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Zierschildkröten, Chrysemys

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AG INTERN<br />

Andreas S. Hennig<br />

Berichte aus dem Arbeitskreis Schmuckschildkröten<br />

– <strong>Zierschildkröten</strong>, <strong>Chrysemys</strong><br />

Die <strong>Zierschildkröten</strong> der Gattung <strong>Chrysemys</strong><br />

gehören auch nach ihrem Importstopp im Jahre<br />

2003 mit zu den beliebtesten Wasserschildkröten.<br />

Ehemals in großen Stückzahlen aus den<br />

USA für den Heimtierhandel eingeführt, sind<br />

heute nur noch Nachzuchten oder ältere, schon<br />

vor dem Einfuhrstopp importierte Exemplare für<br />

die Haltung verfügbar. Mit dem Verabschieden<br />

der EU-Artenschutzverordnung am 18. August<br />

2003 wurde <strong>Chrysemys</strong> picta in den Anhang B<br />

der Verordnung aufgenommen. Damit ist die<br />

Art meldepflichtig geworden. Begründet wurde<br />

die Aufnahme mit der möglichen Faunenverfälschung<br />

in Europa – der gleiche Fall wie bei der<br />

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys<br />

scripta elegans.<br />

Nun war es kein Problem, Zuchtgruppen der<br />

Südlichen Zierschildkröte, <strong>Chrysemys</strong> picta<br />

dorsalis, aufzubauen. Dieser kleinste Vertreter<br />

der <strong>Zierschildkröten</strong> wurde in der Vergangenheit<br />

regelmäßig als Schlüpfling importiert; in geringerer<br />

Zahl, aber auch recht kontinuierlich, wurden<br />

von den nordamerikanischen Exporteuren<br />

adulte Weibchen in den Handel gegeben. Männchen<br />

hingegen konnten nur sehr selten und häufiger<br />

erst ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre<br />

im Zoohandel entdeckt werden (Natürlich gab es<br />

lokale Unterschiede im <strong>Zierschildkröten</strong>-<br />

Angebot; engagierte Händler bemühten sich um<br />

bestimmte Tiere, sofern diese verfügbar waren.)<br />

So konnte die Zusammenstellung eines Zuchtpaares<br />

durchaus ein schwieriges Unterfangen<br />

sein. Mit dem Import von männlichen Exemplaren<br />

stieg auch in der Folge die Anzahl der deutschen<br />

Nachzuchten. Heute gibt es mehrere erfolgreiche<br />

Züchter und kontinuierliche Nachzuchterfolge<br />

bei dieser sehr attraktiven Unterart.<br />

Problematischer verhält es sich bei der Westlichen<br />

Zierschildkröte, C. p. bellii. Bis zum Importstopp<br />

waren häufig nur halbwüchsige oder<br />

adulte Männchen im Zoohandel anzutreffen.<br />

Eher selten konnten weibliche Tiere erworben<br />

werden. Zudem wurde diese Unterart auch gelegentlich<br />

als „Teichschildkröte“ im Handel angeboten;<br />

glücklicherweise sind diese Tage vorbei.<br />

Mittlerweise bemühen sich immer mehr Schildkrötenhalter<br />

um die Vermehrung ihrer C. p.<br />

bellii. Nachteilig ist dabei der deutliche Überhang<br />

an Männchen. So bestehen Zuchtgruppen<br />

häufig aus mehreren Männchen und nur wenigen<br />

weiblichen Exemplaren. Aber auch bei<br />

dieser Unterart steigen die Nachzuchtzahlen<br />

stetig. Schwieriger sind die Rahmenbedingungen<br />

bei der Östlichen Zierschildkröte, C. p. picta,<br />

und der Mittelländischen Zierschildkröte, C.<br />

p. marginata. Stets wurden diese beiden Unterarten<br />

in nur sehr geringen Mengen aus Nordamerika<br />

importiert. Wenn man in der zweiten<br />

Hälfte der 1990er-Jahre Glück hatte, entdeckte<br />

man bei den im Zoohandel angebotenen Farmnachzuchten<br />

von C. p. dorsalis vereinzelt eine<br />

C. p. picta oder marginata. Sehr selten wurden<br />

ältere Exemplare eingeführt. So ist die Ausgangslage<br />

für die Zucht nicht unbedingt günstig.<br />

Mühsam musste man sich über Jahre hinweg mit<br />

extrem viel Glück Einzeltiere aus Privathand, im<br />

Tierhandel und von Zoos zusammensuchen.<br />

Lediglich bei C. p. picta gab es in den letzten<br />

zwei, drei Jahren vor der Aufname in die EU-<br />

Artenschutzverordnung vermehrt Importe von<br />

16 MINOR 5 (1), 2006


AG INTERN<br />

Abb. 1. <strong>Chrysemys</strong> picta bellii, die Westliche Zierschildkröte.<br />

Foto: ANDREAS S. HENNIG.<br />

Farmzuchten aus den USA. Trotz dieser schwierigen<br />

Umstände hat sich ein kleiner Bestand an<br />

Zuchttieren in Deutschland etabliert.<br />

- <strong>Chrysemys</strong> picta picta (SCHNEIDER, 1783) –<br />

Östliche Zierschildkröte<br />

- <strong>Chrysemys</strong> picta bellii (GRAY, 1831) – Westliche<br />

Zierschildkröte<br />

- <strong>Chrysemys</strong> picta dorsalis AGASSIZ, 1857 –<br />

Südliche Zierschildkröte<br />

- <strong>Chrysemys</strong> picta marginata AGASSIZ, 1857 –<br />

Mittelländische Zierschildkröte<br />

MINOR 5 (1), 2006<br />

Haltung und Zucht im Arbeitskreis Schmuckschildkröten<br />

(AK)<br />

Jede der vier Unterarten wird im Arbeitskreis<br />

vermehrt. Aus den vorgenannten Gründen gibt<br />

es bei C. p. dorsalis die mit Abstand höchsten<br />

Nachzuchtzahlen. Bei den anderen Unterarten<br />

ist die Vermehrungsrate wegen des geringeren<br />

Bestandes an geschlechtsreifen Tieren niedriger,<br />

aber auf kontinuierlichem Niveau. Nachzuchten<br />

werden bevorzugt an solche Interessenten abgegeben,<br />

die perspektivisch selbst züchten möchten.<br />

Die Östliche Zierschildkröte ist im Arbeitskreis<br />

in aktuell drei Haltungen vertreten, die<br />

westliche Unterart in sechs. Exemplare der Südlichen<br />

Zierschildkröte werden in vier Haltungen<br />

gepflegt. Von der Mittelländischen Zierschild-<br />

17


AG INTERN<br />

Abb. 2. <strong>Chrysemys</strong> picta marginata, die Mittelländische Zierschildkröte.<br />

Foto: JAMES HARDING/World Chelonian Trust.<br />

kröte gibt es drei Haltungen. Darüber hinaus<br />

sind natürlich noch weitere <strong>Zierschildkröten</strong>-<br />

Züchter, die jedoch kein Mitglied im Arbeitskreis<br />

sind, bekannt.<br />

Deutschsprachige Literatur über <strong>Chrysemys</strong><br />

(Auswahl)<br />

HENNIG, A. S. (2002): Zur Unterartbestimmung<br />

von <strong>Zierschildkröten</strong>, <strong>Chrysemys</strong> picta<br />

(SCHNEIDER, 1783). – Radiata, Haan, 11 (2):<br />

19-21.<br />

— (2003): <strong>Zierschildkröten</strong>. – Münster (Natur<br />

und Tier – Verlag), 80 S.<br />

VETTER, H. (2004): Schildkröten der Welt. Band<br />

2: Nordamerika. – Frankfurt/M., 128 S.<br />

Englischsprachige Literatur über <strong>Chrysemys</strong><br />

(Auswahl)<br />

CONANT, R. & J. T. COLLINS (1998): A Field<br />

Guide to Reptiles and Amphibians of Eastern<br />

and Central North America. – New York<br />

(Houghton Mifflin Company), 616 S.<br />

ERNST, C. H., J. E. LOVICH & R. W. BARBOUR<br />

(1994): Turtles of the United States and Canada.<br />

– Washington, London (Smithsonian<br />

Institution Press), 578 S.<br />

PAUKSTIS, G. L., R. D. SHUMAN & F. J. JANZEN<br />

(1989): Supercooling and freeze tolerance in<br />

hatchling painted turtles (<strong>Chrysemys</strong> picta). –<br />

Can. J. Zool., Ottawa, 67: 1082–1084.<br />

Autor<br />

Andreas S. Hennig<br />

Defoestr. 6 b<br />

04159 Leipzig<br />

18 MINOR 5 (1), 2006

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