Sportkurier Juli-August 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Juli / August 2020 EUR 2,40
sport-kurier
rhein-neckar/kraichgau
Bammentals Hansi Flick holt mit
dem FC Bayern das Double
Gemeinsam
sind wir stark!
Ihr Partner für
Digital- und Printmedien
Weiterhin für
Sie erreichbar
Wir bieten Ihnen Ihr
Rundum-Sorglos-Paket
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Freuen Sie sich ganz
besonders auf diese Ausgabe, denn
der Sport hat viele Entscheidungen
mit sich gebracht, wenn auch einige
am “grünen Tisch”, sprich auf Verbandstagen
getroffen wurden. Die
Ausgabe ist wieder einmal breit
gefächert und verschafft den Lesern
einen kompakten Gesamtüberblick.
Die TSG Hoffenheim hat
in einem starken Endspurt die Qualifikation
für die Europa-League
geschafft und trotz Pandemie ein
Rekordergebnis eingefahren.
Weniger zufrieden war die
Frankfurter Eintracht, die den Erwartungen
sportlich hinterher hinkte und
der FSV Mainz 05, der wieder
einmal eine Zittersaison um den
Klassenerhalt durchlebte.
Erfolg hatte hingegen der
Bammentaler Hansi Flick, der mit
dem FC Bayern München als Chefcoach
innerhalb weniger Tage das
Double gewann.
Erfolgreichere Tage hat
der 1. FC Kaiserslautern gesehen.
Finanziell angeschlagen, hofft man
nun auf einen Investor aus Dubai.
Insgesamt sehr zufrieden
kann der Drittligaaufsteiger SV
Waldhof Mannheim sein, denn einige
Zeit lang konnte man sogar mit
dem Aufstieg in die 2. Bundesliga
liebäugeln. Nun sind noch einige
Personalien bei den Blauschwarzen
zu klären, damit auch die zweite
Spielzeit in der 3. Liga ein Erfolg
wird.
Die DFB Nationalmannschaft
ist im Wartestand, die EURO
2020 wurde bekanntlich verschoben.
Hoffen auf Zuschauer und
einem vollen Haus, den Wunsch
hegen die Rhein-Neckar Löwen, die
sich darüber hinaus mit Mait Patrail
verstärkt haben.
Die Fans der Adler Mannheim
müssen Geduld aufbringen,
denn die neue Saison wird noch auf
sich warten lassen.
Weitere Sternstunden im
Tennis möchte Grün-Weiss Mannheim
erleben, aber hierfür muss
man sich bis 2021 gedulden.
Bei Ferrari geht eine Ära
zu Ende. Sebastian Vettel wird am
Saisonende aufhören.
Besuchen Sie uns doch auf
unserer tagesaktuell
geführten Webseite
www.sport-kurier.mannheim.de
Eure sport-kurier Redaktion
und
Ihr Manfred Jordan
(Herausgeber)
Bundesliga
TSG Hoffenheim
EUROPA wir Kommen! 4-5
Rekordergebnis trotz Pandemie 6-7
Eintracht Frankfurt
Ziel verpasst
Eintracht hinkt Erwartungen hinterher 8-9
FSV Mainz 05
Turbulente Saison mit happy-end 10
FC Bayern München
Mit dem Bammentaler Hansi Flick
zum Double 12-13
2. Bundesliga
SV 1918 Sandhausen
Es folgt das 9. Jahr 2. Bundesliga
SVS hat den Klassenerhalt
frühzeitig geschafft 14-15
Karlsruher SC
Ligaerhalt Dank Kraftakt 16-17
3. Liga
1. FC Kaiserslautern
Rettet ein Investor aus Dubai
den 1. FCK? 18
SV Waldhof Mannheim 07
Drittligaaufsteiger SV Waldhof hat eine
Duftmarke gesetzt 20-21
Es sind noch Personalien zu klären 22
DFB
Nationalmannschaft im Wartestand 24-25
Amateure
Das lange Warten hat ein Ende 26
Handball
Das Hoffen auf Zuschauer bei den
Rhein-Neckar Löwen 28
Hinten und vorne eine Bank -
Mit Mait Patrail einen starken
Neuzugang verpflichtet 29
INHALTSVERZEICHNIS
Thema Seite Thema Seite
Eishockey
Die Fans brauchen Geduld 30
Der Abschied von einer Legende
Stadionsprecher Udo Scholz verstorben 32
Basketball
Mit einem Rückkehrer aus der Pandemie
Albert Kuppe spielt wieder für
die Academics 34
Tennis
Weitere Sternstunden sollen folgen 36-37
Formel 1
Sebastian Vettel verlässt Ferrari 38
IMPRESSUM
Herausgeber:
Manfred Jordan
sport-kurier Mannheim
Auggener Straße 7, 68239 Mannheim
E-Mail: info@sport-kurier.com
0621-4 84 45 00
Druck:
City-Druck Heidelberg
www.city-druck.de
69115 Heidelberg
Vertrieb:
BZG Schmitt KG
Presse Vertrieb Pfalz GmbH &
Co. KG Karl Schmitt und Co.
Redaktionsverantwortlich:
Manfred Jordan, Ronald Ding
Redaktionsmitarbeit:
Manfred Jordan, Marc Schüler, Katrin
Schill, Daniel Hut, Ronald Ding, Jürgen
Bauer
Fotos: AS Sportfotos, Marc Schüler, Gameday
Media Service, Siegfried Lörz, Alfio
Marino, Berno Nix
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 3
Europa, wir kommen!!
TSG Hoffenheim qualifiziert sich für einen Platz
im internationalen Geschäft
Von Jürgen Bauer
Die TSG Hoffenheim krönte mit
einem 4:0-Überraschungserfolg
am letzten Bundesliga-Spieltag
bei Borussia Dortmund eine von
Höhen und Tiefen geprägte
außergewöhnliche Saison
2019/20, bei der am Ende mit
einem sechsten Tabellenplatz
die direkte Qualifikation für die
Europa League gelang. Nach
den Abgängen von vier
Leistungsträgern sowie Trainer
Julian Nagelsmann im vergangenen
Sommer träumten nur
die kühnsten Optimisten von
einer dritten Europapokalteilnahme
innerhalb der letzten vier
Spielzeiten. Dass es nach einer
enttäuschenden Heimbilanz
(neun Niederlagen), einer ungewöhnlich
positiven Auswärtsbilanz
(acht Siege) und der
Trennung von Trainer Alfred
Schreuder vier Spieltage vor
Saisonende dennoch für das
internationale Geschäft reichte,
überraschte am Ende doch
sehr. Alexander Rosen, Direktor
für Profifußball, zeigte sich
nach drei souveränen Siegen in
den letzten drei Saisonspielen
sehr zufrieden: "Ich habe schon
vor dem letzten Spiel in Dortmund
gesagt, dass es auf jeden
Fall eine gute Saison für uns ist.
Jetzt ist es als Sechster eine
sehr gute Saison. Mit einem
grandiosen Abschluss." Unverkennbar
waren in diesem
Umbruchsjahr die fehlende
Konstanz in den Leistungen und
die daraus resultierenden
Ergebnisse. Die drittbeste Platzierung
der Vereinsgeschichte
nach dem vierten (Saison
2016/17) und dritten (2017/18)
Rang hatte nicht zuletzt
aufgrund der Corona-Pause
enorme Ausschläge in beide
Richtungen. Zu den Negativergebnissen
zählt zweifellos die
mit 0:6 höchste Bundesliga-
Heimniederlage gegen Meister
Bayern München, die auch
noch höher hätte ausfallen
können, wenn der Rekordmeister
nicht nach der zweiten
Spielunterbrechung wegen
Diffamierungen der Bayern-
Fans Richtung TSG-Mäzen
Dietmar Hopp zusammen mit
den Hoffenheimern vom Wettkampf-
auf Demonstrationsmodus
in der Schlussviertelstunde
umgeschaltet hätte. Ebenso
blamabel war das 1:5 gegen
Mainz 05, obwohl die Hausherren
eine komplette Halbzeit in
Überzahl spielten.
Fortsetzung Seite 5>>
Leverkusens
Nationalspieler Kai
Havertz (rot) beim
Kopfball gegen die
Hoffenheimer Diadie
Samassekou und
Sebastian Rudy (v. li.)
alle Bilder: S. Lörz
Seite 4
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Links Andrej Kramaric
(blau) erzielte u.a.
alle vier Tore beim
4:0-Sieg im letzten
Punktspiel gegen
Borussia Dortmund
Bild unten: am Ball
Christoph
Baumgartner im Spiel
gegen den FC Bayern
München.
alle Bilder: S: Lörz
37 Gegentreffer mit einer Tordifferenz
von minus 11 sind der
schlechteste Wert seit dem
Aufstieg 2008/09. Deutlich
wohler fühlten sich die Blau-
Weißen in der Ferne, wo sie mit
acht Auswärtssiegen - darunter
in München und Dortmund -
deutlich mehr Punkte als
daheim holten. 30 Auswärtspunkte,
16 Gegentore, eine
Tordifferenz von plus 11 sowie
nur drei Auswärtsniederlagen
sind ein neuer Vereinsbestwert.
Ligatopwerte sind auch ein
Dutzend Jokertore sowie neun
Torvorlagen durch Einwechselspieler,
die die Mannschaft nach
Einwechslungen häufig wie ausgewechselt
wirken ließ. Zu den
positiven Erscheinungen in der
abgelaufenen Saison zählen die
beiden Torhüter Oliver Baumann
und Philipp Pentke, auf
die stets Verlass war. In der
Defensive konnten der Tscheche
Pavel Kaderabek und das
österreichische Eigengewächs
Stefan Posch die konstantesten
Leistungen liefern. Im Mittelfeld
stach vor allem der junge Österreicher
Christoph Baumgartner
hervor, der mit sieben Treffern
und vier Torvorlagen viel Offensivpower
versprühte. Zudem
konnte der Däne Robert Skov
als die effektivste Verstärkung
der Saison zunächst als Linksverteidiger
und später als
Rechtsaußen überzeugen. Der
Standard- und Flankenspezialist
brachte es in seiner Premierensaison
auf vier Tore und vier
Torvorlagen. Im Offensivbereich
kam es aufgrund von vielen Verletzungen
immer wieder zu
unterschiedlichen Angriffsvarianten.
Nach einer starken
Hinserie mit fünf Treffern in 15
Spielen musste Neuzugang
Sargis Adamyan aufgrund einer
Knöcheloperation fast die
gesamte Rückrunde pausieren.
Genau umgekehrt lief es für den
kroatischen Vizeweltmeister Andrej
Kramaric, der nach längerer
Ausfallzeit im Saisonendspurt
richtig aufblühte und mit zwölf
Toren, vier davon beim Saisonfinale
in Dortmund, erneut zum
TSG-Torschützenkönig wurde.
Trotz der vorzeitigen Trennung
von Trainer Schreuder muss
man dem Niederländer beim
Mega-Umbruch in einer schwierigen
Phase und bei einem
schweren Auftaktprogramm
eine solide Arbeit attestieren.
Seine Arbeit bildete die Grundlage
für Platz 7 und dass es am
Ende mit der vereinsinternen
Trainer- Konstellation Matthias
Kaltenbach, Marcel Rapp,
Kai Herdling, Torwarttrainer
Michael Rechner und Videoanalyst
Timo Gross unter der Regie
von Manager Rosen zum
direkten Weg nach Europa
reichte. Im Rückblick sagte
Schreuder in einem Interview:
"Es ist eine Schande, dass ich
die Saison nicht beenden konnte,
dabei kann ich in den Spiegel
schauen. Ich wollte langfristige
Antworten und sie kamen nicht.
Leider konnten wir uns nicht auf
einen gemeinsamen zukünftigen
Weg der TSG einigen."
Demgegenüber steht die Aussage
von Kapitän Benjamin
Hübner in Bezug auf die Spielund
Herangehensweise, die von
den Verantwortlichen am Ende
als viel zu defensiv und ängstlich
angesehen wurde: "Man hat
in den letzten Wochen gesehen,
wofür Hoffenheim steht. Der
offensive Fußball ist die
Hoffenheim-DNA."
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 5
Die Hoffenheimer
haben sich mit einem
starken Endspurt
direkt für die
Euro-League
qualifiziert.
Ein Erfolg, mit dem
man lange Zeit nicht
mehr rechnen konnte.
Bild: S. Lörz
Rekordergebnis trotz Pandemie
Die TSG Hoffenheim ist finanziell gut aufgestellt
Von Jürgen Bauer
Die TSG Hoffenheim geht in
vielen Bereichen gut aufgestellt
in ihre am 18. September beginnende
13. Bundesliga-Saison.
Nach dem überraschend positiven
Abschneiden in der Saison
2019/20, in der sich die Kraichgauer
mit dem 6. Tabellenplatz
für die Europa League qualifizierten,
passt es sportlich
hervorragend. Auch personell
kommt es aufgrund vieler langfristiger
Verträge zu wenig
Veränderungen, was zu Corona-Zeiten
und den damit
verbundenen finanziellen Folgen
in der aktuellen Situation
ein Vorteil ist. Manager Alexander
Rosen konnte schon frühzeitig
seinen Kader festzurren
und muss nur noch an wenigen
Stellschrauben nachjustieren.
Dank der hohen Transfererlöse
aus der letzten Saison konnten
die Hoffenheimer trotz der seit
März anhaltenden Corona-Pandemie
und den daraus entstandenen
Umsatzeinbußen,
bedingt durch Geisterspiele und
deutlich weniger TV-Einnahmen
ein Rekordergebnis vermelden.
TSG-Geschäftsführer Frank
Briel: "Wir werden die 200-Millionen-Euro-Umsatzschwelle
überschreiten, natürlich getrieben
durch die hohen Transfererlöse
von mehr als 110 Millionen
Euro im Sommer vorigen Jahres.
Die Umsatzeinbußen durch
Corona belaufen sich für die
laufende Saison auf etwa fünf
Prozent, in den kommenden
Spielzeiten auf deutlich mehr".
Zum Vergleich: In der Saison
2018/19 betrug der Umsatz
161,7 Millionen Euro. Auch
wenn laut Briel in den nächsten
zwei Jahren durch den neuen
TV-Vertrag Einbußen in Höhe
von 21 Millionen Euro zu erwarten
sind, erweisen sich jetzt die
nicht einkalkulierten Europapokaleinnahmen
im wirtschaftlichen
Konkurrenzkampf mit den
etablierten, größeren Vereinen
als besonders lukrativ.
Fortsetzung Seite 7>>>
TSG-Trainer Alfred
Schreuder durfte
vorzeitig seinen Stuhl
räumen.
Bild: S. Lörz
Seite 6
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Alexander Rosen,
Direktor für Profifußball,
hat gut lachen.
Die TSG Hoffenheim
erzielte ein
Rekordergebnis.
Bild: S. Lörz
Da kurzfristig die Transfersummen
der Spieler deutlich
gedrückt werden, ist es für viele
Vereine unabdingbar, langfristig
verstärkt noch mehr Wert zu legen
auf die eigenen Nachwuchsleistungszentren
mit
ihren vielversprechenden Talenten.
Als Nachfolger für Nachwuchsdirektor
Dirk Mack haben
die Hoffenheimer von Drittliga-
Aufsteiger 1. FC Saarbrücken
dessen Sportlichen Leiter
Marcus Mann verpflichtet, der
bereits von 2014 bis 2016 in der
zweiten Mannschaft der TSG
spielte. Eine weitere Veränderung
gab es in der Führungsetage,
wo als dritter Geschäftsführer
neben Dr. Peter Görlich und
Frank Briel seit 1. Juli Denni
Strich, der zuvor 13 Jahre an
der Spitze der Marketingabteilung
des DFB stand, installiert
wurde. Mit Vorausblick auf die
neue Spielrunde 2020/21 kann
es erneut eine aus sportlicher
Sicht spannende und erfolgreiche
Saison werden. Die Qualität
ist vorhanden, vor allem im
Offensivbereich. Viel wird davon
abhängen, wie die Mannschaft
mit der Dreifachbelastung zurechtkommt.
Der Spielerkader
wird sich durch die Europapokalteilnahme
sicherlich noch
etwas vergrößern und somit
auch den Konkurrenzkampf verschärfen.
Ein weiterer wichtiger
Faktor ist das Verletzungspech,
dass der TSG zuletzt mehr als
lieb zu schaffen machte. Spannend
bleibt nach wie vor die
Trainer-Frage, die bei Redaktionsschluss
noch nicht entschieden
war. Das Anforderungsprofil
ist nach dem
Missverständnis mit Ex-Coach
Alfred Schreuder deutlich in
Richtung Hoffenheimer-DNA hin
zu einer mutigen und offensiven
Ausrichtung klar vorgegeben.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 7
Ziel verpasst
Eintracht Frankfurt hinkt den eigenen
Erwartungen hinterher
Von Marc Schüler
Sollte es keine große Sensation
geben, dann können die Verantwortlichen
der Frankfurt Eintracht
um Sportvorstand Fredi
Bobic, Manager Bruno Hübner
und Trainer Adi Hütter die
Saison 2020/21 planen. Auf
Platz 9 hat die Eintracht die
"Corona-Saison" abgeschlossen,
verbessert im Gegensatz
zur Winterpause, aber zu wenig
für das einstige Ziel "Internationaler
Wettbewerb". Sucht man
nach den Gründen, warum es
ein paar Punkte (und Plätze)
weniger als erhofft waren, so
muss man nicht weiter gucken
als zur Hinrunde. Platz 7 im Vorjahr
berechtigte zur Qualifikation
für die Europa League,
weshalb die Eintracht bereits
früh wieder reguläre Punktspiele
absolvieren musste und die
Vorbereitung auf die eh schon
lange Saison kurz ausfiel. Dank
Erfolgen gegen den FC Flora
Tallinn, den FC Vaduz und Racing
Straßbourg (6 Spiele
zwischen dem 25. Juni und 29.
August) zogen die Frankfurter in
die Gruppenphase der Europa
League ein, schafften dort dank
der Hilfe von Standard Lüttich
(und einem sensationellen 2:1
Sieg bei Arsenal London) den
Einzug in die K.O.-Phase und
warfen anschließend nach der
Winterpause noch RB Salzburg
aus dem Wettbewerb. Doch war
es die Phase im November und
Dezember, kurioser Weise nach
Seite 8
dem sensationellen 5:1 gegen
Rekordmeister Bayern München,
die den Frankfurtern viele
Punkte kostete. In der Bundesliga
gewann Eintracht die nächsten
sieben Spiele nicht mehr
und holte nur noch beim 2:2
gegen den Tabellen-16. Hertha
BSC Berlin einmal Punkte. Und
auch in der Europa League
unterlag die SG Lüttich und
Guimares, der Sieg im November
in London war überraschend,
sensationell und eine
Demonstration der Willensstärke.
Denn eins war auch unübersehbar:
der Umbruch im Kader
war nach dem Abgang der
Büffelherde Sebastian Haller,
Luka Jovic und Ante Rebic groß
und die Europa League Qualifikation
kräfteraubend, so dass
dem Team einfach im November
und Dezember die Luft ausging
und man froh war sich auf
Platz 13 in die Winterpause zu
schleppen. Am Ende hätte es
dann dank guter Rückrunde fast
doch noch für Europa gereicht.
Hätte die SGE nicht 0:2 gegen
Mainz verloren und bei den
schwächelnden Kölnern 1:1
gespielt, wäre Platz 7 und die
erneute Qualifikation für die
Europa League drin gewesen.
So heißt es einen Umbruch
forcieren, denn mit 32 Spielern
in eine Saison ohne internationalen
Wettbewerb zu gehen,
das schafft nur Unmut.
25 Spieler sollen es nach Willen
von Trainer Adi Hütter sein,
dabei sind bis auf Stürmer Ragner
Ache noch keine Neuzugänge
eingeplant. Fynn Otto und
Jabez Makanda kommen aus
der U19 hoch, doch wird kaum
erwartet, dass sie mehr sind als
Kaderspieler um die "Local
Player" Richtlinien im international
besetzten Kader zu erfüllen.
Dazu kommen mit Aymen
Barkok, Simon Fallette, Tuta,
Jetro Williams und Dejan Joveljic
fünf Leihspieler zurück an
den Main, die im Kader untergebracht
oder verkauft/verliehen
werden wollen. Während
Barkok in seiner Zeit in Düsseldorf
seine Bundesliga-tauglichkeit
bewiesen hat (aber mit Verletzungen
kämpfte), gilt Fallette
als sofortiger Streichkandidat
und Eintracht hofft auf das
Ziehen der Kaufoption Seitens
Fenerbahce. Jetro Williams
spielte bei Newcastle stark,
doch eine schwere Verletzung
verhinderte, dass Newcastle die
Kaufoption zog, Tuta und Dejan
Joveljic sammelten wertvolle
Erfahrung in der belgischen
Liga, auch wenn Letzterem
noch ein weiteres "Lehrjahr"
guttun würde, während Tuta voll
überzeugte. Wichtig sind aber
drei Personalien: Trainer Adi
Hütter, Mittelfeld-Motor Daichi
Kamada und Außenstürmer
Filip Kostic. Während Trainer
Hütter noch ein Jahr Vertrag hat
und eine Verlängerung bis 2023
nur noch Formsache zu sein
scheint, stocken die Gespräche
bei Kamada, der als flinker
Dribbler für die Eintracht immer
wichtiger wurde.
Fortsetzung Seite 9>>
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Unterschriftsreif war der Vertrag des jungen
Japaners bereits, ehe sein Berater
beschloss doch noch einmal den Markt zu
sondieren. Für die Eintracht
wäre ein Abgang ein herber Verlust, bei einem
Verbleib wäre Kamada aber im Juni
2021 vertragslos und ablösefrei, was die
SGE vermeiden möchte. Filip Kostic ist
eigentlich unersetzbar auf der Außenbahn
und die meisten Verantwortlichen der Eintracht
rechneten mit einem Abgang - bis
Corona kam. Jetzt sind die Karten neu gemischt
und die Chancen auf einen Verbleib
in Frankfurt liegen bei 50%. Aber auch dies
ist ein Dilemma, denn ein Transfer für 30/40
Millionen Euro des in der Winterpause noch
europaweit begehrten Außenstürmers hätte
der Eintracht Gelder für Transfers in die
Kasse gespült, die durch Corona nun recht
leer zu sein scheint. Auf gut 25 Millionen
Euro bezifferte Bobic die Einnahmenverluste
der Frankfurter durch die Folgen und
Auswirkungen der Pandemie. Genau
diesen Betrag soll der AC Mailand aber für
Ante Rebic bieten, der für zwei Jahre nach
Mailand verliehen wurde, während im
Gegenzug Andre Silva für zwei Jahre an
den Main kam. Gut beraten wäre die
Eintracht, den Transfer von Rebic an die
Personalie Silva zu koppeln, der für die
SGE in der Rückrunde immer wichtige wurde
und der beste Torschütze nach der Corona-Pause
war. Als Zugänge werden
zudem Ex-Nationalspieler Robin Knoche
(ehemals VfL Wolfsburg),Torwart Thomas
Kraft und Mittelfeldmann Kevin Stöger
gehandelt, neben einigen unbekannten Talenten
als Frankreich, Polen und
Spanien.Für diese Spieler müsste allerdings
finanzieller Spielraum geschaffen
werden. Kurz wird die Sommerpause für die
Frankfurter sein, die Spieler wie Marco
Russ, Gelson Fernandez und Jonathan de
Guzman nach dem 3:2 Sieg gegen Paderborn
verabschiedet haben. Am 5. August
muss die Eintracht in Basel zum Rückspiel
gegen den FC Basel antreten - belastet mit
einer 0:3 Hypothek aus dem Hinspiel, als
sich zahlreiche Profis von Corona in
Geisterspielatmosphäre so verunsichert
zeigten, dass die Mannschaft komplett von
der Rolle wirkte. Schaffen die Frankfurter
die nächste Sensation, würden sie zum
Endrundenturnier nach Köln, Düsseldorf,
Duisburg und Schalke fahren und möglicher
Weise gleich auf den VfL Wolfsburg treffen.
Nur ein Europa-League Sieg würde es der
Eintracht ermöglichen auch kommende
Saison noch an einem internationalen Wettbewerb
teilzunehmen - eine eher minimal
kleine Chance gemessen an den Voraussetzungen.
alle Bilder Seite 8 und 9: Marc Schüler
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 9
Turbulente Saison mit happy end
Der FSV Mainz 05 bleibt erstklassig
Von Marc Schüler
Eine turbulente Saison hat der
FSV Mainz 05 dank Corona-
Pause hinter sich. Schienen die
Mainzer zunächst als einer der
Abstiegskandidaten, gelang der
Klassenerhalt dank einem Kraftakt
dann doch ohne bis zum
letzten Spieltag zittern zu
müssen. Doch wirft die Saisonpause
und die Effekte der Pandemie
ein weiteres Problem für
den Klub auf: auf 18 Millionen
Euro wird das Loch in der Bilanz
taxiert, Geld, was der Verein
möglicher Weise über Transfers
von Leistungsträgern erwirtschaften
muss, um in der kommenden
Saison wieder konkurrenzfähig
zu sein. Auch wenn
Stürmer Jean-Philippe Mateta
und Innenverteidiger Moussa
Niakhate Vertrag bis 2023
haben, so scheint ein Abschied
der beiden nicht unwahrscheinlich.
Vor allem an Niakhate (23
Jahre) soll es Interesse aus
Frankreich und England geben.
Sechs Millionen Euro zahlten
die Mainzer an den FC Metz
2018, 66 Bundesligaspiele
später soll der Verteidiger den
Mainzern einen zweistelligen
Millionen-Gewinn bescheren.
Doch dies ist unsicher, denn
aufgrund der Pandemie sitzt
das Geld auch bei den finanzstarken
Vereinen nicht mehr so
locker wie in den Vorjahren.
Auch bei Mateta soll es lose Anfragen
geben, allerdings wird
sein Marktwert nach einer von
Verletzungen geprägten Saison
nicht mehr so hoch sein, wie im
Jahr zuvor. Eher soll es der
Schwede Robin Quaison sein,
den die Konkurrenz auf seiner
Liste hat, doch dieser gilt in
Mainz eigentlich als unverkäuflich.
Verteidiger Roanel Pierre-
Gabriel wurde mit Kaufoption an
Stade Brest ausgeliehen, er
könnte zumindest einen kleinen
Millionenbetrag kommendes
Jahr in die Kasse der 05er
spülen. Allerdings liegt das Problem
der Mainzer eher vorne als
hinten, denn mit 12 Angreifern
verfügt der Kader über einige
Stürmer zu viel. Nach Rückkehr
der ausgeliehenen Profis
Holtmann, Maxim, Seydel, Abass,
Gürleyen und Sverko hat
Mainz jetzt offiziell 35 Spieler
auf der Gehaltsliste. Und da
fehlen noch Stefan Bell und
Daniel Brosinski, die nach Vertragsende
doch neue Verträge
bekommen sollen. Der Kader
muss also ausgedünnt werden.
Bei den Stürmern Gerrit Holtmann
und Aaron Seydel reicht
es nicht für die Bundesliga.
Holtmann hat bei Absteiger SC
Paderborn Erfahrung in der
Bundesliga gesammelt, wurde
jedoch in 26 Spielen 13 Mal nur
eingewechselt (1 Tor). Sie
gelten als erste Streichkandidaten,
eine erneute Leihe ist ausgeschlossen,
da beide nur noch
ein Jahr Vertrag haben. Gesetzt
sollten Karim Onisiwo, Jean-
Philippe Mateta, Robin Quaison,
Jonathan Burkhardt und
Dong Won Ji sein, Paul Neben,
Suliman Mustapha, Cyrill Akono
und Issah Abass könnten die
U23 verstärken oder in die
2. Bundesliga verliehen werden.
Und was Mainz mit Routinier
Adam Szalai macht, muss
Manager Rouven Schröder
noch mit Trainer Achim Beierlorzer
erörtern. Auch für Rückkehrer
Alexandru Maxim scheint im
Mainzer Kader kein Platz mehr
zu sein. Positiv sieht aber die
Zukunft der Mainzer aus. Stabilisiert
sich die Mannschaft vor
allem in der Innenverteidigung,
hat Mainz genug junge talentierte
Spieler, um aus dem Tabellenkeller
herauszukommen.
Überraschen konnte vor allem
der deutsche U-Nationalspieler
Ridle Baku (22 Jahre), der
sowohl als rechter Verteidiger,
als auch im Mittelfeld Leandro
Barreiro, der wertvollste luxemburgische
Nationalspieler aller
Zeiten, zeigte vor allem in der
Rückrunde wie wertvoll der
20-jährige für die 05er werden
kann und war einer der Garanten
für den sicheren Klassenerhalt.
Und eben Mittelstürmer
Jonathan Burkhardt, der mit
seinen 19 Jahren seine Zukunft
erst noch vor sich hat, aber mit
seinen Leistungen in nur elf
Einsätzen (2 Tore, unter anderem
bei Borussia Dortmund)
sein großes Talent zeigte. Alle
drei sollten in der kommenden
Saison mehr spielen, für die
anfällige Innenverteidigung
kommt zudem mit Dimitri Lavalee
(23 Jahre) ein junger Belgier
ablösefrei nach Mainz, dem viel
Talent nachgesagt wird. Nicht
ganz unumstritten ist auch
Trainer Achim Beierlorzer. Immer
wieder soll es zwischen ihm
und seiner Mannschaft Misstöne
geben, allerdings müssen
die 05er erst einen besseren
Ersatz finden, ehe sie einen
Wechsel vornehmen. Durch den
vorzeitigen Klassenerhalt hat
Beierlorzer seinen Job gerettet,
zumindest vorerst. Wie die
Mainzer in die Saison 2020/21
starten wird bestimmen, wie
lange der Trainer noch am
Bruchweg wirken darf.
Seite 10
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
HEIMSPIEL
IN IHREM GARTEN.
Copyright © 2020 Husqvarna AB (publ). Alle Rechte vorbehalten.
Automower® 450X
INNOVATIV & ZUVERLÄSSIG:
IHR TOPSPIELER FÜR DEN RASEN!
Verlassen Sie sich auf den Pioneer der Mähroboter
und genießen Sie Ihre Zeit im Garten! Der Husqvarna
Automower® mäht vollautomatisch, absolut leise und
zuverlässig. Egal ob komplexe Rasenflächen, Steigungen gen
bis zu 45 % oder ein großer Fußballplatz, der Automower®
liefert ein perfektes Mähergebnis.
Erfahren Sie mehr unter www.husqvarna.de/automower
Automower® 550
für den
professionellen Einsatz
auf Fußballplätzen
Trainer Hansi Flick
wird nach dem Pokalsieg
des FC Bayern
München von seinem
Team gefeiert.
Bild unten: Spielszene
des Finals gegen
Bayer 04 Leverkusen
alle Bilder: Marc Schüler
Mit Hansi Flick zum Double
Ein Bammentaler brachte den FC Bayern München
wieder in die Spur
Von Marc Schüler
Erst zum zweiten Mal gelang es
einem Fußballer in diesem Jahr
als Spieler und Trainer das Double
zu feiern. Nachdem Nico
Kovac dies mit dem FC Bayern
München im Vorjahr gelang,
zog nun auch der Bammentaler
Hansi Flick nach, der jedoch im
Gegensatz zu Kovac auch noch
einen Weltmeister-Titel als Assistent
von Bundestrainer Jogi
Löw vorzuweisen hat und mit
den Bayern im August bei der
Champions League Endrunde
in Portugal sogar noch das
Triple perfekt machen könnte.
"Nur" 34 Jahre liegen bei Hansi
Flick zwischen den beiden
"Doubles". Mit 5:2 siegten die
Bayern am 5. Mai 1986 gegen
den VfB Stuttgart, für den
21-jährigen Mittelfeldspieler die
erste Meisterschaft und der
erste Pokalsieg seiner Karriere.
Beim SV Sandhausen - damals
in der Oberliga beheimatet -
hatte es der gebürtige Heidelberger
in den Profifußball
geschafft und die Aufmerksamkeit
der Bayern erregt. Sechsmal
sah er allerdings in seiner
ersten Bundesliga-Saison beim
Deutschen Rekordmeister das
Feld, wo er als junger Spieler an
der Seite von Legenden wie
Seite 12
Jean-Marie Pfaff, Raimond
Aumann, Klaus Augenthaler,
Hansi Pflügler, Lothar Matthäus,
Wolfgang Dremmler, Manni
Schwabl, Sören Lerby, ‚Wiggerl
Kögl, Dieter Hoeneß oder
Roland Wohlfahrt auflaufen
durfte und von Udo Lattek trainiert
wurde. Einen weiteren Einsatz
bekam Flick im DFB-Pokal,
(Achtelfinale beim 2:0 gegen
den VfL Bochum), allerdings
erlebte er das Finale gegen
Stuttgart nur von der Tribüne
aus. Insgesamt 139 Mal lief er
für die Bayern auf, feierte mit
den Bayern noch drei weitere
Meisterschaften, ein weiteres
Double sollte ihm mit dem
Verein allerdings nicht gelingen.
Zum 1. FC Köln zog es ihn in
der Saison 1990/91, ehe er
nach drei Jahren und 54 Spielen
aufgrund einer Verletzung
Sportinvalide wurde und künftig
"nur" noch für den FC Viktoria
Bammental in der Oberliga
Baden-Württemberg und der
Verbandsliga Nordbaden die
Fußballschuhe als Spieler(-trainer)
schnürte. "Beim Double als
Spieler war ich im ersten Jahr
bei Bayern und habe weniger
gespielt. Daher war dieser
Moment Anfang Juli in Berlin
viel intensiver. Ich bin absolut
happy, mit dem was passiert ist
und stolz auf die Art und Weise,
wie wir als Team - Spieler, Staff
und Trainer - fokussiert arbeiten,
damit die Mannschaft
Woche für Woche eine solche
Leistung abrufen kann", erinnerte
sich Flick nach dem Triumph
der Bayern mit 4:2 über Bayer
Leverkusen zurück. "Momentan
gibt es einfach nur Freude, dass
wir das Double gewonnen
haben.
Fortsetzung: Seite 13>>
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Die Spieler können jetzt ein
paar Tage runterfahren und
danach werden wir uns auf die
Finalserie der Champions League
vorbereiten", kündigte Flick
an. Dabei hat Bayern gute
Chancen zum Finalturnier nach
Lissabon zu kommen: mit 3:0
siegten sie im Hinspiel beim FC
Chelsea in London, es müsste
beim Rückspiel in München
schon viel schiefgehen, dass
sich die Münchner den Einzug
ins Viertelfinale noch nehmen
lassen. Als Trainer begann er
seine Profikarriere bei der TSG
1899 Hoffenheim, mit denen er
in seiner ersten Saison 2000/01
die Meisterschaft der Oberliga
feierte und in die Regionalliga
aufstieg. Der Sprung in die
2. Bundesliga wollte ihm mit der
TSG nicht gelingen, was auch
an der Doppelbelastung gelegen
haben mag, da Flick 2003
zusammen mit Thomas Doll als
Jahrgangsbeste den Trainerschein
an der Deutschen Sporthochschule
in Köln erwarb.
Nachdem er von Hoffenheim im
November 2005 freigestellt
wurde, arbeitete er an der Seite
von Giovanni Trapattoni und
Lothar Matthäus bei RB Salzburg,
ehe ihn im August 2006
der Ruf von Jogi Löw ereilte, der
gerade die Nationalmannschaft
von Jürgen Klinsmann übernommen
hatte. Nach dem Gewinn
der Weltmeisterschaft
2014 in Brasilien wurde er zum
DFB-Sportdirektor ernannt und
blieb dort bis zum Januar 2017.
Im Juli 2017 ernannte ihn die
TSG Hoffenheim zum Geschäftsführer,
ehe er zur Saison
2019/20 als Co-Trainer unter
Nico Kovac zum FC Bayern
München ging. Nachdem Kovac
am 4. November 2019 entlassen
wurde, übernahm Flick
zunächst als Interimstrainer. Bis
zum Ende der Hinrunde sollte
der gebürtige Heidelberger
Trainer des Rekordmeisters
sein, doch dank guten Ergebnissen
wurde das Engagement
zunächst bis zum Saisonende,
im April sogar bis Mitte 2023
verlängert. "Ihm ist es gelungen,
die Mannschaft aus der Lethargie
zum Double zu führen. Es
war am Ende ja ein regelrechter
Triumphzug", lobte selbst
Legende Franz Beckenbauer.
Fast unbemerkt hat Flick nämlich
mehrere Rekorde mit den
Bayern aufgestellt. So ist er der
erste Trainer, der 22 seiner
ersten 25 Spiele gewinnen
konnte (bisher: Pep Guardiola
21), blieb 26 Partien lang ungeschlagen
(bisher: Guardiola 24)
und setzte mit 17 Pflichtspielsiegen
hintereinander eine neue
Rekordmarke im deutschen
Profifußball. Spekulieren kann
man nur darüber, ob ohne Corona-Zwangspause
auch das Triple
möglich gewesen wäre,
denn durch die Wechselphase
und die im August neubeginnende
Saison werden alle
Mannschaften ein anderes
Gesicht erhalten und der Titelgewinn
der Champions League
nicht so viel Gewicht haben wie
in anderen Spielzeiten.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 13
Strafraumszene aus
der Saison 2019/2020
SV Sandhausen
gegen den
Hamburger SV
Bild: S. Lörz
Es folgt das 9. Jahr
SV Sandhausen bleibt Bestandteil der
2. Bundesliga
Von Jürgen Bauer
Die kleinste Gemeinde im Profifußball
bleibt auch im neunten
Spieljahr Zweitklassig.
Ligazwerg SV Sandhausen - zu
Rundenbeginn stets als heißer
Abstiegsaspirant gehandeltkonnte
erneut seine Kritiker
Lügen strafen und beendete die
zurückliegende, außergewöhnliche
Saison 2019/20 auf einem
erfreulichen 10. Tabellenplatz.
Dank eines fulminanten Endspurts
mit vier Siegen aus
sieben Partien kletterte das
Team von Trainer Uwe Koschinat
aus den Abstiegsregionen
ins gesicherte Tabellenmittelfeld.
Mit acht Neuzugängen bei
elf Abgängen starteten die
Sandhäuser in ihre achte Zweitligasaison.
Dabei galt es vor
allem die Abgänge der beiden
torgefährlichen Stürmer Andrew
Wooten und Fabian Schleusener,
die zusammen 27 Treffer
erzielten, zu ersetzen. Hierfür
wurden für den Offensivbereich
Julius Biada, Mario Engels,
Robin Scheu und Rückkehrer
Aziz Bouhaddouz verpflichtet.
Im Defensivbereich konnten
sich die Neuzugänge Torhüter
Martin Fraisl und Abwehrrecke
Gerrit Nauber von Beginn an
Stammplätze erkämpfen. Die
Saisonanfangsphase war von
Höhen und Tiefen geprägt.
Einem Unentschieden zum Auftakt
in Kiel folgte eine Heimniederlage
gegen Osnabrück.
Einen großen Kampf auf Augenhöhe
lieferte sich der SVS in der
Erstrundenpartie des DFB-
Pokals gegen Erstligist Borussia
Mönchengladbach vor ausverkauftem
Haus. Bei Gewitter und
strömendem Dauerregen schieden
die Schwarz-Weißen am
Ende trotz deutlichem Chancenplus
unglücklich mit 0:1 aus
dem Wettbewerb aus. Es folgte
in der Liga eine Erfolgsserie von
drei Siegen in Folge gegen
Nürnberg, Heidenheim und
Darmstadt. Danach galt es
einen personellen Rückschlag
zu verkraften, als am letzten Tag
der Transferperiode Leistungsträger
Philipp Förster für die
festgeschriebene Ablöse von
3 Millionen Euro zum VfB Stuttgart
wechselte. Auch wenn der
sportliche Verlust, den auch der
kurzfristig verpflichtete Besar
Halimi nicht wettmachen konnte,
groß war, drang der SVS
durch diesen Transfer in neue
wirtschaftliche Dimensionen
vor. Es folgte eine Durststrecke
von sechs sieglosen Partien,
bei denen es vor allem an der
nötigen Durchschlagskraft fehlte.
Fortsetzung Seite 15>>
Im neunten Jahr in
Folge weht die Fahne
des SV Sandhausen
in der 2.Bundesliga
Bild: S: Lörz
Seite 14
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Am erneuten Aufschwung war
ganz besonders Stürmer
Bouhaddouz beteiligt, der
entscheidende Treffer beim
Remis in Hannover, beim Last-
Minute-Sieg in Fürth und gegen
den späteren Aufsteiger VFB
Stuttgart erzielte. Auch in einem
weiteren Topspiel vor nahezu
ausverkauftem Haus lieferten
die Hardtwald-Kicker dem favorisierten
Hamburger SV beim
1:1-Remis einen leidenschaftlichen
Fight, der sie als Neunter
mit fünf Punkten Vorsprung zu
den Abstiegsplätzen überwintern
ließ. Nach einem
schwachen Start in die zweiten
Saisonhälfte mit nur zwei
Punkten aus sechs Partien
verringerte sich der Abstand zu
den unteren Regionen schlagartig.
Unrühmlicher Negativpunkt
war die kurzfristige Coronabedingte
Absage der Auswärtspartie
in Aue, die eine zweimonatige
Spielpause zur Folge
hatte. Als nach dem Re-Start die
Partie in Aue 1:3 verloren ging,
schmolz der Abstand zu den
Abstiegsrängen auf nur noch
einen Zähler. Doch die Koschinat-Truppe
zog wie schon in der
Vorsaison in ähnlich prekärer
Situation rechtzeitig den Kopf
aus der Schlinge mit drei aufeinanderfolgenden
Siegen über
den SV Wehen Wiesbaden,
Hannover 96 und Greuther
Fürth. Ein Erfolgsgarant war
dabei vor allem eine konstante
und sichere Defensive. 45
Gegentore waren am Ende der
fünftbeste Ligawert. Doch auch
in der Offensive ging es in der
Schlussphase munter zur Sache.
Torgarant Kevin
Behrens brachte es auf insgesamt
14 Saisontreffer und
sieben Torvorlagen. Routinier
Bouhaddouz erzielte alle seine
sechs Saisontore in der Hinserie,
und Julius Biada trumpfte an
den letzten zehn Spieltagen bei
fünf Toren und drei Vorlagen gehörig
auf. Am Ende wurde es
dank eines starken Endspurts
doch noch eine sorgenfreie
Saison. Personell gab es bereits
einige Veränderungen am
Hardtwald. Mit Rurik Gislason,
Markus Karl, Leart Paqarada,
Jesper Verlaat und Roman
Hauck verlassen fünf Spieler
den Verein. Demgegenüber
wurden die auslaufenden
Verträge von Tim Kister, Philipp
Klingmann und Erik Zenga verlängert.
Mit Neuzugang Diego
Contento holten die Kurpfälzer
einen ablösefreien Linksverteidiger.
Der 30-jährige gebürtige
Münchner verfügt aus seiner
langjährigen Zeit beim FC Bayern,
wo er zwischen 2010 und
2014 je drei Mal die Deutsche
Meisterschaft und den DFB-Pokal
sowie 2013 die Champions
League gewann, über reichlich
Erfahrung im Profifußball.
Zuletzt war der Deutsch-
Italiener bei Bundesligaabsteiger
Düsseldorf unter Vertrag,
wo er aufgrund einer langen
Verletzungspause ohne
konstante Einsatzzeiten blieb
und jetzt noch mal auf höchstem
Niveau angreifen möchte.
Zudem wechselt der 28-jährige
Verteidiger Nils Röseler vom
niederländischen Erstligisten
VVV-Venlo ablösefrei in die
Kurpfalz.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 15
Klassenerhalt dank Kraftakt
Der Karlsruher SC springt dem Abstieg gerade
noch von der Schippe
Von Marc Schüler
Einfach geht in Karlsruhe einfach
nicht. Mit viel Glück und
einem Kraftakt sicherte sich der
Karlsruher SC am letzten Spieltag
der 2. Bundesliga doch noch
den kaum noch für möglich
gehaltenen Klassenerhalt - für
den Verein immens wichtig,
bedeutet er doch für den klammen
Verein in der kommenden
Spielzeit einen höheren Anteil
aus dem TV-Topf als im
Abstiegsfall. Es war mal wieder
ein wahrer Krimi gegen den
Abstieg am letzten Spieltag.
Nach zwei Minuten war der
KSC bereits in akuter Abstiegsgefahr,
als der Kopfball von
Daniel Keita-Ruell hinter KSC-
Torwart Benjamin Uphoff einschlug.
In der dritten Minute traf
sogleich Nürnbergs Patrick
Erras gegen Kiel und stellte für
den Club die Weichen auf das
Sichern von Platz 15 und dem
direkten Klassenerhalt. Als nach
elf Minuten dann auch noch der
Seite 16
SV Wehen-Wiesbaden traf, war
es nur noch das Torverhältnis,
das beide Mannschaften unterschied,
aber zum Glück deutlich
für den KSC sprach und somit
(noch) den direkten Abstieg
verhinderte. Doch so ein Fußballnachmittag
ist lang und so
können 90 Minuten für die Fans
locker wie 9 Stunden wirken.
Der erst 20-jährige Nachwuchsstürmer
Dominik Kother
verschaffte dem KSC in der 21.
Minute mit seinem Ausgleichstor
zunächst etwas Luft im
Kampf gegen den Abstieg und
hielt seinen Verein auf dem
Relegationsrang, denn
zwischenzeitlich hatte Wehen-
Wiesbaden gegen den FC St.
Pauli bereits das 2:0 erzielt. Der
Ausgleich von St. Pauli nach 32
Minuten ließ den KSC durchatmen,
doch in der 38. Minute erzielte
Ex-Eintracht Star Stefan
Aigner das 3:2 für den SVWW
und brachte die Anspannung
zurück auf den Platz nach
Fürth, wo sich der KSC gegen
den erneuten Rückstand wehrte.
So blieb es dann auch bis
zur 60. Minute. Dann war es
Marvin Wanitzek, der im
Strafraum der Gastgeber gefoult
wurde und dem KSC einen
Elfmeter bescherte. Philipp
Hofmann trat an und erzielte
sein 17. Saisontor (3. Platz der
Torschützenliste hinter Fabian
Klos und Manuel Schäffler).
Nun waren die Fußballer des
KSC wieder am 15. Platz dran,
zwar zwei Punkte hinter den
Nürnbergern, doch Kiel war am
Drücker und drängte gegen den
"Club" auf den Ausgleich.
Wehen-Wiesbaden bemühte
sich weiterehin und erhöhte bis
zur 66. Minute auf 5:2, ehe in
der 67. Minute Lion Lauberbach
mit seinem dritten Saisontor für
Holstein Kiel die Karlsruher jubeln
ließ. Nun galt es noch
23 Minuten gegen Fürth zu
überstehen, die Führung zu
sichern und gleichzeitig zu hoffen,
dass der 1. FC Nürnberg
noch doch nochmal in Kiel zum
Torerfolg käme. Nürnbergs
Trainer Jens Keller warf noch
einmal alles nach vorne, wechselte
kräftig durch, doch ein
weiteres Tor sollte seiner Mannschaft
nicht gelingen: KSC 15.,
Nürnberg musste in die Relegation.
Nach Willen der Verantwortlichen
beim KSC soll die
kommende Saison nun nicht
mehr so turbulent sein, wie die
Spielzeit 2019/20 endete. Für
die Karlsruher und Sportdirektor
Oliver Kreuzer gleich Grund
genug Nägel mit Köpfen zu
machen und (Interims-)Trainer
Christian Eichner, sowie
Co-Trainer Zlatan Bajramovic
bis 2022 an den Verein zu
binden. Im Februar hatte Eichner
von Alois Schwarz übernommen
und den Verein langsam,
aber stetig zum
Klassenerhalt geführt. Nach
dem 0:2 gegen Kiel hatte
Eichner übernommen und den
Verein zunächst am 22. Spieltag
auf den Relegationsplatz
geführt. Durch ein 2:1 gegen
den späteren Aufsteiger VfB
Stuttgart am 31. Spieltag verließen
die Karlsruher erstmals
wieder kurzzeitig die Abstiegsränge.
Insgesamt hat die Corona-Pause
der Mannschaft
gutgetan.
Fortsetzung: Seite 17
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Drei Siege, vier Unentschieden
und nur zwei Niederlagen gab
es für den KSC anschließend,
ein positiver Trend, den der
Verein in der kommenden Spielzeit
fortführen will. Dazu wird
ein Umbruch im Kader folgen,
denn Stammtorwart Benjamin
Uphoff hat den Verein ablösefrei
bereits verlassen. Der bisher
geliehene Ex-Bundesligaspieler
Jerome Gondorf wurde vertragsgemäß
durch den Klassenerhalt
des KSC vom SC Freiburg
fest verpflichtet. Gerüchte
gibt es um Nürnberg-Stürmer
Robin Hack, sowie Darmstadt-
Talent Ensar Arslan, Angebote
aus der Bundesliga aus Mainz
und Freiburg soll hingegen Philipp
Hofmann haben, was für
den KSC ein herber Verlust wäre.
Dabei würde aber ein
Verkauf viel Geld in die Kasse
des klammen badischen Traditionsvereins
spülen, die
Leistung auf dem Platz ist
jedoch eher schwer zu ersetzen.
Abseits des Platzes haben
sich die Querelen der vergangenen
Monate um den Rücktritt
von Ex-Präsident Ingo Wellenreuther
beruhigt, auch die Insolvenz
ist erstmal vom Tisch. Fünf
Kandidaten stellen sich am 30.
Juli beim KSC als Präsident zur
Wahl, darunter der bisherige
Vize Holger Siegmund-Schulze,
Ex-Manager Rolf Dohmen, Axel
Kahn (Bruder von Oliver Kahn),
Kai Gruber und Dorothee
Springmann. Sollte Siegmund-
Schulze gewählt werden, wird
ein neuer Vizepräsident
gesucht, ein Amt auf das sich
auch Dohmen, Gruber und der
im Herbst 2019 an Wellenreuther
gescheiterte Martin Müller,
der dem die Palastrevolution
auslösenden "Bündnis KSC"
angehört. Durch den Einstieg
des "Bündnis KSC" gelang es
dem Verein allerdings auch
seine Schuldenlast von 30 Millionen
Euro auf 10 Millionen
Euro zu reduzieren, indem man
mit den Hauptgläubigern Abgeltungsvergleiche
in Form von
Bargeldzahlungen und Aktien-
Anteilen schloss. Damit ist der
badische Traditionsverein
wieder wirtschaftlich handlungsfähig,
der Klassenerhalt und die
zu erwartenden höheren
Einnahmen aus dem Stadionneubau
sollen dazu verwendet
werden die Klasse auch
langfristig zu halten.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 17
Rettet ein “geheimnisumwobener”
Investor aus Dubai den
1.FC Kaiserslautern?
Von Marc Schüler
Deutscher Meister 1950/51,
1952/53, 1990/91, 1997/98,
DFB-Pokalsieger 1989/90,
1995/96, mehrfacher UI-Cup
Sieger auf dem (niederen) internationalen
Parkett - so liest sich
die Erfolgsgeschichte des pfälzischen
Traditionsvereins 1. FC
Kaiserslautern. Doch wie schon
die Jahreszahlen zeigen, ist
dies lange her. Heute kann man
sich nur mit dem jüngsten Erfolg
brüsten: dem Gewinn des
Landespokals Südwest in der
Saison 2018/19. In der 3. Liga
scheint der einstige Deutsche
Meister zu versacken, womöglich
gar ohne ein Entrinnen.
Denn nur Millimeter vor der
Insolvenz steht der Verein, der
nur aufgrund von Wohlwollen
der Stadt bei der Stadionmiete
noch auf dem legendären
Betzenberg spielt. Eine Insolvenz
wäre eigentlich das Ticket
zum weiteren Abstieg in die
Niederungen des Amateurfußballs,
doch gibt es bereits wieder
zwei Initiativen, die versuchen
wollen, dem Verein zu
altem Glanz zu verhelfen. Eine
regionale Investorengruppe will
dem Verein auf die Füße helfen,
ebenso ein "geheimnisumwobener"
Investor aus Dubai. Sofort
20 Millionen Euro auf den Tisch
legen will der Investor, der als
Peter Petersen benannt wurde.
Dabei soll auch Aufsichtsratschef
Jörg Wilhelm in diese
Offerte verwickelt sein, wenn
man den Informationen glauben
mag, die in den einschlägigen
Foren und einigen Tageszeitungen
diskutiert wurden. Nicht
unumstritten ist Wilhelm im Verein,
denn die Mitglieder des Aufsichtsrats
forderten den Schweizer
schon zum Rücktritt auf, im
Gegenzug kritisierte er das
Angebot der regionalen Investorengruppe.
Retten 20 Millionen
den FCK vor der Insolvenz?
Zumindest vorerst, denn als
Bedingung für dieses Investment
hat der Investor vorausgesetzt,
dass die Gläubiger einem
90% Schuldenschnitt zustimmen.
Dies ist seit Monaten allerdings
ein großer Streitpunkt
zwischen Verein und Gläubigern
- aber eben auch Grundvoraussetzung
für beide Investorengruppen
(Regionale
Investoren bieten 8 Millionen
Kapitalerhöhung). Problematisch
aber bei beiden Offerten:
das Grundproblem, das der
Verein zu hohe Kosten und zu
wenige Einnahmen hat bleibt
und so könnte die Insolvenz nur
aufgeschoben sein, nicht aber
wirklich vermieden. Sogar
gefährlich nahe dem Alptraum
zahlreicher traditionell denkender
Fußballfans kommt die
Offerte aus Dubai, wenn man
den Gerüchten glauben mag.
So soll der 1. FC Kaiserslautern
zur Durchgangsstation südamerikanischer
und asiatischer
Talente werden, die der Verein
mit der Gesellschaft des Investors
gewinnbringend an die
europäischen Teams verkaufen
kann. Vorbei wären die Zeiten
von Legenden wie Fritz Walter,
Horst Eckel, Hans-Peter Briegel,
Andreas Brehme oder
Gerry Ehrmann - bestenfalls
wären die meisten Leistungsträger
gerade mal eine oder zwei
Spielzeiten beim FCK, ehe sie
ausgetauscht oder weiterverkauft
werden. Da bereits in der
zweiten Bundesliga Millionensummen
aufgerufen werden
können, würde es naheliegen,
dass ein Aufstieg auch im Interesse
dieses Investors sein
könnte. Doch um mit unbekannten
(sprich: günstigen) Talenten
Gewinne zu erwirtschaften, ist
die 2. Bundesliga eher ungeeignet,
da das fußballerische
Niveau eher selten wirklich unbekannten
(günstigen) Spielern
von Vereinen außerhalb Europas
den Durchbruch gestattet.
Gäbe es unzählige Spieler mit
großem Talent, die kein großer
Verein auf seinem Radar hat für
ganz kleines Geld - kein
Bundesligist oder Zweitligist
würde hier seine Investmentchance
verstreichen lassen. Ein
gutes Beispiel ist hier die Reserve
des FC Bayern München, die
gerade die Meisterschaft in der
3 Liga gefeiert hat. Hier spielen
Top-Talente wie Chris Richards
(USA, für 1,1 Mio vom FC
Dallas) oder Sarpreet Singh
(Neuseeland, für 650.000 aus
Wellington) und werden auf die
Bundesliga vorbereitet. Für den
Kanadier Alphonso Davies zahlten
die Bayern gleich 10 Millionen
Euro und auch er spielte
zunächst bei der U23 mit.
Grundgerüst ist aber eine gute
Nachwuchsarbeit mit Nationalspielern
wie Oliver Batista Meier
(bis zur U17 beim FCK; dann für
500.000 Euro an Bayern
verkauft), Leon Dajaku, Nicolas
Kühn oder Lars Lukas Mai. Den
FCK als Ausbildungsverein für
unbekannte außereuropäische
Talente und in ewigem Kampf
um die Einhaltung der "Local
Player" Vorgaben von DFB und
DFL - für die Fans des pfälzischen
Traditionsvereins eine an
einen Alptraum grenzende
Vorstellung. Aber auch die
regionalen Investoren sind hier
kein Heilmittel, denn bisher
haben sie für die bekannten
Probleme kein funktionierendes
Konzept vorgelegt. So bleibt
nunmehr der Eindruck, dass es
im Kampf um das Überleben
des Vereins nur noch die Wahl
zwischen Pest und Cholera gibt
- und die Leidensfähigkeit der
FCK Fans auch auf nicht absehbare
Zeit hin weiter strapaziert
wird.
Seite 18
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
27451388
Amelia
27429686
Luzzi
27429668
Bright Powder
27420005
Lucienda
27453357
Silent
635 mm
DIE NEUE
LAMINATKURZFLIESE
www.logoclic.info
27438691
Highlight
327 mm
635 x 327 x 8 mm
Paket: 11 Paneele, Inhalt: 2,28 m 2
m 2 16,95 (Paket = 38,65)
27451397
Camoufl age
m
16, 2
95
Laminatfliese
'Foundation'
Ceramico überzeugt mit echt wirkender Fliesenoptik. Die für Stein charakteristischen
Oberfl ächenstrukturen entsprechen detailgetreuen Nachbildungen, die auch auf
großen Flächen Wirkung erzielen. Vielfältige Farbnuancen und Dekore in Steinoptik
ermöglichen individuelle Wohnraumgestaltungen.
Gemeinschaftswerbung der
Gesellschaften (vgl. www.bauhaus.info/gesellschaften oder unter
Tel. 08 00/3 90 50 00)
Gesellschaft für Bau- und Hausbedarf mbH & Co. KG Rhein-Main-Neckar,
Bohnenbergerstr. 17, 68219 Mannheim
www.bauhaus.info
Aufsteiger SV Waldhof hat in seiner
ersten Saison in der 3. Liga
Duftmarken gesetzt
Von Ronald Ding
Für den Aufsteiger SV Waldhof
endete die erste Saison in der
3.Liga auf einem einstelligen
Tabellenplatz im gesicherten
Mittelfeld. "Wir wollen uns möglichst
immer von den gefährlichen
Tabellenplätzen fernhalten",
gab Kapitän Kevin Conrad
vor dem Startschuss der Spielzeit
2019/20 die Parole aus. Im
Klartext heißt dies, möglichst
nichts mit dem Abstieg zu tun
haben. Dies gelang sehr eindrucksvoll,
doch am Saisonende
gab es trotzdem viele lange
Gesichter bei den Blauschwarzen,
denn es wäre viel mehr
drin gewesen. Durch eine tolle
Serie nach der Winterpause
schnupperten die Waldhöfer im
März an den Aufstiegsrängen
und waren dem Durchmarsch in
die 2. Bundesliga nahe. Im
letzten Spiel vor der Zwangspause
kletterten die Mannheimer
mit einem 0:0 bei starken
Würzburger Kickers auf den
zweiten Tabellenplatz und konnten
schon von künftigen Zweitligaduellen
gegen Darmstadt 98
oder Hannover 96 träumen.
Falls man im Lager des SVW
schon den nächsten Kinofilm
Wahnsinn Waldhof Teil 2 arbeitete,
musste man die Filmpläne
aber im Mai erst einmal wieder
in der Schublade verschwinden
lassen und sie eine Woche vor
dem Saisonende nach 36 Spieltagen
endgültig ad acta legen.
Zu vieles lief am Ende gegen
die Waldhöfer und nichts wurde
es mit dem zweiten Aufstieg
hintereinander. Der von Waldhof-Seite
erhoffte Saisonabbruch
wurde durch den DFB abgewendet
alle 20 Mannschaften
durften unter teilweise irregulären
Voraussetzungen aufgrund
unterschiedlicher Vorbereitungen
vor Geisterkulisse wieder
Fußball spielen. Auch wenn es
nichts mit der starken Belastung
der Spieler zu tun hatte, beklagte
der SVW zahlreiche Ausfälle.
Das Lazarett füllte sich zusehends,
als nach der Corina-
Pause der Spielbetrieb mit fünf
englischen Wochen in Folge
fortgesetzt wurde. Leistungsträger
wie Valmir Sulejmani, Marcel
Seegert, Maurice Deville
oder auch Max Christiansen
standen in der entscheidenden
Saisonphase nicht zur Verfügung,
irgendwann war es eben
für den Trainerstab nicht mehr
zu kompensieren. Als beim
ersten Auswärtsspiel nach
Corona gegen Hansa Rostock
plötzlich Spieler wie Gerrit Gohlke
oder Florian Flick auf dem
Spielberichtsbogen erschienen,
ahnten die Fans schon nichts
Gutes. Durch einen Elfmeter,
den Arianit Ferati verwandelte,
sicherten sich die Mannheimer
jedoch drei Punkte. Es sollte der
einzige Auswärtssieg bei den
letzten fünf Gastspielen bleiben.
Schon eine Woche später
erwischte es das Team beim
Halleschen FC mit 0:3 sehr
heftig. Die Niederlage in Sachsen-Anhalt
bedeutete das Ende
einer fast schon unheimlichen
Serie des SVW. Nach über zwei
Jahren und 32 Punktspielen
verlor der SVW erstmals wieder
ein Auswärtsspiel. Trainer
Bernhard Trares zeigte sich als
fairer Verlierer: "Halle hat
verdient gewonnen, wir waren
nicht die bessere Mannschaft."
Den Rekord von 25 Monaten, in
denen man auswärts nicht
verlor, kann den Kurpfälzern
aber keiner so schnell nehmen.
Fortsetzung Seite 21>>
Seite 20
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
"Die Fans haben uns natürlich
bei den letzten Auswärtsspielen
auch gefehlt. Die haben bei den
Gegnern immer Eindruck hinterlassen",
stellte Trares den
Anhängern ein gutes Zeugnis
aus und machte sie für viele gewonnene
Punkte "mitverantwortlich".
Auch sonst überwiegt
das Positive in der Saison und
die Kurpfälzer setzten Duftmarken.
Waldhof zeigte unter
Trares attraktiven Fußball und
gewann so auch die Zuschauer
für sich. Es gab Spektakelfußball
in der Liga mit den beiden
Spielen gegen den MSV Duisburg,
als der SVW Rückstände
in Siege drehte oder auch das
Ende des Traumas SV Meppen.
Gegen die Emsländer hatte der
SVW ohne einen eigenen
erzielten Treffer einst die Aufstiegsrelegation
verloren und
auch im Vorrundenspiel nur ein
0:0 erreicht. Im Rückspiel brach
Mounir Bouziane den Bann und
lochte zum 1:0-Sieg ein. Selbst
die unberechtigte gelbrote Karte
in der Mitte der zweiten Halbzeit
gegen Ferati oder auch die
Fehlentscheidung des Schiedsrichters,
der Deville auf dem
Weg zum 2:0 zurückpfiff, fielen
da nicht mehr ins Gewicht. Mit
den Neuzugängen bewies der
Sportliche Leiter Jochen Kientz
auch in diesem Jahr ein überwiegend
gutes Händchen.
Jan-Hendrik Marx von den Offenbacher
Kickers wurde auf
Anhieb zum unumstrittenen
Stammspieler, auch Christiansen
und Ferati konnten die in
sie gesetzten Erwartungen
erfüllen. Mohamed Gouaida
wurde durch drei Muskelfaserrisse
weit zurückgeworfen, auf
ihn ruhen die Hoffnungen im
kommenden Jahr. Der aus der
eigenen Jugend hochgezogene
Flick kam nach der Corona-
Pause richtig in Fahrt und nutzte
seine Chance. Nur bei Kevin
Koffi waren die Fans oft nahe an
der Verzweiflung. Als Torschützenkönig
der Regionalliga war
er verpflichtet worden, doch in
der 3.Liga versemmelte er bis
kurz vor Weihnachten seine
Chancen reihenweise. Drei Saisontreffer
brachte er nur zustande,
zu wenig für einen Torjäger,
den die Fans trotzdem lieben
und ehren. Was hätte beim
SVW sonst noch besser laufen
können? Die Heimbilanz war
dünn. Fünf Siege, fünf Niederlagen
und neun Unentschieden
sind keine gute Ausbeute. Eine
Erklärung dafür fand keiner.
Auch am Kader hätte man noch
besser basteln können. In der
Winterpause bestand die
Möglichkeit, personell noch einmal
nachzulegen, nachdem klar
war, dass mit Dorian Diring und
Raffael Korte zwei starke Spieler
für längere Zeit ausfallen
würden. Was damals noch
keiner wusste: Weder Diring
noch Korte kamen noch zu
einem Einsatz nach der Winterpause.
Trainer Trares hatte
gehofft, im Januar während des
Trainingslagers in der Türkei
vielleicht noch den ein oder
anderen Neuzugang begrüßen
zu können, doch diese Hoffnung
war vergebens. "An den guten
Spielern, die jetzt auf dem Markt
sind, sind natürlich auch noch
andere Vereine dran", musste
er im gleichen Atemzug zugeben,
dass es im Winter bei
wenig Auswahl nicht leicht
werden würde, eine echte
Verstärkung an Land zu ziehen.
Schlecht bekam dem SVW
auch die Zwangspause im Frühjahr.
Die Tatsache, dass man
wegen Corona von Vereinsseite
den Laden auf Null herunterfuhr,
sorgte für Missstimmung
im Team mitten im Aufstiegsrennen.
Der SVW hat viele Kosten
durch die Kurzarbeit eingespart,
aber eben auch viel höhere
Einnahmen durch einen
möglichen Sprung in die
2. Bundesliga verpasst.
Alle Fotos: AS Sportfoto
sport-kurier Mannheim Seite 21
Die Fans des
SV Waldhof freuen
sich auf Neuzugang
Jesper Verlaat (Bild
unten)
Bild links: AS Sportfoto
Bild unten: S. Lörz
Personalien zu klären
SVW Neu-Coach Trainer Patrick Glöckner kann in
die Kaderplanung involviert werden
Von Ronald Ding
Ein Virus hat die ganze Welt
durcheinandergebracht. "Es ist
schon bemerkenswert, wie so
ein Virus plötzlich unser tägliches
Leben bestimmt ", staunte
auch Trainer Bernhard Trares
schon im März, wie nicht nur
der Fußball, sondern das tägliche
Leben einschneidende
Änderungen erfuhren. Durch
das nach hinten raus verschobene
Saisonende im Profifußball
verzögert sich auch der
Start in die nächste Runde. Statt
kompletter Kader haben viele
Clubs in der zweiten Juli-Hälfte
noch Baustellen und Spielerverpflichtungen
gelingen nur sehr
zögerlich. Offenbar sind bei
manchen Clubs die Gehälter
nach unten angepasst worden,
so dass sich vertragslose Spieler
sehr schwertun, eine
Entscheidung für ein Engagement
bei einem Club zu treffen.
Beim SV Waldhof kam zur Spielersuche
noch die Trainersuche
hinzu, die erst am 20.Juli mit
der Verpflichtung von Patrick
Glöckner final abgeschlossen
wurde. Ein Trainer sollte eigentlich
in die Personalplanung einbezogen
sein, wenn dies nicht
der Fall sein sollte, sind die
Startvoraussetzungen sicher
nicht ganz optimal. Die Trainersuche
des SVW geriet dabei
fast zur Posse. Die Verpflichtung
Glöckners sickerte früh
durch, dann jedoch stellte sich
Seite 22
heraus, dass er noch einen
Vertrag besitzt. Die Modalitäten
für einen Vereinswechsel vom
Chemnitzer FC zum SVW
mussten erst geklärt werden.
Für den SV Waldhof bedeutet
dies, dass eine Prognose für die
kommende Saison zum jetzigen
Zeitpunkt schwerfällt. Abgesehen
davon ist die 3. Liga sowieso
nicht berechenbar, in den
letzten Jahren rückte das 20er-
Feld immer enger zusammen.
Ein Mannschaftsgerüst nahm
der SVW aus der alten Saison
mit. Im Tor werden Markus
Scholz und Timo Königsmann
um den Platz im Kasten kämpfen,
über Neuzugang Bartels als
dritten Torwart ist noch kein
Urteil möglich. In der Innenverteidigung
standen mit Marcel
Seegert und Winterneuzugang
Gerrit Gohlke nur noch zwei
Spieler zur Verfügung. Als
Ersatz für Michael Schultz und
Kevin Conrad konnte Jesper
Verlaat (Bild unten) vom
SV Sandhausen gewonnen
werden. Auf den Außenverteidigerpositionen
sind Marcel
Hofrath und Jan-Hendrik Marx
unter Vertrag, ebenso die
defensiven Mittelfeldspieler
Max Christiansen und Marco
Schuster. Im offensiven Bereich
sind Mohamed Gouaida, Arianit
Ferati und der zuletzt schmerzlich
vermisste Dorian Diring
weiter dabei. Trostlos ist die
Personallage im Angriff. Von
den Stürmern bleibt wohl keiner
mehr übrig, so war zumindest
die Tendenz. Wer wird dazukommen?
Mäzen Bernd Beetz
will sein Engagement aufrechterhalten,
so dass der SVW
zumindest finanziellnicht ins
Bodenlose fällt. Das Umfeld ist
derzeit unruhig. Polizeischutz
empfahlen die Behörden dem
Geschäftsführer Markus Kompp
und dem Sportlichen Leiter
Jochen Kientz beim Besuch des
letzten Saisonspiels. Schuldig
gemacht werden sie z. B. dafür,
dass Trares seinen Vertrag
nicht verlängerte. Bei den Fans
hat sich viel Frust aufgestaut,
der sich während der Geisterspielphase
nicht abbauen ließ.
Die Fanszene wird sich sicher
nicht beruhigen, wenn der
sportliche Erfolg beim Saisonbeginn
ausbleibt.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 23
Auf Timo Werner
(weiß/am Ball)
ruhen die Hoffnungen
bei der
Europameisterschaft.
DFB-Nationalmannschaft im Wartestand
Von Marc Schüler
Ungewöhnliche Zeiten erfordern
vom DFB auch ungewöhnliche
Maßnahmen. Komplett durcheinander
gebracht wurden die
Planungen der Deutschen
Nationalmannschaft, denn
eigentlich hätte Die Mannschaft
im Sommer die Europameisterschaft
gespielt, im Herbst die
nächste Runde der Nations
League und wäre anschließend
im Frühjahr 2021 in die Qualifikation
zur WM 2022 in Katar
eingestiegen. Doch ist die Europameisterschaft
bekanntermaßen
nun verschoben auf
Juni/Juli 2021, weshalb der im
vergangenen März unterbrochene
EM-Vorbereitungszyklus
erneut beginnen muss. Positiv
für die Truppe von Bundestrainer
Joachim Löw ist, dass die
junge Mannschaft nun mehr
Zeit zur Vorbereitung hat und in
den Nations League Spielen zusätzliche
Erfahrung sammeln,
sowie besser als Team
zusammenwachsen kann.
Wichtig ist dem DFB dabei,
dass die Länderspiele stattfinden,
inklusive der eigentlich für
März vorgesehenen Freundschaftsspiele.
Denn diese Ausfälle
würden dem Verband sonst
einen zweistelligen Millionenbetrag
kosten an Fernseh-, Sponsoren-
und Eintrittsgeldern. In
einer außerordentlichen Sitzung
am 6. Juli beschloss der
Verband daher eine alternative
Lösung, die es vorher noch
nicht so gegeben hat. Waren es
bislang immer zwei Länderspiele
in der knapp zweiwöchigen
Länderspielpause, werden es
im Oktober und November drei
Spiele im gleichen Zeitraum
sein. "Unsere Aufgabe ist es,
mit Augenmaß und Sorgfalt die
Wiederaufnahme des Länderspielbetriebs
vorzubereiten.
Meine Erwartung ist, dass wir
ein Konzept entwickeln, das es
uns im Herbst ermöglicht, vor
Zuschauern zu spielen", kündigt
DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich
Curtius an. "Wir bringen
hier unsere Expertise ein und
stehen weiterhin in engem
Austausch mit den Gesundheitsbehörden.
Dabei ist es in
der Gesamtorganisation auch
von Vorteil, dass wir im Oktober
und November zwei Länderspiele
an einem Austragungsort
durchführen." So wird die DFB-
Auswahl am 3. September zunächst
Spanien im Rahmen der
UEFA Nations League empfangen,
ehe die Mannschaft nach
Basel reist, um in diesem
Wettbewerb gegen die Schweiz
anzutreten. Am 7. Oktober wird
die deutsche Mannschaft in
Köln ein Freundschaftsspiel
austragen, am 13. Oktober ist
das RheinEnergie Stadion der
Austragungsort des Rückspiels
gegen die Schweiz.
Fortsetzung Seite 25>>
Deutschlands Julian
Brandt scheitert am
Torhüter von
Weißrussland
alle Bilder: Marc Schüler
Seite 24
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Dazwischen reist die Löw-Truppe
noch am 10. Oktober in die
Ukraine. Am 11. November
findet ein Freundschaftsspiel in
Leipzig statt, drei Tage später ist
die Ukraine an gleicher Stelle zu
Gast, ehe die Nationalmannschaft
nach Spanien fliegt, wo
am 17. November die letzte
Partie der Nations League
Gruppenphase ausgetragen
wird. "Für unsere junge Mannschaft
ist es nach der langen
Pause unheimlich wichtig, dass
sie sich wieder einspielen und
auf die verschobene EM 2020
vorbereiten kann. Mit der Auswahl
der Spielorte vermeiden
wir unnötige Reisen, schonen
die Gesundheit der Spieler und
haben natürlich auch das
Thema der Belastungssteuerung
im Blick", erklärt Oliver
Bierhoff, der Direktor der Nationalmannschaften
und DFB-Akademie.
Zwar sei das zusätzliche
Länderspiel eine höhere Belastung
für die Nationalspieler im
gleichen Zeitraum, jedoch sei
die Belastung geringer als ein
weiteres Länderspiel-Fenster
einzurichten und den eh schon
durch die Auswirkung der Pandemie
sehr straffen Kalender
der Bundesliga weiter zu. Für
Bundestrainer Joachim Löw
bedeutet dies, dass zumindest
zwei der vier Freundschaftsspiele
des Jahres 2020 erhalten
bleiben. Während Spanien und
die Schweiz als ursprüngliche
Testspiel-Gegner aufgrund der
Partien in der Nations League
sicher ausfallen, könnte das
ausgefallene Spiel gegen Italien
an diesen Terminen nachgeholt
werden, ein weiterer Gegner
wird noch gesucht. Vorstellbar
ist, dass dieser eine Herausforderung
für die junge Mannschaft
wird, weshalb Gegner wie
Belgien, Polen, Kroatien oder
England möglich scheinen.
Frankreich und Portugal kommen
als Gegner in der EM-Vorrunde
sicher nicht in Betracht.
Aufgrund der Konstellation
scheint es zudem möglich, dass
Löw bis zu 30 anstatt der
üblichen 23 Spieler zu den Länderspielterminen
im Oktober
und November einlädt, um neue
Kandidaten kennenzulernen
und den Stammspielern die
Möglichkeit zu geben vor den
nicht gänzlich unwichtigen
UEFA Nations League Partien
zu pausieren.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 25
Links. Kreisligapartie
SpVgg. Wallstadt -
MFC 08 Lindenhof.
Unten: Dennis Lodato
(Fortuna
Heddesheim) trifft
gegen Astoria
Walldorf U23.
Beide Fotos: Berno Nix
Das lange Warten hat ein Ende
Auch im Amateurfußball rollt wieder der Ball
Von Ronald Ding
Monatelang im Ungewissen
waren die Amateurfußballer von
der Regionalliga abwärts. Nach
der Corona-Pause ab Mitte
März wusste lange keiner
einschließlich des Verbandes,
wie es weitergehen wird. Dies
soll kein Vorwurf sein, denn der
Fußball erlebte eine Ausnahmesituation,
wie es sie noch nicht
gegeben hat. Es wurde abgewartet,
spekuliert, gehofft, doch
das Virus gab keine Ruhe. Mit
Trainingsplänen versorgten die
Übungsleiter ihre Teams und
konnten nur hoffen, dass sich
ihre Schützlinge auch an die
Vorgaben halten würden. Unter
Einhaltung von Abstandsregeln
und Hygienebestimmungen
durften die Spieler nach etwa
zwei Monaten Pause zwar theoretisch
wieder auf den Platz,
doch nicht alle Clubs machten
von dieser Möglichkeit
Gebrauch. Dann kristallisierte
sich heraus, dass es wohl auf
einen Saisonabbruch hinausläuft.
Dieser folgte im Juni
offiziell auf einem virtuellen
Verbandstag. Doch wie sollte
die Saison eigentlich gewertet
werden. Der Verband präsentierte
im Vorfeld über eine
Dutzend Szenarien. Man einigte
sich schließlich darauf, die
Tabelle und somit den Meister
nach der Quotientenregel zu
bestimmen. So weit, so gerecht.
Doch nun ging es darum, wie
sich die Staffeln für die Zukunft
zusammensetzen. Einen Kampf
gab es um das Aufstiegsrecht.
Erst sollten lediglich die Meister
der einzelnen Staffeln hoch, das
sorgte bei den Vereinen, die auf
den Relegationsplätzen standen,
für Ärger und Verdruss. Die
Teams des FC Bammental und
Rot-Weiß Rheinau hatten erst
am letzten Spieltag vor Corona
ihre Spitzenposition verloren
und standen plötzlich mit leeren
Händen da. In anderen Landesverbänden
Deutschlands stand
man vor dem gleichen Problem.
In Westfalen einigte man sich
darauf, auch die Teams, die auf
einem Relegationsplatz standen,
aufsteigen zu lassen. In
Baden konnte man sich dazu
nicht durchringen und ließ nur
Vereine hoch, die in der Relegation
auf einen anderen Vizemeister
getroffen wären. Bei
Aufstiegsrunden mit Teilnahme
von Teams, bei denen es um
den Abstieg aus der höheren
Liga geht, blieb der Verband
hart, ließ aber zur eigenen
Sicherheit demokratisch alle
Vereine darüber abstimmen. Da
die Runde ohne Absteiger
enden sollte, hatten wenigstens
viele Clubs aus dem Tabellenkeller
Grund zum Feiern.
Besonders krass waren die Fälle
SG Hemsbach in der Kreisliga
Mannheim mit nur einem
Saisonsieg oder auch der abgeschlagene
Verbandsligist TSV
Wieblingen. Während Hemsbach
seine nächste Chance in
der kommenden Saison
2020/2021 nutzen will, hat
Wieblingen trotz Klassenerhalt
per Entscheid seine erste
Mannschaft zurückgezogen und
steht für die neue Saison als
erster Absteiger fest. Und diese
neue Saison beginnt für fast
alle Amateurligen im September.
Je nach Staffelgröße wird
es eine Terminhatz. Schon im
August wird in fünf Runden um
den Badischen Pokal gespielt.
Parallel dazu wird auch der
Wettbewerb des Vorjahres
fortgeführt. Ausgespielt werden
muss noch der zweite Finalist
im Spiel des ASC Neuenheim
gegen den SV Waldhof. Bereits
länger für das Finale qualifiziert
hat sich der FC Nöttingen. Der
Termin für das Endspiel steht
mit dem 22. August, dem Finaltag
der Amateure, bereits fest.
Bis zum Ende des Monats Juli
sind auch die Spielpläne für die
Punkterunden fertig. Noch nicht
abschließend geklärt ist, ob und
wie viele Zuschauer den Spielen
in absehbarer Zeit beiwohnen
dürfen. Hier wird auch die
Politik mitsprechen. Gar nicht
vorhersehen kann man, ob uns
der Virus eine zweite Welle
beschert. Dann beginnt alles
wieder von vorne und virtuelle
Sitzungen werden womöglich
wieder über Auf- und Absteiger
entscheiden. Doch daran
denken wir heute besser nicht.
Seite 26
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
die Rhein-Neckar Löwen
Das Hoffen auf Zuschauer
Die Handball-Bundesliga sehnt sich nach
der Rückkehr zur Normalität
Von Katrin Schill
Der Plan steht. Anfang Oktober
soll der Ball in der Handball-
Bundesliga wieder fliegen.
Normalerweise legen die Rhein-
Neckar Löwen und ihre Widersacher
Jahr für Jahr bereits
Ende August wieder los, doch
die Macher erhoffen sich durch
den verspäteten Start, die Möglichkeit
wieder vor Zuschauern
spielen zu können. Hört sich gut
und vernünftig an, doch lässt
sich das wirklich realisieren?
Derzeit ist das irgendwie
schwer vorstellbar, denn nicht
erst seit dem Skandal um den
Schlachthof Tönnies wird deutlich,
dass gerade in geschlossenen
Räumen, an denen viele
Menschen zusammenkommen,
Gefahren lauern. Dort kann sich
das Coronavirus offenbar
perfekt ausbreiten. Im Fall der
Löwen stellt sich ohnehin die
Frage, wie viele Zuschauer
denn dann zu gelassen werden
können? Eine ausverkaufte
SAP-Arena scheint jedenfalls
auf lange Sicht unrealistisch zu
sein. Klar ist außerdem, dass es
den Löwen wohl nichts bringen
würde, ihre Arena für 2000 Menschen
zu öffnen, damit könnten
die Kosten für Personal, Strom
und was eben sonst noch so
anfällt, kaum gedeckt werden.
Jennifer Kettemann, die den
Löwen nun bereits seit ein paar
Jahren erfolgreich als Managerin
vorsteht, weiß das genau.
Doch das ist Zukunftsmusik,
momentan ist man erst einmal
froh, dass man überhaupt wieder
einen relativ zeitnahen
Termin für den Saisonstart vor
Augen hat. "Wir begrüßen die
Entscheidung der Handball-
Bundesliga. Wir brauchen einfach
einen geplanten Starttermin,
ein Datum, auf das wir hinarbeiten
können und das uns
allen natürlich auch Vorfreude
und Motivation gibt. Der Handball
war lange von der Bildfläche
verschwunden - es wird uns
allen guttun, wenn wir wieder
auf ein Ziel hinarbeiten können,
unter welchen Bedingungen
das auch immer sein wird", wird
sie auf der Homepage der
Löwen zitiert. Es gab nämlich
auch andere Ideen. Gerade aus
dem hohen Norden, wo der
deutsche Rekordmeister THW
Kiel beheimatet ist, war zu
hören, dass man einen Saisonstart
im Januar 2021 favorisieren
würde. Der Gedanke dahinter
ist klar, da der THW stets vor
ausverkauftem Haus spielt und
somit rund 105000 Tickets pro
Heimspiel absetzt, spekulierte
er darauf, dass man die Pandemie
bis dorthin hinter sich gelassen
hätte. Denn bei den Kielern
nehmen die Zuschauereinnahmen
einen großen Teil im
Gesamtbudget ein. Sicher ist
schon jetzt, dass jeder Verein
Hygienevorschriften befolgen
muss, was in einer riesigen
Halle wie der SAP-Arena einer
Mammutaufgabe gleicht. Eine
weitere dringend erforderliche
Maßnahme: Die Eintrittskarten
müssen personalisiert werden.
So könnten mögliche Infektionswege
zurückverfolgt werden.
Die Liga selbst wird in der neuen
Saison mit 20 Mannschaften
starten, da es in der letzten
Spielzeit, die abgebrochen wurde,
keine Absteiger gab und mit
dem HSV Coburg und TuSEM
Essen zwei Mannschaften dazu
gekommen sind, wird es eine
lange Runde geben. Was Spiele
bis Ende Juni nach sich ziehen
würde und wohl auch wird. Bei
den Löwen fiebert man der
Saison schon jetzt entgegen
und freut sich über die Unterstützung
seiner Sponsoren, die
den Gelbhemden treu geblieben
sind. Auch der Dauerkartenvorverkauf
lief sofort gut an.
Seite 28
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Hinten und vorne eine Bank
Mait Patrail wird die Löwen verstärken
Von Katrin Schill
Die Rhein-Neckar Löwen gehören
zu den besten Mannschaften
im deutschen Handball.
Zwei deutsche Meisterschaften
und der prestigeträchtige Pokalsieg
belegen das eindrucksvoll
Die letzten beiden Spielzeiten
liefen jedoch nicht wie gewünscht,
was in der Entlassung
von Trainer Kristjan Andresson
gipfelte, der die Gelbhemden eigentlich
auf die nächste Stufe
heben sollte. Doch liegt das
Problem nicht doch tiefer?
Schließlich darf man nicht
vergessen, dass die Löwen
mittlerweile einen recht alten
Kader haben. Vor allem mit
Spielern besetzt, die die großen
Erfolge bereits mitgefeiert
haben. In diesem Sommer haben
mit Steffen Fäth, der sich
bei den Löwen nie richtig entfalten
konnte, und dem dänischen
Weltmeister Mads Mensah zwei
Spieler den Verein verlassen.
Beide sind im linken Rückraum
zuhause, werfen also mit der
rechten Hand. Durch ihre
Abgänge sah es plötzlich sehr
mau aus auf der Königsposition.
Zieht man Andy Schmid ab, der
auf der Mitte gesetzt ist, blieb
nur noch Romain Lagarde
übrig. Es war also klar, dass
etwas passieren musste. Ein
neuer Mann musste dringend
her. Die Wahl fiel letztlich
auf den Hünen Mait Patrail
(Foto unten/rechts im Bild),
der vom Bundesliga-Konkurrenten
TSV Hannover Burgdorf
kam. Ein Spieler, der ohne
Zweifel über viel Potential verfügt.
Der Este ist 2,01 Meter
groß und kann sowohl in der
Abwehr als auch im Rückraum
eingesetzt werden. Mit seinen
32 Jahren bringt er zudem viel
Erfahrung mit. Dass er überhaupt
bei den Löwen landen
konnte, soll auch daran gelegen
haben, dass er in Hannover keinen
neuen Vertrag mehr
bekam. Aufgrund der Coronakrise
musste sich Hannover von
ihm trennen. Bei den Löwen
freut man sich über den neuen
Riesen. "Mait ist ein kompletter
Handballer. Er wird uns auf
Anhieb schon aufgrund seiner
Erfahrung weiterhelfen", erklärt
der Sportliche Leiter der Löwen
Oliver Roggisch. Und auch Patrail
ist mit seiner Wahl zufrieden:
"Ich
hatte die vergangenen Jahre
eine tolle Zeit in Hannover. Jetzt
freue ich mich auf die neue Herausforderung
bei den Löwen
und mache damit einen weiteren
Schritt in meiner Karriere.
Die Löwen haben ehrgeizige
Ziele für die Zukunft und einige
der besten Spieler der Bundesliga
in ihren Reihen", erklärt der
neue Hoffnungsträger. Dass
Patrail eine Verstärkung ist,
daran besteht kein Zweifel.
Allerdings war seine Verpflichtung
jetzt auch nicht das riesige
Ausrufezeichen in Richtung
Konkurrenz, was während der
aktuellen Krise aber wohl allein
schon aus finanziellen Gründen
gar nicht möglich war. Doch so
schlimm die Krise auch ist,
wenn man ehrlich ist, wird klar,
dass die Löwen eigentlich noch
einen weiteren Rechtshänder
von Topformat für den
Rückraum brauchen. Idealerweise
einen Spieler, der auch
einem Schmid, der mit seinen
bald 37 Jahren nicht mehr der
Jüngste ist, mal eine
Verschnaufpause auf der Spielmacherposition
gönnen kann.
Gibt man ihm die ab und an,
kann Schmid noch lange die
Fäden bei den Löwen ziehen.
Aber das Wissen die Kaderplaner
bei den Löwen selbst
genau, müssen aber eben auch
die Finanzen im Auge behalten.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 29
Die Fans brauchen Geduld
Die Adler Mannheim starten wohl erst im
November in die neue Saison
Von Daniel Hut
Wann jagen die Mannheimer
Adler endlich wieder der kleinen
Hartgummischeibe hinterher?
Nach der zuletzt abgebrochenen
Saison ist die Sehnsucht
bei den Anhängern der Greifvögel
groß. Doch die müssen sich
wohl oder übel noch eine ganze
Weile gedulden. Denn die Coronapandemie
beeinflusst auch
die neue Saison massiv.
Anvisiert war mal der 18. September,
mittlerweile scheint
jedoch wohl klar zu sein, dass
die DEL-Saison erst Anfang
November wieder loslegen
kann und wird. Inwieweit dann
Zuschauer zugelassen sein
werden, steht in den Sternen.
Womit wir wieder einmal bei
den Nachteilen der Sportarten
wären, die in der Halle ausgetragen
werden. Immerhin
besteht ab dem 1. November
die Hoffnung, dass es keine
Geisterspiele mehr sein müssen.
Schließlich endet das
Verbot von Großveranstaltungen
nach aktuellem Stand Ende
Oktober. Klarheit herrscht mittlerweile
auch bezüglich der
Ligagröße, denn anders als in
dieser existenzbedrohenden
Situation befürchtet, bekamen
tatsächlich alle 14 Clubs die
Lizenz für die Saison
2020/2021. Ob bei manch
einem derzeit gebeutelten
Verein ein Auge zugedrückt
werden musste, ist nicht überliefert.
"Das ist ein wichtiges
Zeichen und ich möchte allen
Clubs für die Arbeit danken. Die
diesjährige Prüfung war in Zeiten
von Corona so anspruchsvoll
wie nie zuvor", wird Jürgen
Arnold, der Vorsitzende des
DEL-Aufsichtsrates, auf der
vereinseigenen Homepage der
Mannheimer Adler zitiert. Aufgrund
des verspäteten Saisonstarts
müssen auch Veränderungen
am Spielplan
vorgenommen werden. Derzeit
sieht der Plan so aus, dass 52
Hauptrundenspiele anvisiert
werden und eine erste Play-off-
Runde, in der der Best-of-three-
Modus angewandt wird, ehe es
ab den Viertelfinals im Best-offive-Modus
weitergehen soll.
Diese Planspiele stehen und
fallen natürlich mit der weiteren
Entwicklung der Pandemie und
müssten für den Fall einer
weiteren Verschiebung nach
hinten wieder entsprechend angepasst
werden. Auch deshalb
wird der tatsächliche Spielplan
erst dann veröffentlichen werden,
wenn das Datum des
Saisonstarts auch wirklich fix ist.
Dass besondere Zeiten auch
besondere Maßnahmen erfordern,
zeigt sich, wenn man mal
einen Blick auf die Transferbemühungen
der DEL-Clubs wirft.
Da tat sich lange nämlich
herzlich wenig. So hatte sich
jeder DEL-Club dazu verpflichtet,
keine Verhandlungen mit
Spielern zu führen, die bei
einem anderen DEL-Club für
die Saison 2020/2021 unter
Vertrag stehen. Der Transferstopp
war zunächst bis zum
30. Juni gültig, ehe er nochmals
bis zum 15. Juli verlängert
wurde. Klar ist mittlerweile
jedenfalls, dass Borna Rendulic
die Adler verlassen wird. Der
Kroate hat sich nach nur einem
Jahr bei den Mannheimern zu
einem Wechsel zum schwedischen
Klub Örebro HK entschieden.
Seite 30
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 31
Von Daniel Hut
Seite 32
Der Abschied von einer Legende
Udo Scholz' Stimme ist für immer verstummt
Er war eine Legende. Am Mikrofon
machte Udo Scholz so
schnell niemand etwas vor. Als
Stadionsprecher lieh er ruhmreichen
Vereinen seine Stimme.
Von 1962 bis 1972 heizte er
Borussia Dortmund ein, danach
ging es an den Betzenberg, wo
er beim 1. FC Kaiserslautern
Kultcharakter erlangte. Bei den
Pfälzern bezeichnete man ihn
als die "Stimme vom Betzenberg".
Von 1973 bis 1994 unterhielt
Scholz dort die Massen,
feierte als Einpeitscher große
Erfolge mit den "Roten Teufeln".
1990 holte man den DFB-Pokal
und 1991 die deutsche Fußball-
Meisterschaft. Ehe es 1994 vom
Rasen aufs Eis ging, fortan waren
die Adler Mannheim sein
Arbeitgeber. Sieben Meisterschaften
und zwei Pokaltriumphe
heimste man in dieser Zeit
ein. Ebenfalls unvergessen:
Seine Kommentare als Hallensprecher
der SG Leutershausen.
Legendäre Momente
waren da dabei, dem Bergstraßen-Klub
hielt er immer die
Treue, die Liga spielte da keine
Rolle. Als absolute Highlights
seiner Sprecherkarriere kann
man aber wohl vor allem die 50-
Länderspiele bezeichnen, bei
denen er für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft
am
Mikro saß. So zum Beispiel bei
der unvergessen "Wasserschlacht
gegen Polen", die im
Rahmen der Fußball-WM 1974
in Frankfurt am Main stattgefunden
hat. Im Juli ist seine Stimme
für immer verstummt. Scholz,
der am 15. April 1939 als Sohn
eines Lokführers in Lüdenscheid
geboren wurde, starb am
1. Juli 2020 in Ludwigshafen an
den Folgen eines Herzstillstandes.
Wie nah dem 1. FC Kaiserlautern
der Tod seines ehemaligen
Sprechers ging,
verdeutlichte die Tatsache, dass
der FCK sein letztes Heimspiel
gegen den FC Bayern München
2 mit Trauerflor bestritt. Nachvollziehbar
war das auch noch
aus einem anderen Grund,
schließlich wird der Name
Scholz bei den Roten auch mit
der guten alten Zeit in Verbindung
gebracht, einer Epoche, in
der der FCK noch jemand war:
Mit Scholz im Rücken wurden
Schlachten geschlagen, die
heutzutage wie ein Märchen
aus 1001 Nacht klingen. Ein
kurzer Rückblick: Zusammen
fertigte man den ruhmreichen
FC Bayern München mit 7:4 ab
- und dies, obwohl man in der
Saison 1973/1974 in der
57. Minute bereits mit 1:4 hinten
gelegen hatte. 35 000 Zuschauer,
die von Scholz angetrieben
wurden, puschten ihren FCK
unermüdlich und hatten somit
einen großen Anteil an einer der
bis heute größten Aufholjagden
der Bundesliga-Geschichte. Ein
weiteres Highlight auf internationaler
Ebene: Am 17. März 1982
fegte man die Königlichen von
Real Madrid mit 5:0 aus dem
Fritz-Walter-Stadion. Doch der
Sport war nicht alles in seinem
Leben. Auch im Showbusiness
mischte er munter mit. So war
Scholz unter anderem mit
Schlagerlegende Heintje auf
Tour. Auch Bands wie die Lords
oder die Söhne Mannheims
kannte er. Nachzulesen ist das
alles in seinem Buch "Udo
Scholz - Ein Leben für das
Mikrofon". Ein weiteres großes
Kapitel in seinem Leben nahm
seine Weinstube "Haardtblick"
in Friedelsheim ein. Dort war er
eigentlich stets selbst vor Ort
und plauderte aus dem
Nähkästchen. Besonders beliebt
waren seine Erinnerungen
an die Zeit beim 1. FC Kaiserslautern.
Stundenlang konnte er
da Geschichten erzählen, ohne
zu langweilen. Mit Udo Scholz
ging ein Idol, das sich auch
sozial engagierte. Den "Verein
Adler helfen Menschen e.V."
unterstützte er, wo er nur
konnte. Man wird ihn vermissen.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 33
Mit einem Rückkehrer aus der Pandemie
Albert Kuppe läuft wieder für die
Academics auf
Von Daniel Hut
Den Spielern der MLP Academics
geht es wie allen anderen
Sportlern auch: Lieber heute als
morgen wollen sie zurück aufs
Spielfeld und wieder das tun,
was sie am liebsten machen:
Körbe erzielen und spektakuläre
Kunststücke mit dem Ball für
ihre Fans kreieren. Im Training
ist das bereits möglich, bis es
aber wieder um Punkte geht,
dauert es wohl noch mindestens
bis zum 16. Oktober. Auf
diesen Termin hatten sich die
Vereine der Pro A geeinigt. Ab
diesem Tag soll die 2. Liga
starten. Das ist rund 5 Wochen
später als es normalerweise der
Fall gewesen wäre. Und mit der
Verschiebung sind natürlich
auch Wünsche verbunden, man
hofft darauf, dass wieder ein
paar Zuschauer zugelassen
werden dürfen. Wo die im Falle
der Academics hin pilgern würden,
ist übrigens ebenfalls noch
nicht ganz klar. Schließlich wird
bekanntlich an einer neuen
Heimspielstätte gebaut. Bis zum
Saisonstart wäre sie im Normalfall
wohl fertig gewesen, doch
durch die Coronapandemie
befindet man sich etwas im Verzug.
Im Fall der Fälle könnten
die Korbjäger vom Neckar
natürlich in ihrer bisherigen Heimat,
der Halle am Olympia
Stützpunkt Rhein-Neckar im
Neuenheimer Feld, antreten.
Nicht wie gewünscht lief auch
die Kaderplanung. Auch hier
wirkte sich die globale Krise wie
ein Bremsklotz aus. Geschäftsführer
Matthias Lautenschläger
und Trainer Branislav Ignjatovic
waren nicht zu beneiden, doch
der erste Neuzugang entschädigte
dann gleich mal. Denn die
Fans dürfen sich auf einen
Rückkehrer freuen: Albert
Kuppe, der schon von 2015 bis
2018 bei den Academics auf
dem Parkett stand, will es noch
einmal wissen. Er kommt von
den BIS Baskets Speyer an
seine alte Wirkungsstätte zurück
und spielte zuletzt in der
Regionalliga und der Pro B.
Sein Abschied hing damals mit
beruflichen Gründen zusammen.
Kuppe wollte sich auf
seinen Hauptjob konzentrieren,
den er nun in der Coronakrise
leider verloren haben soll. Somit
kann er sich jetzt voll und ganz
auf die Academics konzentrieren.
Dort will der 31-jährige
beweisen, dass er noch nicht
zum alten Eisen gehört. Wenngleich
der Sprung aus Speyer
nach Heidelberg ein großer ist.
Das weiß auch Kuppe, dementsprechend
will er Gas geben:
"Ich würde es einfach als
Schicksal bezeichnen, dass ich
nun wieder in Heidelberg auflaufen
kann. Egal ob Zuschauer,
Organisation oder Mitspieler,
ich freue mich einfach wieder
zurück zu sein", wird er auf der
Homepage der Academics
zitiert. Der Forward hat
zunächst einen Einjahresvertrag
unterschrieben und will
dabei helfen, die Ziele zu erreichen
und freut sich insbesondere
auf die neue Halle. Was noch
in ihm steckt, hat er im letzten
Jahr demonstriert Kuppe rückte
im 3x3-Format für die deutsche
Nationalmannschaft aufs Feld
und war unter anderem bei den
Europameisterschaften im
Einsatz. Vergessen hat ihn sein
neuer bzw. alter Coach aber
ohnehin nie: "Man muss nicht
viel über Albert sagen. Wir
wissen was wir an Albert haben,
weshalb wir auch nicht lange
gezögert haben, um ihn unter
Vertrag zu nehmen. Von seinen
spielerischen und menschlichen
Qualitäten ist Albert eine tolle
Verstärkung für unsere Mannschaft.
Mit seiner Vielseitigkeit
wird er uns auf jeden Fall
weiterhelfen", betont Branislav
Ignjatovic.
Seite 34
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 35
Weitere Sternstunden sollen folgen
Grün-Weiss Mannheim sieht Licht am Ende
des Tunnels
Von Daniel Hut
Die Tennis-Bundesliga ist in
Mannheim zuhause. Bei Grün-
Weiss Mannheim wird jeden
Sommer Spitzensport geboten.
2019 holten die Quadratestädter,
bei denen unter anderem
auch die deutschen Tennis-
Lichtgestalten Steffi Graf und
Boris Becker eine Mitgliedschaft
besitzen, bereits den achten
Meistertitel. Im Sommer 2020
standen die Chancen auf die
erneute Titelverteidigung gut,
denn der Erfolgskader konnte
nicht nur gehalten, sondern
sogar nochmal verstärkt
werden. Mit Dominik Koepfer
und Kevin Krawietz wechselten
zwei deutsche Davis-Cup-Spieler
zu Grün-Weiss. Spektakuläre
Tennistage schienen vorprogrammiert
zu sein, doch dann
kam die Coronakrise und durchkreuzte
auch den Tennissport.
Für Grün-Weiss kam es jedoch
noch schlimmer, da man bereits
Geld in die Hand genommen
hatte, um die Saison 2020
vorzubereiten, machte man
Verluste, die normalerweise nie
entstanden wären, da pro Heimspiel
stets zwischen 2000 und
3000 Zuschauer auf die Anlage
strömen. Mitte April waren die
Sorgen bei Teammanager
Gerald Marzenell riesig, er
befürchtete gar das Schlimmste
und stellte eine Fortsetzung der
Erfolgsgeschichte ernsthaft in
Frage. Der 56-jährige betonnte
immer wieder gebetsmühlenartig,
dass man kämpfen müsse,
um nicht komplett aus der Spur
zu geraten. Mittlerweile schaut
man wieder deutlich zuversichtlicher
in Richtung 2021. Passiert
nichts Unvorhersehbares
mehr, wird Grün-Weiss auch
weiterhin der Tennis-Sommer-
Hotspot der Kurpfalz sein. Am
10. und 12. Juli 2020 hätte der
erste Doppelspieltag mit zwei
Heimspielen in Mannheim stattgefunden.
Mittlerweile weiß
man, dass auch das Wetter mitgespielt
hätte. Um die 5000
Zuschauer wären an beiden Tagen
sicherlich auf die rund
50000 Quadratmeter große
Tennisanlage geströmt.
Fortsetzung Seite 37>>
Oben: Ein leeres
Stadion. Covid19
brachte auch das Aus
für die Tennis-
Bundesliga-Saison.
Rechte Heftseite: So
sah es im
vergangenen Jahr
aus, als GW
Mannheim zum Titel
eilte.
Li. Teamchef Gerald
Marzenell will mit
Grün-Weiss
Mannheim im Jahr
2021 die nächste
Sternstunde erleben
Fotos: AS Sportfotos
Seite 36
sport-kurier Mannheim/Kraichgau
Kürzlich war zu lesen, wie Marzenells
Matchplan für das erste
Wochenende ausgesehen
hätte. Er ließ sich in die Karten
schauen und verriet seine anvisierte
Aufstellung - zumindest in
Teilen. Neben Koepfer und
Krawietz wäre auch Dominic
Thiem ein Thema gewesen. Der
Weltstar aus Österreich, der
momentan auf dem dritten Platz
der Weltrangliste steht, hätte
nach Wimbledon nach Mannheim
reisen können, um sich
dort von Rasen wieder auf Sand
einspielen zu können, weil er in
der Woche darauf wohl auch
beim Sandturnier in Hamburg
gespielt hätte. Thiem ist auch
der Spieler, der für das bisherige
Highlight in Mannheim
gesorgt hat. Sein Match im
Sommer 2018 im Derby gegen
den TC 02 Weinheim bleibt
unvergessen. Der Centre-Court
platzte aus allen Nähten. Teilweise
hangelten sich die Fans
sogar an einem Baum hoch, um
ein paar Ballwechsel erhaschen
zu können. Bereits eine Stunde
vor Spielbeginn war ein Großteil
der Sitzplätze mit Handtüchern
belegt. Ein Mann am Aufgang
zur Tribüne sagte damals, dass
man sich hier heute vorkomme
wie im Sommerurlaub irgendwo
am Meer in Spanien. Genau
solche Momente sind es, für die
Marzenell und seine Mitstreiter
weitermachen. Sie wollen noch
ein paar dieser Sternstunden in
Mannheim erleben. Im Sommer
2021 könnte es die nächsten
geben …
sport-kurier Mannheim/Kraichgau Seite 37
Sebastian Vettel hat seinen Abschied
von Ferrari zum Saisonende
angekündigt
Von Marc Schüler
Nur noch wenig Interesse ruft die Formel 1
in Deutschland hervor. Vorbei sind die
Zeiten eines Michael Schumacher, Heinz-
Harald Frentzen, Ralf Schumacher und Niko
Rossberg, wo zeitweise aufgrund der
Euphorie sogar zwei Rennen in Deutschland
stattfaden (GP von Deutschland, GP
von Europa in Hockenheim und auf dem
Nürburgring). Bis zu Fahrer kamen aus dem
Land des Erfinders des Automobils, mittlerweile
ist mit Sebastian Vettel nur noch einer
übrig. Und auch der Stern von Deutschlands
Vorzeige-Pilot aus Heppenheim sinkt
und löst nicht mehr das Interesse aus, das
er in seinen ersten Jahren in der Formel 1
erfuhr. Auf den Spuren des siebenfachen
Weltmeisters Michael Schumacher wollte
Vettel wandeln, als er als vierfacher Weltmeister
von Red Bull zur legendären
Scuderia Ferrari wechselte - ein Projekt,
dass nun nach sechs Jahren gescheitert ist.
Kaum mithalten konnte Vettel mit dem
Briten Lewis Hamilton, der im Mercedes
von Sieg zu Sieg eilt. Sechs Weltmeistertitel
holte Hamilton (fünf davon in den vergangenen
sechs Jahren), der siebte soll in
der turbulenten, von Corona gezeichneten
Saison 2020 folgen. Dass die Euphorie in
Deutschland vorbei ist zeigt auch, dass im
Rennkalender 2020 der Große Preis von
Deutschland in Hockenheim nicht vorgesehen
ist und die Formel 1 lieber in Vietnam
(Hanoi Street Circuit) oder den Niederlanden
(Zandvoort, erstmals seit 1985 wieder)
Rennen plante (beide fielen aber Corona
zum Opfer). Auf den Kopf stellte jedoch die
weltweite Corona Pandemie die gesamte
Königsklasse und den Rennkalender. Von
ehemals 22 geplanten Rennen blieben am
Ende nur zehn übrig - auf nur acht verschiedenen
Kursen, da in Spielberg (Österreich)
und Silverstone (England) erstmals an zwei
Seite 38
aufeinanderfolgenden Wochenenden
gefahren wird. Für Hockenheim und den
Nürburgring ein herber Rückschlag, boten
sie sich doch als Ersatzausrichter an als
absehbar war, dass es in diesem Jahr nur
einen reduzierten Rennkalender mit Fokus
auf Europa geben würde. Jedoch hat sich
der Automobilweltverband FIA vorbehalten
weitere Rennen im Oktober und November
anzusetzen und somit die Saison wieder
etwas auszudehnen, jedoch nach einer
Ankündigung des Verbands sollen diese auf
anderen Kontinenten stattfinden. Daher
lassen sich die Verantwortlichen auch Zeit
und beobachten die weltweite Corona-Situation
ganz genau, ehe sie beschließen
welche Kurse noch in den Genuss kommen
einen Grand Prix ausrichten zu dürfen. Für
Sebastian Vettel wird es sicher eine lange
Saison werden. Da er seinen Abschied von
Ferrari nach Saisonende bereits angekündigt
hat (und Medienberichten zufolge mit
Aston Martin/Racing Point einen neuen
Arbeitgeber bereits vorweisen kann, auch
wenn er dies dementiert), wirkt es fraglich,
ob er in dieser Saison noch einmal eine
Rolle im Kampf um das Podium spielen
kann. Denn zum einen dominieren die Fahrer
von Mercedes erneut mit Weltmeister
Lewis Hamilton und dem schnellen Finnen
Valtteri Bottas, zum anderen ist auch Vettels
Teamkollege Charles Leclerc gefühlt die
unumstrittene Nummer 1 im Team der
Scuderia, auch wenn dies niemand offiziell
bestätigen wird. Mit Renault scheint ein anderer
Motorenhersteller den "Mythos" Ferrari
zudem überholt zu haben und die
ersten Rennergebnisse deuten darauf hin,
dass das Traditionsteam sogar mit Red
Bull, Racing Point und McLaren um den
Titel als zweite Macht hinter Mercedes wetteifern
muss. Für die deutschen Fans
besteht aber noch Hoffnung auf eine
Renaissance der Formel1-Begeisterung in
Deutschland, auch wenn sogar Stammsender
RTL mittlerweile sein Engagement
beendet hat (Sky überträgt ab 2021). Und
diese Hoffnung trägt einen bekannten Namen:
Schumacher. Mick Schumacher fährt
derzeit in der Formel2 erfolgreich und wird
immer wieder mit Ferrari in Verbindung
gebracht, da er Mitglied der Ferrari Driver
Academy ist. An Testfahrten für die Scuderia
und das mit Ferrari-Motor ausgestattete
Alfa Romeo Team in Bahrain wusste er sein
Talent zu zeigen und erhielt viel Lob. Zwar
gibt es keine festen Verträge für 2021, doch
würde ein Wechsel zu Ferrari in die
Formel1 bei den Fans schöne Erinnerungen
auslösen, jedoch genauso hohe Erwartungen
wecken. Ob er sich mit diesem
Wechsel einen Gefallen tut, ist daher fraglich,
zumal Ferrari derzeit nicht nah an das
Niveau von Mercedes herankommt,
weshalb ein "Lehrjahr" bei Alfa Romeo wohl
die bessere Variante wäre.
sport-kurier Mannheim/Kraichgau