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B 1.14
KULTUR UND POLITIK
Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
39
NICOLE SACHSE-HANDKE
MONEY, MONEY,
MONEY
GEHALTSKULTUR AM THEATER
„Hoffnung ist keine Strategie. Ganz gleich welcher Lebensphilosophie
Sie sich ergeben, Ihr Job sollte sich finanziell
lohnen.“ Der Beitrag von Nicole Sachse-Handke nimmt sich
dem Thema Gehaltskultur im Kulturmanagement bewusst
an. Die Autorin verortet Gehälter, erörtert Ursachen und
Wirkungsketten und beleuchtet Folgen der Organisationsund
Gehaltskultur der deutschen Theaterlandschaft. Natürlich
immer mit Blick auf Herausforderungen der heutigen
VUKA-Welt und den Wertewandel. Sie gibt zudem
rhetorische Tipps, wie Sie eigene Werte erkennen und in
Gehaltsgesprächen punkten!
1. Tabuthema Geld 40
2. Aktuelles Gehaltsranking für
Kulturmanager*innen 40
3. Ursachen des Gehaltsniveaus 42
4. Organisationsstruktur im
öffentlichen Kulturbetrieb 43
5. Gehaltskultur am Theater und ihre
Folgen 44
6. Wertewelten. Was sind Sie sich
wert?! 47
7. Stimmt das Gehalt? Einflussfaktoren
für das Gehaltsniveau 48
8. Rhetorische Tipps für erfolgreiche
Gehaltsverhandlungen 49
9. Fazit 52
Literatur 53
Einordnung des Beitrags auf der Webseite und für die weitere Nutzung des Loseblattwerks
Signatur: B 1.14
Hauptkapitel B: Kultur und Politik | Unterkapitel 1: Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
Die PDF-Fassung des Beitrags finden Sie mit Hilfe dieser Angaben auf www.kulturmanagement-portal.de
unter Inhalte. Kundinnen und Kunden, die das Handbuch weiterhin in den zugehörigen Ordnern pflegen,
entnehmen bitte den kompletten Beitrag und fügen ihn unter den oben genannten Angaben ein.
Handbuch Kulturmanagement 3 70 20 05
Ausgabe 70 | 2020
Das Recht zur Nutzung dieses PDF liegt bei Hannah Pöhlmann. Jegliche weitere Nutzung ist widerrechtlich.
40 MANAGEMENT
MONEY, MONEY, MONEY
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1. Tabuthema Geld
„Über Geld spricht man nicht!“ Kommt Ihnen das bekannt vor? Mit Sicherheit!
Diese Regel hat in unserer Gesellschaft leider immer noch
oberste Priorität. Beobachten Sie mal Ihr Verhalten oder auch das anderer.
Wie reagieren Sie, wenn Sie gefragt werden, wieviel Sie verdienen?
Besonders interessant ist es, wenn Sie Ihre Chefin um eine Gehaltserhöhung
bitten. Warum eigentlich? Sie haben mit Ihrem Arbeitgeber einen
Vertrag geschlossen: Einbringung von Fähigkeiten zu einem verabredeten
Preis. Nun seien wir ehrlich, ganz so einfach stellt sich die Realität
natürlich nicht dar. Mit dem Thema Geld betreten wir eine höchst emotionale
Bühne. Machen Sie sich bewusst, was Sie verdienen! Verdienen?
Muss man sich Geld verdienen? Oder muss man es sich nicht vielmehr
erwirtschaften! Zeit sich dem Thema der Gehaltskultur ganz bewusst
anzunehmen.
2. Aktuelles Gehaltsranking für
Kulturmanager*innen
Befasst man sich mit Studien, Stichproben und Interviews mit Kulturmanager*innen
zeichnet sich eine ganz deutliche Tendenz ab. Kulturmanager*innen
landen 2019 im Gehalt.de-Ranking 1 auf Platz 3 der am
schlechtesten bezahlten Berufe in Deutschland. Gehaltsvergleich.com
benennt für Kulturmanager*innen deutschlandweit ein Gehalt von
durchschnittlich 3.155 € brutto pro Monat. Die unteren Brutto-Monatsgehälter
beginnen bei 2.057 €, wobei die Gehälter je nach geografischer
Lage variieren. Beispielsweise dürfen Kulturmanager*innen in Mecklenburg-Vorpommern
ein monatliches Bruttogehalt von ungefähr 2.388 €
erwarten. Im deutschen Süden ist das Gehaltsniveau hingehen deutlich
höher und liegt beispielsweise in Baden-Württemberg bei monatlichen
3.515 € brutto.
1 Vgl. Gehalt.de GmbH, Kulturmanager Gehalt bundesweit (2019), https://www.gehaltsvergleich.
com/gehalt/Kulturmanager-Kulturmanagerin, Zugriffsdatum: 10.1.2020.
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Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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Natürlich gibt es den Gender Pay Gap auch im Kulturmanagement. Gehen
wir von dem oben genannten durchschnittlichen Bruttogehalt von
3.155 € pro Monat für Kulturmanager*innen aus und vergleichen geschlechterspezifisch:
Gender Pay Gap auch im
Kulturmanagement
Kulturmanagerinnen verdienten in 2019 durchschnittliche im Monat:
3.069 €
Kulturmanager verdienten in 2019 durchschnittlich im Monat 3.613 €
Gender Pay Gap: 544 €
Besonders interessant ist, dass sich der Gender Pay Gap im Kulturmanagement
im Laufe der Berufstätigkeit entwickelt, denn mit durchschnittlich
2.477 € monatlichem Brutto liegen Kulturmanager mit dem
Einstiegsgehalt leicht unter ihren weiblichen Kolleginnen 2 . Ursachen
können im Dienstalter, der Unternehmenszugehörigkeit und dem Beschäftigungsumfang
(Teil- oder Vollzeit) liegen und an der Tatsache,
dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben als Männer.
TIPP + LITERATUR
Zum Equal Pay Day 2019 hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche
Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) eine neue Auswertung
von Daten des Lohnspiegels zum Gehaltsabstand zwischen
Frauen und Männern veröffentlicht. Ergebnisse sind große regionale
Unterschiede und Gehaltsabstände zwischen und innerhalb von
Berufen. Für Gesamtdeutschland beträgt der allgemeine Gender Pay
Gap unverändert 21 %. Infos und Wissenswertes finden Sie zu diesem
Thema hier: www.boeckler.de
2 Vgl. ebd.
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Ausgabe 70 | 2020
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3. Ursachen des Gehaltsniveaus
Wo liegen die Ursachen des Gehaltsniveaus von Kulturmanager*innen?
Merke!
URSACHE 1: Kein klar definiertes
Berufsbild
Die Berufsbezeichnung Kulturmanager*in ist weder gesetzlich geschützt
noch von staatlicher Seite eingeführt.
Für Kulturmanager*innen gibt es immer noch kein klar definiertes Berufsbild.
Bis weit in die 1980er Jahre hinein war Kultur Prestige, koste
es was es wolle. Unzureichende Kulturetats erzwingen heutzutage
professionelle Kulturarbeit, denn Kulturmanagement steht in engem
Zusammenhang zur Kulturpolitik und vermittelt zwischen Wirtschaft
und Politik einerseits und Kulturschaffenden und deren Publikum andererseits
– auch wenn das Ziel von Kulturbetrieben mitunter nicht wie
bei klassischen Unternehmen die Gewinnerzielung ist. Doch Kennzahlen
und Messwerte zur wirklichen Erfolgsermittlung in dieser Branche
sind nach wie vor schwer zu bestimmen. Stellenausschreibungen, die
sich direkt an Kulturmanager*innen richten, sind leider noch zu selten.
Meist werden stattdessen Sachbearbeiter*innen, Projektleiter*innen,
Mitarbeiter*innen in den Bereichen Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit,
Presse und Marketing oder Kunstvermittler*innen gesucht, die „Erfahrungen
im Bereich Kulturmanagement“ mitbringen. Zur Vielfalt der
Themengebiete von Kulturmanager*innen zählen mittlerweile Kulturmarketing,
Kulturpolitik, Kulturfinanzierung (inkl. Fundraising und Sponsoring),
Rechnungswesen, Managementlehre (inkl. Projektmanagement,
Selbstmanagement und Eventmanagement), Öffentlichkeitsarbeit, Kulturrecht,
Personalwesen wie auch Kulturwirtschaft/Kulturökonomie.
Halten wir fest: Kulturmanager*innen sind also dafür verantwortlich der
Gesellschaft Kunst und Kultur zu vermitteln. Sie gestalten also die Rahmenbedingungen
und nehmen dadurch Einfluss auf die Kultur und ihren
Weg zum Publikum. Umgekehrt können Kulturmanager*innen auch Kultur
verhindern, nämlich die, die sie nicht anbieten. Sind Sie sich eigentlich
hinsichtlich der besonderen Verantwortung über die Kunstfreiheitsgarantie
(Art. 5 Abs. 3 GG) bewusst?
ACHTUNG!
URSACHE 2: Fehlende
Standards in der
Kulturmanagementausbildung
Kulturmanager*innen können Kultur verhindern!
Das Kulturmanagement ist keine traditionelle wissenschaftliche Disziplin,
sondern eher interdisziplinär zu verstehen. Universitäten, Musikhochschulen,
freie Weiterbildungsinstitute – heute ist die Vielfalt der
Kulturmanagementausbildung und kulturmanagementähnlichen Studiengänge
kaum zu überblicken – dabei ist die Schwerpunktsetzung individuell
und frei von einheitlicher Theorie. Doch wie lässt sich die Qualität
der pluralistischen Ansätze objektiv ermitteln? Welche Inhalte in
welchem Lehrformat können sich in der neuen VUKA-Welt (volatil, unsicher,
komplex und ambivalent) behaupten? Ein deutlicherer Fokus der
Kulturmanagementausbildung auf betriebswirtschaftlicher und managerialer
Ebene wäre dringend notwendig. Auch der Austausch zwischen
Theorie und Praxis bietet noch immer ein enormes Entwicklungspotenzial.
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Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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4. Organisationsstruktur im
öffentlichen Kulturbetrieb
Ausgebildete Kulturmanager*innen finden sich im öffentlichen Kulturbetrieb
bisher leider noch selten. Dabei ist die Theater- und Orchesterlandschaft
in Deutschland vielfältig und weltweit einmalig. Sie setzt sich
laut Deutschen Bühnenvereins wie folgt zusammen:
Deutsche Theater- und
Orchesterlandschaft weltweit
einmalig
Die Kultur ist in der Bundesrepublik Deutschland vorrangig Aufgabe der
Länder. Länder und Kommunen tragen den gleichen Anteil. Der Bund
beteiligt sich mit rund 2 Milliarden Euro für die öffentlich getragenen
Theater und Orchester – das sind etwa 0,2 Prozent der Gesamtausgaben
von Bund, Ländern und Gemeinden. Die Theater und Orchester beschäftigen
knapp 39.000 Menschen und sichern zeitgleich Arbeitsplätze von
Stakeholdern (Vgl. Deutscher Bühnenverein 2020).
Theater werden in der Regel von Intendant*innen geleitet, wobei die Intendantin
oder der Intendant nun nicht mehr die künstlerische Leitung
Finanzierung
Mehrheitlich hierarchisch
geprägt
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und Verwaltungsspitze in einer Person vereint. Nicht zuletzt verursacht
durch die flächendeckende Umwandlung von Regie- und Eigenbetrieben
in GmbHs kommt mit einer kaufmännischen Geschäftsführung eine
neue Position hinzu, die der Intendanz gleichgesetzt wurde. Die darunterliegende
Organisationsstruktur steht noch am Anfang eines Wandlungsprozesses.
5. Gehaltskultur am Theater und ihre
Folgen
“Unsere befragten Theaterleute verdienen wenig, haben unsichere Beschäftigungsverhältnisse
und Frauen verdienen deutlich weniger als
Männer. Gleichzeitig werden auf dieser Basis Inszenierungen produziert,
die ethische Grundwerte wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Verantwortung
an ihr Publikum vermitteln. Wie passt das zusammen?”
Zitat von Sören Fenner, Geschäftsführer von Theapolis
Vertragsarten
An den öffentlichen Theatern gelten unterschiedliche Tarifverträge. Für
das künstlerische Personal existieren zwei verschiedene Tarifverträge,
zum einen der Normalvertrag (NV) Bühne und der Tarifvertrag für Musiker
in Kulturorchestern (TVK). Der Normalvertrag Bühne (NV-Bü hne) ist ein
Tarifvertrag der zwischen dem Deutschen Bühnenverein (Arbeitgeberverband)
und der Genossenschaft Deutscher Bü hnenangehö riger (GDBA)
vereinbart wurde. Er wird bei städtischen, Staats- und Landestheatern
angewendet. Der Vertrag gilt für Sä nger*innen, Schauspieler*innen und
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Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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Tä nzer*innen, aber auch für Dramaturg*innen, Theaterpä dagog*innen,
Regie-, Kostü m- und Bü hnenbildassistent*innen, Mitarbeiter*innen im
Künstlerischen Betriebsbüro (KBB), in der Marketing- und Presseabteilung,
im Maskenbild, in Sekretariaten, persönliche Referent*innen etc.
Für das nichtkünstlerische, also technische Personal, gelten die Tarifverträge
des öffentlichen Dienstes. Im Unterschied zum TVL ist der
NV-Bü hne ein befristeter Vertrag, der jeweils im Oktober des Vorjahres
(!) um eine Spielzeit verlängert wird und erst nach 14 Jahren Beschäftigung
am selben Haus entfristet werden muss.
Für Arbeitnehmer*innen mit dem NV-Bühne-Vertrag gilt selbstverständlich
auch das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Zumindest theoretisch – auf
dem Papier! Durch die hierarchischen Organisationsstrukturen des Theaters,
die jährliche mögliche Nichtverlä ngerung, die fehlende Fürsorgepflicht
auf der Leitungsebene und die eigene intrinsische Motivation
kommt es allerdings oft zu Verstößen gegen das ArbZG; das liegt schon
im Vertrag begründet:
Verstoß gegen das
Arbeitszeitgesetz (ArbZG)
§ 3 Arbeitszeit der Arbeitnehmer
Auszug aus dem Arbeitszeitgesetz (ArbZG)
Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden
nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert
werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb
von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht
überschritten werden.
Für NV-Bühne-Beschä ftigte ist eine vertragliche Arbeitszeit von 48
Stunden pro Woche festgesetzt. Ausnahmen sind selten, aber existent.
Arbeitszeit mit NV-Bühne: 48
Stunden pro Woche
Im Mai 2019 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass
Arbeitgebende die Arbeitszeit von Arbeitnehmenden erfassen müssen.
Noch ist nicht klar, wie Deutschland mit dem Urteil des EuGH zur generellen
Arbeitszeiterfassung umgehen wird. Das spricht dafür, dass das
Urteil des EuGH in Deutschland keine unmittelbaren Auswirkungen für
Arbeitgebende hat. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die deutschen
Gerichte und Behörden das ArbZG aufgrund der neuen Entscheidung
europarechtskonform so auslegen, dass ab sofort alle Arbeitszeiten dokumentiert
werden müssen (Vgl. Oelkers, Felix, 2019).
2019 lag die Mindestgage im NV-Bühne bei 1.850 Euro brutto pro Monat.
Auf eine 48-Stunden-Woche bedeutet das einen Brutto-Stundenlohn
von 8,89 EUR. 3 Der gesetzliche Mindestlohn betrug in 2019 aber 9,19 Euro
Brutto/ pro Stunde. NV-Bühne Mitarbeiter*innen erhielten in 2019 keinen
Mindestlohn! Das ist fast schon skandalös im gesamtgesellschaftlichen
Vergleich. Denken wir an die Streiks von pädagogischem Personal
in Kitas, die in den vergangenen Jahren für ein Einstiegsgehalt von 2.500
€ streikten. Der öffentliche Dienst hat auch ein Einstiegsgehalt: 1903,09
€ Brutto in der Entgeltgruppe E 1, für „einfache Tätigkeiten, An- und Ungelernte“.
Verstoß gegen den Mindestlohn
3 Formel zur Stundenlohnberechnung: (48 (Wöchentliche Arbeitsstunden) x 13)) ÷ 3 = 208 (Durchschnittliche
Arbeitsstunden pro Monat) 1850 (Bruttogehalt) ÷ 208 (Durchschnittliche Arbeitsstunden
pro Monat) = 8,89 (Stundenlohn)
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MONEY, MONEY, MONEY
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Lohnsteigerung ab April 2019
Im April 2019 kam dann die Erkenntnis: Der Deutsche Bühnenverein und
die Künstlergewerkschaften Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger
(GDBA), Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer
(VdO) und Deutsche Orchestervereinigung (DOV) haben sich im April
2019 auf Lohnerhöhungen geeinigt. Der Tarifabschluss gilt auch für alle
künstlerisch Beschäftigten an Theatern und Orchestern nach dem Normalvertrag
Bühne (NV-Bühne) und dem Tarifvertrag für die Musiker in
Kulturorchestern (TVK). Gemeinsam hat man sich auf eine Übertragung
der Lohnabschlüsse des öffentlichen Dienstes auf alle Künstler*innen
geeinigt:
Damit steigen die Löhne an Stadttheatern angelehnt an den Tarifvertrag
des öffentlichen Dienstes (TVöD) rückwirkend zum 1. April 2019 um 3,09
Prozent und ab 1. März 2020 noch mal um 1,06 Prozent. Für die künstlerisch
Beschäftigen an Staatstheatern werden die Vergütungen mit Bezug
auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L)
rückwirkend ab 1. Januar 2019 um 3,17 Prozent, mindestens aber um 100
Euro erhöht, und ab 1. Januar 2020 um weitere 3,17 Prozent, mindestens
aber um 90 Euro.“
Deutscher Bühnenverein, Pressemeldung vom 4.4.2019
Beschäftigte mit der NV-Bühne
haben nur wenig sozialen Schutz
Der Deutsche Bühnenverein verteidigt die Vertragsform NV-Bühne und
behauptet, diese sichere die „im Sinne der Freiheit der Kunst erforderliche
Flexibilität“ und biete „zugleich den notwendigen sozialen Schutz
der künstlerischen Theatermitarbeiter“. Doch im Vergleich zu Tarifverträgen
des öffentlichen Dienstes bietet der NV-Bühne eher wenig sozialen
Schutz:
■ dauerhafte, jährliche Befristung, Entfristung nach 14 Jahren
■ Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz: 48-Stunden-Woche
■ Geringes Arbeitsentgelt
■ Kein Urlaubsanspruch außerhalb der Theater-/Konzertferien (Spielzeitpause)
■ oft kein Überstundenausgleich
■ Urlaubsscheine für das Wochenende: rot und grün
Auf den letzten Punkt soll hier kurz gesondert eingegangen werden, da
dieser Vertragsbestandteil zumeist unbekannt ist. Er betrifft Urlaubsscheine
für das Wochenende. Sie planen am Wochenende zu verreisen?
Dann müssen Sie den Vordruck Urlaubsschein bei der Theaterleitung
einreichen. Der Antrag gilt als bewilligt, wenn er schriftlich bestätigt
ist. Dabei ist die Farbe entscheidend, denn rot bedeutet Bereitschaftsdienst
und lautet sinngemäß: Sie dürfen verreisen, müssen aber gewährleisten,
dass Sie innerhalb von einer Stunde am Arbeitsplatz sind.
Der grüne Urlaubschein bedeutet: „Sie haben keine (unbezahlte) Bereitschaft
und müssen lediglich die Erreichbarkeit während des Wochenendes
gewährleisten sowie den Grund des Wochenendausflugs und die
Adresse angeben.“
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Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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6. Wertewelten. Was sind Sie sich
wert?!
Merke!
Das Theater zeigt die Konsequenzen – wenn Arbeit und Leben kaum
noch zu trennen sind!
Die Organisations- und Gehaltsstrukturen erleichtern die Entscheidung
für einen Beruf am Theater nicht unbedingt. In Zeiten von „New Work“
wollen Unternehmen den Menschen im Ganzen. Das Theater zeigt exemplarisch
die Konsequenzen, wenn Arbeit und Leben kaum noch zu
trennen sind.
„Es ist das Musterbeispiel eines Unternehmens, in dem die Grenze zwischen
der Organisation und ihren Mitgliedern verwischt. Das teilen Theater
mit „New Work“-Unternehmen, die ihren Mitarbeitern nicht nur ein
Gehalt, sondern auch Sinn und Identifikation versprechen. (…) Der Blick
auf die Theater zeigt schon jetzt, dass der gierige Zugriff auf die Person
nicht nur zur Erfüllung in der Arbeit führt, sondern auch zu Grenzverletzungen
und Zumutungen für die Mitarbeiter.“
Zitat aus der Süddeutschen Zeitung, Feuilleton, Kultur und Management, Ich
will mich einbringen, veröffentlicht am 10. Juni 2019
Die Arbeit definiert unseren Platz in der Gesellschaft, strukturiert unser
Leben und stärkt das eigene Selbstwertgefühl. „Und, was machst du
so?“ Sie haben diese Frage – bewusst oder unbewusst – sicherlich auch
schon einmal ihrem Gegenüber gestellt. Dahinter steckt die unausgesprochene
Frage: „Bist du nützlich?“ Die Arbeit bestimmt den sozialen
Stellenwert: Sag mir, was du arbeitest – und ich sag dir, wer du bist. Im
Rahmen der Studie Wertewelten 4.0 untersuchte des Bundesministeriums
für Arbeit und Soziales, wie wir die heutige Arbeitswelt erleben und
welche Zukunftswünsche wir haben. Drei Indikatoren dominieren: materielle
Sicherheit, Selbstentfaltung und Work-Life-Balance. Vor allem
der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und individuellem Lebensstil
wird wichtiger, nicht nur bei der Generation Y (und Z). Arbeit wird als
identitätsstiftend idealisiert. Das kann für viele Menschen ein Problem
sein, die anders leben wollen. Der Job dient nicht mehr nur der Existenzsicherung
und Bedürfnisbefriedigung, er wird vielmehr der zentrale
Bestandteil des eigenen Selbst. Zur primären Identitätskategorie erhoben,
schafft sie einen ideellen Wert, damit die Selbstausbeutung nicht
zu offensichtlich ist. Verrechnen wir diesen Wert mit dem Gehalt? Liegen
möglicherweise darin die Ursachen, dass wir uns mit niedrigen Gehältern
zufrieden geben?
Arbeit wird als identitätsstiftend
idealisiert
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7. Stimmt das Gehalt?
Einflussfaktoren für das
Gehaltsniveau
Money, Money, Money! Knapp ein Drittel der Beschäftigten möchte von
ihrem Job in erster Linie sorgenfrei und sicher leben können. Für sie
gehört Arbeit dazu, nimmt aber auch zu viel Raum und Zeit im Privaten
ein. Wichtig ist für sie aber ein angemessenes Gehaltsniveau. Auf dieses
nehmen diverse Faktoren Einfluss wie das Stellenprofil, die Position und
die Verantwortlichkeiten. Je höher die Ansprüche und spezifischer die
Anforderungen, umso höher ist die Vergütung. Beinhaltet die Tätigkeit
auch das Führen von Personal? Hier steigt bei der Anzahl der zu leitenden
Mitarbeiter*innen die Verantwortung der Arbeitnehmer*innen und
somit das Gehalt der Führungspersonen. Es ist gleich, welche Verantwortlichkeiten
Sie in Ihrer Position innehaben, ob Personalverantwortung,
Budgetverantwortung oder sogar Umsatzverantwortung. Verantwortung
führt in aller Regel auch zu einem höheren monatlichen Brutto.
Je höher der persönliche Bildungsgrad, desto höher das Gehalt. Dabei
garantiert ein Studienabschluss nicht immer gleich einen guten Verdienst,
aber Studien belegen regelmäßig, dass eine Fachkraft mit akademischem
Hintergrund bis zu 70 Prozent mehr Geld als eine Kollegin
und ein Kollege ohne Studienabschluss bekommen. Bei Führungskräften
liegt der Gehaltsunterschied bei bis zu 30 %.
Möchten Sie mehr verdienen? Dann lohnt es sich, die Möglichkeit von
Weiterbildungen wahrzunehmen, beispielsweise im Rahmen des gesetzlichen
Bildungsurlaubs. Die Branche, in der die berufliche Tätigkeit
angesiedelt ist, beeinflusst das Gehalt immens. Zu den schlechter bezahlten
Branchen zählen neben der Gastronomie und Pflegeberufen,
der Kultur-und Kreativsektor, während im Maschinenbau, der Pharmazie
oder der Automobilindustrie die höchsten Löhne gezahlt werden. Dabei
liegen in den meisten Fällen die Gehälter in großen Konzernen deutlich
über denen kleiner Firmen. Was auf dem Gehaltszettel steht, hängt jedoch
nicht nur von Ihrer Position, die Sie mit Ihren individuellen Fähigkeiten
füllen, der Unternehmensgröße oder der Branche, sondern auch
entscheidend vom Arbeitsort ab, wie oben bereits erwähnt wurde. Regional
betrachtet verdient man in Deutschland in der Regel im Westen
besser als im Osten, im Süden besser als im Norden und in der Stadt
besser als auf dem Land. Das heißt, dass das Gehaltsniveau in Nürnberg
höher ist als in Rostock, in Hamburg höher als in Berlin usw. Die höchsten
Gehälter werden aktuell in Frankfurt am Main und München gezahlt.
Den Gehaltsunterschieden sind keine Grenzen gesetzt. Doch alles ist
relativ und der ergatterte Cash-Vorteil der Bewohner*innen kann durch
höhere Lebenshaltungskosten schnell zunichte gemacht werden.
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Genau genommen fehlt ein Faktor, der das Gehaltsniveau entscheidend
beeinflusst. Nämlich, welchem Geschlecht Sie angehören bzw. sich zu
ordnen: Der Gender Pay Gap!
Gender Pay Gap in Deutschland
2019: 21 %
Wie bereits eingangs erwähnt: Für Gesamtdeutschland betrug der allgemeine
Gender Pay Gap in 2019 unverändert 21 Prozent. Im Übrigen viel
höher als in den meisten uns umgebenden EU-Ländern (Frankreich: 15,2
Prozent, Italien: 5,3 Prozent, Polen: 7,2 Prozent.)
Die langfristigen Folgen des Gender Pay Gaps werden beim Gender Pension
Gap sichtbar, denn die Rentenhöhe bemisst sich nach dem Verdienst.
Hier bildet Deutschland im EU-Vergleich mit einem Gender Pension
Gap von über 45 % bislang das Schlusslicht.
Gender Pension Gap in
Deutschland 2019: EU-
Schlusslicht mit 45 %
Literatur-Tipp:
Weiterführende Informationen finden Sie aufbereitet beim WSI -
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung
oder beim DIW, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
e.V.
8. Rhetorische Tipps für erfolgreiche
Gehaltsverhandlungen
Wenn Sie sich Ihren Werten bewusst sind und diese mit dem Wissen um
gehaltbeeinflußende Faktoren ergänzen, und Sie als Kulturmanager*in
eine Anstellung im öffentlichen Kulturbetrieb anstreben oder als Mitarbeiterin
oder Mitarbeiter am Theater um eine Gehaltsanpassung bitten
Handbuch Kulturmanagement 3 70 20 05
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wollen, dann rate ich Ihnen sich strategisch auf das Gehaltsgespräch
vorzubereiten. Der NV-Bühne garantiert die Mindestgage, alles darüber
hinaus ist individuell und frei verhandelbar. Klare und transparente Bemessungsrichtlinien
gibt es im NV-Bühne nicht.
Unzählige Ratgeber und Karriereplattformen haben sich dem Thema Erfolgreich
Gehalt verhandeln gewidmet, einige rhetorische Tipps möchte
ich Ihnen ergänzend zu klassischen Gehaltsverhandlungsstrategien mit
auf den Weg geben. Grundvoraussetzung ist selbstverständlich, dass
Sie Ihre Leistungen und Ihren Wert für das Unternehmen realistisch
einschätzen und vor allem argumentativ belegen können. Das Gehaltsgespräch
steht und fällt mit Ihren sachlichen Argumenten. Und bitte:
Gehaltsgespräche per Mail oder am Telefon sind ein absolutes No-Go!
Beschäftigen Sie sich eingehend mit Körpersprache, Mimik und Ihrer
Stimme und setzen Sie Ihre Erkenntnisse gewinnbringend ein, denn Sie
haben großen Einfluss auf den Erfolg der Gehaltsverhandlung.
TIPP-Liste für die Gehaltsverhandlung
TIPP 1
Das Beste kommt zum Schluss!
Stellen Sie eine Liste zusammen und sortieren Sie Ihre starken und
glaubwürdigen Argumente. Die Stärke bestimmt die Chronologie,
in der Sie Ihre Argumente in dem Gespräch hervorbringen: erst die
schwächeren, am Ende das stärkste. Ich würde zudem empfehlen,
auf sehr schwache Argumente zu verzichten, damit sich der Verhandlungspartner
nicht auf die schwachen Argumente stürzt, relativiert
und damit die starken Argumente ignoriert.
TIPP 2
Weniger ist mehr!
Wenn Sie ein starkes Argument gebracht haben, lassen Sie es nicht
durch unnötiges Weiterreden versanden! Aussprechen, Pause aushalten
und Reaktion abwarten.
TIPP 3
Timing ist alles!
Suchen Sie nach inhaltlichen (Abgeschlossenes Projekt, bevorstehendes
Projekt, verändertes Aufgabengebiet) oder zeitlichen
Anlässen (Jahresendgespräch, Mitarbeitergespräch, neue Budgetverteilung,
neues Geschäftsjahr) für ein Gehaltsgespräch. Achten Sie
immer auf die Laune der Chefin bzw. des Chefs. Kurz vor Weihnachten
ist erfahrungsgemäß ein guter Zeitpunkt!
Ausgabe 70 | 2020 Handbuch Kulturmanagement 3 70 20 05
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KULTUR UND POLITIK
Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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TIPP 4
Machen Sie Ihre Erfolge sichtbar!
Eine Leistung ist nichts mehr wert, sobald sie zu lange her ist. Warten
Sie nicht zu lang! Geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit
sich an Ihren letzten großen Erfolg zu erinnern.
Holen Sie sich Zustimmung!
TIPP 5
Durch relevante Fragen, auf die Ihr*e Abteilungsleiter*in nicht anders
als mit „Ja“ antworten kann, können Sie einen Konsens erzielen,
dem sich nur hartgesottene Verhandlungsprofis entziehen können,
z. B. „Ich nehme an, Sie brauchen auch in schwierigen Zeiten leistungsstarke
Mitarbeiter?“ „Entsprechen meine Leistungen nicht Ihren
Erwartungen?“. Aber Vorsicht: Bitte übertreiben Sie nicht!
Wer zuerst konkret wird, verliert!
TIPP 6
Lassen Sie sich nicht auf die Nennung einer konkreten Summe ein,
sondern bleiben Sie zunächst verhalten. „Das Gehalt soll meine
Erfahrung, mein Engagement und meine Kompetenz widerspiegeln.
Was würden Sie in meiner Position verdienen wollen?“
Kennen Sie Ihre Vorgesetzten!
TIPP 7
Je mehr Sie über Ihr Gegenüber wissen und sich Gedanken über
dessen Interessen machen, umso besser werden Ihre Verhandlungsergebnisse
sein! Direkte Vorgesetzte sind dabei immer die erste
Instanz, übergehen Sie diese nicht! Doch oft verstecken sich Vorgesetzte
hinter der Geschäftsführung oder Theaterleitung und den
dort vereinbarten Sparzielen. Schlagen Sie ein Gespräch zu dritt vor:
„Wenn Sie glauben, meine Gehaltserhöhung nicht gegenüber Ihrem
eigenen Vorgesetzten vertreten zu können, schlage ich ein Gespräch
zu dritt vor.“
EXTRA-TIPP
Sie können auch mit dem Gehalt von Freiberufler*innen, Selbstständigen
und Freelancer*innen als Vergleichswert argumentieren. Dazu
muss man aber eine realistische Stundensatzkalkulation von Freelancer*innen
kennen. Dabei werden alle wichtigen Bestandteile der
Kalkulation, die den Stundensatz beeinflussen, wie die Sozialversicherung,
die Auslastung im Jahr, Produktivität der Freiberufler*innen,
Fixkosten, Kosten für Rechnungswesen und die Gewinnmarge
mit aufgeführt.
Handbuch Kulturmanagement 3 70 20 05
Ausgabe 70 | 2020
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9. Fazit
■ Entwicklung einer gemeinsamen
Haltungskultur
■ Ungenutztes Innovationspotential
■ Aufbrechen von gewachsenen
Strukturen
■ Transparente Gehaltskultur
■ Qualifizierungsangebote
■ Klar geregelte Aufstiegschancen
Worauf warten die Kulturbetriebe? Gut subventioniert, herrscht scheinbar
zumindest in der Organisationsstruktur wenig Innovations- oder
Mitbestimmungsdruck. In der Kulturbranche ist es oft versäumt worden
allen Mitarbeiter*innen im Hinblick auf Konflikt-, Kommunikationsund
Teamfähigkeit Weiterbildungsmöglichkeiten zu geben, um an einer
gemeinsamen Haltungskultur zu arbeiten, die vor allem auf Wertschätzung,
Dialog auf Augenhöhe, Vertrauen, 360-Grad-Feedback und Kritikfähigkeit
abzielt. Wäre es nicht gerade die Funktion des Kulturmanagements
die Verantwortung für das Ineinandergreifen aller Prozesse für
Beteiligte und Stakeholder zu übernehmen und kontinuierlich an einer
Kultur zu arbeiten, in der diese Elemente etabliert und gelebt werden?
Doch wo sind die ausgebildeten Kulturmanager*innen, die die Gedanken
von Cultural Leaderships, Partizipation, Strategie- und Visionsprozessen
in die öffentlichen Kultureinrichtungen tragen? Sind sie noch nicht in
der Führungsebene angelangt? Der bevorstehende Generationswechsel
hat das Potenzial für nötige Kompetenz in Leitungsfunktionen zu sorgen,
um gewachsene Strukturen in Kulturbetrieben und die Haltung ihrer Mitglieder
so zu verändern, dass sie auch in Zukunft nachhaltig Sinn stiften.
Das ist überfällig! Natürlich braucht ein solcher Strategie-Prozess
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KULTUR UND POLITIK
Strukturen und Prozesse in der Kulturpolitik
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jedoch neben Wissenstransfer, Zeit, Budgets für Fortbildungen auch
entsprechende Ausbildungsinhalte (Vgl. Thomson, Kai, 2018). Es bedarf
bei der Kompetenzentwicklung und Beseitigung von Defiziten nicht nur
individuelle Qualifizierungsangebote, sondern auch eine transparente
Gehaltskultur und klar geregelte Aufstiegschancen, um Fachkräfte zu
gewinnen und zu binden. Es bleibt spannend, wie sich Theater künftig
auf Managementebene im Spannungsfeld zwischen technischer Innovation
und gesellschaftlichem Nutzen bewegen.
Und worauf warten Sie?
Egal in welchem Anstellungsverhältnis Sie Ihre beruflichen Tätigkeiten
verrichten: Trauen Sie sich! Kennen Sie sich, Ihren Wert und Ihren persönlichen
Aktionsradius! Holen Sie das Beste heraus. Es lohnt sich umzuschauen,
denn verschiedene Netzwerke, Vereine und Leitpersonen
setzen sich mit der Gehaltskultur der Kulturmanager*innen nicht nur
speziell am Theater kritisch auseinander! Lernen Sie Trends und Potenziale
zu erkennen und finden Sie Möglichkeiten diese einfließen zu lassen.
Denn Hoffnung ist keine Strategie!
Trauen Sie sich!
Literatur
[1] Boll, Christina & Lagemann, Andreas (2018): Wirtschaftsdienst / Jahrgänge
/ 2018 / Heft 7 / Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst und in
der Privatwirtschaft, S. 528–530.
[2] Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (2016): Studie Wertewelten
4.0.
[3] Deutscher Bühnenverein: Theaterstatistik 2017/2018, Köln 2019.
[4] Deutscher Bühnenverein: Pressemeldung 4.4.2019, http://www.buehnenverein.de/de/presse/pressemeldungen.html?det=528,
Zugriffsdatum:
21.2.2020.
[5] Deutscher Bühnenverein: Theater- und Orchesterlandschaft, http://
www.buehnenverein.de/de/theater-und-orchester/theater-und-orchesterlandschaft.html,
Zugriffsdatum: 20.02.2020.
[6] Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.: Gender Pay Gap
(2019), https://www.diw.de/de/diw_01.c.543722.de/presse/glossar/gender_pay_gap.html,
Zugriffsdatum: 13.1.2020.
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[7] Gehalt.de GmbH: Kulturmanager Gehalt bundesweit (2019), https://
www.gehaltsvergleich.com/gehalt/Kulturmanager-Kulturmanagerin,
Zugriffsdatum: 10.1.2020.
[8] Klein, Armin (2008): Kompendium Kulturmanagement, Handbuch für
Studium und Praxis - Eine Einführung, München: Vahlen.
[9] Klein, Armin (2017): Entwicklung des deutschen Kulturmanagements,
Warum öffentliche Kulturbetriebe nicht lernen (müssen) Teil II, https://
www.kulturmanagement.net/Themen/Fachbeitrag-Warum-oeffentliche-Kulturbetriebe-nicht-lernen-muessen-Teil-II,2263,
Zugriffsdatum:
10.1.2020.
[10] Kühl, Stefan (2015): Wenn die Affen den Zoo regieren, Die Tücken der
flachen Hierarchien, Frankfurt am Main: Campus Verlag.
[11] Kühl, Stefan & Laudenbach, Peter (2019): Theater und Management,
Ich will mich einbringen, https://www.sueddeutsche.de/kultur/theater-und-management-ich-will-mich-einbringen-1.4481114,
Zugriffsdatum:
22.2.2020.
[12] Nix, Christoph (2019): Theaterrecht, Handbuch für Theatermacher,
Berlin: Theater der Zeit.
[13] Oelkers, Felix (2019): Partner BvM Berlin, https://www.bvm-law.de/de/
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[14] Schmidt, Thomas (2019): Macht und Struktur im Theater, Asymmetrien
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[15] Schmidt, Thomas (2018): Elemente des deutschen Theatersystems,
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[16] Schmidt, Thomas (2016): Theater, Krise und Reform, Eine Kritik des
deutschen Theatersystems, Wiesbaden: Springer VS.
[17] Schmidt, Thomas (2011): Theater im Wandel, Vom Krisenmanagement
zur Zukunftsfähigkeit, In: K. Bekmeier-Feuerhahn, S. Höhne, et al.
(Hrsg.), Jahrbuch Kulturmanagement, S. 161-180.
[18] Thomsen, Kai (2018): Themenreihe Zukunft der Arbeit, Mitarbeiterpartizipation,
Agilität für die Zukunft der Kultur, https://www.
kulturmanagement.net/Themen/Agile-Kultureinrichtungen-Kultur-nach-den-Wuenschen-der-MitarbeiterInnen,3890,
Zugriffsdatum:
12.02.2020.
[19] Winter, C. & Buschow, C. (2010): Der Arbeitsmarkt für Kulturmanager,
Entwicklung der Qualifikationsanforderungen im Berufsfeld Kulturmanagement
in Deutschland, KM Magazin, o.J. (47), S. 4-12.
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Autorin
Die Musikwissenschaftlerin und Kulturmanagerin Nicole Sachse-Handke schöpft ihr
Wissen aus 14 Jahren Arbeit in namhaften Berliner Kultureinrichtungen. Sie ist Impuls-
und Ideengeberin mit strategischem Weitblick und operativer Umsetzungskompetenz,
berät Vereine und Initiativen in Strategie- und Weiterentwicklungsprozessen
und hat einen Lehrauftrag für Kulturmanagement.
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