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Mysteriöser Beschuss in der Kadetrinne - VEUS

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Berechtigte Zweifel<br />

„Es hat mächtig gekracht, aber zum Glück<br />

gab es ke<strong>in</strong>e Explosion“.<br />

<strong>Mysteriöser</strong> <strong>Beschuss</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kadetr<strong>in</strong>ne ................................ Seite 1<br />

Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten<br />

+++ +++ 13. Jahrgang +++ Ausgabe 1|2012 +++ +++<br />

Dunkelste Cruise L<strong>in</strong>er-Stunde<br />

Das Klassifi zierungszertifi kat nach SOLAS<br />

besche<strong>in</strong>igt die Seetüchtigkeit und damit auch<br />

die Sicherheit <strong>der</strong> Passagiere. Es ist wichtig, im<br />

Notfall gut <strong>in</strong>formiert zu se<strong>in</strong>. ............. Seite 4<br />

<strong>Mysteriöser</strong> <strong>Beschuss</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kadetr<strong>in</strong>ne<br />

<strong>VEUS</strong> deckte auf, bleibt<br />

dran und stellt unbequeme<br />

Fragen<br />

In <strong>der</strong> Nacht vom 21. auf den 22. Dezember<br />

2011 wurde <strong>der</strong> deutsche<br />

Conta<strong>in</strong>erfrachter JOHANNA am<br />

nördlichen Ausgang <strong>der</strong> Kadetr<strong>in</strong>ne<br />

<strong>in</strong> deutschem Hoheitsgebiet von<br />

e<strong>in</strong>em unbekannten Geschoss unbekannter<br />

Herkunft getroff en. E<strong>in</strong>- und<br />

Austrittsstelle lagen über <strong>der</strong> Wasserl<strong>in</strong>ie.<br />

„Es hat mächtig gekracht“, berichtet<br />

mir Falko E. am 23.12.11, „aber zum<br />

Glück gab es ke<strong>in</strong>e Explosion“.<br />

Der Kapitän und jetzige nautische<br />

Inspektor <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei V. aus S., die<br />

fünf Conta<strong>in</strong>er-Fee<strong>der</strong>schiff e ihr eigen<br />

nennt, war im südschwedischen<br />

Hafen Karlskrona an Bord.<br />

Er sprach mit <strong>der</strong> zehnköpfi gen Besatzung<br />

des mit 6363 BRZ vermessenen,<br />

121 Meter langen Frachters<br />

(britische Flagge) und führte die Verhandlung<br />

mit den untersuchenden<br />

Behörden.<br />

Nach E.s Angaben befand sich die<br />

JOHANNA im deutschen Gewässeranteil<br />

<strong>der</strong> Kadetr<strong>in</strong>ne zwischen<br />

Mecklenburg-Vorpommern und Süddänemark,<br />

als sie getroff en wurde.<br />

„E<strong>in</strong> glatter, sauberer Durchschuss“,<br />

berichtete er, „wobei das unbekann-<br />

MS Johanna läuft <strong>in</strong> Karlskrona e<strong>in</strong> mit Loch<br />

an Steuerbordseite. | Bild: mar<strong>in</strong>e traffi c<br />

te Flugobjekt zwei rund 1,10 Meter im<br />

Durchmesser betragende Löcher riss.<br />

Das Teil trat an Steuerbord über <strong>der</strong><br />

Ankertasche e<strong>in</strong> und schräg darüber<br />

im Deck auf dem Vorschiff wie<strong>der</strong><br />

aus“.<br />

Man hätte durch den Schusskanal<br />

direkt <strong>in</strong>s Wasser sehen können, und<br />

die Rän<strong>der</strong> des Stahls wurden beim<br />

Auftreff en des gewaltigen Projektils<br />

nach <strong>in</strong>nen und beim Wie<strong>der</strong>austritt<br />

nach außen gebogen. Emmeluth ist<br />

aufgrund dieser Fakten sicher, dass<br />

es sich um e<strong>in</strong>en Flugkörper gehandelt<br />

haben musste. Bekannt ist,<br />

dass die schwedische und deutsche<br />

Mar<strong>in</strong>e an e<strong>in</strong>em Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitstorpedo<br />

(über 500 km/h unter<br />

Wasser mit besagtem Kaliber) <strong>in</strong>teressiert<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Firma Saab<br />

entwickelt und bereits getestet wird.<br />

Unabhängig davon äußerte sich <strong>der</strong><br />

Kollisions-Spezialist e<strong>in</strong>er großen Bergungsree<strong>der</strong>ei.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Fotos<br />

und Stahlverformungen identifi zierte<br />

er sie als „klare Schuss-Löcher“.<br />

+++ Weiter geht es auf Seite 2.<br />

50 Jahre Cap San Diego<br />

Als „weißer Schwan des Südatlantiks“ war<br />

das Schiff bis 1986, vornehmlich im L<strong>in</strong>iendienst<br />

an die Ostküste Südamerikas, unterwegs<br />

................................................... Seite 7<br />

EDITORIAL<br />

Das Versteckspiel geht weiter<br />

Die Heimlichtuerei um den deutschen<br />

Conta<strong>in</strong>er-Fee<strong>der</strong> MS Johanna geht weiter.<br />

Stillschweigen, Quasi-Geheimhaltung, Zurückpfeifen<br />

von Mar<strong>in</strong>eangehörigen und bis zu<br />

e<strong>in</strong>em gewissen Grad nur scheibchenweises<br />

Preisgeben von Informationen deuten darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass es um mehr als nur zwei Löcher geht.<br />

Was bleibt vom Fall „Johanna“? E<strong>in</strong>e Reihe von<br />

massiven Zweifeln, vor allem an den bislang<br />

geäußerten offi ziellen Hypothesen.<br />

Ganz vorne im Bug klaff t rechts e<strong>in</strong> rundes<br />

Loch: 1,10 Meter im Durchmesser, Kanten<br />

nach <strong>in</strong>nen gebogen. Auch 1,10 Meter groß<br />

und rund ist das Loch schräg oben im Deck auf<br />

dem Vorschiff . Hier s<strong>in</strong>d die Kanten nach außen<br />

verbogen. E<strong>in</strong>e Hamburger Tageszeitung<br />

zitiert e<strong>in</strong>en Experten <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei: „Glatter<br />

Durchschuss“.<br />

E<strong>in</strong> Durchschuss? Was genau hat die „Johanna“<br />

getroff en? E<strong>in</strong> Baumstamm? E<strong>in</strong> Meteorit? E<strong>in</strong><br />

Torpedo o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Rakete, <strong>der</strong>en Sprengköpfe<br />

nicht scharf waren? Vielleicht hat es auch,<br />

lange vorher, e<strong>in</strong>e Kollision <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hafen<br />

gegeben? Kann e<strong>in</strong> Baumstamm e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Schiff bohren?<br />

Die von offi zieller WSA-Seite präsentierte und<br />

<strong>in</strong> den Medien veröff entlichte Interpretation<br />

e<strong>in</strong>es, angeblich, verloren gegangenen 36<br />

Meter langen und über 8 Tonnen schweren so<br />

genannten Ankerpfahls e<strong>in</strong>er geschleppten<br />

Barge veranlasst wirkliche Fachleute zum<br />

Lachen.<br />

Es drängt sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck auf, dass die Öff entlichkeit<br />

für dumm verkauft werden soll.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Peter Pospiech Redaktion <strong>VEUS</strong>-LOG


2<br />

<strong>Mysteriöser</strong> <strong>Beschuss</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kadetr<strong>in</strong>ne<br />

+++ Fortsetzung: <strong>Mysteriöser</strong> <strong>Beschuss</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kadetr<strong>in</strong>ne<br />

+++ „Rätsel gelöst!“ wurde schon kurz<br />

nach dem Vorfall von offi ziellen Seiten<br />

getönt. Doch vermehrt traten Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

auf, Ungereimtheiten, allenfalls<br />

Vermutungen, wie es gewesen se<strong>in</strong><br />

könnte. Stillschweigen, Quasi-Geheimhaltung,<br />

Zurückpfeifen von Mar<strong>in</strong>eangehörigen<br />

und bis zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Grad nur scheibchenweises Preisgeben<br />

von Informationen deuten darauf h<strong>in</strong>,<br />

dass es um mehr als nur zwei Löcher<br />

geht.<br />

Was bleibt vom Fall JOHANNA? E<strong>in</strong>e<br />

Reihe von massiven Zweifeln, vor allem<br />

an den bislang geäußerten offi ziellen<br />

Hypothesen.<br />

Verwun<strong>der</strong>licher bleibt vor allem:<br />

1. Die dänische Barge „Arself Jack 3“<br />

soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht zuvor gleich auf demselben<br />

Kurs zwei Stützen (Ankerpfähle)<br />

ihrer Hub<strong>in</strong>sel „verloren“ haben (ohne<br />

e<strong>in</strong>e Gefahrenmeldung an Rostock traffi<br />

c abgegeben zu haben). Die 36 Meter<br />

langen und über acht Tonnen schweren<br />

Pfeiler mussten sich <strong>in</strong> den Grund des<br />

22 Meter tiefen Fahrwassers gerammt<br />

und den Schleppzug sofort auf null gebremst<br />

haben.<br />

Die Frage aber stellt sich: Wie „rutschen“<br />

sie dann aus den sie <strong>in</strong> senkrechter<br />

Position haltenden Arretierungs-Manschetten,<br />

zumal sie noch<br />

14 Meter hoch über das Deck <strong>der</strong> Barge<br />

h<strong>in</strong>ausragten? Nach unten war<br />

ke<strong>in</strong> Platz mehr wegen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Wassertiefe. Ke<strong>in</strong> ernstzunehmen<strong>der</strong><br />

Mensch kann die Physik auf den Kopf<br />

stellen!<br />

2. Die von offi zieller WSA-Seite präsentierte<br />

und <strong>in</strong> den Medien veröff entlichte<br />

Grafi k sieht auf den ersten Blick<br />

sche<strong>in</strong>bar „plausibel“ aus, aber, so<br />

fragt man sich: Wie kann die aus dem<br />

Wasser ragende Ankerpfähle e<strong>in</strong>en mit<br />

16 Knoten, also über 30 km/h fahrenden<br />

7000-Tonner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so „günstigen“<br />

W<strong>in</strong>kel treff en, dass zwei kreisrunde<br />

Löcher von 1,10 Meter Durchmesser zurückbleiben<br />

konnten?<br />

Ohne beim „Abrutschen“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenhaut<br />

des Stevens o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

durchstoßenen Back weitere Schäden<br />

Arbeitsplattform mit Ankerpfählen. | Bild: Petterson<br />

zu h<strong>in</strong>terlassen? Zwei Rostocker Experten,<br />

Dozenten <strong>der</strong> Hochschule für Seefahrt,<br />

nannten dies sogar „albern“ und<br />

frei von jedem Fachverstand. Die Grafi k<br />

ist zudem falsch, weil sie die Löcher so<br />

darstellt, als hätte die Stütze sie direkt<br />

von vorn aufgespießt. Das Foto zeigt<br />

e<strong>in</strong>e Stoßrichtung Steuerbord schräg<br />

seitlich mit Austritt Backbord seitlich<br />

auf dem Vorschiff .<br />

OZ-Leser Gerhard Schmidt schrieb am<br />

2.1.12, dass das Schiff , bezogen auf das<br />

Loch, „quer gefahren se<strong>in</strong>“ musste. E<strong>in</strong><br />

Auftreff en von vorn hätte den Pfahl<br />

schräg nach achtern geschoben und<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit schwere<br />

Schäden an Oberdeck verursachen<br />

müssen.<br />

3. Die Ree<strong>der</strong>ei musste zugeben, dass<br />

<strong>der</strong> Mar<strong>in</strong>ehafen Karlskrona angelaufen<br />

wurde, weil die Schiff sführung angesichts<br />

des Schadens (den sie - statt<br />

sofort - erst am nächsten Morgen begutachtete<br />

und auch nicht wie vorgeschrieben<br />

an Rostock traffi c meldete)<br />

von e<strong>in</strong>em <strong>Beschuss</strong> ausg<strong>in</strong>g (das Schiff<br />

befand sich <strong>in</strong>teressanterweise südlich<br />

e<strong>in</strong>es Übungsgebietes <strong>der</strong> Mar<strong>in</strong>e). Die<br />

anfängliche Behauptung, es sei <strong>der</strong><br />

„nächste Hafen“ gewesen, wird damit<br />

fallengelassen.<br />

Der nächste Hafen wäre nämlich Rostock<br />

gewesen - e<strong>in</strong>e Stunde vom Unfallort<br />

entfernt. Aber plötzlich will<br />

niemand mehr an Bord etwas gehört<br />

haben, obwohl <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei-Inspektor<br />

am 23.12. von e<strong>in</strong>em „gewaltigen<br />

Rumms“ sprach, was ihm <strong>der</strong> Kapitän<br />

ursprünglich berichtet hatte.<br />

Heute dementieren er und <strong>der</strong> Kapitän<br />

auf Anweisung ihres Arbeitgebers (und<br />

möglicherweise „höherer Stellen“) alles,<br />

was sie dazu anfänglich gesagt haben.<br />

E<strong>in</strong> abschließendes Ergebnis <strong>der</strong> Havarie<br />

ist bislang we<strong>der</strong> von deutschen,<br />

noch von dänischen o<strong>der</strong> britischen<br />

Behörden veröff entlicht worden. Wir<br />

werden daher weiter dran bleiben und<br />

berichten.<br />

+++ Der Autor: Dr. Peer Schmidt-Walther<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012


TUI-Umweltengagement mit<br />

Selbstverpfl ichtung<br />

Mo<strong>der</strong>ne Kreuzfahrtschiff e, sagte ChieF Executive Offi cer (CEO) Richard J. Vogel<br />

am 2. Februar <strong>in</strong> <strong>der</strong> „World of TUI“ am Berl<strong>in</strong>er Gendarmenmarkt, gehören zu den<br />

saubersten Schiff en weltweit. Anlass war se<strong>in</strong> Vortrag vor Mitglie<strong>der</strong>n des Berl<strong>in</strong>-<br />

Brandenburgischen Reisejournalisten-Verbandes CTOUR.<br />

Dar<strong>in</strong> referierte er über den<br />

Markt, das Unternehmen, das<br />

Produkt und die Zukunft. In <strong>der</strong><br />

anschließenden Diskussion spielte auch<br />

das Thema Umwelt e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Umweltverbände hatten zuvor die<br />

Kreuzschiff fahrt attackiert.<br />

Me<strong>in</strong> Schiff fährt sauber und sicher. | Bild: Torsten Bätge<br />

„Zu Unrecht!“, fand Vogel, <strong>der</strong> das Engagement<br />

von TUI Cruises hervorhob,<br />

vor allem auch <strong>in</strong> Bezug auf den 2014 <strong>in</strong><br />

Fahrt kommenden 97.000 BRZ-Neubau,<br />

<strong>der</strong> bei STX Yards im fi nnischen Turku<br />

entsteht.<br />

„Unsere Flotte genügt technisch den<br />

höchsten Maßstäben“, betonte <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

von TUI Cruises GmbH,<br />

Hamburg. „Umweltschutz genießt<br />

neben erstklassigem Gästekomfort<br />

höchste Priorität“.<br />

Er nannte e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen<br />

wie Abwasseraufb ereitung, Mülltrennung<br />

und <strong>in</strong>telligente Motorentechnologie.<br />

TUI wirke aktiv daran mit, die<br />

Luftemissionen zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Seit 2007 s<strong>in</strong>d zudem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nord- und<br />

Ostsee grundsätzlich nur noch schwefel-<br />

arme Brennstoff e erlaubt. In allen europäischen<br />

Häfen darf seit 2010 ausschließlich<br />

Diesel mit e<strong>in</strong>em Anteil von nur<br />

noch 0,1 Prozent Schwefel verwendet<br />

werden. Dadurch werden die Schwefelimmissionen<br />

um 90 Prozent reduziert.<br />

An speziell ausgerüsteten Liegeplät-<br />

zen werde auch Landstrom bezogen,<br />

so dass die Hafenumwelt weit weniger<br />

durch Abgase von Schiff s-Generatoren<br />

belastet werde. Der TUI-Neubau werde<br />

auch mit Stickoxid- und Schwefel-Katalysatoren<br />

sowie Rußfi lter-Technik ausgerüstet.<br />

„Diese Selbstverpfl ichtung geht<br />

weit über die von <strong>der</strong> UN-Schiff fahrtsorganisation<br />

(IMO) gefor<strong>der</strong>ten Vorschriften<br />

h<strong>in</strong>aus“, betonte Vogel und verwies<br />

die Umweltkritiker <strong>der</strong> Kreuzschiff fahrt<br />

damit <strong>in</strong> die Schranken.<br />

Von weltweit rund 99.000 Schiff en mache<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Kreuzfahrtschiff e im<br />

Übrigen nur 513 Schiff e o<strong>der</strong> 0,52 Prozent<br />

aus. Das beweise, dass <strong>der</strong> Schadstoff<br />

ausstoß <strong>der</strong> zivilen Schiff fahrt um<br />

e<strong>in</strong> Vielfaches höher ist. Die größten<br />

Schiff e <strong>der</strong> Welt s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>eswegs Kreuz-<br />

COSTA CONCORDIA<br />

fahrtschiff e, son<strong>der</strong>n Tanker und Bulkcarrier,<br />

die überwiegend stark schwefelhaltiges<br />

Schweröl verfeuern.<br />

Deutsche Kreuzfahrtschiff e seien Vorreiter<br />

<strong>in</strong> Sachen Umweltschutz, wobei<br />

<strong>der</strong> TUI-Neubau absolut <strong>in</strong>novativ sei.<br />

Im Zusammenhang mit dem Untergang<br />

<strong>der</strong> COSTA CONCORDIA enthielt sich<br />

Vogel e<strong>in</strong>es Kommentars zu den Vorgängen,<br />

<strong>in</strong>dem er feststellte: „Erst mal<br />

muss <strong>der</strong> Brücken-Voice-Recor<strong>der</strong> ausgewertet<br />

werden, bevor man Stellung<br />

nehmen kann!“ Das sei <strong>der</strong> Schlüssel<br />

zu weiteren Bewertungen. Im Übrigen<br />

seien große Schiff e mit e<strong>in</strong>igen tausend<br />

Gästen genauso sicher wie kle<strong>in</strong>ere mit<br />

weniger Gästen. Rettungsmaßnahmen<br />

werden ständig gedrillt, vor allem noch<br />

vor dem Auslaufen. „Jedes Crewmitglied,<br />

das den Anweisungen <strong>der</strong> verantwortlichen<br />

Offi ziere folgt, ist e<strong>in</strong> Sicherheitsfaktor<br />

für die Gäste“.<br />

Ob es e<strong>in</strong>en Buchungsrückgang gebe<br />

wie bei an<strong>der</strong>en Großveranstaltern,<br />

wurde von e<strong>in</strong>em Zuhörer gefragt.<br />

„Mit fast 100 Prozent Auslastung s<strong>in</strong>d<br />

wir nach wie vor sehr gut aufgestellt“,<br />

erklärte Vogel, „von e<strong>in</strong>em katastropenbed<strong>in</strong>gten<br />

E<strong>in</strong>bruch kann <strong>in</strong> diesen<br />

Tagen bei uns nicht die Rede se<strong>in</strong>“.<br />

+++ Der Autor: Dr. Peer Schmidt-Walther<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012<br />

3


4<br />

COSTA CONCORDIA<br />

Fragen zur COSTA CONCORDIA<br />

Cruise L<strong>in</strong>er Costa Concordia vor Insel Giglio. | Bild: rvongher<br />

<strong>VEUS</strong> antwortet fachkompetent<br />

und kritisch<br />

Dr. Peer Schmidt-Walther ist am<br />

Unglückstag als erster Fachmann vom<br />

ZDF zum Unglück befragt worden. Die<br />

folgenden Fragen haben sich Viele<br />

ebenfalls gestellt. Hier gibt <strong>der</strong> frühere<br />

Seemann und Kreuzfahrtexperte Antworten.<br />

Wie werden Mitarbeiter auf Kreuzfahrtschiff<br />

en geschult, um bei Unglücken die<br />

Krise zu managen und die Passagiere <strong>in</strong><br />

Sicherheit zu br<strong>in</strong>gen?<br />

Alle Bordmitarbeiter s<strong>in</strong>d regelmäßig zu<br />

Übungen verpfl ichtet. In Rostock zum<br />

Beispiel tra<strong>in</strong>ieren die Besatzungen e<strong>in</strong>er<br />

großen deutschen Kreuzfahrt-Ree<strong>der</strong>ei.<br />

Dabei steht nicht nur Theorie auf<br />

dem Lehrplan. Wichtig s<strong>in</strong>d vor allem<br />

auch praktische Übungen wie: Besteigen<br />

von Rettungsbooten, Anlegen von<br />

Überlebensanzügen und das Schwimmen<br />

damit. Feuerschutz und psychologische<br />

Schulung im Falle von Panik s<strong>in</strong>d<br />

weitere wichtige Aspekte.<br />

Werden Passagiere vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

Kreuzfahrt (o<strong>der</strong> während?) <strong>in</strong> die Si-<br />

cherheits- und Rettungsvorrichtungen<br />

e<strong>in</strong>gewiesen?<br />

Sicherheitsrelevantes Verhalten während<br />

<strong>der</strong> Evakuierungsmaßnahmen<br />

bei bestimmten Signaltönen ist erste<br />

Pfl icht für jeden Passagier. Dabei wird<br />

von Bordmitarbeitern zunächst überprüft,<br />

ob alle Kab<strong>in</strong>en verlassen worden<br />

s<strong>in</strong>d. Anschließend werden die Anwesenheit<br />

(mit noch nicht angelegter<br />

Rettungsweste) im Sammlungsraum<br />

überprüft, Sicherheitsmaßnahmen und<br />

-verhaltensweisen erläutert und das<br />

Anlegen <strong>der</strong> Rettungsweste demonstriert.<br />

Je<strong>der</strong> Gast muss sich – unter Anleitung<br />

– selbst damit vertraut machen.<br />

Lei<strong>der</strong> erlebt man immer wie<strong>der</strong>, dass<br />

manche Gäste nicht zuhören und die<br />

Übung nicht ernst nehmen.<br />

Die Passagiere des verunglückten Schiffes<br />

sagten, sie wußten gar nicht, was<br />

sie tun sollten: wenn‘s nicht <strong>der</strong> Schock<br />

war, war es Versäumnis <strong>der</strong> Crew?<br />

Zum e<strong>in</strong>en spielt natürlich <strong>der</strong> Schock<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Rolle, zum an<strong>der</strong>en aber<br />

auch e<strong>in</strong> fehlendes Sicherheitsbewustse<strong>in</strong><br />

nach dem Motto: „Auf so e<strong>in</strong>em<br />

großen Schiff kann doch nichts passie-<br />

ren”. Versäumnisse o<strong>der</strong> Fehlverhalten<br />

von Crewmitglie<strong>der</strong>n ist nicht auszuschließen.<br />

Genügend Mitarbeiter kümmern<br />

sich normalerweise darum, dass<br />

die Gäste <strong>in</strong> Ruhe den vorgeschriebenen<br />

Fluchtweg benutzen, um zu ihren<br />

Sammelstellen zu gelangen und dort<br />

weitere Anweisungen abwarten. Niemand<br />

muss dabei – wie geschehen - ungefragt<br />

über Bord spr<strong>in</strong>gen.<br />

Gelten dieselben Sicherheitsbestimmungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland, <strong>der</strong> EU, <strong>der</strong> Welt bei<br />

Kreuzfahrtschiff en?<br />

Auf allen Kreuzfahrtschiff en gelten<br />

weltweit dieselben Regeln, die allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bordanwendung unterschiedlich<br />

se<strong>in</strong> können. Was die Sicherheit<br />

e<strong>in</strong>schränken kann. Zum Beispiel,<br />

dass auf <strong>der</strong> COSTA CONCORDIA die<br />

Passagiere <strong>in</strong> die Kab<strong>in</strong>en geschickt<br />

wurden, um ihre Rettungswesten zu<br />

holen. Die sollten jedoch <strong>in</strong> Kästen an<br />

den Musterstationen aufb ewahrt werden.<br />

Warme Kleidung - wie immer wie<strong>der</strong><br />

empfohlen - muss man natürlich,<br />

sofern man sie nicht schon trägt, aus<br />

<strong>der</strong> Kab<strong>in</strong>e holen, ansonsten aber die<br />

Musterstation unverzüglich aufsuchen.<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012


Wer prüft, ob die Sicherheitsbestimmungen<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden?<br />

Oberster Sicherheitschef an Bord ist <strong>der</strong><br />

Kapitän, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.<br />

Dazu gibt es e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere<br />

Sicherheitsoffi ziere an Bord, die den<br />

Kapitän unterstützen. Ähnlich wie <strong>der</strong><br />

TÜV überprüfen <strong>in</strong>ternationale Klassifi<br />

kationsgesellschaften (für viele Schiffe<br />

das <strong>der</strong> Germanische Lloyd, Norske<br />

Veritas o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e) regelmäßig alle<br />

Schiff e und legen es bei gravierenden<br />

Mängeln an die Kette, bis Abhilfe geschaff<br />

en wird.<br />

Das ist auf deutschen Kreuzfahrtschiffen<br />

noch nie <strong>der</strong> Fall gewesen! Dank<br />

e<strong>in</strong>er hervorragenden Ausbildung und<br />

e<strong>in</strong>es entsprechenden Sicherheitsmanagements<br />

an Bord.<br />

Menschliches Versagen spielt <strong>in</strong> 75 Prozent<br />

<strong>der</strong> Fälle (Alkohol, Müdigkeit,<br />

Krankheit; dies mehr auf Frachtern, <strong>der</strong>en<br />

Brücke oft nur mit dem wachhabenden<br />

Steuermann besetzt ist) die größte<br />

Rolle, sollte aber bei e<strong>in</strong>em Kreuzfahrtschiff<br />

auszuschließen se<strong>in</strong>. Die Brücke<br />

nämlich ist bei Revierfahrt mit Lotsen,<br />

Kapitän, Steuerleuten, Ausguck und<br />

Ru<strong>der</strong>gänger besetzt.<br />

Auf <strong>der</strong> COSTA CONCORDIA allerd<strong>in</strong>gs<br />

war <strong>der</strong> Kapitän selbst das größte Sicherheitsrisiko.<br />

Natürlich kann auch die gesamte Bordelektronik<br />

ausfallen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachsprache<br />

e<strong>in</strong> sogenannter Blackout.<br />

E<strong>in</strong> eher seltener Fall, <strong>der</strong> jedoch durch<br />

automatisch startende Hilfsaggregate<br />

abgefe<strong>der</strong>t werden kann. Aber im<br />

+++ HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH +++<br />

Wir gratulieren nachträglich zum Geburtstag und<br />

wünschen alles Gute!<br />

Petr Forman ..................................... 01. Januar 1948<br />

Jens Schumacher ............................ 05. Januar 1976<br />

Kurt-Willy Vick ................................. 06. Januar 1933<br />

Thomas Bock .................................. 16. Januar 1964<br />

Andreas Frön<strong>in</strong>g ............................. 26. Januar 1963<br />

Enrico Halt<strong>in</strong>er ................................ 18. Februar 1942<br />

Jonathan Walker ............................ 25. Februar 1952<br />

Inga Scholz ...................................... 10. März 1980<br />

Hermann Blankmann ...................... 23. März 1954<br />

Eckhard Arndt ................................. 06. April 1959<br />

Paul-Gerhard Kuhls ......................... 09. April 1935<br />

Warum musste das passieren? | Bild: dpa<br />

jüngsten Fall <strong>der</strong> COSTA ATLANTICA<br />

war auch das wirkungslos.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> engen Gewässern wie<br />

Hafenansteuerungen o<strong>der</strong> beim Anlegen<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Totalausfall für<br />

die Schiff sführung beson<strong>der</strong>s prekär.<br />

Selbst bei e<strong>in</strong>em hochmo<strong>der</strong>nen Schiff<br />

kann es dann schnell zu e<strong>in</strong>er Grundberührung<br />

kommen. O<strong>der</strong> auf Manöverfahrt<br />

<strong>in</strong>folge des Swath-Eff ekts: Wenn<br />

<strong>der</strong> Schiff skörper bei Kursän<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>seitig tiefer e<strong>in</strong>taucht.<br />

Ist die allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit <strong>der</strong> Gäste<br />

auf Kreuzfahrtschiff en dennoch „garantiert”?<br />

Nach me<strong>in</strong>er Erfahrung – ich habe<br />

mehr als 220 Kreuzfahrten „überlebt“<br />

und selbst B<strong>in</strong>nenfahrtgastschiff e als<br />

COSTA CONCORDIA<br />

+++ IMPRESSUM +++<br />

Kapitän geführt – kann man davon ausgehen.<br />

An Land lebt es sich nachgewiesenermaßen<br />

um e<strong>in</strong> Vielfaches gefährlicher<br />

(siehe alle<strong>in</strong> die jährliche Zahl von<br />

Verkehrstoten). Je<strong>der</strong> Gast muss sich<br />

nur an die wenigen Vorschriften halten,<br />

durch die se<strong>in</strong> Urlaubsvergnügen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er<br />

Weise geschmälert wird.<br />

Kreuzfahrten s<strong>in</strong>d und bleiben e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

sichersten Urlaubsformen, wie auch<br />

Zahlen belegen: Zwischen 2000 und<br />

2010 gab es bei über 100.000 Schiff en<br />

(über 100 BRZ und e<strong>in</strong>er Milliarde Ladetonnen)<br />

weltweit 1592 Schiff sverluste.<br />

Davon nur 17 - an letzter Stelle! - Kreuzfahrtschiff<br />

e, die damit auf dem letzten<br />

Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Statistik rangierten. Frachter<br />

nahmen mit 988 Verlusten deutlich<br />

den Spitzenplatz e<strong>in</strong>.<br />

Herausgeber: <strong>VEUS</strong> e.V.<br />

Vere<strong>in</strong>igung europäischer Schiff fahrtsjournalisten e.V.<br />

c/o Rhe<strong>in</strong>-Ruhr GmbH | Düsseldorfer Straße 193 | D-47053 Duisburg<br />

eMail: <strong>in</strong>fo@veus.de | www.veus.de<br />

Chefredaktion: Peter Pospiech | Zeisigstraße 60 | D-26817 Rhau<strong>der</strong>fehn<br />

Telefon: +49 (0) 49 52 - 8 26 90 87 | Telefax: +49 (0) 49 52 - 8 26 90 89<br />

eMail: pospiechp@googlemail.com<br />

Ressortleiter Schiff sreisen: Dr. Peer Schmidt-Walther<br />

Ressortleiter Hafenwirtschaft: Behrend Oldenburg<br />

Layout: Werbeatelier Bad Homburg<br />

Inhaber<strong>in</strong>: Claudia Speer<br />

offi ce@werbeatelier-bad-homburg.de | www.werbeatelier-bad-homburg.de<br />

Druck: Druck und Verlag | Dietmar Fölbach, Koblenz<br />

druckerei@foelbach.de<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012<br />

5


6<br />

+++ Unsere Bücherecke +++<br />

Alexan<strong>der</strong> von<br />

Humboldt II<br />

E<strong>in</strong> Segelschiff entsteht<br />

Unsere Bücherecke<br />

Die große weite Welt, Abenteuer<br />

und die grenzenlose Freiheit<br />

assoziiert man nicht nur mit<br />

dem fast namensgleichen Vorgänger-Großsegler,<br />

<strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> von Humboldt. Auch die Alexan<strong>der</strong><br />

von Humboldt II verspricht unzähligen jungen<br />

Menschen wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e spannende und lehrreiche<br />

Zeit auf den Weltmeeren. Die Bark mit grünem<br />

Rumpf und weißen Segeln ersetzt Ihre berühmte<br />

Vorgänger<strong>in</strong>, die für die Deutsche Stiftung Sail Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

als Segelschulschiff weltweit im E<strong>in</strong>satz war.<br />

Ihre Nachfolger<strong>in</strong> wird es ihr als erster Rahseglerneubau<br />

unter deutscher Flagge seit <strong>der</strong> Gorch Fock<br />

gleichtun.<br />

Monika Kludas | Alexan<strong>der</strong> von Humboldt II<br />

E<strong>in</strong> Segelschiff entsteht | 160 Seiten · 21 x 27 cm<br />

zahlr. Farb-Abb. · Pappband mit Schutzumschlag<br />

EUR (D) 24,95 · EUR (A) 25,60 · Sfr* 34,90<br />

ISBN 978-3-7822-1038-6<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg<br />

E<strong>in</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Tamm Media GmbH<br />

* unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung<br />

Erlebnisreisen auf<br />

Nord- und Ostsee<br />

Unterwegs mit Frachtern, Fähren,<br />

Seglern und Hausbooten<br />

Schiff sreisen s<strong>in</strong>d beliebt. Wer<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e Lust auf konventionelle<br />

Kreuzfahrttörns<br />

o<strong>der</strong> Schiff sreisen im klassischen<br />

S<strong>in</strong>ne hat, ist mit diesem Buch gut beraten.<br />

Denn hier geht es um Schiff sreisen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Art,<br />

vor allem um solche, die man sozusagen direkt vor<br />

<strong>der</strong> Haustür beg<strong>in</strong>nen kann. Ob per Frachter, Fähre<br />

o<strong>der</strong> Hausboot: Jede Reise mit e<strong>in</strong>em für e<strong>in</strong>e<br />

Schiff sreise ungewöhnlichen Schiff styp verspricht<br />

e<strong>in</strong> unvergessliches Abenteuer. Der Autor berichtet<br />

im reportageartigen Stil über <strong>in</strong>sgesamt 30 unkonventionelle<br />

Schiff sreisen unterschiedlichster Art auf<br />

<strong>der</strong> Nord- und Ostsee. Die See- und Küstengebiete<br />

<strong>der</strong> Nord- und Ostsee bieten herrliche Urlaubsziele,<br />

von denen aus man, wenn man denn will, weitere<br />

<strong>in</strong>teressante Län<strong>der</strong> bereisen kann.<br />

Peer Schmidt-Walther<br />

Erlebnisreisen auf Nord- und Ostsee<br />

Unterwegs mit Frachtern, Fähren, Seglern und<br />

Hausbooten<br />

184 Seiten · 16 x 24 cm | zahlr. Farb-Abb.<br />

Pappband mit Schutzumschlag<br />

EUR (D) 19,95 · EUR (A) 20,55 · Sfr* 27,90<br />

ISBN 978-3-7822-0998-4<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg<br />

E<strong>in</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Tamm Media GmbH<br />

* unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung<br />

Hafenstädte <strong>der</strong><br />

Ostsee<br />

Nicht nur für Kreuzfahrer<br />

Ganz hoch im Norden <strong>in</strong> Kiel<br />

über Kopenhagen nach Stockholm<br />

und Hels<strong>in</strong>ki beg<strong>in</strong>nt die<br />

virtuelle Reise, von dort geht<br />

es weiter <strong>in</strong> den Osten nach St. Petersburg, Tall<strong>in</strong>n<br />

und Riga und zurück <strong>in</strong> den östlichen Norden<br />

Deutschlands nach Rostock und Lübeck. Insgesamt<br />

14 Hafenstädte liegen auf <strong>der</strong> Ostsee-Route. Dabei<br />

stehen die Häfen sowie die Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Städte im fotografi schen – und textlichen<br />

– Mittelpunkt. An <strong>der</strong> Ostsee liegen viele historisch<br />

o<strong>der</strong> wirtschaftlich bedeutende Städte, die e<strong>in</strong>en<br />

beson<strong>der</strong>en Reiz auf Urlauber ausüben. Die maritime<br />

Geschichte <strong>der</strong> Region sowie die kulturelle Vielfalt<br />

ihrer Bewohner s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zigartig.<br />

Eberhard Petzold – Texte von Sebastian Meißner<br />

Hafenstädte <strong>der</strong> Ostsee<br />

Nicht nur für Kreuzfahrer<br />

176 Seiten · 21 x 27 cm<br />

204 Farb-Abb. · geb. mit Schutzumschlag<br />

EUR (D) 19,95 · EUR (A) 20,55 · Sfr* 27,90<br />

ISBN 978-3-7822-1040-9<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg<br />

E<strong>in</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Tamm Media GmbH<br />

* unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung<br />

Der Dieselmotor<br />

als Schiff santrieb<br />

Geschichte, Unternehmen,<br />

Stand <strong>der</strong> Technik<br />

Der Dieselmotor wurde vor<br />

rund 120 Jahren erfunden.<br />

Se<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle für die<br />

motorisierte Schiff fahrt erläutert <strong>der</strong> Experte für<br />

Antriebstechnik, Hans-Jürgen Reuß, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em neuen<br />

Werk anschaulich. Obwohl sich die Geschichte<br />

e<strong>in</strong>zelner Unternehmen und ihrer Innovationen<br />

durch das gesamte Buch ziehen, lässt es sich <strong>in</strong> drei<br />

Teile glie<strong>der</strong>n: Vor- und Frühgeschichte, Unternehmen<br />

des Dieselmotorenbaus und aktueller Stand<br />

<strong>der</strong> Technik.<br />

Hans-Jürgen Reuß<br />

Der Dieselmotor als Schiff santrieb<br />

Geschichte, Unternehmen, Stand <strong>der</strong> Technik<br />

186 Seiten · 21 x 27 cm | zahlr. Farb-Abb. | Hardcover<br />

EUR (D) 24,90 · EUR (A) 25,60 · Sfr* 34,80<br />

ISBN 978-3-7822-0997-7<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg<br />

E<strong>in</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Tamm Media GmbH<br />

* unverb<strong>in</strong>dliche Preisempfehlung<br />

Donau-Kreuzfahrt<br />

Von Passau bis zum<br />

Schwarzen Meer<br />

Auf ihrem über 2800 Kilometer<br />

langen Weg vom Schwarzwald<br />

bis zum Schwarzen Meer verb<strong>in</strong>det<br />

die Donau Europa mit Asien. Dabei durchfl ießt<br />

sie nicht weniger als zehn Län<strong>der</strong>. Acht bedeutende<br />

Nationalparks und drei We<strong>in</strong>anbaugebiete säumen<br />

die Ufer des zweitlängsten Flusses Europas. An ke<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en Strom fi ndet sich e<strong>in</strong>e solche Vielfalt<br />

an Landschaften, prachtvollen Bauwerken und pulsierenden<br />

Städten. Per Schiff lassen sich diese Natur-<br />

und Kulturschätze bequem und e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

erschließen. Höhe- und Schlusspunkt je<strong>der</strong> Donaukreuzfahrt<br />

ist das Donaudelta – mit 5000 Quadratkilometern<br />

und über 4000 Tier- und Pfl anzenarten<br />

ist es das größte Feuchtgebiet Europas und wurde<br />

1991 von <strong>der</strong> UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt.<br />

Donau-Kreuzfahrt<br />

Von Passau bis zum Schwarzen Meer<br />

1. Aufl age 2010 | 176 Seiten, durchg. farbig mit<br />

ca. 180 Fotos und farbiger Karte<br />

ISBN: 978-3-7243-0417-3<br />

39,95 EUR* D / 41,15 EUR* A / 66,00 CHF* (UVP)<br />

terra magica<br />

DEUTSCHE NORDSEE<br />

Küstenland und Inseln<br />

Wohl kaum e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Region<br />

<strong>in</strong> Deutschland weckt <strong>der</strong>art<br />

melancholische Heimatgefühle<br />

wie das Nordseeküstenland<br />

und die Nordsee<strong>in</strong>seln. Seehunde<br />

und Kegelrobben haben<br />

im Wattenmeer ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>stube. Auch zahlreiche<br />

Vogelarten fi nden ideale Lebens- und Brutbed<strong>in</strong>gungen:<br />

Brachvögel, Austernfi scher und Säbelschnäbler,<br />

Ei<strong>der</strong>enten, Brandgänse, verschiedene<br />

Möwenarten, Seeschwalben, Sandregenpfeifer<br />

und viele mehr. Im Frühjahr und im Herbst ist<br />

die Wattensee e<strong>in</strong>e „Drehscheibe” im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vogelfl ug - bis zu zehn Millionen Zugvögel<br />

machen hier Station und fressen sich Reserven<br />

für ihre strapaziöse Reise an. Die Schönheiten <strong>der</strong><br />

Küstenlandschaft und <strong>der</strong> Inseln, die unberührte<br />

Natur, das jährlich wie<strong>der</strong>kehrende Schauspiel<br />

<strong>der</strong> rastenden Zugvögel und vor allem die fasz<strong>in</strong>ierende<br />

Nähe zum Meer, die das Leben hier prägt<br />

und bestimmt, locken jedes Jahr Millionen von<br />

Feriengästen an.<br />

Heller, Silke | Kuttig, Siegfried<br />

DEUTSCHE NORDSEE | Küstenland und Inseln<br />

Mit Audio-CD | 180 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7243-0401-2<br />

34,99 EUR* D / 36,00 EUR* A / 49,90 CHF* (UVP)<br />

terra magica<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012


Zu Gast bei STENA-LINES<br />

Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzung mal an<strong>der</strong>s<br />

MS Stena Germanica an ihrem Liegeplatz<br />

<strong>in</strong> Göteborg. | Bild: P.Pospiech<br />

Wer sagt, dass Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzungen immer <strong>in</strong> kargen Versammlungsräumen o<strong>der</strong> vollen Restaurants stattfi nden müssen?<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schiff fahrtsjournalisten (<strong>VEUS</strong> e.V.) machte es Anfang März 2012 mal ganz an<strong>der</strong>s.<br />

Stilecht haben sich die Schiff fahrtsjournalisten auf e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>i-Trip von Kiel nach Göteborg und zurück begeben und ließen sich<br />

von Schiff , Besatzung, Göteborg und Seeluft <strong>in</strong>spirieren.<br />

E<strong>in</strong> perfekter Tag<br />

Vällkommen <strong>in</strong> Göteborg:<br />

Landgangs-Impressionen<br />

Mehr als nur e<strong>in</strong> Etappenziel ist die<br />

heimliche schwedische Hauptstadt.<br />

Maritim und weltoff en gibt sich das kulturelle<br />

Zentrum Schwedens an <strong>der</strong> Göta<br />

Älv nahe <strong>der</strong> Westküste. E<strong>in</strong>en Tag lang<br />

haben wir uns durch die Halbmillionenstadt<br />

treiben lassen.<br />

Kaum hat <strong>der</strong> schneeweiße 52.000-Tonner<br />

STENA GERMANICA - nach e<strong>in</strong>em<br />

opulenten Frühstücksbüff et mit Schärenblick<br />

- am Term<strong>in</strong>al festgemacht,<br />

zieht es die Passagiere auch schon an<br />

Land. Darunter viele, die die 1621 gegründete<br />

Seehandelsstadt erkunden<br />

wollen. Entwe<strong>der</strong> per Bus, von STENA<br />

LINES organisiert und für zwei Stunden<br />

zum Preis von 25 Euro angeboten o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dividuell.<br />

Für Letzteres bekommt man an <strong>der</strong><br />

Bord-Rezeption e<strong>in</strong>en detaillierten<br />

Stadtplan samt Nahverkehrsnetz sowie<br />

Tipps, was man wie erreichen kann. Für<br />

20 Euro werden e<strong>in</strong>em 163 Kronen auf<br />

den Tresen gezählt. Erste Geldausgabe:<br />

e<strong>in</strong>e Västtrafi k-Tageskarte für Bus und<br />

Straßenbahn. Nur 70 Kronen muss man<br />

für sie im Eckladen (schräg gegenüber<br />

von <strong>der</strong> Straßenbahnhaltestelle) h<strong>in</strong>blättern.<br />

Wik<strong>in</strong>gerschiff und Packhuskajen<br />

Mit <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie 9 geht´s downtown. Bis<br />

zum Brunnsparken mitten im Herzen<br />

<strong>der</strong> Altstadt. An gepfl egten Häuser vorbei<br />

zieht es uns <strong>in</strong>s <strong>in</strong> Göteborgs Stadsmuseum.<br />

In se<strong>in</strong>en altehrwürdigen<br />

Gewölben stoßen wir schließlich auf<br />

e<strong>in</strong> Holzgerippe, das wir uns unbed<strong>in</strong>gt<br />

ansehen wollen: Reste e<strong>in</strong>es 1000-jährigen<br />

Wik<strong>in</strong>gerschiff es. So ganz nebenbei<br />

erfährt man e<strong>in</strong>e Menge über das<br />

nordische Volk.<br />

Durch die Altstadtstraßen führt unser<br />

Kurs direkt auf den Hafen zu. Packhuskajen<br />

heißt <strong>der</strong> Kai, an <strong>der</strong> diverse Museumsschiff<br />

e vertäut liegen: vom historischen<br />

Vänernsee-Frachter über e<strong>in</strong><br />

Feuerschiff , e<strong>in</strong>en Fahrgast-Dampfer<br />

bis zum U-Boot und Zerstörer. Auch die<br />

Göteborger lieben die Promenade an<br />

<strong>der</strong> maritimen Vergangenheit entlang.<br />

Im wahren S<strong>in</strong>ne getoppt wird sie<br />

durch die Viermastbark VIKING, überragt<br />

nur vom mo<strong>der</strong>nen Utkiken, dem<br />

Vier Schiff fahrts-Journalisten<br />

– vier Impressionen<br />

Turmgebäude mit weitem Stadtblick<br />

vom Ausguck.<br />

Über die Götaälv zur Varmfrontsgatan<br />

Gleich daneben überspannt die Götaälvbron<br />

den Fluss, <strong>der</strong> ab hier zum<br />

Trollhättankanal wird. Schiff e, die den<br />

rund 70 Kilometer entfernten Vänernsee<br />

ansteuern, müssen sich durch dieses<br />

Nadelöhr mit se<strong>in</strong>er Klappbrücke fädeln.<br />

Der Blick von oben lohnt sich, denn<br />

nur so lässt sich erahnen, wie genau<br />

hier h<strong>in</strong>durch gesteuert werden muss.<br />

Zu viel Backbord- o<strong>der</strong> Steuerbordru<strong>der</strong><br />

würden die stählernen Leitwerke übelnehmen.<br />

Beulen am Schiff <strong>in</strong>klusive. E<strong>in</strong><br />

paar Schritte zurück Richtung Altstadt<br />

und man erreicht das Nils Ericson Term<strong>in</strong>alen,<br />

e<strong>in</strong>en unübersehbaren Verkehrsknotenpunkt.<br />

Da ist guter Rat teuer:<br />

woh<strong>in</strong> jetzt? Wir entscheiden uns für die<br />

Straßenbahn: mit <strong>der</strong> 5 o<strong>der</strong> 6 bis zur<br />

Endhaltestelle Varmfrontsgatan. Das<br />

Wetter entspricht diesem Namen: Es ist<br />

sonnig und vorfrühl<strong>in</strong>gshaft warm, obwohl<br />

noch an manchen Stellen Schneehäufchen<br />

vor sich h<strong>in</strong> schmelzen und<br />

Teiche eisverschlossen s<strong>in</strong>d. Dennoch<br />

ist das für manchen jungen Schweden<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012<br />

7


8<br />

(Wik<strong>in</strong>ger-)Signal, um sich ihrer Umwelt<br />

im T-Shirt zu präsentieren.<br />

Fasz<strong>in</strong>ieren<strong>der</strong> schwedischer<br />

Dreiklang<br />

Durch Vorstadtsiedlungen spr<strong>in</strong>tet die<br />

mo<strong>der</strong>ne Bahn nach Norden, bis nach<br />

rund 30 M<strong>in</strong>uten die Wendeschleife naht.<br />

Dah<strong>in</strong>ter erhebt sich e<strong>in</strong>e dunkelgrüne<br />

Mauer: Nadel- und Birken-Mischwald.<br />

Die Entscheidung fällt zugunsten e<strong>in</strong>er<br />

Wan<strong>der</strong>ung durch die typische schwedische<br />

Landschaft aus Wald, Fels und Wasser.<br />

Gepfl egte Wege laden dazu förmlich<br />

e<strong>in</strong>. Erstaunlich, wie schnell man hier<br />

dem Großstadtleben entfl iehen kann,<br />

um sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur zu entspannen. Göteborg<br />

macht ihrem Ruf als Schwedens<br />

„gemütlichste Großstadt“ alle Ehre. Sie<br />

hat sich nicht nur zum kulturellen Zentrum<br />

des Landes gemausert mit ihren<br />

Museen und Theatern, son<strong>der</strong>n auch mit<br />

ihren Flaniermeilen, Shopp<strong>in</strong>g-Malls und<br />

e<strong>in</strong>em herausragenden Gastronomieangebot<br />

zum Lebensmittelpunkt für die<br />

gesamte Westküsten-Region. Das heben<br />

wir uns mangels Zeit bis zum nächsten<br />

Mal auf, steigen unterwegs aus und mischen<br />

uns bei Mac Donalds unters bunte<br />

Volk aus aller Herren Län<strong>der</strong>n. Was allerlei<br />

E<strong>in</strong>blicke verschaff t, aber auch das Tagesbudget<br />

schont.<br />

Großsegler mit Geschmack<br />

Am Nils Ericson platsen verlassen wir die<br />

Bahn und richten unseren fußläufi gen<br />

Kurs auf die vier rund 60 Meter hohen<br />

Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzung mal an<strong>der</strong>s<br />

Hotelbereich <strong>der</strong> Viermast-Bark SS VIKING. | Bild: P.Pospiech<br />

Masten des historischen Großseglers<br />

VIKING. Der wurde 1906/07 <strong>in</strong> Dänemark<br />

gebaut, segelte als Frachtschiff<br />

bis 1949 um die Welt, wurde Seefahrtsschule<br />

und schließlich 1995 zum Hotel<br />

mit Dauerliegeplatz am Lilla Bommens<br />

Hamn. Neben dem Utkiken das zweite<br />

Wahrzeichen Göteborgs. Obwohl für<br />

Besucher über W<strong>in</strong>ter geschlossen,<br />

lässt uns e<strong>in</strong>e freundliche Angestellte<br />

für e<strong>in</strong>en Rundgang an Bord. Wir staunen,<br />

wie gepfl egt <strong>der</strong> 108 Meter lange<br />

Oldtimer ist, und wünschen uns, e<strong>in</strong>mal<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en sehr geschmackvollen maritim<br />

gestalteten Räumen zu feiern und zu<br />

schlafen. Für den Rest unserer Kronen<br />

(23) kaufen wir e<strong>in</strong>en Bild-Text-Band<br />

über das Schiff . Auf e<strong>in</strong>er Sonnenbank<br />

vor dem Schiff blättern wir <strong>in</strong> dem Werk<br />

und lassen wir uns von <strong>der</strong> unglaublich<br />

reichhaltigen Geschichte <strong>der</strong> VIKING<br />

fesseln.<br />

Spannendes Auslaufmanöver<br />

Bis unser Wasserbus kommt (Anlegestelle<br />

gegenüber von VIKING), den wir<br />

mit unserer Tageskarte auch benutzen<br />

können. Wir nehmen jetzt von <strong>der</strong> Wasserseite<br />

die Parade <strong>der</strong> Museumsschiff e<br />

ab, genießen die Quasi-Hafenrundfahrt,<br />

den Sonnenuntergang auf <strong>der</strong> Götaälv,<br />

schießen Fotos von „unserer“ STENA<br />

GERMANICA und gehen direkt h<strong>in</strong>ter<br />

ihr wie<strong>der</strong> an Land. E<strong>in</strong>e halbe Stunde<br />

vor <strong>der</strong> Zeit s<strong>in</strong>d wir pünktlich an Bord.<br />

Bis uns um 19 Uhr das spannende Auslaufmanöver<br />

packt: mit dem gewaltigen<br />

241-Meter-Schiff rückwärts um die<br />

Ecke ohne achtern anzustoßen.<br />

Göteborgs Nachtkulisse zieht beleuchtet<br />

an uns vorüber wie e<strong>in</strong> Film<br />

aus abertausenden von Glühwürmchen.<br />

„E<strong>in</strong> perfekter Tag!“, fi ndet<br />

Kollege Peter und genießt das reichhaltige<br />

skand<strong>in</strong>avische Büff et, wobei<br />

er noch e<strong>in</strong>mal die E<strong>in</strong>drücke und<br />

Erlebnisse Revue passieren lässt.<br />

+++ Der Autor: Dr. Peer Schmidt-Walther<br />

Mal schnell zu Fuß<br />

nach Schweden<br />

Es muss nicht immer e<strong>in</strong> Kreuzfahrer<br />

se<strong>in</strong>. Auch e<strong>in</strong>e Autofähre mit ihrem<br />

quirligen und oft rout<strong>in</strong>ierten Publikum<br />

hat ihre Reize – und das ohne fahrbaren<br />

Untersatz. Seefahrer zu Fuß also,<br />

das gibt es zwischen Kiel und Göteborg<br />

als M<strong>in</strong>itrip. Freitags Le<strong>in</strong>en los<br />

um 19 Uhr, ausgedehntes Abendessen<br />

plus Übernachtung an Bord, Samstags<br />

Stadtbummel, abends zurück und am<br />

Sonntagmorgen – je nach Kondition<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeschlafen –<br />

wie<strong>der</strong> auf deutschem Festland.<br />

Es macht richtig Spaß, so mal auf die<br />

Schnelle über Nacht <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 14<br />

Stunden durch das Kattegat zu schaukeln,<br />

Ostseeluft zu schnuppern und es<br />

sich e<strong>in</strong>en Tag lang <strong>in</strong> Schwedens zweitgrößter<br />

Stadt gut gehen zu lassen. Göteborg<br />

bietet weit mehr als nur e<strong>in</strong>en<br />

weiträumigen Hafen für Durchreisende.<br />

Zwei Straßenbahnl<strong>in</strong>ien (3 und 9)<br />

br<strong>in</strong>gen den deutschen Gast <strong>in</strong> rumpelndem<br />

Eiltempo <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Viertelstunde<br />

vom Fähranleger <strong>in</strong> die Innenstadt<br />

und schon fi ndet man sich zwischen romantischen<br />

Gässchen und weiträumigen<br />

überdachten Passagen wie<strong>der</strong>. Zu<br />

empfehlen ist <strong>der</strong> Kauf e<strong>in</strong>er Tageskarte<br />

(Dagskort) für 70 Kronen (etwa 7.50<br />

EUR), die auch für e<strong>in</strong>e Personenfähre<br />

vom Anleger Klippan (rund 300 Meter<br />

vom Deutschland-Anleger <strong>der</strong> Stena-<br />

L<strong>in</strong>e) zum imposanten Opernhaus am<br />

Rande des Zentrums gilt.<br />

Wer planmäßig vorgeht, kann an e<strong>in</strong>em<br />

Tag viel erleben. Restaurants bieten Küche<br />

aus aller Herren Län<strong>der</strong> und selbst<br />

die erstaunlich vielen irischen Pubs s<strong>in</strong>d<br />

trotz <strong>der</strong> hohen schwedischen Alkoholpreise<br />

heftig frequentiert. Überhaupt<br />

die Preise: E<strong>in</strong> Billigland ist Schweden<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012


Mit <strong>der</strong> Tram kommt man <strong>in</strong> Göteborg überall h<strong>in</strong>. | Bild: P.Pospiech<br />

auch im Jahre 2012 wahrhaftig nicht –<br />

we<strong>der</strong> an Land noch zur See. Trotzdem<br />

kann relativ preiswert über die Runden<br />

kommen, wenn man die Angebote<br />

sorgfältig vergleicht. Um e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igermaßen<br />

sättigendes Mittagsmahl für unter<br />

100 Kronen (etwa neun EUR) zu fi nden,<br />

muss <strong>der</strong> ausländische Gast schon e<strong>in</strong><br />

wenig Mühe aufwenden. Am besten,<br />

er schließt sich diskret e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> zahlreichen<br />

jungen Ehepaare mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>wagen<br />

an: Die wissen, wo es e<strong>in</strong> Essen für<br />

zwei gibt, dass auch noch für e<strong>in</strong> drittes<br />

Mäulchen reicht.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Rundgang (o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Rundklettertour) entlang o<strong>der</strong> durch<br />

die rund um die Oper versammelten<br />

großen und kle<strong>in</strong>en Schiff e – Stena-<br />

Gäste erhalten Rabatt auf den E<strong>in</strong>trittspreis<br />

– sollte man die Mühe nicht<br />

scheuen und nach Erklimmen e<strong>in</strong>er<br />

Klippe das Kronenhaus (Kronshusbodama)<br />

an <strong>der</strong> Poststraße besuchen.<br />

Das Geviert aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

war e<strong>in</strong>st Teil e<strong>in</strong>er Befestigungsanlage<br />

und beherbergt heute Werkstätten des<br />

Kunsthandwerks von <strong>der</strong> Goldschmiede<br />

bis zur Schokoladenmanufaktur.<br />

E<strong>in</strong>e junge Frau fertigt auch Le<strong>der</strong>waren<br />

an. Sie spricht lupenre<strong>in</strong>es Deutsch<br />

und stammt – aus München. Als sehr<br />

hübsch und mit <strong>der</strong> Straßenbahn <strong>in</strong><br />

wenigen M<strong>in</strong>uten über den Verkehrsknotenpunkt<br />

Järntorget (Eisenmarkt)<br />

erreichbar erweist sich auch das ehemalige<br />

Arbeiterviertel Haga. In den verw<strong>in</strong>kelten<br />

Gassen mit den gerade renovierten<br />

typischen Göteborger Häusern<br />

fi ndet <strong>der</strong> Fremde Cafes, urige Kneipen<br />

Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzung mal an<strong>der</strong>s<br />

und jede Menge kle<strong>in</strong>er Läden. Von dort<br />

ist es überdies nicht weit zur Fischhalle<br />

an <strong>der</strong> Rosenlundgatan. Dort gibt es<br />

nicht nur Fisch <strong>in</strong> allen Arten zu kaufen,<br />

<strong>der</strong> Gast kann ihn auch gleich im ersten<br />

Stock frisch zubereitet verzehren. Aber<br />

Vorsicht für Hungrige am Wochenende;<br />

Die Fischhalle schließt am Samstag<br />

schon um 15 Uhr…..<br />

+++ Der Autor: Dieter Lechner<br />

Göteborg - maritime<br />

Metropole am Kattegat<br />

E<strong>in</strong> Sprichwort besagt, <strong>in</strong> Göteborg<br />

schreibe man ke<strong>in</strong>e Gedichte, man<br />

schreibe Rechnungen. Stimmt es wirklich?<br />

Mehr noch, bedeutet es gar, dass<br />

man kaum Sehenswertes erlebt, wagt<br />

man doch den Sprung über den Kattegat?<br />

Alles selbstverständlich rhetorische<br />

Fragen. Die Stadt, mithilfe e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> Stena-L<strong>in</strong>e Fähren im Nu erreichbar,<br />

verspricht mehr als nur Schweden<br />

im Kle<strong>in</strong>format.<br />

Göteborg ruht auf e<strong>in</strong>er spannenden,<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te, gar Jahrtausende alten<br />

Geschichte. Schon im Ste<strong>in</strong>zeitalter,<br />

vor ca. 12.000 Jahren fand hier e<strong>in</strong>e<br />

richtige Belagerung statt. Der Ort dieser<br />

urzeitlichen Kräftemessung liegt<br />

im heutigen Stadtteil Sanna. Selbst elf<br />

Petroglyphen, <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> geritzte bildliche<br />

Darstellungen aus prähistorischer Zeit,<br />

können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt am Delta des Göta<br />

älv bewun<strong>der</strong>t werden.<br />

Göteborg, nach Stockholm die zweitgrößte<br />

Stadt Schwedens, weist e<strong>in</strong>e<br />

klimatisch günstigere Lage auf als die<br />

Hauptstadt. Dies bietet gerade im Frühjahr<br />

und spät im Herbst e<strong>in</strong>en eisfreien<br />

Seehafen. Selbstverständlich ist dies<br />

nicht nur von Vorteil für Touristen –<br />

sprich Fährschiff fahrt – son<strong>der</strong>n bietet<br />

auch <strong>der</strong> Schwer<strong>in</strong>dustrie bedeutende<br />

Wirtschaftsvorteile.<br />

Kaum jemand weiß, dass im zentral gelegenen<br />

Stadsmuseum Göteborg das<br />

e<strong>in</strong>zige, <strong>in</strong> Schweden ausgegrabene<br />

Wik<strong>in</strong>gerschiff zu bestaunen ist. Diejenigen<br />

Besucher, die e<strong>in</strong> ähnliches Schiff ,<br />

wie das Oseberg-Langskip, <strong>in</strong> Oslo ausgestellt,<br />

erwarten, können dennoch<br />

durchaus enttäuscht werden. In e<strong>in</strong>em<br />

<strong>der</strong> Räume werden nämlich Überbleibsel<br />

e<strong>in</strong>es Äskekärr-Schiff s ausgestellt.<br />

Großsegler VIKING neben Wahrzeichen von Göteborg: Utkiken. | Bild: P.Pospiech<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012<br />

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10<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Oper von Göteborg.<br />

Be<strong>in</strong>ahe lose Planken und Rippen e<strong>in</strong>es<br />

knapp tausendjährigen Schiff es. Immerh<strong>in</strong><br />

fuhr es 60 bis 70 Jahre zur See,<br />

fast doppelt so lange, wie die heutigen<br />

Conta<strong>in</strong>er- und Tankerriesen. Bei dieser<br />

Gelegenheit lohnt es sich, e<strong>in</strong>en Blick<br />

auf den damaligen Schmuck, wie auch<br />

Äxte und Schwerter zu werfen. O<strong>der</strong> zu<br />

erfahren, wie die von uns bis zum heutigen<br />

Tag bewun<strong>der</strong>nden Nordmänner<br />

von e<strong>in</strong>em kultivierten Reisenden<br />

und ihrem Zeitgenossen, Ibn Fahdan,<br />

beschrieben wurden. Dieser besuchte<br />

nämlich e<strong>in</strong>en an <strong>der</strong> Wolga nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Jarls. Nach <strong>der</strong> Lektüre se<strong>in</strong>er<br />

Worte kann durchaus e<strong>in</strong> alter K<strong>in</strong>dheitstraum<br />

e<strong>in</strong> abruptes Ende fi nden.<br />

Doch diese geheime Botschaft, die <strong>der</strong><br />

Autor nicht verraten möchte, befi ndet<br />

sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Tür des Hauses, das<br />

e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, nicht weniger spannende<br />

Geschichte erzählt. Das Gebäude, das<br />

das Museum beherbergt, wurde im<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> schwedischen<br />

Ost<strong>in</strong>dien-Kompanie gebaut. Es diente<br />

als Lager, Büro und Auktionsgebäude<br />

zugleich. Die Kompanie verhalf <strong>der</strong><br />

Stadt zum vermutlich bedeutendsten<br />

ökonomischen und kulturellen Aufschwung<br />

<strong>in</strong> ihrer ganzen Geschichte.<br />

Von hier aus, wo heute das Wik<strong>in</strong>gerschiff<br />

ausgestellt ist, wurden Waren, die<br />

mit den Ost<strong>in</strong>dienfahrern nach Göteborg<br />

kamen, weiter nach ganz Europa<br />

verschiff t. Selbstverständlich hat jede<br />

Geschichte ihr Ende, auch die Ost<strong>in</strong>dien-Kompanie<br />

musste das ihre erleben.<br />

E<strong>in</strong>es Tages wurde Konkurs gemeldet:<br />

das Unternehmen knickte vor den Bri-<br />

Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzung mal an<strong>der</strong>s<br />

ten e<strong>in</strong>. Auch heute macht Göteborg<br />

e<strong>in</strong>en Wandel durch, von e<strong>in</strong>er Industriehafenstadt<br />

wird die Stadt zu e<strong>in</strong>em<br />

Ort für zeitgenössische Kultur und <strong>in</strong>ternationale<br />

Sportveranstaltungen.<br />

Gerade durch den Bau <strong>der</strong> Göteborger<br />

Oper im Jahre 1994 und den Umbau<br />

e<strong>in</strong>iger städtischer Museen wurde die<br />

kulturelle Landschaft zum Guten umgestaltet.<br />

Egal ob Design aus den 50-ziger<br />

Jahren, 10 Millionen präparierte Tiere<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach, o<strong>der</strong> das größte<br />

und spektakulärste Vergnügungspark<br />

Skand<strong>in</strong>aviens – Liseberg – <strong>in</strong> Göteborg<br />

fi ndet man für jeden Geschmack etwas<br />

Beson<strong>der</strong>es.<br />

Die Stadt ist auch e<strong>in</strong> lohnendes Ziel für<br />

e<strong>in</strong>e „neue“, knapp zwölf Jahre alte<br />

Spielart, die man meistens mit e<strong>in</strong>em<br />

Satz beschreibt: Wan<strong>der</strong>n ist out, Geocach<strong>in</strong>g<br />

ist <strong>in</strong>. Es ist die mo<strong>der</strong>ne Schnitzeljagd,<br />

die dennoch e<strong>in</strong>iges mit e<strong>in</strong>em<br />

klassischen Orientierungslauf geme<strong>in</strong>sam<br />

hat. Punkte, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt am<br />

Göta älv zu fi nden s<strong>in</strong>d, bieten dem<br />

Spieler e<strong>in</strong>e Menge an Spannung und<br />

Erlebnis jenseits <strong>der</strong> festgelegten Städteführerrouten.<br />

So stößt man auf Brücken,<br />

Gebäude, vergessene Hafenkräne<br />

o<strong>der</strong>… Spieler aus Deutschland an<br />

Stellen, die nur den Alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

bekannt s<strong>in</strong>d. Außer den klassischen<br />

Caches, wie die versteckten Conta<strong>in</strong>er<br />

im Fachjargon genannt werden, bietet<br />

Göteborg e<strong>in</strong>ige sehr lohnende geologische<br />

Quize, die sich im Spiel wie<strong>der</strong>um<br />

Earthcaches nennen. Für diese<br />

muss man normalerweise weit <strong>in</strong> die<br />

Natur vorstoßen.<br />

Diese mo<strong>der</strong>ne Jagd ist wirtschaftlich<br />

nicht zu unterschätzen: Europas größte<br />

Spieler-Communitys ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

beheimatet und ewig hungrig nach<br />

Neuem und lohnenden Ausfl ugszielen.<br />

Der Autor selbst erwischte zwanzig <strong>der</strong><br />

von den Wik<strong>in</strong>gernachfahren versteckten<br />

Conta<strong>in</strong>ern.<br />

+++ Der Autor: Leo Walotek-Scheidegger<br />

Manöver-Spezialisten<br />

zwischen Kiel und<br />

Göteborg<br />

Schauplatz Göteborg am Samstagabend:<br />

STENA-LINES-Fährterm<strong>in</strong>al kurz<br />

vor 19:00 Uhr. LKWs und PKWs stehen<br />

sicher geparkt auf den Autodecks; die<br />

zu Fuß an Bord gekommenen Passagiere<br />

haben ihre komfortablen Kab<strong>in</strong>en,<br />

nun mit Flachbildschirm-TV ausgestattet,<br />

bezogen; jetzt triff t man sich wie<br />

verabredet auf dem riesigen Promenaden-/Sonnendeck<br />

zum „Hafenk<strong>in</strong>o“mit<br />

dem Titel „Ablegemanöver“.<br />

Konzentrierte Manöver-Spezialisten<br />

Ruhige Betriebsamkeit herrscht <strong>in</strong>dessen<br />

auf <strong>der</strong> Brücke <strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierten<br />

Fahrzeug- und Personenfähre (RoPax)<br />

MS STENA GERMANICA. Vom Vor- und<br />

Achterschiff kommen über Funk die<br />

Informationen für Kapitän Wiggo Lan<strong>der</strong>s,<br />

<strong>der</strong> heute se<strong>in</strong>en zehntägigen<br />

Dienst an Bord angetreten hat. „Vor-<br />

und Achterle<strong>in</strong>en los!“, spricht er entspannt<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Handfunkgerät. Auf <strong>der</strong><br />

Pier wetzen die Festmacher (<strong>in</strong> diesem<br />

Fall die „Losmacher“) zu den Pollern.<br />

Jeweils vier Vor- und Achterle<strong>in</strong>en sowie<br />

zwei Spr<strong>in</strong>gs klatschen <strong>in</strong>s Wasser<br />

und werden von <strong>der</strong> Decksbesatzung<br />

schnell e<strong>in</strong>geholt. „Schiff ist frei!“,<br />

kommt die Meldung. Augenblicklich<br />

beg<strong>in</strong>nt Lan<strong>der</strong>s mit se<strong>in</strong>em beachtenswerten<br />

Drehmanöver. Am Heck liegt<br />

die 240 Meter lange Fähre an e<strong>in</strong>em<br />

Rundmolenkopf. Dieser Molenkopf<br />

spielt e<strong>in</strong>e ganz entscheidende Rolle<br />

bei den nun folgenden Aktionen: Mit<br />

Hartbackbord-Ru<strong>der</strong>lage und niedriger<br />

Propeller-Drehzahl voraus wird nun die<br />

GERMANICA mit Unterstützung durch<br />

ihre drei vor<strong>der</strong>en sehr leistungsfähigen<br />

Querstrahler um den Molenkopf<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012


Kapitän Wiggo Lan<strong>der</strong>s steuert se<strong>in</strong>en Riesen<br />

entspannt <strong>in</strong> die enge „Parklücke“ <strong>in</strong> Kiel.<br />

| Bild: P.Pospiech<br />

herumgedrückt. Dabei bleiben Kapitän<br />

Lan<strong>der</strong>s achteraus h<strong>in</strong>ter dem Molenkopf<br />

gerade mal knapp 40 Meter Platz<br />

bis zum Ufer. Die Nautiker beobachten<br />

konzentriert die Bildschirme, Kameras<br />

am Vor- und Achterschiff und <strong>in</strong>formieren<br />

den Kapitän. Fe<strong>in</strong>fühlig regelt er<br />

die Motoren-Drehzahl und drückt so<br />

das Schiff um den Molenkopf <strong>in</strong> die gewünschte<br />

Richtung zur Fahrr<strong>in</strong>ne. Nach<br />

rund zehn M<strong>in</strong>uten ist es geschaff t. Die<br />

Passagiere an Deck klatschen Beifall.<br />

Durch die frische Luft und das spannungsgeladene<br />

Zuschauen hungrig<br />

geworden, begibt man sich - vorbei an<br />

dem erst kürzlich mo<strong>der</strong>nisierten Kab<strong>in</strong>enbereich<br />

auf Deck 11 mit Deluxe- und<br />

höherwertigen 4-Bett-Kab<strong>in</strong>en - zwei<br />

Decks tiefer an das reichhaltige Buff et<br />

auf Deck 7. Hier befi ndet sich neben<br />

dem Taste-Buff et-Restaurant auch,<br />

für Freunde stilvoller Tischkultur, das<br />

Metropolitan a la Carte Restaurant,<br />

<strong>in</strong>dem man den Köchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> off enen<br />

Vere<strong>in</strong>s-Vorstandssitzung mal an<strong>der</strong>s<br />

Showküche bei <strong>der</strong> Zubereitung <strong>der</strong><br />

Speisen zusehen kann. Zwischen den<br />

beiden Restaurant liegt <strong>der</strong> Bord-Shop<br />

<strong>der</strong> zum Geldausgeben verleitet – doch<br />

Achtung: nicht alle Angebote s<strong>in</strong>d verme<strong>in</strong>tlich<br />

günstiger zu bekommen als<br />

an Land! Während <strong>der</strong> letzten Werftzeit<br />

<strong>in</strong> 2010 wurden die Restaurants, <strong>der</strong><br />

Barbereich und <strong>der</strong> Shop von Grund auf<br />

renoviert und teilweise neu gestaltet.<br />

Sonntagmorgen-Show <strong>in</strong> <strong>der</strong> City<br />

Wir s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Brücke bei Kapitän<br />

Lan<strong>der</strong>s und se<strong>in</strong>em Ersten Offi zier<br />

Niklas Kapare. Querab wird gerade die<br />

Lotsenstation Kieler Förde passiert. Die<br />

Fähren s<strong>in</strong>d Selbstfahrer und benötigen<br />

deshalb ke<strong>in</strong>e Lotsen. Sechs Fahrten reichen,<br />

um den Kapitän von <strong>der</strong> Lotspfl icht<br />

zu befreien. Mit verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Drehzahl<br />

schiebt sich die STENA GERMANICA bis<br />

<strong>in</strong> die Kieler Innenstadt an ihren Liegeplatz<br />

vor <strong>der</strong> Hörnbrücke. Hier bugsiert<br />

Lan<strong>der</strong>s den Schiff skoloss Meter für<br />

+++ INFORMATIONEN +++<br />

Das Schiff MS STENA GERMANICA; Bauwerft: Astilleros Espanoles, Spanien;<br />

Baujahr;2001; Umbau: 2007/2010 ; BRZ: 46.936 ;Länge: 240 m; Breite: 29 ; Tiefgang:<br />

6,20 ; Antrieb: 4 x Sulzer 8ZAL40S Reihenmotoren ; Leistung: 4 x 6.000 kW;<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit (max.):22 kn; Bugstrahlru<strong>der</strong>: 3 x 1.100 kW; Lademeter: 4.200<br />

m; PKW/LKW-Kapazität: 1.000 bzw 4.200 Längenmeter; Passagiere: 1.300 bei Doppelbelegung;<br />

Crew: 28 Crew plus Hotel ; 1 Restaurant plus 1 Buff et-Restaurant,<br />

Ree<strong>der</strong>ei: STENA LINES, Göteborg; Heimathafen: Göteborg; Flagge: Schweden<br />

Route: Kiel-Göteborg-Kiel (im Wechsel mit Schwesterschiff STENA SCANDINA-<br />

VICA) mit täglicher Abfahrt <strong>in</strong> beiden Richtungen.<br />

Buchung: www.stenal<strong>in</strong>e.de<br />

Meter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rund 300 Meter lange Pierlücke:<br />

nur mit Hilfe von Bugstrahlern,<br />

langsamer Propeller-Drehzahl und den<br />

beiden hochwirksamen Beckerru<strong>der</strong>n.<br />

Bald werden die ersten Vorle<strong>in</strong>en von<br />

den auf <strong>der</strong> Pier bereitstehenden Festmachern<br />

übernommen und auf den<br />

Pollern belegt. Die Brücken-Bildschirme<br />

immer im Blick, schiebt <strong>der</strong> Kapitän se<strong>in</strong>en<br />

Riesen sanft und zentimetergenau<br />

an die La<strong>der</strong>ampe. Pünktlicher als die<br />

Deutsche Bahn es schaff t, liegt die Fähre<br />

um 09:00 Uhr wie angekündigt an ihrem<br />

Liegeplatz. Kurz darauf öff net sich die<br />

Heckrampe und die ersten Fahrzeuge<br />

verlassen die STENA GERMANICA.<br />

Tolle Leistung! Typisch Fachmann, <strong>der</strong><br />

se<strong>in</strong> Metier beherrscht, w<strong>in</strong>kt Lan<strong>der</strong>s<br />

bescheiden ab: „Mit den technischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen, wie wir sie hier zur Verfügung<br />

haben, wie z.B. Beckerru<strong>der</strong>n,<br />

Verstellpropellern und kräftigen Bugstrahlern,<br />

kann man dieses Schiff exakt<br />

manövrieren“.<br />

+++ Der Autor: Peter Pospiech<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012<br />

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Die 50jährige Cap San Diego an ihrem<br />

Liegeplatz an Hamburg‘s Landungsbrücken<br />

| Bil<strong>der</strong>: P. Pospiech<br />

Alle Cap San-Schiff e wurden bei<br />

<strong>der</strong> Deutschen Werft <strong>in</strong> Hamburg<br />

sowie den Howaldtswerken<br />

<strong>in</strong> Kiel und Hamburg gebaut. Die<br />

Länge <strong>der</strong> Schiff e betrug jeweils 159,40<br />

Meter, die Breite 21,40 Meter, ihre<br />

MS Cap San Diego feierte Ende März 2012 fünfzigjährigen Geburtstag<br />

E<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

„Weißer Schwan des<br />

Südatlantiks“<br />

Als „Die weißen Schwäne des Südatlantik“<br />

wurde e<strong>in</strong>e Serie von sechs baugleichen<br />

Stückgutfrachtern bezeichnet,<br />

die Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre von <strong>der</strong><br />

Ree<strong>der</strong>ei Hamburg Südamerikanische<br />

Dampfschiff fahrt-Gesellschaft <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen wurde. Die Schiff e verkehrten<br />

im L<strong>in</strong>iendienst zwischen Hamburg<br />

und Brasilien bzw. Argent<strong>in</strong>ien und<br />

erhielten ihren Be<strong>in</strong>amen wegen ihrer<br />

eleganten Form und <strong>der</strong> Tatsache, dass<br />

sie monatlich regelmäßig pünktlich auf<br />

<strong>der</strong> Route Europa – Südamerika und somit<br />

im Südatlantik verkehrten. Die Serie<br />

wurde auch „Cap-San-Klasse“ genannt,<br />

da <strong>der</strong> Name jedes Schiff es mit Cap-San<br />

begann: Cap San Nicolas, Cap San Antonio,<br />

Cap San Marco, Cap San August<strong>in</strong>,<br />

Cap San Lorenzo und die Cap San Diego.<br />

Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit 20 Knoten. Ihr<br />

elegantes Ersche<strong>in</strong>ungsbild verdankten<br />

die Schiff e dem berühmten Hamburger<br />

Architekten Cäsar P<strong>in</strong>nau. Die<br />

Silhouette ähnelte mehr e<strong>in</strong>er Yacht<br />

als e<strong>in</strong>em damals typischen Frachtschiff<br />

. Bemerkenswert waren vor allem<br />

<strong>der</strong> ausladende Vor<strong>der</strong>steven, <strong>der</strong><br />

durchgehend elegant geschwungene,<br />

positive Deckssprung und das Fehlen<br />

e<strong>in</strong>es Schornste<strong>in</strong>s: am h<strong>in</strong>teren Ende<br />

des Deckshauses befanden sich zwei<br />

schmale Pfahlmasten, <strong>in</strong> die die Abgasleitungen<br />

<strong>in</strong>tegriert waren. Viele Passagiere<br />

nutzten diese Möglichkeit, um an<br />

Bord von und nach Südamerika zu reisen.<br />

Die Schiff e verfügten über e<strong>in</strong> Passagierdeck<br />

mit 8 luxuriösen Passagierkab<strong>in</strong>en<br />

(4 E<strong>in</strong>zel-, 4 Doppelkab<strong>in</strong>en),<br />

so dass 12 Gäste die Atlantikfahrt mitmachen<br />

konnten. Die Baugleichheit <strong>der</strong><br />

Schiff e bestand bis <strong>in</strong>s Detail: Sogar die<br />

Innene<strong>in</strong>richtungen, ebenfalls von P<strong>in</strong>nau<br />

entworfen, von Esszimmer, Salon<br />

und Bar waren nicht nur gleich angeordnet,<br />

son<strong>der</strong>n bis h<strong>in</strong> zum Stoffb ezug<br />

<strong>der</strong> Polster bei allen Schiff en identisch.<br />

Am 15. 12.1961 lief die Cap San Diego <strong>in</strong><br />

F<strong>in</strong>kenwer<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Deutschen Werft<br />

AG vom Stapel. Am 29. März 1962 trat<br />

die Cap San Diego ihre Jungfernfahrt<br />

an und wurde <strong>in</strong> den folgenden Jahren<br />

im L<strong>in</strong>ienverkehr zwischen Hamburg<br />

und <strong>der</strong> Ostküste Late<strong>in</strong>amerikas e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Sie transportierte hauptsächlich<br />

Stückgutware, wie z.B. Kaff ee,<br />

Bananen, Tierhäute und Textilien nach<br />

Hamburg und verschiff te Masch<strong>in</strong>en,<br />

Chemikalien und Autos <strong>in</strong> Richtung<br />

Amerika. Da zu dieser Zeit noch ke<strong>in</strong>e<br />

Conta<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gesetzt wurden, betrug<br />

die Liegezeit teilweise bis zu 14 Tage.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 80er-Jahre begann <strong>der</strong><br />

Siegeszug <strong>der</strong> Conta<strong>in</strong>erschiff e.<br />

Am 2. Oktober 1986 kehrte <strong>der</strong> Frachter<br />

als größtes fahrtüchtiges Museumsschiff<br />

<strong>der</strong> Welt <strong>in</strong> den Hamburger Hafen<br />

zurück. Der Senat <strong>der</strong> Hansestadt hatte<br />

ihn im letzten Moment vor <strong>der</strong> Verschrottung<br />

<strong>in</strong> Hongkong erworben, um<br />

ihn als bleibendes Zeugnis deutschen<br />

Schiffb aus und als maritimes Denkmal<br />

zu erhalten.<br />

Im Mai 1988 g<strong>in</strong>g die Cap San Diego<br />

<strong>in</strong> die Stiftung Hamburger Admiralität<br />

über. Betrieben wird sie seitdem von<br />

<strong>der</strong> „Cap San Diego“-Betriebsgesellschaft<br />

mbH. Seitdem steht die Grand<br />

Dame als Museumsschiff und Veranstaltungsort<br />

zur Verfügung. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist das Schiff auch e<strong>in</strong> Hotelbetrieb.<br />

Je<strong>der</strong> Schiff sliebhaber <strong>der</strong> Hamburg<br />

besucht, sollte sich dieses e<strong>in</strong>malige<br />

und erschw<strong>in</strong>gliche Vergnügen leisten<br />

und <strong>in</strong> den orig<strong>in</strong>al erhaltenen jeweils<br />

vier E<strong>in</strong>zel- und Doppelkab<strong>in</strong>en sowie<br />

<strong>der</strong> Kapitänssuite übernachten.<br />

+++ Der Autor: Peter Pospiech<br />

<strong>VEUS</strong>-LOG +++ Offi zielles Organ <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung Europäischer Schifffahrtsjournalisten +++ Ausgabe 1|2012

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