Zwischenbericht zum Forschungs - Ernst-Moritz-Arndt-Universität ...
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<strong>Zwischenbericht</strong><br />
<strong>zum</strong><br />
<strong>Forschungs</strong>- und Entwicklungsprojekt<br />
Energiebiomasse aus Niedermooren<br />
ENIM<br />
Schematische Darstellung des Versuchs-Biomasseheizkraftwerks in Friedland<br />
1
<strong>Zwischenbericht</strong><br />
<strong>zum</strong><br />
<strong>Forschungs</strong>- und Entwicklungsprojekt Energiebiomasse aus Niedermooren (ENIM)<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Anlass des Projektes und Arbeitsschritte........................................................................................ 1<br />
1.1 Anlass und Zielsetzung des Projektes.................................................................................... 1<br />
1.2 Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden .......................................... 1<br />
2 Berichte der Projektpartner............................................................................................................. 2<br />
2.1 Biomasse- und Standortcharakterisierung, Pflanzgut, Naturschutz (IfBL)........................... 2<br />
2.1.1 Ziele des Teilprojektes....................................................................................................... 2<br />
2.1.2 Arbeitsschritte und angewandte Methoden........................................................................ 2<br />
2.1.3 Wissenschaftliche Betreuung der Pflanzgutvermehrung und des Anbaus ........................ 3<br />
2.1.3 Umwelt- und Naturschutzaspekte...................................................................................... 5<br />
2.1.4 Ergebnisse und Diskussion................................................................................................ 5<br />
2.1.5 Fazit ................................................................................................................................... 7<br />
2.2 Landwirtschaftliche Aspekte der nassen Niedermoorbewirtschaftung.................................. 9<br />
2.2.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes ......................................................................... 9<br />
2.2.2 Arbeitsschritte und angewandte Methoden........................................................................ 9<br />
2.2.3 Befragungen..................................................................................................................... 10<br />
2.2.4 Workshop......................................................................................................................... 10<br />
2.2.5 Zur nassen Bewirtschaftung von Niedermooren ............................................................. 11<br />
2.2.6 Fazit ................................................................................................................................. 14<br />
2.3 Bedeutung von Landwirtschaft und Naturschutz................................................................. 15<br />
2.3.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes ....................................................................... 15<br />
2.3.2 Ergebnisse und Diskussion.............................................................................................. 15<br />
2.3.4 Projektkoordination ......................................................................................................... 19<br />
2.3.5 Fazit ................................................................................................................................. 19<br />
2.5 Charakterisierung und Analyse der Brennstoffe „Schilfrohr“ und „Rohrglanzgras“........... 22<br />
2.5.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes ....................................................................... 22<br />
2.5.4 Brennstoffe ...................................................................................................................... 28<br />
2.5.5 Verbrennung .................................................................................................................... 28<br />
2.5.6 Fazit ................................................................................................................................. 31<br />
2.6. Gesellschaft für Motoren und Kraftanlagen (GMK), Bargeshagen ..................................... 32<br />
2.6.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes ....................................................................... 32<br />
2.6.2 Ergebnisse........................................................................................................................ 32<br />
2.6.3 Fazit ................................................................................................................................. 38<br />
3 Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation.......................................................................................... 39<br />
3.1 Öffentlichkeitsarbeit ............................................................................................................ 39<br />
3.2 Veröffentlichungen .............................................................................................................. 39<br />
4 Verwendete Literatur.................................................................................................................... 40<br />
5 Fazit Gesamtprojekt...................................................................................................................... 41<br />
2
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
1 Anlass des Projektes und Arbeitsschritte<br />
1.1 Anlass und Zielsetzung des Projektes<br />
Durch die steigende Nachfrage wird das Angebot von Biomasse zur energetischen Verwertung knapper.<br />
Dies äußert sich in steigenden Preisen für Biomasse und in einer zu erwartenden Flächenkonkurrenz<br />
des Biomasseanbaus mit der Nahrungsmittelproduktion. Mit dem Projekt werden die Möglichkeiten<br />
der energetischen Verwertung von Niedermoorbiomasse (NMB; Gemeines Schilf, Rohrglanzgras)<br />
im Labor, im Versuchsbrennofen der FH Stralsund sowie in einem Biomasseheizkraftwerk<br />
untersucht.<br />
Die Produktion von NMB steht nicht in Flächenkonkurrenz zu anderen Produkten der Landwirtschaft<br />
(Grünlandüberschuss). Die Bewirtschaftung der Niedermoor-Flächen nach Wiedervernässung ist im<br />
Gegensatz zu allen anderen „Anbaubiomassen“ zusätzlich zur Einsparung fossiler Energieträger im<br />
Kraftwerk umweltentlastend, da der Torfabbau der üblichen Grünlandbewirtschaftung beendet und bei<br />
semiaquatischen Ökosystemen ggf. Kohlenstoff in der Form von Torf unterirdisch gespeichert wird.<br />
Neben der Diagnose der technischen Eignung ist vor einer möglichen großflächigen Umsetzung des<br />
Produktionsverfahrens „Niedermoorbiomasse“ die Ermittlung der Akzeptanz seitens Landwirtschaft<br />
und Naturschutz ein wichtiger Baustein des Projektes. Um festzustellen, ob in wiedervernässten Niedermooren<br />
produzierte Biomasse für eine energetische Verwertung geeignet und eine großflächige<br />
Produktion sinnvoll durchführbar ist, wurde im Februar 2007 mit dem von der DBU geförderten Projekt<br />
ENIM begonnen. Betrachtet wird die gesamte Logistik Kette vom Anbau (Abb. 1.1) bis zur<br />
Verwertung im Kraftwerk. Daneben werden die politischen und naturschutzfachlichen<br />
Rahmenbedingungen betrachtet.<br />
1.2 Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden<br />
Mit dem Projekt werden alle Stufen der energetischen Verwertung von NBM betrachtet und in einem<br />
Praxisversuch ihre Umsetzung überprüft und verbessert. Neben dem Anbau auf einer Versuchsfläche<br />
mit der Betrachtung v.a. landtechnischer und agrarökonomischer Fragestellungen werden logistische<br />
Fragen von der Ernte bis <strong>zum</strong> Kraftwerk bearbeitet. Die wichtigste Säule der Untersuchungen sind<br />
neben Untersuchungen zur Akzeptanz die Versuche zur Brennstoffqualität von Material verschiedener<br />
Herkünfte mit unterschiedlich zusammengesetzten Dominanzbeständen und der versuchsweise<br />
Dauereinsatz der NMB in verschiedenen Mischungsverhältnissen mit anderen Brennstoffen im<br />
Kraftwerk.<br />
Abbildung 1.1: Ausladen von den im Botanischen Garten der <strong>Universität</strong> Greifswald angezogenen<br />
Schilfpflanzen an der Pflanzfläche bei Neukalen<br />
1
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2 Berichte der Projektpartner<br />
2.1 Biomasse- und Standortcharakterisierung, Pflanzgut, Naturschutz (IfBL)<br />
<strong>Ernst</strong>-<strong>Moritz</strong>-<strong>Arndt</strong>-<strong>Universität</strong> Greifswald<br />
2.1.1 Ziele des Teilprojektes<br />
Das IfBL bearbeitet im Projekt ENIM die folgenden Aspekte:<br />
a) Charakterisierung der Produktivität und der stofflichen Zusammensetzung halmgutartiger<br />
Biomasse (Rohrglanzgras, Schilf) zur Qualitäts- und Quantitätseinschätzung<br />
b) Charakterisierung der Standortbedingungen und Bestimmung des Standortpotenzials<br />
c) Wissenschaftliche Betreuung der Pflanzgutvermehrung und des Anbaus<br />
d) Umwelt- und Naturschutzaspekte des Verfahrens<br />
(a) Da sich die nutzbare oberirdische Biomasse hinsichtlich ihres Trockengewichts und ihrer<br />
stofflichen Zusammensetzung im Verlauf des Winters verändert, soll der optimale Erntezeitpunkt<br />
bestimmt werden.<br />
(b) Die Erträge und stofflichen Eigenschaften schwanken je nach den Feuchtigkeitsverhältnissen und<br />
dem Nährstoffangebot der Böden. Zu klären ist einerseits, unter welchen Standortbedingungen diese<br />
Parameter optimal kombiniert sind und <strong>zum</strong> Zweiten, in welchem Umfang Flächen mit<br />
entsprechenden Bedingungen in Norddeutschland zur Verfügung stehen.<br />
(c) Zu Anzucht und Pflanzverfahren von Schilf auf Moorböden liegen bisher nur Ergebnisse<br />
kleinmaßstäbiger Untersuchungen vor. Geklärt werden soll, welche Materialien und<br />
Verfahrensmodifikationen im Hinblick auf ein großflächig einsetzbares Verfahren effektiv und<br />
kostengünstig sind.<br />
(d) Anbau- und Erntverfahren beeinflussen die Stoffdynamik, die hydraulischen Eigenschaften der<br />
Böden sowie die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen. Es soll geklärt werden, welche Effekte<br />
auf wesentliche Schutzgüter des Natur- und Umweltschutzes zu erwarten sind.<br />
2.1.2 Arbeitsschritte und angewandte Methoden<br />
Produktivität stoffliche Zusammensetzung halmgutartiger Biomasse<br />
Jeweils monatlich von November bis März wurden an 2 Standorten (A: Feuchtestufe 4++ sowie B:<br />
4+/3+, vgl. Koska 2001) aus Dominanzbeständen von Rohrglanzgras (Deckung > 75%) Biomasseproben<br />
gewonnen und anschließend im Labor des IfBL durch die studentische Hilfskraft Romy Plonus<br />
analysiert. Dabei wurden die Parameter C, N, P, K, Cl, EC sowie die Frisch- und Trockenmasse<br />
erfasst. Als Vergleich wurde ein Dominanzbestand der Schlanksegge mit beprobt (Tab. 2.1.1).<br />
Tabelle 2.1.1: Biomasseproben für Kohlenstoff- und Nährstoffanalyse<br />
Biomasse Probenahme und -zahl<br />
Dez 06<br />
Jan 07<br />
Rohrglanzgras Neukalen A (4+/5+) 8 8 8 8 8 8 8 8<br />
Schlanksegge Neukalen A (4+/5+) 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Feb 07<br />
Rohrglanzgras Neukalen B (4+) 8 8 8 8<br />
Rohrglanzgras Randow-Rustow (4+) 8 8 8 8<br />
Schilf Salem (5+) 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Schilf Ferne Wiesen (5+) 16 16<br />
Schilf Bugewitz (5+) 8 8<br />
Schilf Jargelin (5+) 8 8<br />
2<br />
Mrz 07<br />
Jun 07<br />
Nov 07<br />
Dez 08<br />
Jan 08<br />
Feb 08<br />
Jun 08
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Standortpotenzial halmgutartiger Biomasse<br />
Zur oberirdischen Trockenmasse und ihrer Abhängigkeit vom Standort liegen für Schilf, Rohrglanzgras<br />
und andere Dominanzarten von Niedermooren aus den letzten Jahren bereits zahlreiche<br />
Untersuchungen vor (u.a. Timmermann 2003). Im Sommer 2008 wird die Abhängigkeit der<br />
Produktivität (standing crop) von Niedermoor-Biomasse vom Standorttyp untersucht werden. An ca.<br />
20 Standorten werden dazu folgende Parameter für Rohrglanzgras und ausgewählte Schilfbestände<br />
erfasst: Trockenmasse, Artenzusammensetzung (Vegetationsaufnahme zur Bioindikation der der<br />
Trophie), Bodentyp. Zusätzlich wird eine Fotodokumentation durchgeführt. Es wird angestrebt, die<br />
Arbeiten im Rahmen einer Projektarbeit des Diplom-Hauptstudiums Landschaftsökologie und<br />
Naturschutz durchzuführen.<br />
Tabelle 2.1.2: Übersicht der Standorttypen für die Untersuchungen zur Abhängigkeit der Biomasse<br />
von Standort (Wasserstufen, vgl. Koska 2001):<br />
Wasserstufe 4+/3+ 4++ 5+/4+ 5++<br />
Trophie<br />
Kaum Überstau,<br />
Absenkung bis<br />
70cm unter Flur<br />
Kaum Überstau,<br />
Absenkung bis<br />
35cm unter Flur<br />
3<br />
Stets Überstau,<br />
Absenkung bis<br />
35cm unter Flur<br />
Stets Überstau,<br />
Absenkung bis<br />
15cm unter Flur<br />
Eutroph X x x x<br />
Polytroph X x x x<br />
Zur Einschätzung der verfügbaren Flächengrößen mit günstigen Bedingungen für die<br />
Biomassenutzung in Norddeutschland sind Literaturrecherchen und Expertenbefragungen<br />
(Umweltverwaltung, Wissenschaft) vorgesehen.<br />
2.1.3 Wissenschaftliche Betreuung der Pflanzgutvermehrung und des Anbaus<br />
Auswahl und Ernte von Schilf-Saatgut<br />
Angesichts des sehr trockenen Sommers 2007 entwickelte das Schilf ungewöhnlich kleine Früchte,<br />
deren Fertilität stark in Frage stand. Deshalb wurden im Winter 2007 aus einer Vielzahl<br />
unterschiedlicher Schilfbestände rund 1800 Rispen geerntet:<br />
1 Ryck A (Bahnbrücke), ca. 200 Rispen<br />
2 Ryck B (se’ Wackerow), ca. 200 Rispen<br />
3 Strandbad Eldena, ca. 250 Rispen<br />
4 Peene A (Ferne Wiesen), ca. 120 Rispen<br />
5 Kummerower See A (Flurstück 88), ca. 60 Rispen<br />
6 Kummerower See B (Hafen Salem, 2 Tüten), ca. 300 + 100 = 400 Rispen<br />
7 Kläranlage Kreuzmannshagen, ca. 120 Rispen<br />
8 Versuchsfläche Biesenbrow A, „Klon 9“, ca. 250 Rispen<br />
9 Versuchsfläche Biesenbrow, Schilf B, ca. 150 Rispen<br />
10 Peene B (Ziethen), ca. 50 Rispen<br />
Anzucht des Schilfs<br />
Die Anzucht von Setzlingen erfolgte ab Anfang März durch Ausbringung in beheizten Keimschalen<br />
im beheizten Gewächshaus des Arboretums der <strong>Universität</strong> Greifswald unter Leitung von Gärtnermeister<br />
Thoralf Weiß. Es zeigte sich bald, dass die Sorge, eine geringe Fertilität läge vor, unbegründet<br />
war. Insgesamt wurden 16500 Schilfpflanzen mit jeweils ca. 10 Halmen und einer maximalen Halmlänge<br />
(August) von ca. 60 -110 cm angezogen. Dabei wurden drei verschiedene Topf-Typen getestet:<br />
herkömmliche runde Kunststofftöpfe (Durchmesser 6-7 cm), Torftöpfe (Jiffy, Durchmesser 8 cm) sowie<br />
Multitopfpaletten (jeweils 24 quadratische Einzeltöpfe mit Kantenlänge von 8 cm) (Abb. 2.1.1 –<br />
2.1.4).
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Abb. 2.1.1: Schilf-Keimlinge in Keimschalen - 20. März 2007, nach ca. 3 Wochen<br />
Abb. 2.1.2: Multitopfpaletten - 1. Mai 2007, nach ca. 2 Monaten<br />
Abb. 2.1.3: Töpfe - 1. Juni 2007, nach ca. 3 Monaten, Links: Torf-Töpfe, Mitte: Multitopf-Platten,<br />
Rechts: Kunststoff-Töpfe und die größeren Torftöpfe<br />
Abb. 2.1.4: Töpfe - 14. Juni 2007, nach ca. 3 ½ Monaten, Links: Multitopf-Platten im Folienzelt,<br />
Mitte: Verschiedene Topftypen im Freiland, Rechts: Multitopf-Platten und Torf-Töpfe<br />
Auswahl von Anbaufläche und Pflanzdesign<br />
Die Schilfpflanzung war anfangs auf einer Niedermoorfläche des Landwirts Hans Voigt am<br />
Kummerower See bei Neukalen vorgesehen. In einem „normalen“ Jahr wäre dort der Grundwasserspiegel<br />
im Sommer auf mindestens 15 cm unter Flur abgesunken (entspricht Feuchtestufe 5+/4+, vgl.<br />
Koska 2001; Tab. 2.1.2), weswegen sie zunächst als besonders geeignet für eine Schilfpflanzung<br />
erschien, <strong>zum</strong>al hier das Schilf auch nach der Pflanzung optimal entwicklungsfähig gewesen wäre.<br />
Wegen des durchgehend extrem nassen Sommers war aber ab Juni die Fläche nicht mehr befahrbar<br />
und damit nicht für eine maschinelle Pflanzung geeignet.<br />
4
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Ein Ausweichen auf eine etwas trockenere Fläche (4+), die kurzfristig durch einen anderen Landwirt<br />
<strong>zum</strong> Tausch angeboten wurde, war aufgrund der zu nassen Bedingungen ebenfalls nicht möglich.<br />
Allenfalls wäre hier ein modifiziertes Verfahren anwendbar gewesen, das auf die Zerstörung der<br />
Ausgangsvegetation durch Pflügen verzichtet, um auf nassem Boden eine bessere Tragfähigkeit zu<br />
erhalten. Dies hätte aber ein hohes Risiko bedeutet, dass die Pflanzung technisch nicht optimal gelingt<br />
und außerdem hätten sich die Schilfpflanzen wegen der besser angepassten und nicht zerstörten<br />
Konkurrenzvegetation unter den relativ trockenen Bedingungen vermutlich nur schlecht entwickelt.<br />
Schließlich fiel nach längerer Abwägung und mehreren Ortsterminen die Entscheidung für eine hinreichend<br />
trockene, befahrbare Moorfläche (Feuchtestufe 3+). Hier konnte das Verfahren optimal<br />
getestet werden, allerdings um den Preis, das das Schilf wegen zu geringer Wasserversorgung nicht<br />
entwicklungsfähig sein würde. Somit konnte nur das Verfahren, nicht jedoch die Entwicklung der<br />
Bestände untersucht werden. Es ist vorgesehen, bei günstigen Witterungsbedingungen im nächsten<br />
Jahr noch eine kleinere Fläche mit noch im Greifswalder Arboretum verbliebenen Schilf zu<br />
bepflanzen.<br />
Pflanzverfahren und Erfassung der Arbeitsschritte<br />
Die Pflanzfläche, östlich von Neukalen gelegen, ist eine entwässerte, eutrophe Moorgrünlandfläche<br />
der Feuchtestufe 3+. Die Mächtigkeit der vererdeten, aber nicht vermullten Torfe liegt im Mittel bei<br />
etwa 1m. Insgesamt wurde ein 250 m x 20 m breiter Streifen mit insgesamt 9 Furchen bepflanzt.<br />
Durchgehend waren 4 Personen im Einsatz. Die Grünlandnarbe wurde mit einem einscharigen Schälpflug<br />
so bearbeitet, dass dieser bei der Hin- und Rückfahrt die abgeschälte Narbe zur Mitte hin ablegt<br />
und ein kleiner Damm entsteht (Abb. im Ergebnisteil). In dem abgeschälten, tiefer liegenden Bereich<br />
wurden die Schilfpflanzen mit einer modifizierten Forstpflanzmaschine in einem Reihenabstand von 1<br />
m gepflanzt. Der Abstand in der Reihe betrug 1 bzw. 2 m.<br />
2.1.3 Umwelt- und Naturschutzaspekte<br />
Die folgenden Arbeitspakete sind Teil der zweiten Projektphase (2008):<br />
• Ökologische Beurteilung der Schilf- und Biomassemahd (Umwelt- und Naturschutz)<br />
• Koordination der zoologischen Untersuchungen<br />
• Formulierung von Anforderungen an die Biomasseernte aufgrund naturschutzfachlicher Belange<br />
2.1.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Produktivität halmgutartiger Biomasse (Rohrglanzgras)<br />
Die oberirdische Trockenmasse (TM) nahm vom Beginn (Dezember) bis <strong>zum</strong> Ende des Winters (März)<br />
deutlich ab. Im Mittel betrug der Ertrag auf den Brachen im Dezember rund (A) 400 g/m² (entspricht 4<br />
t/ha) und auf den gemähten Flächen (B) 300g/m² (entspricht 3t/ha). Pro Monat sanken die TM-Erträge auf<br />
beiden Flächen etwa um 40-50g und erreichten im März noch 300g/m² (A) und etwa 180g/m² (B).<br />
Sämtliche bisher vorläufig ausgewerteten Stoffgehalte (C, N, P, K sowie die elektrische Leitfähigkeit (EC)<br />
von Rohrglanzgras) zeigen keine klare Tendenz (ausgewählte Parameter s. Abb. 2.1.5 – 2.1.8).<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Abb. 2.1.5: C-Gehalt der Trockenmasse (in % der TM)<br />
5
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
0,45<br />
0,40<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
Abb. 2.1.6: N-Gehalt der Trockenmasse (in % der TM)<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Abb. 2.1.7: P-Gehalt der Trockenmasse (in % der TM)<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
A - Dez 06<br />
B - Dez 06<br />
A - Jan 07<br />
Abb. 2.1.8: Oberirdische Trockenmasse (g/m²) von Rohrglanzgras im Verlauf des Winters (A =<br />
Neukalen A, Brache; B = Neukalen B, im Vorjahr gemäht)<br />
Pflanzenanzucht und Pflanzverfahren<br />
B - Jan 07<br />
A - Feb 07<br />
B - Feb 07<br />
A - Mrz 07<br />
B - Mrz 07<br />
Median<br />
Die Anzucht und Pflanzung des Schilfs wurde genau dokumentiert und befindet sich derzeit in der<br />
Auswertung. Einen Eindruck zur Pflanzung vermittelt Abb. 2.1.9.<br />
Eine erste Übersicht <strong>zum</strong> Arbeitsaufwand der Pflanzenanzucht zeigt Tabelle 2.1.3.<br />
6
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Tab. 2.1.3: Arbeitsschritte bei der Pflanzenanzucht und die benötigte Arbeitszeit.<br />
Arbeitsschritt Datum Stückzahl Dauer (h) Bemerkungen<br />
1. Sammeln der Rispen 1800 32 10 Standorte, mit Anfahrtszeit<br />
2. Aussaat 06.03. 15 44 Kisten, 10 Sorten, heizmatte: 26 Grad Celsius<br />
3. Nachsaat 19.03. 6 20 Kisten, nicht mehr benötigt.<br />
4. Pikieren 20.-23.03. ca. 16000 102 6 von 10 Sorten (Nr. 2,3,4,6,7,8)<br />
5. Topfen 7.-8.05. 120<br />
6. Ausräumen 19.06. 40<br />
7. Wässern 34<br />
8. Düngen 6<br />
9. Materialbeschaffung 23 Kisten, Rollcontainer<br />
10. Pflanzen verladen 37<br />
11. Pflanzen abfahren 23.07. 15700 20<br />
12. Pflanzen stutzen und rücken 4<br />
Abb. 2.1.9: Bilder von der Pflanzung in Neukalen. Die Pflanzung wurde mit einer einreihigen Forstpflanzmaschine<br />
vorgenommen. Nach Einsetzten der Pflanze mit Topfballen in die mittels Schneidsech<br />
geformte Furche wird die Pflanze zunächst durch zwei Walzen und anschließend peduell angedrückt.<br />
2.1.5 Fazit<br />
Biomassequantität und -qualität: Die TM-Erträge des Rohrglanzgrases liegen deutlich unter den aus<br />
der Literatur bekannten Werten der Sommerernte. Der lineare Abwärtstrend von Dezember bis März<br />
bei annähernd gleichbleibender stofflicher Qualität spricht für einen möglichst frühen Erntezeitpunkt.<br />
7
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Schilfanzucht: Die Ernte von Saatgut mit anschließender Aufzucht im Gewächshaus ist erneut sehr gut<br />
gelungen und kann als ein standardisiertes Verfahren mit geringem Risiko betrachtet werden. Der<br />
Einfluss der verwendeten Topf-Typen auf die Qualität der Pflanzen ist gering. In allen Töpfen<br />
entwickelten sich bis Ende Mai pflanzfähige Jungpflanzen. In Topftypen mit größerem Durchmesser<br />
(8cm) entwickelten sich etwas vitalere Individuen.<br />
Pflanzflächen: Die Verfügbarkeit geeigneter Flächen ist nicht immer sicherzustellen. Es wird<br />
empfohlen, mehrere Alternativflächen bei Vorplanungen einzubeziehen.<br />
Pflanzverfahren: Die maschinelle Pflanzung mit Forstpflanzmaschinen ist ein technisch praktikables<br />
Verfahren (Abb. 2.1.9). Hinsichtlich der Topftypen bestehen erheblich Unterschiede bei der Dauer von<br />
Arbeitsvorgängen. Nach vorläufiger Einschätzung schnitt die Multitopfpalette am besten ab, gefolgt<br />
von den Torftöpfen und den herkömmlichen Kunststofftöpfen.<br />
8
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.2 Landwirtschaftliche Aspekte der nassen Niedermoorbewirtschaftung<br />
LedA, Die Agentur für Landwirtschaft und Naturschutz, Greifswald<br />
2.2.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes<br />
Drei wesentliche Entwicklungen geben den Anlass zu dem Projekt ENIM und sind insbesondere für<br />
das von LedA bearbeitete Teilprojekt hervorzuheben:<br />
I. Biomasse als regenerierbarer Energieträger wird <strong>zum</strong> knappen Gut. Die Nachfrage nach Biomasse<br />
als Rohstoff für Blockheizkraftwerke, Biomasseverbrennungsanlagen und den privaten<br />
Verbrauch für Hausbrandanlagen hat stark zugenommen. Die wachsende Nachfrage äußert sich<br />
zunächst in deutlich steigenden Rohstoffpreisen und dem Bedarf der Erschließung neuer Rohstoff-Potenziale<br />
für den Bioenergiemarkt von morgen. Auf dem Brennstoffmarkt kann Biomasse<br />
aus wiedervernässten Niedermooren einen Beitrag dazu leisten, Versorgungslücken zu<br />
schließen.<br />
II. Weltweit gewinnen landwirtschaftlich erzeugte Energieträger zunehmend an Bedeutung. In der<br />
Folge haben sich sowohl die Weltmarktpreise für Getreide als auch die Regionalpreise für Energieträger<br />
wie z.B. Mais deutlich erhöht. Die Erzeugung der Energieträger führt auf den Ackerflächen<br />
zu einer erheblichen Konkurrenz in deren Folge die Lebens- und Futtermittelpreise<br />
deutlich steigen, was wiederum zu steigenden Preisen für tierische Produkte führt. In der Landwirtschaft<br />
gewinnt so Grünland, das für die Futtermittelproduktion geeignete Qualitäten liefert,<br />
wieder zunehmend an Bedeutung. Zu den Grünlandflächen, die keine ausreichenden Futterqualitäten<br />
liefern, gehören wiedervernässte Niedermoorflächen, solche mit hohen Wasserständen und<br />
solche auf denen aus z.B. Naturschutzgründen eine intensive Produktion nicht möglich ist.<br />
III. Ausgangssituation in der Region: Mecklenburg-Vorpommern verfügt wie Gesamt-<br />
Norddeutschland über einen hohen Anteil an Niedermooren. Diese sind landwirtschaftlich aus<br />
ökonomischen (zu geringe Energieerträge), bodenbedingten (Abnahme der technischen<br />
Nutzbarkeit) aber auch aufgrund naturschutzpolitischer Entscheidungen (Wiedervernässung)<br />
kaum mehr nutzbar. Die Landwirtschaft stellt regional mit bis zu 12 % einen besonders hohen<br />
Anteil der vorhandenen Arbeitsplätze. Die Aufgabe der Nutzung von Niedermooren hat daher<br />
gerade in dieser Region auch eine regionalwirtschaftliche Bedeutung, da hiermit auch der<br />
weitere Verlust von Arbeit einhergeht. Für die Zukunft kommt daher der Umsetzung gerade<br />
nachhaltiger Nutzungsalternativen eine besondere Bedeutung zu.<br />
2.2.2 Arbeitsschritte und angewandte Methoden<br />
Anfang 2007 wurde eine erste Studie verfasst, die das bisherige Wissen zur Schilfnutzung<br />
zusammengefasst darstellt. In dieser Studie wurde zunächst das vorhandene Wissen aus der Literatur<br />
gebündelt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich unter Abschnitt 2.2.5.<br />
Für die Akzeptanzuntersuchungen werden Befragungen bei Behörden, Verbänden und Landwirten<br />
durchgeführt. Die Befragung wird in den Monaten Februar und März 2008 in Form halboffener<br />
persönlicher Interviews stattfinden. Diese Form gewährleistet ein hohes Maß an Konkretheit bei<br />
gleichzeitig hoher Flexibilität und der Möglichkeit, viele wertvolle Zusatzinformationen aufzunehmen.<br />
Für abgestimmte Stellungnahmen der Agrar- und der Naturschutzverwaltung und der Verbände zur<br />
„nassen“ Bewirtschaftung von Niedermooren und für konkrete Hinweise für Anpassungen bei<br />
Richtlinien und Verordnungen und Ansatzpunkte bzw. Änderungsvorschläge für Richtlinien zur<br />
Agrarförderung wurde am 17.10.2007 ein Workshop durchgeführt.<br />
9
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.2.3 Befragungen<br />
Für die zweite Projektphase ist eine Befragung bei Landwirten vorgesehen. Die Befragung soll<br />
Beiträge zur Klärung folgender Fragestellungen leisten:<br />
o Wie ist die Machbarkeit der nassen Niedermoorbewirtschaftung aus Sicht landwirtschaftlicher<br />
Betriebe einzuschätzen?<br />
o Wie ist die Akzeptanz ggf. einen Produktionszweig „Schilfnutzung“ einzurichten?<br />
o Einschätzung der betriebswirtschaftlichen Perspektiven aus Sicht der Praktiker<br />
o Kooperationsmöglichkeiten zwischen Energie– und Landwirtschaft aus Sicht der<br />
Landwirtschaft.<br />
2.2.4 Workshop<br />
Der am 17.10.2007 durchgeführten Workshop „Nasse Bewirtschaftung von Niedermooren (Paludikultur)-Einschätzung<br />
von Experten aus Verbänden, Wissenschaft und der Agrar- und Naturschutzverwaltung“<br />
war sehr erfolgreich. Das große Interesse an dem Thema zeigte sich vor allem auch daran,<br />
dass alle angesprochenen Institutionen der Einladung gefolgt waren. Durch vier Hilfskräfte wurden<br />
sämtliche Aussagen der Teilnehmer schriftlich auf Kärtchen und textlich festgehalten. Dadurch<br />
bekamen die Aussagen der Teilnehmer zusätzliches Gewicht und Bedeutung, was wiederum zu einer<br />
sehr konstruktiven Gesprächsatmosphäre führte (Abb. 2.2.1).<br />
Die Methode, einen Workshop auf diese Weise durchzuführen, hat sich bewährt. Dadurch konnte vor<br />
allem auch die Akzeptanz von Behörden, Verbänden und Institutionen gegenüber dem Projekt und<br />
auch gegenüber der nassen Bewirtschaftung von nassen Niedermooren erhöht werden.<br />
Ergebnisse des Workshops<br />
Die Zeit der Polarisierung zwischen Naturschutz und alternativer Nutzung ist vorbei. Statt dessen<br />
stehen integrierende Nutzungskonzepte, die Schutz und Nutzung verbinden, die Biodiversität förden,<br />
wirtschaftlich sinnvoll sind und den dort lebenden Menschen eine Perspektive bieten im Interesse aller<br />
Beteiligten.<br />
o Der Umfang an Flächen, die für eine nasse Niedermoorbewirtschaftung zur Verfügung stehen,<br />
muss ermittelt werden.<br />
o Das Land M.-V. recherchiert mögliche Versuchsflächen für Schilfpflanzugen<br />
o Stark degradierte Niedermoore, z.B. in den Poldergebieten, sollten aus Sicht des<br />
Bodenschutzes dauerhaft wiedervernässt und überstaut werden. Sie kommen daher für<br />
Pflanzungen nicht in Frage.<br />
o Die wasserrechtlichen Belange bei neuen Nutzungsverfahren sollten beachtet werden.<br />
o Eine Wiedervernässung führt zu einer völligen landschaftlichen Umgestaltung. Die Flächen<br />
werden stark verändert. Daher sollte über eine Riskoabsicherung für die Flächenbesitzer<br />
nachgedacht werden.<br />
o Schilf sollte möglichst bald als Kulturpflanze und damit auch als Nachwachsender Rohstoff<br />
anerkannt werden.<br />
o Schilfflächen sollten in der Förderung als landwirtschaftliche Nutzflächen behandelt werden,<br />
und Landwirte sollte ihre Zahlungsansprüche hier aktivieren können.<br />
o Die Landwirte brauchen für eine Umsetzung des Verfahrens eine möglichst exakte<br />
ökonomische Bewertung des Verfahrens.<br />
o Der ökonomische Wert von Niedermoorflächen wird auch durch den touristischen Wert der<br />
Flächen bestimmt.<br />
o Auf den wiedervernässten Flächen breitet sich sehr rasch eine reichhaltige Vogelwelt aus, die<br />
Ornithologen anziehen wird. Sie haben dadurch ein großes touristisches Potenzial.<br />
o Der Erntezeitraum sollte zwischen Februar und März liegen, denn dann sind die Salzgehalte<br />
am niedrigsten. Der Mahdtermin sollte zunächst an Nutzungsansprüche angepasst werden und<br />
danach an den Artenschutz.<br />
10
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
o Die Rohrmahdrichtlinie ist auch aus naturschutzfachlicher Sicht noch nicht optimal. Der<br />
Druck auf natürliche Schilfflächen ist nach wie vor hoch (Dachdeckung) aber gepflanzte<br />
Flächen sollten als Kulturflächen betrachtet werden.<br />
o Es wäre notwendig, zwischen Schilf als Lebensraum und Schilfanbaufläche zu differenzieren<br />
und diese ganz klar voneinander zu trennen.<br />
o Bezüglich der Erhaltung und Steigerung der Biodiversität auf der einen und der Nutzung auf<br />
der anderen Seite sind mögliche Konflikte noch nicht geklärt.<br />
o Die Perspektiven für Niedermoorbiomasse als Energieträger sind gut.<br />
o Das größte Problem ist der hohe Aschegehalt der NMB.<br />
o Bei der Verbrennung gibt es keine Probleme bei einem Mischungsverhältnis von fünf Teilen<br />
Holz zu einem Teil Niedermoorbiomasse.<br />
o Bei der Bewirtschaftung nasser Niedermoorflächen gibt es noch erhebliche technische<br />
Probleme – evtl. ist eine Steuerung der Wasserstände notwendig.<br />
o Die nachhaltige Niedermoorbewirtschaftung sollte politisch und wirtschaftlich gefördert<br />
werden (vgl. Ökolandbau).<br />
Fazit <strong>zum</strong> Workshop<br />
Die nasse Bewirtschaftung (Paludikultur) von Niedermooren ist ein neues Feld für die Landwirtschaft<br />
mit guten Zukunftschancen. Bei der Wiedervernässung gibt es (nicht nur in Deutschland, noch großen<br />
Bedarf, da noch sehr viele Flächen stark entwässert sind. Die neuen Flächen könnten für viele Vogelarten<br />
noch attraktiver werden, daher sollten unterschiedliche Nutzungsformen ausprobiert werden.<br />
Abbildung 2.2.1: Workshopteilnehmer<br />
Derzeit sind noch viele landtechnische Fragen offen. Wenn sich für Niedermoorbiomasse ein Markt<br />
entwickeln soll, dann muss eine Wirtschaftlichkeit des Verfahrens gegeben sein, der Brennstoff muss<br />
kontinuierlich verfügbar sein und eine Abnahme muss gesichert sein.<br />
2.2.5 Zur nassen Bewirtschaftung von Niedermooren<br />
Zur Bewirtschaftung von nassen Niedermooren wurde eine ausführliche Studie erstellt, deren Inhalte<br />
an dieser Stelle zusammenfassend dargestellt werden.<br />
Geschichte und Vielseitigkeit der Nutzung<br />
Wie vielfältig Schilf bereits seit der Sesshaftigkeit des Menschen in Europa genutzt wird, beschreibt<br />
u. a. Rodewald-Rudescu (1974): An in vorgeschichtlicher Zeit bevorzugten, wassernahen Siedlungsplätzen<br />
war das Schilf häufig und wurde <strong>zum</strong> Hausbau (Dachdeckung, Bodenbelag, Hauswände,<br />
Stallungen, Zäune, Windschutzwände), für Fischabsperrungen / Fischfallen, aber auch bereits als<br />
Brennstoff verwendet (s. u.). Im grünen Zustand geschnitten, wurde Schilf als Viehfutter und<br />
getrocknet als Einstreu genutzt (Bittmann 1953).<br />
11
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Bis in die heutige Zeit hat das Volk der Ma’dan (Marsch-Araber) eine regelrechte Schilf-Kultur<br />
bewahrt. Sie bewohnen die Inseln und Ufer des Sumpfgebiets von Euphrat und Tigris im Süden des<br />
Irak. Die Ma’dan bauen ihre Häuser und Boote aus Schilf und betreiben eine Verjüngung der Bestände<br />
durch kontrolliertes Abbrennen (http://www.meisterdinger.de/irak/irak07n.htm).<br />
Für viele traditionelle sowie neue Schilfnutzungen wird/wurde Schilfrohr in neuerer Zeit mechanisiert<br />
gewonnen und industriell verarbeitet oder angewendet (Bittmann 1953; Rodewald-Rudescu 1974;<br />
Björk & Granéli 1978; Wichtmann, Gensior & Zeitz 1997; Wichtmann 1999; Gaudig 2003):<br />
o Bauindustrie (z. B. Dachrohr, Wand- und Deckenverkleidungen, Putzträger, Pressplatten,<br />
Schall- und Wärmedämmung)<br />
o Garten- und Landschaftsbau (Matten als Frost-/Wind-/Sonnenschutz; Böschungsbefestigung;<br />
Formkörper)<br />
o Zellulose- und Papierindustrie (Pappe, Wellkarton)<br />
o Ackerbodenproduktion in Poldern (Ijsselmeergebiet/Niederlande)<br />
o Wasserbau (Uferbefestigung, Renaturierung)<br />
o Abwasserbehandlung und Klärschlammvererdung<br />
o Sanierung degradierter Niedermoore.<br />
Demgegenüber wurde die traditionelle energetische Nutzung von Schilf jedoch bisher kaum zu einer<br />
industriellen Verbrennung weiterentwickelt. Rodewald-Rudescu (1974) beschrieb das in früherer Zeit<br />
verbreitete Heizen mit Schilf:<br />
„Aber auch als Heizmaterial spielt das Schilfrohr in diesen gewöhnlich waldarmen Gebieten eine<br />
große Rolle und ist dort oft das einzige Heizmaterial im langen Winter. (…) es (ist) ein guter Ersatz<br />
für Holz und wurde seit Jahrtausenden in den Haushalten <strong>zum</strong> Heizen und Kochen benützt. (…) Die<br />
jahrtausendelange Erfahrung der Bewohner schilfrohrreicher Gegenden hat zur Konstruktion von<br />
speziellen langgestreckten Öfen geführt, in die die Bündel mit der dicken Endseite eingeführt und<br />
dann langsam verbrannt und nachgestossen werden, während die erzeugte Wärme durch Kanäle aus<br />
Lehmziegeln unter die Betten und in die Zimmer geführt wird und so eine angenehme, lang andauernde<br />
Wärme erzeugt. Der Ofen wirkt hier wie eine kleine Thermozentrale; er wird gewöhnlich vom<br />
Korridor aus gespeist, so dass kein Schmutz in die Zimmer eindringt, während die Kanäle eine Art<br />
Zentralheizung des ganzen Hauses ermöglichen. So kann man mit einem Ofen 2-4 Zimmer angenehm<br />
beheizen, wofür 3-4 Bündel Schilfrohr an kalten Wintertagen genügen.“<br />
Seit Jahrzehnten wird in der Literatur auch eine industrielle Verarbeitung des Brennstoffs Schilf<br />
angeregt. Rodewald-Rudescu (1974) schlug eine Verwendung von Schilf als Heizmaterial vor (im<br />
verkokten Zustand oder die Pressung von Heizbriketts aus Schilfrohrresten der Plattenindustrie). Björk<br />
& Granéli wiesen schon 1978 auf die Problematik fossiler Brennstoffe mit sinkenden Vorräten und<br />
steigenden Preisen sowie das daraus resultierende Interesse an alternativen Energiequellen hin. Sie<br />
diskutierten die Kultivierung von Schilf zur Gewinnung von Heizmaterial und schlugen die<br />
Vermahlung zu Pulver in einer mobilen Mühle vor. In einer späteren Arbeit stellt Granéli (1983) die<br />
Möglichkeit der Komprimierung von Schilf als Ballen, Pellets oder Briketts und deren Verbrennung in<br />
Anlagen für Stroh oder andere Festbrennstoffe vor. Schuster (1985) veröffentlicht Untersuchungen zur<br />
Verwertung von Schilf am Neusiedler See (u. a. als Heizmaterial in Form von Pellets). Vom<br />
Neusiedler See sind auch aus neuerer Zeit mehrere Studien zur Schilfverbrennung bekannt (Hofbauer<br />
et al. 2001; Eder et al. 2004).<br />
Rohrwerbung in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Die häufigste, traditionelle Nutzung von hiesigem Schilf ist seine Verwendung als Dachrohr in den<br />
ländlichen Regionen Norddeutschlands. Im Gegensatz zu anderen Teilen Deutschlands wurden Schilf-<br />
bzw. Strohdächer hier nicht vollständig durch (feuerfeste) Steindächer ersetzt. Im Gegenteil sind die<br />
landschaftstypischen Rohr- bzw. Reet-Dächer hier noch weit verbreitet und erleben in den letzten<br />
Jahrzehnten sogar wieder eine Renaissance.<br />
12
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Die Ernte von Dachdeckerschilf wurde zu DDR-Zeiten vom VEB Meliorationskombinat (MRK)<br />
Rostock durchgeführt (Lippert 1990). Der Umfang der Rohrwerbung in Mecklenburg-Vorpommern ist<br />
jedoch nach der Wende erheblich zurückgegangen: Bis 1989 wurden ca. 1,2 Mio. Bunde jährlich<br />
geerntet, wobei die derzeitige Ernte etwa 350.000 Bunde beträgt (mdl. Paech in Kautz 2003). Der<br />
Bedarf an Dachrohr sowohl in M.-V. als auch in der ganzen BRD wird heute nur zu ca. 15 % aus<br />
heimischer Ernte gedeckt; etwa 85 % werden aus Ländern wie Ungarn, Rumänien, Türkei, Polen,<br />
Baltikum und Russland importiert (Kautz 2003; Schäfer & Wichtmann 1998). Die Rohrmahd in MV<br />
wird fast ausschließlich im Nebenerwerb durchgeführt. Überwiegend sind es Rohrdachdecker, aber<br />
auch landwirtschaftliche Betriebe oder private Nutzer, die ihren Eigenbedarf decken (Kautz 2003).<br />
Die genutzten Schilfröhrichte sind natürliche Bestände. Für die Werbung von so genanntem<br />
Qualitätsschilf für die Dackdeckung werden bevorzugt einjährige Brackwasserröhrichte beerntet (z.B.<br />
Darß-Zingster-Boddenkette, Rügensche Boddengewässer, Stettiner Haff). Altschilf und<br />
Auskämmreste werden von den Rohrdachdeckern nicht genutzt.<br />
Erntetechnik, Komprimierung und Transport<br />
Ernte in Handarbeit<br />
Traditionell erfolgt die Ernte von Schilf mit Hilfe einer Schilfrohrsichel oder einer kurzstieligen<br />
Schilfrohrsense. Diese zeitintensive Handarbeit wird in kleinem Umfang v. a. auf kleinen oder schwer<br />
zugänglichen Flächen oder bei fehlendem Frost (z. B. vom Boot aus) auch heute noch durchgeführt.<br />
Bei Eisbildung ist der Einsatz eines Stoß-Schlittens mit Schneideblatt möglich. Dabei schneidet der<br />
Rohrschieber die Schilfhalme kurz über der Eisoberfläche ab (Rodewald-Rudescu 1974, OAMV<br />
2001).<br />
Inzwischen erfolgt die Ernte jedoch meistens <strong>zum</strong>indest „halbmaschinell“ mit einem Motorbalkenmäher.<br />
Häufig sind Eigenentwicklungen aus umgebauten Mähern im Einsatz. Einige käufliche<br />
Modelle, die das Schilf z. T. bereits bündeln und binden, sind in Hawke & José (1996). vorgestellt.<br />
Für die Ernte von Schilfrohr in größerem Umfang ist der Einsatz von selbstfahrenden Maschinen<br />
jedoch unabdingbar.<br />
Selbstfahrende Maschinen / Selbstbinder<br />
Seit Mitte der 50er Jahre sind amphibische, selbstfahrende, selbstbindende Schilf-Erntemaschinen im<br />
Einsatz (Björk & Granéli 1978). Rodewald-Rudescu (1974) beschreibt die Entwicklung eines<br />
maschinellen Schneide- und Bindeapparats sowie eines Fahrzeugs, das in Sumpfgebieten fahren kann,<br />
die durch rumänische Spezialisten in Verbindung mit der dänischen Firma „Saiga“ erfolgte. Der wat-<br />
und schwimmfähige Saiga-Ernter mit breiten Ballonreifen hat sich seit Jahrzehnten bewährt und ist bis<br />
heute europaweit im Einsatz. Er hat eine Arbeitsbreite von bis zu 3 Metern, ist als 4- oder 6-rädrige<br />
Version erhältlich und wird von drei Personen bedient (Hawke & José 1996, Kautz 2003).<br />
Wichtmann (1999) stellt neben der Saiga zwei weitere Maschinen zur Gewinnung von Qualitätsschilf<br />
(d. h. zur Verwendung als Dachrohr und für Matten) vor: Der italienische Reet-Bindermäher BCS 622,<br />
der von einer Arbeitskraft bedient werden kann, da keine Aufladung der Bunde erfolgt, sowie das<br />
niederländische Raupenfahrzeug von Wildemann, das bereits eine Sortierung des Ernteguts vornimmt.<br />
Des Weiteren sind Eigenbaue in Einsatz.<br />
Bei einer energetischen Verwertung werden jedoch geringere Anforderungen an den Rohstoff Schilf<br />
(auch Mischbestände bzw. hoher Altschilf-Anteil) sowie an dessen Ernte gestellt. Diese können bei<br />
gefrorenem Boden auch von „geringfügig umgerüsteten Maschinen aus der Pflanzenproduktion<br />
(Feldhäcksler aus der Gras-, Miscanthus- oder Maiswirtschaft)“ erfüllt werden (Wichtmann 1999). Bei<br />
ungefrorenem Boden ist jedoch zu beachten, dass der Bodendruck maximal (d. h. bei voller Beladung)<br />
100 g / cm 2 betragen darf (z. B. Schilfmahdrichtlinie in OAMV (2001), Schuster (1985)). Ansonsten<br />
kann durch die schweren Fahrzeuge eine Schädigung der Rhizome, junger Sprosse und des<br />
Bodengefüges erfolgen. Bei einer Ernte ohne Frost hat je nach Wasserstand daher eine entsprechende<br />
13
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Anpassung der eingesetzten Technik zu erfolgen (Doppel- bzw. Dreifachbereifung, Amphibienfahrzeuge<br />
etc).<br />
Komprimierung und Transport<br />
Bei der Ernte sind als Arbeitsschritte die Mahd, das Häckseln, das Komprimieren und der Abtransport<br />
zu unterscheiden. Je nach eingesetzter Technik können Arbeitsschritte in einem Arbeitsgang erfolgen<br />
(z.B. Mahd und Häckseln durch einen Feldhäcksler). Der Biotruck 2000, der die Biomasse erntet,<br />
häckselt und direkt auf dem Feld pelletiert, wurde nicht zur Serienreife weiterentwickelt (Hartmann<br />
2005). Wichtmann (1999) weist zudem daraufhin, dass die für den Transport erforderliche<br />
Komprimierung des Ernteguts meist einen eigenen Arbeitsgang, hohen Energieeinsatz und wegen der<br />
schweren Maschinen zudem einen tragfähigen Boden erfordert. Am Neusiedler See wurde ein<br />
Mähgerät auf Raupenbasis mit Ballenpresse entwickelt, dass speziell für die Ernte von Altschilf<br />
geeignet ist (http://www.blt.bmlf.gv.at/projekte/BLT_032068/BLT_032068.htm).<br />
Mögliche Verdichtungsverfahren sind Lockerbunde, Häckselgut, Rundballen, Quaderballen und<br />
Pellets. Mit der steigenden Dichte der vorgestellten Aufbereitungsformen des Schilfs sinken die<br />
Transportkosten pro Gewichtseinheit. Für einen Transport per LKW über 30 km wurden Kosten von<br />
27 € (Bündel), 15 € (Häcksel), 13 € (Rundballen) und 9 € (Quaderballen) je Tonne Trockenmasse<br />
ermitteltet (Edger et al. 2004).<br />
Ernte von Qualitätsschilf<br />
Für die Ernte von Qualitätsschilf in bestehenden Schilfbeständen führten Schäfer & Wichtmann<br />
(1998) Kostenkalkulation durch. Sie belegten für den Einsatz eines Saiga-Mähbinders mit einer<br />
Arbeitszeit von jährlich 60 Feldarbeitstagen à 4 ha eine Wirtschaftlichkeit des Produktionsverfahrens<br />
ab einer Ernte von ca. 250 Bund pro ha. Allerdings stellt jedoch auch die doppelte Menge (500 Bund)<br />
noch nicht den maximal erzielbaren Ertrag dar.<br />
Schäfer (1999) untersuchte die Wirtschaftlichkeit der Qualitätsschilfproduktion bei Neubegründung<br />
eines Schilfbestandes. Bei der Kostenkalkulation wurden neben der Ernte durch einen Saiga-Ernter (60<br />
Feldarbeitstage à 4 ha) und der Aufbereitung der Bunde auch die Kosten für die Bestandesgründung<br />
berücksichtigt. Demnach können bereits bei längeren Nutzungsdauer (> 20 Jahre) und bei einer als<br />
realistisch angegebenen Ernte von 375 Bunden je Hektar Gewinne erzielt werden.<br />
Ernte von Energieschilf<br />
Detaillierte Kostenrechnungen zur Produktion von Schilf zur energetischen Verwertung, bei der in<br />
Bezug auf Qualität und Erntetechnik geringere Anforderungen gestellt werden (siehe oben), sind nicht<br />
bekannt. Schäfer (1999) verzichtet „aufgrund der mangelnden praktischen Erfahrungen und bislang<br />
ungeklärter praktischer Detailfragen“ auf eine Kalkulation dieses Verfahrens.<br />
2.2.6 Fazit<br />
Der bisherige Projektfortschritt entspricht in etwa dem geplanten Projektaufbau.<br />
Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass der Anbau von Schilf auf wiedervernässten Niedermoorstandorten<br />
eine wichtige neue Landnutzungsform in moorreichen Regionen werden kann.<br />
14
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.3 Bedeutung von Landwirtschaft und Naturschutz<br />
Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen<br />
der Erde (DUENE) e.V.<br />
2.3.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes<br />
Die Grundvoraussetzung für die Etablierung von Produktionsverfahren für die „nasse“ Bewirtschaftung<br />
von Niedermooren zur standortgerechten Produktion von Energiebiomasse ist neben der<br />
grundsätzlichen Eignung der zu produzierenden Brennstoffe die Akzeptanz seitens des Naturschutzes<br />
und der Landwirtschaft. Die wichtigsten bei DUENE e.V. im Rahmen des Projektes ENIM zu<br />
bearbeitenden Aufgaben beschäftigen sich mit grundlegenden Fragen zu diesem Thema. Einige der<br />
Aufgaben werden in enger Zusammenarbeit mit dem Büro LedA und mit dem Institut für Botanik und<br />
Landschaftsökologie (IfBL) bearbeitet. Dementsprechend sind die bisher erzielten Ergebnisse<br />
teilweise in dem vorliegenden Teilbericht, <strong>zum</strong> Teil in den Teilberichten der Projektpartner LedA und<br />
IfBL zu finden.<br />
2.3.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Landwirtschaftliche Einschätzung des Produktionsverfahrens<br />
Pflanzversuch in Neukalen<br />
Die Schilfpflanzung war auf einer dafür sehr gut geeigneten Niedermoorfläche des Landwirts Hans<br />
Voigt bei Neukalen vorgesehen. Diese befindet sich im Wiedervernässungsgebiet im Einzugsbereich<br />
des Zweckverbands Peenetallandschaft und liegt direkt am sogenannten Peenekanal, der einen Zufluss<br />
<strong>zum</strong> Kummerower See und damit zur Peene darstellt. Der Wasserhaushalt der Fläche ist seit der<br />
Renanturierungsmaßnahme abhängig vom Seewasserstand. Die Feuchtestufe entspricht 4+/5+. In<br />
einem „normalen“ Jahr würde der Grundwasserspiegel auf der Fläche auf etwa 10 bis 20 cm unter Flur<br />
absinken. Darauf weist auch die aktuelle Zusammensetzung der Graslandvegetation hin. Diese<br />
Wasserverhältnisse weisen die Fläche als besonders geeignet für eine Schilfpflanzung aus.<br />
In 2007 waren die Bedingungen als außergewöhnlich einzustufen. Insgesamt waren bis Ende August<br />
schon mehr als 250 mm Niederschlag über dem bis dahin normalen Durchschnitt festzustellen. Dieser<br />
zusätzliche Niederschlag war so gleichmäßig über den Sommer verteilt, dass sich keine günstigen<br />
Bedingungen auf der Fläche ergeben haben, um dort pflanzen zu können. Selbst die Getreideernte auf<br />
Mineralbodenstandorten gestaltete sich in Mecklenburg-Vorpommern sehr schwierig, viele<br />
Teilflächen mussten „liegengelassen“ werden, die Mährescher versanken häufig auf dem Acker und<br />
mussten frei geschleppt werden. Auch ein Ausweichen auf eine etwas trockenere Fläche (4+), die<br />
kurzfristig durch einen anderen Landwirt <strong>zum</strong> Tausch angeboten wurde, war aufgrund der zu nassen<br />
Bedingungen nicht möglich. Auch fand sich keine Fläche, die ausreichend trocken gewesen wäre und<br />
nach der Pflanzung wiedervernässt werden könnte, so wie das angestrebte Produktionsverfahren im<br />
Regelfall gestaltet sein sollte.<br />
Daher wurde auf einer ausreichend trockenen Niedermoorfläche, die leider nicht wiedervernässt<br />
werden konnte, die Schilf-Pflanzung durchgeführt. Die Fläche befindet sich im Eigentum des<br />
Projektpartners Voigt. So konnte das Verfahren wie vorgesehen getestet werden. Die Ziele des<br />
Projektes, wie sie im Projektantrag beschrieben sind, wurden damit vollständig erreicht. Leider steht<br />
somit für spätere ökologische Untersuchungen kein neu etablierter Schilfbestand zu Verfügung.<br />
Durch den Botanischen Garten der <strong>Universität</strong> Greifswald wurde Pflanzmaterial in ausreichender<br />
Menge über Aussaat, Pikieren, Topfen in verschiedenen Varianten vorbereitet. Bei der Pflanzung<br />
wurde nun die Vorzüglichkeit entweder von Schilfpflanzen in 24 er Paletten (8 cm), in 8-er Jiffy<br />
Töpfen oder in 7-er Plastiktöpfen bezüglich einer maschinellen Pflanzung festgestellt. Die<br />
Grünlandnarbe wurde mit einem einscharigen Schälpflug so bearbeitet, dass bei der Hin- und<br />
15
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Rückfahrt die abgeschälte Narbe zur Mitte hin abgelegt wird, sodass ein kleiner Damm entsteht. In<br />
dem abgeschälten Bereich wurden die Schilfpflanzen mit einer modifizierten Forstpflanzmaschine in<br />
einem Reihenabstand von 1 m gepflanzt. Der Abstand in der Reihe beträgt 1 bzw. 2 m.<br />
Ökonomische Einschätzung der Bewirtschaftung nasser Niedermoore<br />
Die arbeitswirtschaftlichen Daten der Schilfpflanzung wurden vollständig erfasst und werden in die<br />
Berechnung der Verfahrenskosten eingehen, um das Produktionsverfahren „Schilfanbau“ auf<br />
wiedervernässtem Niedermoor besser beschreiben zu können. Die bisherigen Berechnungen beruhen<br />
auf Kennwerten, die z.B. aus der Miscanthus- oder Strohwirtschaft bzw. aus der Qualitätsschilfernte<br />
(Dach-Reet) übernommen wurden (Tab. 2.3.1).<br />
Tabelle 2.3.1: Vorläufige Überschlagsrechnung (Annahmen) für die Schilf- bzw. Rohrglanzgrasbereitstellung<br />
(natürliche Bestände). Z.T. sind in M.-V. ggf. mögliche Grünlandförderung bzw.<br />
Direktzahlungen berücksichtigt (vgl. Wichtmann & Schäfer 2007, Daten verändert nach<br />
Reinhold 2001, Schäfer 1999, Kraut et al. 1996 und Lenk 2002)<br />
Parameter Einheit Rohrglanzgras Schilf<br />
Ertrag t (TM) 5 5 10 12 20 20<br />
Kosten<br />
Fixe und variable Kosten (Ernte) Euro/ha -210 -210 -400 -430 -500 -500<br />
Transport/Lager (3,2 €/t) Euro/ha -16 -16 -32 -38,4 -64 -64<br />
Abwicklung/Transport (12,5 €/t) Euro/ha -63 -63 -125 -150 -250 -250<br />
Summe Kosten Euro/ha -289 -289 -557 -618,4 -814 -814<br />
Grünland-Förderung/Direktzahlungen Euro/ha 204 300 --- 300<br />
Saldo Euro/ha -289 -85 -257 -618,4 -814 -514<br />
Kosten pro t Euro/t -57,8 -17,0 -25,7 -51,5 -40,7 -25,7<br />
Gewinn/Verlust bei Erlös/t<br />
40 €/t €/ha -17,8 23,0 14,3 -11,5 -0,7 14,3<br />
80 €/t 22,2 63,0 54,3 28,5 39,3 54,3<br />
Rohrglanzgras<br />
Großflächige Rohrglanzgrasbestände entwickeln sich in Bereichen wiedervernässter Niedermoorgebiete,<br />
in denen nicht ausreichend Wasser für eine vollständige Wiedervernässung vorhanden<br />
ist. Daneben sind sie auch in feuchteren extensiven Grünländern zu finden (Wasserstufe 3+). Ihre<br />
sommerliche Bewirtschaftung ist der in der Landwirtschaft üblichen Heuwerbung zu vergleichen, also<br />
nach der Mahd im Sommer bei höheren Wassergehalten mit den Arbeitsgängen Wenden und<br />
Schwaden verbunden. Die im Rahmen der üblichen Bewirtschaftung von weniger tragfähigen<br />
Grünlandstandorten verwendete Technik kann <strong>zum</strong> Einsatz kommen (Terra-Niederdruckreifen am<br />
Schlepper, leichtere Pressen). Für eine Wintermahd ist davon auszugehen, dass auf die Mahd und<br />
Ablage im Schwad direkt das Pressen der Biomasse in der Fläche erfolgen kann. Da zur Erntezeit die<br />
Flächen ggf. hohe Grundwasserstände aufweisen, sollten die Großballen direkt nach dem Pressen zu<br />
einem trockenen Lagerplatz am Feldrand gefahren werden, um eine nachträgliche Wasseraufnahme zu<br />
vermeiden. Für eine Verbrennung in Kraftwerken wie dem Holzhackschnitzel-Heizkraftwerrk in<br />
Friedland scheint eine trockene Lagerung nicht erforderlich zu sein, da die hier zur Verwendung<br />
kommenden Holzhackschnitzel Wassergehalte >30% aufweisen. Auch bei einer offenen Lagerung der<br />
Großballen am Feldrand ist mit deutlich niedrigeren Wassergehalten zu rechnen (15-25%).<br />
Die in der Tabelle verwendeten Werte sind als relativ sicher anzusehen, die Kosten lassen sich aber<br />
ggf. noch nach unten korrigieren. Verglichen werden drei Varianten. Die linke Spalte beschreibt ein<br />
Ertragsniveau von 5 t Trockenmasse pro Hektar, einen als mittel anzusetzenden Wert. Dieses<br />
Verfahren beinhaltet keine Förderung und wird mit zwei Verfahren verglichen, die einmal die<br />
Grünlandförderung (naturschutzgerechte Grünlandnutzung) bzw. Direktzahlungen berücksichtigen,<br />
wie sie bei Umlage der Betriebsprämie auf die Fläche bis 2013 zu erwarten sind. Die Berechnungen<br />
zeigen, dass nur die beiden geförderten Beispiele mit Erträgen in Höhe von 5 bzw 10 t Trockenmasse<br />
16
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
bei Biomassepreisen von 40 Euro/t Trockenmasse ein positives Ergebnis aufweisen. Zu berücksichtigen<br />
ist, dass der aktuelle Preis für (Stroh-)Biomasse für die energetische Verwertung etwa bei 40<br />
€/t in Deutschland bzw. bei 70 €/t in Dänemark liegt.<br />
Schilf<br />
In der Tabelle sind die Etablierungskosten für Schilf bisher nicht enthalten, es wird also die Beerntung<br />
von natürlich entwickelten Beständen betrachtet. Aufgrund der schwierigen Befahrbarkeit der<br />
Schilfflächen sind die hier eingesetzten Kosten für die Ernte als unsicher zu bezeichnen. Es wird<br />
weiterhin versucht, diese Werte zu qualifizieren. Die Beispiele zeigen, dass bei einem Ertragsniveau<br />
von 20 t Trockenmasse pro Hektar in etwa von Kostendeckung auszugehen ist, wenn der<br />
Biomassepreis bei 40 Euro/t liegt.<br />
Voraussichtlich wird erst eine deutliche Absicherung der Abschätzung der Erntekosten gelingen, wenn<br />
für den Zweck der Schilfernte als Massengut (im Gegensatz zu der Qualitätsschilfproduktion)<br />
optimierte Spezialmaschinen im Großversuch eingesetzt werden. Dazu ist die Beantragung einer<br />
Förderung durch das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit<br />
einem Spezialmaschinenhersteller und der Hochschule Neubrandenburg, Professur für Landtechnik<br />
(Prof. Popp) und Professur für Betriebslehre (Prof. Fuchs), vorgesehen (Technologie- und<br />
<strong>Forschungs</strong>förderung M.-V.).<br />
Das Ergebnis für beide Produktionsverfahren (Rohrglanzgras/Schilf) könnte deutlich besser sein,<br />
wenn eine Bezahlung für die Vermeidung von Emissionen aus der Torfzehrung bei konventioneller<br />
Grünlandbewirtschaftung möglich wäre.<br />
Abbildung 2.3.1: Der für den Großverbrennungsversuch 2008 zu beerntende Schilfbestand bei<br />
Neukalen<br />
Klimawirksamkeit der Niedermoorbewirtschaftung<br />
Auf dem freiwilligen Markt in Chicago (CCX) wurde in 2007 die Tonne CO2 mit 3$ gehandelt, auf<br />
dem EU ETS-Markt waren in 2007 für validierte Emissionsrechte nach dem Kyoto-Protokoll 20 €/t<br />
CO2 zu erzielen. Der aktuelle Preis Ende Januar 2008 liegt bei 20,65 €/t (www.co2-handel.de). D.h.<br />
dass als monetärer Wert der Klimaschutzmaßnahme Wiedervernässung allein schon 30 bis 45 €/ha<br />
(bei Berücksichtigung des freiwilligen Marktes) und 200 bis 600 €/ha (ECTS, bisher nicht<br />
anrechenbar) angesetzt werden könnten.<br />
Rohrglanzgras (Phalaris arundinacia)<br />
Für Rohrglanzgras (RGG) wurde eine Produktivität in einer Spanne zwischen 3,5 – 22 t TM/ha<br />
festgestellt (Timmermann 2003). Wird ein durchschnittliches Ertragsniveau von 5 t pro Hektar<br />
angenommen (vorsichtige Schätzung), ergeben sich bei einem Heizwert von 17,7 MJ/kg TM<br />
Energieerträge von 88,5 GJ/ha. Couwenberg (2007) schätzt, dass mit der Wiedervernässung etwa 10 t<br />
CO2 Emissionen pro Hektar gegenüber einer konventionellen Nutzung vermieden werden. Für die<br />
Produktion eines TeraJoule (TJ) verwertbare Energie müssten 11,3 Hektar Rohrglanzgras geerntet<br />
werden. Die Reduktion der Emissionen entspricht somit 113 t CO2/TJ verwertbarer Energie.<br />
Wird die Biomasse energetisch verwertet, werden Emissionen in Höhe von 75 t CO2/TJ aus Heizölersatz<br />
vermieden. Als zusätzliche Emissionen aus dem Produktionsverfahren (Energieeinsatz<br />
Handling: Ernte, Transport) werden pauschal 10 t CO2/TJ angesetzt. Daraus ergibt sich als Gesamt-<br />
17
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
bilanz eine Einsparung von 178 t CO2/TJ. Zum Vergleich: Die direkte Verbrennung von Torf ist nach<br />
dieser Rechnung mit einer Belastung von 106 t CO2/TJ, der Anbau von Mais auf Niedermoor für die<br />
Biogasproduktion mit einer Belastung in Höhe von 880 t CO2/TJ verbunden (Couwenberg 2007).<br />
Zusammengefasst stellt sich dies folgendermaßen dar:<br />
o Emissionen aus Wiedervernässung (-10 t CO2/ha): -113 t CO2/TJ<br />
o Emissionen aus Heizölersatz: -75 t CO2/TJ<br />
o Emissionen aus Handling: +10 t CO2/TJ<br />
o Bilanz: -178 t CO2/TJ<br />
Danach ist die Bewirtschaftung wiedervernässter Niedermoore, auf denen sich aufgrund der sich<br />
einstellenden Standortverhältnisse großflächige Rohrglanzgrasröhrichte bilden, im Vergleich zur<br />
konventionellen Bewirtschaftung der Niedermoore als positiv zu bezeichnen. Die nasse Rohrglanzgraswirtschaft<br />
ist als ein „klimaentlastendes“ landwirtschaftliches Produktionsverfahren zu<br />
bezeichnen.<br />
Schilf (Phragmites australis)<br />
Noch weitaus günstiger stellt sich die Situation für das Gemeine Schilf dar. Für Schilf-Dominanzbestände<br />
wurden an verschiedenen Orten Europas Produktivitäten im Bereich zwischen 5 und 43 t<br />
TM/ha festgestellt (Timmermann 2003). Mit durchschnittlichen Erträgen in Höhe von 12 t/ha und<br />
einem angenommenen Heizwert von 17,5 MJ/kg TM ergeben sich 210 GJ/ha, d.h. dass für die<br />
Produktion von einem TJ knapp 5 Hektar Schilf beerntet werden müssten. Folgende weitere Daten<br />
sind für die Schilfproduktion anzunehmen (vergl. Couwenberg 2007):<br />
o Emissionen aus Wiedervernässung (-15 tCO2/ha): -71 tCO2/TJ<br />
o Emissionen aus Heizölersatz: -75 tCO2/TJ<br />
o Emissionen aus Handling: +10 tCO2/TJ<br />
o Bilanz: -136 tCO2/TJ<br />
Aufgrund der höheren Biomasseproduktivität ist für die Produktion von Schilfbiomasse im Vergleich<br />
zu Rohrglanzgras weniger als die Hälfte der Fläche erforderlich, um ein TJ Energie zu produzieren.<br />
Die Einsparung pro TJ produzierte Energie ist bei Schilfanbau geringer als bei Rohrglanzgras, obwohl<br />
Ertrag und Emissionsreduktion pro Hektar Schilf höher sind. Dies sollte man bei einer wirtschaftlichen<br />
Beurteilung möglicher Alternativen zusätzlich berücksichtigen. Daher sollte immer auch ein<br />
flächenbezogener Vergleich vorgenommen werden.<br />
Einschätzung von relevanten Interessengruppen<br />
Verbände und Agrar- und Naturschutzverwaltung<br />
In Mecklenburg-Vorpommern wurde das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum<br />
Mecklenburg-Vorpommern (EPLR M-V) Ende 2007 von der EU notifiziert. Anfang Januar 2008<br />
wurde die das EPLR M-V untersetzende Richtlinie zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung von<br />
Gewässern und Feuchtlebensräumen (FöRi-GeF) durch den zuständigen Minister in Kraft gesetzt.<br />
Darin ist auch das neue Moorschutzkonzept enthalten. Explizit wird darauf abgezielt, neben der<br />
Wiedervernässung der Moore auch langfristige Nutzungsstrategien zu verfolgen. Hier kommen<br />
insbesondere der Anbau und die Ernte von Schilf und Erlen in Frage. Die Absicht, wiedervernässte<br />
Moore für eine Bewirtschaftung vorzusehen, wurde in verschiedenen Gesprächen sowohl mit dem<br />
Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Herrn Backhaus, als auch mit verschiedenen Mitarbeitern<br />
seines Hauses gestützt.<br />
In Nord-Ost-Brandenburg ist im Rahmen von verschiedenen Projekten vorgesehen, den Anbau von<br />
Schilf in wieder zu vernässenden Niedermooren voranzubringen. Auf der einen Seite ist ein EU-<br />
LEADER Projekt in Vorbereitung, mit dem eine Schilfnutzung im Unteren Welsetal etabliert werden<br />
soll. Daneben sollen in der Randow- Niederung im Rahmen eines idee-natur-Projektes großflächige<br />
Bereiche wiedervernässt und einer geregelten Schilfnutzung zugeführt werden. Auch in Brandenburg<br />
ist die Zuständigkeit für Naturschutz und Landwirtschaft in einem Ministerium vereinigt. Die<br />
Schilfnutzung in wiedervernässten Niedermooren wird durch die für den Naturschutz zuständigen<br />
Stellen im Landesumweltamt befürwortet.<br />
18
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Die „aufnehmende Hand“<br />
Im Bereich der Randow-Welse-Niederung (NO-Brandenburg) könnte sich auf der einen Seite eine<br />
Bereitstellung von Biomasse zur stofflichen Nutzung von Qualitätsschilf durch die sehr interessierte<br />
Angermünder Matten GmbH ergeben. Diese ist zur Zeit ausschließlich auf Importware angewiesen<br />
(telefon. Mitt. Nitschmann Januar 2008). Die Verwertungsmöglichkeiten liegen beispielsweise in der<br />
Produktion von Dämmmaterialen, Putzträgern und Matten. Ein weiterer Abnahmemarkt in dieser<br />
Region wird sich durch das in Schwedt geplante BtL-Werk ergeben. Die Choren AG hat bereits ihr<br />
Interesse und ihre Unterstützung bei der Etablierung von angepassten Energiepflanzen in<br />
Niedermooren (neben Weiden und Erlen explizit auch Schilf) bekundet. Eine Erschließung des<br />
Marktes für eine energetische Verwertung von Schilf und Rohrglanzgras in verschiedenen regional<br />
ansässigen Betrieben, die zurzeit „noch“ Stroh zur thermischen Verwertung in Blockheizkraftwerken<br />
verwenden, sollte angestrebt werden. Auch eine Produktion von Bio-Kraftstoffen in einer Zellulose-<br />
Alkohol Produktionsanlage nach dem in Kanada patentierten IOGEN-Konzept ist denkbar.<br />
Entsprechende Nachfragen nach Schilfbiomasse liegen vor. Als weiterer Interessent ist ein großer<br />
Holzpelletshersteller in Mecklenburg zu nennen, der an einer Potenzialanalyse in einem Einzugsgebiet<br />
von bis zu zweihundert Kilometern interessiert ist.<br />
Workshops<br />
Am 17.10.2007 wurde gemeinsam mit dem Projektpartner LedA ein Workshop <strong>zum</strong> Projekt<br />
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>zum</strong> Thema „Nasse Bewirtschaftung<br />
von Niedermooren (Paludikultur)-Einschätzung von Experten aus Verbänden, Wissenschaft und der<br />
Agrar- und Naturschutzverwaltung“ mit etwa 20 Teilnehmern in Greifswald durchgeführt. Dieser<br />
wurde detailliert protokolliert und dokumentiert. Eine erste Auswertung ist in dem Bericht des<br />
Teilprojektpartners LedA zu finden. Ein weiterer Workshop soll in Form eines Expertengesprächs<br />
<strong>zum</strong> Thema „Landtechnische Herausforderungen“ voraussichtlich im April 2008 stattfinden.<br />
Flächenpotenziale<br />
Seitens des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie wurden im Rahmen der<br />
Neukonzeption des Moorschutzes in Mecklenburg-Vorpommern Berechnungen zu Flächenanteilen für<br />
mögliche Wiedervernässungen in M.-V. durchgeführt. Für alternative Bewirtschaftung stehen<br />
demnach etwa 52.000 Hektar in M.V. zur Verfügung Lenschow, mündl. Mitt. 2007). Ein Problem<br />
könnte sein, dass die Ansprüche für Direktzahlungen dann nicht geltend gemacht werden können,<br />
wenn eine Bewirtschaftung von wiedervernässten Flächen durchgeführt wird, die über EU-geförderte<br />
Instrumente (in M.-V. FöRiGeV) käuflich erworben wurden und durch den Projektträger Landwirten<br />
zur Bewirtschaftung angeboten werden. In diesem Fall müsste das anvisierte Produktionsverfahren<br />
ohne diese Direktzahlungen auskommen und mit anderen Produktionsverfahren konkurrieren, mit<br />
denen Zahlungsansprüche generiert werden können.<br />
Eine Potenzialanalyse für das Einzugsgebiet des Kraftwerkes Friedland ist für die zweite Projektphase<br />
vorgesehen.<br />
2.3.4 Projektkoordination<br />
Im Rahmen des Projektes fanden regelmäßige Projekttreffen statt. Diese wurden im Wechsel bei den<br />
verschiedenen Partnern durchgeführt um auch die Gelegenheit nutzen zu können, sich über die<br />
sonstigen Aktivitäten des jeweiligen Partners informieren zu können. Außerdem trafen sich die<br />
Projektbeteiligten <strong>zum</strong> „Brechversuch“, d.h. <strong>zum</strong> Test der Eignung der betriebsüblichen<br />
Holzbiomasse-Aufbereitung für die Brennstoffe Schilf und Rohrglanzgras für die Verbrennung im<br />
Kraftwerk Friedland und zu einem zweiten Termin im Rahmen des Großfeuerungsversuchs ebenda.<br />
Alle Veranstaltungen (Projekttreffen, Workshop) wurden protokolliert bzw. dokumentiert.<br />
2.3.5 Fazit<br />
Das Interesse seitens der Landwirtschaft und seitens der Energiebiomassekonsumenten am Rohstoff<br />
Niedermoorbiomasse ist ungebrochen. Weiterhin besteht aber Skepsis bei den Landwirten bezüglich<br />
19
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
der Wirtschaftlichkeit der Produktionsverfahren für Schilf bzw. Rohrglanzgras. Um diese glaubhaft<br />
entkräften zu können, ist voraussichtlich ein Großversuch auf Betriebsebene erforderlich. Im Rahmen<br />
verschiedener Projekte ist dies vorgesehen. So wurde u.a. die Vorbereitung von zwei Projekten im<br />
Rahmen der BMU/BfN/BMVEL-Ausschreibung idee-natur unterstützt, wo jeweils mehrere Hundert<br />
bis über eintausend Hektar Niedermoorfläche <strong>zum</strong> Zwecke der nassen Bewirtschaftung wiedervernässt<br />
werden sollen.<br />
Als nächster Schritt ist insbesondere die Entwicklung der landtechnischen Voraussetzungen<br />
voranzubringen. Dazu wurden Gespräche mit der HS Neubrandenburg und Landtechnik-Firmen und<br />
Landwirten geführt, ein Workshop zu diesem Thema ist fest eingeplant. Es zeichnet sich als Dilemma<br />
ab, dass große Landtechnikunternehmen zwar interessiert sind (hierzu wurden z.B. mehrere Gespräche<br />
mit der Firma Claas geführt), sie können sich aber erst bei anzunehmenden Verkaufszahlen für<br />
Spezialmaschinen ab 100 pro Jahr mit intensiver Entwicklungsarbeit engagieren.<br />
20
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.4 Landwirtschaftlicher Betrieb Hans Voigt, Neukalen<br />
Kurzbericht<br />
Für alle praktischen Aufgaben, die im Rahmen des Projektes zu bewerkstelligen sind, ist eine Kooperation<br />
mit einem landwirtschaftlichen Betrieb erforderlich, der über Erfahrungen in der Bewirtschaftung<br />
unterschiedlich vernässter Niedermoorstandorte verfügt. Über den landwirtschaftlichen<br />
Betrieb Hans Voigt wurden u.a. die Aktivitäten zur Bereitstellung und den Transport der Biomasse für<br />
Analysen, Kleinverbrennungstests und den Großverbrennungsversuch erledigt. Daneben wurde die<br />
technische Abwicklung der Pflanzgutvorbereitung und die Pflanzung der getopften Schilfpflanzen<br />
über den Betrieb abgewickelt. Für die Pflanzung selbst wurden mehrere alternative Flächen zur<br />
Verfügung gestellt. Die Schilfpflanzen wurden nach Anlieferung bis zur Pflanzaktion auf einer<br />
Betriebsfläche „weitergepflegt“. Schließlich wurde die Pflanzung auf einer Niedermoorfläche bei<br />
Neukalen mit eigenen Mitarbeitern und zusätzlichen Kräften realisiert (Abb. 2.4.1 und 2.4.2). Die<br />
wichtigsten Aktivitäten und Ergebnisse werden bereits bei den anderen Teilprojektberichten mit<br />
vorgestellt.<br />
Abbildung 2.4.1: Links: Einschar-Forstpflug zur Flächenvorbereitung. Rechts: Forstpflanzmaschine<br />
im Einsatz. Maschinen sind jeweils angebaut an Claas Schleppern des Landwirtschaftsbetriebes Voigt<br />
Abbildung 2.4.2: Links: Mit dem Pflegeschlepper wurden die Schilfpflanzen aus dem „Zwischenlager“<br />
für die Pflanzung bereitgestellt. Rechts: Die eigentlich vorgesehene Pflanzfläche war aufgrund<br />
der anhaltenden Sommerniederschläge nicht befahrbar<br />
21
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.5 Charakterisierung und Analyse der Brennstoffe „Schilfrohr“ und „Rohrglanzgras“<br />
Komplexlabor Alternative Energien (KAE)<br />
Fachhochschule Stralsund<br />
2.5.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes<br />
Aufgabe der Fachhochschule Stralsund im Rahmen des Projektes war die Charakterisierung und<br />
Analyse des nach unterschiedlichen Erntezeitpunkten bereitgestellten Schilfrohres und Rohrglanzgrases<br />
bezogen auf technologische und verbrennungstechnische Kenngrößen.<br />
Nach Durchführung der Voruntersuchungen wurden Verbrennungstests im 50 KW Holzvergaserkessel<br />
des Komplexlabors der Fachhochschule durchgeführt. Diese beinhalteten die Verbrennung von<br />
Rohrglanzgras und Schilfrohr in zerhäckselter Form und in verschiedenen Mischungen mit Fichtenhackgut.<br />
Dabei wurden Emissionsmessungen im Rauchgas durchgeführt. Im Ergebnis der Voruntersuchungen<br />
wurden die von der FH Stralsund wissenschaftlich begleiteten großtechnischen Verbrennungsversuche<br />
im Biomasseheizkraftwerk der Fa. GMK Friedland durchgeführt Die aus den durchgeführten<br />
Verbrennungstests gewonnen Ergebnisse wurden ausgewertet und dokumentiert.<br />
Zusammengefasst wurden folgende Aufgaben bearbeitet:<br />
1. Charakterisierung und Analyse der bereitgestellten Brennstoffe<br />
2. Verbrennungstests mit Emissionsmessung im 50 KW Holzvergaserkessel<br />
3. Begleitende großtechnische Verbrennungsversuche mit Emissionsmessungen im Biomasseheizkraftwerk<br />
Friedland<br />
4. Wissenschaftliche Dokumentation<br />
2.5.2 Arbeitsschritte und angewandte Methoden<br />
Untersucht wurden insgesamt 13 Proben von Rohrglanzgras, Schilf und das für Mischungen<br />
verwendete Fichtenhackgut. 10 Proben (5 Proben von Rohrglanzgras und 5 Proben von Schilf) sind<br />
vom Institut für Botanik und Landschaftsökologie der <strong>Universität</strong> Greifswald von verschiedenen<br />
Versuchsflächen und unterschiedlichen Erntezeitpunkt bereitgestellt worden.<br />
Darüber hinaus wurden je ein Großballen Schilf und ein Großballen Rohrglanzgras (für die späteren<br />
Verbrennungversuche verwendet) sowie das in unterschiedlichen Mischungen mit Halmgut eingesetzte<br />
Fichtenhackgut analysiert.<br />
Die Analyse der Proben erfolgte in Zusammenarbeit mit Laboreinrichtungen der <strong>Universität</strong><br />
Greifswald und der technischen <strong>Universität</strong> Berlin.<br />
Anschließend wurden die Verbrennungstests der verschiedenen Brennstoffmischungen im Komplexlabor<br />
durchgeführt, um erste Erfahrungen für die späteren Verbrennungstests im Kraftwerk Friedland<br />
zu gewinnen.<br />
22
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.5.3 Ergebnisse<br />
Für die Charakterisierung des Halmgutes als Brennstoff wurden die technologischen und die<br />
verbrennungstechnischen Kenngrößen ermittelt. Folgende Punkte wurden zu den entsprechenden<br />
Kenngrößen bearbeitet.<br />
Technologische Kenngrößen: Verbrennungstechnische Kenngrößen:<br />
- Aussehen/ Form/ Größe - Heiz,- Brennwert<br />
- Schütt-, Lagerungsdichte - Aschegehalt<br />
- Dichte - Flüchtige Bestandteile<br />
- Wassergehalt nach Ernte und Lagerung - Elementaranalyse<br />
- Ascheschmelzverhalten<br />
- Ascheinhaltsstoffe<br />
In Tabelle 2.5.1 sind alle Versuchsproben mit Erntezeitpunkt und Ort aufgelistet.<br />
Tabelle 2.5.1: Erntezeitpunkt und Ernteort<br />
Probe Erntezeit Probeninformation / Ernteort<br />
Fichtenhack 2005 als Fichtenleisten im Frühjahr 2005 geliefert und gehäckselt<br />
Probe 1 Schilfrohr 12.02.006 Uferröhrricht Kummerower See<br />
Probe 4 Schilfrohr 12.007 Uferröhrricht Kummerower See<br />
Probe 7 Schilfrohr 12.007 Uferröhrricht Kummerower See<br />
Probe 8 Schilfrohr 20.02.2007 Mischprobe A Klon 9 C4/D3 Biesenbrow<br />
Probe 9 Schilfrohr 20.02.2007 Mischprobe B 8 B / 7 C Biesenbrow<br />
Probe 12 Schilfrohr 03.2007 Ballen Peenetal (Bargischow)<br />
Probe 11 Rohrglanzgras 09.2006 Rundballen Neukalener Wiesen (Lagerung in Scheune)<br />
Probe 2 Rohrglanzgras 15.12.2006 Probe A Brache Neukalener Wiesen<br />
Probe 3 Rohrglanzgras 15.12.2006 Probe B mit Vornutzung (ohne Köpfe; gemäht) Neukalener Wiesen<br />
Probe 5 Rohrglanzgras 19.01.2007 Mischprobe neben 8 Neukalen West II<br />
Probe 6 Rohrglanzgras 19.02.2007 Sammelprobe bei Probe 8<br />
Probe 10 Rohrglanzgras 30.03.2007 Mischprobe Neukalener Wiesen II<br />
Probe 12 Schilf für Verbrennungsversuche am 50kW Kessel<br />
Probe 11 Rohrglanzgras für Verbrennungsversuche am 50kW Kessel<br />
Technologische Kenngröße: Aussehen/ Form/ Größe<br />
Aussagen zur Form und Größe des Schilfrohres und des Rohrglanzgrases waren nur begrenzt möglich,<br />
da der Zustand der Proben unterschiedlich ausfiel. Diese Unterschiede können durch einen Zerfall bei<br />
Ernte, Zwischenlagerung und Transport entstanden sein.<br />
23
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Im Erntezeitraum von Chinaschilf, der in der Stillstandsphase der Vegetation von November bis<br />
März/April ist, findet nach Literaturangaben ein Ertragsverlust durch abfallende Blätter und<br />
Kronenteile statt. 2 Aufgrund der ähnlichen Eigenschaften kann dieser Ertragsverlust auch auf das<br />
Niedermoorschilf übertragen werden. Da die Erntezeitpunkte des Rohrglanzgrases in der gleichen Zeit<br />
stattfanden wie das Schilf, kann auch hier Ertragsverlust durch abfallende Teile stattfinden. Da nahezu<br />
alle Proben im Zeitraum des Vegetationsstillstandes geerntet wurden, konnten keine signifikanten<br />
Unterschiede festgestellt werden.<br />
Bei den Schilfproben wurden Halmdurchmesser von bis zu 7 mm festgestellt. Innerhalb der Proben<br />
waren keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. Erkennbare Unterschiede der Proben<br />
untereinander waren beim Rohrglanzgras bei den Proben 2, 3 und 5 sichtbar. Die Blattbreite war bei<br />
diesen drei Proben bis zu 1cm groß. Bei den restlichen Proben waren nur sehr selten solche Breiten<br />
feststellbar.<br />
Technologische Kenngröße: Schütt- und Lagerungsdichte<br />
Die Durchführung der Schüttdichtebestimmung wurde in Ahnlehnung an die DIN 51705 durchgeführt.<br />
Angewandt wurde die Schüttdichteermittlung auf das Schilf und Rohrglanzgras in Ballenform, in<br />
loser, gestapelter und gehäckselter Form. Weiterhin wurde die Schüttdichte von Fichtenhackgut und<br />
Fichtenhackgut in Mischung mit dem gehäckselten Schilf und Rohrglanzgras ermittelt. Zur<br />
Bestimmung der Lagerdichte der Großballen wurde bei bekanntem Gewicht das Volumen abgemessen.<br />
Schütt- und Lagerungsdichten<br />
In Diagramm 2.5.1 sind alle ermittelten<br />
Schütt- und Lagerungsdichten zu sehen.<br />
Ebenfalls wurden die Dichten auf<br />
wasserfreien Zustand umgerechnet und<br />
als Balken dargestellt. Das<br />
Fichtenhackgut als holzartige Biomasse<br />
hat im Vergleich <strong>zum</strong> halmgutartigen<br />
Schilf und Rohrglanzgras die höchste<br />
Schütt- bzw. Lagerungsdichte.<br />
Betrachtet man die verschiedenen<br />
Formen des Schilfes, so bildet der durch<br />
das Binden gepresste Ballen die höchste<br />
Dichte. Die Lagerungsdichte der in<br />
Ballen gepressten Halmgüter<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
unterscheidet sich bei Schilf und<br />
Schütt- und Lagerungsdichte o hne Wassergehalt<br />
Schütt- und Lagerungsdichte mit Wassergehalt<br />
Schütt- und Lagerungsdichte [kg/m³]<br />
Rohrglanzgras nur wenig. Lose<br />
Diagramm 2.5.1: Schütt- und Lagerungsdichten<br />
geschüttete Halmgüter weisen aufgrund<br />
der Luftzwischenräume nur geringe<br />
Schütt- und Lagerungsdichten auf. Die Struktur von losem Rohrglanzgras verändert sich nach dem<br />
Häckseln kaum, so dass loses und gehäckseltes Rohrglanzgras kaum Unterschiede aufweisen.<br />
Betrachtet man die Mischungen, so ist die Schüttdichte bei hohem Fichtenhackanteil von 95% mit<br />
Schilf und Rohrglanzgras etwa gleich. Mit abnehmendem Anteil des Hackgutes verringert sich die<br />
Dichte des Gemisches mit Rohrglanzgras in höherem Maße. Das Rohrglanzgras hat in gehäckselter<br />
Form ein höheres Volumen mit mehr Lufträumen und demnach eine geringere Schüttdichte. Dies ist<br />
im direkten Vergleich der Schilf- und Rohrglanzgrashäcksel zu erkennen und wirkt sich auch in den<br />
Mischungen aus.<br />
Fichtenhackgu t<br />
Schilfgroßballen<br />
Schilfrohr gesta pelt<br />
Schilfhäcksel<br />
Schilfrohr lose geschütte t<br />
Rohrgla nzgrasgro ßba lle n<br />
Rohrgla nzgrashäckse l<br />
Rohrglanzgras lose geschüttet<br />
Fichtenhackgu t/Schilfhäcksel 95/5%<br />
Fichtenhackgu t/Schilfhäcksel 90/10 %<br />
Fichtenhackgu t/Schilfhäcksel 85/15 %<br />
Fichtenhackgu t/Schilfhäcksel 80/20 %<br />
Fichtenhackgu t/Rohrglanzgrashä cksel 95/5%<br />
Fichtenhackgu t/Rohrglanzgrashä cksel 90/10%<br />
Fichtenhackgu t/Rohrglanzgrashä cksel 85/15%<br />
Fichtenhackgu t/Rohrglanzgrashä cksel 80/20%<br />
24
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Technologische Kenngröße: Rohdichte<br />
Rohdichten mit und ohne Wassergehalt<br />
Die Rohdichte wurde mit einem Pyknometer<br />
für jede Probe dreimal ermittelt<br />
Fichtenhack 2005<br />
und anschließend der Mittelwert<br />
1 Schilfrohr 12.2006<br />
4 Schilfrohr 01.2007<br />
7 Schilfrohr 02.2007<br />
gebildet. In Diagramm 2.5.2 sind die<br />
Rohdichten des Fichtenhackgutes und<br />
8 Schilfrohr 20.02.2007<br />
der Schilf- und Rohrglanzgrasproben<br />
9 Schilfrohr 20.02.2007<br />
dargestellt. Die blauen Balken zeigen die<br />
12 Schilfrohr 03.2007<br />
11 Rohrglanzgras 09.2006<br />
2 Rohrglanzgras 15.12.2006<br />
gemessenen Rohdichtewerte. Die<br />
dazugehörigen farblichen Balken zeigen<br />
3 Rohrglanzgras 15.12.2006<br />
den Rohdichtewert jeder Probe<br />
5 Rohrglanzgras 19.01.2007<br />
umgerechnet auf den wasserfreien<br />
6 Rohrglanzgras 19.02.2007<br />
10 Rohrglanzgras 30.03.2007<br />
0,00<br />
Rohdichte ohne Wassergehalt<br />
Rohdichte mit Wassergehalt<br />
100,00 200,00 300,00 400,00<br />
Rohdichte [kg/m³]<br />
500,00<br />
Zustand, der auch als Darrdichte<br />
bezeichnet wird. Berechnet wurde die<br />
Darrdichte mit Hilfe des gemessenen<br />
Wassergehalts. Das Fichtenhackgut als<br />
Diagramm 2.5.2: Rohdichten<br />
holzartige Biomasse hat die höchste<br />
Rohdichte. Das Schilf hat eine mit ca. 300kg/m³ erkennbar höhere Rohdichte als das Rohrglanzgras<br />
mit durchschnittlich 240kg/m³. Unterschiede in Zusammenhang mit den unterschiedlichen<br />
Erntezeitpunkten konnten nicht festgestellt werden.<br />
Technologische Kenngröße: Wassergehalt nach Ernte und Lagerungszeit<br />
W asserg ehalt vo r und nach Lag erung<br />
Bei Anlieferung im Labor wurde bei allen<br />
Proben eine thermogravimetrische Analyse<br />
Ficht enhack 2 0 0 5<br />
durchgeführt mit der unter anderem der<br />
1 Schilf ro hr 12 .2 0 0 6<br />
4 Schilf ro hr 0 1.2 0 0 7<br />
7 Schilf ro hr 0 2 .2 0 0 7<br />
8 Schilf ro hr 2 0 .0 2 .2 0 0 7<br />
Wassergehalt ermittelt werden kann. Nach<br />
einer Lagerungszeit der Proben von ca.<br />
einem halben Jahr im überdachten<br />
9 Schilf ro hr 2 0 .0 2 .2 0 0 7<br />
Außenlager wurde der Wassergehalt erneut<br />
12 Schilf ro hr 0 3 .2 0 0 7<br />
gemessen. Da das Fichtenhackgut seit dem<br />
11 Ro hrg lanzg ras 0 9 .2 0 0 6<br />
Frühjahr 2005 gelagert wird, war der<br />
2 Ro hrg lanzg ras 15.12 .2 0 0 6<br />
3 Ro hrg lanzg ras 15.12 .2 0 0 6<br />
5 Ro hrg lanzg ras 19 .0 1.2 0 0 7<br />
Wassergehalt bereits vor der ersten Messung<br />
entsprechend gering und änderte sich nach<br />
6 Ro hrg lanzg ras 19 .0 2 .2 0 0 7<br />
der Lagerzeit kaum. Bei den Schilf- und<br />
10 Ro hrg lanzg ras 3 0 .0 3 .2 0 0 7<br />
Rohrglanzgrasproben änderte sich der<br />
0 5 10 15 2 0 2 5 3 0 Wassergehalt nur bei den Proben wesentlich,<br />
W asserg ehalt in [ %]<br />
die bei der ersten Messung einen<br />
Diagramm 2.5.3: Wassergehalt vor und nach der Lagerung<br />
Wassergehalt von über 10% aufzeigten, da<br />
hier die Witterung noch einen stärkeren<br />
Trocknungseinfluss bewirkt. Bei den restlichen Proben waren nur noch geringe Unterschiede nach der<br />
Lagerung feststellbar.<br />
Verbrennungstechnische Kenngrößen: Heiz- und Brennwerte<br />
Die Ermittlung der Heiz- und Brennwerte wurde mit der Kalorimetrie (Normung nach DIN 51900)<br />
durchgeführt. Mit Hilfe der Kalorimetrie können Aussagen über den Energiegehalt von verschiedenen<br />
Energieträgern gemacht werden. Im Labor wurde mit dem Kaloriemeter der Brennwert der feuchten<br />
Probe gemessen und daraus der Brennwert der trockenen Probe errechnet. Die Bestimmung des<br />
Heizwertes erfolgt rechnerisch.<br />
25
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Probe mit Erntedatum<br />
Fichtenhack 2 005<br />
1 Schilfro hr 12.2 00 6<br />
4 Schilfro hr 0 1.2 007<br />
7 Schilfrohr 02 .2 007<br />
8 Schilfrohr 20 .02 .2 007<br />
9 Schilfrohr 20 .02 .2 007<br />
12 Schilfro hr 03 .2 007<br />
11 Ro hrg lanzgras 0 9.2 00 6<br />
2 Ro hrglanzg ras 15.12.2 00 6<br />
3 Ro hrglanzg ras 15.12.2 00 6<br />
5 Ro hrglanzg ras 19.0 1.2 007<br />
6 Rohrg lanzgras 19 .02 .20 07<br />
10 Ro hrg lanzgras 30 .03 .2 007<br />
Diagramm 2.5.4: Brennwerte trocken und feucht Diagramm 2.5.5: Heizwerte trocken und feucht<br />
Bezogen auf die Trockensubstanz ergaben die Messungen bei Schilf mit durchschnittlich 18.500 J/g<br />
oberem Heizwert und 17.100 J/g unterem Heizwert höhere Werte als das Rohrglanzgras mit durchschnittlich<br />
17.500 J/g oberem Heizwert und 16.200 J/g unterem Heizwert auf. Der Einfluss des<br />
Wassergehaltes auf den Heizwert ist deutlich erkennbar. So fällt z. B. der Heizwert bei Probe 3 des<br />
Rohrglanzgrases mit einem Wasseranteil von nahezu 30% entsprechend gering aus.<br />
Verbrennungstechnische Kenngrößen: Immediatanalyse<br />
Fichtenhack 2005<br />
1 Schilfrohr 12.2006<br />
4 Schilfrohr 01.2007<br />
7 Schilfrohr 02.2007<br />
8 Schilfrohr 20.02.2007<br />
9 Schilfrohr 20.02.2007<br />
12 Schilfrohr 03.2007<br />
11 Rohrglanzgras 09.2006<br />
2 Rohrglanzgras 15.12.2006<br />
3 Rohrglanzgras 15.12.2006<br />
5 Rohrglanzgras 19.01.2007<br />
6 Rohrglanzgras 19.02.2007<br />
10 Rohrglanzgras 30.03.2007<br />
Brennw erte trocken & feucht<br />
10.000 12.000 14 .00 0 16 .00 0 18 .0 00 20.00 0<br />
B rennwert [J/g]<br />
Ergebniss e Im m ediatanalyse<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
Anteile in [%]<br />
Aschegehalt [%] fixer Kohlenstoff [%] Flüchtige Bestandteile [%] Wassergehalt [%]<br />
Diagramm 2.5.6: Immediatanalyse<br />
Fichtenhack 20 05<br />
1 Schilfro hr 12.2006<br />
4 Schilfro hr 01.20 07<br />
7 Schilfrohr 0 2.2 007<br />
8 Schilfrohr 2 0.0 2.20 07<br />
9 Schilfrohr 2 0.0 2.20 07<br />
12 Schilfro hr 0 3.2 007<br />
11 Rohrg lanzgras 09.2006<br />
2 Rohrglanzg ras 15.12.2006<br />
3 Rohrglanzg ras 15.12.2006<br />
5 Rohrglanzg ras 19.01.2 007<br />
6 Rohrglanzgras 19.0 2.20 07<br />
10 Rohrglanzgras 3 0.0 3.2 007<br />
Verbrennungstechnische Kenngrößen: Elementaranalyse<br />
Die Immediatanalyse (Kurzanalyse) beinhaltet die<br />
Ermittlung des Wassergehaltes, der flüchtigen<br />
Bestandteile, des Gehalts an fixem Kohlenstoff und<br />
des Aschegehaltes. Zur Ermittlung dieser Anteile<br />
wurde das Verfahren der Thermogravimetrie nach<br />
DIN 51006 angewendet. Bei dieser Methode<br />
werden die Masseänderungen einer Probe in<br />
Abhängigkeit von Temperatur und Zeit gemessen<br />
und in Milligramm oder Prozent bezogen auf die<br />
Ausgangsmasse angegeben. Das Fichtenhackgut<br />
hat den höchsten Anteil brennbarer Stoffe der<br />
Proben und mit ca. 0,5% einen sehr geringen<br />
Ascheanteil. Die Schilfproben zeigen höhere<br />
Anteile an Flüchtigen Bestandteilen und fixem<br />
Kohlenstoff bei geringeren Aschewerten (ca. 5%)<br />
als die Rohrglanzgras-Proben (ca. 8%).<br />
Einen entscheidenden Einfluss auf die verbrennungstechnischen und physikalisch– mechanischen<br />
Eigenschaften hat die elementare Zusammensetzung der Brennstoffe. Auch für die Schadstoffbildung<br />
spielen die Einzelzusammensetzungen eine wichtige Rolle und müssen bei der Nutzung beachtet<br />
werden. Mit Hilfe der Elementaranalyse werden die in organischen Verbindungen enthaltenen<br />
Elemente festgestellt. Der Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bilden die wichtigsten Bausteine<br />
der organischen Moleküle und sind die Hauptbestandteile der Verbrennung. Weiterhin enthalten<br />
biogene Festbrennstoffe Anteile an Stickstoff und Schwefel. Durchgeführt wurde die Elementaranalyse<br />
im Institut für Energietechnik an der Technischen <strong>Universität</strong> Berlin. Die Werte für Chlor<br />
wurden der Literatur, die Werte für Asche der Immediatanalyse entnommen.<br />
26<br />
Heizw erte trocken & feucht<br />
10.0 00 12.0 00 14.0 00 16 .00 0 18 .000 20.000<br />
Heizwert [J/g]
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Tabelle 2.5.2: Elementaranalyse untersuchter Proben<br />
Probe Elementaranalyse<br />
C H O N S Cl Asche Summe<br />
[%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%]<br />
Fichtenhack 2005 48,67 6,70 43,66 0,40 0,037 0,003* 0,530 100,00<br />
1 Schilfrohr 12.2006 45,71 6,03 43,00 0,39 0,211 0,230* 4,430 100,00<br />
4 Schilfrohr 01.2007 49,97 6,59 38,33 0,38 0,182 0,230* 4,320 100,00<br />
7 Schilfrohr 02.2007 45,52 6,13 42,06 0,42 0,101 0,230* 5,540 100,00<br />
8 Schilfrohr 20.02.2007 46,58 6,25 42,14 0,52 0,107 0,230* 4,170 100,00<br />
9 Schilfrohr 20.02.2007 45,88 6,16 41,54 0,57 0,116 0,230* 5,500 100,00<br />
12 Schilfrohr 03.2007 47,25 6,63 42,33 0,36 0,116 0,230* 3,090 100,00<br />
11 Rohrglanzgras 09.2006 44,17 6,28 38,82 1,05 0,117 1,390* 8,180 100,00<br />
2 Rohrglanzgras 15.12.2006 44,68 5,92 39,32 0,95 0,223 1,390* 7,520 100,00<br />
3 Rohrglanzgras 15.12.2006 43,19 5,97 37,11 1,45 0,336 1,390* 10,560 100,00<br />
5 Rohrglanzgras 19.01.2007 42,88 4,36 39,08 1,10 0,220 1,390* 10,970 100,00<br />
6 Rohrglanzgras 19.02.2007 42,19 6,06 37,01 1,15 0,124 1,390* 12,080 100,00<br />
10 Rohrglanzgras 30.03.2007 42,64 6,15 37,72 1,34 0,112 1,390* 10,660 100,00<br />
*Quelle: http://www.fpp.at/pics/download/methoden_energieholz.pdf<br />
Die Hauptbestandteile Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff sind im Fichtenhackgut am höchsten.<br />
Die Schilfproben zeigen bei diesen Bestandteilen höhere Anteile als bei den Rohrglanzgrasproben auf.<br />
Chlor und Schwefelanteilen muss bei zu hohen Konzentrationen aufgrund korrosiver Wirkungen in<br />
der Feuerungsanlage besondere Aufmerksamkeit zukommen.<br />
Verbrennungstechnische Kenngrößen: Ascheschmelzverhalten<br />
A s c heerw eic hung<br />
Die Kenntnis über das Ascheschmelzverhalten<br />
und der Ascheinhaltsstoffe ist von Bedeutung, da<br />
F icht enhack 2 0 0 5<br />
die Gefahr der Verschlackung besteht. Ver-<br />
1 Schilf ro hr 12 .2 0 0 6<br />
schlackungen an den Wärmetauscherflächen<br />
4 Schilf ro hr 0 1.2 0 0 7<br />
7 Schilf ro hr 0 2 .2 0 0 7<br />
8 Schilf ro hr 2 0 .0 2 .2 0 0 7<br />
wirken sich negativ auf die Anlagentechnik und<br />
Anlagenfunktion aus. Damit wird die Effizienz<br />
9 Schilf ro hr 2 0 .0 2 .2 0 0 7<br />
der Verbrennung beeinträchtigt und der War-<br />
12 Schilf ro hr 0 3 .2 0 0 7<br />
11 R o hrg lanzg ras 0 9 .2 0 0 6<br />
2 R o hrg lanzg ras 15.12 .2 0 0 6<br />
tungsaufwand erhöht sich. Das Ascheschmelzverhalten<br />
ist durch verschiedene Tempera-<br />
3 R o hrg lanzg ras 15.12 .2 0 0 6<br />
turangaben gekennzeichnet und wird per Sicht-<br />
5 R o hrg lanzg ras 19 .0 1.2 0 0 7<br />
6 R o hrg lanzg ras 19 .0 2 .2 0 0 7<br />
kontrolle durchgeführt. Das Rundwerden der<br />
10 R o hrg lanzg ras 3 0 .0 3 .2 0 0 7<br />
Kanten und blähen des Körpers kennzeichnet die<br />
9 0 0 1.0 0 0 1.10 0 1.2 0 0 1.3 0 0 Erweichungstemperatur. Hat der Körper eine<br />
Erw eichung st emp erat ur in [ °C ]<br />
Kugelähnliche Form erreicht und ist noch so hoch<br />
wie seine Grundlinie, so ist die Sphärischtempe-<br />
Diagramm 2.5.7: Ascheerweichungstemperaturen<br />
ratur erreicht. Ist der Körper nur noch halb so<br />
hoch wie seine Grundlinie und hat die Form einer<br />
Halbkugel so ist die Halbkugeltemperatur erreicht. Wenn der Probekörper nur noch ein etwa Drittel<br />
der Höhe bei Halbkugeltemperatur hat, so ist die Fließtemperatur erreicht. Der Bereich zwischen<br />
Halbkugel- und Fließtemperatur ist der Schmelzbereich. Der Bereich vorher ist der Erweichungsbereich.<br />
Die Untersuchungen <strong>zum</strong> Ascheschmelzverhalten wurden in einem Röhrenofen, in dem Temperaturen<br />
bis 1200 °C erreicht werden, durchgeführt. Der Versuch wurde für jede Probe dreimal wiederholt und<br />
der Durchschnittswert für jede Probe (in Diagramm 2.5.7 dargestellt) ermittelt. Die Abweichung liegt<br />
bei maximal 20 °C. Ergebnis der Untersuchungen war das nur die Sphärischtemperatur ermittelt werden<br />
konnte. Die Halbkugeltemperatur und Fließtemperatur liegen vermutlich oberhalb der mit dem<br />
Versuchsaufbau maximal erreichbaren1.200 °C. Deutlich wurde, dass erste Erweichungserscheinungen<br />
bei den Rohrglanzgrasproben ab 980 °C auftreten, bei den Schilfproben bei 1060 °C. Bei den<br />
Proben des Fichtenhackgutes wurde der Erweichungsbeginn bei 1200°C festgestellt.<br />
27
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Verbrennungstechnische Kenngrößen: Ascheinhaltsstoffe<br />
Die Untersuchung der Asche auf Inhaltsstoffe ist relevant für die Möglichkeit diese später als Dünger<br />
zu verwenden. Sie besteht hauptsächlich aus Oxiden und Karbonaten.<br />
Tabelle 2.5.3: Ascheinhaltsstoffe<br />
Nr./ Probe MgO Na2O K2O SiO2 Fe2O3 Al2O3 CaO MnO TiO2 P2O5<br />
[%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%]<br />
Mix 4/1 Holz/Halmgut 0,98 1,23 3,41 77,10 1,86 4,66 9,07 0,065 0,235 0,77<br />
Mix 3/1 Holz/Halmgut 0,94 1,09 3,44 78,17 1,92 4,54 8,01 0,068 0,250 0,73<br />
Fichtenhack 2005 8,62 1,71 0,89 21,11 1,32 1,30 39,83 9,02 0,098 6,80<br />
1 Schilfrohr 12.2006 0,86 1,73 2,11 88,65 0,10 0,10 3,72 0,145 0,011 1,10<br />
4 Schilfrohr 01.2007 0,88 1,81 1,98 85,55 0,20 0,15 4,07 0,120 0,017 1,09<br />
7 Schilfrohr 02.2007 1,09 0,74 0,68 90,85 0,08 0,10 3,81 0,104 0,012 1,46<br />
8 Schilfrohr 20.02.2007 1,76 1,02 1,24 89,29 0,13 0,13 2,97 0,123 0,015 1,43<br />
9 Schilfrohr 20.02.2007 0,88 0,26 0,33 92,46 0,18 0,20 3,18 0,181 0,018 1,46<br />
12 Schilfrohr 03.2007 1,49 1,74 1,34 87,83 0,17 0,17 2,60 0,120 0,018 1,00<br />
11 Rohrglanzgras 09.2006 5,49 2,36 3,90 73,42 0,11 0,12 9,19 0,195 0,014 2,81<br />
2 Rohrglanzgras 15.12.2006 1,09 0,65 0,51 91,91 0,05 0,09 2,90 0,064 0,011 1,31<br />
3 Rohrglanzgras 15.12.2006 1,75 0,71 1,49 85,99 0,12 0,13 5,14 0,127 0,015 3,23<br />
5 Rohrglanzgras 19.01.2007 1,27 0,57 0,79 86,62 0,18 0,15 5,52 0,123 0,016 3,05<br />
6 Rohrglanzgras 19.02.2007 1,10 0,39 0,50 86,71 0,23 0,16 6,04 0,103 0,016 3,61<br />
10 Rohrglanzgras 30.03.2007 0,92 0,40 0,78 89,01 0,20 0,19 4,00 0,129 0,018 3,19<br />
Die Untersuchung auf Inhaltsstoffe von Mix 4/1 und Mix 3/1 wurden von Ascheproben der<br />
Verbrennungsversuche in Friedland durchgeführt. Es handelt sich um Mischungen von Holz mit<br />
Rohrglanzgras.<br />
2.5.4 Brennstoffe<br />
Um die Verbrennungsversuche am Festbrennstoffkessel durchführen zu können wurde ein Teil des<br />
Rohrglanzgrasballen und Schilfballen mit einem herkömmliche Gartenhäcksler zerkleinert. Die<br />
Längen betrugen nach der Zerkleinerung bis zu 15 cm. Das Fichtenhackgut wies Längen bis 10 cm<br />
und Breiten bis 5 cm auf. Nach der Zerkleinerung wurden Mischungen von Rohrglanzgrashäcksel mit<br />
Fichtenhackgut bzw. Schilfhäcksel mit Fichtenhackgut in 5% Schritten hergestellt. Der maximale<br />
Anteil betrug dabei 20% des entsprechenden Halmgutes.<br />
2.5.5 Verbrennung<br />
Für die Durchführung von Verbrennungsversuchen stand an der FH ein 50 kW Holzvergaserkessel<br />
(Prinzip der Sturzbrandtechnik) vom Typ thermi nator 50 zur Verfügung. Der Kessel ist an einen Heizkreislauf<br />
mit integriertem Wärmespeicher und Verbindung <strong>zum</strong> Kühlteich zur Wärmeabfuhr<br />
angeschlossen. Zur Ermittlung der Rauchgaszusammensetzung wurde ein Rauchgasanalysegerät (Typ<br />
IM 2000 P) eingesetzt.<br />
28
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Automatische Fördereinrichtungen am Kessel erlauben einen kontinuierlichen stationären Betrieb der<br />
Feuerung, der für die Bewertung des späteren Verbrennungsverhaltens im Kraftwerk Friedland<br />
wesentlich ist. Um einen Referenzwert für die Verbrennungsversuche zu erhalten, wurde als erstes nur<br />
Fichtenhackgut verbrannt. Eine Monoverbrennung der Halmgüter Schilf oder Rohrglanzgras war<br />
allerdings nicht möglich, da mit den gegebenen Fördereinrichtungen der Versuchsanlage (Förderschnecken<br />
für Hackgut und Pellets) und die geringe Energiedichte der losen Schüttung nicht genügend<br />
Brennstoff für einen kontinuierlichen Betrieb in den Brennraum eingebracht werden konnte. Durch die<br />
große Oberfläche verbrennt das Halmgut zudem so schnell das die maximal einstellbaren<br />
Förderzyklen zu langsam sind, um genug Brennstoff nachzufördern.<br />
Der hohe Ascheanteil von über 5% und die Struktur der Asche beider Brennstoffe behindern außerdem<br />
bei länger andauerndem Versuchsbetrieb den weiteren Verbrennungsprozess, da sie auf dem Rost<br />
liegen bleiben und nicht abgeführt werden. Durch diese genannten Ursachen war eine reine<br />
Monoverbrennung von Schilf oder Rohrglanzgras im vorhandenen Kessel nicht möglich. Die<br />
Messwertaufnahme musste deshalb nach kurzer Zeit beendet werden. Für die weiteren<br />
Verbrennungsversuche wurde Fichtenhackgut in 5% Schritten mit Schilf und Rohrglanzgras bis zu<br />
einem maximalen Halmgutanteil von 20% gemischt. Die Dominanz des Halmgutes wird schon bei<br />
einem Anteil von 5 % (siehe Abb. 4 und 8) deutlich.<br />
Die Verbrennungstests der Mischungen im 50kW Kessel haben gezeigt, dass bei diesem Versuchsstand<br />
maximal 10% Schilf oder Rohrglanzgras unter bestimmten Vorausetzungen beigemischt werden<br />
können. Bei höherem Halmgutanteil besteht die Gefahr das Asche den Rost blockiert und damit den<br />
Verbrennungsprozess behindert. Ein Automatischer Ascheaustrag (wie bei Halmgutfeuerungen üblich)<br />
würde diese Probleme ausschließen.<br />
Bei den Rauchgasmessungen wurden keine Überschreitungen von zulässigen Maximalwerten nach<br />
der 1.BImSchV wie <strong>zum</strong> Beispiel Kohlenmonoxid (4000 mg/m³ für Stroh und pflanzenähnlichem<br />
Material) festgestellt. Durch die nur geringen Anteile des Halmgutes innerhalb der<br />
Brennstoffmischung sind zudem keine Probleme durch Schwefel- und Chloranteile im Brennstoff in<br />
Bezug auf Korrosion zu erwarten.<br />
29
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Brennraumtem peratur in [°C]<br />
Diagramm 2.5.8: Fichtenhackgut Diagramm 2.5.9: Mischung Schilf Diagramm 2.5.10: Mischung RGG<br />
Kohlenmonoxi [mg/m³]<br />
4000,00<br />
3500,00<br />
3000,00<br />
2500,00<br />
2000,00<br />
1500,00<br />
1000,00<br />
500,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte CO und NO auf Be zugssauerstoff 13%<br />
Me ssdauer (21Min)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert nach BImSchV CO [mg/m³] Stickstoffmonoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenmonoxi<br />
[mg/m3]<br />
4000,00<br />
3500,00<br />
3000,00<br />
2500,00<br />
2000,00<br />
1500,00<br />
1000,00<br />
500,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte CO und NO auf Be zugssauerstoff 13%<br />
Me ssdauer (23Min)<br />
30<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstoff monoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenmonoxi [mg/m³]<br />
4000,00<br />
3500,00<br />
3000,00<br />
2500,00<br />
2000,00<br />
1500,00<br />
1000,00<br />
500,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte CO und NO auf Be zugssauerstoff 13%<br />
Me ssdauer (64Min)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstoff monoxid NO<br />
Diagramm 2.5.11: Fichtenhackgut Diagramm 2.5.12: Mischung Schilf Diagramm13: Mischung RGG<br />
Kohlenw asserstoffe<br />
[%]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Messdaten Verbrennungswerte Fichtenhackgut<br />
Zeit (40Min)<br />
T_BR [°C] Ø T_K_Vorlauf [°C] T_RG [°C] Leistung [kW]<br />
Rauchga swerte HC und SO2 auf Be zugssa uerstoff 13%<br />
M essdauer (21M in)<br />
Kohlenw asserstoff HC Schw efeldioxid SO2<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenw asserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Messdaten Verbrennungswerte 90% Fichtenhackgut 10% Schilfhäcksel<br />
Rauchga swerte HC und SO2 auf Be zugssa uerstoff 13%<br />
M essdauer (23M in)<br />
Kohlenw asserstoff HC Schw efeldioxid SO2<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenw asserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Rauchga swerte HC und SO2 auf Be zugssa uerstoff 13%<br />
M essdauer (64M in)<br />
Kohlenw asserstoff HC Schw efeldioxid SO2<br />
Diagramm 2.5.14: Fichtenhackgut Diagramm 2.5.15: Mischung Schilf Diagramm 2.5.16: Mischung RGG<br />
Diagramm 2.5.8 zeigt den Verbrennungslauf des Fichtenhackgut. Die deutlich sichtbaren<br />
Schwankungen werden durch die Fördrzyklen verursacht. Bei den Mischungen sind die<br />
Schwankungen stärker ausgprägt, da der Verbrennungsprozess schneller abläuft.<br />
Um einen Vergleich der Rauchgasmessdaten zu ermöglichen wurden die ermittelten Werte gemäß der<br />
1. Bundesimmissionsschutzverordnung (1.BImSchV) für eine Anlagengröße für 50 kW<br />
(Holzvergaserkessel) auf einen Bezugssauerstoffgehalt von 13% umgerechnet. Überschreitungen von<br />
Grenzenwerten wurden nicht festgestellt.<br />
Begleitende großtechnische Verbrennungsversuche mit Emissionsmessungen im Biomasseheizkraftwerk<br />
Friedland<br />
Das Biomasseheizkraftwerk der Firma GMK (Gesellschaft für Motoren und Kraftanlagen mbH) in<br />
Friedland nutzte bisher ausschließlich Holzhackschnitzel zur Wärme- und Stromerzeugung.<br />
Abbildung 2.5.12: Kraftwerk Friedland mit Leistungskenndaten<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
T_K_Vorlauf; T_RG in [°C]<br />
Leistung in [kW]<br />
Brennraumtem peratur in [°C]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Zeit (54Min)<br />
T_BR [°C] Ø T_K_Vorlauf [°C] T_RG [°C] Leistung [kW]<br />
Biomasseheizkraftwerk Friedland<br />
Elektrische Leistung: bis 0,5 MW<br />
Thermische Leistung: bis 3,3 MW<br />
Brennstoffbedarf: 6.000 – 20.000 t p.a.<br />
(Holzfeuchte 50%)<br />
Betriebsdauer: 7.500 h p.a.<br />
In Friedland wurden eine Woche lang Verbrennungsversuche durchgeführt, bei denen Rohrglanzgras<br />
in Mischungen mit Fichtenhackgut (Mischungsverhältnis Holz/Halmgut 5/1 bis 1/1) als Brennstoff<br />
eingesetzt wurde. Um die Mischungen zu realisieren wurden die Rohrglanzgrasballen in einem<br />
vorhandenen Brecher in den entsprechenden Verhältnissen mit dem Holz zerkleinert und in die Anlage<br />
befördert. An vier Tagen wurden dabei begeleitend Rauchgasmessungen der Fachhochschule<br />
durchgeführt. Die Messungen haben eine sehr gute Verbrennung mit nur geringen Emissionen von<br />
Kohlenmonoxid aufgezeigt, die sich weit unterhalb der Emissionsgrenzwerte befanden. Folgende<br />
Diagramme zeigen die Ergebnisse der Rauchgasmessung der verschiedenen Mischungen von<br />
Holzhackgut mit Rohrglanzgras.<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
T_K_Vorlauf; T_RG in [°C]<br />
Leistung in [kW]<br />
Brennraumtemperatur in<br />
[°C]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Messdaten Verbrennungswerte<br />
90% Fichtenhackgut 10% Rohrglanzgrashäcksel<br />
Zeit (80Min)<br />
T_BR [°C] Ø T_K_Vorlauf [°C] T_RG [°C] Leistung [kW]<br />
0,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
T_K_Vorlauf; T_RG in [°C]<br />
Leistung in [kW]<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Kohlenmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
300,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte CO und NO auf Bezugssauerstoff 11%<br />
M e s sdaue r (21M in)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstof fmonoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenwasserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte HC und SO2 auf Be zugssauerstoff 11%<br />
31<br />
M e s s daue r (21M in)<br />
Kohlenw asserstof f HC Schw ef eldioxid SO2<br />
Diagramm 2.5.17: Mischung 5/1 Diagramm 2.5.18: Mischung 5/1<br />
Kohlenmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
300,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte CO und NO auf Bezugssauerstoff 11%<br />
M e s sdaue r (21M in)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstof fmonoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenwasserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte HC und SO2 auf Be zugssauerstoff 11%<br />
M e s s daue r (21M in)<br />
Kohlenw asserstof f HC Schw ef eldioxid SO2<br />
Diagramm 2.5.19: Mischung 4/1 Diagramm 2.5.20: Mischung 4/1<br />
Kohlenmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
300,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Rauchgaswe rte CO und NO auf Be zugssauerstoff 11%<br />
M e s sdaue r (21M in)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstof fmonoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenwasserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte HC und SO2 auf Be zugssauerstoff 11%<br />
M e s s daue r (21M in)<br />
Kohlenw asserstof f HC Schw ef eldioxid SO2<br />
Diagramm 2.5.21: Mischung 3/1 Diagramm 2.5.22: Mischung 3/1<br />
Kohlenmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
300,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Rauchgaswe rte CO und NO auf Be zugssauerstoff 11%<br />
M e s sdaue r (21M in)<br />
600,00<br />
500,00<br />
400,00<br />
300,00<br />
200,00<br />
100,00<br />
Kohlenmonoxid CO Emissionsgrenzw ert CO [mg/m³] Stickstof fmonoxid NO<br />
0,00<br />
Stickstoffmonoxid<br />
[mg/m³]<br />
Kohlenwasserstoffe<br />
[%]<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
Rauchgasw erte HC und SO2 auf Bezugssauerstoff 11%<br />
Me ssdauer (21M in)<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Kohlenw asserstoff HC Schw efeldioxid SO2<br />
Diagramm 2.5.23: Mischung 2/1 Diagramm 2.5.24: Mischung 2/1<br />
Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse erfolgt im Endbericht.<br />
2.5.6 Fazit<br />
Die Verbrennungsversuche an der kleintechnischen Anlage als Vorversuche für Friedland haben<br />
gezeigt das ein maximaler Anteil von Rohrglanzgras und Schilf von 10% <strong>zum</strong> Holzhackgut für einen<br />
Verbrennungsvorgang wie <strong>zum</strong> Beispiel das Aufheizen des Wärmespeichers möglich ist. Eine<br />
längerfristige Verbrennung war aber nicht möglich, da sich zu viel Asche auf dem Rost ablagerte und<br />
den Verbrennungsprozess behinderte. Bei einer Erhöhung des Halmgutanteiles beschleunigte sich<br />
dieser Prozess und es entstanden zusätzliche Probleme mit der Zuführung. Ein Überschreitung der<br />
Rauchgasgrenzwerte wurde dabei nicht festgestellt.<br />
Im Biomasseheizkraftwerk existiert ein bewegtes Rost so dass durch automatischen Ascheaustrag kein<br />
Stau entstehen konnte. Dadurch war ein Anteil von 26% Rohrglanzgras möglich. Bei höheren Anteilen<br />
gab es ebenfalls Probleme mit ausreichender Brennstoffzuführung und Aufrechterhaltung der<br />
Leistung. Auch hier wurden keine Überschreitungen der Grenzwerte für die Rauchgasmessung<br />
festgestellt.<br />
250,00<br />
200,00<br />
150,00<br />
100,00<br />
50,00<br />
0,00<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]<br />
Schwefeldioxid<br />
[mg/m³]
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
2.6. Gesellschaft für Motoren und Kraftanlagen (GMK), Bargeshagen<br />
2.6.1 Anlass und Zielsetzung des Teilprojektes<br />
Die Aufgabe der Gesellschaft für Motoren und Kraftanlagen mbH ist die thermische Verwertung von<br />
Schilf und Rohrglanzgras (RGG) in einem großtechnischen Versuch.<br />
In den ersten Anlaufgesprächen <strong>zum</strong> Projekt ENIM wurde erörtert, dass der großtechnische Verbrennungsversuch<br />
im Biomasseheizkraftwerk (BMHKW) Friedland lediglich mit der vorhandenen Technik<br />
durchgeführt werden kann. Eine erhebliche Veränderung der Anlage zur Verbrennung von Schilf<br />
und RGG ist auszuschließen. Bei drohender Gefahr für Mitarbeiter und Technik sowie für den<br />
sicheren Betrieb der Anlage ist eine sofortige Einstellung der Testverbrennung in Betracht zu ziehen.<br />
Folgende Ziele dienten als Leitfaden für den großtechnischen Versuch:<br />
1.) Die Eignung der o. g. Brennstoffe für vorhandene Anlagen als Zusatz- bzw. Alternativbrennstoffe.<br />
2.) Die Ermittlung optimaler Mischungsverhältnis für die Anwendung als Zusatzbrennstoff<br />
für die vorhandene Technik im BMHKW.<br />
3.) Analyse der Rauchgase und Verbrennungsrückstände.<br />
Erste Ergebnisse der Brennstoffanalysen durch die FHST gaben Kenntnis über die physikalischen und<br />
chemischen Brennstoffeigenschaften. Besonders die Energiedichte des Brennmaterials ist für die<br />
Logistik und die Fördertechnik im Kraftwerk von hoher Bedeutung.<br />
Die geringe Energiedichte sowie die physikalische Struktur des RGG schloss eine Monoverbrennung<br />
im BMHKW Friedland, aufgrund der hier vorhandenen Fördertechnik (Schubboden und Kratzkette)<br />
aus. Weiterhin konnten Erkenntnisse über die Schütt- und Lagerdichte getroffen werden. Die Anlieferung<br />
der Materialien in Form von Ballen ist logistisch zwingend erforderlich. Demnach ist eine Ballenauflösung<br />
und die Mischung des Schilf bzw. RGG mit dem zur Verfügung stehendem Holz am<br />
Kraftwerk notwendig.<br />
Mögliche Probleme während des Verbrennungsversuches wurden bereits im Vorfeld erörtert, diese<br />
sind nachstehend dargestellt:<br />
- Prüfung der vorhandenen Aufbereitungstechnik für die Materialien RGG und Schilf,<br />
- Förderfähigkeit der vorhandenen Technik für die Materialien,<br />
- Möglichkeiten der Brennstoffmischungen mit vorhandener Technik,<br />
- Mengenabschätzung des tatsächlich verbrannten Materials ist aufgrund der vorhandenen<br />
Technik nur grob möglich,<br />
- Auswirkungen der Feinanteile auf die Verbrennung und Entaschung,<br />
- Leistungshaltung mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen und Energiedichten,<br />
- Zu hohe Temperaturen im Feuerraum, aufgrund zu trockenen Verbrennungsmaterials,<br />
- Ascheschmelzverhalten und daraus resultierende Probleme mit Flugascheanhaftungen,<br />
2.6.2 Ergebnisse<br />
Aufbereitung<br />
Entsprechend erster Erkenntnisse aus Gesprächen und Analysen, wurde ein Test zur Brennstoffaufbereitung<br />
mittels der im BMHKW vorhandenen Technik (Walzenbrecher) geplant und am 25.04.2007<br />
durchgeführt. Bei diesem Test stellte sich heraus, dass die erhoffte Zerkleinerung der Materialien<br />
(Schilf und RGG) nicht eintrat, und der Brecher <strong>zum</strong> Verstopfen neigte. Dieses Problem musste<br />
manuell behoben werden und beeinflusste die Durchsatzleistung des Brechers negativ. Für die<br />
Aufbereitung von RGG in Ballenform war der Aspekt der Ballenauflösung entscheidend. Die RGG-<br />
Ballen sind mit Standardabmessungen von 1,3 m Höhe, 1,3 m Durchmesser und 230 kg Gewicht dem<br />
Brech- und Brennversuch zur Verfügung gestellt worden.<br />
32
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Bei der Schilfaufbereitung wurde die ursprüngliche Struktur zwar verändert, trotzdem wurden die<br />
Halme teilweise in ihrer kompletten Länge wieder ausgestoßen.<br />
Das Gesamtergebnis der Brennstoffaufbereitung war eher unbefriedigend. Vorab kann davon<br />
ausgegangen werden, dass schnell laufende Hacker mit Horizontalzuführung besser zur Schilfaufbereitung<br />
geeignet sind.<br />
Abbildung 2.6.1: Brecherbeschickung und Verstopfung des Brechers beim Brechversuch<br />
Basierend auf den Erfahrungen der Testaufbereitung wurde der Brecher zur Herstellung der<br />
erforderlichen Mischungsverhältnisse eingesetzt. Das Volumen der Radladerschaufel sowie die<br />
angelieferte Ballenmasse ließen relativ präzise Angaben zu den Brennstoffmischungen zu. In der<br />
folgenden Tabelle sind die einzelnen Mischungsverhältnisse ausgewiesen.<br />
Tabelle 2.6.1: Gewichtsverteilung Brennmaterial<br />
Materialgewicht /kg Masse / Volumen<br />
kg / Behälter kg / m ³ kg / Schaufel<br />
Bezugsvolumen /m ³ 0,125 1 2,5<br />
Ballen RGG /kg - 133 -<br />
Hackschnitzel (G50) 32,5 260 650<br />
/kg 32,1 257 642<br />
32,9 263 658<br />
Mittel 32,5 260 650<br />
Hackschnitzel (Schredder) 22,4 179 448<br />
/kg 22,9 183 458<br />
21,9 175 438<br />
Mittel 22,4 179 448<br />
Rohrglanzgras gebrochen 4,2 34 84<br />
/kg 3,5 28 70<br />
2,8 22 56<br />
Mittel 3,5 28 70<br />
Mischung<br />
Rohrglanzgras / Holz 1/4.5 18,8 150 376<br />
/kg 20,5 164 410<br />
19,6 157 392<br />
Mittel 19,6 157 393<br />
Rohrglanzgras / Holz 1:3 20,5 164 410<br />
/kg 19,8 158 396<br />
21,2 170 424<br />
Mittel 20,5 164 410<br />
Rohrglanzgras / Holz 1:2 20,4 163 408<br />
/kg 19,7 158 394<br />
21,4 171 428<br />
Mittel 20,5 164 410<br />
33
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Zur Ermittlung der spezifischen Massen wurden Wägungen der Brennmaterialien vorgenommen. Dies<br />
ermöglichte zusätzlich eine bessere Abschätzung der Mischungsverhältnisse sowie der tatsächlich zur<br />
Verfügung stehenden Volumina. Eine Ermittlung der Mischungsverhältnisse bezogen auf das<br />
Volumen konnte nicht vorgenommen werden, da die Ergebnisse der Wägung von RGG, bedingt durch<br />
die enorme Volumenzunahme nach der Aufbereitung, zu unterschiedlich waren.<br />
Der Einsatz des Brechers zur Herstellung der Brennstoffaufbereitung ermöglichte zudem optisch homogene<br />
Mischungen, sowie eine gleichmäßige Struktur des Brennmaterials. Hierfür wurde der Brennstoff<br />
zweifach gebrochen bzw. gemischt. Im ersten Arbeitsgang erfolgte die Zusammenstellung des<br />
gewünschten Mischungsverhältnisses, im zweiten Arbeitsgang wurde die Homogenität hergestellt.<br />
Durch die häufige Anzahl der Brüche war die Brennstoffaufbereitung deutlich zeitintensiver als ursprünglich<br />
geplant. Die Mischung der beiden Brennstoffe (Holz und RGG) mittels Brecher verursachte<br />
eine Verfilzung des Materials, was auf die Struktur des RGG zurückzuführen ist. Dies führte zu<br />
gelegentlichen Verstopfungen des Brechers und wirkte sich fortlaufend auf die Fördertechnik und das<br />
Brennverhalten aus. Aufgrund der zahlreichen Verstopfungen des Brechers, musste dieser<br />
Anschließend einer Wartung unterzogen und das Brecherband ausgetauscht werden.<br />
Abbildung 2.6.2: Brennstoffaufbereitung mittels werksinternen Brecher für die Testverbrennung<br />
Um die Fördercharakteristik des RGG detaillierter als geschehen einzuschätzen, wäre eine Siebkornanalyse<br />
(Korngrößenverteilung) von Vorteil, welche gegebenenfalls bei Folgeuntersuchungen<br />
berücksichtigt werden sollte. Diese widerspiegelt die Aufbereitungstechnik und kann Aufschlüsse über<br />
Verbesserungsmaßnahmen hinsichtlich des Förderverhaltens geben.<br />
Verbrennung<br />
Die Leistung der Feuerungsanlage wurde aufgrund des gewählten Testzeitraumes auf ca. 2,5 MW<br />
FWL gedrosselt, um eine Rückkühlung der Abwärme der ORC- Anlage über Tischkühler<br />
sicherzustellen und konstante Rahmenbedingungen (konstante Leistungsabnahme) für den<br />
Testzeitraum zu schaffen. Schwankungen der Wärmeabnahme aus dem Netz hatten somit keinen<br />
Einfluss auf die Testverbrennung.<br />
Brennmaterialverbrauch<br />
Die Abschätzung der tatsächlich eingesetzten Brennstoffmenge gestaltete sich sehr kompliziert. Hier<br />
ist vor allem die Volumenzunahme des RGG durch die Aufbereitung, die Fördertechnik und die<br />
anschließende Verdichtung bei der Brennstoffzufuhr ausschlaggebend. Die tatsächlich zugeführte<br />
Brennstoffmenge bezogen auf die unterschiedlichen Mischungsverhältnisse ist kaum ermittelbar, da<br />
das Brennstoffsilo nicht leer gefahren werden kann. Dementsprechend ist lediglich eine Gesamtabschätzung<br />
des Brennstoffverbrauches über die Mischungsverhältnisse, der ungefähren Verbrennungszeit<br />
und der Heizwerte aus den Voranalysen möglich.<br />
34
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Tabelle 2.6.2: Mischungsverhältnisse und Brennstoffbedarf<br />
Mischungsverhältnis Massen<br />
%<br />
Zeit<br />
d<br />
35<br />
Hu<br />
MJ/kg<br />
Verbrauch<br />
kg/h<br />
Verbrauch<br />
kg/d<br />
Anteil RGG<br />
kg/d<br />
Rohrglanzgras / Holz 1/4.5 11% 1,5 10,8 837 20.098 2.293<br />
Rohrglanzgras / Holz 1:3 17% 1,5 11,1 814 19.542 3.344<br />
Rohrglanzgras / Holz 1:2 26% 2,0 11,5 782 18.764 4.817<br />
Rohrglanzgras / Holz 1:1 51% 0,0 12,8 704 16.894 8.673<br />
Der Gesamtverbrauch für RGG lässt sich auf ca. 18 t für die Testdauer ermitteln. Ferner war der Anteil<br />
an zusätzlichem Holz für die Testverbrennung mit 79 t deutlich höher, als bei der Planung angedacht.<br />
Das maximale Mischungsverhältnis von 1:1 (51 %) konnte aufgrund feuerungstechnischer und<br />
materialbedingter Einflüsse nicht erreicht werden. Die entsprechenden Zusammenhänge werden im<br />
Folgenden näher erläutert.<br />
Um bezüglich des Brennstoffverbrauches detailliierte Angaben erhalten zu können, wäre ein Umbau<br />
der Brennstoffzuführung erforderlich. Der Einsatz kontinuierlich arbeitender Bandwagen ist jedoch<br />
aus technologischen Aspekten nicht möglich. Gegebenenfalls sind optische Erfassungssysteme<br />
einsetzbar.<br />
Verbrennungsanlage<br />
Die nachstehende Abbildung zeigt den schematischen Aufbau der Feuerungsanlage. Hieraus<br />
ersichtlich sind die einzelnen Materialflüsse des BMHKW.<br />
Abbildung 2.6.3: Materialfluss im BMHKW Friedland<br />
Funktionsweise Brennstoffförderung<br />
Der Brennstoff wird nach Aufbereitung mittels Radlader dem Schubboden und von dort aus über<br />
Kratzkettenförderer und hydraulischen Stoker dem Brennraum zugeführt. Wie im Vorfeld erörtert,<br />
beherbergte die vorhandene Fördertechnik deutliche Probleme mit dem Gemisch aus RGG und Holz.<br />
In diesem Zusammenhang war weniger die Materialstruktur und Dichte von Bedeutung, sondern<br />
vielmehr die bereits erwähnte Verfilzung des Brennstoffgemisches. Die Verfilzung hemmte die
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Rieselfähigkeit des Brennstoffes, wodurch das Material teilweise über die Trittroste am Schubboden<br />
herausgeschoben wurde. Durch eine geringere Befüllung der Schubböden konnte dem<br />
entgegengewirkt werden, verursachte aber einen erhöhten Aufwand für das Kraftwerkspersonal.<br />
Die nachstehenden Abbildungen zeigen die Verfilzung des Materials, sowie deren Auswirkung auf<br />
den Schubboden.<br />
Abbildung 2.6.4: Verfilzung des Brennmaterials bedingt durch RGG<br />
Vom Schubboden aus, gelangt der Brennstoff über einen Kratzkettenförderer <strong>zum</strong> hydraulischen<br />
Stoker. Hier traten keine Verstopfungen innerhalb des Förderschachtes auf, jedoch stieg die Belastung<br />
auf den Kratzkettenförderer durch das verfilzte Material an. Durch einen verspätet festgestellten<br />
Schaden des Kratzketteförderers musste die Anlage in der Hauptwärmenutzungszeit einer Wartung<br />
unterzogen werden.<br />
Das mittels Kratzkettenförderer ankommende Material gelangt über einen Fallschacht mit<br />
Lichtschrankensteuerung <strong>zum</strong> Brennstoffeinschub in den Feuerraum. Bei erreichen der erforderlichen<br />
Höhe im Fallschacht, stoppt der Förderer und der hydraulische Stoker öffnet sich. Mittels Stoker wird<br />
anschließend das Material in die Brennkammer geschoben. Bei diesem Vorgang verdichtet sich der<br />
Brennstoff (Kompressionszone). In der Feuerbox (Brennkammer) wird das Material über einen<br />
geteilten Schrägrost langsam Richtung Ascheaustrag befördert. Auf dem Rost verbrennt es in den drei<br />
Zonen Trocknung, Vergasung, Ausbrand. Die entstandene Asche fällt teilweise durch den Rost, wird<br />
bis <strong>zum</strong> Rostende transportiert oder mit der Anlagenzuluft (Primärluft) als Flugasche ausgetragen.<br />
Brennverhalten<br />
Durch das hohe Brennmaterialvolumen wird die Lichtschranke des Brennstoffeinschubes relativ früh<br />
ausgelöst. Bei anschließender Komprimierung gelangt weniger Masse an Brennmaterial (gegenüber<br />
reiner Holzverbrennung) in die Feuerbox. Zum Erreichen der erforderlichen Leistung musste die<br />
Einschubszeit für den Brennstoff verringert (von 150 auf 80 sec.) werden. Dies reichte nicht aus, die<br />
erforderlichen Leistungen zu decken. Daraus resultierend ist eine Vergrößerung des<br />
Brennstoffeinschubbereiches bzw. eine Veränderung der Rostarchitektur (langgezogener Rost) zu<br />
empfehlen.<br />
Die unterschiedlichen Brennmaterialien der Mischungen weisen sehr unterschiedliche Eigenschaften<br />
auf, welche den Verbrennungsprozess positiv und negativ beeinflussen. RGG bspw. kann durch die<br />
Primärluft mitgezogen und erst in der Sekundärzone ausbrennen. Es neigt aber auch zur Bildung von<br />
Glutnestern, durch die im Stoker widerfahrene Verdichtung des Materials. Die kleinen „Ballen“<br />
resultierend aus der Eigenschaft zu verfilzen, werden durch die Feuerbox geschoben und benötigen<br />
eine sehr lange Ausbrandzeit, eine lange Verweilzeit auf dem Rost und eine erhöhte Primärluftzufuhr.<br />
Die alleinige Holzverbrennung findet in den drei Verbrennungszonen statt. In der Mischung mit RGG<br />
wird es jedoch in den Glutnestern gebunden, wodurch zusätzlich lange Ausbrandzeiten verursacht<br />
werden. Somit kam es teilweise <strong>zum</strong> Ausschub unverbrannten und glühenden Materials aus der<br />
Feuerbox. Eine Drosselung der Luftzufuhr für die erste Zone (Trocknung) und Erhöhung in der dritten<br />
36
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Zone (Ausbrand) bewirkte eine vollständige Verbrennung des Brennstoffgemisches. Zudem wurde die<br />
Brennstoffzufuhr leicht gedrosselt, was eine Leistungssenkung bewirkte.<br />
Die entstandene Asche des Brennmaterials wies gegenüber der Asche aus reiner Holzverbrennung<br />
deutlich feinere Bestandteile auf. Hinsichtlich der stärkeren Ablagerung auf der Strahlungsdecke und<br />
des erhöhten Reinigungsaufwandes (zweimal täglich), sowie dem erhöhten Feinanteil im<br />
Aschecontainer ist ein erhöhter Flugascheanteil zu erkennen.<br />
Die Erhöhung der Flugasche ist auf die physikalischen Eigenschaften von RGG zurückzuführen. RGG<br />
besteht aus einzelnen kleinen Halmen, welche durch die unterhalb der Roste eingeblasene Primärluft<br />
mitgezogen werden und teilweise erst unter zufuhr von Sekundärluft voll-ständig verbrennen. Die<br />
resultierende Asche legt sich daraufhin auf der Strahlungsdecke nieder. Weiterhin ist der Ascheanteil<br />
von RGG mit ca. 3,5 – 10 % deutlich höher als bei Holz (ca. 0,8 %). Dies führte zu einer höheren<br />
Belastung des Multizyklones und verursachte eine erst später erkannte Verstopfung der<br />
Umlenkkammern sowie des Rauchgaskanals.<br />
Das Brennmaterial (vor allem RGG) war deutlich trockner, wodurch die Brennraumtemperaturen auf<br />
über 950 °C anstiegen und die Leistungen gedrosselt werden musste. Eine anschließende Revision der<br />
Anlage zeigte leichte Versinterungen der Asche im Bereich der Strahlungsdecke aufgrund erhöhter<br />
Temperaturen und der hohen Feinanteile. Derartige Ablagerungen / Anhaftungen mussten mechanisch<br />
entfernt werden.<br />
Abbildung 2.6.5: links: Asche der RGG-Verbrennung rechts: Asche der Holzverbrennung<br />
Im Rahmen des o. g. Anlagenausfalls erfolgte auch die mechanische Reinigung der Umlenkkammern,<br />
der Rauchgasstrecke einschließlich ECO und Zyklon, welche durch den erhöhten Ascheanteil<br />
zugesetzt waren. Die Ascheanalyse gemäß Düngemittelverordnung sowie Abfallverordnung /<br />
Ablagerung auf Deponien durch einen unabhängigen Analysenservice ergab keine Bedenken. Zur<br />
Bewertung der Analysenergebnisse sind folgende Unterlagen heranzuziehen:<br />
- Prüfbericht 134-07-02 vom 26.10.2007<br />
- Düngemittelverordnung (DüMV) Geltung 05.12.2003 i.d.F. vom 26.11.2003 Anlage 1<br />
Der Vollständigkeit halber wird darauf hingewiesen, dass eine vereinzelte Probenuntersuchung keine<br />
repräsentativen bzw. belastbaren Erkenntnisse erbringen kann. Diesbezüglich werden weiter<br />
Nachuntersuchungen empfohlen. Eine Verwertung der Asche gemäß Düngemittelverordnung erscheint<br />
vorerst realisierbar, wodurch zusätzliche Kosten für die Deponierung entfallen und eine Rückführung<br />
der Asche auf ausgewiesene Flächen möglich ist und der Stoffkreislauf geschlossen werden kann.<br />
Die Ergebnisse der Brennstoffanalytik (Angefertigt durch FHST), insbesondere der Heizwert,<br />
basierend auf den Brennstoffproben der Testverbrennung weichen stark von den angenommenen<br />
Werten ab. Dies ist unter anderem auf eine verspätete Analyse und der daraus resultieren Trocknung<br />
des Brennmaterials zurückzuführen. Die Brennstoffeigenschaften (Heizwerte, Wassergehalt,<br />
37
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
Aschegehalt…) der eingesetzten Brennstoffe sowie deren Eigenschaften sind ausführlich im Bericht<br />
der FHST dargestellt.<br />
Während des Testzeitraumes wurden Rauchgasmessungen hinsichtlich Schadstoffbelastung mittels<br />
Analysegerät durch GMK und durch die FHST aufgezeichnet. Das BMHK Friedland ist genehmigungsrechtlich<br />
für die Verbrennung von naturbelassenen Waldfrischholzhackschnitzeln mit einer FWL<br />
kleiner 5 MWth zugelassen. Die einzuhaltenden Grenzwerte der TA-Luft 2002 sind nachfolgend<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 2.6.2: Mischungsverhältnisse und Brennstoffbedarf<br />
Schadstoffe Rohgasemission mg/Nm ³ Grenzwerte TA-Luft mg/Nm ³ h<br />
CO - 150<br />
SO2 - -<br />
NOx, NO2 180 250<br />
Partikel nicht ermittelbar 50<br />
Abbildung 2.6.6: Ergebnisse der Rauchgasmessung<br />
2.6.3 Fazit<br />
Die Verbrennung von RGG in Verbindung mit Holz ist in konventionellen Kraftwerken möglich. Es<br />
ist erforderlich, die gegebenen Bedingungen des jeweiligen Kraftwerkes zu berücksichtigen, diese<br />
können bspw. die Fördertechniken und die Leistungsabsenkung sein. Entsprechend dieser Bedingungen<br />
konnte ein maximales Mischungsverhältnis von 26 Massenprozent Zumischung an RGG<br />
ermittelt werden. Die maximale Anlagenleistung lag bei 50 %. Höhere Werte konnten aufgrund<br />
feuerungstechnischer Eigenschaften mit dem Zusatzbrennstoff nicht erreicht werden. Dementsprechend<br />
sind Anlagen für eine Verbrennung mit RGG größer zu dimensionieren.<br />
Die erforderlichen Grenzwerte der Asche sowie der Rauchgase können eingehalten werden, was eine<br />
Entsorgung der Reststoffe begünstigt. Als problematisch ist jedoch der hohe Aschegehalt des RGG<br />
anzusehen, der einen erhöhten Reinigungsaufwand der Anlage verursacht. Ferner ist der trockene<br />
Zustand des Brennstoffes als negativ für die Feuerungsanlage zu bewerten, da die Brennraumtemperaturen<br />
die zulässigen Werte erreicht, bzw. überschreitet.<br />
Die Fördertechnik und Aufbereitung ist von großer Bedeutung. Hier traten während des Tests, sowie<br />
unmittelbar danach deutliche Probleme auf. So ist eine andere Art der Ballenauflösung in Betracht zu<br />
ziehen und die Beschickung möglicherweise über Schnecken zu gestalten, um eine vorherige<br />
Mischung der Brennstoffe (RGG und Holz) zu umgehen.<br />
38
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
3 Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation<br />
3.1 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Das Projekt wurde auf der Woche der Umwelt (4.-6.6.07) dem interessierten Fachpublikum vorgestellt.<br />
Das Interesse war groß. Auch der Bundespräsident verweilte am Projektstand und ließ sich die<br />
Projektidee erklären.<br />
Auf der Fachtagung Klimaschutz durch Moorschutz der TU München und der Deutschen Gesellschaft<br />
für Moor- und Torfkunde (DGMT) in Freising vom 5.-6.10. 2007 wurde ein Vortrag <strong>zum</strong> Thema<br />
Paludikultur -Wiedervernässung und Energiebiomasse, gehalten.<br />
In Zusammenarbeit verschiedener Projektpartner wurde am 10.5.2007 ein Poster <strong>zum</strong> Thema“<br />
Utilisation of Common Reed as energy source“ auf der internationalen 15th European Biomass<br />
Conference and Exhibition in Berlin im International Congress Center Berlin vorgestellt.<br />
In Litauen wurde das Thema “Production and energetic utilization of biomass from rewetted<br />
peatlands” auf der 48th International Scientific Conference - Section: Heat, Power and Thermal<br />
Physics (11. – 13 Oktober 2007) vorgetellt.<br />
Auf dem Abschlusssymposium <strong>zum</strong> TWL Projekt Deutschland/Tschechien im Umweltministerium<br />
Prag <strong>zum</strong> Thema „ökonomische Instrumente im Naturschutz“ wurde ein Vortrag <strong>zum</strong> Thema Use of<br />
bioenergy as a source of surplus income in nature protected areas am 11.5.2007 präsentiert.<br />
3.2 Veröffentlichungen<br />
Wichtmann, W. & A. Schäfer (2007): Restoration of Drained Peatlands for Sustainable Use. In:<br />
Clewell, A. F. & J. Blignaut. Virtual fieldtrips to restoration. Island Press, pp. 125-129.<br />
Wichtmann, W. & H. Joosten (2007): Paludiculture: peat formation and renewable resources from<br />
rewetted peatlands. IMCG-Newsletter, issue 2007/3, August 2007, pp 24 - 28<br />
Barz, M., Ahlhaus M., Wichtmann W., Timmermann T. (2007): Production and energetic utilization<br />
of biomass from rewetted peatlands; Scientific Proceedings of the Riga Technical<br />
University, Section Heat, Power and Thermal Physics, Volume 22, RTU IZDEVNIECĪBA,<br />
RĪGA 2007<br />
Barz, M., Ahlhaus, M., Wichtmann, W. & T. Timmermann (2007): Utilisation of common reed as a<br />
renewable ressource . 15th European Biomass Conference and Exhibition. International<br />
Congress Center Berlin. 7, - 11.5.2007. Proceedings, 5 pages<br />
Wichtmann, W. & A. Schäfer (2007): Alternative management options for degraded fens – utilisation<br />
of biomass from rewetted peatlands. In: Okruszko, T., Maltby, E., Szatylowicz, J. Swiatek,<br />
D. & W. Kotowski 2007: Wetlands: Monitoring, Modeling and Management.Taylor &<br />
Francis/Balkema, Leiden, The Nettherlands, 273 - 279<br />
Rühs, M., W. Wichtmann, A. Schäfer & D. Czybulka (2007): Utilizing economic tools in nature<br />
protection. Recommendation Study. The European Union's Transition Facility 2004<br />
programme for Czech Republic. DUENE-Institute for Sustainable Use of the Earth’s<br />
Landscapes, Greifswald. 96 p.<br />
Wichtmann, W. (2006): Biomass for energy from rewetted peatlands. 2nd international baltic<br />
bioenergy conference: Use of bioenergy in the baltic sea region. Conference proceedings. FH<br />
Stralsund, S. 70 - 80<br />
Barz, M., Ahlhaus, M & W. Wichtmann (2006): Utilization of common reed for combined heat and<br />
power generation. 2 nd international baltic bioenergy conference: Use of bioenergy in the<br />
baltic sea region. Conference proceedings. FH Stralsund, S. 166 – 173<br />
39
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
4 Verwendete Literatur<br />
Björk, S & Granelli, W. (1978) Energy Reeds in the Environment. AMBIO 7, 150-156.<br />
Brix, H. (1995): The European Research Project on Reed Die-Back and Progression (EUREED). Limnologica<br />
29[1], 5-10. Urban & Fischer Verlag.<br />
Couwenberg, J. 2007: Biomass energy crops on peatlands: on emissions and perversions. IMCG Newsletter<br />
2007-3, p. 12 -14<br />
Eder ,G., Haslinger, W., & Wörgetter, M. (2004): Energetische Nutzung Von Schilfpellets. Gutachten Im<br />
Auftrag Der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9 Wasser Und Abfallwirtschaft. -53.<br />
Wieselburg, Austrian Bionenergy Centre GmbH.<br />
Gaudig, G. (2003): Klärschlammvererdung Mit Schilf. Literaturstudie. 12 S. Greifswald University.<br />
Granélli, W. (1984) : Reed Phragmites Australis (Cav.) Trin. Ex Stendel As an Energy Source in Sweden.<br />
Biomass [4], 183-208. England, Elsevier.<br />
Hartmann, H. (2005): Produktion, Bereitstellung Und Eigenschaften Biogener Festbrennstoffe. In: Leitfaden<br />
Bioenergie. Planung, Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Bioernergieanlagen., 2. überarb. Aufl. edn,<br />
pp. 52-90. FNR (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.), Gülzow.<br />
Hawke, C.J. & José, P.V. (1996): Reedbed Management for Commercial and Wildlife Interests Royal Society<br />
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Hofbauer, H., Linsmeyer, T., & Steurer, C. (2001): Machbarkeitsstudie Schilfverwertungsanlage. Endbericht -<br />
Kurzfassung 29.11.2001. -11. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9 Wasser- und<br />
Abfallwirtschaft, Landeswasserbaubezirksamt Schützen/Geb.<br />
Kautz, A.(2003): Nutzungskonzept Für Die Schilfmahd Im Biosphärenreservat Südost-Rügen.<br />
Koska, I. (2001): Ökohydrologische Kennzeichnung. In: Succow, M. & Joosten, H. (eds.):<br />
Landschaftsökologische Moorkunde 2nd ed., 92-111. Schweizerbart, Stuttgart.<br />
Lippert, K. (1990): Veränderung Und Bonitierung Von Schilfröhrichtvorkommen an Den Boddenküsten Der<br />
DDR. Wiss.Z.<strong>Ernst</strong>-<strong>Moritz</strong>-<strong>Arndt</strong>-Univ.Greifswald, Math.-nat.wiss.Reihe 39[3], 59-61.<br />
Lippert, K. (1990): Zur Bedeutung Der Naturressource Schilf an Den Boddengewässern Der DDR.<br />
Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern 33[Heft 1], 17-21.<br />
OAMV – Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (2001): Schilfrohr - Geschützter<br />
Biotop Und Wertvoller Rohstoff Rostock.<br />
Rodewald-Rudescu, L. (1974): Das Schilfrohr - Phragmites Communis TRINIUS Schweizerbart`sche<br />
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.<br />
Schäfer, A. & Degenhardt, S. (1999): Sanierte Niedermoore Und Klimaschutz - Ökonomische Aspekte. Archiv<br />
für Naturschutz und Landschaftsforschung 38, 335-354.<br />
Schäfer, A. & Wichtmann, W. (1998): Fen restoration and reed cultivation: First results of an interdisciplinary<br />
project in northeastern Germany - economic aspects. In: Fen restoration and reed cultivation: First<br />
results of an interdisciplinary project in northeastern Germany - economic aspects.<br />
Schäfer, A.(1999): Schilfrohrkultur Auf Niedermoor - Rentabilität Des Anbaus Und Der Ernte Von Phragmites<br />
Australis. Archiv für Naturschutz und Landschaftsforschung 38, 193-216.<br />
Schuster , J. (1985): Schilfverwertung - Erntestudie. In: <strong>Forschungs</strong>bericht 1981-1984, Vol. Sonderband 72. (ed.<br />
AGN (Arbeitsgemeinschaft Gesamtkonzept Neusiedler See)), pp. 587-618. Bundesministerium für<br />
Wissenschaft und Forschung und Gesundheit und Umweltschutz und dem Land Burgenland,<br />
Eisenstadt.<br />
Timmermann, T. (1999): Anbau Von Schilf (Phragmites Australis) Als Ein Weg Zur Sanierung Von<br />
Niedermooren - Eine Alternative Zu Etablierungsmethoden, Vegetationsentwicklung Und<br />
Konsequenzen Für Die Praxis. Arch.Naturschutz u.Landschaftsforsch. 38, 111-143.<br />
Timmermann, T. (2003): Nutzungsmöglichkeiten der Röhrichte und Riede nährstoffreicher Moore Mecklenburg-<br />
Vorpommerns. Greifswalder Geographische Arbeiten 31: 31-42<br />
Wichtmann, W. & Schäfer, A. (2004) Nutzung Von Niederungsstandorten in Norddeutschland. Wasserwirtschaft<br />
5, 19-22.<br />
Wichtmann, W. (1999): Nutzung Von Schilf (Phragmites Australis). Arch.Naturschutz u.Landschaftsforsch. 38,<br />
217-231.<br />
Wichtmann, W. (2006) Biomass for energy from rewetted peatlands. In: Biomass for energy from rewetted<br />
peatlands, Stralsund, 72-82.<br />
Wichtmann, W., Gensior, A., &Zeitz, J. (1997). Sanierung Eines Degradierten Niedermoores Mittels Anbau Von<br />
Schilf Als Nachwachsendem Rohstoff Unter Verwertung Kommunaler Abwässer (Kurzvorstellung<br />
Eines Interdisziplinären Verbundprojektes). Mittelungen der Deutschen Bodenkundlichen<br />
Gesellschaft 85[II], 1071-1074.<br />
Wichtmann, W., Knapp, M., & Jossten, H. (2000): Verwertung der Biomasse aus der Offenhaltung von<br />
Niedermooren. Z.f.Kulturtechnik und Landentwicklung 41, 32-36.<br />
40
Energiebiomasse aus wiedervernässten Niedermooren (ENIM) <strong>Zwischenbericht</strong><br />
5 Fazit Gesamtprojekt<br />
Die bisherigen Projektergebnisse bestätigen die Eignung von Biomasse aus wiedervernässten<br />
Niedermooren für die energetische Verwertung. Dies zeigen insbesondere die Untersuchungen zur<br />
stofflichen Qualität bzw. Brennstoffcharakteristik der Biomasse sowie die Verbrennungsversuche. Im<br />
Fortgang des Projekts soll nun Art der Aufbereitung des Brennstoffes in weiteren Untersuchungen<br />
genauer betrachtet werden. Es hat sich gezeigt, dass die lose Einbringung der Biomasse ggf. zu<br />
Problemen bei der Zuführung und bei der Verbrennung führen kann. Besonders seitens der<br />
Energiewirtschaft scheint sich das Interesse an der „neuen Rohstoffquelle“ zu verstärken. Neben der<br />
Substitution von Stroh kann sich ein Markt im Bereich Pellets, BtL und Zellulose-Alkohol entwickeln.<br />
Die für die Produktion von Niedermoorbiomasse (NMB) relevanten Gruppen haben großes Interesse<br />
an dem Produktionsverfahren für NMB. Neben der Bestätigung der grundsätzlichen Eignung des<br />
Rohstoffs hat sich auch das Interesse bei Naturschutz und Landwirtschaft im Verlaufe des Projektes<br />
positiv entwickelt. Sowohl von Seiten des Naturschutzes als auch der Landwirtschaft steht man dem<br />
Projekt und seinen Zielen aufgeschlossen gegenüber, dies haben der Workshop der ersten<br />
Projektphase und Gespräche mit Vertretern des Landwirtschafts- und Umweltministeriums M.-V.<br />
bestätigt. Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass der Anbau von Schilf auf wiedervernässten<br />
Niedermoorstandorten eine wichtige neue Landnutzungsform in moorreichen Regionen werden kann.<br />
Eine Umsetzung des Produktionsverfahrens im landwirtschaftlichen Betrieb kann insbesondere dann<br />
Relevanz erlangen, wenn Betriebe über einen hohen Anteil an Niedermoorflächen verfügen. Stehen<br />
Direktzahlungen für diese Flächen zur Verfügung, sollte die Biomasseproduktion auf wiedervernässten<br />
Niedermooren sowohl aus Rohrglanzgrasröhrichten als auch aus Schilfflächen heute bereits wirtschaftlich<br />
sein. Auch eine wirtschaftliche Produktion ohne Förderung erscheint möglich und wird<br />
angestrebt.<br />
Das Projekt liegt insgesamt im vorgesehenen Zeitplan. In den nächsten Monaten steht die Beschaffung<br />
von Schilfbiomasse für den zweiten Großverbrennungsversuch im Kraftwerk Friedland im Vordergrund,<br />
an der alle Teilprojekte mitwirken (Flächenauswahl, Beprobung, Analytik, Umsetzung, Transport/Bereitstellung,<br />
Lagerung). Im nächsten Schritt werden die landtechnischen Voraussetzungen für<br />
eine Etablierung des Produktionsverfahrens für Niedermoorbiomasse geklärt. Im Hinblick auf die<br />
Vorbereitung von <strong>Forschungs</strong>- und Entwicklungsprojekten, die auf dem vorliegenden Projekt<br />
aufbauen, wurden Gespräche mit verschiedenen potenziellen Projektträgern und Interessengruppen<br />
geführt, so z.B. im Bereich Landtechnik mit der HS Neubrandenburg sowie mit Landtechnikbetrieben,<br />
Landwirten und Biomasseverwertern.<br />
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