15 Märklin-pleite- Pluta rudert zuruck - Ab-treinen
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Göppingen, 27. Februar 2009<br />
VORWÜRFE ABGESCHWÄCHT<br />
<strong>Märklin</strong>-Pleite: <strong>Pluta</strong> <strong>rudert</strong> zurück<br />
Hohe Managergehälter und Beraterhonorare, aber keine Hinweise auf illegale<br />
Geschäfte bei <strong>Märklin</strong>: Insolvenzverwalter Michael <strong>Pluta</strong> <strong>rudert</strong> zurück. Die<br />
Staatsanwaltschaft bleibt aber beim Verdacht auf Untreue.<br />
Joa Schmid<br />
Der vorläufige <strong>Märklin</strong>- Insolvenzverwalter Michael <strong>Pluta</strong> <strong>rudert</strong> – zumindest verbal – zurück.<br />
Kein Wort mehr vom Ausbluten des weltweit führenden Modellbahnbauers <strong>Märklin</strong>, von<br />
Bossen, die das Unternehmen bewusst in die Pleite getrieben haben und von<br />
überteuerten Beraterhonoraren: Insolvenzverwalter Michael <strong>Pluta</strong> hat seine Vorwürfe<br />
gegen die Alt-Eigentümer des Göppinger Traditionsbetriebs gestern deutlich<br />
abgeschwächt. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen habe es bei <strong>Märklin</strong> in der<br />
Vergangenheit keine unrechtmäßigen Geldflüsse zu den britischen Finanzinvestoren<br />
Kingsbridge und Goldman Sachs gegeben. „Wir haben derzeit keinen Beweis für illegale<br />
Geldentnahmen feststellen können”, erklärte der Ulmer Anwalt. Auch, dass<br />
Schweigegeld an <strong>Märklin</strong>-Mitarbeiter gezahlt worden sein soll, wie <strong>Pluta</strong>s Stellvertreter<br />
Fritz Zanker noch am 18. Februar verkündet hatte, wollte <strong>Pluta</strong> so nicht stehen lassen:<br />
„Die Aussage, 'dass es den Anschein hätte, als wäre Schweigegeld bezahlt worden',<br />
wurde lediglich als Sprachbild für sehr hohe Managergehälter verwendet.”<br />
Bei den Anwälten von Kingsbridge ist die Mitteilung gut angekommen. „Im Sinne von<br />
<strong>Märklin</strong> und der Notwendigkeit, Ruhe in das Geschehen zu bringen, begrüßen wir, dass<br />
der Insolvenzverwalter seine eigenen Aussagen zurücknimmt”, meinte ein Sprecher.<br />
Und: „Wir halten das aber für einen unglaublichen Vorgang, wie <strong>Pluta</strong> über Wochen die<br />
Presse getäuscht hat.” Die von den Kingsbridge-Anwälten geforderte
Unterlassungserklärung hat <strong>Pluta</strong> aber nicht unterschrieben, wie der Sprecher bestätigte.<br />
Kingsbridge hatte sich darin vor allem gegen den von <strong>Pluta</strong> vermittelten Eindruck<br />
gewehrt, der Investor habe <strong>Märklin</strong> gezielt ausbluten lassen Besonders die Äußerung,<br />
dass Kingsbridge mit Hilfe von Zwischengesellschaften juristische Hürden gegen spätere<br />
Haftungsansprüche aufgebaut habe, sei „ehrschädigend”. <strong>Pluta</strong> meinte gestern dazu,<br />
das sei nichts „Ehrenrühriges”<br />
Während sich der britische Alteigner und der Insolvenzverwalter beharken, rückt die<br />
<strong>Ab</strong>teilung Wirtschaftskriminalität der Stuttgarter Staatsanwaltschaft nicht von ihrem<br />
Anfangsverdacht auf Untreue zum Nachteil des Unternehmens ab. Die Äußerungen von<br />
<strong>Pluta</strong> „sind nicht wesentlich für uns”, betonte Presse-Staatsanwältin Claudia Krauth<br />
gestern gegenüber der SÜDWEST PRESSE. Konkret geht es um die Frage, ob<br />
verantwortliche Mitarbeiter <strong>Märklin</strong> in den Jahren 2006 bis 2009 vorsätzlich finanziell<br />
geschädigt haben. Die Staatsanwältin spricht vom Verdacht „vermögensschädigender<br />
Handlungen”. Mittlerweile sind drei Strafanzeigen bei der Justizbehörde eingegangen.<br />
Nach Informationen der SÜDWEST PRESSE interessieren die Staatsanwälte auch die<br />
Geschäftsbeziehungen des <strong>Märklin</strong>-Stammsitzes in Göppingen mit dem nicht<br />
insolventen <strong>Märklin</strong>-Werk in Györ. Wie berichtet, war der Göppinger Prokurist und<br />
Ungarn-Chef von <strong>Märklin</strong>, Karl-Heinz Menrad, vergangenen Dienstag entlassen worden.<br />
Menrad soll noch kurz vor der Insolvenz 104 000 Euro an die Adler Toy Beteiligungs<br />
GmbH überwiesen haben. Deren Chef ist Menrad noch heute. Auch der<br />
Unterstützungsverein, der die Betriebsrente für die rund 650 Mitarbeiter in Göppingen<br />
bezahlt hat, dürfte die Staatsanwälte inzwischen interessieren. Seit dem Dezember<br />
wurden keine Pensionen mehr ausbezahlt. Dabei ist der Verein nach Informationen der<br />
SÜDWEST PRESSE nicht insolvent.