungsballen stand.<br />
<strong>Die</strong> Kugeln pfeifen um ihn rum,<br />
der Spartakist, er kümmert sich nicht drum.<br />
<strong>Die</strong> Kugeln pfeifen um ihn rum,<br />
der Spartakist, er kümmert sich nicht drum.<br />
Und donnernd dröhnt die Artill'rie,<br />
Spartakus hat nur Infant'rie.<br />
Granaten schlagen bei ihm ein,<br />
die Noskehunde stürmen Büxenstein.<br />
Granaten schlagen bei ihm ein,<br />
die Noskehunde stürmen Büxenstein.<br />
O Büxenstein, o Büxenstein,<br />
Spartakus sein, heißt Kämpfer sein!<br />
Wir haben gekämpft bei Büxenstein,<br />
und dafür sperrt man uns ins Zuchth<strong>aus</strong> ein.<br />
Wir haben gekämpft bei Büxenstein,<br />
und dafür sperrt man uns ins Zuchth<strong>aus</strong> ein.<br />
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Und wofür kämpft der Spartakist?<br />
damit ihr's alle, alle wißt:<br />
Er kämpft für Freiheit und für Recht,<br />
nicht länger sei der Arbeitsmann ein Knecht.<br />
Er kämpft für Freiheit und für Recht,<br />
nicht länger sei der Arbeitsmann ein Knecht.<br />
Daß alle Menschen, groß und klein,<br />
auf Erden sollen Brüder sein,<br />
daß niemand leide ferner Not<br />
und jeder hat genügend täglich Brot,<br />
daß niemand leide ferner Not<br />
und jeder hat genügend täglich Brot.<br />
Oh Spreeathen, oh Spreeathen,<br />
viel Blut, viel Blut hast Du geseh'n!<br />
In deinem Friedrichsheine ruht<br />
so manches tapfere Spartakusblut.<br />
In deinem Friedrichsheine ruht<br />
so manches tapfere Spartakusblut.<br />
Seite 21 von 107
Comandante Ché Guevara<br />
Sie fürchten dich, und wir lieben<br />
dich vorn im Kampf, wo der Tod lacht.<br />
Wo das Volk Schluß mit der Not macht.<br />
Nun bist du weg - und doch geblieben.<br />
Refrain:<br />
Uns bleibt, was gut war und klar war:<br />
Daß man bei dir immer durchsah.<br />
Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah.<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Du bist kein Bonze geworden,<br />
kein hohes Tier, das nach Geld schielt.<br />
Und vom Schreibtisch <strong>aus</strong> den Held spielt,<br />
mit feiner Kluft und alten Orden.<br />
Refrain:<br />
Uns bleibt, was gut war und klar war:<br />
Daß man bei dir immer durchsah.<br />
Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah.<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Ja grad die Armen der Erde,<br />
die brauchen mehr als zu Fressen.<br />
Und das hast du nie vergessen,<br />
daß <strong>aus</strong> den Menschen Menschen werden.<br />
Refrain:<br />
Uns bleibt, was gut war und klar war:<br />
Daß man bei dir immer durchsah.<br />
Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah.<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Der rote Stern an der Jacke,<br />
im schwarzen Bart die Zigarre.<br />
Jesus Christus mit der Knarre<br />
- so führt dein Bild uns zur Attacke.<br />
Refrain:<br />
Uns bleibt, was gut war und klar war:<br />
Daß man bei dir immer durchsah.<br />
Und Liebe, Haß, doch nie Furcht sah.<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Seite 22 von 107
Spanisch:<br />
Aprendimos a quererte<br />
desde tu histórica altura<br />
donde el sol de tu bravura<br />
le puso cerco a la muerte.<br />
Refrain:<br />
Aquí se queda la clara,<br />
la entrañable transparencia<br />
de tu querida presencia<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Vienes quemando la brisa<br />
con soles de primavera<br />
para plantar la bandera<br />
con la cruz de tu sonrisa.<br />
Refrain:<br />
Aquí se queda la clara,<br />
la entrañable transparencia<br />
de tu querida presencia<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Tu mano gloriosa y fuerte<br />
desde la história dispara<br />
cuando todo Santa Clara<br />
se desperta para verte.<br />
Refrain:<br />
Aquí se queda la clara,<br />
la entrañable transparencia<br />
de tu querida presencia<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Tu amor revolucionario<br />
te conduce a nueva empresa<br />
donde esperan la firmeza<br />
de tu brazo libertario.<br />
Refrain:<br />
Aquí se queda la clara,<br />
la entrañable transparencia<br />
de tu querida presencia<br />
Comandante Ché Guevara.<br />
Wolf Biermann hat "Comandante Che Guevara" nach einem Gedicht von Carlos Puebla<br />
verfaßt und auch vertont. Trotz des problematischen Personenkultes, der in der linken<br />
Szene grassiert, war (und ist?) Che Guevara ein wichtiges Symbol der Hoffnung von<br />
vielen Millionen Unterdrückter in Mittel- und Lateinamerika.<br />
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Dachaulied<br />
Stacheldraht, mit Tod geladen,<br />
ist um uns´re Welt gespannt.<br />
D´rauf ein Himmel ohne Gnaden<br />
sendet Frost und Sonnenbrand.<br />
Fern von uns sind alle Freuden,<br />
fern die Heimat, fern die Frau´n,<br />
wenn wir stumm zur Arbeit schreiten,<br />
T<strong>aus</strong>ende im Morgengrau´n.<br />
Refrain:<br />
Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt<br />
und wurden stahlhart dabei.<br />
Sei ein Mann, Kamerad.<br />
Bleib ein Mensch, Kamerad.<br />
Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad.<br />
Denn Arbeit, Arbeit macht frei.<br />
Vor der Mündung der Gewehre<br />
leben wir bei Tag und Nacht.<br />
Leben wird uns hier zu Lehre,<br />
schwerer als wir´s je gedacht.<br />
Keiner mehr zählt Tag´ und Wochen,<br />
mancher schon die Jahre nicht.<br />
Und so viele sind zerbrochen<br />
und verloren ihr Gesicht.<br />
Refrain:<br />
Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt<br />
und wurden stahlhart dabei.<br />
Sei ein Mann, Kamerad.<br />
Bleib ein Mensch, Kamerad.<br />
Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad.<br />
Denn Arbeit, Arbeit macht frei.<br />
Schlepp den Stein und zieh den Wagen,<br />
keine Last sei dir zu schwer.<br />
Der du warst in fernen Tagen,<br />
bist du heut´ schon längst nicht mehr.<br />
Stich den Spaten in die Erde,<br />
grab dein Mitleid tief hinein,<br />
und im eig´nen Schweiße werde<br />
selber du zu Stahl und Stein.<br />
Refrain:<br />
Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt<br />
und wurden stahlhart dabei.<br />
Sei ein Mann, Kamerad.<br />
Bleib ein Mensch, Kamerad.<br />
Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad.<br />
Seite 24 von 107
Denn Arbeit, Arbeit macht frei.<br />
Einst wird die Sirene künden;<br />
auf zum letzten Zählappell.<br />
Draußen dann, wo wir uns finden<br />
bist du, Kamerad zur Stell´.<br />
Hell wird uns die Freiheit lachen,<br />
vorwärts geht´s mit frischem Mut.<br />
Und die Arbeit, die wir machen,<br />
diese Arbeit, sie wird gut.<br />
Seite 25 von 107
Das Lied der Arbeit<br />
Text: Josef Zapf<br />
Musik: Josef Scheu<br />
Stimmt an das Lied der hohen Braut,<br />
<strong>Die</strong> schon dem Menschen angetraut,<br />
Eh' er selbst Mensch war noch.<br />
Was sein ist auf dem Erdenrund,<br />
Entsprang <strong>aus</strong> diesem treuen Bund.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Als er vertiert, noch scheu und wild<br />
Durch schreckenvolles Urgefild<br />
Und finstre Wälder kroch<br />
Wer gab dem Arm die erste Wehr?<br />
<strong>Die</strong> Arbeit war's, noch roh wie er.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Und als er Bogen, Pfeil und Spieß<br />
Und den Nomadenstab verließ<br />
Zu eignem Felde zog<br />
Wer schuf den segensreichen Pflug?<br />
<strong>Die</strong> Arbeit, die nie schafft genug.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Als später der Familie Herd<br />
Sich zu Gemeind und Stadt vermehrt<br />
Wer unterm Sklavenjoch<br />
Begann den Bau der ersten Stadt?<br />
Das war der Arbeit stolze Tat.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Und als sein Drang nach Hab und Gut<br />
Ihn trieb zur wegelosen Flut<br />
<strong>Die</strong> unbezwungen noch.<br />
Wer stieß das erste Schiff vom Strand?<br />
Der Arbeit ewig tät'ge Hand<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Und als der Denker Geist schon nah<br />
<strong>Die</strong> Geistesfreiheit dämmern sah,<br />
Welch Genius sandte doch<br />
Der Menschheit das gedruckte Wort?<br />
<strong>Die</strong> Arbeit war's, der Bildung Hort.<br />
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<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Sie hat, was noch kein Rom vollbracht,<br />
<strong>Die</strong> Erde sich zum Knecht gemacht.<br />
Und Herrin ist sie noch,<br />
So hoch ein Paß durch Gletscher führt,<br />
So tief nach Erz ein Bergmann spürt.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Sie ist's, die Meere überwand,<br />
<strong>Die</strong> alle Elemente spannt<br />
Ins harte Eisenjoch.<br />
Doch ihre Mutter war die Not<br />
Vergeßt nich, mündig, ihr Gebot:<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Pyramide Cheops zeugt,<br />
Welch drückend Joch sie einst gebeugt.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit brach es doch!<br />
Drum hofft: Des Kapitales Joch,<br />
<strong>Die</strong> freie Arbeit bricht es noch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Und wie einst Galilei rief,<br />
Als rings die Welt im Irrtum schlief:<br />
Und sie bewegt sich doch!<br />
So ruft: <strong>Die</strong> Arbeit sie erhält,<br />
<strong>Die</strong> Arbeit, sie bewegt die Welt!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit hoch!<br />
Eines der bekanntesten deutschsprachigen Arbeiterlieder ist "Das Lied der Arbeit", das<br />
sich, ganz ähnlich wie das Lied "Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘", durch einen<br />
überparteilichen Text <strong>aus</strong>zeichnet.<br />
Von den zehn hier abgedruckten Strophen, werden heute nur mehr die erste und letzte<br />
gesungen. Sie gelten als Hymne der österreichischen Sozialdemokratie.<br />
Seite 27 von 107
Das Lied der Gewerkschaftsjugend<br />
Trübe Tage, graue Sorgen<br />
meistern wir mit einem Lied.<br />
Weil ein brüderlicher Morgen<br />
uns in seine Helle zieht.<br />
Laßt uns singen, laßt uns scherzen,<br />
laßt uns schaffen ohne End‘.<br />
Und die Reinheit uns’rer Herzen<br />
sei des Werkes Fundament.<br />
Uns’re Stärke, uns’re Tugend ist die Solidarität.<br />
Wir sind die Gewerkschaftsjugend, die zusammensteht.<br />
Stehen wir vor Schutt und Trümmern,<br />
uns ist nicht die Sicht verstellt.<br />
Frohen Mutes bau’n und zimmern<br />
wir uns eine neue Welt.<br />
<strong>Die</strong>sem Werke frei zu dienen,<br />
hüten wir der Arbeit Hort.<br />
Hört im Dröhnen der Maschinen<br />
uns’re Zukunft Losungswort:<br />
Uns’re Stärke, uns’re Tugend ist die Solidarität.<br />
Wir sind die Gewerkschaftsjugend, die zusammensteht.<br />
Ein Lied <strong>aus</strong> Österreich, komponiert von dem langjährigen Chorleiter der<br />
Chorvereinigung des ÖGB Prof. Erwin Weiß. Es handelt vor dem Hintergrund der<br />
Zerstörung Österreichs in den düsteren Tagen der Nachkriegszeit, in der die Arbeiter,<br />
solidarisch verbunden, die Welt voll Zuversicht neu aufbauten.<br />
Seite 28 von 107
Das weiche Wasser bricht den Stein<br />
Europa hatte zweimal Krieg<br />
der dritte wird der letzte sein.<br />
Gib bloß nicht auf, gib nicht klein bei,<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
<strong>Die</strong> Bombe, die kein Leben schont,<br />
Maschinen nur und Stahlbeton.<br />
Hat uns zu einem Lied vereint<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
Es reißt die schwersten Mauern ein<br />
und sind wir schwach und sind wir klein,<br />
wir wollen wie das Wasser sein,<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
Raketen steh‘n vor uns’rer Tür,<br />
die soll’n zu uns’rem Schutz hier sein.<br />
Auf solchen Schutz verzichten wir,<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
<strong>Die</strong> Rüstung sitzt am Tisch der Welt,<br />
und Kinder, die vor Hunger schrei’n,<br />
für Waffen fließt das große Geld,<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
Komm feiern wir ein Friedensfest,<br />
und zeigen, wie sich’s leben läßt.<br />
Mensch, Menschen können Menschen sein,<br />
das weiche Wasser bricht den Stein.<br />
"Das weiche Wasser bricht den Stein" wurde Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre<br />
von <strong>Die</strong>ter Dehm für die Friedensbewegung geschrieben. Damals war er noch in der<br />
SPD und deren friedensbewegter Barde, heute ist er Mitglied der PDS.<br />
Das Lied ist auch von der holländischen Gruppe "bots" vertont worden.<br />
Seite 29 von 107
Dem Morgenrot entgegen<br />
Text: Heinrich Arnulf Eildermann (1907)<br />
Melodie: nach "Zu Mantua in Banden"<br />
Dem Morgenrot entgegen,<br />
ihr Kampfgenossen all!<br />
Bald siegt ihr allerwegen,<br />
bald weicht der Feinde Wall!<br />
Mit Macht heran und haltet Schritt!<br />
Arbeiterjugend? Will sie mit?<br />
Wir sind die junge Garde<br />
des Proletariats!<br />
Wir haben selbst erfahren<br />
der Arbeit Frongewalt<br />
in düstren Kinderjahren<br />
und wurden früh schon alt.<br />
Sie hat an unserm Fuß geklirrt,<br />
die Kette, die nur schwerer wird.<br />
Wach auf, du junge Garde<br />
des Proletariats!<br />
<strong>Die</strong> Arbeit kann uns lehren<br />
und lehrte uns die Kraft,<br />
den Reichtum zu vermehren,<br />
der uns're Armut schafft.<br />
Nun wird die Kraft, von uns erkannt,<br />
die starke Waffe uns'rer Hand!<br />
Schlag zu, du junge Garde<br />
des Proletariats.<br />
Wir reichen euch die Hände,<br />
Genossen all, zum Bund!<br />
Des Kampfes sei kein Ende,<br />
eh' nicht im weiten Rund<br />
der Arbeit freies Volk gesiegt<br />
und jeder Feind am Boden liegt.<br />
Vorwärts, du junge Garde<br />
des Proletariats!<br />
Der Lehrer Heinrich Arnulf Eildermann, führendes Mitglied der Sozialdemokratischen<br />
Partei, schrieb 1907 zur Melodie des Hofer-Liedes "Zu Mantua in Banden" in Bremen<br />
das "Lied der Jugend".<br />
Aus - sicherlich nicht unberechtigter - Angst um seine Stellung (Berufsverbot!)<br />
veröffentlichte er den Text 1910 unter seinem Pseudonym Heinrich Arnulf.<br />
Nach 1918 wurde das Lied auch international berühmt. <strong>Die</strong> bekanntesten Versionen<br />
weichen lediglich in der vorletzten Zeile voneinander ab. Eine Fassung nennt in den<br />
Seite 30 von 107
ersten drei Strophen jeweils die Worte 'Wir sind die junge Garde', eine weitere<br />
unterscheidet sich von der unsrigen nur in der dritten Strophe, in der es wie in der<br />
zweiten 'Wach auf, du junge Garde' heißt.<br />
Seite 31 von 107
Der heilige Krieg<br />
Steh auf, steh auf du Riesenland!<br />
Her<strong>aus</strong> zur großen Schlacht!<br />
Den Nazihorden Widerstand!<br />
Tod der Faschistenmacht!<br />
Refrain:<br />
Es breche über sie der Zorn<br />
wie finstre Flut herein.<br />
Das soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein.<br />
Es soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein<br />
Den Würgern bieten wir die Stirn,<br />
den Mördern der Ideen.<br />
<strong>Die</strong> Peiniger urid Plünderer,<br />
sie müssen untergehn.<br />
Refrain:<br />
Es breche über sie der Zorn<br />
wie finstre Flut herein.<br />
Das soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein.<br />
Es soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein<br />
<strong>Die</strong> schwarze Schwinge schatte nicht<br />
mehr uns überm Heimatland.<br />
Und nicht zertrete mehr der Feind<br />
uns Feld und Flut und Strand.<br />
Refrain:<br />
Es breche über sie der Zorn<br />
wie finstre Flut herein.<br />
Das soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein.<br />
Es soll der Krieg des Volkes,<br />
der Krieg der Menschheit sein<br />
Wir sorgen dafür, daß der Brut,<br />
die letzte Stunde schlägt.<br />
Den Henkern ein für allemal<br />
das Handwerk jetzt gelegt.<br />
Seite 32 von 107
Der heimliche Aufmarsch<br />
Es geht durch die Welt ein Geflüster:<br />
Arbeiter, hörst du es nicht?<br />
Das sind die Stimmen der Kriegsminister:<br />
Arbeiter, hörst du es nicht?<br />
Es flüstern die Kohle- und Stahlproduzenten,<br />
es flüstern die Stimmen der Imperialisten,<br />
es flüstert von allen Kontinenten:<br />
Mobilmachung gegen die Bolschewisten!<br />
Refrain:<br />
Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre,<br />
für das proletarische Vaterland.<br />
Zerschlagt die faschistischen Räuberheere,<br />
setzt alle Herzen in Brand!<br />
Pflanzt eure roten Fahnen des Sieges<br />
auf jede Schanze, auf jede Fabrik.<br />
Dann blüht <strong>aus</strong> der Asche des letzten Krieges<br />
die sozialistische Weltrepublik!<br />
Es rollen die Züge Nacht für Nacht:<br />
Maschinengewehre für Polen.<br />
Für China: deutsche Gewehre Null-Acht,<br />
für Finnland Armeepistolen!<br />
Schrappnells für die Tschechoslowakei,<br />
für Rumänien Gasgranaten!<br />
Sie rollen von allen Seiten herbei,<br />
gegen die roten Soldaten!<br />
Refrain:<br />
Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre,<br />
für das proletarische Vaterland.<br />
Zerschlagt die faschistischen Räuberheere,<br />
setzt alle Herzen in Brand!<br />
Pflanzt eure roten Fahnen des Sieges<br />
auf jede Schanze, auf jede Fabrik.<br />
Dann blüht <strong>aus</strong> der Asche des letzten Krieges<br />
die sozialistische Weltrepublik!<br />
Arbeiter horch, sie zieh‘n ins Feld,<br />
doch nicht für Nation und Rasse.<br />
Das ist der Krieg der Herrscher der Welt,<br />
gegen die Arbeiterklasse.<br />
Und während sie schon zum Schlag <strong>aus</strong>holen<br />
betrügen sie dich mit Friedensparolen.<br />
Der Krieg der jetzt vor der Türe steht<br />
ist der Krieg gegen dich, Prolet!<br />
Seite 33 von 107
Refrain:<br />
Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre,<br />
für das proletarische Vaterland.<br />
Zerschlagt die faschistischen Räuberheere,<br />
setzt alle Herzen in Brand!<br />
Pflanzt eure roten Fahnen des Sieges<br />
auf jede Schanze, auf jede Fabrik.<br />
Dann blüht <strong>aus</strong> der Asche des letzten Krieges<br />
die sozialistische Weltrepublik!<br />
"Der heimliche Aufmarsch (gegen die Sowjetunion)" entstand anläßlich des ersten<br />
internationalen Antikriegstages am 1. August 1929. Das ursprünglich von Wladimir<br />
Vogel vertonte Gedicht von Erich Weinert wurde in der von Hanns Eisler 1938 vertonten<br />
und von Ernst Busch vorgetragenen Fassung berühmt.<br />
Seite 34 von 107
Der kleine Trompeter<br />
Von all unsern Kameraden<br />
war keiner so lieb und so gut<br />
wie unser kleiner Trompeter,<br />
ein lustiges Rotgardistenblut.<br />
Wir saßen so fröhlich beisammen<br />
in einer gar stürmischen Nacht.<br />
Mit seinen Freiheitsliedern<br />
hat er uns glücklich gemacht.<br />
Da kam eine feindliche Kugel<br />
bei einem fröhlichen Spiel:<br />
mit einem seligen Lächeln<br />
unser kleiner Trompeter, er fiel.<br />
Da nahmen wir Hacke und Spaten<br />
und gruben ihm morgens ein Grab,<br />
und die ihn am liebsten hatten,<br />
sie senkten ihn stille hinab.<br />
Schlaf wohl, du kleiner Trompeter,<br />
wir waren dir alle so gut !<br />
Schlaf wohl, du kleiner Trompeter,<br />
du lustiges Rotgardistenblut.<br />
Ihr Frauen der ganzen Erde,<br />
ihr Brüder, seid immer bereit !<br />
Wir werden nicht ruhen, nicht rasten,<br />
bis die Welt ist vom Elend befreit.<br />
<strong>Die</strong> Melodie ist die, des Soldatenliedes "Von allen Kameraden", von 1915. Der Text<br />
entstand, als im März 1925 der Hornist des Roten Frontkämpferbundes, Fritz Weineck,<br />
und elf andere Genossen bei einer Wahlkundgebung in Halle, wo Ernst Thälmann<br />
gesprochen hatte, erschossen worden waren. <strong>Die</strong> letzte Strophe ist wahrscheinlich<br />
nachträglich hinzugefügt worden.<br />
Seite 35 von 107
<strong>Die</strong> Arbeiter von Wien<br />
Text: Fritz Briegel<br />
Melodie: "Roter Armeemarsch" (1920)<br />
Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt,<br />
wir sind der Sämann, die Saat und das Feld.<br />
Wir sind die Schnitter der kommenden Mahd,<br />
wir sind die Zukunft und wir sind die Tat.<br />
Refrain:<br />
So flieg, du flammende, du rote Fahne<br />
voran dem Wege, den wir ziehn.<br />
Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer,<br />
Wir sind die Arbeiter von Wien.<br />
Herrn der Fabriken, ihr Herren der Welt,<br />
endlich wird eure Herrschaft gefällt.<br />
Wir, die Armee, die die Zukunft erschafft,<br />
sprengen der Fesseln engende Haft.<br />
Refrain:<br />
So flieg, du flammende, du rote Fahne<br />
voran dem Wege, den wir ziehn.<br />
Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer,<br />
Wir sind die Arbeiter von Wien.<br />
Wie auch die Lüge uns schmähend umkreist,<br />
alles besiegend erhebt sich der Geist.<br />
Kerker und Eisen zerbricht seine Macht,<br />
wenn wir uns rüsten zur letzten Schlacht.<br />
Refrain:<br />
So flieg, du flammende, du rote Fahne<br />
voran dem Wege, den wir ziehn.<br />
Wir sind der Zukunft getreue Kämpfer,<br />
Wir sind die Arbeiter von Wien.<br />
Zur Entstehungsgeschichte dieses Liedes gibt es zwei verschiedene Versionen. <strong>Die</strong><br />
eine gibt den 'Internationalen Jugendtag 1929 in Wien' als Uraufführungsdatum an. <strong>Die</strong><br />
andere nennt den Februar 1934, als es in Österreich zu Aufständen gegen den<br />
drohenden Faschismus kam. Dort hat es unzweifelhaft besondere Bedeutung erlangt.<br />
Interessanterweise gehen beide Auffassungen von Fritz Briegel als Textdichter <strong>aus</strong>.<br />
Seite 36 von 107
<strong>Die</strong> Arbeitsmänner<br />
(Wer schafft das Gold zutage?)<br />
Text: Johannes Most<br />
Melodie: "Zu Mantua in Banden"<br />
Wer schafft das Gold zu tage?<br />
Wer hämmert Erz und Stein?<br />
Wer webet Tuch und Seide?<br />
Wer bauet Korn und Wein?<br />
Wer gibt den Reichen all ihr Brot<br />
und lebt dabei in bitt’rer Not?<br />
Refrain:<br />
Das sind die Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Das sind die Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Wer plagt vom frühen Morgen<br />
sich bis zu späten Nacht?<br />
Wer schafft für andere Schätze,<br />
Bequemlichkeit und Pracht?<br />
Wer treibt allein das Weltrad<br />
und hat dafür kein Recht im Staat?<br />
Refrain:<br />
Das sind die Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Das sind die Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Wer war von jeher geknechtet<br />
von der Tyrannenbrut?<br />
Wer musste für sie kämpfen<br />
und opfern oft sein Blut?<br />
O Volk, erkenn, dass du es bist,<br />
das immerfort betrogen ist!<br />
Refrain:<br />
Wacht auf, ihr Arbeitsmänner!<br />
Auf Proletariat!<br />
Wacht auf, ihr Arbeitsmänner!<br />
Auf Proletariat!<br />
Rafft eure Kraft zusammen<br />
und schwört zur Fahne rot!<br />
Kämpft mutig für die Freiheit!<br />
Erkämpft euch bessres Brot!<br />
Seite 37 von 107
Beschleunigt der Despoten Fall!<br />
Schafft Frieden, denn dem Weltenall!<br />
Refrain:<br />
Zum Kampf, ihr Arbeitsmänner!<br />
Auf, Proletariat!<br />
Zum Kampf, ihr Arbeitsmänner!<br />
Auf, Proletariat!<br />
Ihr habt die Macht in Händen,<br />
wenn ihr nur einig seid.<br />
Drum haltet fest zusammen,<br />
dann seid ihr bald befreit.<br />
Drängt Sturmschritt vorwärts in den Streit,<br />
wenn auch der Feind Kartätschen speit!<br />
Refrain:<br />
Dann siegt, ihr Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Dann siegt, ihr Arbeitsmänner,<br />
das Proletariat!<br />
Zu den frühesten Zeugnissen der deutschen Arbeiterbewegung gehörte das Lied "<strong>Die</strong><br />
Arbeitsmänner". Kurz nach dem Eisenacher Gründungsparteitag der SPD im Jahre<br />
1869, auf dem das Eisenacher Programm mit den Forderungen nach Abschaffung der<br />
bestehenden Produktionsverhältnisse angenommen wurde, ist dieses Lied geschaffen<br />
worden. Es diente dem Lehrer Eildermann als Vorlage für den Text des<br />
Arbeiterjugendliedes "Dem Morgenrot entgegen". Karl Liebknecht schätzte die<br />
mobilisierende Bedeutung von Arbeiterliedern so ein: "Wir können die Arbeiterjugend<br />
kein "Eiapopeia singen lassen. Wir müssen ihr eine starke, aufrüttelnde Kost, eine<br />
Kampfeskost bieten."<br />
Seite 38 von 107
<strong>Die</strong> freie Republik<br />
In dem Kerker saßen<br />
zu Frankfurt an dem Main<br />
schon seit vielen Jahren<br />
sechs Studenten drein,<br />
die für die Freiheit fochten<br />
und für das Bürgerglück<br />
und für die Menschenrechte<br />
der freien Republik<br />
Und der Kerkermeister<br />
sprach es täglich <strong>aus</strong>:<br />
Sie, Herr Bürgermeister,<br />
es reißt mir keiner <strong>aus</strong>.<br />
Und doch sind sie verschwunden<br />
abends <strong>aus</strong> dem Turm,<br />
um die zwölfte Stunde,<br />
bei dem großen Sturm.<br />
Und am andern Morgen<br />
hört man den Alarm.<br />
O, es war entsetzlich<br />
der Soldatenschwarm!<br />
Sie suchten auf und nieder.<br />
sie suchten hin und her,<br />
sie suchten sechs Studenten<br />
und fanden sie nicht mehr.<br />
Doch sie kamen wieder<br />
mit Schwertern in der Hand.<br />
Auf, ihr deutschen Brüder,<br />
jetzt geht's für's Vaterland.<br />
Jetzt geht's für Menschenrechte<br />
und für das Bürgerglück.<br />
Wir sind doch keine Knechte<br />
der freien Republik.<br />
Wenn euch Leute fragen:<br />
Wo ist Absalom?<br />
So dürfet ihr wohl sagen:<br />
Ja, der hänget schon.<br />
Er hängt an keinem Baume<br />
er hängt an keinem Strick,<br />
sondern an dem Glauben<br />
der freien Republik.<br />
Am 3. April 1833 unternahmen Studenten und Intellektuelle an der Frankfurter<br />
Konstablerwache einen Aufstand gegen die scharfe Verfolgung von nationalen und<br />
demokratischen Kräften nach dem Hambacher Fest 1832. Da dieser bewaffneten<br />
Seite 39 von 107
Aktion zum damaligen Zeitpunkt noch jede revolutionäre Basis im Volke fehlte, wurde<br />
die Gruppe verraten und 20 ihrer Mitglieder verhaftet. Nach langem Prozeß wurden 10<br />
von ihnen am 19. Oktober 1836 zu lebenslänglicher Haft verurteilt. <strong>Die</strong>ses Spottlied<br />
eines unbekannten Verfassers entstand, nachdem am 10. Januar 1837 sechs der<br />
Gefangenen <strong>aus</strong> dem Gefängnis fliehen konnten. Von der "freien Republik" sind<br />
mehrere, darunter auch eine 12strophige, Fassungen bekannt. Alle Variationen lassen<br />
deutlich erkennen, auf wessen Seite die Sympathien der Sänger zu finden waren.<br />
Mit Absalom (siehe letzte Strophe) ist der Sohn Davids gemeint, der in der biblischen<br />
Geschichte mit seinen langen Haaren in einem Strauch hängenblieb und von seinen<br />
Verfolgern erstochen wurde.<br />
Das Lied wurde sehr populär und häufig variiert. So gibt es z.B. eine Fassung <strong>aus</strong> den<br />
Ruhrkämpfen der Zwanziger Jahre: „Es saßen sechs Kommunisten zu Essen in der<br />
Stadt. Sie saßen dort gefangen weil sie Freiheitslieder sangen.“<br />
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<strong>Die</strong> Gedanken sind frei<br />
<strong>Die</strong> Gedanken sind frei,<br />
wer kann sie erraten,<br />
sie fliehen vorbei,<br />
wie nächtliche Schatten.<br />
Kein Mensch kann sie wissen,<br />
kein Jäger sie schießen,<br />
es bleibet dabei:<br />
die Gedanken sind frei!<br />
Ich denke was ich will,<br />
und was mich beglücket,<br />
doch alles in der Still,<br />
und wie es sich schicket.<br />
Mein Wunsch und Begehren<br />
kann niemand verwehren,<br />
es bleibet dabei:<br />
die Gedanken sind frei!<br />
Und sperrt man mich ein<br />
im finsteren Kerker,<br />
das alles sind rein<br />
vergebliche Werke;<br />
denn meine Gedanken<br />
zerreißen die Schranken<br />
und Mauern entzwei:<br />
die Gedanken sind frei!<br />
Drum will ich auf immer<br />
den Sorgen entsagen,<br />
und will mich auch nimmer<br />
mit Grillen mehr plagen.<br />
Man kann ja im Herzen<br />
stets lachen und scherzen<br />
und denken dabei:<br />
die Gedanken sind frei!<br />
Ich liebe den Wein,<br />
mein Mädchen vor allen,<br />
sie tut mir allein<br />
am besten gefallen.<br />
Ich bin nicht alleine<br />
bei meinem Glas Weine:<br />
mein Mädchen dabei,<br />
die Gedanken sind frei!<br />
Von Flugblättern ist das Lied "<strong>Die</strong> Gedanken sind frei" seit 1870 in zwei Versionen<br />
bekannt. Sein Text entspricht dem Gedankengut der Aufklärung: die Bevölkerung will<br />
sich von der geistigen Bevormundung der Herrscher befreien. Das Lied wendet sich<br />
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gegen die damals herrschende Vorstellung "cuius regio, eius religio" – die den<br />
Herrschern das Recht einräumte, auch die Religion ihrer Untertanen zu bestimmen.<br />
Besonders während der Metternichschen Restaurationsperiode gewann der Text neue<br />
Aktualität und stand über Jahre hinweg auf der Liste der durch die staatlische Zensur<br />
verbotenen Lieder.<br />
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<strong>Die</strong> Mannesmann-Ballade<br />
Text: Peter Maiwald<br />
Musik: Peter, Paul & Barmbek.<br />
In Duisburg steht ein Walzwerk.<br />
Das läuft bei Tag und Nacht.<br />
Den Herrn bringt’s schöne Tage,<br />
den Walzern manch‘ schlimme Nacht.<br />
Es flogen gebratene Tauben<br />
den Herren in das Maul.<br />
Den Kumpels flog ein Sperling,<br />
und waren doch nicht faul.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Das war eine große Hitze.<br />
Da war ein großer Lärm.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit war so staubig.<br />
<strong>Die</strong> Lungen konnt‘ man hör’n.<br />
<strong>Die</strong> Walze lief immer schneller.<br />
Da sagten die Walzer: Nein.<br />
Wir wollen gewalzt nicht werden.<br />
Wir wollen Walzer sein.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Und in der Ehinger Straße,<br />
da steht ein großes Tor.<br />
Dahinter steht das Walzwerk.<br />
<strong>Die</strong> Walzer steh’n davor.<br />
Da liefen ein paar Direktoren<br />
und waren ziemlich bleich.<br />
Denn wenn die Walzer nicht walzen,<br />
dann werden die Herren nicht reich.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
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oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
<strong>Die</strong> Herren riefen: Judas<br />
und taten ihm viel versprechen.<br />
Doch konnte auch ein Judas<br />
den Walzerstreik nicht brechen.<br />
<strong>Die</strong> Herren riefen: Richter,<br />
komm mach‘ uns ein Gesetz.<br />
Der Richter hat’s gerichtet.<br />
Das Recht war ein Geschwätz.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Und vierzig gute Walzer,<br />
die waren <strong>aus</strong>gesperrt.<br />
Doch was ist eine Walze<br />
ohne die Walzer wert?<br />
Neun Tage standen die Walzer.<br />
Sie standen nicht allein.<br />
Es kam von überall Hilfe.<br />
Dort müssen auch Walzer sein.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Es kam von der Himmelsgewerkschaft<br />
der gute Pfarrer Höhne.<br />
Der sprach auch nicht für Gotteslohn.<br />
Der sprach für Menschenlöhne.<br />
Es kam zu den Kommunisten<br />
ein Juso-Sozialist.<br />
Der sprach: Parteibeschlüsse<br />
sind manchmal wirklich Mist.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
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oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Es kam von all dem Streiken<br />
den Walzern ein leerer Bauch.<br />
<strong>Die</strong> Frauen brachten ein Essen.<br />
<strong>Die</strong> Mädchen war’n Klasse auch.<br />
Es zogen durch die Städte<br />
bisweilen ein paar Schlangen.<br />
<strong>Die</strong> hatten viele Gesichter<br />
und rote Fahnenstangen.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
Es ging der Streik neun Tage,<br />
und neunmal kam die Nacht.<br />
Dann waren die stahlharten Herren<br />
von den Walzern weichgemacht.<br />
In Duisburg läuft ein Walzwerk.<br />
Das läuft dort Tag und Nacht.<br />
<strong>Die</strong> Herren seh’n schlechtere Tage.<br />
Den Walzern geht’s besser bei Nacht.<br />
Ja, so war das bei Mannesmann,<br />
und dann fingen die mal an,<br />
oh Mannomann, oh Monnomann,<br />
oh Mannomann, oh Mannomann,<br />
oh Mann!<br />
<strong>Die</strong>ses Lied berichtet über den Streik im Profilwalzwerk der Firma<br />
Mannesmann/Duisburg im März 1973. Als den Arbeitern des Werks die<br />
Nachtschichtzulage gestrichen werden sollte, legten sie das Werkzeug hin und setzten<br />
sich auf die Maschinen. Auf Grund der solidarischen Unterstützung des Streiks in der<br />
Bevölkerung, an der sich neben Kollegen der verschiedensten politischen und<br />
weltanschaulichen Richtungen auch die Familienangehörigen der Walzer beteiligten,<br />
konnten dies einen Erfolg für sich verbuchen: <strong>Die</strong> Streichung der Zulage wurde von der<br />
Werksleitung zurückgenommen.<br />
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<strong>Die</strong> rote Fahne<br />
Text: Boleslaw Czerwienski<br />
Übersetzung: Rosa Luxemburg<br />
Musik: "Le Drapeau Rouge" - Lied der Pariser Kommune<br />
Des Volkes Blut verströmt in Bächen,<br />
und bittre Tränen rinnen drein,<br />
doch kommt der Tag, da wir uns rächen,<br />
dann werden wir die Richter sein!<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
<strong>Die</strong> Fahne trägt des Volkes Grollen<br />
über Zwingburgen stolz himmelan.<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
Der Freiheit Morgenrot bricht an.<br />
Rot ist das Tuch, das wir entrollen,<br />
klebt doch des Volkes Blut daran!<br />
Wohl knüpft ihr knechtisch finstern Schergen<br />
vergeblich das zerriss'ne Seil.<br />
Das Schlechte fault in dumpfen Särgen,<br />
das Gute siegt, der Welt zum Heil!<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
<strong>Die</strong> Fahne trägt des Volkes Grollen<br />
über Zwingburgen stolz himmelan.<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
Der Freiheit Morgenrot bricht an.<br />
Rot ist das Tuch, das wir entrollen,<br />
klebt doch des Volkes Blut daran!<br />
Tod euch, den Henkern, den Despoten!<br />
<strong>Die</strong> alte Niedertracht zerfällt.<br />
Wir pflügen um den alten Boden<br />
und bauen eine neue Welt.<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
<strong>Die</strong> Fahne trägt des Volkes Grollen<br />
über Zwingburgen stolz himmelan.<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
Der Freiheit Morgenrot bricht an.<br />
Rot ist das Tuch, das wir entrollen,<br />
klebt doch des Volkes Blut daran!<br />
Auf Brüder, scharet euch zum Heere,<br />
die Brust vom gleichen Geist durchweht!<br />
Wo ist die Macht, die einem Meere,<br />
die unsrer Sturmflut widersteht?<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
<strong>Die</strong> Fahne trägt des Volkes Grollen<br />
über Zwingburgen stolz himmelan.<br />
Stimmet an den Gesang! Nun wohlan!<br />
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Der Freiheit Morgenrot bricht an.<br />
Rot ist das Tuch, das wir entrollen,<br />
klebt doch des Volkes Blut daran!<br />
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<strong>Die</strong> Weber<br />
Text: Heinrich Heine<br />
Im düsteren Auge keine Träne.<br />
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne.<br />
"Deutschland wir weben dein Leichentuch.<br />
Wir weben hinein den dreifachen Fluch!<br />
Wir weben, wir weben!"<br />
Ein Fluch dem Gotte zu dem wir gebeten<br />
in Winterskälte und Hungersnöten.<br />
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,<br />
man hat uns geäfft, gefoppt und genarrt!<br />
Wir weben, wir weben!<br />
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,<br />
den unser Elend nicht konnte erweichen.<br />
Der den letzten Groschen von uns erpreßt<br />
und uns wie Hunde erschießen läßt!<br />
Wir weben, wir weben!<br />
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,<br />
wo nur gedeihen Schmach und Schande.<br />
Wo jede Blume früh geknickt,<br />
wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt.<br />
Wir weben, wir weben!<br />
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht.<br />
Wir weben emsig Tag und Nacht.<br />
Altdeutschland wir weben dein Leichentuch<br />
wir weben hinein den dreifachen Fluch!<br />
Wir weben, wir weben!"<br />
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Drei Winter, vier Sommer<br />
Drei Winter, vier Sommer, drei Äpfel am Baum<br />
Jetzt komm' ich zu mei'm Schatz <strong>aus</strong> dem Arbeitsh<strong>aus</strong> heim<br />
Refrain:<br />
Vom Spinnrad, vom Spinnrad, vom Spinnrad, trira<br />
vom Spinnrad, vom Spinnrad, vom Spinnrad, halt's an<br />
Jetzt hat mich mein Vater ins Arbeitsh<strong>aus</strong> gegeben<br />
das wegen meinem lustigen und liederlichen Leben<br />
Refrain:<br />
Drunten im Arbeitsh<strong>aus</strong> im extra Zimmer<br />
da tun die schönen Mädchen die Baumwolle spinnen<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Göttinger Mädchen, die sind auch so rar<br />
sie betteln das Brot und kr<strong>aus</strong>en das Haar<br />
Refrain:<br />
Ein Kreuzer, ein Kreuzer, ist um und um rund<br />
Mein Schatz sitzt drunten, spinnt anderthalb Pfund<br />
Refrain:<br />
Spinnen brav Baumwoll und spinnen brav Seide<br />
du kannst noch drei Jahre im Arbeitsh<strong>aus</strong> bleiben<br />
Refrain:<br />
Drei Jahre im Arbeitsh<strong>aus</strong> und achtzehn Jahre alt<br />
jetzt bitt' ich Herr Verwalter, entlassen Sie mich bald!<br />
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Einheitsfrontlied<br />
Text: Berthold Brecht<br />
Melodie: Hanns Eisler (1934)<br />
Und weil der Mensch ein Mensch ist,<br />
drum braucht er was zum Essen, bitte sehr.<br />
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,<br />
das schafft kein Essen her.<br />
Refrain:<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Wo dein Platz, Genosse, ist!<br />
Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront,<br />
weil auch Du ein Arbeiter bist.<br />
Und weil der Mensch ein Mensch ist,<br />
drum braucht er auch noch Kleider und Schuh'.<br />
Es macht ihn ein Geschwätz nicht warm<br />
und auch kein Trommeln dazu.<br />
Refrain:<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Wo dein Platz, Genosse, ist!<br />
Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront,<br />
weil auch Du ein Arbeiter bist.<br />
Und weil der Mensch ein Mensch ist,<br />
drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern,<br />
er will unter sich keine Sklaven sehn<br />
und über sich keinen Herrn.<br />
Refrain:<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Wo dein Platz, Genosse, ist!<br />
Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront,<br />
weil auch Du ein Arbeiter bist.<br />
Und weil der Prolet ein Prolet ist,<br />
drum wird ihn kein anderer befrein,<br />
es kann die Befreiung der Arbeiter nur<br />
das Werk der Arbeiter sein!<br />
Refrain:<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Drum links, zwei, drei!<br />
Wo dein Platz, Genosse, ist!<br />
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Reih Dich ein in die Arbeitereinheitsfront,<br />
weil auch Du ein Arbeiter bist.<br />
Das "Einheitsfrontlied" verfaßten Bert Brecht und Hanns Eisler Ende 1934 im Londoner<br />
<strong>Ex</strong>il, nachdem sie Erwin Piscator im Auftrag des Internationalen Musikbüros in Moskau<br />
um ein gutes Einheitsfrontlied gebeten hatte. Ursprünglich hatte das Lied, das in viele<br />
Sprachen übersetzt wurde und einen weltweiten Bekanntheitsgrad erlangt hat, auch<br />
eine englische, französische und russische Strophe.<br />
Englische Version:<br />
- United Front Song -<br />
As man is only human,<br />
he must eat before he can think.<br />
Fine words are only empty air<br />
and not his meat and drink.<br />
Refrain:<br />
Then, Left! Right! Left! Then, Left! Right! Left!<br />
There's a place, Comrade for you,<br />
march with us in the workers' united front;<br />
for you are a worker too.<br />
As man is only human,<br />
he'd rather not have boots in face.<br />
He wants no slaves at his beck and call,<br />
nor life by a masters' grace.<br />
Refrain:<br />
Then, Left! Right! Left! Then, Left! Right! Left!<br />
There's a place, Comrade for you,<br />
march with us in the workers' united front;<br />
for you are a worker too.<br />
And since a worker's a worker,<br />
no class can free him but his own;<br />
the emancipation of the working-class<br />
is the task of the workers alone.<br />
Refrain:<br />
Then, Left! Right! Left! Then, Left! Right! Left!<br />
There's a place, Comrade for you,<br />
march with us in the workers' united front;<br />
for you are a worker too.<br />
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Französische Version:<br />
- Le Front des travailleurs -<br />
L’homme veut manager du pain, oui,<br />
Il veut pouvoir manager tous les jours,<br />
Du pain et pas de mots ronflants,<br />
Du pain et pas de discours.<br />
Refrain:<br />
Marchons au pas<br />
Marchons au pas<br />
Camarades, vers notre front,<br />
Range-toi dans le front de tous les ouvriers<br />
Avec tous tes frères étrangers.<br />
L’homme veut avoir des bottes, oui,<br />
Il veut avoir bien chaud tous les jours.<br />
Des bottes et pas de boniments,<br />
Des bottes et pas de discours.<br />
Refrain:<br />
Marchons au pas<br />
Marchons au pas<br />
Camarades, vers notre front,<br />
Range-toi dans le front de tous les ouvriers<br />
Avec tous tes frères étrangers.<br />
L’homme veut avoir des frères, oui,<br />
Il ne veut pas de matraques ni de prisons,<br />
Il veut des hommes, pas des parias,<br />
Des frères et pas des patrons.<br />
Refrain:<br />
Marchons au pas<br />
Marchons au pas<br />
Camarades, vers notre front,<br />
Range-toi dans le front de tous les ouvriers<br />
Avec tous tes frères étrangers.<br />
Tu es un ouvrier, oui,<br />
Viens avec nous, ami, n’aie pas peur,<br />
Nous allons vers la grande union<br />
De tous les vrais travailleurs.<br />
Refrain:<br />
Marchons au pas<br />
Marchons au pas<br />
Camarades, vers notre front,<br />
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Range-toi dans le front de tous les ouvriers<br />
Avec tous tes frères étrangers.<br />
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El Pueblo Unido<br />
Steht auf und singt!<br />
Ein neues Lied beginnt.<br />
Ein neuer Kampf<br />
die Zukunft uns gewinnt.<br />
Doch nur vereint<br />
besiegen wir den Feind.<br />
Kämpft mit uns, Freund,<br />
dass morgen wir die Sieger sind!<br />
In unserem Lied<br />
der neue Morgen glüht,<br />
wie unsre Fahne<br />
glüht im wilden Wind.<br />
Und Chile kämpft,<br />
Sein Kampf wächst mit dem Schmerz<br />
und lodert <strong>aus</strong><br />
den Minen himmelwärts<br />
Von Nord nach Süd<br />
das Volksfrontbanner zieht.<br />
<strong>Die</strong> Einheit glüht;<br />
Wir schmieden sie <strong>aus</strong> Chiles Erz.<br />
Der Weg ist klar<br />
Unidad Popular!<br />
Das Volk es kämpft<br />
mit Hand und Hirn und Herz.<br />
Und jetzt wird das Volk sich erheben im Kampfe<br />
und singen, und singen mit mächtiger Stimme;<br />
Refrain:<br />
El pueblo unido jamás será vencido.<br />
El pueblo unido jamás será vencido.<br />
Und Chile singt<br />
das Lied vom neuen Licht,<br />
vom neuen Tag,<br />
der freundlicher anbricht,<br />
noch rot vom Blut,<br />
doch hell und klar und gut!<br />
Genossen, Mut!<br />
Das Volk mit einer Stimme spricht.<br />
In unsrem Schritt<br />
Millionen ziehen mit.<br />
Das Volk vereint<br />
weicht den Faschisten nicht.<br />
Und Chile tanzt,<br />
wenn es den Kampf gefü:hrt.<br />
Es tanzt vereint,<br />
wie es vereint marschiert.<br />
Faschistenpack!<br />
Es kommt, es kommt der Tag,<br />
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der Siegestag.<br />
Dann wird die Rechnung präsentiert.<br />
Voran! Nach vorn!<br />
Fü:r uns geht nichts verlorn.<br />
Nur Ketten sind es,<br />
die das Volk verliert.<br />
Refrain:<br />
El pueblo unido jamás será vencido.<br />
El pueblo unido jamás será vencido.<br />
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Es ist an der Zeit<br />
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,<br />
Dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh'n,<br />
Da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht,<br />
Im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht.<br />
Auf Deinem Kreuz finde ich toter Soldat,<br />
Deinen Namen nicht, nur Ziffern und jemand hat<br />
die Zahl Neunzehnhundertundsechzehn gemalt<br />
und Du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.<br />
Refrain:<br />
Ja auch Dich haben sie schon gen<strong>aus</strong>o belogen<br />
So wie sie es mit uns heute immer noch tun,<br />
und Du hast ihnen alles gegeben:<br />
Dein Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.<br />
Hast du, toter Soldat, mal ein Mädchen geliebt?<br />
Sicher nicht, denn nur dort, wo es Frieden gibt,<br />
können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeihn,<br />
warst Soldat, um zu sterben, nicht um jung zu sein.<br />
Vielleicht dachtest du dir, ich falle schon bald,<br />
nehme mir mein Vergnügen, wie es kommt, mit Gewalt.<br />
Dazu warst du entschlossen, hast dich aber dann<br />
vor dir selber geschämt und es doch nie getan.<br />
Refrain:<br />
Ja auch Dich haben sie schon gen<strong>aus</strong>o belogen<br />
So wie sie es mit uns heute immer noch tun,<br />
und Du hast ihnen alles gegeben:<br />
Dein Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.<br />
Das Lied von den "Green fields of France" des in Australien lebenden Schotten Eric<br />
Bogle, wurde in beiden deutschen Staaten in der Nachdichtung von Hannes Wader zu<br />
einer Friedenshymne.<br />
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Hammer- und Sichellied<br />
Text: Bert Brecht<br />
Uns ein Leben aufzubauen<br />
Haben wir die Herren vertrieben<br />
Und auf unsere roten Fahnen<br />
Hammer und Sichel stolz geschrieben.<br />
Hammer und Sichel sind unser Werkzeug!<br />
USSR, was wir bauen, das hält.<br />
Für die Unterdrückten aller Länder<br />
Eine Festung in der Welt.<br />
Und sie werden sich sehr wundern<br />
Was geschieht, wenn wir entdecken<br />
Daß sie ihre Schweineschnauzen<br />
In unsern Sowjetgarten stecken.<br />
Hammer und Sichel sind nicht nur Werkzeug!<br />
Wenn sie die Geschütze gegen Osten drehn<br />
Soll der Hammer auf sie nieders<strong>aus</strong>en<br />
Und die Sichel soll sie niedermähn.<br />
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Hans Beimler Lied<br />
Text: Ernst Busch<br />
Musik: Volksweise<br />
Vor Madrid, auf Barrikaden,<br />
in der Stunde der Gefahr,<br />
mit den Interkampfbrigaden,<br />
sein Herz voll Haß geladen,<br />
stand Hans, der Kommissar,<br />
stand Hans, der Kommissar.<br />
Eine Kugel kam geflogen,<br />
<strong>aus</strong> der Heimat kam sie her,<br />
der Schuß war gut erwogen;<br />
der Lauf war gut gezogen -<br />
ein deutsches Schießgewehr,<br />
ein deutsches Schießgewehr.<br />
Kann dir mein Wort drauf geben:<br />
Vencerà la libertad!<br />
Dem Feind wird nichts vergeben,<br />
du bleibst in unserm Leben,<br />
Hans Beimler, Kamerad,<br />
Hans Beimler, Kamerad!<br />
Das Lied stammt <strong>aus</strong> dem Spanischen Bürgerkrieg (1936 - 1939). Den Text schrieb<br />
Ernst Busch, die Musik entstammt einer Volksweise.<br />
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Hymne der F.S.L.N.<br />
Adelante, marchemos companeros,<br />
avancemos a la revolucion, nuestro<br />
pueblo ea el dueno de su historia;<br />
arquitecto de su liberacion.<br />
Combatientes del Frento Sandinista,<br />
adelante, que es nuestro el porvenir,<br />
rojinegra bandera nos cobija;<br />
patria libre, vencer o morir!<br />
Adelante! Marschieren wir, Companeros,<br />
unser Herz ruft zur Revolution,<br />
unser Volk baut ein neues Nicaragua,<br />
wie befreien uns, wenn Feinde uns bedrohn.<br />
Wir sind Kämpfer der Frente Sandinista,<br />
uns’re Zukunft entscheiden nur noch wir,<br />
rot und schwarz ist die Fahne, der wir folgen,<br />
freies Vaterland, siegen oder sterben.<br />
Hymne der „Sandinistischen Befreiungsfront Nicaraguas“.<br />
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Ich trage eine Fahne<br />
Worte: Helmuth Hauptmann<br />
Weise: Eberhard Schmidt<br />
Ich trage eine Fahne,<br />
und diese Fahne ist rot.<br />
Es ist die Arbeiterfahne,<br />
die Vater trug durch die Not.<br />
<strong>Die</strong> Fahne ist niemals gefallen,<br />
sooft auch ihr Träger fiel.<br />
Sie weht heute über uns allen<br />
und sieht schon der Sehnsucht Ziel.<br />
Ich trage eine Fahne,<br />
das Rot der Arbeitermacht.<br />
Es hat die Arbeiterfahne,<br />
bei Nacht mein Vater bewacht.<br />
Und hat sie mir früh übergeben,<br />
als Morgenrot stieg empor.<br />
Daß wir sie zur Sonne heben<br />
bei Tag, den der Kampf beschwor.<br />
Ich trage eine Fahne,<br />
und diese Fahne ist rot.<br />
Es ist die Arbeiterfahne,<br />
die uns die Einheit gebot.<br />
Sie hat unsre Väter begleitet<br />
durch Hader und Nacht und Krieg.<br />
Drum vorwärts ihr Söhne, erstreitet<br />
zu Ende den großen Sieg.<br />
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Im Kerker zu Tode gemartert<br />
Text: Volkslied <strong>aus</strong> dem zaristischen Rußland, übersetzt von Ernst Busch<br />
Melodie: Russisches Volkslied.<br />
Im Kerker zu Tode gemartert<br />
vom Feinde in ohnmächt'ger Wut.<br />
Im Kampf für das Volk und die Freiheit<br />
Da gabst du dein Leben, dein Blut.<br />
Dein Leben war Sorge und Kummer.<br />
Das Heimatland liebtest du treu.<br />
Sie konnten den Geist dir nicht brechen,<br />
Sie brachen das Herz dir entzwei.<br />
Es fiel keine Träne der Trauer,<br />
Als wir dich senkten hinab.<br />
Wir standen, geballt unsre Fäuste,<br />
Als deine Rächer am Grab<br />
Wir glauben so fest, wie du glaubtest,<br />
Das uns einst die Zukunft gehört.<br />
Wir wissen, daß morgen die Freiheit<br />
<strong>Die</strong> Kerkermauern zerstört.<br />
In den Gefängnissen des Zars herrschte die Knute. Oft genug starben die politischen<br />
Gefangenen des Regimes unter den Schlägen der mit Eisendraht umwickelten<br />
Lederpeitschen. Daß trotzdem die Büttel des Zarismus den revolutionären Geist nicht<br />
zu zerbrechen vermochten, zeigen diese Verse. Es war Lenins Lieblingslied.<br />
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In Hamburg fiel der erste Schuß<br />
In Hamburg fiel der erste Schuß<br />
zum Barrikadenkampf rief Spartakus.<br />
Hamburgs Toten haben wir’s geschworen<br />
euer Blut ging nicht umsonst verloren.<br />
Refrain:<br />
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß<br />
Und folgen euch mutig jung Spartakus.<br />
307 tapfere Wacht<br />
es war der Feind in großer Übermacht.<br />
3000 ist es nicht gelungen<br />
die kühne Schar blieb unbezwungen.<br />
Refrain:<br />
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß<br />
Und folgen euch mutig jung Spartakus.<br />
Du schwarz-weiß-rote Republik<br />
brich‘ dir am roten Hamburg das Genick.<br />
Noch leben die alten Barrikaden<br />
noch sind die Gewehre nicht entladen.<br />
Refrain:<br />
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß<br />
Und folgen euch mutig jung Spartakus.<br />
Im Zuchth<strong>aus</strong> schmachtet voller Wut<br />
manch‘ tapferes junges Rotgardistenblut.<br />
Euch Brüder haben wir’s geschworen<br />
noch ist die Freiheit nicht verloren.<br />
Refrain:<br />
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß<br />
Und folgen euch mutig jung Spartakus.<br />
Mehrfach verboten, aber umso beliebter bei der ganzen deutschen Arbeiterjugend war<br />
das Lied des Hamburger Aufstandes vom Oktober 1923. Sein Text stammt von einem<br />
unbekannten Barrikadenkämpfer, der das Lied der Schwarzen Husaren "Bei Waterloo,<br />
da fiel der erste Schuß" als Vorlage nahm. Er machte dar<strong>aus</strong> "In Hamburg fiel der erste<br />
Schuß".<br />
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Internationale<br />
Text: Eugène Pottier<br />
Übersetzung: Emil Luckhardt<br />
Musik: Pierre Chrétien Degeyter<br />
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,<br />
die stets man noch zum Hungern zwingt!<br />
Das Recht wie Glut im Kraterherde<br />
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.<br />
Reinen Tisch macht mit den Bedrängern!<br />
Heer der Sklaven, wache auf!<br />
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger,<br />
alles zu werden, strömt zuhauf!<br />
Refrain:<br />
Völker, hört die Signale!<br />
Auf, zum letzten Gefecht!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
erkämpft das Menschenrecht!<br />
Es rettet uns kein höh'res Wesen,<br />
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.<br />
Uns <strong>aus</strong> dem Elend zu erlösen,<br />
können wir nur selber tun!<br />
Leeres Wort: des Armen Rechte!<br />
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!<br />
Unmündig nennt man uns und Knechte,<br />
ertragt die Schmach nun länger nicht!<br />
Refrain:<br />
Völker, hört die Signale!<br />
Auf, zum letzten Gefecht!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
erkämpft das Menschenrecht!<br />
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,<br />
wir sind die stärkste der Partei'n.<br />
<strong>Die</strong> Müßiggänger schiebt beiseite!<br />
<strong>Die</strong>se Welt muß unser sein;<br />
unser Blut sei nicht mehr der Raben<br />
und der mächt'gen Geier Fraß!<br />
Erst wenn wir sie vertrieben haben,<br />
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlaß!<br />
Refrain:<br />
Völker, hört die Signale!<br />
Auf, zum letzten Gefecht!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
erkämpft das Menschenrecht!<br />
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Gewölbe, stark und fest bewehret<br />
die bergen, was man dir entzog.<br />
Dort liegt das Gut, das dir gehöret<br />
und um das man dich betrog.<br />
Ausgebeutet bist du worden!<br />
<strong>aus</strong>gesogen bis aufs Mark!<br />
Auf Erden rings, in Süd und Norden,<br />
das Recht ist schwach, die Willkür stark!<br />
Refrain:<br />
Völker, hört die Signale!<br />
Auf, zum letzten Gefecht!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
erkämpft das Menschenrecht!<br />
Mit Schlachtenrauch will man uns blenden,<br />
doch zwischen uns soll Friede sein!<br />
Den <strong>Die</strong>nst verweigert ihr, Soldaten<br />
Gewehre hoch, durchbrecht die Reih'n!<br />
Wenn drauf bestehn die Kannibalen,<br />
daß mit dem Mordstahl kämpfen wir,<br />
so sollen sie es bald erfahren,<br />
auf wen wir richten das Visier!<br />
Refrain:<br />
Schon jubeln Sieges-Signale,<br />
empor, vorwärts, der Tag dringt ein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird die Menschheit sein!<br />
Vom 18. März bis zum 18. Mai 1871 bestand die 'Pariser Commune', der 'erste Versuch<br />
der proletarischen Revolution' (Karl Marx). Dann wurde die Commune mit Hilfe des<br />
preußischen Miltärs, das Paris während des deutsch-französischen Krieges von<br />
1870/71 belagerte, blutig niedergeworfen. Auf der Flucht schrieb Eugène Pottier '<strong>Die</strong><br />
Internationale'. 1888 wurde sie von Pierre Chrétien Degeyter, dem Dirigenten des<br />
Arbeitergesangvereins von Lille, vertont. Mitte der neunziger Jahre wurde das Lied in<br />
Deutschland bekannt und tauchte um 1907 erstmalig in deutschen<br />
Arbeiterliederbüchern auf, um von den Polizeibehörden konfisziert zu werden. Später<br />
entwickelte sie sich zur Freiheitshymne aller großen Revolutions- und<br />
Protestbewegungen in der ganzen Welt. Von den ursprünglich sechs Strophen werden<br />
durchweg lediglich noch drei gesungen. <strong>Die</strong> in Deutschland verbreitete setzte sich<br />
gegenüber konkurrierenden Versionen in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts<br />
durch. Der Text ist mehrmals ins Deutsche übertragen worden, in der Nachdichtung von<br />
Emil Luckhardt hat er sich endgültig behauptet.<br />
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Übersetzung von Sigmar Mehring:<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
Auf! Auf! Ihr glückbetrog'nen Toren;<br />
Auf! Sklaven ihr der Hungerzunft!<br />
Hört ihr's im Krater nicht rumoren?<br />
Zum Durchbruch kommt die Weltvernunft.<br />
Raumt auf mit allem morschen Plunder!<br />
Und vorwärts mit der Kraft des Stiers!<br />
<strong>Die</strong> alte Welt zerfall' wie Zunder,<br />
Wir waren nichts und jetzt sind wir's!<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
Es kann uns kein Erlöser retten,<br />
Nicht Gott, noch Cæsar, kein Idol.<br />
Erlöst Euch selbst <strong>aus</strong> Euren Ketten!<br />
Schaefft selbst der Allgemeinheit Wohl!<br />
Der Räuber, allzulang umfriedet,<br />
Gab endlich uns die Beute preis!<br />
Blast nur das Feuer an und schmiedet<br />
Das Eisen noch, solang es heiß!<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
Der Staat erdrückt, Gesetz ist Schwindel!<br />
<strong>Die</strong> Steuern trägt der Arbeitsknecht.<br />
Man kennt nur Reiche und Gesindel,<br />
Und Phrase ist "des Armen Recht."<br />
<strong>Die</strong> Gleichheit soll den Bann vernichten!<br />
Und für das kommende Geschlecht<br />
Gilt: "Keine Rechte ohne Pflichten"<br />
Und: "Nichts von Pflicht mehr, wo kein Recht!"<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Seite 65 von 107
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
<strong>Die</strong> Minenherrn und Schlotbarone<br />
In ihrem Hochmut ekelhaft,<br />
Was taten sie auf ihrem Throne,<br />
Als <strong>aus</strong>zusaugen uns're Kraft?<br />
Was wir gefördert, schließt die Klicke<br />
In ihren Panzergeldschrank ein,<br />
Und glüh'n danach des Volkes Blicke<br />
So fordert's nur zurück, was sein!<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
<strong>Die</strong> Herrschgewalt hat uns benebelt,<br />
Krieg ihnen, Frieden uns allein!<br />
In Streik sei die Armee geknebelt,<br />
Den Kolben hoch! In ihre Reih'n!<br />
Wenn uns zu Helden zwingen wollen<br />
<strong>Die</strong> Kannibalen, wagt das Spiel!<br />
Wir werden feuern! Und dann sollen<br />
Sie selbst sein uns'rer Kugeln Ziel!<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
Arbeiter! Bauern! Eilt geschlossen<br />
Zur Proletarierpartei!<br />
<strong>Die</strong> Welt gehört den Werkgenossen,<br />
Und mit den Drohnen ist's vorbei.<br />
Wieviel wir auch verloren haben,<br />
Es kommt der Morgen, der die Schar<br />
Der Eulen fortjagt und der Raben!<br />
Aufflammt die Sonne hell und klar!<br />
Refrain:<br />
Nun kämpft zum letzten Male!<br />
Stürmt an! Schon winkt uns dort<br />
<strong>Die</strong> Internationale,<br />
Der Menschheit Ziel und Hort!<br />
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Übersetzung von Erich Weinert:<br />
(<strong>Die</strong>se Version entstammt der (dem französischen Original sehr nahen) Nachdichtung<br />
von Erich Weinert <strong>aus</strong> den 30er Jahren.)<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
Auf, ihr Verdammte des Planeten,<br />
auf, Hungerknechte, <strong>aus</strong> dem Sumpf!<br />
Vernunft bricht <strong>aus</strong> den Morgenröten.<br />
Aus Schlünden donnert sie Triumph.<br />
Macht endlich Schluß mit dem Gewesnen!<br />
Es stürzt die Welt. Der Tag ist nah,<br />
denn heut sind wir die Auserlesnen.<br />
Wir waren nichts, jetzt sind wir da!<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
Wir wissen, dass uns glücklich mache<br />
kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun.<br />
Genossen, unsrer Freiheit Sache<br />
kann nur in unsren Händen ruhn!<br />
Packt, bis es brüllt, das Ungeheuer,<br />
und schafft dem Geist ein freies Gleis!<br />
Wir blasen jetzt ins eigne Feuer.<br />
Schlagt auf den Stahl, er ist noch heiß!<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
Staat und Gesetz gehen über Leichen.<br />
<strong>Die</strong> Steuer wird zum Massenmord.<br />
Wo gibt es Pflichten für den Reichen?<br />
Des Armen Recht? Ein leeres Wort!<br />
Genug! Es sprechen jetzt die Knechte,<br />
und das Gesetz der Gleichheit spricht:<br />
Nicht eine Pflicht mehr ohne Rechte<br />
und keine Rechte ohne Pflicht!<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
Seite 67 von 107
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
Abscheulich blähn sich diese Götzen,<br />
die Herrn von Schacht und Eisenbahn.<br />
Sie machten unser Blut zu Schätzen,<br />
sie haben unser Gut vertan.<br />
In Stahltresoren liegt’s vergraben.<br />
Wann machen wir die Rechnung glatt?<br />
Das Volk will ja nur wiederhaben,<br />
was man dem Volk gestohlen hat.<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
<strong>Die</strong> Herrscher machten uns betrunken.<br />
Der Zauber muß zu Ende sein.<br />
Drum werft ins Heer der Freiheit Funken!<br />
Dann schlägt es mit dem Kolben drein.<br />
Wenn sie uns zwingen, die Barbaren,<br />
Soldat zu spielen noch einmal,<br />
wir werden unsre Kugeln sparen<br />
für unsren eignen General.<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
wird alle Menschheit sein!<br />
Arbeiter, Bauern, kommt zum Ende!<br />
Wir sind der Schaffenden Partei!<br />
<strong>Die</strong> Welt gehört in unsre Hände.<br />
Der Reichen Schonzeit ist vorbei.<br />
Sie sogen Blut <strong>aus</strong> unsren Wunden.<br />
Reißt ihnen ab den Heiligenschein!<br />
Erst wenn das Geiervolk verschwunden,<br />
wird unsre Welt voll Sonne sein!<br />
Refrain:<br />
Zum letzten Kampf! Ihr alle,<br />
Ihr Völker im Verein!<br />
<strong>Die</strong> Internationale<br />
Wird alle Menschheit sein!<br />
Seite 68 von 107
"Vor kurzem berichteten wir, daß die Arbeiter Frankreichs und anderer romanischer<br />
Länder den fünfundzwanzigsten Todestag Eugène Pottiers (1816-1887), des Verfasser<br />
der berühmten "Internationale", begingen. In Deutschland ist die Propagierung des<br />
Sozialismus durch das Arbeiterlied bedeutend jünger, und die deutsche Regierung der<br />
"Junker" legt dieser Propaganda weit mehr gemeine Polizeihindernisse in den Weg.<br />
Doch keine Polizeischikanen können verhindern, daß in allen großen Städten der Welt,<br />
in allen Arbeitersiedlungen und immer häufiger auch in den Katen der Landarbeiter<br />
einhellig das proletarische Lied von der nahen Befreiung der Menschheit <strong>aus</strong> der<br />
Lohnsklaverei erklingt."<br />
W.I.Lenin, 1913<br />
Seite 69 von 107
Internationale Brigade<br />
Text (deutsch): Erich Weinert<br />
Musik: Rafael Espinosal und Carlos Polacio<br />
Wir, im fernen Vaterland geboren,<br />
nahmen nichts als Haß im Herzen mit.<br />
Doch wir haben die Heimat nicht verloren,<br />
unsre Heimat liegt heute vor Madrid.<br />
Spaniens Brüder stehn auf der Barikade,<br />
unsre Brüder sind Bauer und Prolet.<br />
Vorwärts, Internationale Brigade!<br />
Hoch die Fahne der Solidarität.<br />
Spaniens Freiheit heißt jetzt unsre Ehre,<br />
unser Herz schlägt international.<br />
Jagt zum Teufel dir fremden Legionäre,<br />
werft ins Meer den Faschistengeneral.<br />
Träumte schon in Madrid sich zur Parade,<br />
doch wir waren schon da er kam zu spät.<br />
Vorwärts, Internationale Brigade!<br />
Hoch die Fahne der Solidarität.<br />
Mit Gewehren, Bomben und Granaten<br />
wird das Ungeziefer <strong>aus</strong>gebrannt.<br />
Frei das Land von Banditen und Piraten.<br />
Brüder Spaniens denn euch gehört das Land.<br />
Dem Faschistengesindel keine Gnade,<br />
keine Gnade dem Hund der uns verrät.<br />
Vorwärts, Internationale Brigade!<br />
Hoch die Fahne der Solidarität.<br />
Seite 70 von 107
Jalava-Lied<br />
Von Sonn´ und Kessel schwarzgebrannt,<br />
und auch vom scharfen Wind,<br />
steht Jalava am Führerstand,<br />
wo Dampf und Flammen sind.<br />
Sein neuer Heizer ist dabei,<br />
der ihm die Flamme nährt,<br />
auf Lokomotive 293,<br />
die heut´ nach Rußland fährt.<br />
Ein kleiner Mann von schmalem Bau,<br />
der werkt dort auf der Brücke,<br />
Ruß im Gesicht, das Haar war grau,<br />
es war eine Perücke.<br />
Refrain:<br />
Jalava, Jalava, du Finne,<br />
was lachst du so gegen den Wind?<br />
Ich lache, weil meine Sinne<br />
alle beisammen sind,<br />
und weil wir weiter kamen,<br />
und weil die Welt sich dreht,<br />
und weil mein Heizer von Flammen<br />
und Dampfkesseln was versteht.<br />
Sie dampfen ein in Belostrow,<br />
wo Schocks von Offizieren<br />
die Züge auf dem Grenzbahnhof<br />
penibel kontrollieren.<br />
Sie prüfen jegliches Gesicht<br />
bei ihrer Inspizierung,<br />
doch sehen sie am Kessel nicht<br />
den Staatsfeind der Regierung.<br />
Jalava weiß, worum es geht,<br />
und langsam dampft vorbei<br />
am letzten Posten, der dort steht,<br />
Lokomotive 293.<br />
Refrain:<br />
Jalava, Jalava, du Finne,<br />
was lachst du so gegen den Wind?<br />
Ich lache, weil meine Sinne<br />
alle beisammen sind,<br />
und weil wir weiter kamen,<br />
und weil die Welt sich dreht,<br />
und weil mein Heizer von Flammen<br />
und Dampfkesseln was versteht.<br />
Jetzt s<strong>aus</strong>t die Grenzstation vorbei,<br />
die Birken stehen nackt,<br />
die Lokomotive 293<br />
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schnauft in erhö:htem Takt,<br />
und Jalava lacht in den Wind,<br />
in den Oktoberregen,<br />
Heizer, wenn wir drüben sind,<br />
dann wird sich was bewegen.<br />
Jetzt schneidet der Oktoberwind<br />
die letzten Äpfel an,<br />
die an den kahlen Bäumen sind<br />
an der finnischen Eisenbahn.<br />
Refrain:<br />
Jalava, Jalava, du Finne,<br />
was lachst du so gegen den Wind?<br />
Ich lache, weil meine Sinne<br />
alle beisammen sind,<br />
und weil uns die Fahrt in den Bahnhof<br />
hinter der Grenze führt,<br />
und Wladimir Illjitsch Uljanow,<br />
mein Heizer, die Flammen schürt.<br />
Seite 72 von 107
Lied vom Fünfjahresplan<br />
Wir singen vom Fünfjahresplan,<br />
denn damit fing was neues an,<br />
die Krise faßt das Kapital,<br />
der Bolschewismus steht wie Stahl.<br />
Refrain:<br />
Ja, ja, das ist die neue Zeit,<br />
und der Prolet ist jetzt befreit,<br />
die Krise faßt das Kapital,<br />
der Bolschewismus steht wie Stahl.<br />
Wo gestern Steppe, öd und kahl,<br />
steht ´ ne Fabrik mit einem Mal,<br />
der Viehhirt und der Bauer sieht,<br />
was da mit seinem Land geschieht.<br />
Refrain:<br />
Ja, ja, das ist die neue Zeit,<br />
und der Prolet ist jetzt befreit,<br />
die Krise faßt das Kapital,<br />
der Bolschewismus steht wie Stahl.<br />
<strong>Die</strong> Naphta quillt in Baku vor,<br />
fließt nach Batum im Leitungsrohr,<br />
und wirkt im Traktor als die Kraft,<br />
die nun des Bauern Arbeit schafft.<br />
Refrain:<br />
Ja, ja, das ist die neue Zeit,<br />
und der Prolet ist jetzt befreit,<br />
die Krise faßt das Kapital,<br />
der Bolschewismus steht wie Stahl.<br />
Sibirien mit Turkestan<br />
verbindet eine Eisenbahn,<br />
an Baumwoll´ hat der Norden Not,<br />
er schickt dafür nach Süden Brot.<br />
Seite 73 von 107
Lied vom Knüppelchen<br />
Manches Lied hört ich einst in der Arbeiter Kreis;<br />
Ach, es klang drin von Schmerzen!<br />
Wenn auch viel ich vergaß, immer bleibt doch die Weis’<br />
Von der Arbeit mir treu in dem Herzen:<br />
Refrain:<br />
Hey, du Knüppelchen, du Grünes<br />
Hey, und will es nicht von selber gehn<br />
Wir helfen, wir helfen! So gib ihm!<br />
Aus der Großväter Mund hat vererbt bis auf heut’<br />
sich das Lied von dem wackeren Knüppel,<br />
denn noch jeder greift dann, wenn die Not ihn bedräut,<br />
wohl nach ihm als dem sichersten Mittel.<br />
Refrain:<br />
Hey, du Knüppelchen, du Grünes<br />
Hey, und will es nicht von selber gehn<br />
Wir helfen, wir helfen! So gib ihm!<br />
Wenn der Bauer verreckt, wie ein Bauer halt stirbt,<br />
hinterläßt der dem Sohne ein Erbe:<br />
Trag geduldig Dein Los wie’s ein Bauer erwirbt;<br />
An den Knüppel denk auch wenn ich sterbe.<br />
Refrain:<br />
Hey, du Knüppelchen, du Grünes<br />
Hey, und will es nicht von selber gehn<br />
Wir helfen, wir helfen! So gib ihm!<br />
Doch es kommt noch der Tag, wenn der Bauer erwacht,<br />
reckt und streckt die gebundenen Glieder,<br />
Und er schlägt seinen Feind, der ihn elend gemacht,<br />
Mit dem Knüppel zu Boden danieder.<br />
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Lied vom Kompromiß<br />
Text: Tucholsky<br />
Musik: Eisler<br />
Manche tanzen manchmal wohl ein Tänzchen<br />
immer um den heißen Brei herum.<br />
Schweine mit dem kleinen Ringelschwänzchen<br />
brüllen mit erschrecklichem Gebrumm.<br />
Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten,<br />
die sich früher feindlich oft bedrohten.<br />
Jeder wartet, wer zuerst es wagt,<br />
bis der eine zu dem anderen sagt:<br />
Refrain:<br />
Schließen wir 'nen kleinen Kompromiß<br />
davon hat man keine Kümmernis,<br />
einerseits und andererseits<br />
so ein Ding hat manchen Reiz.<br />
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß<br />
schließen wir 'nen kleinen Kompromiß.<br />
Seit November klingt nun dies Gavottchen.<br />
Früher tanzte man die Carmagnol.<br />
Doch Germania, dies Erzkokottchen,<br />
wünscht, daß diesen Tanz der Teufel hol.<br />
Rechts wird ganz wie früher lang gefackelt,<br />
links kommt Papa Ebert angewackelt.<br />
Wasch den Pelz, doch mach mich bloß nicht naß.<br />
Und man sagt: Du Ebert, weißt du was?<br />
Refrain:<br />
Schließen wir 'nen kleinen Kompromiß<br />
davon hat man keine Kümmernis,<br />
einerseits und andererseits<br />
so ein Ding hat manchen Reiz.<br />
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß<br />
schließen wir 'nen kleinen Kompromiß.<br />
Seit November tanzt man Menuettchen<br />
wo man schlagen, brennen, stürzen sollt‘.<br />
Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen,<br />
die Regierung säuselt gar so hold.<br />
Sind die alten Herrn auch rot bebändert,<br />
deshalb hat sich nichts bei uns geändert.<br />
Kommt’s, daß Ebert mal nach Holland geht<br />
spricht er dort zu einer Majestät:<br />
Refrain:<br />
Schließen wir 'nen kleinen Kompromiß<br />
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davon hat man keine Kümmernis,<br />
einerseits und andererseits<br />
so ein Ding hat manchen Reiz.<br />
Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß<br />
dafür gibt es keinen Kompromiß.<br />
Seite 76 von 107
Marseillaise<br />
Voran, Kinder des Vaterlandes!<br />
Der Tag des Ruhm kam herbei!<br />
Gegen uns ist blutig erstanden<br />
die Fahne der Tyrannei.<br />
Hört ihr da draußen in den Landen<br />
die wüsten Soldaten schrein?<br />
Sie kommen bis in unsre Reihn,<br />
machen Weib und Kind uns zuschanden!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Waffen in die Hand!<br />
Auf, Bürger, aufgestellt!<br />
Marschiert, und böses Blut<br />
soll tränken unser Feld!<br />
Was will diese Horde von Sklaven,<br />
Verrätern, von Fürsten verschworn?<br />
Wer soll diese Ketten denn haben,<br />
wem sind diese Eisen erkorn?<br />
Franzosen, euch! Ah! Welche Schande!<br />
Ihr seid es, für die man erwägt<br />
den Ausbruch, den der euch erregt!<br />
<strong>Die</strong> Rückkehr in alte Sklavenbande!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Waffen in die Hand!<br />
Auf, Bürger, aufgestellt!<br />
Marschiert, und böses Blut<br />
soll tränken unser Feld!<br />
Wie! <strong>Die</strong>se fremden Legionäre,<br />
sie wären Herr in unserm H<strong>aus</strong>!<br />
Wie denn! <strong>Die</strong>se Söldnerheere<br />
schlügen unsere Krieger hin<strong>aus</strong>!<br />
O Gott! ... Von kettenschweren Händen<br />
Kam unsere Stirn unters Joch!<br />
Und niedrige Despoten noch<br />
würden unser Schicksal vollenden!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Waffen in die Hand!<br />
Auf, Bürger, aufgestellt!<br />
Marschiert, und böses Blut<br />
soll tränken unser Feld!<br />
Zittert, Tyrannen und Treulose,<br />
jeder Partei verlorner Sohn,<br />
Zittert! ... Eure mördrischen Pläne<br />
nehmen endlich dahin ihren Lohn.<br />
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Wir sind Soldaten, euch zu schlagen:<br />
Wenn einer der jungen Helden fällt,<br />
die Erde bringt sie neu zur Welt,<br />
bereit, gegen euch sich zu schlagen!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Waffen in die Hand!<br />
Auf, Bürger, aufgestellt!<br />
Marschiert, und böses Blut<br />
soll tränken unser Feld!<br />
1792 kam es zum Krieg zwischen den französischen Girondisten, denen es um die<br />
Verteidigung der französischen Revolution ging, und den europäischen Feudalmächten.<br />
In den Tagen des Krieges verfaßte der Hauptmann Rouget de Lisle ein Lied für die<br />
Rheinarmee. Seinen Namen "Marseillaise" erhielt es, als Truppen <strong>aus</strong> Marseille das<br />
neue Stück mit nach Paris brachten. In der deutschen Freiheits- und Arbeiterbewegung<br />
hat die "Marseillaise" eine wichtige Rolle gespielt. Zwischen 1848 und 1930 ist eine<br />
große Zahl von Texten auf diese Melodie entstanden. <strong>Die</strong> erste deutsche Fassung mit<br />
dem Textbeginn "Auf, Franken, eilet zum Gefechte" ist bereits seit dem Jahre 1792,<br />
also dem Jahr seiner Entstehung in Frankreich, verbürgt. Eine weitere Texversion stellt<br />
das Lied "Reveille" dar.<br />
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Matrosen von Kronstadt<br />
Verronnen die Nacht<br />
und der Morgen erwacht.<br />
Rote Flotte mit Volldampf vor<strong>aus</strong>!<br />
In Stürmen und Tosen,<br />
wir roten Matrosen;<br />
wir fahren als Vorhut hin<strong>aus</strong>.<br />
Refrain:<br />
Voran an Geschütze und Gewehre,<br />
auf Schiffen, in Fabriken und im Schacht.<br />
Tragt über den Erdball, tragt über die Meere<br />
die Fahne der Arbeitermacht!<br />
Wir Kinder der Fabriken,<br />
wir Kinder des Meeres,<br />
wie Erz unser Wille zum Sieg.<br />
Dem Meere verschworen,<br />
der Arbeit geboren,<br />
wir fürchten nicht Kämpfe noch Krieg.<br />
Refrain:<br />
Voran an Geschütze und Gewehre,<br />
auf Schiffen, in Fabriken und im Schacht.<br />
Tragt über den Erdball, tragt über die Meere<br />
die Fahne der Arbeitermacht!<br />
Noch tragen die Völker<br />
des Westens die Ketten,<br />
noch hüllen die Wolken das Recht.<br />
Doch rote Fahnen wehen,<br />
auch dort wird erstehen<br />
Potemkin, der Kreuzer, zum Gefecht.<br />
Refrain:<br />
Voran an Geschütze und Gewehre,<br />
auf Schiffen, in Fabriken und im Schacht.<br />
Tragt über den Erdball, tragt über die Meere<br />
die Fahne der Arbeitermacht!<br />
Mag Sturm uns zerz<strong>aus</strong>en,<br />
die Wellen, sie br<strong>aus</strong>en:<br />
<strong>Die</strong> rote Flut, sie steigt an!<br />
Vorwärts! Sozialisten!<br />
Zum Endkampf wir rüsten,<br />
die Rote Marine voran!<br />
Refrain:<br />
Voran an Geschütze und Gewehre,<br />
auf Schiffen, in Fabriken und im Schacht.<br />
Seite 79 von 107
Tragt über den Erdball, tragt über die Meere<br />
die Fahne der Arbeitermacht!<br />
Grundlage für dieses Lied ist eine polnische Melodie und ein russischer, revolutionärer<br />
Text. In der deutschen Arbeiterbewegung wurde es erst Ende der 20er Jahre bekannt<br />
durch den Abdruck des Textes in der KPD-Zeitung "Rote Fahne". Der Anlaß war die<br />
Meuterei der Matrosen des Kreuzers "Emden" wegen unzumutbarer Bedingungen auf<br />
diesem Kriegsschiff. In der Literatur findet es sich auch unter dem Namen "Rote<br />
Matrosen".<br />
Seite 80 von 107
Moorsoldaten<br />
Text: Esser/Langhoff<br />
Musik: Rudi Goguel/Hanns Eisler<br />
Wohin auch das Auge blicket,<br />
Moor und Heide nur ringsum.<br />
Vogelsang uns nicht erquicket,<br />
Eichen stehen kahl und krumm.<br />
Wir sind die Moorsoldaten,<br />
Und ziehen mit dem Spaten,<br />
Ins Moor.<br />
Hier in dieser öden Heide<br />
Ist das Lager aufgebaut,<br />
Wo wir fern von jeder Freude<br />
Hinter Stacheldraht verstaut.<br />
Wir sind die Moorsoldaten,<br />
Und ziehen mit dem Spaten,<br />
Ins Moor.<br />
Morgens ziehen die Kolonnen<br />
In das Moor zur Arbeit hin.<br />
Graben bei dem Brand der Sonne,<br />
Doch zur Heimat steht der Sinn.<br />
Wir sind die Moorsoldaten,<br />
Und ziehen mit dem Spaten,<br />
Ins Moor.<br />
Heimwärts, heimwärts jeder sehnet,<br />
Zu den Eltern, Weib und Kind.<br />
Manche Brust ein Seufzer dehnet,<br />
Weil wir hier gefangen sind.<br />
Wir sind die Moorsoldaten,<br />
Und ziehen mit dem Spaten,<br />
Ins Moor.<br />
Auf und nieder gehn die Posten,<br />
Keiner, keiner, kann hindurch.<br />
Flucht wird nur das Leben kosten,<br />
Vierfach ist umzäunt die Burg.<br />
Wir sind die Moorsoldaten,<br />
Und ziehen mit dem Spaten,<br />
Ins Moor.<br />
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Doch für uns gibt es kein Klagen,<br />
Ewig kann's nicht Winter sein.<br />
Einmal werden froh wir sagen:<br />
Heimat, du bist wieder mein.<br />
Dann ziehn die Moorsoldaten<br />
nicht mehr mit dem Spaten in´s Moor!<br />
Dann ziehn die Moorsoldaten<br />
nicht mehr mit dem Spaten in´s Moor<br />
Das Lied entstand 1933 im "Staatlichen preußischen Konzentrationslager Börgermoor"<br />
bei Papenburg im Emsland. Den Text hat der Düsseldorfer Sch<strong>aus</strong>pieler Wolfgang<br />
Langhoff nach einem Entwurf des Bergmanns Johann Esser <strong>aus</strong> Moers verfasst.<br />
Daraufhin besorgte die von Häftlingen organisierte illegale Lagerleitung Rudi Goguel,<br />
Funktionär der Angestelltengewerkschaft in Düsseldorf, einen Platz im Krankenrevier,<br />
um zu dem Text eine passende Melodie zu schreiben. Über den Entstehungsgeschichte<br />
ist eine Version bekannt, nach der das Lied für eine Zirkusvorstellung der Häftlinge<br />
("Zirkus Konzentrazani") geschrieben wurde. Um die Aufführung sei unter den<br />
Häftlingen gerungen worden. Letztlich habe man sich aber für die Aufführung unter den<br />
Augen der SA entschieden, um dieser zu demonstrieren, dass die Häftlinge<br />
ungebrochen seien. Zum Schluß der Vorstellung sei "<strong>Die</strong> Moorsoldaten" erstmals<br />
gesungen worden. Zwei Tage darauf wurde das Lied durch die Lagerleitung verboten.<br />
Entlassene Häftlinge schmuggelten später das Lied <strong>aus</strong> dem Lager. Der Mühlheimer<br />
Otto Gaudig, der als Schuster im KZ Börgermoor arbeitete, hatte das Liedblatt zwischen<br />
Sohle und Brandsohle eingenäht, um es sicher <strong>aus</strong> dem Lager bringen zu können.<br />
Bekannt wurde das Lied in der späteren Fassung von Hanns Eisler, der es 1935 für den<br />
Sänger Ernst Busch bearbeitete. Busch sang es im spanischen Bürgerkrieg bei den<br />
Internationalen Brigaden, in deren Liederbücher es aufgenommen wurde.<br />
<strong>Die</strong> Konzentrationslager der Nazis hatten in dieser frühen Phase des Terrors vor allem<br />
die Aufgabe, politische Gegner der Nationalsozialisten - vor allem Kommunisten und<br />
Sozialdemokraten - aufzunehmen. Noch war nicht die physische Vernichtung der<br />
Gefangenen das Ziel der Nazis, sondern das Brechen des Widerstandswillen gegen<br />
das System. Gleichwohl überlebten viele Gefangene den Lagerterror nicht oder starben<br />
nach ihrer Entlassung an dessen Folgen. Für die Mehrheit der Gefangenen bestand<br />
dennoch die Hoffnung auf Entlassung, die sich in der letzten Strophe des Liedes<br />
wiederspiegelt.<br />
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Oktobersong<br />
Text: Peter Hacks<br />
Melodie: Rolf Kuhl<br />
Da hab'n die Proleten Schluß gesagt und die Bauern: es ist soweit.<br />
Und hab'n den Kerenski davongejagt und die Vergangenheit.<br />
Refrain:<br />
Und das war im Oktober, als das so war,<br />
in Petrograd in Rußland im siebzehner Jahr.<br />
Da hat der Soldat das Gewehr umgewandt, da wurd' er wieder Prolet.<br />
Worauf sehr schnell vom Krieg abstand die Generalität<br />
Refrain:<br />
Und das war im Oktober, als das so war,<br />
in Petrograd in Rußland im siebzehner Jahr.<br />
Da hatte der Muschik den Bauch nicht voll, und da las er das Dekret<br />
daß der das Korn jetzt fressen soll, der das Korn auch abmäht.<br />
Refrain:<br />
Und das war im Oktober, als das so war,<br />
in Petrograd in Rußland im siebzehner Jahr.<br />
<strong>Die</strong> Herr'n haben durchs Monokel geguckt und haben die Welt regiert.<br />
Und eh' ein Matrose in die Newa spuckt, war'n sie expropriiert.<br />
Refrain:<br />
Und das war im Oktober, als das so war,<br />
in Petrograd in Rußland im siebzehner Jahr.<br />
Und der dies Lied euch singen tat, lebt in einer neuen Welt.<br />
Der Kumpel, der Muschik, der rote Soldat hab'n die euch hingestellt.<br />
Das Lied bezieht sich auf die russiche "Oktoberrevolution" im November 1917<br />
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Partisanen vom Amur<br />
Durchs Gebirge durch die Steppen zog<br />
unsre kühne Division<br />
hin zur Küste dieser weißen,<br />
heiß umstrittenen Bastion.<br />
Rot vom Blut, wie unsere Fahne,<br />
war das Zeug. Doch treu dem Schwur,<br />
stürmten wir die Eskadronen,<br />
Paritisanen vom Amur.<br />
Kampft und Ruhm und bittere Jahre!<br />
Ewig bleibt im Ohr der Klang,<br />
das ":Hurra" der Partisanen,<br />
als der Sturm auf Spassk gelang.<br />
Klingt es auch wie eine Sage,<br />
kann es doch kein Märchen sein:<br />
Wolotschajewska genommen!<br />
Rotarmisten zogen ein.<br />
Und so jagten wir zum Teufel<br />
General und Atatman.<br />
Unser Feldzug fand sein Ende<br />
erst am Stillen Ozean.<br />
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Resolution der Kommunarden<br />
Text: Bert Brecht<br />
Musik: Hanns Eisler<br />
In Erwägung unserer Schwäche machtet<br />
ihr Gesetze, die uns knechten soll'n<br />
die Gesetze seien künftig nicht beachtet<br />
in Erwägung, daß wir nicht mehr Knecht sein woll'n.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, daß ihr uns dann eben<br />
mit Gewehren und Kanonen droht<br />
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben<br />
mehr zu fürchten als den Tod.<br />
In Erwägung, daß wir hungrig bleiben<br />
wenn wir dulden, daß ihr uns bestehlt<br />
wollen wir mal feststell'n, daß nur Fensterscheiben<br />
uns vom Brote trennen, das uns fehlt.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, daß ihr uns dann eben<br />
mit Gewehren und Kanonen droht<br />
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben<br />
mehr zu fürchten als den Tod.<br />
In Erwägung, daß da Häuser stehen<br />
während ihr uns ohne Bleibe laßt<br />
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen<br />
weil es uns in uns'ren Löchern nicht mehr paßt.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, daß ihr uns dann eben<br />
mit Gewehren und Kanonen droht<br />
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben<br />
mehr zu fürchten als den Tod.<br />
In Erwägung, es gibt zuviel Kohlen<br />
während es uns ohne Kohlen friert<br />
haben wir beschlossen, sie uns jetzt zu holen<br />
in Erwägung, daß es uns dann warm sein wird.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, daß ihr uns dann eben<br />
mit Gewehren und Kanonen droht<br />
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben<br />
mehr zu fürchten als den Tod.<br />
In Erwägung, es will euch nicht glücken<br />
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uns zu schaffen einen guten Lohn<br />
übernehmen wir jetzt selber die Fabriken<br />
in Erwägung, ohne euch reicht's für uns schon.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, daß ihr uns dann eben<br />
mit Gewehren und Kanonen droht<br />
haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben<br />
mehr zu fürchten als den Tod.<br />
In Erwägung, daß wir der Regierung<br />
was sie immer auch verspricht, nicht trau'n<br />
haben wir beschlossen, unter eig'ner Führung<br />
uns ein gutes Leben aufzubau'n.<br />
Refrain:<br />
In Erwägung, ihr hört auf Kanonen<br />
and're Sprachen könnt ihr nicht versteh'n<br />
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen<br />
die Kanonen auf euch dreh'n.<br />
<strong>Die</strong> "Resolution der Kommunarden", vertont von Hanns Eisler, schrieb Bert Brecht im<br />
Jahre 1934. Im Jahre 1949 verwandte er es für sein Stück über die Pariser Commune.<br />
Das Datum der Entstehung läßt - speziell auch in der letzten Strophe - auf direkte<br />
Bezüge zum Kampf gegen den Nationalsozialismus schließen.<br />
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Reveille<br />
Frisch auf zur Weise von Marseille,<br />
frisch auf ein Lied mit hellem Ton!<br />
Singt es hin<strong>aus</strong> als die Reveille<br />
der neuen Revolution!<br />
Der neuen Revolution!<br />
Der neuen, die mit Schwert und Lanze<br />
die letzte Fessel bald zerbricht –<br />
der alten, halben singt es nicht!<br />
Uns gilt die neue nur, die ganze!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> neue Rebellion!<br />
<strong>Die</strong> ganze Rebellion!<br />
Marsch, Marsch!<br />
Marsch, Marsch!<br />
Marsch – wär‘s zum Tod!<br />
Und uns’re Fahn‘ ist rot!<br />
Der Sommer reift des Frühlings Saaten,<br />
drum folgt der Juni auf den März.<br />
O Juni, komm‘ und bring‘ uns Taten!<br />
Nach frischen Taten lechzt das Herz!<br />
Nach frischen Taten lechzt das Herz!<br />
Laß‘ deine Wolken schwarz sich ballen,<br />
bring‘ uns Gewitter Schlag auf Schlag!<br />
Laß‘ in die ungesühnte Schmach<br />
der Rache Donnerkeile fallen!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> neue Rebellion!<br />
<strong>Die</strong> ganze Rebellion!<br />
Marsch, Marsch!<br />
Marsch, Marsch!<br />
Marsch – wär‘s zum Tod!<br />
Und uns’re Fahn‘ ist rot!<br />
An uns’re Brust. an uns’re Lippen,<br />
der Menschheit Farbe, heil’ges Rot!<br />
Wild schlägt das Herz uns an die Rippen -<br />
fort in den Kampf! Sieg oder Tod!<br />
Fort in den Kampf! Sieg oder Tod!<br />
Hurra, sie sucht des Feindes Degen,<br />
hurra, die ew’ge Fahne wallt!<br />
Selbst <strong>aus</strong> der Wunden breitem Spalt<br />
springt sie verachtend ihm entgegen!<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> neue Rebellion!<br />
<strong>Die</strong> ganze Rebellion!<br />
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Marsch, Marsch!<br />
Marsch, Marsch!<br />
Marsch – wär‘s zum Tod!<br />
Und uns’re Fahn‘ ist rot!<br />
Das erste bedeutende der zahlreichen Lieder, die man in Deutschland nach der Melodie<br />
der "Marseillaise", von Rouget de Lisle am 26.04.1792 geschriebenen und<br />
komponierten und zum französischen Revolutionslied gewordenen, sang, war die<br />
"Reveille", von Ferdinand Freiligrath für die Revolutionsfeier auf dem Gürzenich bei<br />
Köln am 19. März 1849 verfaßt.<br />
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Der Rote Wedding<br />
Text: Erich Weinert<br />
Musik: Hanns Eisler<br />
Links, links, links, links!<br />
<strong>Die</strong> Trommeln werden gerührt!<br />
Links, links, links, links!<br />
Der Rote Wedding marschiert!<br />
Hier wird nicht gemeckert, hier gibt es Dampf,<br />
denn unsre Parole heißt Klassenkampf,<br />
nach blutiger Melodie!<br />
Wir betteln nicht um mehr Gerechtigkeit!<br />
Wir stehn zum entscheidenden Angriff bereit,<br />
zur Vernichtung der Bourgeoisie!<br />
Refrain:<br />
Roter Wedding, grüßt euch, Genossen,<br />
haltet die Fäuste bereit!<br />
Haltet die roten Reihen geschlossen,<br />
denn unser Tag ist nicht mehr weit!<br />
Drohend stehen die Faschisten, drüben am Horizont.<br />
Proletarier, ihr müßt rüsten!<br />
Rot Front! Rot Front!<br />
Links, links, links, links!<br />
Trotz Faschisten und Polizei!<br />
Links, links, links, links!<br />
Wir gedenken des 1. Mai!<br />
Der herrschenden Klasse blut'ges Gesicht,<br />
der Rote Wedding vergißt es nicht,<br />
und die Schande der SPD!<br />
Sie woll'n uns das Fell über die Ohren zieh'n,<br />
doch wir verteidigen das rote Berlin,<br />
die Vorhut der roten Armee!<br />
Refrain:<br />
Roter Wedding, grüßt euch, Genossen,<br />
haltet die Fäuste bereit!<br />
Haltet die roten Reihen geschlossen,<br />
denn unser Tag ist nicht mehr weit!<br />
Drohend stehen die Faschisten, drüben am Horizont.<br />
Proletarier, ihr müßt rüsten!<br />
Rot Front! Rot Front!<br />
Links, links, links, links!<br />
<strong>Die</strong> Fahne weht uns voran!<br />
Links, links, links, links!<br />
Der Rote Wedding tritt an!<br />
Wenn unser Gesang durch die Straßen br<strong>aus</strong>t,<br />
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dann zittert der Feind vor der Arbeiterf<strong>aus</strong>t!<br />
Denn die Arbeiterklasse erwacht!<br />
Wir stürzen die Säulen des Ausbeuterstaats<br />
und gründen die Herrschaft des Proletariats.<br />
Kameraden erkämpft euch die Macht!<br />
Refrain:<br />
Roter Wedding, grüßt euch, Genossen,<br />
haltet die Fäuste bereit!<br />
Haltet die roten Reihen geschlossen,<br />
denn unser Tag ist nicht mehr weit!<br />
Drohend stehen die Faschisten, drüben am Horizont.<br />
Proletarier, ihr müßt rüsten!<br />
Rot Front! Rot Front!<br />
Das Lied "Der rote Wedding" bezieht sich auf die Ereignisse am 1. Mai 1929 in Berlin.<br />
Nachdem die KPD eine nicht genehmigte Maidemonstration organisiert hatte, ließ der<br />
sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel die Menge durch Schüsse auflösen. <strong>Die</strong><br />
Arbeiter sahen darin Verrat! 33 Menschen kamen ums Leben. Erich Weinert und Hanns<br />
Eisler schrieben das Lied für die KPD-Agitpropgruppe "Roter Wedding". Es existiert in<br />
verschiedenen Fassungen. <strong>Die</strong> Originalversion, die Zörgiebel noch namentlich anführt<br />
und in der letzten Zeile "die deutsche Sowjetunion" als Zukunftsvision heraufbeschwört,<br />
hat sich nicht durchgesetzt. <strong>Die</strong> ersten drei oben abgedruckten Strophen sind heute die<br />
vermutlich verbreitetsten.<br />
abweichend:<br />
Links, links, links, links!<br />
<strong>Die</strong> Trommeln werden gerührt,<br />
links, links, links, link!<br />
Der rote Wedding marschiert!<br />
Wir tragen die Wahrheit von H<strong>aus</strong> zu H<strong>aus</strong><br />
Und jagen die Lüge zum Schornstein hin<strong>aus</strong>,<br />
Wie uns die Genossen gelehrt.<br />
Wir nähren den Hass und wir schüren die Glut,<br />
Wir heizen die Herzen mit Kraft und Mut<br />
Bis der Prolet uns gehört.<br />
Refrain:<br />
Roter Wedding, grüßt Euch, Genossen,<br />
Haltet die Fäuste bereit.<br />
Haltet die roten Reihen geschlossen,<br />
Dann ist der Tag nicht mehr weit.<br />
Schon erglüht die rote Sonne flammend am Horizont.<br />
Kämpft, Genossen, Sturmkolonne.<br />
Rot-Front! Rot-Front!<br />
Links, links, links, links,<br />
Seite 90 von 107
Ein Lump wer kapituliert.<br />
Links, links, links, link!<br />
Der rote Wedding marschiert!<br />
Sie schlagen uns die genossen tot,<br />
Doch der Wedding lebt und Berlin bleibt rot.<br />
Es wächst unser heimliches Heer<br />
Und holt das Volk seine Freiheit zurück,<br />
Dann spürt der Faschist unsere F<strong>aus</strong>t im Genick.<br />
Dann entrissen wir ihm das Gewehr.<br />
Sieben Tage lang<br />
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Was sollen wir trinken, sieben Tage lang,<br />
was sollen wir trinken, so ein Durst.<br />
Es ist genug für alle da,<br />
darum laßt uns trinken, rollt das Faß herein,<br />
wir trinken zusammen, nicht allein.<br />
Es ist genug für alle da,<br />
darum laßt uns trinken, rollt das Faß herein,<br />
wir trinken zusammen, nicht allein.<br />
Was sollen wir essen, sieben Tage lang<br />
was sollen wir essen - nicht nur du.<br />
Es wär' genug für alle da,<br />
wir müssen teilen, jeder kriegt was ab,<br />
wir müssen teilen, jeder kriegt was ab.<br />
Es wär' genug für alle da,<br />
wir müssen teilen, jeder kriegt was ab,<br />
wir müssen teilen, jeder kriegt was ab.<br />
Dann wollen wir schaffen, sieben Tage lang,<br />
dann wollen wir schaffen, Hand in Hand.<br />
Es gibt genug für uns zu tun,<br />
drum lasset uns schaffen, jeder packt mit an,<br />
wir schaffen zusammen, nicht allein.<br />
Es gibt genug für uns zu tun,<br />
drum lasset uns schaffen, jeder packt mit an,<br />
wir schaffen zusammen, nicht allein.<br />
Erst müssen wir kämpfen, keiner weiß wie lang,<br />
erst müssen wir kämpfen, für unser Ziel.<br />
Und für das Glück von jedermann,<br />
dafür heißt es kämpfen, los fangt heute an,<br />
wir kämpfen zusammen, nicht allein.<br />
Und für das Glück von jedermann,<br />
dafür heißt es kämpfen, los fangt heute an,<br />
wir kämpfen zusammen, nicht allein.<br />
Was sollen wir glauben, unser Leben lang,<br />
was sollen wir glauben, Tag für Tag.<br />
Wir glauben an Gerechtigkeit,<br />
an unsere Brüder auf der ganzen Welt,<br />
an unsere Schwestern überall.<br />
Wir glauben an Gerechtigkeit,<br />
an unsere Brüder auf der ganzen Welt,<br />
an unsere Schwestern überall.<br />
Das Lied "Sieben Tage lang" ist ursprünglich ein bretonisches Volkslied mit dem Titel<br />
"Son a sistr" ("Das Lied des Cider"). Später wurde es unter anderem von der<br />
holländischen Gruppe "bots" vertont.<br />
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Solidaritätslied<br />
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Text: Berthold Brecht<br />
Melodie: Hanns Eisler<br />
Vorwärts, und nicht vergessen,<br />
worin Eure Stärke besteht!<br />
Beim Hungern und beim Essen<br />
vorwärts, nie vergessen<br />
die Solidarität!<br />
Auf ihr Völker dieser Erde,<br />
einigt Euch in diesem Sinn:<br />
dass sie jetzt die eure werde<br />
und die große Nährerin.<br />
Vorwärts, und nicht vergessen,<br />
worin Eure Stärke besteht!<br />
Beim Hungern und beim Essen<br />
vorwärts, nie vergessen<br />
die Solidarität!<br />
Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber!<br />
Endet ihre Schlächterein!<br />
Reden erst die Völker selber,<br />
werden sie schnell einig sein.<br />
Vorwärts, und nicht vergessen,<br />
worin Eure Stärke besteht!<br />
Beim Hungern und beim Essen<br />
vorwärts, nie vergessen<br />
die Solidarität!<br />
Wollen wir es schnell erreichen,<br />
brauchen wir noch dich und dich.<br />
Wer im Stich lässt seinesegleichen,<br />
läßt ja nur sich selbst im Stich.<br />
Vorwärts, und nicht vergessen,<br />
worin Eure Stärke besteht!<br />
Beim Hungern und beim Essen<br />
vorwärts, nie vergessen<br />
die Solidarität!<br />
Unsre Herrn, wer sie auch seien,<br />
sehen unsre Zwietracht gern,<br />
denn solang sie uns entzweien,<br />
bleiben sie doch unsre Herrn.<br />
Vorwärts, und nicht vergessen,<br />
worin Eure Stärke besteht!<br />
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Beim Hungern und beim Essen<br />
vorwärts, nie vergessen<br />
die Solidarität!<br />
Proletarier aller Länder,<br />
einigt euch und ihr seid frei!<br />
Eure großen Regimenter<br />
brechen jede Tyrannei!<br />
Vorwärts, und nie vergessen,<br />
und die Frage konkret gestellt<br />
beim Hungern und beim Essen:<br />
Wessen Morgen ist der Morgen?<br />
Wessen Welt ist die Welt?<br />
Daß die lange Nacht vergehe<br />
die uns so mit Blindheit schlägt<br />
auf für alle Menschheit stehe<br />
auf, was Menschenantlitz trägt.<br />
Vorwärts, und nie vergessen,<br />
und die Frage konkret gestellt<br />
beim Hungern und beim Essen:<br />
Wessen Morgen ist der Morgen?<br />
Wessen Welt ist die Welt?<br />
Das Solidaritätslied schrieben Brecht und Eisler für den 1931 in Berlin uraufgeführten,<br />
wohl bekanntesten deutschen Arbeiterfilm "Kuhle Wampe" von Slatan Dudow.<br />
Sozialistenmarsch<br />
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Text: Max Kegel<br />
Melodie: Carl Gramm<br />
Auf Sozialisten, schließt die Reihen!<br />
<strong>Die</strong> Trommel ruft, die Banner wehn.<br />
Es gilt die Arbeit zu befreien,<br />
es gilt der Freiheit Auferstehn!<br />
Der Erde Glück, der Sonne Pracht,<br />
des Geistes Licht, des Wissens Macht,<br />
dem ganzen Volke sei's gegeben!<br />
Refrain:<br />
Das ist das Ziel, das wir erstreben!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Ihr ungezählten Millionen<br />
in Schacht und Feld, in Stadt und Land,<br />
die ihr um kargen Lohn müßt fronen<br />
und schaffen treu mit fleiß'ger Hand:<br />
Noch seufzt ihr in des Elends Bann!<br />
Vernehmt den Weckruf! Schließt euch an!<br />
Aus Qual und Leid euch zu erheben,<br />
Refrain:<br />
Das ist das Ziel, das wir erstreben!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren,<br />
Mit Flint' und Speer nicht kämpfen wir.<br />
Es führt zum Sieg der Freiheit Schaaren<br />
Des Geistes Schwert, des Rechts Panier.<br />
Daß Friede waltet, Wohlstand blüht,<br />
Daß Freud' und Hoffnung hell durchglüht<br />
der Arbeit Heim, der Arbeit Leben.<br />
Refrain:<br />
Das ist das Ziel, das wir erstreben!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
Mit uns das Volk! Mit uns der Sieg!<br />
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1891 konnte die deutsche Sozialdemokratie nach 12 Jahren der Verfolgung unter dem<br />
"Sozialistengesetz" erstmals wieder öffentlich einen Parteitag begehen. Er fand in Erfurt<br />
statt. Dort benannte sich die "Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands" in<br />
"Sozialdemokratische Partei Deutschlands" um. Zudem gab sich die Partei ein neues<br />
Programm, das, von Karl Kautsky und Eduard Bernstein entworfen, den Marxismus zur<br />
offiziellen theoretischen Grundlage der deutschen Sozialdemokraten machte (Erfurter<br />
Programm). <strong>Die</strong> SPD hatte in den zurückliegenden Jahren trotz ihres Verbots an Stärke<br />
zunehmen können und wurde bei den Reichstagswahlen 1890 erstmals stärkste<br />
Fraktion. Das Lied wurde zum Erfurter Parteitag geschrieben und spiegelt die<br />
Aufbruchsstimmung der deutschen Sozialdemokratie nach den Zeiten ihrer<br />
Unterdrückung wieder. Es war lange Zeit die "Hymne" der Partei.<br />
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Streiklied - Mann der Arbeit<br />
Sie besitzen die Maschinen,<br />
was du schaffst, stecken sie ein.<br />
Solang‘ sie dein Geld verdienen,<br />
wirst Du niemals reicher sein.<br />
Sie verlieren schöne Worte,<br />
ganz von Partnerschaft durchseelt.<br />
Und sie fressen in der Torte,<br />
was dir in der Suppe fehlt.<br />
Refrain:<br />
Mann der Arbeit aufgewacht,<br />
und erkenne deine Macht,<br />
alle Räder stehen still,<br />
wenn dein starker Arm es will.<br />
Mann der Arbeit aufgewacht!<br />
Und sie morden Millionen,<br />
wenn es der Profit befiehlt.<br />
Und mit den Atom-Kanonen,<br />
haben sie auf dich gezielt.<br />
Also frag‘ für wen du schwitzt,<br />
ob für dich oder für sie.<br />
Ob du deiner Klasse nützt,<br />
oder der Bourgeoisie<br />
Refrain:<br />
Mann der Arbeit aufgewacht,<br />
und erkenne deine Macht,<br />
alle Räder stehen still,<br />
wenn dein starker Arm es will.<br />
Mann der Arbeit aufgewacht!<br />
Los, es stoppt die Kraftanlagen,<br />
und den Hochofen gedämpft.<br />
Heute ist nicht mehr zu schlagen,<br />
wer für volkes Sache kämpft.<br />
Brich‘ das Doppeljoch entzwei,<br />
brich‘ die Not der Sklaverei.<br />
Brich‘ die Sklaverei der Not,<br />
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot.<br />
Refrain:<br />
Mann der Arbeit aufgewacht,<br />
und erkenne deine Macht,<br />
alle Räder stehen still,<br />
wenn dein starker Arm es will.<br />
Mann der Arbeit aufgewacht!<br />
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<strong>Die</strong> Thälmann-Kolonne<br />
(Spaniens Himmel)<br />
Text & Musik: Paul Dessau (Paris 1936)<br />
Spaniens Himmel breitet seine Sterne<br />
über unsre Schützengräben <strong>aus</strong>.<br />
Und der Morgen grüßt schon <strong>aus</strong> der Ferne,<br />
bald geht es zum neuen Kampf hin<strong>aus</strong>.<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Heimat ist weit,<br />
doch wir sind bereit.<br />
Wir kämpfen und siegen<br />
für dich: Freiheit!<br />
Dem Faschisten werden wir nicht weichen,<br />
schickt er auch die Kugeln hageldicht.<br />
Mit uns stehn Kameraden ohnegleichen,<br />
und ein Rückwärts gibt es für uns nicht.<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Heimat ist weit,<br />
doch wir sind bereit.<br />
Wir kämpfen und siegen<br />
für dich: Freiheit!<br />
Rührt die Trommel! Fällt die Bajonette!<br />
Vorwärts, marsch! Der Sieg ist unser Lohn!<br />
Mit der Freiheitsfahne brecht die Kette!<br />
Auf zum Kampf das Thälmann-Batallion.<br />
Refrain:<br />
<strong>Die</strong> Heimat ist weit,<br />
doch wir sind bereit.<br />
Wir kämpfen und siegen<br />
für dich: Freiheit!<br />
Vier Monate, nachdem General Franco mit seinen aufständischen Truppen in Spanien<br />
gelandet war, trafen am 14. Oktober 1936 in Albacete die ersten Freiwilligen der<br />
"Internationalen Brigaden" ein. Während mit Ausnahme der Sowjetunion das Ausland<br />
außer Sympathiebekundigen keine Hilfe für die bedrohte Spanische Republik leistete,<br />
trafen <strong>aus</strong> aller Welt Männer und Frauen ein, um gegen die spanischen Faschisten und<br />
ihre deutschen und italienischen Verbündeten zu kämpfen. Einer dieser Freiwilligen-<br />
Verbände war das "Thälmann-Batallion" der 1. Internationalen Brigade. Benannt wurde<br />
es nach dem Führer der deutschen Kommunisten, Ernst Thälmann, der zu dieser Zeit<br />
im Konzentrationslager gefangen gehalten und später umgebracht wurde. Paul<br />
Dessauer schrieb im Pariser <strong>Ex</strong>il 1936 das Lied für diese Einheit.<br />
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Thälmann-Lied<br />
Heimatland, reck deine Glieder,<br />
kühn und beflaggt ist das Jahr<br />
Breit in den Schultern steht wieder,<br />
Thälmann vor uns wie er war.<br />
Refrain:<br />
Thälmann und Thälmann vor allen,<br />
Deutschlands unsterblicher Sohn.<br />
Thälmann ist niemals gefallen -<br />
Stimme und F<strong>aus</strong>t der Nation.<br />
Maßlos gequält und gepeinigt<br />
blieb er uns treu und hielt Stand<br />
in seinem Namen geeinigt<br />
kämpf um dein Leben mein Land.<br />
Refrain:<br />
Thälmann und Thälmann vor allen,<br />
Deutschlands unsterblicher Sohn.<br />
Thälmann ist niemals gefallen -<br />
Stimme und F<strong>aus</strong>t der Nation.<br />
Das ihre Waffen zerbrechen,<br />
schirmen wir Brücke und Wehr;<br />
geben der Welt das Versprechen,<br />
standhaft zu bleiben wie er.<br />
Refrain:<br />
Thälmann und Thälmann vor allen,<br />
Deutschlands unsterblicher Sohn.<br />
Thälmann ist niemals gefallen -<br />
Stimme und F<strong>aus</strong>t der Nation.<br />
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Trotz alledem<br />
Das war 'ne heiße Märzenzeit,<br />
trotz Regen, Schnee und alledem!<br />
Nun aber, da es Blüten schneit,<br />
nun ist es kalt, trotz alledem!<br />
Trotz alledem und alledem, trotz Wien Berlin und alledem,<br />
ein schnöder, scharfer Winterwind<br />
durchfröstelt uns trotz alledem!<br />
<strong>Die</strong> Waffen, die der Sieg uns gab,<br />
der Sieg des Rechts trotz alledem,<br />
die nimmt man sacht uns wieder ab,<br />
samt Kraut und Lot und alledem!<br />
Trotz alledem und alledem - trotz Parlament und alledem -<br />
wir werden uns're Büchsen los,<br />
Soldatenwild trotz alledem!<br />
Und wenn der Reichstag sich blamiert,<br />
professorhaft trotz alledem,<br />
und wenn der Teufel reagiert<br />
mit Huf und Horn und alledem!<br />
Trotz alledem und alledem - es kommt dazu, trotz alledem,<br />
daß rings der Mensch die Bruderhand<br />
dem Menschen reicht trotz alledem.<br />
Doch sind wir frisch und wohlgemut<br />
und zagen nicht trotz alledem!<br />
In tiefer Brust des Zornes Glut,<br />
die hält uns warm, trotz alledem!<br />
Trotz alledem und alledem, es gilt uns gleich trotz alledem!<br />
Wir schütteln uns, ein garst'ger Wind,<br />
doch weiter nichts, trotz alledem!<br />
So füllt denn nur des Mörsers Schlund<br />
mit Eisen, Blei und alledem.<br />
Wir halten uns auf unserm Grund,<br />
wir wanken nicht trotz alledem,<br />
trotz alledem und alledem, und macht ihr's gar, trotz alledem,<br />
wie zu Neapel dieser Schuft:<br />
das hilft erst recht, trotz alledem!<br />
Nur was zerfällt, vertretet ihr!<br />
Seid Kasten nur, trotz alledem!<br />
Wir sind das Volk, die Menschheit wir!<br />
Sind ewig drum, trotz alledem,<br />
trotz alledem und alledem! So kommt denn an, trotz alledem!<br />
Ihr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht -<br />
unser die Welt, trotz alledem!<br />
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Wenige Tage bevor in der Pariser "Junischlacht" (1848) Zehnt<strong>aus</strong>ende aufständischer<br />
Arbeiter zusammengeschossen wurden, noch ehe dieses Ereignis den reaktionären<br />
Generälen Windischgraetz (Wien), Wrangel und Brandenburg (Berlin) Vorbild für ihre<br />
konterrevolutionären Aktivitäten wurde, verfasste Ferdinand Freiligrath - der "Trompeter<br />
der Revolution" - sein Gedicht "Trotz alledem". Es wurde in der u.a. von Karl Marx<br />
her<strong>aus</strong>gegebenen "Neuen Rheinischen Zeitung" abgedruckt und zu der <strong>aus</strong> dem 18.<br />
Jahrhundert stammenden schottischen Melodie "Lady Mackintosh's Reel" des<br />
schottischen Nationaldichters Robert Burns gesungen. Freiligraths Gedicht entstand zu<br />
einem Zeitpunkt, als der "heiße März", die bürgerliche "Revolution" gerade zwei Monate<br />
vorbei, ihr Scheitern jedoch bereits allgemein sichtbar war. Trotz Schaffung eines<br />
Parlamentes ("Parlament der Professoren"), verblieb die eigentliche Macht unverändert<br />
bei den Königen und Fürsten der verschiedenen deutschen Staaten.<br />
130 Jahre später ist Freiheit noch immer nicht gesichert, sind erkämpfte Rechte ständig<br />
bedroht. Wolf Biermann und Hannes Wader haben unabhängig voneinander den<br />
Versuch unternommen, <strong>aus</strong> ihrer Sicht die heutigen gesellschaftlichen Zustände zu<br />
beschreiben:<br />
Biermann-Fassung:<br />
Du gehst auf Arbeit und kriegst Lohn<br />
und gibst dem Boß trotz alledem.<br />
Dein Arbeitgeber nimmt ja bloß<br />
er nimmt dich <strong>aus</strong> trotz alledem.<br />
Trotz alledem und alledem<br />
Trotz Partnerschaft und alledem<br />
ein Boß bleibt Boß; er herrscht und rafft<br />
und saugt uns <strong>aus</strong>, trotz alledem.<br />
Und wer die Arbeit los wird lebt<br />
mit Stempelgeld trotz alledem.<br />
Er legt die Hände in den Schoß<br />
und denkt es geht trotz alledem.<br />
Trotz alledem und alledem<br />
und mal r<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> dieser Arbeitshetz<br />
dann fällst du ins soziale Netz<br />
und gehst kaputt trotz alldem.<br />
<strong>Die</strong> Nazis kriechen <strong>aus</strong> dem Loch<br />
mit Hakenkreuz und alledem.<br />
<strong>Die</strong> Ratten kommen wieder hoch<br />
trotz Grundgesetz und alledem.<br />
Trotz alledem und alledem<br />
schlimmer sind die Nazis, die so schön<br />
die Kurve kriegen hier im Staat<br />
als Demokrat trotz alledem!<br />
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Wader-Fassung:<br />
Wir hofften in den Sechzigern<br />
trotz Pop und Spuk und alledem,<br />
es würde nun den Bonner Herrn<br />
scharf eingeheizt trotz alledem.<br />
Doch nun ist es kalt trotz alledem,<br />
trotz SPD und alledem;<br />
ein schnöder, scharfer Winterwind<br />
durchfröstelt uns trotz alledem.<br />
Auch Richter und Magnifizenz<br />
samt Polizei und alledem,<br />
sie pfeifen auf die <strong>Ex</strong>istenz<br />
von Freiheit, Recht und alledem.<br />
Trotz alledem und alledem,<br />
trotz Grundgesetz und alledem<br />
drückt man uns mit Berufsverbot<br />
die Gurgel zu trotz alledem.<br />
Doch hat der Staat sich nur blamiert<br />
vor aller Welt trotz alledem,<br />
und wenn die Presse Lügen schmiert,<br />
das Fernseh'n schweigt trotz alledem.<br />
Trotz Mißtraun, Angst und alledem,<br />
es kommt dazu trotz alledem,<br />
daß sich die Furcht in Widerstand<br />
verwandeln wird trotz alledem.<br />
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Wann wir schreiten Seit' an Seit'<br />
Text: Hermann Claudius (1915)<br />
Melodie: Micheal Englert (1916)<br />
Wann wir schreiten Seit' an Seit'<br />
und die alten Lieder singen<br />
und die Wälder widerklingen<br />
fühlen wir, es muß gelingen:<br />
Mit uns zieht die neue Zeit!<br />
Eine Woche Hammerschlag,<br />
eine Woche Häuserquadern<br />
zittern noch in unsern Adern<br />
aber keiner wagt zu hadern!<br />
Herrlicht lacht der Sonnentag!<br />
Einer Woche Kulbetrieg<br />
Und das rollen schwerer Loren<br />
Klingen stehts in unsern Ohren,<br />
Aber keiner träumt verloren.<br />
Hoffnungsfroh bleib, Moorsoldat!<br />
Hoffnungsfroh bleib, Moorsoldat!<br />
Birkengrün und Saatengrün:<br />
Wie in bittender Gebärde<br />
halt die alte Mutter Erde,<br />
daß der Mensch ihr eigen werde,<br />
ihm die vollen Hände hin.<br />
Wort und Lied und Blick und Schritt,<br />
Wie in uralt ew'gen Tagen<br />
Wollen sie zusammenschlagen.<br />
Ihre starken Arme tragen<br />
Unsre Seelen fröhlich mit.<br />
Unsre Seelen fröhlich mit.<br />
Anzunehmen ist, dass das Lied in einem der vielen Arbeiterwandervereine entstanden<br />
ist. In der Weimarer Republik wurde das Lied auch vom Reichsbanner Schwarz-Rot-<br />
Gold gesungen.<br />
<strong>Die</strong> SPD sang bis in die 90er Jahre das Lied zum Abschluss ihrer Bundesparteitage.<br />
Verliefen diese kontrovers, titelte die Presse gerne mit "Wenn wir streiten Seit' an Seit'".<br />
Auf dem ordentlichen Parteitag der SPD 1999 fand das Lied keine Verwendung mehr...<br />
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Warschawjanka<br />
Text: Waclaw Swiecicki<br />
Musik: nach einem polnischen Freiheitlied<br />
Feindliche Stürme durchtoben die Lüfte,<br />
drohende Wolken verdunkeln das Licht.<br />
Mag uns auch Schmerz und Tod nun erwarten,<br />
gegen die Feinde ruft auf uns die Pflicht.<br />
Wir haben der Freiheit leuchtende Flamme<br />
hoch über unseren Häuptern entfacht:<br />
die Fahne des Sieges, der Völkerbefreiung,<br />
die sicher uns führt in der letzen Schlacht<br />
Refrain:<br />
Auf, auf nun zum blutigen, heiligen Kampfe.<br />
Bezwinge die Feinde, du Arbeitervolk.<br />
Auf die Barrikaden, auf die Barrikaden,<br />
erstürme die Welt, du Arbeitervolk!<br />
Tod und Verderben allen Bedrückern,<br />
leidendem Volke gilt unsere Tat,<br />
kehrt gegen sie die mordenden Waffen,<br />
daß sie ernten die eigene Saat!<br />
Mit Arbeiterblut gedüngt ist die Erde,<br />
gebt euer Blut für den letzen Krieg,<br />
daß der Menschheit Erlösung werde!<br />
Feierlich naht der heilige Sieg.<br />
Refrain:<br />
Auf, auf nun zum blutigen, heiligen Kampfe.<br />
Bezwinge die Feinde, du Arbeitervolk.<br />
Auf die Barrikaden, auf die Barrikaden,<br />
erstürme die Welt, du Arbeitervolk!<br />
Elend und Hunger verderben uns alle,<br />
gegen die Feinde ruft mahnend die Not,<br />
Freiheit und Glück für die Menschheit erstreiten!<br />
Kämpfende Jugend erschreckt nicht der Tod.<br />
<strong>Die</strong> Toten, der großen Idee gestorben,<br />
werden Millionen heilig sein.<br />
Auf denn, erhebt euch, Brüder, Genossen,<br />
ergreift die Waffen und schließt die Reihn!<br />
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Wer möchte nicht am Leben bleiben<br />
Wer möchte nicht am Leben bleiben,<br />
die Sonne und den Mond besehn,<br />
mit Winden sich umherzutreiben<br />
und an Wassern still zu stehn,<br />
Wer möchte nicht im Leben bleiben,<br />
den Mensch' und Tieren zugesellt.<br />
Wer ließe sich denn gern vertreiben<br />
von dieser reiche, bunten Welt.<br />
O lasset uns im Leben bleiben,<br />
wil jeden Tag ein Tag beginnt.<br />
O wollte sie nicht zu früh vertreiben,<br />
alle, die lebendig sind.<br />
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We shall overcome<br />
We shall overcome,<br />
we shall overcome,<br />
we shall overcome some day!<br />
Refrain:<br />
For deep in my heart<br />
I do believe:<br />
we shall overcome some day!<br />
We'll walk hand in hand,<br />
we'll walk hand in hand,<br />
we'll walk hand in handsome day.<br />
Refrain:<br />
For deep in my heart<br />
I do believe:<br />
we shall overcome some day!<br />
We shall live in peace,<br />
we shall live in peace,<br />
we shall live in peace some day.<br />
Refrain:<br />
For deep in my heart<br />
I do believe:<br />
we shall overcome some day!<br />
We are not afraid,<br />
we are not afraid,<br />
we are not afraid today.<br />
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