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Sportkurier Juli-August 2020

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Juli / August 2020 EUR 2,40

sport-kurier

rhein-neckar/kraichgau

Bammentals Hansi Flick holt mit

dem FC Bayern das Double


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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Freuen Sie sich ganz

besonders auf diese Ausgabe, denn

der Sport hat viele Entscheidungen

mit sich gebracht, wenn auch einige

am “grünen Tisch”, sprich auf Verbandstagen

getroffen wurden. Die

Ausgabe ist wieder einmal breit

gefächert und verschafft den Lesern

einen kompakten Gesamtüberblick.

Die TSG Hoffenheim hat

in einem starken Endspurt die Qualifikation

für die Europa-League

geschafft und trotz Pandemie ein

Rekordergebnis eingefahren.

Weniger zufrieden war die

Frankfurter Eintracht, die den Erwartungen

sportlich hinterher hinkte und

der FSV Mainz 05, der wieder

einmal eine Zittersaison um den

Klassenerhalt durchlebte.

Erfolg hatte hingegen der

Bammentaler Hansi Flick, der mit

dem FC Bayern München als Chefcoach

innerhalb weniger Tage das

Double gewann.

Erfolgreichere Tage hat

der 1. FC Kaiserslautern gesehen.

Finanziell angeschlagen, hofft man

nun auf einen Investor aus Dubai.

Insgesamt sehr zufrieden

kann der Drittligaaufsteiger SV

Waldhof Mannheim sein, denn einige

Zeit lang konnte man sogar mit

dem Aufstieg in die 2. Bundesliga

liebäugeln. Nun sind noch einige

Personalien bei den Blauschwarzen

zu klären, damit auch die zweite

Spielzeit in der 3. Liga ein Erfolg

wird.

Die DFB Nationalmannschaft

ist im Wartestand, die EURO

2020 wurde bekanntlich verschoben.

Hoffen auf Zuschauer und

einem vollen Haus, den Wunsch

hegen die Rhein-Neckar Löwen, die

sich darüber hinaus mit Mait Patrail

verstärkt haben.

Die Fans der Adler Mannheim

müssen Geduld aufbringen,

denn die neue Saison wird noch auf

sich warten lassen.

Weitere Sternstunden im

Tennis möchte Grün-Weiss Mannheim

erleben, aber hierfür muss

man sich bis 2021 gedulden.

Bei Ferrari geht eine Ära

zu Ende. Sebastian Vettel wird am

Saisonende aufhören.

Besuchen Sie uns doch auf

unserer tagesaktuell

geführten Webseite

www.sport-kurier.mannheim.de

Eure sport-kurier Redaktion

und

Ihr Manfred Jordan

(Herausgeber)

Bundesliga

TSG Hoffenheim

EUROPA wir Kommen! 4-5

Rekordergebnis trotz Pandemie 6-7

Eintracht Frankfurt

Ziel verpasst

Eintracht hinkt Erwartungen hinterher 8-9

FSV Mainz 05

Turbulente Saison mit happy-end 10

FC Bayern München

Mit dem Bammentaler Hansi Flick

zum Double 12-13

2. Bundesliga

SV 1918 Sandhausen

Es folgt das 9. Jahr 2. Bundesliga

SVS hat den Klassenerhalt

frühzeitig geschafft 14-15

Karlsruher SC

Ligaerhalt Dank Kraftakt 16-17

3. Liga

1. FC Kaiserslautern

Rettet ein Investor aus Dubai

den 1. FCK? 18

SV Waldhof Mannheim 07

Drittligaaufsteiger SV Waldhof hat eine

Duftmarke gesetzt 20-21

Es sind noch Personalien zu klären 22

DFB

Nationalmannschaft im Wartestand 24-25

Amateure

Das lange Warten hat ein Ende 26

Handball

Das Hoffen auf Zuschauer bei den

Rhein-Neckar Löwen 28

Hinten und vorne eine Bank -

Mit Mait Patrail einen starken

Neuzugang verpflichtet 29

INHALTSVERZEICHNIS

Thema Seite Thema Seite

Eishockey

Die Fans brauchen Geduld 30

Der Abschied von einer Legende

Stadionsprecher Udo Scholz verstorben 32

Basketball

Mit einem Rückkehrer aus der Pandemie

Albert Kuppe spielt wieder für

die Academics 34

Tennis

Weitere Sternstunden sollen folgen 36-37

Formel 1

Sebastian Vettel verlässt Ferrari 38

IMPRESSUM

Herausgeber:

Manfred Jordan

sport-kurier Mannheim

Auggener Straße 7, 68239 Mannheim

E-Mail: info@sport-kurier.com

0621-4 84 45 00

Druck:

City-Druck Heidelberg

www.city-druck.de

69115 Heidelberg

Vertrieb:

BZG Schmitt KG

Presse Vertrieb Pfalz GmbH &

Co. KG Karl Schmitt und Co.

Redaktionsverantwortlich:

Manfred Jordan, Ronald Ding

Redaktionsmitarbeit:

Manfred Jordan, Marc Schüler, Katrin

Schill, Daniel Hut, Ronald Ding, Jürgen

Bauer

Fotos: AS Sportfotos, Marc Schüler, Gameday

Media Service, Siegfried Lörz, Alfio

Marino, Berno Nix

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 3


Europa, wir kommen!!

TSG Hoffenheim qualifiziert sich für einen Platz

im internationalen Geschäft

Von Jürgen Bauer

Die TSG Hoffenheim krönte mit

einem 4:0-Überraschungserfolg

am letzten Bundesliga-Spieltag

bei Borussia Dortmund eine von

Höhen und Tiefen geprägte

außergewöhnliche Saison

2019/20, bei der am Ende mit

einem sechsten Tabellenplatz

die direkte Qualifikation für die

Europa League gelang. Nach

den Abgängen von vier

Leistungsträgern sowie Trainer

Julian Nagelsmann im vergangenen

Sommer träumten nur

die kühnsten Optimisten von

einer dritten Europapokalteilnahme

innerhalb der letzten vier

Spielzeiten. Dass es nach einer

enttäuschenden Heimbilanz

(neun Niederlagen), einer ungewöhnlich

positiven Auswärtsbilanz

(acht Siege) und der

Trennung von Trainer Alfred

Schreuder vier Spieltage vor

Saisonende dennoch für das

internationale Geschäft reichte,

überraschte am Ende doch

sehr. Alexander Rosen, Direktor

für Profifußball, zeigte sich

nach drei souveränen Siegen in

den letzten drei Saisonspielen

sehr zufrieden: "Ich habe schon

vor dem letzten Spiel in Dortmund

gesagt, dass es auf jeden

Fall eine gute Saison für uns ist.

Jetzt ist es als Sechster eine

sehr gute Saison. Mit einem

grandiosen Abschluss." Unverkennbar

waren in diesem

Umbruchsjahr die fehlende

Konstanz in den Leistungen und

die daraus resultierenden

Ergebnisse. Die drittbeste Platzierung

der Vereinsgeschichte

nach dem vierten (Saison

2016/17) und dritten (2017/18)

Rang hatte nicht zuletzt

aufgrund der Corona-Pause

enorme Ausschläge in beide

Richtungen. Zu den Negativergebnissen

zählt zweifellos die

mit 0:6 höchste Bundesliga-

Heimniederlage gegen Meister

Bayern München, die auch

noch höher hätte ausfallen

können, wenn der Rekordmeister

nicht nach der zweiten

Spielunterbrechung wegen

Diffamierungen der Bayern-

Fans Richtung TSG-Mäzen

Dietmar Hopp zusammen mit

den Hoffenheimern vom Wettkampf-

auf Demonstrationsmodus

in der Schlussviertelstunde

umgeschaltet hätte. Ebenso

blamabel war das 1:5 gegen

Mainz 05, obwohl die Hausherren

eine komplette Halbzeit in

Überzahl spielten.

Fortsetzung Seite 5>>

Leverkusens

Nationalspieler Kai

Havertz (rot) beim

Kopfball gegen die

Hoffenheimer Diadie

Samassekou und

Sebastian Rudy (v. li.)

alle Bilder: S. Lörz

Seite 4

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Links Andrej Kramaric

(blau) erzielte u.a.

alle vier Tore beim

4:0-Sieg im letzten

Punktspiel gegen

Borussia Dortmund

Bild unten: am Ball

Christoph

Baumgartner im Spiel

gegen den FC Bayern

München.

alle Bilder: S: Lörz

37 Gegentreffer mit einer Tordifferenz

von minus 11 sind der

schlechteste Wert seit dem

Aufstieg 2008/09. Deutlich

wohler fühlten sich die Blau-

Weißen in der Ferne, wo sie mit

acht Auswärtssiegen - darunter

in München und Dortmund -

deutlich mehr Punkte als

daheim holten. 30 Auswärtspunkte,

16 Gegentore, eine

Tordifferenz von plus 11 sowie

nur drei Auswärtsniederlagen

sind ein neuer Vereinsbestwert.

Ligatopwerte sind auch ein

Dutzend Jokertore sowie neun

Torvorlagen durch Einwechselspieler,

die die Mannschaft nach

Einwechslungen häufig wie ausgewechselt

wirken ließ. Zu den

positiven Erscheinungen in der

abgelaufenen Saison zählen die

beiden Torhüter Oliver Baumann

und Philipp Pentke, auf

die stets Verlass war. In der

Defensive konnten der Tscheche

Pavel Kaderabek und das

österreichische Eigengewächs

Stefan Posch die konstantesten

Leistungen liefern. Im Mittelfeld

stach vor allem der junge Österreicher

Christoph Baumgartner

hervor, der mit sieben Treffern

und vier Torvorlagen viel Offensivpower

versprühte. Zudem

konnte der Däne Robert Skov

als die effektivste Verstärkung

der Saison zunächst als Linksverteidiger

und später als

Rechtsaußen überzeugen. Der

Standard- und Flankenspezialist

brachte es in seiner Premierensaison

auf vier Tore und vier

Torvorlagen. Im Offensivbereich

kam es aufgrund von vielen Verletzungen

immer wieder zu

unterschiedlichen Angriffsvarianten.

Nach einer starken

Hinserie mit fünf Treffern in 15

Spielen musste Neuzugang

Sargis Adamyan aufgrund einer

Knöcheloperation fast die

gesamte Rückrunde pausieren.

Genau umgekehrt lief es für den

kroatischen Vizeweltmeister Andrej

Kramaric, der nach längerer

Ausfallzeit im Saisonendspurt

richtig aufblühte und mit zwölf

Toren, vier davon beim Saisonfinale

in Dortmund, erneut zum

TSG-Torschützenkönig wurde.

Trotz der vorzeitigen Trennung

von Trainer Schreuder muss

man dem Niederländer beim

Mega-Umbruch in einer schwierigen

Phase und bei einem

schweren Auftaktprogramm

eine solide Arbeit attestieren.

Seine Arbeit bildete die Grundlage

für Platz 7 und dass es am

Ende mit der vereinsinternen

Trainer- Konstellation Matthias

Kaltenbach, Marcel Rapp,

Kai Herdling, Torwarttrainer

Michael Rechner und Videoanalyst

Timo Gross unter der Regie

von Manager Rosen zum

direkten Weg nach Europa

reichte. Im Rückblick sagte

Schreuder in einem Interview:

"Es ist eine Schande, dass ich

die Saison nicht beenden konnte,

dabei kann ich in den Spiegel

schauen. Ich wollte langfristige

Antworten und sie kamen nicht.

Leider konnten wir uns nicht auf

einen gemeinsamen zukünftigen

Weg der TSG einigen."

Demgegenüber steht die Aussage

von Kapitän Benjamin

Hübner in Bezug auf die Spielund

Herangehensweise, die von

den Verantwortlichen am Ende

als viel zu defensiv und ängstlich

angesehen wurde: "Man hat

in den letzten Wochen gesehen,

wofür Hoffenheim steht. Der

offensive Fußball ist die

Hoffenheim-DNA."

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 5


Die Hoffenheimer

haben sich mit einem

starken Endspurt

direkt für die

Euro-League

qualifiziert.

Ein Erfolg, mit dem

man lange Zeit nicht

mehr rechnen konnte.

Bild: S. Lörz

Rekordergebnis trotz Pandemie

Die TSG Hoffenheim ist finanziell gut aufgestellt

Von Jürgen Bauer

Die TSG Hoffenheim geht in

vielen Bereichen gut aufgestellt

in ihre am 18. September beginnende

13. Bundesliga-Saison.

Nach dem überraschend positiven

Abschneiden in der Saison

2019/20, in der sich die Kraichgauer

mit dem 6. Tabellenplatz

für die Europa League qualifizierten,

passt es sportlich

hervorragend. Auch personell

kommt es aufgrund vieler langfristiger

Verträge zu wenig

Veränderungen, was zu Corona-Zeiten

und den damit

verbundenen finanziellen Folgen

in der aktuellen Situation

ein Vorteil ist. Manager Alexander

Rosen konnte schon frühzeitig

seinen Kader festzurren

und muss nur noch an wenigen

Stellschrauben nachjustieren.

Dank der hohen Transfererlöse

aus der letzten Saison konnten

die Hoffenheimer trotz der seit

März anhaltenden Corona-Pandemie

und den daraus entstandenen

Umsatzeinbußen,

bedingt durch Geisterspiele und

deutlich weniger TV-Einnahmen

ein Rekordergebnis vermelden.

TSG-Geschäftsführer Frank

Briel: "Wir werden die 200-Millionen-Euro-Umsatzschwelle

überschreiten, natürlich getrieben

durch die hohen Transfererlöse

von mehr als 110 Millionen

Euro im Sommer vorigen Jahres.

Die Umsatzeinbußen durch

Corona belaufen sich für die

laufende Saison auf etwa fünf

Prozent, in den kommenden

Spielzeiten auf deutlich mehr".

Zum Vergleich: In der Saison

2018/19 betrug der Umsatz

161,7 Millionen Euro. Auch

wenn laut Briel in den nächsten

zwei Jahren durch den neuen

TV-Vertrag Einbußen in Höhe

von 21 Millionen Euro zu erwarten

sind, erweisen sich jetzt die

nicht einkalkulierten Europapokaleinnahmen

im wirtschaftlichen

Konkurrenzkampf mit den

etablierten, größeren Vereinen

als besonders lukrativ.

Fortsetzung Seite 7>>>

TSG-Trainer Alfred

Schreuder durfte

vorzeitig seinen Stuhl

räumen.

Bild: S. Lörz

Seite 6

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Alexander Rosen,

Direktor für Profifußball,

hat gut lachen.

Die TSG Hoffenheim

erzielte ein

Rekordergebnis.

Bild: S. Lörz

Da kurzfristig die Transfersummen

der Spieler deutlich

gedrückt werden, ist es für viele

Vereine unabdingbar, langfristig

verstärkt noch mehr Wert zu legen

auf die eigenen Nachwuchsleistungszentren

mit

ihren vielversprechenden Talenten.

Als Nachfolger für Nachwuchsdirektor

Dirk Mack haben

die Hoffenheimer von Drittliga-

Aufsteiger 1. FC Saarbrücken

dessen Sportlichen Leiter

Marcus Mann verpflichtet, der

bereits von 2014 bis 2016 in der

zweiten Mannschaft der TSG

spielte. Eine weitere Veränderung

gab es in der Führungsetage,

wo als dritter Geschäftsführer

neben Dr. Peter Görlich und

Frank Briel seit 1. Juli Denni

Strich, der zuvor 13 Jahre an

der Spitze der Marketingabteilung

des DFB stand, installiert

wurde. Mit Vorausblick auf die

neue Spielrunde 2020/21 kann

es erneut eine aus sportlicher

Sicht spannende und erfolgreiche

Saison werden. Die Qualität

ist vorhanden, vor allem im

Offensivbereich. Viel wird davon

abhängen, wie die Mannschaft

mit der Dreifachbelastung zurechtkommt.

Der Spielerkader

wird sich durch die Europapokalteilnahme

sicherlich noch

etwas vergrößern und somit

auch den Konkurrenzkampf verschärfen.

Ein weiterer wichtiger

Faktor ist das Verletzungspech,

dass der TSG zuletzt mehr als

lieb zu schaffen machte. Spannend

bleibt nach wie vor die

Trainer-Frage, die bei Redaktionsschluss

noch nicht entschieden

war. Das Anforderungsprofil

ist nach dem

Missverständnis mit Ex-Coach

Alfred Schreuder deutlich in

Richtung Hoffenheimer-DNA hin

zu einer mutigen und offensiven

Ausrichtung klar vorgegeben.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 7


Ziel verpasst

Eintracht Frankfurt hinkt den eigenen

Erwartungen hinterher

Von Marc Schüler

Sollte es keine große Sensation

geben, dann können die Verantwortlichen

der Frankfurt Eintracht

um Sportvorstand Fredi

Bobic, Manager Bruno Hübner

und Trainer Adi Hütter die

Saison 2020/21 planen. Auf

Platz 9 hat die Eintracht die

"Corona-Saison" abgeschlossen,

verbessert im Gegensatz

zur Winterpause, aber zu wenig

für das einstige Ziel "Internationaler

Wettbewerb". Sucht man

nach den Gründen, warum es

ein paar Punkte (und Plätze)

weniger als erhofft waren, so

muss man nicht weiter gucken

als zur Hinrunde. Platz 7 im Vorjahr

berechtigte zur Qualifikation

für die Europa League,

weshalb die Eintracht bereits

früh wieder reguläre Punktspiele

absolvieren musste und die

Vorbereitung auf die eh schon

lange Saison kurz ausfiel. Dank

Erfolgen gegen den FC Flora

Tallinn, den FC Vaduz und Racing

Straßbourg (6 Spiele

zwischen dem 25. Juni und 29.

August) zogen die Frankfurter in

die Gruppenphase der Europa

League ein, schafften dort dank

der Hilfe von Standard Lüttich

(und einem sensationellen 2:1

Sieg bei Arsenal London) den

Einzug in die K.O.-Phase und

warfen anschließend nach der

Winterpause noch RB Salzburg

aus dem Wettbewerb. Doch war

es die Phase im November und

Dezember, kurioser Weise nach

Seite 8

dem sensationellen 5:1 gegen

Rekordmeister Bayern München,

die den Frankfurtern viele

Punkte kostete. In der Bundesliga

gewann Eintracht die nächsten

sieben Spiele nicht mehr

und holte nur noch beim 2:2

gegen den Tabellen-16. Hertha

BSC Berlin einmal Punkte. Und

auch in der Europa League

unterlag die SG Lüttich und

Guimares, der Sieg im November

in London war überraschend,

sensationell und eine

Demonstration der Willensstärke.

Denn eins war auch unübersehbar:

der Umbruch im Kader

war nach dem Abgang der

Büffelherde Sebastian Haller,

Luka Jovic und Ante Rebic groß

und die Europa League Qualifikation

kräfteraubend, so dass

dem Team einfach im November

und Dezember die Luft ausging

und man froh war sich auf

Platz 13 in die Winterpause zu

schleppen. Am Ende hätte es

dann dank guter Rückrunde fast

doch noch für Europa gereicht.

Hätte die SGE nicht 0:2 gegen

Mainz verloren und bei den

schwächelnden Kölnern 1:1

gespielt, wäre Platz 7 und die

erneute Qualifikation für die

Europa League drin gewesen.

So heißt es einen Umbruch

forcieren, denn mit 32 Spielern

in eine Saison ohne internationalen

Wettbewerb zu gehen,

das schafft nur Unmut.

25 Spieler sollen es nach Willen

von Trainer Adi Hütter sein,

dabei sind bis auf Stürmer Ragner

Ache noch keine Neuzugänge

eingeplant. Fynn Otto und

Jabez Makanda kommen aus

der U19 hoch, doch wird kaum

erwartet, dass sie mehr sind als

Kaderspieler um die "Local

Player" Richtlinien im international

besetzten Kader zu erfüllen.

Dazu kommen mit Aymen

Barkok, Simon Fallette, Tuta,

Jetro Williams und Dejan Joveljic

fünf Leihspieler zurück an

den Main, die im Kader untergebracht

oder verkauft/verliehen

werden wollen. Während

Barkok in seiner Zeit in Düsseldorf

seine Bundesliga-tauglichkeit

bewiesen hat (aber mit Verletzungen

kämpfte), gilt Fallette

als sofortiger Streichkandidat

und Eintracht hofft auf das

Ziehen der Kaufoption Seitens

Fenerbahce. Jetro Williams

spielte bei Newcastle stark,

doch eine schwere Verletzung

verhinderte, dass Newcastle die

Kaufoption zog, Tuta und Dejan

Joveljic sammelten wertvolle

Erfahrung in der belgischen

Liga, auch wenn Letzterem

noch ein weiteres "Lehrjahr"

guttun würde, während Tuta voll

überzeugte. Wichtig sind aber

drei Personalien: Trainer Adi

Hütter, Mittelfeld-Motor Daichi

Kamada und Außenstürmer

Filip Kostic. Während Trainer

Hütter noch ein Jahr Vertrag hat

und eine Verlängerung bis 2023

nur noch Formsache zu sein

scheint, stocken die Gespräche

bei Kamada, der als flinker

Dribbler für die Eintracht immer

wichtiger wurde.

Fortsetzung Seite 9>>

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Unterschriftsreif war der Vertrag des jungen

Japaners bereits, ehe sein Berater

beschloss doch noch einmal den Markt zu

sondieren. Für die Eintracht

wäre ein Abgang ein herber Verlust, bei einem

Verbleib wäre Kamada aber im Juni

2021 vertragslos und ablösefrei, was die

SGE vermeiden möchte. Filip Kostic ist

eigentlich unersetzbar auf der Außenbahn

und die meisten Verantwortlichen der Eintracht

rechneten mit einem Abgang - bis

Corona kam. Jetzt sind die Karten neu gemischt

und die Chancen auf einen Verbleib

in Frankfurt liegen bei 50%. Aber auch dies

ist ein Dilemma, denn ein Transfer für 30/40

Millionen Euro des in der Winterpause noch

europaweit begehrten Außenstürmers hätte

der Eintracht Gelder für Transfers in die

Kasse gespült, die durch Corona nun recht

leer zu sein scheint. Auf gut 25 Millionen

Euro bezifferte Bobic die Einnahmenverluste

der Frankfurter durch die Folgen und

Auswirkungen der Pandemie. Genau

diesen Betrag soll der AC Mailand aber für

Ante Rebic bieten, der für zwei Jahre nach

Mailand verliehen wurde, während im

Gegenzug Andre Silva für zwei Jahre an

den Main kam. Gut beraten wäre die

Eintracht, den Transfer von Rebic an die

Personalie Silva zu koppeln, der für die

SGE in der Rückrunde immer wichtige wurde

und der beste Torschütze nach der Corona-Pause

war. Als Zugänge werden

zudem Ex-Nationalspieler Robin Knoche

(ehemals VfL Wolfsburg),Torwart Thomas

Kraft und Mittelfeldmann Kevin Stöger

gehandelt, neben einigen unbekannten Talenten

als Frankreich, Polen und

Spanien.Für diese Spieler müsste allerdings

finanzieller Spielraum geschaffen

werden. Kurz wird die Sommerpause für die

Frankfurter sein, die Spieler wie Marco

Russ, Gelson Fernandez und Jonathan de

Guzman nach dem 3:2 Sieg gegen Paderborn

verabschiedet haben. Am 5. August

muss die Eintracht in Basel zum Rückspiel

gegen den FC Basel antreten - belastet mit

einer 0:3 Hypothek aus dem Hinspiel, als

sich zahlreiche Profis von Corona in

Geisterspielatmosphäre so verunsichert

zeigten, dass die Mannschaft komplett von

der Rolle wirkte. Schaffen die Frankfurter

die nächste Sensation, würden sie zum

Endrundenturnier nach Köln, Düsseldorf,

Duisburg und Schalke fahren und möglicher

Weise gleich auf den VfL Wolfsburg treffen.

Nur ein Europa-League Sieg würde es der

Eintracht ermöglichen auch kommende

Saison noch an einem internationalen Wettbewerb

teilzunehmen - eine eher minimal

kleine Chance gemessen an den Voraussetzungen.

alle Bilder Seite 8 und 9: Marc Schüler

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 9


Turbulente Saison mit happy end

Der FSV Mainz 05 bleibt erstklassig

Von Marc Schüler

Eine turbulente Saison hat der

FSV Mainz 05 dank Corona-

Pause hinter sich. Schienen die

Mainzer zunächst als einer der

Abstiegskandidaten, gelang der

Klassenerhalt dank einem Kraftakt

dann doch ohne bis zum

letzten Spieltag zittern zu

müssen. Doch wirft die Saisonpause

und die Effekte der Pandemie

ein weiteres Problem für

den Klub auf: auf 18 Millionen

Euro wird das Loch in der Bilanz

taxiert, Geld, was der Verein

möglicher Weise über Transfers

von Leistungsträgern erwirtschaften

muss, um in der kommenden

Saison wieder konkurrenzfähig

zu sein. Auch wenn

Stürmer Jean-Philippe Mateta

und Innenverteidiger Moussa

Niakhate Vertrag bis 2023

haben, so scheint ein Abschied

der beiden nicht unwahrscheinlich.

Vor allem an Niakhate (23

Jahre) soll es Interesse aus

Frankreich und England geben.

Sechs Millionen Euro zahlten

die Mainzer an den FC Metz

2018, 66 Bundesligaspiele

später soll der Verteidiger den

Mainzern einen zweistelligen

Millionen-Gewinn bescheren.

Doch dies ist unsicher, denn

aufgrund der Pandemie sitzt

das Geld auch bei den finanzstarken

Vereinen nicht mehr so

locker wie in den Vorjahren.

Auch bei Mateta soll es lose Anfragen

geben, allerdings wird

sein Marktwert nach einer von

Verletzungen geprägten Saison

nicht mehr so hoch sein, wie im

Jahr zuvor. Eher soll es der

Schwede Robin Quaison sein,

den die Konkurrenz auf seiner

Liste hat, doch dieser gilt in

Mainz eigentlich als unverkäuflich.

Verteidiger Roanel Pierre-

Gabriel wurde mit Kaufoption an

Stade Brest ausgeliehen, er

könnte zumindest einen kleinen

Millionenbetrag kommendes

Jahr in die Kasse der 05er

spülen. Allerdings liegt das Problem

der Mainzer eher vorne als

hinten, denn mit 12 Angreifern

verfügt der Kader über einige

Stürmer zu viel. Nach Rückkehr

der ausgeliehenen Profis

Holtmann, Maxim, Seydel, Abass,

Gürleyen und Sverko hat

Mainz jetzt offiziell 35 Spieler

auf der Gehaltsliste. Und da

fehlen noch Stefan Bell und

Daniel Brosinski, die nach Vertragsende

doch neue Verträge

bekommen sollen. Der Kader

muss also ausgedünnt werden.

Bei den Stürmern Gerrit Holtmann

und Aaron Seydel reicht

es nicht für die Bundesliga.

Holtmann hat bei Absteiger SC

Paderborn Erfahrung in der

Bundesliga gesammelt, wurde

jedoch in 26 Spielen 13 Mal nur

eingewechselt (1 Tor). Sie

gelten als erste Streichkandidaten,

eine erneute Leihe ist ausgeschlossen,

da beide nur noch

ein Jahr Vertrag haben. Gesetzt

sollten Karim Onisiwo, Jean-

Philippe Mateta, Robin Quaison,

Jonathan Burkhardt und

Dong Won Ji sein, Paul Neben,

Suliman Mustapha, Cyrill Akono

und Issah Abass könnten die

U23 verstärken oder in die

2. Bundesliga verliehen werden.

Und was Mainz mit Routinier

Adam Szalai macht, muss

Manager Rouven Schröder

noch mit Trainer Achim Beierlorzer

erörtern. Auch für Rückkehrer

Alexandru Maxim scheint im

Mainzer Kader kein Platz mehr

zu sein. Positiv sieht aber die

Zukunft der Mainzer aus. Stabilisiert

sich die Mannschaft vor

allem in der Innenverteidigung,

hat Mainz genug junge talentierte

Spieler, um aus dem Tabellenkeller

herauszukommen.

Überraschen konnte vor allem

der deutsche U-Nationalspieler

Ridle Baku (22 Jahre), der

sowohl als rechter Verteidiger,

als auch im Mittelfeld Leandro

Barreiro, der wertvollste luxemburgische

Nationalspieler aller

Zeiten, zeigte vor allem in der

Rückrunde wie wertvoll der

20-jährige für die 05er werden

kann und war einer der Garanten

für den sicheren Klassenerhalt.

Und eben Mittelstürmer

Jonathan Burkhardt, der mit

seinen 19 Jahren seine Zukunft

erst noch vor sich hat, aber mit

seinen Leistungen in nur elf

Einsätzen (2 Tore, unter anderem

bei Borussia Dortmund)

sein großes Talent zeigte. Alle

drei sollten in der kommenden

Saison mehr spielen, für die

anfällige Innenverteidigung

kommt zudem mit Dimitri Lavalee

(23 Jahre) ein junger Belgier

ablösefrei nach Mainz, dem viel

Talent nachgesagt wird. Nicht

ganz unumstritten ist auch

Trainer Achim Beierlorzer. Immer

wieder soll es zwischen ihm

und seiner Mannschaft Misstöne

geben, allerdings müssen

die 05er erst einen besseren

Ersatz finden, ehe sie einen

Wechsel vornehmen. Durch den

vorzeitigen Klassenerhalt hat

Beierlorzer seinen Job gerettet,

zumindest vorerst. Wie die

Mainzer in die Saison 2020/21

starten wird bestimmen, wie

lange der Trainer noch am

Bruchweg wirken darf.

Seite 10

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


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Trainer Hansi Flick

wird nach dem Pokalsieg

des FC Bayern

München von seinem

Team gefeiert.

Bild unten: Spielszene

des Finals gegen

Bayer 04 Leverkusen

alle Bilder: Marc Schüler

Mit Hansi Flick zum Double

Ein Bammentaler brachte den FC Bayern München

wieder in die Spur

Von Marc Schüler

Erst zum zweiten Mal gelang es

einem Fußballer in diesem Jahr

als Spieler und Trainer das Double

zu feiern. Nachdem Nico

Kovac dies mit dem FC Bayern

München im Vorjahr gelang,

zog nun auch der Bammentaler

Hansi Flick nach, der jedoch im

Gegensatz zu Kovac auch noch

einen Weltmeister-Titel als Assistent

von Bundestrainer Jogi

Löw vorzuweisen hat und mit

den Bayern im August bei der

Champions League Endrunde

in Portugal sogar noch das

Triple perfekt machen könnte.

"Nur" 34 Jahre liegen bei Hansi

Flick zwischen den beiden

"Doubles". Mit 5:2 siegten die

Bayern am 5. Mai 1986 gegen

den VfB Stuttgart, für den

21-jährigen Mittelfeldspieler die

erste Meisterschaft und der

erste Pokalsieg seiner Karriere.

Beim SV Sandhausen - damals

in der Oberliga beheimatet -

hatte es der gebürtige Heidelberger

in den Profifußball

geschafft und die Aufmerksamkeit

der Bayern erregt. Sechsmal

sah er allerdings in seiner

ersten Bundesliga-Saison beim

Deutschen Rekordmeister das

Feld, wo er als junger Spieler an

der Seite von Legenden wie

Seite 12

Jean-Marie Pfaff, Raimond

Aumann, Klaus Augenthaler,

Hansi Pflügler, Lothar Matthäus,

Wolfgang Dremmler, Manni

Schwabl, Sören Lerby, ‚Wiggerl

Kögl, Dieter Hoeneß oder

Roland Wohlfahrt auflaufen

durfte und von Udo Lattek trainiert

wurde. Einen weiteren Einsatz

bekam Flick im DFB-Pokal,

(Achtelfinale beim 2:0 gegen

den VfL Bochum), allerdings

erlebte er das Finale gegen

Stuttgart nur von der Tribüne

aus. Insgesamt 139 Mal lief er

für die Bayern auf, feierte mit

den Bayern noch drei weitere

Meisterschaften, ein weiteres

Double sollte ihm mit dem

Verein allerdings nicht gelingen.

Zum 1. FC Köln zog es ihn in

der Saison 1990/91, ehe er

nach drei Jahren und 54 Spielen

aufgrund einer Verletzung

Sportinvalide wurde und künftig

"nur" noch für den FC Viktoria

Bammental in der Oberliga

Baden-Württemberg und der

Verbandsliga Nordbaden die

Fußballschuhe als Spieler(-trainer)

schnürte. "Beim Double als

Spieler war ich im ersten Jahr

bei Bayern und habe weniger

gespielt. Daher war dieser

Moment Anfang Juli in Berlin

viel intensiver. Ich bin absolut

happy, mit dem was passiert ist

und stolz auf die Art und Weise,

wie wir als Team - Spieler, Staff

und Trainer - fokussiert arbeiten,

damit die Mannschaft

Woche für Woche eine solche

Leistung abrufen kann", erinnerte

sich Flick nach dem Triumph

der Bayern mit 4:2 über Bayer

Leverkusen zurück. "Momentan

gibt es einfach nur Freude, dass

wir das Double gewonnen

haben.

Fortsetzung: Seite 13>>

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Die Spieler können jetzt ein

paar Tage runterfahren und

danach werden wir uns auf die

Finalserie der Champions League

vorbereiten", kündigte Flick

an. Dabei hat Bayern gute

Chancen zum Finalturnier nach

Lissabon zu kommen: mit 3:0

siegten sie im Hinspiel beim FC

Chelsea in London, es müsste

beim Rückspiel in München

schon viel schiefgehen, dass

sich die Münchner den Einzug

ins Viertelfinale noch nehmen

lassen. Als Trainer begann er

seine Profikarriere bei der TSG

1899 Hoffenheim, mit denen er

in seiner ersten Saison 2000/01

die Meisterschaft der Oberliga

feierte und in die Regionalliga

aufstieg. Der Sprung in die

2. Bundesliga wollte ihm mit der

TSG nicht gelingen, was auch

an der Doppelbelastung gelegen

haben mag, da Flick 2003

zusammen mit Thomas Doll als

Jahrgangsbeste den Trainerschein

an der Deutschen Sporthochschule

in Köln erwarb.

Nachdem er von Hoffenheim im

November 2005 freigestellt

wurde, arbeitete er an der Seite

von Giovanni Trapattoni und

Lothar Matthäus bei RB Salzburg,

ehe ihn im August 2006

der Ruf von Jogi Löw ereilte, der

gerade die Nationalmannschaft

von Jürgen Klinsmann übernommen

hatte. Nach dem Gewinn

der Weltmeisterschaft

2014 in Brasilien wurde er zum

DFB-Sportdirektor ernannt und

blieb dort bis zum Januar 2017.

Im Juli 2017 ernannte ihn die

TSG Hoffenheim zum Geschäftsführer,

ehe er zur Saison

2019/20 als Co-Trainer unter

Nico Kovac zum FC Bayern

München ging. Nachdem Kovac

am 4. November 2019 entlassen

wurde, übernahm Flick

zunächst als Interimstrainer. Bis

zum Ende der Hinrunde sollte

der gebürtige Heidelberger

Trainer des Rekordmeisters

sein, doch dank guten Ergebnissen

wurde das Engagement

zunächst bis zum Saisonende,

im April sogar bis Mitte 2023

verlängert. "Ihm ist es gelungen,

die Mannschaft aus der Lethargie

zum Double zu führen. Es

war am Ende ja ein regelrechter

Triumphzug", lobte selbst

Legende Franz Beckenbauer.

Fast unbemerkt hat Flick nämlich

mehrere Rekorde mit den

Bayern aufgestellt. So ist er der

erste Trainer, der 22 seiner

ersten 25 Spiele gewinnen

konnte (bisher: Pep Guardiola

21), blieb 26 Partien lang ungeschlagen

(bisher: Guardiola 24)

und setzte mit 17 Pflichtspielsiegen

hintereinander eine neue

Rekordmarke im deutschen

Profifußball. Spekulieren kann

man nur darüber, ob ohne Corona-Zwangspause

auch das Triple

möglich gewesen wäre,

denn durch die Wechselphase

und die im August neubeginnende

Saison werden alle

Mannschaften ein anderes

Gesicht erhalten und der Titelgewinn

der Champions League

nicht so viel Gewicht haben wie

in anderen Spielzeiten.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 13


Strafraumszene aus

der Saison 2019/2020

SV Sandhausen

gegen den

Hamburger SV

Bild: S. Lörz

Es folgt das 9. Jahr

SV Sandhausen bleibt Bestandteil der

2. Bundesliga

Von Jürgen Bauer

Die kleinste Gemeinde im Profifußball

bleibt auch im neunten

Spieljahr Zweitklassig.

Ligazwerg SV Sandhausen - zu

Rundenbeginn stets als heißer

Abstiegsaspirant gehandeltkonnte

erneut seine Kritiker

Lügen strafen und beendete die

zurückliegende, außergewöhnliche

Saison 2019/20 auf einem

erfreulichen 10. Tabellenplatz.

Dank eines fulminanten Endspurts

mit vier Siegen aus

sieben Partien kletterte das

Team von Trainer Uwe Koschinat

aus den Abstiegsregionen

ins gesicherte Tabellenmittelfeld.

Mit acht Neuzugängen bei

elf Abgängen starteten die

Sandhäuser in ihre achte Zweitligasaison.

Dabei galt es vor

allem die Abgänge der beiden

torgefährlichen Stürmer Andrew

Wooten und Fabian Schleusener,

die zusammen 27 Treffer

erzielten, zu ersetzen. Hierfür

wurden für den Offensivbereich

Julius Biada, Mario Engels,

Robin Scheu und Rückkehrer

Aziz Bouhaddouz verpflichtet.

Im Defensivbereich konnten

sich die Neuzugänge Torhüter

Martin Fraisl und Abwehrrecke

Gerrit Nauber von Beginn an

Stammplätze erkämpfen. Die

Saisonanfangsphase war von

Höhen und Tiefen geprägt.

Einem Unentschieden zum Auftakt

in Kiel folgte eine Heimniederlage

gegen Osnabrück.

Einen großen Kampf auf Augenhöhe

lieferte sich der SVS in der

Erstrundenpartie des DFB-

Pokals gegen Erstligist Borussia

Mönchengladbach vor ausverkauftem

Haus. Bei Gewitter und

strömendem Dauerregen schieden

die Schwarz-Weißen am

Ende trotz deutlichem Chancenplus

unglücklich mit 0:1 aus

dem Wettbewerb aus. Es folgte

in der Liga eine Erfolgsserie von

drei Siegen in Folge gegen

Nürnberg, Heidenheim und

Darmstadt. Danach galt es

einen personellen Rückschlag

zu verkraften, als am letzten Tag

der Transferperiode Leistungsträger

Philipp Förster für die

festgeschriebene Ablöse von

3 Millionen Euro zum VfB Stuttgart

wechselte. Auch wenn der

sportliche Verlust, den auch der

kurzfristig verpflichtete Besar

Halimi nicht wettmachen konnte,

groß war, drang der SVS

durch diesen Transfer in neue

wirtschaftliche Dimensionen

vor. Es folgte eine Durststrecke

von sechs sieglosen Partien,

bei denen es vor allem an der

nötigen Durchschlagskraft fehlte.

Fortsetzung Seite 15>>

Im neunten Jahr in

Folge weht die Fahne

des SV Sandhausen

in der 2.Bundesliga

Bild: S: Lörz

Seite 14

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Am erneuten Aufschwung war

ganz besonders Stürmer

Bouhaddouz beteiligt, der

entscheidende Treffer beim

Remis in Hannover, beim Last-

Minute-Sieg in Fürth und gegen

den späteren Aufsteiger VFB

Stuttgart erzielte. Auch in einem

weiteren Topspiel vor nahezu

ausverkauftem Haus lieferten

die Hardtwald-Kicker dem favorisierten

Hamburger SV beim

1:1-Remis einen leidenschaftlichen

Fight, der sie als Neunter

mit fünf Punkten Vorsprung zu

den Abstiegsplätzen überwintern

ließ. Nach einem

schwachen Start in die zweiten

Saisonhälfte mit nur zwei

Punkten aus sechs Partien

verringerte sich der Abstand zu

den unteren Regionen schlagartig.

Unrühmlicher Negativpunkt

war die kurzfristige Coronabedingte

Absage der Auswärtspartie

in Aue, die eine zweimonatige

Spielpause zur Folge

hatte. Als nach dem Re-Start die

Partie in Aue 1:3 verloren ging,

schmolz der Abstand zu den

Abstiegsrängen auf nur noch

einen Zähler. Doch die Koschinat-Truppe

zog wie schon in der

Vorsaison in ähnlich prekärer

Situation rechtzeitig den Kopf

aus der Schlinge mit drei aufeinanderfolgenden

Siegen über

den SV Wehen Wiesbaden,

Hannover 96 und Greuther

Fürth. Ein Erfolgsgarant war

dabei vor allem eine konstante

und sichere Defensive. 45

Gegentore waren am Ende der

fünftbeste Ligawert. Doch auch

in der Offensive ging es in der

Schlussphase munter zur Sache.

Torgarant Kevin

Behrens brachte es auf insgesamt

14 Saisontreffer und

sieben Torvorlagen. Routinier

Bouhaddouz erzielte alle seine

sechs Saisontore in der Hinserie,

und Julius Biada trumpfte an

den letzten zehn Spieltagen bei

fünf Toren und drei Vorlagen gehörig

auf. Am Ende wurde es

dank eines starken Endspurts

doch noch eine sorgenfreie

Saison. Personell gab es bereits

einige Veränderungen am

Hardtwald. Mit Rurik Gislason,

Markus Karl, Leart Paqarada,

Jesper Verlaat und Roman

Hauck verlassen fünf Spieler

den Verein. Demgegenüber

wurden die auslaufenden

Verträge von Tim Kister, Philipp

Klingmann und Erik Zenga verlängert.

Mit Neuzugang Diego

Contento holten die Kurpfälzer

einen ablösefreien Linksverteidiger.

Der 30-jährige gebürtige

Münchner verfügt aus seiner

langjährigen Zeit beim FC Bayern,

wo er zwischen 2010 und

2014 je drei Mal die Deutsche

Meisterschaft und den DFB-Pokal

sowie 2013 die Champions

League gewann, über reichlich

Erfahrung im Profifußball.

Zuletzt war der Deutsch-

Italiener bei Bundesligaabsteiger

Düsseldorf unter Vertrag,

wo er aufgrund einer langen

Verletzungspause ohne

konstante Einsatzzeiten blieb

und jetzt noch mal auf höchstem

Niveau angreifen möchte.

Zudem wechselt der 28-jährige

Verteidiger Nils Röseler vom

niederländischen Erstligisten

VVV-Venlo ablösefrei in die

Kurpfalz.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 15


Klassenerhalt dank Kraftakt

Der Karlsruher SC springt dem Abstieg gerade

noch von der Schippe

Von Marc Schüler

Einfach geht in Karlsruhe einfach

nicht. Mit viel Glück und

einem Kraftakt sicherte sich der

Karlsruher SC am letzten Spieltag

der 2. Bundesliga doch noch

den kaum noch für möglich

gehaltenen Klassenerhalt - für

den Verein immens wichtig,

bedeutet er doch für den klammen

Verein in der kommenden

Spielzeit einen höheren Anteil

aus dem TV-Topf als im

Abstiegsfall. Es war mal wieder

ein wahrer Krimi gegen den

Abstieg am letzten Spieltag.

Nach zwei Minuten war der

KSC bereits in akuter Abstiegsgefahr,

als der Kopfball von

Daniel Keita-Ruell hinter KSC-

Torwart Benjamin Uphoff einschlug.

In der dritten Minute traf

sogleich Nürnbergs Patrick

Erras gegen Kiel und stellte für

den Club die Weichen auf das

Sichern von Platz 15 und dem

direkten Klassenerhalt. Als nach

elf Minuten dann auch noch der

Seite 16

SV Wehen-Wiesbaden traf, war

es nur noch das Torverhältnis,

das beide Mannschaften unterschied,

aber zum Glück deutlich

für den KSC sprach und somit

(noch) den direkten Abstieg

verhinderte. Doch so ein Fußballnachmittag

ist lang und so

können 90 Minuten für die Fans

locker wie 9 Stunden wirken.

Der erst 20-jährige Nachwuchsstürmer

Dominik Kother

verschaffte dem KSC in der 21.

Minute mit seinem Ausgleichstor

zunächst etwas Luft im

Kampf gegen den Abstieg und

hielt seinen Verein auf dem

Relegationsrang, denn

zwischenzeitlich hatte Wehen-

Wiesbaden gegen den FC St.

Pauli bereits das 2:0 erzielt. Der

Ausgleich von St. Pauli nach 32

Minuten ließ den KSC durchatmen,

doch in der 38. Minute erzielte

Ex-Eintracht Star Stefan

Aigner das 3:2 für den SVWW

und brachte die Anspannung

zurück auf den Platz nach

Fürth, wo sich der KSC gegen

den erneuten Rückstand wehrte.

So blieb es dann auch bis

zur 60. Minute. Dann war es

Marvin Wanitzek, der im

Strafraum der Gastgeber gefoult

wurde und dem KSC einen

Elfmeter bescherte. Philipp

Hofmann trat an und erzielte

sein 17. Saisontor (3. Platz der

Torschützenliste hinter Fabian

Klos und Manuel Schäffler).

Nun waren die Fußballer des

KSC wieder am 15. Platz dran,

zwar zwei Punkte hinter den

Nürnbergern, doch Kiel war am

Drücker und drängte gegen den

"Club" auf den Ausgleich.

Wehen-Wiesbaden bemühte

sich weiterehin und erhöhte bis

zur 66. Minute auf 5:2, ehe in

der 67. Minute Lion Lauberbach

mit seinem dritten Saisontor für

Holstein Kiel die Karlsruher jubeln

ließ. Nun galt es noch

23 Minuten gegen Fürth zu

überstehen, die Führung zu

sichern und gleichzeitig zu hoffen,

dass der 1. FC Nürnberg

noch doch nochmal in Kiel zum

Torerfolg käme. Nürnbergs

Trainer Jens Keller warf noch

einmal alles nach vorne, wechselte

kräftig durch, doch ein

weiteres Tor sollte seiner Mannschaft

nicht gelingen: KSC 15.,

Nürnberg musste in die Relegation.

Nach Willen der Verantwortlichen

beim KSC soll die

kommende Saison nun nicht

mehr so turbulent sein, wie die

Spielzeit 2019/20 endete. Für

die Karlsruher und Sportdirektor

Oliver Kreuzer gleich Grund

genug Nägel mit Köpfen zu

machen und (Interims-)Trainer

Christian Eichner, sowie

Co-Trainer Zlatan Bajramovic

bis 2022 an den Verein zu

binden. Im Februar hatte Eichner

von Alois Schwarz übernommen

und den Verein langsam,

aber stetig zum

Klassenerhalt geführt. Nach

dem 0:2 gegen Kiel hatte

Eichner übernommen und den

Verein zunächst am 22. Spieltag

auf den Relegationsplatz

geführt. Durch ein 2:1 gegen

den späteren Aufsteiger VfB

Stuttgart am 31. Spieltag verließen

die Karlsruher erstmals

wieder kurzzeitig die Abstiegsränge.

Insgesamt hat die Corona-Pause

der Mannschaft

gutgetan.

Fortsetzung: Seite 17

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Drei Siege, vier Unentschieden

und nur zwei Niederlagen gab

es für den KSC anschließend,

ein positiver Trend, den der

Verein in der kommenden Spielzeit

fortführen will. Dazu wird

ein Umbruch im Kader folgen,

denn Stammtorwart Benjamin

Uphoff hat den Verein ablösefrei

bereits verlassen. Der bisher

geliehene Ex-Bundesligaspieler

Jerome Gondorf wurde vertragsgemäß

durch den Klassenerhalt

des KSC vom SC Freiburg

fest verpflichtet. Gerüchte

gibt es um Nürnberg-Stürmer

Robin Hack, sowie Darmstadt-

Talent Ensar Arslan, Angebote

aus der Bundesliga aus Mainz

und Freiburg soll hingegen Philipp

Hofmann haben, was für

den KSC ein herber Verlust wäre.

Dabei würde aber ein

Verkauf viel Geld in die Kasse

des klammen badischen Traditionsvereins

spülen, die

Leistung auf dem Platz ist

jedoch eher schwer zu ersetzen.

Abseits des Platzes haben

sich die Querelen der vergangenen

Monate um den Rücktritt

von Ex-Präsident Ingo Wellenreuther

beruhigt, auch die Insolvenz

ist erstmal vom Tisch. Fünf

Kandidaten stellen sich am 30.

Juli beim KSC als Präsident zur

Wahl, darunter der bisherige

Vize Holger Siegmund-Schulze,

Ex-Manager Rolf Dohmen, Axel

Kahn (Bruder von Oliver Kahn),

Kai Gruber und Dorothee

Springmann. Sollte Siegmund-

Schulze gewählt werden, wird

ein neuer Vizepräsident

gesucht, ein Amt auf das sich

auch Dohmen, Gruber und der

im Herbst 2019 an Wellenreuther

gescheiterte Martin Müller,

der dem die Palastrevolution

auslösenden "Bündnis KSC"

angehört. Durch den Einstieg

des "Bündnis KSC" gelang es

dem Verein allerdings auch

seine Schuldenlast von 30 Millionen

Euro auf 10 Millionen

Euro zu reduzieren, indem man

mit den Hauptgläubigern Abgeltungsvergleiche

in Form von

Bargeldzahlungen und Aktien-

Anteilen schloss. Damit ist der

badische Traditionsverein

wieder wirtschaftlich handlungsfähig,

der Klassenerhalt und die

zu erwartenden höheren

Einnahmen aus dem Stadionneubau

sollen dazu verwendet

werden die Klasse auch

langfristig zu halten.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 17


Rettet ein “geheimnisumwobener”

Investor aus Dubai den

1.FC Kaiserslautern?

Von Marc Schüler

Deutscher Meister 1950/51,

1952/53, 1990/91, 1997/98,

DFB-Pokalsieger 1989/90,

1995/96, mehrfacher UI-Cup

Sieger auf dem (niederen) internationalen

Parkett - so liest sich

die Erfolgsgeschichte des pfälzischen

Traditionsvereins 1. FC

Kaiserslautern. Doch wie schon

die Jahreszahlen zeigen, ist

dies lange her. Heute kann man

sich nur mit dem jüngsten Erfolg

brüsten: dem Gewinn des

Landespokals Südwest in der

Saison 2018/19. In der 3. Liga

scheint der einstige Deutsche

Meister zu versacken, womöglich

gar ohne ein Entrinnen.

Denn nur Millimeter vor der

Insolvenz steht der Verein, der

nur aufgrund von Wohlwollen

der Stadt bei der Stadionmiete

noch auf dem legendären

Betzenberg spielt. Eine Insolvenz

wäre eigentlich das Ticket

zum weiteren Abstieg in die

Niederungen des Amateurfußballs,

doch gibt es bereits wieder

zwei Initiativen, die versuchen

wollen, dem Verein zu

altem Glanz zu verhelfen. Eine

regionale Investorengruppe will

dem Verein auf die Füße helfen,

ebenso ein "geheimnisumwobener"

Investor aus Dubai. Sofort

20 Millionen Euro auf den Tisch

legen will der Investor, der als

Peter Petersen benannt wurde.

Dabei soll auch Aufsichtsratschef

Jörg Wilhelm in diese

Offerte verwickelt sein, wenn

man den Informationen glauben

mag, die in den einschlägigen

Foren und einigen Tageszeitungen

diskutiert wurden. Nicht

unumstritten ist Wilhelm im Verein,

denn die Mitglieder des Aufsichtsrats

forderten den Schweizer

schon zum Rücktritt auf, im

Gegenzug kritisierte er das

Angebot der regionalen Investorengruppe.

Retten 20 Millionen

den FCK vor der Insolvenz?

Zumindest vorerst, denn als

Bedingung für dieses Investment

hat der Investor vorausgesetzt,

dass die Gläubiger einem

90% Schuldenschnitt zustimmen.

Dies ist seit Monaten allerdings

ein großer Streitpunkt

zwischen Verein und Gläubigern

- aber eben auch Grundvoraussetzung

für beide Investorengruppen

(Regionale

Investoren bieten 8 Millionen

Kapitalerhöhung). Problematisch

aber bei beiden Offerten:

das Grundproblem, das der

Verein zu hohe Kosten und zu

wenige Einnahmen hat bleibt

und so könnte die Insolvenz nur

aufgeschoben sein, nicht aber

wirklich vermieden. Sogar

gefährlich nahe dem Alptraum

zahlreicher traditionell denkender

Fußballfans kommt die

Offerte aus Dubai, wenn man

den Gerüchten glauben mag.

So soll der 1. FC Kaiserslautern

zur Durchgangsstation südamerikanischer

und asiatischer

Talente werden, die der Verein

mit der Gesellschaft des Investors

gewinnbringend an die

europäischen Teams verkaufen

kann. Vorbei wären die Zeiten

von Legenden wie Fritz Walter,

Horst Eckel, Hans-Peter Briegel,

Andreas Brehme oder

Gerry Ehrmann - bestenfalls

wären die meisten Leistungsträger

gerade mal eine oder zwei

Spielzeiten beim FCK, ehe sie

ausgetauscht oder weiterverkauft

werden. Da bereits in der

zweiten Bundesliga Millionensummen

aufgerufen werden

können, würde es naheliegen,

dass ein Aufstieg auch im Interesse

dieses Investors sein

könnte. Doch um mit unbekannten

(sprich: günstigen) Talenten

Gewinne zu erwirtschaften, ist

die 2. Bundesliga eher ungeeignet,

da das fußballerische

Niveau eher selten wirklich unbekannten

(günstigen) Spielern

von Vereinen außerhalb Europas

den Durchbruch gestattet.

Gäbe es unzählige Spieler mit

großem Talent, die kein großer

Verein auf seinem Radar hat für

ganz kleines Geld - kein

Bundesligist oder Zweitligist

würde hier seine Investmentchance

verstreichen lassen. Ein

gutes Beispiel ist hier die Reserve

des FC Bayern München, die

gerade die Meisterschaft in der

3 Liga gefeiert hat. Hier spielen

Top-Talente wie Chris Richards

(USA, für 1,1 Mio vom FC

Dallas) oder Sarpreet Singh

(Neuseeland, für 650.000 aus

Wellington) und werden auf die

Bundesliga vorbereitet. Für den

Kanadier Alphonso Davies zahlten

die Bayern gleich 10 Millionen

Euro und auch er spielte

zunächst bei der U23 mit.

Grundgerüst ist aber eine gute

Nachwuchsarbeit mit Nationalspielern

wie Oliver Batista Meier

(bis zur U17 beim FCK; dann für

500.000 Euro an Bayern

verkauft), Leon Dajaku, Nicolas

Kühn oder Lars Lukas Mai. Den

FCK als Ausbildungsverein für

unbekannte außereuropäische

Talente und in ewigem Kampf

um die Einhaltung der "Local

Player" Vorgaben von DFB und

DFL - für die Fans des pfälzischen

Traditionsvereins eine an

einen Alptraum grenzende

Vorstellung. Aber auch die

regionalen Investoren sind hier

kein Heilmittel, denn bisher

haben sie für die bekannten

Probleme kein funktionierendes

Konzept vorgelegt. So bleibt

nunmehr der Eindruck, dass es

im Kampf um das Überleben

des Vereins nur noch die Wahl

zwischen Pest und Cholera gibt

- und die Leidensfähigkeit der

FCK Fans auch auf nicht absehbare

Zeit hin weiter strapaziert

wird.

Seite 18

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


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Aufsteiger SV Waldhof hat in seiner

ersten Saison in der 3. Liga

Duftmarken gesetzt

Von Ronald Ding

Für den Aufsteiger SV Waldhof

endete die erste Saison in der

3.Liga auf einem einstelligen

Tabellenplatz im gesicherten

Mittelfeld. "Wir wollen uns möglichst

immer von den gefährlichen

Tabellenplätzen fernhalten",

gab Kapitän Kevin Conrad

vor dem Startschuss der Spielzeit

2019/20 die Parole aus. Im

Klartext heißt dies, möglichst

nichts mit dem Abstieg zu tun

haben. Dies gelang sehr eindrucksvoll,

doch am Saisonende

gab es trotzdem viele lange

Gesichter bei den Blauschwarzen,

denn es wäre viel mehr

drin gewesen. Durch eine tolle

Serie nach der Winterpause

schnupperten die Waldhöfer im

März an den Aufstiegsrängen

und waren dem Durchmarsch in

die 2. Bundesliga nahe. Im

letzten Spiel vor der Zwangspause

kletterten die Mannheimer

mit einem 0:0 bei starken

Würzburger Kickers auf den

zweiten Tabellenplatz und konnten

schon von künftigen Zweitligaduellen

gegen Darmstadt 98

oder Hannover 96 träumen.

Falls man im Lager des SVW

schon den nächsten Kinofilm

Wahnsinn Waldhof Teil 2 arbeitete,

musste man die Filmpläne

aber im Mai erst einmal wieder

in der Schublade verschwinden

lassen und sie eine Woche vor

dem Saisonende nach 36 Spieltagen

endgültig ad acta legen.

Zu vieles lief am Ende gegen

die Waldhöfer und nichts wurde

es mit dem zweiten Aufstieg

hintereinander. Der von Waldhof-Seite

erhoffte Saisonabbruch

wurde durch den DFB abgewendet

alle 20 Mannschaften

durften unter teilweise irregulären

Voraussetzungen aufgrund

unterschiedlicher Vorbereitungen

vor Geisterkulisse wieder

Fußball spielen. Auch wenn es

nichts mit der starken Belastung

der Spieler zu tun hatte, beklagte

der SVW zahlreiche Ausfälle.

Das Lazarett füllte sich zusehends,

als nach der Corina-

Pause der Spielbetrieb mit fünf

englischen Wochen in Folge

fortgesetzt wurde. Leistungsträger

wie Valmir Sulejmani, Marcel

Seegert, Maurice Deville

oder auch Max Christiansen

standen in der entscheidenden

Saisonphase nicht zur Verfügung,

irgendwann war es eben

für den Trainerstab nicht mehr

zu kompensieren. Als beim

ersten Auswärtsspiel nach

Corona gegen Hansa Rostock

plötzlich Spieler wie Gerrit Gohlke

oder Florian Flick auf dem

Spielberichtsbogen erschienen,

ahnten die Fans schon nichts

Gutes. Durch einen Elfmeter,

den Arianit Ferati verwandelte,

sicherten sich die Mannheimer

jedoch drei Punkte. Es sollte der

einzige Auswärtssieg bei den

letzten fünf Gastspielen bleiben.

Schon eine Woche später

erwischte es das Team beim

Halleschen FC mit 0:3 sehr

heftig. Die Niederlage in Sachsen-Anhalt

bedeutete das Ende

einer fast schon unheimlichen

Serie des SVW. Nach über zwei

Jahren und 32 Punktspielen

verlor der SVW erstmals wieder

ein Auswärtsspiel. Trainer

Bernhard Trares zeigte sich als

fairer Verlierer: "Halle hat

verdient gewonnen, wir waren

nicht die bessere Mannschaft."

Den Rekord von 25 Monaten, in

denen man auswärts nicht

verlor, kann den Kurpfälzern

aber keiner so schnell nehmen.

Fortsetzung Seite 21>>

Seite 20

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


"Die Fans haben uns natürlich

bei den letzten Auswärtsspielen

auch gefehlt. Die haben bei den

Gegnern immer Eindruck hinterlassen",

stellte Trares den

Anhängern ein gutes Zeugnis

aus und machte sie für viele gewonnene

Punkte "mitverantwortlich".

Auch sonst überwiegt

das Positive in der Saison und

die Kurpfälzer setzten Duftmarken.

Waldhof zeigte unter

Trares attraktiven Fußball und

gewann so auch die Zuschauer

für sich. Es gab Spektakelfußball

in der Liga mit den beiden

Spielen gegen den MSV Duisburg,

als der SVW Rückstände

in Siege drehte oder auch das

Ende des Traumas SV Meppen.

Gegen die Emsländer hatte der

SVW ohne einen eigenen

erzielten Treffer einst die Aufstiegsrelegation

verloren und

auch im Vorrundenspiel nur ein

0:0 erreicht. Im Rückspiel brach

Mounir Bouziane den Bann und

lochte zum 1:0-Sieg ein. Selbst

die unberechtigte gelbrote Karte

in der Mitte der zweiten Halbzeit

gegen Ferati oder auch die

Fehlentscheidung des Schiedsrichters,

der Deville auf dem

Weg zum 2:0 zurückpfiff, fielen

da nicht mehr ins Gewicht. Mit

den Neuzugängen bewies der

Sportliche Leiter Jochen Kientz

auch in diesem Jahr ein überwiegend

gutes Händchen.

Jan-Hendrik Marx von den Offenbacher

Kickers wurde auf

Anhieb zum unumstrittenen

Stammspieler, auch Christiansen

und Ferati konnten die in

sie gesetzten Erwartungen

erfüllen. Mohamed Gouaida

wurde durch drei Muskelfaserrisse

weit zurückgeworfen, auf

ihn ruhen die Hoffnungen im

kommenden Jahr. Der aus der

eigenen Jugend hochgezogene

Flick kam nach der Corona-

Pause richtig in Fahrt und nutzte

seine Chance. Nur bei Kevin

Koffi waren die Fans oft nahe an

der Verzweiflung. Als Torschützenkönig

der Regionalliga war

er verpflichtet worden, doch in

der 3.Liga versemmelte er bis

kurz vor Weihnachten seine

Chancen reihenweise. Drei Saisontreffer

brachte er nur zustande,

zu wenig für einen Torjäger,

den die Fans trotzdem lieben

und ehren. Was hätte beim

SVW sonst noch besser laufen

können? Die Heimbilanz war

dünn. Fünf Siege, fünf Niederlagen

und neun Unentschieden

sind keine gute Ausbeute. Eine

Erklärung dafür fand keiner.

Auch am Kader hätte man noch

besser basteln können. In der

Winterpause bestand die

Möglichkeit, personell noch einmal

nachzulegen, nachdem klar

war, dass mit Dorian Diring und

Raffael Korte zwei starke Spieler

für längere Zeit ausfallen

würden. Was damals noch

keiner wusste: Weder Diring

noch Korte kamen noch zu

einem Einsatz nach der Winterpause.

Trainer Trares hatte

gehofft, im Januar während des

Trainingslagers in der Türkei

vielleicht noch den ein oder

anderen Neuzugang begrüßen

zu können, doch diese Hoffnung

war vergebens. "An den guten

Spielern, die jetzt auf dem Markt

sind, sind natürlich auch noch

andere Vereine dran", musste

er im gleichen Atemzug zugeben,

dass es im Winter bei

wenig Auswahl nicht leicht

werden würde, eine echte

Verstärkung an Land zu ziehen.

Schlecht bekam dem SVW

auch die Zwangspause im Frühjahr.

Die Tatsache, dass man

wegen Corona von Vereinsseite

den Laden auf Null herunterfuhr,

sorgte für Missstimmung

im Team mitten im Aufstiegsrennen.

Der SVW hat viele Kosten

durch die Kurzarbeit eingespart,

aber eben auch viel höhere

Einnahmen durch einen

möglichen Sprung in die

2. Bundesliga verpasst.

Alle Fotos: AS Sportfoto

sport-kurier Mannheim Seite 21


Die Fans des

SV Waldhof freuen

sich auf Neuzugang

Jesper Verlaat (Bild

unten)

Bild links: AS Sportfoto

Bild unten: S. Lörz

Personalien zu klären

SVW Neu-Coach Trainer Patrick Glöckner kann in

die Kaderplanung involviert werden

Von Ronald Ding

Ein Virus hat die ganze Welt

durcheinandergebracht. "Es ist

schon bemerkenswert, wie so

ein Virus plötzlich unser tägliches

Leben bestimmt ", staunte

auch Trainer Bernhard Trares

schon im März, wie nicht nur

der Fußball, sondern das tägliche

Leben einschneidende

Änderungen erfuhren. Durch

das nach hinten raus verschobene

Saisonende im Profifußball

verzögert sich auch der

Start in die nächste Runde. Statt

kompletter Kader haben viele

Clubs in der zweiten Juli-Hälfte

noch Baustellen und Spielerverpflichtungen

gelingen nur sehr

zögerlich. Offenbar sind bei

manchen Clubs die Gehälter

nach unten angepasst worden,

so dass sich vertragslose Spieler

sehr schwertun, eine

Entscheidung für ein Engagement

bei einem Club zu treffen.

Beim SV Waldhof kam zur Spielersuche

noch die Trainersuche

hinzu, die erst am 20.Juli mit

der Verpflichtung von Patrick

Glöckner final abgeschlossen

wurde. Ein Trainer sollte eigentlich

in die Personalplanung einbezogen

sein, wenn dies nicht

der Fall sein sollte, sind die

Startvoraussetzungen sicher

nicht ganz optimal. Die Trainersuche

des SVW geriet dabei

fast zur Posse. Die Verpflichtung

Glöckners sickerte früh

durch, dann jedoch stellte sich

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heraus, dass er noch einen

Vertrag besitzt. Die Modalitäten

für einen Vereinswechsel vom

Chemnitzer FC zum SVW

mussten erst geklärt werden.

Für den SV Waldhof bedeutet

dies, dass eine Prognose für die

kommende Saison zum jetzigen

Zeitpunkt schwerfällt. Abgesehen

davon ist die 3. Liga sowieso

nicht berechenbar, in den

letzten Jahren rückte das 20er-

Feld immer enger zusammen.

Ein Mannschaftsgerüst nahm

der SVW aus der alten Saison

mit. Im Tor werden Markus

Scholz und Timo Königsmann

um den Platz im Kasten kämpfen,

über Neuzugang Bartels als

dritten Torwart ist noch kein

Urteil möglich. In der Innenverteidigung

standen mit Marcel

Seegert und Winterneuzugang

Gerrit Gohlke nur noch zwei

Spieler zur Verfügung. Als

Ersatz für Michael Schultz und

Kevin Conrad konnte Jesper

Verlaat (Bild unten) vom

SV Sandhausen gewonnen

werden. Auf den Außenverteidigerpositionen

sind Marcel

Hofrath und Jan-Hendrik Marx

unter Vertrag, ebenso die

defensiven Mittelfeldspieler

Max Christiansen und Marco

Schuster. Im offensiven Bereich

sind Mohamed Gouaida, Arianit

Ferati und der zuletzt schmerzlich

vermisste Dorian Diring

weiter dabei. Trostlos ist die

Personallage im Angriff. Von

den Stürmern bleibt wohl keiner

mehr übrig, so war zumindest

die Tendenz. Wer wird dazukommen?

Mäzen Bernd Beetz

will sein Engagement aufrechterhalten,

so dass der SVW

zumindest finanziellnicht ins

Bodenlose fällt. Das Umfeld ist

derzeit unruhig. Polizeischutz

empfahlen die Behörden dem

Geschäftsführer Markus Kompp

und dem Sportlichen Leiter

Jochen Kientz beim Besuch des

letzten Saisonspiels. Schuldig

gemacht werden sie z. B. dafür,

dass Trares seinen Vertrag

nicht verlängerte. Bei den Fans

hat sich viel Frust aufgestaut,

der sich während der Geisterspielphase

nicht abbauen ließ.

Die Fanszene wird sich sicher

nicht beruhigen, wenn der

sportliche Erfolg beim Saisonbeginn

ausbleibt.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 23


Auf Timo Werner

(weiß/am Ball)

ruhen die Hoffnungen

bei der

Europameisterschaft.

DFB-Nationalmannschaft im Wartestand

Von Marc Schüler

Ungewöhnliche Zeiten erfordern

vom DFB auch ungewöhnliche

Maßnahmen. Komplett durcheinander

gebracht wurden die

Planungen der Deutschen

Nationalmannschaft, denn

eigentlich hätte Die Mannschaft

im Sommer die Europameisterschaft

gespielt, im Herbst die

nächste Runde der Nations

League und wäre anschließend

im Frühjahr 2021 in die Qualifikation

zur WM 2022 in Katar

eingestiegen. Doch ist die Europameisterschaft

bekanntermaßen

nun verschoben auf

Juni/Juli 2021, weshalb der im

vergangenen März unterbrochene

EM-Vorbereitungszyklus

erneut beginnen muss. Positiv

für die Truppe von Bundestrainer

Joachim Löw ist, dass die

junge Mannschaft nun mehr

Zeit zur Vorbereitung hat und in

den Nations League Spielen zusätzliche

Erfahrung sammeln,

sowie besser als Team

zusammenwachsen kann.

Wichtig ist dem DFB dabei,

dass die Länderspiele stattfinden,

inklusive der eigentlich für

März vorgesehenen Freundschaftsspiele.

Denn diese Ausfälle

würden dem Verband sonst

einen zweistelligen Millionenbetrag

kosten an Fernseh-, Sponsoren-

und Eintrittsgeldern. In

einer außerordentlichen Sitzung

am 6. Juli beschloss der

Verband daher eine alternative

Lösung, die es vorher noch

nicht so gegeben hat. Waren es

bislang immer zwei Länderspiele

in der knapp zweiwöchigen

Länderspielpause, werden es

im Oktober und November drei

Spiele im gleichen Zeitraum

sein. "Unsere Aufgabe ist es,

mit Augenmaß und Sorgfalt die

Wiederaufnahme des Länderspielbetriebs

vorzubereiten.

Meine Erwartung ist, dass wir

ein Konzept entwickeln, das es

uns im Herbst ermöglicht, vor

Zuschauern zu spielen", kündigt

DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich

Curtius an. "Wir bringen

hier unsere Expertise ein und

stehen weiterhin in engem

Austausch mit den Gesundheitsbehörden.

Dabei ist es in

der Gesamtorganisation auch

von Vorteil, dass wir im Oktober

und November zwei Länderspiele

an einem Austragungsort

durchführen." So wird die DFB-

Auswahl am 3. September zunächst

Spanien im Rahmen der

UEFA Nations League empfangen,

ehe die Mannschaft nach

Basel reist, um in diesem

Wettbewerb gegen die Schweiz

anzutreten. Am 7. Oktober wird

die deutsche Mannschaft in

Köln ein Freundschaftsspiel

austragen, am 13. Oktober ist

das RheinEnergie Stadion der

Austragungsort des Rückspiels

gegen die Schweiz.

Fortsetzung Seite 25>>

Deutschlands Julian

Brandt scheitert am

Torhüter von

Weißrussland

alle Bilder: Marc Schüler

Seite 24

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Dazwischen reist die Löw-Truppe

noch am 10. Oktober in die

Ukraine. Am 11. November

findet ein Freundschaftsspiel in

Leipzig statt, drei Tage später ist

die Ukraine an gleicher Stelle zu

Gast, ehe die Nationalmannschaft

nach Spanien fliegt, wo

am 17. November die letzte

Partie der Nations League

Gruppenphase ausgetragen

wird. "Für unsere junge Mannschaft

ist es nach der langen

Pause unheimlich wichtig, dass

sie sich wieder einspielen und

auf die verschobene EM 2020

vorbereiten kann. Mit der Auswahl

der Spielorte vermeiden

wir unnötige Reisen, schonen

die Gesundheit der Spieler und

haben natürlich auch das

Thema der Belastungssteuerung

im Blick", erklärt Oliver

Bierhoff, der Direktor der Nationalmannschaften

und DFB-Akademie.

Zwar sei das zusätzliche

Länderspiel eine höhere Belastung

für die Nationalspieler im

gleichen Zeitraum, jedoch sei

die Belastung geringer als ein

weiteres Länderspiel-Fenster

einzurichten und den eh schon

durch die Auswirkung der Pandemie

sehr straffen Kalender

der Bundesliga weiter zu. Für

Bundestrainer Joachim Löw

bedeutet dies, dass zumindest

zwei der vier Freundschaftsspiele

des Jahres 2020 erhalten

bleiben. Während Spanien und

die Schweiz als ursprüngliche

Testspiel-Gegner aufgrund der

Partien in der Nations League

sicher ausfallen, könnte das

ausgefallene Spiel gegen Italien

an diesen Terminen nachgeholt

werden, ein weiterer Gegner

wird noch gesucht. Vorstellbar

ist, dass dieser eine Herausforderung

für die junge Mannschaft

wird, weshalb Gegner wie

Belgien, Polen, Kroatien oder

England möglich scheinen.

Frankreich und Portugal kommen

als Gegner in der EM-Vorrunde

sicher nicht in Betracht.

Aufgrund der Konstellation

scheint es zudem möglich, dass

Löw bis zu 30 anstatt der

üblichen 23 Spieler zu den Länderspielterminen

im Oktober

und November einlädt, um neue

Kandidaten kennenzulernen

und den Stammspielern die

Möglichkeit zu geben vor den

nicht gänzlich unwichtigen

UEFA Nations League Partien

zu pausieren.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 25


Links. Kreisligapartie

SpVgg. Wallstadt -

MFC 08 Lindenhof.

Unten: Dennis Lodato

(Fortuna

Heddesheim) trifft

gegen Astoria

Walldorf U23.

Beide Fotos: Berno Nix

Das lange Warten hat ein Ende

Auch im Amateurfußball rollt wieder der Ball

Von Ronald Ding

Monatelang im Ungewissen

waren die Amateurfußballer von

der Regionalliga abwärts. Nach

der Corona-Pause ab Mitte

März wusste lange keiner

einschließlich des Verbandes,

wie es weitergehen wird. Dies

soll kein Vorwurf sein, denn der

Fußball erlebte eine Ausnahmesituation,

wie es sie noch nicht

gegeben hat. Es wurde abgewartet,

spekuliert, gehofft, doch

das Virus gab keine Ruhe. Mit

Trainingsplänen versorgten die

Übungsleiter ihre Teams und

konnten nur hoffen, dass sich

ihre Schützlinge auch an die

Vorgaben halten würden. Unter

Einhaltung von Abstandsregeln

und Hygienebestimmungen

durften die Spieler nach etwa

zwei Monaten Pause zwar theoretisch

wieder auf den Platz,

doch nicht alle Clubs machten

von dieser Möglichkeit

Gebrauch. Dann kristallisierte

sich heraus, dass es wohl auf

einen Saisonabbruch hinausläuft.

Dieser folgte im Juni

offiziell auf einem virtuellen

Verbandstag. Doch wie sollte

die Saison eigentlich gewertet

werden. Der Verband präsentierte

im Vorfeld über eine

Dutzend Szenarien. Man einigte

sich schließlich darauf, die

Tabelle und somit den Meister

nach der Quotientenregel zu

bestimmen. So weit, so gerecht.

Doch nun ging es darum, wie

sich die Staffeln für die Zukunft

zusammensetzen. Einen Kampf

gab es um das Aufstiegsrecht.

Erst sollten lediglich die Meister

der einzelnen Staffeln hoch, das

sorgte bei den Vereinen, die auf

den Relegationsplätzen standen,

für Ärger und Verdruss. Die

Teams des FC Bammental und

Rot-Weiß Rheinau hatten erst

am letzten Spieltag vor Corona

ihre Spitzenposition verloren

und standen plötzlich mit leeren

Händen da. In anderen Landesverbänden

Deutschlands stand

man vor dem gleichen Problem.

In Westfalen einigte man sich

darauf, auch die Teams, die auf

einem Relegationsplatz standen,

aufsteigen zu lassen. In

Baden konnte man sich dazu

nicht durchringen und ließ nur

Vereine hoch, die in der Relegation

auf einen anderen Vizemeister

getroffen wären. Bei

Aufstiegsrunden mit Teilnahme

von Teams, bei denen es um

den Abstieg aus der höheren

Liga geht, blieb der Verband

hart, ließ aber zur eigenen

Sicherheit demokratisch alle

Vereine darüber abstimmen. Da

die Runde ohne Absteiger

enden sollte, hatten wenigstens

viele Clubs aus dem Tabellenkeller

Grund zum Feiern.

Besonders krass waren die Fälle

SG Hemsbach in der Kreisliga

Mannheim mit nur einem

Saisonsieg oder auch der abgeschlagene

Verbandsligist TSV

Wieblingen. Während Hemsbach

seine nächste Chance in

der kommenden Saison

2020/2021 nutzen will, hat

Wieblingen trotz Klassenerhalt

per Entscheid seine erste

Mannschaft zurückgezogen und

steht für die neue Saison als

erster Absteiger fest. Und diese

neue Saison beginnt für fast

alle Amateurligen im September.

Je nach Staffelgröße wird

es eine Terminhatz. Schon im

August wird in fünf Runden um

den Badischen Pokal gespielt.

Parallel dazu wird auch der

Wettbewerb des Vorjahres

fortgeführt. Ausgespielt werden

muss noch der zweite Finalist

im Spiel des ASC Neuenheim

gegen den SV Waldhof. Bereits

länger für das Finale qualifiziert

hat sich der FC Nöttingen. Der

Termin für das Endspiel steht

mit dem 22. August, dem Finaltag

der Amateure, bereits fest.

Bis zum Ende des Monats Juli

sind auch die Spielpläne für die

Punkterunden fertig. Noch nicht

abschließend geklärt ist, ob und

wie viele Zuschauer den Spielen

in absehbarer Zeit beiwohnen

dürfen. Hier wird auch die

Politik mitsprechen. Gar nicht

vorhersehen kann man, ob uns

der Virus eine zweite Welle

beschert. Dann beginnt alles

wieder von vorne und virtuelle

Sitzungen werden womöglich

wieder über Auf- und Absteiger

entscheiden. Doch daran

denken wir heute besser nicht.

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sport-kurier Mannheim/Kraichgau



die Rhein-Neckar Löwen

Das Hoffen auf Zuschauer

Die Handball-Bundesliga sehnt sich nach

der Rückkehr zur Normalität

Von Katrin Schill

Der Plan steht. Anfang Oktober

soll der Ball in der Handball-

Bundesliga wieder fliegen.

Normalerweise legen die Rhein-

Neckar Löwen und ihre Widersacher

Jahr für Jahr bereits

Ende August wieder los, doch

die Macher erhoffen sich durch

den verspäteten Start, die Möglichkeit

wieder vor Zuschauern

spielen zu können. Hört sich gut

und vernünftig an, doch lässt

sich das wirklich realisieren?

Derzeit ist das irgendwie

schwer vorstellbar, denn nicht

erst seit dem Skandal um den

Schlachthof Tönnies wird deutlich,

dass gerade in geschlossenen

Räumen, an denen viele

Menschen zusammenkommen,

Gefahren lauern. Dort kann sich

das Coronavirus offenbar

perfekt ausbreiten. Im Fall der

Löwen stellt sich ohnehin die

Frage, wie viele Zuschauer

denn dann zu gelassen werden

können? Eine ausverkaufte

SAP-Arena scheint jedenfalls

auf lange Sicht unrealistisch zu

sein. Klar ist außerdem, dass es

den Löwen wohl nichts bringen

würde, ihre Arena für 2000 Menschen

zu öffnen, damit könnten

die Kosten für Personal, Strom

und was eben sonst noch so

anfällt, kaum gedeckt werden.

Jennifer Kettemann, die den

Löwen nun bereits seit ein paar

Jahren erfolgreich als Managerin

vorsteht, weiß das genau.

Doch das ist Zukunftsmusik,

momentan ist man erst einmal

froh, dass man überhaupt wieder

einen relativ zeitnahen

Termin für den Saisonstart vor

Augen hat. "Wir begrüßen die

Entscheidung der Handball-

Bundesliga. Wir brauchen einfach

einen geplanten Starttermin,

ein Datum, auf das wir hinarbeiten

können und das uns

allen natürlich auch Vorfreude

und Motivation gibt. Der Handball

war lange von der Bildfläche

verschwunden - es wird uns

allen guttun, wenn wir wieder

auf ein Ziel hinarbeiten können,

unter welchen Bedingungen

das auch immer sein wird", wird

sie auf der Homepage der

Löwen zitiert. Es gab nämlich

auch andere Ideen. Gerade aus

dem hohen Norden, wo der

deutsche Rekordmeister THW

Kiel beheimatet ist, war zu

hören, dass man einen Saisonstart

im Januar 2021 favorisieren

würde. Der Gedanke dahinter

ist klar, da der THW stets vor

ausverkauftem Haus spielt und

somit rund 105000 Tickets pro

Heimspiel absetzt, spekulierte

er darauf, dass man die Pandemie

bis dorthin hinter sich gelassen

hätte. Denn bei den Kielern

nehmen die Zuschauereinnahmen

einen großen Teil im

Gesamtbudget ein. Sicher ist

schon jetzt, dass jeder Verein

Hygienevorschriften befolgen

muss, was in einer riesigen

Halle wie der SAP-Arena einer

Mammutaufgabe gleicht. Eine

weitere dringend erforderliche

Maßnahme: Die Eintrittskarten

müssen personalisiert werden.

So könnten mögliche Infektionswege

zurückverfolgt werden.

Die Liga selbst wird in der neuen

Saison mit 20 Mannschaften

starten, da es in der letzten

Spielzeit, die abgebrochen wurde,

keine Absteiger gab und mit

dem HSV Coburg und TuSEM

Essen zwei Mannschaften dazu

gekommen sind, wird es eine

lange Runde geben. Was Spiele

bis Ende Juni nach sich ziehen

würde und wohl auch wird. Bei

den Löwen fiebert man der

Saison schon jetzt entgegen

und freut sich über die Unterstützung

seiner Sponsoren, die

den Gelbhemden treu geblieben

sind. Auch der Dauerkartenvorverkauf

lief sofort gut an.

Seite 28

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Hinten und vorne eine Bank

Mait Patrail wird die Löwen verstärken

Von Katrin Schill

Die Rhein-Neckar Löwen gehören

zu den besten Mannschaften

im deutschen Handball.

Zwei deutsche Meisterschaften

und der prestigeträchtige Pokalsieg

belegen das eindrucksvoll

Die letzten beiden Spielzeiten

liefen jedoch nicht wie gewünscht,

was in der Entlassung

von Trainer Kristjan Andresson

gipfelte, der die Gelbhemden eigentlich

auf die nächste Stufe

heben sollte. Doch liegt das

Problem nicht doch tiefer?

Schließlich darf man nicht

vergessen, dass die Löwen

mittlerweile einen recht alten

Kader haben. Vor allem mit

Spielern besetzt, die die großen

Erfolge bereits mitgefeiert

haben. In diesem Sommer haben

mit Steffen Fäth, der sich

bei den Löwen nie richtig entfalten

konnte, und dem dänischen

Weltmeister Mads Mensah zwei

Spieler den Verein verlassen.

Beide sind im linken Rückraum

zuhause, werfen also mit der

rechten Hand. Durch ihre

Abgänge sah es plötzlich sehr

mau aus auf der Königsposition.

Zieht man Andy Schmid ab, der

auf der Mitte gesetzt ist, blieb

nur noch Romain Lagarde

übrig. Es war also klar, dass

etwas passieren musste. Ein

neuer Mann musste dringend

her. Die Wahl fiel letztlich

auf den Hünen Mait Patrail

(Foto unten/rechts im Bild),

der vom Bundesliga-Konkurrenten

TSV Hannover Burgdorf

kam. Ein Spieler, der ohne

Zweifel über viel Potential verfügt.

Der Este ist 2,01 Meter

groß und kann sowohl in der

Abwehr als auch im Rückraum

eingesetzt werden. Mit seinen

32 Jahren bringt er zudem viel

Erfahrung mit. Dass er überhaupt

bei den Löwen landen

konnte, soll auch daran gelegen

haben, dass er in Hannover keinen

neuen Vertrag mehr

bekam. Aufgrund der Coronakrise

musste sich Hannover von

ihm trennen. Bei den Löwen

freut man sich über den neuen

Riesen. "Mait ist ein kompletter

Handballer. Er wird uns auf

Anhieb schon aufgrund seiner

Erfahrung weiterhelfen", erklärt

der Sportliche Leiter der Löwen

Oliver Roggisch. Und auch Patrail

ist mit seiner Wahl zufrieden:

"Ich

hatte die vergangenen Jahre

eine tolle Zeit in Hannover. Jetzt

freue ich mich auf die neue Herausforderung

bei den Löwen

und mache damit einen weiteren

Schritt in meiner Karriere.

Die Löwen haben ehrgeizige

Ziele für die Zukunft und einige

der besten Spieler der Bundesliga

in ihren Reihen", erklärt der

neue Hoffnungsträger. Dass

Patrail eine Verstärkung ist,

daran besteht kein Zweifel.

Allerdings war seine Verpflichtung

jetzt auch nicht das riesige

Ausrufezeichen in Richtung

Konkurrenz, was während der

aktuellen Krise aber wohl allein

schon aus finanziellen Gründen

gar nicht möglich war. Doch so

schlimm die Krise auch ist,

wenn man ehrlich ist, wird klar,

dass die Löwen eigentlich noch

einen weiteren Rechtshänder

von Topformat für den

Rückraum brauchen. Idealerweise

einen Spieler, der auch

einem Schmid, der mit seinen

bald 37 Jahren nicht mehr der

Jüngste ist, mal eine

Verschnaufpause auf der Spielmacherposition

gönnen kann.

Gibt man ihm die ab und an,

kann Schmid noch lange die

Fäden bei den Löwen ziehen.

Aber das Wissen die Kaderplaner

bei den Löwen selbst

genau, müssen aber eben auch

die Finanzen im Auge behalten.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 29


Die Fans brauchen Geduld

Die Adler Mannheim starten wohl erst im

November in die neue Saison

Von Daniel Hut

Wann jagen die Mannheimer

Adler endlich wieder der kleinen

Hartgummischeibe hinterher?

Nach der zuletzt abgebrochenen

Saison ist die Sehnsucht

bei den Anhängern der Greifvögel

groß. Doch die müssen sich

wohl oder übel noch eine ganze

Weile gedulden. Denn die Coronapandemie

beeinflusst auch

die neue Saison massiv.

Anvisiert war mal der 18. September,

mittlerweile scheint

jedoch wohl klar zu sein, dass

die DEL-Saison erst Anfang

November wieder loslegen

kann und wird. Inwieweit dann

Zuschauer zugelassen sein

werden, steht in den Sternen.

Womit wir wieder einmal bei

den Nachteilen der Sportarten

wären, die in der Halle ausgetragen

werden. Immerhin

besteht ab dem 1. November

die Hoffnung, dass es keine

Geisterspiele mehr sein müssen.

Schließlich endet das

Verbot von Großveranstaltungen

nach aktuellem Stand Ende

Oktober. Klarheit herrscht mittlerweile

auch bezüglich der

Ligagröße, denn anders als in

dieser existenzbedrohenden

Situation befürchtet, bekamen

tatsächlich alle 14 Clubs die

Lizenz für die Saison

2020/2021. Ob bei manch

einem derzeit gebeutelten

Verein ein Auge zugedrückt

werden musste, ist nicht überliefert.

"Das ist ein wichtiges

Zeichen und ich möchte allen

Clubs für die Arbeit danken. Die

diesjährige Prüfung war in Zeiten

von Corona so anspruchsvoll

wie nie zuvor", wird Jürgen

Arnold, der Vorsitzende des

DEL-Aufsichtsrates, auf der

vereinseigenen Homepage der

Mannheimer Adler zitiert. Aufgrund

des verspäteten Saisonstarts

müssen auch Veränderungen

am Spielplan

vorgenommen werden. Derzeit

sieht der Plan so aus, dass 52

Hauptrundenspiele anvisiert

werden und eine erste Play-off-

Runde, in der der Best-of-three-

Modus angewandt wird, ehe es

ab den Viertelfinals im Best-offive-Modus

weitergehen soll.

Diese Planspiele stehen und

fallen natürlich mit der weiteren

Entwicklung der Pandemie und

müssten für den Fall einer

weiteren Verschiebung nach

hinten wieder entsprechend angepasst

werden. Auch deshalb

wird der tatsächliche Spielplan

erst dann veröffentlichen werden,

wenn das Datum des

Saisonstarts auch wirklich fix ist.

Dass besondere Zeiten auch

besondere Maßnahmen erfordern,

zeigt sich, wenn man mal

einen Blick auf die Transferbemühungen

der DEL-Clubs wirft.

Da tat sich lange nämlich

herzlich wenig. So hatte sich

jeder DEL-Club dazu verpflichtet,

keine Verhandlungen mit

Spielern zu führen, die bei

einem anderen DEL-Club für

die Saison 2020/2021 unter

Vertrag stehen. Der Transferstopp

war zunächst bis zum

30. Juni gültig, ehe er nochmals

bis zum 15. Juli verlängert

wurde. Klar ist mittlerweile

jedenfalls, dass Borna Rendulic

die Adler verlassen wird. Der

Kroate hat sich nach nur einem

Jahr bei den Mannheimern zu

einem Wechsel zum schwedischen

Klub Örebro HK entschieden.

Seite 30

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 31


Von Daniel Hut

Seite 32

Der Abschied von einer Legende

Udo Scholz' Stimme ist für immer verstummt

Er war eine Legende. Am Mikrofon

machte Udo Scholz so

schnell niemand etwas vor. Als

Stadionsprecher lieh er ruhmreichen

Vereinen seine Stimme.

Von 1962 bis 1972 heizte er

Borussia Dortmund ein, danach

ging es an den Betzenberg, wo

er beim 1. FC Kaiserslautern

Kultcharakter erlangte. Bei den

Pfälzern bezeichnete man ihn

als die "Stimme vom Betzenberg".

Von 1973 bis 1994 unterhielt

Scholz dort die Massen,

feierte als Einpeitscher große

Erfolge mit den "Roten Teufeln".

1990 holte man den DFB-Pokal

und 1991 die deutsche Fußball-

Meisterschaft. Ehe es 1994 vom

Rasen aufs Eis ging, fortan waren

die Adler Mannheim sein

Arbeitgeber. Sieben Meisterschaften

und zwei Pokaltriumphe

heimste man in dieser Zeit

ein. Ebenfalls unvergessen:

Seine Kommentare als Hallensprecher

der SG Leutershausen.

Legendäre Momente

waren da dabei, dem Bergstraßen-Klub

hielt er immer die

Treue, die Liga spielte da keine

Rolle. Als absolute Highlights

seiner Sprecherkarriere kann

man aber wohl vor allem die 50-

Länderspiele bezeichnen, bei

denen er für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft

am

Mikro saß. So zum Beispiel bei

der unvergessen "Wasserschlacht

gegen Polen", die im

Rahmen der Fußball-WM 1974

in Frankfurt am Main stattgefunden

hat. Im Juli ist seine Stimme

für immer verstummt. Scholz,

der am 15. April 1939 als Sohn

eines Lokführers in Lüdenscheid

geboren wurde, starb am

1. Juli 2020 in Ludwigshafen an

den Folgen eines Herzstillstandes.

Wie nah dem 1. FC Kaiserlautern

der Tod seines ehemaligen

Sprechers ging,

verdeutlichte die Tatsache, dass

der FCK sein letztes Heimspiel

gegen den FC Bayern München

2 mit Trauerflor bestritt. Nachvollziehbar

war das auch noch

aus einem anderen Grund,

schließlich wird der Name

Scholz bei den Roten auch mit

der guten alten Zeit in Verbindung

gebracht, einer Epoche, in

der der FCK noch jemand war:

Mit Scholz im Rücken wurden

Schlachten geschlagen, die

heutzutage wie ein Märchen

aus 1001 Nacht klingen. Ein

kurzer Rückblick: Zusammen

fertigte man den ruhmreichen

FC Bayern München mit 7:4 ab

- und dies, obwohl man in der

Saison 1973/1974 in der

57. Minute bereits mit 1:4 hinten

gelegen hatte. 35 000 Zuschauer,

die von Scholz angetrieben

wurden, puschten ihren FCK

unermüdlich und hatten somit

einen großen Anteil an einer der

bis heute größten Aufholjagden

der Bundesliga-Geschichte. Ein

weiteres Highlight auf internationaler

Ebene: Am 17. März 1982

fegte man die Königlichen von

Real Madrid mit 5:0 aus dem

Fritz-Walter-Stadion. Doch der

Sport war nicht alles in seinem

Leben. Auch im Showbusiness

mischte er munter mit. So war

Scholz unter anderem mit

Schlagerlegende Heintje auf

Tour. Auch Bands wie die Lords

oder die Söhne Mannheims

kannte er. Nachzulesen ist das

alles in seinem Buch "Udo

Scholz - Ein Leben für das

Mikrofon". Ein weiteres großes

Kapitel in seinem Leben nahm

seine Weinstube "Haardtblick"

in Friedelsheim ein. Dort war er

eigentlich stets selbst vor Ort

und plauderte aus dem

Nähkästchen. Besonders beliebt

waren seine Erinnerungen

an die Zeit beim 1. FC Kaiserslautern.

Stundenlang konnte er

da Geschichten erzählen, ohne

zu langweilen. Mit Udo Scholz

ging ein Idol, das sich auch

sozial engagierte. Den "Verein

Adler helfen Menschen e.V."

unterstützte er, wo er nur

konnte. Man wird ihn vermissen.

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sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 33


Mit einem Rückkehrer aus der Pandemie

Albert Kuppe läuft wieder für die

Academics auf

Von Daniel Hut

Den Spielern der MLP Academics

geht es wie allen anderen

Sportlern auch: Lieber heute als

morgen wollen sie zurück aufs

Spielfeld und wieder das tun,

was sie am liebsten machen:

Körbe erzielen und spektakuläre

Kunststücke mit dem Ball für

ihre Fans kreieren. Im Training

ist das bereits möglich, bis es

aber wieder um Punkte geht,

dauert es wohl noch mindestens

bis zum 16. Oktober. Auf

diesen Termin hatten sich die

Vereine der Pro A geeinigt. Ab

diesem Tag soll die 2. Liga

starten. Das ist rund 5 Wochen

später als es normalerweise der

Fall gewesen wäre. Und mit der

Verschiebung sind natürlich

auch Wünsche verbunden, man

hofft darauf, dass wieder ein

paar Zuschauer zugelassen

werden dürfen. Wo die im Falle

der Academics hin pilgern würden,

ist übrigens ebenfalls noch

nicht ganz klar. Schließlich wird

bekanntlich an einer neuen

Heimspielstätte gebaut. Bis zum

Saisonstart wäre sie im Normalfall

wohl fertig gewesen, doch

durch die Coronapandemie

befindet man sich etwas im Verzug.

Im Fall der Fälle könnten

die Korbjäger vom Neckar

natürlich in ihrer bisherigen Heimat,

der Halle am Olympia

Stützpunkt Rhein-Neckar im

Neuenheimer Feld, antreten.

Nicht wie gewünscht lief auch

die Kaderplanung. Auch hier

wirkte sich die globale Krise wie

ein Bremsklotz aus. Geschäftsführer

Matthias Lautenschläger

und Trainer Branislav Ignjatovic

waren nicht zu beneiden, doch

der erste Neuzugang entschädigte

dann gleich mal. Denn die

Fans dürfen sich auf einen

Rückkehrer freuen: Albert

Kuppe, der schon von 2015 bis

2018 bei den Academics auf

dem Parkett stand, will es noch

einmal wissen. Er kommt von

den BIS Baskets Speyer an

seine alte Wirkungsstätte zurück

und spielte zuletzt in der

Regionalliga und der Pro B.

Sein Abschied hing damals mit

beruflichen Gründen zusammen.

Kuppe wollte sich auf

seinen Hauptjob konzentrieren,

den er nun in der Coronakrise

leider verloren haben soll. Somit

kann er sich jetzt voll und ganz

auf die Academics konzentrieren.

Dort will der 31-jährige

beweisen, dass er noch nicht

zum alten Eisen gehört. Wenngleich

der Sprung aus Speyer

nach Heidelberg ein großer ist.

Das weiß auch Kuppe, dementsprechend

will er Gas geben:

"Ich würde es einfach als

Schicksal bezeichnen, dass ich

nun wieder in Heidelberg auflaufen

kann. Egal ob Zuschauer,

Organisation oder Mitspieler,

ich freue mich einfach wieder

zurück zu sein", wird er auf der

Homepage der Academics

zitiert. Der Forward hat

zunächst einen Einjahresvertrag

unterschrieben und will

dabei helfen, die Ziele zu erreichen

und freut sich insbesondere

auf die neue Halle. Was noch

in ihm steckt, hat er im letzten

Jahr demonstriert Kuppe rückte

im 3x3-Format für die deutsche

Nationalmannschaft aufs Feld

und war unter anderem bei den

Europameisterschaften im

Einsatz. Vergessen hat ihn sein

neuer bzw. alter Coach aber

ohnehin nie: "Man muss nicht

viel über Albert sagen. Wir

wissen was wir an Albert haben,

weshalb wir auch nicht lange

gezögert haben, um ihn unter

Vertrag zu nehmen. Von seinen

spielerischen und menschlichen

Qualitäten ist Albert eine tolle

Verstärkung für unsere Mannschaft.

Mit seiner Vielseitigkeit

wird er uns auf jeden Fall

weiterhelfen", betont Branislav

Ignjatovic.

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Weitere Sternstunden sollen folgen

Grün-Weiss Mannheim sieht Licht am Ende

des Tunnels

Von Daniel Hut

Die Tennis-Bundesliga ist in

Mannheim zuhause. Bei Grün-

Weiss Mannheim wird jeden

Sommer Spitzensport geboten.

2019 holten die Quadratestädter,

bei denen unter anderem

auch die deutschen Tennis-

Lichtgestalten Steffi Graf und

Boris Becker eine Mitgliedschaft

besitzen, bereits den achten

Meistertitel. Im Sommer 2020

standen die Chancen auf die

erneute Titelverteidigung gut,

denn der Erfolgskader konnte

nicht nur gehalten, sondern

sogar nochmal verstärkt

werden. Mit Dominik Koepfer

und Kevin Krawietz wechselten

zwei deutsche Davis-Cup-Spieler

zu Grün-Weiss. Spektakuläre

Tennistage schienen vorprogrammiert

zu sein, doch dann

kam die Coronakrise und durchkreuzte

auch den Tennissport.

Für Grün-Weiss kam es jedoch

noch schlimmer, da man bereits

Geld in die Hand genommen

hatte, um die Saison 2020

vorzubereiten, machte man

Verluste, die normalerweise nie

entstanden wären, da pro Heimspiel

stets zwischen 2000 und

3000 Zuschauer auf die Anlage

strömen. Mitte April waren die

Sorgen bei Teammanager

Gerald Marzenell riesig, er

befürchtete gar das Schlimmste

und stellte eine Fortsetzung der

Erfolgsgeschichte ernsthaft in

Frage. Der 56-jährige betonnte

immer wieder gebetsmühlenartig,

dass man kämpfen müsse,

um nicht komplett aus der Spur

zu geraten. Mittlerweile schaut

man wieder deutlich zuversichtlicher

in Richtung 2021. Passiert

nichts Unvorhersehbares

mehr, wird Grün-Weiss auch

weiterhin der Tennis-Sommer-

Hotspot der Kurpfalz sein. Am

10. und 12. Juli 2020 hätte der

erste Doppelspieltag mit zwei

Heimspielen in Mannheim stattgefunden.

Mittlerweile weiß

man, dass auch das Wetter mitgespielt

hätte. Um die 5000

Zuschauer wären an beiden Tagen

sicherlich auf die rund

50000 Quadratmeter große

Tennisanlage geströmt.

Fortsetzung Seite 37>>

Oben: Ein leeres

Stadion. Covid19

brachte auch das Aus

für die Tennis-

Bundesliga-Saison.

Rechte Heftseite: So

sah es im

vergangenen Jahr

aus, als GW

Mannheim zum Titel

eilte.

Li. Teamchef Gerald

Marzenell will mit

Grün-Weiss

Mannheim im Jahr

2021 die nächste

Sternstunde erleben

Fotos: AS Sportfotos

Seite 36

sport-kurier Mannheim/Kraichgau


Kürzlich war zu lesen, wie Marzenells

Matchplan für das erste

Wochenende ausgesehen

hätte. Er ließ sich in die Karten

schauen und verriet seine anvisierte

Aufstellung - zumindest in

Teilen. Neben Koepfer und

Krawietz wäre auch Dominic

Thiem ein Thema gewesen. Der

Weltstar aus Österreich, der

momentan auf dem dritten Platz

der Weltrangliste steht, hätte

nach Wimbledon nach Mannheim

reisen können, um sich

dort von Rasen wieder auf Sand

einspielen zu können, weil er in

der Woche darauf wohl auch

beim Sandturnier in Hamburg

gespielt hätte. Thiem ist auch

der Spieler, der für das bisherige

Highlight in Mannheim

gesorgt hat. Sein Match im

Sommer 2018 im Derby gegen

den TC 02 Weinheim bleibt

unvergessen. Der Centre-Court

platzte aus allen Nähten. Teilweise

hangelten sich die Fans

sogar an einem Baum hoch, um

ein paar Ballwechsel erhaschen

zu können. Bereits eine Stunde

vor Spielbeginn war ein Großteil

der Sitzplätze mit Handtüchern

belegt. Ein Mann am Aufgang

zur Tribüne sagte damals, dass

man sich hier heute vorkomme

wie im Sommerurlaub irgendwo

am Meer in Spanien. Genau

solche Momente sind es, für die

Marzenell und seine Mitstreiter

weitermachen. Sie wollen noch

ein paar dieser Sternstunden in

Mannheim erleben. Im Sommer

2021 könnte es die nächsten

geben …

sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 37


Sebastian Vettel hat seinen Abschied

von Ferrari zum Saisonende

angekündigt

Von Marc Schüler

Nur noch wenig Interesse ruft die Formel 1

in Deutschland hervor. Vorbei sind die

Zeiten eines Michael Schumacher, Heinz-

Harald Frentzen, Ralf Schumacher und Niko

Rossberg, wo zeitweise aufgrund der

Euphorie sogar zwei Rennen in Deutschland

stattfaden (GP von Deutschland, GP

von Europa in Hockenheim und auf dem

Nürburgring). Bis zu Fahrer kamen aus dem

Land des Erfinders des Automobils, mittlerweile

ist mit Sebastian Vettel nur noch einer

übrig. Und auch der Stern von Deutschlands

Vorzeige-Pilot aus Heppenheim sinkt

und löst nicht mehr das Interesse aus, das

er in seinen ersten Jahren in der Formel 1

erfuhr. Auf den Spuren des siebenfachen

Weltmeisters Michael Schumacher wollte

Vettel wandeln, als er als vierfacher Weltmeister

von Red Bull zur legendären

Scuderia Ferrari wechselte - ein Projekt,

dass nun nach sechs Jahren gescheitert ist.

Kaum mithalten konnte Vettel mit dem

Briten Lewis Hamilton, der im Mercedes

von Sieg zu Sieg eilt. Sechs Weltmeistertitel

holte Hamilton (fünf davon in den vergangenen

sechs Jahren), der siebte soll in

der turbulenten, von Corona gezeichneten

Saison 2020 folgen. Dass die Euphorie in

Deutschland vorbei ist zeigt auch, dass im

Rennkalender 2020 der Große Preis von

Deutschland in Hockenheim nicht vorgesehen

ist und die Formel 1 lieber in Vietnam

(Hanoi Street Circuit) oder den Niederlanden

(Zandvoort, erstmals seit 1985 wieder)

Rennen plante (beide fielen aber Corona

zum Opfer). Auf den Kopf stellte jedoch die

weltweite Corona Pandemie die gesamte

Königsklasse und den Rennkalender. Von

ehemals 22 geplanten Rennen blieben am

Ende nur zehn übrig - auf nur acht verschiedenen

Kursen, da in Spielberg (Österreich)

und Silverstone (England) erstmals an zwei

Seite 38

aufeinanderfolgenden Wochenenden

gefahren wird. Für Hockenheim und den

Nürburgring ein herber Rückschlag, boten

sie sich doch als Ersatzausrichter an als

absehbar war, dass es in diesem Jahr nur

einen reduzierten Rennkalender mit Fokus

auf Europa geben würde. Jedoch hat sich

der Automobilweltverband FIA vorbehalten

weitere Rennen im Oktober und November

anzusetzen und somit die Saison wieder

etwas auszudehnen, jedoch nach einer

Ankündigung des Verbands sollen diese auf

anderen Kontinenten stattfinden. Daher

lassen sich die Verantwortlichen auch Zeit

und beobachten die weltweite Corona-Situation

ganz genau, ehe sie beschließen

welche Kurse noch in den Genuss kommen

einen Grand Prix ausrichten zu dürfen. Für

Sebastian Vettel wird es sicher eine lange

Saison werden. Da er seinen Abschied von

Ferrari nach Saisonende bereits angekündigt

hat (und Medienberichten zufolge mit

Aston Martin/Racing Point einen neuen

Arbeitgeber bereits vorweisen kann, auch

wenn er dies dementiert), wirkt es fraglich,

ob er in dieser Saison noch einmal eine

Rolle im Kampf um das Podium spielen

kann. Denn zum einen dominieren die Fahrer

von Mercedes erneut mit Weltmeister

Lewis Hamilton und dem schnellen Finnen

Valtteri Bottas, zum anderen ist auch Vettels

Teamkollege Charles Leclerc gefühlt die

unumstrittene Nummer 1 im Team der

Scuderia, auch wenn dies niemand offiziell

bestätigen wird. Mit Renault scheint ein anderer

Motorenhersteller den "Mythos" Ferrari

zudem überholt zu haben und die

ersten Rennergebnisse deuten darauf hin,

dass das Traditionsteam sogar mit Red

Bull, Racing Point und McLaren um den

Titel als zweite Macht hinter Mercedes wetteifern

muss. Für die deutschen Fans

besteht aber noch Hoffnung auf eine

Renaissance der Formel1-Begeisterung in

Deutschland, auch wenn sogar Stammsender

RTL mittlerweile sein Engagement

beendet hat (Sky überträgt ab 2021). Und

diese Hoffnung trägt einen bekannten Namen:

Schumacher. Mick Schumacher fährt

derzeit in der Formel2 erfolgreich und wird

immer wieder mit Ferrari in Verbindung

gebracht, da er Mitglied der Ferrari Driver

Academy ist. An Testfahrten für die Scuderia

und das mit Ferrari-Motor ausgestattete

Alfa Romeo Team in Bahrain wusste er sein

Talent zu zeigen und erhielt viel Lob. Zwar

gibt es keine festen Verträge für 2021, doch

würde ein Wechsel zu Ferrari in die

Formel1 bei den Fans schöne Erinnerungen

auslösen, jedoch genauso hohe Erwartungen

wecken. Ob er sich mit diesem

Wechsel einen Gefallen tut, ist daher fraglich,

zumal Ferrari derzeit nicht nah an das

Niveau von Mercedes herankommt,

weshalb ein "Lehrjahr" bei Alfa Romeo wohl

die bessere Variante wäre.

sport-kurier Mannheim/Kraichgau



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